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Industrieanzeiger 19.18

Themen Antriebs-/Fluidtechnik, Automatisierung, Energie, Oberflächentechnik

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<strong>19.18</strong><br />

23.07.2018 | 140. Jahrgang www.industrieanzeiger.de<br />

Pneumatik Aufbruch in die neue Dimension Seite 24<br />

Antriebstechnik E-Antrieb von morgen ist vernetzt Seite 30<br />

Augmented Reality Unsichtbares sichtbar machen Seite 38<br />

Lim Kok Kiang, EDB<br />

Singapur beschleunigt<br />

4.0-Konzepte Seite 20<br />

Sonderteil<br />

Energie<br />

ab Seite 43<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 1


Veranstalter:<br />

Praxiskongress<br />

Recht<br />

<br />

<br />

<br />

Foto: © zolnierek, fotolia.com<br />

Jetzt<br />

anmelden!<br />

Praxiskongress<br />

Recht<br />

Arbeitgeber, Führungskräfte und Sifas wissen: Im Arbeitsschutz gibt es viele Rechte und<br />

Pflichten. Hier den Überblick zu behalten, ist eine Herausforderung. Der „Praxiskongress<br />

Recht“ am 5. Dezember 2018 schafft Abhilfe: Mit renommierten Referenten,<br />

aktuellen Urteilen und kompakten Erklärungen, auch zu neuen<br />

Entwicklungen in der Arbeitswelt.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

aktuelle Urteile aus dem Arbeitsschutz und deren Auswirkungen auf Betriebe<br />

<br />

<br />

2 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>


meinung<br />

Made in Germany<br />

by China<br />

China 1, Deutschland 0 – dies ist keine Prognose eines Spiels bei<br />

der nächsten Fußball-WM 2022 in Katar. Vielmehr spiegelt das Ergebnis<br />

das aktuelle Kräftemessen der beiden Industrienationen im<br />

rauen Wettbewerb der Elektromobilität wider. Ob sich Deutschland<br />

verfahren hat mit der Entscheidung, die Batteriezellfertigung dem<br />

Wettbewerb zu überlassen, wird erst die Zukunft zeigen. Bereits<br />

heute ist aber absehbar, dass die fernöstliche Übermacht auf diesem<br />

strategisch bedeutsamen Gebiet nicht mehr einzuholen ist. Da mag<br />

der Standort in Thüringen, den sich der chinesische Akkuzellenproduzent<br />

CATL für seinen Fabrikbau ausgesucht hat, für Deutschland<br />

nur ein schwacher Trost sein. Zwar wird dann auch auf europä -<br />

ischem Boden mit den Zellen eine Komponente<br />

produziert, die auf gut 60 Prozent an<br />

der Wertschöpfung der Batterie kommt, die<br />

wiederum das Herzstück des künftigen<br />

Mobilitätszeitalters darstellt. BMW hat bei<br />

CATL bereits Zellen in Milliardenhöhe<br />

geordert und Daimler Interesse bekundet.<br />

Doch ungeachtet des Beifalls der heimischen<br />

Autoszene zementieren die Wettbewerber<br />

aus Fernost nur mehr ihre schiere Übermacht<br />

bei dieser Schlüsseltechnologie. Auch<br />

wenn der Zulieferer aus China damit an<br />

seine Abnehmer heranrückt, ist der Schritt<br />

nach Thüringen ein schlauer Schachzug sogar<br />

für beide Seiten: Vom chinesischen Thüringen-Invest<br />

könnten die deutschen Autobauer<br />

profitieren, die auf dem weltgrößten<br />

Absatzmarkt für E-Autos nach signifikanten<br />

Marktanteilen streben. Wenn die Batterien<br />

ihrer Modelle das Siegel „Made in<br />

Germany by China“ tragen, könnte dies<br />

ihre Chancen im Reich der Mitte steigern.<br />

Zumindest dann, wenn Peking zumeist<br />

Elektroautos und Hybride subventioniert,<br />

die chinesische Batterien verwenden. •<br />

Themen <strong>19.18</strong><br />

06 Technik-Augenblicke<br />

08 Tipps der Redaktion<br />

20 Digitalisierung<br />

22 IT-Cloud<br />

24 Pneumatik 4.0<br />

30 Antriebstechnik<br />

34 Kunststoffschlauch<br />

36 Steuerungstechnik<br />

38 Augmented Reality<br />

41 Mensch-Maschine<br />

43 Sonderteil Energie<br />

59 Bauteilreinigung<br />

61 Lackiertechnik<br />

64 Produkte<br />

66 Glosse<br />

Spannende<br />

Berichte aus der<br />

Wissenschaft.<br />

Print, digital und als App.<br />

Jetzt<br />

lesen!<br />

Wissenschaft ist Spannung pur –<br />

mit bild der wissenschaft erfahren<br />

Sie schon heute, was morgen unser<br />

Leben bestimmt. In jeder Ausgabe<br />

finden Sie Aufsehen erregende<br />

Themen aus allen Bereichen von<br />

Forschung und Wissenschaft –<br />

detailliert und in verständlichen<br />

Zusammenhängen dargestellt.<br />

bild der wissenschaft.<br />

Verstehen, was dahintersteckt!<br />

Dietmar Kieser<br />

Stv. Chefredakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

www.direktabo.de/bdw/angebote<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 3


inhalt <strong>19.18</strong><br />

24 | Pneumatik 4.0<br />

Pneumatische Systeme sind<br />

zunehmend als dezentrale<br />

Antriebslösung mit integrierter<br />

Intelligenz aus gelegt. Mit<br />

Industrie 4.0 kommen neue<br />

Funktionen hinzu.<br />

38 | Augmented Reality<br />

Nur mit einer App, Dinge<br />

digitalisieren oder verborgene<br />

Prozesse visualisieren?<br />

Die AR-Technologie ermöglicht<br />

das für verschiedene<br />

Industrieanwendungen und<br />

verbessert die Mensch-<br />

Maschinen-Interaktion.<br />

20 | Interview<br />

Wie der Produktionsstandort<br />

Singapur auch bei Industrie<br />

4.0 den Turbo zündet, erläutert<br />

Lim Kok Kiang, Assistant<br />

Managing Director der<br />

Regierungsbehörde EDB.<br />

4 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>


News & Management<br />

03 Meinung<br />

Chinesischer Zellfabrikbau bei Erfurt<br />

bringt auch deutschen OEM Schub<br />

10 Kooperationen<br />

Große Familienunternehmen setzen auf<br />

Start-ups<br />

11 Batterie-Großfabrik<br />

Chinesischer Konzern in Thüringen<br />

12 Stromerzeugung<br />

Solar- und Windenergie führend<br />

13 Maschinenbau<br />

3D-Druck setzt sich durch<br />

16 Fertigung<br />

Neue Fräskinematik<br />

18 Messe AMB<br />

Neue Sonderschau Digital Way<br />

19 B2B-Marketing<br />

Umfrage erfasst Branchenstimmung<br />

●20 Interview<br />

EDB-Manager Lim Kok Kiang zur<br />

Industrie-4.0-Strategie Singapurs<br />

22 Digitalisierung<br />

Cosmo Consult bietet Digitalisierungs -<br />

check mit Wettbewerbsvergleich<br />

Sonderteil Energie<br />

●43 Energieeinkauf und -technik<br />

Der Sonderteil zeigt Spartipps für<br />

KMU im Sinne der Energieverordnung<br />

sowie Anwendungsbeispiele für<br />

energieeffiziente Fertigungen.<br />

41 Mensch-Maschinen-Interaktion<br />

Augmented Reality verknüpft beide<br />

Parteien und gibt schnellen Überblick<br />

59 Teilereinigung<br />

Maschinenbauer Mafac optimiert<br />

Reinigung mit wässrigen Lösungen<br />

61 Lackieren<br />

Projekt arbeitet daran, das<br />

UV-Aushärten effizienter zu machen<br />

Produkte & Service<br />

06 Augenblicke der Technik<br />

08 Tipps der Redaktion<br />

16 Veranstaltungen<br />

17 Menschen<br />

63 Vorschau<br />

63 Impressum<br />

64 Produkte<br />

65 Wir berichten über<br />

66 Zuletzt<br />

Zum Titelbild<br />

Mit der richtig bestimmten Position greift<br />

der Roboter im Rahmen eines Smart-<br />

Factory-Konzepts Bauteile schonend vom<br />

Förderband. Bild: xiaoliangge/Fotolia<br />

Technik & Wissen<br />

●24 Pneumatik 4.0<br />

Mit der Digitalisierung vergrößert die<br />

Pneumatik bestehende Anwendungsfelder<br />

und sich eröffnet neue<br />

●30 Antriebstechnik<br />

Elektromotoren nehmen Kurs<br />

in Richtung Industrie 4.0<br />

34 Schläuche<br />

Polyurethanschlauch trotzt Kühlschmierstoffen<br />

in CNC-Maschinen<br />

36 Steuerungstechnik<br />

Sondermaschinenbauer standardisiert<br />

Anlagen mit Ethercat-Steckmodulen<br />

38 Augmented Reality<br />

Unsichtbares sichtbar machen mithilfe<br />

der 3DQR-App für die Industrie<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 5


augenblicke der technik<br />

6 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>


Bei der Mensch-Roboter-Kollaboration,<br />

kurz MRK, arbeiten Werker und Roboter<br />

ohne trennende Schutzeinrichtungen eng zusammen<br />

– wie hier in der Achsgetriebemontage<br />

im Werk der BMW Group in Dingolfing.<br />

Dabei kann und darf es zu Kollisionen<br />

zwischen Mensch und Maschine kommen,<br />

diese dürfen aber für den Mitarbeiter niemals<br />

gefährlich werden. Für die nötige Sicherheit<br />

arbeitet die BMW Group mit Pilz<br />

zusammen. Das Automatisierungsunternehmen<br />

führt an verschiedenen<br />

Standorten der<br />

BMW Group das vorgeschriebene Konformitätsbewertungsverfahren<br />

durch. Dies<br />

reicht von der Risikobeurteilung über das<br />

Sicherheitskonzept und die Validierung bis<br />

hin zur CE-Kennzeichnung. Als Bevollmächtigter<br />

unterzeichnet Pilz die abschließende<br />

Konformitätserklärung und übernimmt<br />

damit die Verantwortung dafür, dass<br />

jede Anwendung die Anforderungen des jeweiligen<br />

Marktes erfüllt. Die Experten von<br />

Pilz ermitteln mit Hilfe eines sicheren Messverfahrens,<br />

ob die möglichen Kollisionen sicherheitstechnisch<br />

unbedenklich sind und<br />

setzen dafür ein selbst entwickeltes Kollisions-Mess-Set<br />

ein. Bild: Pilz<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 7


tipps der redaktion<br />

Besser träumen<br />

Bewusst erleben wie man träumt? Mit der Schlafmaske Remee<br />

soll diese Art von Traum – auch luzider Traum genannt – einfacher<br />

zu erleben sein. Mit LED-Signalen, die in verschiedenen,<br />

personalisierbaren Mustern, Geschwindigkeiten<br />

und Helligkeiten<br />

aufleuchten, visiert die Maske<br />

die REM-Spanne des<br />

Schlafs an und intensiviert<br />

die Aufmerksamkeit in dieser<br />

Traumphase. So soll man sich<br />

beim Aufwachen besser erinnern.<br />

Bild: Bitbanger<br />

Mit Sicherheit<br />

sichtbar<br />

Mit dem Helm von Lumos lebt man<br />

als Radler sicher: Dank 48 integrierten<br />

LEDs, die beim Abbiegen ihre Farbe ändern<br />

und blinken, müssen sich Autofahrer schon anstrengen,<br />

um einen zu übersehen. Der Helm lässt sich entweder<br />

über zwei Knöpfe am Lenker (links und rechts) oder<br />

über Gesten zum Beispiel via Apple Watch bedienen.<br />

Abrupte Stopps lassen die Lichter rot aufleuchten.<br />

Bild: Lumos Helmet<br />

Ungewöhnliches<br />

Ladegerät<br />

Yolk bietet laut eigenen Angaben das<br />

dünnste und leichteste Solar-Ladegerät<br />

der Welt an. Mit dem passenden<br />

Namen Solar Paper versehen, kann<br />

das 9 x 19 x 1,1 cm große Hauptmodul<br />

um weitere Elemente erweitert<br />

werden, wodurch sich die Leistung erhöht.<br />

Die Zelleffizienz des 75 g<br />

schweren Moduls beträgt rund 23 %,<br />

womit Smartphones an sonnigen Tagen<br />

in etwa 2,5 h aufgeladen sein sollen.<br />

Anwendbar für jedes USB-Gerät.<br />

Bild: Yolk<br />

@<br />

Eine<br />

Übersicht sowie weitere Informationen zu<br />

den einzelnen Tipps erhalten Sie hier:<br />

www.industrieanzeiger.de/tipps<br />

Licht für Ambiente-Liebhaber<br />

Bild: Dreamscream<br />

Ambilight-Fans schwören auf die Hintergrundbeleuchtung von TV oder PC.<br />

Die von Philips entwickelte Technologie soll durch die Vergrößerung des Gerätesichtfelds<br />

die Augen schonen. Je nach gewähltem Modus, passen sich die<br />

Farben dabei dem Bild oder Ton an oder werden nach Belieben ausgewählt.<br />

Mit den Kits von Dreamscreen können sich auch Technik-Laien das Farbspektakel<br />

ins Wohnzimmer holen. Video-Anleitungen erklären das Nachrüsten<br />

Schritt für Schritt. Über eine App lassen sich die LEDs personalisieren.<br />

8 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>


INDUSTRIELLE ANWENDUNGEN:<br />

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Mithilfe von digitalen Dienstleistungen, dem Einsatz von intelligenten Pumpen und Lösungen, einer Cloud-Anbindung<br />

sowie der Möglichkeit der Datenerfassung, wird eine einfache Anlagenüberwachung und -optimierung ermöglicht.<br />

Intelligente Pumpenlösungen können Stillstandzeiten, die Anlagenauslastung und -komplexität sowie den<br />

Wartungsaufwand reduzieren und gleichzeitig die Lebenszykluskosten senken.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 9


nachrichten<br />

Schubkraft fürs<br />

Neugeschäft<br />

Kooperationen | Knapp die Hälfte der großen<br />

Familienunternehmen in Deutschland kooperiert<br />

mit mindestens einem Start-up.<br />

Größere Familienunternehmen<br />

in Deutschland suchen gezielt<br />

den Austausch mit Start-ups.<br />

Nahezu die Hälfte von ihnen<br />

kooperiert bereits mit innovativen,<br />

schnellwachsenden Unternehmen,<br />

die jünger als zehn Jahre<br />

sind. Dabei stehen strategische<br />

Zukunftsthemen klar im<br />

Vordergrund. Das ergibt die Befragung<br />

„Die größten Familienunternehmen<br />

in Deutschland“,<br />

die die Deutsche Bank und der<br />

Bundesverband der Deutschen<br />

Industrie (BDI) gemeinsam mit<br />

dem Institut für Mittelstandsforschung<br />

(IfM) Bonn veröffentlicht<br />

haben.<br />

54 % der rund 250 befragten<br />

Unternehmen gaben auf die Frage<br />

nach dem Motiv zu einer<br />

Kooperation an, neue Technologien<br />

erschließen zu wollen. Für<br />

rund die Hälfte der Unternehmen<br />

sind weitere Gründe, die<br />

digitale Transformation zu<br />

meistern sowie Produkte und<br />

Dienstleistungen weiterzuentwickeln.<br />

„Familienunternehmen müssen<br />

ihre Geschäftsmodelle bei<br />

immer kürzeren Produktzyklen<br />

und Entwicklungen infolge der<br />

Digitalisierung oft schnell anpassen<br />

oder neu erfinden“, sagt<br />

Stefan Bender, Leiter Firmenkunden<br />

Deutschland bei der<br />

Deutschen Bank. Um bei der<br />

Entwicklung mithalten zu können,<br />

sei die Zusammenarbeit<br />

mit Start-ups ein guter Weg,<br />

kommentiert Bender.<br />

Gleichwohl hätten es „industrielle<br />

Start-ups schwer in<br />

Deutschland“, meint Holger<br />

Lösch, stellvertretender BDI-<br />

Hauptgeschäftsführer. Ziel müsse<br />

es sein, Start-ups zum Mittelstand<br />

von morgen zu machen<br />

und etablierte Familienunternehmen<br />

dabei zu unterstützen,<br />

zukunftsfähig zu bleiben.<br />

Rund 70 % der Unternehmen,<br />

die bereits mit einem Startup<br />

zusammenarbeiten, sind laut<br />

Umfrage mit der Kooperation<br />

zufrieden oder sehr zufrieden.<br />

Jede zweite dieser Firmen plant<br />

in den kommenden drei Jahren,<br />

mit weiteren Start-ups zusammenzuarbeiten.<br />

Entscheidend<br />

für die Auswahl der Start-ups<br />

sind die Branchenerfahrung der<br />

Gründer (73 % der Befragten)<br />

und ein sofortiger Mehrwert der<br />

Kooperation (66 %). Dagegen<br />

spielt das Alter der Start-up-Unternehmer<br />

kaum eine Rolle. •<br />

Beim Austausch mit<br />

Start-ups haben große<br />

Familienunternehmen vor<br />

allem strategische Zukunftsthemen<br />

im Blick.<br />

Bild: Vasyl/Fotolia<br />

Verschnaufpause im Maschinenbau<br />

Im Vergleich zum Vorjahr hat der<br />

Maschinenbau 1 % weniger Aufträge<br />

bekommen. Bild: industrieblick/Fotolia<br />

Auftragslage | Der Auftragseingang im Maschinenbau<br />

in Deutschland hat im Mai<br />

2018 sein Vorjahresergebnis nur um 1 %<br />

verfehlt. Während das Inlandsgeschäft leicht<br />

zulegen konnte (+1 %), gab es bei den Bestellungen<br />

aus dem Ausland ein Minus von<br />

2 % im Vergleich zum Vorjahr. Insbesondere<br />

die Aufträge aus den Euro-Partnerländern<br />

drückten das Ergebnis (−11 %), während<br />

aus den Nicht-Euro-Ländern 2 % mehr Bestellungen<br />

kamen. „Man sollte dieses Monatsminus<br />

nicht überbewerten. Nach einem<br />

halben Jahr mit fast durchgehend zweistelligen<br />

Wachstumsraten gönnt sich der Maschinenbau<br />

offenbar eine kleine Verschnaufpause“,<br />

sagt VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph<br />

Wiechers. Auch andere Kennziffern zeigen,<br />

dass der Maschinenbau bisher mit Schwung<br />

durch das Jahr steuert. Die Produktion ist<br />

von Januar bis April um 4,2 % zum Vorjahr<br />

gewachsen, die Exporte haben im gleichen<br />

Zeitraum um 3,4 % zugelegt. Die Kapazitätsauslastung<br />

der Betriebe stieg im April<br />

sogar leicht über 90 %. •<br />

10 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>


Chinesische Großfabrik als Chance für deutsche Zulieferer<br />

bauer begrüßt diese Entscheidung<br />

für den mitteleuropäischen<br />

Technologiestandort.<br />

Der Schritt von CATL ist „ein<br />

wichtiges, positives Zeichen“,<br />

für die gesamte deutsche Industrie<br />

und ziehe womöglich weite-<br />

Batterietechnologie | Der chinesische<br />

Batteriekonzern CATL<br />

baut eine Großfabrik für Batteriezellen<br />

in Thüringen. Die<br />

Fachabteilung VDMA Batterieproduktion<br />

des Verbands Deutscher<br />

Maschinen- und Anlagenre<br />

Investitionen in Speichertechnologien<br />

am Standort Europa<br />

nach sich, erklärt VDMA-<br />

Hauptgeschäftsführer Thilo<br />

Brodtmann. Vor allem für die<br />

Zukunft der Elektromobilität<br />

sei eine heimische Batteriezellproduktion<br />

von Vorteil, so der<br />

VDMA weiter. Der Zugang zu<br />

schnelleren Produkten und Prozessinnovationen<br />

sichere die internationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit<br />

und lasse die Zulieferindustrie<br />

vor Ort profitieren. •<br />

Mit acht Achsen<br />

bearbeiten<br />

Werkzeugmaschine | Num hat<br />

den chinesischen Maschinenbauer<br />

Original Point Machine<br />

Tools (OPMT) bei der Entwicklung<br />

eines modernen 8-Achsen-<br />

CNC-Bearbeitungszentrums unterstützt,<br />

das Metall, Keramik,<br />

Glas oder Hartmetall bearbeiten<br />

kann. OPMT wurde von der<br />

Guangdong University of Technology<br />

beauftragt, ein Bearbeitungszentrum<br />

zu entwickeln,<br />

das Hochgeschwindigkeits-<br />

Laserschneiden und -fräsen<br />

kombiniert. Das Ergebnis ist das<br />

8-achsige Multifunktions-Be -<br />

arbeitungszentrum ML125. Die<br />

Maschine verfügt über einen<br />

Doppel-Laserkopf, der zwischen<br />

einem 20-W-Pikosekundenlaser<br />

für sehr schnelles Schneiden und<br />

einem ultraschnellen 10-W-<br />

Femtosekundenlaser für verbesserte<br />

Prozessqualität umschalten<br />

kann. Der Femtosekundenlaser<br />

ist für Mikro- und Nanobearbeitung<br />

geeignet.<br />

Die Anlage wird von der neuesten<br />

Generation der Flexium+<br />

68 CNC-Plattform von Num<br />

gesteuert, verfügt über acht<br />

Servoachsen, zwei unabhängige<br />

NC-Kanäle und schnelle, anwendungsspezifische<br />

I/Os. Die<br />

Bewegung des frei beweglichen<br />

Laserkopfes wird von fünf<br />

Num-Drive-X-Servoantrieben<br />

zwischen allen fünf Achsen<br />

gesteuert. •<br />

Wer sorgt zuverlässig für<br />

superstarke Oberflächen?<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong><br />

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11


nachrichten<br />

Ticker<br />

+++ BASF | Der Ludwigshafener<br />

Chemiekonzern hat über seine<br />

Tochtergesellschaft BASF New<br />

Business die beiden Hersteller<br />

von 3D-Druck-Materialien Advanc3D<br />

Materials aus Hamburg<br />

und Setup Performance aus<br />

Lyon gekauft. Damit baut das<br />

Unternehmen seine Tätigkeiten<br />

im 3D-Druck, im Bereich<br />

Pulverbett-Verfahren aus. +++<br />

Solar- und Windenergie<br />

rücken auf Platz 1<br />

❧<br />

+++ EM-Power | Die neue Fachmesse<br />

für smarte Energienutzung<br />

in Industrie und Gebäuden<br />

verzeichnete laut Veranstalter<br />

Solar Promotion einen guten<br />

Start. 150 Anbieter stellten Produkte<br />

und Dienstleistungen<br />

rund um Energieeffizienz und<br />

-management vor. Insgesamt kamen<br />

47.000 Besucher zur übergeordneten<br />

Messe The smarter<br />

E Europe nach München. +++<br />

❧<br />

+++ Lapp | Der Anbieter von integrierten<br />

Lösungen der Kabelund<br />

Verbindungstechnologie<br />

hat seinen langjährigen Schweizer<br />

Vertriebspartner Volland<br />

übernommen. Damit wollen die<br />

Stuttgarter ihre Präsenz im innovativen<br />

und anspruchsvollen<br />

Schweizer Markt stärken. +++<br />

❧<br />

+++ Gett | Der sächsische Anbieter<br />

professioneller Bedientechnik<br />

„Made in Germany“ verzeichnete<br />

im Geschäftsjahr<br />

2017/18 ein Umsatzplus von 20<br />

% oder 3,5 Mio. auf 21 Mio.<br />

Euro. Zu den Kunden des Hardware-Spezialisten<br />

zählen globale<br />

Unternehmen wie Siemens. +++<br />

Die Anteil der erneuerbaren<br />

Energien am Strommix<br />

macht derzeit rund<br />

42 % aus. Solar und<br />

Wind überholen zusammen<br />

die Braunkohle.<br />

Bild: psdesign1/Fotolia<br />

Stromerzeugung | Im ersten Halbjahr 2018 produzierten<br />

Solar- und Windenergieanlagen mehr Strom als Braunkohleanlagen.<br />

Damit führen sie die Energiequellen an.<br />

Im ersten Halbjahr 2018 erzeugten<br />

Solar- und Windkraftanlagen<br />

gemeinsam mehr Strom<br />

als jede andere deutsche Anlagenart.<br />

Gegenüber 67,8 TWh im<br />

ersten Halbjahr 2017 stieg die<br />

Menge auf 77,5 TWh an und<br />

überholte damit den erzeugten<br />

Strom aus Braunkohle (66,7<br />

TWh). Diese Angaben haben<br />

Wissenschaftler des Fraunhofer-<br />

Instituts für Solare Energiesysteme<br />

ISE zusammengestellt.<br />

Demnach speisten Photovoltaikanlagen<br />

in diesem Zeitraum<br />

22,3 TWh in das öffentliche<br />

Netz ein, was einem Produktionsplus<br />

von 12,2 % gegenüber<br />

Vorjahr entspricht. Die maximale<br />

Solarleistung fand am<br />

06.05.18 um 13 Uhr statt. Zu<br />

diesem Zeitpunkt setzte sich 50<br />

% der gesamtdeutschen Stromerzeugung<br />

aus Solarenergie zusammen.<br />

Die Windenergie produzierte<br />

im ersten Halbjahr 2018 55,2<br />

TWh und lag so um 13,3 %<br />

über dem Vorjahreszeitraum. Sie<br />

war damit die zweitstärkste<br />

Energiequelle nach der Braunkohle<br />

(66,7 TWh) und lag vor<br />

der Steinkohle (36,5 TWh),<br />

Kernenergie (34,7 TWh) und<br />

dem Erdgas (19,7 TWh). Der<br />

Anteil von Onshore-Wind betrug<br />

etwa 83,5 %, der von Offshore-Wind<br />

etwa 16,5 %.<br />

In Summe produzierten die<br />

erneuerbaren Energiequellen<br />

Solar, Wind, Wasser und Biomasse<br />

im ersten Halbjahr 2018<br />

113 TWh. Dies entspricht einem<br />

Zuwachs um ca. 8,6 % im Vergleich<br />

zum Vorjahr. Der Anteil<br />

der Erneuerbaren an der öffentlichen<br />

Nettostromerzeugung, also<br />

dem Strommix, der tatsächlich<br />

aus der Steckdose kommt,<br />

lag bei etwa 41,5 %. Schließt<br />

man die Erzeugung zur rein industriellen<br />

Verarbeitung mit ein,<br />

also den Strom aus Kraftwerken<br />

in Betrieben im verarbeitenden<br />

Gewerbe sowie im Bergbau und<br />

in der Gewinnung von Steinen<br />

und Erden, sinkt dieser Wert auf<br />

ca. 38 %.<br />

Weiterhin konnte im ersten<br />

Halbjahr ein Exportüberschuss<br />

von 22 TWh erzielt werden (-14<br />

%) Die größte Abnehmer waren<br />

die Niederlande, Österreich, die<br />

Schweiz und Polen. •<br />

12 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>


3D-Druck setzt sich im<br />

Maschinenbau durch<br />

Additive Fertigung | Mit dem 3D-Druck werden im Maschinenbau<br />

nicht nur Prototypen erstellt. Das Verfahren entwickelt<br />

sich zu einer ergänzenden Fertigungstechnik.<br />

Laut einer Umfrage der VDMA-<br />

Arbeitsgemeinschaft Additive<br />

Manufacturing spielen in fast<br />

der Hälfte der Unternehmen<br />

3D-Druck-Bauteile oder die additive<br />

Fertigung eine Rolle. Die<br />

Maschinenbauer prüfen zudem<br />

weitere Einsatzmöglichkeiten<br />

der neuen Technik. „Zwar handelt<br />

es sich dabei meist noch um<br />

relativ kleine Investitionen, einige<br />

Firmen kommen aber bereits<br />

auf Bauteilvolumen im sechsstelligen<br />

Euro-Bereich“, erläutert<br />

Rainer Gebhardt, Leiter der<br />

Arbeitsgemeinschaft. Auffällig<br />

dabei ist, dass in diesem Zusammenhang<br />

sowohl die Kunststoff-<br />

als auch die Metallfertigung<br />

an Bedeutung gewinnen.<br />

Die Hälfte der befragten Unter-<br />

nehmen setzen den 3D-Druck<br />

ausschließlich im Kunststoff-Bereich<br />

ein, ein Viertel beschäftigt<br />

sich nur mit Metallfertigung. Alle<br />

anderen befragten Unternehmen<br />

verwenden beide Rohstoffe.<br />

Die größte Bedeutung in dieser<br />

Entwicklung hat das Prototyping,<br />

das für jedes zweite Unternehmen<br />

der Grund für den<br />

Einsatz des 3D-Drucks ist. Die<br />

andere Hälfte der befragten Firmen<br />

hat aber laut Gebhardt bereits<br />

Anwendungen in den Bereichen<br />

Serie, Werkzeug und Ersatzteile.<br />

Die eigene Fertigung im<br />

Kunststoffbereich wird oft zum<br />

Einstieg in das Thema genutzt.<br />

Das Angebot von leistungsfähigen<br />

Dienstleistern ist dagegen<br />

eine Möglichkeit, erste Serienteile<br />

einzusetzen. Gerade im Metallbereich<br />

starten Unternehmen<br />

erst nach erfolgreichen Entwicklungen<br />

mit Dritten in die eigene<br />

Fertigung, die mit höheren Investitionen<br />

verbunden ist.<br />

“Additive Manufacturing entwickelt<br />

sich zu einem festen Bestandteil<br />

in der Fertigung“, sagt<br />

Christoph Hauck, Vorstandsvorsitzender<br />

der Arbeitsgemeinschaft<br />

Additive Manufacturing<br />

und Geschäftsführer des Unternehmens<br />

toolcraft. „Prozesssichere<br />

Produktionssysteme und<br />

das wachsende Materialangebot<br />

beschleunigen außerdem diesen<br />

Trend.“ (ub) •<br />

Laut einer Umfrage des<br />

VDMA spielt der<br />

3D-Druck in den Unternehmen<br />

eine immer wichtigere<br />

Rolle. Bild: jean<br />

song/Fotolia<br />

<br />

KOMPRESSOREN<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 13


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GUTE PERSONALARBEIT:<br />

HAUPTSACHE, ES PASST<br />

Ob Neueinstellung, Umstrukturierung oder Projektarbeit: Der Erfolg steht und fällt<br />

mit dem passenden Teamgefüge. Für viele Unternehmen ist gezielte und strategische<br />

Personalarbeit aber vor allem sehr zeitintensiv und muss meist von einer Führungskraft<br />

neben allen anderen Aufgaben „nebenbei“ miterledigt werden. Für diese<br />

speziellen Anforderungen in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) hat<br />

die matching box GmbH einen Algorithmus entwickelt, der Bewerber, Mitarbeiter<br />

und Unternehmen aufgrund von Persönlichkeit, Mindset und Unternehmenskultur<br />

analysiert und so mehr Transparenz und Effizienz in die Personalplanung bringt.<br />

Herr Pieck, Sie beraten oft KMU bei der strategischen Positionierung in<br />

der Personalarbeit. Was sind die größten Herausforderungen für diese<br />

Unternehmen?<br />

KMUs geraten oft ins Hintertreffen bei der Ansprache von Fachkräften. Das liegt zum einen an der<br />

fehlenden Bekanntheit als Arbeitgeber, aber auch daran, dass einfach keine Zeit für ein strategisches<br />

Recruiting vorhanden ist. Ein Problem, das in den letzten Jahren immer größer wurde, ist<br />

auch die fortschreitende digitale Transformation, mit der sich diese Unternehmen noch schwer tun.<br />

Die Plattform MATCHINGBOX verspricht eine hohe Passung zwischen<br />

Kandidaten und Unternehmen bzw. in den Businessunits oder Team -<br />

gruppen. Wie schaffen Sie das?<br />

Wir setzen den Fokus des Recruitings verstärkt auf die Passung zwischen der Persönlichkeit der<br />

Bewerber zur entsprechenden Unternehmenskultur. Dafür befragen wir über eine Onlineanalyse<br />

nicht nur Kandidaten, sondern auch Personaler und High Performer und erhalten so ein ganzheitliches<br />

Anforderungsprofil.<br />

Was sind Ihrer Meinung nach die direkten Mehrwerte für auch Kleine<br />

und Mittelständische Unternehmen mit MATCHINGBOX?<br />

Mit MATCHINGBOX haben Unternehmen mit kleinem Budget die Möglichkeit, High Potentials und<br />

hoch qualifizierte Nachwuchskräfte direkt anzusprechen. Der Bewerbungsprozess gewinnt für alle<br />

Beteiligten an Transparenz und Glaubwürdigkeit, denn im Vordergrund steht die Passung aufgrund<br />

eines wissenschaftlich fundierten Algorithmus.<br />

14 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>


Benjamin Pieck, Co Founder<br />

...ist eine innovative Recruitingplattform, die mit Hilfe<br />

von wissenschaftlichen Analyseverfahren für eine<br />

möglichst hohe Passung zwischen Bewerbern und Unternehmen<br />

sorgt. Der Matchingalgorithmus verbindet<br />

Aspekte der Unternehmenskultur mit Persönlichkeitsstrukturen<br />

von Bewerbern. Über den so erzeugten<br />

cultural-fit können Kandidaten passgenau ausgewählt<br />

und weiterhin Tendenzen für Tätigkeitsfelder und mögliche<br />

Weiterentwicklungsbereiche im Beruf entwickelt<br />

werden. Die matching box GmbH, das Unternehmen<br />

hinter der Plattform, wurde von Benjamin Pieck nach<br />

dessen Psychologiestudium an der Uni Frankfurt gegründet.<br />

Seit 2015 engagiert sich die Deutsche Hochschulwerbung<br />

bei dem Frankfurter Startup und holte<br />

das Unternehmen in den Düsseldorfer Medienhafen.<br />

2017 wurde MATCHINGBOX mit dem Branchenpreis<br />

HR Excellence Award ausgezeichnet.<br />

SO KANN MATCHINGBOX IN KMU EINGESETZT WERDEN<br />

MATCHINGBOX schlägt Kandidaten auf Basis einer wissenschaftlichen<br />

Onlineanalyse Stellen vor, die zu ihrer Persönlichkeit und nicht nur zu ihren<br />

Noten passen. Arbeitgeber profitieren von passgenauen Kandidatenvorschlägen,<br />

die auf die eigene Unternehmens-DNA zugeschnitten sind und<br />

können durch die hohe Transparenz in der Customer Journey offen und<br />

nachvollziehbar auch mit Kandidaten kommunizieren, die nicht für die ausgeschriebene<br />

Stelle in Frage kommen.<br />

Ein neues Projekt steht an und nun geht es darum, die verschiedenen<br />

Mitarbeiter und Charaktere optimal auf die gemeinsame Aufgabe einzuschwören.<br />

Mit einer Analyse der Teammitglieder, ihrer Persönlichkeitstypen<br />

und Stärken und Schwächen können die Gruppen für eine optimale<br />

Projektarbeit zusammengestellt werden.<br />

Erfahren Sie mehr über die Möglichkeiten mit MATCHINGBOX.<br />

www.matchingbox.de<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 15


nachrichten<br />

Veranstaltungen<br />

Einführung in die mechanische Werkstoffprüfung<br />

12. - 13. September 2018, Dortmund<br />

Deutsche Gesellschaft für Materialkunde<br />

e.V, Berlin<br />

www.dgm.de<br />

Roboter fertigt präzise<br />

und hochgenau<br />

❧<br />

Forum Additive Fertigung<br />

12. September, Hannover<br />

Niedersachsen Additiv Zentrum für Additive<br />

Fertigung<br />

www.niedersachsen-additiv.de<br />

❧<br />

AMB - Internationale Ausstellung für Metallbearbeitung<br />

18. bis 22. September, Stuttgart<br />

Landesmesse Stuttgart<br />

www.messe-stuttgart.de<br />

❧<br />

Schweißroboter für kleine Losgrößen<br />

20. September, Stuttgart<br />

Fraunhofer-Institut IPA<br />

www.ipa.fraunhofer.de<br />

❧<br />

Prozesskette im Fokus – Reinigung<br />

25. September, Ulm<br />

Bantleon<br />

www.bantleon.de<br />

Kostenmanagement im Spritzgießbetrieb<br />

25. bis 26. September, Würzburg<br />

SKZ Weiterbildungs-Zentrum<br />

www.skz.de<br />

❧<br />

❧<br />

O-Ringe im Detail erklärt<br />

27. September, Pinneberg<br />

C. Otto Gehrckens<br />

www.cog.de<br />

Bearbeitungsroboter<br />

Flexmatik: Bis Ende des<br />

Jahres wollen die Forscher<br />

den funktionsfähigen<br />

Prototyp fertigstellen.<br />

Bild: Fraunhofer IFAM<br />

Fräsen | Drei Fraunhofer-Institute arbeiten an einer neuen<br />

Generation von Industrierobotern, die kostengünstige Produktionsprozesse<br />

ermöglichen.<br />

Im Verbundprojekt „Flexmatik<br />

4.1“ entwickeln die Fraunhofer-<br />

Institute IPK, IFAM und LBF<br />

eine neue Fräskinematik zum<br />

Bearbeiten von Stählen, Metallen<br />

und Leichtbauwerkstoffen<br />

wie CFK. Mit der neuen Anlage<br />

soll es möglich sein, hohe<br />

Bauteilanforderungen und individuelle<br />

Kundenwünsche bei<br />

wachsendem Kostendruck zu erfüllen.<br />

Das Ziel: eine Fertigungstoleranz<br />

von 0,1 mm im gesamten<br />

Arbeitsraum bereits ab dem<br />

ersten Bauteil. Die Forscher<br />

konstruieren eine Mehrachskinematik,<br />

die speziell für Bahnprozesse<br />

ausgelegt ist. Dabei<br />

fährt der Roboter auf einer Lineareinheit<br />

entlang des zu bearbeitenden<br />

Bauteils.<br />

Um die hohe Präzision zu erzielen,<br />

setzt das Forscherteam<br />

auf Direktantriebe für die einzelnen<br />

Achsen, die im Betrieb<br />

deutlich steifer sind als aktuelle<br />

Hightech-Getriebe. Dank eines<br />

neuen Klimatisierungskonzepts<br />

lassen sich zudem temperaturbedingte<br />

Ungenauigkeiten minimieren.<br />

Darüber hinaus erhält<br />

der Roboter eine Werkzeugmaschinensteuerung.<br />

Ein aktives<br />

System kompensiert Schwingungen<br />

und Vibrationen.<br />

Der Vorteil des neu strukturierten<br />

Roboters gegenüber<br />

Werkzeugmaschinen: Die Anschaffungskosten<br />

sollen um bis<br />

zu Faktor zehn niedriger und die<br />

Energieaufnahme um bis zu<br />

Faktor 15 geringer ausfallen.<br />

Durch die Lineareinheit besitzt<br />

die Flexmatik außerdem einen<br />

Arbeitsraum vergleichbar mit<br />

dem großer Portalfräsmaschinen<br />

bei zugleich gesteigerter Zugänglichkeit.<br />

Die Anlage benötigt<br />

zudem kein Schwerlastfundament,<br />

was eine flexible Aufstellung<br />

erlaubt und hohe Baukosten<br />

vermeidet. •<br />

16 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>


menschen<br />

Neubesetzung<br />

in Landshut<br />

Mit Stefanie Spanagel<br />

bekommt die EBM-Papst<br />

Landshut GmbH eine neue<br />

Geschäftsführerin. Bei dem<br />

Tochterunternehmen der Mulfinger EBM-<br />

Papst-Gruppe verantwortet die 39-Jährige<br />

ab sofort die Bereiche Produktion, Finanzen<br />

und Personal. Bis zur Komplettierung<br />

der geplanten Doppelspitze bleibt Stefan<br />

Brandl, CEO der EBM-Papst-Gruppe, Teil<br />

der Geschäftsführung in Landshut.<br />

Wechsel an der Führungsspitze<br />

Bei der Simufact Engineering<br />

GmbH, Hamburg, hat der bisherige<br />

CEO und Geschäftsführer<br />

Michael Wohlmuth (links) seine<br />

Position an seinen Co-Geschäftsführer<br />

und CTO Dr. Hendrik<br />

Schafstall (rechts) übergeben.<br />

Wohlmuth übernimmt als Vice<br />

President die strategische Geschäftsentwicklung<br />

von Simufact<br />

Engineering. Mit dem Wechsel<br />

an der Führungsspitze geht auch<br />

ein Wechsel im Vertrieb einher:<br />

Stefan Zimmer trägt ab sofort<br />

die volle Verantwortung für das<br />

operative Vertriebsgeschäft.<br />

Bystronic Deutschland unter neuer Leitung<br />

Marius van der Hoeven hat die Geschäftsführung<br />

der Bystronic Deutschland GmbH<br />

in Heimsheim übernommen. Damit tritt<br />

der gebürtige Niederländer die Nachfolge<br />

von Oliver Friz an, der die Niederlassung<br />

die letzten sechs Jahre geleitet hat. Van der<br />

Hoeven ist bereits seit 2013 Geschäftsführer<br />

der Bystronic-Niederlassung Benelux<br />

und wird diese Tätigkeit neben seiner neuen<br />

Rolle als Geschäftsführer von Bystronic<br />

Deutschland beibehalten.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 17


nachrichten<br />

Sonderschau fokussiert<br />

IT in der Zerspanung<br />

Digitalisierung | Der neue Ausstellungsbereich Digital Way<br />

auf der AMB bündelt IT-Lösungen und erfolgreiche Digitalisierungsbeispiele<br />

in der Zerspanungstechnik.<br />

Auf der Sonderschau Digital Way im Rahmen der Metallbearbeitungsmesse<br />

AMB zeigen Aussteller Praxisbeispiele<br />

für die Digitalisierung in der Produktion. Bild: Fanuc<br />

Auf der Fachmesse AMB, die vom 18. bis 22. September<br />

in Stuttgart stattfindet, bündelt die neue Sonderschau<br />

„Digital Way“ erstmals Anwendungsbeispiele für die<br />

Digitalisierung in der zerspanenden Fertigung.<br />

Mit dem neuen Konzept will der Messeveranstalter,<br />

die Landesmesse Stuttgart, Anbietern und Anwendern<br />

eine Plattform bieten, wie diese die neuen Forderungen<br />

nach Umsatzwachstum, Kostenersparnis, insbesondere<br />

durch eine erhöhte Produktivität der Mitarbeiter und<br />

eine Effizienzsteigerung der Maschinen erfüllen können.<br />

Kern der Sonderschau ist ein Kongress, der in Zusammenarbeit<br />

mit dem Fachverband Software und Digitalisierung<br />

im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer<br />

(VDMA) stattfindet. Dort diskutieren Experten<br />

aus Unternehmen über aktuelle Fragestellungen beispielsweise<br />

zur Simulationstechnik und dem sogenann-<br />

ten digitalen Zwilling. In einer Begleitausstellung demonstrieren<br />

mehr als 50 Unternehmen parallel in interaktiven<br />

Showcases das Zusammenspiel vernetzter Abläufe<br />

in Unternehmen und beschreiben deren Mehrwert.<br />

Im Fokus der Sonderschau stehen konkrete Anwendungsbeispiele<br />

für die Industrie 4.0 und die Digitalisierung<br />

von Prozessen – wie beispielsweise Elabo anhand<br />

seiner Smart Factory auf der Messe zeigt.<br />

„Alle sprechen von der Digitalisierung – mit dem<br />

Digital Way wollen wir zeigen, wie Geschäfts- und Produktions-Prozesse<br />

ganz konkret optimiert werden können<br />

und welche digitalen Geschäftsmodelle es gibt“,<br />

erläutert Ulrich Kromer von Baerle, Sprecher der Geschäftsführung<br />

der Messe Stuttgart.<br />

Das komplette Konferenzprogramm und weitere<br />

Infos finden Sie unter www.messe-stuttgart.de. (nu) •<br />

Forschungszentrum Hitec geht in Betrieb<br />

Entwicklung | Mit dem Hitec (Hannover Institute<br />

of Technology) ist in den vergangenen<br />

zwei Jahren an der Leibniz Universität<br />

Hannover ein weltweit einmaliges, interdisziplinäres<br />

Forschungszentrum entstanden,<br />

das jetzt in Anwesenheit des niedersächsischen<br />

Wissenschaftsministers Björn Thüm-<br />

Der neue Forschungsbau bietet eine Infrastruktur für<br />

mehr als 100 Wissenschaftler. Bild: Leibniz Universität<br />

ler und des Präsidenten der Leibniz Universität<br />

Hannover, Prof. Dr. Volker Epping, offiziell<br />

eröffnet wurde. Das Hannover Institute<br />

of Technology vereint künftig drei Forschungsrichtungen<br />

aus den Fachgebieten<br />

der Physik und der Geodäsie unter einem<br />

Dach. Hierzu gehören die Quantentechnik,<br />

die Optik und die Entwicklung von Quantensensoren.<br />

Der neue Forschungsbau bietet<br />

eine einzigartige Infrastruktur für mehr als<br />

100 Wissenschaftler. Neben Labors, die für<br />

Präzisionsexperimente auf Quantenniveau<br />

ausgelegt sind, werden drei Großgeräte in<br />

der Forschung zum Einsatz kommen, die<br />

weltweit einmalig sind und Forschung auf<br />

internationalem Spitzenniveau in Hannover<br />

ermöglichen. Darunter auch der Einstein-<br />

Elevator, ein 40 m hoher Freifallsimulator,<br />

der für 4 s Experimente in der Schwerelosigkeit<br />

ermöglicht.<br />

•<br />

ABB erweitert<br />

Portfolio<br />

Firmenübernahme | Der Schweizer<br />

Technologiekonzern ABB hat die im<br />

Herbst 2017 verkündete Übernahme<br />

von GE Industrial Solutions (GEIS)<br />

abgeschlossen. Mit dem Kauf der<br />

Bereichssparte für Elektrifizierungs -<br />

lösungen für rund 2,6 Mrd. US-Dollar<br />

erhofft sich ABB, den Zugang zum<br />

nordamerikanischen Markt zu verbessern.<br />

Der neue Bereich wird in die<br />

Division Elektrifizierungsprodukte integriert.<br />

Zudem erwarte man nach<br />

fünf Jahren jährliche Kostensynergien<br />

von rund 200 Mio. US-Dollar. •<br />

18 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>


Umfrage erfasst Stimmung der<br />

B2B-Marketing-Branche<br />

Bewerbungsfrist für<br />

Transferprojekte läuft<br />

bvik-Trendbarometer | Der<br />

Bundesverband Industrie Kommunikation<br />

e.V. (bvik) ermittelt<br />

im „Trendbarometer Industriekommunikation“,<br />

welche Themen<br />

B2B-Marketer aktuell und<br />

in Zukunft beschäftigen, um<br />

damit die Branche regelmäßig<br />

für neue Entwicklungen zu sensibilisieren.<br />

In Zusammenarbeit<br />

mit dem Hochschul-Mitglied<br />

DHBW Mosbach wurden die<br />

zehn wichtigsten Trend-Fragen<br />

der Industriekommunikation<br />

identifiziert. Zusätzlich vertieft<br />

die Umfrage in fünf weiteren<br />

Fragen das aktuelle Thema<br />

„Influencer Marketing im<br />

B2B“.<br />

Die Online-Befragung ist<br />

über folgenden Link erreichbar:<br />

http://hier.pro/qNGAj<br />

Mehr dazu lesen Sie unter<br />

www.industrieanzeiger.de,<br />

Suchwort Trendbarometer •<br />

Neben den zehn wichtigsten<br />

Trend-Fragen<br />

der Industriekommunikation<br />

vertieft die<br />

Umfrage in fünf<br />

weiteren Fragen das<br />

Thema „Influencer<br />

Marketing im B2B“.<br />

Bild: bvik<br />

Technologietransfer | Das Technologie-Netzwerk It‘s<br />

OWL startet ab Herbst mit neuen Projekten. Darin entwickeln<br />

Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />

Ansätze in den Bereichen künstliche Intelligenz, digitale<br />

Plattformen, digitaler Zwilling und Arbeitswelt der<br />

Zukunft. Das Land NRW stellt für Projekte Fördermittel<br />

im Umfang von 50 Mio. Euro zur Verfügung, mindestens<br />

die gleiche Summe kommt aus der Industrie.<br />

Insgesamt sollen bis 2022 Projekte im Umfang von<br />

200 Mio. Euro umgesetzt werden.<br />

Für Transferprojekte, in denen sie konkrete Herausforderungen<br />

der digitalen Transformation lösen, können<br />

sich Unternehmen gemeinsam mit einem Forschungsinstitut<br />

bewerben. Dafür erhalten sie eine<br />

Förderung zwischen 60 bis 80 % der Gesamtkosten<br />

und maximal bis zu 60.000 Euro Fördermittel. Dazu<br />

reichen sie eine Projektskizze beim Clustermanagement<br />

ein, in der sie die geplanten Aktivitäten und Ergebnisse<br />

beschreiben und mit einem Angebot versehen. •<br />

Fachberufsschule Wolfsberg<br />

gewinnt STM-Contest<br />

Messe Bi-Mu lädt<br />

nach Mailand ein<br />

Fertigungstechnik | Vom 9. bis 13. Oktober 2018<br />

findet auf dem Messegelände von Fieramilano<br />

Rho die 31. Ausgabe der Bi-Mu statt. Sie ist die<br />

wichtigste italienische Fachmesse für die Herstellerindustrie<br />

von Werkzeugmaschinen und zudem<br />

die erste in Italien, die sich der Vernetzung von<br />

Maschinen und Abläufen in der Industrie widmet.<br />

Von Ucimu-Sistemi per Produrre, dem Verband<br />

der italienischen Hersteller von Werkzeugmaschinen,<br />

Robotern und Automationssystemen, gefördert<br />

und von Efim-Ente Fiere Italiane Macchine<br />

organisiert, präsentiert sich die 31.Bi-Mu mit<br />

einem technologischen Repertoire, das sämtliche<br />

für das Unternehmen der Zukunft wichtige Lösungen<br />

zeigt sowie mit zahlreichen neuen Projekten,<br />

die auf dem Messegelände umgesetzt werden. Die<br />

Messe bietet den Fachbesuchern einen ausge -<br />

wogenen Mix von technologischer Fachmesse,<br />

Themenbereichen, Info tainment Zonen und Seminarbereichen.<br />

•<br />

Wettbewerb | Mit<br />

der Digitalisierung<br />

ihrer eigenen Köpfe<br />

holte sich die Mlt 3b<br />

den Sieg beim ersten<br />

STM Waterjet Cutting<br />

Wettbewerb.<br />

Ebenfalls prämiert<br />

wurde die Berufsschule<br />

Kempten 1<br />

aus Bayern mit den<br />

Projekten „Murmelspiel“ und<br />

„Skyline“. STM gratulierte den<br />

Gewinnern mit Gutscheinen<br />

und Sachpreisen. Alle Teilnehmer<br />

durften sich außerdem über<br />

einen Zuschuss für die Klassenkasse<br />

sowie Betriebsmittel für<br />

die schuleigene Wasserstrahl-<br />

Schneidanlage freuen. Das<br />

Sieger-Projekt mit dem Namen<br />

„Im Vorbeigehen“ überzeugte<br />

mit der Fertigung in Losgröße 1<br />

nach den Prinzipien von Industrie<br />

4.0 und erstreckt sich vom<br />

Design Thinking Prozess über<br />

Die stolzen Sieger der Klasse Mlt 3b der<br />

Fachberufsschule Wolfsberg zeigen ihr<br />

gefertigtes Endprodukt. Bild: SMT<br />

die digitale Transformation mittels<br />

Foto in CAD/CAM bis zur<br />

Fertigung durch Wasserstrahlschneiden.<br />

Das Endprodukt<br />

spiegelt die Möglichkeiten des<br />

Wasserstrahlschneidens hinsichtlich<br />

Materialvielfalt und<br />

Materialstärke wider. •<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 19


interview<br />

Lim Kok Kiang, Assistant Managing Director des EDB, zur Digitalisierung in Singapur<br />

„Gute Voraussetzungen für<br />

erstklassige 4.0-Produktionen“<br />

Der Produktionsstandort Singapur zündet auch bei Industrie<br />

4.0 den Turbo. Wie deutsche Unternehmen von den zahlreichen<br />

Initiativen des Economic Development Board (EDB)<br />

profitieren können, erläutert Lim Kok Kiang, Assistant Managing<br />

Director der Regierungsbehörde. ❧ Dietmar Kieser<br />

Lim Kok Kiang, stellvertretender<br />

Geschäftsführer<br />

der Regierungsbehörde<br />

EDB: „Singapur bietet<br />

deutschen Unternehmen<br />

alle Voraussetzungen für<br />

den Betrieb erstklassiger<br />

Industrie-4.0-Produktionsstätten.“<br />

Bild: EDB<br />

Die Digitalisierung gilt als eine der ganz<br />

großen Herausforderungen für die Arbeitswelt.<br />

Wo steht die Wirtschaft Singapurs<br />

derzeit beim Thema digitale Transforma -<br />

tion?<br />

Im Industriesektor erleben wir die digitale<br />

Transformation durch die Einführung von<br />

Industrie 4.0. Laut einer Studie der Boston<br />

Consulting Group könnte Industrie 4.0 die<br />

Gesamtproduktion des verarbeitenden Gewerbes<br />

um über 22,5 Milliarden Euro erhö-<br />

hen, die Arbeitsproduktivität um 30 Prozent<br />

steigern und bis 2024 rund 22.000 Arbeitsplätze<br />

in Singapur schaffen. Im Vorgriff auf<br />

diese Entwicklungen hat Singapur mehrere<br />

Initiativen zur Erhaltung und Stärkung seines<br />

Ökosystems im Bereich der Produktion<br />

gestartet.<br />

Welche Initiativen sind dies konkret?<br />

Erstens mussten wir eine gemeinsame Sprache<br />

entwickeln, um das Bewusstsein für<br />

Industrie 4.0 zu schärfen. Deshalb haben<br />

wir den „Singapore Smart Industry Readiness<br />

Index“ geschaffen, um Unternehmen<br />

einen gemeinsamen Rahmen für den industriellen<br />

Wandel zu bieten. Zweitens haben<br />

wir offene Innovationsplattformen für Technologieentwicklung<br />

und Prüfstände eingerichtet,<br />

um Innovationen voranzutreiben.<br />

Dazu gehören Investitionen von zwei Milliarden<br />

Euro in die öffentliche Forschung für<br />

fortschrittliche Fertigung und Technik, die<br />

20 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>


Integration einer tiefen und lebendigen<br />

Basis von Technologieanbietern wie Siemens<br />

und ABB sowie Initiativen wie das Nationale<br />

Robotik-Programm zur Verbesserung der<br />

Produktivität mithilfe von Robotern. Singapur<br />

hat außerdem zwei Modellfabriken errichtet,<br />

in denen Unternehmen neue Technologien<br />

entwickeln und testen können.<br />

Lim Kok Kiang<br />

Lim Kok Kiang ist Assistant Managing<br />

Director des Singapore Economic Development<br />

Board (EDB). Er leitet die Engineering-Cluster<br />

von EDB, zu denen Städte,<br />

Infrastruktur & Industrielösungen, Clean<br />

Technology, Energie & Chemie, Elektronik,<br />

Feinwerktechnik und Verkehrstechnik gehören.<br />

Das EDB, eine Regierungsbehörde des<br />

Ministeriums für Handel und Industrie, ist<br />

verantwortlich für Strategien, die Singapurs<br />

Position als globales Zentrum für Wirtschaft,<br />

Innovation und Talent stärken. Das<br />

EDB betreibt Investitionsförderung und<br />

Branchenentwicklung und arbeitet mit internationalen<br />

Unternehmen im In- und Ausland<br />

zusammen, indem es Unternehmen<br />

Informationen, Kontakte zu Partnern und<br />

Zugang zu staatlichen Anreizen für ihre<br />

Investitionen bietet.<br />

„Deutsche<br />

Unternehmen<br />

können Singapur<br />

nutzen, um<br />

Innovations -<br />

lösungen zu<br />

testen und zu<br />

entwickeln, die<br />

auf die Region<br />

zugeschnitten<br />

sind.“<br />

Hatten Sie auch die Qualifizierung im<br />

Blick?<br />

Mit unserem dritten Punkt haben wir interne<br />

Kapazitäten in Unternehmen aufgebaut,<br />

indem wir in Talent-Initiativen investiert<br />

haben. Wir haben zunächst die für Industrie<br />

4.0 benötigten neuen Qualifikationen identifiziert<br />

und dann kontinuierliche Weiterbildungs-<br />

und Fortbildungskurse implementiert.<br />

Schließlich konzentrierten wir uns auf<br />

den Aufbau einer Community in Singapur,<br />

um Unternehmen dabei zu helfen, ihre eigenen<br />

Initiativen zu beschleunigen und das<br />

Wachstum der Region zu nutzen. Deshalb<br />

veranstaltet Singapur im Oktober die erste<br />

Asien-Pazifik-Ausgabe der Hannover Messe<br />

(industrial-transformation.com). Mit einem<br />

besonderen Schwerpunkt auf dem asiatischpazifischen<br />

Raum wird die Veranstaltung<br />

eine Plattform sein, die Vordenker der Fertigungsindustrie,<br />

Technologieanbieter und<br />

verschiedene Regierungen zusammenbringt.<br />

Welche Herausforderungen und Chancen<br />

birgt der digitale Wandel in Asien für deutsche<br />

Unternehmen in Singapur?<br />

Deutsche Unternehmen können Singapur<br />

nutzen, um Innovationslösungen zu testen<br />

und zu entwickeln, die auf die Region zugeschnitten<br />

sind. So hat Siemens eine Digital<br />

Factory Manufacturing Design Consultancy,<br />

also eine spezielle Beratung für die<br />

Planung smarter Fabriken, eröffnet. Mit<br />

Dormakaba arbeitet Siemens an der Entwicklung<br />

einer intelligenten Fabrik zur Herstellung<br />

von Türschließern. Zudem können<br />

deutsche Unternehmen auf Singapurs Pool<br />

an internationalen qualifizierten Talenten<br />

zurückgreifen und genießen den Schutz geistigen<br />

Eigentums. Das sind gute Voraussetzungen,<br />

um erstklassige Industrie 4.0-<br />

Produktionsstätten zu betreiben. Pepperl+<br />

Fuchs hat jüngst sein Global Distribution<br />

Centre in Singapur eröffnet. Das Unternehmen<br />

verfügt über ein intelligentes Lagerverwaltungssystem,<br />

ein automatisches Regal -<br />

bediengerät und setzt Industrie 4.0-Technologien<br />

in seinen Fertigungslinien ein. Von<br />

Singapur aus wird das Center mehr als<br />

15.000 Produkte weltweit vertreiben, damit<br />

die Effizienz und Wirtschaftlichkeit steigern<br />

und kürzere Lieferzeiten bieten können.<br />

Mit dem Singapore Smart Industry Readiness<br />

Index hat Singapur ein Analysetool für<br />

Industrie 4.0-Prozesse vorgestellt. Warum<br />

ist das EDB in Zusammenarbeit mit TÜV<br />

Süd hier vorgeprescht?<br />

Eine Accenture-Studie aus dem Jahr 2017<br />

ergab, dass sieben von zehn Herstellern aus<br />

dem Energie-, Chemie- und Versorgungssektor<br />

in Singapur planen, bis 2020 Industrie-<br />

4.0-Lösungen einzusetzen. Viele wissen<br />

nicht, wo und wie sie anfangen sollen. Um<br />

die industrielle Transformation zu beschleunigen,<br />

braucht es einen gemeinsamen Rahmen.<br />

Ziel ist es, sich die Industrie 4.0 zu erschließen,<br />

eigene Anlagen zu bewerten und<br />

eine Roadmap für die Transformation zu<br />

planen.<br />

Gemeinsam mit dem TÜV Süd haben wir<br />

den Index an globalen Standards wie dem<br />

„Rami-4.0 Framework“ ausgerichtet. Wir<br />

haben mit einem internationalen Beratungsgremium<br />

aus Vordenkern und Wissenschaftlern<br />

zusammengearbeitet, um sicherzustellen,<br />

dass der Index technisch robust und<br />

umfassend ist. Ein Pool von kleinen, mittelständischen<br />

und multinationalen Unternehmen<br />

aus verschiedenen Branchen hat den<br />

Index getestet und Feedback gegeben, mit<br />

dem wir die Systematik weiter verfeinern<br />

können. Laut Professor Axel Stepken, dem<br />

Vorstandsvorsitzenden von TÜV Süd, hat<br />

der Index das Potenzial, globaler Standard<br />

für die Zukunft der Fertigung zu werden.<br />

Wie funktioniert das Industrie 4.0-Tool?<br />

Wir gliedern den Index in die drei zentralen<br />

Bausteine Prozess, Technologie und Organisation,<br />

die auf 16 Bewertungsdimensionen<br />

abgebildet sind. In jeder dieser Dimensionen<br />

stufen sich die Unternehmen in Kategorien<br />

zwischen 0 und 5 ein. Die Systematik soll es<br />

leicht machen, die Bereitschaft für Industrie<br />

4.0 zu visualisieren und Lücken und Möglichkeiten<br />

zu erkennen. Die Bewertung soll<br />

helfen, Initiativen zu priorisieren und einen<br />

Fahrplan zu erstellen.<br />

Ist der Index mehr als nur ein Bewertungsinstrument?<br />

Wir sehen den Index als den ersten Schritt.<br />

Noch wichtiger ist, dass Unternehmen kontinuierliche<br />

Verbesserungen verfolgen und<br />

nachhaltige Transformationsinitiativen realisieren<br />

können. Es ist auch ein potenzielles<br />

Benchmarking-Instrument. Darüber hinaus<br />

untersuchen wir mögliche zusätzliche<br />

Anwendungen, wie zum Beispiel die Anpassung<br />

an Qualifizierungsprogramme. •<br />

Interessierte können mehr über den Index<br />

erfahren: http://hier.pro/WonEh<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 21


news & management<br />

„Digitalisierung ist nicht nur eine Mode -<br />

erscheinung“, sagt Klaus Aschauer, Vorstandsmitglied<br />

bei Cosmo Consult. Mit<br />

einem Digitalisierungscheck will das<br />

IT-Haus Firmen auf dem Weg zur passenden<br />

Digitalisierungsstrategie unterstützen.<br />

@<br />

Den<br />

Analysetool und Cloud-Lösungen<br />

Fahrplan für die<br />

Digitalisierung<br />

IT | Damit Unternehmen ihre individuelle Digitali -<br />

sierungsstrategie entwickeln können, bietet Cosmo<br />

Consult einen Check mit Ergebnisvergleich mit dem<br />

Wettbewerbsumfeld an.<br />

❧ Nora Nuissl<br />

Digitalisierungscheck für Unternehmen<br />

im Vergleich zum Wettbewerb finden Sie hier:<br />

https://de.cosmoconsult.com/Digitalisierung<br />

scheck/<br />

Aufwand für die Implementierung von Software,<br />

Kapazitäten für die Wartung der IT<br />

sowie Kosten für Rechenkapazitäten und<br />

Speicherplatz entfallen. Trotz der Skepsis<br />

vieler möglicher und tatsächlicher Nutzer<br />

sprechen diese Argumente für die Verlagerung<br />

der Dateninfrastruktur in die Cloud.<br />

Dementsprechend ist es nicht verwunderlich,<br />

dass sich die „Cloudisierung“ in<br />

Deutschland weiter fortsetzt. Das belegt<br />

auch der Cloud-Monitor 2018, der jährlich<br />

vom Digitalverband Bitkom und dem Bera-<br />

tungsunternehmen KPMG erstellt wird.<br />

66 % von insgesamt 457 befragten Unternehmen<br />

setzten 2017 bereits Cloud Computing<br />

ein, etwa jeder fünfte Betrieb plante die<br />

Einführung von Cloud-Services. Nur noch<br />

13 % der befragten Firmen gaben an, dass<br />

die Datenwolke für sie kein Thema sei; Vor<br />

zwei Jahren waren es noch doppelt so viele.<br />

Der Einsatz von Cloud-Lösungen macht<br />

aber noch keine Digitalisierung aus. „Ein<br />

Problem bei der Digitalisierung besteht<br />

darin, dass viele Geschäftsführer sie als Spezialthema<br />

oder als rein technische Herausforderung<br />

betrachten. Entsprechend wird<br />

sie gerne an die IT-Abteilung delegiert und<br />

erst einmal abgehakt. Die Digitalisierung ist<br />

aber kein Spezialthema, sondern ein Prozess<br />

mit weitreichender strategischer Bedeutung<br />

– sie betrifft alle Abteilungen, verändert alle<br />

Unternehmensprozesse und eröffnet vollkommen<br />

neue Geschäftsfelder“, gibt Klaus<br />

Aschauer, Mitgründer und Vorstand des<br />

Microsoft-Dynamics-Partners Cosmo Consult,<br />

zu bedenken.<br />

„Jeder im Unternehmen muss sich über<br />

die Tragweite der Änderungsprozesse im<br />

Klaren sein“, fordert der gebürtige Österreicher.<br />

Um Unternehmen einen ersten Anlaufpunkt<br />

geben zu können, hat das Berliner<br />

Softwarehaus einen sogenannten ‚Digital<br />

Maturity Check‘ entwickelt.<br />

Maturity-Check als erster Schritt in<br />

Richtung Digitalisierungsstrategie<br />

Bei dem Check arbeitet ein Berater von Cosmo<br />

Consult gemeinsam mit dem Unternehmen<br />

einen umfassenden Fragenkatalog ab.<br />

Hierbei wird laut Aschauer zwischen den<br />

Bereichen Fertigung, Handel und Dienstleistungen<br />

unterschieden. Anhand von Fragen<br />

zur Relevanz, Umsetzung und IT-Unterstützung<br />

einzelner Prozesse aus Bereichen wie<br />

Controlling, Marketing oder Qualitätsmanagement<br />

kann die Ist-Situation beim interessierten<br />

Unternehmen festgestellt werden.<br />

Das Spannende für den Kunden ist dann der<br />

Vergleich der Ergebnisse mit dem Niveau<br />

ähnlich strukturierter Unternehmen der<br />

22 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>


Branche. Dabei greift das auf Ende-zu-<br />

Ende-Businesslösungen spezialisierte IT-Unternehmen<br />

auf Benchmarks von mehr als<br />

1500 Firmen aus seinem Datenpool zurück.<br />

Darauf basierend wird ein individueller<br />

Fahrplan für eine Digitalisierungsstrategie<br />

des jeweiligen Unternehmens erstellt. „Das<br />

Ergebnis kann ein Produkt oder Cloud-Service<br />

sein, es kann aber auch erst einmal nur<br />

weiterer Beratungsbedarf bestehen“, erklärt<br />

Aschauer.<br />

Mit seinem im April dieses Jahres gelaunchten<br />

Cosmo 365 Marketplace bietet<br />

das IT-Haus zudem eine zentrale Transak -<br />

tionsplattform für den Erwerb und Betrieb<br />

cloudbasierter Microsoft-Unternehmens -<br />

lösungen. In der Online-Plattform können<br />

Unternehmen bausteinartig zwischen Microsoft-Businessprogrammen<br />

– von der<br />

ERP-Lösung über Office 365 bis hin zu Sharepoint<br />

und Power-Business-Intelligence-<br />

Lösungen – wählen.<br />

Aktuell werden die Services als Public-<br />

Cloud-Anwendungen zur Verfügung gestellt,<br />

da dies die kostengünstigste Betriebsform<br />

für die meisten Kunden sei, führt<br />

Aschauer aus. Hybride Szenarien oder ein<br />

Private-Cloud-Service, bei dem die Daten<br />

ausschließlich in deutschen Rechenzentren<br />

gespeichert und von T-Systems als Treuhänder<br />

verwaltet werden, sind aber ebenfalls<br />

möglich. Die Daten selbst werden sowohl<br />

im Rechenzentrum per Live-Backup gesichert<br />

sowie in einem zweiten Rechenzentrum<br />

gespiegelt. Beim Hosting setzt der<br />

Dienstleister auf das Datentreuhänderprinzip<br />

sowie auf eine ISO-Zertifizierung gemäß<br />

der EU-Datenschutzstandards. „Kunden<br />

können Security-Richtlinien und Berechtigungen<br />

frei definieren“, betont das Vorstandsmitglied.<br />

Je nach Bedarf können Interessierte sowohl<br />

Einzelanwendungen als auch die bewährten<br />

Microsoft-Editionen einzeln erwer-<br />

Auf dem kürzlich gelaunchten Cosmo<br />

365 Marketplace von Cosmo Consult<br />

können Unternehmen klassische Microsoft-Businessprogramme<br />

aus der Cloud<br />

erwerben. Bilder: Cosmo Consult<br />

ben – entweder im kostengünstigen Jahresabonnement<br />

oder mit monatlicher Kündigungsfrist.<br />

„Viele Lösungen kann man zudem<br />

30 Tage lang unverbindlich testen –<br />

niemand muss also die Katze im Sack kaufen“,<br />

rät Aschauer.<br />

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Jede Teilereinigung ist anders.<br />

Die Caramba I-Line auch.<br />

Als Profi wissen Sie: Jede Teilereinigung erfordert individuelle Lösungen.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 23<br />

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technik & wissen<br />

Pneumatik in der Industrie 4.0<br />

Aufbruch in die neue<br />

Dimension<br />

Automatisierung | Pneumatische Systeme sind zunehmend<br />

als dezentrale Antriebslösung mit integrierter Intelligenz aus -<br />

gelegt. Mit dem Industrie-4.0-Trend kommen neue Funktionen<br />

und Eigenschaften hinzu. Anwender profitieren von verbesserter<br />

Energieeffizienz, höherer Verfügbarkeit, schnellerer<br />

Inbetriebnahme und bedarfsgerechter Wartung. ❧ Dietmar Kieser<br />

24 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>


Das Festo Motion Terminal VTEM befördert<br />

per Software-Apps die Pneumatik<br />

ins Zeitalter von Industrie 4.0. Über<br />

50 Einzelkomponenten sollen sich dank<br />

der Apps ersetzen lassen. Bild: Festo<br />

Im schwäbischen Dußlingen wird die Zukunft gemacht.<br />

20 Komponentenhersteller – von A wie Afag über Festo<br />

und Schunk bis zu Z wie Zimmer – verrichteten in der<br />

Produktionshalle des Maschinenbau- und Automatisie -<br />

rungsspezialisten Zeltwanger ihr Gemeinschaftswerk.<br />

Was in der kleinen Gemeinde südlich der Universitätsstadt<br />

Tübingen von Mai bis Juni dieses Jahres hinter<br />

Sichtschutzwänden Gestalt annahm, gilt der Automatisierungsbranche<br />

als Fundament für den Standard von<br />

morgen: Die Open Platform Communications Unified<br />

Architecture, kurz OPC UA, etabliert sich zusehends als<br />

herstellerübergreifender Kommunikationsansatz im<br />

Maschinen- und Anlagenbau.<br />

Der offene Standard schickt sich an, der digitalen<br />

Vernetzung in der Produktion den Weg zu bereiten. Verschiedenste<br />

Maschinen, Systeme und Komponenten<br />

werden auf dieser Basis interoperabel kompatibel. Im<br />

Fall des OPC-UA-Demonstrators, den eine Arbeitsgruppe<br />

der VDMA-Fachabteilung IAS (Integrated Assembly<br />

Solutions) erschaffen hat, arbeiten und kommunizieren<br />

Rundschalttisch, Achsen, Greifer, Bildverarbeitungssysteme<br />

und Roboter samt Cloud- basiertem Condition<br />

Monitoring nach den neuen Prinzipien. Eingebettet in<br />

eine modulare Bearbeitungszelle vom Typ X-Cell von<br />

Zeltwanger, ist eine vollautomatisierte Montageanlage<br />

entstanden, die Fidget Spinner montiert. Der Zusammenbau<br />

der kleinen Handkreisel auf diese Weise steht<br />

beispielhaft für ein Produktionsprinzip, das auch Losgröße<br />

eins zu vertretbaren Kosten ermöglichen kann.<br />

Mit der Demoanlage führen namhafte Komponentenanbieter,<br />

Systemintegratoren und Softwarespezialisten<br />

den Beweis, welches Potenzial in Maschinen steckt,<br />

wenn sie mit OPC UA eine Sprache sprechen. Die Blaupause<br />

für die Zusammenarbeit der beteiligten Komponenten<br />

und Systeme in der smarten Fabrik der Zukunft<br />

präsentierte der Branchenverband erstmals auf der<br />

Münchener Robotik- und Automatisierungsmesse Automatica<br />

Mitte Juni. Anhand zweier Anwendungsfälle,<br />

der Steuerung und der Zustandsüberwachung, wollen<br />

die insgesamt 30 an der Initiative beteiligten Unternehmen<br />

und Einrichtungen die Machbarkeit solcher Technologien<br />

im Sinne der Industrie 4.0 beweisen. Denn je<br />

mehr digitale Funktionen mit physischen Objekten verschmelzen<br />

und diese intensiv vernetzt werden, desto<br />

schneller bricht mit dem Internet der Dinge (IoT) in<br />

produzierende Unternehmen eine neue Ära an.<br />

Dabei setzt auch die Entwicklung in der Pneumatik<br />

auf die Verschmelzung neuer Technologien. Klassische<br />

fluidtechnische Standardprodukte werden immer stärker<br />

mit Intelligenz angereichert. Dies versetzt sie in die<br />

Lage, im Verbund mit einer Vielzahl weiterer Komponenten<br />

und Systeme unterschiedlicher Hersteller zu<br />

funktionieren. Im Fall des Demonstrators vernetzen sich<br />

beispielsweise pneumatische Zylinder wie auch<br />

Schwenkgreifer per OPC UA-Server und sind dadurch<br />

im Kommunikationssystem der Anlage präsent. Alle<br />

verbauten Komponenten können mit herstellerunab-<br />

Ein als Montagezelle aufgebauter<br />

Demonstrator machte auf der Messe<br />

Automatica den Kommunikationsansatz<br />

OPC UA begreifbar. Auch Pneumatikkomponenten<br />

arbeiten nach den neuen<br />

Prinzipien. Bild: Messe München<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 25


technik & wissen<br />

„Durch die Nähe der Pneumatik zu den<br />

Prozessen der Kunden ergeben sich hinsichtlich<br />

der Prozessoptimierung hohe Potenziale<br />

bei der Anlagenverfügbarkeit und -effizienz“,<br />

sagt Aventics Director Wolf Gerecke.<br />

„Der konsequente Ausbau der Proportionaltechnik<br />

und verbundener Regler vergrößert<br />

bestehende und eröffnet neue Anwendungsfelder<br />

für die Pneumatik“, weiß Hansgeorg<br />

Kolvenbach, Leiter Application Center von<br />

Camozzi.<br />

hängigen Fähigkeiten, sogenannten Skills, beschrieben<br />

werden, etwa Ein- oder Ausfahren oder auf Anschlag<br />

positionieren. Über ihre digitale Repräsentanz stellt jede<br />

Automatisierungskomponente nicht nur Daten bereit,<br />

sondern lässt sich auch steuern. Derart aufgewertet,<br />

lässt die Pneumatik ihren einstigen Status einer klassischen<br />

Low- Level-Technik immer weiter hinter sich.<br />

„Diese gemeinsame Sprache für mechatronische Systeme<br />

wird die Planung und die Auslegung der Systeme<br />

grundlegend effizienter und weniger fehlerbehaftet machen“,<br />

ist sich Friedrich Durand, CTO der Afag GmbH,<br />

sicher. Mit „signifikanter Kosten- und Zeitersparnis“<br />

nennt der VDMA mit Blick auf OPC UA einen Nutzen<br />

dieses Kommunikationsansatzes. Eine vereinheitlichte<br />

Schnittstelle statt vieler proprietärer Interfaces sei qualitativ<br />

hochwertiger und reduziere Zeit sowie Kosten für<br />

die Entwicklung, Personal und Inbetriebnahme. Auch<br />

neue Eigenschaften wie verbesserte Energieeffizienz, höhere<br />

Verfügbarkeit und bedarfsgerechte Wartung resultieren<br />

aus der Kombination der altbewährten Grundtechnologie<br />

Pneumatik mit Elektronik und IT.<br />

Das digitale Maschinenzeitalter misst sich in Byte<br />

und nicht in μ. Gleichwohl eröffnet dies Chancen bei<br />

der „Optimierung im Planungs- und Entwicklungsprozess,<br />

Prozessoptimierungen und auch neue<br />

Geschäftsmodelle“, rückt Wolf Gerecke, Director Strategic<br />

Product Management beim Pneumatikanbieter<br />

Aventics, drei Aspekte in den Vordergrund. „Digitale<br />

Informationen zu pneumatischen Komponenten, auch<br />

für kundenspezifische Produkte, stehen jetzt schon zur<br />

Verfügung und unterstützen die Maschinen- und Anlagenbauer<br />

bei der Auslegung und Planung“, meint Ge -<br />

recke. Dieser Trend wird sich seiner Meinung nach weiter<br />

vertiefen bis hin zur Simulation und Modifikation<br />

der virtuellen Produkte zur Optimierung der dann bezogenen<br />

einbaubereiten Komponente. Digitaler Zwilling<br />

ist das Stichwort dafür.<br />

Hinsichtlich der Prozessoptimierung würden sich hohe<br />

Potenziale bei der Anlagenverfügbarkeit und -effizienz<br />

ergeben, so der Aventics-Stratege weiter. So könn-<br />

Die Digitalisierung erfordert elektronisches<br />

Expertenwissen in der Komponente,<br />

wodurch diese komplexere Funktionen<br />

ausführen kann. Bild: Camozzi<br />

26 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>


SITZT<br />

„Wie das Smartphone vor zehn Jahren wird<br />

das Festo Motion Terminal die Automatisierungstechnik<br />

auf den Kopf stellen“, ist Eberhard<br />

Klotz, Leiter Industrie 4.0 Kampagnen<br />

von Festo, überzeugt.<br />

„Die Komponenten werden flexibler, weil<br />

man während der Produktion die Sensorik,<br />

etwa das Proportional-Ventil, mit neuen<br />

Parametern beschreiben kann“, sagt Marketing-Manager<br />

Christian Ziegler von SMC<br />

Deutschland.<br />

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Ventile, -Siebe und -Blenden<br />

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ten Abweichungen im Prozess beispielweise über Veränderungen<br />

im Bewegungsprofil von Aktoren oder im<br />

Zeitverhalten zwischen Ereignissen, wie der Ventilbetätigung<br />

bis zum Erreichen eines bestimmten Druckes, erkannt<br />

werden. „Im Sinne von Industrie 4.0 erfolgt das<br />

nahe am Prozess, idealerweise in den entsprechenden<br />

Komponenten selbst. Dadurch werden smarte Pneumatikkomponenten<br />

zu integralen Bestandteilen der Internet<br />

of Things-Infrastruktur zukünftiger Maschinen -<br />

generationen“, skizziert Wolf Gerecke die Entwicklung.<br />

Elektronisches Expertenwissen in der Komponente<br />

Dabei liegt es auf der Hand, dass mit der Digitalisierung<br />

elektronisches Expertenwissen in die Komponente einzieht.<br />

Für Hansgeorg Kolvenbach von Camozzi führt<br />

dies auch in der Pneumatik dazu, „dass Komponenten<br />

komplexere Funktionen ausführen können“. Insbesondere<br />

der konsequente Ausbau der Proportionaltechnik<br />

und damit verbundener Regler, so der Leiter des Applikationscenters<br />

bei Camozzi in Albershausen, vergrößere<br />

bestehende und eröffne neue Anwendungsfelder für die<br />

Pneumatik.<br />

Für Eberhard Klotz, Leiter Industrie 4.0 Kampagne<br />

bei Festo, ergeben sich die größten Chancen mit dem<br />

Festo Motion Terminal VTEM. Hier fusioniere die Digitalisierung<br />

mit der Pneumatik. Klotz: „Schnelles Zuschalten<br />

von Software-Apps revolutioniert die Pneumatik<br />

in puncto Flexibilität, Energieeffizienz und Beschleunigung<br />

von Produktionsprozessen. Das Motion Terminal<br />

katapultiert die Pneumatik ins Zeitalter von Industrie<br />

4.0 – mit Apps, die es ermöglichen, über 50 Einzelkomponenten<br />

zu ersetzen.“ Wie das Smartphone vor<br />

zehn Jahren den Markt der Mobilfunk-Endgeräte<br />

Calibrated<br />

Orifices<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 27<br />

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technik & wissen<br />

durcheinandergewirbelt habe, werde das Festo Motion<br />

Terminal die Automatisierungstechnik auf den Kopf<br />

stellen, prognostiziert der Industrie-4.0-Experte.<br />

Durch schnelles Zuschalten neuer Funktionen über<br />

Apps können Maschinenentwickler so nun einen Basis-<br />

Maschinentyp erstellen und je nach Auswahl der Apps<br />

diese Maschine mit unterschiedlichen Funktionen und<br />

Ausprägungen je nach Kundenwunsch ausstatten. Hinzu<br />

kommen Manipulationssicherheit und Know-how-<br />

Schutz, „denn von außen ist den Ventilen nicht anzusehen,<br />

welche Funktionen sie ausführen“, sagt Klotz.<br />

Vernetzung macht vor Pneumatik nicht halt<br />

Zwei Gedankengänge bringt Christian Ziegler, Digitalexperte<br />

und Manager Marketing & Product Management<br />

von SMC Deutschland, in die Diskussion um die<br />

Chancen der Pneumatik durch Industrie 4.0 ein: „Erstens<br />

macht die Vernetzung auch vor der Pneumatik<br />

nicht halt. Immer mehr Komponenten werden mit IO-<br />

Link-Technologie ausgestattet. So werden die Komponenten<br />

flexibler, weil man während der Produktion die<br />

Sensorik, etwa das Proportionalventil, mit neuen Parametern<br />

beschreiben kann.“ Zweitens sieht er auch bei<br />

klassischen analogen Sensoren, etwa im Bereich von<br />

4 bis 20 mA, eine Möglichkeit der Digitalisierung.<br />

Aktuell überlege SMC, wie man solche Signale am besten<br />

verarbeitet, um sie etwa an eine Cloud-Lösung zu<br />

übermitteln. „Gerade der Brown-Field-Ansatz mit vielen<br />

bestehenden Anlagen wird manchmal bei Industrie<br />

4.0 etwas vernachlässigt“, sagt Ziegler.<br />

Ob es mehr oder weniger Sensorik braucht, um den<br />

Zustand des Pneumatiksystems in der Anwendung genauer<br />

erfassen zu können, hängt für den SMC-Mann<br />

davon ab, „wie viel Mehrwert weitere Sensorik im Verhältnis<br />

zu den damit verbundenen Kosten bietet“. Ziegler<br />

glaubt, dass es eher intelligentere Sensorik geben<br />

wird, die auch dezentral Auswerteaufgaben übernehmen.<br />

Das entlaste übergelagerte Rechenleistung. „Sicher<br />

kann man mit Algorithmen gewisse Zustände berechnen.<br />

Man darf hierbei aber nicht die Kompressibilität<br />

der Luft vergessen. Hier können immer Kräfte auf den<br />

Aktor einwirken. Um das komplett auszuschließen und<br />

die physikalische Stellung sicher feststellen zu können,<br />

brauche es wieder einn Sensor“, meint der Experte.<br />

Aventics verfolgt den Weg, „für den Anwender relevante<br />

Informationen mit so wenig Sensorik wie möglich<br />

zu generieren“, sagt Wolf Gerecke. In den Maschinen<br />

und Anlagen würden bereits heute viele Sensoren zur<br />

Prozesskontrolle und zur Steuerung der Maschine eingesetzt.<br />

Die Daten dieser Sensoren wolle Aventics nutzen,<br />

um genauere Informationen über den Zustand der<br />

Maschine und insbesondere des Pneumatiksystems zu<br />

bekommen. Gerecke: „In der Verknüpfung der vorhandenen<br />

Sensordaten untereinander und insbesondere mit<br />

unserem Pneumatik-Know-how lassen sich sehr viele<br />

Informationen über den Zustand des Pneumatiksystems<br />

ermitteln.“<br />

Nicht immer zusätzliche Senosorik erforderlich<br />

Bei Camozzi orientiert sich die Ausführung und Anzahl<br />

der Sensoren an der Anwendung und der damit verbundenen<br />

Regelungsaufgabe. Dazu würden passende Sensoren<br />

eingesetzt, betont Hansgeorg Kolvenbach. Zur Zustandserfassung<br />

des Systems im Sinne von Industrie 4.0<br />

sei jedoch nicht zwingend zusätzliche Sensorik erforderlich.<br />

Vielmehr sollte die lokale Elektronik in der Komponente<br />

Expertenwissen des Komponentenherstellers<br />

beinhalten, das durch Berechnungen und Verknüpfungen<br />

von Daten Ermittlungen von weiteren Zuständen<br />

erlaube, erläutert Kolvenbach das Vorgehen.<br />

Experten wie der Festo-Manager Eberhard Klotz<br />

wissen, dass die Industrie-4.0-Idee, mit Cyber-physischen<br />

Systemen die Lernfähigkeit und Anpassung an<br />

sich verändernde Anforderungen oder Umgebungsparameter<br />

zu realisieren, „immer ein Mindestmaß an Sensorik<br />

benötigt“. Daher: „Ja – es wird mehr Sensorik geben<br />

für Basisdaten wie Druck, Durchfluss, Temperatur, aber<br />

auch tiefergehende Analysen hinsichtlich Vibration,<br />

Schall, Laufzeit; unter anderem speziell für die präventive<br />

Wartung.“ Wer über das Know-how aus der Applikation<br />

beziehungsweise den Geräten verfüge, könne über<br />

Ein im Industrial Application Center<br />

von SMC aufgebauter Demonstrator<br />

veranschaulicht, wie eine Ventilinsel mit<br />

IO-Link-Technologie eine Produktion<br />

flexibilisieren kann. Bild: SMC<br />

28 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>


Anomalien, Korrelation, Varianz und anderes weitere<br />

Schlüsse ziehen – ohne zusätzliche Sensorik.<br />

Was passiert schließlich mit den in größeren Umfang<br />

erfassten Daten? Werden sie vor Ort ausgewertet –<br />

Stichwort Edge-Computing – oder in die Cloud transferiert?<br />

Dass die Datenvorverarbeitung nahe an der Applikation<br />

unvermeidbar ist, davon ist Aventics-Mann<br />

Gerecke fest überzeugt. Diese Vorverarbeitung könne<br />

entweder in den Komponenten selbst, in entsprechenden<br />

IoT-Gateways oder in den lokalen Steuerungen erfolgen.<br />

Für die vorverarbeiteten Daten spielen seiner<br />

Meinung nach „moderne Kommunikationsstandards<br />

wie etwa OPC UA eine maßgebliche Rolle, da diese eine<br />

hohe Flexibilität insbesondere hinsichtlich semantisch<br />

aufgewerteter Daten in der M2M-Kommunikation bieten“.<br />

IO-Link biete schon die Möglichkeit, vorverarbeitete<br />

Daten intelligenter Sensoren zu kommunizieren.<br />

Aufgrund der Punkt-zu-Punkt-Kommunikation werde<br />

aber auch hier noch ein Gateway in die IoT-Infrastruktur<br />

benötigt, sagt Wolf Gerecke.<br />

Um ein umfassendes Bild über die Daten einer Maschine<br />

oder Anlage zu erhalten, geht für Eberhard Klotz<br />

an leistungsfähigen Tools kein Weg vorbei. Ob diese in<br />

der Anlage, lokalen Servern, im Rechenzentrum oder einer<br />

Cloud liegen würden, hänge von diversen Faktoren<br />

ab: Echtzeitanforderungen, Bandbreite, Verfügbarkeit,<br />

Kosten, Risiken und vielem anderen. „Festo bedient alle<br />

Optionen: IO-Link-fähige Feldgeräte als ideale Zubringer<br />

strukturierter Daten, Steuerungen und Automatisierungslösungen<br />

mit OPC UA, bis hin zur schlüsselfertigen<br />

Lösung für eine IoT-Integration samt IoT-Gateway<br />

und Dashboards. Damit sind unsere Lösungen durchgängig<br />

– von der Mechanik bis zur Cloud“, meint Klotz.<br />

Pneumatik wird aufgewertet<br />

Wer meint, die Pneumatik nähere sich dem Ende<br />

ihres Innovationszyklus, der irrt. Ihre Komponenten<br />

müssen nicht unbedingt mehr per digitalen<br />

I/Os über eine komplexe Elektrik angesteuert<br />

werden. Dank OPC UA können Ventile, Zylinder<br />

& Co. auch über die herstellerunabhängige Kommunikationsschnittstelle<br />

in einer laufenden Produktion<br />

präsent sein. Mit standardisierten Fähigkeiten<br />

beschrieben, zieht die<br />

Pneumatik steuerungstechnisch<br />

mit anderen Antriebstechniken<br />

gleich. Die Taktzahl<br />

der Innovationsprozesse<br />

jedenfalls dürfte steigen.<br />

Inzwischen zeige sich immer mehr, „dass der anfängliche<br />

Hype um die Cloud jetzt differenzierter betrachtet<br />

wird“, sagt Christian Ziegler. Derzeit zeichne sich ein<br />

Hybrid-Modell ab: „Man überlegt, was in der Cloud<br />

und was lokal sinnvoll ausgewertet werden kann. Die<br />

Frage wird also sein, welche Daten wirklich gebraucht<br />

werden, um den Prozess zu regeln. Diese werden eher<br />

lokal verarbeitet, während etwa Daten zur Wartung gut<br />

in einer Cloud zu managen sind“, meint Ziegler. Hier<br />

werde es aber sicher kein Schwarz-Weiß geben. Vielmehr<br />

komme es auf die Anwendung an. •<br />

Dietmar Kieser<br />

Stv. Chefredakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

Halle 1, Galerie-Forum<br />

Stand 1Z130<br />

Kugellager und Rollenlager<br />

<br />

<br />

<br />

Spindeleinheiten<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 29


technik & wissen<br />

Der ZVEI arbeitet an der Standardisierung<br />

Antriebstechnik auf<br />

Kurs Industrie 4.0<br />

Smarte Fabrik | Der Elektroantrieb von morgen ist<br />

vernetzt – und damit das Herzstück der smarten Fabrik.<br />

Dabei geht es um weit mehr als um Predictive<br />

Maintenance. Auch die Entwicklung und Inbetriebnahme<br />

von Antrieben lässt sich durch deren Digitalisierung<br />

deutlich beschleunigen. ❧ Sabine Koll<br />

„Für uns als Maschinenbauer ist der vernetzte<br />

und intelligente Elektromotor sehr<br />

interessant, weil wir damit mehr Transparenz<br />

in unsere Maschinen bekommen – von<br />

der Entwicklung über die Inbetriebnahme<br />

bis zum Betrieb beim Kunden“, sagt Dr.<br />

Martin Schober, Projektleiter automatisierte<br />

Achsdiagnose bei Trumpf. „Das ist die<br />

Grundlage, mit der wir unsere Produkte<br />

auch verbessern können.“ Doch es gibt<br />

noch weitere Gründe, warum die Industrie<br />

auf den Antrieb der neuen Generation wartet:<br />

„Das Thema Energieeffizienz wird<br />

durch den Industrie-4.0-Antrieb eine neue<br />

Dimension erfahren“, ist Dr. Arne Linder,<br />

Product Manager Drives beim Antriebshersteller<br />

Kollmorgen, überzeugt. Er weiß:<br />

Der ZVEI treibt die Umsetzung<br />

von Industrie 4.0<br />

in der elektrischen<br />

Antriebstechnik voran.<br />

Bild: Fotolia/alexlmx<br />

Heute sind Antriebe oftmals überdimensioniert:<br />

Der Elektrotechniker dimensioniert<br />

sie aus Vorsicht größer als notwendig, daher<br />

sind elektrische Maschinen vielfach zwei bis<br />

drei Baugrößen zu groß. „Durch die Digitalisierung<br />

des Antriebs – also den digitalen<br />

Zwilling – kann ich in Zukunft den Antrieb<br />

wählen, der optimal dazu passt. Dadurch<br />

lassen sich künftig zum Beispiel ganz andere<br />

Werkzeugmaschinen bauen, weil der Bauraum<br />

besser genutzt werden kann“, so Linder.<br />

Für Martin Hankel, Projektleiter Industrie<br />

4.0 bei Bosch Rexroth, hat dies noch einen<br />

weiteren Effekt – und zwar für den Fall,<br />

dass der Endkunde sagt: Die Maschine ist<br />

sicherlich 10 % überdimensioniert, also fahre<br />

ich die einfach mal 10 % schneller.<br />

„Kommt es dann zu einem Schaden, kann<br />

der Maschinenbauer nachvollziehen, dass<br />

die Maschine nicht bestimmungsgemäß genutzt<br />

wurde“, so Hankel.<br />

Doch auch für den Kunden, der die Maschine<br />

betreibt, ist die Vernetzung von Vorteil,<br />

so Trumpf-Experte Schober: „Letztlich<br />

werden die Produkte robuster und noch<br />

besser, wenn wir als Maschinenbauer mit<br />

30 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>


Prof. Dr. Gerd Griepentrog, Fachgebiet Leistungselektronik<br />

und Antriebs regelung, TU<br />

Darmstadt: „Ich glaube, dass wir in zehn<br />

Jahren Antriebe haben werden, die sich<br />

selbst in Betrieb nehmen und die sich selbst<br />

auch optimieren können.“<br />

Bild: TU Darmstadt<br />

Martin Hankel, Projektleiter Industrie 4.0,<br />

Bosch Rexroth: „Nicht alle Daten, die ein<br />

Antrieb liefert, sind verwertbar. Deswegen<br />

sind wir auch sehr interessiert an einer<br />

Standardisierung, um überhaupt zu wissen,<br />

welche Daten verfügbar sind.“<br />

Bild: Bosch Rexroth<br />

Dr. Arne Linder, Product Manager Drives,<br />

Kollmorgen: „Das Thema Energie effizienz<br />

wird durch den Industrie-4.0-Antrieb eine<br />

neue Dimension erfahren. Die heute oft übliche<br />

Überdimensionierung von Antrieben<br />

hat ein Ende.“<br />

Bild: Kollmorgen<br />

den Antriebsdaten, die aus dem Feld kommen,<br />

arbeiten können. Davon profitiert der<br />

Kunde. Außerdem können wir dem Kunden<br />

Daten zur Verfügung stellen, mit denen er<br />

seine Produktion robuster und effizienter<br />

gestalten kann. Dies können zum Beispiel<br />

Informationen über den ‚Gesundheitszustand‘<br />

eines Motors sein, anhand derer der<br />

Kunde entscheiden kann, ob er eine Maschine<br />

weiterhin voll belasten kann.“<br />

„Für uns sind solche Daten aus dem<br />

Markt extrem wichtig“, betont Norbert<br />

Scholz, Geschäftsführer Systemtechnik und<br />

Verantwortlich für Industrie 4.0 bei Baumüller.<br />

„Da es mit der Verwaltungsschale eine<br />

Art digitalen Zwilling für jede Industrie-<br />

4.0-Komponente gibt, können wir Informationen<br />

darüber erhalten, wie unsere Antriebe<br />

in Maschinen eingesetzt werden – also ob<br />

sie zum Beispiel im Grenzbereich laufen.“<br />

Über solche Informationen verfügen die Antriebshersteller<br />

mit den heutigen Möglichkeiten<br />

nicht.<br />

Kollmorgen-Experte Linder sieht den<br />

Antrieb als Schlüssel zu Industrie 4.0 beim<br />

Maschinenbetreiber: „Mit den Daten eines<br />

Antriebs kann er Maschinen und Produktionsprozesse<br />

optimieren, da dieser ja heute<br />

bereits mit der Steuerung kommuniziert.<br />

Die Auswertung der Daten kann wahlweise<br />

im Antrieb selbst erfolgen oder aber auf<br />

Maschinen- oder Fabrikebene.“<br />

Doch wie sehen konkrete Use Cases für<br />

den Industrie-4.0-Antrieb in der Praxis aus?<br />

Die Paradeanwendung ist sicherlich Predictive<br />

Maintanance, also die vorausschauende<br />

Wartung von Antrieben. „Doch ein<br />

Standard für eine Datengrundlage, wie wir<br />

ihn im ZVEI angehen, hat noch viel weitreichendere<br />

Vorteile für Maschinenhersteller“,<br />

sagt Hankel. „Dies beginnt schon bei der<br />

Entwicklung der Maschine, wenn wir als<br />

Antriebshersteller dem Maschinenbauer digitale<br />

Daten etwa eines Servomotors in einem<br />

einheitlichen Format zugänglich machen<br />

können. Dies würde die Time-to-Market<br />

für den Maschinenhersteller deutlich<br />

verkürzen.“<br />

Schnellere Entwicklung durch digitales<br />

Modell eines Antriebs<br />

Dies bestätigt Schober für die Maschinenentwicklung<br />

bei Trumpf: „Ein digitales Modell<br />

eines Antriebs würde uns definitiv eine<br />

schnellere Entwicklung ermöglichen.“ Heute<br />

spricht Trumpf mit dem Antriebshersteller<br />

seines Vertrauens in den Entwicklungsphasen<br />

ab, welche Anforderungen es an die<br />

Antriebe gibt, welche Dynamik man mit der<br />

Maschine erreichen möchte etc. Auf der<br />

Grundlage von Informationen zum Beispiel<br />

zum Bauraum und zu den Leistungsdaten<br />

erfolgt dann beim Ditzinger Maschinenbauer<br />

eine Vorparametrierung der Maschine.<br />

Schober: „Interessant wäre es, diese Daten<br />

schon in einer ausgeklügelten Form von<br />

vornherein zu haben. Man fängt mit einem<br />

passenden CAD-Modell des Antriebs an,<br />

dies kann man perfekt in die Konstruktion<br />

einfügen, man hat die Leistungsdaten, hat<br />

am besten schon ein mechatronisches Modell<br />

dieses Antriebs und kann somit mit der<br />

eigentlichen Mechanik und den Antrieben<br />

dann eine komplett mechatronische Simulation<br />

durchführen.“ Das heißt, man kann Eigenschaften<br />

wie beispielsweise Genauigkeit,<br />

Dynamik oder Überschwingverhalten schon<br />

im Voraus genau überprüfen. „Dieses Frontloading<br />

im Entwicklungsprozess bietet ein<br />

enormes Potenzial zur Hardware-Absicherung“,<br />

so Schober weiter.<br />

Dies alles funktioniert nach seiner Darstellung<br />

im Prinzip auch ohne die Standardisierung<br />

von Daten und Funktionen, wie sie<br />

der ZVEI (siehe Infobox) vorantreibt.<br />

„Aber durch die Harmonisierung und Standardisierung<br />

von Daten und Funktionen<br />

wäre es für uns möglich, Simulationen mit<br />

Antrieben mehrerer Hersteller durchzuführen<br />

– und die Ergebnisse miteinander zu vergleichen<br />

etwa hinsichtlich Dynamik oder<br />

Qualität. Wenn wir dann feststellen, dass<br />

sich zwei Produkte gleichen, können wir auf<br />

das kostengünstigere Produkt zurückgreifen.“Die<br />

Antriebshersteller sehen dies mit<br />

einem lachenden und einem weinenden<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 31


technik & wissen<br />

Norbert Scholz, Geschäftsführer Systemtechnik<br />

und verantwortlich für Industrie 4.0,<br />

Baumüller: „Industrie-4.0-Antriebe würden<br />

bei der Inbetriebnahme systemseitig vor allem<br />

dann ihre Stärken ausspielen, wenn<br />

man Antriebe mehrerer Hersteller in eine<br />

Maschine oder Anlage integriert.“<br />

Bild: Baumüller<br />

Auge: „Spontan finde ich die Vergleichbarkeit,<br />

die sich durch die Harmonisierung und<br />

Standardisierung von Daten und Funktionen<br />

ergibt, natürlich nicht positiv“, gesteht<br />

Kollmorgen-Manager Linder. „Andererseits<br />

müssen wir uns als Antriebshersteller künftig<br />

im Prinzip nicht mehr um das Prototyping<br />

und alles, was für die Entwicklung<br />

beim Kunden benötigt wird, kümmern. Wir<br />

haben Simulationswerkzeuge, mit denen wir<br />

dem Maschinenbauer den Motor als digitalen<br />

Zwilling zur Verfügung stellen. Mit diesem<br />

kann er seine Simulationen fahren –<br />

und erst danach bauen wir den Motor für<br />

ihn.“ Auch gerade bei Design Freezes oder<br />

Updates lassen sich die Aufwände seiner<br />

Einschätzung nach reduzieren.<br />

Prof. Dr. Gerd Griepentrog vom Fachgebiet<br />

Leistungselektronik und Antriebsregelung<br />

an der TU Darmstadt, geht nicht davon<br />

aus, dass den Antriebsherstellern Aufträge<br />

verloren gehen. „Es wird eher umgekehrt<br />

sein: Wer sich nicht an der Digitalisierung<br />

und Standardisierung beteiligt, der wird auf<br />

Dauer zu den Verlierern zählen. Letztlich<br />

wird dies ein Wettbewerbsvorteil gegenüber<br />

Herstellern etwa aus Asien sein.“<br />

Er sieht nicht nur für die Entwicklung<br />

von Maschinen, sondern auch für deren Inbetriebnahme<br />

große Vorteile durch die Standardisierung,<br />

die der ZVEI vorantreibt:<br />

Dr. Martin Schober, Projektleiter automatisierte<br />

Achsdiagnose, Trumpf: „Durch die<br />

Harmonisierung und Standardisierung von<br />

Daten und Funktionen wird es für uns möglich,<br />

Simulationen mit Antrieben mehrerer<br />

Hersteller durchzuführen – und die Ergebnisse<br />

miteinander zu vergleichen etwa hinsichtlich<br />

Dynamik oder Qualität. “ Bild: Trumpf<br />

„Für Maschinenbauer ist eine Menge Kleinarbeit<br />

notwendig, um alle die für die Inbetriebnahme<br />

einer Maschine oder Anlage<br />

richtigen Einstellungen zu finden“, erklärt<br />

er. „Es reichen zum Teil relativ einfache digitale<br />

Funktionen, um eine Maschine einfacher<br />

in Betrieb zu setzen.“ Im ZVEI-Ar-<br />

ZVEI-Arbeitskreis<br />

beitskreis „Industrie 4.0 Elektrische Antriebe“<br />

sehe man hierzu als eine der übergreifenden<br />

Funktionen „Autotuning“ vor. „Das<br />

heißt, bei der Inbetriebnahme kann der Antrieb<br />

seine wesentlichen Parameter selbst<br />

finden, so dass zum Beispiel eine erste Bewegung<br />

möglich ist. Anschließend kann man<br />

das weiter optimieren“, so Griepentrog.<br />

Vorstellbar seien in Zukunft Systeme, die<br />

selbstständig lernen und im Laufe der Zeit<br />

ihre Einstellungen immer weiter verbessern.<br />

„Aber ich glaube, bis zur Serienreife ist es<br />

noch ein weiter Weg, zumal hier Sicherheitsaspekte<br />

eine große Rolle spielen“, so der<br />

Wissenschaftler.<br />

Trumpf-Experte Schober sieht gerade für<br />

den Sondermaschinenbau oder Maschinen,<br />

die in kleinen Losgrößen gebaut werden,<br />

„gigantische Vorteile, wenn man bei der Inbetriebnahme<br />

nicht erst alle Daten ‚zusammensuchen’<br />

muss, damit man den Motor<br />

zum Drehen bringt und damit er mit der<br />

Steuerung kommuniziert.“ „Industrie-<br />

4.0-Antriebe spielen bei der Inbetriebnahme<br />

systemseitig vor allem dann ihre Stärken<br />

aus, wenn man Antriebe mehrerer Hersteller<br />

in eine Maschine oder Anlage integriert“,<br />

betont Baumüller-Geschäftsführer Scholz.<br />

„Die Optimierung würde durch eine geführte<br />

Inbetriebnahme und Autotuning-Funktionen<br />

wesentlich vereinfacht. Auf alle Fälle<br />

werden wir in Zukunft weniger program-<br />

Der ZVEI hat den Arbeitskreis „Industrie 4.0 Elektrische Antriebe“ Ende 2015 gegründet,<br />

um Industrie 4.0 in der elektrischen Antriebstechnik umzusetzen. Die Schwerpunkte liegen<br />

auf Daten und Merkmalen sowie Funktionen. „Es geht uns darum, die verteilt bei Antriebsherstellern,<br />

Maschinenbauern und -betreibern über den gesamten Lebenszyklus entstehenden<br />

Daten – etwa eines Servomotors – herstellerübergreifend zusammenzuführen“, sagt<br />

Martin Hankel. Die wesentlichen Daten hat der Arbeitskreis in einer Excel-Tabelle mit<br />

mehr als 180 Merkmalen zusammengestellt. Zu neuen Merkmalen gehören unter anderem<br />

dynamische Daten wie etwa von Lastprofilen von Strom, Drehmoment, Drehzahl oder<br />

Temperatur, Service- und Wartungsdaten etwa zur Austauschhistorie oder auch Lebensdauerdaten<br />

etwa von Lagern. Die Daten werden zielgruppenspezifisch in Verwaltungsschalen<br />

weitergegeben – vom Antriebshersteller zum Maschinenbauer und von diesem wiederum an<br />

den Maschinenbetreiber. Dies funktioniert auch in die umgekehrte Richtung.<br />

Das zweite Thema des Arbeitskreises betrifft die Funktionsschicht. In einem Workshop mit<br />

Maschinenbauern haben diese fünf Funktionen als wesentlich für ihr Geschäft identifiziert:<br />

Fehlerspeicher/Warnungen, geführte Inbetriebnahme und Auto-Tuning-Funktion, Oszilloskop,<br />

Energiemanagement und Wartungschronik. Diese Funktionen sind im ersten Schritt<br />

beschrieben. Weitere sollen folgen.<br />

32 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>


mieren und mehr Softwarefunktionalitäten<br />

mit den Komponenten zur Verfügung stellen.“<br />

Doch bei wem liegen letztlich die Daten,<br />

die der Antrieb liefert: beim Antriebshersteller,<br />

beim Maschinenbauer oder beim Kunden,<br />

der die Maschine betreibt? „Sowohl als<br />

auch“, sagt Schober, Trumpf. „Für den Maschinenbetreiber<br />

ist es natürlich schon inte-<br />

ressant, wenn er seine Daten<br />

sammeln kann und vor allem,<br />

wenn er sie dementsprechend<br />

auswerten kann, um Aussagen<br />

über seine Auslastungen etc. zu<br />

bekommen. Für uns als Maschinenbauer<br />

ist das Thema Condition<br />

Monitoring hochinteressant<br />

– einen Mehrwert für den<br />

Kunden zu generieren und zeitgleich<br />

selbst weiter zu lernen.<br />

Die Antriebshersteller werden<br />

natürlich auch gerne wissen<br />

wollen, wie ihre Antriebe in den<br />

Maschinen funktionieren.“<br />

heute im ZVEI standardisieren, auch auf andere<br />

Produktgruppen übertragen können –<br />

also auch auf einen hydraulischen Antrieb.<br />

Wenn wir diese Funktionen vereinheitlichen,<br />

sind wir einen großen Schritt weiter.“<br />

„Funktionen wie Autotuning und Inbetriebnahme<br />

werden 2028 längst herstellerübergreifend<br />

funktionieren. Ich denke, dann<br />

wird der Motor selbst ein intelligenter Sensor<br />

sein, über den wir den Motor selbst oder<br />

auch das Gesamtsystem diagnostizieren<br />

können“, so Linder. Dies sieht Scholz ähnlich:<br />

„Ich gehe davon aus, dass es intelligente<br />

Diagnosemöglichkeiten gibt, die aus<br />

Stromverläufen oder anderen typischen Abbildern<br />

und deren Veränderungen viel genauer<br />

entscheiden können, wie der Gesundheitszustand<br />

des Antriebs ist.“ •<br />

Nimmt sich der Antrieb 2028<br />

selbst in Betrieb?<br />

Zehn Jahre weiter gedacht – wo<br />

steht der Antrieb 4.0? „Ich gehe<br />

davon aus, dass wir bis dahin eine<br />

durchgängige Transparenz<br />

über wesentliche Antriebsdaten<br />

entlang der gesamten Wertschöpfungskette<br />

erzielt haben –<br />

vom Antrieb über unsere eigene<br />

Steuerung bis hin zum Kunden“,<br />

ist Schober überzeugt.<br />

Professor Griepentrog geht davon<br />

aus, dass wir 2028 „Antriebe<br />

haben, die sich selbst in Betrieb<br />

nehmen, die sich selbst<br />

auch optimieren können. Allerdings<br />

mahne ich an, das Thema<br />

Sicherheit nicht außen vor zu<br />

lassen. Das wird eine gewisse<br />

Zeit in Anspruch nehmen, und<br />

die Zeit sollten wir uns auch<br />

nehmen, um die Akzeptanz<br />

nicht zu gefährden.“ Hankel,<br />

Bosch Rexroth, sagt: „In zehn<br />

Jahren werden wir dank Künstlicher<br />

Intelligenz so weit sein,<br />

dass wir kaum noch programmieren<br />

müssen und dass der Antrieb<br />

selbst lernt. Ich hoffe auch,<br />

dass wir die Funktionen, die wir<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 33


Polyurethanschläuche der Serie TU: Auch komplexe<br />

Leitungsstränge bleiben dank Farbcodierung übersichtlich.<br />

Bilder: SMC Deutschland<br />

Kunststoffschlauch trotzt Kühlschmierstoffen<br />

Hält seit mehr als<br />

zwei Jahren<br />

Schläuche | So sanft Kühlschmierstoffe mit Metallen<br />

umgehen, so aggressiv können sie für Kunststoffschläuche<br />

sein. Bei einem Hersteller von Tonnen -<br />

rollen für Wälzlager hielten die Zuleitungen keine vier<br />

Wochen. Erst der Wechsel auf einen Polyurethanschlauch<br />

schaffte Abhilfe.<br />

Die Aggressivität mancher Kühlschmierstoffe<br />

(KSS) gegenüber Kunststoffschläuchen ist<br />

schon länger bekannt. Recht drastisch<br />

äußerte sie sich allerdings bei einem unterfränkischen<br />

Metallbearbeiter. Die dort verwendeten<br />

Polyurethanschläuche zur Druckluftversorgung<br />

in den CNC-Bearbeitungsmaschinen<br />

quollen derart schnell auf, dass<br />

sie bereits nach vier Wochen ausgetauscht<br />

werden mussten.<br />

Währenddessen stand die CNC-Bearbeitung<br />

still. Die wirtschaftlich unbefriedigende<br />

Situation führte zum Kontakt mit einem<br />

Verkaufsingenieur von SMC Deutschland.<br />

Der regte kurzerhand an, eine systematische<br />

Testreihe mit SMC-Schläuchen durchzuführen,<br />

um einen Typ mit optimalen Eigenschaften<br />

und langer Standzeit zu finden.<br />

Beim Kühlschmierstoff handelt es sich<br />

um ein handelsübliches Produkt vom Typ<br />

Hosmac S127. Das wassermischbare, bor-<br />

und formaldehydfreie, stark mineralölhal -<br />

tige Standardprodukt befindet sich beim<br />

Schleifen oder Drehen von Eisen-, Stahl und<br />

Gusswerkstoffen weltweit im Einsatz.<br />

Neben der ausgezeichneten Stabilität und<br />

einem guten Spülverhalten läuft es sauber<br />

ab und bietet einen ausgezeichneten Korrosionsschutz.<br />

Chemisch gesehen ist dieser<br />

Kühlschmierstofftyp allerdings ein recht<br />

aggressiver Cocktail aus Wasser, verschiedenen<br />

Ölen und einer langen Liste an Zusatzstoffen:<br />

Entschäumer, Biozide, Nachkon -<br />

servierer, Desinfektionsreiniger, Stabilisatoren<br />

und Emulgatoren gehören ebenso dazu<br />

wie Substanzen, die speziell dem Korrosionsschutz<br />

dienen. Der pH-Wert liegt mit<br />

einem Wert von fast 10 im stark basischen<br />

Bereich.<br />

Tests mit Standardschlauch<br />

Die Tests wurden mit einem Standardschlauch<br />

der Serie TU durchgeführt. Die<br />

Schläuche dieser Serie bestehen ebenfalls<br />

aus Polyurethan und wurden in circa 20 cm<br />

lange Stücke geschnitten. Anschließend wurden<br />

sie komplett in wässrige Lösungen mit<br />

unterschiedlicher KSS-Konzentration eingetaucht<br />

und nach einer Verweildauer von vier<br />

Wochen unter Normalbedingungen wieder<br />

entnommen und eingehend untersucht.<br />

Polyurethan als<br />

Schlauchmaterial<br />

Chemisch gesehen handelt es sich bei den<br />

Polyurethanen um Ketten und Netzwerke<br />

aus den Monomeren Dialkohol und Diisocyanat<br />

beziehungsweise Polyol und Poly -<br />

c yanat. Die Eigenschaften der Polyurethane<br />

können über weite Strecken variieren. Je<br />

nach verwendeten Ausgangsubstanzen (Monomeren)<br />

und dem Vernetzungsgrad entstehen<br />

Duroplaste, Thermoplaste oder Elastomere.<br />

Mengenmäßig zählen die Polyure -<br />

thanschaumstoffe zu den wichtigsten Vertretern<br />

dieser Kunststoffklasse.<br />

34 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>


technik & wissen<br />

Innovative Schläuche: Die Schläuche der IDK-Serie<br />

leiten Kondenswasser ab, bevor Aktuatoren Schaden<br />

nehmen können.<br />

Funktional ließen sich dabei keinerlei Beeinträchtigungen<br />

nachweisen. Die Schläuche<br />

quollen nicht auf, zeigten weder eine Veränderung<br />

der Flexibilität noch der Porosität.<br />

Und – die wohl wichtigste Erkenntnis – es<br />

konnten keine Leckagen festgestellt werden.<br />

Lediglich jene Probestücke, die sich in der<br />

aggressivsten KSS-Wasser-Mischung befanden,<br />

verblassten etwas. Aufgrund dieser<br />

vielversprechenden Ergebnisse unterzog<br />

man die getesteten Polyurethanschläuche<br />

einem Livetest im unterfränkischen Werk<br />

des Rollenherstellers.<br />

Auch im industriellen Einsatz ließen sich<br />

keinerlei Beeinträchtigungen erkennen. Das<br />

bestätigt sich bis heute: Seit zwei Jahren<br />

sind die Schläuche im Einsatz. Sie sind ab -<br />

solut stabil und zeigen keine Veränderung.<br />

Daher war ein Austausch bislang nicht<br />

erforderlich. Aufgrund der guten Ergebnisse<br />

hat der unterfränkische Kugellagerspezialist<br />

das neue Schlauchprodukt konzernweit als<br />

Standard festgeschrieben. Alle Schleif- und<br />

Drehanwendungen, in denen Kühlschmierstoffe<br />

im Einsatz sind, wurden inzwischen<br />

weltweit auf das SMC-Produkt umgestellt.<br />

Für Andreas Koch, Sales Engineer bei<br />

SMC Deutschland, dem Hersteller der<br />

Schläuche, konnte das Ergebnis nicht besser<br />

sein. „Obwohl es ebenfalls ein Polyurethanschlauch<br />

ist, verhält sich unser Schlauch völlig<br />

anders als das zuvor eingesetzte Produkt.<br />

Von daher lohnt es sich bei auftretenden<br />

Problemen immer, Alternativen zu testen“,<br />

empfiehlt der Schlauch-Experte.<br />

Besonderheiten der TU-Serie<br />

Dass sich Kunststoffmaterialien ein und derselben<br />

Kunststoffklasse stark unterscheiden<br />

können, ist nicht sehr ungewöhnlich.<br />

Schließlich hängen die Eigenschaften von<br />

Polymeren sehr stark vom verwendeten<br />

Ausgangsmaterial (Monomer), vom Vernetzungsgrad<br />

sowie von den gewählten Polymerisationsbedingungen<br />

ab. Daher wurde<br />

für die Tests ganz bewusst wieder ein Poly -<br />

urethanschlauch ausgewählt. Die Schläuche<br />

der Serie TU haben sich bereits in vielen<br />

Anwendungen bewährt und bieten gute<br />

Eigenschaften. Sie stehen in 29 unterschiedlichen<br />

Farben zur Verfügung, so dass über<br />

eine Farbcodierung leicht fällt, auch bei<br />

komplexen Leitungssträngen den Überblick<br />

zu behalten.<br />

Obwohl das Thema Schläuche in vielen<br />

Bereichen des Maschinen- und Anlagenbaus<br />

eher eine untergeordnete Rolle spielt, unterstreicht<br />

dieses Beispiel, wie sehr sich Optimierungsmaßnahmen<br />

lohnen können. Daher<br />

freut sich Andreas Koch über die Innovationskraft,<br />

die sein Unternehmen auch auf<br />

diesem scheinbar wenig aufregenden Gebiet<br />

entfaltet.<br />

So wurden mit den Mehrfachschläuchen<br />

jüngst Schläuche aus Polyurethan, Weich -<br />

polyurethan oder verschleißresistentem<br />

Polyurethan vorgestellt, die fest miteinander<br />

verbunden sind. Bis zu acht Schläuche lassen<br />

sich nebeneinander kombinieren. Dabei<br />

lässt sich die Farbbelegung frei wählen, so<br />

dass auch komplexe Verschlauchungen<br />

übersichtlich bleiben. Ein zweites Beispiel<br />

sind die kondensatableitenden Schläuche<br />

der Serie IDK. Diese Schläuche sind in der<br />

Lage, vor kleinen Antrieben gebildetes Kondensat<br />

abzuleiten, bevor die Aktuatoren<br />

ausfallen.<br />

•<br />

Harald Kühne<br />

SMC Deutschland GmbH in Egelsbach<br />

100 bis 20.000 Nm - 10 bis 2.000 kW<br />

www.oswald.de<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 35


technik & wissen<br />

Standardisierung bei Einsatz von Baugruppen spart Zeit<br />

Weniger Verdrahtung<br />

mit Ethercat-Modulen<br />

Steuerungstechnik | Durch den Einsatz von Signal-<br />

Distribution-Boards mit Ethercat-Steckmodulen von<br />

Beckhoff hat der Sondermaschinenbauer Mühlbauer<br />

seine Durchsatzzeiten in der Produktion erhöht und<br />

spart zudem 20 % an Kosten ein.<br />

Chipkarten- und Passherstellung zum einen<br />

die Einführung eines neuen Sorting-Systems<br />

für Dies (also ungehäuste Mikrochips). Aber<br />

auch die Standardisierung der I/O-Ebene<br />

mit den Ethercat-Steckmodulen von Beckhoff<br />

habe laut Dimpfl dazu beigetragen.<br />

Denn die Steckmodule des Verler Automa -<br />

tisierers ermöglichen eine zeit- und fehlerminimierte<br />

Produktion, geringere Herstellungskosten<br />

sowie verkürzte Lieferzeiten.<br />

„Die Signal-Distribution-Boards mit<br />

den kompakten Ethercat-Steckmodulen<br />

von Beckhoff sind genau auf die Anforderungen<br />

der Maschine abgestimmt“,<br />

erklärt Martin Dimpfl (re.), Leiter<br />

Electronic Engineering beim Sonder -<br />

maschinenbauer Mühlbauer.<br />

Bilder: Beckhoff<br />

„Neben der Durchsatzerhöhung von 20.000<br />

auf 30.000 Chips pro Stunde, einer vereinfachten<br />

Maschineneinrichtung und -bedienung<br />

sowie dem verbesserten Wafer-Handling<br />

konnten wir auch die Kosten im Vergleich<br />

zur Vorgängermaschine um 20 %<br />

senken.“ Mit diesen Ergebnissen ist Martin<br />

Dimpfl, Leiter Electronic Engineering im<br />

Unternehmensbereich Automation beim<br />

Sondermaschinenbauer Mühlbauer, äußerst<br />

zufrieden. Möglich gemacht hat diese Produktionssteigerung<br />

beim Spezialisten für<br />

Aufwand für Teach-in durch den<br />

Maschinenbediener entfällt<br />

Das Sorting-System kann Mikrochips bis zu<br />

einer Größe von 0,2 x 0,4 mm 2 und einer<br />

Dicke von 80 μm mit höchster Präzision<br />

und Geschwindigkeit verarbeiten. Dazu<br />

wird der jeweilige Wafer vermessen und die<br />

Platzierung der einzelnen Chips erfasst. Anschließend<br />

korrigiert die Maschine automatisch<br />

die Übergabe der Halbleiter-Bausteine<br />

an die einzelnen Pick-and-Place-Einheiten.<br />

„Bislang musste all das vom Maschinenbediener<br />

selbst per Teach-in umgesetzt werden.<br />

Dieser Aufwand entfällt nun komplett“,<br />

freut sich Dimpfl.<br />

Der komplexe Maschinenablauf wurde<br />

hoch modular und kompakt aufgebaut,<br />

erläutert Dimpfl. In der Maschine sind vier<br />

unterschiedliche Signal-Distribution-Boards<br />

mit den Ethercat-Steckmodulen im Einsatz.<br />

Diese vier Boards sind genau auf die Anforderungen<br />

der Maschine abgestimmt.<br />

„Neben den EJ-Modulen sind auch Ethercat-Servoverstärker<br />

für Keramik- und Piezomotoren,<br />

Blitzlicht-Controller und Logik<br />

für die Vision-Anwendungen sowie die<br />

komplette 24/48-V-Spannungsverteilung<br />

enthalten“, führt der Leiter Electronic Engineering<br />

weiter aus.<br />

36 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>


chainflex®<br />

hält ...<br />

Das neue Sorting-System<br />

für ungehäuste Mikrochips<br />

kann mit bis zu<br />

30.000 Dies pro Stunde<br />

50 % mehr Halbleiter-<br />

Bauteile verarbeiten als<br />

das Vorgängermodell.<br />

Servoleitung<br />

26 Test<br />

Mio. Hübe<br />

getestet<br />

4404<br />

Ziel war es, eine minimale Verdrahtung<br />

innerhalb der Maschine zu realisieren und<br />

das Signal-Distribution-Board so nah wie<br />

möglich an den jeweiligen Baugruppen platzieren<br />

zu können. „So entsteht eine äußerst<br />

kompakte Bauweise und es lassen sich<br />

schon in der Baugruppen-Vormontage die<br />

komplette Verdrahtung und die Prüfung der<br />

Einheit vornehmen. Somit sind die Zeiten<br />

für Test, Fertigung und Inbetriebnahme<br />

durchgehend optimiert“, erklärt Dimpfl.<br />

Des Weiteren lassen sich die Ethercat-<br />

Steckmodule aufgrund der durchgängigen<br />

Ethercat-Kommunikation problemlos auch<br />

mit den in einem sehr breiten Spektrum verfügbaren<br />

Ethercat-Klemmen kombinieren,<br />

zählt der Leiter der Elektronikfertigung als<br />

Vorteil auf. Dadurch erhöhe sich die Flexibilität<br />

in der Produktion, da sich so ausgehend<br />

von der Basis-Maschine zusätzliche<br />

Kundenanforderungen – beispielsweise spezielle<br />

Sensorik oder besondere Testsysteme –<br />

schnell und ohne großen Aufwand umsetzen<br />

lassen. Zudem kann das Signal-Distribu -<br />

tion-Board entweder selbst oder als Dienstleistung<br />

von Beckhoff oder einem Drittunternehmen<br />

konzipiert und gefertigt werden.<br />

Für Mühlbauer ist im Bereich des Sondermaschinenbaus<br />

ein modulares System<br />

unabdingbar. Denn nur so sei die notwen -<br />

dige Standardisierung möglich, um Grundbaugruppen<br />

effizient in verschiedenen<br />

Maschinentypen einsetzen und auf eine<br />

komplette Neukonstruktion bei jeder<br />

Maschine verzichten zu können.<br />

„Nach unserer Kalkulation rechnet sich<br />

der Einsatz der Ethercat-Steckmodule, inklusive<br />

der Entwicklung des Signal-Distribution-Boards,<br />

bereits für eine Kleinserie<br />

von rund zehn Maschinen pro Jahr. Da die<br />

Boards vorab vollständig auf ihre Funktion<br />

hin getestet werden, erreichen wir eine enorme<br />

Fehlerreduzierung in der Montage sowie<br />

eine reibungslose Inbetriebnahme. Dies hat<br />

eine hohe Zeitersparnis zur Folge – beispielsweise<br />

bei Sorting-Maschine von knapp<br />

100 Stunden Montagezeit plus der bislang<br />

angefallenen Zeiten für Fehlersuche und<br />

-beseitigung“, erläutert Dimpfl.<br />

Der Sondermaschinenbauer will daher<br />

zukünftig sukzessive alle Maschinentypen<br />

seines mehr als 200 Anlagen umfassenden<br />

Portfolios mit einer Stückzahl ab zehn pro<br />

Jahr auf das Ethercat-Steckmodulsystem<br />

von Beckhoff umstellen. •<br />

Stefan Ziegler<br />

Marketing Communications, Beckhoff<br />

Automation, Verl<br />

Mess-Systemleitung<br />

66 Test<br />

Garantie<br />

Monate Garantie<br />

Mio. Hübe<br />

getestet<br />

3479<br />

”<br />

Der Einsatz der Ethercat-Steckmodule,<br />

inklusive Entwicklung<br />

des Signal-Boards, rechnet sich<br />

für zehn Maschinen pro Jahr.“<br />

Quelle: Martin Dimpfl, Leiter Electronic Engineering bei<br />

Mühlbauer<br />

Energieführen leicht gemacht<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> IAA Nutzfahrzeuge – Halle 26 Stand E4337


technik & wissen<br />

Mit Augmented Reality<br />

können auch große<br />

Maschinen visualisiert<br />

werden. Detailgetreue 1:1<br />

AR-Modelle sparen auf<br />

Industriemessen nicht nur<br />

Kosten, sondern<br />

begeistern auch Kunden<br />

und Nutzer. Bilder:<br />

3DQR<br />

Augmented Reality in der Industrie<br />

Unsichtbares<br />

sichtbar machen<br />

Digitalisierung | Nur mit einer App, reale Dinge digitalisieren<br />

oder verborgene Prozesse visualisieren?<br />

Die Technologie des Start-ups 3DQR ermöglicht das<br />

für verschiedene Industrieanwendungen.<br />

3DQR −<br />

Unternehmensprofil<br />

Gründer Daniel Anderson beschäftigte sich<br />

in seiner Zeit beim Fraunhofer-Institut für<br />

Fabrikbetrieb und Automatisierung mit den<br />

Potenzialen von Smartphones in der Digi -<br />

talisierung . 2016 gründete er 3DQR. Das<br />

Start-up kombiniert erstmals QR-Codes mit<br />

AR und schafft es, High-Tech-Visualisierungen<br />

für Unternehmen erschwinglich und<br />

nutzbar zu machen. Heute arbeitet 3DQR<br />

mit 16 Mitarbeitern in Magdeburg.<br />

Augmented Reality (AR) bietet ein breites Anwendungsspektrum,<br />

wobei auch der Industriesektor viel von der<br />

Technologie nutzen kann. Die Möglichkeiten sind dabei<br />

vielfältig. Sie umfassen nicht nur die Digitalisierung von<br />

Printmedien oder die Minderung von Risiko- und Fehlentscheidungen<br />

im Kauf-Segment. Durch die Verwendung<br />

digitaler Anleitungen bei Instandhaltung und Wartungsarbeiten<br />

können auch Stillstand- und Montage -<br />

zeiten reduziert werden.<br />

Einige Unternehmen profitieren schon jetzt von der<br />

Digitalisierung der Fabrikhallen. Einkäufe, Picking-<br />

Systeme, logistische Abwicklungen und Produktions -<br />

arbeiten verwandeln sich in intelligente Automatisierungsprozesse,<br />

sodass neue Technologien Einzug in den<br />

Industriesektor finden. Augmented Reality ist dabei<br />

groß im Kommen und kann einen besseren Workflow<br />

generieren. 3DQR ist ein Start-up, das eine neue Technologie<br />

entwickelt hat, welche eine einfache und flexible<br />

Nutzung von Augmented Reality ermöglicht. Damit<br />

können Nutzer, visuelle Einblendungen in Echtzeit vornehmen<br />

und diese in die reale Umgebung einbinden.<br />

Somit kann mit Augmented Reality genau das angezeigt<br />

werden, was passend zum Sachverhalt und zur Umgebung<br />

erforderlich ist.<br />

Doch wie funktioniert AR mit 3DQR?<br />

Der User lädt sich die kostenlose 3DQR-App auf sein<br />

Smartphone oder Tablet und scannt zum Beispiel den<br />

speziell vorbereiteten QR-Code der Reparaturanleitung<br />

38 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>


Mit einer App können<br />

QR-Code in Reparaturanleitungen<br />

gescannt<br />

werden. Auf dem Display<br />

erscheint anschließend<br />

die Maschine als 3D-Modell.<br />

Das virtuelle Element<br />

kann gedreht und<br />

von allen Seiten betrachtet<br />

werden.<br />

einer Maschine. Plötzlich erscheint das Objekt (auf dem<br />

Display des Smartphones/Tablets) komplett als 3D-<br />

Modell vor ihm, so als stünde es wirklich vor ihm. Der<br />

Nutzer kann daraufhin mit dem virtuellen Element interagieren<br />

und es beispielsweise von allen Seiten je nach<br />

Problemlage betrachten. Je nach Reparaturbedarf wird<br />

somit nur der erforderliche Teil angezeigt. Niemand ist<br />

auf schwere Handbücher oder mit der ewigen Suche<br />

nach der korrekten Anleitung beschäftigt. Virtuelle Bauprojekte,<br />

Figuren oder komplexe Maschinen sind mithilfe<br />

der 3DQR-App für jedermann greifbar und verständlich.<br />

AR wird den Automatisierungsprozess somit<br />

nachhaltig verändern.<br />

Am Beispiel eines 3DQR-Projekts mit einem inter -<br />

national tätigen Anbieter von Messgeräten, Dienstleistungen<br />

und Lösungen für die industrielle Verfahrenstechnik<br />

lässt sich das Anwendungsspektrum verdeutlichen.<br />

Durch Kunden in Übersee ergab sich das Problem,<br />

dass die industriellen Mess- und Analysegeräte im Verkauf<br />

nur in Verbindung mit Schwierigkeiten zur Verfügung<br />

gestellt werden konnten. Der Versand war teuer,<br />

aufwendig und vor allem qualitativ nicht zufriedenstellend.<br />

3DQR entwickelte ein Lösungskonzept für den<br />

Verkauf und stellte Printmaterial zur Verfügung,<br />

welches über QR-Codes gescannt und als virtuelles<br />

3D-Objekt abgerufen werden konnte. Die Kunden in<br />

Übersee können nun problemlos mit den AR-Objekten<br />

interagieren und den Mehrwert der Produkte erleben,<br />

allein durch die Produktvielfalt von Augmented Reality.<br />

Doch nicht nur der Verkaufssektor beim Großkunden<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 39


technik & wissen<br />

konnte optimiert werden, sondern auch der Wartungsund<br />

Montageprozess der Analyse- und Messgeräte. Mit<br />

der Mixed-Reality-Brille Microsoft HoloLens hat das<br />

Start-up ein Konzept verwirklicht, wodurch der Arbeiter<br />

vor Ort durch Wartungs- und Montagehinweise<br />

unterstützt wird. Die zusätzlichen Informationen<br />

erscheinen dabei direkt vor seinem Auge, indem die QR-<br />

Codes mit der Datenbrille gescannt werden. Die Visualisierung<br />

von Schritt-für-Schritt-Anleitungen ist damit<br />

problemlos möglich. Durch die Technologie kann somit<br />

der gesamte Prozess optimiert werden – vom Zeitaufwand,<br />

über Kosten intensität, bis hin zur Qualität.<br />

Dieser QR-Code wurde<br />

eingefügt , damit Sie als Leser<br />

die Technologie selbst testen<br />

können.<br />

Bereitstellen der Industriemaschinen am Messestand<br />

selbst kann mit AR vereinfacht werden. Erfahrungsgemäß<br />

sind Kunden von gigantischen , detailgetreuen<br />

1:1-AR-Modellen vor Ort begeistert und verblüfft über<br />

die Möglichkeiten der Digitalisierung . Denn derartige<br />

Produktpräsentationen bieten dem Endkunden einen<br />

Mehrwert und tragen dazu bei, eine emotionale Bindung<br />

zum Produkt oder Unternehmen aufzubauen. •<br />

Natalie Hempel<br />

Marketing, 3DQR in Magdeburg<br />

Was AR leisten kann<br />

AR ermöglicht es, auch Prozesse zu<br />

visualisieren , die eigentlich verborgen sind.<br />

Ein Beispiel ist das Innere einer Turbine.<br />

Spektakulärer Messestand<br />

Augmented Reality steht für “erweiterte Realität”. Damit<br />

erreichen User ihre Kunden zusätzlich auf unkonventioneller<br />

Kommunikationsebene und schaffen ein<br />

unvergessliches, interaktives Erlebnis auf Industriemessen.<br />

Ausdruckslose Prints, Platzmangel und erklärungsbedürftige<br />

Vorgänge gehören der Vergangenheit an. Vertriebsbroschüren,<br />

Flyer, Messekataloge oder Visitenkarten:<br />

Jedes Printmedium kann mit Augmented Reality<br />

einzigartig gemacht werden. Durch das Einblenden<br />

zusätzlicher Informationen kann AR in fast allen Branchen<br />

als Lösung für jegliche Probleme genutzt werden.<br />

Es ermöglicht, auch Prozesse zu visualisieren, die sonst<br />

verborgen sind. Die Zusatz infos erweitern das Informationsspektrum<br />

enorm. Besonders das kostenaufwendige<br />

Marketing & Vertrieb<br />

• Kunden vom ersten Moment an begeistern<br />

• Hohe Aufmerksamkeit bei Messen & Präsentationen<br />

• Produkte lebensecht präsentieren – ohne Transport<br />

• Vom Wettbewerb abheben und in Erinnerung bleiben<br />

Wartung & Service<br />

• Wartungsanweisungen verständlich erklären<br />

• Sprachbarrieren überwinden durch intuitive<br />

3D-Darstellung<br />

• Fehlerquoten verringern durch Wartungsanleitung<br />

direkt am Gerät<br />

• Einblendung von IoT-Daten unmittelbar an<br />

Maschinenteilen<br />

Ausbildung & Training<br />

• Doppelter Lerneffekt durch interaktive Szenarien<br />

• Sofortige Anwendbarkeit von Gelerntem durch<br />

realitätsgetreue 3D-Darstellung<br />

• Keine Störung laufender Produktion durch virtuelles<br />

Training<br />

• Existierende Lehrmaterialien schrittweise mit<br />

3D-Inhalten aufwerten<br />

40 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>


Die Insider Navigation Technologie<br />

ermöglicht es, durch die Kamera-App<br />

den Zustand einer Maschine im Raum<br />

zu sehen. Dabei erscheinen die Live-<br />

Daten direkt auf dem Tablet.<br />

Bilder: INS<br />

Augmented Reality verknüpft Mensch und Maschine<br />

Kinderleicht mit Maschinen<br />

kommunizieren<br />

Digitalisierung | Wenn die Maschine streikt, versucht<br />

der Mensch, die Ursache zu finden. Dabei kann die<br />

Interaktion über eine App zeit- und kostensparend<br />

wirken sowie schnellen Überblick liefern.<br />

Wir alle kennen dieses Szenario gut: Die Maschine<br />

streikt, wir versuchen die Ursache herauszufinden und<br />

zwischenzeitlich treten allerlei Probleme auf. Wir wissen<br />

nicht, wo genau das Problem liegt und uns fehlen oftmals<br />

auch die Mittel, um genauer nachforschen zu können.<br />

Das bringt nicht nur uns zum Verzweifeln, sondern<br />

legt auch die Produktion zeitweise lahm. Das Wiener<br />

Augmented-Reality-Unternehmen Insider Navigation<br />

hat eine Technologie entwickelt, die es ermöglicht, mit<br />

den Maschinen zu kommunizieren und so die tägliche<br />

Arbeit zu erleichtern.<br />

der Automobilindustrie. In diesen beiden Branchen<br />

müssen die Arbeiter bereits jetzt schon genau wissen,<br />

wie sie mit komplexeren Maschinen interagieren<br />

können .<br />

Mit Augmented Reality zur Smart Factory?<br />

In der Produktion wird heutzutage verstärkt mit komplexen<br />

und vollautomatisierten Maschinen gearbeitet,<br />

wobei vieles über dahinterliegende Softwaresysteme<br />

läuft. Bei derartigen Gerätschaften die Ursache für<br />

Probleme zu finden, gestaltet sich schon als äußerst<br />

schwierig. Insider Navigation geht hierbei noch einen<br />

Schritt weiter und analysiert das komplette Gebäude,<br />

inklusive den Maschinen, die sich darin befinden.<br />

Dadurch können digitale Daten mit der physischen<br />

Umgebung verbunden werden und sich auf dem Tablet-<br />

Display wiederfinden<br />

Mensch und Maschine: ein ewiger Konkurrenzkampf?<br />

Die Angst, dass uns intelligente Maschinen irgendwann<br />

die Jobs wegnehmen könnten, liegt mittlerweile spürbar<br />

in der Luft. Technologie und Forschung arbeiten auf<br />

Hochtouren daran, Roboter zu bauen, die effizienter<br />

arbeiten als der Mensch. „Natürlich ist diese Angst auch<br />

in der Logistik und Produktion vorhanden. Mit unserer<br />

Technologie arbeiten wir daran, diese Ängste auszu -<br />

räumen und Platz für eine gute Zusammenarbeit zu<br />

schaffen“, so der Augmented-Reality-Experte Clemens<br />

Kirner, CEO von Insider Navigation<br />

Quer durch alle Branchen sind Mitarbeiter mittlerweile<br />

aufgefordert, sich entsprechend weiterzubilden<br />

und zu qualifizieren – sei das nun in der Logistik oder in<br />

INS Insider Navigation<br />

Systems GmbH<br />

Das Wiener Augmented Reality-Unternehmen wurde<br />

2014 von Clemens Kirner gegründet. Neben dem Flughafen<br />

Wien haben viele andere die Technologie<br />

implementiert , wie zum Beispiel weitere internationale<br />

Flughäfen, Produktionshallen und Bahn höfe.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 41


technik & wissen<br />

Die Software ist in der<br />

Lagerhalle mit den<br />

Ist/Soll -Ständen verknüpft,<br />

sodass man auf<br />

den ersten Blick erkennen<br />

kann, ob ein Bestandteil<br />

für die Produktion nachgefüllt<br />

werden muss.<br />

„Lange war Augmented Reality nur eine Spielerei in<br />

vielen Unternehmen. Die Automobilindustrie und die<br />

Logistik waren dann die Vorreiter, die sich wirklich<br />

intensiv mit dem Einsatz von Augmented Reality befasst<br />

haben“, so Kirner. Deshalb hat er mit Insider Navigation<br />

beschlossen, die erweiterte Realität auch in den<br />

Alltag der Produktion zu integrieren.<br />

bestimmten Holzsorte, die in der Produktion verwendet<br />

wird, zeigt es sofort an, wie viele Stücke noch auf Lager<br />

sind. So kann eine Verzögerung in der Produktion durch<br />

Mangel an Bestandteilen vermieden werden. Wird ein<br />

Bestandteil entnommen, aktualisiert sich die Software<br />

innerhalb weniger Sekunden und zeigt dann den aktualisierten<br />

Status an.<br />

Viele Unternehmen sammeln heute Unmengen digitaler<br />

Daten, können diese dann aber nicht richtig einordnen<br />

und sie somit auch nicht optimal nutzen. Hier<br />

setzt die Insider Navigation Technologie an: „Wir verbinden<br />

digitale Daten mit dem Gebäude und stellen so<br />

eine Kommunikation zwischen Daten und Umgebung<br />

her“, so Kirner.<br />

Wichtig ist also, dass der Fokus weiterhin auf der<br />

Zusammenarbeit von Mensch und Maschine liegt und<br />

der Mensch nicht durch die Maschinen ersetzt wird. •<br />

Lena Miglbauer<br />

Marketing, INS in Wien<br />

Zeitersparnis dank Interaktion<br />

Fragt man die Maschine, was los ist, bekommt man natürlich<br />

keine Antwort. Mehrere Lämpchen leuchten auf,<br />

Geräusche sind zu hören, aber mehr als das passiert<br />

nicht. „Wir haben daher die Gebäudedaten mit den<br />

digitalen Daten der Maschine verbunden und machen<br />

diese gesammelt für den User sichtbar“, so Kirner. Doch<br />

nicht nur die Sichtbarkeit sondern auch die einfache An -<br />

wendung macht den Prozess für den End user effizienter.<br />

Die Insider Navigation Technologie ermöglicht es<br />

daher, durch die Kamera App eines Tablets den exakten<br />

Zustand einer Maschine im Raum zu sehen. Dabei<br />

ermittelt die Software Live-Daten, die die Mitarbeiter<br />

dann am Tablet sehen können.<br />

So ist zum Beispiel auch sichtbar, wenn ein Filterwechsel<br />

durchgeführt werden muss und wie viel Zeit<br />

dieser in Anspruch nehmen soll. Für Mitarbeiter, die mit<br />

den Maschinen noch nicht so vertraut sind, ist ein direkter<br />

Link zum Handbuch und Video integriert worden.<br />

Dadurch können Mitarbeiter die Schritte lernen und<br />

den nächsten Filterwechsel schon schnell und effizient<br />

durchführen. Das spart Mitarbeitern viel Zeit, da sie<br />

nicht mehr im Handbuch nachsehen oder darauf warten<br />

müssen, dass ein Kollege vorbeikommt und ihnen hilft.<br />

Auch während der Inventur hilft die Technologie,<br />

Zeit zu sparen. Die Software ist in der Lagerhalle mit<br />

den aktuellsten Ist/Soll-Ständen verknüpft, sodass man<br />

auf den ersten Blick erkennen kann, ob ein Bestandteil<br />

für die Produktion nachgefüllt werden muss. Hält man<br />

das Tablet nun zum Beispiel vor einen Stapel einer<br />

Über Clemens Kirner<br />

Bevor Clemens Kirner 2014 die INS Insider<br />

Navigation Symstems GmbH gründete, rief<br />

er 2003 die innovation.rocks Consulting<br />

GmbH mit Niederlassungen in München,<br />

Shanghai und Hong Kong ins Leben.<br />

Sein Wissen über Industrie 4.0, Smart Factories<br />

und den Einsatz von Augmented Reality<br />

gibt er weltweit auf großen Messen und Veranstaltungen<br />

weiter, wie zum Beispiel auf<br />

der Augmented World Expo in Santa Clara.<br />

42 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>


Eine Sonderausgabe von<br />

in Kooperation mit<br />

SONDERTEIL<br />

Energie 2018<br />

Entwicklungen in Energieeinkauf und -technik<br />

Inhalt<br />

ENERGIEBERATUNG<br />

Einsparpotenziale für KMU<br />

Seite 2<br />

ENERGIEMANAGEMENT<br />

Kostenreduktion mittels Software<br />

Seite 4<br />

ENERGIESPEICHER<br />

Integration in Großkraftwerk<br />

Seite 6<br />

ENERGIEEFFIZIENZ<br />

Steigerung mit Instandhaltung 4.0<br />

Seite 12<br />

Foto: VRD/Fotolia


MANAGEMENT | Energieverordnung<br />

Einsparmöglichkeiten für KMU in Zeiten der Energiewende<br />

Die Regeln haben sich verschärft<br />

Deutschland wird die selbstgesetzten Klimaziele nicht einhalten. Deshalb plant die EU weitere<br />

Sanktionen und Strafabgaben für Unternehmen: etwa verpflichtende Elektrotankstellen, eine<br />

verschärfte Energiesparverordnung oder die vorgeschriebene Installation von Zählern. Energie -<br />

berater Daniel Rhein von Rheco klärt über Einsparpotenziale für KMU auf.<br />

„Es reicht heute nicht mehr aus, alte energiefressende Elektromotoren auszutauschen“, weiß<br />

Daniel Rhein, Gründer und Geschäftsführer der Rheco GmbH<br />

Herr Rhein, wo sehen Sie die besten Energie-Einsparpotenziale<br />

für Unternehmen?<br />

Unserer Meinung nach sollte jeder Betrieb<br />

zuerst die Low-Hanging-Fruits ernten. Aber<br />

selbst die verlangen nach einem gewissen<br />

Know-how. Wir erleben es immer wieder,<br />

dass selbst einfache Steueranträge nicht gestellt<br />

werden, obwohl der Aufwand überschaubar<br />

ist. Darüber hinaus werden laufende<br />

Verträge oft kurz vor dem Vertragsende<br />

verlängert, ohne dass vorher nach wirtschaftlichen<br />

Wettbewerbsangeboten gesucht<br />

wird. Und das in einem volatilen Umfeld:<br />

Die reinen Energiepreise sind in den<br />

letzten sechs Monaten um rund 1 ct/kWh<br />

gestiegen und allein dadurch entstehen<br />

momentan erhebliche Mehrkosten. Dieser<br />

Umstand wird oftmals unterschätzt. Und<br />

nicht zuletzt: Steuerbefreiungsanträge sind<br />

zwar immer mit einem gewissen Aufwand<br />

verbunden und können unter Umständen<br />

2 > Sonderteil Energie 2018<br />

sogar innerbetriebliche Änderungen erfordern,<br />

aber oft rechnet sich das Engagement.<br />

Was müssen Unternehmen tun, um Steuerund<br />

Abgabenbefreiungsmöglichkeiten<br />

zu nutzen?<br />

Da gibt es unterschiedliche<br />

Möglichkeiten: „§9b Stromsteuergesetz“<br />

kann zum Beispiel<br />

mit einfachen Unternehmensangaben<br />

beim zuständigen<br />

Hauptzollamt beantragt<br />

werden. Andere Steuerrückerstattungen<br />

können<br />

dagegen nur unter Vorhaltung<br />

eines Energiemanagementsystems<br />

nach DIN ISO<br />

50001 genutzt werden. Allgemein<br />

gilt: Die Anforderungen<br />

haben sich verschärft.<br />

Meist muss genau nachge-<br />

Foto: Rheco<br />

wiesen werden, wo und wie viel Energie verbraucht<br />

beziehungsweise tatsächlich eingespart<br />

wird. Das stellt viele Unternehmen vor<br />

Herausforderungen, da meist keine Energieverbrauchsmessungen<br />

vorgehalten werden.<br />

Sind Daten der neue Rohstoff?<br />

Sie bilden zumindest oft die Grundlage der<br />

Nachweisführung nach Umsetzung der<br />

Rückerstattungspotenziale. Diese müssen<br />

bei Zertifizierungen von Energiemanagementsystemen<br />

nach etwa ISO 50001 nachgewiesen.<br />

Wenn man hier nicht richtig aufgestellt<br />

ist, können Abweichungen entstehen,<br />

die zum Verlust des Zertifikats und damit<br />

zum Verlust der Rückerstattung führen.<br />

Wo sehen Sie die Hauptproblematik bei der<br />

Datenerfassung?<br />

Oft wird die bestehende Infrastruktur nicht<br />

genutzt. Wir sehen es nicht selten, dass Industriesteuerungen<br />

die Energiedaten zwar<br />

erfassen, dass die Daten aber nicht ausgelesen<br />

und verwendet werden. In vielen Unternehmen<br />

existiert darüber hinaus eine heterogene<br />

Steuerungs-, Sensorik- und Zähler-<br />

Architektur, die auf unterschiedlichen Protokollen<br />

basiert. Diese Protokolle müssen zuerst<br />

auf einen Standard gebracht werden,<br />

UNSER GESPRÄCHSPARTNER<br />

INFO<br />

2010 gründet Daniel Rhein Rheco als Unternehmen<br />

für Energieberatung. Ein Jahr später wird seine<br />

Geschäftsidee im Rahmen des Gründerwettbewerbs<br />

Weconomy 2011 vom Handelsblatt prämiert.<br />

Darauf folgt die Auszeichnung als „Ausgewählter<br />

Ort 2012“ sowie im bundesweiten Wettbewerb<br />

„365 Orte im Land der Ideen“. Heute bietet Rheco ein<br />

Portfolio von der Beratung über ausgesuchte<br />

Software-Lösungen bis hin zum übergeordneten<br />

Konzept für das Energiemanagement.<br />

Mehr Infos unter: www.rheco.de


Energieverordnung | MANAGEMENT<br />

damit sie ausgewertet werden können. Am<br />

Markt gibt es viele Energiemanagement-<br />

Softwareanbieter, die teilweise mit proprietärer<br />

Hardware oder auch nur mit einer<br />

eigenen Software auftreten. Leider sind solche<br />

Lösungen in der Regel teuer, lösen nicht<br />

immer die Kernproblematik des heterogenen<br />

Steuerungs-, Sensorik- und Zähler-Umfeldes<br />

und sind oft geschlossene Systeme.<br />

Beispielhafte Einsparmöglichkeiten gemäß §9 b StromStG sowie §10 StromStG<br />

Was tun, wenn Unternehmen von erhöhten<br />

Anforderungen betroffen sind?<br />

Dem Auditor eines Energiemanagementsystems<br />

geht es im ersten Schritt darum,<br />

dass die wichtigen Energieströme erfasst<br />

werden. Diese sind in der Regel die Hauptverbraucher.<br />

Wir schlagen daher zuerst vor,<br />

dass ein Messstellenkonzept erarbeitet<br />

wird, das alle notwendigen Verbrauchswerte<br />

dokumentiert. Anschließend muss in der<br />

Anlagen- und Steuerungstopologie geprüft<br />

werden, welche Werte aus bestehenden<br />

Systemen bereits zur Verfügung stehen und<br />

damit abrufbereit sind. Erst danach steht<br />

fest, welcher zusätzliche Bedarf an Messeinrichtungen<br />

besteht. In der technischen<br />

Umsetzung geht es nun darum, die Daten<br />

über die unterschiedlichen Protokolle in die<br />

entsprechenden Datenbanken zu transportieren.<br />

Je nach dem von uns erwarteten Umfang<br />

empfehlen wir zudem eine Dokumentation<br />

mit AKS-Schlüsseln, die auch mit QR-<br />

Codes versehen sind. Dann kann der Kunde<br />

jederzeit systematisch erweitern.<br />

Wie sieht das in der Praxis aus?<br />

Dazu ein Beispielkunde mit folgenden Unternehmenswerten:<br />

Ein produzierendes<br />

KMU mit etwa 40 Mitarbeitern bezieht ungefähr<br />

2,9 GWh/a Strom und 600 MWh/a<br />

an weiteren Energien. Hier bestehen Privilegierungsmöglichkeiten<br />

gemäß §9b<br />

StromStG und §10 StromStG. Die Voraussetzung<br />

zur Antragstellung §10 StromStG bei<br />

dem zuständigen Hauptzollamt ist allerdings<br />

nur mit einem zertifizierten Energiemanagement<br />

möglich. Dazu kommen Einsparungsmöglichkeiten<br />

gemäß §54 und §55<br />

Energiesteuergesetz. Auch hier gilt: Voraussetzung<br />

zur Antragstellung §55 EnergieStG<br />

bei dem zuständigen Hauptzollamt ist ein<br />

zertifiziertes Energiemanagement.<br />

Nicht zuletzt kann unter bestimmten Voraussetzungen<br />

eine Begrenzung der EEG-<br />

Umlage erfolgen. Eine der Voraussetzungen<br />

für diese Ausgleichsregelung nach §§63 ff.<br />

EEG 2017 beim Bundesamt für Wirtschaft<br />

und Ausfuhrkontrolle ist ein zertifiziertes<br />

Energiemanagementsystem.<br />

Einsparmöglichkeiten gemäß §54 und §55 Energiesteuergesetz<br />

Einsparmöglichkeiten durch die Begrenzung der EEG Umlage<br />

Welche Bereiche umfasst notwendigerweise<br />

eine professionelle Energieberatung?<br />

Sie beginnt bei der Analyse des Energieeinkaufs,<br />

führt über Steuern, Umlagen und Abgaben<br />

bis hin zu Förderprogrammen. Wir<br />

überwachen beispielsweise kontinuierlich<br />

die Preise an der Energiebörse in Leipzig und<br />

informieren unsere Kunden umgehend über<br />

relevante Preisschwankungen. Darüber<br />

hinaus spielen Steuern und Abgaben eine<br />

immer größere Rolle. Gerade der Mittelstand<br />

sieht sich durch die Konsequenzen<br />

der Energiewende bedroht. Nicht nur, was<br />

die Kosten anbetrifft, sondern auch durch<br />

die vielen Vorschriften und Gesetze.<br />

Und wie sieht das im Bereich der technischen<br />

Energieberatung aus?<br />

Auf der technischen Seite analysieren wir<br />

die Energieeffizienz von Beleuchtung, Antrieben,<br />

Abwärme-Nutzung und so weiter.<br />

Wichtig ist hier auch die Ausschöpfung aller<br />

Fördermittel: EU, Bund, Land, Stadt, Gemeinde<br />

fördern aus unterschiedlichen Töpfen<br />

unterschiedliche Projekte und Ziele. Das<br />

ist besonders für KMU-Betriebe interessant,<br />

weil sie für Energieeffizienzmaßnahmen bis<br />

zu 80 % Zuschuss erhalten können. Wir vermitteln<br />

zwischen den Parteien und begleiten<br />

unseren Kunden bis zur Förderzusage.<br />

Wo sind die kritischen Punkte bei einer<br />

technischen Energieberatung?<br />

Das sind im Vorfeld einer Investition zuerst<br />

die theoretischen Rechenmodelle, die zu<br />

einer Aussage über mögliche Einsparungen<br />

und einer damit verbundenen Amortisa -<br />

tionszeit kommen. Dabei wird nicht immer<br />

kontrolliert, ob die von den Herstellern versprochenen<br />

Leistungen und Wirkungsgrade<br />

auch eingehalten werden. Dabei gibt es<br />

technische Möglichkeiten für die kontinuierliche<br />

Datenkontrolle. Wobei wir wieder<br />

bei der Datenerfassung und -verarbeitung<br />

wären.<br />

Rechnet sich die Umstellung innerbetrieb -<br />

licher Prozesse für KMU?<br />

Ja, allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen.<br />

Und diese Voraussetzungen<br />

muss man zuerst schaffen. Dabei helfen die<br />

Energieaudits nach DIN EN 16247-1. Allerdings<br />

bedarf es dazu eines Paradigmenwechsels<br />

im Management. Es reicht heute<br />

nicht mehr aus, alte energiefressende Elektromotoren<br />

auszutauschen. Gefragt ist vielmehr<br />

eine flexible Ausrichtung aller Prozesse:<br />

zum Beispiel die Vermeidung von Spitzenlast<br />

– oder die Nutzung von Zeitfenstern<br />

für wirtschaftlichen Strom. Dazu ist wiederum<br />

die Absprache mit dem Energieberater<br />

oder dem Energieversorger notwendig.<br />

Welche Gefahren drohen bei Verstößen?<br />

Leider ist vielen Unternehmen immer noch<br />

nicht bewusst, wie dünn das Eis ist, auf dem<br />

sie produzieren. Bei einem fehlenden Energieaudit<br />

oder einem fehlenden ENEV-Gebäudeenergieausweis<br />

droht der Gesetzgeber<br />

zum Beispiel mit Geldbußen bis zu<br />

50.000 Euro pro Gesellschaft.<br />

Das Gespräch führte Michael Grupp,<br />

freier Fachjournalist der Beschaffung aktuell<br />

Energie 2018 Sonderteil < 3


MANAGEMENT | Energiemanagementsystem<br />

Energieeinsparpotenzial bei induktiver Wärmebehandlung<br />

Lohnhärter steigert Effizienz<br />

durch Energiemanagement<br />

Bis zu einem Fünftel der Energiekosten im induktiven Härteprozess können Anlagen von Inductoheat<br />

einsparen, die mit einem Energiemanagementsystem (EMS) ausgestattet sind. Das ermöglicht<br />

nicht nur reduzierte Amortisationszeiten. Vor allem qualitätsbestimmende Prozessparameter<br />

werden dokumentiert und optimiert. Zudem werden Problemstellungen frühzeitig erkannt und<br />

Folgekosten vermieden.<br />

Energiemanagementsysteme sorgen<br />

für Effizienz und Energiesparungen<br />

sagt Geschäftsführer Friedrich Riempp. Die<br />

Amortisation des knapp 30.000 Euro teuren<br />

Systems , das auch in der Diagnostik zum<br />

Einsatz kommt, liege oft unter einem Jahr.<br />

Der Unternehmer betreibt im Kerngeschäft<br />

mit 250 Monteuren Industriewartung und<br />

Elektrotechnik bei rund 100 Zulieferbetrieben<br />

in der Region Stuttgart. 2013 hat<br />

Riempp im Kontext des Atomausstiegs der<br />

Bundesregierung ein Energiemanagementsystem<br />

entwickelt, das nahezu universal<br />

einsetzbar ist, heißt es. Das Grundprinzip ist<br />

immer dasselbe: Alle Verbrauchs- und Erzeugerquellen,<br />

also Maschinen, Gebäude,<br />

tech nische Einrichtungen sowie Öl-, Gas-<br />

Brenner, externer Strombezug, Fern wärme,<br />

BHKW, PV-Anlage oder Batteriesystem andererseits,<br />

kommunizieren unter einander<br />

und sind programmier- und steuerbar.<br />

Mit der Lösung Emsyst 4.0, die beim Induk -<br />

tionswärmespezialisten Inductoheat eingesetzt<br />

wird, wurde erstmals das Energiemanagementsystem<br />

des Anbieters Riempp in<br />

eine Anlage implementiert. Zuvor hat das<br />

System primär dazu gedient, Gebäude, Anlagen,<br />

Erzeuger- und Verbraucherquellen im<br />

Unternehmen zu verknüpfen. Denn das<br />

Softwarebasierte System lässt sich so programmieren,<br />

dass etwa Lastspitzen gesenkt,<br />

eigenerzeugter Strom vorrangig verbraucht<br />

oder Verschwendung eliminiert werden.<br />

„Die Anwendungen sind nahezu beliebig“,<br />

Foto: zapp2photo/Fotolia<br />

ENERGIEMANAGEMENT-SOFTWARE<br />

SPART 40 % AN KOSTEN<br />

Im Gebäudemanagement etwa von Shopping<br />

Malls, Autohäusern und Verwaltungen<br />

ist die Software Emsyst 4.0 schon lange im<br />

Einsatz und spart bis zu 40 % an Kosten. Aus<br />

solchen Anwendungen hatte Frank Andrä,<br />

Geschäftsführer von Inductoheat in Reichenbach/Fils,<br />

Emsyst 4.0 gekannt. Im Dialog<br />

mit Riempp entstand die Idee, das Verfahren<br />

erstmals in eine Anlage hinein zu<br />

transferieren. Denn induktives Härten findet<br />

bei einer Vielzahl von Bauteilen wie Kurbel-<br />

und Nocken wellen, Getriebebauteilen,<br />

Schienenköpfen von Bahngleisen oder<br />

Großringlagern von Windkraftanlagen bei<br />

extrem hohen Temperaturen statt.<br />

Hochfrequenter Wechselstrom induziert<br />

im elektrisch leitenden Bauteil Kurzschlussstrom,<br />

der in der Randschicht des Werkstücks<br />

das Material in wenigen Sekunden<br />

erwärmt und damit gezielt seine Eigenschaften<br />

verändert. Der folgende Abkühlprozess<br />

mit einer biologisch abbaubaren<br />

Wasser-Polymerlösung „friert“ die gewünschte<br />

Materialstruktur ein. Der Prozess<br />

wird auf Bauteile von wenigen Gramm bis<br />

zu mehreren Tonnen Eigengewicht angewendet,<br />

woraus sich unterschiedliche<br />

4 > Sonderteil Energie 2018


Foto: Emsyst<br />

Foto: Emsyst<br />

Hat mit seinem EMS Emsyst den Transfer vom Facility Management zu Industrie<br />

4.0 geschafft: Riempp-Geschäftsführer Friedrich Riempp<br />

Beim Härten bis zu 20 % Energie sparen dank eines Managementsystems:<br />

Inductoheat-Geschäftsführer Frank Andrä an einer Anlage<br />

Anforderungen an Aufbau und Dimensionierung<br />

der Anlagentechnik, den Energieeinsatz<br />

und die Prozesszeiten ergeben.<br />

Obwohl es ein energieintensives Verfahren<br />

bleibt, spart es im Vergleich zu konventionellen<br />

Härteverfahren in Öfen bis zu<br />

30 %, da nur die Funktionsflächen und nicht<br />

das gesamte Bauteil in seinen Material -<br />

eigenschaften verändert werden. Der Prozess<br />

kann in die Fertigung integriert werden,<br />

wodurch Zwischenlager- und Chargier-<br />

Aufwand entfallen. Mit Emsyst 4.0 bietet<br />

Inductoheat seinen Kunden zusätzliches<br />

Energiesparpotenzial. Die Softwarelösung<br />

erfasst und verarbeitet die in der Anlage<br />

bereits verfügbaren Daten und Signale des<br />

Härteverfahrens und der relevanten Ma -<br />

schinenparameter . Anhand dieser Ergebnisse<br />

können Faktoren gezielt beeinflusst und<br />

Energieeffizienz und Prozessrentabilität verbessert<br />

werden. Dies geschieht etwa an den<br />

für das Abkühl system notwendigen Förderpumpen.<br />

Diese laufen normalerweise im<br />

Dauerbetrieb. Nicht benötigte Abschreckemulsion<br />

während Belade- oder Aufheiz -<br />

vorgängen wird über einen Bypass abge -<br />

leitet. Obwohl eine solche Pumpe nur über<br />

eine Anschlussleistung von oft 4 KW verfügt,<br />

verbraucht sie insgesamt im Dauer -<br />

betrieb bis zu 50 % der gesamten im Betrieb<br />

benötigten Leistung. Die Emsyst-4.0- Aus -<br />

wertung ergab, dass der Einsatz einer geregelten<br />

Pumpe, die nur zum eigentlichen<br />

Prozessschritt des Abkühlens ans Netz geht,<br />

viel Energie einspart. Auch der Wirkungsgrad<br />

des Induktors, dem Werkzeug, das den<br />

hochfrequenten Wechselstrom ins Bauteil<br />

induziert, steigt, wenn er auf Bauteilgeometrie<br />

abgestimmt wird.<br />

Das EMS kam 2017 im Kontext von Industrie<br />

4.0 ins Spiel. „Wir wollten unsere Anlagen<br />

intelligenter und dialogfähiger mit dem<br />

Umfeld machen“, sagt Geschäftsführer<br />

Andrä . Ziel war es, den Härteprozess qualitativ<br />

zu verbessern, die Anlage fernwarten<br />

zu können oder Verschleiß präventiv zu<br />

diagnostizieren und kundenspezifisch<br />

gewünschte Maintenance-Aktivitäten per<br />

Fernwartung zur Verfügung zu stellen.<br />

„Die Verbesserung der Energiebilanz war<br />

ein zweites Ziel“, sagt der Chef von 70 Mitarbeitern,<br />

der die Lösung auf der EMO in Hannover<br />

im Oktober 2017 erstmals präsentierte<br />

und auf sehr gute Resonanz stieß. Andrä<br />

dazu: „Emsyst 4.0 dient uns als<br />

plattformun abhängige Schnitt stelle, die<br />

ZUM ANWENDER:<br />

über Sensoren Daten erfasst, über Algorithmen<br />

auswertet und somit neue Daten und<br />

Erkenntnisse liefert, mit denen wir den Prozess<br />

gezielt optimieren und die Qualität verbessern<br />

können.“ Die Kosten für Emsyst 4.0<br />

hängen vorrangig von der Anzahl der Messpunkte<br />

ab. Dessen Implementierung läuft<br />

parallel zur Montage einer Anlage und dem<br />

Bau des Schaltschranks, kann aber auch<br />

relativ einfach an bestehenden Anlagen<br />

nachgerüstet werden. Rund 20 Anlagen<br />

baut Inductoheat pro Jahr, wobei das Härte -<br />

zubehör die Kernkompetenz der Produktion<br />

darstellt. Die Anlagenkomponenten werden<br />

im Haus entwickelt und konstruiert. Bei<br />

deren Fertigung arbeitet das Unternehmen<br />

mit einem Netzwerk qualifizierter Lieferanten<br />

zusammen.<br />

Die Autorin: Leila Haidar, Journalistin in Stuttgart<br />

Inductoheat ist ein Unternehmen der Inducto -<br />

therm-Group und befasst sich in den weltweiten<br />

Produktionsstätten mit der induktiven Wärmebehandlung.<br />

In Deutschland fertigt die Firma sowohl<br />

Sonder- als auch Standardmaschinen mit sämtlichen<br />

für die induktive Wärmebehandlung erforderlichen<br />

Komponenten. Sie biete auch die Möglichkeit, Serien<br />

für Kunden im Lohn zu bearbeiten.<br />

www.inductoheat.eu<br />

INFO<br />

Energie 2018 Sonderteil < 5


PRAXIS | Batteriespeicher<br />

Stromspeicher an Kohlekraftwerk stabilisiert Stromfluss<br />

Riesenakku an<br />

Großkraftwerk gekoppelt<br />

In Heilbronn sorgt ein Stromspeicher für Aufsehen: Die etwa 5 MW leistungsstarke<br />

Kraftwerksbatterie wurde erstmals in die Leittechnik eines Großkraftwerks in Deutschland<br />

eingebunden. Möglich gemacht hat das ein Joint Venture aus dem Technologiekonzern Bosch<br />

und dem Energieversorger EnBW.<br />

_Nora Nuissl<br />

Von oben betrachtet sehen sie aus wie zwei<br />

übliche Container, darin steckt jedoch ein<br />

flexibler Stromspeicher, der rund 400 Zwei-<br />

Personenhaushalte mit Strom versorgen könnte<br />

768 Lithium-Ionen-Module beherbergen<br />

die zwei unscheinbaren weißen Container,<br />

die seit April auf dem Kraftwerksstandort<br />

Heilbronn der EnBW stehen. Maximal<br />

5,4 MW Leistung kann der Stromspeicher<br />

an das Kohlekraftwerk abgeben. Etwa<br />

5,6 MWh Energie speichert das Container-<br />

Duo. Damit erbringt der Stromspeicher<br />

knapp ein Fünftel der Regelleistung eines<br />

großen Kraftwerks und kann die Leistung<br />

innerhalb von Sekunden exakt dosiert aufnehmen<br />

oder abgeben.<br />

Die Speicherleistung allein begründet<br />

aber noch nicht das breite Medienecho. Die<br />

Anwesenheit von Baden-Württembergs<br />

Ministerpräsident Winfried Kretschmann<br />

bei der Einweihung des Stromspeichers<br />

dürfte einen Teil dazu beigetragen haben.<br />

Das Besondere an diesem regnerischen Tag<br />

im April war aber, dass zum ersten Mal in<br />

Deutschland ein solcher Stromspeicher in<br />

die Leittechnik eines Großkraftwerks einge-<br />

Foto: Alexander Schmitt/Robert Bosch<br />

bunden wurde, heißt es. „Das Alleinstellungsmerkmal<br />

des Stromspeichers in Heilbronn<br />

ist, dass wir die Daten aus der Batterie<br />

direkt in die Leittechnik bringen“, erläutert<br />

Arnim Wauschkuhn, einer der beiden<br />

Geschäftsführer des Joint Ventures Kraftwerksbatterie<br />

Heilbronn. Das<br />

aus dem Energieversorger<br />

EnBW und dem Technologiekonzern<br />

Bosch ausgegründete<br />

Start-up fungiert als Investor<br />

in den Stromspeicher. Bei<br />

der Umsetzung arbeitet das<br />

Team aus den Geschäftsführern<br />

Wauschkuhn und Ralf<br />

Klein sowie zwei Prokuristen<br />

eng mit beiden Häusern zusammen.<br />

„Unser Vorteil ist,<br />

dass wir sehr schnell reagieren<br />

und mit den passenden<br />

Experten interagieren können“,<br />

betont Wauschkuhn.<br />

Bosch ist als Technologiepartner für die Lieferung<br />

des Batteriesystems inklusive Wechselrichter,<br />

die Batteriesteuerung sowie den<br />

Betrieb des Speichers verantwortlich. Der<br />

Energieversorger realisiert den Netzanschluss<br />

sowie die Integration in das Kraftwerk<br />

und vermarktet das System.<br />

In Heilbronn ist die Technik auf das Kohlekraftwerk<br />

adaptiert. Jedoch ist es auch möglich,<br />

sie an alle Formen thermischer Kraftwerke<br />

anzupassen. Künftig sei auch die<br />

Kombination des Stromspeichers mit Erzeugungsanlagen<br />

aus erneuerbaren Energien<br />

geplant. Solch eine flexible Technik ist gefragt:<br />

„Sowohl Industrieunternehmen als<br />

auch kommunale und lokale Energieversorger<br />

sind an unserer Lösung interessiert“,<br />

freut sich Wauschkuhn.<br />

Die Langversion finden Sie hier.<br />

DAS JOINT-VENTURE IM ÜBERBLICK:<br />

• Kraftwerksbatterie GmbH als Gemeinschafts -<br />

unternehmen von EnBW und Bosch<br />

• Gründung: Juli 2017<br />

• Angebot: Projektentwicklung, Planung und<br />

Beratung, Errichtung, Betrieb und Vermarktung von<br />

elektrischen stationären Energiespeichern in<br />

Zusammenarbeit mit den Mutterhäusern<br />

• Nächste Veranstaltungen: E-World 2019,<br />

Energy Storage Europe 2019, EES 2019<br />

www.kraftwerksbatterie.de<br />

INFO<br />

6 > Sonderteil Energie 2018


Full-Service-Mietmodell für LED-Industriebeleuchtung<br />

Neu<br />

Total-Flex-Angebot:<br />

• Keine Laufzeitbindung<br />

• Eigentumsübergang<br />

möglich<br />

Ohne Aufwand zur neuen Beleuchtung?<br />

Wir übernehmen das für Sie!<br />

Über 250 erfolgreiche Projekte sprechen für sich: Wir<br />

sind auf dem besten Weg, den Markt für Industriebeleuchtung<br />

in Deutschland zu verändern. Mit moderner<br />

und langlebiger LED-Technik made in Germany und<br />

einem Full-Service-Paket von der Planung bis zur Wartung<br />

– mit 100% Beleuchtungsgarantie.<br />

Dank unseres innovativen Mietmodells fallen für<br />

unsere Kunden keine Investitionen an. Sie verbessern<br />

ihre Lichtqualität, sparen Kosten und senken die<br />

CO 2<br />

-Emissionen – sofort und dauerhaft. Und das bei<br />

voller Flexibilität: mit dem Total-Flex-Mietvertrag<br />

ohne Laufzeitbindung und der Möglichkeit des Eigentumsübergangs.<br />

Ihre Vorteile auf einen Blick:<br />

Langlebige LED-Beleuchtung made in Germany<br />

Outsourcing von Aufwand und Risiko<br />

Senkung von Energieverbrauch und<br />

Beleuchtungskosten<br />

Keine Investitionen<br />

Keine Laufzeitbindung<br />

Auf Wunsch Übernahme der Beleuchtungsanlage<br />

Gerne erstellen wir Ihnen ein unverbindliches Angebot:<br />

www.lichtmiete.de


Foto: Eon<br />

Energieeffizienzmaßnahmen beim Werkzeugmaschinenbauer Waldrich Coburg<br />

Kleine Hebel, große Wirkung<br />

Die Produktionshallen am Hauptsitz von Waldrich Coburg waren energetisch nicht mehr auf<br />

aktuellem Stand und mussten dringend saniert werden. Ein Energieeffizienzprojekt mit Eon löste<br />

diesen Instandhaltungsrückstau ohne eigene Investitionskosten auf und reduzierte die Energiekosten<br />

in den erneuerten Gewerken um 50 %.<br />

Der<br />

Werkzeugmaschinenhersteller<br />

Waldrich Coburg blickt auf eine lange<br />

Geschichte am heutigen Unternehmenssitz<br />

zurück. Schon 1926 siedelte das 1920 gegründete<br />

Unternehmen – damals noch ein<br />

20-Mann-Betrieb – dorthin um. Inzwischen<br />

fertigen 500 Mitarbeiter auf 30.000 m 2 Portalfräsmaschinen,<br />

Vertikaldrehmaschinen<br />

und Schleifmaschinen. In den letzten Jahren<br />

investierte das Unternehmen zwar stark in<br />

die Infrastruktur – nur die energetischen<br />

Defizite wurden lange nicht angegangen.<br />

Die Dringlichkeit einer energetischen<br />

Sanierung war der Geschäftsführung von<br />

Waldrich Coburg aber durchaus bewusst.<br />

„Vor allem, da wir grundsätzlich sehr umweltbewusst<br />

handeln wollen und auch unsere<br />

Maschinen nach entsprechenden<br />

Gesichtspunkten fertigen“, erläutert Hubert<br />

Becker, Vorsitzender der Geschäftsführung.<br />

Ziel war es aber nicht nur, einen Beitrag zur<br />

Energiewende zu leisten, sondern bereits<br />

jetzt für die Zukunft gerüstet zu sein. „Unser<br />

Partner Eon hat aufgezeigt, wie hoch unser<br />

Einsparpotenzial war: ganze 50 % in den Bereichen<br />

Beleuchtung, Belüftung und Heizung“,<br />

so Becker weiter.<br />

Um ein passendes Lösungskonzept aufzusetzen,<br />

führten die Energieexperten zu Anfang<br />

des Projekts eine detaillierte Lastganganalyse<br />

durch. Dabei wurde genau erfasst,<br />

wie der tatsächliche Bedarf in den Werks -<br />

hallen aussieht und welche Komfortparameter<br />

eingehalten werden sollten. Sprich:<br />

Wie kühl oder warm und wie hell soll es in<br />

den Hallen sein? Aufbauend darauf erarbeitete<br />

man ein Konzept, mit welchen technischen<br />

Lösungen dieser minimal notwendige<br />

Bedarf gewährleistet werden konnte, und<br />

verglich dieses mit der technischen Ist-<br />

Situation, um das Einsparpotenzial zu errechnen.<br />

NEUE ANLAGEN UND ERTÜCHTIGUNG<br />

DER VORHANDENEN TECHNIK<br />

Um das gesamte Sparpotenzial zu heben,<br />

waren einige neue Anlagen notwendig, andere<br />

wiederum konnten aus dem Bestand<br />

ertüchtigt werden. Beispiel Lüftung: Ursprünglich<br />

beheizte Waldrich Coburg seine<br />

Produktionshallen über das Lüftungssystem.<br />

Da das aber sehr viel Energie benötigt,<br />

wurde die Heizfunktion ausgelagert, so dass<br />

die Leistung des bestehenden Lüftungssystems<br />

deutlich reduziert werden konnte. Dafür<br />

wurden neue Frequenzumrichter installiert,<br />

um die Drehzahl der Anlagen bedarfsgerecht<br />

zu regeln. Darüber hinaus verlegten<br />

die Eon-Techniker die Lüftungsein- und<br />

-auslässe dorthin, wo sie tatsächlich ge-<br />

8 > Sonderteil Energie 2018


Gebäudetechnik | PRAXIS<br />

Um die in die Jahre gekommenen<br />

Hallen energetisch zu sanieren,<br />

wurde ein umfassendes Konzept<br />

aus Heizung, Lüftung und Beleuchtung<br />

erarbeitet<br />

Die Gasheizanlage<br />

wurde mit Brennwerttechnik<br />

auf Stand<br />

gebracht<br />

Die Lüftung arbeitet dank<br />

neuen Frequenzumrichtern<br />

nun bedarfsgerecht<br />

Foto: Eon<br />

Foto: Eon<br />

Foto: Eon<br />

braucht wurden, statt die Frischluft energieaufwendig<br />

von der Decke auf die Arbeitsebene<br />

zu blasen. Einfache Rohrverlängerungen<br />

mit Quellluftauslässen waren hier das<br />

Mittel der Wahl.<br />

Da die Heizung zukünftig nicht mehr über<br />

die Lüftungsanlagen und Lufterhitzer erfolgen<br />

sollte, wurde das komplette Heizsystem<br />

des Standorts in Coburg erneuert. Als erstes<br />

wurden die drei bestehenden Gasheizkessel<br />

durch ein neues, umweltfreundliches Blockheizkraftwerk<br />

und neue Heizkessel mit<br />

Brennwerttechnologie ersetzt. Dabei konnte<br />

– dank moderner Deckenstrahlplatten als<br />

Ersatz für die energieintensiven Lufterhitzer<br />

– zum einen die Heizleistung deutlich reduziert<br />

und die neue Anlage kleiner dimensioniert<br />

werden als die alte. Zum anderen<br />

liefert das BHKW mit 500 kW thermischer<br />

Leistung nicht nur die Wärme für den gesamten<br />

Standort, sondern deckt auch dessen<br />

Grundlast an Strom vollständig ab.<br />

Im Bereich Beleuchtung ersetzte Eon die<br />

alten Lichtsysteme, die hauptsächlich noch<br />

mit Leuchtstoffröhren, HQL- und HQI-Strahlern<br />

ausgestattet waren, durch dimmbare<br />

LED-Technik. Das spart nicht nur sofort Energie,<br />

sondern bietet auch Potenzial für die<br />

Zukunft. Denn das System ist so ausgelegt,<br />

dass es den Leuchtkraftverlust, den LEDs<br />

technisch bedingt immer haben, durch eine<br />

intelligente Lichtberechnung ausgleicht.<br />

Konkret bedeutet das: Die Leuchten sind so<br />

dimensioniert, dass sie mehr Leistung bringen,<br />

als heute eigentlich benötigt wird, und<br />

sie dafür gedimmt eingesetzt werden.<br />

Nimmt die Leuchtkraft der LED-Lampen<br />

über die Jahre ab, wird die Dimmung einfach<br />

entsprechend hochreguliert.<br />

Im Rahmen der Energieeffizienzmaßnahmen<br />

wurde auch eine moderne Gebäudeleittechnik<br />

installiert. Auf sie sind Heizungs-,<br />

Lüftungs- und Lichttechnik aufgeschaltet,<br />

so dass das Eon Energy Management<br />

Center die Anlagen aus der Ferne messen,<br />

monitoren und auch steuern kann. So<br />

wird garantiert, dass alle Systeme genau die<br />

Leistung bringen, die sie bringen sollen –<br />

und damit auch die von den Experten versprochenen<br />

Einsparungen realisiert werden.<br />

In die LED-Beleuchtung wurde der<br />

über die längere Nutzungsdauer<br />

auftretende Leuchtkraftverlust bereits<br />

mit einkalkuliert<br />

KEINE EIGENINVESTITION<br />

Da sich Waldrich Coburg für ein Einspar-<br />

Contracting-Angebot von Eon entschieden<br />

hat, konnte das Unternehmen seinen<br />

Instandhaltungsrückstand auflösen, ohne<br />

einen Cent Investition getätigt haben zu<br />

müssen. Die von Eon erbrachten Investitionen<br />

in die neuen Anlagen werden über<br />

einen Zeitraum von zehn Jahren durch die<br />

erreichten Energieeinsparungen refinanziert.<br />

„So profitieren wir schon jetzt“, erläutert<br />

Hubert Becker. „Wir haben moderne<br />

Technik und sparen rund 2000 Tonnen CO 2<br />

im Jahr ein, und das ohne finanziellen Mehraufwand.“<br />

Der Autor:<br />

Torsten George, Global Account Manager bei Eon<br />

Energie 2018 Sonderteil < 9


PRAXIS | Blockheizkraftwerk<br />

Ford spart mit neuer Energiezentrale CO 2<br />

und Energiekosten ein<br />

Produktionswerk versorgt sich<br />

komplett dezentral<br />

Mit einer Blockheizkraftwerk-Anlage von Steag New Energies investiert Ford am Produktionsstandort<br />

Saarlouis in eine nachhaltige Energieversorgung. Fünf Motoren erzeugen knapp<br />

149.000 MWh Strom im Jahr. Mit dieser Menge, die die 60.000 Einwohner von Saarlouis und<br />

Dillingen mit Strom bespeisen könnte, deckt das Werk seinen Energiebedarf nun dezentral ab.<br />

Fünf quietschgrüne baugleiche Motoren<br />

füllen die Energiezentrale im saarlän -<br />

dischen Werk Saarlouis des Automobilherstellers<br />

Ford. Rund 20 MW thermische Energie<br />

und knapp 22 MW elektrische Energie<br />

erzeugt das Blockheizkraft (BHKW). „Dies ist<br />

eine Investition in nachhaltige Produktion“,<br />

sagt Karl Anton, Director Vehicle Operations<br />

Ford Europa. Denn mit der Anlage reduziert<br />

der Produzent seinen CO 2<br />

-Ausstoß am<br />

Standort um etwa 20 %. Damit trage das<br />

BHKW laut Anton dazu bei, das globale Ziel<br />

der 30 %-igen Senkung des CO 2<br />

-Ausstoßes<br />

pro hergestelltem Fahrzeug bis 2025 gegenüber<br />

2010 zu erreichen. Planung, Bau, Finanzierung<br />

und die Betriebsführung übernahm<br />

Steag New Energies, Tochter des deutschen<br />

Stromerzeugers Steag. Rund 20 Mio. Euro<br />

Foto: Steag<br />

Die neue Energiezentrale bei Ford am Standort<br />

Saarlouis, Saarland, beherbergt fünf grüne<br />

Riesen; die baugleichen Motoren versorgen das<br />

Produktionswerk mit knapp 20 MW thermischer<br />

und rund 22 MW elektrischer Energie<br />

10 > Sonderteil Energie 2018


investierte das Energieunternehmen in die<br />

BHKW-Anlage, die das Werk langfristig<br />

dezentral mit Strom und Wärme versorgen<br />

soll.<br />

Aber das ist es dem Automobilhersteller<br />

wert. Die Anforderungen waren klar: Für die<br />

Produk tion ihres Mittelklasse-Bestsellers in<br />

Saarlouis wollten die Ford-Manager technologisch<br />

das Beste – sowohl für das Modell<br />

Focus selbst als auch für die Energieerzeugung<br />

des Werks, in dem sämtliche Modelle<br />

dieser Serie für den europäischen Markt<br />

gefertigt werden. 12 Mio. Ford-Modelle<br />

rollen hier jährlich von den Produktionsbändern.<br />

Dafür bedarf es viel Energie. Rund<br />

149.000 MWh Strom erzeugt die Anlage<br />

nun jährlich. Mit dieser Menge könnte man<br />

die 60.000 Einwohner der nahegelegenen<br />

Orte Saarlouis und Dillingen versorgen.<br />

Für die Energiekonzerntochter aus Saarbrücken<br />

entschied sich der Autoproduzent<br />

Foto: Steag<br />

Mit dem Blockheizkraft investiert der Automobilhersteller in eine nachhaltige Produktion – und<br />

konnte gleichzeitig seinen CO 2<br />

-Ausstoß am Standort um 20 % senken<br />

ZUM ANBIETER:<br />

„Mit der BHKW-Anlage von Steag haben<br />

wir unseren CO 2 -Ausstoß am Standort<br />

Saarlouis um etwa 20 % reduziert.“<br />

_Karl Anton, Director Vehicle Operations Ford Europa<br />

vor allem wegen ihrer individuellen und<br />

bedarfsorientierten Beratung und Umsetzung.<br />

In der Angebotsphase analysierten<br />

die Ingenieure von Steag Ausgangssituation<br />

und Bedarf am Standort. Darauf basierend<br />

wurde anschließend eine ganzheitliche<br />

• Steag New Energies GmbH, Tochter der Steag<br />

GmbH<br />

• Fokus: Entwicklung von dezentralen,<br />

maßgeschneiderten Energielösungen<br />

• Portfolio: konventionell erzeugte Energie sowie<br />

Wind-, Bioenergie-, Grubengas- und<br />

Geothermienutzung<br />

• Märkte: vor allem Deutschland und Frankreich<br />

• Hauptsitz: Saarbrücken<br />

• Mitarbeiter: etwa 940 weltweit (Stand: 2015)<br />

• Umsatz 2015: rund 300 Mio. Euro<br />

www.steag-newenergies.com<br />

Lösung erarbeitet. „Schon in dieser Phase<br />

orientieren wir uns an den individuellen<br />

Kundenwünschen“, erklärt Dr. Markus Laukamp,<br />

Geschäftsführer Vertrieb von Steag<br />

New Energies. Hier werde geklärt, welche<br />

Technologien der Kunde bevorzugt, wie sich<br />

die Finanzierung gestalten<br />

INFO<br />

solle und wie die Anlage mit<br />

dem energiewirtschaftlichen<br />

Wissen der Experten optimiert<br />

werden könne.<br />

„Die Kooperation mit Ford<br />

ist ein Paradebeispiel für die<br />

vielfältigen Möglichkeiten,<br />

die wir unseren Kunden bieten“,<br />

so sein Credo.<br />

Die Bauphase begleitete<br />

der Saarbrückener Energieversorger<br />

mit der Gesamt -<br />

planung sowie der Auswahl<br />

der Dienstleister. Außerdem<br />

achteten die Ingenieure auf<br />

die Einhaltung von Arbeits -<br />

sicherheits-Standards auf<br />

der Baustelle. Auch die Mitar-<br />

beiter des Kunden wurden bei der Bau -<br />

umsetzung in das Projektteam eingebunden.<br />

„Regelmäßige Informationen über den<br />

Status des Projekts sind bei uns ein Stand -<br />

ard“, erläutert Vertriebs-Geschäftsführer<br />

Laukamp. „Wir haben ein Track-Record, das<br />

die Projekte ‚on time‘ und ‚on Budget‘ bleiben.“<br />

Der Bau der Ford-Energiezentrale in Saarlouis<br />

war innerhalb eines Jahres abgeschlossen.<br />

ANBIETER ÜBERWACHT ANLAGE<br />

ANSCHLIEßEND PER FERNWARTUNG<br />

Nach dem Bau war das Projekt jedoch noch<br />

nicht abgeschlossen. „Wir übernehmen oder<br />

begleiten später auch den Betrieb der Anlage,<br />

wenn es vom Kunden gewünscht ist“,<br />

erläutert Laukamp. Auch im Werk in Saarlouis<br />

kümmert sich ein Team aus erfahrenen<br />

Betriebsmannschaften des Versorgers<br />

sowie eingebundende Fachkräfte von Ford<br />

um die Betriebsführung des BHKWs. Zudem<br />

werden die Anlagen ferngesteuert aus der<br />

Versorgungszentrale in Saarbrücken überwacht.<br />

Auch die Region profitiert von dem Energiekonzept:<br />

Das BHKW in Saarlouis ist in<br />

das Fernwärmenetz Saar des Bundeslandes<br />

integriert. So kann überschüssige Wärme<br />

der jährlich produzierten Menge von<br />

138.000 MWh aufgenommen werden und<br />

bei Bedarf an andere Versorger abgegeben<br />

werden.<br />

_nu<br />

Energie 2018 Sonderteil < 1 1


PRAXIS | Pumpen<br />

Vorausschauende Wartung<br />

Alles im Fluss<br />

Mit Komponenten, Systemen und digitalen Services zur Überwachung und Schmierung verschiedener<br />

Aggregate bietet Schaeffler erweiterbare Komplettlösungen für Predictive Maintenance.<br />

Auch der Trinkwasserversorger Perlenbach setzt bei der Instandhaltung seiner Pumpen auf entsprechende<br />

Lösungen.<br />

Schaeffler hat seine Predictive Maintenance-Lösungen<br />

zur Überwachung und<br />

Schmierung von Aggregaten inzwischen<br />

bei einigen Kunden im Einsatz, einer davon<br />

ist der Wasserversorgungszweckverband<br />

Perlenbach: Er versorgt 50.000 Einwohner<br />

in sieben Gemeinden der Nordeifel mit<br />

Trinkwasser. Um einen störungsfreien und<br />

zuverlässigen Betrieb zu garantieren, müsste<br />

Perlenbach seine Anlagen rund um die<br />

Uhr besetzen und überwachen. Denn Lagerdefekte<br />

in den Kreiselpumpen könnten<br />

zu einem Ausfall führen und somit die<br />

Wasserversorgung gefährden. Man entschied<br />

sich daher, eine permanente Überwachung<br />

und Schmierung der Aggregate<br />

einzuführen. Mit Schaeffler fand der<br />

Wasserversorger einen kompetenten Partner<br />

zur Realisierung einer vorausschauenden<br />

Instandhaltung.<br />

In Verbindung mit dem ebenfalls von<br />

Schaeffler stammenden Schmierstoffgeber<br />

Concept8 ermöglicht das vorkonfigurierte<br />

Condition Monitoring-System SmartQB<br />

einen störungsfreien Betrieb. Die Standalone-Komplettlösung<br />

erkennt Unregelmä-<br />

Mit SmartQB steht der Industrie eine betriebsfertige<br />

Überwachungslösung für Elektromotoren,<br />

Pumpen und Lüfter zur Verfügung<br />

Foto: Schaeffler<br />

12 > Sonderteil Energie 2018


Foto: Schaeffler<br />

Der Schmierstoffgeber Concept8<br />

versorgt bis zu acht Schmierstellen<br />

mit der richtigen Menge Fett<br />

Foto: Schaeffler<br />

Als vorkonfiguriertes Plug&Play-<br />

System erfordert der SmartQB<br />

keinerlei Vorkenntnisse im Condi -<br />

tion Monitoring<br />

ßigkeiten an Elektromotoren, Pumpen, Lüftern<br />

und deren Wälzlagern. Ob Lagerschaden,<br />

Unwucht, Reibung, Temperaturanstieg<br />

oder Veränderung des Schwingungsmusters<br />

– der SmartQB identifiziert die möglichen<br />

Fehlerursachen und gibt anschließend<br />

eine Klartextmeldung aus. Durch die Integration<br />

des gemeinsam mit Mitsubishi<br />

Electric entwickelten Systems in die Leitstandsvisualisierung<br />

wird das Instandhaltungspersonal<br />

frühzeitig über sich anbahnende<br />

Schäden informiert und kann Wartungsmaßnahmen<br />

und eventuelle Ersatzteilbeschaffungen<br />

sofort einleiten. Joachim<br />

Dankwardt, stellvertretender Abteilungs -<br />

leiter Wassergewinnung/Aufbereitung bei<br />

Perlenbach, weiß: „Zustandsüberwachung<br />

bedeutet für uns Versorgungssicherheit.“<br />

KEINE VORKENNTNISSE NOTWENDIG<br />

Ein Vorteil der Lösung: Der SmartQB ist ein<br />

vorkonfiguriertes Plug&Play-System und<br />

damit sehr leicht in Betrieb zu nehmen.<br />

„Herkömmliche Systeme zur Maschinenüberwachung<br />

sind kostspielig und kompliziert.<br />

Der SmartQB hingegen ist so einfach,<br />

dass unser Personal keinerlei spezifisches<br />

Wissen auf dem Gebiet der Schwingungs -<br />

diagnose benötigte. Es konnte sofort losgehen“,<br />

berichtet Dankwardt. Die Elektrofachkräfte<br />

vor Ort konnten den SmartQB direkt<br />

an das Leitsystem sowie das Telefon-Notrufwählgerät<br />

anbinden.<br />

Der letzte Ausfall einer Pumpe bei Perlenbach<br />

entstand durch Überschmierung eines<br />

Lagers. Dieser Problematik wirkt der oben<br />

bereits erwähnte Schmierstoffgeber entgegen.<br />

Bis zu acht Schmierstellen versorgt er<br />

mit der richtigen Menge Fett. Mangelschmierung<br />

oder Überfettung sowie daraus<br />

entstehende Schäden können vermieden<br />

werden. In der Nordeifel ist die Spannungsversorgung<br />

des Schmierstoffgebers mit der<br />

Pumpe gekoppelt. Dadurch wird nur dann<br />

geschmiert, wenn die betroffene Pumpe<br />

tatsächlich läuft.<br />

DAS FRÜHWARNSYSTEM<br />

Mit dieser Komplettlösung, bestehend<br />

aus Condition Monitoring und bedarfsgerechter<br />

Nachschmierung, ermöglicht<br />

Schaeffler eine frühzeitige Planung von<br />

Wartungsarbeiten. Kunden können so ihre<br />

Instandhaltungsprozesse nachhaltig optimieren<br />

sowie die Verfügbarkeit und Produktivität<br />

erhöhen.<br />

_dk<br />

INFO<br />

Das Smart QB wurde speziell für die Erkennung von Unregelmäßigkeiten an<br />

Elektromotoren, Pumpen, Lüftern und deren Wälzlager entwickelt und ist ab<br />

Werk fertig konfiguriert. Die aus den Schwingungsdaten automatisch generierten<br />

Klartextmeldungen erscheinen auf dem 7“ großen Display. Das System<br />

kann fünf Fehlerursachen identifizieren: Lagerschaden, Unwucht, Reibung/Kavitation<br />

(bei Kreiselpumpen), Temperaturanstiege sowie alle generellen<br />

Veränderungen in den Schwingungsmustern, die nicht eindeutig einem<br />

der zuvor genannten Fehlerursachen zuordenbar sind und weitere Analysemaßnahmen<br />

erforderlich machen.<br />

Laut Schaeffler kann jeder Betriebselektriker das System installieren und ohne<br />

schwingungstechnisches Vorwissen in Betrieb nehmen. Über das Touch-Display<br />

erhält das Personal alle relevanten Informationen, von der Montage<br />

über Handlungsempfehlungen im Fehlerfall bis hin zu den Kontaktdaten des<br />

technischen Supports. Beim ersten Start wählt der Kunde eine von 16 Sprachen<br />

aus und ersetzt gegebenenfalls die standardmäßig eingestellten Kontaktdaten<br />

des technischen Schaeffler-Supports durch eigene Angaben. Nach<br />

Auswahl der Komponente, auf die der FAG QB-Sensor befestigt ist (Motor,<br />

Pumpe oder Lüfter), der Angabe „drehzahlvariable Maschine“ oder „drehzahlkonstante<br />

Maschine“ und der Eingabe des individuellen Aggregatnamens<br />

wählt der verbaute FAG SmartQB-Sensor automatisch die beste Messkonfiguration<br />

aus und das System ist bereit für den Lernmodus. Dieser läuft automatisch<br />

ab. An einem Gehäuse können insgesamt sechs Sensoren in beliebiger<br />

Aufteilung auf einzelne Aggregate betrieben werden.<br />

Energie 2018 Sonderteil < 1 3


PRAXIS | Antriebstechnik<br />

Vorzugsvarianten für Logistikantriebslösungen<br />

Auswahl einfach gemacht<br />

In Anlagen mit vielen Antrieben sinken die Lebensdauerkosten durch intelligentes Variantenmanagement<br />

um bis zu 70 %. Nord Drivesystems hat deshalb, speziell für fördertechnische Aufgaben,<br />

effiziente geregelte Antriebseinheiten in drei Vorzugsgrößen entwickelt. Die standardisierten<br />

Antriebssysteme sollen Einkauf, Engineering, Inbetriebnahme und Lagerhaltung vereinfachen.<br />

Nord Drivesystems bedient sich aus einem<br />

großen modularen Baukasten an<br />

selbst gefertigten Antriebskomponenten:<br />

Die Energiesparmotoren in allen gängigen<br />

internationalen Effizienzklassen sind sowohl<br />

mit 50 Hz als auch 60 Hz Netzspannung<br />

kompatibel und können bis zu 100 Hz<br />

eingesetzt werden Das Getriebesortiment<br />

deckt mit diversen Bauarten extrem große<br />

Drehmoment- und Übersetzungsspannen<br />

ab.<br />

Die Frequenzumrichter steigern nicht nur<br />

die Anlagenintelligenz und die Effizienz im<br />

Teillastbetrieb. Die Ausnutzung des Verstellbereichs<br />

durch elektronische Umrichter erlaubt<br />

es zudem, Antriebsgruppen zu bilden<br />

und die erforderlichen Ausführungen auf<br />

wenige Baugrößen und Übersetzungs -<br />

verhältnisse zu reduzieren.<br />

Variantenreduzierung bietet über den<br />

gesamten Produktlebenszyklus betrachtet<br />

das zweitgrößte Potenzial zur Kosteneinsparung<br />

nach dem Energieverbrauch. Deshalb<br />

ist eine sektorspezifische Standardisierung<br />

eine nicht unwichtige Leistung von<br />

Antriebsherstellern. Kunden profitieren<br />

durchgängig von einem vereinfachten Einkaufsprozess,<br />

nicht nur bei der Erstbeauftragung.<br />

Zudem verringert sich die Komplexität<br />

von Planungs- und Konstruktionsprozessen<br />

für alle Beteiligten – Antriebslieferant,<br />

Anlagenbauer und Anlagenbetreiber. Wichtig<br />

ist es, wenige Antriebsvarianten so auszuwählen,<br />

dass sie die vielfältigen Anforderungen<br />

erfüllen, ohne überdimensioniert zu<br />

sein. Dafür bedarf es einer genauen Analyse<br />

des anwendungsspezifischen Bedarfs. Nord<br />

Drivesystems hat für Intralogistik und Flughäfen<br />

optimierte LogiDrive-Systeme in drei<br />

Vorzugsausführungen entwickelt.<br />

MEHR FLEXIBILITÄT<br />

LogiDrive-Antriebe sind die Lösung für fördertechnische<br />

Anlagen mit vielen Hundert<br />

Metern Strecke, sie lassen sich einfach in der<br />

Der Frequenzumrichter<br />

SK 250E kann dezentral<br />

betrieben werden und<br />

hat mit STO und SS1<br />

auch funktionale Sicherheit<br />

integriert<br />

Foto: Nord Drivesystems<br />

14 > Sonderteil Energie 2018


Antriebstechnik | PRAXIS<br />

Foto: Nord Drivesystems<br />

Foto: Nord Drivesystems<br />

Die einfachen und flexiblen<br />

Anschlussmöglichkeiten<br />

zeichnen die Feldverteilerserie<br />

NordAC Link aus<br />

Am Feldverteiler sind<br />

Schalter für den Einrichtbetrieb<br />

und Service<br />

zugänglich<br />

Reihe installieren. Die Versorgungsspannung<br />

kann über Leitungen von einem zum<br />

nächsten Umrichter durchgeschleift werden.<br />

Nord hat das LogiDrive-Sortiment speziell<br />

auf die Intralogistik- und Flughafentechnik<br />

zugeschnitten. Standardisierte Getriebemotorvarianten<br />

erfüllen alle typischen<br />

Leistungsanforderungen.<br />

Eingesetzt werden IE4-Permanentmagnetsynchronmotoren<br />

mit Nennleistungen<br />

bis 5,5 kW. Diese werden kombiniert mit<br />

zweistufigen Kegelradgetrieben, ein Frequenzumrichter<br />

der Baureihe NordAC Link<br />

sorgt für einen großen Verstellbereich.<br />

Die Systeme ermöglichen eine einfache<br />

Auswahl und Adaption in die Planungs- und<br />

Konstruktionsprogramme bei Anlagenbauern<br />

und -betreibern. Sie sind überlastfähig<br />

und verfügen über Schnittstellen für alle<br />

marktüblichen Bussysteme, einschließlich<br />

der Industrial-Ethernet-Systeme Profinet,<br />

AS-Interface, Ethernet Powerlink, EtherCAT<br />

und Ethernet/IP. Diese sind als Busmodule<br />

in Nord-Umrichter projektbezogen integrierbar.<br />

International tätige Systemintegratoren<br />

können mit den Antrieben dank umfassenden<br />

Zertifizierungen ohne Einschränkungen<br />

arbeiten. Nord Drivesystems leistet mit eigenen<br />

Vertretungen und Vertriebspartnern<br />

in 89 Ländern weltweit Beratung und Service.<br />

Die LogiDrive-Systeme lassen sich dank<br />

vollständig steckbaren, codierten Anschlüssen<br />

relativ einfach installieren. Netztrennschalter,<br />

Schlüsselschalter und Handbedienschalter<br />

an den Geräten erlauben einen<br />

flexiblen Vor-Ort-Zugriff auf einzelne Antriebsachsen<br />

zum Einrichtbetrieb oder Service.<br />

Antriebsnahe Sensoren und Aktoren<br />

können über M12-Stecker angebunden werden.<br />

Die Umrichter lesen die Daten ein und<br />

können sie auswerten und an übergeordnete<br />

Systeme weiterleiten, was Verkabelungsaufwand<br />

spart.<br />

VERMINDERTER AUFWAND IM<br />

WARTUNGSFALL<br />

Plug&Play und vorparametrierte Umrichter<br />

vermindern auch den Aufwand im Wartungsfall.<br />

Die Antriebskomponenten lassen<br />

sich zudem individuell austauschen: Statt<br />

dem Komplettaustausch der Antriebseinheit<br />

kann beispielsweise nur der Getriebemotor<br />

ausgewechselt werden.<br />

Dank Leichtmetallgehäuse sind die Antriebe<br />

außerdem durchschnittlich etwa<br />

25 Prozent leichter als Antriebe aus Stahl -<br />

legierungen.<br />

LogiDrive-Systeme arbeiten am Horizontalförderer,<br />

Schrägförderer und Vertikalförderer.<br />

Anlagenbauer sparen dadurch Zeit in<br />

der Planung und Kosten in der Errichtung.<br />

Ein Lastmonitor schützt die angetriebene<br />

Anlage, indem er im Fall einer Blockade den<br />

Motor anhalten kann. Selbst die Sicherheitsfunktionen<br />

STO und SS1 nach EN 61800-5-2<br />

stehen mit diesen Systemen für jede Antriebsachse<br />

zur Verfügung – die elektronischen<br />

Baugruppen sind vom TÜV zertifiziert.<br />

Durch feldorientierte Stromvektorregelung<br />

erreichen die Umrichter eine hohe Regelgüte.<br />

So wird in Hubwerken zuverlässig<br />

ab Drehzahl 0 das volle Drehmoment bereitgestellt,<br />

und selbst bei starken Lastschwankungen<br />

liefern die Antriebe die vorgegebenen<br />

Drehzahlen. Zur Grundausstattung der<br />

Umrichter zählen zudem Anschlussmöglichkeiten<br />

für Inkrementalgeber und Absolutwertgeber.<br />

Sie beherrschen die absolute<br />

und relative Positionierung sowie ein intelligentes<br />

Bremsenmanagement. Positionen<br />

und Takte können über Bus oder direkt am<br />

Gerät eingelernt werden.<br />

Mehrere Antriebe können sich im Master/<br />

Slave-Betrieb für Drehzahl- oder Lagegleichlauf<br />

synchronisieren. Die integrierten PLCund<br />

PI-Regler-Funktionalitäten sowie Sensorschnittstellen<br />

ermöglichen bei Bedarf<br />

darüber hinaus die Einrichtung autonom<br />

arbeitender modularer Anlagenteile. Die intergrierte<br />

PLC kann das Gerät an bestehende<br />

Protokolle anpassen (Protokollwandler).<br />

Der Autor:<br />

Jörg Niermann, Bereichsleiter Marketing,<br />

Nord Drivesystems Gruppe, Bargteheide<br />

Energie 2018 Sonderteil < 1 5


PRAXIS | Energiekosten<br />

Sparpotenzial für Energiekosten<br />

DEUTSCHE UNTERNEHMEN ZAHLEN ZU VIEL FÜR STROM<br />

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in<br />

Deutschland haben in den Jahren 2016 und<br />

2017 jährlich mindestens 4,1 Mrd. Euro zu<br />

viel für Stromkosten ausgegeben. Das ist<br />

das Ergebnis einer gemeinsamen Studie der<br />

Energie-Einkaufsgemeinschaft E.Optimum<br />

und des Marktforschungsinstituts Splendid<br />

Research, die in einem Zeitraum von zwölf<br />

Monaten 1392 Unternehmen mit einem<br />

Jahresverbrauch zwischen 10.000 und<br />

6 Mio. kWh Strom zu ihrem Energie-Einsparpotenzial<br />

befragte. Viele KMUs könnten<br />

brauch zu senken. Einen Anbieterwechsel<br />

haben dagegen in den letzten zehn Jahren<br />

lediglich 32 % mehr als einmal vollzogen;<br />

38 % haben nur einmal und 28 % nie den<br />

Stromanbieter gewechselt. Der Wechseldruck<br />

auf die Stromversorger ist laut der<br />

Studie momentan offensichtlich nicht ausreichend:<br />

Der Erzeugungspreis für die<br />

Stromversorger sinkt seit Jahren, doch nur<br />

die wenigsten haben diese Preissenkungen<br />

an ihre Kunden weitergegeben. Mehr Wechselaktivität<br />

könnte die Energieversorger zu<br />

WIR BERICHTEN ÜBER<br />

Bosch ................................................................................... 6<br />

E.Optimum ..................................................................... 16<br />

EnBW .................................................................................. 6<br />

Eon ....................................................................................... 8<br />

Ford ................................................................................... 10<br />

Inductoheat ...................................................................... 4<br />

Kraftwerksbatterie Heilbronn .................................. 6<br />

Mitsubishi Electric ...................................................... 12<br />

Nord Drivesystems ..................................................... 14<br />

Perlenbach ..................................................................... 12<br />

Rheco ................................................................................... 2<br />

Riempp ............................................................................... 4<br />

Schaeffler ........................................................................ 12<br />

Splendid Research ....................................................... 16<br />

Steag ................................................................................. 10<br />

Steag New Energies ................................................... 10<br />

Waldrich Coburg ............................................................ 8<br />

Unternehmen<br />

nutzen ihr<br />

Sparpotenzial für<br />

Stromkosten nicht<br />

ausreichend aus –<br />

und geben so<br />

jährlich rund<br />

4 Mrd. Euro zu viel<br />

für Energie aus<br />

mehr als 10.000 Euro jährlich einsparen, indem<br />

sie ihren Energieeinkauf anders organisieren.<br />

Das durchschnittliche Einsparpotenzial<br />

für Stromkosten pro Unternehmen liegt<br />

bei rund 1730 Euro pro Jahr. Das individuelle<br />

Einsparpotenzial variiert aber stark: Es kann<br />

zwischen wenigen 100 bis 80.000 Euro pro<br />

Jahr betragen – und hängt etwa von der<br />

Branche, dem Verbrauch und der spezifischen<br />

Situation des Unternehmens ab.<br />

Bei Sparpotenzial für Stromkosten besteht<br />

Lücke zwischen Wissen und Handeln<br />

Zudem ergab eine weitere Befragung unter<br />

262 Energieentscheidern in KMU, dass die<br />

Verantwortlichen zwar das Einsparpoten -<br />

zial kennen, aber nicht die Wege, um es zu<br />

erreichen. 75 % der Entscheider glauben,<br />

dass sie ihre Energiekosten vor allem durch<br />

Verbrauchsverhalten und günstigere Energieanbieter<br />

senken können. Knapp ein Viertel<br />

glaubt, so mindestens 5000 Euro pro<br />

Jahr an Energiekosten sparen zu können –<br />

teilweise sogar bis zu 250.000 Euro.<br />

Um Energiekosten zu sparen, versuchen<br />

KMU in Deutschland vor allem, ihren Ver-<br />

Foto: moquai86/Fotolia<br />

günstigeren Konditionen drängen, so die<br />

Studienempfehlung.<br />

Energieentscheider haben nur geringe<br />

Kenntnis des Energiemarktes<br />

In knapp 60 % der befragten Unternehmen<br />

sind der Geschäftsführer oder Inhaber für<br />

den Energieeinkauf zuständig. In 24 % der<br />

Fälle wird das Thema im allgemeinen Einkauf<br />

abgewickelt und nur etwa 9 % haben<br />

eine eigene Energieabteilung. Laut der Studie<br />

offenbaren die meisten Geschäftsführer<br />

aber Wissenslücken bei der Strompreisbildung.<br />

Drei Viertel der KMU nutzen bis dato<br />

kein Energiemanagement-System. Das<br />

heißt, dass nur ein Viertel der Mittelständler<br />

seinen Energieverbrauch strukturiert plant<br />

und nach Ressourcen und Kostenschonung<br />

analysiert. Zudem plant nur etwas mehr als<br />

ein Drittel der Energieentscheider sicher, in<br />

nächster Zeit Energieeinsparmaßnahmen<br />

vorzunehmen. Und das obwohl mehr als<br />

20 % der Befragten Stromkosten als ihren<br />

größten Kostentreiber identifizieren. _nu<br />

Mehr Informationen zur Studie erhalten Sie hier<br />

SONDERTEIL VON<br />

ISSN 0019–9036<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Verlag: Konradin-Verlag<br />

Robert Kohlhammer GmbH<br />

Ernst-Mey-Straße 8,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Redaktion:<br />

Chefredakteur: Dipl.-Ing. (FH) Werner Götz (gö),<br />

Phone +49 711 7594–451<br />

Stellvertretender Chefredakteur:<br />

Dipl.-Betriebswirt (FH) Dietmar Kieser (dk),<br />

Phone +49 711 7594–454<br />

Redakteure:<br />

M. A. Laura Cyprian (lc), Phone +49 711 7594–342;<br />

B. A. (FH) Nora Nuissl (nu), Phone +49 711 7594–391<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452, Fax –1452,<br />

E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />

Layout:<br />

Layout: Beate Böttner, Vera Müller, Helga Nass<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565, Fax –1565<br />

Auftragsmanagement:<br />

Matthias Rath, Phone +49 711 7594–323, Fax –1323<br />

Zurzeit gilt Preisliste 77 vom 1.10.2017.<br />

Druck: Konradin Druck GmbH, Leinfelden-<br />

Echterdingen<br />

Printed in Germany<br />

© 2018 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

16 > Sonderteil Energie 2018


technik & wissen<br />

Industrielle Teilereinigung made im Schwarzwald<br />

Alles andere als eine<br />

wässrige Lösung<br />

Bauteilreinigung | Maschinenbauer Mafac feiert in<br />

diesem Sommer sein 50jähriges Firmenjubiläum –<br />

und blickt nicht nur auf die Vergangenheit, sondern<br />

auch auf Zukunftsthemen wie Industrie 4.0 oder additive<br />

Fertigung.<br />

❧ Sabine Koll<br />

„Die ganze Welt hat Anfang der 90er Jahre<br />

industrielle Reinigungsprozesse in Lösemitteln<br />

gedacht. Wir aber haben damals wässrige<br />

Lösungen favorisiert“, erinnert sich Joachim<br />

Schwarz, der bei Mafac als Geschäftsführer<br />

die Bereiche Forschung & Entwicklung<br />

und Produktion verantwortet. 1992<br />

markiert für den Maschinenbauer aus<br />

Alpirsbach im Schwarzwald die Wende in<br />

der Unternehmenshistorie: Damals stellte es<br />

auf der Hannover Messe mit der SF 60.40<br />

die erste kompakte Maschine für die industrielle<br />

Bauteilreinigung vor – natürlich auf<br />

der Basis wässriger Lösungen und verbunden<br />

mit der Idee, diese in Serie zu fertigen.<br />

Das Prinzip der gegen-<br />

beziehungsweise<br />

gleichläufigen Rotation<br />

von Korb und Düsensystem<br />

hat sich<br />

Mafac patentieren<br />

lassen. Bild: Mafac<br />

Schon zuvor hatte Mafac Equipment für<br />

das industrielle Reinigen gebaut – angefangen<br />

bei einfachen Handwaschbehältern bis<br />

hin zu teilautomatisierten Reinigungsmaschinen<br />

mit Kaltreinigern. 1974 war Firmengründer<br />

Ernst Schwarz in diesen Geschäftszweig<br />

eingestiegen.<br />

Dabei liegen die Wurzeln des Unternehmens<br />

in einem ganz anderen Bereich: Begonnen<br />

hat Ernst Schwarz bereits 1963 mit<br />

Lohnarbeiten, die er im Keller seines Wohnhauses<br />

ausführte. Zum Beispiel überprüfte<br />

er Einspritzdüsen für Spritzgießmaschinen<br />

von der Firma Arburg im benachbarten<br />

Loßburg.<br />

„Unser Vater war ein Vollblut-Ingenieur“,<br />

betont Rainer Schwarz, Geschäftsführer<br />

für Markt und Finanzen. „Und auch<br />

heute ist es immer unser Ziel, Technologieführer<br />

zu sein.“ Wenn der Firmengründer<br />

eine Idee für ein technisches Produkt oder<br />

eine Verbesserung hatte, tüftelte er so lange<br />

an der Lösung, bis er damit zufrieden war.<br />

So stellte er 1965 seine erste Bandschleifmaschine<br />

her. Die Idee dahinter: Bauteile, die<br />

von Bohr-, Dreh- oder Fräsmaschinen kommen,<br />

sollten damit so schnell wie möglich<br />

entgratet werden. Für die Herstellung von<br />

Bandschleifmaschinen gründete der Vater<br />

der beiden heutigen Geschäftsführer im Jahr<br />

1968 Mafac und ließ das Fabrikgebäude<br />

bauen, in dem das Unternehmen noch heute<br />

zuhause ist. Doch damit nicht genug: Parallel<br />

dazu baute er das zweite Geschäftsfeld<br />

Gärtnereimaschinen auf. Und 1974 folgte<br />

der Bereich Reinigen.<br />

Korb und Düsensystem rotieren<br />

gegen- beziehungsweise gleichläufig<br />

Mit dem Eintritt der beiden Söhne Joachim<br />

und Rainer werden in den 80er Jahren die<br />

Grundsteine gelegt für die wässrige Teilereinigung<br />

mit Bewegung; erst horizontal, dann<br />

rotativ. Die Technik der Spritz-Flut-Reinigungsanlage<br />

SF 60.40 mit der gegen- beziehungsweise<br />

gleichläufigen Rotation von<br />

Korb und Düsensystem hat sich Mafac patentieren<br />

lassen.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 59


technik & wissen<br />

Wechsel in der Chefetage<br />

Seit Ende der 90er Jahre konzentriert<br />

sich Mafac ausschließlich auf das Geschäft<br />

mit Reinigungsmaschinen. Die beiden anderen<br />

Geschäftszweige wurden verkauft. Diese<br />

Entscheidung hat sich als richtig erwiesen:<br />

Mafac erwirtschaftete 2017 mit rund 90<br />

Mitarbeitern einen Umsatz von 17 Mio.<br />

Euro. Die Exportquote liegt bei 65 %. Dafür<br />

verfügt Mafac über ein globales Vertriebsnetz<br />

mit den USA als wichtigstem<br />

Überseemarkt. Doch auch chinesische Kunden<br />

gibt es – beispielsweise ein großer Hydraulikhersteller.<br />

„Wir streben weiterhin ein<br />

organisches Wachstum an“, so Rainer<br />

Schwarz. Im laufenden Jahr peilt er zwischen<br />

18 und 19 Mio. Euro Umsatz an. Fünf<br />

Maschinenbaureihen – alle benannt nach<br />

Inseln – stehen heute zur Auswahl.<br />

„Patente, mit denen wir unsere Grundtechnologien<br />

schützen, sind noch heute ein<br />

Schlüssel unseres Erfolgs“, ist sich Joachim<br />

Schwarz sicher. „Dazu gehört nicht nur das<br />

Anmelden der Patente, sondern auch deren<br />

Durchsetzung gegen Wettbewerber, die unsere<br />

Technologie kopieren.“ So hat sich Mafac<br />

unter anderem die Ultraschall-Technologie<br />

für die partikelfreie Entfettung von Präzisionsteilen,<br />

wie sie in der Malta Maschine<br />

zum Einsatz kommt, patentieren lassen.<br />

Weitere Patente betreffen das kinematische<br />

Reinigen und Trocknen. „Dabei handelt es<br />

sich um eine neue Dimension der Bewegung,<br />

die für Energieeinsparungen von bis<br />

zu 30 % sorgt“, so Joachim Schwarz. Bereits<br />

in den Java-Maschinen hat Mafac auf<br />

die Kinematik zurückgegriffen. Auf der<br />

Messe Parts2clean Ende Oktober in Stuttgart<br />

folgt mit Pura eine weitere Maschine.<br />

Rainer Schwarz: „Diese Maschinenbauserie<br />

ist unsere erste reine Serienmaschine,<br />

die wir fertig ab Lager verkaufen werden.“<br />

„Wir denken aber im Grunde immer in Serien“,<br />

ergänzt sein Bruder Joachim. Den Standardisierungsgrad<br />

beziffert er auf 80 bis<br />

90 %; der Rest entfällt auf kundenspezifische<br />

Anpassungen. Standardisierte Plattformen<br />

für alle Maschinenbaureihen hat Mafac<br />

beispielsweise für Filtrationssysteme,<br />

Ölabscheider, Kondensatoren oder Pumpensysteme<br />

geschaffen.<br />

Zum 1. Januar 2019 wird Joachim Schwarz aus der Mafac-Geschäftsführung<br />

ausscheiden. Sein Aufgabengebiet Forschung & Entwicklung<br />

und Produktion übernimmt dann Stefan Schaal, der aktuell<br />

Leiter Entwicklung und Konstruktion ist. Er ist seit 2008 im Unternehmen,<br />

nachdem er dort seine Diplomarbeit über die Konstruktion<br />

von Reinigungsdüsen geschrieben hatte. „Ich will einen Fokus<br />

auf die Produktionsoptimierung legen. Wir entwickeln uns schließlich<br />

immer mehr vom einer Manufaktur zu einem Serienfertiger“, so<br />

Schaal. Als weitere Schwerpunkte nennt er die Bereiche Mechanik,<br />

Elektrik und Software sowie die intuitive Maschinenbedienung.<br />

Joachim Schwarz bleibt gemeinsam mit seinem Bruder Rainer Mafac-Gesellschafter<br />

und wird sich in Zukunft neuen Themen abseits<br />

des Tagesgeschäfts widmen. Dazu gehören die Vorausentwicklung<br />

neuer Maschinentechnologien, -verfahren und -prozesse sowie die<br />

Unternehmensentwicklung einschließlich Baumaßnahmen. So ist<br />

hinter dem bestehenden Gebäude der Neubau des sogenannten Mafac-Campus<br />

geplant, also eines neuen Kundenzentrums. Zudem soll<br />

die Produktion erweitert werden.<br />

Gruppenbild mit neuem<br />

Geschäftsführer (v.l.n.r.):<br />

Technik-Geschäftsführer<br />

Joachim Schwarz, sein<br />

Nachfolger Stefan Schaal<br />

und Finanz-Geschäftsführer<br />

Rainer Schwarz.<br />

Bild: Mafac<br />

Steigende Fertigungstiefe sorgt<br />

für eine hohe Flexibilität<br />

Gefertigt wird in Alpirsbach in Kleinserien<br />

von 10 bis 20 Maschinen in selbstorganisierenden<br />

Teams nach dem Kanban-System.<br />

Die Fertigungstiefe ist hoch: Selbst die Software-Entwicklung<br />

oder die Schaltschrank-<br />

Montage erfolgt inhouse. „Tendenziell erledigen<br />

wir viele Aufgaben lieber selbst“, sagt<br />

Joachim Schwarz. Das betrifft nicht nur die<br />

Fertigung der Reinigungskammer, die Kernkompetenz<br />

von Mafac, sondern zum Beispiel<br />

auch das Drehen und Fräsen von Metallbauteilen:<br />

„Diesen Bereich holen wir gerade<br />

wieder zurück ins Haus, weil wir damit<br />

flexibler und schneller am Markt agieren<br />

können.“<br />

Daneben befasst sich Mafac mit den Auswirkungen<br />

aktueller und künftiger Entwicklungen<br />

auf das eigene Geschäft. Dazu gehört<br />

zum Beispiel das Thema Industrie 4.0: „Wir<br />

wollen am Forschungsprojekt Qsrein 4.0<br />

teilnehmen, um die Analyse und die Modellierung<br />

des Zusammenhangs zwischen der<br />

Prozessqualität und den verfahrensspezifischen<br />

Prozessgrößen zu erforschen“, verrät<br />

Joachim Schwarz. Auch Predictive Maintanance<br />

und Künstliche Intelligenz stehen auf<br />

seiner Agenda. „Außerdem beobachten wir<br />

sehr genau die Entwicklung der additiven<br />

Fertigung. Die Feinstaub-Partikel auf diesen<br />

Bauteilen müssen schließlich abgereinigt<br />

werden.“ Er ist sich sicher: „Die Aufgaben<br />

der industriellen Teilereinigung werden in<br />

den nächsten Jahren größer.“ •<br />

60 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>


Zu sehen ist hier, ob die UV-Dosis zu niedrig (blau),<br />

korrekter (grün) oder zu hoch (rot) dosiert ist. Der Lack<br />

auf dem Stuhl wird in dem Beispiel nur durch die Einstellung<br />

der Leistung und Bestrahlungszeit ideal in der<br />

UV-Kugel mit der nötigen Dosis versorgt. Bei der herkömmlichen<br />

Bestrahlung muss an den blauen und roten<br />

Stellen mit kurz- oder langfristigen Oberflächenschäden<br />

gerechnet werden.<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Projekt will UV-Aushärten effizienter machen<br />

Ultraviolett statt Infrarot<br />

Lackieren | Ob Karosserien, Elektronikgehäuse oder<br />

andere beanspruchte Bauteile – sie alle benötigen eine<br />

Schutzlackierung. UV-Lackierungen haben sich<br />

hier als sehr probate Mittel erwiesen. Allerdings<br />

könnte deren Aushärten noch effizienter werden. Ein<br />

Projekt widmet sich dieser Aufgabe.<br />

Um die Lackschicht verschiedener Bauteile<br />

sicher handhabbar zu machen, muss sie<br />

trocknen beziehungsweise aushärten. UV-<br />

Lacke polymerisieren unter UV-Licht – und<br />

das im Sekunden- oder Minutentakt. Hartmut<br />

Jundt, Leiter funktionelle Beschichtungen<br />

bei Ritzi Lackiertechnik in Tuningen,<br />

weist noch auf einen weiteren Vorteil der<br />

schnell härtenden UV-Lacke hin: „Man hat<br />

eine bessere Kontrolle über den Prozess im<br />

Gegensatz zu Infrarot-Lacken, die etwa 30<br />

Minuten im Ofen getrocknet werden müssen.“<br />

Weiter besitzen UV-Lacke einen schönen<br />

Glanz; dazu sind sie sehr widerstandsfähig<br />

und kratzfest, was besonders die Autobesitzer<br />

freut. Aber nur lackieren und UV-<br />

Licht drauf richten und alle sind glücklich?<br />

So einfach geht das leider nicht.<br />

Eine Anlage zum UV-Lackaushärten besteht<br />

im Wesentlichen aus einer oder mehreren<br />

UV-Lampen, Reflektoren, und elektronischer<br />

Steuer- und Regeltechnik. Dabei ist die<br />

LED-Technologie auf dem besten Weg, sich<br />

zu einer Alternative zur Quecksilberdampflampe<br />

zu entwickeln. LEDs brauchen deutlich<br />

weniger Energie und produzieren weni-<br />

ger Abwärme. Sie lassen sich in passenden<br />

Baueinheiten von mitunter 100 und mehr<br />

Elementen verschalten. Solche Module kann<br />

man auch zonenweise effizient ansteuern,<br />

was so eine Anlage relativ flexibel macht.<br />

„Allerdings sind die einzelnen LEDs noch<br />

etwas schwach“, kritisiert Jundt.<br />

Doch funktioniert es nicht, einfach die<br />

Quecksilberdampflampe gegen LEDs auszutauschen.<br />

LED-Licht liegt meist im UV-<br />

A-Bereich und hat ein relativ enges Spektrum.<br />

Quecksilberdampflampen dagegen<br />

haben ein breites Spektrum im UV und können<br />

so zum Aushärten verschieden reaktiver<br />

UV-Lacke verwendet werden. Zukünftige<br />

LEDs brauchen deshalb einen anderen<br />

Spektralbereich für den industriellen Einsatz.<br />

Die Experten sind sich einig: Der Trend<br />

geht zu LED, aber da muss sich noch leistungsmäßig<br />

etwas bewegen und die Chemie<br />

der Lacke angepasst werden, denn die reagiert<br />

sehr wellenlängenspezifisch.<br />

Probleme macht beim Aushärten die<br />

Oberflächengeometrie, die dafür sorgt, dass<br />

Bereiche im Schatten liegen. Für eine gleichmäßig<br />

ausgehärtete Oberfläche muss dazu<br />

das Bauteil oder die UV-Lampe bei einem<br />

Objekt oft mehrmals ausgerichtet werden.<br />

Das braucht Zeit beziehungsweise Anlagentechnik.<br />

Oliver Starzmann vom UV-Ausrüster<br />

IST Metz: „3D-Bauteile werden zum<br />

Beispiel auf einem Rundtischautomaten mit<br />

Spindel positioniert. Allerdings gibt es hier<br />

Grenzen was Komplexität und Größe der<br />

Bauteile angeht.“ In solchen Anordnungen<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 61


technik & wissen<br />

Vier lackierte Schaltknäufe<br />

sind in der Versuchsanlage<br />

platziert. Bild: Fraunhofer<br />

IPA/Rainer Bez<br />

lassen sich die Oberflächen von Bauteilen<br />

ähnlicher Geometrie aushärten und damit<br />

auch geringe Losgrößen wirtschaftlich behandeln.<br />

Allerdings gilt das nur bei ähnlichen<br />

Oberflächengeometrien.<br />

Ein weiterer Bereich, in dem noch Spielraum<br />

für erhöhte Effizienz besteht, ist der<br />

Reflektor. „Wenn man eine Beleuchtung für<br />

die Lackaushärtung entwickelt, muss man<br />

zur Verifikation die Verteilung der Bestrahlungsstärke<br />

auf der Lackschicht berechnen.<br />

Diese sollte möglichst gleich groß sein, damit<br />

der Lack überall gleich schnell aushärtet.<br />

Für diese Rechnungen werden nicht-sequenzielle<br />

Raytracer eingesetzt“, berichtet<br />

Dr. Bernhard Michel, Geschäftsführer von<br />

Hembach Photonik. Dabei arbeiten die Entwickler<br />

aus Rednitzhembach mit 3D-Modellen.<br />

Wesentlich ist dabei die Lage der<br />

Lampenachse, die Geometrie der Reflektoren<br />

und deren Einfluss auf den Strahlengang.<br />

So lässt sich der Strahlengang an die<br />

jeweiligen Anforderungen anpassen.<br />

„Einen wichtigen Beitrag liefert auch die<br />

verbesserte Reaktivität der Lackchemie und<br />

die optimale Abstimmung von Emission<br />

und Absorbtion, also die Wahl der LEDs für<br />

eine optimale Absorption“, so Dieter Stirner,<br />

Entwickler bei Hönle, Gräfelfing. Er<br />

weist darauf hin, dass bei UV-Klarlacken<br />

mitunter beim Aushärten mittels LED eine<br />

Neigung zum Vergilben besteht. LED-Systeme<br />

bieten neben einem sparsamen Betrieb<br />

noch einen weiteren Vorteil: sie brauchen<br />

Der Innenraum der durch Dreiecke angenäherten<br />

UV-Kugel mit vier Schaltknäufen.<br />

Zum Be- und Entladen kann der obere Teil<br />

der Pilotanlage aufgeklappt werden. Alle<br />

bisher getesteten Bauteile konnten auch in<br />

den Problemzonen optimal belichtet<br />

werden. Bild: Fraunhofer IPA/ Rainer Bez<br />

keine „Aufwärmzeit“. So lassen sie sich<br />

schnell und flexibel den jeweiligen Anforderungen<br />

gemäß an- und abschalten. Eine getriggerte<br />

Pausenschaltung zwischen einzelnen<br />

Produkten erlaubt weitere Energieeinsparungen.<br />

Eine Lösung auf Basis von LEDs hat ein<br />

Konsortium in dem vom Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Energie geförderten<br />

Projekt „UV-Kugel-Puls-Anlage zur 3D-<br />

Lackhärtung“ erarbeitet. Neben dem<br />

Fraunhofer IPA und dem Institut für Industrielle<br />

Fertigung und Fabrikbetrieb (IFF) der<br />

Uni Stuttgart gehörten dazu die Unternehmen<br />

Durst, Easytec, Opsytec Dr. Gröbel und<br />

Ritzi.<br />

Um das Problem Verschatten zu lösen,<br />

haben sie das Pferd sozusagen vom Schwanz<br />

her aufgezäumt. In der Beleuchtungstechnik<br />

benutzt man die sogenannte Ulbrichtkugel –<br />

eine Hohlkugel – um die Lichtabstrahlung<br />

von LED-Arrangements auszumessen. Das<br />

Besondere der Ulbrichtkugel ist, dass man<br />

durch die vielfachen Reflexionen des Lichts<br />

an den Wänden im Inneren ein nahezu ideal<br />

diffuses Lichtfeld bekommt. Positioniert<br />

man das Werkstück in einer solchen Kugel,<br />

wird so seine Oberfläche überall gleichmäßig<br />

bestrahlt – unabhängig von der Geometrie<br />

des Bauteils.<br />

Da eine Ulbrichtkugel aufwändig herzustellen<br />

ist, hat man deren Eigenschaften<br />

durch die kugelförmige Anordnung von 20<br />

ebenen Dreiecken angenähert. Die Innenoberfläche<br />

besteht aus Teflon, das mehr als<br />

80 % der Strahlung reflektiert, dazu<br />

schmutzabweisend und UV-beständig ist.<br />

Als UV-Lichtquellen dienen neuartige<br />

Hochleistungs-LED-Strahler. „Die UV-LED-<br />

Lampen haben besonders vorteilhafte Eigenschaften,<br />

um sie in die UV-Kugel zu integrieren.<br />

Die geringen mechanischen Baumaße,<br />

die hohe optische Leistungsdichte und<br />

schnelle Taktbarkeit machen sie zur idealen<br />

Strahlungsquelle für diese Anwendung“, bestätigt<br />

Alfred Feilen, Geschäftsführer von<br />

Easytec, Aachen. Auch ein neuer Lack wurde<br />

genutzt, der ideal zur Anlage passt. Aber<br />

auch herkömmliche Lacke lassen sich verwenden.<br />

Der neue Prototyp bietet viel: „Gleich<br />

mehrere lackierte 3D-Bauteile wurden in<br />

der patentierten UV-Kugel positioniert, die<br />

Hochleistungs-UV-LEDs eingeschaltet und<br />

nach wenigen Sekunden war die Lackschicht<br />

bei allen perfekt gleichmäßig ausgehärtet.<br />

Und das sogar bei kompliziert geformten<br />

Bauteilen, bei Hinterschneidungen<br />

und Bohrungen“, freut sich Rainer Röck,<br />

der Erfinder und Patentinhaber. Für die Industrie<br />

wichtig ist, dass dabei weder die UV-<br />

Strahler noch die Bauteile bewegt oder verstellt<br />

werden müssen, egal wie komplex ihre<br />

Geometrie ist.<br />

Kein Programmieraufwand für<br />

Bauteile beliebiger Struktur<br />

Ein weiterer Vorteil: Die neue Anlage benötigt<br />

wesentlich weniger Fläche als herkömmliche<br />

Anlagen, dazu ist sie skalierbar<br />

und gut in bestehende Anlagen zu integrieren.<br />

„Als Anwender freut es mich besonders,<br />

dass ohne Programmieraufwand Teile<br />

beliebiger Struktur sicher und schnell getrocknet<br />

werden und der Teilewechsel seinen<br />

Schrecken verliert“, sagt Ritzi-Experte<br />

Jundt. Ein weiteres Plus ist, dass auch Baueile<br />

in Losgröße 1 effizient zu trocknen sind.<br />

Das Projekt steckt derzeit noch in den<br />

Kinderschuhen. Beim Zuführen der Teile ist<br />

noch Feinarbeit nötig und man hat bislang<br />

erst mit moderat großen Probekörpern gearbeitet.<br />

Die Grenzen des Verfahrens: Je größer<br />

die Kugel ist, desto mehr Energie wird<br />

benötigt.<br />

•<br />

Barbara Stumpp<br />

Fachjournalistin in Freiburg<br />

62 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>


produkte<br />

Kurvenscheibenheber für<br />

kurze Hübe<br />

Fördertechnik | Der Kurvenscheibenheber von Expert-<br />

Tünkers eignet sich als einfache und robuste Lösung für<br />

Hübe im Bereich von 100 bis 300 mm. Die Heber können<br />

flexibel stirnseitig oder seitlich zur Rollenbahn angeordnet<br />

werden. Das Bewegungsprofil kann über die<br />

Geometrie der Kurvenscheibe vorgegeben werden, sodass<br />

auf den Einsatz eines zusätzlichen Servoantriebs<br />

mit Frequenzumrichter verzichtet werden kann. Beide<br />

Stellungen, obere und untere, sind mit einem Rastgang<br />

verriegelt und sorgen ohne zusätzliche Absteckelemente<br />

für eine hohe Betriebssicherheit beim Anlagenstillstand.<br />

Das Hubprofil kann bei konstanter Motordrehzahl<br />

individuell an die Förderaufgabe angepasst werden. •<br />

Kurze Zykluszeiten<br />

sorgen für hohen Maschinentakt<br />

Steuerung | Mit der XC300 bietet<br />

Eaton eine leistungsstarke und flexible<br />

Steuerung, die es Maschinenund<br />

Anlagenbauern erlaubt, in<br />

Kombination mit dem I/O-System<br />

XN300 und dem Touchpanel<br />

XV300 ein schlankes Automatisierungskonzept<br />

zu realisieren. Der<br />

Prozessor ermöglicht geringe Zykluszeiten<br />

von


vorschau 20.18<br />

Klebstoffsuchmaschine<br />

Welcher Klebstoff ist der richtige? So banal die<br />

Frage sich auch anhören mag, so komplex und<br />

kompliziert ist doch die Antwort, wenn es um<br />

industrielle Anwendungen geht. Doch genau<br />

darauf fokussiert sich die neue Klebstoffsuch -<br />

maschine Substratec. Wir stellen das Tool<br />

ausführlich vor und lassen sowohl Befürworter<br />

als auch Kritiker zu Wort kommen.<br />

Bild: Igor Mojzes / Fotolia<br />

IT-Sicherheit<br />

Hackerangriffe auf das Unternehmensnetz sind<br />

keine Seltenheit. Wie sich Unternehmen<br />

schützen können und was Cyberversicherungen<br />

leisten – ein Überblick.<br />

Präzisionswerkzeuge<br />

Mapal-Chef Dr. Jochen Kress sagt, was der<br />

Generationswechsel für das Unternehmen bedeutet,<br />

welche Trends die Branche prägen und<br />

wie er die aktuelle Wirtschaftslage einschätzt.<br />

erscheint montags Impressum<br />

ISSN 0019–9036<br />

Organ des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung<br />

e.V. (WSM), Düsseldorf, Hagen. Die Mitglieder<br />

des Verbandes erhalten den <strong>Industrieanzeiger</strong> im Rahmen ihrer<br />

Mitgliedschaft. Zusammenarbeit im Fachbereich der Gießereitechnik<br />

mit der Zentrale für Gussverwendung, Düsseldorf.<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Mitherausgeber: Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher (Werkzeugmaschinen);<br />

Prof. Dr.-Ing. Fritz Klocke (Technologie der Fertigungsverfahren);<br />

Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt (Fertigungsmesstechnik<br />

und Qualitätsmanagement); Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Günther<br />

Schuh (Produktionssyste matik), WZL RWTH Aachen<br />

Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Chefredakteur:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Werner Götz (gö), Phone +49 711 7594–451<br />

Stellv. Chefredakteur:<br />

Dipl.-Betriebswirt (FH) Dietmar Kieser (dk),<br />

Phone +49 711 7594–454<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Inf. (FH) Uwe Böttger (ub), Phone +49 711 7594–458;<br />

M.A. Laura Cyprian (lc), Phone +49 711 7594–342<br />

M. A. Dana Fattahi (df), Phone +49 711 7594–475<br />

B. A. (FH) Nora Nuissl (nu), Phone +49 711 7594–391<br />

Susanne Schwab (su), Phone +49 711 7594–444;<br />

Dipl.-Ing. Olaf Stauß (os), Phone +49 711 7594–495;<br />

Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Infowirtin (FH) MonaWillrett (mw),<br />

Phone +49 711 7594–285<br />

Ständige freie Mitarbeiter:<br />

Dipl.-Ing. Volker Albrecht, Karin Faulstroh, Michael Grupp,<br />

Sabine Koll, Markus Strehlitz<br />

Redaktionsassistenz: Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />

Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />

Layout: Beate Böttner, Vera Müller, Helga Nass<br />

ANZEIGEN<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565, Fax –1565<br />

Auftragsmanagement:<br />

Matthias Rath, Phone +49 711 7594–323, Fax –1323<br />

Zurzeit gilt Preisliste 77 vom 1.10.2017.<br />

Anzeigen-Annahmeschluss für Gelegenheits anzeigen mittwochs,<br />

15 Uhr.<br />

Leserservice: Ute Krämer, Phone +49 711 7594–5850,<br />

Fax –15850, E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />

Erscheinungsweise: montags (34 x jährlich)<br />

Bezugspreis: Inland jährlich 206,70 € inkl. Versandkosten und<br />

MwSt; Ausland 206,70 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 8,00 €<br />

(inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten). Für Schüler, Studenten und<br />

Auszubildende gegen Nachweis: Inland 137,80 € inkl. MwSt.<br />

und Versandkosten, Ausland 137,80 € inkl. Versandkosten.<br />

Bestellungen erbitten wir an den Verlag.<br />

Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />

bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />

Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum<br />

Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf<br />

des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils vier<br />

Wochen zum Quartalsende.<br />

Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer<br />

Gewalt entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />

AUSLANDSVERTRETUNGEN<br />

Großbritannien/Irland: Jens Smith Partnership, The Court, Long<br />

Sutton, GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA, Phone 01256<br />

862589, Fax 01256 862182, E-Mail: media@jens.demon.co.uk;<br />

Japan: Mediahouse Inc., Kudankita 2-Chome Building, 2–3–6,<br />

Kudankita, Chiyoda-ku, Tokyo 102, Phone 03 3234–2161,<br />

Fax 03 3234–1140; Belgien, Frankreich, Luxemburg, Italien,<br />

Switzerland IFF media ag, Frank Stoll, Technoparkstrasse 3,<br />

CH-8406 Winterthur, Tel: +41 52 633 08 88, Fax: +41 52 633<br />

08 99, e-mail: f.stoll@iff-media.ch; USA: D.A. Fox Advertising<br />

Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn Plaza, 19th Floor, New York, NY<br />

10001, Phone +1 212 8963881, Fax +1 212 6293988, detlef<br />

fox@comcast.net<br />

Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />

unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte keine Gewähr. Alle im <strong>Industrieanzeiger</strong> erscheinenden<br />

Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte,<br />

auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen, gleich<br />

welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />

Druck: Konradin Druck, Leinfelden-Echterdingen<br />

Printed in Germany<br />

© 2018 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

64 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>


Wir berichten über<br />

ABB ......................................................... 18<br />

Accenture .............................................. 20<br />

Advanc3D Materials ............................ 12<br />

Afag ........................................................ 24<br />

Aventics ................................................. 24<br />

BASF New Business ............................ 12<br />

Baumüller .............................................. 32<br />

BDI .......................................................... 10<br />

Beckhoff ................................................. 36<br />

Bitbanger ................................................. 8<br />

Bitkom .................................................... 22<br />

Bosch Rexroth ...................................... 31<br />

bvik .......................................................... 19<br />

Bystronic ................................................ 17<br />

Camozzi .................................................. 24<br />

Cosmo Consult ...................................... 22<br />

Deutsche Bank ..................................... 10<br />

Dormakaba ............................................ 20<br />

Dreamscream ......................................... 8<br />

Easytec ................................................... 61<br />

Eaton ....................................................... 63<br />

EBM-Papst ............................................ 17<br />

EDB ......................................................... 20<br />

Expert-Tünkers ...................................... 63<br />

Festo ....................................................... 24<br />

Fraunhofer IPA ...................................... 61<br />

Fraunhofer ISE ...................................... 12<br />

GE ............................................................ 18<br />

Gett ......................................................... 12<br />

Hembach Photonik ............................... 61<br />

Hönle ...................................................... 61<br />

IFAM ....................................................... 16<br />

IfM ........................................................... 10<br />

Insider Navigation ................................ 41<br />

IPK ........................................................... 16<br />

IST Metz ................................................. 61<br />

It‘s OWL .................................................. 19<br />

Kollmorgen ............................................ 31<br />

KPMG ..................................................... 22<br />

Landesmesse Stuttgart ....................... 18<br />

Lapp ........................................................ 12<br />

LBF .......................................................... 16<br />

Leibniz Universität Hannover ............. 18<br />

Lumos Helmet ......................................... 8<br />

Mafac ..................................................... 59<br />

Mühlbauer ............................................. 36<br />

Num ........................................................ 11<br />

OPMT ...................................................... 11<br />

Pepperl+ Fuchs ..................................... 20<br />

Ritzi Lackiertechnik .............................. 61<br />

Setup Performance .............................. 12<br />

Siemens ................................................. 20<br />

Simufact Engineering .......................... 17<br />

SMC .................................................. 24, 34<br />

Solar Promotion .................................... 12<br />

STM ........................................................ 19<br />

Trumpf ..................................................... 32<br />

T-Systems .............................................. 22<br />

TU Darmstadt ........................................ 31<br />

TÜV Süd ................................................. 20<br />

Ucimu ..................................................... 19<br />

VDMA ................................... 10, 11, 13, 18<br />

Volland .................................................... 12<br />

Yolk ............................................................ 8<br />

Zeltwanger ............................................ 24<br />

ZVEI ......................................................... 30<br />

3DQR ....................................................... 38<br />

Hybride Bauelemente e<br />

Druckfedern<br />

Schenkelfedern<br />

Zugfedern<br />

Wellenfedern<br />

Drahtbiegeteile<br />

Bandbiegeteile<br />

Baugruppen<br />

Lasergenerierte<br />

Musterteile<br />

www.dietz.eu<br />

NEU<br />

Handymat<br />

Störung ruft Handy<br />

www.bollrathelektronik.de<br />

Telefon: 02872-2503<br />

Beilagen in dieser Ausgabe:<br />

DENIOS AG<br />

Wir bitten um Beachtung.<br />

Zukunft für Kinder !<br />

DAS SCHÖNSTE<br />

GESCHENK<br />

FÜR KINDER:<br />

EINE ZUKUNFT.<br />

Das ist die KRAFT<br />

der Patenschaft.<br />

Jzt Pate<br />

н:<br />

worldvision.de<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 65


zuletzt ...<br />

Klischee<br />

olé!<br />

Während die Menschheit sich andernorts<br />

in sinnlosen Metzeleien<br />

selbst dezimiert, widmet sich der<br />

Westen den relevanten Dingen<br />

des Lebens. Zum Beispiel den<br />

sogenannten Barbie Feet,<br />

dem neuesten Foto-Trend aller<br />

14-jährigen Poser-Kiddies. Nachdem sämtliche (a)soziale Medien jahrelang mit<br />

Entengesichtern (Duck Faces) oder künstlich erzeugten Oberschenkellücken<br />

(Thigh Gaps) geflutet wurden, fotografieren vorwiegend weibliche<br />

Personen neuerdings fleißig ihre nackten Beine von unten, um sie optisch zu<br />

strecken und dem Puppenideal gerechter zu machen. Sollten die<br />

Hard core-Feminist*INNen unter uns bis hierhin nicht vom<br />

Hocker gefallen sein, so werden sie bei der Erwähnung des WAF auf jeden Fall<br />

hart auf dem Boden der Tatsachen aufprallen: Der Woman Approval [oder<br />

Acceptance] Factor beschreibt den Grad der Zustimmung einer Frau – ja, hier<br />

fängt der Sexismus bereits an – hinsichtlich zumeist technischer Anschaffungen<br />

ihres Mannes – und ja, hier setzt sich der<br />

Sexismus fort. So besagt der Ansatz, dass Männer<br />

Laut sprechersysteme, Heimkino-Anlagen, PCs und<br />

Ähnliches anhand ihrer Leistung auswählen, während<br />

sich das schwache Geschlecht auf<br />

weiche Attribute wie die Ästhetik oder Usability<br />

der Geräte beruft. Auch wenn das Phänomen meist<br />

scherzhaft verwendet wird, diskutieren männliche<br />

Männer in Onlineforen, welche Geräte einen hohen<br />

WAF aufweisen, um Konflikte zu Hause zu<br />

um gehen. Willkommen im 21. Jahrhundert.<br />

(df)<br />

Bild: runzelkorn/Fotolia<br />

66 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>


Industrie<br />

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Industrie<br />

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FORUM<br />

ROBOTICS<br />

KONGRESS<br />

6. Februar 2019<br />

Robotation Academy<br />

Hannover Messe<br />

8. Robotics Kongress<br />

Mit Robotern in die smarte Fertigung<br />

Sensorik & Vision<br />

Erst Sensoren geben Robotern beim Greifen das nötige Feingefühl, ermöglichen<br />

zugleich weitere Arbeitsschritte wie eine Qualitätssicherung<br />

oder Freiraumprüfung. Zusammen mit Vision-Systeme analysieren<br />

sie ihre Umgebung, können auf unvorhergesehene Ereignisse sowie<br />

Objekte reagieren und erkennen zuverlässig Gefahrsituationen. Das gilt<br />

insbesondere für die 3D-Bildverarbeitung.<br />

TOP<br />

EVENT<br />

MRK & Safety<br />

Sicherheit für den Menschen in der Zusammenarbeit mit einem Roboter<br />

versprechen unterschiedlichste Systeme. Allen gemein ist, dass klassische<br />

Einhausungen überflüssig sind. Eine allgemein gültige Patenlösung gibt<br />

es aber nicht. Erfordert die Interaktion zwischen Mensch und Roboter<br />

doch häufig neue Techniken und individuelle Lösungsansätze. Nur ein umfassendes<br />

Sicherheitskonzept mit smarten Komponenten minimiert Gefahren.<br />

Das gilt besonders, wenn immer stärker werdende Roboter in der<br />

MRK Einzug halten, mit dem Menschen und hohen Lasten interagieren.<br />

Mehr Infos unter:<br />

www.industrieanzeiger.de/<br />

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68 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>

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