broschuere seelenpalast seite für seite
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Mein Seelenpalast<br />
Eine Meditationsreise mit Ze Saladin - BeAstro©
„Warum?“ Mein Seelenpalast<br />
Mein Seelenpalast ist gebaut aus weißem Marmor, schwarzem Obsidian<br />
und himmelhohen Mauern.<br />
Tore, durch die man laufen kann, doch kein Tor kann passiert werden,<br />
wenn ich dies nicht zulasse.<br />
Mein Seelenpalast ist ein individuelles Konstrukt<br />
Grüne Wiesen, Bäume, Büsche, Bäche und Brücken…<br />
Und hierhin gelangt man auch nur auf mühseligem Weg, denn die Pfade sind<br />
unübersichtlich und zahllos, was der Grund da<strong>für</strong> ist, dass nur so wenige Leute<br />
dieses Konstrukt kennen.<br />
Doch was ist dieses Seelenkonstrukt? Wo<strong>für</strong>, und vor allem, wie baut man es auf?<br />
Wir gehen Schritt <strong>für</strong> Schritt vor.<br />
Hand in Hand…
Die erste Frage, die man sich<br />
stellt, ist:<br />
Wie kam es dazu, dass ich ein<br />
eigenes Konstrukt errichtet<br />
habe… Aus welchem Grund?<br />
Ganz einfach. Meine Welt war<br />
keine heile Welt. Und ich habe<br />
versucht, mir selbst einen<br />
Rückzugsort zu errichten. Für<br />
all jene Momente, in denen ich<br />
ganz und gar <strong>für</strong> mich allein sein<br />
konnte, weil mir das laute Getöse,<br />
das Brummen und Summen der<br />
Welt zu viel wurde. Oder wenn<br />
ich einfach nur einen Moment<br />
der inneren Ruhe brauchte, um<br />
eine dezisive Entscheidung zu<br />
treffen.<br />
Bei der Erbauung eines Rückzugsortes<br />
stieß ich auf die<br />
meditativen Reisen und habe<br />
mithilfe von rhythmischen akustischen<br />
Signalen gelernt,<br />
mir vor meinem geistigen Auge<br />
eine Welt zu errichten, dessen<br />
Herr und König allein ich bin.<br />
Viele Entscheidungen, die ich traf,<br />
führten mich zu einem Moment<br />
in meinem Leben, an dem ich<br />
allein, verletzlich und einsam<br />
war. Dieser alles entscheidende<br />
Moment geschah in meiner Wohnung.<br />
Nirgends sonst. Ich stand<br />
nicht draußen im Wald an<br />
einer Kreuzung. Es war nicht<br />
eine Entscheidung, ob ich in<br />
den USA oder in Europa mein<br />
Studium beginne… Ob ich bei<br />
meiner Familie bleibe, von Ort<br />
zu Ort wandere oder <strong>für</strong> welche<br />
Frau ich mich entscheide.<br />
Nein. Es war der eine Moment,<br />
in dem ich festgelegt habe, ob<br />
ich aufhöre, oder ob ich weitermache<br />
wie bisher. Ob ich mein<br />
eigenes Selbst und Sein den<br />
negativen Gedanken ausgeliefert<br />
im Raum stehen lasse, oder<br />
etwas dagegen unternehme. Ein<br />
Wendepunkt in meinem Leben,<br />
an den ich geriet, der nirgends<br />
sonst wiedergefunden werden<br />
kann - außer in mir, in meinem<br />
Geist.<br />
Es war nicht die Entscheidung<br />
nach den äußeren Umständen,<br />
keine Frage über meine Umgebung<br />
oder Umwelt. Im Gegenteil,<br />
etwas deutlich Wichtigeres: Es<br />
war die Frage nach meiner<br />
inneren Einstellung.<br />
Ich kann nicht steuern wie<br />
andere Menschen sich verhalten<br />
und ich kann auch keine<br />
direkte und sofortige Veränderung<br />
erwarten, was meine<br />
Lebensumstände betrifft.<br />
Doch was ich tun kann <strong>für</strong> mein<br />
Seelenheil ist: mich zu finden…<br />
Mein wichtigstes Hab und Gut.<br />
Wie Robert Frost schon einst in seinem<br />
fantastischen Werk „The Road Not Taken“<br />
schrieb:<br />
„Two roads diverged in a yellow wood.<br />
And sorry I could not travel both<br />
And be one traveler, long I stood<br />
And looked down one as far as I could<br />
To where it bent in the undergrowth;<br />
Then took the other, as just as fair<br />
And having perhaps the better claim,<br />
Because it was grassy and wanted wear;<br />
Though as for that, the passing there<br />
Had worn them really about the same,<br />
And both that morning equally lay<br />
In leaves no step had trodden black<br />
Oh, I kept the first for another day!<br />
Yet knowing how way leads on to way,<br />
I doubted if I should ever come back.<br />
I shall be telling this with a sigh<br />
Somewhere ages and ages hence:<br />
two roads diverged in a wood, and I --<br />
I took the one less traveled by,<br />
And that has made all the difference.“
Die deutsche Übersetzung dazu lautet:<br />
Zwei Straßen gingen ab im gelben Wald.<br />
Leider konnte ich nicht beide reisen,<br />
da ich nur einer war. Ich stand noch lang<br />
und sah noch nach, so weit es ging, der<br />
einen ... bis sie im Unterholz verschwand...<br />
Und nahm die andre, grad so schön<br />
gelegen, die vielleicht einen bessern Weg<br />
versprach - Denn grasbewachsen<br />
kam sie mir entgegen.<br />
Jedoch, so weit es den Pfade betraf,<br />
so schienen beide gleichsam ausgetreten,<br />
An jenem Morgen lagen beide da<br />
Mit frischen Blättern, noch nicht schwarz<br />
getreten. Hob mir die eine auf <strong>für</strong>’n<br />
andern Tag! - Doch wusste ich,<br />
wie’s meist so geht mit Wegen,<br />
ob ich je wiederkäm, war zweifelhaft.<br />
Es könnte sein, dass ich dies<br />
seufzend sag. Wenn Jahre und<br />
Jahrzehnte fortgeschritten:<br />
Zwei Straßen gingen ab im gelben Wald,<br />
und da – wählt‘ ich jenen,<br />
der nicht oft beschritten.<br />
Und das hat allein den Unterschied<br />
gemacht.<br />
„Zwei Straßen gingen ab im gelben Wald,<br />
und da - wählt‘ ich jenen, der nicht oft beschritten.<br />
Und das hat allein Unterschied gemacht“.<br />
Auch <strong>für</strong> mich hat es das.<br />
Es hat allen Unterschied gemacht…<br />
Lege deine Hand auf deine Brust. Auf dein Herz …<br />
Und jetzt: ganz ehrlich.<br />
Willst du nicht etwas ändern? Willst du nicht einen<br />
Unterschied zu deinem alten Selbst erwirken?<br />
Ich war an einem Punkt, an dem ich mit meinem<br />
alten Selbst nicht mehr vorankam.<br />
Deshalb musste mein altes Ich stärker werden.<br />
Wachsen. Egal wie fortgeschritten unser Alter ist,<br />
wachsen können wir immer. Mein komplettes<br />
Potenzial erreiche ich nicht mit dem Ende der<br />
Pubertät.<br />
Jeden Tag, an dem ich die Augen aufmache, bin ich<br />
mir dessen bewusst, dass ich etwas Neues lernen<br />
kann. Ich bin nicht perfekt. Ich werde Fehler machen<br />
und manche vielleicht auch zweimal. Aber<br />
das darf mich nicht aufhalten. Nicht auf einer Reise,<br />
die so bedeutsam ist …<br />
... Auf dem Weg zu mir selbst.<br />
Und hier ist jeder Einzelne von uns gefragt! - Der<br />
einfache Weg ist es, sich allen Emotionen<br />
hinzugeben, doch wo komme ich da hin?<br />
Wenn mich jede feuchte Brise aus den Fugen wirft,<br />
wenn mich jedes kühle Nass aus dem Gleichgewicht<br />
und jedes einzelne Wort, das mir ein<br />
Fremder entgegenbringt, mich aus dem Konzept<br />
bringt.<br />
Dann gelange ich nicht weit.<br />
Dann bin ich damit beschäftigt, jedes einzelne<br />
Wehwehchen zu behandeln und verpasse es nach<br />
oben zu blicken. Dort, wo sich der Himmel auftut.<br />
Dort, wo die Sterne funkeln. Dort, wo die Sonne<br />
strahlt … und der Mond nachts seinen Platz einnimmt.<br />
Ich verpasse den Moment
Wähle einen Weg <strong>für</strong> dich, der den Unterschied macht…<br />
Zu deinem Leben, das du vorher gelebt hast.<br />
Ich war schwach … und alles ging mir nahe. Jede Ablehnung verbuchte ich als Ablehnung<br />
gegenüber meiner gesamten Existenz. Darum baute ich mir einen eigenen Ort, um mich innerlich zu<br />
stärken…<br />
Fangen wir an mit den ersten Übungsschritten:<br />
Wir lehnen uns zurück, achten auf die Atmung.<br />
Sorgen <strong>für</strong> eine entspannte Atmosphäre…<br />
Stell dir vor, dass du auf einer Aussichtsplattform<br />
stehst. Im Schatten eines Apfelbaums mit tiefroten,<br />
reifen Früchten. Direkt an einem rostigen Geländer,<br />
etwas Moos hat sich schon darauf abgesetzt.<br />
Du schaust hinab. Und das Erste, das du spürst, als<br />
du dich in dieser fantastischen Szenerie wiederfindest,<br />
ist ein starker, warmer Luftzug, der dir wie eine<br />
weiche Hand sanft durch die Haare gleitet.<br />
Eine angenehme Brise, die dir über das Gesicht<br />
streift. Stell dir vor, dein Blick schweift zu deiner<br />
Rechten an den Klippen entlang, die schroffen<br />
Felsen entlang und dort… Dort sind junge Birken,<br />
welche sich bis ganz nach außen, bis an den äußersten<br />
Grat gewagt haben.<br />
Der Wind spielt mit den saftig grünen Blättern der<br />
Eichen zu deiner Linken, den Berghang hinunter,<br />
in unseren Augen spiegelt sich eine Welt wieder,<br />
die uns herzhaft in die Arme schließt, eine wackere,<br />
riesige Welt…<br />
Vor dir eine Stadt direkt an einer Küste. Die Hänge<br />
dieser Berge gehen teilweise direkt in die Ufer,<br />
in das Wasser über. In der Ferne siehst du einige<br />
Schienen und eine Dampflokomotive, die auf der<br />
gegenüberliegenden Seite, parallel zur Küste entlang,<br />
am Horizont verschwindet.<br />
Du schließt <strong>für</strong> einen kurzen Moment die Augen<br />
und hörst… Du lauschst dem sanften Rauschen<br />
der Blätter in diesem leichten, wenn auch salzig<br />
riechenden Sommerwind, der vom Meer aus bis zu<br />
dir an die Aussichtsplattform strömt.<br />
Nur das…<br />
Nur dieses leichte Rauschen...<br />
Hör genau hin. Es ist nur das Rascheln der Blätter. Es<br />
ist nur der Wind, der durch die Baumkronen zieht<br />
und die Blätter zum Singen bringt.<br />
Es gibt keine anderen Geräusche…<br />
Du öffnest langsam die Augen. Und dir strahlt die<br />
Sonne ins Gesicht. Du kneifst instinktiv die Augen<br />
zusammen und hebst die Hand wie einen Schirm<br />
vor dein Gesicht. Mit zugekniffenen Augen siehst<br />
du, wie das Meer in einem klaren, wunderschönen
Blau schimmert und die Mittagssonne sich<br />
darin spiegelt…<br />
Während sich vor dir in der Ferne ein blaues<br />
Meer auftut, ist zu deiner linken in der Ferne,<br />
direkt gegenüber dem Meer, ein weites, saftig<br />
grünes und buntes Meer aus Gras und Blumen.<br />
Die Wege und Pfade, die sorgsam gepflegt den<br />
Hang hinunterführen, in die Stadt, die direkt<br />
am Wasser gebaut wurde, laden ein zu einem<br />
Spaziergang. Hinab zu einem Ort, der fehl am<br />
Platz wirkt. Fast schon fantastisch… Als gäbe es<br />
ihn nicht.<br />
Und doch. - Wir sehen es… Vor unserem geistigen<br />
Auge. Dort ist eine Stadt. Nicht sonderlich<br />
modern, aber warm. Gemütlich. Einladend, wie<br />
ein alter Freund, den man seit gefühlt einer<br />
Ewigkeit nicht mehr gesehen hat, den man aber<br />
herzlichst empfängt, um mit ihm im Garten zu<br />
sitzen und über die Vergangenheit zu reden.<br />
Über das, was einst gewesen ist, als man jünger<br />
war… Als man sich seiner Unschuld sicher war<br />
und womöglich jeden Tag neue Freunde fand,<br />
jeden Tag ein anderes Abenteuer erlebt hat.<br />
Diese Stadt, die mit ihren hohen, weißen Mauern<br />
an dieser Küste liegt. Im Rücken die warme<br />
Sommerbrise, die leicht nach frisch gemähtem<br />
Gras und gleichzeitig auch etwas nach Salz<br />
riecht. Häuser und Gebäude, die aus der Ferne<br />
daliegen, als würden sie im immergrünen Gras<br />
auf der sommerlichen Wiese einen Mittagsschlaf<br />
halten. Du erkennst auf den Weiden in der Nähe<br />
dieser Stadt eine riesige Linde, an die wohl schon<br />
das ein oder andere Kind seinen Drachen verloren<br />
hat. Ziegen, Kühe, Schafe… Zahlreiche Tiere<br />
könnten auf dieser Weide mit einem gleichmäßigen<br />
Käuen den Frieden und auch die Gelassenheit<br />
des Moments widerspiegeln…<br />
Innerhalb des Ortes erkennst du, dass die<br />
Häuser und Gebäude fein säuberlich, nahezu<br />
perfekt symmetrisch angereiht sind und sich im<br />
Zentrum der Marktplatz befindet.<br />
Es liegt ein Gefühl der Herrlichkeit, der Vollkommenheit<br />
über diesen Küstenort. Diese Stadt, die<br />
keinen Namen hat … Benenne sie. -Gib diesem<br />
Fleckchen Erde einen Namen. Damit du wieder<br />
zurückfindest. Denn man verläuft sich leicht auf<br />
dem Weg ins eigene Paradies.<br />
Kapitel 2.<br />
Warum?<br />
Diese Frage beschäftigt uns seit unserer Kindheit.<br />
Warum ist das so? Wieso ist die Banane krumm?<br />
Warum geht die Sonne nachts unter? Warum ist es<br />
nachts dunkel? Warum machen wir uns die Mühe,<br />
so etwas selbst zu erschaffen?<br />
Im Alltag gibt es vieles, das uns runterzieht. Wir<br />
sind besonders anfällig <strong>für</strong> Reaktionen auf unser<br />
Handeln, die unsere Handlung in ein schlechtes<br />
Licht rücken.<br />
Es kann aber auch einfacher sein: Manchmal ist es<br />
die Einsamkeit, die einen übermannt. Zahlreiche<br />
Momente im Leben, die einen demotivieren. Doch<br />
wir dürfen uns nicht von allem und jedem demotivieren<br />
lassen. - Haben wir mal so einen Moment<br />
am Tag, dann ist es genau dieser Ort, an den wir<br />
zurückfinden können, der uns Halt gibt.<br />
Viele Menschen wissen nicht, wie sie mit dem
Alleinsein umgehen sollen. Was<br />
auf den ersten Blick wie ein Fluch<br />
aussieht, kann auf den zweiten,<br />
genaueren Blick ein Segen sein,<br />
denn diese Momente kann man<br />
nutzen! Es sind diese einzelnen<br />
Episoden im Leben, die man <strong>für</strong><br />
sich allein hat und in denen man<br />
an sich arbeiten kann.<br />
Unter manchen Bedingungen ist<br />
es keine einfache Leistung, eine<br />
Entscheidung zu treffen, die man<br />
im Nachhinein nicht bereut. Besonders,<br />
wenn man sich in einem<br />
Zustand befindet, in dem man<br />
vor Angst aufgelöst ist und sich<br />
danach Hals über Kopf <strong>für</strong> etwas<br />
entscheidet.<br />
Daher wird es umso wichtiger,<br />
einen solchen Ort zu haben.<br />
Die Isolierung kann helfen. Man<br />
fängt bei sich an, bei seiner inneren<br />
Einstellung. Rede es dir ein!<br />
Sei dir dessen bewusst, du kannst<br />
aktiv deine Gedanken kontrollieren<br />
und steuern. - Setze nun ein<br />
Ziel! Peile es an!<br />
Das, mein Freund, das ist der Weg<br />
zu deinem Selbst.<br />
Es ist eine lange, harte und<br />
schwierige Strecke und mehr<br />
als einmal wird man aufgeben<br />
wollen. Doch ich bin hier. Komm<br />
zu mir. An diesen wundersamen,<br />
friedlichen Ort voller Harmonie,<br />
den wir im letzten Schritt errichtet<br />
haben. Erinnerst du dich an<br />
die Wiesen, Hänge, Lichter und<br />
den Horizont?<br />
Warum suche ich… Warum<br />
suche ich die Antworten in mir?<br />
Und nicht in irgendjemandem,<br />
der nicht „Ich“ ist? ... Du kennst<br />
die Antwort: Weil dir keiner außer<br />
dir selbst die Antwort auf deine<br />
Fragen geben kann.<br />
Wir können lernen mit dem, was<br />
uns das Leben gibt, etwas Positives<br />
zu bewirken. Der Spruch<br />
„Wenn dir das Leben Zitronen<br />
gibt, mache Limonade draus“,<br />
ist nicht nur eine Floskel. Lerne,<br />
diese Sprüche zu verinnerlichen<br />
und zu leben, egal wie kitschig<br />
sie sein mögen.<br />
Und diese Momente, in denen<br />
man ganz <strong>für</strong> sich ist, und ich<br />
möchte, dass du dies nun laut<br />
sagst, sind in Maßen folgendes:<br />
Sie sind ein Segen!<br />
Wir sind isoliert, abgeschottet<br />
von der Außenwelt, und diese<br />
Zeit nutzen wir jetzt sinnvoll.<br />
Schnell. Kontrolliere deine Gedanken.<br />
Wir analysieren jetzt<br />
die Leute um uns herum. Die<br />
Menschen in unserem Leben. Wir<br />
beurteilen den Stellenwert, den<br />
wir diesen Personen zuordnen.
Erhält jeder die Aufmerksamkeit, die er verdient?<br />
Schenken wir den richtigen Menschen Aufmerksamkeit?<br />
Bei manchen Leuten stellen wir unser<br />
Licht so weit unter den Scheffel, dass es nicht<br />
verwunderlich scheinen sollte, wenn diese uns<br />
keines Blickes würdigen. Denn wir denken, dass wir<br />
uns kleiner machen, als wir sind, ist ein Zeichen von<br />
Bescheidenheit. Aber nein! - Man kann bescheiden<br />
und gleichzeitig extrovertiert sein. Man kann sich<br />
von seiner besten Seite präsentieren und gleichzeitig<br />
Nobel wirken.<br />
Merke dir: Manche Menschen verursachen Leid.<br />
Wiederum andere sind das Leid.<br />
Ein Leiden zu verursachen ist nicht das Problem.<br />
Wir können darüber hinwegsehen. Besser: Wir<br />
können Hand in Hand daran arbeiten, wachsen<br />
gemeinsam durch die Zusammenarbeit. Doch es<br />
gibt Menschen, die verursachen unentwegt Leid,<br />
weil das ihre Natur ist. Und dort muss man Striche<br />
ziehen. Man muss wissen, wann Schluss ist.<br />
Denn wenn wir etwas beenden, verschaffen wir<br />
uns Luft und Raum und Zeit. So geben wir uns die<br />
Möglichkeit, etwas Neues zu beginnen.<br />
Mein Konstrukt hat verschieden Facetten. Es hilft<br />
mir, klare Einsichten in meine Gedankenstrukturen<br />
zu erlangen.<br />
Die folgenden Worte meiner Großmutter werden<br />
mir immer im Gedächtnis bleiben: „Mach das Licht<br />
aus, Männer haben keine Angst. Männer arbeiten,<br />
arbeite also an deiner Angst!“. Sie hat sich die größte<br />
Mühe gegeben, mich zu einem Menschen zu<br />
erziehen, auf den sie stolz sein kann. Ich wollte nur,<br />
dass sie stolz ist.<br />
Wer kennt das nicht? Die Anerkennung, um die wir<br />
uns reißen, sei es von Mutter, Vater, den Geschwistern,<br />
Freunden oder anderen Personen, auf die wir<br />
auf unsere individuelle, einzigartige Weise aufschauen,<br />
treibt uns voran. Aber ich frage dich, wieso<br />
muss, was uns vorantreibt, von außen kommen?<br />
Wieso können nicht du und ich unsere eigenen<br />
Antriebe sein?<br />
Ganz einfach. Weil wir es nicht gelernt haben.<br />
Deshalb ist es umso wichtiger zu verstehen, dass<br />
unser eigener Antrieb unabhängig von der Welt da<br />
draußen existieren muss.
Arthur war der erste Freund, den ich gefunden hatte.<br />
Als ich mit sechs Jahren in die Grundschule kam,<br />
war er der erste Mensch in meinem Leben, den ich<br />
Freund nennen würde. Das ist einige Jahrzehnte<br />
her, und Arthur spielt in der Gegenwart keine<br />
akute Rolle mehr <strong>für</strong> mich und wird nur in diesem<br />
Abschnitt erwähnt. So ist das im Leben. Manchmal<br />
schließen wir Freundschaften. Wir waren vier Jahre<br />
lang Freunde. Aber dann… Gingen wir auf andere<br />
Schulen. Und wie es so schnell passiert, man<br />
verliert einander. Wir hatten damals auch noch<br />
keine Handys oder das Internet, um in Kontakt zu<br />
bleiben, und eines Tages war einfach kein Gedanke<br />
mehr aneinander vorhanden. Heute fragt man sich,<br />
was die Freunde von damals machen, aber es waren<br />
nur Klassenkameraden. Schulfreunde. Meinen<br />
besten Freund habe ich, seit ich zehn Jahre alt war.<br />
Und dabei verstanden wir uns zu Beginn nicht<br />
einmal wirklich…<br />
Menschen kommen. Menschen gehen. Begegnungen,<br />
die negativ beginnen, können zu den besten<br />
Ergebnissen führen und die scheinbar schönsten<br />
Momente können genauso schnell verfliegen, wie<br />
sie uns entgegenkamen.<br />
Jede Begegnung mit anderen Menschen führte<br />
dazu, dass ein neues „Ich“ geschaffen wurde, in den<br />
Köpfen dieser Menschen.<br />
Darum übertreibe ich nicht, wenn ich dir sage, ich<br />
lebe tausend Leben.<br />
Und ehe man sich versah…<br />
Musste man schon wieder neu starten…<br />
Was man schon tausendmal begann.<br />
Schließe nun die Augen.<br />
Es ist kalt. Stell dir vor, dir läuft ein eiskalter Schauer<br />
über den Rücken. Kalt. Weiß. So ist der Boden rings<br />
um dich herum … Und du stehst barfuß, ganz<br />
allein, ein einfaches Kind ohne Hab und Gut, in<br />
einem schneebedeckten Garten. Während du mit<br />
leicht zugekniffenen Augen gen Himmel blickst<br />
und den Flocken beim Fallen zuschaust. Spiele.<br />
Spiele hier im Schnee, und die Welt tanzt zu deiner<br />
Melodie.<br />
In meinem Kopf spielen sich ständig lebendige<br />
Bilder ab: An einem zugefrorenen See, ein Pärchen<br />
gut eingepackt in dicken, roten Jacken mit<br />
Wollmützen. Jeder mit einem selbstgestrickten<br />
Schal und auf Schlittschuhen um einen aus dem<br />
Wasser ragenden Baum laufend. Über das Eis<br />
schneidend und mit jedem Herzschlag besteht<br />
beim Zuschauer dieses Anblicks die Angst vor<br />
einem Bersten des Eises. Dazu ertönt eine einfache<br />
Melodie, welche die Kufen, die immer wieder auf<br />
das Eis schlagen, begleitet. Sie spielt nur <strong>für</strong> dich<br />
und die Welt tanzt dazu.<br />
Ja, sogar die einzelnen Schneeflocken<br />
tanzen miteinander, drehen sich wie Paare<br />
aneinanderschmiegend im Kreis, wechseln<br />
das Tempo ganz deiner persönlichen Melodie<br />
entsprechend.<br />
Male dir solche Momente selbst aus.<br />
Lerne es. Lebe es. Sieh es…
Kapitel 3<br />
Grenzenlos zu Hause sein<br />
Die Grenzen, die wir dieser Welt setzen, liegen<br />
ganz bei dir und mir. Nur bei uns allein, bei keinem<br />
anderen sonst. Daher nehmen wir all unseren Mut<br />
zusammen und schauen uns eine Welt an, die<br />
auf den ersten Blick neu und befremdlich wirkt,<br />
aber bei genauerem Hinsehen wie eine mögliche<br />
Heimat erscheint.<br />
Baue ein eigenes Schloss <strong>für</strong> dich, wenn du dich<br />
darin sicher fühlst. Baue einen eigenen Tresor. Aber<br />
vergesse nicht, diese auszuschmücken.<br />
Vergesse nicht, dass, damit wir dieses Konstrukt<br />
Laufen wir? Oder fahren wir womöglich mit dem<br />
Zug?<br />
Wege, die traumhaft vor uns liegen, als stammten<br />
sie aus Märchen…Wir selbst sind verantwortlich<br />
da<strong>für</strong>, wie wir uns unsere Wege gestalten.<br />
Wir sehen, was wir sehen wollen. Wir gehen, wohin<br />
wir gehen wollen. Wir sind, was wir sein wollen.<br />
Fange mit einem Sandkasten an und baue eine<br />
Sandburg. Danach erweitere das Feld. Ist es an<br />
der Küste? Dann stelle dir salzige Meeresluft<br />
vor. Ist es weites, flaches Land mit Feldern und<br />
Wiesen? Gibt es kleine Hügel? Oder womöglich<br />
eine Berglandschaft, die erklimmt und bestiegen<br />
werden möchte. Mit Tälern, klaren Bächen und<br />
kleinen Seen.<br />
bewohnen können, wir dieses auch bewohnbar<br />
machen müssen. Das ist unsere Aufgabe.<br />
Und womöglich der anstrengendste Part. Wir<br />
suchen uns erst mal aus, aus welchem Holz<br />
diese Welt geschnitzt wird. - Wollen wir in einer<br />
Küstenstadt leben? Wollen wir Heimat in einer<br />
Stadt direkt an einem Fluss finden? Oder soll es<br />
womöglich gar keine Stadt sein, einfach nur ein<br />
Elfenbeinturm, der bis weit über die Wolken in den<br />
Himmel ragt und auf einer Höhe zur Sonne steht.<br />
Und wie gelangen wir überhaupt an diesen Ort?<br />
Vielleicht aber ist es doch eine Metropole. Eine<br />
Millionenstadt. Man sagt ja, einen Baum versteckt<br />
man am besten unter Bäumen. Ein Wald aus<br />
Menschen, eine Menschenmasse, in der man sich<br />
verliert…<br />
Schneit es? Regnet es? Oder ist herrlichster<br />
Sonnenschein?<br />
Nicht immer muss man den schwierigen Weg<br />
nehmen. Nicht immer muss man den weniger begangenen<br />
Weg wählen. Manchmal kann man eine
Veränderung schaffen, indem man<br />
den Weg wählt, der auch vorbereitet<br />
ist.<br />
Auch, wenn wir den gleichen Weg<br />
wie unsere Vorgänger gehen, so<br />
verändern sich die Umstände. Die<br />
Welt drum herum wird anders…<br />
Oder zumindest unser Blickwinkel<br />
darauf.<br />
denn du schaffst gleichzeitig eine Schablone <strong>für</strong> all jene, die<br />
durch deine Welt wandern. Namen sind hierbei nicht wichtig. Das<br />
Relevante ist die Vorstellung und die Fügung.<br />
Die Personen, die du siehst und die Personen, die dein Gast beim<br />
Durchstreifen deines Seelenkonstruktes wahrnimmt, können von<br />
Grund auf variieren. Weil die Welt <strong>für</strong> jedes Paar Augen, das sie<br />
erblickt, anders erscheint.<br />
Was auch immer am Ende <strong>für</strong> eine<br />
Welt entsteht, sei dir der folgenden<br />
Aspekte bewusst:<br />
Füge niemals Personen ein, die du<br />
kennst. Die Menschen in deiner<br />
nahen Umgebung können in der<br />
Vorstellung von allein darin Platz<br />
finden, aber wenn du deine Welt<br />
einer anderen Person offenlegst,<br />
dann gebe den Personen darin<br />
keine Namen.<br />
Erzähle deinem Besucher von den<br />
Menschen. Aber benenne sie nicht,<br />
Manchmal auf einem Berg gelegen und sogar die Wolken überragend. Von oben herab betrachte ich<br />
die Probleme, die sich in meinem Leben abspielen, vom Sims aus meinem Fenster im höchsten Turm.<br />
Für einen kurzen Moment bin ich vogelfrei und habe eine Distanz zwischen mir und aller Welt, die sich<br />
parallel zu dem Geschehen in mir abspielt.<br />
Hier habe ich die Möglichkeit, klar zu denken. Meinen Moment der Ruhe ... Manchmal ist mein Palast<br />
aber auch auf einer Insel, inmitten eines See ... Isoliert von der Welt. Zurückgezogen, wenn mir der Radau<br />
und Lärm der Menschen, die mich umgeben, zu viel wird, habe ich hier die Möglichkeit, zu Kräften zu<br />
kommen. In Momenten, in denen mir die Welt zu viel wird, finde ich hier eine Auszeit. Es gibt einfach<br />
Augenblicke, in denen man mit dem, was auf einen zukommt, überfordert ist und die Distanz besser hilft,<br />
als die Nähe zu dem Problem.
Hin und wieder befindet sich der Palast inmitten einer Berglandschaft.<br />
Abgeschieden von der Welt und dennoch Teil einer anderen.<br />
Entfernt von jeglichen Menschen und vereint mit der Natur.<br />
Ein Ort der Besinnung, ein Ort der Selbstfindung.<br />
Innerhalb dieses Gebäudes, dieses Konstruktes, innerhalb meines ganz eigenen Seelenpalastes habe ich<br />
eine Struktur errichtet, in der ich mich zurechtfinde. Mit der ich mich wohlfühle.<br />
Ob es an kalten Wintertagen ist und ich mich am Kamin befinde, um meine Seele zu wärmen, oder ob<br />
es an warmen, sonnigen Tagen ist, an denen ich mich im Schatten der Apfelbäume in meinem Garten<br />
befinde und einen erfrischenden eisgekühlten Früchtetee trinke…<br />
Dieser Ort ist es, an dem ich zu mir finde. Denn es gibt nichts auf der Welt was mir gehört.<br />
Es gibt fast nichts auf der Erde, das rechtmäßig meins ist. Egal ob ich da<strong>für</strong> mit Zeit, Blut oder Hab und Gut<br />
bezahlt habe. Die Seele wurde mir geschenkt und diese zu pflegen ist meine Aufgabe. Niemand sonst<br />
kann das übernehmen.<br />
Darum beschreite ich diesen Weg, jeden Tag aufs Neue. Um den Frieden zu wahren.<br />
Jeden Tag einen Schritt näher in Richtung meines wahrhaftigen und innersten Selbst.