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MITTE<br />
100 JAHRE REVOLUTION<br />
Ralf Wieland über die<br />
Ereignisse 1918/19<br />
und die Gegenwart<br />
SEITE 8<br />
W I S S E N S W E R T E S A U S B E R L I N U N D D E M B E Z I R K M I T T E · A U S G A B E D E Z E M B E R 2 0 1 8<br />
GERECHTIGKEIT<br />
MIT LEBEN FÜLLEN<br />
Foto: Carolin Weinkopf<br />
IN DIESER AUSGABE<br />
BERLIN BLEIBT SPORTSTADT<br />
SPD <strong>Mitte</strong> kämpft für mehr<br />
Kapazitäten im Bezirk<br />
SEITE 2<br />
TEILHABE AM ERFOLG<br />
Mehr Einkommensgerechtigkeit<br />
SEITE 3<br />
CLANKRIMINALITÄT BEKÄMPFEN<br />
Gesetz zur Vermögensabschöpfung<br />
zeigt Wirkung<br />
SEITE 7<br />
Liebe Leserinnen<br />
und Leser!<br />
<strong>2018</strong> war ein erfolgreiches Jahr<br />
für Berlin: Die Investition von<br />
Siemens mit 600 Millionen Euro<br />
bedeutet einen gewaltigen Innovationsschub,<br />
aber auch 60.000<br />
qm sozialen und bezahlbaren<br />
Wohnungsbau. In der Wissenschaft<br />
sind wir Weltspitze, wie<br />
unsere Erfolge bei der Exzellenzstrategie<br />
oder die 660 Millionen<br />
Euro für das Naturkundemuseum<br />
zeigen.<br />
<strong>2018</strong> war auch ein gutes Jahr<br />
für den <strong>Berliner</strong> Haushalt. Wir<br />
möchten das an die <strong>Berliner</strong>innen<br />
und <strong>Berliner</strong> zurückgeben. Die<br />
SPD setzt sich für die Erhöhung<br />
des Landesmindestlohns auf<br />
12,63 € ein, denn jeder sollte<br />
jetzt und auch im Alter von seiner<br />
Arbeit leben können. Auch<br />
Familien möchten wir mit einem<br />
gebührenfreien Hort und der<br />
Abschaffung des Elternbeitrags<br />
beim Essen massiv entlasten.<br />
Besonders am Herzen liegen<br />
uns diejenigen, die täglich mit<br />
ihrer Arbeit, beispielsweise als<br />
Pflegekräfte, dafür sorgen, dass<br />
wir gut leben können. Wir fordern<br />
die Aufwertung und Besserstellung<br />
dieser Berufe. Das Geld<br />
ist gut angelegt: In die Zukunft<br />
unserer Stadt!<br />
Ihr<br />
Michael Müller<br />
Regierender Bürgermeister<br />
Auf ihrem Landesparteitag am 17. November beschloss die SPD Berlin ein Programm, das auf eine grundlegende<br />
Änderung der Verhältnisse zugunsten der Mieter*innen in Ballungszentren zielt<br />
Foto: Adobe Stock · Friedberg<br />
SPD beschließt Boden- und Mietenwende<br />
Grundlegender Maßstab für künftige Wohnungspolitik: Gemeinwohl vor Profitstreben<br />
In den Ballungszentren steigen<br />
die Mieten und die Grundstückspreise<br />
so rasant, dass Menschen<br />
mit niedrigen und mittleren Einkommen<br />
zunehmend aus den<br />
Städten verdrängt werden. Vielerorts<br />
haben auch Gewerbetreibende,<br />
Freiberufler*innen und soziale<br />
Einrichtungen keine Perspektive<br />
mehr für ihre Arbeit.<br />
Dieser Verdrängungsdruck führt<br />
zu einer Atmosphäre der sozialen<br />
Unsicherheit, in der viele Menschen<br />
Angst haben, ihr Zuhause und damit<br />
ihre Heimat zu verlieren. Er hat<br />
außerdem zur Folge, dass die wirtschaftlichen<br />
Unterschiede zwischen<br />
Arm und Reich immer stärker auch<br />
räumlich zementiert werden und<br />
der Spaltung der Gesellschaft so<br />
Vorschub geleistet wird.<br />
Eine Ursache für den Druck auf<br />
dem Wohnungsmarkt sind die Eigentumsverhältnisse.<br />
Der Grund<br />
für diese Entwicklung liegt zum Teil<br />
darin, dass immer mehr Menschen<br />
in die Städte ziehen und die Nachfrage<br />
an nutzbarem Boden dadurch<br />
steigt. Gleichzeitig haben sich<br />
Grund und Boden zu einem weltweit<br />
nachgefragten Anlageobjekt<br />
entwickelt. So wurden ausweislich<br />
des Immobilienmarktberichts für<br />
das Land Berlin allein im vergangenen<br />
Jahr Immobiliengeschäfte im<br />
Wert von 18,2 Milliarden Euro abgewickelt.<br />
Grundstücke werden zunehmend<br />
gehandelt wie Gold oder Aktien.<br />
Das führt zu spekulativen Überhöhungen<br />
der Baulandpreise. Und<br />
es führt dazu, dass sowohl Neubauvorhaben<br />
als auch der Altbestand<br />
allzu oft nicht zur Versorgung der<br />
breiten Bevölkerung mit Wohnraum<br />
genutzt wird, sondern auf<br />
Luxus oder Gewerbeprojekte ausgerichtet<br />
ist, die die exorbitanten<br />
Renditeerwartungen von Finanzinvestoren<br />
befriedigen können.<br />
Verfügbare Instrumente<br />
mit begrenzter Wirkung<br />
Die derzeit verfügbaren Instrumente<br />
sind in ihrer Wirkung begrenzt.<br />
Ob durch Ausweisung immer<br />
neuer Milieuschutzgebiete, eine<br />
Straffung des Zweckentfremdungsverbots<br />
oder Stärkung der Sozialbindung:<br />
Das vielfältige Engagement<br />
unserer Behörden, Stadträtinnen<br />
und Stadträte sowie unserer<br />
Abgeordneten zum Schutz der <strong>Berliner</strong>*einnen<br />
vor Verdrängung gleicht<br />
einem Kampf gegen Windmühlen.<br />
So wurden 16.548 Mietwohnungen<br />
im Jahr 2017 – überwiegend außerhalb<br />
von Milieuschutzgebieten – in<br />
Eigentumswohnungen umgewandelt.<br />
Um dieser Entwicklung spürbar<br />
entgegenzuwirken, bedarf es<br />
einer grundlegenden Reform der<br />
Bodenpolitik sowie des Bau- und<br />
Mietrechts. An dieser Reform arbeiten<br />
wir in der SPD Berlin.<br />
GEMEINWOHL STATT PROFIT!<br />
SPD <strong>Mitte</strong> stellt sich gegen<br />
Projekt am Checkpoint Charlie<br />
SEITE 7<br />
EX-DIESTERWEG-GYMNASIUM<br />
Nutzungskonflikte in der<br />
wachsenden Stadt nehmen zu<br />
SEITE 8<br />
Viel zu oft geht es den Investor*innen<br />
nur darum, eine leistungslos<br />
eingetretene, spekulative Wertsteigerung<br />
zu realisieren. Wir werden<br />
hier gemeinsam als SPD Berlin<br />
eine wirksame Schranke einziehen.<br />
Denn: Es gibt kein Recht auf<br />
Gewinne durch den Handel mit<br />
Boden!<br />
Grundlegende Reform<br />
der Bodenpolitik sowie<br />
des Bau- und Mietrechts<br />
IST Überfällig<br />
Wir setzen uns dafür ein, dass<br />
Bund, Länder und Kommunen umfassend<br />
Boden erwerben und bevorraten.<br />
Dieser soll in den Dienst einer<br />
langfristig ausgerichteten Bodenentwicklungspolitik<br />
gestellt werden.<br />
Kaufen wir uns das Land zurück!<br />
Weitergehende Maßnahmen<br />
auf Seite 2<br />
Erika-Heß-Preis <strong>2018</strong> verliehen<br />
Ongoing Project mit wichtigem Gleichstellungspreis ausgezeichnet<br />
Die Arbeit von morgen<br />
SPD-Themenwoche: Wie wollen wir zukünftig arbeiten?<br />
Sie galt vielen als die Mutter des<br />
Weddings: Erika Heß. Von 1981<br />
bis 1986 war sie Bezirksbürgermeisterin.<br />
An diese tolle Frau und<br />
die wichtige Arbeit von Frauen und<br />
Mädchen für unsere Gesellschaft<br />
will der Erika-Heß-Preis der SPD<br />
<strong>Mitte</strong> erinnern.<br />
In diesem Jahr wurden damit die<br />
Mädchen des Rap-Projekts Ongoing<br />
Project in Kooperation mit MÄDEA<br />
Stiftung SPI sowie den Rapperinnen<br />
SISTER FA und Ebow und dem<br />
Frauenbeirat Berlin-<strong>Mitte</strong> ausgezeichnet.<br />
1.000 Euro erhielten sie<br />
und ihre Mitstreiterinnen, weil sie<br />
nicht nur einen einzigartigen Rap-<br />
Song komponierten, sondern gleich<br />
Mit dabei: Caren Marks (6.v.l.), Parlamentarische Staatsekretärin im BMFSFJ<br />
ein ganzes Open-Air-Studio gemeinsam<br />
mit Tischlerinnen bauten.<br />
Drei Wochen lang, mitten im öffentlichen<br />
Raum, gab es dort Workshops,<br />
Gespräche, gemeinsames Kochen<br />
und Debattieren. Und immer im<br />
Zentrum stand die Frage: Wie leben<br />
und arbeiten Frauen in unserem<br />
Bezirk? Ist das immer gerecht? Wie<br />
wird Arbeit verteilt? So kamen nicht<br />
nur die Mädchen ins Nachdenken,<br />
sondern auch die vielen Besucherinnen<br />
und Besucher des Projekts. Der<br />
Song schafft es sogar, darüber hinaus<br />
in den Köpfen der Zuhörerinnen<br />
und Zuhörer zu wirken.<br />
Egal, ob im Schichtdienst am<br />
Fließband, in der Pflege am Krankenbett<br />
oder beim Arbeiten in der<br />
Cloud: Wir wollen, dass alle die<br />
Chance haben, in der Arbeitswelt<br />
und der Gesellschaft gleichberechtigt<br />
teilzuhaben.<br />
Doch unsere Arbeitswelt ist sich<br />
im Umbruch: Digitalisierung, Automatisierung,<br />
demografischer Wandel<br />
und Fachkräftemangel werden<br />
die Arbeitswelt von morgen verändern.<br />
Wie können trotz veränderter<br />
Rahmenbedingungen und Anforderungen<br />
die Rechte von Arbeiternehmer*innen<br />
gesichert werden? Wie<br />
sehen die Arbeitsmodelle der Zukunft<br />
aus und was bedeutet die Digi-<br />
talisierung für Arbeitnehmer*innen?<br />
GEMEINSAM die<br />
ZUKUNFT ENTwiCKELN<br />
Im Rahmen einer Themenwoche<br />
lud die SPD Berlin-<strong>Mitte</strong> dazu ein,<br />
über diese Fragen zu diskutieren.<br />
Denn: Wir stehen zwar vor großen<br />
Herausforderungen, die darüber entscheiden,<br />
wie sich unser Wohlstand,<br />
die Chancengleichheit und soziale<br />
Sicherheit entwickeln werden. Wir<br />
wollen diese Herausforderungen<br />
aber als Chance begreifen und an<br />
Perspektiven arbeiten.<br />
Fortsetzung auf Seite 7
2<br />
MITTE<br />
PARTEI DER MIETER*INNEN<br />
Baustadtrat Gothe geht voran<br />
Staatliches Vorkaufsrecht: <strong>Mitte</strong> schließt sich mit anderen Bezirken zusammen<br />
Liebe Leserinnen<br />
und Leser!<br />
Explodierende Mieten, teure<br />
Luxussanierungen, exzessive<br />
Immobilienspekulationen – damit<br />
muss Schluss sein. Dafür<br />
setzt sich die SPD ein. Im Bund<br />
verschärfen wir die Mietpreisbremse<br />
und begrenzen Luxussanierungen.<br />
Auf dem Landesparteitag<br />
haben wir eine grundlegende<br />
Reform der Bodenpolitik<br />
beschlossen und klargestellt:<br />
Boden und Immobilien sind<br />
keine Spekulationsobjekte. Der<br />
Staat soll wieder mehr Boden<br />
kaufen, um dort günstigen Wohnraum<br />
zu schaffen. Auf Bezirksebene<br />
haben wir weitere Wohngebiete<br />
unter Milieuschutz gestellt.<br />
Auf Bundes-, Landes- und<br />
Bezirksebene setzen wir uns für<br />
mehr bezahlbaren Wohnraum<br />
ein. Die SPD ist die Partei der<br />
Mieter*innen.<br />
Ihre<br />
Eva Högl<br />
Vorsitzende der SPD <strong>Mitte</strong><br />
Die SPD <strong>Mitte</strong> bekennt sich zu<br />
den von der rot-rot-grünen Regierungskoalition<br />
festgeschriebenen<br />
Zielen: Mieter*innen sollen vor<br />
Immobilienspekulation, Luxussanierung<br />
und Umwandlung von<br />
Miet- in Eigentumswohnungen<br />
geschützt werden.<br />
Ephraim Gothe, der für den Bezirk<br />
<strong>Mitte</strong> zuständige Stadtrat für<br />
Stadtentwicklung, hat daher in den<br />
letzten Monaten zahlreiche neue<br />
Milieuschutzgebiete festgesetzt. Ob<br />
im Gebiet um den Weddinger Leopoldplatz,<br />
die Kattegatstraße im<br />
Gesundbrunnen oder zwischen der<br />
Moabiter Paul- und Thomasiusstraße:<br />
Im Bezirk stieg deren Anzahl<br />
auf zehn. Etwa 40 % der Menschen<br />
profitieren nun von der Regulierung<br />
innerhalb dieser Gebiete. Neben<br />
dem Verbot, Miet- in Eigentumswohnungen<br />
umzuwandeln, ist es<br />
insbesondere das gesetzliche Vorkaufsrecht,<br />
das zugunsten der Mieter*innen<br />
wirkt. Liegen die Voraussetzungen<br />
vor, so übt der Bezirk<br />
dieses Recht zu Gunsten eines<br />
Dritten aus, meist einer landeseigenen<br />
Wohnungsbaugesellschaft.<br />
Allianz gegen<br />
steigende Mieten<br />
Gothe selbst gab einmal das Ziel<br />
aus, die so genannte <strong>Berliner</strong> Mischung<br />
der Kieze erhalten zu wollen.<br />
So übte Dank ihm der Bezirk<br />
im Februar dieses Jahres erstmals<br />
das Vorkaufsrecht aus und erwarb<br />
Als Stadtrat für Stadtentwicklung und Soziales arbeitet Gothe sowohl für bezahlbare Mieten als auch ein lebenswertes<br />
öffentliches Umfeld für alle – hier im Weddinger Volkspark Rehberge<br />
Foto: Schulz/Schulze<br />
15 Wohnungen in der Rathenower<br />
Straße 50. Zahlreiche Adressen<br />
folgten. Doch damit nicht genug.<br />
Nun hat der umtriebige Stadtrat<br />
gemeinsam mit den Bezirken Neukölln,<br />
Friedrichshain-Kreuzberg,<br />
Pankow und Tempelhof-Schöneberg<br />
einen Arbeitskreises Vorkaufsrecht<br />
gegründet. Die beteiligten Bezirkspolitiker*innen<br />
wollen damit<br />
ein schnelleres, abgestimmtes Zusammenwirken<br />
mit dem Senat und<br />
den landeseigenen Wohnungsgesellschaften<br />
erreichen. Zudem soll<br />
der Senat einen Fonds einrichten,<br />
der eine direkte Ausübung des Vorkaufsrechtes<br />
durch das Land Berlin<br />
ermöglicht. Damit solle, so Gothe,<br />
ein deutliches Zeichen an die Immobilienwirtschaft<br />
gesendet werden:<br />
„Die ganze Immobilienszene ist<br />
gewarnt, wenn wir zeigen, dass wir<br />
noch schlagkräftiger aufgestellt<br />
sind. Investoren müssen dann beim<br />
Häuserkauf fast immer mit einer<br />
Anwendung des Vorkaufrechts rechnen.“<br />
Über diesen Weg könnten die<br />
Kaufpreise langfristig sinken.<br />
Hintergrund: In der Vergangenheit<br />
erreichten die Kaufpreise ein-<br />
zelner Häuser eine Höhe, die deutlich<br />
oberhalb der Bewirtschaftungsgrenze<br />
der Wohnungsgesellschaften<br />
lag. Die können zwar einen<br />
Zuschuss beantragen. Überschreitet<br />
dieser zehn Prozent, ist ein kompliziertes<br />
Verfahren nötig. Das Vorkaufsrecht<br />
muss aber innerhalb von<br />
zwei Monaten ausgeübt werden.<br />
Redaktion/ms<br />
Weitere Informationen<br />
und Mieterberatung unter<br />
www.berlin.de/ba-mitte<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Stadtblatt</strong><br />
Wissenswertes aus Berlin und den Bezirken<br />
(Seiten 3, 4, 5, 6)<br />
Herausgeber:<br />
SPD Landesverband Berlin<br />
Landesgeschäftsführerin Anett Seltz (V.i.S.d.P.),<br />
Müllerstr. 163, 13353 Berlin<br />
Redaktion der Landesseiten:<br />
Christina Bauermeister, Birte Huizing,<br />
Alexander Kulpok, Gunter Lange,<br />
Ulrich Rosenbaum, Ulrich Schulte-Döinghaus<br />
Bezirksseiten <strong>Mitte</strong><br />
(Seiten 1, 2, 7, 8)<br />
Herausgeber:<br />
SPD <strong>Mitte</strong><br />
Kreisvorsitzende Eva Högl (V.i.S.d.P.)<br />
Müllerstraße 163, 13353 Berlin<br />
Redaktion der Bezirksseiten:<br />
Mathias Schulz, Josefine Steffen,<br />
Moritz Fessler, Frank Boermann,<br />
Nike Marquardt<br />
Rätselerstellung: Ulrich Schulte Döinghaus<br />
Grafik: Hans Kegel<br />
Druck: BVZ <strong>Berliner</strong> Zeitungsdruck GmbH<br />
Schillerpark in grün!<br />
SPD-Fraktion kämpft für geordnete Parknutzung<br />
Der Schillerpark im Weddinger<br />
Norden ist ein Kleinod. Die Anwohner*innen<br />
genießen es Sommer<br />
wie Winter, dort mit ihren<br />
Kindern zu spielen, den Hund<br />
auszuführen oder eine Runde<br />
laufen zu gehen.<br />
Doch nicht alle gehen sorgsam<br />
mit diesem Flecken Erde um. Auch<br />
die schiere Zahl an Nutzern bringt<br />
den Park ans Limit. Die SPD-Fraktion<br />
<strong>Mitte</strong> setzt sich seit Jahren für<br />
die Verbesserung der Situation ein.<br />
So sollen insbesondere im Sommer<br />
mehr Abfallbehälter mit Deckeln<br />
aufgestellt werden. Es wird darüber<br />
debattiert, ob die BSR zur Reinigung<br />
des ganzen Parks herangezogen und<br />
eine mobile Toilette in der Nähe der<br />
Plansche aufgestellt werden kann.<br />
Bisher wird das leider von Bündnis<br />
90/Die Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung<br />
abgelehnt.<br />
Die Wege müssen auf für Ältere<br />
oder mit Kinderwagen leichter begeh-<br />
und befahrbar sein, und eine<br />
bessere Beleuchtung würde für ein<br />
stärkeres Sicherheitsgefühl sorgen.<br />
Die SPD-Fraktion kämpft für diese<br />
einzigartige Parkanlage, die immerhin<br />
eine der ersten in Berlin ist, die<br />
für Spiel, Spaß und Sport errichtet<br />
wurde.<br />
Redaktion/js<br />
Berlin bleibt Sportstadt!<br />
SPD <strong>Mitte</strong> arbeitet für mehr Kapazitäten im Bezirk<br />
Der Bezirk <strong>Mitte</strong> wird vermessen.<br />
Aber nicht auf Quadratmeter,<br />
sondern nach den Bedürfnissen<br />
der Sportler*innen. Welche Sportstätten<br />
braucht es zusätzlich,<br />
welche müssen überholt werden?<br />
Einiges muss bedacht werden:<br />
Denkmalschutz oder Befahrbarkeit<br />
durch Rollstuhlfahrer*innen. Für<br />
die Umsetzung braucht es Personal.<br />
Hier machen sich die Kürzungen<br />
der letzten Jahrzehnte bemerkbar.<br />
Sportvereine bekommen dies oft<br />
zu spüren, ihnen fehlen verlässliche<br />
Ansprechpartner*innen. Dank der<br />
verbesserten Haushaltslage steuern<br />
wir dem entgegen.<br />
Im Bereich Schwimmen tut sich<br />
Neues: So werden ungedeckte Bäder<br />
wie im Kombi-Bad Seestraße<br />
wohl mit Tragluftgebäuden überbaut,<br />
was mehr Kapazitäten schafft.<br />
Das Schwimmbad Plötzensee sucht<br />
einen Pächter: Die <strong>Berliner</strong> Wasserratten<br />
haben sich beworben.<br />
Für die SPD in <strong>Mitte</strong> ist klar:<br />
Sport verbindet Menschen, egal welchen<br />
Alters und welcher Herkunft.<br />
Er vermittelt Werte, formt den Charakter.<br />
Deshalb bohren wir immer<br />
wieder nach und bringen die Forderungen<br />
des Bezirkssports auch auf<br />
Landesebene lautstark ein.<br />
Redaktion/js<br />
Klare Haltung der SPD in Berlin: Wohnen ist ein Grundrecht<br />
Die Zeit ist gekommen, die Kontrolle zurückgewinnen und Mieter*innen umfassend zu schützen<br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
Die SPD setzt sich für eine Mietpreisbremse<br />
ohne Ausnahmen ein<br />
und strebt die Einführung von Mietpreisobergrenzen<br />
an. Solange die<br />
Modernisierungsumlage angewendet<br />
werden darf, soll diese enden,<br />
wenn sich die Investitionen refinanziert<br />
haben. Wohnungsunternehmen<br />
mit als 100 Wohneinheiten<br />
sollen obligatorische, paritätisch<br />
besetzte Mieter*innenräte zur<br />
Beteiligung an Unternehmensentscheidungen<br />
durchsetzen.<br />
Was wir brauchen, ist mehr bezahlbarer<br />
und qualitätsvoller Wohnraum<br />
durch Neubau und Nach-<br />
Streiten für Veränderung: Mathias Schulz (links) und Kilian Wegner auf<br />
Parteitagen der <strong>Berliner</strong> SPD<br />
Fotos: Schulz/Schulze<br />
verdichtung. Wir wollen genossenschaftliche<br />
und andere nicht-profitorientierte<br />
Bauvorhaben fördern,<br />
indem wir eine neue Wohnungsgemeinnützigkeit<br />
einführen und<br />
diese mit staatlichen <strong>Mitte</strong>ln sowie<br />
einer Bevorzugung bei der Grundstücksvergabe<br />
verbinden.<br />
Die SPD Berlin will die staatlichen<br />
Wohnungsbaugesellschaften<br />
mit den personellen und finanziellen<br />
Ressourcen ausstatten, die sie in<br />
die Lage versetzen, vermehrt selbst<br />
zu bauen. Zudem werden eine Sozialbauquote<br />
von 50 % und die unbefristete<br />
Bindung von Sozialwohnungen<br />
angestrebt.<br />
Leistungslose Gewinne, die durch<br />
das Vor(ent)halten von baureifem<br />
Land erzielt werden, sind besonders<br />
bedenklich. Wir wollen eine Steuer,<br />
die leistungslosen Gewinn abschöpft<br />
und Eigentümer baureifen<br />
Landes dazu anhält, ihr Baurecht zu<br />
nutzen und das Land nicht jahrelang<br />
unbebaut zu lassen.<br />
Wir wollen zudem eine Wiederveräußerungssperre<br />
beim Immobilienkauf<br />
und werden konsequent<br />
gegen spekulativen Leerstand vorgehen.<br />
Mathias Schulz,<br />
stellvertretender Kreisvorsitzender<br />
der SPD Berlin-<strong>Mitte</strong><br />
Kilian Wegner,<br />
Arbeitskreis Soziale Stadt<br />
der SPD Berlin-<strong>Mitte</strong>
THEMA 3<br />
Eine Erhöhung des Landesmindestlohnes auf 12,63 Euro. Dieser<br />
Betrag ist nach Berechnungen des Bundesarbeitsministeriums nötig,<br />
um später eine armutsfeste Rente zu erhalten. Auf Beschluss der SPD<br />
soll das Land Berlin wird spätestens ab 2021 dieses Niveau erreichen.<br />
Gleiches gilt für private Dienstleister, die im Auftrag des Landes tätig<br />
sind. Zurzeit gilt in Berlin ein Mindestentgelt von neun Euro.<br />
Eine monatliche Zulage von 150 Euro für die Beschäftigten des<br />
öffentlichen Dienstes des Landes Berlin. Diese käme vor allem den<br />
unteren Einkommensgruppen zugute. Damit bekommen die Beschäftigten<br />
etwas von dem zurück, was sie durch Einkommensverzichte in der<br />
Vergangenheit eingebüßt haben, damit Berlin seine Finanzen konsolidieren<br />
konnte.<br />
Fotos: Adobe Stock | RubberHorse · Sulamith Sallmann · silverkblack<br />
Die vollständige Tarifbindung aller Landesunternehmen, Beteiligungen,<br />
inklusive aller Konzerntöchter. Zukünftig werden sämtliche<br />
landeseigenen Unternehmen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach<br />
Tarif beschäftigen. Gemeinsam mit den Gewerkschaften wird ein Tarif<br />
auf dem jeweils vergleichbaren Bundesniveau angestrebt. Dies gilt auch<br />
für alle Unternehmensbeteiligungen des Landes.<br />
Urbane Sicherheit.<br />
Mehr Gerechtigkeit.<br />
Die <strong>Berliner</strong> SPD hat auf ihrem Landesparteitag am<br />
17. November wichtige Beschlüsse für die Zukunft Berlins<br />
gefasst. Hier ein Überblick über das, was die SPD in den<br />
Bereichen Einkommensgerechtigkeit, bezahlbare Mieten<br />
sowie innere und soziale Sicherheit erreichen möchte.<br />
Berlin wird im kommenden Jahr ein Modellprojekt zum Solidarischen<br />
Grundeinkommen als Alternative zum bisherigen Bezug von Arbeitslosengeld<br />
II starten. Damit schafft die <strong>Berliner</strong> SPD soziale Sicherheit<br />
durch fair bezahlte Arbeit für zusätzliche Tätigkeiten in stadtgesellschaftlich<br />
relevanten Bereichen wie einem Begleitservice für Menschen mit<br />
Handicap, Integrationslotsen oder die Unterstützung älterer Menschen<br />
im Haushalt.<br />
Ein günstigerer ÖPNV soll die <strong>Berliner</strong>innen und <strong>Berliner</strong> bei den<br />
Fahrpreisen entlasten. Der Senat hat bereits den Preis des Schülertickets<br />
gesenkt. Die <strong>Berliner</strong> SPD will auch das Jobticket günstiger machen.<br />
Weitere Schritte werden folgen.<br />
Keine Privatisierung von öffentlichen Aufgaben: Die Auslagerung von<br />
öffentlichen Aufgaben an private Unternehmen hat sich als Irrweg<br />
herausgestellt. Ausgründungen mit dem Ziel einer schlechteren Bezahlung<br />
der Beschäftigten wird es künftig nicht mehr geben, bestehende<br />
Ausgründungen werden rückgängig gemacht.<br />
Eine Stärkung der Mietpreisbremse durch eine obligatorische Offenlegung<br />
der Vormiete, damit überhöhte Mieten gar nicht erst erhoben<br />
werden können.<br />
Die Einführung einer Grundsteuer, die leistungslosen Gewinn abschöpft<br />
und dazu beiträgt, dass Eigentümer baureifen Landes ihr Baurecht<br />
schnell nutzen und das Land nicht jahrelang unbebaut lassen.<br />
Eine Verbesserung der Alltagssicherheit der <strong>Berliner</strong>innen und <strong>Berliner</strong><br />
durch eine starke <strong>Berliner</strong> Polizei und bezirkliche Ordnungsämter.<br />
800 zusätzliche Polizei-Stellen werden geschaffen und die technische<br />
Infrastruktur und persönliche Ausrüstung auf den neuesten Stand<br />
gebracht.<br />
Der Einsatz von Videoüberwachung an ausgewählten kriminalitätsbelasteten<br />
Orten. Eine flächendeckende Überwachung lehnt die <strong>Berliner</strong><br />
SPD ab – ebenso wie eine automatische Gesichtserkennungs- und<br />
Trackingsoftware.<br />
Eine bessere Personalausstattung im Justizvollzug, um eine schnellere<br />
Bearbeitung von Straftaten zu ermöglichen.<br />
Eine landesweit abgestimmte Strategie gegen Kriminalität und Bedrohung<br />
durch Gewalt sowie bessere Möglichkeiten des Austausches<br />
von Wissen und Daten, um organisierte Kriminalität einzudämmen.<br />
Ein gebührenfreier Hortbesuch für alle Klassenstufen sowie die<br />
Abschaffung des Elternbeitrags beim Kita- und Schulessen. Damit<br />
setzt die <strong>Berliner</strong> SPD ihren Weg hin zu einer vollständigen Gebührenfreiheit<br />
in der Bildung fort. Bereits seit diesem Schuljahr zahlen Eltern<br />
von Grundschulkindern kein Geld mehr für Schulbücher.<br />
Ein umfassendes Programm zur Bekämpfung von Kinderarmut –<br />
von den „Frühen Hilfen“ rund um die Geburt, den Stadtteilmüttern, dem<br />
flächendeckenden Kita-Angebot, verlässlichen Ganztagsschulen, Schulsozialarbeit,<br />
freier Jugendarbeit bis hin zu Jugendberufsagenturen und<br />
Familienbildung.<br />
Eine finanzielle Stärkung des Programms gegen Gewalt an Schulen,<br />
um Gewaltprävention, Demokratiepädagogik und die Beteiligung von<br />
Schülerinnen und Schülern sowie Eltern zu stärken.<br />
Auf Bundesebene setzt sich die <strong>Berliner</strong> SPD für die Einführung einer<br />
Kindergrundsicherung ein. Das Kindergeld darf nicht länger auf die<br />
Sozialleistungen angerechnet werden.
4<br />
BERLIN<br />
„Innovationsmotor unserer Stadt“<br />
Es ist die größte Einzelinvestition<br />
eines Industrieunternehmens nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg: Ende<br />
Oktober gab Siemens bekannt,<br />
600 Millionen Euro in einen Innovations-<br />
und Zukunftscampus für<br />
Forschung, Wissenschaft und<br />
Wohnen in Berlin zu investieren.<br />
Das <strong>Berliner</strong> <strong>Stadtblatt</strong> sprach<br />
darüber mit dem Regierenden<br />
Bürgermeister Michael Müller<br />
(SPD).<br />
Herr Müller, kurz nach der Entscheidung<br />
von Siemens sagten Sie:<br />
„Das ist ein sehr guter Tag für Berlin!“<br />
Was bedeutet die Siemens-Investition<br />
konkret für die <strong>Berliner</strong>innen<br />
und <strong>Berliner</strong>?<br />
Hinter dieser Entscheidung steckt<br />
ein Zukunftspaket, das die industrielle<br />
Revolution 4.0 in Berlin ein<br />
ganzes Stück vorantreiben wird.<br />
Damit werden die Grundlagen dafür<br />
gelegt, dass sich die traditionsreiche<br />
Siemensstadt zu einem<br />
Hotspot für innovative Ideen und<br />
Hochtechnologie entwickeln kann.<br />
Und mit der Öffnung des bislang für<br />
die Öffentlichkeit geschlossenen<br />
Industrieareals werden die Voraussetzungen<br />
dafür geschaffen, dass<br />
davon nicht nur Siemens profitiert,<br />
sondern der Stadtteil als Ganzes,<br />
und das heißt: auch die Menschen.<br />
Dazu gehört natürlich auch die Prämisse,<br />
dass Menschen durch die<br />
Aufwertung von Arealen nicht verdrängt<br />
werden dürfen. Deshalb<br />
haben wir verhandelt, dass 200.000<br />
Quadratmeter für Wohnraum geschaffen<br />
werden und das mit der<br />
bewährten <strong>Berliner</strong> Mischung, die<br />
auch Menschen mit niedrigeren<br />
Einkommen zugute kommt.<br />
Wird Berlin damit endgültig zur<br />
Digital-Hauptstadt der Zukunft?<br />
Das ist eine konsequente Investition<br />
in Forschung und Entwicklung,<br />
den Innovationsmotor unserer<br />
Stadt. Mein Anspruch ist, der Digitalisierung<br />
nicht zu unterliegen, ihr<br />
nicht hinterherzurennen, sondern<br />
diesen Prozess aktiv zu gestalten.<br />
Und das gelingt uns hervorragend<br />
in Forschung und Wissenschaft.<br />
Gut eine viertel Million Menschen<br />
aus aller Welt lehren, forschen, arbeiten<br />
und studieren hier in unserer<br />
Stadt. Die Zahlen der Studierenden<br />
ist stetig gestiegen, dieses Jahr bereits<br />
wieder um gut 7.000, auf einen<br />
neuen Rekordwert von insgesamt<br />
195.000. Sieben bewilligte Exzellenz-Cluster<br />
sprechen dafür, dass<br />
dieser Attraktivitätsschub auf einer<br />
soliden Grundlage steht. Wir sind<br />
die Startup-Hauptstadt. Das musste<br />
nach der missverständlichen Studie,<br />
die vor zwei Wochen durch die<br />
Presse geisterte, ja korrigiert werden.<br />
Welche Rolle spielte das große<br />
Flächenpotenzial in der Siemensstadt<br />
bei der Entscheidung?<br />
Durch die enge Zusammenarbeit<br />
des Landes Berlin mit Siemens erhält<br />
das ganze Areal eine großartige<br />
Entwicklungsperspektive, die öffentliche<br />
Daseinsvorsorge mit innova-<br />
Michael Müller Foto: Carolin Weinkopf<br />
tiver Wirtschaftsentwicklung verbindet.<br />
Industrie, Handel, Gastronomie,<br />
soziale und Verkehrsinfrastruktur<br />
und Wohnen werden sich<br />
auf dem Entwicklungsareal verbinden.<br />
In diesem Zusammenspiel<br />
liegt der Erfolg einer integrierten<br />
Stadtentwicklung, die sich der<br />
Senat schon seit vielen Jahren auf<br />
die Fahne geschrieben hat und in<br />
konkrete Stadtpolitik umsetzt.<br />
Trotz aller Euphorie: Viele Menschen<br />
haben Angst, mit der Digitalisierung<br />
nicht Schritt zu halten.<br />
Was entgegnen Sie diesen Menschen?<br />
Wir nehmen diese Sorgen sehr<br />
ernst. Bei der sogenannten vierten<br />
Industriellen Revolution geht es<br />
darum, die Zukunft digital und sozial<br />
zu entwickeln. Eine Gesellschaft<br />
und Wirtschaft ständig an<br />
den technischen Fortschritt anzupassen,<br />
kostet Kraft und natürlich<br />
auch finanzielle Ressourcen.<br />
Deutschland ist aber auf diese permanente<br />
Anpassung angewiesen.<br />
Gute, gebührenfreie Bildung und<br />
die Sicherung des sozialen Friedens<br />
müssen wir uns leisten, um den<br />
Wohlstand unseres Landes zu<br />
sichern. Berlin ist da ganz vorne.<br />
Dazu müssen wir im großen Rahmen<br />
investieren: in Wissenschaft<br />
und Forschung, Bildung, soziale<br />
Gerechtigkeit und in ein neues<br />
Sozialsystem. Die Idee eines Solidarischen<br />
Grundeinkommens zielt<br />
ja auch darauf, den Menschen Angst<br />
zu nehmen. Ich möchte, dass alle<br />
von der Entwicklung profitieren<br />
und dass wir diejenigen, denen die<br />
Veränderung Sorgen bereitet, zeigen,<br />
dass wir sie nicht vergessen.<br />
Niemand soll durch den Rost der<br />
Entwicklung fallen. Auch dafür<br />
kämpfe ich.<br />
Fragen: C. Bauermeister<br />
„Mein Traum von Europa“<br />
Gaby Bischoff ist die Kandidatin der <strong>Berliner</strong> SPD für die Europawahl<br />
Lebenswerte Plätze<br />
Abschied von der „autogerechten Stadt“<br />
Die Europawahl am 26. Mai 2019<br />
wird entscheidend sein für unsere<br />
Zukunft. Als überzeugte Europäerin<br />
und aktive Gewerkschafterin<br />
weiß ich, dass es jetzt darauf ankommt,<br />
verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen<br />
und die Europäische<br />
Union wieder auf klaren<br />
Kurs zu bringen.<br />
In Europa breiten sich Nationalismus<br />
und Rechtspopulismus aus.<br />
Deshalb gilt es, den „Traum von<br />
Europa“ wiederzubeleben, denn<br />
unser einzigartiges Wohlstandsund<br />
Friedensprojekt ist in ernster<br />
Gefahr. Es heißt: Gerade weil wir<br />
Europa lieben, wollen wir es verbessern.<br />
Die Europäische Union ist nicht<br />
perfekt, und Kritik ist berechtigt.<br />
Die EU ist durch die unsoziale Sparpolitik<br />
in Folge der Finanz- und<br />
Wirtschaftskrise in eine gewaltige<br />
Schieflage geraten. Sie ist mehr<br />
denn je gespalten. Wir müssen deshalb<br />
den inneren Zusammenhalt in<br />
Europa wieder stärken. Dazu ist ein<br />
echter Kurswechsel in der europäischen<br />
Wirtschafts-, Sozial- und<br />
Steuerpolitik nötig.<br />
Soziale Absicherung und gute<br />
Arbeit sind weiterhin Grundvoraussetzungen<br />
für Wohlstand und Lebensqualität.<br />
Dazu gehören anständige<br />
Mindestlöhne genauso wie<br />
eine funktionierende Grundsicherung<br />
in allen EU-Mitgliedstaaten.<br />
Mit Lohn- und Sozialdumping muss<br />
endlich europaweit Schluss sein.<br />
Die Digitalisierung birgt neue<br />
Chancen, verursacht aber auch<br />
Ängste und Unsicherheiten. Nur<br />
Europa zusammen, nicht Deutschland<br />
allein, hat die Kraft, die Arbeit<br />
EUROPAWAHL 2019<br />
Gaby Bischoff<br />
Foto: Carolin Weinkopf<br />
der Zukunft sicher zu gestalten und<br />
durch fairen Handel zu einer gerechten<br />
Globalisierung beizutragen.<br />
An der Finanzierung des Gemeinwohls<br />
müssen alle beteiligt werden,<br />
damit die notwendigen Investitionen<br />
in Bildung und Daseinsvorsorge<br />
möglich sind. Europa muss<br />
auch die Internet-Giganten endlich<br />
gerecht besteuern und dafür sorgen,<br />
dass Steuern da gezahlt werden, wo<br />
die Gewinne anfallen.<br />
Anhand dieser Beispiele wird<br />
deutlich: Wie wir in Europa in Zukunft<br />
leben und arbeiten werden,<br />
hängt wesentlich von der Mitgestaltung<br />
des Europäischen Parlaments<br />
im europäischen Gesetzgebungsprozess<br />
ab.<br />
Ich engagiere mich für starke soziale<br />
Rechte, für gute Arbeit, gerechte<br />
Bezahlung, Gleichstellung,<br />
Anti-Diskriminierung, hohen sozialen<br />
Schutz, Integration und die<br />
soziale Teilhabe aller. Ich möchte<br />
mit dafür sorgen, die Lebens- und<br />
Arbeitsbedingungen der Menschen<br />
in Europa wieder spürbar zu verbessern.<br />
Dazu gehören insbesondere<br />
bessere Mitbestimmungsrechte und<br />
die Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit.<br />
Europa muss Exportweltmeister<br />
guter Arbeitsbedingungen<br />
werden.<br />
Nationalismus und Abschottung<br />
sind keine Lösung. Wir brauchen<br />
ein solidarisches Europa, das das<br />
Wohlergehen der Menschen ins<br />
Zentrum stellt, Digitalisierung und<br />
Globalisierung gerecht gestaltet<br />
und den Klimawandel ernsthaft und<br />
konsequent bekämpft. Als Spitzenkandidatin<br />
der <strong>Berliner</strong> SPD zur<br />
Europawahl mache ich mich deshalb<br />
für ein soziales, demokratisches<br />
Europa stark – es ist das beste<br />
Rezept gegen Nationalismus und<br />
Abschottung. Ein starkes, geeintes<br />
Europa ist die beste Garantie, dass alle<br />
in Europa eine gute Zukunft haben.<br />
Gaby Bischoff<br />
www.gaby-bischoff.eu<br />
facebook.com/gabybischoff.eu<br />
twitter.com/gabischoff<br />
instagram.com/gabybischoff<br />
In Wilmersdorf, Friedenau und<br />
Steglitz wehren sich Bürgerinnen<br />
und Bürger gegen überdimensionierte<br />
Verkehrsschneisen.<br />
Hans Stimmann, einst Senatsbaudirektor,<br />
kennt die Geschichte:<br />
„Ich verehre Willy Brandt, aber als<br />
er Regierender Bürgermeister war<br />
und die Partnerstadt Los Angeles<br />
besuchte, war er von den Stadtautobahnen<br />
so fasziniert, dass er Bausenator<br />
Rolf Schwedler sagte: So etwas<br />
brauchen wir auch.“ Das war<br />
der Anfang der „autogerechten<br />
Stadt“. Erst 1975 wurden die gigantischen<br />
Vorhaben gebremst. Geblieben<br />
sind überdimensionierte Verkehrsschneisen.<br />
Anwohnerinitiativen<br />
wollen zum alten urbanen Stadtgrundriss<br />
zurück, um wieder mehr<br />
Leben auf ihre Plätze zu bringen.<br />
Sechs haben sich zu einem Netzwerk<br />
zusammengeschlossen, um<br />
ihre Erfahrungen mit Politik und<br />
Verwaltung auszutauschen.<br />
Initiative Breitenbachplatz: Die<br />
Hochbrücke hat den Platz in seiner<br />
Aufenthaltsqualität zerstört. Sie<br />
muss weg, sagen die Anwohnerinnen<br />
und Anwohner. 2011 entstand<br />
bei einem Platzfest der SPD eine<br />
Bürgerinitiative. Der Erfolg nach<br />
sieben Jahren langen Bohrens:<br />
Zuletzt haben sich die Bezirksverordnetenversammlungen<br />
Charlottenburg-Wilmersdorf<br />
und Steglitz-<br />
Zehlendorf einstimmig für einen<br />
„perspektivischen Abriss“ ausgesprochen<br />
und Machbarkeitsstudien<br />
sowie Verkehrsgutachten gefordert.<br />
Dampf machen die SPD-Wahlkreisabgeordneten<br />
vor Ort: Andreas<br />
Kugler in Steglitz und Florian<br />
Dörstelmann in Wilmersdorf.<br />
Initiative Bundesplatz: Der historische<br />
Kaiserplatz wurde untertunnelt,<br />
ist von Norden her nicht<br />
mehr zugänglich und entsprechend<br />
heruntergekommen. Die Fahrbahnschneise<br />
der Bundesallee ist unnötig<br />
breit. Eine Bürgerinitiative hat<br />
Tempo 30 erreicht und kämpft um<br />
einen Rückbau des Tunnels.<br />
Bürgerinitiative Wilmersdorfer<br />
<strong>Mitte</strong>: Erst in den 60er Jahren entstand<br />
der „Uhlandbogen“, der seither<br />
vierspurig die Mecklenburgische<br />
mit der Uhlandstraße verbindet, die<br />
bis dahin erst an der Wilhelmsaue<br />
begann. Dazu wurde ein Teil des<br />
Volksparks geopfert. Die Initiative<br />
fordert, den alten Zustand und damit<br />
die historische <strong>Mitte</strong> Wilmersdorfs<br />
wiederherzustellen.<br />
Bürgerinitiative Friedrich-<br />
Wilhelm-Platz: Der Kern der historischen<br />
Planstadt, die sogenannte<br />
„Carstenn-Figur“, der ein Städtebaukonzept<br />
zu Grunde lag, mit dem<br />
man Paris mit den Boulevards des<br />
Stadtplaners Haussmann übertreffen<br />
wollte, wurde für schnellere und<br />
breitere Fahrbahnen angeschnitten.<br />
Jetzt besteht Aussicht, einen Teil der<br />
alten Platzstruktur wiederzubeleben.<br />
Initiative Prinzregentenstraße:<br />
Mit grünen Barrieren will die Initiative<br />
erreichen, dass die Fahrradstraße<br />
nicht mehr vom Ausweichverkehr<br />
missbraucht wird.<br />
Initiative Leon-Jessel-Platz: Sie<br />
zeigt, was passiert, wenn ein Viertel<br />
zur Spielstraße umgewidmet wird:<br />
Neues Gemeinschaftsleben entsteht,<br />
Geschäfte und Gastronomie blühen<br />
auf. So wird aus der autogerechten<br />
wieder die lebenswerte Stadt.<br />
Ulrich Rosenbaum
BERLINER LEBEN 5<br />
Der wahre Entdecker Amerikas<br />
Das Humboldt-Denkmal in Quito Foto: A. Kulpok<br />
2019 jährt sich der Tod des <strong>Berliner</strong><br />
Naturforschers Alexander von<br />
Humboldt zum 160. Mal. Im<br />
Februar wird Bundespräsident<br />
Frank-Walter Steinmeier Ecuador<br />
einen Staatsbesuch abstatten.<br />
Im <strong>Mitte</strong>lpunkt steht dabei auch<br />
das Wirken von Humboldts in<br />
dem südamerikanischen Land.<br />
Ein Ausblick.<br />
Berlin und Quito sind verbunden<br />
durch Alexander von Humboldt<br />
(1769-1859). Doch die Ecuadorianer<br />
kennen, schätzen und verehren<br />
den jüngeren der beiden Humboldt-<br />
Brüder nicht nur als großen Naturforscher,<br />
der durch seine in ihrem<br />
Land gewonnenen Erkenntnisse die<br />
Welt der Wissenschaft veränderte,<br />
sie achten und lieben ihn darüber<br />
hinaus als Menschenrechtler und<br />
Freiheitskämpfer. Dafür haben sie<br />
ihm in Quito ein Denkmal errichtet.<br />
Alexander von Humboldt hielt engen<br />
Kontakt zum dritten US-Präsidenten<br />
Thomas Jefferson, einem der<br />
US-Gründerväter, dem die Amerikaner<br />
und die Nachwelt die US-Unabhängigkeitserklärung<br />
mit jenem<br />
epochalen Satz von der Würde und<br />
Unantastbarkeit jedes einzelnen<br />
Menschen verdanken. Und Humboldt<br />
war auf fremdem Boden ein<br />
unerbittlicher Streiter für die Unabhängigkeit<br />
Lateinamerikas. Daran<br />
konnte auch die ihm von Spaniens<br />
König Carlos IV. 1802 erteilte Sondergenehmigung<br />
für seine fünfjährige<br />
Forschungsreise mit dem französischen<br />
Botaniker Aimé Bonpland<br />
nichts ändern. So hatte der Naturkundler<br />
aus Berlin zum Beispiel<br />
mit Hartnäckigkeit gefordert, den<br />
spanischen Kolonialherren das Monopol<br />
für Schnee (!) zu entziehen.<br />
Denn aus dem Schnee der Anden<br />
produzierten die Konquistadoren<br />
köstliche Sorbets für ihre Oberschicht.<br />
HUMBOLDTS WIRKEN<br />
RÜCKT IN LATEINAMERIKA<br />
WIEDER IN DEN MITTELPUNKT<br />
Ecuador gilt als politisch stabil.<br />
Obwohl 1999 der US-Dollar als<br />
Landeswährung eingeführt wurde,<br />
hält sich die Abhängigkeit von den<br />
USA in Grenzen. Das liegt vor allem<br />
an dem sozialistisch orientierten<br />
Ex-Präsidenten Rafael Correa und<br />
an seinem Nachfolger, dem 65-jährigen<br />
Lenin Moreno (davor Vizepräsident),<br />
der seit April 2017 im Amt<br />
ist. Moreno ist seit einem Raubüberfall<br />
1998 an den Rollstuhl gefesselt.<br />
Gerade in diesen Tagen, da in Lateinamerika<br />
gesellschaftliche Spaltung<br />
und Gewalt herrschen, rücken<br />
die Person und das Wirken des<br />
<strong>Berliner</strong>s Alexander von Humboldt<br />
von Tijuana bis Falkland wieder in<br />
den <strong>Mitte</strong>lpunkt. Einem Präsidenten<br />
aus Deutschland wird uneingeschränkte<br />
Verehrung entgegengebracht.<br />
Die Wünsche der Ecuadorianer<br />
an das EU-Mitglied Deutschland<br />
sind relativ bescheiden: Unterstützung<br />
bei moderner Technologie,<br />
Kooperation in der chemischen<br />
Industrie und als Krönung eine Ausstellung<br />
mit Originalen aus dem<br />
Humboldt-Nachlass und mit archäologischen<br />
Schätzen aus Ecuador<br />
in Berlin.<br />
Im Alter von 27 Jahren hatte sich<br />
Alexander von Humboldt 1802 nach<br />
dem Tod seiner Mutter und der damit<br />
verbundenen Erbschaft seinen<br />
Traum einer Forschungsreise erfüllen<br />
können, um die kulturelle und<br />
naturhistorische Eigenständigkeit<br />
der Neuen Welt zu erforschen und<br />
zu belegen, den Chimborazo zu besteigen,<br />
als Nichtschwimmer den<br />
Humboldt-Strom an der Westküste<br />
Südamerikas zu erkunden und um<br />
in seinem bahnbrechenden, Goethe<br />
gewidmeten Buch „Ideen zu einer<br />
Geographie der Pflanzen“ zu beschreiben,<br />
was die Welt von Fauna<br />
und Flora im Innersten zusammenhält.<br />
Simon Bolívar hat seinem<br />
<strong>Berliner</strong> Freund dafür gedankt:<br />
„Der wahre Entdecker Amerikas ist<br />
Humboldt, denn sein Werk hat<br />
unserem Volk mehr genutzt als das<br />
aller Konquistadoren.“<br />
Alexander Kulpok<br />
Heute wären die Bilder cool<br />
Ausstellung zum 100. Ge burtstag der Kreativgemeinschaft „Novembergruppe“<br />
Rath versus Marlow<br />
Der siebte Berlin-Krimi von Volker Kutscher<br />
Die Ausstellung „Freiheit. Die<br />
Kunst der Novembergruppe 1918 –<br />
1935“ zeigt in der Berlinischen<br />
Galerie eindrucksvoll, wie sich<br />
Künstler vor 100 Jahren aufmachten,<br />
um radikal und revolutionär<br />
mit den Sehgewohnheiten der<br />
Kastengesellschaft zu brechen.<br />
In den frühen Novembertagen<br />
1918 zogen meuternde Soldaten<br />
durch Kiel, später durch Berlin und<br />
ganz Deutschland. Sie zwangen den<br />
Kaiser zur Abdankung, und unter<br />
dem Eindruck ihrer Revolte rief<br />
Philipp Scheidemann schließlich<br />
die Deutsche Republik aus.<br />
Das Schlachten hatte seit dem<br />
11. November ein Ende. Unter diesem<br />
Eindruck begründeten rund<br />
180 Maler, Architekten und Bildhauer<br />
in Berlin die Novembergruppe,<br />
darunter nur wenige weibliche<br />
Kreative.<br />
Sie alle verstanden sich als radikal<br />
und revolutionär, politisch wie<br />
künstlerisch. Kubisten taten sich mit<br />
Dadaisten zusammen, Bauhäusler<br />
mit Agitprop-Künstlern und Symbolisten.<br />
Ihre Werke, die sie gemeinsam<br />
in Berlin präsentierten, prägten<br />
in den nächsten Jahren das Bild der<br />
Weimarer Zeit mit und den Versuch,<br />
Kunst und Volk zu vereinigen.<br />
Die <strong>Berliner</strong> Kulturelite war hinund<br />
hergerissen. Die einen, weil<br />
ihre überkommenen (spieß)bürgerlichen<br />
Sehgewohnheiten durchkreuzt<br />
und verraten wurden. Die<br />
anderen, weil die neue Radikalität<br />
endlich mit dem Plunder der alten<br />
Kastengesellschaft aufräumte.<br />
Stattdessen wurden die Tragödien,<br />
Aufbrüche und Widersprüche ihrer<br />
Zeit zu Werken verdichtet, bei<br />
denen es nicht um Pathos, Schnörkel,<br />
Wohlbehagen ging, sondern um<br />
die Sehnsucht nach Freiheit, um<br />
Irritation, Radikalität, Parteinahme,<br />
Verstörung, Aufwiegelung und<br />
Vereinfachung.<br />
WERKE VON STARS UND<br />
(WIEDER)ENTDECKUNGEN<br />
Unter dem Titel „Freiheit. Die<br />
Kunst der Novembergruppe 1918 –<br />
1935“ sind Werke der Novembergruppe,<br />
jedenfalls soweit sie nicht<br />
in der Nazizeit als entartete Kunst<br />
vernichtet wurden, noch bis zum<br />
11. März 2019 in der Berlinischen<br />
Galerie zu sehen. Darunter sind<br />
Skulpturen, Architekturmodelle, Bilder,<br />
Fotografien und Experimentalfilme<br />
von Künstlern, die zu Unrecht<br />
in Vergessenheit gerieten.<br />
links:<br />
„Die Journalisten“<br />
von Hannah Höch<br />
rechts:<br />
„Weddinger Jungen“<br />
von Otto Nagel<br />
Fotos:<br />
U. Schulte Döinghaus<br />
Aber auch Werke von „Stars“ der<br />
Novembergruppe sind zu sehen,<br />
wie Otto Dix, Hannah Höch, Paul<br />
Klee, Erich Mendelsohn, Ludwig<br />
Mies van der Rohe, Piet Mondrian,<br />
Max Pechstein, Walter Gropius,<br />
George Grosz oder Otto Nagel.<br />
Von diesem <strong>Berliner</strong> Künstler, der<br />
1967 starb, sind die „Weddinger<br />
Jungen“ als Doppelporträt zweier<br />
Kiezbewohner im Matrosenanzug,<br />
die skeptisch und illusionslos<br />
schauen – zugleich aber echt cool,<br />
wie wir heute sagen würden. Mich<br />
hat selbstverständlich das schräge<br />
Gruppenbild „Die Journalisten“ der<br />
Dadaistin Hannah Höch (1889 –<br />
1978) schwer beeindruckt, besonders<br />
weil ich der Typ ganz unten<br />
links sein könnte.<br />
Uli Schulte Döinghaus<br />
Freiheit. Die Kunst der<br />
Novembergruppe 1918 – 1935<br />
Berlinische Galerie<br />
Alte Jakobstraße 124-128<br />
10969 Berlin-Kreuzberg<br />
Noch bis 11.3.2019<br />
Mittwoch – Montag, 10 –18 Uhr<br />
Sonderöffnungen am<br />
25.12.<strong>2018</strong> und 1.1.2019<br />
Mit durchschnittlich fünf Millionen<br />
Zuschauerinnen und Zuschauern<br />
hatte sich im Oktober<br />
die zweite Staffel der ARD-Serie<br />
„Babylon Berlin“ verabschiedet,<br />
da kommt der siebte Roman von<br />
Volker Kutscher über den Kriminalkommissar<br />
Gereon Rath mit<br />
dem Titel „Marlow“ in die Buchhandlungen.<br />
Roman- und TV-<br />
Serie führen in das Berlin der<br />
1920er- und 1930er Jahre, in ein<br />
turbulentes gesellschaftlich und<br />
politisch aufgeheiztes Klima, auf<br />
eine Zeitreise in das Nazi-<br />
Deutschland.<br />
Im neuen Kriminalroman „Marlow“<br />
bewegt sich Rath 1935 auf<br />
politisch brüchigem Eis. Er riskiert<br />
den Konflikt mit dem an Einfluss<br />
gewinnenden und konkurrierenden<br />
Polizeiapparat der Nazis, dem „Sicherheitsdienst“<br />
(SD) der „Schutzstaffel“<br />
(SS). Anlässlich eines<br />
zunächst unscheinbaren Verkehrsunfalles<br />
kommt er mit brisanten<br />
Papieren, nämlich SD-Ermittlungen<br />
gegen Hermann Göring in<br />
Berührung. Seine Ermittlungen<br />
führen ihn parallel zu einem bereits<br />
einige Jahre zurückliegenden Ereignis,<br />
bei dem der Vater von Raths<br />
Ehefrau Charlotte ums Leben kam.<br />
Ein Trauma, über das sie nie gesprochen<br />
hatte. Sie selbst, einst im Polizeidienst<br />
und nun als Privatdetektivin<br />
tätig, ahnt nicht, in welches<br />
Wespennest sie beide schließlich<br />
mit ihren Ermittlungen gestochen<br />
haben. Eingeflochten in diese<br />
Handlungsstränge ist eine biografische<br />
Rückblende über seinen Widersacher<br />
Johann Marlow, einem<br />
Unterweltkönig, dem gegenüber<br />
Rath auch gewisse Verpflichtungen<br />
hat.<br />
Auf den rund 520 Seiten verblasst<br />
etwas das Genre Kriminalroman.<br />
Beim Lesen gewinnt man den Eindruck,<br />
der Autor habe sich nicht<br />
so recht entscheiden können, ob er<br />
Volker Kutscher: Marlow<br />
Piper Verlag, <strong>2018</strong><br />
520 Seiten, 24 Euro<br />
ISBN 978-3-492-05594-9<br />
einen Kriminalroman schreiben<br />
oder ein gesellschaftlich, politisches<br />
Panorama des Jahres 1935 zeichnen<br />
wollte. Kutscher skizziert den familiären<br />
Konflikt mit Pflegesohn Fritz,<br />
der an der Hitlerjugend Gefallen gefunden<br />
hat, beschreibt das Rollenverständnis<br />
über Frauen im Nationalsozialismus<br />
und thematisiert die<br />
Rassenideologie, die in den Nürnberger<br />
Rassengesetzen fixiert wurde.<br />
Ziemlich realitätsnah schildert<br />
der Autor, auf welche beachtliche<br />
Zustimmung in der Bevölkerung die<br />
Nazis seinerzeit bauen konnten.<br />
Lesenswert ist Kutschers neuer<br />
Roman also allemal. Er ist sachkundig<br />
recherchiert, spannend und<br />
stilistisch prägnant mit komplexen<br />
Handlungssträngen geschrieben.<br />
Es dürfte nicht der letzte Roman<br />
über Gereon Rath sein. Und die<br />
dritte Staffel von „Babylon Berlin“<br />
wird derzeit vorbereitet.<br />
Gunter Lange<br />
Wir verlosen fünf Buch-Exemplare<br />
auf der Rätsel-Seite 6
6<br />
SERVICE · RÄTSEL<br />
Feuerwehr der Seele<br />
120 Ehrenamtliche helfen am Telefon<br />
Gut zu wissen!<br />
Vornamen · Musterfeststellungsklage · Kinderspielzeug<br />
„Gut, dass ich durchgekommen<br />
bin. Ich möchte mit jemandem<br />
reden.“ So oder so ähnlich fangen<br />
Gespräche mit Anruferinnen und<br />
Anrufern an, die 0800 - 111 0 111<br />
gewählt haben.<br />
Rund um die Uhr, Tag und Nacht<br />
sind in der Telefonseelsorge Berlin<br />
ehrenamtliche Gesprächspartner zu<br />
erreichen. Es gibt keinen Anrufbeantworter.<br />
Menschen, die nicht<br />
weiterwissen, rufen an. Ihnen ist<br />
nach langen gemeinsamen Jahren<br />
die Liebe abhandengekommen. Sie<br />
sind vor Einsamkeit fast verrückt geworden.<br />
Oder werden von Depression<br />
und Verzweiflung niedergedrückt,<br />
bis hin zu Selbsttötungsgedanken.<br />
Familienkrisen. Prüfungsangst.<br />
Geldnot. Schlaflosigkeit. Langeweile.<br />
Darüber möchten <strong>Berliner</strong>innen<br />
und <strong>Berliner</strong> mit den anonymen<br />
Telefonseelsorgern sprechen,<br />
den Feuerwehrleuten der Seele.<br />
Immer häufiger kreisen die Gespräche<br />
um die Arbeitswelt und<br />
Leistungsdruck im Betriebsalltag.<br />
„Bis vor drei, vier Jahren ging’s oft<br />
um Hartz IV oder Ärger mit dem<br />
Jobcenter“, sagt eine erfahrene Telefonseelsorgerin.<br />
„Heute sprechen<br />
wir erstaunlich häufig über Termindruck,<br />
Konkurrenz und Karriere.“<br />
Rund 15.000 Gespräche verzeichnete<br />
im vergangenen Jahr der gemeinnützige<br />
Trägerverein Telefonseelsorge<br />
Berlin e.V. Unter seinem<br />
Dach tun rund 120 ehrenamtliche<br />
Telefonseelsorger freiwillig und unbezahlt<br />
Dienst, jeder mindestens<br />
Rund 15.000 Gespräche verzeichnete<br />
die <strong>Berliner</strong> Telefonseelsorge<br />
im vergangenen Jahr. Immer häufiger<br />
kreisen die Gespräche um Termindruck,<br />
Konkurrenz und Karriere.<br />
Foto: VfJ/Michael Wendel<br />
120 Stunden im Jahr, auch nachts<br />
und am Wochenende. Die meisten<br />
Ehrenamtlichen sind berufstätig.<br />
Auf ihren Freiwilligenjob werden sie<br />
eineinhalb Jahre lang intensiv vorbereitet.<br />
Danach gibt es regelmäßige<br />
Supervisionen und Weiterbildungen.<br />
Warum das alles? Unter<br />
anderem für diese Reaktion:<br />
„Schön, dass ich mit Ihnen sprechen<br />
konnte. Das Gespräch hat mir<br />
unendlich gutgetan!“<br />
Ulrich Schulte Döinghaus<br />
Die Telefonseelsorge Berlin<br />
ist rund um die Uhr erreichbar:<br />
Telefon 0800 - 111 0 111<br />
(gebührenfrei)<br />
www.telefonseelsorge-berlin.de<br />
Vornamen können<br />
getauscht werden<br />
Wer mehrere Vornamen hat,<br />
kann deren Reihenfolge beim<br />
Standesamt jetzt ändern lassen.<br />
Wer Franz Ferdinand heißt, kann<br />
also zu Ferdinand Franz werden. So<br />
wird leichter erkennbar, welcher<br />
Name der Rufname ist. Mit der<br />
Neuregelung soll verhindert werden,<br />
dass Dritte – wie etwa Banken,<br />
Versicherungen oder Fluggesellschaften<br />
– „anstelle des gebräuchlichen<br />
Namens den in der Vornamensreihenfolge<br />
des Ausweisdokumentes<br />
stehenden ersten, allerdings<br />
im täglichen Leben ungebräuchlichen<br />
Vornamen verwenden“,<br />
heißt es im Gesetzestext. Der<br />
Namenstausch ist allerdings nur<br />
zulässig, wenn die Eltern den Doppelnamen<br />
nicht mit Bindestrich geschrieben<br />
haben. Ebenfalls nicht<br />
ändern kann man die Schreibweise,<br />
auch neue Vornamen hinzufügen<br />
oder ungeliebte weglassen geht<br />
nicht.<br />
Eine-für-alle-Klage<br />
Verbraucherinnen und Verbraucher<br />
können sich künftig leichter<br />
zusammenschließen, um Ansprüche<br />
gegen Produkthersteller oder<br />
Dienstleister geltend zu machen.<br />
Seit dem 1. November gibt es die<br />
so genannte Musterfeststellungsklage.<br />
Die Betroffenen können so<br />
ein Recht auf Schadenersatz zuge-<br />
sprochen bekommen, ohne selbst<br />
das Risiko eines Prozesses gegen<br />
eine Firma zu tragen. Klagen dürfen<br />
nur bestimmte Verbände. Wer mitmachen<br />
will, muss sich in ein Klageregister<br />
eintragen, mindestens 50<br />
Betroffene müssen zusammenkommen.<br />
Die erste Musterfeststellungsklage<br />
hat der Verbraucherzentrale<br />
Bundesverband (vzbv) im Diesel-<br />
Skandal gegen Volkswagen eingereicht.<br />
„Mit der »Eine-für-Alle-<br />
Klage« helfen wir allen, die ihr<br />
Recht einfordern – und das kostenlos<br />
und schnell. Das trägt zur Demokratisierung<br />
unseres Rechtssystems<br />
bei und stärkt das Vertrauen in<br />
unseren Rechtsstaat“, so Bundesjustizministerin<br />
Katarina Barley.<br />
Kinderspielzeug<br />
wird EU-weit sicherer<br />
Für Spielzeug für Kinder unter<br />
drei Jahren und Spielzeug, das in<br />
den Mund genommen werden<br />
kann, wurde ab 4. November <strong>2018</strong><br />
der Grenzwert für Phenol gesenkt.<br />
Phenol steht in Verdacht, das Erbgut<br />
zu schädigen. Außerdem muss<br />
das Spielzeug ab dem 26. November<br />
weniger Bisphenol A enthalten.<br />
Statt bisher 0,1 Milligramm/Liter<br />
dürfen nur noch 0,04 Milligramm/<br />
Liter freigesetzt werden. Der Stoff<br />
könne schlimmstenfalls unfruchtbar<br />
machen, heißt es in einer <strong>Mitte</strong>ilung<br />
der Bundesregierung.<br />
Sichereres Spielzeug: Die EU hat die Grenzwerte für Phenol gesenkt.<br />
Foto: Adobe Stock · Oleksandr Tsybulskyy<br />
1 2 3<br />
4<br />
5 6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14 15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
19<br />
20 21<br />
22<br />
23<br />
WAAGERECHT<br />
Umlaut = 1 Buchstabe<br />
1 Mitgefühl<br />
5 seltsam und nicht zu fassen<br />
9 Nabe<br />
10 hoffnungsvolles Kickerteam<br />
12 liegt in der Harmonielehre<br />
eine Quinte über der Tonika<br />
13 deswegen wird<br />
der Bogen gespannt<br />
14 schlecht und<br />
schlecht verdaulich<br />
16 zustellen, bringen<br />
19 altdeutsch für<br />
tatsächlich, so isses<br />
21 willkommener Besuch<br />
24 Hauptstadt von Ghana<br />
25 dünn besiedelte<br />
Sehnsuchtsregion<br />
der <strong>Berliner</strong><br />
27 frische Brise<br />
28 Hauptstadt von Portugal<br />
29 mit Metallstift verbinden<br />
30 Struktur einer<br />
Veranstaltung<br />
17 Interessensgebiet der Botanik<br />
18 krümelig zerfallend<br />
20 Gefühl des Bedauerns<br />
21 Bevor es zerdeppert<br />
22 Republik in Westafrika<br />
23 Haushälter, Wirtschafter,<br />
Wirtschaftswissenschaftler<br />
26 gesund und ferkelfarben<br />
MITMACHEN!<br />
In die richtige Reihenfolge gebracht<br />
ergeben die rot umkreisten Buchstaben<br />
eines der schönsten Werke<br />
der klassischen Musikgeschichte,<br />
das zurzeit wieder an der Deutschen<br />
Oper in Berlin aufgeführt<br />
wird.<br />
Bitte schicken Sie das Lösungswort<br />
auf einer Postkarte bis 04. Januar<br />
2019 per Post an:<br />
SPD Berlin<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Stadtblatt</strong><br />
Müllerstr. 163<br />
13353 Berlin<br />
24<br />
25 26<br />
SENKRECHT<br />
oder per E-Mail an:<br />
raetsel@berliner-stadtblatt.de<br />
27<br />
29 30<br />
28<br />
ZU GEWINNEN SIND 5 EXEMPLARE<br />
von Volker Kutschers neuem Krimi „Marlow“<br />
Umlaut = 1 Buchstabe<br />
1 um kein Wort verlegen<br />
2 offizielle Hauptstadt<br />
von Tansania<br />
3 Kurzbezeichnung<br />
für CDU/CSU<br />
4 stellt mit anderen verwandten<br />
Verbindungen das Vitamin A<br />
dar<br />
6 explodiert, nicht nur in Berlin<br />
7 behelfsmäßige Besegelung<br />
8 Heimat von Salü Palü<br />
11 Mannsbild<br />
15 herbstwinterliche Leckerei<br />
aus dem Bratofen<br />
Unter allen richtigen Einsendungen<br />
verlosen wir fünf Exmplare von<br />
Volker Kutschers neuem Krimi<br />
„Marlow“. Eine Rezension des<br />
Buches finden Sie auf Seite 5.<br />
Das Lösungswort<br />
aus der letzten <strong>Ausgabe</strong> war:<br />
KARL MARX<br />
Die Gewinnerinnen und<br />
Gewinner wurden schriftlich<br />
benachrichtigt.
MITTE 7<br />
Wirtschaft und Arbeitsmarkt im Wandel<br />
Soloselbstständigkeit, befristete Verträge: das Gebot ist politische Steuerung<br />
Globalisierung, technische Innovationen,<br />
demographischer Wandel.<br />
Die Welt verändert sich, aber<br />
das Ziel der Sozialdemokratie<br />
bleibt: Wir wollen die Arbeitswelt<br />
der Zukunft für jede und jeden<br />
gerecht, solidarisch und sicher gestalten.<br />
Dies wollen wir gemeinsam<br />
mit den Arbeitnehmer*innen, den<br />
Gewerkschaften und betrieblichen<br />
Interessenvertretungen tun. Im<br />
Rahmen der Themenwoche zur<br />
Zukunft der Arbeit diskutierte die<br />
SPD Berlin-<strong>Mitte</strong> öffentlich über<br />
die aktuellen Entwicklungen auf<br />
dem Arbeitsmarkt, Fehler der<br />
Vergangenheit und Lösungen für<br />
die Zukunft.<br />
Das Erleben<br />
von Veränderungen<br />
der Arbeitswelt<br />
Den Auftakt zur Themenwoche<br />
bildete ein Gesprächsabend der<br />
Kreisvorsitzenden der SPD, Eva<br />
Högl, mit Günter Augustat. Augustat<br />
ist Vorsitzender des Betriebsrates<br />
im Siemens Gasturbinenwerk<br />
in der Moabiter Huttenstraße. Das<br />
Werk steht seitens des Konzerns<br />
unter enormen Kostendruck, hatte<br />
doch Siemens selbst Anfang des<br />
Jahres allein in diesem Werk den<br />
Abbau von etwa 270 Stellen angekündigt.<br />
Gleiches gilt für das Dynamowerk<br />
in Siemensstadt, in dem<br />
430 der gut 800 Stellen abgebaut<br />
werden sollen. In der Produktion<br />
arbeiten hier noch rund 2.400 und<br />
im Turbinenservice weitere 1.400<br />
Personen. Diese Entwicklung ist<br />
stellvertretend für viele Bereiche:<br />
Internationaler Konkurrenzdruck<br />
auf der einen Seite, veränderte Lebensentwürfe<br />
auf der anderen Seite.<br />
Sie verschieben die Organisation<br />
und Wertigkeit von Arbeit.<br />
Gemeinwohl statt Profit!<br />
Ob pink oder türkis: Was einerseits Erleichterung und Flexibilität bedeutet,<br />
führt andererseits zu ganz neuen Beschäftigungsformen. Lieferdienste<br />
sind in Städten ein bekanntes – und prekäres – Beispiel. Foto: colourbox<br />
SPD <strong>Mitte</strong> gegen Renditeimmobilie am Checkpoint Charlie<br />
Einzelkämpfer*innen<br />
am Limit<br />
Zur selben Zeit ersetzen und begleiten<br />
digitale Prozesse menschliche<br />
Aufgaben. Künstliche Intelligenz<br />
und Technologien wie Blockchain<br />
werden in die Arbeitsrealität<br />
integriert. Mehr Männer als Frauen<br />
gründen Start-ups. Besprechungen<br />
finden ortsunabhängig statt. Arbeit<br />
und Freizeit sind für viele nicht<br />
mehr unterscheidbar. Crowdworking<br />
und Plattformökonomien treten neben<br />
Industriebetriebe und Dienstleistungen.<br />
Was auf der einen Seite<br />
Erleichterung für viele Nutzer*innen<br />
aber auch Arbeitnehmer*innen<br />
bedeutet, führt andererseits zu<br />
neuen Beschäftigungsformen.<br />
In verschiedenen Formaten wurde<br />
unter anderem mit dem zuständigen<br />
Staatssekretär im Bundesministerium<br />
für Arbeit und Soziales, Björn<br />
Böhning, oder mit der Vertreterin<br />
der Initiative „Liefern am Limit“,<br />
Sarah Jochmann, über die Situation<br />
der Beschäftigten gesprochen. Jochmann<br />
saß selbst für längere Zeit für<br />
einen Lieferdienst auf dem Fahrrad,<br />
hetzte von Haustür zu Haustür, lieferte<br />
Essen aus zum Hungerlohn.<br />
Viele Menschen, die in diesem<br />
System arbeiten, erfüllen Designaufträge<br />
für Auftraggeber auf anderen<br />
Kontinenten, die sie nie persönlich<br />
kennenlernen oder fahren, wie<br />
Jochmann, Essen auf dem Fahrrad<br />
quer durch die Bezirke. Damit diese<br />
neuen Formen der Arbeit nicht prekär<br />
bleiben, müssen sie durch unser<br />
Sozialsystem erfasst und gesichert, das<br />
Gewerbe zugleich reguliert werden.<br />
Viel Arbeit für wenig Geld<br />
Wenn der Markt alles regelt und<br />
jeder einzelne seine Arbeitsbedin-<br />
gungen individuell verhandeln<br />
muss, dann bleibt der Mensch auf<br />
der Strecke. Prekäre Beschäftigung,<br />
niedrige Löhne, hoher Arbeitsdruck<br />
sind nur einige der bekannten Folgen.<br />
Auch wenn Tarifbindungen in<br />
vielen Branchen rückläufig sind, so<br />
steigt der Anspruch, Arbeitszeit,<br />
Arbeitsprozesse, Arbeitsinhalte zu<br />
beeinflussen und an die eigenen<br />
Bedürfnisse anzupassen. Im Rahmen<br />
der Themenwoche wurde daher<br />
ebenfalls über den Arbeitsmarktzugang<br />
für Mütter mit Migrationshintergrund,<br />
befristete Arbeitsverträge<br />
und die besonderen Herausforderungen<br />
im Wedding oder auf<br />
dem <strong>Berliner</strong> Großmarkt gesprochen.<br />
Diskussion geht weiter<br />
Wir haben es uns zum Ziel gesetzt,<br />
die Ergebnisse auf Basis der<br />
Diskussionen in der Themenwoche<br />
sowie der kommenden Wochen auf<br />
unserem Parteitag am 23. Februar<br />
2019 in entsprechende Beschlüsse<br />
umzusetzen. Der Parteitag wird sich<br />
primär der Anliegen zur Zukunft der<br />
Arbeit widmen, mit denen wir die<br />
SPD erneuern wollen. Wir freuen<br />
uns über Ihre Beiträge: Wie soll sich<br />
Arbeit verändern? Welche Sicherheit<br />
brauchen wir in der digitalen<br />
Arbeitswelt? Welche Spielregeln<br />
braucht die neue Arbeitswelt?<br />
Melden Sie sich bitte:<br />
kreis.mitte@spd.de<br />
Redaktion/ms<br />
Checkpoint Charlie: SPD <strong>Mitte</strong> gegen weitere Kommerzialisierung Foto: pixabay<br />
In den letzten Wochen hat die<br />
Debatte um den richtigen Umgang<br />
mit den beiden unbebauten<br />
Grundstücken am Checkpoint<br />
Charlie wieder Fahrt aufgenommen.<br />
Die SPD Berlin <strong>Mitte</strong> setzt<br />
sich dabei für eine gemeinwohlorientierte<br />
Nutzung der Freiflächen<br />
ein, die zugleich ein würdiges<br />
Gedenken an die historische<br />
Bedeutung des Ortes ermöglicht.<br />
Die bisher bekannt gewordenen<br />
Pläne, mit denen der Investor Trockland<br />
das Gelände entwickeln will,<br />
lehnt der Kreisverband in ab. Zurecht:<br />
Das Geschäftsgebaren des<br />
Trockland-Verbunds steht paradigmatisch<br />
für vieles, was in den letzten<br />
Jahrzehnten in der Stadtentwicklungspolitik<br />
in Berlin schiefgelaufen<br />
ist. Dazu gehört beispielsweise<br />
das öffentliche Auftreten des Investors,<br />
der ehemalige politische<br />
Amtsträger als Lobbyisten für seine<br />
Geschäfte einspannt und der öffentlichen<br />
Hand damit droht, die Flächen<br />
zwangsversteigern zu lassen,<br />
wenn seine Forderungen nicht erfüllt<br />
werden. Die komplizierte insolvenzrechtliche<br />
Situation der Grundstücke<br />
erlaubt ihm dies.<br />
Trockland gedenkt dort zwar, dem<br />
Land Berlin einen Gedenkort nebst<br />
Freifläche sowie Räume für ein<br />
Museum zum Mietpreis von über<br />
700.000 Euro jährlich einzuräumen,<br />
auch 2.340 m² mietpreisgebundener<br />
Wohnraum sind geplant. Trockland<br />
will die Flächen aber überwiegend<br />
kommerziell nutzen. So plant<br />
der Investor den Bau eines „Hardrock<br />
Hotels“ – und das in einer Gegend,<br />
die von touristischer Konsuminfrastruktur<br />
überschwemmt ist.<br />
STADTENTWICKLUNG<br />
MIT PRINZIPIEN<br />
Der Senat verhält sich bisher<br />
defensiv und schließt aus, die<br />
Grundstücke im Fall einer Zwangs-<br />
SPD <strong>Mitte</strong>: Clan-Kriminalität das Handwerk legen<br />
Seit 2017 kann der Staat Kriminellen das Vermögen entziehen. Erste Erfolge sind sichtbar.<br />
versteigerung zu erwerben. Doch<br />
so wäre Trockland sein Drohmittel<br />
aus der Hand zu nehmen. Mit dem<br />
Denkmalschutz oder der unklaren<br />
baurechtlichen Situation stünden<br />
weitere Instrumente zur Verfügung.<br />
Es wird nicht bestritten, dass<br />
Stadtentwicklung auch zukünftig<br />
nicht ohne die Beteiligung privater<br />
Investoren möglich sein wird. Die<br />
öffentliche Hand muss jedoch endlich<br />
lernen, bei solchen Kooperationen<br />
einen politischen Führungsanspruch<br />
zu formulieren. Dabei<br />
muss die Devise gelten: Das öffentliche<br />
Gemeinwohl geht vor privatem<br />
Profitstreben.<br />
Redaktion/mf<br />
Die Kriminalität in Berlin ist rückläufig.<br />
Dennoch machen Fälle wie<br />
der zuletzt von Nidal R. Angst.<br />
Der Neuköllner wurde auf offener<br />
Straße von bisher noch unbekannten<br />
Tätern erschossen. Nidal<br />
R. war Intensivtäter. Seine Taten<br />
werden mit den Geschäften seiner<br />
Familie in Verbindung gebracht.<br />
In den Medien wird von Clankriminalität<br />
gesprochen.<br />
Eine Definition von Clankriminalität<br />
gibt es jedoch nicht. Viele<br />
Taten sind durch ihren hohen Organisationsgrad<br />
und den Handel über<br />
Grenzen hinweg der Organisierten<br />
Kriminalität zuzurechnen. Dazu<br />
zählt das Bundeslagebild 2017 des<br />
BKA auch Schleuserkriminialität,<br />
Organisierte Kriminalität darf in keinem Kiez der Stadt Alltag sein<br />
Foto: Adobe Stock · franz12<br />
Steuerdelikte, Cybercrime und sogar<br />
Umweltkriminalität. Allein im<br />
letzten Jahr wurden dabei enorme<br />
Summen bewegt: 209 Mio. Euro.<br />
SPD erstreitet Gesetz zur<br />
Vermögensabschöpfung<br />
Lange Zeit war es für die Ermittler<br />
schwierig, diesen Sumpf trockenzulegen.<br />
Unrechtmäßig erworbenes<br />
Vermögen wird oft so clever angelegt<br />
oder davongeschafft, dass Ermittler<br />
bislang kaum Möglichkeiten<br />
hatten, an das Geld der Clans, die<br />
organisierte Kriminalität begingen,<br />
heranzukommen. Das hat sich im<br />
letzten Jahr geändert. Zunächst<br />
können durch die vorläufige Ver-<br />
mögenssicherung Vermögenswerte<br />
Krimineller eingefroren werden, bis<br />
das Gericht endgültig klärt, ob und<br />
inwieweit jemand schuldig ist.<br />
Mit dem Gesetz zur strafrechtlichen<br />
Vermögensabschöpfung, für<br />
das sich insbesondere auch die<br />
<strong>Berliner</strong> SPD-Abgeordnete Eva Högl<br />
aus <strong>Mitte</strong> intensiv eingesetzt hat,<br />
wurden rechtliche Lücken geschlossen.<br />
Verbrechen darf sich niemals<br />
lohnen, und mit diesem Gesetz werden<br />
die Taterträge nach gültigem<br />
Gerichtsurteil entweder an die<br />
Geschädigten zurückgegeben oder<br />
fließen, wenn diese nicht ausfindig<br />
gemacht werden können, an den<br />
Staat und somit die Gemeinschaft.<br />
Redaktion/js
8<br />
MITTE<br />
EUROPAWAHL 2019<br />
Europa<br />
ante portas<br />
Die Sozialdemokratie trägt bei<br />
den Europawahlen eine besondere<br />
Verantwortung. 40 Jahre<br />
nach der ersten Direktwahl<br />
des Europäischen Parlaments<br />
kommt der Europawahl nächstes<br />
Jahr wie es scheint besondere<br />
Bedeutung zu.<br />
Das Wort „Schicksalswahl“<br />
macht die Runde, und nicht<br />
ohne Grund: In den letzten Jahren<br />
haben in verschiedenen Mitgliedstaaten<br />
der EU rechtspopulistische<br />
und euroskeptische<br />
Parteien bahnbrechende Erfolge<br />
gefeiert. Mit Italien fiel auch der<br />
drittgrößte Mitgliedsstaat der<br />
EU-27 diesem Trend zum Opfer.<br />
Immer wieder vermengten<br />
sich in diesen Wahlerfolgen zwei<br />
zentrale Vorwürfe an die EU:<br />
Der Staatenverbund sei neoliberal<br />
und undemokratisch. Traditionell<br />
gibt es in Europa keine<br />
Parteienfamilie, die auf diese<br />
Vorwürfe besser reagieren könnte,<br />
als die Sozialdemokratie.<br />
Damit kommt ihr jedoch im<br />
nächsten Jahr auch eine zentrale<br />
Verantwortung zu: Wenn die<br />
europäische Sozialdemokratie<br />
weiterhin für ein progressives<br />
und einiges Europa kämpfen<br />
will, muss sie die Vision eines<br />
sozialen und demokratischen<br />
Europas für sich ausformulieren<br />
und im Wahlkampf den Menschen<br />
verständlich machen.<br />
100 Jahre Revolution in Deutschland<br />
Was die Ereignisse der Jahre 1918/19 mit der Gegenwart zu tun haben<br />
Der Sozialdemokrat Scheidemann ruft vom Westbalkon des Reichstagsgebäudes<br />
die Republik aus. Dieser Moment markiert das Ende des Kaiserreichs<br />
und die Geburt der Weimarer Republik, der ersten deutschen Republik.<br />
Mit der Ausrufung der Republik<br />
durch Philipp Scheidemann am 9.<br />
November 1918 setze sich ein Prozess<br />
in Bewegung, an dessen Ende<br />
die erste Demokratie auf deutschem<br />
Boden entstand. Freilich<br />
waren Forderungen wie z.B. nach<br />
der Abschaffung des Drei-Klassen-Wahlrechts,<br />
nach Presse- und<br />
Meinungsfreiheit und nach der<br />
Zuerkennung des Wahlrechts an<br />
Frauen schon vorher erhoben<br />
worden. Doch erst mit der Festschreibung<br />
dieser Rechte in der<br />
Verfassung war der Grundstein<br />
für etwas gelegt, das unser politisches<br />
System bis in die Gegenwart<br />
prägt. Die in der Verfassung der<br />
Weimarer Republik festgeschriebenen<br />
Grundrechte haben auch<br />
nach dem Scheitern der ersten<br />
deutschen Demokratie Einzug in<br />
das bis heute geltende Grundgesetz<br />
gefunden.<br />
Vor rund 100 Jahren war die Umgestaltung<br />
von der Monarchie zu einer<br />
modern parlamentarischen Demokratie<br />
noch keine zwangsläufige<br />
Selbstverständlichkeit. Im Reichskongress<br />
der Arbeiter- und Soldatenräte,<br />
der im <strong>Dezember</strong> 1918 im<br />
damaligen Preußischen Landtag,<br />
dem heutigen Sitz des Abgeordnetenhauses<br />
von Berlin in der Niederkirchnerstraße,<br />
tagte, gab es neben<br />
den Befürworterinnen und Befürwortern<br />
einer parlamentarischen<br />
Republik auch Anhänger einer<br />
Räterepublik nach sozialistischer<br />
Prägung. Spätestens mit den Wahlen<br />
zur verfassungsgebenden Nationalversammlung,<br />
die ab Februar in<br />
Weimar tagte, hatten sich solche<br />
Foto: gemeinfrei<br />
Überlegungen allerdings erübrigt.<br />
Das Ende dieser ersten deutschen<br />
Republik kam schnell. Nur knapp<br />
fünfzehneinhalb Jahre nach ihrer<br />
Ausrufung war die parlamentarische<br />
Demokratie mit der Verabschiedung<br />
des so genannten Ermächtigungsgesetzes<br />
im Reichstag<br />
im März 1933 de facto wieder abgeschafft.<br />
Das sprachliche Bild der „Demokratie<br />
ohne Demokraten“, also einer<br />
Gesellschaftsordnung, die sowohl<br />
vom linken als auch vom rechten<br />
Rand vom ersten Tag an angegriffen<br />
wurde und am Ende letztlich daran<br />
scheiterte, dass zu Wenige bereit<br />
waren, für die errungenen Freiheitsrechte<br />
einzutreten, ist noch heute<br />
präsent.<br />
Der Paul Singer Verein, der Deutsche<br />
Gewerkschaftsbund Berlin-<br />
Brandenburg, die <strong>Berliner</strong> Landeszentrale<br />
für politische Bildung und<br />
das Abgeordnetenhaus von Berlin<br />
erinnern im Rahmen eines<br />
Themenabends<br />
am 17. <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />
um 18.00 Uhr im Plenarsaal<br />
des Abgeordnetenhauses<br />
an die Ereignisse vor 100 Jahren.<br />
Dabei wird es unter anderem in<br />
Vorträgen und einer Podiumsdiskussion<br />
auch darum gehen, die<br />
Errungenschaften der Revolutionsjahre<br />
in den aktuellen gesellschaftlichen<br />
und politischen Kontext einzuordnen.<br />
Ralf Wieland<br />
MdA und Präsident des<br />
Abgeordnetenhauses von Berlin<br />
Bürgerhaushalt auch für <strong>Mitte</strong>!<br />
Direkt und unmittelbar: Anwohner*innen entscheiden<br />
Cannabis-Freigabe<br />
SPD Berlin ist Vorreiter bei moderner Cannabispolitik<br />
Im Koalitionsvertrag hat sich die<br />
SPD dazu bekannt, die Bürger*innen<br />
mehr in die Willensbildung<br />
einzubeziehen und an der Entwicklung<br />
Berlins zu beteiligen.<br />
Die von der Senatskanzlei betriebene<br />
Beteiligungsplattform „mein-<br />
Berlin“ bietet z.B. die Möglichkeit,<br />
sich in Bebauungsplanverfahren<br />
einzubringen. Eine andere Möglichkeit,<br />
direkt und unmittelbar bei<br />
der Verwendung von Steuergeldern<br />
mitzureden, stellen die bezirklichen<br />
Bürgerhaushalte dar. Es gibt sie<br />
schon in sieben Bezirken, und sie<br />
werden immer mehr genutzt. Das<br />
Abgeordnetenhaus hat beschlossen,<br />
dass Bürgerhaushalte in allen Bezirken<br />
eingerichtet werden sollen.<br />
Im November hat der Senat nun einen<br />
Bericht zur Umsetzung der<br />
Maßnahmen vorgelegt. Mehrere<br />
Bezirke arbeiten an der Entwicklung<br />
einheitlicher Leitlinien zum<br />
Beteiligungsverfahren in den Bezirken.<br />
Nächstes Jahr werden mit<br />
dem <strong>Berliner</strong> Haushalt für 2020/21<br />
auch die Gelder für die Bürgerhaushalte<br />
in den Bezirken beschlossen.<br />
Wann wird sich der Bezirk <strong>Mitte</strong><br />
mit einem soclhen Bürgerhaushalt<br />
beteiligen?<br />
Bruni Wildenhein-Lauterbach, MdA<br />
Beim „Bürgerhaushalt“ dürfen Anwohner<br />
bei den Haushaltsplanungen<br />
des Bezirks mitbestimmen<br />
Foto: Adobe Stock · Felix Jork<br />
Erwachsene sollen in speziellen<br />
Fachgeschäften in seiner Qualität<br />
kontrolliert angebautes Cannabis<br />
zum eigenen Konsum erwerben.<br />
Das hat der Landesparteitag der<br />
<strong>Berliner</strong> SPD am 17. November<br />
<strong>2018</strong> beschlossen.<br />
Dafür ist eine Änderung des Bundesrechts<br />
nötig. Bis es soweit ist,<br />
soll Berlin voranschreiten mit der<br />
Beantragung eines wissenschaftlichen<br />
Modellprogramms zur entsprechenden<br />
Abgabe von Cannabis<br />
an Erwachsene. Die <strong>Mitte</strong>l dafür<br />
sind im Landeshaushalt vorgesehen,<br />
der Antrag wird derzeit erarbeitet.<br />
„Sofern die zuständige<br />
Bundesbehörde das Modellprojekt<br />
ablehnt, werden wir bis zur höchsten<br />
Instanz klagen“, so Thomas<br />
Isenberg, gesundheitspolitischer<br />
Sprecher der SPD-Fraktion.<br />
Die Bundestagsfraktion der SPD<br />
könnte schon heute ein neues Cannabisrecht<br />
beschließen, die Mehrheit<br />
wäre vorhanden. Auch der Koalitionsvertrag<br />
der Großen Koalition<br />
fesselt an dieser Stelle keineswegs:<br />
Die Abstimmung könnte frei sein.<br />
Die SPD Berlin und das Land Berlin<br />
werden den Druck erhöhen, unter<br />
anderem mit einer Bundesratsinitiative.<br />
Thomas Isenberg, MdA<br />
Ex-Diesterweg-Gymnasium: Schule oder Kiezzentrum?<br />
Die Flächenknappheit in der wachsenden Stadt führt zu schwer lösbaren Nutzungskonflikten<br />
Der Wedding kommt endlich tatsächlich<br />
– und nicht nur der Wedding,<br />
ganz Berlin zieht Menschen<br />
aus aller Welt an, die mit ihrer<br />
Vielfalt und ihren Fähigkeiten unsere<br />
Stadt bereichern. Zusammen<br />
mit unserer Bevölkerung muss<br />
auch die Infrastruktur wachsen.<br />
Wir benötigen mehr bezahlbaren<br />
Wohnraum, mit Grünflächen und<br />
Sportplätzen attraktive Möglichkeiten<br />
zur Freizeitgestaltung – und<br />
mehr Schulplätze. Allein im Sekundarbereich<br />
fehlen uns in <strong>Mitte</strong> trotz<br />
geplanter Neubauten über Tausend<br />
Schulplätze. Nur: Wo sollen wir in<br />
dichtbebauten Innenstadtbezirken<br />
wie <strong>Mitte</strong> neue Schulen bauen? Wir<br />
werden daher bestehende Pläne für<br />
Was wird aus dem Ex-Diesterweg-Gymnasium?<br />
Foto: Maja Lasić<br />
die wenigen ungenutzten Flächen<br />
hinterfragen müssen.<br />
PRIORITÄTEN SETZEN<br />
Dies ist für die Beteiligten oft<br />
schmerzhaft, wie der aktuelle Fall<br />
des ehemaligen Diesterweg-Gymnasiums<br />
in meinem Weddinger<br />
Wahlkreis zeigt. Nach dessen<br />
Schließung hat PS Wedding ein<br />
tolles Konzept für die Umwandlung<br />
des Gebäudes in ein sozio-kulturelles<br />
Zentrum mit bezahlbarem<br />
Wohnraum vorgelegt. Heute müssen<br />
wir aber ehrlicherweise feststellen,<br />
dass wir dieses Gelände für den<br />
Bau einer Schule brauchen. Natürlich<br />
ist dies für PS Wedding und<br />
seine Unterstützerinnen und Unterstützer<br />
bitter. Allerdings muss jeder,<br />
der eine Reaktivierung des Schulstandorts<br />
ablehnt, auch alternative<br />
Standorte für die fehlenden Schulen<br />
nennen. Denn eines geht nicht:<br />
Dass unsere Schülerinnen und<br />
Schüler ohne Plätze bleiben oder<br />
dass sie dicht gedrängt in den bestehenden<br />
Schulen unterrichtet<br />
werden müssen.<br />
Nutzungskonflikte wie beim ehemaligen<br />
Diesterweg-Gymnasium<br />
sind in der wachsenden Stadt unvermeidbar.<br />
Die Abwägung der verschiedenen<br />
Bedarfe und eine Priorisierung<br />
ist dabei die schwierigste<br />
Aufgabe der Politik.<br />
Maja Lasić, MdA