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Ressourcenorientierte Beraterin DPA - Institut Systeme

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Bausteine im<br />

ressourcenorientierten Beratungsprozess<br />

Fortbildungsreihe zur<br />

„<strong>Ressourcenorientierte</strong> <strong>Beraterin</strong> <strong>DPA</strong>“<br />

Eine von Anne M. Lang für die <strong>DPA</strong> komprimierte<br />

Fortbildungsreihe aus systemischlösungsorientiertem<br />

Ericksonschen Vorgehen<br />

Hausarbeit 07/2005 auf der Grundlage der 6<br />

Handouts von Anne M. Lang<br />

Dipl.-Psych. C. Jessen<br />

Gutenbergstr. 44<br />

24118 Kiel<br />

Dipl.-Psych. C. Jessen Bausteine im ressourcenorientierten Beratungsprozess<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Einleitung 3<br />

2. Der ressourcenorierentierte Prozess der Beratung<br />

2.1. Prozessbeginn<br />

2.1.1 Situationsdarlegung / Information über Beratung 4<br />

2.1.2 Auftragsklärung 5<br />

2.1.3 Zielklärung und Zielvision 6-7<br />

2.2. Prozessmitte<br />

2.2.1 Zieldiskussion 8<br />

2.2.2 Prozessreflektion mit Ressourcenerweckung 8-9<br />

2.2.3 Suggestionen 9<br />

2.2.4 Ratifizierung und Skalierung der Schritte 10<br />

2.3. Prozessende<br />

2.3.1 Rückfallprophylaxe 11<br />

2.3.2 Schluss (als wichtige Interventionssituation) 11<br />

3. Anmerkungen 12 - 13<br />

4. Literaturverzeichnis 14<br />

5. Anhang<br />

Flussdiagramm Beratung<br />

2<br />

Dipl.-Psych. C. Jessen Bausteine im ressourcenorientierten Beratungsprozess<br />

1. Einleitung<br />

Beratung selbst findet tagtäglich in verschiedenen Kontexten statt und<br />

bedarf nicht per se einer fachlichen Grundhaltung, sondern basiert in der<br />

Regel auf ein „Mehr“ an Lebenserfahrung. Diese Auffassung ist eine andere<br />

als die konstruktivistische, die diejenige jedes einzelnen beobachtenden<br />

Person als kompetent ansieht. „Soll sich ... [jedoch] professionelle Beratung<br />

von „Alltagsberatung“ abheben, muss sie sich an rationalen Kriterien<br />

ausrichten, d.h. planvoll und kontrolliert geschehen und in ihren einzelnen<br />

Ablaufschritten auf systematisch gewonnenes Wissen gestützt sein.“


(Nestman, Engel & Sickendieck 2004, Band 1, S. 53)<br />

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem professionellen<br />

Beratungsansatz der Ressourcenorientierung, welcher als Oberbegriff für<br />

Systemische, Ericksonsche und Lösungsorientierte Haltungen steht. Für das<br />

Verständnis und Einordnung in den Kontext der verschiedenen fachlichen<br />

Beratungsansätze wird im folgenden die Kenntnis der obigen Haltungen als<br />

auch die Kenntnis der Wirkfaktorenforschung von Psychotherapie bei der<br />

Leserschaft vorausgesetzt. Grundlegend ist ebenfalls die Logik, dass alle<br />

Beratungs- und Therapiegespräche im klassischen Sinne eine Ankurbelung<br />

der Selbsthilfe im Sinne der konstruktivistischen Anstoßung der<br />

Selbstorganisation darstellen. So formuliert Klaus Mücke (2004):<br />

„... denn wer ein Problem hat, der hat die Lösung immer gleich dabei,<br />

selbst wenn er vielleicht davon noch nichts weiß. Und sie können<br />

sicher sein, dass jede Lösung, auf die ihre Kund/inn/en – vielleicht<br />

mit Hilfe Ihrer Anregungen, vielleicht von selbst – kommen, genau<br />

die für sie stimmige und passgenaue ist“. (S. 22)<br />

Im Rahmen dieser Hausarbeit sollen anhand eines „Flussdiagramms der<br />

Beratung“ einzelne Bausteine im praktischen Beratungsprozess näher<br />

erläutert, und an diesen beispielhaft die besondere Beraterhaltung und<br />

Beratungsmethodik des Arbeitsprinzips „ressourcenorientiert“<br />

veranschaulicht werden.<br />

Dieses Arbeitsprinzip stellt die Veränderungskommunikation im Sinne einer<br />

Ressourcen Unterstützung in den Vordergrund und verzichtet weitgehend<br />

auf eine defizitorientierte bzw. störungsspezifische Methodik. Ausgehend<br />

von der Position: „Problem talks creates problems – solution talks creates<br />

solutions“ (Zitat frei nach Steve de Shazer) werden bei der ratsuchenden<br />

Person fortwährend innere Suchprozesse angeregt, welche eine mentale<br />

Verlegung vom Problem-Zustand in den Lösungs-Zustand ermöglichen.<br />

Daher richtet sich der Beratungsfokus konsequent auf Informationen über<br />

vergangene, gegenwärtige und zukünftige Lösungen und auf das Entdecken<br />

zieldienlicher Ressourcen.<br />

Auf den nächsten Seiten soll somit die Frage beantwortet werden:<br />

Wie ist der Transfer in den Lösungs-Zustand durch Induktion von inneren<br />

Suchprozessen praktisch zu bewerkstelligen?<br />

3<br />

Dipl.-Psych. C. Jessen Bausteine im ressourcenorientierten Beratungsprozess<br />

2. Der ressourcenorierentierte Prozess der Beratung<br />

2.1. Prozessbeginn<br />

2. 1.1 Situationsdarlegung / Information über Beratung<br />

Zu Beginn des Beratungsprozesses steht die Klärung der Situation, indem<br />

die ratsuchende Person dazu aufgefordert wird, ihr individuelles Problem zu<br />

beschreiben. In der Art und Weise, wie sie das Problem darstellt, ergeben<br />

sich Hinweise auf bestimmte Konstrukte und Glaubensannahmen. Hierbei<br />

entsteht eine so genannte „Situationslandkarte“.<br />

Um auftauchende Übergeneralisierungen die schon durch die Sprache<br />

gegeben sind (z.B. „es wird immer schlimmer“) aufzuweichen, wird konkret<br />

nach Ausnahmen vom Problem gefragt. Auch kann die Klientin oder der<br />

Klient gebeten werden, eine Skalierung des Problems vorzunehmen. Durch<br />

diesen subjektiv konstruierten Maßstab, auf den man im Beratungsverlauf


wieder zurückkommen wird, können später Veränderungen verankert<br />

werden.<br />

Aus Ressourcensicht besitzt die Klientin oder der Klient die Expertenschaft<br />

über seine Lebenssituation und der <strong>Beraterin</strong> bzw. des Beraters obliegt die<br />

Expertenschaft für die Prozessführung. Die Aufgabe der <strong>Beraterin</strong> oder des<br />

Beraters liegt darin, in dieser Stellung durch Respekt und Aufmerksamkeit<br />

eine Arbeitsbeziehung herzustellen und eine Trennung der Person vom<br />

Problem auch verbal hervorzuheben. Gerade diese Aufhebung verändert das<br />

Problembewusstsein und bewirkt somit eine anderen Strukturierung des<br />

Problems. Weiterhin führt diese Trennung zu einer emotionalen Entlastung<br />

und neuen Perspektive (Draufsicht).<br />

Im Beratungsgespräch werden nun weiter die relevanten Daten gesammelt<br />

allerdings unter Verzicht einer weiteren Problemfokussierung. Entscheidend<br />

ist von Beginn an ein konsequentes pacen. Beim pacen wird das<br />

Bezugssystem der Klientin oder des Klienten aufgegriffen und die beratende<br />

Person steigt gezielt in die Realität, die Welt der Klientin oder des Klienten<br />

ein. Praktisch ist dies durch Angleichung an die verbale wie nonverbale<br />

Kommunikation der ratsuchenden Person realisierbar. Dem pacen folgt das<br />

leaden, d. h. das Machen von Angeboten, die abgestimmt sind auf die Ziele,<br />

das Tempo, die Eigenart der Klientel.<br />

Wichtig ist zudem eine Transparenz über das Vorgehen der Prozessführung<br />

und die Eigenverantwortlichkeit der Klientin oder des Klienten im<br />

Beratungssystem. Daher gehören auch die Aufklärung über die jeweiligen<br />

Rollen und Auftraggeber an den Anfang der Beratung. Richtungweisend ist<br />

hier die Überzeugung von Milton Erickson, dass man in der Therapie/<br />

Beratung niemanden ändert, sondern einen Rahmen bereitstellt in dem<br />

Veränderung passieren kann (Haley, 1973, 2002).<br />

4<br />

Dipl.-Psych. C. Jessen Bausteine im ressourcenorientierten Beratungsprozess<br />

2.1.2 Auftragsklärung<br />

Im nächsten Schritt wird der Teil der ratsuchenden Person gezielt<br />

angesprochen der eigene Verantwortung betont und dabei an ihre<br />

Ressourcen angekoppelt. Es werden die Erwartungen von informativen<br />

Annahmen herausgearbeitet, die den Klienten oder die Klientin in das<br />

Beratungssystem brachten. Im Gegensatz zu anderen professionellen<br />

Beratungsstilen stellt das Erleben der ratsuchenden Person eine wesentliche<br />

Richtschnur für das beraterische Handeln dar. Es wird bewusst auf die<br />

Anwendung mittels von außen herangetragener Interventionsstrategien<br />

verzichtet.<br />

Auch wird auf Diagnosenstellung verzichtet, da diese die „Gefahr des<br />

Etiketts“ beinhalten, da sie immer nur einen Teilaspekt der Persönlichkeit<br />

umschreiben und es sich aus konstruktivistischer Sicht um eine<br />

unzureichende Reduktion von Wirklichkeit handelt. Auch ist eine<br />

störungsspezifische Sicht oftmals hinderlich für das Entdecken dessen was<br />

gut funktioniert. „Die Rede von einer Therapie verwandelt den anderen<br />

notwendig in einen Kranken, der meiner Heilungsaktivitäten bedarf“ (v.<br />

Foerster, 2004, S. 78-79). Dennoch ist es im Umkehrschluss für jede<br />

Psychotherapeutin oder für jeden Psychotherapeuten von Bedeutung alle<br />

empirisch validierten Perspektiven (Störungs-, Beziehungs-, Entwicklungs-


und Ressourcenorientierung) fachlich kompetent einzunehmen zu können.<br />

Aus dem Anliegen der ratsuchenden Person wird im Rahmen dieser<br />

Synchronisationsphase ein erster Kontrakt. Dieser kann im weiteren<br />

Verlauf inhaltlich modifiziert oder in Teilaufträge formuliert werden, was sich<br />

als sehr günstig erwiesen hat, um zwischendurch den schrittweisen Erfolg<br />

benennen zu können (Bamberger, 2001).<br />

Im Vergleich zur einer klassischen Anamnese kann in diesem Kontext eine<br />

Ressourcen-Anamnese stehen, die bereits bewältigte Anforderungen und<br />

Krisen wiedergibt. Sie beruht auf der Annahmen, dass jeder Mensch<br />

bestimmte Ressourcen besitzt und in der Vergangenheit bereits erfolgreiche<br />

Lösungen erzielt hat. Beispielsweise könnte man die ratsuchende Person<br />

auffordern, die eigene Biographie als Erfolgsgeschichte zu erzählen. Auch<br />

können alte eigene oder allgemein typische Lernerfahrungen eruiert werden<br />

und Erfahrungen aus Geschichten zur Anregung weitergegeben werden. Als<br />

günstig hat sich auch der Einsatz von Genogrammen zur Strukturierung von<br />

Beziehungen innerhalb der Familie erwiesen. Dieses Werkzeug kann auch<br />

für ein individuelles oder familiäres Ressourcen-Organigramm zum Einsatz<br />

kommen. Wichtig ist dabei immer zu erfahren: Was ist Ihnen im Leben<br />

gelungen? Wie haben Sie ähnliche Situationen bewältigt?<br />

Eine solche inhaltlich ressourcenaktivierende Beziehungsgestaltung führt<br />

zwangsläufig zur Stärkung der Fähigkeit zum selbstaktiven Handeln. Dabei<br />

wird eine respektvoll neugierige „Interview“-Haltung eingenommen, die<br />

insbesondere die spezifischen Ressourcen betont.<br />

5<br />

Dipl.-Psych. C. Jessen Bausteine im ressourcenorientierten Beratungsprozess<br />

2.1.3 Zielklärung und Zielvision<br />

Im Rahmen der Zielklärung erfolgt eine weitere „Ich-Stärkung“ (im Sinne<br />

des tiefenpsychologischen Models) des Klienten bzw. der Klientin, dabei<br />

bedient sich die lösungsorientierte Beratung unter anderem systemischer<br />

Therome wie z.B. den Konstruktivismus, der Kybernetik 2. Ordnung und der<br />

Zirkularität.<br />

Im Sinne des Konstruktivismus sind Probleme wie auch Lösungen<br />

gedankliche Konstrukte, welche womöglich aus gutem Grund erstellt und<br />

sinnhaft seien können. Alles was konstruiert wurde, kann aber auch<br />

umkonstruiert oder neu konstruiert werden. Im Sinne der Kybernetik 2.<br />

Ordnung sieht man die Beobachterin oder den Beobachter als Teil der<br />

erzeugten Wirklichkeit, des Kontextes, es gibt keine beobachterunabhängige<br />

Wirklichkeit. Demzufolge kann die <strong>Beraterin</strong> oder der <strong>Beraterin</strong> gar nicht<br />

absolut objektiv befähigt sein, zu urteilen, was gut und richtig für die<br />

andere Person ist. Betrachtet man die Zirkularität von Verhalten in sozialen<br />

<strong>Systeme</strong>n, so sind diese oft verbunden mit einer positiven Bedeutung und<br />

Symptome haben oftmals einen Sinn im System (Schlippe & Schweitzer,<br />

2003). Entscheidend ist, dass bereits kleine Veränderungen im System<br />

einen Veränderungsprozess in Gang bringen können und daher zur<br />

Problemlösung verwendet werden sollten. Unter Verwendung dieser drei<br />

systemischen Annahmen konstituiert sich ein Beratungssystem, aus dem<br />

heraus die ratsuchende Person Sicherheit gewinnt und ihre Zielzuversicht<br />

erhöhen kann. Endzweck ist es einen Rahmen zu schaffen indem die Klientin<br />

oder der Klient Mut schöpfen kann, um Lösungsschritte zu unternehmen.


Betrachtet man die Wirksamkeit der Beratung insgesamt, so spielt die<br />

Befähigung der <strong>Beraterin</strong> oder des Beraters zum „angekoppelt pacen und<br />

leaden“ eine wesentliche Rolle. Hiermit ist nur zum Teil die fast<br />

mechanische Strategie: 3x pacen -> 1x leaden gemeint. Durch das bereits<br />

oben beschriebene pacen geht man auf den anderen ein und empfiehlt beim<br />

Leaden eine kleine Variation im Verhalten. Hierzu kann man auch einen<br />

Spannungsbogen nutzen wie beim Yes-set (mindestens dreimal positiv<br />

pacen, wobei die ratsuchende Person jeweils die Aussage der <strong>Beraterin</strong> oder<br />

des Beraters bejaht). Pacing ist nicht nur auf Gefühle beschränkt wie<br />

affektives Zuhören, sondern beinhaltet vielmehr das „in die Schuhe des<br />

anderen schlüpfen“. Ziel ist also eine größtmögliche Synchronisation zum<br />

Verhalten der Klientin bzw. des Klienten einzunehmen, welches nur gelingen<br />

kann, wenn die individuellen Repräsentationssysteme bekannt sind und der<br />

Rapport gehalten werden kann. Zentrales Element für einen förderlichen<br />

Rapport sind zudem explizite und implizite Komplimente, also positive<br />

Konnotationen der <strong>Beraterin</strong> oder des Beraters.<br />

Aus praktischer Sicht ist es wichtig, dass das persönliche Beratungsziel für<br />

die ratsuchende Person erreichbar wird und daher zunächst konkreter<br />

Formulierung bedarf. Es sollte sich bei dieser Formulierung um ein so<br />

genanntes hin-zu-Ziel handeln. Häufig werden jedoch Aussagen eher zu<br />

einem „nicht-mehr-Ziel“ getroffen. Hier sollte der Berater oder die <strong>Beraterin</strong><br />

aktiv eingreifen und die ratsuchende Person auffordern, ein hin-zu-Ziel oder<br />

auch den Beginn von etwas als Zielvision anzugeben. Die Entscheidung für<br />

6<br />

Dipl.-Psych. C. Jessen Bausteine im ressourcenorientierten Beratungsprozess<br />

das persönliche Ziel liegt bei der Klientin bzw. dem Klienten unter Nennung<br />

des individuellen Zeitrahmens der Realisierung (z.B. Können Sie das Ziel für<br />

sich noch einmal konkret benennen?).<br />

Eine besondere Technik, um Zielvorstellungen zu wecken, liegt in den<br />

spezifischen Fragestellungen. So lautet lt. Bamberger (2001, S. 48) die<br />

zentrale Frage, um zu einer Lösungsvision zu kommen: „Was ist, wenn das<br />

Problem nicht ist bzw. wenn das Problem nicht mehr wäre?“ Interessant<br />

ist hier die Formulierung eines „statt dessen“. Auch die bekannte<br />

„Wunderfrage“ – also nach Ausnahmen zu fragen, die noch gar nicht<br />

passiert sind, hat sich als hilfreich erwiesen. Sie leitet sich direkt aus dem<br />

Konstruktivismus ab, da nach subjektiven Wahrheiten gefragt wird. Auch<br />

sollten Unterschiede im eigenen Erleben erfragt und Fragen als Einladung<br />

zum Perspektivenwechsel gestellt werden z.B.: Woran würden andere<br />

Personen merken, dass etwas anders ist? Aufgabe der Frage-Interventionen<br />

ist es, Ressourcenzustände zu ermöglichen. Sie dienen dem gedanklichem<br />

Umzug oder Verlagerung in den Lösungsraum. Dazu gehört auch die Arbeit<br />

mit Vorstellungsräumen (z.B. Gehen Sie in Gedanken so weit in die Zukunft,<br />

dass Sie sehen können, wie es geworden ist oder was ist jenseits des<br />

Monats?). Gemeinsam ist diesen Frageinterventionen, dass durch geleitete<br />

Zielvision eine neue Realität denkbar gemacht und vorbereitet wird (z.B.<br />

Angenommen Sie haben Ihr Ziel bereits erreicht, wie sieht das denn aus?).<br />

Der Berater oder die <strong>Beraterin</strong> sollte immer den Fokus der Aufmerksamkeit<br />

im Blick haben und die ratsuchende Person mit in die beobachtende<br />

Draufsicht als „Supervison“ und Reflexion dessen, was gerade geschieht,


einbeziehen. Dadurch entsteht und wächst das Expertentum der Klientin<br />

oder des Klienten.<br />

Wichtig ist, dass die Klientel die Expertenschaft über das eigene Leben<br />

behält, daher ist alles, was sich für die Gewinnung einer Lösungsperspektive<br />

eignet und von der Klientin oder dem Klienten kommt oder in die Beratung<br />

eingebracht wird, zu utiltisieren (also zu nutzen).<br />

7<br />

Dipl.-Psych. C. Jessen Bausteine im ressourcenorientierten Beratungsprozess<br />

2.2. Prozessmitte<br />

2.2.1 Zieldiskussion<br />

Innerhalb der Zieldiskussion werden die Ambivalenzen, also die Vor- und<br />

Nachteile der Problem- als auch der Zielsituation, erörtert. Dabei bleibt die<br />

<strong>Beraterin</strong> oder der Berater parteiisch für die ratsuchende Person, für die<br />

Lösung jedoch neutral. Alle Seiten und Bedürfnisse sind zu respektieren und<br />

gegenüberzustellen. Auch kann hervorgehoben werden, dass die<br />

Anerkennung des Problems oder der Symptome eine paradoxe Intervention<br />

und somit ein vorläufiger Lösungsversuch darstellen kann.<br />

Hilfreich für den Prozess ist oftmals auch eine skeptische Unterstützung bei<br />

bestehendem Rapport. So kann beispielsweise gefragt werden: Was haben<br />

Sie bisher getan? Dieses jedoch in der Haltung des neugierigen Erkundens,<br />

nicht im konfrontativen Sinne.<br />

Um die Motivation zur Veränderung und das dazugehörige Engagement zu<br />

erhöhen sollte ebenfalls geklärt werden (z.B. Wie stark ist Ihr Entschluss auf<br />

einer Skala von 1-10?, s.u.). Auch sollten Hindernisse offen angesprochen<br />

werden (z.B. Was kann Sie hindern Ihr Ziel zu erreichen?) aber auch was<br />

blockierte bisher eine Lösung?<br />

Als günstig hat sich an dieser Stelle eine Teilearbeit zur<br />

Ambivalenzenklärung erwiesen. Ein Teil von Ihnen oder eine Seite möchte<br />

das und eine andere etwas anderes. Dadurch kann z.B. der Prozess<br />

stagnieren. Wie werden Sie das entscheiden?<br />

2.2.2 Prozessreflektion mit Ressourcenerweckung<br />

Auch in der Prozessmitte stellt sich die Frage: Wie wird aus einer<br />

Betroffenen eine Beteiligte oder aus einem Betroffenen ein Beteiligter?<br />

In einer ressourcenorientierten Beratung wird hierzu intermittierend die<br />

Metaebene genutzt. Durch eine offene Supervision mit der ratsuchenden<br />

Person wird dieser Eigenverantwortung übergeben und der<br />

Beratungsprozess dadurch optimiert (z.B. Ziehen Sie doch mal eine kurze<br />

Zwischenbilanz – wie läuft unsere Arbeit? Was ist für Sie an unserer Arbeit<br />

hier hilfreich? Was sollten wir verändern? Wenn wir so weiter machen,<br />

können Sie dann Ihr Ziel erreichen?). Um Passivität zu minimieren und auf<br />

die Metaebene zu gelangen, könnte man am Anfang oder mitten im Prozess<br />

die Frage stellen: Woran können wir erkennen, dass wir uns nicht mehr zu<br />

treffen brauchen?<br />

Ziel ist es, die ratsuchende Person durch die Beratungshaltung und durch<br />

Rückkopplung auf Ressourcen (Wie haben Sie in diesem oder jenem Kontext<br />

Probleme gelöst?) wiederholt als Akteur für den eigenen Lebensweg zu<br />

gewinnen, sie zum eigenen Handeln und dadurch zu einem Lösungszustand<br />

zu befähigen.<br />

8


Dipl.-Psych. C. Jessen Bausteine im ressourcenorientierten Beratungsprozess<br />

Auch können sich im Beratungsprozess durch gezieltes „Säen“ von Ideen<br />

(seeden im Eriksonschen Sinne) durch die <strong>Beraterin</strong> oder den Berater neue<br />

Lösungsvisionen entwickeln z.B. Geschichten erzählen, Metaphern,<br />

Analogien etc.<br />

2.2.3 Suggestionen<br />

Suggestionen werden in Form von Prognosen, selbsterfüllenden<br />

Prophezeiungen und auch durch Implikationen der Sprache angeboten. Hier<br />

können kleine, wohldosierte Unterschiede im Sprachgebrauch eine große<br />

Wirkung erzielen:<br />

„Mithilfe der beiden Wörter „noch nicht“ kann die Aufmerksamkeit auf<br />

Potenziale, Möglichkeiten und Chancen gerichtet werden:<br />

• Ziele sind noch nicht erreichte Ziele;<br />

• Probleme sind noch nicht gefundene Lösungen;<br />

• Blockaden sind noch nicht überwunden, noch nicht gefundene<br />

Wege oder Strategien;<br />

• Symptome und Beschwerden sind noch nicht verändert;<br />

• Schwächen sind „Noch-nicht-Stärken“;<br />

• Unfähigkeit ist eine „Noch-nicht-Fähigkeit“<br />

• schlechte Eigenschaften sind noch nicht überwunden, noch nicht<br />

verändert zu guten Gewohnheiten (Prior, 2004, S. 46-47)<br />

Von Wert sind auch die Bilder und Sinnsprüche oder Metaphern, welche die<br />

Klientin oder der Klient selbst verwendet. Diese sollten aufgegriffen und auf<br />

ihre Günstigkeit hin überprüft werden (z.B. Was bringt es Ihnen, wenn Sie<br />

das so benennen?). Insbesondere dysfunktionale Glaubensannahmen<br />

sollten im Beratungsprozess aufgezeigt, hinterfragt und aufgeweicht<br />

werden. Es gilt, günstigere Annahmen zusammen mit der ratsuchenden<br />

Person zu entwickeln.<br />

Aus der Ericksonschen Vorgehensweise stammt das therapeutische<br />

Kommunizieren. Es werden gezielt Schwächen zu Stärken umkonnotiert<br />

(reframt), in dem man einen anderen Blickwinkel einnimmt. So kann z.B.<br />

Unpünktlichkeit die Stärke beinhalten, die Zeit völlig ausblenden zu können.<br />

Dabei ist aber der Kontext zu berücksichtigen, wann ist das günstig und<br />

wann nicht? Etwas in einen bestimmten Rahmen stellen und die Flexibilität<br />

es in einem anderen Rahmen anders machen zu können, stellt hierbei eine<br />

wesentliche Erweiterung dar.<br />

9<br />

Dipl.-Psych. C. Jessen Bausteine im ressourcenorientierten Beratungsprozess<br />

2.2.4 Ratifizierung und Skalierung der Schritte<br />

Wie bereits eingangs gesagt, können mittels der Skalierung oder<br />

Ratifizierung Veränderungen, aber auch abstraktere Wirkfaktoren, im<br />

Beratungsprozess messbar gemacht werden. Die Ratifikation fragt daher:<br />

Wie haben Sie sich verändert? und woran machen Sie das fest?, wie sind<br />

wir heute weitergekommen hinsichtlich Ihres Ziels?. Oder auch wie im<br />

Beispiel nach Bamberger (2001):<br />

Angenommen, die Ziffer 1 steht dafür, wie Ihr Leben ausgesehen hat,<br />

als wir uns das erste Mal gesehen haben und die Ziffer 10 dafür, wie<br />

es aussehen sollte am Ende unserer Gespräche. Wo stehen Sie dann<br />

Ihrer Meinung nach heute?“ (S. 152).


Wichtig sind auch die Begleitfaktoren für die reale Zielerreichung. Wie<br />

werden aktuell die Motivation, die Zuversicht und die Einsatzbereitschaft<br />

durch die Klientin oder den Klienten eingeschätzt? Durch die Festlegung auf<br />

völlig subjektive Zahlen wird zum Einen Interesse am Stand der Dinge<br />

gezeigt, andererseits aber auch gezielt Erfolge markiert.<br />

Eine Herausforderung an die Utilisationskompetenz des Beraters oder der<br />

<strong>Beraterin</strong> ist gegeben, wenn die Ziffern gleich bleiben. Hier könnte man<br />

gegebenenfalls darauf verweisen, dass die ratsuchende Person auf jeden<br />

Fall etwas macht. (Wie halten Sie es auf diesem Level? Was ist noch vor<br />

dem nächsten Schritt zu tun? Was brauchen Sie dazu noch?) Oder man<br />

könnte auf das bislang erreichtes Plateau verweisen, welches zunächst<br />

erstmal als Verschnaufpause dient und somit nicht zwangsläufig negativ zu<br />

werten ist. Vielleicht gibt es ja auch Veränderungen im Kleinen, welche noch<br />

nicht in Ihren Konsequenzen der Klientin oder dem Klienten zurückgemeldet<br />

wurden. Auch kann eine Verschnaufpause dazu dienen, um sich zu<br />

sammeln, Bilanz zu ziehen, zu entscheiden wie es weiter geht, sich erst<br />

einmal zu entspannen.<br />

Wesentlich ist, dass man sich gemeinsam auf die Suche nach dem noch<br />

unerkannten Sinn, wieso „alles bleibt wie es ist“ macht (Bamberger, 2004).<br />

10<br />

Dipl.-Psych. C. Jessen Bausteine im ressourcenorientierten Beratungsprozess<br />

2.3. Prozessende<br />

2.3.1 Rückfallprophylaxe<br />

Der Rückfall in ein altes Verhaltensmuster stellt zunächst eine gedankliche<br />

Falle dar, da die ratsuchende Person häufig Rückfallangst hat und die<br />

Gefahr besteht, wieder in eine Problemtrance abzurutschen. Dabei wird mit<br />

dem Begriff „Rückfall“ zumeist eine negativ bewertete, sich wiederholende<br />

körperliche Reaktion oder Fühl-, Verhaltens- und Denkweisen verbunden.<br />

Von diesen Rückfall-Situationen könnte die ratsuchende Person denken,<br />

dass sich diese lieber nicht wiederholen sollten (Simon & Weber, 2004).<br />

Daher ist es wichtig, einen Rückfall vorauszusehen, ihn anzusprechen und<br />

eine Immunisierung zu ermöglichen. (Was mussten Sie tun, dass es dazu<br />

kommt? Was haben andere getan? Was können Sie daraus lernen und<br />

trotzdem weitermachen? Welche Ihrer Fähigkeiten wollen Sie dafür<br />

nutzen?).<br />

An dieser Stelle könnte man mit der ratsuchenden Person auch ein Motto<br />

erfinden. (z.B. Fällt Ihnen ein Motto oder Ausspruch ein für die Situation in<br />

der sie sich jetzt befinden? Wie schafft ein innerer Satz, dass Sie ein Ziel<br />

erreichen? Aber auch: Welcher innere Satz würde das Ziel torpedieren?)<br />

Was mussten Sie machen, das das alte Verhalten wieder auftritt? Es zu<br />

wissen ist gut, dann kann es einen nicht unwillkürlich überfallen.<br />

2.3.2 Schluss (als wichtige Interventionssituation)<br />

Zum Ende werden die vorher ratifizierten Ergebnisse benannt und ein<br />

Rückblick unter Anerkennung des gegangenen Weges vorgenommen. Dabei<br />

kann man sich im Sinne einer professionellen Prozessführung die<br />

Kernpunkte nochmal beschreiben lassen oder eine Einordnung bzw.<br />

Integration in den persönlichen Lebensweg der Klientin oder des Klienten<br />

gemeinsam formulieren. Wichtig ist, dass der Prozess durch gezielte<br />

Frageinterventionen markiert wird (z.B. Wie haben Sie Veränderung


erreicht? Was haben Sie über sich und Ihre Fähigkeiten gelernt?).<br />

Wesentlich ist es auch, den Transfer für zukünftige Probleme anzuregen<br />

(z.B. Wie werden Sie das hier Geleistete übertragen, wenn es wieder etwas<br />

zu lösen gilt?).<br />

Auch bietet sich die gebündelte Aufmerksamkeit am Ende des<br />

Beratungsprozesses an, um mittels einer Geschichte erneut innere<br />

Suchprozesse anzustoßen. Man verwendet hierzu am Besten vieldeutige<br />

Geschichten, da diese noch effektiver die Antennen der eigenen<br />

Suchprozesse (Was ist für mich wichtig?) ansprechen.<br />

11<br />

Dipl.-Psych. C. Jessen Bausteine im ressourcenorientierten Beratungsprozess<br />

3. Anmerkungen<br />

Zum Ende dieser Arbeit möchte ich noch auf ein paar wesentliche Aspekte<br />

des dargestellten Prozesses eingehen. Betrachtet man insgesamt die Fülle<br />

an Tools (Lösungs-Werkzeugen) und theoretischem Unterbau, so gibt die<br />

vorliegende Arbeit durch die Information der einzelnen Bausteine einen<br />

Einblick in die Art des ressourcenorientierten Vorgehens innerhalb der<br />

psychologischen Beratung. Der reale Ablauf einer Beratung erfolgt dabei<br />

nicht über das stringente Abarbeiten von Prozessbeginn, -mitte und –ende,<br />

sondern in der Praxis werden Schleifen innerhalb des Prozess erforderlich.<br />

Diese Schleifen oder auch Rückkopplungsprozesse stellen kein einfaches<br />

Feedback dar, sondern dienen gezielt der Stärkung der individuellen<br />

Handlungsfähigkeit der ratsuchenden Person. Gemeinsam mit ihr wird die<br />

Begleitung reflektiert, um immer wieder Möglichkeiten zu finden, von einer<br />

negativen „Problemhypnose“ in eine positiv erlebte „Lösungstrance“ zu<br />

gelangen.<br />

Die einzelnen Beratungsgespräche sind somit Teile des interaktionellen<br />

Prozessgeschehen zwischen <strong>Beraterin</strong> oder Berater und der Klientel. Da<br />

primär die Sprache zur Schaffung von Wirklichkeiten genutzt wird, sind<br />

metaphorische, narrative und bildhafte Elemente aufgrund des gewünschten<br />

Effektes der Synergie der suggestiven Kommunikationsmuster angezeigt.<br />

Dabei ist es Aufgabe der <strong>Beraterin</strong> oder des Beraters, bei aller<br />

Lösungsorientierung zielneutral aber hinsichtlich des von der Klientel<br />

gefundenen Lösung zielunterstützend zu bleiben, Vertrauen zu haben in die<br />

Entscheidungsfähigkeit sowie in die Veränderungsmöglichkeiten der<br />

ratsuchenden Person. Im Beratungsprozess hilft man ihr (wertschätzend),<br />

sich aller Kompetenzen und Ressourcen zu vergegenwärtigen. Dazu muss<br />

der Klient oder die Klientin in Kontakt gebracht werden mit dem eigenen<br />

Handlungspotential und z.B. an Erfolge und gelöste Probleme in der<br />

Vergangenheit erinnert werden. Auch sollte die <strong>Beraterin</strong> oder der Berater<br />

sich im Prozess gezielt einer gewissen Dramatik bedienen können. Gemeint<br />

ist damit die Fähigkeit, für die jeweiligen Interventionen verbal und<br />

nonverbal eine geeignete Bühne bauen zu können. Wobei man Acht geben<br />

sollte, das rechte Maß bei den Metaphern, den Komplimenten, dem Pacen<br />

etc. zu behalten, um nicht an Authenzität zu verlieren.<br />

In einer ressourcenorientierten Beratung werden auch spezifische<br />

Anforderungen an die Klientin oder den Klienten gestellt, so sollen diese<br />

sich aktiv am Prozess beteiligen und diesen als ihren eigenen erkennen. Ziel<br />

ist es gerade durch die Interventionen eine aktive, arbeitende Rolle


einnehmen zu müssen, um so die Paradoxie der Beratung aufzulösen. Denn<br />

grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass die <strong>Beraterin</strong> oder der Berater<br />

nicht besser weiß, was für die Klientel gut ist. Es gilt die Annahme: Die<br />

Antworten „schlummern“ in der Klientel und müssen nur neu entdeckt<br />

werden. Welches wie bereits beschrieben unter anderem durch die<br />

Anwendung der sokratischen Mäeutik (Hebammenkunst) geschieht.<br />

12<br />

Dipl.-Psych. C. Jessen Bausteine im ressourcenorientierten Beratungsprozess<br />

Anzumerken ist auch, dass der Anwendungskontext für eine<br />

ressourcenorientierte Beratung sich nicht auf so genannte leichte Fälle<br />

begrenzt.<br />

Eine Ressourcenperspektive ignoriert [nämlich] nicht die<br />

Anforderungen und Schwierigkeiten von KlientInnen, die Beratung in<br />

belastenden Konstellationen suchen, aber sie „wendet“ den Blick der<br />

Beteiligten im Beratungsprozess von der Fixierung auf das Problem<br />

und auf die Unzulänglichkeiten beim Klientel und seiner Umgebung<br />

auf deren Stärken und Potenziale (Nestmann et al, 2004, Band 2, S.<br />

731).<br />

Im Gegensatz zu störungsspezifischen und somit defizitorientierten<br />

Strömungen in der Psychologie ist in diesem Kontext grundlegend das<br />

Augenmerk auf die bereits vorhandenen Kompetenzen der Klientel zu<br />

richten. In der Beratung werden daher Probleme nur beschrieben und man<br />

bekommt sie berichtet. Entgegen dem medizinischen Modell der Dysfunktion<br />

und Pathologie wird hier nicht in einem differenzierten diagnostischen<br />

Prozess der Problemanalyse herausgefunden, was verkehrt läuft (im Sinne<br />

eines Symptoms für das eigentliche Problem).<br />

Die lösungsorientierte Beratung vertritt hingegen die Position, dass ein<br />

detailliertes Wissen um Problembedingungsfaktoren erstens nur wenig zur<br />

Lösung beiträgt und zweitens zu einer Aktualisierung der Hilflosigkeit, mit<br />

der die Klientin oder der Klient in die Beratung kam, führt. Die Basis für<br />

positive Veränderungen liegt jedoch in der Zuversicht und daher auch in der<br />

Fähigkeit „den vollen Teil eines halbgefüllten Glases“ nicht zu verlieren.<br />

Betrachtet man die Prozessführung in der ressourcenorientierten Beratung<br />

unter dem Gesichtspunkt der Vermittlung von Zuversicht, so kann sie durch<br />

die eingangs beschriebenen Schleifen den Aufbau einer veränderten<br />

Eigenverantwortlichkeit gewährleisten.<br />

Die Wirkfaktorenforschung von Klaus Grawe unterstützt diese<br />

konstruktivistische Herangehensweise. Selbst kein Konstruktivist kommt er<br />

über die empirische Analyse der traditionellen Therapiemethoden zu 4<br />

Wirkfaktoren, wobei die Ressourcenorientierung das Vorgehen zur<br />

Veränderungshilfe untermauert.<br />

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Dipl.-Psych. C. Jessen Bausteine im ressourcenorientierten Beratungsprozess<br />

4. Literaturverzeichnis<br />

Bamberger, G.G. (2001). Lösungsorientierte Beratung (2. neubearbeitete<br />

Aufl.). Weinheim: Psychologie Verlags Union<br />

Foerster, H. von, (2004). Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners.<br />

Heidelberg: Carl-Auer Verlag<br />

Haley, J. (1973). Die Psychotherapie Milton H. Ericksons (6. Aufl. 2002).


Pfeiffer bei Klett-Cotta<br />

Lang, A. M. (2004, 2005). 6 Handouts innerhalb der Fortbildungsreihe:<br />

„<strong>Ressourcenorientierte</strong> Beratung <strong>DPA</strong>“. (<strong>Institut</strong> <strong>Systeme</strong> Anne M. Lang,<br />

Partner, Milton-Erickson <strong>Institut</strong> – M.E.G. – Bonn, Venusbergweg 48, 53113<br />

Bonn, www.institut-systeme.de)<br />

Mücke, K. (2004). Hilf Dir selbst und werde, was Du bist. Lehr- und<br />

Lernbuch: Systemisches Selbstmanagement. Potsdam: Klaus Mücke<br />

Öko<strong>Systeme</strong> Verlag<br />

Nestmann, F., Engel, F. & Sickendieck, U. Hrsg. (2004). Das Handbuch der<br />

Beratung, Band 1: Disziplinen und Zugänge. Tübingen: dgvt-Verlag<br />

Nestmann, F., Engel, F. & Sickendieck, U. Hrsg. (2004). Das Handbuch der<br />

Beratung, Band 2: Ansätze, Methoden und Felder. Tübingen: dgvt-Verlag<br />

Prior, M. (2002). MiniMax-Interventionen. (5. Aufl. 2004) Heidelberg: Carl-<br />

Auer Verlag<br />

Rauen, C. (2005). Coaching-Tools. Managerseminare Verlag<br />

Schlippe, A. von. & Schwietzer, J. (2003). Lehrbuch der systemischen<br />

Therapie und Beratung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht<br />

Simon, F. B. & Weber, G. (2004). Vom Navigieren beim Driften. Heidelberg:<br />

Carl Auer Verlag<br />

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