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Januar 2019

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GASTBEITRAG<br />

„EXPERIMENT MODERNE“ IM FOCKE-MUSEUM<br />

10. <strong>Januar</strong> 1919: Bremen ist eine<br />

sozialistische Räterepublik<br />

Kohl und Pinkel in der City<br />

Lloyd-Passage: Kulinarischer und musikalischer<br />

Jahresauftakt in der Innenstadt<br />

nach 4 Uhr rückten von Osten und Westen wie von<br />

der Neustadt her die Arbeitermassen mitsamt den<br />

„Bald<br />

Jugendlichen zum Marktplatz. Die Garnisonkapelle kam<br />

mit und begleitete den Aufmarsch mit ihren Weisen. Rote Fahnen<br />

wehten über den Zügen, in denen man Schilder bemerkte mit den<br />

Aufschriften, wie ,Hoch die sozialistische Republik‘, … ,Nieder mit<br />

Senat und Bürgerschaft‘, ,Hoch die proletarische Diktatur‘.“<br />

18<br />

Foto: Focke-Museum<br />

Diese Zeilen – entnommen aus einem zeitgenössischen<br />

Bericht über die Bremer Revolutionsereignisse – schildern<br />

eine entscheidende Phase des politischen Umsturzes vor 100<br />

Jahren. Im November 1918 hatte der Aufstand der Arbeiter und<br />

Soldaten die alte Ordnung in Deutschland beendet. Der Kaiser<br />

hatte abgedankt und eine provisorische Reichsregierung unter<br />

sozialdemokratischer Führung die Macht übernommen. Strittig<br />

war das weitere Vorgehen: Sollte Deutschland eine parlamentarische<br />

Demokratie mit reformierter Marktwirtschaft<br />

werden? Oder sollte die Revolution die kapitalistische Wirtschaftsordnung<br />

gänzlich beseitigen, die in den Augen vieler die<br />

Hauptursache für Krieg und soziales Elend war? Am 10. <strong>Januar</strong><br />

1919 war für Bremen die Stunde der Entscheidung gekommen:<br />

Um eine sozialistische Ordnung zu erzwingen, besetzten Kommunisten<br />

und Linkssozialisten mit zahlreichen Arbeiterinnen<br />

und Arbeitern die Innenstadt und riefen die „selbständige sozialistische<br />

Republik Bremen“ aus – die Bremer Räterepublik.<br />

Senat und Bürgerschaft wurden aufgelöst und durch neue Regierungsorgane<br />

ersetzt. Diese „proletarische Volksregierung“<br />

sollte die gesamte wirtschaftliche und politische Macht in der<br />

Hansestadt übernehmen.<br />

Das politische Experiment, das die Revolutionäre mit großen<br />

Hoffnungen begannen, scheiterte bereits nach wenigen<br />

Wochen. Im Reich zeichnete sich der Übergang zu einer parlamentarischen<br />

Demokratie ab. Und auch wirtschaftlich stand<br />

die neue Bremer Regierung auf verlorenem Posten. Alle Banken<br />

stellten ihre Kreditzahlungen ein und machten so die Räterepublik<br />

nach kurzer Zeit handlungsunfähig. Obwohl deutlich<br />

wurde, dass die „proletarische Diktatur“ in Bremen nur<br />

von kurzer Dauer sein würde, begann nun das blutigste Kapitel<br />

der Revolution. Um ein Exempel zu statuieren, folgte die sozialdemokratische<br />

Reichsregierung den Bitten einiger Bremer<br />

Bürger und ließ die Räterepublik am 4. Februar militärisch<br />

niederschlagen. 83 Menschen fanden bei den Kämpfen den<br />

Tod – darunter zahlreiche unbeteiligte Zivilisten. Trotz dieser<br />

schrecklichen Ereignisse gelang auch in Bremen der Übergang<br />

zur parlamentarischen Demokratie. Am 9. März 1919 wurde<br />

eine „Bremische Nationalversammlung“ gewählt, die eine<br />

neue Landesverfassung erarbeitete.<br />

VON JAN WERQUET, KURATOR DER AUSSTELLUNG<br />

Foto: C. Kuhaupt<br />

Winterzeit ist Kohlfahrtzeit – so will es das kulinarische Gesetz.<br />

Wer auf einen Marsch durch die Kälte verzichten und direkt zum<br />

schmackhaften Teil übergehen möchte, ist in der Lloyd-Passage an<br />

der richtigen Adresse. So steht das erste Wochenende des Jahres<br />

dort unter dem Motto „Kohl und Pinkel“: Am Freitag, 4. <strong>Januar</strong>, und<br />

Samstag, 5. <strong>Januar</strong>, wird ein ausgiebiges Grünkohlessen veranstaltet.<br />

An der langen Tafel unter dem Glasdach der Einkaufspassage<br />

haben alle hungrigen Gäste die Möglichkeit, sich bei deftigem Kohl<br />

und würziger Pinkel satt zu essen. Für das Essen zeichnen die Restaurants<br />

der Kaufhäuser Galeria Kaufhof und Karstadt verantwortlich.<br />

Bei den Getränken kann man zwischen warmen und kalten<br />

wählen, darunter Bier und Glühwein. Für die musikalische Unterhaltung<br />

zum norddeutschen Traditionsessen sorgt an beiden Tagen<br />

DJ Chrizzy Dee. (SM)<br />

Freitag und Samstag, 4. und 5. <strong>Januar</strong>, Lloyd-Passage, 11 bis 19 Uhr.<br />

Nähere Infos unter www.lloydpassage.de.<br />

WFB will in den Lloydhof<br />

Umzug in das „Lebendige Haus“ wohl Ende 2020<br />

Die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH hat die Suche nach<br />

einem neuen Standort erfolgreich abgeschlossen: Die Landesgesellschaft<br />

beabsichtigt, in zwei Jahren in den ehemaligen Lloydhof<br />

in der Bremer Innenstadt (Ansgaritorstraße 2) umzuziehen und<br />

dort ihre bisherigen Standorte<br />

im Kontorhaus am Markt und<br />

in der Faulenstraße unter einem<br />

Dach zusammenzuführen. Der<br />

WFB-Aufsichtsrat hat den Umzugsplänen<br />

zugestimmt. Nun<br />

kann der Mietvertrag für das<br />

neue Domizil abgeschlossen<br />

werden.<br />

„Ich bin davon überzeugt, dass<br />

der neue Standort hervorragend für die WFB geeignet ist“, sagt der<br />

WFB-Aufsichtsratsvorsitzende Wirtschaftssenator Martin Günthner.<br />

„Der Lloydhof erfüllt alle Anforderungen und bietet darüber<br />

hinaus Möglichkeiten für künftige inhaltliche Weiterentwicklungen.<br />

Außerdem bleibt die Wirtschaftsförderung im Stadtzentrum<br />

und somit mittendrin in der aktuell spannenden Transformation<br />

der Bremer City.“ (SM)<br />

Foto: F. T. Koch

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