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h<strong>in</strong>schauen ...<br />
<strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong><br />
Dr. Johannes Re<strong>in</strong>müller<br />
Pfarrer auf <strong>der</strong> Projektstelle für neue<br />
Aufbrüche und <strong>in</strong>novatives Handeln <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Evang. Landeskirche <strong>in</strong> Württemberg<br />
Der Wilhelmsplatz <strong>in</strong> Stuttgart Bad-<br />
Cannstatt ist ke<strong>in</strong> schöner Ort. Graffitibesudelte<br />
Nachkriegsbauten säumen die<br />
Straßen und <strong>Stadt</strong>bahngleise. Die Luft<br />
ist geschwängert von Abgasen und von<br />
billigem Bratenfett <strong>der</strong> umliegenden<br />
Imbissbuden. Württemberg hat schönere<br />
Orte: Das Ulmer Münster, die Treppe vor<br />
Schwäbisch Halls Michaelskirche, <strong>der</strong><br />
Hof vom Kloster Maulbronn. Der Wilhelmsplatz<br />
ist aber <strong>in</strong>teressanter – verrät<br />
er doch viel über die Zukunft <strong>der</strong><br />
Menschen Württembergs und über die<br />
Zukunft <strong>der</strong> Württembergischen Landeskirche.<br />
Die Passanten des Wilhelmsplatzes<br />
s<strong>in</strong>d jung, sie haben oft Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
und s<strong>in</strong>d – höchstwahrsche<strong>in</strong>lich<br />
– nicht Mitglied <strong>der</strong> Evangelischen<br />
Landeskirche <strong>in</strong> Württemberg.<br />
Der Wilhelmsplatz <strong>in</strong> Bad-Cannstatt ist<br />
ke<strong>in</strong> Son<strong>der</strong>fall, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> Abbild e<strong>in</strong>er<br />
städtischen Entwicklung, die sich <strong>in</strong><br />
Zahlen nie<strong>der</strong>schlägt: Seit e<strong>in</strong>igen Jahren<br />
gehört die Mehrheit <strong>der</strong> Stuttgarter<br />
ke<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Volkskirchen, we<strong>der</strong> <strong>der</strong> Evangelischen<br />
Landeskirche <strong>in</strong> Württemberg<br />
noch <strong>der</strong> Römisch-katholischen <strong>Kirche</strong>,<br />
mehr an; Tendenz: weiter steigend. Bei<br />
den unter 20-jährigen s<strong>in</strong>d noch knapp<br />
e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> Bevölkerung Mitglied e<strong>in</strong>er<br />
Volkskirche. Bei diesem Befund<br />
könnte man me<strong>in</strong>en, dass es sich um<br />
e<strong>in</strong>e Entwicklung handelt, die nur Städte<br />
und nicht den ländlichen Raum betrifft.<br />
Doch die religiöse Entwicklung <strong>in</strong> den<br />
Städten verläuft nicht an<strong>der</strong>s, son<strong>der</strong>n<br />
ist nur weiter fortgeschritten. Städte<br />
s<strong>in</strong>d lediglich die Seismographen e<strong>in</strong>er<br />
sich verän<strong>der</strong>nden Gesamtgesellschaft.<br />
Da nur die beiden großen Volkskirchen<br />
verlässliche Zahlen zur Mitglie<strong>der</strong>entwicklung<br />
liefern können, bleibt bei diesem<br />
Thema häufig die Entwicklung <strong>der</strong><br />
Freikirchen unberücksichtigt. Gerade<br />
Freikirchen spielen <strong>in</strong> Städten bei jungen<br />
Deutschen und Migranten, beides<br />
Gruppen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Evangelischen Landeskirche<br />
stark unterrepräsentiert s<strong>in</strong>d,<br />
e<strong>in</strong>e Rolle.<br />
<strong>Stadt</strong><br />
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