Ressourcenorientierte Beraterin DPA - Institut Systeme
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Betrachtet man die Wirksamkeit der Beratung insgesamt, so spielt die<br />
Befähigung der <strong>Beraterin</strong> oder des Beraters zum „angekoppelt pacen und<br />
leaden“ eine wesentliche Rolle. Hiermit ist nur zum Teil die fast<br />
mechanische Strategie: 3x pacen -> 1x leaden gemeint. Durch das bereits<br />
oben beschriebene pacen geht man auf den anderen ein und empfiehlt beim<br />
Leaden eine kleine Variation im Verhalten. Hierzu kann man auch einen<br />
Spannungsbogen nutzen wie beim Yes-set (mindestens dreimal positiv<br />
pacen, wobei die ratsuchende Person jeweils die Aussage der <strong>Beraterin</strong> oder<br />
des Beraters bejaht). Pacing ist nicht nur auf Gefühle beschränkt wie<br />
affektives Zuhören, sondern beinhaltet vielmehr das „in die Schuhe des<br />
anderen schlüpfen“. Ziel ist also eine größtmögliche Synchronisation zum<br />
Verhalten der Klientin bzw. des Klienten einzunehmen, welches nur gelingen<br />
kann, wenn die individuellen Repräsentationssysteme bekannt sind und der<br />
Rapport gehalten werden kann. Zentrales Element für einen förderlichen<br />
Rapport sind zudem explizite und implizite Komplimente, also positive<br />
Konnotationen der <strong>Beraterin</strong> oder des Beraters.<br />
Aus praktischer Sicht ist es wichtig, dass das persönliche Beratungsziel für<br />
die ratsuchende Person erreichbar wird und daher zunächst konkreter<br />
Formulierung bedarf. Es sollte sich bei dieser Formulierung um ein so<br />
genanntes hin-zu-Ziel handeln. Häufig werden jedoch Aussagen eher zu<br />
einem „nicht-mehr-Ziel“ getroffen. Hier sollte der Berater oder die <strong>Beraterin</strong><br />
aktiv eingreifen und die ratsuchende Person auffordern, ein hin-zu-Ziel oder<br />
auch den Beginn von etwas als Zielvision anzugeben. Die Entscheidung für<br />
6<br />
Dipl.-Psych. C. Jessen Bausteine im ressourcenorientierten Beratungsprozess<br />
das persönliche Ziel liegt bei der Klientin bzw. dem Klienten unter Nennung<br />
des individuellen Zeitrahmens der Realisierung (z.B. Können Sie das Ziel für<br />
sich noch einmal konkret benennen?).<br />
Eine besondere Technik, um Zielvorstellungen zu wecken, liegt in den<br />
spezifischen Fragestellungen. So lautet lt. Bamberger (2001, S. 48) die<br />
zentrale Frage, um zu einer Lösungsvision zu kommen: „Was ist, wenn das<br />
Problem nicht ist bzw. wenn das Problem nicht mehr wäre?“ Interessant<br />
ist hier die Formulierung eines „statt dessen“. Auch die bekannte<br />
„Wunderfrage“ – also nach Ausnahmen zu fragen, die noch gar nicht<br />
passiert sind, hat sich als hilfreich erwiesen. Sie leitet sich direkt aus dem<br />
Konstruktivismus ab, da nach subjektiven Wahrheiten gefragt wird. Auch<br />
sollten Unterschiede im eigenen Erleben erfragt und Fragen als Einladung<br />
zum Perspektivenwechsel gestellt werden z.B.: Woran würden andere<br />
Personen merken, dass etwas anders ist? Aufgabe der Frage-Interventionen<br />
ist es, Ressourcenzustände zu ermöglichen. Sie dienen dem gedanklichem<br />
Umzug oder Verlagerung in den Lösungsraum. Dazu gehört auch die Arbeit<br />
mit Vorstellungsräumen (z.B. Gehen Sie in Gedanken so weit in die Zukunft,<br />
dass Sie sehen können, wie es geworden ist oder was ist jenseits des<br />
Monats?). Gemeinsam ist diesen Frageinterventionen, dass durch geleitete<br />
Zielvision eine neue Realität denkbar gemacht und vorbereitet wird (z.B.<br />
Angenommen Sie haben Ihr Ziel bereits erreicht, wie sieht das denn aus?).<br />
Der Berater oder die <strong>Beraterin</strong> sollte immer den Fokus der Aufmerksamkeit<br />
im Blick haben und die ratsuchende Person mit in die beobachtende<br />
Draufsicht als „Supervison“ und Reflexion dessen, was gerade geschieht,