Ressourcenorientierte Beraterin DPA - Institut Systeme
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einnehmen zu müssen, um so die Paradoxie der Beratung aufzulösen. Denn<br />
grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass die <strong>Beraterin</strong> oder der Berater<br />
nicht besser weiß, was für die Klientel gut ist. Es gilt die Annahme: Die<br />
Antworten „schlummern“ in der Klientel und müssen nur neu entdeckt<br />
werden. Welches wie bereits beschrieben unter anderem durch die<br />
Anwendung der sokratischen Mäeutik (Hebammenkunst) geschieht.<br />
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Dipl.-Psych. C. Jessen Bausteine im ressourcenorientierten Beratungsprozess<br />
Anzumerken ist auch, dass der Anwendungskontext für eine<br />
ressourcenorientierte Beratung sich nicht auf so genannte leichte Fälle<br />
begrenzt.<br />
Eine Ressourcenperspektive ignoriert [nämlich] nicht die<br />
Anforderungen und Schwierigkeiten von KlientInnen, die Beratung in<br />
belastenden Konstellationen suchen, aber sie „wendet“ den Blick der<br />
Beteiligten im Beratungsprozess von der Fixierung auf das Problem<br />
und auf die Unzulänglichkeiten beim Klientel und seiner Umgebung<br />
auf deren Stärken und Potenziale (Nestmann et al, 2004, Band 2, S.<br />
731).<br />
Im Gegensatz zu störungsspezifischen und somit defizitorientierten<br />
Strömungen in der Psychologie ist in diesem Kontext grundlegend das<br />
Augenmerk auf die bereits vorhandenen Kompetenzen der Klientel zu<br />
richten. In der Beratung werden daher Probleme nur beschrieben und man<br />
bekommt sie berichtet. Entgegen dem medizinischen Modell der Dysfunktion<br />
und Pathologie wird hier nicht in einem differenzierten diagnostischen<br />
Prozess der Problemanalyse herausgefunden, was verkehrt läuft (im Sinne<br />
eines Symptoms für das eigentliche Problem).<br />
Die lösungsorientierte Beratung vertritt hingegen die Position, dass ein<br />
detailliertes Wissen um Problembedingungsfaktoren erstens nur wenig zur<br />
Lösung beiträgt und zweitens zu einer Aktualisierung der Hilflosigkeit, mit<br />
der die Klientin oder der Klient in die Beratung kam, führt. Die Basis für<br />
positive Veränderungen liegt jedoch in der Zuversicht und daher auch in der<br />
Fähigkeit „den vollen Teil eines halbgefüllten Glases“ nicht zu verlieren.<br />
Betrachtet man die Prozessführung in der ressourcenorientierten Beratung<br />
unter dem Gesichtspunkt der Vermittlung von Zuversicht, so kann sie durch<br />
die eingangs beschriebenen Schleifen den Aufbau einer veränderten<br />
Eigenverantwortlichkeit gewährleisten.<br />
Die Wirkfaktorenforschung von Klaus Grawe unterstützt diese<br />
konstruktivistische Herangehensweise. Selbst kein Konstruktivist kommt er<br />
über die empirische Analyse der traditionellen Therapiemethoden zu 4<br />
Wirkfaktoren, wobei die Ressourcenorientierung das Vorgehen zur<br />
Veränderungshilfe untermauert.<br />
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Dipl.-Psych. C. Jessen Bausteine im ressourcenorientierten Beratungsprozess<br />
4. Literaturverzeichnis<br />
Bamberger, G.G. (2001). Lösungsorientierte Beratung (2. neubearbeitete<br />
Aufl.). Weinheim: Psychologie Verlags Union<br />
Foerster, H. von, (2004). Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners.<br />
Heidelberg: Carl-Auer Verlag<br />
Haley, J. (1973). Die Psychotherapie Milton H. Ericksons (6. Aufl. 2002).