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Jubilaeumsmagazin

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ORGANISATIONEN IN BEWEGUNG<br />

„In Zukunft wird<br />

die Reflexionsfähigkeit<br />

die höchste Tugend<br />

des Managers sein.“<br />

Liebe Manager, sind Sie fit für das Unternehmen<br />

als lernende Organisation?<br />

Ein Interview mit Gabriele und<br />

Günter Zienterra<br />

Interviewer: Frau Zienterra, angesichts<br />

der hohen und ständig<br />

wechselnden Anforderungen an<br />

das Management: Wie soll eine<br />

Führungskraft dem großen Druck<br />

im Arbeitsleben standhalten? Was<br />

kann sie tun, um, wie gefordert, innerlich<br />

klar und nach außen mutig<br />

agieren zu können?<br />

Gabriele Zienterra: Manager bleiben<br />

unter Druck. Da hilft zum einen<br />

Selbstmanagement, um die eigenen<br />

Gedanken und Gefühle besser<br />

steuern zu können. Zum anderen<br />

müssen Manager neue Führungstechniken<br />

erlernen.<br />

Interviewer: Das hört sich nach<br />

aufwendigen Verfahren an. Haben<br />

Führungskräfte denn die Zeit für<br />

solche Lernprozesse?<br />

Gabriele Zienterra: Da sind die Unternehmen<br />

gefragt. Gemeinsames<br />

Lernen sollte Teil der Unternehmenskultur<br />

sein. Nur so können<br />

Gabriele Zienterra<br />

Flexibilisierungs- und Anpassungsvorgänge<br />

breit vollzogen werden.<br />

Unternehmen bleiben wettbewerbsfähig,<br />

wenn sie schnell auf<br />

Umbrüche reagieren können. Dafür<br />

müssen interne Hürden abgebaut,<br />

Hierarchien flacher werden. Kommunikation<br />

muss funktionieren.<br />

Der einzelne Mitarbeiter trägt in<br />

Zukunft mehr Verantwortung. Die<br />

Führungskraft tut das, was sie dem<br />

Namen nach soll: führen und delegieren,<br />

kontrollieren.<br />

Interviewer: Menschen lassen sich<br />

nicht so leicht ändern, Organisationen<br />

sind sicher noch schwerfälliger.<br />

Was muss geschehen?<br />

Gabriele Zienterra: Jeder Mensch,<br />

jede Führungskraft, jeder Mitarbeiter<br />

kann und sollte an seiner<br />

Grundeinstellung arbeiten. Eine<br />

gesunde Balance zwischen Optimismus<br />

und Realismus ist wichtig.<br />

Zeit zum Denken ist nötig: Reflexion<br />

ist in Zukunft die höchste<br />

Tugend des Managers. Wo soll der<br />

Schwung, die neue Idee herkommen,<br />

wenn keine Zeit zum Nachund<br />

Vordenken bleibt? Und: Veränderung<br />

muss diskutiert, Neues<br />

kommuniziert werden. Die Fähigkeiten<br />

auf diesem Gebiet sollten<br />

trainiert werden.<br />

Interviewer: Gemeinsam lernen im<br />

Unternehmen für eine verbesserte<br />

Kommunikation nach innen und<br />

außen: Herr Zienterra, was empfehlen<br />

Sie?<br />

Günter Zienterra: Veränderungen<br />

werden von vielen erst einmal als<br />

Bedrohung empfunden. Daher ist es<br />

wichtig, Vorurteile abzubauen und<br />

eine gemeinsame Identität neu zu<br />

erschaffen. Aus den Teamtrainings<br />

wissen wir, dass das gemeinsame<br />

Erleben die Gruppe zusammenschweißt,<br />

dass die Vermittlung und<br />

das Einüben von Kommunikationstechniken<br />

den Einzelnen stärkt.<br />

Interviewer: Bitte erläutern Sie<br />

eine dieser Techniken.<br />

Günter Zienterra: Um Menschen<br />

durch das gesprochene Wort zu<br />

öffnen, um bisherige Denkweisen<br />

in Frage zu stellen und neue Ideen<br />

zu ermöglichen, bedienen wir<br />

uns zum Beispiel des Geschichtenerzählens<br />

oder Storytellings.<br />

Storytelling ist ein rhetorisches Instrument<br />

und ein Erlebnis für den<br />

Seminarteilnehmer. Dabei passiert<br />

das, was immer passiert, wenn<br />

ein Erzähler eine exemplarische<br />

Handlung präsentiert - mit dem<br />

Zweck eine bestimmte Wirkung zu<br />

erzielen. Der Zuhörer wird aus der<br />

Realität in die Welt der Phantasie<br />

geführt, um von dort zu neuen Bildern<br />

und scheinbar fest stehenden<br />

Aussagen zu gelangen.<br />

Führungskräfte<br />

Selbstmanagement<br />

n Optimismus hilft, die Realität<br />

zu überprüfen. Wenn<br />

Sie beide Brillen aufsetzen,<br />

kommen Sie mit Ruhe zu<br />

neuen Lösungen!<br />

n Nehmen Sie sich Zeit zum<br />

Denken und Planen: Führen<br />

Sie Nachdenkzeiten ein.<br />

Vollziehen Sie immer den<br />

Schwenk vom Nachdenken<br />

über Vergangenes zum Vorausdenken:<br />

Das Verhältnis<br />

sollte 50:50 sein.<br />

n Tauschen Sie Gedanken<br />

und Alltag mit einem Vertrauten<br />

außerhalb des Berufsumfelds<br />

aus. Vielleicht<br />

gibt es ein Netzwerk oder die<br />

Unterstützung eines Coachs<br />

bei aktuellen Themen.<br />

n Sachlichkeit klärt, Emotion<br />

überzeugt: Emotionen<br />

schaffen Nähe und machen<br />

Sie sichtbarer. Eine bildhafte<br />

Sprache bewegt die Menschen.<br />

n Geschichten erzählen<br />

schafft Identität: Ein rhetorisches<br />

Element – auch als<br />

Storytelling bekannt - erzeugt<br />

ein persönliches Erlebnis.<br />

Neue Bilder, Gedanken,<br />

Ideen werden möglich.<br />

Räume für sinnvolle Kommunikation schaffen!<br />

Wer kennt diese frustrierende<br />

Situation nicht: Wir<br />

laufen von Person zu Person, um<br />

wichtige Informationen einzusammeln,<br />

halten noch einmal Rücksprache<br />

und können erst dann eine<br />

Entscheidung treffen oder Aufgaben<br />

erledigen. Eine derart mangelhafte<br />

Kommunikation demotiviert<br />

und ist unwirtschaftlich dazu.<br />

„Besprechungen und<br />

Workshops kosten nur<br />

Zeit?“<br />

Manches fruchtlose Meeting diskreditiert<br />

noch nicht eine Besprechungskultur<br />

in Unternehmen per<br />

se. Räume und Zeitfenster, die allein<br />

der Diskussion, der Kommunikation,<br />

dem Austausch von Informationen<br />

dienen, sind wichtiger<br />

Bestandteil des Arbeitsprozesses.<br />

Zumal Zeitvergeudung relativ ist:<br />

Wie viel Zeit wird verschwendet,<br />

wenn Informationen nicht zentral<br />

verteilt, sondern von jedem mühsam<br />

zusammen getragen werden<br />

müssen? Wie viel Geld kostet es,<br />

wenn Entscheidungen aufgrund<br />

von mangelndem Informationsaustausch<br />

erst spät getroffen werden?<br />

Mittel- und langfristig machen<br />

Räume für Kommunikation Sinn –<br />

wie regelmäßige, fest installierte<br />

Besprechungen, Workshops oder<br />

thematische Teamtreffen: um Prozesse<br />

zu beschleunigen, allen einen<br />

Überblick zu verschaffen, über<br />

aktuelle Themen zu sprechen oder<br />

Zuständigkeiten zu klären. Nur so<br />

kann überhaupt eine professionelle<br />

thematische und kommunikative<br />

Tiefe erzielt werden.<br />

Besprechungen müssen<br />

zielgerichtet sein.<br />

Eine erfolgreiche Besprechungskultur<br />

ist durch Zielorientierung<br />

geprägt:<br />

n Was ist das Ziel der Besprechung<br />

oder des Workshops?<br />

n Welche Entscheidungen sollen<br />

dabei getroffen werden?<br />

n Was brauchen wir dazu?<br />

n Wer übernimmt welche Aufgaben?<br />

Insbesondere bei zukunftsorientierten,<br />

wettbewerbsrelevanten<br />

Themen wird die Kreativität des<br />

ganzen Teams gebraucht. Wie sollen<br />

Mitarbeiter sonst zukunftsrelevante<br />

Themen bearbeiten und Antworten<br />

auf Fragen finden wie: Wo<br />

möchten wir in 5 Jahren stehen?<br />

Wie sprechen wir neue Kunden an?<br />

Wofür steht unser Unternehmen?<br />

Wie soll unsere interne Unternehmenskultur<br />

aussehen?<br />

Teilhabe erhöht die<br />

Motivation.<br />

Wenn auf der einen Seite mehr<br />

Selbstverantwortung und unternehmerisches<br />

Denken von Mitarbeitern<br />

verlangt wird, müssen dafür<br />

auch die Weichen gestellt werden.<br />

Mitarbeiter honorieren es, wenn<br />

sie eingeladen sind zum Ideenaustausch:<br />

wenn ihre Meinung ernst<br />

genommen wird. In Unternehmen<br />

mangelt es selten an Wissen, Ideen<br />

und Initiativbereitschaft: Diese<br />

müssen nur aktiviert werden durch<br />

eine funktionierende Kommunikationskultur.<br />

Wie geht der<br />

Mensch in Zukunft<br />

mit wachsender<br />

Komplexität um?<br />

Synthetisches Denken heißt<br />

das Rezept, das die Handlungsfähigkeit<br />

des Menschen<br />

in Zukunft erhält.<br />

Dabei gilt es, das Wesentliche<br />

aus den Informationen<br />

verschiedener Disziplinen<br />

und Fachbereiche zu erfassen<br />

und in den großen Zusammenhang<br />

zu integrieren.<br />

Synthetisches Denken ist<br />

interdisziplinäres Denken<br />

zur Bewältigung komplexer<br />

Aufgaben in der Arbeitsund<br />

Lebenswelt.<br />

Der synthetisch denkende<br />

Mensch der Zukunft fragt<br />

nicht nur Was, sondern<br />

auch Wie. Das heißt: Er löst<br />

ein Problem und überlegt<br />

sich, wie er seine Ergebnisse<br />

verständlich präsentieren<br />

kann. Dabei ist absehbar,<br />

dass neben klassischen Elementen<br />

(z. B. Typologien,<br />

Theorien), auch narrative<br />

Techniken (z. B. Aphorismen,<br />

Erzählungen, Metaphern)<br />

zum Einsatz kommen.<br />

Grundlegende Kommunikations-<br />

und Rhetorikinstrumente<br />

werden maßgeblich<br />

beteiligt sein an der erfolgreichen<br />

Umsetzung der gedanklichen<br />

Lösung. Führen<br />

durch das Wort zur Förderung<br />

der Lösungsfindung<br />

heißt eine Losung!<br />

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