Veränderung durch Selbstführung
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Bodo Mohr<br />
© Fany Fazii<br />
Der Diplom-Kaufmann Bodo Mohr legte während seines Studiums an der Universität in<br />
Hamburg seine Schwerpunkte auf Personalmanagement, Arbeits- und Wirtschaftsrecht und<br />
Organisationspsychologie. Im Anschluss arbeitete er viele Jahre als Personalmanager und<br />
Leiter Personalentwicklung in mittelständischen Unternehmen verschiedener Branchen.<br />
Nach seiner Ausbildung zum systemischen Management-Coach ist er seit 2012 selbstständig<br />
als beratender Betriebswirt tätig.<br />
In seiner Funktion als Management-Coach kommen Führungskräfte und Teams zu ihm,<br />
wenn sie sich in einer festgefahrenen Situation befinden. Die Klienten sagen von ihm, dass<br />
er mit einem besonderen Gespür versteckte Themen hinter dem Thema entdecke und neue<br />
Sichtweisen ermögliche. Darüber hinaus ist er als Karriere- und Jobcoach unterwegs und<br />
wird regelmäßig bei Newplacement-Projekten eingesetzt.<br />
Herr Mohr ist verheiratet und lebt mit seiner Familie in Reutlingen. Im Verband Freelancer<br />
International e.V. ist er als Vizepräsident tätig und leitet die Regionalgruppe Reutlingen/<br />
Tübingen.<br />
www.bodomohr.de<br />
Bodo Mohr
Veränderung <strong>durch</strong> Selbstführung – nur die Auseinandersetzung<br />
mit sich selbst führt einen Schritt weiter<br />
Der Hammer mit den Hunden: Wahr-Nehmung vs. Wirklichkeit<br />
Der Morgen ist genial. Himmel blau. Sonne scheint. Ideale Bedingungen, um die Nordic-Walking-Stöcke<br />
auszuprobieren, die mir meine Frau zum Geburtstag geschenkt hat.<br />
Gleich hinter unserem Haus beginnt ein großes Naturareal mit weit verzweigten Feldwegen.<br />
Die Schlaufen der Stöcke also um die Hand gewickelt und los geht’s. Schnell habe ich<br />
die richtige Technik raus und voller Schwung geht es ab über Feld und Flur.<br />
In der Ferne sehe ich eine Spaziergängerin mit zwei Hunden auf mich zukommen. Die<br />
beiden Hunde halten direkt auf mich zu. Der Feldweg ist eng. Mein Lauftempo möchte ich<br />
aber auch nicht drosseln. Und so muss ich schon erheblich ausweichen, als wir uns alle vier<br />
– die Spaziergängerin, ihre beiden Hunde und ich – aneinander vorbeiquetschen.<br />
Nun muss man zwei Dinge über mich wissen:<br />
1. Ich liebe Hunde.<br />
2. Von meinen Eltern habe ich eine gute Erziehung erhalten und ich weiß daher höfliche<br />
Umgangsformen zu schätzen.<br />
Der Umstand dieser beiden Dinge erklärt, weshalb ich in dieser Situation souverän und gelassen<br />
bleibe und der Spaziergängerin ein freundliches „Guten Morgen“ zurufe.<br />
Ihre Reaktion kommt prompt. Doch entspricht diese weder dem, was ich hören will, noch<br />
dem, was mir meine Eltern mit auf den Lebensweg geben wollten. Stattdessen schüttelt<br />
die Hundebesitzerin mit verkrampftem Gesicht energisch den Kopf und schmettert mir ein<br />
forsches: „Unmöglich. Das ist ja wohl unmöglich!“ entgegen.<br />
Irritation – das ist die vorsichtige Umschreibung meiner Gefühlswelt. Eigentlich bin ich sogar<br />
wütend – empört – aggressiv. Die Spaziergängerin hat ja wohl allen Ernstes von mir verlangt,<br />
stehen zu bleiben, um ihr und ihren Hunden Platz zu machen. Ich spüre, wie ich innerlich<br />
koche. Da ich jedoch gerade im Rhythmus bin, ist mir das Weiterlaufen wichtiger. Einer Konfrontation<br />
mit dieser Dame möchte ich deshalb „aus dem Weg gehen“. Und trotzdem: Der Tag<br />
ist jetzt komplett versaut. Den Rest des Weges verbringe ich damit, mir zu überlegen, wie ich<br />
wohl das nächste Mal reagieren werde, wenn ich der Hundebesitzerin begegne …<br />
Ein halbes Jahr später ist es dann so weit: dieselben Walkingstöcke, dieselbe Dame, dieselben<br />
Hunde, derselbe enge Feldweg. Die Hunde kommen auf mich zu und stoppen nicht. Be-<br />
Veränderung <strong>durch</strong> Selbstführung – nur die Auseinandersetzung mit sich selbst führt einen Schritt weiter
vor ich überhaupt zu Wort komme, sagt die Hundebesitzerin: „Unmöglich. Die Hunde hören<br />
einfach nicht auf mich.“ Erst jetzt geht mir das Licht auf: Die Reaktion der Spaziergängerin<br />
richtet sich ja gar nicht gegen mich – sondern gegen ihre Hunde …<br />
Diese Anekdote erzähle ich gerne während meiner Workshops. Sie erinnert etwas an die Geschichte<br />
mit dem Hammer nach Watzlawick 1 . Sie macht deutlich, dass das, was wir wahrnehmen,<br />
nicht immer „wahr“ ist. Das, was wir als „Wirklichkeit“ annehmen, „wirkt“ auf<br />
andere wieder ganz anders.<br />
Die Kraft der inneren Einstellung<br />
Viel hat mit der inneren Einstellung zu tun. Vielleicht kennen Sie ja auch das folgende Experiment?<br />
Übung 1:<br />
Lassen Sie mal die Mundwinkel nach unten hängen. Dann nehmen Sie eine gekrümmte und<br />
gebückte Haltung ein und schauen mit dem Kopf auf den Fußboden. Fertig? Jetzt rufen Sie<br />
laut: „Hurra“ und „Juhuu“.<br />
Und … fühlt es sich gut an? Es sollte mich wundern, wenn dies der Fall ist.<br />
Andersrum wird es wahrscheinlich besser klappen: Richten Sie sich auf, Blickrichtung nach<br />
vorne, kräftig in den Brustkorb einatmen und lächeln. Merken Sie eine Veränderung?<br />
© Bulls Pressedienst GmbH<br />
Die Schlussfolgerung ist naheliegend: Man sollte sich schon selbst ändern, wenn man eine<br />
bestimmte Situation ändern will. Es sind nicht irgendwelche Menschen oder Umstände da<br />
draußen, die über unseren Erfolg entscheiden. Es sind wir selbst. Grundlegend ist, wie wir<br />
1 Watzlawick, Paul: Anleitung zum Unglücklichsein, 19. Auflage, München, Piper Verlag 2011<br />
Bodo Mohr
uns selbst und die Welt wahrnehmen. Stephen Covey hat es auf den Punkt gebracht: „Wir<br />
sehen die Welt nicht so, wie sie ist, sondern so, wie wir sind.“ 2<br />
Wieso fällt es einem denn so schwer, sich zu verändern? Viele Menschen sind unzufrieden,<br />
mit sich und der Umwelt. Eine Veränderung leiten sie aber nicht in die Wege. Es ist so etwas<br />
wie Angst, die einen daran hindert. Lieber bei dem bleiben, was man kennt, anstelle vertrautes<br />
Terrain zu verlassen.<br />
Angst ist das Signal, das uns wissen lässt, dass wir vor einer Schwelle der Veränderung stehen.<br />
3 Möglicherweise kann diese Angst positiv genutzt werden, um einen entscheidenden<br />
Schritt über diese Schwelle zu machen. Schauen Sie sich das Ziel auf der anderen Seite der<br />
Schwelle genau an. Schauen Sie hin, was damit verbunden ist. Ab dem Moment, an dem Sie<br />
dieses Ziel ganz genau kennen – dann, wenn Sie wissen, wofür es gut ist –, und dann, wenn<br />
dieses Ziel groß genug ist –, dann sind Sie auch bereit, sich dieser Angst zu stellen.<br />
Das magische Dreieck aus Dürfen, Können, Wollen<br />
Die innere Einstellung ist also die Voraussetzung, um Veränderungen <strong>durch</strong>zuführen. Diese<br />
innere Einstellung wird beeinflusst <strong>durch</strong> die drei Faktoren Dürfen, Können, Wollen:<br />
2 Covey, Stephen R.: Die 7 Wege zur Effektivität, (Übersetzer Roethe, Angela und Proß-Gill, Ingrid), 26. Auflage,<br />
Offenbach, GABAL<br />
3 Grzeskowitz, Ilja: Verä nderungen erfolgreich <strong>durch</strong>setzen – Interview mit Ilja Grzeskowitz, erschienen in<br />
der Podcast-Reihe „Fü hrung auf den Punkt gebracht“ von Bernd Geropp, 2015, https://www.mehr-fuehren.<br />
de/downloads/fpg096.pdf, Zugriff am 31.07.2018<br />
Veränderung <strong>durch</strong> Selbstführung – nur die Auseinandersetzung mit sich selbst führt einen Schritt weiter
Diese drei Faktoren stehen immer in einem direkten Zusammenhang und beeinflussen sich<br />
gegenseitig.<br />
1. Dürfen – die Veränderungsmöglichkeit<br />
Übung 2:<br />
Nehmen Sie sich mal ein Stück Papier und einen Bleistift. Schreiben Sie Ihren Namen in die<br />
Mitte des Blattes und umkreisen Sie ihn. Daraufhin erstellen Sie eine Mindmap.<br />
· Wer sind die Personen, Institutionen oder Organisationen, mit denen Sie zu tun haben?<br />
· Was wollen die von Ihnen?<br />
· Welche Erwartungen haben die an Sie?<br />
· Was verändert sich bei Ihnen und bei denen, wenn Sie Ihre eigenen Bedürfnisse wirklich<br />
umsetzen?<br />
Darum geht es beim „Dürfen“: Passen die Rahmenbedingungen? Das bedeutet: Ist der familiäre<br />
Rückhalt gegeben? Lassen die finanziellen Umstände Ihre Entscheidung zu? Wie ist<br />
Ihre persönliche Konstitution? Und last, not least: Lassen Ihre eigenen Werte, inneren Überzeugungen<br />
und Glaubenssätze überhaupt zu, dass Sie sich verändern dürfen? Oder anders<br />
ausgedrückt: Erlaube ich es mir, dass ich mich verändern darf?<br />
Bodo Mohr
2. Können – die Fähigkeiten und Ressourcen<br />
Der nächste Baustein im Dreieck betrifft das „Können“: Habe ich die Fähigkeit, mich zu verändern?<br />
Welche Stärken habe ich?<br />
Bereits bei der Suche nach den eigenen Stärken stoßen manche schon an ihre Grenzen.<br />
Fragen Sie sich: Wie kann ich meine eigenen Stärken erkennen?<br />
Mit der CARS-Methode ordentlich PS auf die Straße bringen<br />
Versuchen Sie es doch mal mit dem CARS-Konzept:<br />
CARS 4 ist ein Akronym und steht für<br />
· C: Challenge (Herausforderung, besondere Aufgabenstellung, Problem)<br />
· A: Action (Aktion, Maßnahme, Umsetzung)<br />
· R: Result (Resultat, Ergebnis)<br />
· S: Strengths (Stärken)<br />
Übung 3:<br />
Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und führen sich noch einmal eine Situation vor Augen,<br />
die Sie hervorragend gemeistert haben und auf die Sie stolz sind. Was war das Ergebnis?<br />
Wie sind Sie vorgegangen? Diese Begebenheit kann sowohl aus dem privaten als auch aus<br />
dem beruflichen Kontext sein.<br />
Wenn Sie eine Situation haben, konjugieren Sie diese mit den Buchstaben C-A-R-S <strong>durch</strong>:<br />
C: Challenge – Was war hierbei die besondere Herausforderung? Beschreiben Sie dies in möglichst<br />
detaillierten Ausführungen.<br />
Was genau war das Problem? Was hat es so schwierig gemacht? Was war der Hintergrund?<br />
Wie viel Zeit hatten Sie zur Verfügung? Wer waren die Beteiligten? Gab es unterschiedliche<br />
Sichtweisen?<br />
A: Action – Handlung/Umsetzung<br />
Was genau haben Sie getan? Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen, um diese besondere<br />
Situation/Herausforderung zu meistern? Benötigten Sie irgendwelche Hilfsmittel? Wie sind<br />
Sie an diese Hilfsmittel gekommen?<br />
4 Das CARS-Konzept lehnt sich an die sogenannte C.A.R.-Methode (Challenge – Action – Result) an, die<br />
manche Jobsuchende in den USA in ihren Bewerbungsunterlagen verwenden. Hierbei werden erfolgreich<br />
umgesetzte berufliche Herausforderungen beschrieben. Verfolgt man diesen Gedankengang weiter, kann<br />
man die Methode um einen 4. Buchstaben „S“ (Strengths = Stärken) ergänzen.<br />
Veränderung <strong>durch</strong> Selbstführung – nur die Auseinandersetzung mit sich selbst führt einen Schritt weiter
R: Result – Ergebnisse<br />
Was waren die Ergebnisse Ihrer Handlungen? Haben Sie Ihr Ziel erreicht? Waren auch andere<br />
damit zufrieden? Woran haben Sie gemerkt, dass auch andere zufrieden waren? Wer hat<br />
noch profitiert?<br />
S: Strengths – Stärken<br />
Welche individuellen Stärken können Sie aus der erfolgreichen Problembehandlung ableiten?<br />
Welche besonderen Fähigkeiten oder Eigenschaften, die Sie besitzen, waren Ihnen hier<br />
besonders hilfreich? Beispiele können sein: Geduld, Eigeninitiative, Beharrlichkeit, Durchsetzungsfähigkeit,<br />
Improvisationsvermögen, Analytisches Denken, Kommunikationsstärke, Entscheidungsfreudigkeit,<br />
Kooperationsfähigkeit, ....<br />
Die Beantwortung dieser Fragen kann schwierig sein. Während meiner Seminare und Workshops<br />
führe ich diese Übung gerne in Form von Gruppenarbeiten oder paarweisen Interviews<br />
<strong>durch</strong>. Vielleicht haben Sie auch eine Vertrauensperson, mit der Sie diese Übung einmal machen<br />
und Sie sich gegenseitig interviewen können? Sie werden merken: Sie erhalten schnell<br />
neue Sichtweisen und Perspektiven, wenn Sie dies zu zweit machen.<br />
Jetzt schauen Sie sich Ihre Stärken noch einmal genauer an. Analysieren Sie diese, gehen Sie<br />
diese einzeln <strong>durch</strong> und fragen sich dabei: Welche meiner Stärken setze ich gerne ein? Was<br />
tue ich gerne? Was geht mir leicht von der Hand? Woraus ziehe ich Energie?<br />
3. Wollen – die Motivation<br />
Jetzt kommen wir zur letzten Spitze unseres Dreiecks: dem Wollen.<br />
Janis McDavid ist von Geburt an ohne Arme und Beine auf die Welt gekommen. Er hat Wirtschaftswissenschaften<br />
studiert, fährt sogar selbst Auto, arbeitet heute in Top-Unternehmen<br />
und hält Vorträge zu Motivation. Er denkt nicht in Grenzen, sondern in Möglichkeiten und<br />
Lösungen. Den Satz: „Das kann ich nicht“, den gibt es für ihn nicht. Höchstens den Satz:<br />
„Ich will nicht.“ Probieren Sie es mal aus: Jedes Mal, wenn Sie sagen würden: „Ich kann<br />
nicht“, sagen Sie stattdessen mal: „Ich will nicht.“ Sie werden erstaunt sein. 5<br />
5 McDavid, Janis: Dein bestes Leben: Vom Mut, über sich hinauszuwachsen und Unmögliches möglich zu<br />
machen, 1. Auflage, Freiburg i.B.: Herder Verlag 2016<br />
Bodo Mohr
Wir beschäftigen uns also mit der Frage: „Will ich das?“, beziehungsweise: „Will ich das<br />
wirklich?“ Bin ich mir über die Konsequenzen wirklich im Klaren?<br />
Vielleicht kennen Sie auch das amerikanische Sprichwort: „There ain‘t no such thing as a<br />
free lunch.“ Frei übersetzt bedeutet es so viel wie: „Es gibt kein kostenloses Mittagessen.“<br />
Es ist unmöglich, etwas umsonst zu bekommen. Alles hat seinen Preis.<br />
Stellen Sie sich die folgenden Fragen: Sind Sie für die Veränderung bereit? Was hat Sie in<br />
der Vergangenheit gehindert, diesen Weg zu gehen? Welchen Nutzen haben Sie, wenn Sie<br />
den Weg gehen? Welche Kosten haben Sie?<br />
Wenn Sie Ihre Gedanken strukturiert haben, ist es für Sie möglicherweise übersichtlicher<br />
und klarer. Nutzen Sie hierfür eine Entscheidungsmatrix mit 4 Feldern:<br />
Übung 4: Nutzen Sie die untenstehende Entscheidungsmatrix und beantworten Sie folgende<br />
Fragen:<br />
· Was gewinne ich, bzw. was ist mein Nutzen, wenn ich so weitermache wie bisher?<br />
(Quadrant A)<br />
· Was verliere ich, bzw. was sind meine Kosten, wenn ich so weitermache wie bisher?<br />
(Quadrant B)<br />
· Wo ist die Chance, wenn ich etwas Neues mache? Welchen Gewinn kann ich erhalten?<br />
(Quadrant C)<br />
· Wo ist das Risiko, wenn ich etwas Neues probiere? Welche Kosten können entstehen?<br />
(Quadrant D)<br />
Veränderung <strong>durch</strong> Selbstführung – nur die Auseinandersetzung mit sich selbst führt einen Schritt weiter
Auch hier gilt wieder: Diese Methode können Sie gut alleine <strong>durch</strong>führen. Noch bessere Ergebnisse<br />
bekommen Sie, wenn Sie dies zusammen mit einer Vertrauensperson besprechen können.<br />
Machen ist wie wollen – nur krasser<br />
Das Wort „Macht“ kommt von „machen“. Wer nichts „macht“ hat keine „Macht“. Woran liegt<br />
es denn, dass ich nicht wirklich ins „Machen“ komme? Der sogenannte innere Schweinehund<br />
ist doch zu groß. Wollen Sie es womöglich doch nicht wirklich in die Tat umsetzen? Ist<br />
womöglich der Nutzen des Quadranten A (s.o.) doch größer als der des Quadranten C? Die<br />
ausschlaggebende Frage ist dann: „Will ich das WIRKLICH?“<br />
Wer etwas will, findet einen Weg. Wer etwas nicht will, findet Gründe. Oder, um Seneca<br />
zu zitieren: „Nicht wollen ist der Grund, nicht können nur der Vorwand.“<br />
„Will ich das WIRK-lich?“ – Wie wirkt es auf mich? Wie wirkt es auf andere? Die Antwort<br />
steckt im Wort VerANTWORTung. Verantwortung übernehmen für sich selbst. Selbstverantwortlich<br />
SEIN. Seien Sie Sie selbst.<br />
Auch wenn jammern bequem ist, fragen Sie sich mal Folgendes: Wenn Sie sich über alles<br />
beschweren – Wie soll es dann für Sie leichter werden? Es sind nicht die Erfahrungen<br />
und Dinge, die Ihre eigene Haltung ändern. Ihr eigenes Ver-Halten (und Fest-Halten) ist<br />
abhängig von Ihrer eigenen inneren Haltung.<br />
Sie haben immer die Wahl zwischen mindestens zwei Alternativen: Verantwortlich ist jeder<br />
nicht nur für das, was er tut, sondern auch für das, was er nicht tut. In seinem Buch „Das<br />
Prinzip Selbstverantwortung“ beschreibt Reinhard K. Sprenger: „Sie haben Ihre berufliche<br />
Situation, so wie sie jetzt ist, frei gewählt. Und damit sind Sie auch für die Konsequenzen<br />
Ihrer Wahl selbst verantwortlich.“ 6<br />
Wann hatten Sie zum letzten Mal einen MUT-Anfall?<br />
Wenn Sie etwas wirklich wollen, dann seien Sie mutig. Probieren Sie etwas aus.<br />
Schauen Sie sich mal die Biografien erfolgreicher Menschen an. Womöglich stellen Sie<br />
dann eine Gemeinsamkeit fest: Erfolgreich sind nicht die, die mit dem Strom schwimmen.<br />
6 Sprenger, Reinhard K.: Das Prinzip Selbstverantwortung – Wege zur Motivation,13. Auflage, Campus Verlag,<br />
Frankfurt a.M. 2015<br />
Bodo Mohr
Es sind nicht die Ja-Sager. Erfolgreich sind die, die anders sind. Erfolgreich sind die Querdenker.<br />
7 Erfolgreich sind die, die eine andere Sichtweise akzeptieren. Erfolgreich sind die, die<br />
„outside the box“ denken:<br />
Vielleicht kennen Sie die Aufgabe, die 9 Punkte mit einem Stift <strong>durch</strong> 4 gerade Linien<br />
zu verbinden, ohne den Stift abzusetzen. Auf die Lösung kommt man nur, wenn man die<br />
„Think-Outside-the-Box“-Methode anwendet, d.h. über die üblichen Grenzen hinausdenkt.<br />
(Die Lösung zu diesem Rätsel finden Sie auf der letzten Seite dieses Beitrags.)<br />
Um-Setzen statt Fest-Halten<br />
Wie kann ich denn nun meine Ziele umsetzen?<br />
Zunächst einmal, indem Sie die Frage wortwörtlich nehmen. Indem Sie manche Dinge<br />
woanders hinsetzen – sie um-setzen. Indem Sie etwas ändern. Indem Sie etwas verändern,<br />
anstelle am Alten festzuhalten.<br />
„Wahnsinn ist, wenn man immer wieder das Gleiche tut, aber andere Resultate erwartet.“<br />
(Albert Einstein)<br />
Drei Empfehlungen<br />
In meiner Funktion als systemischer Coach versuche ich nach Möglichkeit, Ratschläge zu<br />
vermeiden (nach meinem Verständnis bedeutet Coaching „Beratung ohne Ratschlag 8 “). Drei<br />
Empfehlungen für eine erfolgreiche Veränderung möchte ich Ihnen dennoch anbieten – und<br />
Ihnen die Entscheidung lassen, ob Sie diese annehmen möchten oder nicht.<br />
7 Frädrich, Stefan: Vier Typen des Berufslebens. In: GEDANKENtanken // Stefan live, 01.06.2016. https://youtu.be/wR-kDmxkMv4,<br />
Zugriff am 31.07.2018<br />
8 Radatz, Sonja: Beratung ohne Ratschlag, 9. Auflage, Wien: Verlag Systemisches Management 2013<br />
Veränderung <strong>durch</strong> Selbstführung – nur die Auseinandersetzung mit sich selbst führt einen Schritt weiter
1. Gehen Sie spielerisch an die Veränderung und nehmen Sie es mit Humor<br />
Betrachten Sie die Veränderung als Experiment: Einfach mal machen ….. könnte ja gut<br />
werden. Und dann machen Sie es auch „einfach“ (im Sinne von „nicht kompliziert“). Keep<br />
it simple. Das Leben kann wie ein „Mensch-Ärger-Dich-Nicht“-Spiel ablaufen: Immer<br />
wieder wirst du rausgeschmissen – und trotzdem kannst du am Ende gewinnen … und<br />
manchmal halt nicht. Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.<br />
2. Deuten Sie Misserfolge um<br />
Werten Sie Misserfolge nicht als „Scheitern“. Fragen Sie sich lieber stattdessen, was<br />
funktioniert hat und was nicht. Nach unzähligen erfolglosen Versuchen, eine marktreife<br />
Glühbirne zu entwickeln, sagte der Erfinder Thomas Edison: „Ich bin nicht gescheitert.<br />
Ich kenne jetzt 1000 Wege, wie man keine Glühbirne baut.“<br />
3. Beginnen Sie mit kleinen Schritten<br />
Nehmen Sie sich nicht zu viel auf einmal vor. Rom wurde nicht an einem Tag gebaut.<br />
Fangen Sie mit etwas Kleinem an und steigern sich dann Tag für Tag.<br />
Punkt 3 beherzige ich z.B. mit meinem Vorsatz: „Ich mache mehr Sport.“ Und so fange ich<br />
halt langsam an. Mit Walkingstöcken. Kleine Schritte machen und mich dabei steigern.<br />
Und wenn mir wieder so etwas passiert wie mit der Hundehalterin, dann kann ich mich<br />
drüber ärgern … Ich bin aber nicht verpflichtet dazu.<br />
H ier die Lösung zum 9-Punkte-Rätsel:<br />
Bodo Mohr