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Quality Engineering 02.18

Themen automatisierte Qualitätssicherung, Augmented Reality, Bildverarbeitung und Management mit Branchenschwerpunkten Automobil sowie Elektronik

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<strong>02.18</strong><br />

Intervie<br />

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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

QS in der additiven Fertigung<br />

Titel Button Überschrift<br />

Alle Themen des Events von <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Titel in Kooperation Button Fließtext mit dem Fraunhofer IPA<br />

im großen Sonderteil


Hightech-Lösungen für die Industrie 4.0<br />

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Steuerungstechnik<br />

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Ansichten ::<br />

Datenschutz als<br />

ständiger Begleiter<br />

Dass das Inkrafttreten der europäischen Datenschutzgrundverordnung<br />

(DSGVO) kurz bevor stand, konnte<br />

man in den vergangenen Wochen schon beim Öffnen<br />

seines elektronischen Posteingangs merken. So wurde<br />

ich täglich mit E-Mails bombardiert, die von mir eine<br />

bestimmte Reaktion verlangten.<br />

So zeigte sich nicht nur, wie sehr die Unternehmen<br />

dieses Thema umtreibt, sondern auch, wie stark die<br />

Verwirrung dabei ist. In manchen E-Mails sollte ich<br />

zustimmen, wenn ich weiter einen Newsletter empfangen<br />

wollte. In anderen sollte ich explizit ablehnen, falls<br />

dies nicht der Fall sei. Manche wollten weder Zustimmung<br />

noch Ablehnung. Sie teilten mir lediglich mit,<br />

dass meine Daten bei ihnen gut geschützt seien. Danke<br />

für die Info.<br />

Wahrscheinlich<br />

werden die Folgen der<br />

DSGVO erst in den<br />

kommenden<br />

Monaten und Jahren<br />

vollständig sichtbar<br />

Markus Strehlitz, Redaktion<br />

qe.redaktion@konradin.de<br />

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Auch auf der Control war in jedem Gespräch zu spüren,<br />

wie verunsichert viele Firmen sind. Die Auswirkungen<br />

auf das Qualitätsmanagement sind häufig noch unklar.<br />

Da ist es beruhigend, dass Experten der DQS eine erste<br />

Entwarnung geben (Seite 14). Grundaussage: Unternehmen<br />

müssen sich mit der DSGVO auch aus<br />

QM-Sicht beschäftigen. Aber es besteht kein Grund zur<br />

Panik.<br />

Ein weiterer Artikel zu dem Thema stellt außerdem dar,<br />

welche Synergien zwischen QM und Datenschutz<br />

genutzt werden können (Seite 16).<br />

Damit ist die DSGVO aber mit Sicherheit noch nicht<br />

abschließend behandelt. Die Verordnung wird uns auch<br />

in den kommenden Ausgaben begleiten. Wahrscheinlich<br />

werden ihre Folgen auch erst in den kommenden<br />

Monaten und Jahren vollständig sichtbar. Wir werden<br />

uns also auch weiterhin mit dem Datenschutz beschäftigen.<br />

So wie Sie das auch tun sollten.<br />

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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 3


:: Inhalt<br />

▶ Dr. Ralf Christoph, Geschäfts -<br />

führender Gesellschafter von Werth,<br />

sieht in der Digitalisierung großes<br />

Potenzial für die Messtechnik<br />

▼ Die im März 2018 erschienene<br />

ISO 45001:2018 könnte zum welt -<br />

weiten Standard für Arbeits- und<br />

Gesundheitsschutzmanagementsysteme<br />

werden<br />

26<br />

10<br />

Management<br />

06 Rückblick auf die Control 2018<br />

Anbieter erobern neue Felder<br />

10 Interview mit Werth-Chef<br />

Dr. Ralf Christoph setzt auf CT<br />

und Multisensorik<br />

14 DSGVO und Qualitätsmanagement<br />

Experten der DQS bleiben gelassen<br />

16 Umsetzung der DSGVO<br />

Software schafft einheitliche Basis<br />

18 Prüfdienstleister<br />

Die Digitalisierung verändert die Arbeit<br />

von Konformitätsbewertungsstellen<br />

21 Eine Redaktion – zwei Meinungen<br />

Wie viel Vertrauen kann man<br />

Online-Plattformen schenken?<br />

22 Innovationsforum der QE<br />

Im Oktober geht es um<br />

Oberflächenmesstechnik 4.0<br />

23 Alles was Recht ist<br />

Gewährleistungsvereinbarungen<br />

fordern die Zulieferer<br />

24 <strong>Quality</strong> Guide<br />

Die zweite Ausgabe des<br />

Online-Magazins ist da<br />

25 Personal & Karriere<br />

Mit Active Sourcing gegen<br />

den Fachkräftemangel<br />

Titelthema<br />

26 Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />

Was bedeutet die ISO 45001:2018<br />

für die Unternehmen?<br />

QS in der<br />

additiven Fertigung<br />

32 Event von QE und Fraunhofer IPA<br />

Viel Redebedarf: Experten und<br />

Besucher diskutieren intensiv<br />

36 3D-Metalldruck<br />

Renishaw stellt seinen<br />

Solutions Center vor<br />

40 Praxisbericht<br />

Normen dringend gewünscht<br />

bei Schunk<br />

40 Qualitätsmanagement<br />

Die gesamte Prozesskette im Blick<br />

42 Rechtsfragen<br />

Industrial Security Agreements<br />

geben Sicherheit<br />

44 QS-Maßnahmen<br />

Vollständig validierte Fertigungskette<br />

braucht mehrere Jahre<br />

46 Metallpulver<br />

Prüfverfahren sorgen für<br />

gleichbleibende Rohstoffqualität<br />

47 Messtechnik<br />

CT eignet sich am besten<br />

48 Optische Inline-Inspektion<br />

Bildverarbeitung und smarte<br />

Datenaufbereitung für Qualität 4.0<br />

50 Qualitätsüberwachung<br />

Sensorik gewährt frühzeitig<br />

Einblicke in das Bauteil<br />

54 Mikroskopie<br />

Pulver und Gefüge in Hochauflösung<br />

56 Ermüdungsprüfung<br />

Ultraschallsysteme ermöglichen<br />

zuverlässige Bewertungen<br />

4 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


◀ Highlights gab es viele auf<br />

der Control 2018: zum Beispiel<br />

neue Player bei Koordinatenmesstechnik<br />

und CT<br />

6<br />

▼ Fahrerlose Transportplatten<br />

bringen bei VW Karosserieteile<br />

und deren Messvorrichtungen<br />

zu den Messzellen<br />

70<br />

58 Adaptive Qualität<br />

Maschinelles Sehen und Lernen sorgen<br />

für gleichbleibende Produktqualität<br />

60 Drohnenfertigung<br />

An der lückenlosen QS<br />

wird noch gearbeitet<br />

Automobil<br />

66 P r üfs t a nd - E l e k tro ni k<br />

In-Prozess-Messung<br />

von Ölbohrungen<br />

68 IATF 16949:2016<br />

Auswirkungen der Norm<br />

auf die Prüfmittelüberwachung<br />

70 Transportsystem<br />

Messplatten bewegen<br />

sich ohne Fahrer und Schienen<br />

Technik<br />

76 Prüfung des Korrosionsschutzes<br />

Schnelltest liefert<br />

Ergebnis in 15 Minuten<br />

80 News und Produkte<br />

<strong>Quality</strong> World<br />

84 Klimaforschung<br />

USB-3-Kameras im Unterwassereinsatz<br />

85 Firmenindex<br />

85 Impressum<br />

Elektronik<br />

74 Platinenkontrolle<br />

Cobots steigern<br />

Produktionsdurchsatz<br />

Ein Unternehmen von <strong>Quality</strong> Vision International<br />

Der größte optische Multisensorkonzern der Welt<br />

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T: 06122/9968-0 • www.ogpgmbh.de<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 5


:: Management<br />

Volles Haus: Mit gut 28.000<br />

registrierten Fachbesuchern hat die<br />

Control 2018 nahezu das Vorjahresniveau<br />

erreicht. Die Internationalität<br />

der Besucher nahm dabei erneut zu<br />

Bild: Schall<br />

Rückblick auf die Highlights auf der Control 2018<br />

Die Produktivitäts-Pusher<br />

Multisensorik war wie zu erwarten ein großes Thema auf der Control in diesem Jahr. Etablierte<br />

Hersteller von Koordinatenmesstechnik spielten das Thema – und mit Alicona gibt es einen<br />

neuen Player in diesem Bereich. Überraschend war auch der Einstieg von GOM in den CT-Markt.<br />

Wir geben einen Überblick über die Neuerungen von der Messe.<br />

Die Autorin<br />

Sabine Koll<br />

Redaktion<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Für den ersten Paukenschlag auf der Control<br />

sorgte Zeiss mit der Übernahme des Ulmer<br />

MES-und CAQ-Anbieters Guardus. Die Tinte<br />

der Vertragsunterschriften war noch nicht<br />

ganz getrocknet, so war zu erfahren. „Wir<br />

wollen die digitale Transformation in den<br />

Fabriken unserer Kunden vorantreiben –<br />

und dabei gewinnt Software zunehmend an<br />

Bedeutung“, sagte Dr. Jochen Peter, Geschäftsführer<br />

von Zeiss IMT. Er sieht nun die<br />

Chance, Software-Lösungen von Zeiss um<br />

eine umfassende Datenbasis zu ergänzen:<br />

„Uns geht es um das Fundament für automatisierte<br />

Steuerungsverfahren, lernende<br />

Systeme und Simulationsmethoden für vernetzte<br />

und intelligente Qualitätssicherung<br />

in der Smart Factory.“ Simone Cronjäger, Guardus-Gründerin<br />

und -Vorstand, betrachtet<br />

Zeiss als Partner, der das Unternehmenswachstum<br />

nach vorne treiben wird.<br />

Daneben adressiert der Messtechnik-Riese<br />

aus Oberkochen nun verstärkt das Thema<br />

Multisensorik. So wurde der Rauheitssensor<br />

Rotos weiterentwickelt. Mit ihm lassen sich<br />

Welligkeit und Rauheit von Oberflächen in<br />

einem Messdurchlauf und damit ohne das<br />

Umspannen des Werkstücks vollständig auf<br />

Koordinatenmessgeräten normgerecht prüfen.<br />

Kombinieren lässt sich dies mit Sensoren,<br />

die Maß-, Form- und Lagetoleranzen<br />

überwachen. Rotos ist laut Andrzej Grzesiak,<br />

Leiter Metrology Systems, nun auch in die<br />

Messsoftware Calypso integriert. Das heißt,<br />

er ist wie andere Sensoren von Zeiss unter<br />

einer Oberfläche programmierbar; und<br />

auch alle Daten landen in einem Protokoll,<br />

das sich mit Calypso erstellen lässt.<br />

Mit einer Überraschung wartete auch<br />

Wenzel auf: Zu sehen war auf der Control<br />

das erste Koordinatenmessgerät des Herstellers<br />

für die Fertigung. Das multisensorfähige<br />

SF 87 Shopfloor verfügt über ein in<br />

Relation zur Stellfläche optimiertes Messvolumen<br />

für seine Bauart. Dieses beträgt 800<br />

6 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


x 700 x 700 mm, wodurch die in Auslegerbauweise<br />

konzipierte Messmaschine nur einen<br />

geringen Platzbedarf aufweist. Das Gerät<br />

ist auch wegen hoher Verfahrgeschwindigkeiten<br />

und Beschleunigungen flexibel<br />

einsetzbar und kann per Hubwagen neu positioniert<br />

werden. Der Aufbau ist temperaturstabil<br />

und schmutzresistent, was einem<br />

Einsatz in der Produktionsumgebung zugute<br />

kommt. Es verfügt über eine aktive Temperaturkompensation<br />

und eine optionale<br />

aktive Dämpfung für mehr Stabilität.<br />

Alicona steigt in den Markt<br />

für Koordinatenmesstechnik ein<br />

Premiere auch bei Alicona: Das Unternehmen<br />

aus Österreich steigt in den Markt für<br />

Multisensor-Koordinatenmesstechnik ein.<br />

Das 3D-Fokus-Variationsmessgerät μCMM<br />

misst mit einem Sensor Maß, Lage, Form<br />

und Rauheit von Bauteilen. „Es ist das erste<br />

echte Mikro-Koordinatenmessgerät in seiner<br />

Klasse“, sagte Alicona-Geschäftsführer<br />

Stefan Scherer. Durch mehrere optische<br />

3D-Messungen zueinander bietet μCMM<br />

die Messung von kleinen Oberflächendetails<br />

inklusive präziser Lagebestimmung.<br />

Die 3D-Messung erfolgt nur an relevanten<br />

Messstellen und damit in kurzer Zeit. Es ist<br />

möglich, mit einem Sensor Oberflächenrauheit<br />

sowie Merkmale zu Form und Lage mit<br />

Toleranzen im einstelligen μm-Bereich zu<br />

bestimmen. Mit dem Stanzwerkzeugbauer<br />

Stepper wurde bereits der erste Kunde auf<br />

der Control präsentiert.<br />

Und auch Mitutoyo hatte ein neues Multisensorgerät<br />

im Gepäck: Das Miscan Vision<br />

System kombiniert die präzise non-taktile<br />

Messung bei hohem Messdurchsatz mit<br />

hochgenauem taktilen Messen. Das Modell<br />

Hyper punktet mit einer Antastabweichung<br />

von nur 0,6 μm sowie einer Scanning-Antastabweichung<br />

von 0,6 μm, gepaart mit einer<br />

Auflösung von 0,02 μm. Damit ist das Vision<br />

System in der Lage, alle Messaufgaben<br />

an kleinen bis mittleren Werkstücken mit<br />

mittlerer Genauigkeit (Apex) bis hin zu hoher<br />

Präzision (Hyper). Der MPP-Nano kann<br />

mit Tastern von 2 bis 9 mm Länge und mit<br />

125 bis 500 μm Tastspitzendurchmesser bestückt<br />

werden. Das Vision System ist mit einer<br />

CCD-Kamera und verschiedenen Beleuchtungsmöglichkeiten<br />

ausgestattet.<br />

Bei Werth war zu sehen, dass Multisensor-Koordinatenmessgeräte<br />

mit zwei unabhängigen<br />

Sensorachsen die Nutzung des<br />

kompletten Messbereichs und Funktionsumfangs<br />

der einzelnen Sensoren ermöglichen.<br />

Ein Beispiel dafür ist die neue Geräteserie<br />

Scopecheck FB DZ, die für die Anforderungen<br />

in der Fertigungsumgebung optimiert<br />

wurde: Das Gerät ist bei gleichem<br />

Messbereich 130 mm niedriger und<br />

250 mm kürzer als der Vorgänger. Gleichzeitig<br />

ist es stabiler und verfügt über ein besseres<br />

Verhalten bei Umgebungsschwingungen<br />

– und dies obwohl die Gerätemasse um<br />

rund 400 kg reduziert wurde.<br />

GOM überrascht mit eigenentwickeltem CT<br />

Konkurrenz bekommen Werth und Zeiss in<br />

einem anderem Bereich: GOM überraschte<br />

mit seinem ersten Messtechnik-CT für den<br />

industriellen Einsatz. Das Gerät verfügt über<br />

eine 225-kV-Röntgenquelle und deckt ein<br />

Messfeld von 240 mm x 400 mm ab. Der<br />

Hersteller aus Braunschweig hat vor allem<br />

Wert auf eine einfache Bedienung gelegt:<br />

Koordinatenmesstechnik goes Fertigung:<br />

Das neue Koordinatenmessgerät<br />

SF 87 Shopfloor von Wenzel<br />

ist auf Fertigungsmaschinen der<br />

spanenden und umformenden Industrie<br />

zugeschnitten Bild: Wenzel<br />

Multisensorik<br />

perfekt integriert:<br />

ScopeCheck ® FB DZ<br />

Werth ScopeCheck ® FB DZ<br />

• Kompaktes Multisensor-<br />

Koordinatenmessgerät<br />

• Maximale Ausnutzung des Messbereichs<br />

durch zwei unabhängige<br />

Sensorachsen<br />

• Schnelles und reproduzierbares<br />

Wechseln der Sensoren durch<br />

Werth Multisensor-System<br />

• Messung schwerer Werkstücke<br />

direkt auf der Messtisch-Grundplatte<br />

Weitere Informationen unter:<br />

Telefon +49 641 7938-519<br />

www.werth.de


:: Management<br />

Eine schnelle Alternative zur Koordinatenmesstechnik:<br />

Nikon stellte auf der Control Laser Radar in<br />

Verbindung mit der Metrolog X4 I-Robot Software für<br />

den Einsatz in der Produktion vor Bild: Nikon<br />

Einstieg in die Koordinatenmesstechnik:<br />

Das 3D-Fokus-Variationsmessgerät<br />

μCMM<br />

von Alicona kombiniert die Vorteile der Koordi -<br />

natentechnik mit der optischen Oberflächenmesstechnik<br />

Bild: <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Bauteile können leicht positioniert werden.<br />

Der Scan selbst geschieht dann vollautomatisch.<br />

Die gewonnen Daten werden im Anschluss<br />

direkt in ein Oberflächennetz gewandelt,<br />

sodass die Auswertung im Softwarepaket<br />

GOM Inspect erfolgt. „Unser System<br />

erreicht bei sehr kleinen Messvolumen<br />

vollständige Oberflächennetze in maximaler<br />

Auflösung“, so Dr. Dominik Stahl, Projektleiter<br />

des CT-Entwicklungsteams.<br />

In Sachen 3D-Messtechnik muss sich<br />

GOM allerdings gegen zunehmende Konkurrenz<br />

wappnen. Nachdem man das Koordinatenmesstechnik-Geschäft<br />

an ASF verkauft<br />

hat, zeigte Nikon auf der Control, wohin<br />

die Reise geht: Gemeinsam mit dem<br />

Partner Metrologic präsentierte das Unternehmen<br />

eine neue 3D-Messlösung für die<br />

Fertigung. Diese besteht aus einem Laser<br />

Radar, das auf einem Roboter installiert ist<br />

und die Software Metrolog X4 i-Robot nutzt.<br />

Die Lösung ist für Messungen in der Produktion<br />

gedacht, soll aber Messergebnisse in<br />

der Qualität von Koordinatenmessgeräten<br />

bei kurzen Zykluszeiten liefern. Es wurde<br />

„insbesondere für die Automobilindustrie<br />

und die Raum- und Luftfahrt entwickelt, wo<br />

Flexibilität und Effizienz wichtige Produktivitätsfaktoren<br />

sind“, so Hajime Kosawa, CEO<br />

von Nikon Metrology.<br />

Auch Hexagon versprach auf der Control<br />

einen Produktivitäts-Boost für die Fertigung<br />

– und zwar durch das vollautomatische optische<br />

3D-Messsystem Blaze 600A. Auf Basis<br />

der Weißlicht-Scantechnik verbindet es<br />

hochauflösende digitale Bildgebungstechnik<br />

mit Blaulicht-LED-Beleuchtung und liefert<br />

schnell hochgenaue Freiformflächensowie<br />

Elementedaten. Sein großes Messfeld<br />

erfasst hochdichte Punktwolkendaten auf<br />

effiziente Weise, während die Projektionstechnologie<br />

das Scannen nahezu aller Materialien<br />

und aller Oberflächentypen ohne<br />

vorherige Oberflächenbehandlung sicherstellt.<br />

■<br />

Experten vor laufender Kamera<br />

Wenzel, Keyence oder Mahr – am Stand von <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> auf der Control berichteten Branchenexperten<br />

in Video-Interviews über aktuelle Trends und neue Produkte. Im Bild unsere Mitarbeiterin<br />

Anke Biester im Gespräch mit Ulrich Poblotzki, Vertriebsleiter von Guardus, der neue Funktionen<br />

zu den Themen Apps und Produktionslogistik vorstellte und von der Integration in das Zeiss-Produktportfolio<br />

berichtete. Christian Senninger, Accretech, stellte vor der Kamera die Systeme Surfcom C5<br />

und Surfcom Touch vor. Und Dr. Heike Wenzel, CEO der Wenzel Group, erzählte, wie ihr Unternehmen<br />

das 50-jährige Jubiläum feiert.<br />

Hier geht´s zu den Videos: https://quality-engineering.industrie.de/videos<br />

8 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 9


:: Management<br />

Interview mit Dr. Ralf Christoph, Geschäftsführender Gesellschafter Werth<br />

„CT und Multisensorik sind die Zukunft“<br />

Das Schlagwort Industrie 4.0 mag er nicht besonders. Doch Werth-Chef Dr. Ralf<br />

Christoph sieht großes Potenzial in der Digitalisierung für die Messtechnik. Dies<br />

beginnt bei der Nutzung von Product Manufacturing Information (PMI) und<br />

führt über die breite Einführung von Vielpunktmessungen mit modernen<br />

Sensoren zu vollautomatisch geregelten Fertigungsprozessen.<br />

Dr. Ralf Christopf hält die Simulation für ein sehr interessantes Thema, mit dem sich Werth zum Beispiel in<br />

der Computertomographie befasst, um Artefakte und hieraus resultierende Messabweichungen zu korrigieren.<br />

Daneben eignet sich Simulation auch zur Messunsicherheitsabschätzung Bilder: Werth<br />

10 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


„Das Bedienen der Geräte wird intuitiver. Außerdem<br />

nehmen wir dem Mitarbeiter heute schon viele<br />

Ein stellungen ab, indem wir zu einem gewissen<br />

Grad Expertenwissen in der Software hinterlegen“<br />

Dr. Ralf Christoph<br />

:: Was sind aus Ihrer Sicht aktuell die Trends<br />

in der Messtechnik? Wo drückt den Kunden<br />

der Schuh?<br />

Dr. Ralf Christoph: Den Anwendern geht es<br />

in der Fertigungsmesstechnik eigentlich immer<br />

darum, die Geometrie von Werkstücken<br />

möglichst präzise, möglichst schnell und<br />

möglichst vollständig zu erfassen. Das war<br />

noch nie anders. Doch die Ansprüche hinsichtlich<br />

aller drei Kriterien steigen natürlich<br />

kontinuierlich an. Früher genügte es zum<br />

Beispiel, an einem Werkstück drei Merkmale<br />

zu messen – heute will man das komplette<br />

Objekt messen. Hierbei spielen Multisensorik<br />

und Computertomographie ihre Karten<br />

aus. Wegbereiter für die Entwicklung ist<br />

letztlich auch die Rechenleistung der Computer.<br />

Neue Bildverarbeitungstechniken wie<br />

zum Beispiel unser Rasterscanning HD, die<br />

Überlagerung vieler während der Bewegung<br />

des Werkstücks mit hoher Frequenz<br />

aufgenommener Bilder, oder die On-The-<br />

Fly-CT, werden hierdurch erst ermöglicht.<br />

:: Wir beobachten, dass die Messtechnik zunehmend<br />

in die Fertigung wandert. Vor diesem<br />

Hintergrund wird auch diskutiert, ob<br />

der Messraum in Zukunft ganz verschwinden<br />

wird. Was ist Ihre Einschätzung?<br />

Dr. Christoph: Auch das ist keine neue Entwicklung,<br />

weil es Messräume nicht erst seit<br />

gestern in der Produktion gibt, um fertigungsbegleitend<br />

zu messen. Sicher werden<br />

heute viele unserer Messgeräte zur Fertigungsüberwachung<br />

eingesetzt, insbesondere<br />

um manuelle Prüfprozesse zu ersetzen.<br />

Jedoch sehe ich nicht, dass wir morgen nur<br />

noch in der Fertigung oder sogar nur in der<br />

Linie messen. Der Messraum mit konstanter<br />

Temperatur ist für bestimmte Anforderungen<br />

an die Messunsicherheit einfach notwendig.<br />

:: Welche Relevanz hat für Sie Industrie 4.0?<br />

Dr. Christoph: Das ist ein Schlagwort, das<br />

nach meiner Beobachtung allmählich wieder<br />

seltener zu lesen ist. Es geht hier doch<br />

letztlich um nichts anderes als die Integration<br />

von Prozessen über Netzwerkverbindungen,<br />

natürlich unter Einschluss der Messtechnik.<br />

Ein Beispiel, das im Zuge von Industrie<br />

4.0 in den Blickpunkt rückt, dessen Anfänge<br />

aber bei Werth schon 30 Jahre zurückreichen,<br />

ist die Nutzung von PMI-Daten. PMI,<br />

also Product Manufacturing Information,<br />

steht für die Integration von Produkt-Fertigungsinformationen,<br />

zum Beispiel von Maßen<br />

und zugehörigen Toleranzen, in die<br />

3D-CAD-Datensätze. Diese kann man in der<br />

Koordinatenmesstechnik nutzen, um auf<br />

der Grundlage des 3D-Modells den Messablauf<br />

zu generieren. Anwender können auch<br />

bei unseren Koordinatenmessgeräten CAD-<br />

Daten mit PMI in die Winwerth Software laden,<br />

um einfacher Messprogramme zu erstellen.<br />

In der Messtechnik-Praxis hat diese<br />

Funktion jedoch leider noch wenig Relevanz.<br />

:: Woran liegt es, dass PMI noch nicht genutzt<br />

wird?<br />

Dr. Christoph: Die CAD-Daten mit PMI müssen<br />

ja irgendwo herkommen. Das heißt, die<br />

Konstruktionsabteilung muss die Bemaßung<br />

und Tolerierung im 3D-Modell vornehmen.<br />

Die konventionelle und derzeit noch<br />

verbreitete Methode hierfür ist jedoch die<br />

Erzeugung von 2D-Zeichnungsableitungen.<br />

Außerdem ist die Berücksichtigung der<br />

messtechnischen Randbedingungen wichtig.<br />

Das heißt, dass zum Beispiel ein Bezugskoordinatensystem<br />

definiert werden muss<br />

– das ist für viele Konstrukteure nicht selbstverständlich.<br />

Viele Unternehmen, die sich<br />

mit der Nutzung von PMI befassen, stoßen<br />

auf erhebliche Schwierigkeiten, hierfür in<br />

ihren Konstruktionsabteilungen Akzeptanz<br />

zu finden. Konsequente Weiterbildung ist<br />

hier der einzige erfolgversprechende Weg.<br />

:: Die Simulation von Messprozessen ist<br />

auch ein Thema, das in den Industrie-<br />

4.0-Kontext gehört. Inwiefern wird Simulation<br />

heute von den Anwendern genutzt?<br />

Dr. Christoph: Wir sprechen mit Kunden darüber,<br />

aber in der Breite ist die Simulation<br />

noch nicht angekommen. Ich halte das für<br />

ein sehr interessantes Thema, mit dem wir<br />

uns zum Beispiel in der Computertomographie<br />

befassen, um Artefakte und hieraus resultierende<br />

Messabweichungen zu korrigieren.<br />

Wir simulieren die Tomographie – und<br />

zwar mit und ohne Artefakte. Aus den Ergebnissen<br />

bestimmen wir die zu erwartenden<br />

Abweichungen. Diese werden dann<br />

vom Messergebnis abgezogen, um ein korrigiertes<br />

Messergebnis zu erzielen und die<br />

Genauigkeit zu steigern. Simulation kann<br />

man auch zur Messunsicherheitsabschätzung<br />

einsetzen.<br />

:: Was hat es mit der Messunsicherheitsabschätzung<br />

auf sich?<br />

Dr. Christoph: Dafür wurde das Virtuelle Koordinatenmessgerät<br />

(VCMM) von der Physikalisch-Technischen<br />

Bundesanstalt PTB entwickelt,<br />

das schon 2002 in der ersten Version<br />

vorgestellt wurde. Bislang ermöglicht es<br />

die Angabe der Messunsicherheit bei der<br />

taktilen Ermittlung von Maß, Form und Lage<br />

bei Einzelpunktmessungen. Aktuell wird das<br />

VCMM für die Anwendung von Scanning-<br />

Verfahren weiterentwickelt. Das Verfahren<br />

kann auch in akkreditierten Kalibrierlaboratorien<br />

zur Messunsicherheitsbestimmung<br />

eingesetzt werden.<br />

:: Apropos Aufwand: Wie wichtig ist es für<br />

Werth, die Messgeräte beziehungsweise die<br />

Software benutzerfreundlicher zu gestalten?<br />

Dr. Christoph: Die Anforderungen an die Bedienerfreundlichkeit<br />

steigen definitiv und<br />

deshalb legen wir hierauf auch einen wesentlichen<br />

Entwicklungsschwerpunkt für<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 11


:: Management<br />

die Softwareentwicklung. CAD-Unterstützung<br />

kann die Aufwände reduzieren. Die Bedienung<br />

der Geräte wird intuitiver. Außerdem<br />

nehmen wir dem Mitarbeiter heute<br />

schon viele Einstellungen ab, indem wir zu<br />

einem gewissen Grad Expertenwissen in der<br />

Software hinterlegen. Im Falle der CT ermöglicht<br />

die Technik selbst einfaches Messen,<br />

da die Vielfalt der einzustellenden Parameter<br />

geringer als bei anderen Sensoren ist.<br />

Der Anwender kann sich im Wesentlichen<br />

auf das Auswerten von Punktewolken konzentrieren.<br />

Allerdings können wir dem Bediener<br />

auch in Zukunft nicht alles abnehmen.<br />

Wenn man nicht weiß, wie man messen<br />

muss, nützt einem die beste Software<br />

auch nichts. Qualifikation auf einem bestimmten<br />

Level ist auch in Zukunft notwendig,<br />

um die Arbeit in der Messtechnik erfolgreich<br />

zu meistern.<br />

:: Wenn man das Thema Expertenwissen<br />

weiterdreht, landen wir bei der Künstlichen<br />

Intelligenz. Ist das ein Thema, mit dem Sie<br />

sich befassen?<br />

Dr. Christoph: Die Messtechnik lebt heute<br />

an vielen Stellen sehr stark von Expertenwissen<br />

der Anwender. Messstrategien und<br />

andere Dinge stehen nicht a priori auf der<br />

Zeichnung, die stehen auch nicht a priori im<br />

Messgerät. Deshalb kann ich mir schon vorstellen,<br />

dass das Thema Künstliche Intelligenz<br />

(KI) schneller wirksam wird, als man<br />

sich das vielleicht ursprünglich gedacht hat.<br />

KI kann sicher helfen, bestimmte Aufgaben<br />

zu übernehmen, die heute noch die Mitarbeiter<br />

erledigen müssen. Doch die Herausforderung<br />

dabei wird sein, dass die Menschen<br />

noch die Kontrolle über die Prozesse<br />

behalten. KI-Verfahren leben ja schließlich<br />

davon, dass man sie nicht bis ins Detail kontrolliert.<br />

Dies ist in der Messtechnik, in der<br />

wir es gewohnt sind, keine vorschnellen<br />

Schlüsse aus Daten zu ziehen, ein heikles<br />

Thema, das wir so schnell nicht lösen werden.<br />

lernt. Dies ist eine neue Qualität von KI –<br />

und für uns ein Trigger, um sich damit zu befassen.<br />

:: Inwiefern trägt denn Multisensorik dazu<br />

bei, die Aufwände beim Messen zu reduzieren?<br />

Erhöht Multisensorik nicht erst einmal<br />

die Komplexität?<br />

Dr. Christoph: Multisensorik macht die<br />

Messtechnik einerseits komplexer, andererseits<br />

aber auch einfacher. Es ist sicher<br />

schwieriger, mehrere Sensoren in einem Gerät<br />

zu verstehen und zu wissen, wann man<br />

welchen Sensor anwenden muss. Zum anderen,<br />

und das ist neben der hohen Flexibilität<br />

nur ein weiterer Vorteil, kann man ein<br />

Werkstück auf einem Gerät ohne Umspannen<br />

mit mehreren Sensoren messen. Oft<br />

kann man statt eines taktilen Sensors, bei<br />

dem ein relativ hohes Kollisionsrisiko besteht,<br />

einen berührungslosen Bildverarbeitungssensor<br />

nutzen. Natürlich gibt es auch<br />

Messaufgaben, die nur mit einer hohen Anzahl<br />

verschiedener Sensoren gelöst werden<br />

können. Die etwas kompliziertere Bedienung<br />

steht dann dem größeren Übel nicht<br />

messen zu können gegenüber.<br />

:: Wie unterstützen Sie hier die Anwender?<br />

Dr. Christoph: Für uns als Hersteller ist hier<br />

die Aufgabe, dem Anwender möglichst viel<br />

Bedienkomfort zu bieten. Wir verfolgen<br />

auch die Strategie, verschiedene Sensorprinzipien<br />

in einem kompakten Sensor zu<br />

vereinen. So kombinieren wir beispielsweise<br />

schon seit Längerem einen Laserabstandssensor<br />

mit Bildverarbeitung und Zoomoptik.<br />

Das hat noch mehr Vorteile: Man hat keinen<br />

Abstand zwischen den Sensoren, der Messbereich<br />

wird dadurch nicht künstlich eingeschränkt.<br />

Auch werden die Auswirkungen<br />

von Temperatureffekten auf die Position der<br />

Sensoren relativ zueinander – und somit die<br />

Messunsicherheit – geringer.<br />

:: Wie wichtig ist es für Sie, eigene Sensoren<br />

zu entwickeln?<br />

Dr. Christoph: Wir müssen nicht alles selbst<br />

entwickeln. Konventionelle Taster kaufen<br />

wir beispielsweise von Renishaw zu. Andere<br />

Sensoren wie etwa Optiken oder unseren<br />

Fasertaster entwickeln wir hingegen selbst,<br />

weil darin ein Teil unseres Kern-Know-how<br />

steckt. Solche Sensoren fertigen wir auch<br />

selbst – auch wenn sie patentiert sind. Pa-<br />

:: Heißt das, Sie sehen KI im Moment als<br />

noch nicht relevant an für die Messtechnik?<br />

Dr. Christoph: Nein, ganz und gar nicht. Ich<br />

denke aber, dass KI im ersten Schritt auf bestimmte<br />

Teilprozesse in der Messtechnik beschränkt<br />

sein wird. Es muss sich um eine<br />

fest definierte Umgebung handeln, die der<br />

Mensch unter Kontrolle hat. Sehr interessant<br />

finde ich aktuell die Möglichkeiten des<br />

Deep Learning, also die Verknüpfung von<br />

neuronalen Netzen mit großen Datenmengen,<br />

aus denen der Computer selbständig<br />

Beim Computertomographen Tomo Scope XS hat Werth<br />

laut Christoph „eine hohe Leistung mit einer kompakten Baugröße<br />

und einem vertretbaren finanziellen Aufwand verbunden“<br />

12 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


tente laufen schließlich irgendwann aus.<br />

Dann ist es gut, wenn man sehr gut weiß,<br />

wie die Sensoren perfekt hergestellt werden.<br />

:: Werth hat ja auch den Einsatz der Computertomographie<br />

in der Messtechnik vorangetrieben.<br />

Welche Felder wird diese in Zukunft<br />

erobern?<br />

Dr. Christoph: Spritzgießen und additive<br />

Fertigung sind zwei Bereiche, in denen intensiv<br />

CT eingesetzt werden wird. Ein Unternehmen,<br />

das Werkzeuge für das Spritzgießen<br />

herstellt, kann meines Erachtens in Zukunft<br />

ohne CT nicht mehr wettbewerbsfähig<br />

sein. Wir ermöglichen mit dem CT beispielsweise<br />

eine Korrektur des Werkzeugs,<br />

indem wir in die Messsoftware eine Funktion<br />

integriert haben, mit der anhand des gemessenen<br />

Musterwerkstücks nahezu automatisch<br />

ein neues, korrigiertes CAD-Modell<br />

des Werkstücks oder Werkzeugs erstellt<br />

werden kann. Viele andere Anwendungsfelder,<br />

wie die Fertigungsüberwachung von<br />

Aluminiumwerkstücken und das mikrometergenaue<br />

Messen von Kfz-Eispritzdüsen<br />

oder Medizintechnik-Werkstücken wie<br />

Stents, sind mittlerweile für die CT erschlossen<br />

worden.<br />

:: Und welches Potenzial sehen Sie für die<br />

additive Fertigung?<br />

Dr. Christoph: Additive Fertigungsverfahren<br />

und Computertomographien haben interessanterweise<br />

eine Gemeinsamkeit: Beide<br />

sind dafür prädestiniert, komplexe Geometrien<br />

zu erzeugen beziehungsweise zu messen<br />

– also beispielsweise innenliegende<br />

Strukturen, Hinterschnitte und schwer oder<br />

gar nicht erreichbare Strukturen. Allerdings<br />

entwickelt sich dieser Bereich erst. Sobald<br />

sich die additive Fertigung auf großer Breite<br />

durchsetzt, wird die CT als passende Messtechnik<br />

sicher davon profitieren.<br />

:: Wird sich hinsichtlich Bauteilgröße beim<br />

CT noch etwas tun?<br />

Dr. Christoph: Wir konzentrieren uns derzeit<br />

eher auf kleinere Werkstücke bis wenige<br />

100 mm Durchmesser, weil wir dafür den<br />

größeren Markt sehen. Nach dem Erfolg des<br />

Tomo Scope XS zu urteilen, das wir im vergangenen<br />

Jahr vorgestellt haben, liegen wir<br />

mit dieser Einschätzung genau richtig. Wir<br />

haben in diesem Fall eine hohe Leistung mit<br />

einer kompakten Baugröße und einem vertretbaren<br />

finanziellen Aufwand verbunden.<br />

CTs für sehr große Werkstücke sind einfach<br />

noch zu teuer beziehungsweise befinden<br />

sich noch im Entwicklungsstadium. Das<br />

Fraunhofer EZRT in Fürth hat beispielsweise<br />

ein XXL-CT-System entwickelt, mit dem sich<br />

komplette Fahrzeuge erfassen lassen. Technisch<br />

sehe ich da kaum Grenzen.<br />

:: Muss sich preislich etwas bewegen, um<br />

CTs attraktiver zu machen für die Kunden?<br />

Dr. Christoph: Ja, ein zentrales Problem hierbei<br />

sind die Röntgenkomponenten. Der<br />

Markt für die Röntgendetektoren ist stark<br />

konsolidiert, da fehlt zurzeit etwas die preisdämpfende<br />

Konkurrenzsituation. Durch den<br />

Einsatz von Billigkomponenten wie sogenannte<br />

geschlossene Röntgenröhren würde<br />

die Qualität der Messergebnisse zugunsten<br />

des Gerätepreises geopfert. Bei der Röhrentechnik<br />

haben wir deshalb selbst die Initiative<br />

ergriffen und in Kooperation mit kompetenten<br />

Partnern eine spezielle Röhre entwickelt.<br />

Hierbei wurde ein guter Kompromiss<br />

zwischen technischem Anspruch, der an<br />

den von Großgeräten angelehnt ist – also<br />

Transmissionsröhren mit kleinem Brennfleck,<br />

somit hoher Auflösung sowie relativ<br />

hoher Spannung von 160 kV, und einem vertretbaren<br />

Preis gefunden. Auch die Wartungseigenschaften<br />

haben wir verbessert:<br />

Eine konventionelle Transmissionsröhre<br />

muss etwa alle drei Monate gewartet werden.<br />

Die neu entwickelte Röhre hält normalerweise<br />

ein Jahr durch und kann im Rahmen<br />

des normalen Kalibrierzyklus‘ des Geräts<br />

gewartet werden. Somit sinken auch<br />

die laufenden Betriebskosten, bei theoretisch<br />

unbegrenzter Lebensdauer.<br />

:: Vielen Dank für das Gespräch.<br />

Die Autorin<br />

Sabine Koll<br />

Redaktion<br />

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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 13


Auswirkungen der DSGVO auf das Qualitätsmanagement<br />

Kein Grund zur Panik<br />

Seit dem 25. Mail gilt die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Auch das<br />

Qualitätsmanagement muss sich damit auseinander setzen. Hysterie ist aber fehl am Platz.<br />

Bestehende Normen und ein Qualitätsmanagement-System können helfen, die Anforderungen<br />

umzusetzen, so Experten der DQS.<br />

Der Autor<br />

Markus Strehlitz<br />

Redaktion<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Schon bevor sie überhaupt in Kraft trat, hat die DSGVO<br />

für viel Aufregung gesorgt. In vielen Unternehmen<br />

herrscht noch immer Verwirrung, wie sie mit den neuen<br />

Anforderungen umgehen sollen. Auch in Bezug auf das<br />

Qualitätsmanagement scheinen Fragen noch ungeklärt.<br />

Diesen Eindruck konnte man zumindest auf der<br />

Messe Control gewinnen. Ob und welche Folgen die<br />

DSGVO für diesen Unternehmensbereich hat, konnte<br />

kaum jemand abschließend beantworten.<br />

Stefan Heinloth, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft<br />

zur Zertifizierung von Managementsystemen<br />

(DQS), bleibt jedoch gelassen. Seiner Meinung nach hat<br />

die DSGVO zumindest keine direkten Auswirkungen auf<br />

das Qualitätsmanagement. Unternehmen müssten<br />

aber aus QM-Sicht die Vorgaben der DSGVO inhaltlich<br />

kennen. „Sie müssen sich damit vertraut machen, um<br />

Sensibilität für das Thema zu entwickeln“, so Heinloth.<br />

Unerlässlich sei es, einen qualifizierten Datenschutzbeauftragten<br />

zu berufen.<br />

Neu ist seiner Meinung nach, dass Unternehmen lernen<br />

müssen, mit möglichen Anfragen von Kunden und<br />

einzelnen Personen gut umzugehen: zum Beispiel nach<br />

dem Umfang gespeicherter Daten oder Löschkonzepten.<br />

„Daraus resultiert sicherlich auch aus QM-Sicht,<br />

dass bestimmte Verfahren zur Datenverarbeitung erstmals<br />

oder neu beschrieben werden müssen.“<br />

Wertvoller systemischer Rahmen<br />

Doch es gibt technische Unterstützung. Ein Qualitätsmanagement-System<br />

kann bei der Umsetzung der Datenschutzregeln<br />

helfen. Nach Meinung von Heinloth<br />

biete es einen wertvollen systemischen Rahmen, „denn<br />

gefordert ist unter anderem, Ziele zu definieren, Verfahren<br />

darzulegen, Führungsverantwortung zu übernehmen,<br />

Verfahren zu überwachen – etwa durch interne<br />

Audits – und eine Bewertung durch das Management<br />

durchzuführen.“<br />

DQS-Mitarbeiter Matthias Mühlhause betont ebenfalls<br />

die Vorteile, die ein QM-System bieten kann. „Die<br />

DSGVO sieht unter anderem so genannte TOM’s vor –<br />

also Technische und Organisatorische Maßnahmen. Ein<br />

bestehendes und umgesetztes QM-System kann und<br />

wird helfen, diese neuen beziehungsweise veränderten<br />

14 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


Management ::<br />

Unternehmen müssen sich<br />

auch aus QM-Sicht mit der<br />

DSGVO beschäftigen. Eventuell<br />

müssen bestimmte Verfahren<br />

zur Datenverarbeitung<br />

erstmals oder neu beschrieben<br />

werden<br />

Bild: bluedesign/Fotolia<br />

Verfahren und Prozesse zur Einhaltung der DSGVO einzuführen“,<br />

erklärt Mühlhause, der als Auditor bei der<br />

DQS tätig ist.<br />

Seiner Meinung nach können aber auch andere Systeme<br />

„eine exzellente Grundlage sein“, um ein Datenschutzmanagement-System<br />

aufzusetzen. Dazu zählt er<br />

unter anderem solche, die auf der ISO 27001 basieren.<br />

Grundsätzlich könnten die neuen Normen der so genannten<br />

High-Level-Struktur-Generationen wie eben<br />

die ISO 27001:2013 oder die ISO 9001:2015 helfen, interessierte<br />

Parteien zu identifizieren, Risiken und Chancen<br />

zu erkennen und die vorhandenen Werkzeuge eines<br />

QM-Managementsystems zu nutzen.<br />

„Hierzu gehören beispielsweise die Erwartungen interessierter<br />

Parteien, das Lenken von dokumentierten<br />

Informationen oder gar Anforderungen an Produkte<br />

und Dienstleistungen“, sagt Mühlhause. Denn die<br />

DSGVO habe nicht nur Auswirkungen auf die eigene Organisation,<br />

sondern eventuell bei dem ein oder anderen<br />

Unternehmen auch Auswirkungen auf die Produktoder<br />

Dienstleistungseigenschaften. „Man denke hier<br />

zum Beispiel an einen Dienstleister, der ein Softwareprodukt<br />

zur Archivierung anbietet und jetzt ein kundenspezifisches<br />

Löschungskonzept implementieren könnte,<br />

damit seine Kunden eine Anforderung der DSGVO besser<br />

umsetzen können“, so Mühlhause.<br />

Gerade zwischen der ISO 27001 und der DSGVO gibt<br />

es Parallelen. Trotzdem sollte man nicht vergessen, dass<br />

es sich um Richtlinien mit jeweils unterschiedlichem Fokus<br />

handelt. In dem einen Fall würden Themen durch<br />

die Brille der Informationssicherheit und im anderen<br />

durch die des Datenschutzes betrachtet, meint Mühlhause.<br />

Viele bestehende Verfahren und Prozesse können<br />

zwar für die DSGVO verwendet werden, müssen jedoch<br />

in der Regel angepasst oder ergänzt werden. „Somit ist<br />

ein zertifiziertes Managementsystem nach ISO 27001<br />

ein sehr guter Grundstock, aber noch kein alleiniger<br />

Nachweis der Einhaltung der Anforderungen der<br />

DSGVO“, betont der Experte.<br />

Gemeinsamkeiten mit der ISO 9001:2015<br />

Doch auch hier gibt Heinloth Entwarnung. Widersprüche<br />

sieht er nicht. Das Verhältnis beruhe eher auf<br />

Gemeinsamkeiten – zum Beispiel bei der Forderung,<br />

Verfahren zu beschreiben und Mitarbeiter zu schulen.<br />

Hier bringt das Qualitätsmanagement laut Heinloth in<br />

der Regel Erfahrungen ein.<br />

Das Qualitätsmanagement hat in bestimmten Punkten<br />

die jetzt geltenden Datenschutzbestimmungen sogar<br />

schon vorweg genommen – etwa bei den Löschkonzepten.<br />

„Im QM müssen Aufbewahrungsfristen festgelegt<br />

werden“, so Heinloth. „Das kennen QM-ler schon<br />

seit der ersten Version der ISO 9001, damals im Kapitel<br />

4.16.“<br />

Die Anforderungen der ISO 9001 seien recht allgemein<br />

formuliert, so dass sich jedes Unternehmen vom<br />

Dienstleister über Sozialberufe bis zum Maschinenbaufertiger<br />

darin wiederfinden kann, ergänzt Mühlhause.<br />

Das Gleiche gelte für die DSGVO. Wichtig sei es daher,<br />

„sich im Detail damit auseinander zu setzen, welche Anforderungen<br />

im eigenen Unternehmen umzusetzen<br />

sind beziehungsweise in welchem Grad Anwendung<br />

finden.“<br />

■<br />

Weitere Informationen zur DSGVO, zu Wechselwirkungen<br />

mit Normen wie der ISO 27001<br />

sowie Tipps für Veranstaltungen zu der<br />

Thematik finden Sie hier:<br />

http://hier.pro/z01hF<br />

Webhinweis<br />

Systeme auf Basis der<br />

ISO 27001 oder der ISO<br />

9001 können eine gute<br />

Grundlage für ein Datenschutzmanagement<br />

sein<br />

Bild: Daniel Berkmann/Fotolia<br />

Die ISO 9001 und ihre Rolle in der Digitalisierung<br />

war auch Thema eines Interviews, dass<br />

Andreas Altena, Excellence Auditor bei der<br />

DQS, am Control-Stand der <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

gegeben hat.<br />

Hier geht´s zum Video: http://hier.pro/jfnVE<br />

Das Zusammenspiel der DSGVO mit anderen Normen<br />

sorgt bei Unternehmen ebenfalls noch für etwas Verwirrung.<br />

So stellt sich zum Beispiel die Frage, ob eventuell<br />

Anforderungen der ISO 9001:2015 denen der neuen<br />

Datenschutzverordnung widersprechen.<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 15


:: Management<br />

Software vereint DSGVO und Qualitätsmanagement<br />

Integrierte Lösung legt die Basis<br />

Zwischen Qualitätsmanagement und Datenschutzbestimmungen gibt es viele<br />

Überschneidungen. Diese Synergien sollten genutzt werden. Ein elektronisches<br />

Managementsystem unterstützt dabei, alle datenschutzrelevanten Aktivitäten in eine<br />

übersichtliche Struktur zu bringen und den Aufwand zu reduzieren.<br />

Die Struktur von<br />

Dokumenten für den<br />

Datenschutz kann sich<br />

sehr gut an der von<br />

QM-Dokumenten<br />

orientieren Bilder: Consense<br />

Noch sind längst nicht alle Unternehmen<br />

ausreichend auf die DSGVO vorbereitet.<br />

Doch jetzt ist Eile geboten, denn Verstöße<br />

werden mit Bußgeldern von bis zu 20 Millionen<br />

Euro beziehungsweise von bis zu 4 %<br />

des weltweiten Jahresumsatzes geahndet.<br />

„Wir raten allen Unternehmen, die personenbezogene<br />

Daten erfassen oder verarbei-<br />

Die Autorin<br />

Dr. Iris Bruns<br />

Geschäftsführung<br />

Consense<br />

www.consense-gmbh.de<br />

ten – und das betrifft eigentlich jede Organisation<br />

bis hin zu Vereinen mit ihren Mitgliedern<br />

und ehrenamtlichen Helfern – aufgrund<br />

der Haftungsrisiken spätestens jetzt<br />

schnell und nachweislich mit der Umsetzung<br />

zu beginnen und ein systematisches<br />

Datenschutzmanagement aufzubauen“,<br />

empfiehlt Dr. Stephan Killich aus der Geschäftsführung<br />

von Consense, einem Anbieter<br />

von Software für das Qualitäts- und Prozessmanagement<br />

sowie Integrierten Managementsystemen.<br />

Wer sich erst jetzt mit der Verordnung<br />

befasst, sollte strukturiert vorgehen, um die<br />

Forderungen effizient und systematisch<br />

umzusetzen. Dafür gilt es, zunächst den<br />

Handlungsbedarf zu ermitteln: In welchen<br />

Prozessen werden personenbezogene Daten<br />

verarbeitet? Welche sind die jeweiligen<br />

Rechtsgrundlagen? Wie ist der Schutz personenbezogener<br />

Daten aktuell organisiert?<br />

Liegen hierzu bereits Dokumentationen wie<br />

Verfahrensverzeichnisse, IT-Sicherheitskonzepte<br />

oder ähnliches vor, lässt sich gut darauf<br />

aufbauen.<br />

„Ein elektronisches Managementsystem<br />

unterstützt dabei, alle datenschutzrelevanten<br />

Aktivitäten in eine übersichtliche Struktur<br />

zu bringen. Es reduziert den Aufwand,<br />

denn es führt Routinetätigkeiten aus und<br />

automatisiert Abläufe“, erklärt Killich. So<br />

hat zum Beispiel sein Unternehmen mit<br />

Consense DSGVO eine Software entwickelt,<br />

mit der sich ein transparentes Datenschutzmanagementsystem<br />

aufsetzen lässt.<br />

Vorhandene Ressourcen nutzen<br />

Eine solche Software übernimmt zeitaufwändige<br />

Arbeiten zur Erfüllung der Dokumentationspflicht<br />

mit den zugehörigen Revisionen.<br />

Außerdem stellt sie sicher, dass<br />

immer auf aktuelle Dokumente und Prozesse<br />

zugegriffen wird. Prozesse für die Meldepflicht<br />

bei Datenschutzverstößen sowie für<br />

das Löschen von Informationen können ab-<br />

16 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


gebildet werden. Zudem wird der konforme<br />

Umgang mit Betroffenenrechten und Informationspflichten<br />

unterstützt.<br />

Um den Aufwand zu minimieren und die<br />

Umsetzung schnellstmöglich zu erreichen,<br />

empfehlen die Experten von Consense, auf<br />

Bestehendem aufzubauen und bereits im<br />

Unternehmen vorhandene Ressourcen,<br />

Strukturen, Inhalte und Methoden zu nutzen.<br />

Insbesondere das Qualitätsmanagement<br />

nach DIN EN ISO 9001 ist dafür geeignet,<br />

denn es weist viele Parallelen in Vorgehensweisen<br />

und Strukturen mit der EU-<br />

DSGVO auf:<br />

• Vorgabedokumentation mit Revisionierung:<br />

Nach EU-DSGVO müssen bestehende<br />

Prozesse systematisch auf datenschutzrechtliche<br />

Aspekte geprüft werden.<br />

Für den Aufbau der Vorgabedokumentation<br />

lassen sich die im QM-System bereits<br />

dokumentieren Prozesse, Abläufe und<br />

Verantwortlichkeiten nutzen. Eine geeignete<br />

Managementsoftware unterstützt<br />

mit workflowgestützten Verfahren zur<br />

Revisionierung, Prüfung, Freigabe oder<br />

Wiedervorlage und reduziert so den Aufwand<br />

für Dokumentationspflichten.<br />

• Datenschutzfolgenabschätzung (DSFA)<br />

und Maßnahmen: Zur Aufstellung der geforderten<br />

DSFA können bestehende Mechanismen<br />

des Risikomanagements aus<br />

dem QM angewendet werden. Wie die<br />

QM-Norm, so fordert auch die EU-DSGVO<br />

im Falle von Abweichungen das Ergreifen<br />

geeigneter Lenkungsprozesse beziehungsweise<br />

Maßnahmen. Mit einer geeigneten<br />

Software können den Maßnahmen<br />

Verantwortlichkeiten zugewiesen<br />

werden. Die Durchführung und Kontrolle<br />

der Umsetzung werden durch standardisierte<br />

Workflows gelenkt.<br />

• Verzeichnis der Verarbeitungstätigkeiten:<br />

Viele Informationen für das erforderliche<br />

Verfahrensverzeichnis können aus der<br />

QM-Dokumentation generiert werden. Eine<br />

Software für ein Integriertes Managementsystem<br />

aus QM und Datenschutz ermöglicht<br />

unter anderem die Analyse der<br />

QM-Dokumentation im Hinblick auf die<br />

Verarbeitung personenbezogener Daten.<br />

Relationen zwischen den Prozessen und<br />

den zugehörigen Verarbeitungstätigkeiten<br />

werden hergestellt, um daraus das<br />

Verzeichnis abzuleiten.<br />

• Verantwortlichkeiten und Kenntnisnahmen:<br />

Wie im QM müssen auch im Datenschutzmanagement<br />

Verantwortlichkeiten<br />

und Kenntnisnahmen nachvollziehbar<br />

geregelt sein. Mit einem Managementsystem<br />

lassen sich zum Beispiel die<br />

Verantwortungen für jeden Prozess(schritt)<br />

und jedes Dokument festlegen<br />

und dokumentieren. Mitarbeiter werden<br />

von der Software zur Kenntnisnahme<br />

von neuen Inhalten, Anweisungen und<br />

Änderungen aufgefordert. Diese werden<br />

elektronisch und somit jederzeit nachweisbar<br />

erfasst. Im QM ist ein „Ja“ oder<br />

„Nein“ beim Nachweis ausreichend, im<br />

Datenschutz sind zusätzlich dazu Datum<br />

und Uhrzeit notwendig.<br />

• Schulungen/Unterweisungen: Nach EU-<br />

DSGVO sind Unterweisungen der Mitarbeiter<br />

im Umgang mit vertraulichen Daten<br />

durchzuführen. Hier lassen sich bestehende<br />

Schulungs- und Qualifikationskonzepte<br />

aus dem Qualitätsmanagement anwenden.<br />

Ein softwaregestütztes System<br />

bietet zum Beispiel die Möglichkeit, eine<br />

Qualifikationsstruktur anzulegen und<br />

Fachqualifikationen der Mitarbeiter mit<br />

Gültigkeitsdauer zu versehen. Nützliche<br />

Extras wie E-Learning und Tutorials ermöglichen<br />

orts- und zeitunabhängige<br />

Unterweisungen.<br />

Datenschutz sorgt für mehr Vertrauen<br />

Die zahlreichen Parallelen legen es nahe, eine<br />

integrierte Lösung aus Datenschutzmanagement<br />

und Qualitätsmanagement umzusetzen<br />

und ineffiziente Insellösungen zu<br />

vermeiden. „Denn wer zwei getrennte Systeme<br />

betreibt, läuft Gefahr, Wesentliches zu<br />

übersehen“, meint Killich. „Der Aufbau eines<br />

systematischen Datenschutzmanagementsystems<br />

lohnt sich nicht nur im Hinblick auf<br />

die Vermeidung der empfindlichen Bußgelder.<br />

Bestehende Prozesse, die auch datenschutzrechtlich<br />

abgesichert sind, erhöhen<br />

das Vertrauen von Kunden und Kooperationspartnern.“<br />

■<br />

Webhinweis<br />

Über die Verbindung von Datenschutz und Qualitätsmanagement<br />

sprachen die beiden Consense-Geschäftsführer<br />

Dr. Iris Bruns und Dr. Stephan Killich<br />

auch am QE-Stand auf der Control 2018.<br />

Hier geht´s zum Video-Interview:<br />

http://hier.pro/9hVRs<br />

<br />

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<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 17


:: Management<br />

Die Digitalisierung hat bei Aufzugprüfungen<br />

schon Einzug gehalten:<br />

TÜV Nord entwickelt derzeit eine<br />

App, um die Prüfergebnisse vor Ort<br />

via Smartphone oder Tablet anstelle<br />

der Laptops auswerten zu können.<br />

Für die Zukunft ist unter an anderem<br />

eine Treibfähigkeitsprüfung auf<br />

Basis von Beschleunigungssensoren<br />

in Arbeit, die ohne die schweren<br />

und unhandlichen Ketten auskommt<br />

Bild: TÜV Nord/Hauke Hass<br />

Studie zeigt, wie Digitalisierung die Arbeit von Konformitätsbewertungsstellen verändert<br />

Prüfungen auf dem Prüfstand<br />

Produkte und Dienstleistungen werden in Zukunft drei wesentliche Eigenschaften besitzen: Sie<br />

werden digital, individuell und adaptiv sein. Doch auch unter diesen Vorzeichen müssen sie eine<br />

größtmögliche Sicherheit bieten. Dies stellt Prüfungs-, Inspektions- und Zertifizierungsanbieter<br />

vor neue Herausforderungen, wie eine Studie von 2b Ahead prognostiziert.<br />

Die Autorin<br />

Sabine Koll<br />

Redaktion<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Zertifizierte Sicherheit ist ein Kernelement der industriellen<br />

Produktion, des Handels, des Wirtschaftens in<br />

allen Branchen. Sicherheitsrisiken sind zu minimieren,<br />

zum Schutz der Nutzer, der Arbeitskräfte, der Produktionsanlagen,<br />

der wirtschaftlichen Kraft des Unternehmens.<br />

„Das Vertrauen der Kunden hängt maßgeblich<br />

davon ab, dass Zulieferer, Händler und Betreiber ihre Sicherheit<br />

gewährleisten. Diese wiederum kann nur unabhängig<br />

durch eine parteilose Drittinstanz erfolgen“,<br />

sagt Kai Gondlach, Senior Researcher beim Trendforschungsinstitut<br />

2b Ahead und Leiter der Studie „Sicherheit<br />

2027“, die in Kooperation mit TÜV Nord und TÜV<br />

Süd entstanden ist.<br />

Die beiden TÜVs nehmen wie andere Konformitätsbewertungsstellen<br />

in Deutschland eine gesamtgesellschaftliche<br />

Rolle ein, die weit über das objektive Prüfen,<br />

Testen, Auditieren, Inspizieren, Zertifizieren hinausgeht.<br />

Sie reduzieren Komplexität durch die Anwendungsberatung<br />

bei Normen und führen einheitliche Standards für<br />

Interoperabilität in den Grenzen sicherer Nutzung herbei.<br />

„Letztlich ist sie ein notwendiger Vertrauensträger<br />

in jeder Geschäftsbeziehung im B2B, im B2C und in Zukunft<br />

auch im C2B2C-Bereich“, stellt Gondlach klar.<br />

Denn analoge Lösungen werden zunehmend in die digitale<br />

Welt verlagert, auch während der Nutzung werden<br />

immer mehr Daten erhoben und gesammelt. Dies stelle<br />

auch neue Anforderungen an die Unternehmen der sogenannten<br />

TIC-Branche. TIC steht dabei für Testing, Inspection<br />

und Certification. „Das Vertrauen der Kunden<br />

muss immer wieder neu gewonnen werden“, so Gondlach.<br />

Diese „Vertrauensgenerierung“ werde entlang der<br />

Wertschöpfungskette immer wichtiger.<br />

„Vertrauen wird zukünftig nicht in erster Linie über<br />

die Zertifizierung geschaffen, sondern über standardisierte<br />

Prozesse, die bei der Herstellung und bei der Leistungserbringung<br />

Qualität und Zuverlässigkeit generieren<br />

und sicherstellen“, betont Dr. Ulrike Bohnsack, Mitglied<br />

der Geschäftsleitung im Bereich Normung und Geschäftsführerin<br />

des DIN Konrat beim DIN – Deutschen<br />

Institut für Normung, in der Studie. „Letzten Endes wird<br />

durch eine Vernetzung von Managementsystemen wie<br />

Risikomanagement, Qualitätsmanagement, Informationssicherheit<br />

Vertrauen in Systeme und Prozesse hergestellt.“<br />

Dies gilt auch im Zeitalter der Digitalisierung: Digitale<br />

Produkte und Systeme werden zunehmend adaptiv.<br />

Sie passen sich entweder eigenständig an veränderte<br />

Anforderungen an oder werden vom Nutzer beziehungsweise<br />

Betreiber verändert. „Das hat Auswirkungen<br />

auf die Art der Prüfung“, sagt Ulf Theike, Geschäftsführer<br />

von TÜV Nord Systems. „Der Prüfprozess muss<br />

zukünftig um eine digitale Ebene ergänzt werden.“<br />

18 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


Um dem hohen Individualisierungsgrad und der rasanten<br />

Produktentwicklung gerecht zu werden, sei eine<br />

Anpassung und Optimierung des gesamten Prüfprozesses<br />

erforderlich. „Wir müssen sicherstellen, dass auch<br />

bei digitalen Produkten und Systemen ein hoher Sicherheitsstandard<br />

gewährleistet ist“, bestätigt Dr. Detlev<br />

Richter, Global Head of Industrial and Energy Products<br />

bei TÜV Süd Product Service.<br />

Die Digitalisierung wird nach Einschätzung der Studie<br />

dafür sorgen, dass die TIC-Branche ihre Prozesse hinsichtlich<br />

folgender Fragen in Zukunft verändern wird:<br />

Wer führt die Prüfung, die Inspektion, den Test durch?<br />

Wie genau wandelt sich der Prozess? An welchem Punkt<br />

– von der Entwicklung bis zum Ende des Produktlebenszyklus<br />

– wird eigentlich geprüft? Und welchen Mehrwert<br />

können Konformitätsbewerter ihren Kunden zusätzlich<br />

zur Kerndienstleistung bieten?<br />

Werfen wir einen Blick auf die Technologien im Prüfprozess:<br />

So weist die Studie darauf hin, dass Hersteller<br />

es aus ihren eigenen Produktionsumgebungen gewohnt<br />

sind, intelligente Systeme, Prozesse, Sensoren<br />

und Analysetools einzusetzen, um die Qualität, die Sicherheit<br />

ihrer Produkte zu überprüfen und zu gewährleisten.<br />

„Dieselbe Offenheit hinsichtlich datengetriebener<br />

Systeme erwarten sie auch von den Stellen, die ihre<br />

Produkte hinsichtlich der Betriebssicherheit prüfen und<br />

mit Siegeln ausstatten. Dadurch wächst der Druck auf<br />

Konformitätsbewerter, technologiegetriebene Prüfprozesse<br />

anzubieten“, so Studienleiter Gondlach.<br />

Konformitätsbewerter im ständigen<br />

digitalen Austausch mit den Herstellern<br />

Die Automatisierung einzelner Prozessschritte seitens<br />

der Konformitätsbewerter sei dabei nur der erste Schritt<br />

hin zu einem technologiegestützten Prüfprozess. „So<br />

werden einfache Prozessschritte, wie das Berichtswesen,<br />

das Controlling und sämtliche Dokumentationen<br />

des Prüfprozesses bis 2027 nicht nur digitalisiert, sondern<br />

auch automatisiert sein“, ist Gondlach überzeugt.<br />

„In Zukunft werden Konformitätsbewerter den Herstellern<br />

Tools zur Verfügung stellen – beispielsweise nach<br />

Appstore-Logik –, welche es den menschlichen Prüfern<br />

und Auditoren ermöglichen, in einen digitalen Austausch<br />

mit dem Hersteller zu treten und nicht mehr<br />

zwangsläufig einen Menschen vor Ort zu senden.“ Getrieben<br />

werde dies durch die Effizienzsteigerung und<br />

damit die Ersparnis von Zeit und Geld seitens der Konformitätsbewerter<br />

und der Hersteller.<br />

Eine weitere Dimension eines technologiegestützten<br />

Prüfprozesses ist für<br />

die Trendforscher der Einsatz von Simulationen,<br />

die auf intelligenten Algorithmen<br />

und künstlicher Intelligenz beruhen.<br />

Sie prüfen die Sicherheit bereits<br />

vor der Produktion, anstatt sie erst<br />

nachträglich über vielfältige Prüfverfahren<br />

zu testen. Gondlach: „Simulation<br />

bedeutet für Konformitätsbewerter,<br />

dass branchenübergreifend zerstörungsfreies<br />

Prüfen realisiert wird und<br />

sie von Herstellern frühzeitig in den<br />

Produktentwicklungsprozess integriert<br />

wird.“<br />

Treiber und Ermöglicher für den erweiterten<br />

Einsatz von Software im<br />

Prüfprozess ist nach Einschätzung von Kai Gondlach, Senior Researcher bei<br />

2b Ahead die wachsende Leistungsfähigkeit<br />

künstlicher Intelligenz. Diese Zukunft vor allem die CAD-Datei im Hinblick<br />

2b Ahead: „Noch viel mehr als heute wird in<br />

Entwicklung werde „die Grundlagen auf Normen überprüft, bevor ein einziger realer<br />

Fertigungsschritt getätigt und Material<br />

von Konformitätsbewertung bis 2027<br />

dramatisch verschieben“. Künstliche verbraucht wurde“ Bild: 2b Ahead<br />

Intelligenz und die damit verbundene<br />

Auswertung langer Datenreihen bei<br />

der Prüfung ermöglichen es demnach, vollkommen<br />

neue Erkenntnisse über das Produkt zu erhalten, mögliche<br />

Sicherheitsrisiken oder Schwachstellen zu identifizieren.<br />

„In mehr als Echtzeit simuliert die künstliche Intelligenz<br />

zerstörungsfrei und eingriffslos Szenarien und<br />

prüft sie auf sicherheitsrelevante Tatbestände. Auch<br />

und gerade in Kombination unterschiedlicher Produkte,<br />

Prozesse und Anwendungsumgebungen wird hier das<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 19


:: Management<br />

wahre Potenzial der künstlichen Intelligenz deutlich“,<br />

betont Gondlach.<br />

Allerdings werde der menschliche Prüfer oder Auditor<br />

auch in zehn Jahren nicht vollständig durch eine<br />

künstliche Intelligenz ersetzt. „Menschliche Prüfung<br />

bleibt insbesondere dort bestehen, wo es nicht um<br />

Mustererkennung, sondern um nicht-standardisierte<br />

Erfahrung und situative Kreativität geht“, sagt Gondlach.<br />

Auch für den Prüfungsablauf sieht die Studie Änderungen<br />

durch die Digitalisierung: Die Konformitätsbewertung<br />

eines Prüfobjekts ist heute überwiegend nach<br />

Eine weitere Dimension der früheren Integration des<br />

Konformitätsbewerters ist die Prüfung eines Produkts<br />

schon während der Produktion. „Hersteller geben die<br />

Daten aus der Produktion an den Konformitätsbewerter<br />

weiter und erwarten dafür selbstverständlich einen<br />

Mehrwert“, heißt es in der Studie. Dieser könne auf<br />

mehreren Ebenen liegen. Einerseits sei es naheliegend,<br />

dass TIC-Unternehmen in Zukunft mit der verfügbaren<br />

Datenmenge die eigenen Prozesse optimieren – sowohl<br />

hinsichtlich der Prüfschemata als auch durch die<br />

schlichte Effizienzsteigerung bei der Bearbeitung. Doch<br />

auch während des Produktionsprozesses können automatisiert<br />

Auskünfte gegeben werden, an welcher Stelle<br />

der Hersteller bereits in diesem frühen Stadium Änderungen<br />

vornehmen sollte. So verhelfen Smart Analytics<br />

den Herstellern dazu, potenzielle Probleme bei der Produktion<br />

oder der späteren Nutzung schon präventiv<br />

auszuschließen.<br />

Geprüft wird künftig permanent,<br />

iterativ und potenziell endlos<br />

Der Prüfprozess muss zukünftig um eine digitale Ebene ergänzt<br />

werden, ist der TÜV Nord überzeugt Bild: TÜV Nord/Hauke Hass<br />

dessen Entwicklung angesiedelt. Das ändere sich<br />

zwangsläufig, wenn Hersteller Schritte in Richtung<br />

Adaptivität gehen. „Sie geben dann die Linearität von<br />

Entwicklung – Marketing – Vertrieb – Service auf. Entsprechend<br />

kann es gar keinen fixen Zeitpunkt in dieser<br />

Abfolge mehr geben, an dem Konformitätsbewerter ansetzen<br />

können“, so Gondlach. „Sie müssen sich zu dem<br />

ganzen Prozess verhalten und die Datenübertragung<br />

muss sehr viel eher ansetzen, nämlich bereits während<br />

der Entwicklung.“ Der Studienleiter ist überzeugt:<br />

„Noch viel mehr als heute wird in Zukunft vor allem die<br />

CAD-Datei im Hinblick auf Normen überprüft, bevor ein<br />

einziger realer Fertigungsschritt getätigt und Material<br />

verbraucht wurde.“ Für Konformitätsbewerter bedeutet<br />

dies, dass die Prüfpläne erstellt werden können, bevor<br />

das physische Produkt tatsächlich für eine Prüfung vorliegt,<br />

sollte diese noch vonnöten sein. Für die Bewerter<br />

und Hersteller habe das den Vorteil, dass individuelle<br />

Anforderungen beziehungsweise Baupläne von den<br />

Prüfern besser berücksichtigt werden können, indem<br />

Prüfschemata schon vorab definiert werden.<br />

In Zukunft nutzen Konformitätsbewerter für die Prüfung<br />

nach der Produktion nicht nur den Prototyp beziehungsweise<br />

einzelne Produkte einer Serie, um ein Prüfschema<br />

zu entwickeln. „Infolge der digitalen Schnittstellen<br />

von Produkten zum Anwender sowie zwischen<br />

technischen Einrichtungen entstehen permanent Daten,<br />

die Konformitätsbewerter in Zukunft für die Erstellung<br />

eines Prüfschemas für die iterative, potenziell endlose<br />

Prüfung des Produkts nutzen – oder für andere Produkte“,<br />

ist Gondlach überzeugt. So produzieren und<br />

sammeln digitale Produkte während der Nutzung durch<br />

den Kunden Daten, welche Konformitätsbewerter dazu<br />

nutzen, ihre eigenen Prozesse zu optimieren. So können<br />

sie den Herstellern adaptive Prüfschemata anbieten.<br />

Doch sieht 2b Ahead die Konformitätsbewertung<br />

nicht nach der Prüfung beendet: Die klassische Rezertifizierung<br />

von Produkten und Anlagen wird in Zukunft<br />

größtenteils automatisiert – auch in Bereichen, in denen<br />

sie nicht gesetzlich vorgeschrieben ist. „Wenn Konformitätsbewerter<br />

durch das Automatisieren von Prozessen<br />

Zeit und Kosten einsparen, können sie ihren Kunden<br />

mehr Sicherheit zum selben Preis durch häufigere<br />

Prüfzyklen anbieten“, schlägt Gondlach vor. Dadurch<br />

werde es für TIC-Kunden eine attraktive Option, diese<br />

Zusatzleistung an die Endkunden weiterzugeben. ■<br />

Webhinweis<br />

Die Trendstudie „Sicherheit 2027. Konformitätsbewertung<br />

in einer digitalisierten und<br />

adaptiven Welt“ kann hier geladen<br />

werden: http://hier.pro/g91DZ<br />

20 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


Das Internet ist einer weltweiter riesiger Marktplatz. Der Verbraucher ist nur ein paar<br />

Klicks vom nächsten Angebot entfernt Bild: mrmohock/Fotolia<br />

Eine Redaktion – zwei Meinungen<br />

Digitale Versprechungen<br />

In der schönen neuen Internet-Welt kann jeder Nutzer Dienstleistungen sowie Produkte<br />

unkompliziert und günstig zur Verfügung stellen. Doch wie viel Vertrauen kann man in die<br />

Angebote haben? Wir Redakteure von <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> haben verschiedene Erfahrungen<br />

gemacht.<br />

Not macht bekanntlich erfinderisch.<br />

Und die Aussicht, mitten<br />

in einer Heftproduktion ein langes<br />

Interview vom Band transkribieren<br />

zu müssen, beschwor<br />

bei mir vor zwei Jahren eine absolute<br />

Krise herauf. Alle Helfer,<br />

die mir bis dahin für solche Arbeiten<br />

beiseite gestanden hatten,<br />

waren entweder im Urlaub,<br />

Sabine Koll, Redaktion<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong>,<br />

krank oder mit Arbeit überlastet.<br />

Was also tun? Ich entschied<br />

schwört auf digitale<br />

Plattformen im Job<br />

mich dafür, eine Internet-Plattform<br />

auszuprobieren, die Auftraggeber<br />

und -nehmer digitaler Dienstleistungen zusammenbringt.<br />

Das ist natürlich nur deshalb möglich,<br />

weil mp3-Files analoge Bänder längst abgelöst haben.<br />

Ich hatte lange gezaudert, die Plattform zu nutzen. Ich<br />

fragte mich: Wie aufwändig ist es, solche Aufträge einzustellen?<br />

Bekomme ich das Transkript pünktlich? Und<br />

vor allem: Stimmt die Qualität? Aber wie von Zauberhand<br />

bekam ich quasi über Nacht eine wirklich passable<br />

Transkription, mit der ich weiterarbeiten konnte. Seitdem<br />

bin ich ein absoluter Fan dieser digitalen Plattform.<br />

Okay, okay, die Qualität der Arbeit schwankt bisweilen –<br />

abhängig vom jeweiligen fleißigen Helfer. Doch haben<br />

wir nicht alle mal gute und mal schlechte Tage? ■<br />

Ich bin kein Digital Native, eher<br />

ein Digital Immigrant. Ich nutze<br />

viele Möglichkeiten der digitalen<br />

Welt mit Begeisterung. Aber<br />

ich komme noch aus den analogen<br />

Zeiten. Dazu zählt, dass ich<br />

den Wert von etablierten Institutionen<br />

zu schätzen weiß.<br />

Markus Strehlitz, Wenn ich mich in einer fremden<br />

Redaktion <strong>Quality</strong> Stadt fortbewegen möchte, mache<br />

ich dies mit einem Taxi und<br />

<strong>Engineering</strong>, ist lieber<br />

analog statt digital naiv nicht mit Uber. Ich möchte, dass<br />

mein Fahrer weiß, was er da tut.<br />

Und ich möchte mich notfalls<br />

bei der Taxizentrale beschweren können. Wenn ich in<br />

der fremden Stadt übernachte, buche ich ein Zimmer in<br />

einem Hotel. Auch hier bedienen mich Menschen, die<br />

das gelernt haben. Online-Plattformen sind mir häufig<br />

suspekt, weil ich kein Vertrauen in die Qualitätskriterien<br />

habe. Und Bewertungen helfen nicht immer. Eine<br />

Freundin machte vor kurzem schlechte Erfahrungen mit<br />

einer Wohnung, die Privatleute online angeboten hatten.<br />

Die Zimmer waren schmutzig und die Heizung<br />

funktionierte nicht. Dem Anbieter wollte sie aber keine<br />

schlechte Bewertung geben. Denn dann würde sie von<br />

diesem ja ebenfalls schlecht bewertet, meinte sie. Da<br />

bleibe ich doch lieber analog statt digital naiv.<br />

■<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 21


:: Management<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> Innovationsforum am 9. Oktober 2018 in Stuttgart<br />

Oberflächenmesstechnik 4.0<br />

Die Oberflächenmesstechnik steht vor neuen Herausforderungen: Ihre Verlagerung an oder in die<br />

Produktionslinie erfordert zunehmend optische Messtechnik sowie Automatisierung. Das<br />

Innovationsforum von <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> im Oktober in Stuttgart widmet sich diesen und<br />

weiteren aktuellen Fragen rund um die Oberflächenmesstechnik.<br />

Die Autorin<br />

Sabine Koll<br />

Redaktion<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Oberflächen werden<br />

heute in aller Regel noch<br />

traditionell taktil vermessen<br />

Bild: Denis Starostin/Fotolia<br />

„Oberflächen werden heute in aller Regel noch traditionell<br />

taktil vermessen“, sagte Dr. Özgür Tan, der das strategische<br />

Produktmarketing für optische Messsysteme<br />

bei Polytec leitet, beim Roundtable Oberflächenmesstechnik<br />

von <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> im Herbst 2017. „Doch<br />

die Entwicklung geht ganz klar Richtung optischer<br />

Messverfahren – nicht zuletzt deshalb, weil die Messtechnik<br />

so nah wie möglich an die Produktion heran<br />

kommen muss.“<br />

Der Beratungsbedarf in diesem Bereich sei hoch, bestätigte<br />

Dr. Robert Zarnetta, Leiter Business Sector Manufacturing<br />

& Assembly bei Zeiss Mikroskopie. „Dies<br />

liegt nicht zuletzt auch daran, dass das Vertrauen in die<br />

optische Messtechnik noch ein Problem ist, weil wir hier<br />

noch keine Standards haben. Das heißt, die Messungen<br />

sind nicht mit einem Zertifikat hinterlegt und nicht mithin<br />

nicht rückführbar.“ Deshalb gehen viele Kunden derzeit<br />

dazu über, ein optisches Messgerät in der Fertigung<br />

über ein taktiles Gerät zurückzuführen, erläuterte Hannes<br />

Kiehl, Anwendungstechniker Form und Obefläche<br />

bei Zeiss 3D Metrology. „Das heißt sie messen in der Fertigung<br />

schnell optisch, um die Grundinformation der<br />

Oberfläche zu bekommen, haben aber im Background<br />

ein taktile System, mit dem sie die Messwerte noch einmal<br />

verifizieren können.“<br />

Die Experten des Roundtables waren sich einig, dass<br />

die standardisierten Standardkenngrößen für Oberflächenrauheit<br />

für die taktile Messtechnik, R a<br />

und R z<br />

, in 99<br />

% der Fälle keine funktionelle Oberflächenbewertung<br />

erlauben. Sie plädierten daher für mehr Normen für die<br />

optische Messtechnik.<br />

„Ein erster, richtiger Schritt war die Verabschiedung<br />

der EN ISO 25178 für die flächenhafte Rauheitsmessung“,<br />

so Tan. „Die andere Sache ist die Standardisierung<br />

von Messgeräten, um auch dem unerfahrenen Anwender<br />

den Vergleich zu ermöglichen.“ Hier arbeitet Polytec<br />

mit Partnern aus Industrie und Forschung an dem<br />

sogenannten fairen Datenblatt für optische 3D-Oberflächenmessgeräte.<br />

Hier sind unterschiedliche Begriffe<br />

in den Datenblättern für die Anwender vereinheitlicht,<br />

ebenso die Definitionen der angegebenen Größen.<br />

Das 5. <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> Innovationsforum 2018<br />

beleuchtet die verschiedenen Entwicklungen in der<br />

Oberflächenmesstechnik – vom Messraum bis hin zur<br />

Inline-Lösung. Als Partner sind (Stand Mai) DGQ, GBS,<br />

Nela, Optosurf, Polytec, Zeiss und Zygo mit dabei. Weitere<br />

folgen.<br />

Dies sind die geplanten Themen:<br />

• Welche Anforderungen haben die Anwender traditionell<br />

an die Oberflächenmesstechnik – und welche<br />

sind neu?<br />

• Ist 3D-Messtechnik heute schon Standard?<br />

• Welche Rolle spielen optische Sensoren heute? Wann<br />

kommt taktile, wann optische Messtechnik zum Einsatz,<br />

wann Mikroskopie? Wie lassen sich die Ergebnisse<br />

vergleichen?<br />

• Inwiefern ist Multisensorik heute schon Standard?<br />

• Oberflächencharakterisierung im nano- und mikroskaligen<br />

Bereich<br />

• Neue Normen und Standards wie die EN ISO 25178<br />

• Faires Datenblatt für den Vergleich von Messgeräten<br />

• Brauchen wir weitere Sensorik für die Oberflächenmesstechnik<br />

der Zukunft?<br />

• Messraum, atline, inline – wohin geht die Reise?<br />

• Virtuelle Oberflächenmesstechnik: Ist dies ein Thema?<br />

Welche Lösungen gibt es?<br />

■<br />

Mehr zum Forum<br />

Alle wichtigen Informationen zum QE Innovations -<br />

forum 2018 sowie die Möglichkeit zur direkten<br />

Anmeldung finden Sie auf der Event-Homepage<br />

www.qe-online.de/qe-innovationsforum<br />

22 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


Zulieferer unter Druck<br />

Die neuen Gewährleistungsvereinbarungen haben tiefgreifende Auswirkungen<br />

auf die Zulieferer. Unter anderem geht es um die Verlängerung der Frist,<br />

innerhalb derer ein Lieferant für sein Produkt haften soll. Die Reaktion der Zulieferer<br />

kann nur vielfältig sein und beinhaltet eine intensive Datenanalyse.<br />

Alles was Recht ist<br />

Seit Mitte des vergangenen Jahres waren bei verschiedenen<br />

OEMs Bestrebungen zu beobachten, das aus Zuliefersicht<br />

absolut ausreichende System zur Regressierung<br />

von 0-km und Feldschaden intensiv zu verändern.<br />

Die Grundkonzeption jeder Art von Gewährleistungssystem<br />

in der Automobilindustrie ist im Kern zwar<br />

unangetastet geblieben. Nichtsdestotrotz scheinen verschiedene<br />

OEMs der Meinung zu sein, die Effektivität ihres<br />

Systems anheben zu wollen und zu können.<br />

Ein Hebel ist die Verlängerung der Frist, innerhalb derer<br />

der Lieferant im Sinne einer Gewährleistung für sein<br />

Produkt haften soll. Standard sind mittlerweile 36 bis 48<br />

Monate, häufig erst ab Zulassung des Gesamtprodukts.<br />

Die neuesten Forderungen sind 98 Monate.<br />

Weitere Möglichkeit zur Erhöhung<br />

der Effektivität des Regresssystems<br />

ist die Verkürzung<br />

von Widerspruchsfristen gegen<br />

Regelmäßige Beiträge Kaufteileschreibungslisten in<br />

zu rechtlichen Themen den OEM–Portalen, die Umstellung<br />

auf reine Pull-Funktion<br />

liefert Reusch Rechtsanwälte,<br />

durch den Zulieferer und der<br />

www.reuschlaw.de Wegfall entsprechender Hinweise<br />

im Portal.<br />

Der Autor:<br />

Philipp Reusch<br />

Daneben enthalten die neuen<br />

Überlegungen der OEM weitere<br />

zeitliche Erweiterungen,<br />

wenn es etwa darum geht, nach Ablauf von acht Jahren<br />

auftauchende Feldschäden 50/50 zu teilen.<br />

Sicherlich innovativ ist der Vorschlag, dem Lieferanten<br />

ein Angebot zu einem damage waiver zu machen.<br />

Der Lieferant zahlt also etwa 2 % des Jahresumsatzes<br />

und hat damit nichts mehr mit Gewährleistung zu tun.<br />

Vorsatz ist im Zweifel ausgeschlossen.<br />

Die Reaktion der Zulieferer hierauf kann nur vielfältig<br />

und konzertiert sein. Eine Ablehnung der Bedingungswerke<br />

generell oder ein Verhandeln der Verjährung von<br />

98 auf 72 Monate ist ein Scheinerfolg. Wichtiger ist zum<br />

einen die ehrliche Analyse, ob die organisatorischen Voraussetzungen<br />

für die Bedienung der Portale und der<br />

Schadteilanalysen und Regressprozesse geschaffen<br />

sind. Nur dann kann überhaupt verhindert werden, dass<br />

automatisiert Geld abgezogen wird, ohne dass jemand<br />

beim Zulieferer überhaupt weiß, warum.<br />

Daneben werden viele Zulieferer ein deutlicheres Interesse<br />

an den Analysen der ausgefallenen Produkte<br />

ausprägen müssen, um bereits konstruktiv Fehlervermeidung<br />

zu betreiben. Die genauere Kenntnis über das<br />

Ausfallverhalten solcher Daten ist auch eine statistisch<br />

wertvolle Quelle, um beispielsweise die durchschnittliche<br />

Lebensdauer prognostizieren zu können. Auf dieser<br />

Basis lassen sich dann entsprechend auch sinnvolle Verhandlungen<br />

über die Länge der Gewährleistung führen.<br />

Auch hier sind also Daten von erheblichem Wert. ■<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 23


:: Management<br />

Online-Magazin <strong>Quality</strong> Guide von <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Zweite Runde für die<br />

gelben Seiten der Branche<br />

Mit der zweiten Ausgabe des <strong>Quality</strong> Guide gibt die Redaktion von <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> wieder<br />

einen aktuellen Überblick über den Markt – über Hersteller, Dienstleister und die wichtigsten<br />

Veranstaltungen. Das Besondere: Der <strong>Quality</strong> Guide erscheint als reines E-Paper auf der<br />

Online-Plattform Keosk. So wird das digitale Heft ständig erweitert.<br />

<strong>02.18</strong><br />

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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

www.qe-online.de<br />

Das Angebot an Technologien und Dienstleistungen für<br />

Qualitätssicherung und -management ist umfangreich.<br />

Den Verantwortlichen im Anwenderunternehmen fällt<br />

es nicht immer leicht zu erkennen, welcher Hersteller<br />

und Dienstleister für welche Auf gaben die passende Lösung<br />

parat hat. Das will die Redaktion von <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

ändern.<br />

Mit dem neuen Online-Magazin <strong>Quality</strong> Guide, das<br />

nun in der zweiten Ausgabe zur Verfügung steht, geben<br />

wir unseren Lesern einen Überblick über den Markt. Dazu<br />

teilt er sich in die verschiedenen Bereiche auf: Software-Anbieter,<br />

Hersteller von Mess- und Prüftechnik,<br />

Bildverarbeiter und Dienstleister. In jeder Rubrik finden<br />

sich relevante Player, die auf ein bis zwei Seiten ihre<br />

Stärken darstellen.<br />

Jede dieser Rubriken wird eingeleitet mit einem Artikel<br />

über die Trends, welche die Branche gerade umtreiben.<br />

So beginnt zum Beispiel das Software-Ressort mit<br />

einem Beitrag über die Integrationsfähigkeit von CAQ-<br />

Systemen.<br />

Berichte zu den Messe-Highlights<br />

Eine große Bedeutung für den QS- und QM-Markt<br />

haben natürlich auch Messen und Veranstaltungen.<br />

Über sie wird im <strong>Quality</strong> Guide ebenfalls berichtet – sei<br />

es im Vorfeld oder im Nachgang.<br />

So wirft die Vision bereits jetzt ihre Schatten voraus.<br />

Für die Bildverarbeitungsbranche ist die alle zwei Jahre<br />

im Herbst stattfindende Messe in Stuttgart das Event<br />

des Jahres. Auch für die Redaktion der <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

ist die Vision ein Highlight im Jahreskalender.<br />

Hinzu kommen Informationen zu den QE-Events wie<br />

dem Innovationsforum, das sich diesmal dem Thema<br />

Oberflächenmesstechnik widmet.<br />

Der <strong>Quality</strong> Guide ist auch deshalb ein spannendes<br />

Produkt, weil <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> mit ihm neue Wege<br />

beschreitet. Er erscheint im E-Paper-Format auf der Online-Plattform<br />

Keosk und somit als reine Digitalausgabe.<br />

Das gibt die nötige Flexibilität, neue Inhalte zu ergänzen<br />

und bereits bestehende Beiträge zu behalten.<br />

So wird der <strong>Quality</strong> Guide im Laufe des Jahres weiter<br />

wachsen und in sechs Ausgaben stets den aktuellen<br />

Überblick über die Branche liefern. Schließlich ist der<br />

Markt rund um die Qualitätstechnologien und -dienstleistungen<br />

ständig in Bewegung.<br />

■<br />

Webhinweis<br />

Die aktuelle Ausgabe des <strong>Quality</strong> Guide finden<br />

Sie auf Keosk unter<br />

http://hier.pro/SyQnE<br />

24 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


Der Kandidat will gewonnen werden<br />

Kaum ein Tag vergeht zur Zeit, an dem in den Medien nicht über das Thema<br />

Fachkräftemangel berichtet wird. Doch wie geht man mit diesem<br />

Problem szenario am besten um? Vor allem eine Lösungsvariante wird<br />

momentan stark forciert – das Active Sourcing.<br />

Theoretisch ist Active Sourcing natürlich ein<br />

sehr effizienter Weg. Aber wie so oft ist der<br />

Schritt von der Theorie hin zur erfolgreichen<br />

praktischen Realisierung manchmal sehr weit.<br />

Was darunter alles verstanden wird, ist<br />

phänomenal – aber natürlich ist das aktive Zugehen<br />

auf den Bewerbermarkt viel hilfreicher<br />

als passives Abwarten auf die Ergebnisse einer<br />

Stellenanzeige. Nur Active Sourcing ohne individuelles,<br />

persönliches (direktes) und vor allem<br />

kontinuierliches Umgehen mit der kontaktierten<br />

Zielgruppe ist wenig hilfreich, eher sogar<br />

kontraproduktiv.<br />

Denn wer angesprochen wird und anschließend<br />

nicht entsprechend „gepflegt“ wird,<br />

fühlt sich leicht auch mal „verschaukelt“. Und<br />

dieses individuelle, persönliche und kontinuierliche<br />

Umsetzen von Active-Sourcing-Aktivitäten<br />

wird heute fast nicht geleistet beziehungsweise<br />

kann aufgrund des erheblichen<br />

Arbeitsumfanges von internen Personalabteilungen<br />

kaum umgesetzt werden.<br />

Active Sourcer muss präsent sein<br />

Es reicht einfach nicht, zum Beispiel auf Xing<br />

Kandidaten mit mehr oder weniger motivierenden<br />

Texten zu kontaktieren oder auf Veranstaltungen<br />

wie etwa Fachmessen Fragen zu<br />

beantworten. Nein, der „Active Sourcer“ muss<br />

permanent präsent und erreichbar sein, den<br />

Angesprochenen laufend zur Verfügung stehen<br />

und sie auf dem Weg bis hin zur konkreten<br />

Bewerbung konkret begleiten. Allein diese<br />

Kommunikationsanforderungen lassen zu<br />

wünschen übrig – wenn man nur daran denkt,<br />

wie problematisch es oft ist, Ansprechpartner<br />

in Personalabteilungen überhaupt zu erreichen.<br />

Und wenn man sich bewusst macht, wie<br />

viele Kontaktaufnahmen bei manchen Positionen<br />

generell erstmal notwendig sind, um eine<br />

vernünftige Reaktionszahl zu bekommen,<br />

dann wird schnell klar, welch administrativer<br />

Aufwand hier betrieben werden muss, um<br />

greifbare Ergebnisse zu erzielen.<br />

Kurz zusammengefasst, gibt es ein paar<br />

Grundvoraussetzungen damit Active Sourcing<br />

funktioniert und die Ergebnisse in einem vernünftigen<br />

Verhältnis zum Aufwand stehen:<br />

• Hohe und stete Kommunikationsbereitschaft<br />

sowohl extern als auch bei der internen<br />

Begleitung und Verfolgung der Kandidaten<br />

• Permanente Erreichbarkeit<br />

• Kontaktstärke und Überzeugungskraft<br />

• Active Sourcing muss permanent betrieben<br />

werden – die Organisation muss bereit und<br />

fähig sein, hohe Kontaktzahlen zu generieren<br />

• Kreativität<br />

• Stets aktuelles Know-how über den allgemeinen<br />

Arbeitsmarkt und vor allem auch<br />

die branchen- und funktionsspezifische Arbeitsmarktsituation<br />

• Der „Active Sourcer“ muss wissen, von was<br />

er spricht – vor allem hinsichtlich Aufgabenfelder<br />

und Anforderungsprofile seines Unternehmens<br />

beziehungsweise Betreuungsbereiche.<br />

Personal & Karriere<br />

Sensibilität ist gefragt<br />

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Der Autor: Udo Wirth<br />

Motivierende Kommunikation ist die Grundregel<br />

für erfolgreiches Active Sourcing. Es geht<br />

darum, Kandidaten zu gewinnen. Eine kritische<br />

oder zu insistierende Gesprächsführung<br />

ist deshalb fehl am Platz. Eine Bewertung und<br />

Beurteilung von Kandidaten muss sensibel<br />

und mehr indirekt erfolgen.<br />

Active Sourcing zu betreiben, ergibt nur<br />

Sinn, wenn man diese Spielregeln und die genannten<br />

Minimalanforderungen beherrscht –<br />

ansonsten verbrennt man nur sinnlos Zeit,<br />

Geld und Image.<br />

■<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 25


:: Titelthema<br />

Neue ISO 45001:2018 für modernen Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />

Sinnvoll,<br />

wirksam und<br />

machbar<br />

Ein wesentlicher Bestandteil des Unternehmenserfolgs ist eine sichere und gesunde<br />

Arbeitsumgebung. Die im März 2018 erschienene ISO 45001:2018 könnte zum<br />

weltweiten Standard für Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagementsysteme<br />

werden. Was spricht dafür – und was bedeutet das für die Umsetzung?<br />

Der Autor<br />

Michael Genschka<br />

Auditor Bereich<br />

Managementsysteme<br />

TÜV Hessen<br />

www.tuev-hessen.de<br />

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die Kriterien<br />

an einen menschengerechten Arbeitsplatz wie<br />

folgt formuliert: „Die Art und Weise, wie eine Gesellschaft<br />

die Arbeit und die Arbeitsbedingungen organisiert,<br />

sollte eine Quelle der Gesundheit und nicht der<br />

Krankheit sein.“ Ein Arbeitsplatz ist dann ergonomisch<br />

gestaltet, wenn er keine Gesundheitsgefahren und arbeitsbedingte<br />

Erkrankungen verursacht sowie ein angenehmes<br />

Arbeiten ermöglicht.<br />

Nun sollte und darf man annehmen, dass dieser<br />

grundlegenden Definition in allen industrialisierten<br />

Ländern grundsätzlich entsprochen wird. Allerdings<br />

können schon geringste Abweichungen von dieser Forderung<br />

nicht nur zu erheblichen Individualschäden von<br />

MitarbeiterInnen führen, sondern auch das Unternehmen<br />

selbst und zum Beispiel seinen Ruf als attraktiver<br />

Arbeitgeber „verletzen“.<br />

Es dürfte hinlänglich bekannt sein: In der heute etablierten<br />

Nomenklatur des Qualitätsmanagements gibt<br />

es dafür einen Begriff – der sich durch die „High-Level-<br />

Structure“ aller neueren ISO-Normen von Qualitätsprozessen<br />

zieht. Einfach gesprochen: Jede Möglichkeit einer<br />

Abweichung von existierenden Regeln wird als „Risiko“<br />

betrachtet. Und jedes potenzielle Risiko muss im<br />

Rahmen des Risiko-Managements ex ante erkannt, bewertet<br />

und minimiert werden.<br />

Diese Denkweise galt weitestgehend schon bei der<br />

derzeit gebräuchlichen Occupational Health- and Safety<br />

Assessment Serie OHSAS 18001. Die nun an den Start<br />

gegangene ISO 45001:2018 verdichtet diese Denkweise<br />

– und wird deshalb in Kürze auch als DIN EN ISO 45001<br />

zum weltweit gültigen Standard für die Anforderungen<br />

an Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagementsysteme<br />

werden. Ihr Ziel es ist, das Risiko von Verletzungen,<br />

Unfällen und arbeitsbedingten Erkrankungen in Unternehmen<br />

sichtbar zu reduzieren. Geeignete Methoden<br />

und Instrumente müssen dazu auf allen Ebenen eines<br />

Unternehmens angewendet und genutzt werden.<br />

Wichtig zu wissen: In Zukunft sollen nicht nur eigene<br />

Mitarbeiter, sondern auch andere Personen, die unter<br />

der Verantwortung und Zuständigkeit des Unternehmens<br />

tätig sind, besser geschützt werden (Normbegriff<br />

„Beschäftigte“ oder „worker“). Hier gibt es zwei gute<br />

Nachrichten: Für Unternehmen, die bereits eine Zertifizierung<br />

nach OHSAS 18001 erworben haben, wird die<br />

Umstellung auf die ISO 45001 vergleichsweise einfach<br />

sein. Das gilt auch für Unternehmen, die ihr Qualitätssystem<br />

auf das Arbeits- und Gesundheitsmanagement<br />

ausdehnen wollen und schon über eine oder mehrere<br />

Zertifizierungen der DIN EN ISO-Reihe verfügen: Die ISO<br />

45001 wird aufgrund der High Level Structure ebenfalls<br />

relativ einfach einzuführen sein. Die wesentlichen Punkte<br />

sind hier vor allem die Unterstützungsprozesse<br />

• „Ressourcen“ (7.1.) – also die Planung der für den Arbeits-<br />

und Gesundheitsschutz notwendigen Mittel,<br />

• „Kompetenz“ (7.2.) – also die Befähigung von MitarbeiterInnen,<br />

die Regeln für Arbeitssicherheit und Gesundheit<br />

zu verstehen und anzuwenden,<br />

26 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


173 Jahre Arbeitssicherheit<br />

:: 1845 Preußische Gewerbeordnung<br />

:: 1871 Reichsgewerbeordnung<br />

:: 1878 Bismarcks soziale Gesetze<br />

:: 1884 Unfallversicherungsgesetz<br />

:: 1885 Gründung der Berufsgenossenschaften<br />

:: 1899 Gründung der Internationalen Vereinigung für gesetzlichen<br />

Arbeiterschutz<br />

:: 1913 Reichsversicherungsverordnung<br />

:: 1968 Gesetz über technische Arbeitsmittel regelt Sicherheitsstandards<br />

:: 1989 Rahmenrichtlinie für Arbeitsschutz (89/391 EWG)<br />

:: 1996 Siebtes Buch Sozialgesetzbuch (Gesetzliche Unfallversicherung)<br />

:: BS 8800:1996 (Basis der OHSAS 18001)<br />

:: 2018 ISO 45001:2018<br />

• „Bewusstsein“ (7.3.) – also die Aufmerksamkeit für die<br />

Vorteile einer aktiven Besetzung des Themas durch<br />

alle Stakeholder im Unternehmen<br />

• Kommunikation (7.4.) – also das konsequente interne<br />

und externe Marketing (die „Werbung“) für und mit<br />

den Vorteilen des neuen Systems<br />

Warum sich der Aufwand auf jeden Fall lohnt…<br />

Was darüber hinaus für die Einführung spricht, ist das<br />

Ergebnis einer Auswertung diverser einschlägiger Studien<br />

in einem Forschungsbericht der Internationalen Vereinigung<br />

für Soziale Sicherheit (IVSS): Ein wirksames, in<br />

die Unternehmensabläufe eingeführtes Arbeits- und<br />

Gesundheitsschutzmanagementsystem rechnet sich –<br />

für alle Beteiligten. Laut der genannten Auswertung lag<br />

der durchschnittliche „Return on Prevention“ bei 2,2.<br />

Das bedeutet, dass ein Unternehmen für jeden im Arbeitsschutz<br />

eingesetzten Euro 2,20 Euro zurückerhält.<br />

Auch wenn eine exakte Quantifizierung schwierig<br />

ist, können insbesondere Verbesserungen des Unternehmensimage,<br />

sinkender Krankenstand, Fortschritte<br />

in der Unternehmenskultur und in der gestiegenen Mitarbeiterzufriedenheit<br />

und -Motivation festgestellt werden.<br />

Soviel also in groben Zügen zu den Gründen, die für<br />

die Einführung des neuen Systems sprechen. Nun mag<br />

sich der eine oder die andere insbesondere im Hinblick<br />

auf die Punkte Bewusstsein und Kommunikation schon<br />

Unternehmen, die schon<br />

ein Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagementsystem<br />

nach dem<br />

bisherigen Standard BS<br />

OHSAS 18001 implementiert<br />

haben und engagiert<br />

in ihrem Firmenalltag<br />

leben, dürfte der<br />

Umstieg auf die ISO<br />

45001:2018 leicht fallen<br />

Bild: Fotolia/RAM/TÜV Hessen<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 27


:: Titelthema<br />

die Frage gestellt haben: Wie erklärt man das am besten,<br />

um für das „neue System“ eine möglichst hohe Akzeptanz<br />

zu erreichen? Hierzu eignet sich nach unserer<br />

Erfahrung auch die Einbettung des Vorgangs in die Geschichte<br />

der industriellen Arbeit.<br />

Historische Meilensteine des Arbeitsschutzes<br />

sind die Basis für die neue Norm<br />

Bereits unter Bismarck wurden in Deutschland gesetzliche<br />

Grundsteine für die ersten Arbeitsschutzverpflichtungen<br />

gelegt, und zwar im Rahmen der großen sozialen<br />

Gesetze von 1878–1890, in denen die Krankheits-,<br />

Unfall- und Altersansprüche der Arbeiter und auch die<br />

Gesetze über Arbeitsschutz und Kinderarbeit geregelt<br />

wurden (Bismarck und das deutsche Gemüt von Dr. Hermann<br />

von Bezzel). Die preußische Gewerbeordnung, die<br />

später zur Grundlage der Gewerbeordnung des Deutschen<br />

Reichs wurde, verpflichtete die Arbeitgeber, Maßnahmen<br />

zum Schutz ihrer Arbeiter zu ergreifen. Es entstand<br />

der Begriff des „Arbeiterschutzes“.<br />

1884 wurde unter Bismarck das Unfallversicherungsgesetz<br />

verabschiedet, das auch zur Gründung der Berufsgenossenschaften<br />

führte. 1924 erfolgte in Berlin die<br />

Einrichtung der Klinik für Berufskrankheiten. Sie wurde<br />

1933 zum Universitätsinstitut ausgebaut.<br />

Im Brockhaus wird auf den Beginn des Internationalen<br />

Arbeiterschutzes verwiesen, der seine Wurzeln 1890<br />

in der Internationalen Arbeiterkonferenz in Berlin hatte.<br />

Ein weiterer Meilenstein findet sich auch bereits 1899<br />

in der Gründung der Internationalen Vereinigung für<br />

gesetzlichen Arbeiterschutz in Basel.<br />

Die Verpflichtung des Unternehmers zu Arbeitssicherheit<br />

und Gesundheitsschutz resultiert aus der<br />

Reichsversicherungsordnung und ist heute im Sozialgesetzbuch<br />

VII (SGB VII) festgeschrieben.<br />

Unterschiedliche Entwicklung der Normen in Europa<br />

In den jeweiligen Mitgliedsstaaten der EU existieren unterschiedliche<br />

Arbeitsschutzstandards. Zur Verbesserung<br />

des Arbeitsschutzes und Vermeidung der Konkurrenzsituationen<br />

zwischen den Mitgliedsstaaten infolge<br />

der Ausnutzung wirtschaftlicher Standortvorteile auf<br />

Kosten des Arbeitsschutzes verabschiedete 1989 der Rat<br />

der EG die sogenannte Rahmenrichtlinie für Arbeitsschutz<br />

(89/391 EWG vom 12. Juni 1989). Die Rahmenrichtlinie<br />

definierte Mindestanforderungen und deckte<br />

die wesentlichen Risiken im Bereich der Arbeitsumwelt<br />

für den Sicherheits- und Gesundheitsschutz sowie die<br />

Arbeitshygiene ab.<br />

Europäische Richtlinien sind rechtsverbindlich und<br />

müssen von allen Mitgliedstaaten innerhalb einer festgelegten<br />

Frist in einzelstaatliches Recht umgesetzt werden.<br />

In europäischen Richtlinien sind Mindestanforderungen<br />

und Grundprinzipien, zum Beispiel zur Prävention<br />

und zur Gefährdungsbeurteilung, und die Pflichten<br />

von Arbeitgebern und Arbeitnehmern festgehalten.<br />

In den 1990er Jahren wurden die ersten Managementsysteme<br />

zu Arbeitssicherheit- und Gesundheits-<br />

Moderner Arbeits- und<br />

Gesundheitsschutz in<br />

Unternehmen ist geprägt<br />

durch die hohe Bedeutung<br />

und Anerkennung<br />

der Gesundheit<br />

und körperlichen Unversehrtheit<br />

ihrer Mitarbeiter<br />

Bild: Fotolia/alotofpeople<br />

28 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


schutz entwickelt und eingeführt, nach denen die Unternehmen<br />

eine Zertifizierung beantragen konnten.<br />

Das Normative SCC-Regelwerk (Sicherheits Certifikat<br />

Contraktoren) ist ein zertifizierbares Arbeitsschutzmanagementsystem.<br />

Es wurde in der Petrochemie für Unternehmen<br />

entwickelt, die als Kontraktoren tätig werden<br />

wollen und vereinigt Belange aus (Arbeits-)Sicherheit,<br />

Gesundheits- und Umweltschutz (SGU).<br />

Im Jahr 1999 wurde der britische Standard BS OHSAS<br />

18001 (Occupational Health and Safety Assessment Series)<br />

veröffentlicht – und entwickelte sich in der Folgezeit<br />

zum einzigen Arbeitsschutzmanagementsystem<br />

(AMS) mit übergreifender internationaler Bedeutung<br />

und für das Gesundheitsmanagement von Unternehmen<br />

aller Branchen.<br />

Die OHSAS 18001 ermöglichte schon eine systematische,<br />

kontinuierliche Verbesserung in der Arbeits- und<br />

Anlagensicherheit durch umfassende Prävention und<br />

trug zudem wesentlich zum Unternehmenserfolg bei.<br />

Warum Arbeitsschutz<br />

wichtig ist<br />

Die Zahl der Arbeitsunfälle ist von knapp drei Millionen<br />

im Jahr 1960 auf gut 950.000 in 2016 gesunken – und<br />

das, obwohl die Beschäftigtenzahl heute viel höher ist<br />

als damals. Dies ist zweifellos eine erfreuliche Entwicklung.<br />

Dennoch sind knapp eine Million Arbeitsunfälle<br />

immer noch eine unerträglich hohe Zahl. Nach Schätzungen<br />

der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und<br />

Arbeitsmedizin (BAuA) fielen 2016 etwa 675 Millionen<br />

Erwerbstage durch Arbeitsunfähigkeit aus. Dies führte<br />

zu einem Produktionsausfall anhand der Lohnkosten<br />

von 75 Milliarden Euro. Durch Verlust an Arbeitsproduktivität<br />

gingen der deutschen Volkswirtschaft damit<br />

rund 133 Milliarden Euro an Bruttowertschöpfung<br />

verloren.<br />

■<br />

ISO 45001:2018 birgt viele Chancen<br />

Das Fazit lautet daher: Die Zertizierung nach ISO<br />

45001:2018 ist effektiv und effizient. Denn die neue<br />

Norm legt die Anforderungen an Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagementsysteme<br />

(A&GS) fest und beschreibt<br />

deren Integration in den betrieblichen Alltag.<br />

Die Norm bietet die Chance, Sicherheit und Gesundheit<br />

bei der Arbeit zu verbessern, die Gesundheitsrisiken<br />

der Beschäftigten zu reduzieren, und dank der Zertifizierung<br />

bei Kunden, Lieferanten, Behörden oder Investoren<br />

den Nachweis erbringen, dass sicher und gesund gearbeitet<br />

wird und das Unternehmen sich an die gesetzlichen<br />

Vorschriften hält.<br />

Die neue Norm gilt nicht nur für festangestellte Beschäftigte,<br />

sondern auch für Subunternehmer oder freie<br />

Mitarbeiter. Das heißt, das Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagementsysteme<br />

(A&GS) muss sicherstellen,<br />

dass zum Beispiel auch die Reinigungsfirma, die<br />

abends die Büros putzt, in die Arbeitsschutzmaßnahmen<br />

eingebunden wird.<br />

Die neue ISO 45001:2018 basiert auf dem Plan-Do-<br />

Check-Act-Modell (PDCA) und orientiert sich an der sogenannten<br />

„High Level Structure“ (HLS). Hierdurch wurden<br />

Abschnittsfolge, Basistext und gemeinsame Terminologie<br />

der Norm vereinheitlicht, um die Integration in<br />

bestehende Managementsysteme wie zum Beispiel ISO<br />

9001 oder ISO 14001 zu erleichtern.<br />

Die ISO 45001:2018 soll den wachsenden Ansprüchen<br />

in den Betrieben gerecht werden. Sie ersetzt den<br />

bisherigen britischen Standard BS OHSAS 18001:2007.<br />

Unternehmen, die ihr Arbeitsschutz-Management-System<br />

nach dem alten Standard zertifiziert haben, wird<br />

für die Umstellung eine Übergangsfrist von drei Jahren<br />

bis zum 11. März 2021 eingeräumt.<br />

Weitere Vorteile einer Zertifizierung durch TÜV Proficert<br />

sind:<br />

• Internationale Anerkennung des Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagementsystems<br />

• Einfache Integration in ein bestehendes Managementsystem<br />

dank High Level Structure<br />

• Management von Arbeits- und Gesundheitsschutz Risiken<br />

und Chancen<br />

• Steigerung der Rechtssicherheit durch regelmäßige<br />

Bewertungen („Einhaltung der Verpflichtungen”)<br />

• Kontinuierliche Verbesserung der eingeleiteten Prozesse<br />

• Verankerung von Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz<br />

im Bewusstsein der Mitarbeiter und des Managements<br />

als auch bei externen Anbietern<br />

• Sichere und gesunde Arbeitsplätze<br />

• Imagegewinn als sicheres und vorsorgendes Unternehmen<br />

Auch wenn mit der ISO 45001:2018 eine ganz neue<br />

Norm entsteht – ihre Grundlagen sind zu einem großen<br />

Teil bereits in der BS OHSAS 18001 vorhanden und formuliert.<br />

Für Unternehmen, die schon ein Arbeits- und<br />

Gesundheitsschutzmanagementsystem nach dem bisherigen<br />

Standard implementiert haben und engagiert<br />

in ihrem Firmenalltag leben, dürfte der Umstieg auf die<br />

ISO 45001:2018 daher leicht sein. Dennoch wird die ISO<br />

45001:2018 neue Impulse für den Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />

in Unternehmen geben können. Die British<br />

Standards Institution hat angekündigt, den Standard<br />

OHSAS 18001 drei Jahre nach der Veröffentlichung der<br />

ISO 45001 zurückzuziehen. Damit wird in naher Zukunft<br />

die ISO 45001:2018 der maßgebliche Standard für Arbeits-<br />

und Gesundheitsschutz-Managementsysteme. ■<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 29


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Qualitätssicherung<br />

in der additiven Fertigung<br />

13. SONDERAUSGABE/SONDERTEIL<br />

März 2018 in Stuttgart<br />

Bild: Renishaw<br />

Expertenwissen<br />

zu den Themen<br />

Qualitätsmanagement,<br />

Mess- und Prüftechnik<br />

sowie zu neuen<br />

Technologien<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 Sonderteil 31


Forum „Qualitätssicherung in der additiven Fertigung“<br />

Viele QS-Fragen noch offen<br />

Das Interesse am Forum<br />

„Qualitätssicherung in der<br />

additiven Fertigung“ war<br />

groß Bilder: Jochen Hempler<br />

Mit insgesamt rund 80 Teilnehmern war das erste Forum „Qualitätssicherung<br />

in der additiven Fertigung“ ein runder Erfolg. <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> und das<br />

Fraunhofer IPA haben die Veranstaltung, die am 13. März 2018 in Stuttgart<br />

stattfand, gemeinsam organisiert.<br />

Die Autorin<br />

Sabine Koll<br />

Redaktion<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

13 Experten aus Praxis und Forschung adressierten die<br />

unterschiedlichsten Qualitätsaspekte entlang des gesamten<br />

Produktionsprozesses. Dazu zählten rechtliche<br />

Themen ebenso wie Fragen rund um das Qualitätsmanagement<br />

sowie aktuelle und künftige Normen, welche<br />

die Leitplanken für die Qualitätssicherung setzen. Im Fokus<br />

standen natürlich auch die Mess- und Prüftechnik.<br />

Daneben präsentierten sechs Partner aus der Industrie<br />

in der Ausstellung ihre Lösungen und Dienstleistungen.<br />

„Wir erleben gerade eine spannende Phase in der additiven<br />

Fertigung. Sie entkommt immer mehr dem Prototypen-Stadium<br />

und wird interessant für die Serienproduktion“,<br />

sagte Gregor Reischle, Program Manager<br />

Additive Manufacturing bei TÜV Süd Product Service.<br />

„Daher wird es für die Unternehmen, die additive Fertigung<br />

betreiben, nun Zeit, die Themen rund um die Qualitätssicherung<br />

auf den Tisch zu bringen und sich darum<br />

zu kümmern.“<br />

„Additive Fertigung ist heute längst noch nicht da,<br />

wo wir sie aus Qualitätssicht gerne hätten. Eine wiederholbare<br />

Werkstückqualität ist gerade bei Verfahren, die<br />

Kunststoff einsetzen, nicht gegeben“, bestätigte Rolf Becker,<br />

Leiter der Forschungsabteilung bei Schunk. Das<br />

Unternehmen fertigt kundenspezifische Greifer in Losgröße<br />

1 mit generativer Technologie, seit acht Jahren<br />

bereits aus Kunststoff, seit vergangenem Jahr zusätzlich<br />

aus Metallwerkstoffen. Bei diesen Greifern handelt es<br />

sich durchgängig um Bauteile, die von den Kunden in<br />

der Fabrik eingesetzt werden, also nicht um Prototypen.<br />

Becker listete auf: „Die Oberflächenrauheit der gefertigten<br />

Bauteile stimmt nicht ohne Nacharbeit, geometrische<br />

Genauigkeiten sind von Dienstleistern für additive<br />

Fertigung nicht einzufordern. Maschinenbautaugliche<br />

Zertifikate für Toleranzen im Zehntel-Millimeter-Bereich<br />

wären schon von Vorteil. Außerdem wäre es wünschenswert,<br />

wenn die Konstrukteure bereits Messpunkte<br />

bei den Bauteilen vorsehen würden.“<br />

„Das Qualitätsmanagement erweist sich bei allen<br />

Verfahren für die additive Fertigung als sehr komplex,<br />

weil viele hundert Variablen Einfluss auf die Qualität<br />

der Fertigungsprozesse und der Bauteile haben“, sagte<br />

auch Professor Frank Brückner, Geschäftsfeldleiter Generieren<br />

und Drucken am Fraunhofer IWS in Dresden. Er<br />

empfahl den Besuchern des Forums, die gesamte Prozesskette<br />

im Blick zu haben – angefangen beim CAD-<br />

Modell über das Pulvertesten und das Post-Finishing bis<br />

hin zum Monitoring des Fertigungsprozesses. „Alleine<br />

mit den Details für das richtige Handling des Pulvers<br />

könnte man schon eine Veranstaltung füllen“, so Brückner.<br />

An die Maschinenhersteller gerichtet äußerte er<br />

32 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


QS in der additiven Fertigung ::<br />

Sechs Partner aus der Industrie präsentierten in der<br />

Ausstellung ihre Lösungen und Dienstleistungen<br />

Auch das Networking wurde groß<br />

geschrieben in den Pausen<br />

Vorabend bei Renishaw<br />

Auch die Abendveranstaltung, die am<br />

Vortag des Forums im neuen Solution<br />

Center für additive Fertigung bei Renishaw<br />

in Pliezhausen stattfand, war<br />

sehr gut besucht. Die Kernkompetenz<br />

von Renishaw ist die industrielle Messtechnik,<br />

doch baut das Unternehmen<br />

sein Geschäftsfeld für generative Fertigung<br />

derzeit stark aus: Dazu gehören<br />

Laser-Fertigungssysteme und Dienstleistungen,<br />

wie sie im Solution Center<br />

angeboten werden. Kunden erhalten<br />

die gesamte Bandbreite an Möglichkeiten,<br />

um marktfähige Bauteile additiv<br />

zu fertigen.<br />

Mitarbeiter von Renishaw führten die<br />

Besucher durch das Messtechnik-Labor<br />

sowie natürlich durch das neue Solution<br />

Center für generative Fertigung.<br />

„Wir haben bei unseren Laser-Fertigungssystemen<br />

eine sehr hohe Fertigungstiefe.<br />

Beispielsweise entwickeln<br />

und fertigen wir die Optiken, die Z-Achsen<br />

und die Produktionssteuerungs-<br />

Software selbst“, erklärte Jan-Peter Derre<br />

(Bild links), Product Manager Additive<br />

Manufacturing bei Renishaw, in seiner<br />

Ansprache an die Besucher. „Dadurch<br />

können wir eine sehr hohe Genauigkeit<br />

der Produktionsprozesse garantieren.“<br />

Mehr noch: Die neue QS-Monitoring-<br />

Software Infini AM messe kontinuierlich<br />

während des Prozesses die Laserleistung.<br />

„Wir denken, dass wir hier ein<br />

Tool geschaffen haben, mit dem wir<br />

uns in der Branche auf Grenzwerte einigen<br />

können“, so Derrer.<br />

Renishaw verfügt darüber hinaus mit<br />

dem Equator über ein Prüfgerät, mit<br />

dem sich die Maßhaltigkeit additiv gefertigter<br />

Bauteile überprüfen lässt. Die<br />

damit gewonnenen Daten können zur<br />

Korrektur des Fertigungsprozesses herangezogen<br />

werden, indem sie an die<br />

Steuerung der Fertigungsmaschine<br />

übertragen werden. Dies funktioniert<br />

heute schon bei Bearbeitungsmaschinen.<br />

Bei seinen Lasersystemen für die<br />

additive Fertigung arbeitet Renishaw<br />

derzeit noch an einer derart automatisierten<br />

Prozesskette. Das Pulver, das<br />

nach dem Fertigungsprozess auf dem<br />

Bauteil liegt, steht dem noch im Wege.<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 33


:: QS in der additiven Fertigung<br />

Professor Frank Brückner, Geschäftsfeldleiter Generieren<br />

und Drucken am Fraunhofer IWS in Dresden: „Das<br />

Qualitätsmanagement erweist sich als sehr komplex,<br />

weil viele hundert Variablen Einfluss auf die Qualität<br />

der Fertigungsprozesse und der Bauteile haben“<br />

Gregor Reischle, Program Manager Additive Manufacturing<br />

bei TÜV Süd Product Service: „Wir erleben<br />

eine spannende Phase in der additiven Fertigung. Sie<br />

entkommt immer mehr dem Prototypen-Stadium und<br />

wird interessant für die Serienproduktion“<br />

Rolf Becker, Leiter der Forschungsabteilung bei<br />

Schunk: „Die Oberflächenrauheit der gefertigten Bauteile<br />

stimmt nicht ohne Nacharbeit, geometrische Genauigkeiten<br />

sind von Dienstleistern für additive Fertigung<br />

nicht einzufordern“<br />

den Wunsch, Sensordaten stärker als bisher sammeln<br />

und auswerten zu können, um daraus eine gewisse Intelligenz<br />

abzuleiten – und den Fertigungsprozess stabiler<br />

und reproduzierbarer zu gestalten.<br />

Andreas Leupold, Leupold Legal, lenkte den Blick der<br />

Besucher auf die rechtlichen Aspekte der additiven Fertigung.<br />

„Für Auftraggeber und Dienstleister reicht ein<br />

Geheimhaltungsvertrag nicht mehr aus. Sie sollten vielmehr<br />

Industrial Security Agreements vereinbaren und<br />

ein entsprechendes Industrial Security Management<br />

System einführen, um personenbezogene sowie Maschinendaten<br />

zu schützen“, so sein Ratschlag. Er wies<br />

darauf hin, dass ein 3D-Modell kein patentierbares Produkt<br />

sei. Die Markenrechte, so Leupold, liegen beim Auftragnehmer,<br />

sobald dieser nur kleinste Änderungen an<br />

der Konstruktion vornehme. Auch bestehe kein Recht an<br />

den Produktionsdaten. „Es gibt keine Rechte an Daten,<br />

sondern nur an physischen Gegenständen“, stellte er<br />

klar. Vor diesem Hintergrund sei die Frage der Produkthaftung<br />

bei der additiven Fertigung sehr spannend.<br />

Denn wer letztlich der „Hersteller“ eines solchen Produkts<br />

sei, müssen die Vertragspartner in Qualitätssicherungsvereinbarungen<br />

(QSV) fixieren.<br />

Reischle, TÜV Süd, gab einen Überblick über bestehende<br />

Normen sowie Standardisierungsbestrebungen<br />

auf nationaler und internationaler Ebene. „Vieles ist<br />

heute schon vorhanden, doch haben wir auch noch viele<br />

Lücken“, lautete sein Resümee. Insbesondere die Zertifizierung<br />

von Materialien stecke noch in den Anfängen.<br />

Heute existieren in der Regel Zusagen der Maschinenhersteller<br />

für die Werkstoffe, die in ihren Maschinen<br />

nutzbar sind.<br />

Im Vortragsblock zur Mess- und Prüftechnik zeigte<br />

Thorsten Müller, Projektleiter Additive Manufacturing<br />

am Fraunhofer IFAM, auf, wie sich Pulverwerkstoffe analysieren,<br />

charakterisieren und qualifizieren lassen. „Bei<br />

einer Wiederverwendung rezyklierter Werkstoffe verändert<br />

sich die Partikelmorphologie. Dies beeinträchtigt<br />

die Fließfähigkeit des Materials und kann zu Fehlstellen<br />

im Bauteil führen“, so der Wissenschaftler.<br />

Steffen Hachtel, Geschäftsführer des Werkzeugbauers<br />

und Spritzgießers Hachtel, gab einen Einblick in den<br />

Einsatz der Computertomografie (CT), die er seit zehn<br />

Jahren nutzt, um Kunststoffteile zu optimieren und<br />

Werkzeuge zu verbessern. „Die CT ist ein Zaubermittel<br />

im Kunststoffbereich, stößt aber an ihre Grenzen, wenn<br />

es sich um Bauteile aus Metall handelt“, so Hachtel.<br />

Stark variierende Wanddicken erzeugen dann Artefakte.<br />

Insofern sei die CT für Defektanalysen durchaus kritisch<br />

zu sehen.<br />

■<br />

34 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


Ira Effenberger, Gruppenleiterin Abteilung<br />

Bild- und Signalverarbeitung am<br />

Fraunhofer IPA, berichtete über die<br />

Möglichkeiten der Automatisierung<br />

Andreas Leupold, Leupold Legal, mahnte Industrial Security Agreements<br />

bei der Zusammenarbeit mit Dienstleistern an<br />

Dr. Siminia Fulga-Beising, Fraunhofer<br />

IPA, und Raphael Geiger von der University<br />

of Southern Denmark gaben am<br />

Ende des Vortragsprogramm spannende<br />

Einblicke in Zukunftsthemen<br />

Webhinweis<br />

Steffen Hachtel, Geschäftsführer des Werkzeugbauers und Spritzgießers<br />

Hachtel, gab einen Einblick in den Einsatz der CT, die er seit zehn<br />

Jahren nutzt<br />

Weitere Fotos vom Event sehen Sie in<br />

der Bildergalerie auf der QE-Homepage:<br />

http://hier.pro/MdTcV<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 35


:: QS in der additiven Fertigung<br />

Renishaw stellte Solutions Center in Pliezhausen vor<br />

Mit ausgereifter Prozesskette zum Erfolg<br />

Der 3D-Metalldruck eröffnet neue Chancen, innovative Bauteilkonzepte wirtschaftlich und<br />

kurzfristig zu realisieren. Renishaw bietet mit den weltweit verfügbaren Solutions Centern<br />

eine gute Einstiegs-Chance für Nutzer der Additiven Technologie.<br />

Um zu entscheiden, ob<br />

sich ein Bauteil profitabel<br />

und erfolgreich durch<br />

Laserschmelzen herstellen<br />

lässt, sind fundierte<br />

Kenntnisse notwendig.<br />

Die Qualitätssicherung<br />

ist ebenso essentiell<br />

Bild: Renishaw<br />

Signifikanter Schub für generative Prozesse<br />

Der Referent<br />

Jan-Peter Derrer<br />

Product Manager<br />

Additive Manufacturing<br />

Renishaw<br />

www.renishaw.de<br />

Nachdem sich additive Verfahren zum Herstellen<br />

von Bauteilen aus Kunststoffen bereits<br />

seit vielen Jahren etabliert haben, rückt<br />

nun das Fertigen aus Metallen stärker in<br />

den Fokus. Das betrifft speziell das Laserschmelzverfahren<br />

auf Metallpulverbasis,<br />

das Renishaw in seinen Fertigungssystemen<br />

verwendet.<br />

In einem kontinuierlichen Schichtaufbauprozess<br />

entstehen aus feinem Metallpulver<br />

nahezu beliebige Geometrien sowie<br />

topologisch oder bionisch optimierte Formen.<br />

Dies gelingt inzwischen prozesssicher<br />

mit einer Vielzahl an Metallen, zum Beispiel<br />

mit Titan, Stahl-, Nickel- und Leichtmetalllegierungen.<br />

Um jedoch von den Vorteilen zu<br />

profitieren, erfordert es im Vergleich zu bisherigen<br />

Produktionsprozessen grundlegend<br />

andere Vorgehensweisen als mit der substraktiven<br />

zerspanenden Fertigung. Deshalb<br />

müssen Fertigungstechniker in der gesamten<br />

Prozesskette umdenken.<br />

Das betrifft das Bauteilkonzept, die Detailkonstruktion,<br />

die Programmierung der Fertigungsabläufe,<br />

das additive Verfahren auf<br />

der Maschine und die Nachbearbeitung der<br />

„gedruckten“ Bauteile. In seinem aktuell fertiggestellten<br />

Solutions Center in der Nähe<br />

von Stuttgart stellt Renishaw Anwendern<br />

nunmehr ein ganzheitliches Konzept zur<br />

Verfügung. Interessenten können sogenannte<br />

Mietzellen nach einer ausführlichen<br />

Unterweisung in die Systemtechnik und die<br />

Grundlagen der Additiven Fertigung eigenständig<br />

nutzen, um einmal selbst die gesamte<br />

Prozesskette vom Design und der<br />

Konstruktion bis hin zur Nacharbeit zu verwirklichen.<br />

Interessierte Unternehmen können sogenannte<br />

Mietzellen eigenständig nutzen,<br />

um selbst die gesamte Prozesskette vom<br />

Design und der Konstruktion bis hin zur<br />

Nacharbeit zu verwirklichen. Die Spezialisten<br />

von Renishaw stehen jederzeit mit unterstützenden<br />

Leistungen, Beratung und<br />

Service zur Verfügung.<br />

Der Messtechnik- und Maschinenhersteller<br />

steht jederzeit mit unterstützenden<br />

Leistungen, Beratung und Service zur Verfügung.<br />

Das Unternehmen ist der Überzeugung,<br />

dass die Solution Center und die mietbaren<br />

Produktionszellen dem bestehenden<br />

weltweiten Markt für additive Fertigung einen<br />

signifikanten Schub verleihen sowie<br />

den interessierten Unternehmen den Einstieg<br />

in diese neue Technologie erheblich erleichtern<br />

werden.<br />

■<br />

36 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


DIE NEUE GENERATION DER COMPUTERTOMOGRAPHIE<br />

DAS NEUE WENZEL<br />

exaCT® U<br />

Capture your parts DNA<br />

AWARDED CT-SYSTEM<br />

MADE BY WENZEL<br />

Der exaCT® U, ist ein leistungsstarker industrieller Computertomograph mit großem Messvolumen und das universellste<br />

CT-System auf dem Markt. Der exaCT U bietet vier Verfahrachsen, ein gewaltiges Leistungspotenzial, beeindruckende<br />

<br />

wurde explizit darauf geachtet, dass es automatisiert in der direkten Produktionsumgebung operieren kann.<br />

www.wenzel-group.com<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 37


:: QS in der additiven Fertigung<br />

Schunk mit Liste von Verbesserungsvorschlägen im Hinblick auf Qualitätsmaßnahmen<br />

Normen dringend gewünscht<br />

Bereits seit acht Jahren fertigt Schunk kundenindividuelle Greifer mit Hilfe additiver Verfahren.<br />

Dennoch haben die Verantwortlichen noch eine Reihe von Wünschen hinsichtlich Qualität. Dazu<br />

gehören beispielsweise verstärkte Normungsaktivitäten, aber auch Messpunkte, die<br />

Konstrukteure in den CAD-Zeichnungen hinterlegen sollten<br />

Es gibt noch viel zu tun, um die Qualität additiv gefertigter<br />

Funktionsbauteile auf das gleiche Niveau zu heben<br />

wie die von konventionell hergestellten Teilen – das<br />

war die Quintessenz des Vortrags von Ralf Becker, bis vor<br />

Kurzem Leiter Technologieforschung & Basistechnologien<br />

bei Schunk. Der Hersteller von Greifern und Spannsystemen<br />

ist 2010 in die Fertigung von Funktionsbauteilen<br />

aus Kunststoff eingestiegen, im vergangenen Jahr<br />

folgte die Ausweitung auf ein metallverarbeitendes<br />

AM-Verfahren.<br />

Schunk fertigt kundenindividuelle Greiferfinger aus<br />

Kunststoff, Stahl und Aluminium additiv und hat dafür<br />

die gesamte Prozesskette vollständig digitalisert – mit<br />

dem webbasierten 3D-Designtool E-Grip als Frontend,<br />

in das die Kunden ihre CAD-Daten laden können. Insofern<br />

steht hier bereits ein Geschäftsmodell dahinter.<br />

Dennoch werden laut Becker noch längst nicht alle<br />

Erwartungen, die Schunk in Bezug auf die Qualität dieser<br />

Greifer hat, erfüllt: „Eine wiederholbare Werkstückqualität<br />

ist vor allem beim Einsatz von Kunststoffen<br />

noch nicht gegeben“, so Becker. Hilfreich fände er zum<br />

Beispiel eine Absicherung der Dimensionierungen<br />

durch Simulation.<br />

100-Prozent-Prüfungen mittels 3D-Scan<br />

Heute müsse Schunk die additiv gefertigten Greifer zu<br />

100 % überprüfen. Die Messung und Prüfung der kundenspezifischen<br />

Geometrie sein nur mit 3D-Scannern<br />

und im Vergleich zum CAD-Modell möglich – und damit<br />

sehr aufwändig. Dabei behelfe man sich bei Kunststoff-<br />

Greifern eines „Workarounds“ mittels der Prüfung der<br />

Passform des Anschraubflansches am Greifer. Wenn<br />

diese in Ordnung sei, schließe man daraus auf die korrekte<br />

Passung der Fingerkontur. Bei Metallfingern entfällt<br />

diese Möglichkeit, da hier die Flanschfläche nachgearbeitet<br />

werden muss. Daher wird bei Schunk aktuell<br />

von allen Greiferfingern ein 3D-Scan angefertigt.<br />

Becker formulierte eine ganze Reihe von Wünschen<br />

an die Adresse von Politik, sowie an Teilehersteller und<br />

Maschinenbauer zur Verbesserung der Qualität und der<br />

Industrialisierung der Produktionsprozesse. So wünscht<br />

er sich von der Politik die Unterstützung für verstärkte<br />

Normungsaktivitäten in allen Bereichen der additiven<br />

Fertigung.<br />

Von Dienstleister, die Bauteile additiv fertigte, erhofft<br />

sich Becker in Zukunft ein besseres Qualitätsverständnis<br />

in Bezug auf wiederholbare Eigenschaften und<br />

Ralf Becker, bis vor Kurzem Leiter Technologieforschung & Basistechnologien<br />

bei Schunk Bild: Jochen Hempler<br />

Toleranzen. „Unsere sehr hohen Anforderungen an die<br />

geometrische Genauigkeit additiv gefertigter Teile können<br />

viele Dienstleister heute nicht ohne Weiteres erfüllen“,<br />

klagt Becker. Die Vereinbarung von technischen Lieferbedingungen<br />

gestalte sich oft schwierig. Er schlägt<br />

die Einführung einer objektive Bewertung und Zertifizierung<br />

von Teileherstellern analog zum Zertifikat für<br />

Reinraumtauglichkeit vor, welches das Fraunhofer IPA<br />

Herstellern in diesem Bereich verleiht.<br />

An die Adresse der Hersteller von Maschinen für die<br />

additive Fertigung gerichtet, äußerte Becker den<br />

Wunsch nach einer Prozessintegration der Maschinen<br />

in das Produktionsumfeld einschließlich ERP-Anbindung<br />

sowie eine Automatisierung der Abläufe, die wiederum<br />

für stabilere Prozesse sorgen.<br />

Doch auch für die Konstruktion hatte er Verbesserungsvorschläge:<br />

So müssten die Bauteile in Zukunft<br />

stärker 3D-Druck-gerecht konstruiert werden. „Und<br />

auch Messpunkte müssten bereits in der Konstruktion<br />

vorgesehen werden“, so Becker.<br />

■<br />

38 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


From Powder<br />

To Performance.<br />

ZEISS 3D ManuFACT<br />

// INNOVATION<br />

MADE BY ZEISS<br />

Bei der Produktion 3D-gedruckter Bauteile für Luftfahrt, Medizin und Automobilindustrie liegt<br />

die größte Herausforderung im Nachweis absoluter Zuverlässigkeit. Den perfekten Nachweis<br />

bietet nun ZEISS 3D ManuFACT. Mit dem einzigartigen holistischen Inspektionsprozess<br />

für 3D Manufacturing wenden wir die geballte Kompetenz aller ZEISS Technologien an:<br />

Materialmikroskopie + Computertomographie + 3D Scantechnologie + taktile und<br />

optische Messtechnologie sowie die präzisesten Datenanalyse-Tools. Erst dieser Prozess<br />

bringt die zuverlässigsten Erkenntnisse und Gewissheit über die Verlässlichkeit von 3D-Bauteilen.<br />

www.zeiss.com<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 39


:: QS in der additiven Fertigung<br />

Qualitätsmanagement für die additive Fertigung<br />

Die gesamte Prozesskette im Blick<br />

Ein umfassendes Qualitätsmanagement ist auch in der additiven Fertigung erforderlich, um die<br />

Funktionalität von Bauteilen über die gesamte Nutzungsdauer als auch deren robuste<br />

Prozessierung sicherzustellen. Abhängig von den Bauteilanforderungen ergeben sich<br />

unterschiedliche Tiefen und Zyklen notwendiger Qualitätsmanagement-Maßnahmen.<br />

Der Referent<br />

Professor Frank Brückner<br />

Geschäftsfeldleiter<br />

Additive Manufacturing<br />

and Printing<br />

Fraunhofer IWS<br />

www.iws.fraunhofer.de<br />

Mittels neuer Fertigungsverfahren wie dem selektiven<br />

Laserschmelzen (SLM) oder dem Laser-Pulver-Auftragschweißen<br />

(LPA) können noch komplexere, leistungsfähigere<br />

und flexiblere Bauteile gefertigt werden, wodurch<br />

sowohl die Effizienz als auch die Nachhaltigkeit<br />

technischer Systeme maßgeblich verbessert werden<br />

können. Hand in Hand mit dem Etablieren dieser Verfahren<br />

geht das Entwickeln standardisierter und konsistenter<br />

Qualitätssicherungsmechanismen. Diese sind<br />

der Schlüssel zu einer gesamtheitlichen Integration der<br />

additiven Fertigung in bestehende Prozessketten.<br />

Sowohl das SLM- als auch das LPA-Verfahren nutzen<br />

als Basis pulverförmige Zusatzwerkstoffe zum Generieren<br />

des Volumens. Daraus resultiert die Notwendigkeit<br />

einer umfassenden Charakterisierung der Pulvermaterialien,<br />

was Eigenschaften wie zum Beispiel die Morphologie,<br />

die Porosität als auch die Fließfähigkeit einschließt.<br />

Die kontinuierliche Kontrolle der Spezifikation entlang<br />

der Prozesskette dient der Sicherstellung der Qualität<br />

vom Ausgangsmaterial bis zum fertigen Bauteil.<br />

Wie bei konventionellen Schweißprozessen ist auch<br />

in der additiven Fertigung die Qualität des Schweißguts<br />

von multiplen Einflussfaktoren, wie zum Beispiel den<br />

thermischen Randbedingungen, der Prozessgasatmosphäre<br />

und dem Zustand der verwendeten Systemtechnik,<br />

abhängig. Aufgrund des für die additive Fertigung<br />

typischen, schichtweisen Aufbaus akkumulieren sich<br />

Defekte mit zunehmender Bauteilhöhe. Um diese frühzeitig<br />

zu erkennen, Ursachen feststellen zu können und<br />

um Ausschuss zu vermeiden, müssen zahlreiche Einflussgrößen<br />

während des Fertigungsprozesses erfasst<br />

werden.<br />

Zu den wichtigsten zählen die kamerabasierte Erfassung<br />

von Prozesstemperatur und Schmelzbadgeometrie,<br />

die Bestimmung des Restsauerstoffgehaltes in der<br />

Prozesszone und die Zustandskontrolle eingesetzter<br />

Systemtechnik. Das Sammeln der Prozesskennwerte erlaubt<br />

das Erstellen eines digitalen Prozesszwillings, welcher<br />

gespeichert und jederzeit zur Fertigungsdokumentation<br />

beiträgt. Im Sinne eines ganzheitlichen Qualitätsmanagements<br />

in der additiven Fertigung haben die<br />

Ingenieure des Fraunhofer IWS einen intelligenten Prozesskopf<br />

für das Laser-Pulver-Auftragschweißen entwickelt,<br />

der mit einer Vielzahl von Sensoren ein aussagekräftiges<br />

Abbild des Bauprozesses erstellt und einer Prozessdatenbank<br />

zuführt.<br />

Der Fertigung nachgelagerte Qualitätssicherungsmechanismen<br />

nehmen einen hohen Stellenwert ein.<br />

Intelligenter Prozesskopf mit integrierter, sensorbasierter Zustandsüberwachung<br />

Bild: Frank Höhler<br />

Aufgrund der engen Verknüpfung von Prozessbedingungen<br />

und resultierenden Materialeigenschaften stellen<br />

zerstörende Prüfverfahren ein geeignetes Mittel zur<br />

Bestimmung materialwissenschaftlicher Kennwerte<br />

dar. Mittels zerstörungsfreier Prüfverfahren wie der<br />

Computertomographie oder der optischen 3D-Vermessung<br />

müssen generierte Bauteile hinsichtlich prozessbedingter<br />

Porosität oder Geometrieabweichungen geprüft<br />

werden. Durch einen Abgleich der erfassten Daten<br />

mit den Bauteilspezifikationen kann somit die geforderte<br />

Fertigungsqualität gewährleistet werden.<br />

Weiterführend können die erfassten Daten für eine<br />

Korrelation multipler Einflussfaktoren und für das Untersuchen<br />

wichtiger Fragestellungen wie dem Effect-of-<br />

Defect genutzt werden, um ein tieferes Prozessverständnis<br />

zu erlangen.<br />

■<br />

40 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


Kundenspezifische Systeme<br />

für die Röntgeninspektion<br />

VisiConsult<br />

X-ray Systems & Solutions<br />

VisiConsult ist der führende Anbieter von kundenspezifischen Röntgeninspektionssystemen,<br />

die auf das jeweilige Inspektionsproblem zugeschnitten sind. Mit über 20 Jahren Erfahrung<br />

werden alle Systeme schlüsselfertig in-house entwickelt und gefertigt.<br />

Digitale Radiographie<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Bildverarbeitungssoftware<br />

Röntgenkabinen<br />

Mobile NDT-Systeme<br />

DICONDE<br />

Computer Tomographie<br />

3D Rekonstruktion und Analysen<br />

Modularer Aufbau<br />

Scans mit hoher Genauigkeit<br />

Schneller in-line CT<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Automatisierte<br />

Fehlererkunnung<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Automatisierung<br />

In-line-Röntgeninspektion<br />

Automatisierte Auswertungssoftware<br />

Integriert in Produktionslinien<br />

Servcies<br />

Retrofits<br />

Consulting<br />

Sonderanlagen<br />

Umstieg von Film zu DR<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

VisiConsult<br />

X-ray Systems & Solutions GmbH<br />

Brandenbrooker Weg 2-4<br />

23617 Stockelsdorf<br />

Phone: +49 451 - 290 286 - 0<br />

Fax: +49 451 - 290 286 - 22<br />

info@visiconsult.de<br />

www.visiconsult.com<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 41


:: QS in der additiven Fertigung<br />

Bei der rechtlichen Absicherung der<br />

additiven Fertigung sollte man wissen,<br />

was zu tun ist Bild: www.colourbox.de<br />

Rechtssicherheit im Additive Manufacturing<br />

Industrial Security Agreement statt<br />

nur Geheimhaltungsvereinbarung<br />

Der industrielle 3D-Druck ist zum Musterbeispiel für die Digitalisierung der Wirtschaft geworden.<br />

Die rechtliche Absicherung der additiven Fertigung, die über den Erfolg oder Misserfolg von<br />

Geschäftsmodellen entscheiden kann, hält damit noch nicht Schritt.<br />

Der Referent<br />

Dr. Andreas Leupold<br />

Leupold Legal<br />

www.leupold-legal.com<br />

Bei der Beratung von Unternehmen als Industrieanwalt<br />

muss man oft feststellen, dass viele noch irrtümlich<br />

meinen, die additive Fertigung sei nur ein anderes Herstellungsverfahren<br />

und halte keine rechtlichen Herausforderungen<br />

bereit, die man nicht schon im Griff hätte.<br />

Die wichtigsten Themen werden dann meist erst bei Inhouse-Workshops<br />

für CEOs, Rechtsabteilungen und Projektleiter<br />

erkannt, wenn die richtigen Fragen gestellt<br />

werden. Deshalb ist es gut zu wissen, worauf Unternehmen<br />

bei der Absicherung ihrer additiven Fertigung besonders<br />

achten müssen.<br />

Viele Unternehmen haben sich dafür entschieden,<br />

nicht selbst in Anlagen und Arbeitsplätze zu investieren,<br />

sondern die additive Fertigung zunächst auf einen<br />

Dienstleister auszulagern, der über das notwendige Prozess-Know-how<br />

verfügt. Spätestens dann, wenn dieser<br />

auch die additive (Neu-)Konstruktion übernimmt, muss<br />

allerdings geregelt werden, wer welche Rechte am Produkt<br />

erhalten soll. Rechtlich absichern muss sich aber<br />

auch, wer Ersatzteile für eigene oder fremde Produkte<br />

herstellen und gewerblich anbieten oder nutzen will,<br />

denn dann ist die Durchführung einer Freedom-to-operate<br />

(FTO) Analyse Pflicht, bei der geprüft wird, ob dem<br />

gewerbliche Schutzrechte Dritter entgegenstehen.<br />

Wer nicht Opfer von Produktpiraten werden will,<br />

muss außerdem darüber nachdenken, wie er die Rückverfolgbarkeit<br />

(Traceability) seiner Erzeugnisse gewährleisten<br />

kann. Das wird sich auch deshalb lohnen, da Produktimitationen<br />

selten die Qualität des Originals erreichen,<br />

aber oft für echt gehalten werden. Kommt dann<br />

der Erwerber oder ein „Innocent Bystander“ wegen eines<br />

Produktfehlers der Imitation zu Schaden, wird er<br />

sich zunächst an den vermeintlichen Originalhersteller<br />

halten, um dafür Ersatz zu erlangen. Da ist dann klar im<br />

Vorteil, wer beweisen kann, dass das fehlerhafte Produkt<br />

nicht aus seiner Produktion kommt und deshalb<br />

42 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


auch ein anderer für den Schaden einzustehen hat. Die<br />

Vermeidung von Produktfehlern in der additiven Konstruktion<br />

und Fertigung muss zudem oberstes Ziel jedes<br />

Unternehmens sein, das entsprechende Verfahren einsetzt<br />

oder als sogenannter Assembler Bauteile verwendet,<br />

die von Zulieferern additiv gefertigt wurden. Dazu<br />

bedarf es nicht nur eines internen Qualitätsmanagements,<br />

das die Besonderheiten der additiven Fertigung<br />

berücksichtigt, sondern auch des Abschlusses spezifischer<br />

Qualitätssicherungsvereinbarungen, die den Besonderheiten<br />

des Additive Manufacturing Rechnung<br />

tragen. Dabei muss die nicht immer einfache Aufgabe<br />

gelöst werden, die richtige Balance zwischen hinreichend<br />

detaillierten Auflagen für die Auswahl geeigneter<br />

Materialien und Verfahren sowie deren Anwendung<br />

einerseits und einer „Fernsteuerung“ der Auftragsfertigung<br />

andererseits zu finden, die zu einer weitgehenden<br />

Enthaftung des Auftragnehmers führen kann.<br />

Ein oft vernachlässigtes Thema ist auch die Anlagensicherheit.<br />

Bei der Recherche zum Handbuch 3D-Printing<br />

hat sich gezeigt, dass viele Unternehmen noch<br />

nicht über ein Information Security Management System<br />

(ISMS) verfügen, das bis in die Produktionsstätten<br />

reicht. Hersteller, die diesen wichtigen Schritt schon getan<br />

haben, können es dabei aber nicht bewenden lassen.<br />

Additive Manufacturing ist schon heute selten eine<br />

reine inhouse Produktion und wird in zunehmendem<br />

Maße die Übermittlung von 3D-Modellen und anderen<br />

Dateien an Zulieferer, externe Partner und Niederlassungen<br />

im In- und Ausland erfordern.<br />

Vernetzte Maschinen erfordern<br />

Vereinbarungen über die industrielle Sicherheit<br />

In der Fabrik der Zukunft werden 3D-Drucker zum Einsatz<br />

gelangen, die nicht nur mit anderen Maschinen in<br />

derselben Fertigungsstraße, sondern standortüber -<br />

greifend und in vielen Fällen sogar weltweit vernetzt<br />

sein werden. Konstruktions- und Produktionsdaten<br />

sind dann nur noch sicher, wenn in der gesamten Liefer-<br />

und Produktionskette ein vergleichbares Schutz -<br />

niveau herrscht. Um dies zu erreichen, müssen mit allen<br />

externen Datenempfängern Industrial Security<br />

Agreements (ISA) geschlossen werden, in denen die<br />

technischen und organisatorischen Maßnahmen festgelegt<br />

werden, die zum Schutz der Daten vor unbe -<br />

fugten Zugriffen Dritter oder auch eigener Mitarbeiter<br />

ergriffen werden müssen.<br />

Viele Unternehmen können solche Vereinbarungen<br />

aber noch gar nicht abschließen, da sie noch keine genaue<br />

Kenntnis über die Datenflüsse in ihrer Konstruktion<br />

und Fertigung haben. Vor dem Abschluss geeigneter<br />

ISAs muss zudem bedacht werden, dass nicht alle Informationen<br />

den gleichen Schutz erfordern. Anstelle eines<br />

One-Size-fits-all-Konzepts ist deshalb die Bildung von<br />

Schutzklassen gefragt, die unterschiedlicher vertraglicher<br />

Absicherung bedürfen. Dazu sollten sich Unternehmen<br />

rechtzeitig die Unterstützung durch einen in<br />

der Erstellung solcher Verträge erfahrenen Anwalt sichern<br />

und diesen möglichst frühzeitig mit den betroffenen<br />

Fachabteilungen und ihrem Informationssicherheitsleiter<br />

(Information Security Officer) vernetzen, damit<br />

ein integriertes und zugleich maßgeschneidertes<br />

ISA erstellt werden kann.<br />

Dass es in der additiven Fertigung mit dem Abschluss<br />

eines üblichen Non Disclosure Agreement<br />

(NDA) nicht mehr getan ist, hat aber nicht nur sicherheitstechnische,<br />

sondern auch rechtliche Gründe. Die<br />

2018 in deutsches Recht umzusetzende Europäische<br />

Know-how Schutzrichtlinie verlangt, dass vertrauliche<br />

Informationen durch angemessene Geheimhaltungsmaßnahmen<br />

geschützt werden; geschieht dies nicht,<br />

verlieren sie den Schutz als Geschäftsgeheimnis und<br />

können somit von jedermann gefahr- und sanktionslos<br />

genutzt werden. Auch darauf sollten Unternehmen vorbereitet<br />

sein und wer jetzt als Geschäftsführer oder Vorstand<br />

nicht handelt, kann sich später Schadensersatzansprüchen<br />

seiner Gesellschafter ausgesetzt sehen, für<br />

die er persönlich haftet.<br />

Zugegeben: Die Rechtsfragen, die Unternehmen im<br />

Zuge der Digitalisierung ihrer Produktion zu bewältigen<br />

haben, sind nicht eben gering, aber Rom wurde bekanntlich<br />

auch nicht an einem Tag gebaut und wer mit<br />

der richtigen fachlichen Unterstützung an die Aufgabe<br />

herangeht, wird auch alles regeln können.<br />

■<br />

Literaturtipp<br />

In dem Handbuch „3D Printing: Recht,<br />

Wirtschaft und Technik des industriellen<br />

3D-Drucks“, das von Dr. Andreas<br />

Leupold und Silke Glossner herausgegebenen<br />

wird, haben Experten aus der Industrie<br />

– zum Beispiel Unternehmen<br />

wie Airbus, Linde, Allianz, Deutsche<br />

Bahn und Voestalpine – sowie den<br />

Rechtswissenschaften, der Forschung<br />

und Technik mitgewirkt, um den Lesern<br />

einen praxisnahen und fundierten<br />

Überblick über den industriellen<br />

3D-Druck zu bieten. Die ganzheitliche<br />

Betrachtung des Themas 3D-Druck &<br />

Additive Manufacturing reicht von den<br />

technischen Grundlagen über die betriebs-<br />

und volkswirtschaftlichen Herausforderungen<br />

bis hin zu den juristischen Fragen, die einen Schwerpunkt<br />

des Buchs bilden. Zahlreiche Praxisbeispiele,<br />

Übersichten und Fotos runden die Darstellung ab. Das<br />

Werk eignet sich für CEOs, Unternehmer, Bereichsleiter,<br />

Justiziare & Rechtsabteilungen, Anwälte und Betriebswirte<br />

und alle Leser, die sich mit den verschiedenen<br />

Facetten des industriellen 3D-Drucks auseinandersetzen<br />

wollen.<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 43


:: QS in der additiven Fertigung<br />

Die zehn wichtigsten Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />

Klassische QS-Methoden greifen<br />

Unternehmen, die heute in das Additive Manufacturing (AM) einsteigen, erkennen oft nach<br />

einem anfänglichen Innovationshöhenflug, dass es noch viele offene Fragen gibt. Es folgt die<br />

Erkenntnis, dass für eine vollständig validierte Fertigungskette für die additive Fertigung ein<br />

Zeithorizont von zwei bis fünf Jahren erforderlich ist.<br />

Der Referent<br />

Gregor Reischle<br />

Program Manager<br />

Additive Manufacturing<br />

Smart Technologies<br />

TÜV SÜD Product Service<br />

www.tuev-sued.de<br />

Diese Erfahrungen verunsichern diejenigen<br />

Marktteilnehmer, die bislang noch in einer<br />

abwartenden Position verharren. Als Grund<br />

hierfür ist vor allem zu sehen, dass die zahlreichen<br />

qualitätsentscheidenden Einflussfaktoren<br />

für Bauteile bislang nur ansatzweise<br />

erforscht und nur in geringem Maße<br />

standardisiert sind. Das liegt jedoch auch<br />

daran, dass die AM-Technologien ein nahezu<br />

unerschöpfliches Innovationspotenzial mit<br />

sich bringen und traditionell genutzte Fertigungstechnologien<br />

nur sehr begrenzt als<br />

Referenz dienen können.<br />

Unternehmen, die AM-Technologien einführen<br />

wollen, seien daher folgende Tipps<br />

aus der klassischen Qualitätssicherung gegeben:<br />

1. Auswahl des richtigen Zeitpunkts und<br />

Art des Einstiegs: Einsteigen sollten nur Unternehmen,<br />

die heute bereits an ihrer AM-<br />

Fertigungskompetenz der Zukunft arbeiten<br />

möchten. Ohne einen starken Innovationsgeist<br />

ist diese frühe Phase der technologischen<br />

Reife kaum zu bewerkstelligen. Nur<br />

wenn sie auch zukünftige Potenziale der<br />

Technologie mit in Ihre Evaluation einbeziehen,<br />

erkennen sie die tatsächlichen Chancen<br />

einer Investition in die additive Fertigung.<br />

Je komplexer und individueller Ihre<br />

Bauteile dabei sind, desto höher ist die<br />

Wahrscheinlichkeit einer wirtschaftlichen<br />

Anwendbarkeit. Gut zu wissen: Additiv fertigen<br />

kann man vieles, aber vieles macht<br />

auch wegen den hohen Kosten keinen Sinn.<br />

Lassen Sie sich das Technologiepotenzial in<br />

Form von innovativen Produktdesigns nicht<br />

entgehen.“<br />

2. Auswahl des passenden Personals und<br />

Aufbau von Teams: Der allgemeine Mangel<br />

an Fachpersonal, wird sich durch vermehrte<br />

Ausbildungstätigkeit innerhalb der nächsten<br />

fünf bis zehn Jahre deutlich entspannen.<br />

Heute müssen wir uns damit beschäftigen,<br />

die Unterrichtsinhalte zu definieren,<br />

die morgen gelehrt werden. Dabei spielt die<br />

Qualitätssicherung eine entscheidende Rolle.<br />

Die Technologieexperten brauchen klare<br />

Verantwortlichkeiten und Standards innerhalb<br />

der immer komplexer werdenden Fertigungslandschaft.<br />

Dabei gilt: Die wertvolls-<br />

44 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


Klassische Qualitätssicherungsmethoden<br />

können helfen, heute<br />

schon qualitativ hochwertige<br />

AM-Bauteile zu<br />

produzieren<br />

Bild: Shutterstock<br />

ten Mitarbeiter können in komplexen aufeinander<br />

bauenden Prozesslösungen denken<br />

und sind in der Lage, neue Wege zu gehen.<br />

3. Sinnvolle Qualitätssicherungsmethoden:<br />

Systematische Qualitätssicherung ist<br />

heute der einzige nachhaltige Weg zu einer<br />

erfolgreichen Produktion. Die bestehenden<br />

technischen Lösungen, wie zum Beispiel die<br />

Prozessüberwachungslösungen der Anlagenhersteller,<br />

sind häufig noch in Ihren anfänglichen<br />

Entwicklungsphasen. Daher der<br />

Rat: Bringen Sie das Fachwissen aus den<br />

Köpfen auf die klassische Arbeitsbeschreibung<br />

und verknüpfen Sie es mit der Prozesslaufkarte.<br />

4. Ein gelebtes QM-System: Unternehmen<br />

sollten stets mit einem Fokus auf Reproduzier-<br />

und Rückverfolgbarkeit innerhalb<br />

der Fertigungskette arbeiten und dabei regelmäßig<br />

Ursache-Wirkungsanalysen<br />

durchführen, um Gegenmaßnahmen und<br />

Verbesserungspotenzial einzuleiten. Dabei<br />

empfiehlt es sich, die involvierten Teammitglieder<br />

die komplexe Fertigungslandschaft<br />

mitgestalten und erschaffen Sie dadurch<br />

ein gelebtes QM. Denn nur wer das QM-System<br />

lebt, und alle involvierten Mitarbeiter<br />

teilhaben lässt, schafft den Spagat zwischen<br />

Innovation, Komplexität der QS und<br />

hoher Bauteilqualität.<br />

5. Erfüllung der Anforderungen der regulierten<br />

Industrien: Empfohlen wird, die klassischen<br />

Validierungsprogramme in Form<br />

von Installations-Qualifizierung (IQ), Operations-Qualifizierung<br />

(OQ), Performance-<br />

Qualifizierung (PQ) und Maintenance-Qua-<br />

lifizierung (MQ) anzuwenden. Hier gilt es,<br />

die bestehenden Standards und Experten<br />

mit einzusetzen und die Fertigungslösungen<br />

auf einer Risikoanalyse aufzubauen.<br />

Oft erweisen sich neue Designs als Hindernis<br />

um Bauteile zuzulassen. Hier müssen<br />

Referenzen zu ähnlichen Projekten gezogen<br />

werden, und schon in der frühen Designphase<br />

der Zulassungsaspekt mit einbezogen<br />

werden.<br />

6. Implementierung von AM-Standards:<br />

Die existierenden Standards und Normen<br />

im Additiven Fertigungsbereich, wie zum<br />

Beispiel VDI 3405 und ISO/ASTM 52901, bilden<br />

nur einen kleinen Teil der nötigen Normen<br />

ab. Sie behandeln bislang vorrangig die<br />

SLS-/SLM-Technologien und ihre Bedienung.<br />

Standards für Maschinen und Materialien<br />

sind besonders vielschichtig, da es viele Fehlerquellen<br />

gibt. Diese stehen jedoch in starkem<br />

Kontrast zu der geringen Anzahl an<br />

möglichen Fehlermustern stehen.<br />

7. Die Kalibrierung der AM-Anlagen: Die<br />

Anlagen müssen so kalibriert werden, dass<br />

sie vergleichbare und reproduzierbare Ergebnisse<br />

liefern. Entscheidend dafür sind<br />

adäquate Mitarbeiterkompetenzen und<br />

klare Verantwortlichkeiten. Die Einführung<br />

bestehender Standards ist, insbesondere<br />

im Hinblick auf die Skalierbarkeit der Fertigung<br />

bei gleichbleibender Qualität, unabdingbar<br />

auch wenn anfangs ein hoher Implementierungsaufwand<br />

entstehen kann.<br />

Unser Tipp: Arbeiten Sie stets an den Kalibrierlösungen,<br />

denn ohne eine anwendungsspezifische<br />

Kalibriermethode, kann<br />

die Reproduzierbarkeit einer Baugruppe<br />

kaum gewährleistet werden.<br />

8. Einstellung definierter Materialkreisläufe:<br />

Zu empfehlen ist das Verwenden einer<br />

Eingangskontrolle, die Qualitätsschwankungen<br />

im Material ausschließt.<br />

Die Kenngrenzen des Materials im Fertigungskreislauf<br />

sollten definiert und akribisch<br />

überwacht werden. Ein definierter<br />

Materialkreislauf, der das Kontaminationsrisiko<br />

eliminiert, ist die Pflichtkür jeder Additiven<br />

Fertigung.<br />

9. Skalierbare Additive Fertigungsketten<br />

stets im Fokus: Wenn eine Fertigung skalierbar<br />

aufgebaut wird, muss eine reproduzierbare<br />

Handhabungskette gewährleistet<br />

sein. Dieses Ziel verhilft, eine reproduzierbare<br />

Qualität einzustellen.<br />

10. Prüfung als Mittel zum Erfolg: Wegen<br />

der allgemeinen Verunsicherung, helfen<br />

Zertifizierungsprogramme, schnell auf<br />

einen referenzierten Stand der Technik zu<br />

kommen und diesen zu Überwachen. ■<br />

Wie hoch ist der<br />

Wert des Reibkoeffizienten,<br />

mit<br />

dem ein Grashalm<br />

in der Nase kitzelt?<br />

Wir prüfen<br />

das Unmögliche<br />

Die menschliche Wahrnehmung<br />

hat Grenzen. Die elektronischen<br />

Prüf- und Testsysteme von MCD<br />

sind da in allen Bereichen deutlich<br />

überlegen: Von Optik, Akustik,<br />

Haptik bis Sen sorik decken wir<br />

die komplette Band breite der<br />

Anwendungen ab. Ob Customized<br />

oder Out-of-the-box – wir bieten<br />

skalierbare Lösungen bis hin zur<br />

Integration in die industrielle<br />

Linien fertigung.<br />

Mehr zum Thema und die<br />

Sache mit dem Grashalm unter<br />

www.mcd-elektronik.de/haptik<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 45


:: QS in der additiven Fertigung<br />

Diverse Prüfverfahren sorgen für gleichbleibende Rohstoffqualität<br />

Die Pulverqualität entscheidet<br />

Als Rohstoff für Pulverbett- oder binderbasierte 3D-Druckverfahren kommt dem Metallpulver<br />

eine hohe Bedeutung zu. In der Additiven Prozesskette ist es ebenso bestimmend für die finale<br />

Bauteilqualität wie das 3D-Datenmodell und die Prozessparameter während des Druckens.<br />

Zur Herstellung hochqualitativer Bauteile sind robuste<br />

Druckprozesse unabdingbar, die wiederum nur mittels<br />

gleichbleibender Rohstoff- sprich Pulverqualität erreicht<br />

werden. Daher ist die Analyse charakteristischer Pulvermerkmale<br />

wie der Partikelgrößenverteilung, der Fließeigenschaften<br />

und der chemischen Zusammensetzung<br />

Zu den Qualifizierungsverfahren und -parametern,<br />

die für AM-geeignete Pulver erforderlich sind, gehören,<br />

neben dem Fließverhalten und der Fülldichte die Partikelgrößen-<br />

und Partikelformbestimmung, die Ermittlung<br />

der spezifischen Oberfläche, sowie die Klopfdichte.<br />

Das Fließverhalten eines Pulvers hat einen entscheiden-<br />

Vergleichende<br />

Untersuchungen<br />

an AM-Pulvern<br />

Bild: Fraunhofer IFAM<br />

Der Referent<br />

Thorsten Müller<br />

Projektleiter Additive<br />

Manufacturing<br />

Fraunhofer IFAM<br />

www.ifam.fraunhofer.de<br />

unbedingt notwendig. Dieses gilt nicht nur für ungebrauchtes,<br />

frisches Pulver bei Neubefüllung von<br />

3D-Drucksystemen, sondern auch prozessbegleitend,<br />

um die Wiederverwendbarkeit des nicht gebundenen<br />

Pulvers zu gewährleisten.<br />

Metallpulver sind homogene Mischungen aus einem<br />

oder mehreren Metallen von Teilchengrößen zwischen 5<br />

und 500 μm. Die Partikelform kann je nach Herstellungsart<br />

sphärisch oder spratzig sein. Sphärische, gasverdüste<br />

Partikeln werden für die generativen Pulverbettverfahren<br />

bevorzugt.<br />

Die Mischungen oder Legierungen können je nach<br />

Anwendungsgebiet oder Anforderungsprofil unterschiedliche<br />

Eigenschaften aufweisen. Wichtige Beispiele<br />

hierfür sind das Fließverhalten und die Fülldichte.<br />

Diese spielen eine besondere Rolle für die Produktion<br />

mittels Pulverbettverfahren sowie für die Qualität und<br />

das Verhalten der fertigen Teile. Dies gilt besonders für<br />

die Beschichtungsvorgänge und das Verschmelzen des<br />

Metallpulvers.<br />

den Einfluss darauf, wie schnell und gleichmäßig die<br />

Pulverzufuhr erfolgt. Die gleichmäßige Schichtdicke ist<br />

nötig, um beim Laserschmelzen eine einheitliche Energieaufnahme<br />

des Pulvers zu gewährleisten. Eine Möglichkeit,<br />

das Fließverhalten zu prüfen, ist das Verfahren<br />

nach DIN ISO 4490 (Fließverhalten mit kalibriertem<br />

Trichter). Ein weiteres, allerdings noch nicht standardisiertes<br />

Prüfverfahren, das die Gegebenheiten im AM-<br />

Prozess besser darstellt, ist die dynamische Messung<br />

der Fließfähigkeit in einer rotierenden Trommel.<br />

Die Messung der Fülldichte eines Pulvers ist entscheidend<br />

für die Erzeugung eines Bauteils aus Pulver,<br />

da sie nur bis zu 50 % des kompakten Materials beträgt<br />

und die Verarbeitung somit zu erheblichen Abweichungen<br />

der Dimensionen führen kann. Kugelige Partikeln<br />

weisen aufgrund geringer Brückenbildung und relativ<br />

guter Beweglichkeit größere Fülldichten auf und bei<br />

Pulvern mit breitem Partikelgrößenspektrum können<br />

kleinere Partikel die Hohlräume auffüllen, wodurch<br />

auch hier eine größere Fülldichte entsteht.<br />

■<br />

46 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


Messtechnik für die Prüfung additiv gefertigter Bauteile<br />

Überblick mit einem Scan<br />

Nicht alle Methoden eignen sich, um die Qualität in der additiven Fertigung zu prüfen. Die derzeit<br />

besten Möglichkeiten biete die Computertomographie, so Steffen Hachtel, Geschäftsführer der<br />

Hachtel Gruppe. Doch der Einsatz der Technologie hat auch seine Grenzen – vor allem, wenn<br />

Metallteile qualifiziert werden sollen.<br />

Die additive Fertigung hat sich aus dem Rapid Prototyping<br />

entwickelt. Auch beim Rapid Prototyping geht es<br />

darum, komplexe Geometrien in Entwicklungsmustern<br />

schnell umzusetzen und mit Losgröße 1 zu arbeiten.<br />

Idealerweise ist es auch möglich, Funktionen zu integrieren.<br />

Doch zwischen den beiden Bereichen gebe es einige<br />

entscheidende Unterschiede, sagt Hachtel. So müssten<br />

etwa im Gegensatz zum Rapid Prototyping in der additiven<br />

Fertigung die produzierten Bauteile zwingend funktionieren.<br />

Rechtliche Fragen spielen beim Rapid Prototyping<br />

ebenso eine untergeordnete Rolle wie Kostenaspekte. In<br />

der additiven Fertigung ist dies anders. Gerade bei einer<br />

geringen Losgröße sind die Kosten besonders relevant.<br />

„Und die Frage nach der Gewährleistung hat große Bedeutung<br />

– auch wenn dies vielen Anwendern noch<br />

nicht bewusst ist“, so Hachtel.<br />

Die Prüfung und Dokumentation durch qualitätssichernden<br />

Maßnahmen spielt somit eine ebenso wichtige<br />

Rolle wie bei konventionellen Fertigungsverfahren.<br />

Benötigt werden schnelle und kostengünstige Qualitätssicherungsmaßnahmen.<br />

Außerdem müssen die Prüfmethoden zerstörungsfrei<br />

sein. Wenn nur ein Teil produziert wird, ist es nicht<br />

möglich dieses zu zerstören, um festzustellen, dass es<br />

funktioniert hätte. Aufgrund der zum Teil komplexen<br />

Geometrien ist außerdem der Einsatz von taktiler Messtechnik<br />

wenig sinnvoll und oft auch nicht möglich.<br />

Des weiteren ist die additive Fertigung wegen der<br />

kleinen Losgröße darauf angewiesen, effiziente Messmethoden<br />

in digitalisierter Form anzuwenden. Das Verfahren<br />

muss sich in die digitale Prozesskette integrieren<br />

lassen.<br />

Datensatz beschreibt Geometrie vollständig<br />

Aus diesen Vorgaben ergibt sich nach Meinung von<br />

Hachtel ein Ergebnis: „Die industrielle Computertomographie<br />

ist ein ideales Instrument, um die Qualität von<br />

additiv gefertigten Bauteilen zu bewerten.“ Die Technologie<br />

ermögliche die Digitalisierung der Bauteile. Der<br />

Anwender erhält einen Datensatz, der die Geometrie<br />

sowie innere Strukturen vollständig beschreibt.<br />

Der Soll-Ist-Vergleich mithilfe der Computertomographie<br />

(CT) bietet die Möglichkeit, mit einem Blick zu<br />

erkennen, ob es Probleme geben könnte. Die Fehlfarbendarstellung<br />

zeigt zum Beispiel sofort, welche Stellen<br />

zu viel oder zu wenig Material aufweisen. Die Scans bieten<br />

viele Vergleichsmöglichkeiten – etwa gegen ein<br />

zweites Bauteil oder gegen die CAD-Daten.<br />

Mithilfe der CT lassen sich laut Hachtel auch Prozesse<br />

optimieren. Denn die Analyse der additiv gefertigten<br />

Teile biete die Grundlage, um Produktionsabläufe anzupassen,<br />

so der Experte.<br />

Bei der Inspektion von Kunststoff sei CT derzeit<br />

alternativlos, sagte Hachtel auf dem QE-Forum<br />

Bild: Jochen Hempler<br />

Die Vorteile lassen sich zur Zeit vor allem bei Kunststoffteilen<br />

nutzen. Hier verschaffe die Technologie dem<br />

Anwender einen schnellen Überblick über die Formentreue,<br />

meint Hachtel. „Somit ist sie bei der Arbeit mit<br />

diesen Materialien derzeit alternativlos.“<br />

Doch es gibt auch Grenzen für den Einsatz der CT. So<br />

kann die Technik zwar auch bei Metall wertvolle Dienste<br />

leisten. Doch der Nutzer muss dabei nach Meinung von<br />

Hachtel über deutlich mehr Know-how verfügen. So<br />

können etwa Metalle mit stark variierenden Wandstärken<br />

Probleme bereiten, weil zum Beispiel im CT-Scan Löcher<br />

auftauchen, die gar nicht vorhanden sind.<br />

Daneben stelle die Integration der CT in die additive<br />

Prozesskette noch eine Herausforderung dar, sagt Hachtel.<br />

„Das Gleiche gilt für die Einbindung in eine Wirtschaftlichkeitsberechnung.“<br />

Grundsätzlich stellt die Computertomographie somit<br />

laut Hachtel die derzeit beste Methode für die Inspektion<br />

additiv gefertigter Bauteile dar. Es gibt aber<br />

noch einigen Handlungsbedarf, um die bestehenden<br />

Herausforderungen zu lösen.<br />

■<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 47


:: QS in der additiven Fertigung<br />

Optisches Inline-Inspektionssystem IQ4AP für das Selektive Lasersintern<br />

Automatisierung<br />

ist der nächste Schritt<br />

Um bei der additiven Fertigung wesentliche Fortschritte in Richtung „Qualität 4.0“ zu erzielen,<br />

ist der Einsatz von Bildverarbeitungssystemen sowie die intelligente Datenaufbereitung und<br />

-aus wertung von Mess- und Prüfdaten für die Qualitätssteigerung und Prozessoptimierung<br />

notwendig.<br />

Trotz des geringen Kontrasts in den<br />

Grauwertbildern kann das optische<br />

Inline-Inspektionssystem IQ4AP die<br />

Schichtmerkmale direkt im Prozess<br />

messen Bild: Fraunhofer IPA/Rainer Bez<br />

Die Referentin<br />

Ira Effenberger<br />

Gruppenleiterin<br />

Abteilung Bild- und<br />

Signalverarbeitung<br />

Fraunhofer IPA<br />

www.ipa.fraunhofer.de<br />

Bei sehr kleinen Losgrößen bis hin zu Losgröße 1, wie es<br />

im Additive Manufacturing häufig der Fall ist, muss die<br />

Qualität der gefertigten Produkte stimmen, damit ein<br />

sicherer Einsatz in gewährleistet werden kann. Einflussfaktoren<br />

auf die Produktqualität können mit Hilfe von<br />

Mess- und Prüftechnik besser identifiziert werden.<br />

Im Bereich des Kunststoff-Lasersinterns wurden am<br />

Fraunhofer IPA die verschiedenen Einflüsse auf die Bauteilqualität<br />

analysiert und anhand von umfangreichen<br />

Testreihen mit unterschiedlichen Schwerpunkten anschließend<br />

die gefertigten Testteile mit geeigneten<br />

Mess- und Prüfverfahren ausgewertet. Die Geometrie<br />

des gesinterten Kunststoffteils ist von zahlreichen Einflussfaktoren<br />

abhängig, wie zum Beispiel der Pulver- beziehungsweise<br />

Rohmaterial-Konditionierung, der Temperaturführung,<br />

dem Laseroffset, der Abkühlgeschwindigkeit<br />

und dem Slicen. Weiterhin können Dichteunterschiede<br />

im Bauteil beispielsweise durch eine ungeeignete<br />

Pulvermischung, eine zu geringe Laserleistung<br />

oder zu hohe Lasergeschwindigkeit entstehen.<br />

Dies führt zu einer geringeren mechanischen Belastbarkeit<br />

und kann somit die Stabilität des Bauteils beeinträchtigen.<br />

Auf die Funktion des additiv gefertigten Bauteils<br />

wirkt sich direkt der Verschluss von engen oder tiefen<br />

Kanälen aus, der auf ein Anschmelzen der Randzone<br />

in Abhängigkeit von der Geometrie zurückgehen kann.<br />

Darüber hinaus stellt Verzug, der unter anderem durch<br />

den Abkühlprozess, die Temperaturführung in der Maschine<br />

sowie eine ungünstige Platzierung der Teile im<br />

Bauraum der Maschine verursacht werden kann, ein<br />

nicht zu vernachlässigendes Qualitätsproblem dar. Außerdem<br />

ist die Qualität der Bauteiloberfläche zu betrachten,<br />

insbesondere wenn weitere Bearbeitungsund<br />

Montageschritte im Produktionsprozess folgen.<br />

Oberflächendefekte können durch gealtertes Pulver, eine<br />

ungeeignete Mischung, elektrostatische Aufladung<br />

des Pulvers oder auch Verschmutzung durch Fremdstoffe<br />

entstehen.<br />

Für den zuverlässigen Einsatz additiv gefertigter Bauteile<br />

in nachgelagerten Produktionsschritten und<br />

schließlich im Endprodukt ist eine Qualitätskontrolle<br />

daher zwingend erforderlich. Sie gewährleistet nicht<br />

nur die Maßhaltigkeit sondern auch die Stabilität und<br />

Funktionalität des Bauteils. Eine Automatisierung der<br />

Qualitätssicherung ist hier von Vorteil, um schon frühzeitig<br />

während des additiven Fertigungsprozesses auftretende<br />

Fehler zu erkennen und darauf reagieren zu<br />

können.<br />

Am Fraunhofer IPA ist zu diesem Zweck für das Selektive<br />

Lasersintern (SLS) das optische Inline-Inspektions-<br />

48 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


Testbauteil mit unterschiedlichen<br />

geometrischen Elementen zur<br />

Ermittlung der Grenzen des Lasersinterns,<br />

einmal stehend und einmal<br />

liegend gebaut. Rechts sind die<br />

Unterschiede bei der Auswertung<br />

durch Soll-Ist-Vergleich von CAD-<br />

Modell zu den CT-Messdaten der<br />

beiden Teststrukturen deutlich<br />

erkennbar Bild: Fraunhofer IPA<br />

system IQ4AP entwickelt und implementiert worden. Es<br />

umfasst eine modulare Hardware-Plattform, die die erforderliche<br />

Sensorik und Beleuchtung für die Datenerfassung<br />

beinhaltet, und eine modulare Software-Plattform<br />

mit der entsprechenden industriellen Bildverarbeitungssoftware.<br />

Herausfordernd war vor allem die Entwicklung von<br />

Algorithmen zur automatischen Bildaufnahme sowie<br />

von spezifischen Bildverarbeitungsalgorithmen zur automatischen<br />

Identifikation von Defekten und Fehlern<br />

sowohl in der Pulverschicht als auch in den gesinterten<br />

Schichten. Trotz des geringen Kontrasts in den Grauwertbildern<br />

kann IQ4AP die Schichtmerkmale direkt im<br />

Prozess messen.<br />

Maschinenunabhängiges System ist nachrüstbar<br />

Die Ergebnisse der durchgeführten Inspektionen werden<br />

schichtweise protokolliert, sodass der Maschinentechniker<br />

per SMS oder Email über die aufgetretenen<br />

Fehler während des Produktionsprozesses informiert<br />

werden kann. Als maschinenunabhängiges System ist<br />

das Inline-Inspektionssystem in unterschiedliche additive<br />

Produktionsanlagen integrierbar und somit die Voraussetzungen<br />

für einen breiten Einsatz der additiven<br />

Fertigungsverfahren in der Industrie geschaffen.<br />

Nach der Fertigstellung und Entnahme des Bauteils<br />

aus dem 3D-Drucker sind teilweise weitere Mess- und<br />

Prüfschritte durchzuführen, zum Beispiel eine Inspektion<br />

von innenliegenden Strukturen. Hier kommen<br />

3D-Messsysteme wie die Computertomographie (CT)<br />

zum Einsatz, die in der Lage sind, eine zerstörungsfreie<br />

3D-Inspektion des kompletten Bauteils automatisiert<br />

durchzuführen. Die industrielle CT hat sich mittlerweile<br />

als anerkanntes Messmittel in der dreidimensionalen<br />

Mess und Prüftechnik etabliert.<br />

Durch die vielseitigen Möglichkeiten von der Materialanalyse<br />

bis hin zur vollständigen Geometrieerfassung<br />

mit allen inneren und äußeren Strukturen bietet die<br />

moderne CT Lösungen zur Identifikation innerer Materialfehler<br />

und Defekte – zum Beispiel Poren oder Risse,<br />

zugesetzte Kanäle, nicht ausgehärtete Pulverreste im<br />

Bauteil –, die insbesondere für die Stabilität und Funktion<br />

des additiv gefertigten Bauteils von Bedeutung sind.<br />

In weiteren Untersuchungen wurden unter anderem<br />

der Bauteilverzug, Wandstärkenanalysen und Maßhaltigkeitsuntersuchungen<br />

etwa in Bezug auf Innenzylinderdurchmesser<br />

mit Hilfe von CT-Messungen ermittelt.<br />

Daraus wurden Rückschlüsse auf die Bauteilpositionierung<br />

im Bauraum, die Bauteilgeometrie sowie die<br />

Parametereinstellungen für den 3D-Druckprozess beim<br />

Lasersintern gezogen. Weiterhin wurden Belastungsund<br />

Dauertests an additiv gefertigten Greifern durchgeführt,<br />

um langfristige Aussagen zur Einsetzbarkeit und<br />

zu Produktveränderungen während der Lebensdauer<br />

treffen zu können. Mittels CT-Untersuchungen vor und<br />

nach dem Dauereinsatz konnte gezeigt werden, dass sowohl<br />

die Greifergeometrie als auch die innere Struktur<br />

keinen Schaden oder Verschleiß aufweist und weiterhin<br />

stabil ist. Zur Untersuchung der Oberflächengüte der<br />

gesinterten Bauteile sind Aufnahmen mit einem hochauflösenden<br />

Oberflächenmessgerät durchgeführt wurden,<br />

das auf Basis von Fokusvariation die Topographie<br />

der Bauteils erfasst. Aus diesen Messdaten lassen sich<br />

Aussagen über die Rauheit der Oberfläche treffen, aber<br />

auch Oberflächenveränderungen dokumentieren.<br />

Um additiv gefertigte Bauteile als Produkte mit definierter<br />

und reproduzierbarer Qualität einsetzen zu können,<br />

bietet das optische Inline-Prüfsystem IQ4AP die<br />

Möglichkeit, eine automatisierte Qualitätskontrolle bereits<br />

während des Fertigungsprozesses durchzuführen<br />

und dadurch frühzeitig Abweichungen zu erkennen und<br />

entsprechende Maßnahmen abzuleiten.<br />

Die Röntgen-Computertomographie ermöglicht darüber<br />

hinaus, das fertige Bauteil zerstörungsfrei und<br />

komplett in einem 3D-Datensatz zu messen sowie eine<br />

Materialanalyse durchzuführen. Dazu stehen intelligente<br />

Auswerteverfahren zur Fehlererkennung und -quantifizierung,<br />

zur Bestimmung von Materialeigenschaften<br />

und messtechnischen Auswertungen in Form von Soll-<br />

Ist-Vergleichen, der Ermittlung von Formabweichungen<br />

und von Maßen zur Verfügung.<br />

■<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 49


:: QS in der additiven Fertigung<br />

Qualitätsüberwachung und Messung von additiv gefertigten Bauteilen<br />

Schicht für Schicht<br />

Die Qualitätssicherung in der additiven Fertigung fordert die Unternehmen. Viele Methoden sind<br />

noch Gegenstand von Forschung und Entwicklung. Dabei bietet etwa der typische schichtweise<br />

Aufbau auch Vorteile für die QS: So lassen sich etwa durch den Einsatz geeigneter Sensorik<br />

frühzeitig im Fertigungsprozess aufschlussreiche Einblicke in das entstehende Bauteil gewinnen.<br />

Der Referent<br />

Robin Day<br />

Projektleiter Advanced<br />

Materials and Processes<br />

RWTH Aachen Digital<br />

Additive Production (DAP)<br />

www.dap.rwth-aachen.de<br />

Die Qualitätssicherung additiv gefertigter metallischer<br />

Bauteile stellt viele industrielle Endanwender heute vor<br />

große Herausforderungen. Mangels belastbarer Normen<br />

und Nachschlagwerke sowie entsprechender<br />

Mess- und Prüfmethoden wird Qualitätssicherung im<br />

Bereich der additiven Fertigung vielerorts sehr umfänglich<br />

im Sinne einer kosten- und zeitintensiven<br />

100-%-Kontrolle betrieben.<br />

Darüber hinaus sind Prozess-Robustheit, Anlagenübertragbarkeit<br />

und die fertigungsgerechte Konstruktion<br />

auch heute noch Gegenstand von Forschung- und<br />

Entwicklungsvorhaben und aus industrieller Sichtweise<br />

nicht ausreichend gegeben.<br />

So hängt die Qualität eines additiv gefertigten Bauteils<br />

maßgeblich von Eingangsgrößen wie Qualität<br />

(zum Beispiel Korngrößenverteilung, chemische Zusammensetzung)<br />

des Pulvermaterials, der Prozessführung<br />

sowie -regelung ab. Metallische Pulverwerkstoffe müssen<br />

vor Befüllung der Anlage unter anderem hinsichtlich<br />

ihrer Qualitätsattribute Morphologie, Korngrößenverteilung<br />

und Feuchtigkeitsgehalt untersucht werden.<br />

Nach Prozessende im nicht umgeschmolzenen Pulver<br />

befindliche Schweißspritzer müssen vor Wiederverwendung<br />

im nächsten Baujob herausgesiebt werden,<br />

Entlang der Prozesskette der additiven Fertigung sichern eine Reihe<br />

verschiedener Maßnahmen die Qualität Bilder: RWTH Aachen<br />

um die erforderliche Zielfraktion wieder einzustellen.<br />

Da in der Regel verschiedene Pulverchargen vermischt<br />

werden, um den Vorratsbehälter der Anlagen zu befüllen,<br />

muss die Pulverhistorie für jedes hergestellte Bauteil<br />

lückenlos nachvollziehbar sein.<br />

In-situ-Überwachung deckt Defekte auf<br />

Allen additiven Fertigungsverfahren ist der schichtweise<br />

Aufbau des Bauteils gemein. Bei Verwendung geeigneter<br />

Sensorik ermöglicht dieser Ansatz bereits im Fertigungsprozess<br />

aufschlussreiche Einblicke in das entstehende<br />

Bauteil.<br />

Erst kürzlich ist es Wissenschaftlern am DAP (RWTH<br />

Aachen Digital Additive Production) mit Partnern aus<br />

dem industriellen Umfeld gelungen, mittels schichtbasierter<br />

In-situ-Überwachung des Fertigungsprozesses<br />

Rückschlüsse auf Defekte (Risse, Poren, Einschlüsse, abweichende<br />

chemische Zusammensetzung) im Bauteil<br />

zu ziehen. Die frühzeitige Erkennung solcher Defekte ermöglicht<br />

ein kosteneinsparendes sofortiges Abbrechen<br />

50 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


QS in der additiven Fertigung ::<br />

Probengeometrie mit<br />

überlagerter, in-situ erfasster<br />

Temperaturverteilung<br />

des Prozesses oder aber gegebenenfalls sogar die Kompensation<br />

des Defekts in der darauffolgenden Schicht<br />

mittels dynamisch angepasster Prozessführung.<br />

Nach Ende des Druckvorgangs werden die Bauteile<br />

entpulvert, material- und anforderungsgerecht wärmebehandelt<br />

(zum Beispiel Spannungsarmglühen, Anlassen,<br />

Auslagern) und anschließend von der Bauplattform<br />

getrennt. Da die Oberflächen additiv hergestellter metallischer<br />

Bauteile verfahrensbedingt Rauheiten von<br />

R z<br />

=50 μm beziehungsweise R a<br />

=5 μm und teilweise einen<br />

verfahrensbedingten Verzug aufweisen, folgt oftmals<br />

eine spanende Nachbearbeitung zur Einhaltung<br />

der geforderten Oberflächengüten sowie Form- und Lagetoleranzen.<br />

Um die geforderten Genauigkeiten durch beispielsweise<br />

einen Schlichtvorgang einzustellen, muss zunächst<br />

die Ist-Kontur des additiv hergestellten, unbehandelten<br />

Bauteils erfasst werden. Basierend auf einem<br />

Soll-Ist-Abgleich des ursprünglichen 3D-Modells mit der<br />

nach dem Fertigungsprozess erfassten Geometrie wird<br />

dann die zur Erzeugung der Endkontur erforderliche<br />

Bahnplanung zur zerspanenden Nachbearbeitung erstellt.<br />

Werkstoffzertifizierung vor Bauteilprüfung<br />

Nach Fertigstellung des Bauteils stehen verschiedene<br />

zerstörende und zerstörungsfreie Prüfmethoden zur<br />

Verfügung. In Branchen wie beispielsweise der Luftund<br />

Raumfahrt müssen darüber hinaus in umfassenden<br />

Untersuchungen zunächst die Werkstoffe für die<br />

additive Fertigung qualifiziert und zertifiziert werden,<br />

noch bevor überhaupt reale Bauteile geprüft werden.<br />

Hier müssen etwa die Dauerfestigkeit, das Kriechund<br />

Rissverhalten sowie die Dichte definierter Probengeometrien<br />

ermittelt werden. In der Regel vergeht circa<br />

ein Jahr, bis ein Werkstoff mit einem später nicht mehr<br />

änderbaren und anlagenspezifischen Prozessparametersatz<br />

für eine Luftfahrtanwendung qualifiziert ist.<br />

Über die Eingangsgrößen und das Endprodukt hinaus<br />

müssen aus QS-Sicht auch die Fertigungsanlagen<br />

selbst kontinuierlich geprüft werden. So werden in der<br />

Fertigung in der Regel alle vier Wochen die Laserleistung,<br />

die entsprechende Strahlkaustik sowie die Positioniergenauigkeit<br />

und der thermische Fokus-Shift des optischen<br />

Systems vermessen. Darüber hinaus werden<br />

Pulverauftrag und Schutzgasströmung der Anlagen regelmäßig<br />

vermessen und dokumentiert.<br />

Qualität braucht robuste Prozesse<br />

Nur mittels robusten, reproduzierbaren AM-Prozessen<br />

kann sichergestellt werden, dass additiv gefertigte Bauteile<br />

eine gleichbleibende Qualität aufweisen und somit<br />

in sicherheitsrelevanten Bereichen wie Flugzeugtriebwerken<br />

oder PKW-Fahrwerken eingesetzt werden<br />

können.<br />

Um die oben beschriebenen Besonderheiten der<br />

Qualitätssicherung in der additiven Fertigung einer<br />

breiteren Masse von Endanwendern zugänglich zu machen,<br />

führt der DAP aktuell im Rahmen eines Konsortialprojekts<br />

des ACAM (Aachen Center for Additive Manufacturing)<br />

eine systematische Untersuchung und Katalogisierung<br />

relevanter Maßnahmen und Messverfahren<br />

durch.<br />

Darüber hinaus unterstützt der DAP industrielle Endanwender<br />

in allen Belangen der Implementierung additiver<br />

Fertigungsverfahren – angefangen bei der Entwicklung<br />

neuartiger Legierungen und digitaler Materialien,<br />

über Dienstleistungen und Workshops im Bereich der<br />

AM-gerechten Konstruktion geeigneter Bauteile bis hin<br />

zur branchengerechten Qualitätssicherung additiv gefertigter<br />

Komponenten.<br />

Hierfür steht auf mehr als 2000 m² AM-Laborfläche<br />

auf dem RWTH Aachen Campus eine Anlageninfrastruktur<br />

zur Verfügung, mit der alle relevanten qualitätssichernden<br />

Maßnahmen für die additive Fertigung abgedeckt<br />

werden.<br />

■<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 53


:: QS in der additiven Fertigung<br />

Verständnis bei der Material- und Bauteilanalyse durch Mikroskopie<br />

Pulver und Gefüge hochaufgelöst<br />

Die qualitative und quantitative Mikroskopie und Tomographie besitzen in der additiven<br />

Fertigung viel Potenzial – sowohl für das Verständnis und die Prozessentwicklung als auch<br />

für die begleitende Prozessüberwachung sowie die Qualitätsbewertung. So lässt sich etwa<br />

eine nahezu vollständige Charakterisierung einer Pulversorte durchführen.<br />

Der Referent<br />

Dr. Timo Bernthaler<br />

Institut für<br />

Materialforschung<br />

Hochschule Aalen<br />

www.hs-aalen.de<br />

Besonders bei pulverbettbasierten additiven Fertigungsverfahren<br />

weist die Mikroskopie zur Bewertung<br />

der Ausgangsmaterialien und zur Qualitätssicherung<br />

der Bauteile einen hohen Stellenwert auf. Zusammenhänge<br />

zwischen Pulvercharakteristika und Prozessparameter<br />

sowie der daraus resultierenden Mikrostruktur<br />

des Gefüges können bestimmt und zur Prozessentwicklung<br />

genutzt werden.<br />

Gefordert werden Pulversorten mit hoher Schüttdichte<br />

zur Herstellung von porenfreien Bauteilen sowie<br />

einem gutem Fließverhalten zum Handling und Aufbringen<br />

der einzelnen Pulverschichten. Beide Kenngrößen<br />

werden primär durch die Morphologie, Größenverteilung,<br />

innere Struktur und Topographie der Pulversorte<br />

bestimmt und sind maßgeblich für deren Verarbeitbarkeit<br />

und der daraus resultierenden finalen Bauteilqualität<br />

verantwortlich.<br />

Stellt die Pulversorte diese Anforderungen nicht zur<br />

Verfügung, so kann dies zu Abweichungen in der Bauteilgeometrie<br />

und einer erhöhten Bauteilporosität führen.<br />

Die Licht- und Rasterelektronenmikroskopie bietet<br />

mittels deren quantifizierbaren Bildanalysemethoden<br />

hierzu eine effiziente Analysemöglichkeit zur Ermittlung<br />

dieser relevanten Kenngrößen.<br />

Porosität hat negativen Einfluss auf die Bauteilqualität<br />

Analyse verschiedener Pulversorten mit unterschiedlicher<br />

Oberflächentopographie mittels Rasterelektronenmikroskopie<br />

Bilder: Hochschule Aalen<br />

Während gasverdüste Pulversorten (zum Beispiel Al-<br />

Si10Mg und X2CrNiMo17–12–2) dichte Oberflächenstrukturen<br />

aufweisen, zeigen für die additive Fertigung<br />

noch unübliche WC-Co-Granulate eine nach außen geöffnete<br />

Porosität. Dies erfordert weitere Untersuchungen<br />

der inneren Granulatstruktur. Eine bereits vorhandene<br />

Porosität des Ausgangpulvers zeigt einen negativen<br />

Einfluss auf die resultierende Bauteilqualität.<br />

Zur Charakterisierung der inneren Struktur kann mittels<br />

eines fokussierten Ionenstrahles (FIB) ein Schnitt<br />

mit dem Zeiss Crossbeam 550 durch ein zufällig gewähltes<br />

Granulat gelegt werden. Deutlich zu erkennen<br />

ist ein hoher Anteil an innerer Porosität.<br />

Zur quantitativen Bestimmung des Porositätsanteils<br />

sind klassische materialographische Methoden in Kombination<br />

mit quantitativer Mikroskopie einsetzbar. Wenige<br />

Gramm des Pulvers werden artefaktfrei geschliffen,<br />

poliert und erlauben somit einen statistisch sicheren<br />

Einblick in deren innere Struktur.<br />

Mit einem Rasterelektronenmikroskop können größere<br />

Bereiche hochaufgelöst abgescannt werden. Eine<br />

aufbauende digitale Bildanalyse ermöglicht im Anschluss<br />

die quantitative Bestimmung des inneren Porositätsanteils<br />

der Granulate.<br />

Zudem weisen die verwendeten Prozess- und Laserparameter<br />

einen signifikanten Einfluss auf die resultierende<br />

Bauteilqualität auf. Zu jeder spezifischen Materialzusammensetzung<br />

muss eine Vielzahl an Parameterstudien<br />

durchgeführt werden, um geeignete Parameter<br />

zur Herstellung von riss- und porenfreien Bauteilen mit<br />

definierten Werkstoffeigenschaften, welche konventio-<br />

54 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


Schnitt durch ein zufällig gewähltes Granulat mittels eines fokussierten Ionenstrahles und quantitative Porositätsanalyse:<br />

Aufgrund des hohen inneren Porositätsanteils ist die Pulversorte für den 3D-Druck ungeeignet<br />

Röntgenmikroskopie stellt Oberflächentopographie einer innenliegenden<br />

Kühlstruktur sowie mit überlagerten lichtmikroskopischen<br />

Informationen die Fehlstellen und Laserprozessspuren dar<br />

nell gefertigten Bauteilen entsprechen, herstellen zu<br />

können. Hier kann die klassische Materialographie und<br />

quantitative Lichtmikroskopie einen wertvollen Beitrag<br />

leisten.<br />

Systematische Analyse von Fehlstellen<br />

Die klassische Computertomographie sowie im speziellen<br />

die Röntgenmikroskopie sind zudem interessant zur<br />

Qualitätsbewertung. Geometrische Bauteileigenschaften<br />

können abgeglichen werden sowie in Kombination<br />

mit materialographischen Zielpräparationen Fehlstellen<br />

im Bauteil systematisch analysiert werden. Diese können<br />

dann mit klassischer Mikroskopie aufbauend näher<br />

untersucht werden.<br />

Als Beispiel dient der Scan eines additiv gefertigten<br />

Zahnrades mithilfe eines Röntgenmikroskops. Dieser visualisiert<br />

eine Fehlstelle am Zahnkopf. Eine lichtmikroskopische<br />

Aufnahme einer gezielt angefertigten materialographischen<br />

Schliffprobe an dieser Fehlstelle zeigt<br />

neben der offensichtlichen Materialtrennung am Zahnkopf<br />

die Belichtungsspuren des Lasers.<br />

Auf Basis dieser Information kann ein Abgleich des<br />

CAD-Modells und dem gefertigten Bauteil – in diesem<br />

Fall mit unzureichend konstruierter Wandstärke für den<br />

L-PBF-Prozess – ermittelt werden. Mit für die Röntgenmikroskopie<br />

spezifischen hochaufgelösten Detail-Scans<br />

können innenliegende Strukturen wie zum Beispiel<br />

Kühlkanäle auf Fehlstellen oder Oberflächenmerkmale<br />

untersucht werden, ohne das Bauteil zu zerstören.<br />

Die dargestellten mikroskopischen Möglichkeiten<br />

verdeutlichen, dass mittels der Licht- und Rasterelektronenmikroskopie<br />

sowie der Computertomographie eine<br />

nahezu vollständige Charakterisierung einer Pulversorte<br />

sowie eines additiv gefertigten Bauteils durchgeführt<br />

werden kann. Zudem erlauben Bildanalysetools mikroskopische<br />

Aufnahmen quantitativ hierarchisch auszuwerten.<br />

Granulate, Poren und Phasen in additiv gefertigten<br />

Bauteilen können automatisch quantifiziert und<br />

für Prozesskorrelationen oder zur Qualitätsbewertung<br />

eingesetzt werden.<br />

■<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 55


:: QS in der additiven Fertigung<br />

Ermüdungsprüfungen an additiv gefertigten Bauteilen<br />

In Schwingung<br />

Moderne Ultraschallprüfsysteme ermöglichen eine zeit- und ressourceneffiziente Ermittlung von<br />

abgesicherten Ermüdungskennwerten für sicherheitsrelevante Bauteile. VHCF-Ermüdungsprüfungen<br />

bieten im Vergleich zu Zugversuchen den Vorteil, dass sie sich als besonders<br />

struktursensitive und zuverlässige Bewertungsmethode eignen.<br />

Der Referent<br />

Jochen Tenkamp<br />

Gruppenleiter<br />

Additive Fertigung<br />

Fachgebiet<br />

Werkstoffprüftechnik<br />

TU Dortmund<br />

www.wpt-info.de<br />

Wöhlerkurven für AlSi12-Proben der Chargen I und II<br />

Werkstoffe und Strukturen im Automobilbereich sowie<br />

in der Luft- und Raumfahrt verzeichnen Ausfälle im Bereich<br />

hoher (High Cycle Fatigue, HCF) und sehr hoher<br />

Lastspielzahlen (Very High Cycle Fatigue, VHCF) auch für<br />

Beanspruchungen, die unterhalb der so genannten<br />

„Dauerfestigkeit“ liegen.<br />

Aus der Literatur ist hinreichend bekannt, dass einige<br />

Legierungen im VHCF-Bereich eine Verschiebung der<br />

Rissinitiierung von der Oberfläche ins Volumen zeigen,<br />

sodass der Schädigungsmechanismus je nach Betriebsdauer<br />

wechselt. Durch diese Erkenntnisse rücken Auslegungskenngrößen<br />

für sicherheitsrelevante Bauteile im<br />

VHCF-Bereich immer stärker in den Fokus.<br />

Beispielhaft sind Motorenkomponenten (≥ 10 8 Lastwechsel),<br />

Wälzlager (≥ 10 9 Lastwechsel) und Gasturbinen<br />

(≥ 10 10 Lastwechsel) zu nennen. Aus diesem Grund<br />

befasst sich das Fachgebiet Werkstoffprüftechnik (WPT)<br />

der Technischen Universität Dortmund unter der Leitung<br />

von Professor Frank Walther intensiv mit der Entwicklung<br />

von zeit- und kosteneffizienten Methoden zur<br />

Beurteilung des Ermüdungsverhaltens additiv gefertigter<br />

Bauteile.<br />

Aktuell können mit konventionellen Schwingprüfsystemen<br />

Prüffrequenzen bis 300 Hz erreicht werden. Ein<br />

Ermüdungsversuch bis 10 9 Lastwechsel würde circa<br />

58 Tage dauern. Aufgrund dessen sind diese Systeme<br />

zur Ermittlung von Ermüdungskennwerten im VHCF-<br />

Bereich ungeeignet – insbesondere, wenn Aussagen zur<br />

Streuung benötigt werden, die eine größere Versuchsanzahl<br />

erfordern. Durch die Weiterentwicklung piezoelektrischer<br />

Aktuatoren ist es mit so genannten Ultraschallschwingprüfsystemen<br />

möglich, Versuche mit der<br />

Frequenz 20.000 Hz (20 kHz) durchzuführen, wodurch<br />

sich die Prüfdauer für 10 9 Lastwechsel auf theoretisch<br />

14 Stunden reduzieren lässt.<br />

Für die nachfolgenden Untersuchungen wurde das<br />

Ultraschallschwingprüfsystem USF-2000A von Shimadzu<br />

genutzt. Kernelement des Systems ist ein piezoelektrischer<br />

Kristall, der als Aktuator verwendet wird und<br />

mit 20 kHz schwingt. Die Probe wird einseitig mittels<br />

Gewinde in das Prüfsystem eingeschraubt und ist am<br />

unteren Ende frei. Da die Probe so konzipiert ist, dass bei<br />

20 kHz eine Resonanz vorliegt, werden die Dichte und<br />

der Elastizitätsmodul des Werkstoffs zur Auswahl der<br />

Probengeometrie benötigt. Die maximale Spannung<br />

liegt in der Probenmitte und die maximale Auslenkung<br />

am freien Probenende. Die Verformung bei hoher Prüffrequenz<br />

führt zu einer Temperaturerhöhung in der Probe.<br />

Um diese zu reduzieren, werden die Proben mit kalter<br />

Druckluft gekühlt und mit einem Puls-Pause-Verhältnis<br />

von zum Beispiel 50:50 geprüft. Das System wird<br />

also für 200 ms in Resonanz versetzt und danach für<br />

200 ms gestoppt.<br />

Die Kontrolle der Temperaturentwicklung kann mit<br />

Hilfe eines Pyrometers erfolgen. Das Probenversagen<br />

wird durch die Änderung der Resonanzfrequenz detektiert.<br />

Führt ein Riss zum Bruch, reduziert sich die Arbeitsfrequenz<br />

des Systems und der Test wird automatisiert<br />

beendet.<br />

Aufgrund des freien Probenendes werden die Proben<br />

mit der USF-2000A in Standard-Konfiguration mittelspannungsfrei<br />

geprüft. Da viele ermüdungsbeanspruchte<br />

Bauteile jedoch auch einer überlagerten statischen<br />

Beanspruchung unterliegen, wurde das Prüfsystem<br />

um einen äußeren Lastrahmen erweitert (Mittellast-Konfiguration).<br />

Damit können VHCF-Versuche mit<br />

überlagerter Mittellast durchgeführt werden.<br />

Beispiel aus der Praxis<br />

Anhand eines Beispiels aus dem Bereich der additiven<br />

Fertigung sollen die ermittelten Ergebnisse im Folgenden<br />

veranschaulicht werden. Hierzu wurden mittels selektivem<br />

Laserschmelzen (SLM) Proben aus AlSi12 hergestellt.<br />

Durch Anpassung der SLM-Prozessparameter<br />

wurden die Chargen I und II mit unterschiedlich ausgeprägter<br />

Porosität hergestellt (siehe Tabelle). Anhand der<br />

Tabelle und der ausgewerteten Gefügeschliffe wird<br />

56 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


a) + b): Übersichtsaufnahme und Funktionsprinzip des Ultraschallprüfsystems.<br />

c): Druckluftkühlung (oben) und pyrometrische Messung<br />

der Temperaturentwicklung (unten). d): beidseitige Probenmontage<br />

in Mittellast-Konfiguration Bilder: TU Dortmund<br />

deutlich, dass Charge I eine feine Mikrostruktur mit einer<br />

erhöhten Porosität aufweist. In Charge II hingegen,<br />

die mithilfe einer Plattformheizung bei 200 °C hergestellt<br />

wurde, konnte der Anteil großvolumiger ermüdungskritischer<br />

Gasporen reduziert werden. Dies führte<br />

jedoch gleichzeitig zu einer gröberen Mikrostruktur,<br />

weshalb Charge II im Gegensatz zu Charge I sowohl eine<br />

niedrigere Zugfestigkeit (R m<br />

) als auch Dehngrenze (R p0,2<br />

)<br />

aufweist.<br />

Die Wöhlerkurven für beide AlSi12-Chargen im Bereich<br />

hoher bis sehr hoher Lastspielzahlen machen<br />

deutlich, dass Ermüdungsbrüche jenseits des HCF-Bereichs<br />

(≥ 10 7 Lastwechsel) auftreten.<br />

Außerdem wird ersichtlich, dass die Ermüdungsfestigkeit<br />

von Proben der Charge II um circa 45 % über der<br />

von Proben der Charge I liegt. Diese Unterschiede in der<br />

Leistungsfähigkeit konnten in vorherigen Zugversuchen<br />

nicht bestimmt werden, was unterstreicht, dass die ausschließliche<br />

quasistatische Zugprüfung nicht ausreichend<br />

ist.<br />

Den Ergebnissen der quasistatischen Versuche zufolge,<br />

wurde für Charge II, aufgrund der niedrigeren Zugfestigkeit,<br />

ein schlechteres Ermüdungsverhalten erwartet.<br />

Jedoch zeigen die Ermüdungsversuche das Gegenteil,<br />

wodurch bestätigt werden kann, dass prozessbedingte<br />

Poren aktuell den Einsatz additiv gefertigter<br />

Komponenten in sicherheitsrelevanten Bauteilen, selbst<br />

bei geringer Porosität, limitieren.<br />

Dies führt zur Schlussfolgerung, dass lediglich VHCF-<br />

Kennwerte als sensitive und zuverlässige Bewertungsgröße<br />

für die mechanische Leistungsfähigkeit zyklisch<br />

beanspruchter Werkstoffe und Bauteile genutzt werden<br />

können.<br />

Um in einem weiteren Schritt die Aussagekraft der<br />

Lebensdauer, die mithilfe des Ultraschallschwingprüfsystem<br />

ermittelt wurde, validieren zu können, wurden<br />

ergänzende Versuche bei verschiedenen Spannungsamplituden<br />

im HCF-Bereich mit einem servohydraulischen<br />

Schwingprüfsystem durchgeführt.<br />

Konkret wurden für Charge I bei 90 MPa und für<br />

Charge II bei 110 MPa Proben sowohl bei 20 Hz als auch<br />

bei 20 kHz geprüft. Anhand der Ergebnisse wird deutlich,<br />

dass die Prüffrequenz bei geeigneter Versuchsdurchführung<br />

unter Berücksichtigung der Temperaturentwicklung<br />

keinen signifikanten Einfluss auf die Ermüdungslebensdauer<br />

hat, da sich bei den oben genannten<br />

Spannungsamplituden eine vergleichbare Lebensdauer<br />

mit einer zu erwartenden Streuung der Ergebnisse ergab.<br />

Kennwerte im Vergleich<br />

Charge<br />

I<br />

II<br />

rel. Dichte [%]<br />

99,7<br />

99,8<br />

Rm [MPa]<br />

372,3 ± 27,2<br />

361,1 ± 4,5<br />

Rp0,2 [MPa]<br />

218,0 ± 6,9<br />

201,5 ± 3,7<br />

Porosität und quasistatische Kennwerte für AlSi12-Proben der Chargen I und II<br />

Moderne Versuchstechniken in Form der Ultraschallermüdungsprüfung<br />

mit Prüffrequenzen von 20.000 Hz<br />

ermöglichen eine zeit- und ressourceneffiziente Ermittlung<br />

von abgesicherten Ermüdungskennwerten für sicherheitsrelevante<br />

Bauteile.<br />

VHCF-Ermüdungsprüfungen bieten im Vergleich zu<br />

Zugversuchen den Vorteil, dass sie sich als besonders<br />

struktursensitive und zuverlässige Bewertungsmethode<br />

eignen, um zum Beispiel die Auswirkung unterschiedlicher<br />

Pulverqualitäten, Wärmebehandlungen,<br />

chemischer Zusammensetzungen, Fertigungsparameter<br />

und Gefügedefekte auf die mechanische Leistungsfähigkeit<br />

additiv gefertigter Werkstoffe und Strukturen<br />

unter Schwingbeanspruchung zu ermitteln.<br />

■<br />

At [%]<br />

3,41 ± 0,29<br />

4,05 ± 0,15<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 57


:: QS in der additiven Fertigung<br />

Künstliche Intelligenz in der additiven Fertigung<br />

Adaptive Qualität<br />

Die Kombination von maschinellem Sehen und Lernen unterstützt die additive Fertigung auf dem<br />

Weg zum gleichwertigen Produktionsverfahren. Ein entsprechendes System sorgt für eine gleichbleibende<br />

Prozess- und Produktqualität – durch Selbstkontrolle und Selbstregelung.<br />

zesse. Um sie anzuwenden, stellt sich die Frage, welche<br />

sind die zu erfassenden Qualitätsmerkmale, um eine in-<br />

adaptive Qualität zu erreichen?<br />

telligente,<br />

Dafür haben die Wissenschaftler am Fraunhofer IPA<br />

ein neuartiges Verfahren zur Identifikation und Gewich-<br />

von Inline-Defekten und -Fehlern entwickelt. Am<br />

tung<br />

Beispiel des Selektiven Lasersinterns (SLS) wurden die<br />

elementaren Aufgaben sowohl für die Inline-Qualitäts-<br />

als auch für die adaptive Qualität identifiziert.<br />

kontrolle<br />

Darauf basierend wurde das Inline-Inspektionssys-<br />

IQ4AP implementiert. Die Bilderfassung erfolgt<br />

tem<br />

über zwei 2D-Kamera- und ein Thermographiesystem.<br />

Wie sieht der nächste Schritt zur adaptiven Qualität<br />

aus?<br />

Nucleus – Klassifikationsmodelle für Qualitätsdaten<br />

Adaptive Qualität braucht eine intelligente Datenfusion und Auswertung gefolgt von einer<br />

dynamischen Anpassung der Fertigungsparameter Bild: Fraunhofer IPA<br />

Die Referentin<br />

Dr. Simina Fulga-Beising<br />

Senior Scientist<br />

Abteilung Bild- und Signalverarbeitung<br />

Fraunhofer IPA<br />

www.ipa.fraunhofer.de<br />

Der Trend- und Zukunftsforscher John Naisbitt konnte<br />

die heutige Situation im Bereich der Qualitätssicherung<br />

nicht besser darstellen: „Wir ertrinken in Informationen,<br />

aber wir hungern nach Wissen“. Dies trifft auch auf den<br />

Bereich der additiven Fertigung zu.<br />

Qualitätsdaten werden heutzutage über unzählige<br />

Sensoren erfasst. Aber um eine intelligente, adaptive<br />

Qualität zu erreichen, sind noch zwei weitere Schritte<br />

erforderlich: eine intelligente Datenfusion und Auswertung<br />

gefolgt von einer dynamischen Anpassung der Fertigungsparameter,<br />

die zu einer radikalen Veränderung<br />

der Qualitätsregelung führt.<br />

Der erste Schritt ist der „Nucleus“ – unser Wissenslieferant,<br />

der Qualitätsdaten intelligent miteinander<br />

verknüpft und komplexe Zusammenhänge erkennt. Das<br />

maschinelle Lernen (ML) ist der Schlüssel, um eine Maschine<br />

beziehungsweise einen Fertigungsprozess zu<br />

„erziehen“ und somit eine intelligente und adaptive Prozess-<br />

und Produktqualität zu erreichen.<br />

Maschinelles Sehen als Schlüsseltechnologie<br />

Die intelligente, automatisierte Interpretation von Bildinformationen<br />

ist eine Schlüsseltechnologie für die Inline-Qualitätskontrolle<br />

der additiven Fertigungspro-<br />

Um eine dynamische Anpassung von Fertigungspa-<br />

zu erreichen, ist der erste Schritt, ein Modell<br />

rametern<br />

zur Fehlerklassifikation zu trainieren. Die Trainingsdaten<br />

sind gelabelte Bilder (zum Beispiel Rille in Pulverschicht,<br />

fehlerhafte Schichthaftung) aus einer offline qualifizierten<br />

Bilddatenbank.<br />

Ist das Modell erstellt, können die Bilder im Prozess<br />

nach Fehlerart klassifiziert werden. Automatisch folgt<br />

die Auswahl und Durchführung der fehlerspezifischen<br />

Bildverarbeitungsalgorithmen zur Inline-Inspektion.<br />

Die auf diese Weise gewonnenen qualitativen und<br />

quantitativen Qualitätsaussagen auf Schichtebene<br />

werden für sofortige Maßnahmen (zum Beispiel Maschinen-Stopp)<br />

und Qualitätsprotokolle sowie als Trainingsdaten<br />

des zweiten ML-Modells „Modell zur Parameteranpassung“<br />

verwendet. Hierfür werden auch die dazugehörigen<br />

beeinflussenden Fertigungsqualitätsparameter<br />

benötigt. In der Inline-Anwendungsphase dieses<br />

Modells werden Aussagen zur Parameteranpassung<br />

automatisch getroffen (zum Beispiel Laserleistung erhöhen<br />

um 3 %) und somit eine dynamische Anpassung<br />

der Fertigungsparameter ermöglicht.<br />

Für die additiven Fertigungsprozesse ermöglicht die<br />

Kombination von maschinellem Sehen und Lernen in<br />

der Anwendung eine selbstorganisierte Prozess- und<br />

Produktqualität durch Selbstkontrolle und Selbstregelung.<br />

ML-Modelle wie zum Beispiel zur Fehlerklassifikation<br />

und Parameteranpassung können heutzutage<br />

sogar direkt auf mobilen Endgeräten und intelligenten<br />

Kameras oder Rechensticks wie etwa Intels Movidius inline<br />

angewandt werden.<br />

■<br />

58 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 59


:: QS in der additiven Fertigung<br />

3D-printed lightweight drones – Qualitätssicherung in der additiven Drohnenfertigung<br />

Leicht und sicher in die Luft<br />

Neue Werkstoffe innerhalb der additiven Fertigungsverfahren erweitern die<br />

Einsatzmöglichkeiten speziell im Leichtbau. Flugdrohnen profitieren von diesen Entwicklungen.<br />

Eine lückenlose Qualitätssicherung innerhalb des Verfahrens muss allerdings technisch noch<br />

gelöst werden. Ziel ist eine 100-%-ige Bauteil- und Werkstoffüberprüfung ab Losgröße 1.<br />

Der Referent<br />

Raphael Geiger<br />

SDU Mechanical<br />

<strong>Engineering</strong><br />

Department of<br />

Technology and<br />

Innovation<br />

University of<br />

Southern Denmark<br />

www.sdu.dk<br />

Die Nutzung von Drohnen steigt massiv an. Zahlreiche<br />

gewerbliche Drohnen-Projekte versprechen eine weitere<br />

Verbesserung unserer Lebensqualität – von der<br />

schnellen Lieferung von Blutkonserven, der Rettung Ertrinkender<br />

durch autonome Strandüberwachung oder<br />

einer schnelleren Konsumgüter-Logistik.<br />

Die süd-dänische Universität in Odense (SDU) hat ihren<br />

strategischen Fokus deshalb auf den Bereich Drohnen<br />

gelegt. Drohnen als fliegende Roboter oder Unmanned<br />

Aerial System (UAS) fördern in der Region Süd-Dänemark<br />

starke Synergien mit den über 100 ansässigen<br />

Unternehmen der Robotikbranche sowie einer international<br />

anerkannten Robotik-Forschungsgruppe an der<br />

Universität. Das SDU UAS Center wurde 2015 gegründet<br />

und beinhaltet alle Drohnen relevanten Forschungsgebiete.<br />

Auf 2000 Quadratmeter befinden sich Labors, Büros<br />

und ein Indoor-Flugraum auf dem Hans-Christian-<br />

Anderson-Airport in Odense.<br />

Mit zunehmender Professionalität der Drohnenanwendung<br />

steigen auch die Anforderungen an Fertigungsqualität<br />

und Qualitätssicherung und Zertifizierung<br />

der Fertigungsprozesse. Bei Drohnen und Flugtaxis<br />

zur Beförderung von Personen gleichen sich diese Anforderungen<br />

den Fertigungsstandards aus der Luft-und<br />

Raumfahrt sehr stark an.<br />

Die geforderte Produktqualität, Qualitätssicherung<br />

und Zertifizierung innerhalb der Drohnenfertigung<br />

kann daher sehr unterschiedlich sein. Diese Varianz der<br />

Qualitätsanforderungen hat mehrere Auswirkungen:<br />

Der Preis ist stark abhängig vom Einsatzgebiet der Drohe.<br />

Professionell eingesetzte Drohnen weisen deutlich<br />

höhere Preise auf als Drohnen für private Anwendungen.<br />

Drohnen, die Menschen transportieren oder für sicherheitsrelevante<br />

und auch militärische Zwecke eingesetzt<br />

werden, haben nochmals deutlich gesteigerte<br />

Qualitätsanforderungen und signifikant höhere Verkaufspreise.<br />

Abhängig von den erforderlichen Zertifizierungen<br />

sind nur bestimmte Fertigungsverfahren einsetzbar. Je<br />

umfangreicher die erforderlichen Zertifizierungen desto<br />

geringer die Auswahlmöglichkeit zertifizierter Prozesse.<br />

Verfahren können effizient evaluiert werden<br />

Es ergeben sich hieraus jedoch auch große Chancen, die<br />

Eignung bestimmter Herstellungsverfahren wie etwa<br />

der additiven Fertigung für Luftfahrtanwendungen zu<br />

untersuchen. So können Materialen und additive Fertigungsverfahren<br />

an Drohnen untersucht werden, welche<br />

relativ niedrige Zulassungsbeschränkungen haben.<br />

Drohnen weisen meist kleinere Abmessungen als<br />

herkömmliche Fluggeräte auf. Hierdurch fallen die<br />

Nachteile der additiven Verfahren wie die relativ geringe<br />

Produktivität und Bauraumgröße weniger stark ins<br />

Gewicht.<br />

Die Flugtauglichkeit der eingesetzten Werkstoffe<br />

und Produktionsverfahren kann im realen Flugbetrieb<br />

unter denselben technischen Randbedingungen getestet<br />

werden. Wird die Flugeignung nachgewiesen, kann<br />

durch weitere qualitätssteigernde Maßnahmen eine<br />

höherwertige Zertifizierung erreicht werden. Hierdurch<br />

ist eine effiziente Evaluierung geeigneter Verfahren und<br />

Materialien möglich, bevor hohe Investitionen in Zertifizierungsmaßnahmen<br />

getätigt werden.<br />

Additive Fertigung wird an der SDU als ein Fertigungsprozess<br />

für Drohnen erforscht, eingesetzt und untersucht.<br />

Hierbei werden insbesondere Strukturelemente<br />

wie Tragflächen und Rumpf additiv gefertigt und getestet.<br />

Leichtbau wird durch die Verarbeitung von Hochleistungswerkstoffen<br />

wie Kohlenstofffaser verstärkte<br />

Kunststoffe – umgangssprachlich Carbon – erreicht.<br />

Das additive Verfahren erlaubt es, Kohlenstofffasern<br />

kraftflussgerecht innerhalb der Druckebene zu platzieren.<br />

Durch diese automatisierte Ausrichtung der Faser<br />

im Produktionsprozess können topologie-optimierte<br />

Drohnendesigns direkt gefertigt werden. Der strukturelle<br />

Leichtbau additiver Fertigungsverfahren kann sein<br />

volles Potenzial entfalten, indem er mit den isotropen<br />

Eigenschaften der Faserverbundwerkstoffe kombiniert<br />

wird.<br />

Ganzheitliche Lösung gesucht<br />

Die Qualitätssicherung innerhalb dieser einzigartigen<br />

Fertigungstechnologie ist anspruchsvoll. Einerseits gilt<br />

es, die Herausforderungen additiver Fertigungsverfahren<br />

systematisch, messtechnisch und prozessseitig zu<br />

lösen. Hierzu wird an zahlreichen Forschungseinrichtungen<br />

geforscht und die branchenrelevanten Unternehmen<br />

bieten zahlreiche Detaillösungen an.<br />

Materialseitig ist Qualität des Verbundwerkstoffs<br />

aus Kohlenstofffaser und Kunststoff zu garantieren.<br />

Auch hierfür sind unterschiedliche Maßnahmen und<br />

Messverfahren verfügbar. Für die Kombination aus Verbundwerkstoff<br />

und additivem Verfahren sind aktuell jedoch<br />

noch keine ganzheitlichen Technologien verfüg-<br />

60 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


Additiv gefertigte Carbon-Leichtbau-Tragfläche<br />

einer Mikrodrohne<br />

Bilder: SDU<br />

bar, die eine zufriedenstellende Bauteilqualität für<br />

Drohnenanwendungen garantieren.<br />

Hier wäre aus Anwendersicht eine ganzheitliche Lösung<br />

aus Fertigungsprozess und Qualitätssicherung<br />

wünschenswert, welche die Qualität der gefertigten<br />

Bauteile garantieren kann. Denkbar wäre hierbei ein<br />

geometrischer Soll/Ist Abgleich von additiv gefertigtem<br />

Bauteil und CAD-Datensatz.<br />

Zur Sicherung von Werkstoffparametern wie beispielsweise<br />

Schichthaftung und Faserorientierung sind<br />

weitere Mechanismen notwendig. Möglich wäre hier<br />

etwa eine Inline-Prozessüberwachung, welche mithilfe<br />

zerstörungsfreier Prüfverfahren Faserorientierung und<br />

materialtypische Charakteristika analysiert und auswertet.<br />

Zur Bewertung qualitätsrelevanter Produktionsund<br />

Materialparameter wird an der SDU gemeinsam<br />

mit deutschen Forschungspartnern ein methodischer<br />

Lösungsansatz verfolgt. Hierbei werden kritische Bereiche<br />

von Parametern und Parameterkombinationen<br />

identifiziert. Durch kontinuierliche Messung der kausalen<br />

Vorstufen können die relevanten Parameter überwacht<br />

werden. Ziel des methodischen Ansatzes ist es,<br />

ein Fehler-Frühwarnsystem zu erarbeiten durch eine<br />

Mustererkennung in der Parameterentwicklung.<br />

Dieses Frühwarnsystem soll eingesetzt werden, um<br />

Fehler in der Produktion zu vermeiden. Hierzu ist in der<br />

nächsten Entwicklungsstufe die intelligente Verknüpfung<br />

der Frühwarnmethodik mit der Maschinensteuerung<br />

notwendig.<br />

Zusammengefasst bieten additive Fertigungsverfahren<br />

mit Faserverbundwerkstoffen große Potenziale für<br />

die Fertigung von Drohnen, auch struktureller Bauteile<br />

wie etwa Tragflächen. Innerhalb der Drohnenbranche<br />

herrschen sehr unterschiedliche Anforderungen an<br />

Bauteilqualität und notwendige Prozessqualifizierung.<br />

Die Qualitätssicherung innerhalb des Verfahrens ist<br />

aus Sicht von Drohnenbauern zum heutigen Zeitpunkt<br />

noch nicht ganzheitlich gelöst. Um das Verfahren industriell<br />

einsetzen zu können, sind weitere qualitätssichernde<br />

Maßnahmen erforderlich.<br />

■<br />

Das SDU UAS Center verfügt<br />

auf über 2000 Quadratmetern<br />

über Labors,<br />

Büros und einem Indoor-<br />

Flugraum auf dem Hans-<br />

Christian-Anderson-Airport<br />

in Odense<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 61


Anzeige<br />

Additive Fertigung in der Energietechnik<br />

Stationäre Gasturbine zur<br />

Effizienssteigerung bei der<br />

Brennstoffeinspritzung<br />

Funktionalität<br />

Die für die SLM ® Technologie charakteristische Geometriefreiheit<br />

hinsichtlich des Bauteildesigns ermöglicht die<br />

Steigerung der Bauteilfunktionalität. Die Verwendung<br />

dieser Technologie führt in dem hier vorliegenden Beispiel<br />

zu einer Optimierung der Geometrie des Swirlers. Durch<br />

die Verwendung einer internen Gitterstruktur und<br />

zusätzlichen Kanälen lässt sich eine Funktionsoptimierung<br />

und -integration erzielen. Die Gitternetzstruktur ermöglicht<br />

eine Gewichtsreduktion des Bauteils und somit eine Verringerung<br />

des Materialeinsatzes und des Rohstoffbedarfs.<br />

Modifizierte<br />

Brennstoffdüse (Swirler)<br />

Zur Herstellung einer modifizierten Brennstoffdüse hat<br />

sich PRÄWEST für das SLM ® Verfahren entschieden.<br />

Dieser sogenannte Swirler dient der Einspritzung und<br />

optimalen Verteilung des Brennstoffes in der Brennkammer.<br />

Entscheidend ist hierbei, den Brennstoff so zu<br />

verteilen, dass eine gleichmäßige, schnelle und vollständige<br />

Verbrennung möglich ist. Der Swirler wird aus der<br />

Nickelbasislegierung IN 718 gefertigt. Das Material<br />

zeichnet sich vor allem durch seine hohe Korrosionsbeständigkeit<br />

aus. Dabei weist der Werkstoff im SLM ®<br />

Verfahren typischerweise eine Zugfestigkeit (Rm) von<br />

1.230 N/mm² auf.<br />

Seit der Gründung im Jahr 1945 hat sich PRÄWEST als<br />

dynamisches und innovatives Unternehmen stetig weiterentwickelt.<br />

Der Lohnfertiger für den Bereich Aerospace<br />

und Turbo Machinery hat sich auf die Nachbearbeitung<br />

komplexer Bauteile spezialisiert. In dem hochmodernen<br />

Maschinenpark kommen die Verfahren Fräsen, Drehen<br />

und Schleifen zum Einsatz, wofür 130 CNC-Fräsmaschinen<br />

und 24 Roboter zur Verfügung stehen.<br />

Kosteneinsparungen<br />

Durch den Einsatz der SLM ® Technologie zur Herstellung<br />

des Swirlers konnten die Kosten um mehr als 65 Prozent<br />

gesenkt werden. Die Einsparung von zwei Prozessschritten<br />

führte außerdem zu einer Reduzierung der Produktionsdurchlaufzeiten<br />

von mehr als 50 Prozent.<br />

Effizienz<br />

Freiheitsgrade bei der Konstruktionsänderung ermöglichen<br />

die Integration neuer Funktionen. In dem vorliegenden<br />

Fallbeispiel konnte hiermit der Wirkungsgrad des Turbinensystems<br />

und somit die Effizienz des Bauteils durch den<br />

Einsatz der SLM ® Technologie verbessert werden. Unterstützt<br />

wird dies durch die hohe Prozessflexibilität des<br />

SLM ® Prozesses. Die werkzeuglose Fertigung ermöglicht<br />

die Umsetzung der Konstruktionsänderungen und<br />

zeichnet sich dabei durch seine geringe Kosten- und Zeitintensität<br />

aus. Das Selective Laser Melting Verfahren eignet<br />

sich somit für die Einzel- und Serienfertigung von Bauteilen.<br />

Flexibilität<br />

Der Einsatz der SLM ® Technologie ermöglicht die Umsetzung<br />

konstruktiver Änderungen, die mittels konventioneller<br />

Fertigungsverfahren aus wirtschaftlichen oder<br />

technologischen Aspekten nicht durchführbar sind. Da<br />

diese in der SLM ® Prozesskette wenig zeit- und kostenintensiv<br />

sind, ist eine flexible Anpassung günstiger und<br />

effizienter zu realisieren.<br />

Zeitersparnis<br />

Die Realisierung kürzerer Prozessdurchlaufzeiten stellt<br />

eine der wesentlichen Stärken der SLM ® Technologie dar.<br />

Diese können aufgrund einer hohen Fertigungstiefe im<br />

SLM ® Prozess realisiert werden, da Nebenzeiten wie<br />

Umspann und Einrichten entfallen. Der Anteil, der im<br />

Pre-Prozess anfallenden Prozessschritte kann in einer<br />

Serienproduktion um bis zu 50 Prozent reduziert werden.<br />

Die zeit- und kostenintensive Datenaufbereitung, die zu<br />

den Stützprozessen des Produktionsprozesses zählt,<br />

entfällt nahezu vollständig.<br />

SLM Solutions Group AG<br />

Roggenhorster Straße 9c, 23556 Lübeck<br />

Fon +49 451 16082-0<br />

Fax +49 451 16082-250<br />

www.SLM-solutions.com<br />

62 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


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*abhängig von Material und Bauteilgeometrie<br />

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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 63


Industrie<br />

Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />

Veranstalter:<br />

FORUM<br />

ROBOTICS<br />

KONGRESS<br />

6. Februar 2019<br />

Robotation Academy<br />

Hannover Messe<br />

8. Robotics Kongress<br />

Mit Robotern in die smarte Fertigung<br />

Sensorik & Vision<br />

Erst Sensoren geben Robotern beim Greifen das nötige Feingefühl, ermöglichen<br />

zugleich weitere Arbeitsschritte wie eine Qualitätssicherung<br />

oder Freiraumprüfung. Zusammen mit Vision-Systeme analysieren<br />

sie ihre Umgebung, können auf unvorhergesehene Ereignisse sowie<br />

Objekte reagieren und erkennen zuverlässig Gefahrsituationen. Das gilt<br />

insbesondere für die 3D-Bildverarbeitung.<br />

TOP<br />

EVENT<br />

MRK & Safety<br />

Sicherheit für den Menschen in der Zusammenarbeit mit einem Roboter<br />

versprechen unterschiedlichste Systeme. Allen gemein ist, dass klassische<br />

Einhausungen überflüssig sind. Eine allgemein gültige Patenlösung gibt<br />

es aber nicht. Erfordert die Interaktion zwischen Mensch und Roboter<br />

doch häufig neue Techniken und individuelle Lösungsansätze. Nur ein umfassendes<br />

Sicherheitskonzept mit smarten Komponenten minimiert Gefahren.<br />

Das gilt besonders, wenn immer stärker werdende Roboter in der<br />

MRK Einzug halten, mit dem Menschen und hohen Lasten interagieren.<br />

Mehr Infos unter:<br />

www.industrieanzeiger.de/<br />

robotics-kongress<br />

Bisherige Partner:<br />

64 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


Die Automobilindustrie ist<br />

innovativ – auch in der QS. In<br />

den Prüfständen kommt<br />

moderne Elektronik zum<br />

Einsatz, Transport-Messplatten<br />

gleiten fahrer- und schienenlos<br />

durch die Halle. Außerdem<br />

richtet man sich an aktuellen<br />

Normen aus. All dies erfahren<br />

Sie auf den folgenden Seiten.<br />

SPECIAL<br />

Automobil<br />

Inhalt<br />

66 P r üfs t a nd - E l e k tro ni k<br />

In-Prozess-Messung<br />

von Ölbohrungen<br />

68 IATF 16949:2016<br />

Auswirkungen der Norm auf<br />

die Prüfmittelüberwachung<br />

70 Tra ns po r tsyst e m<br />

Messplatten bewegen sich<br />

ohne Fahrer und Schienen<br />

Um eine neue Softwareplattform zu testen, die verschiedene<br />

Sensordaten etwa von Kamera, Laser und Radar von Autos kombiniert,<br />

wurde am Fraunhofer Fokus ein reales Forschungsfahrzeug<br />

in einen Vehicle-in-the-Loop-Prüfstand mit einer virtuellen<br />

Simulationsumgebung eingebunden Bild: Fraunhofer Fokus<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 65


:: Automobil<br />

Kurbelwellenprüfung in<br />

der Fertigung: der hochgenaue<br />

Messplatz von<br />

Rosfer mit Quadra-<br />

Chek 3000 und Videosystem<br />

Bilder: Heidenhain<br />

Quadra-Chek 3000 prüft Ölbohrungen in der Kurbelwelle<br />

Schnell und einfach messen<br />

Damit Ölbohrungen in Kurbelwellen an der richtigen Stelle sitzen und die richtige Form sowie<br />

den richtigen Durchmesser haben, hat Rosfer einen Prüfstand für die In-Prozess-Messung<br />

entwickelt. Er ist mit der Auswerteelektronik Quadra-Chek 3000 von Heidenhain ausgestattet.<br />

Der Autor<br />

Anton Guggenhuber<br />

Produktmarketing<br />

Heidenhain<br />

www.heidenhain.de<br />

Obwohl nur 13 Mitarbeiter stark, ist das Turiner Unternehmen<br />

Rosfer eine weltweit bekannte Größe für Lösungen<br />

zur Prozessüberwachung in der Industrie. Vor allem<br />

Automobilhersteller vertrauen den kreativen Italienern,<br />

die für nahezu jede Prüfaufgabe eine praxistaugliche<br />

Lösung entwickeln. Das zeigt auch ein Messplatz<br />

zur Prüfung von Ölbohrungen in Kurbelwellen für Pkw-<br />

Motoren.<br />

Eigentlich ist die Aufgabe recht einfach: In der Kurbelwelle<br />

befinden sich Ölbohrungen, deren Position,<br />

Durchmesser und Form geprüft werden muss. Allerdings<br />

liegen die Ölbohrungen im Bereich der Hauptund<br />

Pleuellagerzapfen. Dadurch sind nicht alle Punkte<br />

für eine tastende Vermessung zugänglich. Deshalb entwickelte<br />

Rosfer ein optisches System mit einer Kamera<br />

und der Auswerteelektronik Quadra-Chek 3000 von Heidenhain.<br />

Außerdem kommen in diesem Messplatz ein<br />

Längenmessgerät LS 388 und ein Drehgeber ROD 486<br />

von des Anbieters aus Traunreut zum Einsatz.<br />

Für die Prüfung legt der Bediener eine Kurbelwelle in<br />

eine spezielle Aufnahme des Messplatzes und spannt<br />

sie ein. Dann verfährt er die Kamera des Messplatzes linear<br />

oberhalb der Kurbelwelle, bis sie genau über der zu<br />

prüfenden Bohrung steht. Die Verfahrrichtung und die<br />

anzufahrende Position zeigt ihm die Quadra-Chek 3000<br />

an. Dafür wurde ein eigenes Messprogramm mit Hilfe<br />

der Teach-In-Funktion der Auswerteelektronik erstellt,<br />

das die notwendigen Richtungs- und Positionsangaben<br />

direkt und mit einfachen Symbolen auf dem Touchscreen<br />

anzeigt. Für die genaue Positionierung der Kamera<br />

ist an der Linearachse ein Längenmessgerät LS 388<br />

von Heidenhain installiert.<br />

Da die Ölbohrungen in verschiedenen Winkeln auf<br />

der Kurbelwelle angeordnet sind, muss die Kurbelwelle<br />

von Messpunkt zu Messpunkt auch gedreht werden.<br />

Auch zu diesem Vorgang erhält der Bediener direkt über<br />

die Auswerteelektronik die notwendigen Informationen.<br />

Die genaue Positionierung bei der rotativen Bewegung<br />

erfasst ein Heidenhain-Drehgeber ROD 486.<br />

Bei der Prüfung der einzelnen Bohrungen wird der<br />

Durchmesser – je nach Bohrung – auf eine Genauigkeit<br />

von ±0,1 mm bis ±0,5 mm vermessen. Außerdem werden<br />

die Rundheit der Bohrung und die Ausführung der<br />

Fase kontrolliert. Zudem wird die Platzierung der Bohrungen<br />

im Lagerbereich geprüft, also der korrekte Abstand<br />

zu den Flanken der Pleuel- und Hauptzapfen.<br />

Die Quadra-Chek 3000 ermöglicht eine schnelle und<br />

einfache Auswertung der Kamerabilder. Das Ziel dieser<br />

Auswertung ist es, Kanten zu erkennen und darauf<br />

Messpunkte festzulegen. Das Ergebnis dieser Messpunkterfassung<br />

stellt die Auswerteelektronik grafisch<br />

auf ihrem Touchscreen dar. Direkt daneben findet der<br />

Bediener einfache, klar gezeichnete Bedienelemente<br />

mit den zur Wahl stehenden Funktionen. Dazu gehören<br />

auch intelligente Unterstützungsfunktionen, die Messvorgänge<br />

automatisch vornehmen.<br />

Der Bediener des Prüfstands sieht die Ergebnisse der<br />

Prüfung in Echtzeit am Monitor der Quadra-Chek 3000<br />

und kann dank des Touchscreens schnell und intuitiv<br />

durch Tippen, Wischen und Ziehen die Einstellungen an-<br />

66 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


Bei der bedienerfreundlichen Auswerteelektronik befinden sich das<br />

aussagekräftige Bild und vielfältige Bedienoptionen direkt nebeneinander<br />

passen und verändern oder weitere Messungen durchführen.<br />

Dabei unterstützen ihn intelligente Funktionen<br />

wie Measure Magic, eine automatische Geometrietyperkennung.<br />

Damit ist eine Kurbelwelle binnen weniger<br />

Sekunden vermessen.<br />

Die Videowerkzeuge der Quadra-Chek 3000 umfassen<br />

vielfältige Möglichkeiten zur Messpunkterfassung.<br />

Dazu gehören einfache ebenso wie intelligente Werkzeuge,<br />

die Messpunkte zügig und objektiv erfassen. Sie<br />

können die ermittelte Punktewolke und das berechnete<br />

Geometrie-Element auch grafisch darstellen. In Verbindung<br />

mit Measure Magic, der automatischen Geometrietyperkennung,<br />

erfolgt die hochgenaue automatische<br />

Vermessung von 2D-Elementen im Handumdrehen.<br />

Die integrierte Fehlerkompensation verbessert die<br />

mechanische Genauigkeit der Messmaschine. Filterfunktionen<br />

verhindern, dass Verschmutzungen auf dem<br />

zu messenden Objekt oder auf der Optik der Messmaschine<br />

das Ergebnis verfälschen.<br />

Die grafische Elemente-Ansicht der Quadra-<br />

Chek 3000 stellt bereits gemessene Elemente eines<br />

Bauteils übersichtlich dar und ermöglicht mühelos die<br />

Konstruktion weiterer Geometrie-Elemente. So erleichtert<br />

sie im Rosfer-Prüfstand die Berechnung des Abstands<br />

der Bohrungen zu den Kanten der Lager. Die Auswahl<br />

der Elemente erfolgt bequem über den Touchscreen<br />

direkt in der grafischen Darstellung.<br />

Damit die Quadra-Chek 3000 im rauen Arbeitsumfeld<br />

einer Fertigung eine gute Figur macht, bringt sie<br />

nicht nur ein sehr flaches, robustes Aluminiumgehäuse<br />

und speziell gehärtetes Glas für den Touchscreen mit.<br />

Zum industrietauglichen Design gehören auch Details<br />

wie das als Schutzkante um den Bildschirm herumgezogene<br />

Aluminiumgehäuse und die hohe Schutzart IP65<br />

der Gerätefront.<br />

■<br />

Webhinweis<br />

Wie die Auswerteelektronik Quadra-Chek 3000 funktioniert,<br />

erklärt Heidenhain in diesem<br />

Video: http://hier.pro/c2AcL<br />

Statistische Analysen im Qualitätsmanagement, für das Verfahren der Six-Sigma-Methodik,<br />

speziell auch Lean Six Sigma und Design for Six Sigma<br />

SENSOR+TEST<br />

Halle 1 Stand 353<br />

Ist mein Prozess fähig?<br />

Prozessfähigkeitsanalyse mit Minitab<br />

Welche Lebensdauer der Teile ist zu erwarten?<br />

Lebensdaueranalyse mit Minitab<br />

Wie verlässlich sind meine Messergebnisse?<br />

Messsystemanalyse mit Minitab nach AIAG<br />

Ist unser Produkt zuverlässig?<br />

Zuverlässigkeitsanalyse mit Minitab<br />

Wie reduziere ich meinen Versuchsaufwand?<br />

Design of Experiments mit Minitab<br />

Mit Minitab 18 Antworten auf die wichtigen Fragen der Automobilproduktion finden.<br />

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:: Automobil<br />

Die neue Norm legt<br />

die Anforderungen an<br />

Qualitätsmanagementsysteme<br />

für die Produk -<br />

tion in der Automob -<br />

ilindustrie fest<br />

Bild: Robert Kneschke/Fotolia<br />

Bedeutung der IATF 16949:2016 für die Prüfmittelüberwachung<br />

Prüfen im eigenen Werk<br />

Die Automobilindustrie hat sich auf einen weltweit geltenden Standard für Qualitätsmanagement-Systeme<br />

(QMS) geeinigt, der in der IATF 16949:2016 festgehalten ist. Die Vorgaben<br />

der Norm wirken sich auch auf die Prüfmittelüberwachung und damit auf die Arbeit in<br />

werkseigenen Prüflaboren aus. Diese können eine günstige Alternative zu Dakks-Laboren sein.<br />

Der Autor<br />

Nils Blondin<br />

Geschäftsführer<br />

Feinmess Suhl<br />

www.feinmess-suhl.com<br />

Bereits 2015 richtete die IATF eine aus ihren Mitgliedsunternehmen<br />

bestehende Arbeitsgruppe ein, um die<br />

Norm ISO/TS 16949:2009 zu überarbeiten und an die<br />

Strukturen und Anforderungen der ISO 9001:2015 anzupassen.<br />

Das Ergebnis war die Entwicklung und Veröffentlichung<br />

eines neuen QMS-Standards für die Automobilindustrie<br />

mit der Bezeichnung IATF 16949.<br />

Der neue autonome Standard IATF 16949:2016 wurde<br />

am 1. Oktober 2016 veröffentlicht. Er ersetzt die ISO/<br />

TS 16949:2009, legt die Anforderungen an Qualitätsmanagementsysteme<br />

für die Produktion in der Automobilindustrie<br />

fest und hält gleichzeitig die Struktur und Forderungen<br />

der ISO 9001:20015 vollständig ein. Dabei ist<br />

er als Ergänzung zu und ausschließlich in Verbindung<br />

mit der ISO 9001:2015-Zertifizierung zu verstehen.<br />

Der neue Standard hat eine Reihe maßgeblicher Änderungen<br />

zur Folge, darunter auch die Beurteilung von<br />

Messsystemen sowie die Art und Weise der Aufzeichnungen<br />

der Kalibrierung und Verifizierung von Prüfmitteln.<br />

Damit wirkt sich die IATF 16949:2016 auf die Prüfmittelüberwachung<br />

und damit vor allem auf die Arbeit<br />

in den werkseigenen Prüflabors der Automobilhersteller<br />

und Zulieferbetriebe aus. Da alle Zertifikate zur ISO/TS<br />

16949:2009 am 14. September 2018 ihre Gültigkeit verlieren,<br />

müssen sie bis zu diesem Datum durch eine IATFzugelassene<br />

3rd-Party-Zertifizierungsgesellschaft nach<br />

IATF 16949 transferiert werden. Andernfalls drohen Suspendierungen<br />

der Lieferanten durch den Auftraggeber.<br />

Bei den Auswirkungen des neuen QMS-Standards für<br />

die Überwachung von Prüfmitteln muss zwischen internen<br />

– also werkseigenen – und externen Dakks-akkreditierten<br />

Prüflaboren unterschieden werden. Galten für<br />

Automobilzulieferer bislang keine Vorgaben darüber,<br />

wo sie ihre Prüfmittel kalibrieren ließen, hat sich dies<br />

nun geändert. Die IATF fordert nämlich mit der neuen<br />

Norm, dass sämtliche Prüfmittel, wahlweise in werkseigenen<br />

Prüflaboren nach einer Werksnorm oder in<br />

DAkkS-Prüflaboren kalibriert werden müssen.<br />

Bei der Kalibrierung nach DAkkS-Vorgaben in entsprechend<br />

akkreditierten Prüflabors ändert sich mit Einführung<br />

des neuen Standards IATF 16949:2016 nichts.<br />

Diese Labors sind iso-zertifiziert und arbeiten bereits<br />

nach der DIN ISO 17025. Diese Norm gibt die Anforderungen<br />

für die Einrichtung von Prüflaboren, die Abläufe<br />

68 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


vor, während und nach einer Prüfung sowie die Dokumentation<br />

und die Vorgaben für qualifiziertes Fachpersonal<br />

vor. Damit erfüllt sie bereits sämtliche Anforderungen<br />

an QMS für die Produktion in der Automobilindustrie,<br />

die die IATF 16949:2016 einfordert.<br />

Akkreditierte Labore sind oft überlastet<br />

Allerdings ist die Kalibrierung von Prüfmitteln in Dakks-<br />

Laboren durchaus kostspielig. Zudem sind diese akkreditierten<br />

Labore so stark ausgelastet – nicht zuletzt<br />

durch die Umstellung auf die neue Automobilnorm –,<br />

dass eine Prüfung sehr lange dauert; oft zu lange für einen<br />

kleinen Betrieb, der auf das jeweilige Prüfmittel angewiesen<br />

ist.<br />

Daher kann es sich für die Betriebe lohnen, eigene<br />

Prüflabors einzurichten und „nur“ nach der eigenen<br />

Werksnorm zu prüfen. Diese werkseigenen Prüflabors<br />

müssen dann in Anlehnung an die DIN ISO 17025 arbeiten<br />

und sich einer entsprechenden Zertifizierung unterziehen,<br />

um die von der IATF 16949:2016 geforderten<br />

Standards zu erfüllen.<br />

So muss beispielsweise auch ein werkseigenes Prüflabor<br />

in einem klimatisierten Raum mit einer Temperatur<br />

von 20 °C untergebracht sein, jedes Prüfmittel nummeriert<br />

werden und das Fachpersonal qualifiziert sein.<br />

Darüber hinaus ist das Labor verpflichtet, zur Beurteilung<br />

der Messsysteme Aufzeichnungen über die Akzeptanz<br />

alternativer Messmethoden durch den Kunden zu<br />

führen und diese zusammen mit den Ergebnissen aus<br />

alternativen Messsystemanalysen aufzubewahren.<br />

Auch Art und Inhalt der Aufzeichnungen über die Kalibrierungen<br />

und Verifizierungen sind durch die IATF<br />

16949:2016 festgelegt. So müssen die Betriebe gewährleisten,<br />

dass ausschließlich die für Produkt- und Prozesslenkung<br />

spezifizierte Softwareversion verwendet wird<br />

und das sämtliche zu diesem Zweck eingesetzte produktionsrelevante<br />

Software – auch die auf Geräten von<br />

Werkern, Kunden oder Lieferanten vor Ort – verifiziert<br />

ist. Zudem müssen sämtliche Kalibrier- und Wartungsaktivitäten<br />

für alle Messsysteme (einschließlich werker-,<br />

kunden- und/oder lieferanteneigener Prüfmittel vor<br />

Ort) vollumfänglich aufgezeichnet werden.<br />

Nur wenn diese und weitere Bedingungen erfüllt<br />

sind, können die Labore rückführbare Kalibrierungen<br />

durchführen und somit eine volle internationale Vergleichbarkeit<br />

der Kalibrierergebnisse gewährleisten.<br />

Zum Nachweis, dass die Bedingungen bei der Prüfmittelüberwachung<br />

den Vorgaben des neuen QMS-Standards<br />

entsprechen, müssen die Labore eine Zertifizierung<br />

nach IATF 16949:2016 durchlaufen.<br />

Das Zertifikat ist drei Jahre gültig und erfordert eine<br />

jährliche Bestätigung von IATF-zertifizierten Auditoren<br />

akkreditierter Zertifizierungsgesellschaften wie beispielsweise<br />

dem TÜV. Die Re-Zertifizierung erfolgt dann<br />

für weitere drei Jahre mit erneuter jährlicher Bewilligung.<br />

■<br />

Seminare zur Norm<br />

Über die IATF 16949:2016 und ihre Auswirkungen auf die Prüfmittelüberwachung<br />

informieren diverse Seminare. Diese veranstaltet zum Beispiel der TÜV Hessen in<br />

den Räumen von Feinmess Suhl. Die Teilnehmer erfahren darin unter anderem, wie<br />

die DIN ISO 17025 mit der neuen IATF 16949:2016 zusammenhängt und wie die<br />

praktische Umsetzung der Norm im Unternehmen erfolgen kann.<br />

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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 HexagonMI.com 69


:: Automobil<br />

Die Messtechniker be -<br />

stücken die Transportplatten<br />

mit entsprechenden<br />

Vorrichtungen und<br />

Teilen quasi hauptzeit -<br />

parallel. Erst auf Knopfdruck<br />

beginnt die Fahrt<br />

in die vorgegebene Messzelle<br />

Bilder: Witte Barskamp<br />

Sandwichplatten-Transportsystem für den Messraum des VW Crafter<br />

Fahrerlos und flexibel<br />

Der Messraum für den VW Crafter gilt als Musterbeispiel für optische und taktile Messtechnik.<br />

Ebenso modern sind die fahrerlosen Transportplatten von Witte Barskamp, die ohne<br />

mechanisches Führungssystem beliebige Karosserieteile und deren Messvorrichtungen bis hin<br />

zum kompletten, fahrbereiten Fahrzeugs zu den Messzellen befördern.<br />

Der Autor<br />

Wolfgang Klingauf<br />

k+k-PR<br />

im Auftrag von<br />

Witte Barskamp<br />

www.witte-barskamp.de<br />

Auf der Nutzfahrzeug-IAA 2016 hatte der neue VW<br />

Crafter hatte seine erste große Bühne. Für die Produktion<br />

aller weltweit vertriebenen Crafter-Modelle errichtete<br />

VW Nutzfahrzeuge im polnischen Września ein neues<br />

Automobilwerk, das Anfang September 2016 an den<br />

Start ging und bei Vollbetrieb rund 3000 Mitarbeiter beschäftigt.<br />

Durch den kompletten Neubau bestand die<br />

Möglichkeit, innovative Ideen in die Praxis umzusetzen.<br />

Dieser Umstand überzeugte Werner Steinert, die Leitung<br />

von QS-Analyse und Messwesen im Werk Września<br />

zu übernehmen. „Die Chance, seinen Messraum nach<br />

modernsten Kriterien selbst planen zu dürfen, erhält<br />

man höchstens einmal im Leben“, erklärt der Messtechnik-Fachmann,<br />

der bereits seit 25 Jahren in VW-Diensten<br />

steht. Einzelne Komponenten und Baugruppen – ob<br />

zugeliefert oder selbst produziert – bis hin zu kompletten<br />

Fahrzeugen sollten dort geprüft werden können, um<br />

ein Endprodukt höchster Qualität sicherzustellen.<br />

„Im Prinzip durfte ich das umsetzen, was im VW-Konzern<br />

auf breiter Ebene diskutiert wird“, berichtet Steinert.<br />

„Insofern sind dort auch Ideen meiner Kollegen<br />

aus über 80 fahrzeugbauenden Werken eingeflossen.“<br />

So ist der neue Messraum eine zentrale Einheit mit zwei<br />

Bereichen, der Bauteilqualifizierung auf der einen Seite<br />

und der Konformitätsprüfung auf der anderen. „Die<br />

räumlichen Gegebenheiten sind optimal, und mein<br />

Team besteht aus qualifizierten jungen Leuten, die sehr<br />

leistungsbereit sind“, lobt der Leiter Messtechnik. „Wir<br />

haben beste Voraussetzungen dafür, ein besonderes<br />

messtechnisches Niveau zu erreichen.“<br />

Das Bild des Messraums prägen vor allem sechs<br />

Großmessplätze, von denen drei mit optischer Messtechnik<br />

und Roboterautomatisierung ausgestattet sind.<br />

Sie werden von insgesamt neun Transport-Messplatten,<br />

die fahrer- und schienenlos durch die Halle gleiten, mit<br />

zu messenden Teilen versorgt. Steiner weist stolz darauf<br />

hin, dass hier konzernweit die höchste Konzentration<br />

optischer Messtechnik vorhanden ist. Er ergänzt: „Mir<br />

sind auch keine anderen Hersteller bekannt, die optische<br />

Messtechnik in diesem Umfang und dieser Form<br />

bereits umgesetzt haben. Wir sind in der Lage, eine<br />

komplette VW Crafter Karosserie innerhalb von gut zwei<br />

Stunden komplett zu digitalisieren.“<br />

Durch die große Teilevielfalt müssen die Messplätze<br />

sehr flexibel bestückt werden. Daher legte Steinert besonderes<br />

Augenmerk auf das Transportsystem: „Ich<br />

stellte mir von Anfang an Transportplatten vor, die von<br />

meinen Mitarbeitern mit Messvorrichtungen sowie Teilen<br />

bestückt und dann zum passenden Messplatz geschickt<br />

werden. Den Weg dorthin sollten sie autark fahren<br />

können, ohne auf Schienen angewiesen zu sein.“<br />

Nun war ein solchen Ansprüchen genügendes System<br />

(noch) nicht am Markt verfügbar. Steinert nahm<br />

Kontakt zu einem bewährten Partner auf: Witte Barskamp.<br />

Das Unternehmen hatte in den vergangenen Jahren<br />

schon mehrere VW-Werke mit Aufnahmetechnik<br />

und Lochrasterplatten zum Messen und Transportieren<br />

beliefert. „Aus bestehenden Erfahrungen heraus war<br />

ich mir sicher, dass Witte in der Lage ist, dieses Projekt in<br />

der knappen Zeit bis zum Produktionsbeginn zu stemmen“,<br />

argumentiert Steinert.<br />

Auf Basis seiner patentierten Aluminium-Sandwichplatten<br />

entwickelte der Spanntechnik-Spezialist aus Bleckede<br />

ein Konzept, das bei Volkswagen auf Zustimmung<br />

70 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


Incircuit-Funktionstestsysteme und<br />

Adaptionen für Flachbaugruppen,<br />

Hybride, Module und Geräte<br />

stieß. Geschäftsführer Andreas Witte erklärt: „Unsere<br />

Sandwich-Platten bieten eine sehr hohe Präzision und<br />

Steifigkeit bei vergleichsweise geringem Gewicht und<br />

einer Höhe, die noch als normale Trittstufenhöhe betrachtet<br />

wird. Diese Platten können wir bezüglich Größe<br />

und Traglast nach Bedarf auslegen und mit erforderlichen<br />

Zusatzelementen versehen.“<br />

So entwickelte Witte für den VW Crafter Messraum<br />

eine individuell gestaltete horizontale Aluminium-<br />

Sandwichplatte mit luftgelagerten Lenkrolleneinheiten<br />

und elektrischem Reibradantrieb. Die spezielle Bauform<br />

und Dimension der Platten gewährleistet eine Gesamtstruktur,<br />

die bei Auflasten bis zu 2500 kg auch beim Absetzen<br />

und Anheben in den Mess- und Rüstplätzen verwindungssteif<br />

bleibt.<br />

Acht Sandwichplatte in der Größe 400 x 2400 x 8000<br />

mm und eine neunte mit 4500 mm Länge wurden nach<br />

derzeitiger VW-Spezifikation entwickelt, gefertigt und<br />

– mehr als 2900 gelieferte Testsysteme im Einsatz für Großserien, auch<br />

Inline, Kleinstserien, Instandsetzung und Entwicklung<br />

– Incircuit- und Funktionstest und Boundary Scan in einem Testdurchlauf<br />

– schnelle, praxisnahe und anwenderfreundliche Testprogrammerstellung<br />

<br />

– <br />

– breites Spektrum an Stimulierungs- und Messmodulen (Eigenentwicklung)<br />

– Feldbussysteme, Flash-Programmierung, externe Programmeinbindung<br />

– Auswertung von analog/digitalen Anzeigen, Dotmatrix, LCD/LED, OLED,…<br />

– <br />

– manuelle und pneumatische Prüfadapter aus eigener Entwicklung<br />

– Prüfadaptererstellung in einem halben Tag mit Adapterkonstruktions- und<br />

Erstellungspaket<br />

– <br />

REINHARDT<br />

System- und Messelectronic GmbH<br />

Bergstr. 33 D-86911 Diessen Tel. 08196 934100 Fax 08196 7005<br />

E-Mail: info@reinhardt-testsystem.de http://www.reinhardt-testsystem.de<br />

Messen in großen Dimensionen: Mit Robotern automatisiert, werden komplette<br />

Karosserien des VW Crafter optisch gemessen – in rekordverdächtiger Zeit von gut<br />

zwei Stunden<br />

nach Września geliefert. Ihr hochpräzises 100er Lochbild<br />

ermöglicht die Installation von Messaufnahmen für<br />

alle zu messenden Karosserieteile.<br />

Doch das Wesentliche steckt im Inneren des Alu-<br />

Sandwichsystems. Neben den Versteifungselementen<br />

gelang es den Witte-Konstrukteuren, alle Komponenten<br />

der elektronischen Steuerungs- und Antriebs- sowie Sicherheitstechnik,<br />

zwei Kompressoren mit wartungsarmem<br />

Druckluftspeicher fürs Heben und Senken der<br />

Platte und 48V-Akkus einzubauen, die den Reibradantrieb<br />

und alle anderen elektrische Komponenten mit<br />

Strom versorgen. Geladen werden die Akkus in erster Linie<br />

über im Boden eingelassene Stationen in den Messzellen.<br />

Steht eine Platte jedoch über längere Zeit an einem<br />

der drei Rüstplätze, lässt sich dort ein separates<br />

Handladegerät anschließen.<br />

<br />

<br />

Seit 40 Jahren Ihr Spezialist für:<br />

• Messtechnik für Lauf- und Passverzahnungen<br />

• Verzahnte Höchstpräzision<br />

• Messlehren und Zweikugelmaßerfassung<br />

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<br />

<br />

<br />

<br />

von Passverzahnungen<br />

<br />

Lehrung von Passverzahnungen.<br />

• Gutlehrring aus Material HX wird in Gauger eingespannt.<br />

• Werkstück wird zur Lehrung herangefahren, Gauger erlaubt<br />

Bewegungen in 4 Richtungen ähnlich einer Lehrung von Hand.<br />

<br />

<br />

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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 71<br />

FRENCO GmbH I Verzahnungstechnik I Messtechnik I 90518 Altdorf I www.frenco.de


:: Automobil<br />

Die Witte Sandwichplatten sind mit vielerlei<br />

Sicherheitstechnik bestückt. Laserscanner<br />

an den vier Ecken überwachen automatisch<br />

die umlaufenden Schutz- und Verfahrbereiche.<br />

Außerdem gibt es an jeder Seite einen<br />

Not-Aus-Schalter. Zur Überwachung des<br />

Fahrraums und zur besseren Einfädelung in<br />

das Messvolumen ist stirnseitig eine<br />

180°-Kamera integriert, deren Monitor neben<br />

dem Steuerungspanel angebracht ist<br />

Werner Steinert (links),<br />

Leiter Messtechnik im<br />

VW-Werk Września, und<br />

Andreas Witte, Geschäftsführer<br />

des gleichnamigen<br />

Unternehmens,<br />

weisen darauf hin, dass<br />

die Transportplatten<br />

durch die Siemens-Steuerung<br />

und integrierte Systeme<br />

eine Intelligenz<br />

aufweisen, die ein sicheres<br />

autarkes Fahren<br />

möglich macht<br />

Webhinweis<br />

Kompakte Sandwich-Konstruktion<br />

mit leistungsstarkem Innenleben<br />

Wie die Qualitätssicherung im VW Werk in Września<br />

einschließlich der Sandwichplatten<br />

von Witte Barskamp funktioniert, ist<br />

in diesem Video von Zeiss zu sehen:<br />

http://hier.pro/qC8vO<br />

Rechts und links angeordnete Duplex-Antriebe ermöglichen<br />

die geregelte Längsfahrt vorwärts und rückwärts,<br />

außerdem die Kurvenfahrt und das Drehen um die Antriebsachse.<br />

„Letzteres ist enorm platzsparend“, wirft<br />

Steinert ein. „Gerade wenn mehrere Platten gleichzeitig<br />

unterwegs sind, geht es manchmal ziemlich eng zu. Da<br />

hilft diese Technik ungemein.“ Zur Beweglichkeit der<br />

Platte tragen außerdem jeweils acht wartungsfreie<br />

Dreh-Rollensätze in Schwerlastbauweise bei, sogenannte<br />

Swivel, die pneumatisch synchronisiert in Z-Richtung<br />

ein- und ausfahrbar sind.<br />

Die größte Herausforderung stellte das von Steinert<br />

gewünschte schienenlose Führungssystem dar, das<br />

nach intensiven Beratungen auf<br />

Transponderbasis realisiert wurde.<br />

Dazu mussten alle Fahrwege<br />

zwischen Rüst- und Messplätzen<br />

mit codierten Chips markiert<br />

werden. Diese etwa<br />

2-Euro-großen Speicherbausteine<br />

wurden in den Fußboden eingelassen<br />

und mit Farbe überdeckt,<br />

so dass sie nicht sichtbar<br />

sind. In den Sandwichplatten<br />

befindet sich vorne und hinten<br />

jeweils eine Antenne, über die sich die Informationen<br />

des in nächster Nähe befindlichen Transponderchips<br />

auslesen lassen. Zusätzlich sorgt ein integrierter Kreiselkompass<br />

für die richtige Orientierung. So weiß die mit<br />

einer Siemens-Steuerung ausgestattete Platte stets, wo<br />

sie sich befindet und kann autark zu ihrem Zielort fahren.<br />

Der Fahrbetrieb ist jedoch nur zum Teil automatisiert.<br />

Es findet keine Fahrt statt, bei der nicht der zuständige<br />

Messtechniker über das Bedienterminal an der<br />

Stirnseite der Platte das passende Messvolumen beziehungsweise<br />

den Rüstplatz auswählt und per Knopfdruck<br />

den Fahrbefehl gibt. Messtechnik-Chef Steinert<br />

erklärt: „Solange die Fahrbewegungen im Hoheitsbereich<br />

meiner Mitarbeiter liegen, sind wir viel flexibler.<br />

Wir können Aufträge ganz schnell umorganisieren und<br />

die Platten neu rüsten, wenn es erforderlich ist.“<br />

Auch Sicherheitsvorkehrungen sind vorhanden, die<br />

sowohl den rechtlichen Vorschriften als auch den VW-<br />

Richtlinien entsprechen. So befindet sich an jeder Ecke<br />

der Sandwichplatte ein selbstentriegelnder Sicherheit-<br />

Laserscanner, der die umlaufenden horizontalen<br />

Schutz- und Verfahrbereiche in Bodennähe automatisch<br />

überwacht. Erkennen die Scanner ein mögliches<br />

Hindernis, reduziert die Platte ihre Geschwindigkeit bis<br />

zum Stillstand. Ist das Warnfeld wieder frei, fährt sie automatisch<br />

weiter. Für Steinert ist das „eine ideale Lösung.<br />

Meine Mitarbeiter bewegen sich trotz der automatisch<br />

fahrenden Platten ganz entspannt in der Halle,<br />

weil sie wissen, dass das System funktioniert“.<br />

Pünktlich zum Produktionsstart war der Messraum<br />

einsatzfähig. Steinert ist begeistert vom Ergebnis: „Das<br />

Gesamtsystem mit der optischen Messtechnik ist zukunftsweisend.<br />

Es ist ein wichtiger Baustein für die fortschreitende<br />

Digitalisierung unserer Produktionswelt.<br />

Dass auch in Zukunft nicht alles vollautomatisiert sein<br />

wird, zeigt unser teilautomatisiertes Transportsystem.<br />

Dadurch, dass unsere Mitarbeiter die Bestückung der<br />

Messvolumen verantworten, können wir hochflexibel<br />

agieren, und unsere Messmaschinen liefern ohne große<br />

Ausfall- oder Wartezeiten permanent Ergebnisse.“ ■<br />

72 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


Die Qualitätssicherung wird<br />

auch in der Elektronikbranche<br />

zunehmend automatisiert. Auf<br />

diese Weise können<br />

Unternehmen unter anderem<br />

ihre Produktivität steigern. In<br />

diesem Special erfahren Sie,<br />

wie Roboter die Inspektion von<br />

Leiterplatten übernehmen.<br />

SPECIAL<br />

Elektronik<br />

Inhalt<br />

74 Platinenkontrolle<br />

Cobots steigern<br />

Produktionsdurchsatz<br />

Elektronikkomponenten sind die Bausteine der modernen digitalen<br />

Welt. Damit diese reibungslos funktioniert, müssen die<br />

Bauteile genauestens unter die Lupe genommen werden<br />

Bild: Fotolia/Kevin<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 73


:: Elektronik<br />

Automatisierte Qualitätssicherung<br />

Leiterplatten im Cobot-Check<br />

Dank ihrer Flexibilität lassen sich kollaborative Roboter in der Elektronikindustrie vielfältig einsetzen,<br />

zum Beispiel für die Qualitätskontrolle von Platinen. So nutzen etwa Unternehmen wie<br />

P4Q oder ASM dafür den Cobot Sawyer. Mit Erfolg – P4Q berichtet von einer Steigerung des Produktionsdurchsatzes<br />

um 25 %.<br />

Bei der Herstellung von elektronischen Bauteilen<br />

ist die Qualitätskontrolle ein elementarer<br />

Bestandteil des Fertigungsprozesses.<br />

Jede noch so kleine Baugruppe muss sorgfältig<br />

geprüft werden, bevor sie ausgeliefert<br />

oder weiterverbaut werden kann.<br />

An einem normalen Produktionstag fallen<br />

schnell hunderte von Leiterplatten an.<br />

Jede einzelne muss vorsichtig aufgenommen,<br />

in einen Testadapter eingelegt, nach<br />

Abschluss des Prüfverfahrens entnommen<br />

und entsprechend dem Testergebnis sortiert<br />

werden – eine zeitintensive und monotone<br />

Aufgabe, die schnell zum Engpass und<br />

für die Mitarbeiter zur Belastung werden<br />

kann.<br />

Lange Zeit war die Automatisierung von<br />

Testapplikationen nicht möglich. Herkömmliche<br />

Industrieroboter erwiesen sich hinsichtlich<br />

Kosten, Platzbedarf und Arbeitsschutz<br />

als keine praktikable Option.<br />

Inzwischen hat die Automatisierung<br />

aber einen neuen Reifegrad erreicht: Kollaborative<br />

Roboter – sogenannte Cobots – erschließen<br />

neue Automatisierungspotenziale<br />

und ermöglichen die maschinelle Umsetzung<br />

von Arbeitsschritten dort, wo es bis<br />

dato unrentabel oder schlicht nicht möglich<br />

war.<br />

Die neue Generation maschineller Assistenten<br />

zeichnet sich durch eine kompakte<br />

Leichtbauweise aus, dank der selbst enge<br />

Produktionsumgebungen kein Hindernis<br />

mehr darstellen. Im Gegensatz zu ihren<br />

massiven, am Boden fixierten Kollegen, die<br />

auf hohe Stückzahlen, geringe Variantenvielfalt<br />

und starre Prozesse ausgelegt sind,<br />

punkten Cobots mit Flexibilität und einfacher<br />

Bedienbarkeit.<br />

Was sie aber vor allem auszeichnet, ist<br />

die hochentwickelte Sensorik, mit der sie ihre<br />

Umgebung wahrnehmen und situationsgerecht<br />

agieren können. Dahinter steckt ein<br />

komplexes Zusammenspiel von Hard- und<br />

Software, wie es etwa Sawyer bietet – der<br />

Cobot des Herstellers Rethink Robotics.<br />

Durch Sawyers responsive Kraftsteuerung<br />

wird möglich, was in puncto Arbeitssicher-<br />

74 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


omni<br />

control<br />

Der Cobot bei P4Q: Die intelligente<br />

Steuerung sorgt für einen präzisen und<br />

bedarfsgerechten Krafteinsatz und reduziert<br />

so das Risiko für Beschädigungen<br />

Bild: Rethink Robotics<br />

sowohl die Qualität der Teile als auch die<br />

Produktivität. Dadurch profitieren wir von<br />

einem Wettbewerbsvorteil, der unsere Erwartungen<br />

mehr als übertrifft“, sagt Caballero.<br />

heit lange Zeit undenkbar war: eine räumlich<br />

und arbeitsteilig enge Kooperation von<br />

Mensch und Roboter ohne Zaun und Käfig.<br />

Sawyer prüft den Platinendruck<br />

Der spanische Elektronikhersteller P4Q<br />

Electronics hatte lange nach einer Automatisierungslösung<br />

gesucht, um die Qualitätskontrolle<br />

seiner Platinen effizienter zu gestalten.<br />

Das Unternehmen ist auf die Entwicklung<br />

und Herstellung elektronischer<br />

Produkte und Systeme spezialisiert, die in<br />

der Automobilindustrie, im Bereich erneuerbare<br />

Energien sowie bei Anwendungen im<br />

Eisenbahnsektor und weiteren Branchen<br />

zum Einsatz kommen.<br />

„Die Automatisierung wichtiger Aufgaben<br />

innerhalb des Produktionsprozesses<br />

hatte für uns schon lange Priorität. Allerdings<br />

taten wir uns schwer, dies kostenverträglich<br />

umzusetzen“, erklärt Alejandro Caballero,<br />

Operations Manager bei P4Q Electronics.<br />

Als das P4Q-Team Sawyer zum ersten<br />

Mal sah, war schnell klar, dass der kollaborative<br />

Roboter von Rethink Robotics das Anforderungsprofil<br />

einer kostengünstigen, flexiblen<br />

und schnell zu integrierenden Automatisierungslösung<br />

erfüllte.<br />

Sawyer untersucht nun beispielsweise<br />

den Platinendruck auf Fehler, indem er Fotos<br />

erstellt und abgleicht, die Platinen in einen<br />

Testadapter einlegt, diesen schließt und<br />

wieder öffnet und die Teile entsprechend<br />

dem Testergebnis sortiert. Durch die Trainby-Demonstration-Methode,<br />

bei der Sawyer<br />

Bewegungsabläufe durch das bloße Führen<br />

des Roboterarms erlernt, können selbst Mitarbeiter<br />

ohne Programmierkenntnisse komplexe<br />

Applikationen realisieren.<br />

Durch den Einsatz von Sawyer konnte<br />

P4Q Electronics den Produktionsdurchsatz<br />

um 25 % steigern. Gleichzeitig erzielte das<br />

Unternehmen spürbare Verbesserungen bei<br />

der Teilequalität. Sawyers intelligente Kraftsteuerung<br />

sorgt bei der Behandlung empfindlicher<br />

Bauteile für einen präzisen und<br />

bedarfsgerechten Krafteinsatz und reduziert<br />

so das Risiko für Beschädigungen. „Mit<br />

Sawyer haben wir eine kosteneffiziente Lösung<br />

zur Hand, die die Kontinuität unserer<br />

Prozesse verbessert. Dies wiederum erhöht<br />

Fachkräfte gewinnen Kapazitäten zurück<br />

Auch ASM Assembly Systems, Anbieter von<br />

SMT-Lösungen für die Elektronikindustrie,<br />

setzt Sawyer in seiner Fertigung in München<br />

ein, um Leiterplatten in einen Testadapter<br />

einzulegen, auf Fehler zu überprüfen<br />

und entsprechend zu palettieren. Das<br />

Unternehmen hat es sich zum Ziel gesetzt,<br />

seine Mitarbeiter von eintönigen und nichtergonomischen<br />

Aufgaben zu entlasten, um<br />

ihre Arbeitskraft möglichst wertschöpfend<br />

einzusetzen. Während Sawyer den monotonen<br />

Testvorgang durchführt, gewinnen die<br />

Fachkräfte Kapazitäten zurück, die sie für<br />

komplexere Aufgaben innerhalb des Fertigungsprozesses<br />

einsetzen können.<br />

„Im Vergleich zu klassischen Industrierobotern<br />

ist Sawyer sehr einfach zu implementieren.<br />

Wir haben Sawyer ausgepackt,<br />

angeschlossen und schon konnte es losgehen“,<br />

erinnert sich Alessandro Bonara, der<br />

als Head of Electronics Factory die Fertigung<br />

von ASM leitet. „Für uns ist es wichtig,<br />

schnell und flexibel auf die Anforderungen<br />

unserer Kunden reagieren zu können. Automatisierungslösungen<br />

müssen daher<br />

schnell einsetzbar sein und bei Produktivität<br />

und Kosteneffizienz rasche Ergebnisse erzielen.“<br />

Wie P4Q setzt auch ASM Sawyer im direkten<br />

Umfeld seiner Mitarbeiter ein. Besonderen<br />

Wert legte das Unternehmen deshalb<br />

auf die TÜV-Zertifizierung des Cobots,<br />

um eine gefahrlose Interaktion von Mensch<br />

und Maschine sicherzustellen. Zusätzlich<br />

ließ das Unternehmen die Applikation, in<br />

der Sawyer zum Einsatz kommt, von unabhängiger<br />

Stelle CE-zertifizieren.<br />

■<br />

Der Autor<br />

Darius Wilke<br />

Director<br />

European Business<br />

Rethink Robotics<br />

www.rethinkrobotics.com<br />

Qualitätssicherung<br />

durch Bildverarbeitung<br />

Oberflächenkontrolle<br />

(getaktet oder im Durchlauf)<br />

Oberflächenkontrolle<br />

mit Zeilenkamera<br />

3D-Typerkennung und<br />

-Kontrolle<br />

Anwendungen mit<br />

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Schnelltest auf Korrosionsgefahr an nichtrostenden Stählen<br />

Keine Panik bei der Passivschicht<br />

Anlagenkomponenten aus nichtrostendem Stahl sind durch eine Passivschicht auf der<br />

Oberfläche vor Korrosion geschützt. Ist diese schadhaft oder unvollständig ausgebildet, geht<br />

der Schutz verloren. Korropad bietet eine Möglichkeit, dies zu überprüfen. Dabei handelt es<br />

sich um einen Schnelltest, der in nur 15 min ein valides Prüfergebnis liefert.<br />

Im Anlagenbau wird meist nichtrostender austenitischer<br />

Chrom-Nickel-Molybdän-Stahl eingesetzt. Er besteht<br />

zu etwa 70 % aus Eisen. Für die Korrosionsbeständigkeit<br />

ist Chrom das wichtigste Legierungselement. Ab<br />

einem Gehalt von etwa 10,5 % bildet es auf der Stahloberfläche<br />

selbsttätig eine dichte Chromoxidschicht.<br />

Diese Passivschicht ist aber nur wenige Atomlagen<br />

dünn, nicht sichtbar und empfindlich. Korrosionsgefahr<br />

besteht, wenn die Passivschicht noch nicht vollständig<br />

ausgebildet ist. Aber auch, wenn die Werkstoffoberfläche<br />

Imperfektionen enthält, die der Ausbildung einer<br />

Passivschicht entgegenwirken.<br />

Bei Beschädigung kann sich die Passivschicht bei Zutritt<br />

von Sauerstoff und Feuchtigkeit neu ausbilden. Dauerhaften<br />

Schutz kann sie nur bieten, wenn die Voraussetzungen<br />

für eine Neubildung erfüllt sind. Wichtige Faktoren<br />

dafür sind ausreichende Sauerstoffkonzentrationen,<br />

Feuchtigkeit sowie saubere und metallisch blanke<br />

Oberflächen.<br />

Für die Qualitätskontrolle der Passivschicht hat die<br />

Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung<br />

(BAM) den Schnelltest Korropad entwickelt, an dessen<br />

Prüfung sich TÜV Süd Chemie Service beteiligte. Das<br />

Korropad-Verfahren ist eine zerstörungsfreie Prüfung,<br />

mit der Rohre, Rohrsysteme und Behälter bereits vor<br />

dem Einbau in eine Anlage auf ihre Korrosionsbeständigkeit<br />

hin getestet werden können. Ein weiterer klarer<br />

Vorteil: Der Test ist sehr einfach anzuwenden. Vorkenntnisse<br />

auf dem Gebiet der Korrosion oder der Elektrochemie<br />

sind nicht erforderlich. Pro Prüfung werden drei<br />

Pads benötigt, die auf den nichtrostenden Stahl gelegt<br />

werden. So erhält man eine Momentaufnahme über<br />

den Zustand der Passivschicht.<br />

Die Pads besitzen etwa die Größe einer Fünf-Cent-<br />

Münze. Bevor sie aufgelegt und angedrückt werden, ist<br />

eine Reinigung mit Aceton oder Alkohol der zu prüfenden<br />

Oberfläche notwendig. Nach 15 min werden die<br />

Pads mit einem Kunststoffspatel abgelöst und auf eine<br />

76 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


Technik ::<br />

Das Erscheinungsbild von Stahloberflächen ist kein<br />

Kriterium für die sichere Auswahl von Werkstoffen. In<br />

der Praxis gibt es viele Faktoren, die die Qualität der<br />

Passivschicht beeinflussen: Wie wurden die Oberflächen<br />

bearbeitet? Wie die Schweißnähte nachbehandelt?<br />

Wurden Anlauffarben nach dem Schweißen vollständig<br />

entfernt? Bild: TÜV Süd<br />

Kunststoffträgerfolie gelegt. Zum Zwecke der systematischen<br />

Auswertung und Dokumentation kann das Prüfergebnis<br />

eingescannt oder fotografiert werden.<br />

Die Funktionsweise des Korropad-Verfahrens ist einfach:<br />

Ist die Passivschicht unvollständig, treten zweiwertige<br />

Eisenionen aus den Fehlstellen in der Schutzschicht<br />

heraus und gehen in Lösung. Wasser mit geringen<br />

Mengen an Natriumchlorid und ein Indikator für Eisenionen<br />

sind die Inhaltsstoffe der gelartigen Pads.<br />

Fehlt lokal die schützende Chromoxidschicht auf der<br />

Stahloberfläche, zeigt der in wässriger Lösung gelblichtransparente<br />

Indikator Kaliumhexacyanoferrat(III) bei<br />

Kontakt mit den Eisenionen einen spontanen Farbumschlag<br />

zu „Berliner Blau“. Als Anzeigen erscheinen gut<br />

sichtbare blaue Punkte in den hellgelben Pads. Wird Korrosionsgefahr<br />

entdeckt, beraten die Werkstoff-Experten<br />

zusammen mit dem Anlagenbetreiber die nächsten<br />

Schritte.<br />

prozessbedingte Einflussfaktoren auf die Oberflächengüte<br />

und den Werkstoff charakterisieren. Aufgrund der<br />

schnellen Anwendung und der einfachen Auswertung<br />

der Prüfergebnisse können positive und negative Veränderungen<br />

in Bezug auf die Passivschichtstabilität sofort<br />

erkannt werden. Anwender sind so in der Lage, schnell<br />

zu reagieren, kritische Einflüsse zu eliminieren und von<br />

Inhouse-Prozessen einzuleiten. Als potentielle Einsatzgebiete<br />

kommen zudem die Bereiche der Wareneingangs-<br />

und/oder Warenausgangskontrolle in Frage. ■<br />

Dr. Helga Leonhard<br />

Prüfingenieurin<br />

Materials<br />

Eng. & Testing<br />

TÜV Süd<br />

Chemie Service<br />

www.tuev-sued.de<br />

Die Autoren<br />

Jens Lehmann<br />

wissenschaft licher<br />

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Eignung in Praxistests belegt<br />

Das Korropad-Verfahren wirkt vorrangig oberflächenspezifisch<br />

und eignet sich für den Einsatz an allen relevanten<br />

nichtrostenden Stahlsorten. Umfangreiche Praxistests<br />

bei TÜV Süd Chemie Service bestätigten dies.<br />

Prüfobjekte waren austenitische Chrom-Nickel-Molybdän-Stähle.<br />

Alle Tests an Anlauffarben nach dem<br />

Schweißen ergaben auch Anzeigen im Korropad. Zudem<br />

wurde beobachtet, dass elektrochemisches Reinigen<br />

oder Polieren mit dafür geeigneten Vorrichtungen oder<br />

die mechanische Bearbeitung wie das Bürsten der<br />

Schweißnähte teilweise noch Anzeigen zur Folge hatte.<br />

Offensichtlich war die Beseitigung der Anlauffarben zuvor<br />

nicht in ausreichendem Maße durchgeführt worden,<br />

was einer vollständigen Neubildung der Passivschicht<br />

entgegenwirkte.<br />

Die Praxistests bei TÜV Süd Chemie Service wurden<br />

von lokalen elektrochemischen Messungen zu Vergleichszwecken<br />

begleitet. Die Ergebnisse zeigten, dass<br />

dort, wo Korropad-Prüfungen zu Anzeigen führten, ein<br />

niedrigeres Lochkorrosionspotential ermittelt werden<br />

konnte. Folglich ist an diesen Stellen die Korrosionsgefahr<br />

erhöht. Zudem konnte die Eignung des Schnelltests<br />

für die Qualitätssicherung belegt werden: Auf der Außenseite<br />

von längsnahtgeschweißten Rohren im Neuzustand<br />

wurden zweifelsfrei Fehlstellen nachgewiesen.<br />

Die Korrosionsbeständigkeit der Stähle kann im Lieferzustand<br />

und nach der Verarbeitung geprüft werden.<br />

Von Anfang an besteht damit Klarheit beim Korrosionsschutz.<br />

Mit dem Verfahren lassen sich aber auch viele<br />

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GUTE PERSONALARBEIT:<br />

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Ob Neueinstellung, Umstrukturierung oder Projektarbeit: Der Erfolg steht und fällt<br />

mit dem passenden Teamgefüge. Für viele Unternehmen ist gezielte und strategische<br />

Personalarbeit aber vor allem sehr zeitintensiv und muss meist von einer Führungskraft<br />

neben allen anderen Aufgaben „nebenbei“ miterledigt werden. Für diese<br />

speziellen Anforderungen in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) hat<br />

die matching box GmbH einen Algorithmus entwickelt, der Bewerber, Mitarbeiter<br />

und Unternehmen aufgrund von Persönlichkeit, Mindset und Unternehmenskultur<br />

analysiert und so mehr Transparenz und Effizienz in die Personalplanung bringt.<br />

Herr Pieck, Sie beraten oft KMU bei der strategischen Positionierung in<br />

der Personalarbeit. Was sind die größten Herausforderungen für diese<br />

Unternehmen?<br />

KMUs geraten oft ins Hintertreffen bei der Ansprache von Fachkräften. Das liegt zum einen an der<br />

fehlenden Bekanntheit als Arbeitgeber, aber auch daran, dass einfach keine Zeit für ein strategisches<br />

Recruiting vorhanden ist. Ein Problem, das in den letzten Jahren immer größer wurde, ist<br />

auch die fortschreitende digitale Transformation, mit der sich diese Unternehmen noch schwer tun.<br />

Die Plattform MATCHINGBOX verspricht eine hohe Passung zwischen<br />

Kandidaten und Unternehmen bzw. in den Businessunits oder Team -<br />

gruppen. Wie schaffen Sie das?<br />

Wir setzen den Fokus des Recruitings verstärkt auf die Passung zwischen der Persönlichkeit der<br />

Bewerber zur entsprechenden Unternehmenskultur. Dafür befragen wir über eine Onlineanalyse<br />

nicht nur Kandidaten, sondern auch Personaler und High Performer und erhalten so ein ganzheitliches<br />

Anforderungsprofil.<br />

Was sind Ihrer Meinung nach die direkten Mehrwerte für auch Kleine<br />

und Mittelständische Unternehmen mit MATCHINGBOX?<br />

Mit MATCHINGBOX haben Unternehmen mit kleinem Budget die Möglichkeit, High Potentials und<br />

hoch qualifizierte Nachwuchskräfte direkt anzusprechen. Der Bewerbungsprozess gewinnt für alle<br />

Beteiligten an Transparenz und Glaubwürdigkeit, denn im Vordergrund steht die Passung aufgrund<br />

eines wissenschaftlich fundierten Algorithmus.<br />

78 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


Benjamin Pieck, Co Founder<br />

...ist eine innovative Recruitingplattform, die mit Hilfe<br />

von wissenschaftlichen Analyseverfahren für eine<br />

möglichst hohe Passung zwischen Bewerbern und Unternehmen<br />

sorgt. Der Matchingalgorithmus verbindet<br />

Aspekte der Unternehmenskultur mit Persönlichkeitsstrukturen<br />

von Bewerbern. Über den so erzeugten<br />

cultural-fit können Kandidaten passgenau ausgewählt<br />

und weiterhin Tendenzen für Tätigkeitsfelder und mögliche<br />

Weiterentwicklungsbereiche im Beruf entwickelt<br />

werden. Die matching box GmbH, das Unternehmen<br />

hinter der Plattform, wurde von Benjamin Pieck nach<br />

dessen Psychologiestudium an der Uni Frankfurt gegründet.<br />

Seit 2015 engagiert sich die Deutsche Hochschulwerbung<br />

bei dem Frankfurter Startup und holte<br />

das Unternehmen in den Düsseldorfer Medienhafen.<br />

2017 wurde MATCHINGBOX mit dem Branchenpreis<br />

HR Excellence Award ausgezeichnet.<br />

SO KANN MATCHINGBOX IN KMU EINGESETZT WERDEN<br />

MATCHINGBOX schlägt Kandidaten auf Basis einer wissenschaftlichen<br />

Onlineanalyse Stellen vor, die zu ihrer Persönlichkeit und nicht nur zu ihren<br />

Noten passen. Arbeitgeber profitieren von passgenauen Kandidatenvorschlägen,<br />

die auf die eigene Unternehmens-DNA zugeschnitten sind und<br />

können durch die hohe Transparenz in der Customer Journey offen und<br />

nachvollziehbar auch mit Kandidaten kommunizieren, die nicht für die ausgeschriebene<br />

Stelle in Frage kommen.<br />

Ein neues Projekt steht an und nun geht es darum, die verschiedenen<br />

Mitarbeiter und Charaktere optimal auf die gemeinsame Aufgabe einzuschwören.<br />

Mit einer Analyse der Teammitglieder, ihrer Persönlichkeitstypen<br />

und Stärken und Schwächen können die Gruppen für eine optimale<br />

Projektarbeit zusammengestellt werden.<br />

Erfahren Sie mehr über die Möglichkeiten mit MATCHINGBOX.<br />

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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 79


:: News und Produkte<br />

Mit konstant hoher Signalqualität<br />

Das offene Längenmessgerät LIP 6000 mit interferentieller Abtastung von Heidenhain<br />

ermöglicht die lineare Positionsermittlung mit ausgezeichneter Genauigkeit bei<br />

besonders kompakten Abmessungen.<br />

Die sehr geringe Interpolationsabweichung<br />

von nur ±3 nm, das niedrige Rauschniveau<br />

von nur 1 nm RMS und die Basisabweichung<br />

von weniger als ±0,175 μm in einem<br />

Intervall von 5 mm erlauben entweder eine<br />

sehr konstante Geschwindigkeitsregelung<br />

Das offene Längenmessgerät LIP 6000 überzeugt durch die sehr<br />

konstante Geschwindigkeitsregelung oder hohe Positionsstabilität<br />

im Stillstand<br />

oder eine hohe Positionsstabilität im Stillstand.<br />

Diese Eigenschaften verdankt das LIP 6000<br />

unter anderem dem neuen Signal-Processing-ASIC<br />

HSP 1.0 von Heidenhain. Er gewährleistet<br />

eine konstant hohe Güte der<br />

Abtastsignale über die gesamte Lebensdauer<br />

der Messgeräte. Der Signal-Processing-<br />

ASIC überwacht dazu permanent das Abtastsignal.<br />

Wenn Verschmutzungen auf der Maßverkörperung<br />

oder der Abtastplatte zu Signaländerungen<br />

führen, gleicht er die daraus resultierenden<br />

Abweichungen nahezu vollständig<br />

aus und stellt die ursprüngliche Signalqualität<br />

wieder her. Interpolationsabweichung<br />

und Positionsrauschen nehmen im<br />

Betrieb bei Verschmutzungen nicht zu.<br />

Die Signalamplitude liegt nahezu konstant<br />

bei 1 V SS<br />

. Selbst bei einem starken Eingriff<br />

der Signalstabilisierung verschlechtert sich<br />

der Rauschanteil in den Abtastsignalen<br />

kaum – ganz im Gegensatz zu Systemen, bei<br />

denen die Verstärkung im Signalpfad stattfindet,<br />

wodurch sich auch der Rauschanteil<br />

erhöht.<br />

■<br />

Betriebsübernahme<br />

Neues Werk für Topometric<br />

Optische Messtechnik<br />

Nextsense wird Teil von Hexagon<br />

Topometric hat das Werk 6 am ehemaligen Standort<br />

von Carl Zeiss Optotechnik in Pilsting in Betrieb genommen.<br />

Im Rahmen einer Betriebsübernahme hat der<br />

Dienstleister auch zehn Mitarbeiter von Zeiss hinzugewonnen.<br />

Am neuen Standort will Topometric seinen Kunden sowohl<br />

die Dienstleistungen im Bereich der optischen<br />

Messtechnik als auch die Konstruktion und Fertigung<br />

von individuell geplanten Mess- und Haltevorrichtungen<br />

in dem Bereich Vorrichtungsbau anbieten. In Zukunft<br />

könne man somit noch schneller und flexibler auf<br />

die Anforderungen und Anfragen im gesamten bayrischen<br />

Raum reagieren, heißt es von Unternehmensseite.<br />

Topometric verfügt nun über insgesamt vier Standorte.<br />

Neben Pilsting ist dies der Hauptsitz in Göppingen sowie<br />

Unterschleißheim und Eching.<br />

■<br />

Hexagon hat mit<br />

Nextsense erneut<br />

einen Spezialisten<br />

für optische Messtechnik<br />

übernommen.<br />

Das Unternehmen<br />

aus Graz hat<br />

sich seit seiner Ausgründung<br />

aus Joanneum<br />

Research vor<br />

elf Jahren auf die<br />

Bereiche berührungslose<br />

Profilmessung und<br />

Oberflächeninspektion fokussiert<br />

und beschäftigt mehr als<br />

80 Mitarbeiter weltweit. 2017<br />

betrug der Umsatz des Unternehmens<br />

12 Mio. Euro.<br />

„Die innovativen Technologien<br />

und Algorithmen von Nextsense<br />

liefern die notwendigen Analysewerkzeuge,<br />

um Korrekturmaßnahmen<br />

frühzeitig einzuleiten.<br />

Dies ist eine gute Ergänzung<br />

zu unserem Smart-Factory-Ansatz:<br />

Das volle Potenzial<br />

der Qualitätsdaten auszuschöpfen“,<br />

sagt Ola Rollén, Präsident<br />

und Geschäftsführer von Hexagon.<br />

Darüber hinaus erweitere<br />

die Akquisition das Leistungsspektrum<br />

von Hexagon um den<br />

Bereich Automotive Fit and Finish<br />

– die Analyse, wie gut die<br />

Teile eines Autos zusammenpassen.<br />

■<br />

80 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


Blechumformung<br />

Misst Dehnung berührungslos<br />

Zwick Roell hat eine universelle<br />

Tiefzieh-Prüfeinrichtung entwickelt,<br />

die auf der Fahrtraverse einer<br />

statischen Materialprüfmaschine<br />

montiert wird. Sie ist neben<br />

Tiefungsversuchen nach<br />

Erichsen, Nakajima oder Marciniak<br />

auch für Lochaufweitungsund<br />

Näpfchenziehversuche ausgelegt.<br />

Grund für die Neuentwicklung<br />

ist der Bedarf der Industrie<br />

nach Werkstoffen mit erhöhter<br />

Zugfestigkeit und größe-<br />

rem Dehnungsvermögen in der<br />

Blechumformung.<br />

Highlight der Prüfeinrichtung<br />

ist ein Laser-Extensometer, der<br />

die Dehnung der Blechoberfläche<br />

berührungslos misst und<br />

die Umformung beim Erreichen<br />

des Sollwerts beendet. Das<br />

kombinierte Prüfsystem wird<br />

bei Voestalpine im Werk Linz bereits<br />

produktionsbegleitend eingesetzt<br />

und lässt sich bei Bedarf<br />

um ein automatisches Probenzuführsystem<br />

erweitern. Mit einer<br />

Kraft von 600 kN werden zunächst<br />

Probekörper nach dem<br />

Marciniak-Verfahren verformt,<br />

um anschließend deren Oberfläche<br />

untersuchen zu können.<br />

Ziel ist es, die Welligkeit des umgeformten,<br />

aber noch unlackierten<br />

Blechs zu messen, da sie das<br />

Erscheinungsbild etwa von Autotüren<br />

oder Motorhauben entscheidend<br />

prägt. Bei den Tiefungsversuchen<br />

wird der Anwender<br />

durch die Mess-, Steuerund<br />

Regelelektronik Testcontrol<br />

II unterstützt. Sie ermöglicht<br />

dank ihrer Genauigkeit, der hohen<br />

Messwertraten und der<br />

modularen Bauweise präzise<br />

und reproduzierbare Prüfergebnisse.<br />

■<br />

Firmware<br />

Erweitertung für<br />

GigE-Vision-Kameras<br />

Nutzer von GigE-Vision-Kameramodellen<br />

und der IDS Vision Suite profitieren künftig<br />

von einem erweiterten Funktionsumfang.<br />

Neue Kameras werden mit der aktualisierten<br />

Firmware Version 1.5 ausgeliefert. Wer<br />

bereits GigE-Vision-Industriekameras von<br />

IDS verwendet, kann diese problemlos updaten<br />

und anschließend neue Funktionen<br />

wie etwa erweiterte Trigger-Modi, programmierbare<br />

Zähler und Timer sowie das IDSspezifisches<br />

Feature Pulsweitenmodulation<br />

nutzen.<br />

Der neue Trigger Controled Exposure Mode<br />

wurde nach Vision-Standard integriert,<br />

gleichzeitig aber so erweitert, dass der Kamerabetrieb<br />

auch in Grenzbereichen sichergestellt<br />

wird. Anwender können mittels Maximalwert<br />

beispielsweise ein Timeout definieren,<br />

nach dem die Belichtung auch ohne<br />

separates Signal automatisch abgebrochen<br />

wird.<br />

Hinzugekommen ist die Unterstützung programmierbarer<br />

Zähler. Diese können beispielsweise<br />

steuern, dass nach Trigger-Eingang<br />

eine exakt definierte Anzahl an Bildern<br />

aufgenommen wird. Die neue Timer-Funktion<br />

kann Zeit sowohl stoppen als auch herunterzählen.<br />

■<br />

Highend-Kameraserie<br />

Binning sorgt<br />

für höhere Bildrate<br />

Für seine Highend-Kameraserie Image IR<br />

bietet Infratec ein neues Niveau der Flexibilität.<br />

Anwender können bei derselben Kamera<br />

zwischen zwei Geschwindigkeitsmodi<br />

wählen. Im normalen Modus stehen die bekannten<br />

Bildraten für Voll-, Halb- und Teilbild<br />

mit der vollen geometrischen Auflösung<br />

zur Verfügung. Im Highspeed-Modus<br />

können Aufnahmen mit dem jeweils identischen<br />

Bildfeld erstellt werden – während<br />

die Bildrate auf mehr als das Dreifache des<br />

bisherigen Wertes steigt. Das Prinzip hinter<br />

dieser neuen Option heißt Binning. Dabei<br />

werden jeweils vier Pixel benachbarter Zeilen<br />

und Spalten zu einem Pixel zusammengefasst.<br />

Folglich sinkt die Pixelanzahl des resultierenden<br />

Thermogramms. Das Bildfeld<br />

bleibt jedoch konstant, sodass sich der mit<br />

der Kamera erfasste Szenenausschnitt nicht<br />

ändert. Der gewählte Objektabstand und<br />

die verwendete Optik können für die jeweilige<br />

Aufgabe beibehalten werden. Das Wechseln<br />

zwischen den Geschwindigkeitsmodi<br />

erfolgt per Software. Anwender können somit<br />

identische Messszenarien unter verschiedenen<br />

Aspekten untersuchen. ■<br />

Kameramodul<br />

Erstes Sony-Modell mit<br />

USB 3.0<br />

Das Kameramodul XCU-<br />

CG160 von Sony kombiniert<br />

die Ausgabe<br />

von 1,6 MP (1456 x<br />

1088) mit über<br />

100 fps zusammen<br />

mit fortschrittlichen<br />

Bildverarbeitungsfunktionen.<br />

Es ist das erste Sony-<br />

Modell, das den Übertragungsstandard USB<br />

3.0 unterstützt. Das GS-Cmos-Modul ist als<br />

Farb- und Schwarzweiß-Variante erhältlich<br />

und ermöglicht einen einfachen Übergang<br />

von CCD zu GS Cmos. Das macht den Wechsel<br />

ohne System-Upgrades oder Architekturänderungen<br />

möglich. Das Modul basiert auf<br />

dem Pregius-IMX273-Sensor vom Typ 1/3,<br />

der den CCD-Sensor ICX445 ersetzt und bessere<br />

Werte hinsichtlich Empfindlichkeit, Dynamikbereich,<br />

Rauschunterdrückung und<br />

Bildwiederholrate bietet. Das Modul eignet<br />

sich für eine Vielzahl industrieller und nicht<br />

fertigungsbezogener Bildverarbeitungsanwendungen.<br />

Zu den wichtigen Bildverarbeitungsfunktionen<br />

zählen der Area-Gain-Wert und die Korrektur<br />

fehlerhafter Pixel. Shading-Korrektur<br />

wurde ebenfalls integriert. Das Schwarzweiß-Modul<br />

benötigt eine Mindestbeleuchtungsstärke<br />

von nur 0,5 lx, das Farbmodul<br />

benötigt nur 12 lx und wird mit einem<br />

Weißabgleich bereitgestellt, der manuell,<br />

automatisch oder durch Tastendruck erfolgt.<br />

■<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 81


:: News und Produkte<br />

Digitaler Maßstab<br />

Zuverlässige Messungen in rauen Umgebungen<br />

Mit den digitalen Maßstäben der Serie DMO<br />

bietet Waycon Positionsmesstechnik präzise,<br />

magnetische Längenmessgeräte. Die<br />

vollständige Kapselung der Messgeräte mit<br />

Schutzklasse IP65 hält Staub, Späne und<br />

Wasser ab, wodurch eine signifikante Steigerung<br />

von Zuverlässigkeit und Widerstandsfähigkeit<br />

im Vergleich zu optischen<br />

Messsystemen erreicht wird. Charakteristische<br />

Einsatzgebiete finden sich beispielsweise<br />

in der Metall- oder auch in der Holzbearbeitung.<br />

In einem Messbereich von 150 bis 2000 mm<br />

fährt der Abtastkopf über das Profil. Durch<br />

die magnetische Funktionsweise geschieht<br />

dies berührungslos und somit verschleißfrei.<br />

Der DMO arbeitet mit Auflösungen von<br />

5, 50 oder 100 μm und einer Genauigkeit<br />

von ±30 μm.<br />

Die im Lesekopf integrierte Elektronik wandelt<br />

das Sinussignal des magnetischen Lesekopfs<br />

in ein HTL- oder TTL-Signal um. Die<br />

verschiedenen Signale (A, /A, B, /B, Z, /Z)<br />

können an allen gängigen Steuerungen ausgelesen<br />

oder wahlweise durch eine Positionsanzeige<br />

visualisiert werden.<br />

Digitale Maßstäbe eignen sich besonders<br />

für gesteuerte Werkzeugmaschinen wie<br />

Fräs-, Schleif- oder Drehmaschinen. Weitere<br />

potenzielle Einsatzgebiete sind industrielle<br />

Roboteranlagen oder präzise Anwendungen<br />

auf X-Y-Tischen. Zur einfachen Montage ist<br />

eine Führungsstange mit Gelenkaugen im<br />

Lieferumfang enthalten.<br />

■<br />

Testverfahren<br />

Laser misst Restsauerstoff zerstörungsfrei<br />

Der neue Gasanalysator Oxybeam von Witt-<br />

Gasetechnik nutzt Laserlicht und ermittelt<br />

den Sauerstoffgehalt in der Verpackung, ohne<br />

diese zu zerstören. Einzige Voraussetzung<br />

ist ein kleiner Sichtbereich ins Innere<br />

der Verpackung, was bei den meisten Schalen,<br />

Tiefziehformen oder Schlauchbeuteln<br />

gegeben ist.<br />

Das Produkt wird unter den Sensor gelegt<br />

und die Messung am Touchscreen gestartet.<br />

Schon nach 4 s liegt das Ergebnis vor. Am<br />

Farbdisplay zeigt das kompakte Tischgerät<br />

den gemessenen Restsauerstoffgehalt mit<br />

einer Genauigkeit von 0,1 % absolut an.<br />

Der Gasanalysator misst mit hoher Genauigkeit,<br />

wie viel Laserlicht in der Verpackung<br />

absorbiert wird, und ermittelt so den Sauerstoffgehalt.<br />

Im Gegensatz zu anderen auf<br />

Licht basierenden Systemen benötigt das<br />

Gerät keine separate Reflektorfläche, die zusätzlich<br />

in die Verpackung geklebt oder von<br />

innen auf die Folie gedruckt werden muss –<br />

ein echter Kostenvorteil. Da der Laser die<br />

Verpackung unversehrt lässt und bei der<br />

Messung kein Schutzgas verbraucht, sind<br />

auch wiederholte Tests an einer Verpackung<br />

im Rahmen von Langzeitbeobachtungen<br />

möglich.<br />

Das Gerät arbeitet mit einem Infrarotlaser<br />

der Klasse 1, der mit 760 nm Wellenlänge<br />

keinen Augenschutz erfordert. Auch wird<br />

das Produkt in der Verpackung insgesamt<br />

nicht erwärmt, denn die Laserenergie liegt<br />


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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 83


:: <strong>Quality</strong> World<br />

Industriekameras von IDS Imaging unterstützen die Klimaforschung<br />

Rauscharm im Ozean<br />

Eine USB-3-Kamera von IDS, die auch in der Qualitätssicherung zum Einsatz kommt, ist an Bord<br />

eines autonomen Unterwasserfahrzeugs, mit dem das Geomar Helmholtz-Zentrum für<br />

Ozeanforschung Kiel Seegraswiesen auf dem Meeresboden kontinuierlich fotografieren und<br />

vermessen will. Diese Aufgaben müssen bislang Taucher erledigen.<br />

Ein Vorteil der USB 3uEye CP Kamera ist die hohe Framerate: Geomar<br />

nutzt eine Framerate von 10 Bildern pro Sekunde bei voller Blitzleistung.<br />

Die Kamera bietet hier Ein- und Ausgänge zur Triggerung<br />

sowie zur Blitzsynchronisation Bild: IDS<br />

Webhinweis<br />

In diesem Video von Geomar über seine Arbeit ist das<br />

autonome Unterwasserfahrzeug Aegir<br />

zu sehen, in dem die Kamera zum<br />

Einsatz kommt:http://hier.pro/EeYyY<br />

Die Untersuchung der chemischen, physikalischen, biologischen<br />

und geologischen Prozesse im Ozean und ihre<br />

Wechselwirkung mit dem Meeresboden und der Atmosphäre<br />

ist die Aufgabe des Geomar. Dafür wurde am Institut<br />

das Autonomous Underwater Vehicle (AUV) Aegir<br />

entwickelt. Es ist mit vier Antrieben, verschiedenen Navigationssensoren<br />

und einer Kamera von IDS ausgestattet.<br />

Damit kann es sich kabellos in Tiefen bis 200 m in<br />

der Wassersäule bewegen und Aufnahmen vom Meeresboden<br />

machen. So sollen beispielsweise kontinuierlich<br />

Unterwasser-Seegraswiesen beobachtet werden,<br />

um Wachstumsgeschwindigkeiten, Artenvorkommen<br />

oder Veränderungen der Muschelbestände zu untersuchen.<br />

Derzeit vermessen und fotografieren Taucher solche<br />

Unterwasserwiesen. Der Einsatz des AUV macht<br />

dieses Monitoring künftig einfacher und wiederholbar.<br />

Die auf den Meeresboden gerichtete USB 3.0-Kamera<br />

von IDS ist fest in einem Druckkörper installiert und mit<br />

einem Blitzlicht, bestehend aus zwei LEDs, ausgestattet.<br />

Die IDS UI-3370CP Rev.2 Kamera sieht senkrecht nach<br />

unten und fotografiert den Meeresboden unter dem<br />

AUV. Um Foto-Mosaike von zusammenhängenden Gebieten<br />

der Biotope zu erstellen, werden die Bildinformationen<br />

im Postprocessing zu einer großen Karte zusammen<br />

gerechnet. Damit wird die sogenannte Habitatkartierung,<br />

das heißt die Aufnahme und Auswertung von<br />

Daten in Lebensräumen bestimmter Tier- oder Pflanzenarten,<br />

enorm erleichtert.<br />

Neben der Kamera, die über einen eigenen Rechner<br />

und eine Verbindung zum Haupt-Computer des Fahrzeugs<br />

verfügt, ist das AUV mit einem akustischen Doppler-Geschwindigkeitsmesser,<br />

einem kombinierten<br />

Druck- und Schallgeschwindigkeitssensor sowie insgesamt<br />

vier Antrieben beziehungsweise Propellern ausgestattet.<br />

Damit kann das Unterwasser-Fahrzeug bei geringen<br />

Geschwindigkeiten bereits jetzt stabil tauchen<br />

und navigieren.<br />

Auch die Weiterentwicklung von Navigationsalgorithmen<br />

ist ein Ziel der Forscher. So sollen die erzeugten<br />

Bilder künftig für optische Odometrie, also die Schätzung<br />

von Position und Orientierung des AUV anhand<br />

der Daten seines Vortriebssystems, genutzt werden.<br />

„Durch das ‚Bewegen‘ von Strukturen oder Markern auf<br />

den Fotos kann ein Geschwindigkeitsvektor errechnet<br />

werden. Dieser Vektor kann die kontinuierlich wachsende<br />

Drift in der Positionsbestimmung reduzieren und die<br />

Navigation verbessern“, erklärt Marcel Rothenbeck,<br />

technischer Leiter des AUV-Teams am Geomar. Es suchte<br />

daher eine robuste Kamera mit kompakter Bauform.<br />

Gleichzeitig war eine hohe Auflösung gepaart mit einem<br />

großen Sensor erforderlich, der im Umkehrschluss<br />

eine hohe Lichtempfindlichkeit und somit geringes<br />

Rauschverhalten zeigt. Diese Anforderungen erfüllte die<br />

kompakte UI-3370CP-C-HQ Rev.2 von IDS, die mit einem<br />

hochempfindlichen, schnellen 4 Mpx CMOS-Sensor<br />

ausgestattet ist. Durch dessen innovative Pixelarchitektur<br />

werden Fixed-Pattern-Noise und Rauschen erheblich<br />

minimiert.<br />

■<br />

84 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018


:: Impressum<br />

:: Firmenindex (Redaktion/Anzeige)<br />

ISSN 1436-2457<br />

Herausgeberin:<br />

Katja Kohlhammer<br />

Verlag<br />

Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen,<br />

Germany<br />

Geschäftsführer:<br />

Peter Dilger<br />

Verlagsleiter:<br />

Peter Dilger<br />

Chefredakteur:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Werner Götz, Phone +49 711 7594-451<br />

Redaktion:<br />

Sabine Koll, Markus Strehlitz<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Daniela Engel, Phone +49 711 7594-452<br />

E-Mail: qe.redaktion@konradin.de<br />

Layout:<br />

Vera Müller, Phone +49 711 7594-422<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Joachim Linckh, Phone +49 711 7594-565<br />

E-Mail: joachim.linckh@konradin.de<br />

Auftragsmanagement:<br />

Annemarie Olender, Phone +49 711 7594-319<br />

Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 36 vom 1.10.2017<br />

Leserservice<br />

Ute Krämer, Phone +49 711 7594-5850,<br />

Fax +49 711 7594-15850<br />

E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> erscheint 4 x jährlich. Bezugs preise:<br />

Inland 68,40 € inkl. Versand kosten und MwSt.; Ausland:<br />

68,40,- € inkl. Versandkosten. Einzelverkaufspreis: 17,20 €<br />

inkl. MwSt., zzgl.Versandkosten.<br />

Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum<br />

bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />

Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen<br />

zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden.<br />

Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von<br />

jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />

Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer<br />

Gewalt entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />

Auslandsvertretungen:<br />

Großbritannien: Jens Smith Partnership, The Court, Long<br />

Sutton, GB-Hook, Hampshire RG29 1TA, Phone 01256<br />

862589, Fax 01256 862182, E-Mail: media@jens.demon.<br />

co.uk; Switzerland IFF media ag, Frank Stoll, Technoparkstrasse<br />

3, CH-8406 Winterthur, Tel: +41 52 633 08 88, Fax:<br />

+41 52 633 08 99, e-mail: f.stoll@iff-media.ch; Japan:<br />

Media house Inc., Teiko Homma, Kudankita 2-Chome Building,<br />

2-3-6, Kudankita, Chiyoda-ku, Tokyo 102, Phone<br />

03 3234–2161, Fax 03 3234–1140, E-Mail: homma@me<br />

diahs.com; USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc. Detlef Fox,<br />

5 Penn Plaza, 19th Floor, New York, NY 10001, Phone<br />

+1 212 8963881, Fax +1 212 6293988, detleffox@com cast.<br />

net<br />

Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors,<br />

nicht unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />

Berichte keine Gewähr.<br />

Eingesandte Manuskripte unterliegen der evtl. redak -<br />

tionellen Kürzung oder Erweiterung. Korrekturabzüge<br />

können leider nicht zur Verfügung gestellt werden.<br />

Alle in <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> erscheinenden Beiträge sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen,<br />

vorbehalten. Reproduktionen, gleich welcher Art, nur<br />

mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />

Druck:<br />

Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen<br />

Printed in Germany<br />

© 2018 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

Kooperationspartner:<br />

AFQ Akademie für<br />

Qualitätsmanagement<br />

ADDITIVE Soft- und Hardware für Technik<br />

und Wissenschaft ................................................67<br />

Ahlborn Meß- und Regelungstechnik .........19<br />

Alicona ........................................................................ 8<br />

BABTEC Informationssysteme ........................83<br />

BAM ........................................................................... 77<br />

Consense ................................................................. 16<br />

Deutsche Hochschulwerbung<br />

und -vertriebs .................................................78-79<br />

diondo .......................................................................59<br />

DQS ............................................................................ 14<br />

Feinmess Suhl ....................................................... 68<br />

Fraunhofer Fokus ................................................. 65<br />

Fraunhofer IFAM ........................................... 32, 46<br />

Fraunhofer IPA ........................................ 32, 48, 58<br />

Fraunhofer IWS .............................................. 32, 40<br />

FRENCO ....................................................................71<br />

Geomar .................................................................... 84<br />

GOM ............................................................................. 6<br />

Guardus ...................................................................... 8<br />

Hachtel .............................................................. 32, 47<br />

Heidenhain ............................................................. 66<br />

Hexagon Metrology ....................................69, 80<br />

Hilger und Kern .....................................................77<br />

Hochschule Aalen ................................................ 54<br />

IDS Imaging ................................................... 81, 84<br />

Imess ........................................................................ 82<br />

Infratec ..................................................................... 81<br />

IQM TOOLS ..............................................................17<br />

Leupold Legal .................................................. 32, 42<br />

MCD Elektronik .....................................................45<br />

MICRO-EPSILON-Messtechnik ...........................3<br />

Nextsense ............................................................... 80<br />

Nikon ........................................................................... 6<br />

OGP Meßtechnik .....................................................5<br />

Omni Control Prüfsysteme ..............................75<br />

Optris ........................................................................25<br />

Polytec ...................................................................... 22<br />

Q-DAS ........................................................................23<br />

REINHARDT System-und Messelectronic ..71<br />

Renishaw .......................................................... 33, 36<br />

Rethink Robotics ................................................... 75<br />

Reusch Rechtsanwälte ....................................... 23<br />

RWTH Aachen ....................................................... 50<br />

Schunk ............................................................... 32, 38<br />

SIKA Dr. Siebert & Kühn ..............................51-52<br />

SLM Solutions .................................................62-63<br />

Sony Image Sensing Solutions ....................... 81<br />

STEMMER IMAGING ...........................................13<br />

Systec Industrial Systems ....................................2<br />

Topometric .............................................................. 80<br />

TU Dortmund ........................................................ 56<br />

TÜV Hessen ............................................................ 26<br />

TÜV Süd Chemie Service ................................... 77<br />

TÜV Süd Product Service ........................... 32, 44<br />

TÜV Süd ................................................................... 18<br />

University of Southern Denmark .................. 60<br />

VisiConsult ..............................................................41<br />

Voestalpine ............................................................. 81<br />

VW .............................................................................. 70<br />

Waycon ..................................................................... 82<br />

WENZEL Group ................................................. 7, 37<br />

Werth Messtechnik .........................................7, 10<br />

wirth + partner ..................................................... 25<br />

Witte-Barskamp ................................................... 70<br />

Witt-Gasetechnik ................................................. 82<br />

Zeiss ............................................................... 8, 22, 80<br />

Carl Zeiss Industrielle Messtechnik ................9<br />

Carl Zeiss Microscopy .........................................39<br />

Zwick ......................................................................... 81<br />

Zygo ........................................................................... 22<br />

2b Ahead ................................................................. 19<br />

Wo Qualität drauf steht,<br />

...ist auch Qualität drin.<br />

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der Firma, dem Produkt oder der Lösung, aber auch<br />

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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018 85


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86 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 02.2018

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