Industrieanzeiger 19.18
Themen Antriebs-/Fluidtechnik, Automatisierung, Energie, Oberflächentechnik
Themen Antriebs-/Fluidtechnik, Automatisierung, Energie, Oberflächentechnik
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<strong>19.18</strong><br />
23.07.2018 | 140. Jahrgang www.industrieanzeiger.de<br />
Pneumatik Aufbruch in die neue Dimension Seite 24<br />
Antriebstechnik E-Antrieb von morgen ist vernetzt Seite 30<br />
Augmented Reality Unsichtbares sichtbar machen Seite 38<br />
Lim Kok Kiang, EDB<br />
Singapur beschleunigt<br />
4.0-Konzepte Seite 20<br />
Sonderteil<br />
Energie<br />
ab Seite 43<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 1
Veranstalter:<br />
Praxiskongress<br />
Recht<br />
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Foto: © zolnierek, fotolia.com<br />
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Praxiskongress<br />
Recht<br />
Arbeitgeber, Führungskräfte und Sifas wissen: Im Arbeitsschutz gibt es viele Rechte und<br />
Pflichten. Hier den Überblick zu behalten, ist eine Herausforderung. Der „Praxiskongress<br />
Recht“ am 5. Dezember 2018 schafft Abhilfe: Mit renommierten Referenten,<br />
aktuellen Urteilen und kompakten Erklärungen, auch zu neuen<br />
Entwicklungen in der Arbeitswelt.<br />
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aktuelle Urteile aus dem Arbeitsschutz und deren Auswirkungen auf Betriebe<br />
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2 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>
meinung<br />
Made in Germany<br />
by China<br />
China 1, Deutschland 0 – dies ist keine Prognose eines Spiels bei<br />
der nächsten Fußball-WM 2022 in Katar. Vielmehr spiegelt das Ergebnis<br />
das aktuelle Kräftemessen der beiden Industrienationen im<br />
rauen Wettbewerb der Elektromobilität wider. Ob sich Deutschland<br />
verfahren hat mit der Entscheidung, die Batteriezellfertigung dem<br />
Wettbewerb zu überlassen, wird erst die Zukunft zeigen. Bereits<br />
heute ist aber absehbar, dass die fernöstliche Übermacht auf diesem<br />
strategisch bedeutsamen Gebiet nicht mehr einzuholen ist. Da mag<br />
der Standort in Thüringen, den sich der chinesische Akkuzellenproduzent<br />
CATL für seinen Fabrikbau ausgesucht hat, für Deutschland<br />
nur ein schwacher Trost sein. Zwar wird dann auch auf europä -<br />
ischem Boden mit den Zellen eine Komponente<br />
produziert, die auf gut 60 Prozent an<br />
der Wertschöpfung der Batterie kommt, die<br />
wiederum das Herzstück des künftigen<br />
Mobilitätszeitalters darstellt. BMW hat bei<br />
CATL bereits Zellen in Milliardenhöhe<br />
geordert und Daimler Interesse bekundet.<br />
Doch ungeachtet des Beifalls der heimischen<br />
Autoszene zementieren die Wettbewerber<br />
aus Fernost nur mehr ihre schiere Übermacht<br />
bei dieser Schlüsseltechnologie. Auch<br />
wenn der Zulieferer aus China damit an<br />
seine Abnehmer heranrückt, ist der Schritt<br />
nach Thüringen ein schlauer Schachzug sogar<br />
für beide Seiten: Vom chinesischen Thüringen-Invest<br />
könnten die deutschen Autobauer<br />
profitieren, die auf dem weltgrößten<br />
Absatzmarkt für E-Autos nach signifikanten<br />
Marktanteilen streben. Wenn die Batterien<br />
ihrer Modelle das Siegel „Made in<br />
Germany by China“ tragen, könnte dies<br />
ihre Chancen im Reich der Mitte steigern.<br />
Zumindest dann, wenn Peking zumeist<br />
Elektroautos und Hybride subventioniert,<br />
die chinesische Batterien verwenden. •<br />
Themen <strong>19.18</strong><br />
06 Technik-Augenblicke<br />
08 Tipps der Redaktion<br />
20 Digitalisierung<br />
22 IT-Cloud<br />
24 Pneumatik 4.0<br />
30 Antriebstechnik<br />
34 Kunststoffschlauch<br />
36 Steuerungstechnik<br />
38 Augmented Reality<br />
41 Mensch-Maschine<br />
43 Sonderteil Energie<br />
59 Bauteilreinigung<br />
61 Lackiertechnik<br />
64 Produkte<br />
66 Glosse<br />
Spannende<br />
Berichte aus der<br />
Wissenschaft.<br />
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Wissenschaft ist Spannung pur –<br />
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Forschung und Wissenschaft –<br />
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bild der wissenschaft.<br />
Verstehen, was dahintersteckt!<br />
Dietmar Kieser<br />
Stv. Chefredakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
www.direktabo.de/bdw/angebote<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 3
inhalt <strong>19.18</strong><br />
24 | Pneumatik 4.0<br />
Pneumatische Systeme sind<br />
zunehmend als dezentrale<br />
Antriebslösung mit integrierter<br />
Intelligenz aus gelegt. Mit<br />
Industrie 4.0 kommen neue<br />
Funktionen hinzu.<br />
38 | Augmented Reality<br />
Nur mit einer App, Dinge<br />
digitalisieren oder verborgene<br />
Prozesse visualisieren?<br />
Die AR-Technologie ermöglicht<br />
das für verschiedene<br />
Industrieanwendungen und<br />
verbessert die Mensch-<br />
Maschinen-Interaktion.<br />
20 | Interview<br />
Wie der Produktionsstandort<br />
Singapur auch bei Industrie<br />
4.0 den Turbo zündet, erläutert<br />
Lim Kok Kiang, Assistant<br />
Managing Director der<br />
Regierungsbehörde EDB.<br />
4 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>
News & Management<br />
03 Meinung<br />
Chinesischer Zellfabrikbau bei Erfurt<br />
bringt auch deutschen OEM Schub<br />
10 Kooperationen<br />
Große Familienunternehmen setzen auf<br />
Start-ups<br />
11 Batterie-Großfabrik<br />
Chinesischer Konzern in Thüringen<br />
12 Stromerzeugung<br />
Solar- und Windenergie führend<br />
13 Maschinenbau<br />
3D-Druck setzt sich durch<br />
16 Fertigung<br />
Neue Fräskinematik<br />
18 Messe AMB<br />
Neue Sonderschau Digital Way<br />
19 B2B-Marketing<br />
Umfrage erfasst Branchenstimmung<br />
●20 Interview<br />
EDB-Manager Lim Kok Kiang zur<br />
Industrie-4.0-Strategie Singapurs<br />
22 Digitalisierung<br />
Cosmo Consult bietet Digitalisierungs -<br />
check mit Wettbewerbsvergleich<br />
Sonderteil Energie<br />
●43 Energieeinkauf und -technik<br />
Der Sonderteil zeigt Spartipps für<br />
KMU im Sinne der Energieverordnung<br />
sowie Anwendungsbeispiele für<br />
energieeffiziente Fertigungen.<br />
41 Mensch-Maschinen-Interaktion<br />
Augmented Reality verknüpft beide<br />
Parteien und gibt schnellen Überblick<br />
59 Teilereinigung<br />
Maschinenbauer Mafac optimiert<br />
Reinigung mit wässrigen Lösungen<br />
61 Lackieren<br />
Projekt arbeitet daran, das<br />
UV-Aushärten effizienter zu machen<br />
Produkte & Service<br />
06 Augenblicke der Technik<br />
08 Tipps der Redaktion<br />
16 Veranstaltungen<br />
17 Menschen<br />
63 Vorschau<br />
63 Impressum<br />
64 Produkte<br />
65 Wir berichten über<br />
66 Zuletzt<br />
Zum Titelbild<br />
Mit der richtig bestimmten Position greift<br />
der Roboter im Rahmen eines Smart-<br />
Factory-Konzepts Bauteile schonend vom<br />
Förderband. Bild: xiaoliangge/Fotolia<br />
Technik & Wissen<br />
●24 Pneumatik 4.0<br />
Mit der Digitalisierung vergrößert die<br />
Pneumatik bestehende Anwendungsfelder<br />
und sich eröffnet neue<br />
●30 Antriebstechnik<br />
Elektromotoren nehmen Kurs<br />
in Richtung Industrie 4.0<br />
34 Schläuche<br />
Polyurethanschlauch trotzt Kühlschmierstoffen<br />
in CNC-Maschinen<br />
36 Steuerungstechnik<br />
Sondermaschinenbauer standardisiert<br />
Anlagen mit Ethercat-Steckmodulen<br />
38 Augmented Reality<br />
Unsichtbares sichtbar machen mithilfe<br />
der 3DQR-App für die Industrie<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 5
augenblicke der technik<br />
6 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>
Bei der Mensch-Roboter-Kollaboration,<br />
kurz MRK, arbeiten Werker und Roboter<br />
ohne trennende Schutzeinrichtungen eng zusammen<br />
– wie hier in der Achsgetriebemontage<br />
im Werk der BMW Group in Dingolfing.<br />
Dabei kann und darf es zu Kollisionen<br />
zwischen Mensch und Maschine kommen,<br />
diese dürfen aber für den Mitarbeiter niemals<br />
gefährlich werden. Für die nötige Sicherheit<br />
arbeitet die BMW Group mit Pilz<br />
zusammen. Das Automatisierungsunternehmen<br />
führt an verschiedenen<br />
Standorten der<br />
BMW Group das vorgeschriebene Konformitätsbewertungsverfahren<br />
durch. Dies<br />
reicht von der Risikobeurteilung über das<br />
Sicherheitskonzept und die Validierung bis<br />
hin zur CE-Kennzeichnung. Als Bevollmächtigter<br />
unterzeichnet Pilz die abschließende<br />
Konformitätserklärung und übernimmt<br />
damit die Verantwortung dafür, dass<br />
jede Anwendung die Anforderungen des jeweiligen<br />
Marktes erfüllt. Die Experten von<br />
Pilz ermitteln mit Hilfe eines sicheren Messverfahrens,<br />
ob die möglichen Kollisionen sicherheitstechnisch<br />
unbedenklich sind und<br />
setzen dafür ein selbst entwickeltes Kollisions-Mess-Set<br />
ein. Bild: Pilz<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 7
tipps der redaktion<br />
Besser träumen<br />
Bewusst erleben wie man träumt? Mit der Schlafmaske Remee<br />
soll diese Art von Traum – auch luzider Traum genannt – einfacher<br />
zu erleben sein. Mit LED-Signalen, die in verschiedenen,<br />
personalisierbaren Mustern, Geschwindigkeiten<br />
und Helligkeiten<br />
aufleuchten, visiert die Maske<br />
die REM-Spanne des<br />
Schlafs an und intensiviert<br />
die Aufmerksamkeit in dieser<br />
Traumphase. So soll man sich<br />
beim Aufwachen besser erinnern.<br />
Bild: Bitbanger<br />
Mit Sicherheit<br />
sichtbar<br />
Mit dem Helm von Lumos lebt man<br />
als Radler sicher: Dank 48 integrierten<br />
LEDs, die beim Abbiegen ihre Farbe ändern<br />
und blinken, müssen sich Autofahrer schon anstrengen,<br />
um einen zu übersehen. Der Helm lässt sich entweder<br />
über zwei Knöpfe am Lenker (links und rechts) oder<br />
über Gesten zum Beispiel via Apple Watch bedienen.<br />
Abrupte Stopps lassen die Lichter rot aufleuchten.<br />
Bild: Lumos Helmet<br />
Ungewöhnliches<br />
Ladegerät<br />
Yolk bietet laut eigenen Angaben das<br />
dünnste und leichteste Solar-Ladegerät<br />
der Welt an. Mit dem passenden<br />
Namen Solar Paper versehen, kann<br />
das 9 x 19 x 1,1 cm große Hauptmodul<br />
um weitere Elemente erweitert<br />
werden, wodurch sich die Leistung erhöht.<br />
Die Zelleffizienz des 75 g<br />
schweren Moduls beträgt rund 23 %,<br />
womit Smartphones an sonnigen Tagen<br />
in etwa 2,5 h aufgeladen sein sollen.<br />
Anwendbar für jedes USB-Gerät.<br />
Bild: Yolk<br />
@<br />
Eine<br />
Übersicht sowie weitere Informationen zu<br />
den einzelnen Tipps erhalten Sie hier:<br />
www.industrieanzeiger.de/tipps<br />
Licht für Ambiente-Liebhaber<br />
Bild: Dreamscream<br />
Ambilight-Fans schwören auf die Hintergrundbeleuchtung von TV oder PC.<br />
Die von Philips entwickelte Technologie soll durch die Vergrößerung des Gerätesichtfelds<br />
die Augen schonen. Je nach gewähltem Modus, passen sich die<br />
Farben dabei dem Bild oder Ton an oder werden nach Belieben ausgewählt.<br />
Mit den Kits von Dreamscreen können sich auch Technik-Laien das Farbspektakel<br />
ins Wohnzimmer holen. Video-Anleitungen erklären das Nachrüsten<br />
Schritt für Schritt. Über eine App lassen sich die LEDs personalisieren.<br />
8 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>
INDUSTRIELLE ANWENDUNGEN:<br />
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Wartungsaufwand reduzieren und gleichzeitig die Lebenszykluskosten senken.<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 9
nachrichten<br />
Schubkraft fürs<br />
Neugeschäft<br />
Kooperationen | Knapp die Hälfte der großen<br />
Familienunternehmen in Deutschland kooperiert<br />
mit mindestens einem Start-up.<br />
Größere Familienunternehmen<br />
in Deutschland suchen gezielt<br />
den Austausch mit Start-ups.<br />
Nahezu die Hälfte von ihnen<br />
kooperiert bereits mit innovativen,<br />
schnellwachsenden Unternehmen,<br />
die jünger als zehn Jahre<br />
sind. Dabei stehen strategische<br />
Zukunftsthemen klar im<br />
Vordergrund. Das ergibt die Befragung<br />
„Die größten Familienunternehmen<br />
in Deutschland“,<br />
die die Deutsche Bank und der<br />
Bundesverband der Deutschen<br />
Industrie (BDI) gemeinsam mit<br />
dem Institut für Mittelstandsforschung<br />
(IfM) Bonn veröffentlicht<br />
haben.<br />
54 % der rund 250 befragten<br />
Unternehmen gaben auf die Frage<br />
nach dem Motiv zu einer<br />
Kooperation an, neue Technologien<br />
erschließen zu wollen. Für<br />
rund die Hälfte der Unternehmen<br />
sind weitere Gründe, die<br />
digitale Transformation zu<br />
meistern sowie Produkte und<br />
Dienstleistungen weiterzuentwickeln.<br />
„Familienunternehmen müssen<br />
ihre Geschäftsmodelle bei<br />
immer kürzeren Produktzyklen<br />
und Entwicklungen infolge der<br />
Digitalisierung oft schnell anpassen<br />
oder neu erfinden“, sagt<br />
Stefan Bender, Leiter Firmenkunden<br />
Deutschland bei der<br />
Deutschen Bank. Um bei der<br />
Entwicklung mithalten zu können,<br />
sei die Zusammenarbeit<br />
mit Start-ups ein guter Weg,<br />
kommentiert Bender.<br />
Gleichwohl hätten es „industrielle<br />
Start-ups schwer in<br />
Deutschland“, meint Holger<br />
Lösch, stellvertretender BDI-<br />
Hauptgeschäftsführer. Ziel müsse<br />
es sein, Start-ups zum Mittelstand<br />
von morgen zu machen<br />
und etablierte Familienunternehmen<br />
dabei zu unterstützen,<br />
zukunftsfähig zu bleiben.<br />
Rund 70 % der Unternehmen,<br />
die bereits mit einem Startup<br />
zusammenarbeiten, sind laut<br />
Umfrage mit der Kooperation<br />
zufrieden oder sehr zufrieden.<br />
Jede zweite dieser Firmen plant<br />
in den kommenden drei Jahren,<br />
mit weiteren Start-ups zusammenzuarbeiten.<br />
Entscheidend<br />
für die Auswahl der Start-ups<br />
sind die Branchenerfahrung der<br />
Gründer (73 % der Befragten)<br />
und ein sofortiger Mehrwert der<br />
Kooperation (66 %). Dagegen<br />
spielt das Alter der Start-up-Unternehmer<br />
kaum eine Rolle. •<br />
Beim Austausch mit<br />
Start-ups haben große<br />
Familienunternehmen vor<br />
allem strategische Zukunftsthemen<br />
im Blick.<br />
Bild: Vasyl/Fotolia<br />
Verschnaufpause im Maschinenbau<br />
Im Vergleich zum Vorjahr hat der<br />
Maschinenbau 1 % weniger Aufträge<br />
bekommen. Bild: industrieblick/Fotolia<br />
Auftragslage | Der Auftragseingang im Maschinenbau<br />
in Deutschland hat im Mai<br />
2018 sein Vorjahresergebnis nur um 1 %<br />
verfehlt. Während das Inlandsgeschäft leicht<br />
zulegen konnte (+1 %), gab es bei den Bestellungen<br />
aus dem Ausland ein Minus von<br />
2 % im Vergleich zum Vorjahr. Insbesondere<br />
die Aufträge aus den Euro-Partnerländern<br />
drückten das Ergebnis (−11 %), während<br />
aus den Nicht-Euro-Ländern 2 % mehr Bestellungen<br />
kamen. „Man sollte dieses Monatsminus<br />
nicht überbewerten. Nach einem<br />
halben Jahr mit fast durchgehend zweistelligen<br />
Wachstumsraten gönnt sich der Maschinenbau<br />
offenbar eine kleine Verschnaufpause“,<br />
sagt VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph<br />
Wiechers. Auch andere Kennziffern zeigen,<br />
dass der Maschinenbau bisher mit Schwung<br />
durch das Jahr steuert. Die Produktion ist<br />
von Januar bis April um 4,2 % zum Vorjahr<br />
gewachsen, die Exporte haben im gleichen<br />
Zeitraum um 3,4 % zugelegt. Die Kapazitätsauslastung<br />
der Betriebe stieg im April<br />
sogar leicht über 90 %. •<br />
10 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>
Chinesische Großfabrik als Chance für deutsche Zulieferer<br />
bauer begrüßt diese Entscheidung<br />
für den mitteleuropäischen<br />
Technologiestandort.<br />
Der Schritt von CATL ist „ein<br />
wichtiges, positives Zeichen“,<br />
für die gesamte deutsche Industrie<br />
und ziehe womöglich weite-<br />
Batterietechnologie | Der chinesische<br />
Batteriekonzern CATL<br />
baut eine Großfabrik für Batteriezellen<br />
in Thüringen. Die<br />
Fachabteilung VDMA Batterieproduktion<br />
des Verbands Deutscher<br />
Maschinen- und Anlagenre<br />
Investitionen in Speichertechnologien<br />
am Standort Europa<br />
nach sich, erklärt VDMA-<br />
Hauptgeschäftsführer Thilo<br />
Brodtmann. Vor allem für die<br />
Zukunft der Elektromobilität<br />
sei eine heimische Batteriezellproduktion<br />
von Vorteil, so der<br />
VDMA weiter. Der Zugang zu<br />
schnelleren Produkten und Prozessinnovationen<br />
sichere die internationale<br />
Wettbewerbsfähigkeit<br />
und lasse die Zulieferindustrie<br />
vor Ort profitieren. •<br />
Mit acht Achsen<br />
bearbeiten<br />
Werkzeugmaschine | Num hat<br />
den chinesischen Maschinenbauer<br />
Original Point Machine<br />
Tools (OPMT) bei der Entwicklung<br />
eines modernen 8-Achsen-<br />
CNC-Bearbeitungszentrums unterstützt,<br />
das Metall, Keramik,<br />
Glas oder Hartmetall bearbeiten<br />
kann. OPMT wurde von der<br />
Guangdong University of Technology<br />
beauftragt, ein Bearbeitungszentrum<br />
zu entwickeln,<br />
das Hochgeschwindigkeits-<br />
Laserschneiden und -fräsen<br />
kombiniert. Das Ergebnis ist das<br />
8-achsige Multifunktions-Be -<br />
arbeitungszentrum ML125. Die<br />
Maschine verfügt über einen<br />
Doppel-Laserkopf, der zwischen<br />
einem 20-W-Pikosekundenlaser<br />
für sehr schnelles Schneiden und<br />
einem ultraschnellen 10-W-<br />
Femtosekundenlaser für verbesserte<br />
Prozessqualität umschalten<br />
kann. Der Femtosekundenlaser<br />
ist für Mikro- und Nanobearbeitung<br />
geeignet.<br />
Die Anlage wird von der neuesten<br />
Generation der Flexium+<br />
68 CNC-Plattform von Num<br />
gesteuert, verfügt über acht<br />
Servoachsen, zwei unabhängige<br />
NC-Kanäle und schnelle, anwendungsspezifische<br />
I/Os. Die<br />
Bewegung des frei beweglichen<br />
Laserkopfes wird von fünf<br />
Num-Drive-X-Servoantrieben<br />
zwischen allen fünf Achsen<br />
gesteuert. •<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong><br />
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11
nachrichten<br />
Ticker<br />
+++ BASF | Der Ludwigshafener<br />
Chemiekonzern hat über seine<br />
Tochtergesellschaft BASF New<br />
Business die beiden Hersteller<br />
von 3D-Druck-Materialien Advanc3D<br />
Materials aus Hamburg<br />
und Setup Performance aus<br />
Lyon gekauft. Damit baut das<br />
Unternehmen seine Tätigkeiten<br />
im 3D-Druck, im Bereich<br />
Pulverbett-Verfahren aus. +++<br />
Solar- und Windenergie<br />
rücken auf Platz 1<br />
❧<br />
+++ EM-Power | Die neue Fachmesse<br />
für smarte Energienutzung<br />
in Industrie und Gebäuden<br />
verzeichnete laut Veranstalter<br />
Solar Promotion einen guten<br />
Start. 150 Anbieter stellten Produkte<br />
und Dienstleistungen<br />
rund um Energieeffizienz und<br />
-management vor. Insgesamt kamen<br />
47.000 Besucher zur übergeordneten<br />
Messe The smarter<br />
E Europe nach München. +++<br />
❧<br />
+++ Lapp | Der Anbieter von integrierten<br />
Lösungen der Kabelund<br />
Verbindungstechnologie<br />
hat seinen langjährigen Schweizer<br />
Vertriebspartner Volland<br />
übernommen. Damit wollen die<br />
Stuttgarter ihre Präsenz im innovativen<br />
und anspruchsvollen<br />
Schweizer Markt stärken. +++<br />
❧<br />
+++ Gett | Der sächsische Anbieter<br />
professioneller Bedientechnik<br />
„Made in Germany“ verzeichnete<br />
im Geschäftsjahr<br />
2017/18 ein Umsatzplus von 20<br />
% oder 3,5 Mio. auf 21 Mio.<br />
Euro. Zu den Kunden des Hardware-Spezialisten<br />
zählen globale<br />
Unternehmen wie Siemens. +++<br />
Die Anteil der erneuerbaren<br />
Energien am Strommix<br />
macht derzeit rund<br />
42 % aus. Solar und<br />
Wind überholen zusammen<br />
die Braunkohle.<br />
Bild: psdesign1/Fotolia<br />
Stromerzeugung | Im ersten Halbjahr 2018 produzierten<br />
Solar- und Windenergieanlagen mehr Strom als Braunkohleanlagen.<br />
Damit führen sie die Energiequellen an.<br />
Im ersten Halbjahr 2018 erzeugten<br />
Solar- und Windkraftanlagen<br />
gemeinsam mehr Strom<br />
als jede andere deutsche Anlagenart.<br />
Gegenüber 67,8 TWh im<br />
ersten Halbjahr 2017 stieg die<br />
Menge auf 77,5 TWh an und<br />
überholte damit den erzeugten<br />
Strom aus Braunkohle (66,7<br />
TWh). Diese Angaben haben<br />
Wissenschaftler des Fraunhofer-<br />
Instituts für Solare Energiesysteme<br />
ISE zusammengestellt.<br />
Demnach speisten Photovoltaikanlagen<br />
in diesem Zeitraum<br />
22,3 TWh in das öffentliche<br />
Netz ein, was einem Produktionsplus<br />
von 12,2 % gegenüber<br />
Vorjahr entspricht. Die maximale<br />
Solarleistung fand am<br />
06.05.18 um 13 Uhr statt. Zu<br />
diesem Zeitpunkt setzte sich 50<br />
% der gesamtdeutschen Stromerzeugung<br />
aus Solarenergie zusammen.<br />
Die Windenergie produzierte<br />
im ersten Halbjahr 2018 55,2<br />
TWh und lag so um 13,3 %<br />
über dem Vorjahreszeitraum. Sie<br />
war damit die zweitstärkste<br />
Energiequelle nach der Braunkohle<br />
(66,7 TWh) und lag vor<br />
der Steinkohle (36,5 TWh),<br />
Kernenergie (34,7 TWh) und<br />
dem Erdgas (19,7 TWh). Der<br />
Anteil von Onshore-Wind betrug<br />
etwa 83,5 %, der von Offshore-Wind<br />
etwa 16,5 %.<br />
In Summe produzierten die<br />
erneuerbaren Energiequellen<br />
Solar, Wind, Wasser und Biomasse<br />
im ersten Halbjahr 2018<br />
113 TWh. Dies entspricht einem<br />
Zuwachs um ca. 8,6 % im Vergleich<br />
zum Vorjahr. Der Anteil<br />
der Erneuerbaren an der öffentlichen<br />
Nettostromerzeugung, also<br />
dem Strommix, der tatsächlich<br />
aus der Steckdose kommt,<br />
lag bei etwa 41,5 %. Schließt<br />
man die Erzeugung zur rein industriellen<br />
Verarbeitung mit ein,<br />
also den Strom aus Kraftwerken<br />
in Betrieben im verarbeitenden<br />
Gewerbe sowie im Bergbau und<br />
in der Gewinnung von Steinen<br />
und Erden, sinkt dieser Wert auf<br />
ca. 38 %.<br />
Weiterhin konnte im ersten<br />
Halbjahr ein Exportüberschuss<br />
von 22 TWh erzielt werden (-14<br />
%) Die größte Abnehmer waren<br />
die Niederlande, Österreich, die<br />
Schweiz und Polen. •<br />
12 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>
3D-Druck setzt sich im<br />
Maschinenbau durch<br />
Additive Fertigung | Mit dem 3D-Druck werden im Maschinenbau<br />
nicht nur Prototypen erstellt. Das Verfahren entwickelt<br />
sich zu einer ergänzenden Fertigungstechnik.<br />
Laut einer Umfrage der VDMA-<br />
Arbeitsgemeinschaft Additive<br />
Manufacturing spielen in fast<br />
der Hälfte der Unternehmen<br />
3D-Druck-Bauteile oder die additive<br />
Fertigung eine Rolle. Die<br />
Maschinenbauer prüfen zudem<br />
weitere Einsatzmöglichkeiten<br />
der neuen Technik. „Zwar handelt<br />
es sich dabei meist noch um<br />
relativ kleine Investitionen, einige<br />
Firmen kommen aber bereits<br />
auf Bauteilvolumen im sechsstelligen<br />
Euro-Bereich“, erläutert<br />
Rainer Gebhardt, Leiter der<br />
Arbeitsgemeinschaft. Auffällig<br />
dabei ist, dass in diesem Zusammenhang<br />
sowohl die Kunststoff-<br />
als auch die Metallfertigung<br />
an Bedeutung gewinnen.<br />
Die Hälfte der befragten Unter-<br />
nehmen setzen den 3D-Druck<br />
ausschließlich im Kunststoff-Bereich<br />
ein, ein Viertel beschäftigt<br />
sich nur mit Metallfertigung. Alle<br />
anderen befragten Unternehmen<br />
verwenden beide Rohstoffe.<br />
Die größte Bedeutung in dieser<br />
Entwicklung hat das Prototyping,<br />
das für jedes zweite Unternehmen<br />
der Grund für den<br />
Einsatz des 3D-Drucks ist. Die<br />
andere Hälfte der befragten Firmen<br />
hat aber laut Gebhardt bereits<br />
Anwendungen in den Bereichen<br />
Serie, Werkzeug und Ersatzteile.<br />
Die eigene Fertigung im<br />
Kunststoffbereich wird oft zum<br />
Einstieg in das Thema genutzt.<br />
Das Angebot von leistungsfähigen<br />
Dienstleistern ist dagegen<br />
eine Möglichkeit, erste Serienteile<br />
einzusetzen. Gerade im Metallbereich<br />
starten Unternehmen<br />
erst nach erfolgreichen Entwicklungen<br />
mit Dritten in die eigene<br />
Fertigung, die mit höheren Investitionen<br />
verbunden ist.<br />
“Additive Manufacturing entwickelt<br />
sich zu einem festen Bestandteil<br />
in der Fertigung“, sagt<br />
Christoph Hauck, Vorstandsvorsitzender<br />
der Arbeitsgemeinschaft<br />
Additive Manufacturing<br />
und Geschäftsführer des Unternehmens<br />
toolcraft. „Prozesssichere<br />
Produktionssysteme und<br />
das wachsende Materialangebot<br />
beschleunigen außerdem diesen<br />
Trend.“ (ub) •<br />
Laut einer Umfrage des<br />
VDMA spielt der<br />
3D-Druck in den Unternehmen<br />
eine immer wichtigere<br />
Rolle. Bild: jean<br />
song/Fotolia<br />
<br />
KOMPRESSOREN<br />
<br />
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Halle A3, Stand 11404. – 07. September 2018<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 13
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GUTE PERSONALARBEIT:<br />
HAUPTSACHE, ES PASST<br />
Ob Neueinstellung, Umstrukturierung oder Projektarbeit: Der Erfolg steht und fällt<br />
mit dem passenden Teamgefüge. Für viele Unternehmen ist gezielte und strategische<br />
Personalarbeit aber vor allem sehr zeitintensiv und muss meist von einer Führungskraft<br />
neben allen anderen Aufgaben „nebenbei“ miterledigt werden. Für diese<br />
speziellen Anforderungen in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) hat<br />
die matching box GmbH einen Algorithmus entwickelt, der Bewerber, Mitarbeiter<br />
und Unternehmen aufgrund von Persönlichkeit, Mindset und Unternehmenskultur<br />
analysiert und so mehr Transparenz und Effizienz in die Personalplanung bringt.<br />
Herr Pieck, Sie beraten oft KMU bei der strategischen Positionierung in<br />
der Personalarbeit. Was sind die größten Herausforderungen für diese<br />
Unternehmen?<br />
KMUs geraten oft ins Hintertreffen bei der Ansprache von Fachkräften. Das liegt zum einen an der<br />
fehlenden Bekanntheit als Arbeitgeber, aber auch daran, dass einfach keine Zeit für ein strategisches<br />
Recruiting vorhanden ist. Ein Problem, das in den letzten Jahren immer größer wurde, ist<br />
auch die fortschreitende digitale Transformation, mit der sich diese Unternehmen noch schwer tun.<br />
Die Plattform MATCHINGBOX verspricht eine hohe Passung zwischen<br />
Kandidaten und Unternehmen bzw. in den Businessunits oder Team -<br />
gruppen. Wie schaffen Sie das?<br />
Wir setzen den Fokus des Recruitings verstärkt auf die Passung zwischen der Persönlichkeit der<br />
Bewerber zur entsprechenden Unternehmenskultur. Dafür befragen wir über eine Onlineanalyse<br />
nicht nur Kandidaten, sondern auch Personaler und High Performer und erhalten so ein ganzheitliches<br />
Anforderungsprofil.<br />
Was sind Ihrer Meinung nach die direkten Mehrwerte für auch Kleine<br />
und Mittelständische Unternehmen mit MATCHINGBOX?<br />
Mit MATCHINGBOX haben Unternehmen mit kleinem Budget die Möglichkeit, High Potentials und<br />
hoch qualifizierte Nachwuchskräfte direkt anzusprechen. Der Bewerbungsprozess gewinnt für alle<br />
Beteiligten an Transparenz und Glaubwürdigkeit, denn im Vordergrund steht die Passung aufgrund<br />
eines wissenschaftlich fundierten Algorithmus.<br />
14 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>
Benjamin Pieck, Co Founder<br />
...ist eine innovative Recruitingplattform, die mit Hilfe<br />
von wissenschaftlichen Analyseverfahren für eine<br />
möglichst hohe Passung zwischen Bewerbern und Unternehmen<br />
sorgt. Der Matchingalgorithmus verbindet<br />
Aspekte der Unternehmenskultur mit Persönlichkeitsstrukturen<br />
von Bewerbern. Über den so erzeugten<br />
cultural-fit können Kandidaten passgenau ausgewählt<br />
und weiterhin Tendenzen für Tätigkeitsfelder und mögliche<br />
Weiterentwicklungsbereiche im Beruf entwickelt<br />
werden. Die matching box GmbH, das Unternehmen<br />
hinter der Plattform, wurde von Benjamin Pieck nach<br />
dessen Psychologiestudium an der Uni Frankfurt gegründet.<br />
Seit 2015 engagiert sich die Deutsche Hochschulwerbung<br />
bei dem Frankfurter Startup und holte<br />
das Unternehmen in den Düsseldorfer Medienhafen.<br />
2017 wurde MATCHINGBOX mit dem Branchenpreis<br />
HR Excellence Award ausgezeichnet.<br />
SO KANN MATCHINGBOX IN KMU EINGESETZT WERDEN<br />
MATCHINGBOX schlägt Kandidaten auf Basis einer wissenschaftlichen<br />
Onlineanalyse Stellen vor, die zu ihrer Persönlichkeit und nicht nur zu ihren<br />
Noten passen. Arbeitgeber profitieren von passgenauen Kandidatenvorschlägen,<br />
die auf die eigene Unternehmens-DNA zugeschnitten sind und<br />
können durch die hohe Transparenz in der Customer Journey offen und<br />
nachvollziehbar auch mit Kandidaten kommunizieren, die nicht für die ausgeschriebene<br />
Stelle in Frage kommen.<br />
Ein neues Projekt steht an und nun geht es darum, die verschiedenen<br />
Mitarbeiter und Charaktere optimal auf die gemeinsame Aufgabe einzuschwören.<br />
Mit einer Analyse der Teammitglieder, ihrer Persönlichkeitstypen<br />
und Stärken und Schwächen können die Gruppen für eine optimale<br />
Projektarbeit zusammengestellt werden.<br />
Erfahren Sie mehr über die Möglichkeiten mit MATCHINGBOX.<br />
www.matchingbox.de<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 15
nachrichten<br />
Veranstaltungen<br />
Einführung in die mechanische Werkstoffprüfung<br />
12. - 13. September 2018, Dortmund<br />
Deutsche Gesellschaft für Materialkunde<br />
e.V, Berlin<br />
www.dgm.de<br />
Roboter fertigt präzise<br />
und hochgenau<br />
❧<br />
Forum Additive Fertigung<br />
12. September, Hannover<br />
Niedersachsen Additiv Zentrum für Additive<br />
Fertigung<br />
www.niedersachsen-additiv.de<br />
❧<br />
AMB - Internationale Ausstellung für Metallbearbeitung<br />
18. bis 22. September, Stuttgart<br />
Landesmesse Stuttgart<br />
www.messe-stuttgart.de<br />
❧<br />
Schweißroboter für kleine Losgrößen<br />
20. September, Stuttgart<br />
Fraunhofer-Institut IPA<br />
www.ipa.fraunhofer.de<br />
❧<br />
Prozesskette im Fokus – Reinigung<br />
25. September, Ulm<br />
Bantleon<br />
www.bantleon.de<br />
Kostenmanagement im Spritzgießbetrieb<br />
25. bis 26. September, Würzburg<br />
SKZ Weiterbildungs-Zentrum<br />
www.skz.de<br />
❧<br />
❧<br />
O-Ringe im Detail erklärt<br />
27. September, Pinneberg<br />
C. Otto Gehrckens<br />
www.cog.de<br />
Bearbeitungsroboter<br />
Flexmatik: Bis Ende des<br />
Jahres wollen die Forscher<br />
den funktionsfähigen<br />
Prototyp fertigstellen.<br />
Bild: Fraunhofer IFAM<br />
Fräsen | Drei Fraunhofer-Institute arbeiten an einer neuen<br />
Generation von Industrierobotern, die kostengünstige Produktionsprozesse<br />
ermöglichen.<br />
Im Verbundprojekt „Flexmatik<br />
4.1“ entwickeln die Fraunhofer-<br />
Institute IPK, IFAM und LBF<br />
eine neue Fräskinematik zum<br />
Bearbeiten von Stählen, Metallen<br />
und Leichtbauwerkstoffen<br />
wie CFK. Mit der neuen Anlage<br />
soll es möglich sein, hohe<br />
Bauteilanforderungen und individuelle<br />
Kundenwünsche bei<br />
wachsendem Kostendruck zu erfüllen.<br />
Das Ziel: eine Fertigungstoleranz<br />
von 0,1 mm im gesamten<br />
Arbeitsraum bereits ab dem<br />
ersten Bauteil. Die Forscher<br />
konstruieren eine Mehrachskinematik,<br />
die speziell für Bahnprozesse<br />
ausgelegt ist. Dabei<br />
fährt der Roboter auf einer Lineareinheit<br />
entlang des zu bearbeitenden<br />
Bauteils.<br />
Um die hohe Präzision zu erzielen,<br />
setzt das Forscherteam<br />
auf Direktantriebe für die einzelnen<br />
Achsen, die im Betrieb<br />
deutlich steifer sind als aktuelle<br />
Hightech-Getriebe. Dank eines<br />
neuen Klimatisierungskonzepts<br />
lassen sich zudem temperaturbedingte<br />
Ungenauigkeiten minimieren.<br />
Darüber hinaus erhält<br />
der Roboter eine Werkzeugmaschinensteuerung.<br />
Ein aktives<br />
System kompensiert Schwingungen<br />
und Vibrationen.<br />
Der Vorteil des neu strukturierten<br />
Roboters gegenüber<br />
Werkzeugmaschinen: Die Anschaffungskosten<br />
sollen um bis<br />
zu Faktor zehn niedriger und die<br />
Energieaufnahme um bis zu<br />
Faktor 15 geringer ausfallen.<br />
Durch die Lineareinheit besitzt<br />
die Flexmatik außerdem einen<br />
Arbeitsraum vergleichbar mit<br />
dem großer Portalfräsmaschinen<br />
bei zugleich gesteigerter Zugänglichkeit.<br />
Die Anlage benötigt<br />
zudem kein Schwerlastfundament,<br />
was eine flexible Aufstellung<br />
erlaubt und hohe Baukosten<br />
vermeidet. •<br />
16 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>
menschen<br />
Neubesetzung<br />
in Landshut<br />
Mit Stefanie Spanagel<br />
bekommt die EBM-Papst<br />
Landshut GmbH eine neue<br />
Geschäftsführerin. Bei dem<br />
Tochterunternehmen der Mulfinger EBM-<br />
Papst-Gruppe verantwortet die 39-Jährige<br />
ab sofort die Bereiche Produktion, Finanzen<br />
und Personal. Bis zur Komplettierung<br />
der geplanten Doppelspitze bleibt Stefan<br />
Brandl, CEO der EBM-Papst-Gruppe, Teil<br />
der Geschäftsführung in Landshut.<br />
Wechsel an der Führungsspitze<br />
Bei der Simufact Engineering<br />
GmbH, Hamburg, hat der bisherige<br />
CEO und Geschäftsführer<br />
Michael Wohlmuth (links) seine<br />
Position an seinen Co-Geschäftsführer<br />
und CTO Dr. Hendrik<br />
Schafstall (rechts) übergeben.<br />
Wohlmuth übernimmt als Vice<br />
President die strategische Geschäftsentwicklung<br />
von Simufact<br />
Engineering. Mit dem Wechsel<br />
an der Führungsspitze geht auch<br />
ein Wechsel im Vertrieb einher:<br />
Stefan Zimmer trägt ab sofort<br />
die volle Verantwortung für das<br />
operative Vertriebsgeschäft.<br />
Bystronic Deutschland unter neuer Leitung<br />
Marius van der Hoeven hat die Geschäftsführung<br />
der Bystronic Deutschland GmbH<br />
in Heimsheim übernommen. Damit tritt<br />
der gebürtige Niederländer die Nachfolge<br />
von Oliver Friz an, der die Niederlassung<br />
die letzten sechs Jahre geleitet hat. Van der<br />
Hoeven ist bereits seit 2013 Geschäftsführer<br />
der Bystronic-Niederlassung Benelux<br />
und wird diese Tätigkeit neben seiner neuen<br />
Rolle als Geschäftsführer von Bystronic<br />
Deutschland beibehalten.<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 17
nachrichten<br />
Sonderschau fokussiert<br />
IT in der Zerspanung<br />
Digitalisierung | Der neue Ausstellungsbereich Digital Way<br />
auf der AMB bündelt IT-Lösungen und erfolgreiche Digitalisierungsbeispiele<br />
in der Zerspanungstechnik.<br />
Auf der Sonderschau Digital Way im Rahmen der Metallbearbeitungsmesse<br />
AMB zeigen Aussteller Praxisbeispiele<br />
für die Digitalisierung in der Produktion. Bild: Fanuc<br />
Auf der Fachmesse AMB, die vom 18. bis 22. September<br />
in Stuttgart stattfindet, bündelt die neue Sonderschau<br />
„Digital Way“ erstmals Anwendungsbeispiele für die<br />
Digitalisierung in der zerspanenden Fertigung.<br />
Mit dem neuen Konzept will der Messeveranstalter,<br />
die Landesmesse Stuttgart, Anbietern und Anwendern<br />
eine Plattform bieten, wie diese die neuen Forderungen<br />
nach Umsatzwachstum, Kostenersparnis, insbesondere<br />
durch eine erhöhte Produktivität der Mitarbeiter und<br />
eine Effizienzsteigerung der Maschinen erfüllen können.<br />
Kern der Sonderschau ist ein Kongress, der in Zusammenarbeit<br />
mit dem Fachverband Software und Digitalisierung<br />
im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer<br />
(VDMA) stattfindet. Dort diskutieren Experten<br />
aus Unternehmen über aktuelle Fragestellungen beispielsweise<br />
zur Simulationstechnik und dem sogenann-<br />
ten digitalen Zwilling. In einer Begleitausstellung demonstrieren<br />
mehr als 50 Unternehmen parallel in interaktiven<br />
Showcases das Zusammenspiel vernetzter Abläufe<br />
in Unternehmen und beschreiben deren Mehrwert.<br />
Im Fokus der Sonderschau stehen konkrete Anwendungsbeispiele<br />
für die Industrie 4.0 und die Digitalisierung<br />
von Prozessen – wie beispielsweise Elabo anhand<br />
seiner Smart Factory auf der Messe zeigt.<br />
„Alle sprechen von der Digitalisierung – mit dem<br />
Digital Way wollen wir zeigen, wie Geschäfts- und Produktions-Prozesse<br />
ganz konkret optimiert werden können<br />
und welche digitalen Geschäftsmodelle es gibt“,<br />
erläutert Ulrich Kromer von Baerle, Sprecher der Geschäftsführung<br />
der Messe Stuttgart.<br />
Das komplette Konferenzprogramm und weitere<br />
Infos finden Sie unter www.messe-stuttgart.de. (nu) •<br />
Forschungszentrum Hitec geht in Betrieb<br />
Entwicklung | Mit dem Hitec (Hannover Institute<br />
of Technology) ist in den vergangenen<br />
zwei Jahren an der Leibniz Universität<br />
Hannover ein weltweit einmaliges, interdisziplinäres<br />
Forschungszentrum entstanden,<br />
das jetzt in Anwesenheit des niedersächsischen<br />
Wissenschaftsministers Björn Thüm-<br />
Der neue Forschungsbau bietet eine Infrastruktur für<br />
mehr als 100 Wissenschaftler. Bild: Leibniz Universität<br />
ler und des Präsidenten der Leibniz Universität<br />
Hannover, Prof. Dr. Volker Epping, offiziell<br />
eröffnet wurde. Das Hannover Institute<br />
of Technology vereint künftig drei Forschungsrichtungen<br />
aus den Fachgebieten<br />
der Physik und der Geodäsie unter einem<br />
Dach. Hierzu gehören die Quantentechnik,<br />
die Optik und die Entwicklung von Quantensensoren.<br />
Der neue Forschungsbau bietet<br />
eine einzigartige Infrastruktur für mehr als<br />
100 Wissenschaftler. Neben Labors, die für<br />
Präzisionsexperimente auf Quantenniveau<br />
ausgelegt sind, werden drei Großgeräte in<br />
der Forschung zum Einsatz kommen, die<br />
weltweit einmalig sind und Forschung auf<br />
internationalem Spitzenniveau in Hannover<br />
ermöglichen. Darunter auch der Einstein-<br />
Elevator, ein 40 m hoher Freifallsimulator,<br />
der für 4 s Experimente in der Schwerelosigkeit<br />
ermöglicht.<br />
•<br />
ABB erweitert<br />
Portfolio<br />
Firmenübernahme | Der Schweizer<br />
Technologiekonzern ABB hat die im<br />
Herbst 2017 verkündete Übernahme<br />
von GE Industrial Solutions (GEIS)<br />
abgeschlossen. Mit dem Kauf der<br />
Bereichssparte für Elektrifizierungs -<br />
lösungen für rund 2,6 Mrd. US-Dollar<br />
erhofft sich ABB, den Zugang zum<br />
nordamerikanischen Markt zu verbessern.<br />
Der neue Bereich wird in die<br />
Division Elektrifizierungsprodukte integriert.<br />
Zudem erwarte man nach<br />
fünf Jahren jährliche Kostensynergien<br />
von rund 200 Mio. US-Dollar. •<br />
18 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>
Umfrage erfasst Stimmung der<br />
B2B-Marketing-Branche<br />
Bewerbungsfrist für<br />
Transferprojekte läuft<br />
bvik-Trendbarometer | Der<br />
Bundesverband Industrie Kommunikation<br />
e.V. (bvik) ermittelt<br />
im „Trendbarometer Industriekommunikation“,<br />
welche Themen<br />
B2B-Marketer aktuell und<br />
in Zukunft beschäftigen, um<br />
damit die Branche regelmäßig<br />
für neue Entwicklungen zu sensibilisieren.<br />
In Zusammenarbeit<br />
mit dem Hochschul-Mitglied<br />
DHBW Mosbach wurden die<br />
zehn wichtigsten Trend-Fragen<br />
der Industriekommunikation<br />
identifiziert. Zusätzlich vertieft<br />
die Umfrage in fünf weiteren<br />
Fragen das aktuelle Thema<br />
„Influencer Marketing im<br />
B2B“.<br />
Die Online-Befragung ist<br />
über folgenden Link erreichbar:<br />
http://hier.pro/qNGAj<br />
Mehr dazu lesen Sie unter<br />
www.industrieanzeiger.de,<br />
Suchwort Trendbarometer •<br />
Neben den zehn wichtigsten<br />
Trend-Fragen<br />
der Industriekommunikation<br />
vertieft die<br />
Umfrage in fünf<br />
weiteren Fragen das<br />
Thema „Influencer<br />
Marketing im B2B“.<br />
Bild: bvik<br />
Technologietransfer | Das Technologie-Netzwerk It‘s<br />
OWL startet ab Herbst mit neuen Projekten. Darin entwickeln<br />
Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />
Ansätze in den Bereichen künstliche Intelligenz, digitale<br />
Plattformen, digitaler Zwilling und Arbeitswelt der<br />
Zukunft. Das Land NRW stellt für Projekte Fördermittel<br />
im Umfang von 50 Mio. Euro zur Verfügung, mindestens<br />
die gleiche Summe kommt aus der Industrie.<br />
Insgesamt sollen bis 2022 Projekte im Umfang von<br />
200 Mio. Euro umgesetzt werden.<br />
Für Transferprojekte, in denen sie konkrete Herausforderungen<br />
der digitalen Transformation lösen, können<br />
sich Unternehmen gemeinsam mit einem Forschungsinstitut<br />
bewerben. Dafür erhalten sie eine<br />
Förderung zwischen 60 bis 80 % der Gesamtkosten<br />
und maximal bis zu 60.000 Euro Fördermittel. Dazu<br />
reichen sie eine Projektskizze beim Clustermanagement<br />
ein, in der sie die geplanten Aktivitäten und Ergebnisse<br />
beschreiben und mit einem Angebot versehen. •<br />
Fachberufsschule Wolfsberg<br />
gewinnt STM-Contest<br />
Messe Bi-Mu lädt<br />
nach Mailand ein<br />
Fertigungstechnik | Vom 9. bis 13. Oktober 2018<br />
findet auf dem Messegelände von Fieramilano<br />
Rho die 31. Ausgabe der Bi-Mu statt. Sie ist die<br />
wichtigste italienische Fachmesse für die Herstellerindustrie<br />
von Werkzeugmaschinen und zudem<br />
die erste in Italien, die sich der Vernetzung von<br />
Maschinen und Abläufen in der Industrie widmet.<br />
Von Ucimu-Sistemi per Produrre, dem Verband<br />
der italienischen Hersteller von Werkzeugmaschinen,<br />
Robotern und Automationssystemen, gefördert<br />
und von Efim-Ente Fiere Italiane Macchine<br />
organisiert, präsentiert sich die 31.Bi-Mu mit<br />
einem technologischen Repertoire, das sämtliche<br />
für das Unternehmen der Zukunft wichtige Lösungen<br />
zeigt sowie mit zahlreichen neuen Projekten,<br />
die auf dem Messegelände umgesetzt werden. Die<br />
Messe bietet den Fachbesuchern einen ausge -<br />
wogenen Mix von technologischer Fachmesse,<br />
Themenbereichen, Info tainment Zonen und Seminarbereichen.<br />
•<br />
Wettbewerb | Mit<br />
der Digitalisierung<br />
ihrer eigenen Köpfe<br />
holte sich die Mlt 3b<br />
den Sieg beim ersten<br />
STM Waterjet Cutting<br />
Wettbewerb.<br />
Ebenfalls prämiert<br />
wurde die Berufsschule<br />
Kempten 1<br />
aus Bayern mit den<br />
Projekten „Murmelspiel“ und<br />
„Skyline“. STM gratulierte den<br />
Gewinnern mit Gutscheinen<br />
und Sachpreisen. Alle Teilnehmer<br />
durften sich außerdem über<br />
einen Zuschuss für die Klassenkasse<br />
sowie Betriebsmittel für<br />
die schuleigene Wasserstrahl-<br />
Schneidanlage freuen. Das<br />
Sieger-Projekt mit dem Namen<br />
„Im Vorbeigehen“ überzeugte<br />
mit der Fertigung in Losgröße 1<br />
nach den Prinzipien von Industrie<br />
4.0 und erstreckt sich vom<br />
Design Thinking Prozess über<br />
Die stolzen Sieger der Klasse Mlt 3b der<br />
Fachberufsschule Wolfsberg zeigen ihr<br />
gefertigtes Endprodukt. Bild: SMT<br />
die digitale Transformation mittels<br />
Foto in CAD/CAM bis zur<br />
Fertigung durch Wasserstrahlschneiden.<br />
Das Endprodukt<br />
spiegelt die Möglichkeiten des<br />
Wasserstrahlschneidens hinsichtlich<br />
Materialvielfalt und<br />
Materialstärke wider. •<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 19
interview<br />
Lim Kok Kiang, Assistant Managing Director des EDB, zur Digitalisierung in Singapur<br />
„Gute Voraussetzungen für<br />
erstklassige 4.0-Produktionen“<br />
Der Produktionsstandort Singapur zündet auch bei Industrie<br />
4.0 den Turbo. Wie deutsche Unternehmen von den zahlreichen<br />
Initiativen des Economic Development Board (EDB)<br />
profitieren können, erläutert Lim Kok Kiang, Assistant Managing<br />
Director der Regierungsbehörde. ❧ Dietmar Kieser<br />
Lim Kok Kiang, stellvertretender<br />
Geschäftsführer<br />
der Regierungsbehörde<br />
EDB: „Singapur bietet<br />
deutschen Unternehmen<br />
alle Voraussetzungen für<br />
den Betrieb erstklassiger<br />
Industrie-4.0-Produktionsstätten.“<br />
Bild: EDB<br />
Die Digitalisierung gilt als eine der ganz<br />
großen Herausforderungen für die Arbeitswelt.<br />
Wo steht die Wirtschaft Singapurs<br />
derzeit beim Thema digitale Transforma -<br />
tion?<br />
Im Industriesektor erleben wir die digitale<br />
Transformation durch die Einführung von<br />
Industrie 4.0. Laut einer Studie der Boston<br />
Consulting Group könnte Industrie 4.0 die<br />
Gesamtproduktion des verarbeitenden Gewerbes<br />
um über 22,5 Milliarden Euro erhö-<br />
hen, die Arbeitsproduktivität um 30 Prozent<br />
steigern und bis 2024 rund 22.000 Arbeitsplätze<br />
in Singapur schaffen. Im Vorgriff auf<br />
diese Entwicklungen hat Singapur mehrere<br />
Initiativen zur Erhaltung und Stärkung seines<br />
Ökosystems im Bereich der Produktion<br />
gestartet.<br />
Welche Initiativen sind dies konkret?<br />
Erstens mussten wir eine gemeinsame Sprache<br />
entwickeln, um das Bewusstsein für<br />
Industrie 4.0 zu schärfen. Deshalb haben<br />
wir den „Singapore Smart Industry Readiness<br />
Index“ geschaffen, um Unternehmen<br />
einen gemeinsamen Rahmen für den industriellen<br />
Wandel zu bieten. Zweitens haben<br />
wir offene Innovationsplattformen für Technologieentwicklung<br />
und Prüfstände eingerichtet,<br />
um Innovationen voranzutreiben.<br />
Dazu gehören Investitionen von zwei Milliarden<br />
Euro in die öffentliche Forschung für<br />
fortschrittliche Fertigung und Technik, die<br />
20 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>
Integration einer tiefen und lebendigen<br />
Basis von Technologieanbietern wie Siemens<br />
und ABB sowie Initiativen wie das Nationale<br />
Robotik-Programm zur Verbesserung der<br />
Produktivität mithilfe von Robotern. Singapur<br />
hat außerdem zwei Modellfabriken errichtet,<br />
in denen Unternehmen neue Technologien<br />
entwickeln und testen können.<br />
Lim Kok Kiang<br />
Lim Kok Kiang ist Assistant Managing<br />
Director des Singapore Economic Development<br />
Board (EDB). Er leitet die Engineering-Cluster<br />
von EDB, zu denen Städte,<br />
Infrastruktur & Industrielösungen, Clean<br />
Technology, Energie & Chemie, Elektronik,<br />
Feinwerktechnik und Verkehrstechnik gehören.<br />
Das EDB, eine Regierungsbehörde des<br />
Ministeriums für Handel und Industrie, ist<br />
verantwortlich für Strategien, die Singapurs<br />
Position als globales Zentrum für Wirtschaft,<br />
Innovation und Talent stärken. Das<br />
EDB betreibt Investitionsförderung und<br />
Branchenentwicklung und arbeitet mit internationalen<br />
Unternehmen im In- und Ausland<br />
zusammen, indem es Unternehmen<br />
Informationen, Kontakte zu Partnern und<br />
Zugang zu staatlichen Anreizen für ihre<br />
Investitionen bietet.<br />
„Deutsche<br />
Unternehmen<br />
können Singapur<br />
nutzen, um<br />
Innovations -<br />
lösungen zu<br />
testen und zu<br />
entwickeln, die<br />
auf die Region<br />
zugeschnitten<br />
sind.“<br />
Hatten Sie auch die Qualifizierung im<br />
Blick?<br />
Mit unserem dritten Punkt haben wir interne<br />
Kapazitäten in Unternehmen aufgebaut,<br />
indem wir in Talent-Initiativen investiert<br />
haben. Wir haben zunächst die für Industrie<br />
4.0 benötigten neuen Qualifikationen identifiziert<br />
und dann kontinuierliche Weiterbildungs-<br />
und Fortbildungskurse implementiert.<br />
Schließlich konzentrierten wir uns auf<br />
den Aufbau einer Community in Singapur,<br />
um Unternehmen dabei zu helfen, ihre eigenen<br />
Initiativen zu beschleunigen und das<br />
Wachstum der Region zu nutzen. Deshalb<br />
veranstaltet Singapur im Oktober die erste<br />
Asien-Pazifik-Ausgabe der Hannover Messe<br />
(industrial-transformation.com). Mit einem<br />
besonderen Schwerpunkt auf dem asiatischpazifischen<br />
Raum wird die Veranstaltung<br />
eine Plattform sein, die Vordenker der Fertigungsindustrie,<br />
Technologieanbieter und<br />
verschiedene Regierungen zusammenbringt.<br />
Welche Herausforderungen und Chancen<br />
birgt der digitale Wandel in Asien für deutsche<br />
Unternehmen in Singapur?<br />
Deutsche Unternehmen können Singapur<br />
nutzen, um Innovationslösungen zu testen<br />
und zu entwickeln, die auf die Region zugeschnitten<br />
sind. So hat Siemens eine Digital<br />
Factory Manufacturing Design Consultancy,<br />
also eine spezielle Beratung für die<br />
Planung smarter Fabriken, eröffnet. Mit<br />
Dormakaba arbeitet Siemens an der Entwicklung<br />
einer intelligenten Fabrik zur Herstellung<br />
von Türschließern. Zudem können<br />
deutsche Unternehmen auf Singapurs Pool<br />
an internationalen qualifizierten Talenten<br />
zurückgreifen und genießen den Schutz geistigen<br />
Eigentums. Das sind gute Voraussetzungen,<br />
um erstklassige Industrie 4.0-<br />
Produktionsstätten zu betreiben. Pepperl+<br />
Fuchs hat jüngst sein Global Distribution<br />
Centre in Singapur eröffnet. Das Unternehmen<br />
verfügt über ein intelligentes Lagerverwaltungssystem,<br />
ein automatisches Regal -<br />
bediengerät und setzt Industrie 4.0-Technologien<br />
in seinen Fertigungslinien ein. Von<br />
Singapur aus wird das Center mehr als<br />
15.000 Produkte weltweit vertreiben, damit<br />
die Effizienz und Wirtschaftlichkeit steigern<br />
und kürzere Lieferzeiten bieten können.<br />
Mit dem Singapore Smart Industry Readiness<br />
Index hat Singapur ein Analysetool für<br />
Industrie 4.0-Prozesse vorgestellt. Warum<br />
ist das EDB in Zusammenarbeit mit TÜV<br />
Süd hier vorgeprescht?<br />
Eine Accenture-Studie aus dem Jahr 2017<br />
ergab, dass sieben von zehn Herstellern aus<br />
dem Energie-, Chemie- und Versorgungssektor<br />
in Singapur planen, bis 2020 Industrie-<br />
4.0-Lösungen einzusetzen. Viele wissen<br />
nicht, wo und wie sie anfangen sollen. Um<br />
die industrielle Transformation zu beschleunigen,<br />
braucht es einen gemeinsamen Rahmen.<br />
Ziel ist es, sich die Industrie 4.0 zu erschließen,<br />
eigene Anlagen zu bewerten und<br />
eine Roadmap für die Transformation zu<br />
planen.<br />
Gemeinsam mit dem TÜV Süd haben wir<br />
den Index an globalen Standards wie dem<br />
„Rami-4.0 Framework“ ausgerichtet. Wir<br />
haben mit einem internationalen Beratungsgremium<br />
aus Vordenkern und Wissenschaftlern<br />
zusammengearbeitet, um sicherzustellen,<br />
dass der Index technisch robust und<br />
umfassend ist. Ein Pool von kleinen, mittelständischen<br />
und multinationalen Unternehmen<br />
aus verschiedenen Branchen hat den<br />
Index getestet und Feedback gegeben, mit<br />
dem wir die Systematik weiter verfeinern<br />
können. Laut Professor Axel Stepken, dem<br />
Vorstandsvorsitzenden von TÜV Süd, hat<br />
der Index das Potenzial, globaler Standard<br />
für die Zukunft der Fertigung zu werden.<br />
Wie funktioniert das Industrie 4.0-Tool?<br />
Wir gliedern den Index in die drei zentralen<br />
Bausteine Prozess, Technologie und Organisation,<br />
die auf 16 Bewertungsdimensionen<br />
abgebildet sind. In jeder dieser Dimensionen<br />
stufen sich die Unternehmen in Kategorien<br />
zwischen 0 und 5 ein. Die Systematik soll es<br />
leicht machen, die Bereitschaft für Industrie<br />
4.0 zu visualisieren und Lücken und Möglichkeiten<br />
zu erkennen. Die Bewertung soll<br />
helfen, Initiativen zu priorisieren und einen<br />
Fahrplan zu erstellen.<br />
Ist der Index mehr als nur ein Bewertungsinstrument?<br />
Wir sehen den Index als den ersten Schritt.<br />
Noch wichtiger ist, dass Unternehmen kontinuierliche<br />
Verbesserungen verfolgen und<br />
nachhaltige Transformationsinitiativen realisieren<br />
können. Es ist auch ein potenzielles<br />
Benchmarking-Instrument. Darüber hinaus<br />
untersuchen wir mögliche zusätzliche<br />
Anwendungen, wie zum Beispiel die Anpassung<br />
an Qualifizierungsprogramme. •<br />
Interessierte können mehr über den Index<br />
erfahren: http://hier.pro/WonEh<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 21
news & management<br />
„Digitalisierung ist nicht nur eine Mode -<br />
erscheinung“, sagt Klaus Aschauer, Vorstandsmitglied<br />
bei Cosmo Consult. Mit<br />
einem Digitalisierungscheck will das<br />
IT-Haus Firmen auf dem Weg zur passenden<br />
Digitalisierungsstrategie unterstützen.<br />
@<br />
Den<br />
Analysetool und Cloud-Lösungen<br />
Fahrplan für die<br />
Digitalisierung<br />
IT | Damit Unternehmen ihre individuelle Digitali -<br />
sierungsstrategie entwickeln können, bietet Cosmo<br />
Consult einen Check mit Ergebnisvergleich mit dem<br />
Wettbewerbsumfeld an.<br />
❧ Nora Nuissl<br />
Digitalisierungscheck für Unternehmen<br />
im Vergleich zum Wettbewerb finden Sie hier:<br />
https://de.cosmoconsult.com/Digitalisierung<br />
scheck/<br />
Aufwand für die Implementierung von Software,<br />
Kapazitäten für die Wartung der IT<br />
sowie Kosten für Rechenkapazitäten und<br />
Speicherplatz entfallen. Trotz der Skepsis<br />
vieler möglicher und tatsächlicher Nutzer<br />
sprechen diese Argumente für die Verlagerung<br />
der Dateninfrastruktur in die Cloud.<br />
Dementsprechend ist es nicht verwunderlich,<br />
dass sich die „Cloudisierung“ in<br />
Deutschland weiter fortsetzt. Das belegt<br />
auch der Cloud-Monitor 2018, der jährlich<br />
vom Digitalverband Bitkom und dem Bera-<br />
tungsunternehmen KPMG erstellt wird.<br />
66 % von insgesamt 457 befragten Unternehmen<br />
setzten 2017 bereits Cloud Computing<br />
ein, etwa jeder fünfte Betrieb plante die<br />
Einführung von Cloud-Services. Nur noch<br />
13 % der befragten Firmen gaben an, dass<br />
die Datenwolke für sie kein Thema sei; Vor<br />
zwei Jahren waren es noch doppelt so viele.<br />
Der Einsatz von Cloud-Lösungen macht<br />
aber noch keine Digitalisierung aus. „Ein<br />
Problem bei der Digitalisierung besteht<br />
darin, dass viele Geschäftsführer sie als Spezialthema<br />
oder als rein technische Herausforderung<br />
betrachten. Entsprechend wird<br />
sie gerne an die IT-Abteilung delegiert und<br />
erst einmal abgehakt. Die Digitalisierung ist<br />
aber kein Spezialthema, sondern ein Prozess<br />
mit weitreichender strategischer Bedeutung<br />
– sie betrifft alle Abteilungen, verändert alle<br />
Unternehmensprozesse und eröffnet vollkommen<br />
neue Geschäftsfelder“, gibt Klaus<br />
Aschauer, Mitgründer und Vorstand des<br />
Microsoft-Dynamics-Partners Cosmo Consult,<br />
zu bedenken.<br />
„Jeder im Unternehmen muss sich über<br />
die Tragweite der Änderungsprozesse im<br />
Klaren sein“, fordert der gebürtige Österreicher.<br />
Um Unternehmen einen ersten Anlaufpunkt<br />
geben zu können, hat das Berliner<br />
Softwarehaus einen sogenannten ‚Digital<br />
Maturity Check‘ entwickelt.<br />
Maturity-Check als erster Schritt in<br />
Richtung Digitalisierungsstrategie<br />
Bei dem Check arbeitet ein Berater von Cosmo<br />
Consult gemeinsam mit dem Unternehmen<br />
einen umfassenden Fragenkatalog ab.<br />
Hierbei wird laut Aschauer zwischen den<br />
Bereichen Fertigung, Handel und Dienstleistungen<br />
unterschieden. Anhand von Fragen<br />
zur Relevanz, Umsetzung und IT-Unterstützung<br />
einzelner Prozesse aus Bereichen wie<br />
Controlling, Marketing oder Qualitätsmanagement<br />
kann die Ist-Situation beim interessierten<br />
Unternehmen festgestellt werden.<br />
Das Spannende für den Kunden ist dann der<br />
Vergleich der Ergebnisse mit dem Niveau<br />
ähnlich strukturierter Unternehmen der<br />
22 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>
Branche. Dabei greift das auf Ende-zu-<br />
Ende-Businesslösungen spezialisierte IT-Unternehmen<br />
auf Benchmarks von mehr als<br />
1500 Firmen aus seinem Datenpool zurück.<br />
Darauf basierend wird ein individueller<br />
Fahrplan für eine Digitalisierungsstrategie<br />
des jeweiligen Unternehmens erstellt. „Das<br />
Ergebnis kann ein Produkt oder Cloud-Service<br />
sein, es kann aber auch erst einmal nur<br />
weiterer Beratungsbedarf bestehen“, erklärt<br />
Aschauer.<br />
Mit seinem im April dieses Jahres gelaunchten<br />
Cosmo 365 Marketplace bietet<br />
das IT-Haus zudem eine zentrale Transak -<br />
tionsplattform für den Erwerb und Betrieb<br />
cloudbasierter Microsoft-Unternehmens -<br />
lösungen. In der Online-Plattform können<br />
Unternehmen bausteinartig zwischen Microsoft-Businessprogrammen<br />
– von der<br />
ERP-Lösung über Office 365 bis hin zu Sharepoint<br />
und Power-Business-Intelligence-<br />
Lösungen – wählen.<br />
Aktuell werden die Services als Public-<br />
Cloud-Anwendungen zur Verfügung gestellt,<br />
da dies die kostengünstigste Betriebsform<br />
für die meisten Kunden sei, führt<br />
Aschauer aus. Hybride Szenarien oder ein<br />
Private-Cloud-Service, bei dem die Daten<br />
ausschließlich in deutschen Rechenzentren<br />
gespeichert und von T-Systems als Treuhänder<br />
verwaltet werden, sind aber ebenfalls<br />
möglich. Die Daten selbst werden sowohl<br />
im Rechenzentrum per Live-Backup gesichert<br />
sowie in einem zweiten Rechenzentrum<br />
gespiegelt. Beim Hosting setzt der<br />
Dienstleister auf das Datentreuhänderprinzip<br />
sowie auf eine ISO-Zertifizierung gemäß<br />
der EU-Datenschutzstandards. „Kunden<br />
können Security-Richtlinien und Berechtigungen<br />
frei definieren“, betont das Vorstandsmitglied.<br />
Je nach Bedarf können Interessierte sowohl<br />
Einzelanwendungen als auch die bewährten<br />
Microsoft-Editionen einzeln erwer-<br />
Auf dem kürzlich gelaunchten Cosmo<br />
365 Marketplace von Cosmo Consult<br />
können Unternehmen klassische Microsoft-Businessprogramme<br />
aus der Cloud<br />
erwerben. Bilder: Cosmo Consult<br />
ben – entweder im kostengünstigen Jahresabonnement<br />
oder mit monatlicher Kündigungsfrist.<br />
„Viele Lösungen kann man zudem<br />
30 Tage lang unverbindlich testen –<br />
niemand muss also die Katze im Sack kaufen“,<br />
rät Aschauer.<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 23<br />
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technik & wissen<br />
Pneumatik in der Industrie 4.0<br />
Aufbruch in die neue<br />
Dimension<br />
Automatisierung | Pneumatische Systeme sind zunehmend<br />
als dezentrale Antriebslösung mit integrierter Intelligenz aus -<br />
gelegt. Mit dem Industrie-4.0-Trend kommen neue Funktionen<br />
und Eigenschaften hinzu. Anwender profitieren von verbesserter<br />
Energieeffizienz, höherer Verfügbarkeit, schnellerer<br />
Inbetriebnahme und bedarfsgerechter Wartung. ❧ Dietmar Kieser<br />
24 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>
Das Festo Motion Terminal VTEM befördert<br />
per Software-Apps die Pneumatik<br />
ins Zeitalter von Industrie 4.0. Über<br />
50 Einzelkomponenten sollen sich dank<br />
der Apps ersetzen lassen. Bild: Festo<br />
Im schwäbischen Dußlingen wird die Zukunft gemacht.<br />
20 Komponentenhersteller – von A wie Afag über Festo<br />
und Schunk bis zu Z wie Zimmer – verrichteten in der<br />
Produktionshalle des Maschinenbau- und Automatisie -<br />
rungsspezialisten Zeltwanger ihr Gemeinschaftswerk.<br />
Was in der kleinen Gemeinde südlich der Universitätsstadt<br />
Tübingen von Mai bis Juni dieses Jahres hinter<br />
Sichtschutzwänden Gestalt annahm, gilt der Automatisierungsbranche<br />
als Fundament für den Standard von<br />
morgen: Die Open Platform Communications Unified<br />
Architecture, kurz OPC UA, etabliert sich zusehends als<br />
herstellerübergreifender Kommunikationsansatz im<br />
Maschinen- und Anlagenbau.<br />
Der offene Standard schickt sich an, der digitalen<br />
Vernetzung in der Produktion den Weg zu bereiten. Verschiedenste<br />
Maschinen, Systeme und Komponenten<br />
werden auf dieser Basis interoperabel kompatibel. Im<br />
Fall des OPC-UA-Demonstrators, den eine Arbeitsgruppe<br />
der VDMA-Fachabteilung IAS (Integrated Assembly<br />
Solutions) erschaffen hat, arbeiten und kommunizieren<br />
Rundschalttisch, Achsen, Greifer, Bildverarbeitungssysteme<br />
und Roboter samt Cloud- basiertem Condition<br />
Monitoring nach den neuen Prinzipien. Eingebettet in<br />
eine modulare Bearbeitungszelle vom Typ X-Cell von<br />
Zeltwanger, ist eine vollautomatisierte Montageanlage<br />
entstanden, die Fidget Spinner montiert. Der Zusammenbau<br />
der kleinen Handkreisel auf diese Weise steht<br />
beispielhaft für ein Produktionsprinzip, das auch Losgröße<br />
eins zu vertretbaren Kosten ermöglichen kann.<br />
Mit der Demoanlage führen namhafte Komponentenanbieter,<br />
Systemintegratoren und Softwarespezialisten<br />
den Beweis, welches Potenzial in Maschinen steckt,<br />
wenn sie mit OPC UA eine Sprache sprechen. Die Blaupause<br />
für die Zusammenarbeit der beteiligten Komponenten<br />
und Systeme in der smarten Fabrik der Zukunft<br />
präsentierte der Branchenverband erstmals auf der<br />
Münchener Robotik- und Automatisierungsmesse Automatica<br />
Mitte Juni. Anhand zweier Anwendungsfälle,<br />
der Steuerung und der Zustandsüberwachung, wollen<br />
die insgesamt 30 an der Initiative beteiligten Unternehmen<br />
und Einrichtungen die Machbarkeit solcher Technologien<br />
im Sinne der Industrie 4.0 beweisen. Denn je<br />
mehr digitale Funktionen mit physischen Objekten verschmelzen<br />
und diese intensiv vernetzt werden, desto<br />
schneller bricht mit dem Internet der Dinge (IoT) in<br />
produzierende Unternehmen eine neue Ära an.<br />
Dabei setzt auch die Entwicklung in der Pneumatik<br />
auf die Verschmelzung neuer Technologien. Klassische<br />
fluidtechnische Standardprodukte werden immer stärker<br />
mit Intelligenz angereichert. Dies versetzt sie in die<br />
Lage, im Verbund mit einer Vielzahl weiterer Komponenten<br />
und Systeme unterschiedlicher Hersteller zu<br />
funktionieren. Im Fall des Demonstrators vernetzen sich<br />
beispielsweise pneumatische Zylinder wie auch<br />
Schwenkgreifer per OPC UA-Server und sind dadurch<br />
im Kommunikationssystem der Anlage präsent. Alle<br />
verbauten Komponenten können mit herstellerunab-<br />
Ein als Montagezelle aufgebauter<br />
Demonstrator machte auf der Messe<br />
Automatica den Kommunikationsansatz<br />
OPC UA begreifbar. Auch Pneumatikkomponenten<br />
arbeiten nach den neuen<br />
Prinzipien. Bild: Messe München<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 25
technik & wissen<br />
„Durch die Nähe der Pneumatik zu den<br />
Prozessen der Kunden ergeben sich hinsichtlich<br />
der Prozessoptimierung hohe Potenziale<br />
bei der Anlagenverfügbarkeit und -effizienz“,<br />
sagt Aventics Director Wolf Gerecke.<br />
„Der konsequente Ausbau der Proportionaltechnik<br />
und verbundener Regler vergrößert<br />
bestehende und eröffnet neue Anwendungsfelder<br />
für die Pneumatik“, weiß Hansgeorg<br />
Kolvenbach, Leiter Application Center von<br />
Camozzi.<br />
hängigen Fähigkeiten, sogenannten Skills, beschrieben<br />
werden, etwa Ein- oder Ausfahren oder auf Anschlag<br />
positionieren. Über ihre digitale Repräsentanz stellt jede<br />
Automatisierungskomponente nicht nur Daten bereit,<br />
sondern lässt sich auch steuern. Derart aufgewertet,<br />
lässt die Pneumatik ihren einstigen Status einer klassischen<br />
Low- Level-Technik immer weiter hinter sich.<br />
„Diese gemeinsame Sprache für mechatronische Systeme<br />
wird die Planung und die Auslegung der Systeme<br />
grundlegend effizienter und weniger fehlerbehaftet machen“,<br />
ist sich Friedrich Durand, CTO der Afag GmbH,<br />
sicher. Mit „signifikanter Kosten- und Zeitersparnis“<br />
nennt der VDMA mit Blick auf OPC UA einen Nutzen<br />
dieses Kommunikationsansatzes. Eine vereinheitlichte<br />
Schnittstelle statt vieler proprietärer Interfaces sei qualitativ<br />
hochwertiger und reduziere Zeit sowie Kosten für<br />
die Entwicklung, Personal und Inbetriebnahme. Auch<br />
neue Eigenschaften wie verbesserte Energieeffizienz, höhere<br />
Verfügbarkeit und bedarfsgerechte Wartung resultieren<br />
aus der Kombination der altbewährten Grundtechnologie<br />
Pneumatik mit Elektronik und IT.<br />
Das digitale Maschinenzeitalter misst sich in Byte<br />
und nicht in μ. Gleichwohl eröffnet dies Chancen bei<br />
der „Optimierung im Planungs- und Entwicklungsprozess,<br />
Prozessoptimierungen und auch neue<br />
Geschäftsmodelle“, rückt Wolf Gerecke, Director Strategic<br />
Product Management beim Pneumatikanbieter<br />
Aventics, drei Aspekte in den Vordergrund. „Digitale<br />
Informationen zu pneumatischen Komponenten, auch<br />
für kundenspezifische Produkte, stehen jetzt schon zur<br />
Verfügung und unterstützen die Maschinen- und Anlagenbauer<br />
bei der Auslegung und Planung“, meint Ge -<br />
recke. Dieser Trend wird sich seiner Meinung nach weiter<br />
vertiefen bis hin zur Simulation und Modifikation<br />
der virtuellen Produkte zur Optimierung der dann bezogenen<br />
einbaubereiten Komponente. Digitaler Zwilling<br />
ist das Stichwort dafür.<br />
Hinsichtlich der Prozessoptimierung würden sich hohe<br />
Potenziale bei der Anlagenverfügbarkeit und -effizienz<br />
ergeben, so der Aventics-Stratege weiter. So könn-<br />
Die Digitalisierung erfordert elektronisches<br />
Expertenwissen in der Komponente,<br />
wodurch diese komplexere Funktionen<br />
ausführen kann. Bild: Camozzi<br />
26 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>
SITZT<br />
„Wie das Smartphone vor zehn Jahren wird<br />
das Festo Motion Terminal die Automatisierungstechnik<br />
auf den Kopf stellen“, ist Eberhard<br />
Klotz, Leiter Industrie 4.0 Kampagnen<br />
von Festo, überzeugt.<br />
„Die Komponenten werden flexibler, weil<br />
man während der Produktion die Sensorik,<br />
etwa das Proportional-Ventil, mit neuen<br />
Parametern beschreiben kann“, sagt Marketing-Manager<br />
Christian Ziegler von SMC<br />
Deutschland.<br />
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ten Abweichungen im Prozess beispielweise über Veränderungen<br />
im Bewegungsprofil von Aktoren oder im<br />
Zeitverhalten zwischen Ereignissen, wie der Ventilbetätigung<br />
bis zum Erreichen eines bestimmten Druckes, erkannt<br />
werden. „Im Sinne von Industrie 4.0 erfolgt das<br />
nahe am Prozess, idealerweise in den entsprechenden<br />
Komponenten selbst. Dadurch werden smarte Pneumatikkomponenten<br />
zu integralen Bestandteilen der Internet<br />
of Things-Infrastruktur zukünftiger Maschinen -<br />
generationen“, skizziert Wolf Gerecke die Entwicklung.<br />
Elektronisches Expertenwissen in der Komponente<br />
Dabei liegt es auf der Hand, dass mit der Digitalisierung<br />
elektronisches Expertenwissen in die Komponente einzieht.<br />
Für Hansgeorg Kolvenbach von Camozzi führt<br />
dies auch in der Pneumatik dazu, „dass Komponenten<br />
komplexere Funktionen ausführen können“. Insbesondere<br />
der konsequente Ausbau der Proportionaltechnik<br />
und damit verbundener Regler, so der Leiter des Applikationscenters<br />
bei Camozzi in Albershausen, vergrößere<br />
bestehende und eröffne neue Anwendungsfelder für die<br />
Pneumatik.<br />
Für Eberhard Klotz, Leiter Industrie 4.0 Kampagne<br />
bei Festo, ergeben sich die größten Chancen mit dem<br />
Festo Motion Terminal VTEM. Hier fusioniere die Digitalisierung<br />
mit der Pneumatik. Klotz: „Schnelles Zuschalten<br />
von Software-Apps revolutioniert die Pneumatik<br />
in puncto Flexibilität, Energieeffizienz und Beschleunigung<br />
von Produktionsprozessen. Das Motion Terminal<br />
katapultiert die Pneumatik ins Zeitalter von Industrie<br />
4.0 – mit Apps, die es ermöglichen, über 50 Einzelkomponenten<br />
zu ersetzen.“ Wie das Smartphone vor<br />
zehn Jahren den Markt der Mobilfunk-Endgeräte<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 27<br />
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technik & wissen<br />
durcheinandergewirbelt habe, werde das Festo Motion<br />
Terminal die Automatisierungstechnik auf den Kopf<br />
stellen, prognostiziert der Industrie-4.0-Experte.<br />
Durch schnelles Zuschalten neuer Funktionen über<br />
Apps können Maschinenentwickler so nun einen Basis-<br />
Maschinentyp erstellen und je nach Auswahl der Apps<br />
diese Maschine mit unterschiedlichen Funktionen und<br />
Ausprägungen je nach Kundenwunsch ausstatten. Hinzu<br />
kommen Manipulationssicherheit und Know-how-<br />
Schutz, „denn von außen ist den Ventilen nicht anzusehen,<br />
welche Funktionen sie ausführen“, sagt Klotz.<br />
Vernetzung macht vor Pneumatik nicht halt<br />
Zwei Gedankengänge bringt Christian Ziegler, Digitalexperte<br />
und Manager Marketing & Product Management<br />
von SMC Deutschland, in die Diskussion um die<br />
Chancen der Pneumatik durch Industrie 4.0 ein: „Erstens<br />
macht die Vernetzung auch vor der Pneumatik<br />
nicht halt. Immer mehr Komponenten werden mit IO-<br />
Link-Technologie ausgestattet. So werden die Komponenten<br />
flexibler, weil man während der Produktion die<br />
Sensorik, etwa das Proportionalventil, mit neuen Parametern<br />
beschreiben kann.“ Zweitens sieht er auch bei<br />
klassischen analogen Sensoren, etwa im Bereich von<br />
4 bis 20 mA, eine Möglichkeit der Digitalisierung.<br />
Aktuell überlege SMC, wie man solche Signale am besten<br />
verarbeitet, um sie etwa an eine Cloud-Lösung zu<br />
übermitteln. „Gerade der Brown-Field-Ansatz mit vielen<br />
bestehenden Anlagen wird manchmal bei Industrie<br />
4.0 etwas vernachlässigt“, sagt Ziegler.<br />
Ob es mehr oder weniger Sensorik braucht, um den<br />
Zustand des Pneumatiksystems in der Anwendung genauer<br />
erfassen zu können, hängt für den SMC-Mann<br />
davon ab, „wie viel Mehrwert weitere Sensorik im Verhältnis<br />
zu den damit verbundenen Kosten bietet“. Ziegler<br />
glaubt, dass es eher intelligentere Sensorik geben<br />
wird, die auch dezentral Auswerteaufgaben übernehmen.<br />
Das entlaste übergelagerte Rechenleistung. „Sicher<br />
kann man mit Algorithmen gewisse Zustände berechnen.<br />
Man darf hierbei aber nicht die Kompressibilität<br />
der Luft vergessen. Hier können immer Kräfte auf den<br />
Aktor einwirken. Um das komplett auszuschließen und<br />
die physikalische Stellung sicher feststellen zu können,<br />
brauche es wieder einn Sensor“, meint der Experte.<br />
Aventics verfolgt den Weg, „für den Anwender relevante<br />
Informationen mit so wenig Sensorik wie möglich<br />
zu generieren“, sagt Wolf Gerecke. In den Maschinen<br />
und Anlagen würden bereits heute viele Sensoren zur<br />
Prozesskontrolle und zur Steuerung der Maschine eingesetzt.<br />
Die Daten dieser Sensoren wolle Aventics nutzen,<br />
um genauere Informationen über den Zustand der<br />
Maschine und insbesondere des Pneumatiksystems zu<br />
bekommen. Gerecke: „In der Verknüpfung der vorhandenen<br />
Sensordaten untereinander und insbesondere mit<br />
unserem Pneumatik-Know-how lassen sich sehr viele<br />
Informationen über den Zustand des Pneumatiksystems<br />
ermitteln.“<br />
Nicht immer zusätzliche Senosorik erforderlich<br />
Bei Camozzi orientiert sich die Ausführung und Anzahl<br />
der Sensoren an der Anwendung und der damit verbundenen<br />
Regelungsaufgabe. Dazu würden passende Sensoren<br />
eingesetzt, betont Hansgeorg Kolvenbach. Zur Zustandserfassung<br />
des Systems im Sinne von Industrie 4.0<br />
sei jedoch nicht zwingend zusätzliche Sensorik erforderlich.<br />
Vielmehr sollte die lokale Elektronik in der Komponente<br />
Expertenwissen des Komponentenherstellers<br />
beinhalten, das durch Berechnungen und Verknüpfungen<br />
von Daten Ermittlungen von weiteren Zuständen<br />
erlaube, erläutert Kolvenbach das Vorgehen.<br />
Experten wie der Festo-Manager Eberhard Klotz<br />
wissen, dass die Industrie-4.0-Idee, mit Cyber-physischen<br />
Systemen die Lernfähigkeit und Anpassung an<br />
sich verändernde Anforderungen oder Umgebungsparameter<br />
zu realisieren, „immer ein Mindestmaß an Sensorik<br />
benötigt“. Daher: „Ja – es wird mehr Sensorik geben<br />
für Basisdaten wie Druck, Durchfluss, Temperatur, aber<br />
auch tiefergehende Analysen hinsichtlich Vibration,<br />
Schall, Laufzeit; unter anderem speziell für die präventive<br />
Wartung.“ Wer über das Know-how aus der Applikation<br />
beziehungsweise den Geräten verfüge, könne über<br />
Ein im Industrial Application Center<br />
von SMC aufgebauter Demonstrator<br />
veranschaulicht, wie eine Ventilinsel mit<br />
IO-Link-Technologie eine Produktion<br />
flexibilisieren kann. Bild: SMC<br />
28 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>
Anomalien, Korrelation, Varianz und anderes weitere<br />
Schlüsse ziehen – ohne zusätzliche Sensorik.<br />
Was passiert schließlich mit den in größeren Umfang<br />
erfassten Daten? Werden sie vor Ort ausgewertet –<br />
Stichwort Edge-Computing – oder in die Cloud transferiert?<br />
Dass die Datenvorverarbeitung nahe an der Applikation<br />
unvermeidbar ist, davon ist Aventics-Mann<br />
Gerecke fest überzeugt. Diese Vorverarbeitung könne<br />
entweder in den Komponenten selbst, in entsprechenden<br />
IoT-Gateways oder in den lokalen Steuerungen erfolgen.<br />
Für die vorverarbeiteten Daten spielen seiner<br />
Meinung nach „moderne Kommunikationsstandards<br />
wie etwa OPC UA eine maßgebliche Rolle, da diese eine<br />
hohe Flexibilität insbesondere hinsichtlich semantisch<br />
aufgewerteter Daten in der M2M-Kommunikation bieten“.<br />
IO-Link biete schon die Möglichkeit, vorverarbeitete<br />
Daten intelligenter Sensoren zu kommunizieren.<br />
Aufgrund der Punkt-zu-Punkt-Kommunikation werde<br />
aber auch hier noch ein Gateway in die IoT-Infrastruktur<br />
benötigt, sagt Wolf Gerecke.<br />
Um ein umfassendes Bild über die Daten einer Maschine<br />
oder Anlage zu erhalten, geht für Eberhard Klotz<br />
an leistungsfähigen Tools kein Weg vorbei. Ob diese in<br />
der Anlage, lokalen Servern, im Rechenzentrum oder einer<br />
Cloud liegen würden, hänge von diversen Faktoren<br />
ab: Echtzeitanforderungen, Bandbreite, Verfügbarkeit,<br />
Kosten, Risiken und vielem anderen. „Festo bedient alle<br />
Optionen: IO-Link-fähige Feldgeräte als ideale Zubringer<br />
strukturierter Daten, Steuerungen und Automatisierungslösungen<br />
mit OPC UA, bis hin zur schlüsselfertigen<br />
Lösung für eine IoT-Integration samt IoT-Gateway<br />
und Dashboards. Damit sind unsere Lösungen durchgängig<br />
– von der Mechanik bis zur Cloud“, meint Klotz.<br />
Pneumatik wird aufgewertet<br />
Wer meint, die Pneumatik nähere sich dem Ende<br />
ihres Innovationszyklus, der irrt. Ihre Komponenten<br />
müssen nicht unbedingt mehr per digitalen<br />
I/Os über eine komplexe Elektrik angesteuert<br />
werden. Dank OPC UA können Ventile, Zylinder<br />
& Co. auch über die herstellerunabhängige Kommunikationsschnittstelle<br />
in einer laufenden Produktion<br />
präsent sein. Mit standardisierten Fähigkeiten<br />
beschrieben, zieht die<br />
Pneumatik steuerungstechnisch<br />
mit anderen Antriebstechniken<br />
gleich. Die Taktzahl<br />
der Innovationsprozesse<br />
jedenfalls dürfte steigen.<br />
Inzwischen zeige sich immer mehr, „dass der anfängliche<br />
Hype um die Cloud jetzt differenzierter betrachtet<br />
wird“, sagt Christian Ziegler. Derzeit zeichne sich ein<br />
Hybrid-Modell ab: „Man überlegt, was in der Cloud<br />
und was lokal sinnvoll ausgewertet werden kann. Die<br />
Frage wird also sein, welche Daten wirklich gebraucht<br />
werden, um den Prozess zu regeln. Diese werden eher<br />
lokal verarbeitet, während etwa Daten zur Wartung gut<br />
in einer Cloud zu managen sind“, meint Ziegler. Hier<br />
werde es aber sicher kein Schwarz-Weiß geben. Vielmehr<br />
komme es auf die Anwendung an. •<br />
Dietmar Kieser<br />
Stv. Chefredakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 29
technik & wissen<br />
Der ZVEI arbeitet an der Standardisierung<br />
Antriebstechnik auf<br />
Kurs Industrie 4.0<br />
Smarte Fabrik | Der Elektroantrieb von morgen ist<br />
vernetzt – und damit das Herzstück der smarten Fabrik.<br />
Dabei geht es um weit mehr als um Predictive<br />
Maintenance. Auch die Entwicklung und Inbetriebnahme<br />
von Antrieben lässt sich durch deren Digitalisierung<br />
deutlich beschleunigen. ❧ Sabine Koll<br />
„Für uns als Maschinenbauer ist der vernetzte<br />
und intelligente Elektromotor sehr<br />
interessant, weil wir damit mehr Transparenz<br />
in unsere Maschinen bekommen – von<br />
der Entwicklung über die Inbetriebnahme<br />
bis zum Betrieb beim Kunden“, sagt Dr.<br />
Martin Schober, Projektleiter automatisierte<br />
Achsdiagnose bei Trumpf. „Das ist die<br />
Grundlage, mit der wir unsere Produkte<br />
auch verbessern können.“ Doch es gibt<br />
noch weitere Gründe, warum die Industrie<br />
auf den Antrieb der neuen Generation wartet:<br />
„Das Thema Energieeffizienz wird<br />
durch den Industrie-4.0-Antrieb eine neue<br />
Dimension erfahren“, ist Dr. Arne Linder,<br />
Product Manager Drives beim Antriebshersteller<br />
Kollmorgen, überzeugt. Er weiß:<br />
Der ZVEI treibt die Umsetzung<br />
von Industrie 4.0<br />
in der elektrischen<br />
Antriebstechnik voran.<br />
Bild: Fotolia/alexlmx<br />
Heute sind Antriebe oftmals überdimensioniert:<br />
Der Elektrotechniker dimensioniert<br />
sie aus Vorsicht größer als notwendig, daher<br />
sind elektrische Maschinen vielfach zwei bis<br />
drei Baugrößen zu groß. „Durch die Digitalisierung<br />
des Antriebs – also den digitalen<br />
Zwilling – kann ich in Zukunft den Antrieb<br />
wählen, der optimal dazu passt. Dadurch<br />
lassen sich künftig zum Beispiel ganz andere<br />
Werkzeugmaschinen bauen, weil der Bauraum<br />
besser genutzt werden kann“, so Linder.<br />
Für Martin Hankel, Projektleiter Industrie<br />
4.0 bei Bosch Rexroth, hat dies noch einen<br />
weiteren Effekt – und zwar für den Fall,<br />
dass der Endkunde sagt: Die Maschine ist<br />
sicherlich 10 % überdimensioniert, also fahre<br />
ich die einfach mal 10 % schneller.<br />
„Kommt es dann zu einem Schaden, kann<br />
der Maschinenbauer nachvollziehen, dass<br />
die Maschine nicht bestimmungsgemäß genutzt<br />
wurde“, so Hankel.<br />
Doch auch für den Kunden, der die Maschine<br />
betreibt, ist die Vernetzung von Vorteil,<br />
so Trumpf-Experte Schober: „Letztlich<br />
werden die Produkte robuster und noch<br />
besser, wenn wir als Maschinenbauer mit<br />
30 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>
Prof. Dr. Gerd Griepentrog, Fachgebiet Leistungselektronik<br />
und Antriebs regelung, TU<br />
Darmstadt: „Ich glaube, dass wir in zehn<br />
Jahren Antriebe haben werden, die sich<br />
selbst in Betrieb nehmen und die sich selbst<br />
auch optimieren können.“<br />
Bild: TU Darmstadt<br />
Martin Hankel, Projektleiter Industrie 4.0,<br />
Bosch Rexroth: „Nicht alle Daten, die ein<br />
Antrieb liefert, sind verwertbar. Deswegen<br />
sind wir auch sehr interessiert an einer<br />
Standardisierung, um überhaupt zu wissen,<br />
welche Daten verfügbar sind.“<br />
Bild: Bosch Rexroth<br />
Dr. Arne Linder, Product Manager Drives,<br />
Kollmorgen: „Das Thema Energie effizienz<br />
wird durch den Industrie-4.0-Antrieb eine<br />
neue Dimension erfahren. Die heute oft übliche<br />
Überdimensionierung von Antrieben<br />
hat ein Ende.“<br />
Bild: Kollmorgen<br />
den Antriebsdaten, die aus dem Feld kommen,<br />
arbeiten können. Davon profitiert der<br />
Kunde. Außerdem können wir dem Kunden<br />
Daten zur Verfügung stellen, mit denen er<br />
seine Produktion robuster und effizienter<br />
gestalten kann. Dies können zum Beispiel<br />
Informationen über den ‚Gesundheitszustand‘<br />
eines Motors sein, anhand derer der<br />
Kunde entscheiden kann, ob er eine Maschine<br />
weiterhin voll belasten kann.“<br />
„Für uns sind solche Daten aus dem<br />
Markt extrem wichtig“, betont Norbert<br />
Scholz, Geschäftsführer Systemtechnik und<br />
Verantwortlich für Industrie 4.0 bei Baumüller.<br />
„Da es mit der Verwaltungsschale eine<br />
Art digitalen Zwilling für jede Industrie-<br />
4.0-Komponente gibt, können wir Informationen<br />
darüber erhalten, wie unsere Antriebe<br />
in Maschinen eingesetzt werden – also ob<br />
sie zum Beispiel im Grenzbereich laufen.“<br />
Über solche Informationen verfügen die Antriebshersteller<br />
mit den heutigen Möglichkeiten<br />
nicht.<br />
Kollmorgen-Experte Linder sieht den<br />
Antrieb als Schlüssel zu Industrie 4.0 beim<br />
Maschinenbetreiber: „Mit den Daten eines<br />
Antriebs kann er Maschinen und Produktionsprozesse<br />
optimieren, da dieser ja heute<br />
bereits mit der Steuerung kommuniziert.<br />
Die Auswertung der Daten kann wahlweise<br />
im Antrieb selbst erfolgen oder aber auf<br />
Maschinen- oder Fabrikebene.“<br />
Doch wie sehen konkrete Use Cases für<br />
den Industrie-4.0-Antrieb in der Praxis aus?<br />
Die Paradeanwendung ist sicherlich Predictive<br />
Maintanance, also die vorausschauende<br />
Wartung von Antrieben. „Doch ein<br />
Standard für eine Datengrundlage, wie wir<br />
ihn im ZVEI angehen, hat noch viel weitreichendere<br />
Vorteile für Maschinenhersteller“,<br />
sagt Hankel. „Dies beginnt schon bei der<br />
Entwicklung der Maschine, wenn wir als<br />
Antriebshersteller dem Maschinenbauer digitale<br />
Daten etwa eines Servomotors in einem<br />
einheitlichen Format zugänglich machen<br />
können. Dies würde die Time-to-Market<br />
für den Maschinenhersteller deutlich<br />
verkürzen.“<br />
Schnellere Entwicklung durch digitales<br />
Modell eines Antriebs<br />
Dies bestätigt Schober für die Maschinenentwicklung<br />
bei Trumpf: „Ein digitales Modell<br />
eines Antriebs würde uns definitiv eine<br />
schnellere Entwicklung ermöglichen.“ Heute<br />
spricht Trumpf mit dem Antriebshersteller<br />
seines Vertrauens in den Entwicklungsphasen<br />
ab, welche Anforderungen es an die<br />
Antriebe gibt, welche Dynamik man mit der<br />
Maschine erreichen möchte etc. Auf der<br />
Grundlage von Informationen zum Beispiel<br />
zum Bauraum und zu den Leistungsdaten<br />
erfolgt dann beim Ditzinger Maschinenbauer<br />
eine Vorparametrierung der Maschine.<br />
Schober: „Interessant wäre es, diese Daten<br />
schon in einer ausgeklügelten Form von<br />
vornherein zu haben. Man fängt mit einem<br />
passenden CAD-Modell des Antriebs an,<br />
dies kann man perfekt in die Konstruktion<br />
einfügen, man hat die Leistungsdaten, hat<br />
am besten schon ein mechatronisches Modell<br />
dieses Antriebs und kann somit mit der<br />
eigentlichen Mechanik und den Antrieben<br />
dann eine komplett mechatronische Simulation<br />
durchführen.“ Das heißt, man kann Eigenschaften<br />
wie beispielsweise Genauigkeit,<br />
Dynamik oder Überschwingverhalten schon<br />
im Voraus genau überprüfen. „Dieses Frontloading<br />
im Entwicklungsprozess bietet ein<br />
enormes Potenzial zur Hardware-Absicherung“,<br />
so Schober weiter.<br />
Dies alles funktioniert nach seiner Darstellung<br />
im Prinzip auch ohne die Standardisierung<br />
von Daten und Funktionen, wie sie<br />
der ZVEI (siehe Infobox) vorantreibt.<br />
„Aber durch die Harmonisierung und Standardisierung<br />
von Daten und Funktionen<br />
wäre es für uns möglich, Simulationen mit<br />
Antrieben mehrerer Hersteller durchzuführen<br />
– und die Ergebnisse miteinander zu vergleichen<br />
etwa hinsichtlich Dynamik oder<br />
Qualität. Wenn wir dann feststellen, dass<br />
sich zwei Produkte gleichen, können wir auf<br />
das kostengünstigere Produkt zurückgreifen.“Die<br />
Antriebshersteller sehen dies mit<br />
einem lachenden und einem weinenden<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 31
technik & wissen<br />
Norbert Scholz, Geschäftsführer Systemtechnik<br />
und verantwortlich für Industrie 4.0,<br />
Baumüller: „Industrie-4.0-Antriebe würden<br />
bei der Inbetriebnahme systemseitig vor allem<br />
dann ihre Stärken ausspielen, wenn<br />
man Antriebe mehrerer Hersteller in eine<br />
Maschine oder Anlage integriert.“<br />
Bild: Baumüller<br />
Auge: „Spontan finde ich die Vergleichbarkeit,<br />
die sich durch die Harmonisierung und<br />
Standardisierung von Daten und Funktionen<br />
ergibt, natürlich nicht positiv“, gesteht<br />
Kollmorgen-Manager Linder. „Andererseits<br />
müssen wir uns als Antriebshersteller künftig<br />
im Prinzip nicht mehr um das Prototyping<br />
und alles, was für die Entwicklung<br />
beim Kunden benötigt wird, kümmern. Wir<br />
haben Simulationswerkzeuge, mit denen wir<br />
dem Maschinenbauer den Motor als digitalen<br />
Zwilling zur Verfügung stellen. Mit diesem<br />
kann er seine Simulationen fahren –<br />
und erst danach bauen wir den Motor für<br />
ihn.“ Auch gerade bei Design Freezes oder<br />
Updates lassen sich die Aufwände seiner<br />
Einschätzung nach reduzieren.<br />
Prof. Dr. Gerd Griepentrog vom Fachgebiet<br />
Leistungselektronik und Antriebsregelung<br />
an der TU Darmstadt, geht nicht davon<br />
aus, dass den Antriebsherstellern Aufträge<br />
verloren gehen. „Es wird eher umgekehrt<br />
sein: Wer sich nicht an der Digitalisierung<br />
und Standardisierung beteiligt, der wird auf<br />
Dauer zu den Verlierern zählen. Letztlich<br />
wird dies ein Wettbewerbsvorteil gegenüber<br />
Herstellern etwa aus Asien sein.“<br />
Er sieht nicht nur für die Entwicklung<br />
von Maschinen, sondern auch für deren Inbetriebnahme<br />
große Vorteile durch die Standardisierung,<br />
die der ZVEI vorantreibt:<br />
Dr. Martin Schober, Projektleiter automatisierte<br />
Achsdiagnose, Trumpf: „Durch die<br />
Harmonisierung und Standardisierung von<br />
Daten und Funktionen wird es für uns möglich,<br />
Simulationen mit Antrieben mehrerer<br />
Hersteller durchzuführen – und die Ergebnisse<br />
miteinander zu vergleichen etwa hinsichtlich<br />
Dynamik oder Qualität. “ Bild: Trumpf<br />
„Für Maschinenbauer ist eine Menge Kleinarbeit<br />
notwendig, um alle die für die Inbetriebnahme<br />
einer Maschine oder Anlage<br />
richtigen Einstellungen zu finden“, erklärt<br />
er. „Es reichen zum Teil relativ einfache digitale<br />
Funktionen, um eine Maschine einfacher<br />
in Betrieb zu setzen.“ Im ZVEI-Ar-<br />
ZVEI-Arbeitskreis<br />
beitskreis „Industrie 4.0 Elektrische Antriebe“<br />
sehe man hierzu als eine der übergreifenden<br />
Funktionen „Autotuning“ vor. „Das<br />
heißt, bei der Inbetriebnahme kann der Antrieb<br />
seine wesentlichen Parameter selbst<br />
finden, so dass zum Beispiel eine erste Bewegung<br />
möglich ist. Anschließend kann man<br />
das weiter optimieren“, so Griepentrog.<br />
Vorstellbar seien in Zukunft Systeme, die<br />
selbstständig lernen und im Laufe der Zeit<br />
ihre Einstellungen immer weiter verbessern.<br />
„Aber ich glaube, bis zur Serienreife ist es<br />
noch ein weiter Weg, zumal hier Sicherheitsaspekte<br />
eine große Rolle spielen“, so der<br />
Wissenschaftler.<br />
Trumpf-Experte Schober sieht gerade für<br />
den Sondermaschinenbau oder Maschinen,<br />
die in kleinen Losgrößen gebaut werden,<br />
„gigantische Vorteile, wenn man bei der Inbetriebnahme<br />
nicht erst alle Daten ‚zusammensuchen’<br />
muss, damit man den Motor<br />
zum Drehen bringt und damit er mit der<br />
Steuerung kommuniziert.“ „Industrie-<br />
4.0-Antriebe spielen bei der Inbetriebnahme<br />
systemseitig vor allem dann ihre Stärken<br />
aus, wenn man Antriebe mehrerer Hersteller<br />
in eine Maschine oder Anlage integriert“,<br />
betont Baumüller-Geschäftsführer Scholz.<br />
„Die Optimierung würde durch eine geführte<br />
Inbetriebnahme und Autotuning-Funktionen<br />
wesentlich vereinfacht. Auf alle Fälle<br />
werden wir in Zukunft weniger program-<br />
Der ZVEI hat den Arbeitskreis „Industrie 4.0 Elektrische Antriebe“ Ende 2015 gegründet,<br />
um Industrie 4.0 in der elektrischen Antriebstechnik umzusetzen. Die Schwerpunkte liegen<br />
auf Daten und Merkmalen sowie Funktionen. „Es geht uns darum, die verteilt bei Antriebsherstellern,<br />
Maschinenbauern und -betreibern über den gesamten Lebenszyklus entstehenden<br />
Daten – etwa eines Servomotors – herstellerübergreifend zusammenzuführen“, sagt<br />
Martin Hankel. Die wesentlichen Daten hat der Arbeitskreis in einer Excel-Tabelle mit<br />
mehr als 180 Merkmalen zusammengestellt. Zu neuen Merkmalen gehören unter anderem<br />
dynamische Daten wie etwa von Lastprofilen von Strom, Drehmoment, Drehzahl oder<br />
Temperatur, Service- und Wartungsdaten etwa zur Austauschhistorie oder auch Lebensdauerdaten<br />
etwa von Lagern. Die Daten werden zielgruppenspezifisch in Verwaltungsschalen<br />
weitergegeben – vom Antriebshersteller zum Maschinenbauer und von diesem wiederum an<br />
den Maschinenbetreiber. Dies funktioniert auch in die umgekehrte Richtung.<br />
Das zweite Thema des Arbeitskreises betrifft die Funktionsschicht. In einem Workshop mit<br />
Maschinenbauern haben diese fünf Funktionen als wesentlich für ihr Geschäft identifiziert:<br />
Fehlerspeicher/Warnungen, geführte Inbetriebnahme und Auto-Tuning-Funktion, Oszilloskop,<br />
Energiemanagement und Wartungschronik. Diese Funktionen sind im ersten Schritt<br />
beschrieben. Weitere sollen folgen.<br />
32 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>
mieren und mehr Softwarefunktionalitäten<br />
mit den Komponenten zur Verfügung stellen.“<br />
Doch bei wem liegen letztlich die Daten,<br />
die der Antrieb liefert: beim Antriebshersteller,<br />
beim Maschinenbauer oder beim Kunden,<br />
der die Maschine betreibt? „Sowohl als<br />
auch“, sagt Schober, Trumpf. „Für den Maschinenbetreiber<br />
ist es natürlich schon inte-<br />
ressant, wenn er seine Daten<br />
sammeln kann und vor allem,<br />
wenn er sie dementsprechend<br />
auswerten kann, um Aussagen<br />
über seine Auslastungen etc. zu<br />
bekommen. Für uns als Maschinenbauer<br />
ist das Thema Condition<br />
Monitoring hochinteressant<br />
– einen Mehrwert für den<br />
Kunden zu generieren und zeitgleich<br />
selbst weiter zu lernen.<br />
Die Antriebshersteller werden<br />
natürlich auch gerne wissen<br />
wollen, wie ihre Antriebe in den<br />
Maschinen funktionieren.“<br />
heute im ZVEI standardisieren, auch auf andere<br />
Produktgruppen übertragen können –<br />
also auch auf einen hydraulischen Antrieb.<br />
Wenn wir diese Funktionen vereinheitlichen,<br />
sind wir einen großen Schritt weiter.“<br />
„Funktionen wie Autotuning und Inbetriebnahme<br />
werden 2028 längst herstellerübergreifend<br />
funktionieren. Ich denke, dann<br />
wird der Motor selbst ein intelligenter Sensor<br />
sein, über den wir den Motor selbst oder<br />
auch das Gesamtsystem diagnostizieren<br />
können“, so Linder. Dies sieht Scholz ähnlich:<br />
„Ich gehe davon aus, dass es intelligente<br />
Diagnosemöglichkeiten gibt, die aus<br />
Stromverläufen oder anderen typischen Abbildern<br />
und deren Veränderungen viel genauer<br />
entscheiden können, wie der Gesundheitszustand<br />
des Antriebs ist.“ •<br />
Nimmt sich der Antrieb 2028<br />
selbst in Betrieb?<br />
Zehn Jahre weiter gedacht – wo<br />
steht der Antrieb 4.0? „Ich gehe<br />
davon aus, dass wir bis dahin eine<br />
durchgängige Transparenz<br />
über wesentliche Antriebsdaten<br />
entlang der gesamten Wertschöpfungskette<br />
erzielt haben –<br />
vom Antrieb über unsere eigene<br />
Steuerung bis hin zum Kunden“,<br />
ist Schober überzeugt.<br />
Professor Griepentrog geht davon<br />
aus, dass wir 2028 „Antriebe<br />
haben, die sich selbst in Betrieb<br />
nehmen, die sich selbst<br />
auch optimieren können. Allerdings<br />
mahne ich an, das Thema<br />
Sicherheit nicht außen vor zu<br />
lassen. Das wird eine gewisse<br />
Zeit in Anspruch nehmen, und<br />
die Zeit sollten wir uns auch<br />
nehmen, um die Akzeptanz<br />
nicht zu gefährden.“ Hankel,<br />
Bosch Rexroth, sagt: „In zehn<br />
Jahren werden wir dank Künstlicher<br />
Intelligenz so weit sein,<br />
dass wir kaum noch programmieren<br />
müssen und dass der Antrieb<br />
selbst lernt. Ich hoffe auch,<br />
dass wir die Funktionen, die wir<br />
<br />
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<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 33
Polyurethanschläuche der Serie TU: Auch komplexe<br />
Leitungsstränge bleiben dank Farbcodierung übersichtlich.<br />
Bilder: SMC Deutschland<br />
Kunststoffschlauch trotzt Kühlschmierstoffen<br />
Hält seit mehr als<br />
zwei Jahren<br />
Schläuche | So sanft Kühlschmierstoffe mit Metallen<br />
umgehen, so aggressiv können sie für Kunststoffschläuche<br />
sein. Bei einem Hersteller von Tonnen -<br />
rollen für Wälzlager hielten die Zuleitungen keine vier<br />
Wochen. Erst der Wechsel auf einen Polyurethanschlauch<br />
schaffte Abhilfe.<br />
Die Aggressivität mancher Kühlschmierstoffe<br />
(KSS) gegenüber Kunststoffschläuchen ist<br />
schon länger bekannt. Recht drastisch<br />
äußerte sie sich allerdings bei einem unterfränkischen<br />
Metallbearbeiter. Die dort verwendeten<br />
Polyurethanschläuche zur Druckluftversorgung<br />
in den CNC-Bearbeitungsmaschinen<br />
quollen derart schnell auf, dass<br />
sie bereits nach vier Wochen ausgetauscht<br />
werden mussten.<br />
Währenddessen stand die CNC-Bearbeitung<br />
still. Die wirtschaftlich unbefriedigende<br />
Situation führte zum Kontakt mit einem<br />
Verkaufsingenieur von SMC Deutschland.<br />
Der regte kurzerhand an, eine systematische<br />
Testreihe mit SMC-Schläuchen durchzuführen,<br />
um einen Typ mit optimalen Eigenschaften<br />
und langer Standzeit zu finden.<br />
Beim Kühlschmierstoff handelt es sich<br />
um ein handelsübliches Produkt vom Typ<br />
Hosmac S127. Das wassermischbare, bor-<br />
und formaldehydfreie, stark mineralölhal -<br />
tige Standardprodukt befindet sich beim<br />
Schleifen oder Drehen von Eisen-, Stahl und<br />
Gusswerkstoffen weltweit im Einsatz.<br />
Neben der ausgezeichneten Stabilität und<br />
einem guten Spülverhalten läuft es sauber<br />
ab und bietet einen ausgezeichneten Korrosionsschutz.<br />
Chemisch gesehen ist dieser<br />
Kühlschmierstofftyp allerdings ein recht<br />
aggressiver Cocktail aus Wasser, verschiedenen<br />
Ölen und einer langen Liste an Zusatzstoffen:<br />
Entschäumer, Biozide, Nachkon -<br />
servierer, Desinfektionsreiniger, Stabilisatoren<br />
und Emulgatoren gehören ebenso dazu<br />
wie Substanzen, die speziell dem Korrosionsschutz<br />
dienen. Der pH-Wert liegt mit<br />
einem Wert von fast 10 im stark basischen<br />
Bereich.<br />
Tests mit Standardschlauch<br />
Die Tests wurden mit einem Standardschlauch<br />
der Serie TU durchgeführt. Die<br />
Schläuche dieser Serie bestehen ebenfalls<br />
aus Polyurethan und wurden in circa 20 cm<br />
lange Stücke geschnitten. Anschließend wurden<br />
sie komplett in wässrige Lösungen mit<br />
unterschiedlicher KSS-Konzentration eingetaucht<br />
und nach einer Verweildauer von vier<br />
Wochen unter Normalbedingungen wieder<br />
entnommen und eingehend untersucht.<br />
Polyurethan als<br />
Schlauchmaterial<br />
Chemisch gesehen handelt es sich bei den<br />
Polyurethanen um Ketten und Netzwerke<br />
aus den Monomeren Dialkohol und Diisocyanat<br />
beziehungsweise Polyol und Poly -<br />
c yanat. Die Eigenschaften der Polyurethane<br />
können über weite Strecken variieren. Je<br />
nach verwendeten Ausgangsubstanzen (Monomeren)<br />
und dem Vernetzungsgrad entstehen<br />
Duroplaste, Thermoplaste oder Elastomere.<br />
Mengenmäßig zählen die Polyure -<br />
thanschaumstoffe zu den wichtigsten Vertretern<br />
dieser Kunststoffklasse.<br />
34 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>
technik & wissen<br />
Innovative Schläuche: Die Schläuche der IDK-Serie<br />
leiten Kondenswasser ab, bevor Aktuatoren Schaden<br />
nehmen können.<br />
Funktional ließen sich dabei keinerlei Beeinträchtigungen<br />
nachweisen. Die Schläuche<br />
quollen nicht auf, zeigten weder eine Veränderung<br />
der Flexibilität noch der Porosität.<br />
Und – die wohl wichtigste Erkenntnis – es<br />
konnten keine Leckagen festgestellt werden.<br />
Lediglich jene Probestücke, die sich in der<br />
aggressivsten KSS-Wasser-Mischung befanden,<br />
verblassten etwas. Aufgrund dieser<br />
vielversprechenden Ergebnisse unterzog<br />
man die getesteten Polyurethanschläuche<br />
einem Livetest im unterfränkischen Werk<br />
des Rollenherstellers.<br />
Auch im industriellen Einsatz ließen sich<br />
keinerlei Beeinträchtigungen erkennen. Das<br />
bestätigt sich bis heute: Seit zwei Jahren<br />
sind die Schläuche im Einsatz. Sie sind ab -<br />
solut stabil und zeigen keine Veränderung.<br />
Daher war ein Austausch bislang nicht<br />
erforderlich. Aufgrund der guten Ergebnisse<br />
hat der unterfränkische Kugellagerspezialist<br />
das neue Schlauchprodukt konzernweit als<br />
Standard festgeschrieben. Alle Schleif- und<br />
Drehanwendungen, in denen Kühlschmierstoffe<br />
im Einsatz sind, wurden inzwischen<br />
weltweit auf das SMC-Produkt umgestellt.<br />
Für Andreas Koch, Sales Engineer bei<br />
SMC Deutschland, dem Hersteller der<br />
Schläuche, konnte das Ergebnis nicht besser<br />
sein. „Obwohl es ebenfalls ein Polyurethanschlauch<br />
ist, verhält sich unser Schlauch völlig<br />
anders als das zuvor eingesetzte Produkt.<br />
Von daher lohnt es sich bei auftretenden<br />
Problemen immer, Alternativen zu testen“,<br />
empfiehlt der Schlauch-Experte.<br />
Besonderheiten der TU-Serie<br />
Dass sich Kunststoffmaterialien ein und derselben<br />
Kunststoffklasse stark unterscheiden<br />
können, ist nicht sehr ungewöhnlich.<br />
Schließlich hängen die Eigenschaften von<br />
Polymeren sehr stark vom verwendeten<br />
Ausgangsmaterial (Monomer), vom Vernetzungsgrad<br />
sowie von den gewählten Polymerisationsbedingungen<br />
ab. Daher wurde<br />
für die Tests ganz bewusst wieder ein Poly -<br />
urethanschlauch ausgewählt. Die Schläuche<br />
der Serie TU haben sich bereits in vielen<br />
Anwendungen bewährt und bieten gute<br />
Eigenschaften. Sie stehen in 29 unterschiedlichen<br />
Farben zur Verfügung, so dass über<br />
eine Farbcodierung leicht fällt, auch bei<br />
komplexen Leitungssträngen den Überblick<br />
zu behalten.<br />
Obwohl das Thema Schläuche in vielen<br />
Bereichen des Maschinen- und Anlagenbaus<br />
eher eine untergeordnete Rolle spielt, unterstreicht<br />
dieses Beispiel, wie sehr sich Optimierungsmaßnahmen<br />
lohnen können. Daher<br />
freut sich Andreas Koch über die Innovationskraft,<br />
die sein Unternehmen auch auf<br />
diesem scheinbar wenig aufregenden Gebiet<br />
entfaltet.<br />
So wurden mit den Mehrfachschläuchen<br />
jüngst Schläuche aus Polyurethan, Weich -<br />
polyurethan oder verschleißresistentem<br />
Polyurethan vorgestellt, die fest miteinander<br />
verbunden sind. Bis zu acht Schläuche lassen<br />
sich nebeneinander kombinieren. Dabei<br />
lässt sich die Farbbelegung frei wählen, so<br />
dass auch komplexe Verschlauchungen<br />
übersichtlich bleiben. Ein zweites Beispiel<br />
sind die kondensatableitenden Schläuche<br />
der Serie IDK. Diese Schläuche sind in der<br />
Lage, vor kleinen Antrieben gebildetes Kondensat<br />
abzuleiten, bevor die Aktuatoren<br />
ausfallen.<br />
•<br />
Harald Kühne<br />
SMC Deutschland GmbH in Egelsbach<br />
100 bis 20.000 Nm - 10 bis 2.000 kW<br />
www.oswald.de<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 35
technik & wissen<br />
Standardisierung bei Einsatz von Baugruppen spart Zeit<br />
Weniger Verdrahtung<br />
mit Ethercat-Modulen<br />
Steuerungstechnik | Durch den Einsatz von Signal-<br />
Distribution-Boards mit Ethercat-Steckmodulen von<br />
Beckhoff hat der Sondermaschinenbauer Mühlbauer<br />
seine Durchsatzzeiten in der Produktion erhöht und<br />
spart zudem 20 % an Kosten ein.<br />
Chipkarten- und Passherstellung zum einen<br />
die Einführung eines neuen Sorting-Systems<br />
für Dies (also ungehäuste Mikrochips). Aber<br />
auch die Standardisierung der I/O-Ebene<br />
mit den Ethercat-Steckmodulen von Beckhoff<br />
habe laut Dimpfl dazu beigetragen.<br />
Denn die Steckmodule des Verler Automa -<br />
tisierers ermöglichen eine zeit- und fehlerminimierte<br />
Produktion, geringere Herstellungskosten<br />
sowie verkürzte Lieferzeiten.<br />
„Die Signal-Distribution-Boards mit<br />
den kompakten Ethercat-Steckmodulen<br />
von Beckhoff sind genau auf die Anforderungen<br />
der Maschine abgestimmt“,<br />
erklärt Martin Dimpfl (re.), Leiter<br />
Electronic Engineering beim Sonder -<br />
maschinenbauer Mühlbauer.<br />
Bilder: Beckhoff<br />
„Neben der Durchsatzerhöhung von 20.000<br />
auf 30.000 Chips pro Stunde, einer vereinfachten<br />
Maschineneinrichtung und -bedienung<br />
sowie dem verbesserten Wafer-Handling<br />
konnten wir auch die Kosten im Vergleich<br />
zur Vorgängermaschine um 20 %<br />
senken.“ Mit diesen Ergebnissen ist Martin<br />
Dimpfl, Leiter Electronic Engineering im<br />
Unternehmensbereich Automation beim<br />
Sondermaschinenbauer Mühlbauer, äußerst<br />
zufrieden. Möglich gemacht hat diese Produktionssteigerung<br />
beim Spezialisten für<br />
Aufwand für Teach-in durch den<br />
Maschinenbediener entfällt<br />
Das Sorting-System kann Mikrochips bis zu<br />
einer Größe von 0,2 x 0,4 mm 2 und einer<br />
Dicke von 80 μm mit höchster Präzision<br />
und Geschwindigkeit verarbeiten. Dazu<br />
wird der jeweilige Wafer vermessen und die<br />
Platzierung der einzelnen Chips erfasst. Anschließend<br />
korrigiert die Maschine automatisch<br />
die Übergabe der Halbleiter-Bausteine<br />
an die einzelnen Pick-and-Place-Einheiten.<br />
„Bislang musste all das vom Maschinenbediener<br />
selbst per Teach-in umgesetzt werden.<br />
Dieser Aufwand entfällt nun komplett“,<br />
freut sich Dimpfl.<br />
Der komplexe Maschinenablauf wurde<br />
hoch modular und kompakt aufgebaut,<br />
erläutert Dimpfl. In der Maschine sind vier<br />
unterschiedliche Signal-Distribution-Boards<br />
mit den Ethercat-Steckmodulen im Einsatz.<br />
Diese vier Boards sind genau auf die Anforderungen<br />
der Maschine abgestimmt.<br />
„Neben den EJ-Modulen sind auch Ethercat-Servoverstärker<br />
für Keramik- und Piezomotoren,<br />
Blitzlicht-Controller und Logik<br />
für die Vision-Anwendungen sowie die<br />
komplette 24/48-V-Spannungsverteilung<br />
enthalten“, führt der Leiter Electronic Engineering<br />
weiter aus.<br />
36 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>
chainflex®<br />
hält ...<br />
Das neue Sorting-System<br />
für ungehäuste Mikrochips<br />
kann mit bis zu<br />
30.000 Dies pro Stunde<br />
50 % mehr Halbleiter-<br />
Bauteile verarbeiten als<br />
das Vorgängermodell.<br />
Servoleitung<br />
26 Test<br />
Mio. Hübe<br />
getestet<br />
4404<br />
Ziel war es, eine minimale Verdrahtung<br />
innerhalb der Maschine zu realisieren und<br />
das Signal-Distribution-Board so nah wie<br />
möglich an den jeweiligen Baugruppen platzieren<br />
zu können. „So entsteht eine äußerst<br />
kompakte Bauweise und es lassen sich<br />
schon in der Baugruppen-Vormontage die<br />
komplette Verdrahtung und die Prüfung der<br />
Einheit vornehmen. Somit sind die Zeiten<br />
für Test, Fertigung und Inbetriebnahme<br />
durchgehend optimiert“, erklärt Dimpfl.<br />
Des Weiteren lassen sich die Ethercat-<br />
Steckmodule aufgrund der durchgängigen<br />
Ethercat-Kommunikation problemlos auch<br />
mit den in einem sehr breiten Spektrum verfügbaren<br />
Ethercat-Klemmen kombinieren,<br />
zählt der Leiter der Elektronikfertigung als<br />
Vorteil auf. Dadurch erhöhe sich die Flexibilität<br />
in der Produktion, da sich so ausgehend<br />
von der Basis-Maschine zusätzliche<br />
Kundenanforderungen – beispielsweise spezielle<br />
Sensorik oder besondere Testsysteme –<br />
schnell und ohne großen Aufwand umsetzen<br />
lassen. Zudem kann das Signal-Distribu -<br />
tion-Board entweder selbst oder als Dienstleistung<br />
von Beckhoff oder einem Drittunternehmen<br />
konzipiert und gefertigt werden.<br />
Für Mühlbauer ist im Bereich des Sondermaschinenbaus<br />
ein modulares System<br />
unabdingbar. Denn nur so sei die notwen -<br />
dige Standardisierung möglich, um Grundbaugruppen<br />
effizient in verschiedenen<br />
Maschinentypen einsetzen und auf eine<br />
komplette Neukonstruktion bei jeder<br />
Maschine verzichten zu können.<br />
„Nach unserer Kalkulation rechnet sich<br />
der Einsatz der Ethercat-Steckmodule, inklusive<br />
der Entwicklung des Signal-Distribution-Boards,<br />
bereits für eine Kleinserie<br />
von rund zehn Maschinen pro Jahr. Da die<br />
Boards vorab vollständig auf ihre Funktion<br />
hin getestet werden, erreichen wir eine enorme<br />
Fehlerreduzierung in der Montage sowie<br />
eine reibungslose Inbetriebnahme. Dies hat<br />
eine hohe Zeitersparnis zur Folge – beispielsweise<br />
bei Sorting-Maschine von knapp<br />
100 Stunden Montagezeit plus der bislang<br />
angefallenen Zeiten für Fehlersuche und<br />
-beseitigung“, erläutert Dimpfl.<br />
Der Sondermaschinenbauer will daher<br />
zukünftig sukzessive alle Maschinentypen<br />
seines mehr als 200 Anlagen umfassenden<br />
Portfolios mit einer Stückzahl ab zehn pro<br />
Jahr auf das Ethercat-Steckmodulsystem<br />
von Beckhoff umstellen. •<br />
Stefan Ziegler<br />
Marketing Communications, Beckhoff<br />
Automation, Verl<br />
Mess-Systemleitung<br />
66 Test<br />
Garantie<br />
Monate Garantie<br />
Mio. Hübe<br />
getestet<br />
3479<br />
”<br />
Der Einsatz der Ethercat-Steckmodule,<br />
inklusive Entwicklung<br />
des Signal-Boards, rechnet sich<br />
für zehn Maschinen pro Jahr.“<br />
Quelle: Martin Dimpfl, Leiter Electronic Engineering bei<br />
Mühlbauer<br />
Energieführen leicht gemacht<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> IAA Nutzfahrzeuge – Halle 26 Stand E4337
technik & wissen<br />
Mit Augmented Reality<br />
können auch große<br />
Maschinen visualisiert<br />
werden. Detailgetreue 1:1<br />
AR-Modelle sparen auf<br />
Industriemessen nicht nur<br />
Kosten, sondern<br />
begeistern auch Kunden<br />
und Nutzer. Bilder:<br />
3DQR<br />
Augmented Reality in der Industrie<br />
Unsichtbares<br />
sichtbar machen<br />
Digitalisierung | Nur mit einer App, reale Dinge digitalisieren<br />
oder verborgene Prozesse visualisieren?<br />
Die Technologie des Start-ups 3DQR ermöglicht das<br />
für verschiedene Industrieanwendungen.<br />
3DQR −<br />
Unternehmensprofil<br />
Gründer Daniel Anderson beschäftigte sich<br />
in seiner Zeit beim Fraunhofer-Institut für<br />
Fabrikbetrieb und Automatisierung mit den<br />
Potenzialen von Smartphones in der Digi -<br />
talisierung . 2016 gründete er 3DQR. Das<br />
Start-up kombiniert erstmals QR-Codes mit<br />
AR und schafft es, High-Tech-Visualisierungen<br />
für Unternehmen erschwinglich und<br />
nutzbar zu machen. Heute arbeitet 3DQR<br />
mit 16 Mitarbeitern in Magdeburg.<br />
Augmented Reality (AR) bietet ein breites Anwendungsspektrum,<br />
wobei auch der Industriesektor viel von der<br />
Technologie nutzen kann. Die Möglichkeiten sind dabei<br />
vielfältig. Sie umfassen nicht nur die Digitalisierung von<br />
Printmedien oder die Minderung von Risiko- und Fehlentscheidungen<br />
im Kauf-Segment. Durch die Verwendung<br />
digitaler Anleitungen bei Instandhaltung und Wartungsarbeiten<br />
können auch Stillstand- und Montage -<br />
zeiten reduziert werden.<br />
Einige Unternehmen profitieren schon jetzt von der<br />
Digitalisierung der Fabrikhallen. Einkäufe, Picking-<br />
Systeme, logistische Abwicklungen und Produktions -<br />
arbeiten verwandeln sich in intelligente Automatisierungsprozesse,<br />
sodass neue Technologien Einzug in den<br />
Industriesektor finden. Augmented Reality ist dabei<br />
groß im Kommen und kann einen besseren Workflow<br />
generieren. 3DQR ist ein Start-up, das eine neue Technologie<br />
entwickelt hat, welche eine einfache und flexible<br />
Nutzung von Augmented Reality ermöglicht. Damit<br />
können Nutzer, visuelle Einblendungen in Echtzeit vornehmen<br />
und diese in die reale Umgebung einbinden.<br />
Somit kann mit Augmented Reality genau das angezeigt<br />
werden, was passend zum Sachverhalt und zur Umgebung<br />
erforderlich ist.<br />
Doch wie funktioniert AR mit 3DQR?<br />
Der User lädt sich die kostenlose 3DQR-App auf sein<br />
Smartphone oder Tablet und scannt zum Beispiel den<br />
speziell vorbereiteten QR-Code der Reparaturanleitung<br />
38 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>
Mit einer App können<br />
QR-Code in Reparaturanleitungen<br />
gescannt<br />
werden. Auf dem Display<br />
erscheint anschließend<br />
die Maschine als 3D-Modell.<br />
Das virtuelle Element<br />
kann gedreht und<br />
von allen Seiten betrachtet<br />
werden.<br />
einer Maschine. Plötzlich erscheint das Objekt (auf dem<br />
Display des Smartphones/Tablets) komplett als 3D-<br />
Modell vor ihm, so als stünde es wirklich vor ihm. Der<br />
Nutzer kann daraufhin mit dem virtuellen Element interagieren<br />
und es beispielsweise von allen Seiten je nach<br />
Problemlage betrachten. Je nach Reparaturbedarf wird<br />
somit nur der erforderliche Teil angezeigt. Niemand ist<br />
auf schwere Handbücher oder mit der ewigen Suche<br />
nach der korrekten Anleitung beschäftigt. Virtuelle Bauprojekte,<br />
Figuren oder komplexe Maschinen sind mithilfe<br />
der 3DQR-App für jedermann greifbar und verständlich.<br />
AR wird den Automatisierungsprozess somit<br />
nachhaltig verändern.<br />
Am Beispiel eines 3DQR-Projekts mit einem inter -<br />
national tätigen Anbieter von Messgeräten, Dienstleistungen<br />
und Lösungen für die industrielle Verfahrenstechnik<br />
lässt sich das Anwendungsspektrum verdeutlichen.<br />
Durch Kunden in Übersee ergab sich das Problem,<br />
dass die industriellen Mess- und Analysegeräte im Verkauf<br />
nur in Verbindung mit Schwierigkeiten zur Verfügung<br />
gestellt werden konnten. Der Versand war teuer,<br />
aufwendig und vor allem qualitativ nicht zufriedenstellend.<br />
3DQR entwickelte ein Lösungskonzept für den<br />
Verkauf und stellte Printmaterial zur Verfügung,<br />
welches über QR-Codes gescannt und als virtuelles<br />
3D-Objekt abgerufen werden konnte. Die Kunden in<br />
Übersee können nun problemlos mit den AR-Objekten<br />
interagieren und den Mehrwert der Produkte erleben,<br />
allein durch die Produktvielfalt von Augmented Reality.<br />
Doch nicht nur der Verkaufssektor beim Großkunden<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 39
technik & wissen<br />
konnte optimiert werden, sondern auch der Wartungsund<br />
Montageprozess der Analyse- und Messgeräte. Mit<br />
der Mixed-Reality-Brille Microsoft HoloLens hat das<br />
Start-up ein Konzept verwirklicht, wodurch der Arbeiter<br />
vor Ort durch Wartungs- und Montagehinweise<br />
unterstützt wird. Die zusätzlichen Informationen<br />
erscheinen dabei direkt vor seinem Auge, indem die QR-<br />
Codes mit der Datenbrille gescannt werden. Die Visualisierung<br />
von Schritt-für-Schritt-Anleitungen ist damit<br />
problemlos möglich. Durch die Technologie kann somit<br />
der gesamte Prozess optimiert werden – vom Zeitaufwand,<br />
über Kosten intensität, bis hin zur Qualität.<br />
Dieser QR-Code wurde<br />
eingefügt , damit Sie als Leser<br />
die Technologie selbst testen<br />
können.<br />
Bereitstellen der Industriemaschinen am Messestand<br />
selbst kann mit AR vereinfacht werden. Erfahrungsgemäß<br />
sind Kunden von gigantischen , detailgetreuen<br />
1:1-AR-Modellen vor Ort begeistert und verblüfft über<br />
die Möglichkeiten der Digitalisierung . Denn derartige<br />
Produktpräsentationen bieten dem Endkunden einen<br />
Mehrwert und tragen dazu bei, eine emotionale Bindung<br />
zum Produkt oder Unternehmen aufzubauen. •<br />
Natalie Hempel<br />
Marketing, 3DQR in Magdeburg<br />
Was AR leisten kann<br />
AR ermöglicht es, auch Prozesse zu<br />
visualisieren , die eigentlich verborgen sind.<br />
Ein Beispiel ist das Innere einer Turbine.<br />
Spektakulärer Messestand<br />
Augmented Reality steht für “erweiterte Realität”. Damit<br />
erreichen User ihre Kunden zusätzlich auf unkonventioneller<br />
Kommunikationsebene und schaffen ein<br />
unvergessliches, interaktives Erlebnis auf Industriemessen.<br />
Ausdruckslose Prints, Platzmangel und erklärungsbedürftige<br />
Vorgänge gehören der Vergangenheit an. Vertriebsbroschüren,<br />
Flyer, Messekataloge oder Visitenkarten:<br />
Jedes Printmedium kann mit Augmented Reality<br />
einzigartig gemacht werden. Durch das Einblenden<br />
zusätzlicher Informationen kann AR in fast allen Branchen<br />
als Lösung für jegliche Probleme genutzt werden.<br />
Es ermöglicht, auch Prozesse zu visualisieren, die sonst<br />
verborgen sind. Die Zusatz infos erweitern das Informationsspektrum<br />
enorm. Besonders das kostenaufwendige<br />
Marketing & Vertrieb<br />
• Kunden vom ersten Moment an begeistern<br />
• Hohe Aufmerksamkeit bei Messen & Präsentationen<br />
• Produkte lebensecht präsentieren – ohne Transport<br />
• Vom Wettbewerb abheben und in Erinnerung bleiben<br />
Wartung & Service<br />
• Wartungsanweisungen verständlich erklären<br />
• Sprachbarrieren überwinden durch intuitive<br />
3D-Darstellung<br />
• Fehlerquoten verringern durch Wartungsanleitung<br />
direkt am Gerät<br />
• Einblendung von IoT-Daten unmittelbar an<br />
Maschinenteilen<br />
Ausbildung & Training<br />
• Doppelter Lerneffekt durch interaktive Szenarien<br />
• Sofortige Anwendbarkeit von Gelerntem durch<br />
realitätsgetreue 3D-Darstellung<br />
• Keine Störung laufender Produktion durch virtuelles<br />
Training<br />
• Existierende Lehrmaterialien schrittweise mit<br />
3D-Inhalten aufwerten<br />
40 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>
Die Insider Navigation Technologie<br />
ermöglicht es, durch die Kamera-App<br />
den Zustand einer Maschine im Raum<br />
zu sehen. Dabei erscheinen die Live-<br />
Daten direkt auf dem Tablet.<br />
Bilder: INS<br />
Augmented Reality verknüpft Mensch und Maschine<br />
Kinderleicht mit Maschinen<br />
kommunizieren<br />
Digitalisierung | Wenn die Maschine streikt, versucht<br />
der Mensch, die Ursache zu finden. Dabei kann die<br />
Interaktion über eine App zeit- und kostensparend<br />
wirken sowie schnellen Überblick liefern.<br />
Wir alle kennen dieses Szenario gut: Die Maschine<br />
streikt, wir versuchen die Ursache herauszufinden und<br />
zwischenzeitlich treten allerlei Probleme auf. Wir wissen<br />
nicht, wo genau das Problem liegt und uns fehlen oftmals<br />
auch die Mittel, um genauer nachforschen zu können.<br />
Das bringt nicht nur uns zum Verzweifeln, sondern<br />
legt auch die Produktion zeitweise lahm. Das Wiener<br />
Augmented-Reality-Unternehmen Insider Navigation<br />
hat eine Technologie entwickelt, die es ermöglicht, mit<br />
den Maschinen zu kommunizieren und so die tägliche<br />
Arbeit zu erleichtern.<br />
der Automobilindustrie. In diesen beiden Branchen<br />
müssen die Arbeiter bereits jetzt schon genau wissen,<br />
wie sie mit komplexeren Maschinen interagieren<br />
können .<br />
Mit Augmented Reality zur Smart Factory?<br />
In der Produktion wird heutzutage verstärkt mit komplexen<br />
und vollautomatisierten Maschinen gearbeitet,<br />
wobei vieles über dahinterliegende Softwaresysteme<br />
läuft. Bei derartigen Gerätschaften die Ursache für<br />
Probleme zu finden, gestaltet sich schon als äußerst<br />
schwierig. Insider Navigation geht hierbei noch einen<br />
Schritt weiter und analysiert das komplette Gebäude,<br />
inklusive den Maschinen, die sich darin befinden.<br />
Dadurch können digitale Daten mit der physischen<br />
Umgebung verbunden werden und sich auf dem Tablet-<br />
Display wiederfinden<br />
Mensch und Maschine: ein ewiger Konkurrenzkampf?<br />
Die Angst, dass uns intelligente Maschinen irgendwann<br />
die Jobs wegnehmen könnten, liegt mittlerweile spürbar<br />
in der Luft. Technologie und Forschung arbeiten auf<br />
Hochtouren daran, Roboter zu bauen, die effizienter<br />
arbeiten als der Mensch. „Natürlich ist diese Angst auch<br />
in der Logistik und Produktion vorhanden. Mit unserer<br />
Technologie arbeiten wir daran, diese Ängste auszu -<br />
räumen und Platz für eine gute Zusammenarbeit zu<br />
schaffen“, so der Augmented-Reality-Experte Clemens<br />
Kirner, CEO von Insider Navigation<br />
Quer durch alle Branchen sind Mitarbeiter mittlerweile<br />
aufgefordert, sich entsprechend weiterzubilden<br />
und zu qualifizieren – sei das nun in der Logistik oder in<br />
INS Insider Navigation<br />
Systems GmbH<br />
Das Wiener Augmented Reality-Unternehmen wurde<br />
2014 von Clemens Kirner gegründet. Neben dem Flughafen<br />
Wien haben viele andere die Technologie<br />
implementiert , wie zum Beispiel weitere internationale<br />
Flughäfen, Produktionshallen und Bahn höfe.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 41
technik & wissen<br />
Die Software ist in der<br />
Lagerhalle mit den<br />
Ist/Soll -Ständen verknüpft,<br />
sodass man auf<br />
den ersten Blick erkennen<br />
kann, ob ein Bestandteil<br />
für die Produktion nachgefüllt<br />
werden muss.<br />
„Lange war Augmented Reality nur eine Spielerei in<br />
vielen Unternehmen. Die Automobilindustrie und die<br />
Logistik waren dann die Vorreiter, die sich wirklich<br />
intensiv mit dem Einsatz von Augmented Reality befasst<br />
haben“, so Kirner. Deshalb hat er mit Insider Navigation<br />
beschlossen, die erweiterte Realität auch in den<br />
Alltag der Produktion zu integrieren.<br />
bestimmten Holzsorte, die in der Produktion verwendet<br />
wird, zeigt es sofort an, wie viele Stücke noch auf Lager<br />
sind. So kann eine Verzögerung in der Produktion durch<br />
Mangel an Bestandteilen vermieden werden. Wird ein<br />
Bestandteil entnommen, aktualisiert sich die Software<br />
innerhalb weniger Sekunden und zeigt dann den aktualisierten<br />
Status an.<br />
Viele Unternehmen sammeln heute Unmengen digitaler<br />
Daten, können diese dann aber nicht richtig einordnen<br />
und sie somit auch nicht optimal nutzen. Hier<br />
setzt die Insider Navigation Technologie an: „Wir verbinden<br />
digitale Daten mit dem Gebäude und stellen so<br />
eine Kommunikation zwischen Daten und Umgebung<br />
her“, so Kirner.<br />
Wichtig ist also, dass der Fokus weiterhin auf der<br />
Zusammenarbeit von Mensch und Maschine liegt und<br />
der Mensch nicht durch die Maschinen ersetzt wird. •<br />
Lena Miglbauer<br />
Marketing, INS in Wien<br />
Zeitersparnis dank Interaktion<br />
Fragt man die Maschine, was los ist, bekommt man natürlich<br />
keine Antwort. Mehrere Lämpchen leuchten auf,<br />
Geräusche sind zu hören, aber mehr als das passiert<br />
nicht. „Wir haben daher die Gebäudedaten mit den<br />
digitalen Daten der Maschine verbunden und machen<br />
diese gesammelt für den User sichtbar“, so Kirner. Doch<br />
nicht nur die Sichtbarkeit sondern auch die einfache An -<br />
wendung macht den Prozess für den End user effizienter.<br />
Die Insider Navigation Technologie ermöglicht es<br />
daher, durch die Kamera App eines Tablets den exakten<br />
Zustand einer Maschine im Raum zu sehen. Dabei<br />
ermittelt die Software Live-Daten, die die Mitarbeiter<br />
dann am Tablet sehen können.<br />
So ist zum Beispiel auch sichtbar, wenn ein Filterwechsel<br />
durchgeführt werden muss und wie viel Zeit<br />
dieser in Anspruch nehmen soll. Für Mitarbeiter, die mit<br />
den Maschinen noch nicht so vertraut sind, ist ein direkter<br />
Link zum Handbuch und Video integriert worden.<br />
Dadurch können Mitarbeiter die Schritte lernen und<br />
den nächsten Filterwechsel schon schnell und effizient<br />
durchführen. Das spart Mitarbeitern viel Zeit, da sie<br />
nicht mehr im Handbuch nachsehen oder darauf warten<br />
müssen, dass ein Kollege vorbeikommt und ihnen hilft.<br />
Auch während der Inventur hilft die Technologie,<br />
Zeit zu sparen. Die Software ist in der Lagerhalle mit<br />
den aktuellsten Ist/Soll-Ständen verknüpft, sodass man<br />
auf den ersten Blick erkennen kann, ob ein Bestandteil<br />
für die Produktion nachgefüllt werden muss. Hält man<br />
das Tablet nun zum Beispiel vor einen Stapel einer<br />
Über Clemens Kirner<br />
Bevor Clemens Kirner 2014 die INS Insider<br />
Navigation Symstems GmbH gründete, rief<br />
er 2003 die innovation.rocks Consulting<br />
GmbH mit Niederlassungen in München,<br />
Shanghai und Hong Kong ins Leben.<br />
Sein Wissen über Industrie 4.0, Smart Factories<br />
und den Einsatz von Augmented Reality<br />
gibt er weltweit auf großen Messen und Veranstaltungen<br />
weiter, wie zum Beispiel auf<br />
der Augmented World Expo in Santa Clara.<br />
42 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>
Eine Sonderausgabe von<br />
in Kooperation mit<br />
SONDERTEIL<br />
Energie 2018<br />
Entwicklungen in Energieeinkauf und -technik<br />
Inhalt<br />
ENERGIEBERATUNG<br />
Einsparpotenziale für KMU<br />
Seite 2<br />
ENERGIEMANAGEMENT<br />
Kostenreduktion mittels Software<br />
Seite 4<br />
ENERGIESPEICHER<br />
Integration in Großkraftwerk<br />
Seite 6<br />
ENERGIEEFFIZIENZ<br />
Steigerung mit Instandhaltung 4.0<br />
Seite 12<br />
Foto: VRD/Fotolia
MANAGEMENT | Energieverordnung<br />
Einsparmöglichkeiten für KMU in Zeiten der Energiewende<br />
Die Regeln haben sich verschärft<br />
Deutschland wird die selbstgesetzten Klimaziele nicht einhalten. Deshalb plant die EU weitere<br />
Sanktionen und Strafabgaben für Unternehmen: etwa verpflichtende Elektrotankstellen, eine<br />
verschärfte Energiesparverordnung oder die vorgeschriebene Installation von Zählern. Energie -<br />
berater Daniel Rhein von Rheco klärt über Einsparpotenziale für KMU auf.<br />
„Es reicht heute nicht mehr aus, alte energiefressende Elektromotoren auszutauschen“, weiß<br />
Daniel Rhein, Gründer und Geschäftsführer der Rheco GmbH<br />
Herr Rhein, wo sehen Sie die besten Energie-Einsparpotenziale<br />
für Unternehmen?<br />
Unserer Meinung nach sollte jeder Betrieb<br />
zuerst die Low-Hanging-Fruits ernten. Aber<br />
selbst die verlangen nach einem gewissen<br />
Know-how. Wir erleben es immer wieder,<br />
dass selbst einfache Steueranträge nicht gestellt<br />
werden, obwohl der Aufwand überschaubar<br />
ist. Darüber hinaus werden laufende<br />
Verträge oft kurz vor dem Vertragsende<br />
verlängert, ohne dass vorher nach wirtschaftlichen<br />
Wettbewerbsangeboten gesucht<br />
wird. Und das in einem volatilen Umfeld:<br />
Die reinen Energiepreise sind in den<br />
letzten sechs Monaten um rund 1 ct/kWh<br />
gestiegen und allein dadurch entstehen<br />
momentan erhebliche Mehrkosten. Dieser<br />
Umstand wird oftmals unterschätzt. Und<br />
nicht zuletzt: Steuerbefreiungsanträge sind<br />
zwar immer mit einem gewissen Aufwand<br />
verbunden und können unter Umständen<br />
2 > Sonderteil Energie 2018<br />
sogar innerbetriebliche Änderungen erfordern,<br />
aber oft rechnet sich das Engagement.<br />
Was müssen Unternehmen tun, um Steuerund<br />
Abgabenbefreiungsmöglichkeiten<br />
zu nutzen?<br />
Da gibt es unterschiedliche<br />
Möglichkeiten: „§9b Stromsteuergesetz“<br />
kann zum Beispiel<br />
mit einfachen Unternehmensangaben<br />
beim zuständigen<br />
Hauptzollamt beantragt<br />
werden. Andere Steuerrückerstattungen<br />
können<br />
dagegen nur unter Vorhaltung<br />
eines Energiemanagementsystems<br />
nach DIN ISO<br />
50001 genutzt werden. Allgemein<br />
gilt: Die Anforderungen<br />
haben sich verschärft.<br />
Meist muss genau nachge-<br />
Foto: Rheco<br />
wiesen werden, wo und wie viel Energie verbraucht<br />
beziehungsweise tatsächlich eingespart<br />
wird. Das stellt viele Unternehmen vor<br />
Herausforderungen, da meist keine Energieverbrauchsmessungen<br />
vorgehalten werden.<br />
Sind Daten der neue Rohstoff?<br />
Sie bilden zumindest oft die Grundlage der<br />
Nachweisführung nach Umsetzung der<br />
Rückerstattungspotenziale. Diese müssen<br />
bei Zertifizierungen von Energiemanagementsystemen<br />
nach etwa ISO 50001 nachgewiesen.<br />
Wenn man hier nicht richtig aufgestellt<br />
ist, können Abweichungen entstehen,<br />
die zum Verlust des Zertifikats und damit<br />
zum Verlust der Rückerstattung führen.<br />
Wo sehen Sie die Hauptproblematik bei der<br />
Datenerfassung?<br />
Oft wird die bestehende Infrastruktur nicht<br />
genutzt. Wir sehen es nicht selten, dass Industriesteuerungen<br />
die Energiedaten zwar<br />
erfassen, dass die Daten aber nicht ausgelesen<br />
und verwendet werden. In vielen Unternehmen<br />
existiert darüber hinaus eine heterogene<br />
Steuerungs-, Sensorik- und Zähler-<br />
Architektur, die auf unterschiedlichen Protokollen<br />
basiert. Diese Protokolle müssen zuerst<br />
auf einen Standard gebracht werden,<br />
UNSER GESPRÄCHSPARTNER<br />
INFO<br />
2010 gründet Daniel Rhein Rheco als Unternehmen<br />
für Energieberatung. Ein Jahr später wird seine<br />
Geschäftsidee im Rahmen des Gründerwettbewerbs<br />
Weconomy 2011 vom Handelsblatt prämiert.<br />
Darauf folgt die Auszeichnung als „Ausgewählter<br />
Ort 2012“ sowie im bundesweiten Wettbewerb<br />
„365 Orte im Land der Ideen“. Heute bietet Rheco ein<br />
Portfolio von der Beratung über ausgesuchte<br />
Software-Lösungen bis hin zum übergeordneten<br />
Konzept für das Energiemanagement.<br />
Mehr Infos unter: www.rheco.de
Energieverordnung | MANAGEMENT<br />
damit sie ausgewertet werden können. Am<br />
Markt gibt es viele Energiemanagement-<br />
Softwareanbieter, die teilweise mit proprietärer<br />
Hardware oder auch nur mit einer<br />
eigenen Software auftreten. Leider sind solche<br />
Lösungen in der Regel teuer, lösen nicht<br />
immer die Kernproblematik des heterogenen<br />
Steuerungs-, Sensorik- und Zähler-Umfeldes<br />
und sind oft geschlossene Systeme.<br />
Beispielhafte Einsparmöglichkeiten gemäß §9 b StromStG sowie §10 StromStG<br />
Was tun, wenn Unternehmen von erhöhten<br />
Anforderungen betroffen sind?<br />
Dem Auditor eines Energiemanagementsystems<br />
geht es im ersten Schritt darum,<br />
dass die wichtigen Energieströme erfasst<br />
werden. Diese sind in der Regel die Hauptverbraucher.<br />
Wir schlagen daher zuerst vor,<br />
dass ein Messstellenkonzept erarbeitet<br />
wird, das alle notwendigen Verbrauchswerte<br />
dokumentiert. Anschließend muss in der<br />
Anlagen- und Steuerungstopologie geprüft<br />
werden, welche Werte aus bestehenden<br />
Systemen bereits zur Verfügung stehen und<br />
damit abrufbereit sind. Erst danach steht<br />
fest, welcher zusätzliche Bedarf an Messeinrichtungen<br />
besteht. In der technischen<br />
Umsetzung geht es nun darum, die Daten<br />
über die unterschiedlichen Protokolle in die<br />
entsprechenden Datenbanken zu transportieren.<br />
Je nach dem von uns erwarteten Umfang<br />
empfehlen wir zudem eine Dokumentation<br />
mit AKS-Schlüsseln, die auch mit QR-<br />
Codes versehen sind. Dann kann der Kunde<br />
jederzeit systematisch erweitern.<br />
Wie sieht das in der Praxis aus?<br />
Dazu ein Beispielkunde mit folgenden Unternehmenswerten:<br />
Ein produzierendes<br />
KMU mit etwa 40 Mitarbeitern bezieht ungefähr<br />
2,9 GWh/a Strom und 600 MWh/a<br />
an weiteren Energien. Hier bestehen Privilegierungsmöglichkeiten<br />
gemäß §9b<br />
StromStG und §10 StromStG. Die Voraussetzung<br />
zur Antragstellung §10 StromStG bei<br />
dem zuständigen Hauptzollamt ist allerdings<br />
nur mit einem zertifizierten Energiemanagement<br />
möglich. Dazu kommen Einsparungsmöglichkeiten<br />
gemäß §54 und §55<br />
Energiesteuergesetz. Auch hier gilt: Voraussetzung<br />
zur Antragstellung §55 EnergieStG<br />
bei dem zuständigen Hauptzollamt ist ein<br />
zertifiziertes Energiemanagement.<br />
Nicht zuletzt kann unter bestimmten Voraussetzungen<br />
eine Begrenzung der EEG-<br />
Umlage erfolgen. Eine der Voraussetzungen<br />
für diese Ausgleichsregelung nach §§63 ff.<br />
EEG 2017 beim Bundesamt für Wirtschaft<br />
und Ausfuhrkontrolle ist ein zertifiziertes<br />
Energiemanagementsystem.<br />
Einsparmöglichkeiten gemäß §54 und §55 Energiesteuergesetz<br />
Einsparmöglichkeiten durch die Begrenzung der EEG Umlage<br />
Welche Bereiche umfasst notwendigerweise<br />
eine professionelle Energieberatung?<br />
Sie beginnt bei der Analyse des Energieeinkaufs,<br />
führt über Steuern, Umlagen und Abgaben<br />
bis hin zu Förderprogrammen. Wir<br />
überwachen beispielsweise kontinuierlich<br />
die Preise an der Energiebörse in Leipzig und<br />
informieren unsere Kunden umgehend über<br />
relevante Preisschwankungen. Darüber<br />
hinaus spielen Steuern und Abgaben eine<br />
immer größere Rolle. Gerade der Mittelstand<br />
sieht sich durch die Konsequenzen<br />
der Energiewende bedroht. Nicht nur, was<br />
die Kosten anbetrifft, sondern auch durch<br />
die vielen Vorschriften und Gesetze.<br />
Und wie sieht das im Bereich der technischen<br />
Energieberatung aus?<br />
Auf der technischen Seite analysieren wir<br />
die Energieeffizienz von Beleuchtung, Antrieben,<br />
Abwärme-Nutzung und so weiter.<br />
Wichtig ist hier auch die Ausschöpfung aller<br />
Fördermittel: EU, Bund, Land, Stadt, Gemeinde<br />
fördern aus unterschiedlichen Töpfen<br />
unterschiedliche Projekte und Ziele. Das<br />
ist besonders für KMU-Betriebe interessant,<br />
weil sie für Energieeffizienzmaßnahmen bis<br />
zu 80 % Zuschuss erhalten können. Wir vermitteln<br />
zwischen den Parteien und begleiten<br />
unseren Kunden bis zur Förderzusage.<br />
Wo sind die kritischen Punkte bei einer<br />
technischen Energieberatung?<br />
Das sind im Vorfeld einer Investition zuerst<br />
die theoretischen Rechenmodelle, die zu<br />
einer Aussage über mögliche Einsparungen<br />
und einer damit verbundenen Amortisa -<br />
tionszeit kommen. Dabei wird nicht immer<br />
kontrolliert, ob die von den Herstellern versprochenen<br />
Leistungen und Wirkungsgrade<br />
auch eingehalten werden. Dabei gibt es<br />
technische Möglichkeiten für die kontinuierliche<br />
Datenkontrolle. Wobei wir wieder<br />
bei der Datenerfassung und -verarbeitung<br />
wären.<br />
Rechnet sich die Umstellung innerbetrieb -<br />
licher Prozesse für KMU?<br />
Ja, allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen.<br />
Und diese Voraussetzungen<br />
muss man zuerst schaffen. Dabei helfen die<br />
Energieaudits nach DIN EN 16247-1. Allerdings<br />
bedarf es dazu eines Paradigmenwechsels<br />
im Management. Es reicht heute<br />
nicht mehr aus, alte energiefressende Elektromotoren<br />
auszutauschen. Gefragt ist vielmehr<br />
eine flexible Ausrichtung aller Prozesse:<br />
zum Beispiel die Vermeidung von Spitzenlast<br />
– oder die Nutzung von Zeitfenstern<br />
für wirtschaftlichen Strom. Dazu ist wiederum<br />
die Absprache mit dem Energieberater<br />
oder dem Energieversorger notwendig.<br />
Welche Gefahren drohen bei Verstößen?<br />
Leider ist vielen Unternehmen immer noch<br />
nicht bewusst, wie dünn das Eis ist, auf dem<br />
sie produzieren. Bei einem fehlenden Energieaudit<br />
oder einem fehlenden ENEV-Gebäudeenergieausweis<br />
droht der Gesetzgeber<br />
zum Beispiel mit Geldbußen bis zu<br />
50.000 Euro pro Gesellschaft.<br />
Das Gespräch führte Michael Grupp,<br />
freier Fachjournalist der Beschaffung aktuell<br />
Energie 2018 Sonderteil < 3
MANAGEMENT | Energiemanagementsystem<br />
Energieeinsparpotenzial bei induktiver Wärmebehandlung<br />
Lohnhärter steigert Effizienz<br />
durch Energiemanagement<br />
Bis zu einem Fünftel der Energiekosten im induktiven Härteprozess können Anlagen von Inductoheat<br />
einsparen, die mit einem Energiemanagementsystem (EMS) ausgestattet sind. Das ermöglicht<br />
nicht nur reduzierte Amortisationszeiten. Vor allem qualitätsbestimmende Prozessparameter<br />
werden dokumentiert und optimiert. Zudem werden Problemstellungen frühzeitig erkannt und<br />
Folgekosten vermieden.<br />
Energiemanagementsysteme sorgen<br />
für Effizienz und Energiesparungen<br />
sagt Geschäftsführer Friedrich Riempp. Die<br />
Amortisation des knapp 30.000 Euro teuren<br />
Systems , das auch in der Diagnostik zum<br />
Einsatz kommt, liege oft unter einem Jahr.<br />
Der Unternehmer betreibt im Kerngeschäft<br />
mit 250 Monteuren Industriewartung und<br />
Elektrotechnik bei rund 100 Zulieferbetrieben<br />
in der Region Stuttgart. 2013 hat<br />
Riempp im Kontext des Atomausstiegs der<br />
Bundesregierung ein Energiemanagementsystem<br />
entwickelt, das nahezu universal<br />
einsetzbar ist, heißt es. Das Grundprinzip ist<br />
immer dasselbe: Alle Verbrauchs- und Erzeugerquellen,<br />
also Maschinen, Gebäude,<br />
tech nische Einrichtungen sowie Öl-, Gas-<br />
Brenner, externer Strombezug, Fern wärme,<br />
BHKW, PV-Anlage oder Batteriesystem andererseits,<br />
kommunizieren unter einander<br />
und sind programmier- und steuerbar.<br />
Mit der Lösung Emsyst 4.0, die beim Induk -<br />
tionswärmespezialisten Inductoheat eingesetzt<br />
wird, wurde erstmals das Energiemanagementsystem<br />
des Anbieters Riempp in<br />
eine Anlage implementiert. Zuvor hat das<br />
System primär dazu gedient, Gebäude, Anlagen,<br />
Erzeuger- und Verbraucherquellen im<br />
Unternehmen zu verknüpfen. Denn das<br />
Softwarebasierte System lässt sich so programmieren,<br />
dass etwa Lastspitzen gesenkt,<br />
eigenerzeugter Strom vorrangig verbraucht<br />
oder Verschwendung eliminiert werden.<br />
„Die Anwendungen sind nahezu beliebig“,<br />
Foto: zapp2photo/Fotolia<br />
ENERGIEMANAGEMENT-SOFTWARE<br />
SPART 40 % AN KOSTEN<br />
Im Gebäudemanagement etwa von Shopping<br />
Malls, Autohäusern und Verwaltungen<br />
ist die Software Emsyst 4.0 schon lange im<br />
Einsatz und spart bis zu 40 % an Kosten. Aus<br />
solchen Anwendungen hatte Frank Andrä,<br />
Geschäftsführer von Inductoheat in Reichenbach/Fils,<br />
Emsyst 4.0 gekannt. Im Dialog<br />
mit Riempp entstand die Idee, das Verfahren<br />
erstmals in eine Anlage hinein zu<br />
transferieren. Denn induktives Härten findet<br />
bei einer Vielzahl von Bauteilen wie Kurbel-<br />
und Nocken wellen, Getriebebauteilen,<br />
Schienenköpfen von Bahngleisen oder<br />
Großringlagern von Windkraftanlagen bei<br />
extrem hohen Temperaturen statt.<br />
Hochfrequenter Wechselstrom induziert<br />
im elektrisch leitenden Bauteil Kurzschlussstrom,<br />
der in der Randschicht des Werkstücks<br />
das Material in wenigen Sekunden<br />
erwärmt und damit gezielt seine Eigenschaften<br />
verändert. Der folgende Abkühlprozess<br />
mit einer biologisch abbaubaren<br />
Wasser-Polymerlösung „friert“ die gewünschte<br />
Materialstruktur ein. Der Prozess<br />
wird auf Bauteile von wenigen Gramm bis<br />
zu mehreren Tonnen Eigengewicht angewendet,<br />
woraus sich unterschiedliche<br />
4 > Sonderteil Energie 2018
Foto: Emsyst<br />
Foto: Emsyst<br />
Hat mit seinem EMS Emsyst den Transfer vom Facility Management zu Industrie<br />
4.0 geschafft: Riempp-Geschäftsführer Friedrich Riempp<br />
Beim Härten bis zu 20 % Energie sparen dank eines Managementsystems:<br />
Inductoheat-Geschäftsführer Frank Andrä an einer Anlage<br />
Anforderungen an Aufbau und Dimensionierung<br />
der Anlagentechnik, den Energieeinsatz<br />
und die Prozesszeiten ergeben.<br />
Obwohl es ein energieintensives Verfahren<br />
bleibt, spart es im Vergleich zu konventionellen<br />
Härteverfahren in Öfen bis zu<br />
30 %, da nur die Funktionsflächen und nicht<br />
das gesamte Bauteil in seinen Material -<br />
eigenschaften verändert werden. Der Prozess<br />
kann in die Fertigung integriert werden,<br />
wodurch Zwischenlager- und Chargier-<br />
Aufwand entfallen. Mit Emsyst 4.0 bietet<br />
Inductoheat seinen Kunden zusätzliches<br />
Energiesparpotenzial. Die Softwarelösung<br />
erfasst und verarbeitet die in der Anlage<br />
bereits verfügbaren Daten und Signale des<br />
Härteverfahrens und der relevanten Ma -<br />
schinenparameter . Anhand dieser Ergebnisse<br />
können Faktoren gezielt beeinflusst und<br />
Energieeffizienz und Prozessrentabilität verbessert<br />
werden. Dies geschieht etwa an den<br />
für das Abkühl system notwendigen Förderpumpen.<br />
Diese laufen normalerweise im<br />
Dauerbetrieb. Nicht benötigte Abschreckemulsion<br />
während Belade- oder Aufheiz -<br />
vorgängen wird über einen Bypass abge -<br />
leitet. Obwohl eine solche Pumpe nur über<br />
eine Anschlussleistung von oft 4 KW verfügt,<br />
verbraucht sie insgesamt im Dauer -<br />
betrieb bis zu 50 % der gesamten im Betrieb<br />
benötigten Leistung. Die Emsyst-4.0- Aus -<br />
wertung ergab, dass der Einsatz einer geregelten<br />
Pumpe, die nur zum eigentlichen<br />
Prozessschritt des Abkühlens ans Netz geht,<br />
viel Energie einspart. Auch der Wirkungsgrad<br />
des Induktors, dem Werkzeug, das den<br />
hochfrequenten Wechselstrom ins Bauteil<br />
induziert, steigt, wenn er auf Bauteilgeometrie<br />
abgestimmt wird.<br />
Das EMS kam 2017 im Kontext von Industrie<br />
4.0 ins Spiel. „Wir wollten unsere Anlagen<br />
intelligenter und dialogfähiger mit dem<br />
Umfeld machen“, sagt Geschäftsführer<br />
Andrä . Ziel war es, den Härteprozess qualitativ<br />
zu verbessern, die Anlage fernwarten<br />
zu können oder Verschleiß präventiv zu<br />
diagnostizieren und kundenspezifisch<br />
gewünschte Maintenance-Aktivitäten per<br />
Fernwartung zur Verfügung zu stellen.<br />
„Die Verbesserung der Energiebilanz war<br />
ein zweites Ziel“, sagt der Chef von 70 Mitarbeitern,<br />
der die Lösung auf der EMO in Hannover<br />
im Oktober 2017 erstmals präsentierte<br />
und auf sehr gute Resonanz stieß. Andrä<br />
dazu: „Emsyst 4.0 dient uns als<br />
plattformun abhängige Schnitt stelle, die<br />
ZUM ANWENDER:<br />
über Sensoren Daten erfasst, über Algorithmen<br />
auswertet und somit neue Daten und<br />
Erkenntnisse liefert, mit denen wir den Prozess<br />
gezielt optimieren und die Qualität verbessern<br />
können.“ Die Kosten für Emsyst 4.0<br />
hängen vorrangig von der Anzahl der Messpunkte<br />
ab. Dessen Implementierung läuft<br />
parallel zur Montage einer Anlage und dem<br />
Bau des Schaltschranks, kann aber auch<br />
relativ einfach an bestehenden Anlagen<br />
nachgerüstet werden. Rund 20 Anlagen<br />
baut Inductoheat pro Jahr, wobei das Härte -<br />
zubehör die Kernkompetenz der Produktion<br />
darstellt. Die Anlagenkomponenten werden<br />
im Haus entwickelt und konstruiert. Bei<br />
deren Fertigung arbeitet das Unternehmen<br />
mit einem Netzwerk qualifizierter Lieferanten<br />
zusammen.<br />
Die Autorin: Leila Haidar, Journalistin in Stuttgart<br />
Inductoheat ist ein Unternehmen der Inducto -<br />
therm-Group und befasst sich in den weltweiten<br />
Produktionsstätten mit der induktiven Wärmebehandlung.<br />
In Deutschland fertigt die Firma sowohl<br />
Sonder- als auch Standardmaschinen mit sämtlichen<br />
für die induktive Wärmebehandlung erforderlichen<br />
Komponenten. Sie biete auch die Möglichkeit, Serien<br />
für Kunden im Lohn zu bearbeiten.<br />
www.inductoheat.eu<br />
INFO<br />
Energie 2018 Sonderteil < 5
PRAXIS | Batteriespeicher<br />
Stromspeicher an Kohlekraftwerk stabilisiert Stromfluss<br />
Riesenakku an<br />
Großkraftwerk gekoppelt<br />
In Heilbronn sorgt ein Stromspeicher für Aufsehen: Die etwa 5 MW leistungsstarke<br />
Kraftwerksbatterie wurde erstmals in die Leittechnik eines Großkraftwerks in Deutschland<br />
eingebunden. Möglich gemacht hat das ein Joint Venture aus dem Technologiekonzern Bosch<br />
und dem Energieversorger EnBW.<br />
_Nora Nuissl<br />
Von oben betrachtet sehen sie aus wie zwei<br />
übliche Container, darin steckt jedoch ein<br />
flexibler Stromspeicher, der rund 400 Zwei-<br />
Personenhaushalte mit Strom versorgen könnte<br />
768 Lithium-Ionen-Module beherbergen<br />
die zwei unscheinbaren weißen Container,<br />
die seit April auf dem Kraftwerksstandort<br />
Heilbronn der EnBW stehen. Maximal<br />
5,4 MW Leistung kann der Stromspeicher<br />
an das Kohlekraftwerk abgeben. Etwa<br />
5,6 MWh Energie speichert das Container-<br />
Duo. Damit erbringt der Stromspeicher<br />
knapp ein Fünftel der Regelleistung eines<br />
großen Kraftwerks und kann die Leistung<br />
innerhalb von Sekunden exakt dosiert aufnehmen<br />
oder abgeben.<br />
Die Speicherleistung allein begründet<br />
aber noch nicht das breite Medienecho. Die<br />
Anwesenheit von Baden-Württembergs<br />
Ministerpräsident Winfried Kretschmann<br />
bei der Einweihung des Stromspeichers<br />
dürfte einen Teil dazu beigetragen haben.<br />
Das Besondere an diesem regnerischen Tag<br />
im April war aber, dass zum ersten Mal in<br />
Deutschland ein solcher Stromspeicher in<br />
die Leittechnik eines Großkraftwerks einge-<br />
Foto: Alexander Schmitt/Robert Bosch<br />
bunden wurde, heißt es. „Das Alleinstellungsmerkmal<br />
des Stromspeichers in Heilbronn<br />
ist, dass wir die Daten aus der Batterie<br />
direkt in die Leittechnik bringen“, erläutert<br />
Arnim Wauschkuhn, einer der beiden<br />
Geschäftsführer des Joint Ventures Kraftwerksbatterie<br />
Heilbronn. Das<br />
aus dem Energieversorger<br />
EnBW und dem Technologiekonzern<br />
Bosch ausgegründete<br />
Start-up fungiert als Investor<br />
in den Stromspeicher. Bei<br />
der Umsetzung arbeitet das<br />
Team aus den Geschäftsführern<br />
Wauschkuhn und Ralf<br />
Klein sowie zwei Prokuristen<br />
eng mit beiden Häusern zusammen.<br />
„Unser Vorteil ist,<br />
dass wir sehr schnell reagieren<br />
und mit den passenden<br />
Experten interagieren können“,<br />
betont Wauschkuhn.<br />
Bosch ist als Technologiepartner für die Lieferung<br />
des Batteriesystems inklusive Wechselrichter,<br />
die Batteriesteuerung sowie den<br />
Betrieb des Speichers verantwortlich. Der<br />
Energieversorger realisiert den Netzanschluss<br />
sowie die Integration in das Kraftwerk<br />
und vermarktet das System.<br />
In Heilbronn ist die Technik auf das Kohlekraftwerk<br />
adaptiert. Jedoch ist es auch möglich,<br />
sie an alle Formen thermischer Kraftwerke<br />
anzupassen. Künftig sei auch die<br />
Kombination des Stromspeichers mit Erzeugungsanlagen<br />
aus erneuerbaren Energien<br />
geplant. Solch eine flexible Technik ist gefragt:<br />
„Sowohl Industrieunternehmen als<br />
auch kommunale und lokale Energieversorger<br />
sind an unserer Lösung interessiert“,<br />
freut sich Wauschkuhn.<br />
Die Langversion finden Sie hier.<br />
DAS JOINT-VENTURE IM ÜBERBLICK:<br />
• Kraftwerksbatterie GmbH als Gemeinschafts -<br />
unternehmen von EnBW und Bosch<br />
• Gründung: Juli 2017<br />
• Angebot: Projektentwicklung, Planung und<br />
Beratung, Errichtung, Betrieb und Vermarktung von<br />
elektrischen stationären Energiespeichern in<br />
Zusammenarbeit mit den Mutterhäusern<br />
• Nächste Veranstaltungen: E-World 2019,<br />
Energy Storage Europe 2019, EES 2019<br />
www.kraftwerksbatterie.de<br />
INFO<br />
6 > Sonderteil Energie 2018
Full-Service-Mietmodell für LED-Industriebeleuchtung<br />
Neu<br />
Total-Flex-Angebot:<br />
• Keine Laufzeitbindung<br />
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Ohne Aufwand zur neuen Beleuchtung?<br />
Wir übernehmen das für Sie!<br />
Über 250 erfolgreiche Projekte sprechen für sich: Wir<br />
sind auf dem besten Weg, den Markt für Industriebeleuchtung<br />
in Deutschland zu verändern. Mit moderner<br />
und langlebiger LED-Technik made in Germany und<br />
einem Full-Service-Paket von der Planung bis zur Wartung<br />
– mit 100% Beleuchtungsgarantie.<br />
Dank unseres innovativen Mietmodells fallen für<br />
unsere Kunden keine Investitionen an. Sie verbessern<br />
ihre Lichtqualität, sparen Kosten und senken die<br />
CO 2<br />
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voller Flexibilität: mit dem Total-Flex-Mietvertrag<br />
ohne Laufzeitbindung und der Möglichkeit des Eigentumsübergangs.<br />
Ihre Vorteile auf einen Blick:<br />
Langlebige LED-Beleuchtung made in Germany<br />
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Senkung von Energieverbrauch und<br />
Beleuchtungskosten<br />
Keine Investitionen<br />
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Auf Wunsch Übernahme der Beleuchtungsanlage<br />
Gerne erstellen wir Ihnen ein unverbindliches Angebot:<br />
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Foto: Eon<br />
Energieeffizienzmaßnahmen beim Werkzeugmaschinenbauer Waldrich Coburg<br />
Kleine Hebel, große Wirkung<br />
Die Produktionshallen am Hauptsitz von Waldrich Coburg waren energetisch nicht mehr auf<br />
aktuellem Stand und mussten dringend saniert werden. Ein Energieeffizienzprojekt mit Eon löste<br />
diesen Instandhaltungsrückstau ohne eigene Investitionskosten auf und reduzierte die Energiekosten<br />
in den erneuerten Gewerken um 50 %.<br />
Der<br />
Werkzeugmaschinenhersteller<br />
Waldrich Coburg blickt auf eine lange<br />
Geschichte am heutigen Unternehmenssitz<br />
zurück. Schon 1926 siedelte das 1920 gegründete<br />
Unternehmen – damals noch ein<br />
20-Mann-Betrieb – dorthin um. Inzwischen<br />
fertigen 500 Mitarbeiter auf 30.000 m 2 Portalfräsmaschinen,<br />
Vertikaldrehmaschinen<br />
und Schleifmaschinen. In den letzten Jahren<br />
investierte das Unternehmen zwar stark in<br />
die Infrastruktur – nur die energetischen<br />
Defizite wurden lange nicht angegangen.<br />
Die Dringlichkeit einer energetischen<br />
Sanierung war der Geschäftsführung von<br />
Waldrich Coburg aber durchaus bewusst.<br />
„Vor allem, da wir grundsätzlich sehr umweltbewusst<br />
handeln wollen und auch unsere<br />
Maschinen nach entsprechenden<br />
Gesichtspunkten fertigen“, erläutert Hubert<br />
Becker, Vorsitzender der Geschäftsführung.<br />
Ziel war es aber nicht nur, einen Beitrag zur<br />
Energiewende zu leisten, sondern bereits<br />
jetzt für die Zukunft gerüstet zu sein. „Unser<br />
Partner Eon hat aufgezeigt, wie hoch unser<br />
Einsparpotenzial war: ganze 50 % in den Bereichen<br />
Beleuchtung, Belüftung und Heizung“,<br />
so Becker weiter.<br />
Um ein passendes Lösungskonzept aufzusetzen,<br />
führten die Energieexperten zu Anfang<br />
des Projekts eine detaillierte Lastganganalyse<br />
durch. Dabei wurde genau erfasst,<br />
wie der tatsächliche Bedarf in den Werks -<br />
hallen aussieht und welche Komfortparameter<br />
eingehalten werden sollten. Sprich:<br />
Wie kühl oder warm und wie hell soll es in<br />
den Hallen sein? Aufbauend darauf erarbeitete<br />
man ein Konzept, mit welchen technischen<br />
Lösungen dieser minimal notwendige<br />
Bedarf gewährleistet werden konnte, und<br />
verglich dieses mit der technischen Ist-<br />
Situation, um das Einsparpotenzial zu errechnen.<br />
NEUE ANLAGEN UND ERTÜCHTIGUNG<br />
DER VORHANDENEN TECHNIK<br />
Um das gesamte Sparpotenzial zu heben,<br />
waren einige neue Anlagen notwendig, andere<br />
wiederum konnten aus dem Bestand<br />
ertüchtigt werden. Beispiel Lüftung: Ursprünglich<br />
beheizte Waldrich Coburg seine<br />
Produktionshallen über das Lüftungssystem.<br />
Da das aber sehr viel Energie benötigt,<br />
wurde die Heizfunktion ausgelagert, so dass<br />
die Leistung des bestehenden Lüftungssystems<br />
deutlich reduziert werden konnte. Dafür<br />
wurden neue Frequenzumrichter installiert,<br />
um die Drehzahl der Anlagen bedarfsgerecht<br />
zu regeln. Darüber hinaus verlegten<br />
die Eon-Techniker die Lüftungsein- und<br />
-auslässe dorthin, wo sie tatsächlich ge-<br />
8 > Sonderteil Energie 2018
Gebäudetechnik | PRAXIS<br />
Um die in die Jahre gekommenen<br />
Hallen energetisch zu sanieren,<br />
wurde ein umfassendes Konzept<br />
aus Heizung, Lüftung und Beleuchtung<br />
erarbeitet<br />
Die Gasheizanlage<br />
wurde mit Brennwerttechnik<br />
auf Stand<br />
gebracht<br />
Die Lüftung arbeitet dank<br />
neuen Frequenzumrichtern<br />
nun bedarfsgerecht<br />
Foto: Eon<br />
Foto: Eon<br />
Foto: Eon<br />
braucht wurden, statt die Frischluft energieaufwendig<br />
von der Decke auf die Arbeitsebene<br />
zu blasen. Einfache Rohrverlängerungen<br />
mit Quellluftauslässen waren hier das<br />
Mittel der Wahl.<br />
Da die Heizung zukünftig nicht mehr über<br />
die Lüftungsanlagen und Lufterhitzer erfolgen<br />
sollte, wurde das komplette Heizsystem<br />
des Standorts in Coburg erneuert. Als erstes<br />
wurden die drei bestehenden Gasheizkessel<br />
durch ein neues, umweltfreundliches Blockheizkraftwerk<br />
und neue Heizkessel mit<br />
Brennwerttechnologie ersetzt. Dabei konnte<br />
– dank moderner Deckenstrahlplatten als<br />
Ersatz für die energieintensiven Lufterhitzer<br />
– zum einen die Heizleistung deutlich reduziert<br />
und die neue Anlage kleiner dimensioniert<br />
werden als die alte. Zum anderen<br />
liefert das BHKW mit 500 kW thermischer<br />
Leistung nicht nur die Wärme für den gesamten<br />
Standort, sondern deckt auch dessen<br />
Grundlast an Strom vollständig ab.<br />
Im Bereich Beleuchtung ersetzte Eon die<br />
alten Lichtsysteme, die hauptsächlich noch<br />
mit Leuchtstoffröhren, HQL- und HQI-Strahlern<br />
ausgestattet waren, durch dimmbare<br />
LED-Technik. Das spart nicht nur sofort Energie,<br />
sondern bietet auch Potenzial für die<br />
Zukunft. Denn das System ist so ausgelegt,<br />
dass es den Leuchtkraftverlust, den LEDs<br />
technisch bedingt immer haben, durch eine<br />
intelligente Lichtberechnung ausgleicht.<br />
Konkret bedeutet das: Die Leuchten sind so<br />
dimensioniert, dass sie mehr Leistung bringen,<br />
als heute eigentlich benötigt wird, und<br />
sie dafür gedimmt eingesetzt werden.<br />
Nimmt die Leuchtkraft der LED-Lampen<br />
über die Jahre ab, wird die Dimmung einfach<br />
entsprechend hochreguliert.<br />
Im Rahmen der Energieeffizienzmaßnahmen<br />
wurde auch eine moderne Gebäudeleittechnik<br />
installiert. Auf sie sind Heizungs-,<br />
Lüftungs- und Lichttechnik aufgeschaltet,<br />
so dass das Eon Energy Management<br />
Center die Anlagen aus der Ferne messen,<br />
monitoren und auch steuern kann. So<br />
wird garantiert, dass alle Systeme genau die<br />
Leistung bringen, die sie bringen sollen –<br />
und damit auch die von den Experten versprochenen<br />
Einsparungen realisiert werden.<br />
In die LED-Beleuchtung wurde der<br />
über die längere Nutzungsdauer<br />
auftretende Leuchtkraftverlust bereits<br />
mit einkalkuliert<br />
KEINE EIGENINVESTITION<br />
Da sich Waldrich Coburg für ein Einspar-<br />
Contracting-Angebot von Eon entschieden<br />
hat, konnte das Unternehmen seinen<br />
Instandhaltungsrückstand auflösen, ohne<br />
einen Cent Investition getätigt haben zu<br />
müssen. Die von Eon erbrachten Investitionen<br />
in die neuen Anlagen werden über<br />
einen Zeitraum von zehn Jahren durch die<br />
erreichten Energieeinsparungen refinanziert.<br />
„So profitieren wir schon jetzt“, erläutert<br />
Hubert Becker. „Wir haben moderne<br />
Technik und sparen rund 2000 Tonnen CO 2<br />
im Jahr ein, und das ohne finanziellen Mehraufwand.“<br />
Der Autor:<br />
Torsten George, Global Account Manager bei Eon<br />
Energie 2018 Sonderteil < 9
PRAXIS | Blockheizkraftwerk<br />
Ford spart mit neuer Energiezentrale CO 2<br />
und Energiekosten ein<br />
Produktionswerk versorgt sich<br />
komplett dezentral<br />
Mit einer Blockheizkraftwerk-Anlage von Steag New Energies investiert Ford am Produktionsstandort<br />
Saarlouis in eine nachhaltige Energieversorgung. Fünf Motoren erzeugen knapp<br />
149.000 MWh Strom im Jahr. Mit dieser Menge, die die 60.000 Einwohner von Saarlouis und<br />
Dillingen mit Strom bespeisen könnte, deckt das Werk seinen Energiebedarf nun dezentral ab.<br />
Fünf quietschgrüne baugleiche Motoren<br />
füllen die Energiezentrale im saarlän -<br />
dischen Werk Saarlouis des Automobilherstellers<br />
Ford. Rund 20 MW thermische Energie<br />
und knapp 22 MW elektrische Energie<br />
erzeugt das Blockheizkraft (BHKW). „Dies ist<br />
eine Investition in nachhaltige Produktion“,<br />
sagt Karl Anton, Director Vehicle Operations<br />
Ford Europa. Denn mit der Anlage reduziert<br />
der Produzent seinen CO 2<br />
-Ausstoß am<br />
Standort um etwa 20 %. Damit trage das<br />
BHKW laut Anton dazu bei, das globale Ziel<br />
der 30 %-igen Senkung des CO 2<br />
-Ausstoßes<br />
pro hergestelltem Fahrzeug bis 2025 gegenüber<br />
2010 zu erreichen. Planung, Bau, Finanzierung<br />
und die Betriebsführung übernahm<br />
Steag New Energies, Tochter des deutschen<br />
Stromerzeugers Steag. Rund 20 Mio. Euro<br />
Foto: Steag<br />
Die neue Energiezentrale bei Ford am Standort<br />
Saarlouis, Saarland, beherbergt fünf grüne<br />
Riesen; die baugleichen Motoren versorgen das<br />
Produktionswerk mit knapp 20 MW thermischer<br />
und rund 22 MW elektrischer Energie<br />
10 > Sonderteil Energie 2018
investierte das Energieunternehmen in die<br />
BHKW-Anlage, die das Werk langfristig<br />
dezentral mit Strom und Wärme versorgen<br />
soll.<br />
Aber das ist es dem Automobilhersteller<br />
wert. Die Anforderungen waren klar: Für die<br />
Produk tion ihres Mittelklasse-Bestsellers in<br />
Saarlouis wollten die Ford-Manager technologisch<br />
das Beste – sowohl für das Modell<br />
Focus selbst als auch für die Energieerzeugung<br />
des Werks, in dem sämtliche Modelle<br />
dieser Serie für den europäischen Markt<br />
gefertigt werden. 12 Mio. Ford-Modelle<br />
rollen hier jährlich von den Produktionsbändern.<br />
Dafür bedarf es viel Energie. Rund<br />
149.000 MWh Strom erzeugt die Anlage<br />
nun jährlich. Mit dieser Menge könnte man<br />
die 60.000 Einwohner der nahegelegenen<br />
Orte Saarlouis und Dillingen versorgen.<br />
Für die Energiekonzerntochter aus Saarbrücken<br />
entschied sich der Autoproduzent<br />
Foto: Steag<br />
Mit dem Blockheizkraft investiert der Automobilhersteller in eine nachhaltige Produktion – und<br />
konnte gleichzeitig seinen CO 2<br />
-Ausstoß am Standort um 20 % senken<br />
ZUM ANBIETER:<br />
„Mit der BHKW-Anlage von Steag haben<br />
wir unseren CO 2 -Ausstoß am Standort<br />
Saarlouis um etwa 20 % reduziert.“<br />
_Karl Anton, Director Vehicle Operations Ford Europa<br />
vor allem wegen ihrer individuellen und<br />
bedarfsorientierten Beratung und Umsetzung.<br />
In der Angebotsphase analysierten<br />
die Ingenieure von Steag Ausgangssituation<br />
und Bedarf am Standort. Darauf basierend<br />
wurde anschließend eine ganzheitliche<br />
• Steag New Energies GmbH, Tochter der Steag<br />
GmbH<br />
• Fokus: Entwicklung von dezentralen,<br />
maßgeschneiderten Energielösungen<br />
• Portfolio: konventionell erzeugte Energie sowie<br />
Wind-, Bioenergie-, Grubengas- und<br />
Geothermienutzung<br />
• Märkte: vor allem Deutschland und Frankreich<br />
• Hauptsitz: Saarbrücken<br />
• Mitarbeiter: etwa 940 weltweit (Stand: 2015)<br />
• Umsatz 2015: rund 300 Mio. Euro<br />
www.steag-newenergies.com<br />
Lösung erarbeitet. „Schon in dieser Phase<br />
orientieren wir uns an den individuellen<br />
Kundenwünschen“, erklärt Dr. Markus Laukamp,<br />
Geschäftsführer Vertrieb von Steag<br />
New Energies. Hier werde geklärt, welche<br />
Technologien der Kunde bevorzugt, wie sich<br />
die Finanzierung gestalten<br />
INFO<br />
solle und wie die Anlage mit<br />
dem energiewirtschaftlichen<br />
Wissen der Experten optimiert<br />
werden könne.<br />
„Die Kooperation mit Ford<br />
ist ein Paradebeispiel für die<br />
vielfältigen Möglichkeiten,<br />
die wir unseren Kunden bieten“,<br />
so sein Credo.<br />
Die Bauphase begleitete<br />
der Saarbrückener Energieversorger<br />
mit der Gesamt -<br />
planung sowie der Auswahl<br />
der Dienstleister. Außerdem<br />
achteten die Ingenieure auf<br />
die Einhaltung von Arbeits -<br />
sicherheits-Standards auf<br />
der Baustelle. Auch die Mitar-<br />
beiter des Kunden wurden bei der Bau -<br />
umsetzung in das Projektteam eingebunden.<br />
„Regelmäßige Informationen über den<br />
Status des Projekts sind bei uns ein Stand -<br />
ard“, erläutert Vertriebs-Geschäftsführer<br />
Laukamp. „Wir haben ein Track-Record, das<br />
die Projekte ‚on time‘ und ‚on Budget‘ bleiben.“<br />
Der Bau der Ford-Energiezentrale in Saarlouis<br />
war innerhalb eines Jahres abgeschlossen.<br />
ANBIETER ÜBERWACHT ANLAGE<br />
ANSCHLIEßEND PER FERNWARTUNG<br />
Nach dem Bau war das Projekt jedoch noch<br />
nicht abgeschlossen. „Wir übernehmen oder<br />
begleiten später auch den Betrieb der Anlage,<br />
wenn es vom Kunden gewünscht ist“,<br />
erläutert Laukamp. Auch im Werk in Saarlouis<br />
kümmert sich ein Team aus erfahrenen<br />
Betriebsmannschaften des Versorgers<br />
sowie eingebundende Fachkräfte von Ford<br />
um die Betriebsführung des BHKWs. Zudem<br />
werden die Anlagen ferngesteuert aus der<br />
Versorgungszentrale in Saarbrücken überwacht.<br />
Auch die Region profitiert von dem Energiekonzept:<br />
Das BHKW in Saarlouis ist in<br />
das Fernwärmenetz Saar des Bundeslandes<br />
integriert. So kann überschüssige Wärme<br />
der jährlich produzierten Menge von<br />
138.000 MWh aufgenommen werden und<br />
bei Bedarf an andere Versorger abgegeben<br />
werden.<br />
_nu<br />
Energie 2018 Sonderteil < 1 1
PRAXIS | Pumpen<br />
Vorausschauende Wartung<br />
Alles im Fluss<br />
Mit Komponenten, Systemen und digitalen Services zur Überwachung und Schmierung verschiedener<br />
Aggregate bietet Schaeffler erweiterbare Komplettlösungen für Predictive Maintenance.<br />
Auch der Trinkwasserversorger Perlenbach setzt bei der Instandhaltung seiner Pumpen auf entsprechende<br />
Lösungen.<br />
Schaeffler hat seine Predictive Maintenance-Lösungen<br />
zur Überwachung und<br />
Schmierung von Aggregaten inzwischen<br />
bei einigen Kunden im Einsatz, einer davon<br />
ist der Wasserversorgungszweckverband<br />
Perlenbach: Er versorgt 50.000 Einwohner<br />
in sieben Gemeinden der Nordeifel mit<br />
Trinkwasser. Um einen störungsfreien und<br />
zuverlässigen Betrieb zu garantieren, müsste<br />
Perlenbach seine Anlagen rund um die<br />
Uhr besetzen und überwachen. Denn Lagerdefekte<br />
in den Kreiselpumpen könnten<br />
zu einem Ausfall führen und somit die<br />
Wasserversorgung gefährden. Man entschied<br />
sich daher, eine permanente Überwachung<br />
und Schmierung der Aggregate<br />
einzuführen. Mit Schaeffler fand der<br />
Wasserversorger einen kompetenten Partner<br />
zur Realisierung einer vorausschauenden<br />
Instandhaltung.<br />
In Verbindung mit dem ebenfalls von<br />
Schaeffler stammenden Schmierstoffgeber<br />
Concept8 ermöglicht das vorkonfigurierte<br />
Condition Monitoring-System SmartQB<br />
einen störungsfreien Betrieb. Die Standalone-Komplettlösung<br />
erkennt Unregelmä-<br />
Mit SmartQB steht der Industrie eine betriebsfertige<br />
Überwachungslösung für Elektromotoren,<br />
Pumpen und Lüfter zur Verfügung<br />
Foto: Schaeffler<br />
12 > Sonderteil Energie 2018
Foto: Schaeffler<br />
Der Schmierstoffgeber Concept8<br />
versorgt bis zu acht Schmierstellen<br />
mit der richtigen Menge Fett<br />
Foto: Schaeffler<br />
Als vorkonfiguriertes Plug&Play-<br />
System erfordert der SmartQB<br />
keinerlei Vorkenntnisse im Condi -<br />
tion Monitoring<br />
ßigkeiten an Elektromotoren, Pumpen, Lüftern<br />
und deren Wälzlagern. Ob Lagerschaden,<br />
Unwucht, Reibung, Temperaturanstieg<br />
oder Veränderung des Schwingungsmusters<br />
– der SmartQB identifiziert die möglichen<br />
Fehlerursachen und gibt anschließend<br />
eine Klartextmeldung aus. Durch die Integration<br />
des gemeinsam mit Mitsubishi<br />
Electric entwickelten Systems in die Leitstandsvisualisierung<br />
wird das Instandhaltungspersonal<br />
frühzeitig über sich anbahnende<br />
Schäden informiert und kann Wartungsmaßnahmen<br />
und eventuelle Ersatzteilbeschaffungen<br />
sofort einleiten. Joachim<br />
Dankwardt, stellvertretender Abteilungs -<br />
leiter Wassergewinnung/Aufbereitung bei<br />
Perlenbach, weiß: „Zustandsüberwachung<br />
bedeutet für uns Versorgungssicherheit.“<br />
KEINE VORKENNTNISSE NOTWENDIG<br />
Ein Vorteil der Lösung: Der SmartQB ist ein<br />
vorkonfiguriertes Plug&Play-System und<br />
damit sehr leicht in Betrieb zu nehmen.<br />
„Herkömmliche Systeme zur Maschinenüberwachung<br />
sind kostspielig und kompliziert.<br />
Der SmartQB hingegen ist so einfach,<br />
dass unser Personal keinerlei spezifisches<br />
Wissen auf dem Gebiet der Schwingungs -<br />
diagnose benötigte. Es konnte sofort losgehen“,<br />
berichtet Dankwardt. Die Elektrofachkräfte<br />
vor Ort konnten den SmartQB direkt<br />
an das Leitsystem sowie das Telefon-Notrufwählgerät<br />
anbinden.<br />
Der letzte Ausfall einer Pumpe bei Perlenbach<br />
entstand durch Überschmierung eines<br />
Lagers. Dieser Problematik wirkt der oben<br />
bereits erwähnte Schmierstoffgeber entgegen.<br />
Bis zu acht Schmierstellen versorgt er<br />
mit der richtigen Menge Fett. Mangelschmierung<br />
oder Überfettung sowie daraus<br />
entstehende Schäden können vermieden<br />
werden. In der Nordeifel ist die Spannungsversorgung<br />
des Schmierstoffgebers mit der<br />
Pumpe gekoppelt. Dadurch wird nur dann<br />
geschmiert, wenn die betroffene Pumpe<br />
tatsächlich läuft.<br />
DAS FRÜHWARNSYSTEM<br />
Mit dieser Komplettlösung, bestehend<br />
aus Condition Monitoring und bedarfsgerechter<br />
Nachschmierung, ermöglicht<br />
Schaeffler eine frühzeitige Planung von<br />
Wartungsarbeiten. Kunden können so ihre<br />
Instandhaltungsprozesse nachhaltig optimieren<br />
sowie die Verfügbarkeit und Produktivität<br />
erhöhen.<br />
_dk<br />
INFO<br />
Das Smart QB wurde speziell für die Erkennung von Unregelmäßigkeiten an<br />
Elektromotoren, Pumpen, Lüftern und deren Wälzlager entwickelt und ist ab<br />
Werk fertig konfiguriert. Die aus den Schwingungsdaten automatisch generierten<br />
Klartextmeldungen erscheinen auf dem 7“ großen Display. Das System<br />
kann fünf Fehlerursachen identifizieren: Lagerschaden, Unwucht, Reibung/Kavitation<br />
(bei Kreiselpumpen), Temperaturanstiege sowie alle generellen<br />
Veränderungen in den Schwingungsmustern, die nicht eindeutig einem<br />
der zuvor genannten Fehlerursachen zuordenbar sind und weitere Analysemaßnahmen<br />
erforderlich machen.<br />
Laut Schaeffler kann jeder Betriebselektriker das System installieren und ohne<br />
schwingungstechnisches Vorwissen in Betrieb nehmen. Über das Touch-Display<br />
erhält das Personal alle relevanten Informationen, von der Montage<br />
über Handlungsempfehlungen im Fehlerfall bis hin zu den Kontaktdaten des<br />
technischen Supports. Beim ersten Start wählt der Kunde eine von 16 Sprachen<br />
aus und ersetzt gegebenenfalls die standardmäßig eingestellten Kontaktdaten<br />
des technischen Schaeffler-Supports durch eigene Angaben. Nach<br />
Auswahl der Komponente, auf die der FAG QB-Sensor befestigt ist (Motor,<br />
Pumpe oder Lüfter), der Angabe „drehzahlvariable Maschine“ oder „drehzahlkonstante<br />
Maschine“ und der Eingabe des individuellen Aggregatnamens<br />
wählt der verbaute FAG SmartQB-Sensor automatisch die beste Messkonfiguration<br />
aus und das System ist bereit für den Lernmodus. Dieser läuft automatisch<br />
ab. An einem Gehäuse können insgesamt sechs Sensoren in beliebiger<br />
Aufteilung auf einzelne Aggregate betrieben werden.<br />
Energie 2018 Sonderteil < 1 3
PRAXIS | Antriebstechnik<br />
Vorzugsvarianten für Logistikantriebslösungen<br />
Auswahl einfach gemacht<br />
In Anlagen mit vielen Antrieben sinken die Lebensdauerkosten durch intelligentes Variantenmanagement<br />
um bis zu 70 %. Nord Drivesystems hat deshalb, speziell für fördertechnische Aufgaben,<br />
effiziente geregelte Antriebseinheiten in drei Vorzugsgrößen entwickelt. Die standardisierten<br />
Antriebssysteme sollen Einkauf, Engineering, Inbetriebnahme und Lagerhaltung vereinfachen.<br />
Nord Drivesystems bedient sich aus einem<br />
großen modularen Baukasten an<br />
selbst gefertigten Antriebskomponenten:<br />
Die Energiesparmotoren in allen gängigen<br />
internationalen Effizienzklassen sind sowohl<br />
mit 50 Hz als auch 60 Hz Netzspannung<br />
kompatibel und können bis zu 100 Hz<br />
eingesetzt werden Das Getriebesortiment<br />
deckt mit diversen Bauarten extrem große<br />
Drehmoment- und Übersetzungsspannen<br />
ab.<br />
Die Frequenzumrichter steigern nicht nur<br />
die Anlagenintelligenz und die Effizienz im<br />
Teillastbetrieb. Die Ausnutzung des Verstellbereichs<br />
durch elektronische Umrichter erlaubt<br />
es zudem, Antriebsgruppen zu bilden<br />
und die erforderlichen Ausführungen auf<br />
wenige Baugrößen und Übersetzungs -<br />
verhältnisse zu reduzieren.<br />
Variantenreduzierung bietet über den<br />
gesamten Produktlebenszyklus betrachtet<br />
das zweitgrößte Potenzial zur Kosteneinsparung<br />
nach dem Energieverbrauch. Deshalb<br />
ist eine sektorspezifische Standardisierung<br />
eine nicht unwichtige Leistung von<br />
Antriebsherstellern. Kunden profitieren<br />
durchgängig von einem vereinfachten Einkaufsprozess,<br />
nicht nur bei der Erstbeauftragung.<br />
Zudem verringert sich die Komplexität<br />
von Planungs- und Konstruktionsprozessen<br />
für alle Beteiligten – Antriebslieferant,<br />
Anlagenbauer und Anlagenbetreiber. Wichtig<br />
ist es, wenige Antriebsvarianten so auszuwählen,<br />
dass sie die vielfältigen Anforderungen<br />
erfüllen, ohne überdimensioniert zu<br />
sein. Dafür bedarf es einer genauen Analyse<br />
des anwendungsspezifischen Bedarfs. Nord<br />
Drivesystems hat für Intralogistik und Flughäfen<br />
optimierte LogiDrive-Systeme in drei<br />
Vorzugsausführungen entwickelt.<br />
MEHR FLEXIBILITÄT<br />
LogiDrive-Antriebe sind die Lösung für fördertechnische<br />
Anlagen mit vielen Hundert<br />
Metern Strecke, sie lassen sich einfach in der<br />
Der Frequenzumrichter<br />
SK 250E kann dezentral<br />
betrieben werden und<br />
hat mit STO und SS1<br />
auch funktionale Sicherheit<br />
integriert<br />
Foto: Nord Drivesystems<br />
14 > Sonderteil Energie 2018
Antriebstechnik | PRAXIS<br />
Foto: Nord Drivesystems<br />
Foto: Nord Drivesystems<br />
Die einfachen und flexiblen<br />
Anschlussmöglichkeiten<br />
zeichnen die Feldverteilerserie<br />
NordAC Link aus<br />
Am Feldverteiler sind<br />
Schalter für den Einrichtbetrieb<br />
und Service<br />
zugänglich<br />
Reihe installieren. Die Versorgungsspannung<br />
kann über Leitungen von einem zum<br />
nächsten Umrichter durchgeschleift werden.<br />
Nord hat das LogiDrive-Sortiment speziell<br />
auf die Intralogistik- und Flughafentechnik<br />
zugeschnitten. Standardisierte Getriebemotorvarianten<br />
erfüllen alle typischen<br />
Leistungsanforderungen.<br />
Eingesetzt werden IE4-Permanentmagnetsynchronmotoren<br />
mit Nennleistungen<br />
bis 5,5 kW. Diese werden kombiniert mit<br />
zweistufigen Kegelradgetrieben, ein Frequenzumrichter<br />
der Baureihe NordAC Link<br />
sorgt für einen großen Verstellbereich.<br />
Die Systeme ermöglichen eine einfache<br />
Auswahl und Adaption in die Planungs- und<br />
Konstruktionsprogramme bei Anlagenbauern<br />
und -betreibern. Sie sind überlastfähig<br />
und verfügen über Schnittstellen für alle<br />
marktüblichen Bussysteme, einschließlich<br />
der Industrial-Ethernet-Systeme Profinet,<br />
AS-Interface, Ethernet Powerlink, EtherCAT<br />
und Ethernet/IP. Diese sind als Busmodule<br />
in Nord-Umrichter projektbezogen integrierbar.<br />
International tätige Systemintegratoren<br />
können mit den Antrieben dank umfassenden<br />
Zertifizierungen ohne Einschränkungen<br />
arbeiten. Nord Drivesystems leistet mit eigenen<br />
Vertretungen und Vertriebspartnern<br />
in 89 Ländern weltweit Beratung und Service.<br />
Die LogiDrive-Systeme lassen sich dank<br />
vollständig steckbaren, codierten Anschlüssen<br />
relativ einfach installieren. Netztrennschalter,<br />
Schlüsselschalter und Handbedienschalter<br />
an den Geräten erlauben einen<br />
flexiblen Vor-Ort-Zugriff auf einzelne Antriebsachsen<br />
zum Einrichtbetrieb oder Service.<br />
Antriebsnahe Sensoren und Aktoren<br />
können über M12-Stecker angebunden werden.<br />
Die Umrichter lesen die Daten ein und<br />
können sie auswerten und an übergeordnete<br />
Systeme weiterleiten, was Verkabelungsaufwand<br />
spart.<br />
VERMINDERTER AUFWAND IM<br />
WARTUNGSFALL<br />
Plug&Play und vorparametrierte Umrichter<br />
vermindern auch den Aufwand im Wartungsfall.<br />
Die Antriebskomponenten lassen<br />
sich zudem individuell austauschen: Statt<br />
dem Komplettaustausch der Antriebseinheit<br />
kann beispielsweise nur der Getriebemotor<br />
ausgewechselt werden.<br />
Dank Leichtmetallgehäuse sind die Antriebe<br />
außerdem durchschnittlich etwa<br />
25 Prozent leichter als Antriebe aus Stahl -<br />
legierungen.<br />
LogiDrive-Systeme arbeiten am Horizontalförderer,<br />
Schrägförderer und Vertikalförderer.<br />
Anlagenbauer sparen dadurch Zeit in<br />
der Planung und Kosten in der Errichtung.<br />
Ein Lastmonitor schützt die angetriebene<br />
Anlage, indem er im Fall einer Blockade den<br />
Motor anhalten kann. Selbst die Sicherheitsfunktionen<br />
STO und SS1 nach EN 61800-5-2<br />
stehen mit diesen Systemen für jede Antriebsachse<br />
zur Verfügung – die elektronischen<br />
Baugruppen sind vom TÜV zertifiziert.<br />
Durch feldorientierte Stromvektorregelung<br />
erreichen die Umrichter eine hohe Regelgüte.<br />
So wird in Hubwerken zuverlässig<br />
ab Drehzahl 0 das volle Drehmoment bereitgestellt,<br />
und selbst bei starken Lastschwankungen<br />
liefern die Antriebe die vorgegebenen<br />
Drehzahlen. Zur Grundausstattung der<br />
Umrichter zählen zudem Anschlussmöglichkeiten<br />
für Inkrementalgeber und Absolutwertgeber.<br />
Sie beherrschen die absolute<br />
und relative Positionierung sowie ein intelligentes<br />
Bremsenmanagement. Positionen<br />
und Takte können über Bus oder direkt am<br />
Gerät eingelernt werden.<br />
Mehrere Antriebe können sich im Master/<br />
Slave-Betrieb für Drehzahl- oder Lagegleichlauf<br />
synchronisieren. Die integrierten PLCund<br />
PI-Regler-Funktionalitäten sowie Sensorschnittstellen<br />
ermöglichen bei Bedarf<br />
darüber hinaus die Einrichtung autonom<br />
arbeitender modularer Anlagenteile. Die intergrierte<br />
PLC kann das Gerät an bestehende<br />
Protokolle anpassen (Protokollwandler).<br />
Der Autor:<br />
Jörg Niermann, Bereichsleiter Marketing,<br />
Nord Drivesystems Gruppe, Bargteheide<br />
Energie 2018 Sonderteil < 1 5
PRAXIS | Energiekosten<br />
Sparpotenzial für Energiekosten<br />
DEUTSCHE UNTERNEHMEN ZAHLEN ZU VIEL FÜR STROM<br />
Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in<br />
Deutschland haben in den Jahren 2016 und<br />
2017 jährlich mindestens 4,1 Mrd. Euro zu<br />
viel für Stromkosten ausgegeben. Das ist<br />
das Ergebnis einer gemeinsamen Studie der<br />
Energie-Einkaufsgemeinschaft E.Optimum<br />
und des Marktforschungsinstituts Splendid<br />
Research, die in einem Zeitraum von zwölf<br />
Monaten 1392 Unternehmen mit einem<br />
Jahresverbrauch zwischen 10.000 und<br />
6 Mio. kWh Strom zu ihrem Energie-Einsparpotenzial<br />
befragte. Viele KMUs könnten<br />
brauch zu senken. Einen Anbieterwechsel<br />
haben dagegen in den letzten zehn Jahren<br />
lediglich 32 % mehr als einmal vollzogen;<br />
38 % haben nur einmal und 28 % nie den<br />
Stromanbieter gewechselt. Der Wechseldruck<br />
auf die Stromversorger ist laut der<br />
Studie momentan offensichtlich nicht ausreichend:<br />
Der Erzeugungspreis für die<br />
Stromversorger sinkt seit Jahren, doch nur<br />
die wenigsten haben diese Preissenkungen<br />
an ihre Kunden weitergegeben. Mehr Wechselaktivität<br />
könnte die Energieversorger zu<br />
WIR BERICHTEN ÜBER<br />
Bosch ................................................................................... 6<br />
E.Optimum ..................................................................... 16<br />
EnBW .................................................................................. 6<br />
Eon ....................................................................................... 8<br />
Ford ................................................................................... 10<br />
Inductoheat ...................................................................... 4<br />
Kraftwerksbatterie Heilbronn .................................. 6<br />
Mitsubishi Electric ...................................................... 12<br />
Nord Drivesystems ..................................................... 14<br />
Perlenbach ..................................................................... 12<br />
Rheco ................................................................................... 2<br />
Riempp ............................................................................... 4<br />
Schaeffler ........................................................................ 12<br />
Splendid Research ....................................................... 16<br />
Steag ................................................................................. 10<br />
Steag New Energies ................................................... 10<br />
Waldrich Coburg ............................................................ 8<br />
Unternehmen<br />
nutzen ihr<br />
Sparpotenzial für<br />
Stromkosten nicht<br />
ausreichend aus –<br />
und geben so<br />
jährlich rund<br />
4 Mrd. Euro zu viel<br />
für Energie aus<br />
mehr als 10.000 Euro jährlich einsparen, indem<br />
sie ihren Energieeinkauf anders organisieren.<br />
Das durchschnittliche Einsparpotenzial<br />
für Stromkosten pro Unternehmen liegt<br />
bei rund 1730 Euro pro Jahr. Das individuelle<br />
Einsparpotenzial variiert aber stark: Es kann<br />
zwischen wenigen 100 bis 80.000 Euro pro<br />
Jahr betragen – und hängt etwa von der<br />
Branche, dem Verbrauch und der spezifischen<br />
Situation des Unternehmens ab.<br />
Bei Sparpotenzial für Stromkosten besteht<br />
Lücke zwischen Wissen und Handeln<br />
Zudem ergab eine weitere Befragung unter<br />
262 Energieentscheidern in KMU, dass die<br />
Verantwortlichen zwar das Einsparpoten -<br />
zial kennen, aber nicht die Wege, um es zu<br />
erreichen. 75 % der Entscheider glauben,<br />
dass sie ihre Energiekosten vor allem durch<br />
Verbrauchsverhalten und günstigere Energieanbieter<br />
senken können. Knapp ein Viertel<br />
glaubt, so mindestens 5000 Euro pro<br />
Jahr an Energiekosten sparen zu können –<br />
teilweise sogar bis zu 250.000 Euro.<br />
Um Energiekosten zu sparen, versuchen<br />
KMU in Deutschland vor allem, ihren Ver-<br />
Foto: moquai86/Fotolia<br />
günstigeren Konditionen drängen, so die<br />
Studienempfehlung.<br />
Energieentscheider haben nur geringe<br />
Kenntnis des Energiemarktes<br />
In knapp 60 % der befragten Unternehmen<br />
sind der Geschäftsführer oder Inhaber für<br />
den Energieeinkauf zuständig. In 24 % der<br />
Fälle wird das Thema im allgemeinen Einkauf<br />
abgewickelt und nur etwa 9 % haben<br />
eine eigene Energieabteilung. Laut der Studie<br />
offenbaren die meisten Geschäftsführer<br />
aber Wissenslücken bei der Strompreisbildung.<br />
Drei Viertel der KMU nutzen bis dato<br />
kein Energiemanagement-System. Das<br />
heißt, dass nur ein Viertel der Mittelständler<br />
seinen Energieverbrauch strukturiert plant<br />
und nach Ressourcen und Kostenschonung<br />
analysiert. Zudem plant nur etwas mehr als<br />
ein Drittel der Energieentscheider sicher, in<br />
nächster Zeit Energieeinsparmaßnahmen<br />
vorzunehmen. Und das obwohl mehr als<br />
20 % der Befragten Stromkosten als ihren<br />
größten Kostentreiber identifizieren. _nu<br />
Mehr Informationen zur Studie erhalten Sie hier<br />
SONDERTEIL VON<br />
ISSN 0019–9036<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Verlag: Konradin-Verlag<br />
Robert Kohlhammer GmbH<br />
Ernst-Mey-Straße 8,<br />
70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Redaktion:<br />
Chefredakteur: Dipl.-Ing. (FH) Werner Götz (gö),<br />
Phone +49 711 7594–451<br />
Stellvertretender Chefredakteur:<br />
Dipl.-Betriebswirt (FH) Dietmar Kieser (dk),<br />
Phone +49 711 7594–454<br />
Redakteure:<br />
M. A. Laura Cyprian (lc), Phone +49 711 7594–342;<br />
B. A. (FH) Nora Nuissl (nu), Phone +49 711 7594–391<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452, Fax –1452,<br />
E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />
Layout:<br />
Layout: Beate Böttner, Vera Müller, Helga Nass<br />
Gesamtanzeigenleiter:<br />
Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565, Fax –1565<br />
Auftragsmanagement:<br />
Matthias Rath, Phone +49 711 7594–323, Fax –1323<br />
Zurzeit gilt Preisliste 77 vom 1.10.2017.<br />
Druck: Konradin Druck GmbH, Leinfelden-<br />
Echterdingen<br />
Printed in Germany<br />
© 2018 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
16 > Sonderteil Energie 2018
technik & wissen<br />
Industrielle Teilereinigung made im Schwarzwald<br />
Alles andere als eine<br />
wässrige Lösung<br />
Bauteilreinigung | Maschinenbauer Mafac feiert in<br />
diesem Sommer sein 50jähriges Firmenjubiläum –<br />
und blickt nicht nur auf die Vergangenheit, sondern<br />
auch auf Zukunftsthemen wie Industrie 4.0 oder additive<br />
Fertigung.<br />
❧ Sabine Koll<br />
„Die ganze Welt hat Anfang der 90er Jahre<br />
industrielle Reinigungsprozesse in Lösemitteln<br />
gedacht. Wir aber haben damals wässrige<br />
Lösungen favorisiert“, erinnert sich Joachim<br />
Schwarz, der bei Mafac als Geschäftsführer<br />
die Bereiche Forschung & Entwicklung<br />
und Produktion verantwortet. 1992<br />
markiert für den Maschinenbauer aus<br />
Alpirsbach im Schwarzwald die Wende in<br />
der Unternehmenshistorie: Damals stellte es<br />
auf der Hannover Messe mit der SF 60.40<br />
die erste kompakte Maschine für die industrielle<br />
Bauteilreinigung vor – natürlich auf<br />
der Basis wässriger Lösungen und verbunden<br />
mit der Idee, diese in Serie zu fertigen.<br />
Das Prinzip der gegen-<br />
beziehungsweise<br />
gleichläufigen Rotation<br />
von Korb und Düsensystem<br />
hat sich<br />
Mafac patentieren<br />
lassen. Bild: Mafac<br />
Schon zuvor hatte Mafac Equipment für<br />
das industrielle Reinigen gebaut – angefangen<br />
bei einfachen Handwaschbehältern bis<br />
hin zu teilautomatisierten Reinigungsmaschinen<br />
mit Kaltreinigern. 1974 war Firmengründer<br />
Ernst Schwarz in diesen Geschäftszweig<br />
eingestiegen.<br />
Dabei liegen die Wurzeln des Unternehmens<br />
in einem ganz anderen Bereich: Begonnen<br />
hat Ernst Schwarz bereits 1963 mit<br />
Lohnarbeiten, die er im Keller seines Wohnhauses<br />
ausführte. Zum Beispiel überprüfte<br />
er Einspritzdüsen für Spritzgießmaschinen<br />
von der Firma Arburg im benachbarten<br />
Loßburg.<br />
„Unser Vater war ein Vollblut-Ingenieur“,<br />
betont Rainer Schwarz, Geschäftsführer<br />
für Markt und Finanzen. „Und auch<br />
heute ist es immer unser Ziel, Technologieführer<br />
zu sein.“ Wenn der Firmengründer<br />
eine Idee für ein technisches Produkt oder<br />
eine Verbesserung hatte, tüftelte er so lange<br />
an der Lösung, bis er damit zufrieden war.<br />
So stellte er 1965 seine erste Bandschleifmaschine<br />
her. Die Idee dahinter: Bauteile, die<br />
von Bohr-, Dreh- oder Fräsmaschinen kommen,<br />
sollten damit so schnell wie möglich<br />
entgratet werden. Für die Herstellung von<br />
Bandschleifmaschinen gründete der Vater<br />
der beiden heutigen Geschäftsführer im Jahr<br />
1968 Mafac und ließ das Fabrikgebäude<br />
bauen, in dem das Unternehmen noch heute<br />
zuhause ist. Doch damit nicht genug: Parallel<br />
dazu baute er das zweite Geschäftsfeld<br />
Gärtnereimaschinen auf. Und 1974 folgte<br />
der Bereich Reinigen.<br />
Korb und Düsensystem rotieren<br />
gegen- beziehungsweise gleichläufig<br />
Mit dem Eintritt der beiden Söhne Joachim<br />
und Rainer werden in den 80er Jahren die<br />
Grundsteine gelegt für die wässrige Teilereinigung<br />
mit Bewegung; erst horizontal, dann<br />
rotativ. Die Technik der Spritz-Flut-Reinigungsanlage<br />
SF 60.40 mit der gegen- beziehungsweise<br />
gleichläufigen Rotation von<br />
Korb und Düsensystem hat sich Mafac patentieren<br />
lassen.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 59
technik & wissen<br />
Wechsel in der Chefetage<br />
Seit Ende der 90er Jahre konzentriert<br />
sich Mafac ausschließlich auf das Geschäft<br />
mit Reinigungsmaschinen. Die beiden anderen<br />
Geschäftszweige wurden verkauft. Diese<br />
Entscheidung hat sich als richtig erwiesen:<br />
Mafac erwirtschaftete 2017 mit rund 90<br />
Mitarbeitern einen Umsatz von 17 Mio.<br />
Euro. Die Exportquote liegt bei 65 %. Dafür<br />
verfügt Mafac über ein globales Vertriebsnetz<br />
mit den USA als wichtigstem<br />
Überseemarkt. Doch auch chinesische Kunden<br />
gibt es – beispielsweise ein großer Hydraulikhersteller.<br />
„Wir streben weiterhin ein<br />
organisches Wachstum an“, so Rainer<br />
Schwarz. Im laufenden Jahr peilt er zwischen<br />
18 und 19 Mio. Euro Umsatz an. Fünf<br />
Maschinenbaureihen – alle benannt nach<br />
Inseln – stehen heute zur Auswahl.<br />
„Patente, mit denen wir unsere Grundtechnologien<br />
schützen, sind noch heute ein<br />
Schlüssel unseres Erfolgs“, ist sich Joachim<br />
Schwarz sicher. „Dazu gehört nicht nur das<br />
Anmelden der Patente, sondern auch deren<br />
Durchsetzung gegen Wettbewerber, die unsere<br />
Technologie kopieren.“ So hat sich Mafac<br />
unter anderem die Ultraschall-Technologie<br />
für die partikelfreie Entfettung von Präzisionsteilen,<br />
wie sie in der Malta Maschine<br />
zum Einsatz kommt, patentieren lassen.<br />
Weitere Patente betreffen das kinematische<br />
Reinigen und Trocknen. „Dabei handelt es<br />
sich um eine neue Dimension der Bewegung,<br />
die für Energieeinsparungen von bis<br />
zu 30 % sorgt“, so Joachim Schwarz. Bereits<br />
in den Java-Maschinen hat Mafac auf<br />
die Kinematik zurückgegriffen. Auf der<br />
Messe Parts2clean Ende Oktober in Stuttgart<br />
folgt mit Pura eine weitere Maschine.<br />
Rainer Schwarz: „Diese Maschinenbauserie<br />
ist unsere erste reine Serienmaschine,<br />
die wir fertig ab Lager verkaufen werden.“<br />
„Wir denken aber im Grunde immer in Serien“,<br />
ergänzt sein Bruder Joachim. Den Standardisierungsgrad<br />
beziffert er auf 80 bis<br />
90 %; der Rest entfällt auf kundenspezifische<br />
Anpassungen. Standardisierte Plattformen<br />
für alle Maschinenbaureihen hat Mafac<br />
beispielsweise für Filtrationssysteme,<br />
Ölabscheider, Kondensatoren oder Pumpensysteme<br />
geschaffen.<br />
Zum 1. Januar 2019 wird Joachim Schwarz aus der Mafac-Geschäftsführung<br />
ausscheiden. Sein Aufgabengebiet Forschung & Entwicklung<br />
und Produktion übernimmt dann Stefan Schaal, der aktuell<br />
Leiter Entwicklung und Konstruktion ist. Er ist seit 2008 im Unternehmen,<br />
nachdem er dort seine Diplomarbeit über die Konstruktion<br />
von Reinigungsdüsen geschrieben hatte. „Ich will einen Fokus<br />
auf die Produktionsoptimierung legen. Wir entwickeln uns schließlich<br />
immer mehr vom einer Manufaktur zu einem Serienfertiger“, so<br />
Schaal. Als weitere Schwerpunkte nennt er die Bereiche Mechanik,<br />
Elektrik und Software sowie die intuitive Maschinenbedienung.<br />
Joachim Schwarz bleibt gemeinsam mit seinem Bruder Rainer Mafac-Gesellschafter<br />
und wird sich in Zukunft neuen Themen abseits<br />
des Tagesgeschäfts widmen. Dazu gehören die Vorausentwicklung<br />
neuer Maschinentechnologien, -verfahren und -prozesse sowie die<br />
Unternehmensentwicklung einschließlich Baumaßnahmen. So ist<br />
hinter dem bestehenden Gebäude der Neubau des sogenannten Mafac-Campus<br />
geplant, also eines neuen Kundenzentrums. Zudem soll<br />
die Produktion erweitert werden.<br />
Gruppenbild mit neuem<br />
Geschäftsführer (v.l.n.r.):<br />
Technik-Geschäftsführer<br />
Joachim Schwarz, sein<br />
Nachfolger Stefan Schaal<br />
und Finanz-Geschäftsführer<br />
Rainer Schwarz.<br />
Bild: Mafac<br />
Steigende Fertigungstiefe sorgt<br />
für eine hohe Flexibilität<br />
Gefertigt wird in Alpirsbach in Kleinserien<br />
von 10 bis 20 Maschinen in selbstorganisierenden<br />
Teams nach dem Kanban-System.<br />
Die Fertigungstiefe ist hoch: Selbst die Software-Entwicklung<br />
oder die Schaltschrank-<br />
Montage erfolgt inhouse. „Tendenziell erledigen<br />
wir viele Aufgaben lieber selbst“, sagt<br />
Joachim Schwarz. Das betrifft nicht nur die<br />
Fertigung der Reinigungskammer, die Kernkompetenz<br />
von Mafac, sondern zum Beispiel<br />
auch das Drehen und Fräsen von Metallbauteilen:<br />
„Diesen Bereich holen wir gerade<br />
wieder zurück ins Haus, weil wir damit<br />
flexibler und schneller am Markt agieren<br />
können.“<br />
Daneben befasst sich Mafac mit den Auswirkungen<br />
aktueller und künftiger Entwicklungen<br />
auf das eigene Geschäft. Dazu gehört<br />
zum Beispiel das Thema Industrie 4.0: „Wir<br />
wollen am Forschungsprojekt Qsrein 4.0<br />
teilnehmen, um die Analyse und die Modellierung<br />
des Zusammenhangs zwischen der<br />
Prozessqualität und den verfahrensspezifischen<br />
Prozessgrößen zu erforschen“, verrät<br />
Joachim Schwarz. Auch Predictive Maintanance<br />
und Künstliche Intelligenz stehen auf<br />
seiner Agenda. „Außerdem beobachten wir<br />
sehr genau die Entwicklung der additiven<br />
Fertigung. Die Feinstaub-Partikel auf diesen<br />
Bauteilen müssen schließlich abgereinigt<br />
werden.“ Er ist sich sicher: „Die Aufgaben<br />
der industriellen Teilereinigung werden in<br />
den nächsten Jahren größer.“ •<br />
60 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>
Zu sehen ist hier, ob die UV-Dosis zu niedrig (blau),<br />
korrekter (grün) oder zu hoch (rot) dosiert ist. Der Lack<br />
auf dem Stuhl wird in dem Beispiel nur durch die Einstellung<br />
der Leistung und Bestrahlungszeit ideal in der<br />
UV-Kugel mit der nötigen Dosis versorgt. Bei der herkömmlichen<br />
Bestrahlung muss an den blauen und roten<br />
Stellen mit kurz- oder langfristigen Oberflächenschäden<br />
gerechnet werden.<br />
Bild: Fraunhofer IPA<br />
Projekt will UV-Aushärten effizienter machen<br />
Ultraviolett statt Infrarot<br />
Lackieren | Ob Karosserien, Elektronikgehäuse oder<br />
andere beanspruchte Bauteile – sie alle benötigen eine<br />
Schutzlackierung. UV-Lackierungen haben sich<br />
hier als sehr probate Mittel erwiesen. Allerdings<br />
könnte deren Aushärten noch effizienter werden. Ein<br />
Projekt widmet sich dieser Aufgabe.<br />
Um die Lackschicht verschiedener Bauteile<br />
sicher handhabbar zu machen, muss sie<br />
trocknen beziehungsweise aushärten. UV-<br />
Lacke polymerisieren unter UV-Licht – und<br />
das im Sekunden- oder Minutentakt. Hartmut<br />
Jundt, Leiter funktionelle Beschichtungen<br />
bei Ritzi Lackiertechnik in Tuningen,<br />
weist noch auf einen weiteren Vorteil der<br />
schnell härtenden UV-Lacke hin: „Man hat<br />
eine bessere Kontrolle über den Prozess im<br />
Gegensatz zu Infrarot-Lacken, die etwa 30<br />
Minuten im Ofen getrocknet werden müssen.“<br />
Weiter besitzen UV-Lacke einen schönen<br />
Glanz; dazu sind sie sehr widerstandsfähig<br />
und kratzfest, was besonders die Autobesitzer<br />
freut. Aber nur lackieren und UV-<br />
Licht drauf richten und alle sind glücklich?<br />
So einfach geht das leider nicht.<br />
Eine Anlage zum UV-Lackaushärten besteht<br />
im Wesentlichen aus einer oder mehreren<br />
UV-Lampen, Reflektoren, und elektronischer<br />
Steuer- und Regeltechnik. Dabei ist die<br />
LED-Technologie auf dem besten Weg, sich<br />
zu einer Alternative zur Quecksilberdampflampe<br />
zu entwickeln. LEDs brauchen deutlich<br />
weniger Energie und produzieren weni-<br />
ger Abwärme. Sie lassen sich in passenden<br />
Baueinheiten von mitunter 100 und mehr<br />
Elementen verschalten. Solche Module kann<br />
man auch zonenweise effizient ansteuern,<br />
was so eine Anlage relativ flexibel macht.<br />
„Allerdings sind die einzelnen LEDs noch<br />
etwas schwach“, kritisiert Jundt.<br />
Doch funktioniert es nicht, einfach die<br />
Quecksilberdampflampe gegen LEDs auszutauschen.<br />
LED-Licht liegt meist im UV-<br />
A-Bereich und hat ein relativ enges Spektrum.<br />
Quecksilberdampflampen dagegen<br />
haben ein breites Spektrum im UV und können<br />
so zum Aushärten verschieden reaktiver<br />
UV-Lacke verwendet werden. Zukünftige<br />
LEDs brauchen deshalb einen anderen<br />
Spektralbereich für den industriellen Einsatz.<br />
Die Experten sind sich einig: Der Trend<br />
geht zu LED, aber da muss sich noch leistungsmäßig<br />
etwas bewegen und die Chemie<br />
der Lacke angepasst werden, denn die reagiert<br />
sehr wellenlängenspezifisch.<br />
Probleme macht beim Aushärten die<br />
Oberflächengeometrie, die dafür sorgt, dass<br />
Bereiche im Schatten liegen. Für eine gleichmäßig<br />
ausgehärtete Oberfläche muss dazu<br />
das Bauteil oder die UV-Lampe bei einem<br />
Objekt oft mehrmals ausgerichtet werden.<br />
Das braucht Zeit beziehungsweise Anlagentechnik.<br />
Oliver Starzmann vom UV-Ausrüster<br />
IST Metz: „3D-Bauteile werden zum<br />
Beispiel auf einem Rundtischautomaten mit<br />
Spindel positioniert. Allerdings gibt es hier<br />
Grenzen was Komplexität und Größe der<br />
Bauteile angeht.“ In solchen Anordnungen<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 61
technik & wissen<br />
Vier lackierte Schaltknäufe<br />
sind in der Versuchsanlage<br />
platziert. Bild: Fraunhofer<br />
IPA/Rainer Bez<br />
lassen sich die Oberflächen von Bauteilen<br />
ähnlicher Geometrie aushärten und damit<br />
auch geringe Losgrößen wirtschaftlich behandeln.<br />
Allerdings gilt das nur bei ähnlichen<br />
Oberflächengeometrien.<br />
Ein weiterer Bereich, in dem noch Spielraum<br />
für erhöhte Effizienz besteht, ist der<br />
Reflektor. „Wenn man eine Beleuchtung für<br />
die Lackaushärtung entwickelt, muss man<br />
zur Verifikation die Verteilung der Bestrahlungsstärke<br />
auf der Lackschicht berechnen.<br />
Diese sollte möglichst gleich groß sein, damit<br />
der Lack überall gleich schnell aushärtet.<br />
Für diese Rechnungen werden nicht-sequenzielle<br />
Raytracer eingesetzt“, berichtet<br />
Dr. Bernhard Michel, Geschäftsführer von<br />
Hembach Photonik. Dabei arbeiten die Entwickler<br />
aus Rednitzhembach mit 3D-Modellen.<br />
Wesentlich ist dabei die Lage der<br />
Lampenachse, die Geometrie der Reflektoren<br />
und deren Einfluss auf den Strahlengang.<br />
So lässt sich der Strahlengang an die<br />
jeweiligen Anforderungen anpassen.<br />
„Einen wichtigen Beitrag liefert auch die<br />
verbesserte Reaktivität der Lackchemie und<br />
die optimale Abstimmung von Emission<br />
und Absorbtion, also die Wahl der LEDs für<br />
eine optimale Absorption“, so Dieter Stirner,<br />
Entwickler bei Hönle, Gräfelfing. Er<br />
weist darauf hin, dass bei UV-Klarlacken<br />
mitunter beim Aushärten mittels LED eine<br />
Neigung zum Vergilben besteht. LED-Systeme<br />
bieten neben einem sparsamen Betrieb<br />
noch einen weiteren Vorteil: sie brauchen<br />
Der Innenraum der durch Dreiecke angenäherten<br />
UV-Kugel mit vier Schaltknäufen.<br />
Zum Be- und Entladen kann der obere Teil<br />
der Pilotanlage aufgeklappt werden. Alle<br />
bisher getesteten Bauteile konnten auch in<br />
den Problemzonen optimal belichtet<br />
werden. Bild: Fraunhofer IPA/ Rainer Bez<br />
keine „Aufwärmzeit“. So lassen sie sich<br />
schnell und flexibel den jeweiligen Anforderungen<br />
gemäß an- und abschalten. Eine getriggerte<br />
Pausenschaltung zwischen einzelnen<br />
Produkten erlaubt weitere Energieeinsparungen.<br />
Eine Lösung auf Basis von LEDs hat ein<br />
Konsortium in dem vom Bundesministerium<br />
für Wirtschaft und Energie geförderten<br />
Projekt „UV-Kugel-Puls-Anlage zur 3D-<br />
Lackhärtung“ erarbeitet. Neben dem<br />
Fraunhofer IPA und dem Institut für Industrielle<br />
Fertigung und Fabrikbetrieb (IFF) der<br />
Uni Stuttgart gehörten dazu die Unternehmen<br />
Durst, Easytec, Opsytec Dr. Gröbel und<br />
Ritzi.<br />
Um das Problem Verschatten zu lösen,<br />
haben sie das Pferd sozusagen vom Schwanz<br />
her aufgezäumt. In der Beleuchtungstechnik<br />
benutzt man die sogenannte Ulbrichtkugel –<br />
eine Hohlkugel – um die Lichtabstrahlung<br />
von LED-Arrangements auszumessen. Das<br />
Besondere der Ulbrichtkugel ist, dass man<br />
durch die vielfachen Reflexionen des Lichts<br />
an den Wänden im Inneren ein nahezu ideal<br />
diffuses Lichtfeld bekommt. Positioniert<br />
man das Werkstück in einer solchen Kugel,<br />
wird so seine Oberfläche überall gleichmäßig<br />
bestrahlt – unabhängig von der Geometrie<br />
des Bauteils.<br />
Da eine Ulbrichtkugel aufwändig herzustellen<br />
ist, hat man deren Eigenschaften<br />
durch die kugelförmige Anordnung von 20<br />
ebenen Dreiecken angenähert. Die Innenoberfläche<br />
besteht aus Teflon, das mehr als<br />
80 % der Strahlung reflektiert, dazu<br />
schmutzabweisend und UV-beständig ist.<br />
Als UV-Lichtquellen dienen neuartige<br />
Hochleistungs-LED-Strahler. „Die UV-LED-<br />
Lampen haben besonders vorteilhafte Eigenschaften,<br />
um sie in die UV-Kugel zu integrieren.<br />
Die geringen mechanischen Baumaße,<br />
die hohe optische Leistungsdichte und<br />
schnelle Taktbarkeit machen sie zur idealen<br />
Strahlungsquelle für diese Anwendung“, bestätigt<br />
Alfred Feilen, Geschäftsführer von<br />
Easytec, Aachen. Auch ein neuer Lack wurde<br />
genutzt, der ideal zur Anlage passt. Aber<br />
auch herkömmliche Lacke lassen sich verwenden.<br />
Der neue Prototyp bietet viel: „Gleich<br />
mehrere lackierte 3D-Bauteile wurden in<br />
der patentierten UV-Kugel positioniert, die<br />
Hochleistungs-UV-LEDs eingeschaltet und<br />
nach wenigen Sekunden war die Lackschicht<br />
bei allen perfekt gleichmäßig ausgehärtet.<br />
Und das sogar bei kompliziert geformten<br />
Bauteilen, bei Hinterschneidungen<br />
und Bohrungen“, freut sich Rainer Röck,<br />
der Erfinder und Patentinhaber. Für die Industrie<br />
wichtig ist, dass dabei weder die UV-<br />
Strahler noch die Bauteile bewegt oder verstellt<br />
werden müssen, egal wie komplex ihre<br />
Geometrie ist.<br />
Kein Programmieraufwand für<br />
Bauteile beliebiger Struktur<br />
Ein weiterer Vorteil: Die neue Anlage benötigt<br />
wesentlich weniger Fläche als herkömmliche<br />
Anlagen, dazu ist sie skalierbar<br />
und gut in bestehende Anlagen zu integrieren.<br />
„Als Anwender freut es mich besonders,<br />
dass ohne Programmieraufwand Teile<br />
beliebiger Struktur sicher und schnell getrocknet<br />
werden und der Teilewechsel seinen<br />
Schrecken verliert“, sagt Ritzi-Experte<br />
Jundt. Ein weiteres Plus ist, dass auch Baueile<br />
in Losgröße 1 effizient zu trocknen sind.<br />
Das Projekt steckt derzeit noch in den<br />
Kinderschuhen. Beim Zuführen der Teile ist<br />
noch Feinarbeit nötig und man hat bislang<br />
erst mit moderat großen Probekörpern gearbeitet.<br />
Die Grenzen des Verfahrens: Je größer<br />
die Kugel ist, desto mehr Energie wird<br />
benötigt.<br />
•<br />
Barbara Stumpp<br />
Fachjournalistin in Freiburg<br />
62 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>
produkte<br />
Kurvenscheibenheber für<br />
kurze Hübe<br />
Fördertechnik | Der Kurvenscheibenheber von Expert-<br />
Tünkers eignet sich als einfache und robuste Lösung für<br />
Hübe im Bereich von 100 bis 300 mm. Die Heber können<br />
flexibel stirnseitig oder seitlich zur Rollenbahn angeordnet<br />
werden. Das Bewegungsprofil kann über die<br />
Geometrie der Kurvenscheibe vorgegeben werden, sodass<br />
auf den Einsatz eines zusätzlichen Servoantriebs<br />
mit Frequenzumrichter verzichtet werden kann. Beide<br />
Stellungen, obere und untere, sind mit einem Rastgang<br />
verriegelt und sorgen ohne zusätzliche Absteckelemente<br />
für eine hohe Betriebssicherheit beim Anlagenstillstand.<br />
Das Hubprofil kann bei konstanter Motordrehzahl<br />
individuell an die Förderaufgabe angepasst werden. •<br />
Kurze Zykluszeiten<br />
sorgen für hohen Maschinentakt<br />
Steuerung | Mit der XC300 bietet<br />
Eaton eine leistungsstarke und flexible<br />
Steuerung, die es Maschinenund<br />
Anlagenbauern erlaubt, in<br />
Kombination mit dem I/O-System<br />
XN300 und dem Touchpanel<br />
XV300 ein schlankes Automatisierungskonzept<br />
zu realisieren. Der<br />
Prozessor ermöglicht geringe Zykluszeiten<br />
von
vorschau 20.18<br />
Klebstoffsuchmaschine<br />
Welcher Klebstoff ist der richtige? So banal die<br />
Frage sich auch anhören mag, so komplex und<br />
kompliziert ist doch die Antwort, wenn es um<br />
industrielle Anwendungen geht. Doch genau<br />
darauf fokussiert sich die neue Klebstoffsuch -<br />
maschine Substratec. Wir stellen das Tool<br />
ausführlich vor und lassen sowohl Befürworter<br />
als auch Kritiker zu Wort kommen.<br />
Bild: Igor Mojzes / Fotolia<br />
IT-Sicherheit<br />
Hackerangriffe auf das Unternehmensnetz sind<br />
keine Seltenheit. Wie sich Unternehmen<br />
schützen können und was Cyberversicherungen<br />
leisten – ein Überblick.<br />
Präzisionswerkzeuge<br />
Mapal-Chef Dr. Jochen Kress sagt, was der<br />
Generationswechsel für das Unternehmen bedeutet,<br />
welche Trends die Branche prägen und<br />
wie er die aktuelle Wirtschaftslage einschätzt.<br />
erscheint montags Impressum<br />
ISSN 0019–9036<br />
Organ des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung<br />
e.V. (WSM), Düsseldorf, Hagen. Die Mitglieder<br />
des Verbandes erhalten den <strong>Industrieanzeiger</strong> im Rahmen ihrer<br />
Mitgliedschaft. Zusammenarbeit im Fachbereich der Gießereitechnik<br />
mit der Zentrale für Gussverwendung, Düsseldorf.<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Mitherausgeber: Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher (Werkzeugmaschinen);<br />
Prof. Dr.-Ing. Fritz Klocke (Technologie der Fertigungsverfahren);<br />
Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt (Fertigungsmesstechnik<br />
und Qualitätsmanagement); Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Günther<br />
Schuh (Produktionssyste matik), WZL RWTH Aachen<br />
Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
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B. A. (FH) Nora Nuissl (nu), Phone +49 711 7594–391<br />
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Dipl.-Ing. Olaf Stauß (os), Phone +49 711 7594–495;<br />
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Anzeigen-Annahmeschluss für Gelegenheits anzeigen mittwochs,<br />
15 Uhr.<br />
Leserservice: Ute Krämer, Phone +49 711 7594–5850,<br />
Fax –15850, E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />
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Bezugspreis: Inland jährlich 206,70 € inkl. Versandkosten und<br />
MwSt; Ausland 206,70 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 8,00 €<br />
(inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten). Für Schüler, Studenten und<br />
Auszubildende gegen Nachweis: Inland 137,80 € inkl. MwSt.<br />
und Versandkosten, Ausland 137,80 € inkl. Versandkosten.<br />
Bestellungen erbitten wir an den Verlag.<br />
Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />
bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />
Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum<br />
Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf<br />
des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils vier<br />
Wochen zum Quartalsende.<br />
Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer<br />
Gewalt entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />
AUSLANDSVERTRETUNGEN<br />
Großbritannien/Irland: Jens Smith Partnership, The Court, Long<br />
Sutton, GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA, Phone 01256<br />
862589, Fax 01256 862182, E-Mail: media@jens.demon.co.uk;<br />
Japan: Mediahouse Inc., Kudankita 2-Chome Building, 2–3–6,<br />
Kudankita, Chiyoda-ku, Tokyo 102, Phone 03 3234–2161,<br />
Fax 03 3234–1140; Belgien, Frankreich, Luxemburg, Italien,<br />
Switzerland IFF media ag, Frank Stoll, Technoparkstrasse 3,<br />
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Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte,<br />
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welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
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Druck: Konradin Druck, Leinfelden-Echterdingen<br />
Printed in Germany<br />
© 2018 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
64 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>
Wir berichten über<br />
ABB ......................................................... 18<br />
Accenture .............................................. 20<br />
Advanc3D Materials ............................ 12<br />
Afag ........................................................ 24<br />
Aventics ................................................. 24<br />
BASF New Business ............................ 12<br />
Baumüller .............................................. 32<br />
BDI .......................................................... 10<br />
Beckhoff ................................................. 36<br />
Bitbanger ................................................. 8<br />
Bitkom .................................................... 22<br />
Bosch Rexroth ...................................... 31<br />
bvik .......................................................... 19<br />
Bystronic ................................................ 17<br />
Camozzi .................................................. 24<br />
Cosmo Consult ...................................... 22<br />
Deutsche Bank ..................................... 10<br />
Dormakaba ............................................ 20<br />
Dreamscream ......................................... 8<br />
Easytec ................................................... 61<br />
Eaton ....................................................... 63<br />
EBM-Papst ............................................ 17<br />
EDB ......................................................... 20<br />
Expert-Tünkers ...................................... 63<br />
Festo ....................................................... 24<br />
Fraunhofer IPA ...................................... 61<br />
Fraunhofer ISE ...................................... 12<br />
GE ............................................................ 18<br />
Gett ......................................................... 12<br />
Hembach Photonik ............................... 61<br />
Hönle ...................................................... 61<br />
IFAM ....................................................... 16<br />
IfM ........................................................... 10<br />
Insider Navigation ................................ 41<br />
IPK ........................................................... 16<br />
IST Metz ................................................. 61<br />
It‘s OWL .................................................. 19<br />
Kollmorgen ............................................ 31<br />
KPMG ..................................................... 22<br />
Landesmesse Stuttgart ....................... 18<br />
Lapp ........................................................ 12<br />
LBF .......................................................... 16<br />
Leibniz Universität Hannover ............. 18<br />
Lumos Helmet ......................................... 8<br />
Mafac ..................................................... 59<br />
Mühlbauer ............................................. 36<br />
Num ........................................................ 11<br />
OPMT ...................................................... 11<br />
Pepperl+ Fuchs ..................................... 20<br />
Ritzi Lackiertechnik .............................. 61<br />
Setup Performance .............................. 12<br />
Siemens ................................................. 20<br />
Simufact Engineering .......................... 17<br />
SMC .................................................. 24, 34<br />
Solar Promotion .................................... 12<br />
STM ........................................................ 19<br />
Trumpf ..................................................... 32<br />
T-Systems .............................................. 22<br />
TU Darmstadt ........................................ 31<br />
TÜV Süd ................................................. 20<br />
Ucimu ..................................................... 19<br />
VDMA ................................... 10, 11, 13, 18<br />
Volland .................................................... 12<br />
Yolk ............................................................ 8<br />
Zeltwanger ............................................ 24<br />
ZVEI ......................................................... 30<br />
3DQR ....................................................... 38<br />
Hybride Bauelemente e<br />
Druckfedern<br />
Schenkelfedern<br />
Zugfedern<br />
Wellenfedern<br />
Drahtbiegeteile<br />
Bandbiegeteile<br />
Baugruppen<br />
Lasergenerierte<br />
Musterteile<br />
www.dietz.eu<br />
NEU<br />
Handymat<br />
Störung ruft Handy<br />
www.bollrathelektronik.de<br />
Telefon: 02872-2503<br />
Beilagen in dieser Ausgabe:<br />
DENIOS AG<br />
Wir bitten um Beachtung.<br />
Zukunft für Kinder !<br />
DAS SCHÖNSTE<br />
GESCHENK<br />
FÜR KINDER:<br />
EINE ZUKUNFT.<br />
Das ist die KRAFT<br />
der Patenschaft.<br />
Jzt Pate<br />
н:<br />
worldvision.de<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong> 65
zuletzt ...<br />
Klischee<br />
olé!<br />
Während die Menschheit sich andernorts<br />
in sinnlosen Metzeleien<br />
selbst dezimiert, widmet sich der<br />
Westen den relevanten Dingen<br />
des Lebens. Zum Beispiel den<br />
sogenannten Barbie Feet,<br />
dem neuesten Foto-Trend aller<br />
14-jährigen Poser-Kiddies. Nachdem sämtliche (a)soziale Medien jahrelang mit<br />
Entengesichtern (Duck Faces) oder künstlich erzeugten Oberschenkellücken<br />
(Thigh Gaps) geflutet wurden, fotografieren vorwiegend weibliche<br />
Personen neuerdings fleißig ihre nackten Beine von unten, um sie optisch zu<br />
strecken und dem Puppenideal gerechter zu machen. Sollten die<br />
Hard core-Feminist*INNen unter uns bis hierhin nicht vom<br />
Hocker gefallen sein, so werden sie bei der Erwähnung des WAF auf jeden Fall<br />
hart auf dem Boden der Tatsachen aufprallen: Der Woman Approval [oder<br />
Acceptance] Factor beschreibt den Grad der Zustimmung einer Frau – ja, hier<br />
fängt der Sexismus bereits an – hinsichtlich zumeist technischer Anschaffungen<br />
ihres Mannes – und ja, hier setzt sich der<br />
Sexismus fort. So besagt der Ansatz, dass Männer<br />
Laut sprechersysteme, Heimkino-Anlagen, PCs und<br />
Ähnliches anhand ihrer Leistung auswählen, während<br />
sich das schwache Geschlecht auf<br />
weiche Attribute wie die Ästhetik oder Usability<br />
der Geräte beruft. Auch wenn das Phänomen meist<br />
scherzhaft verwendet wird, diskutieren männliche<br />
Männer in Onlineforen, welche Geräte einen hohen<br />
WAF aufweisen, um Konflikte zu Hause zu<br />
um gehen. Willkommen im 21. Jahrhundert.<br />
(df)<br />
Bild: runzelkorn/Fotolia<br />
66 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>19.18</strong>
Industrie<br />
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zugleich weitere Arbeitsschritte wie eine Qualitätssicherung<br />
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sie ihre Umgebung, können auf unvorhergesehene Ereignisse sowie<br />
Objekte reagieren und erkennen zuverlässig Gefahrsituationen. Das gilt<br />
insbesondere für die 3D-Bildverarbeitung.<br />
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Sicherheit für den Menschen in der Zusammenarbeit mit einem Roboter<br />
versprechen unterschiedlichste Systeme. Allen gemein ist, dass klassische<br />
Einhausungen überflüssig sind. Eine allgemein gültige Patenlösung gibt<br />
es aber nicht. Erfordert die Interaktion zwischen Mensch und Roboter<br />
doch häufig neue Techniken und individuelle Lösungsansätze. Nur ein umfassendes<br />
Sicherheitskonzept mit smarten Komponenten minimiert Gefahren.<br />
Das gilt besonders, wenn immer stärker werdende Roboter in der<br />
MRK Einzug halten, mit dem Menschen und hohen Lasten interagieren.<br />
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