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PT-Magazin 01 2019

Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

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Lassen Sie uns aus dieser Liste zwei<br />

Beispiele herausnehmen und die Konsequenzen<br />

der Disruption genauer erläutern.<br />

Starten wir mit der Disruption<br />

namens „Do-It-Yourself“: Sowohl für die<br />

Branche Druck/Papier/Verpackung als<br />

auch für die Verkehr- und Logistik-Branche<br />

wurde die zukünftige Möglichkeit<br />

erwähnt, zuhause oder in den Betrieben<br />

eigene Rohwaren oder Fertigprodukte<br />

im 3D Drucker selbständig und lokal zu<br />

produzieren. So fertigen bereits heute<br />

erste Maschinenbauer ihre eigenen<br />

Metallschrauben im 3D Drucker oder<br />

Privathaushalte Ersatzteile aus Plastik.<br />

Wenn die 3D Drucker (egal ob günstiger<br />

3D-Spritzguss oder modernes additives<br />

Manufacturing) in der Zukunft einen<br />

ähnlichen Preisverfall zeigen, wie früher<br />

die Papierdrucker, dann erleben wir ein<br />

wahres „Insourcing“ von Produktionstätigkeiten<br />

anstelle des bisherigen Outsourcings.<br />

Dies führt zu Umsatzverlusten<br />

in der Logistikbranche wie auch der<br />

Verpackungsindustrie, da dann nur noch<br />

wenig aufwendig verpackte Rohstoffe<br />

für den 3D Druck transportiert werden.<br />

Die Presse sprach in den letzten<br />

Tagen viel von der anstehenden Vergabe<br />

der 5G Lizenzen. Aber was bedeutet der<br />

nächste Mobilfunkstandard wirklich?<br />

Ähnlich wie schon der Wechsel von 2G<br />

auf 3G Ende der neunziger Jahre die Tür<br />

für viele disruptive Innovationen (wie<br />

Smart Phone, m-Commerce oder Streaming)<br />

öffnete, so bietet die 5. Generation<br />

des Mobilfunks mit einer bis zu 10-mal<br />

schnelleren Übertragungsgeschwindigkeit<br />

wie der aktuelle LTE Standard<br />

ganz neue Wachstumspotentiale für<br />

die Vernetzung von Maschinen untereinander,<br />

aber auch von uns Menschen.<br />

Neue Anwendungen und gar Geschäftsmodelle,<br />

wie die Kommunikation mit<br />

und innerhalb autonomer Fahrzeuge,<br />

die Übertragung von Daten im Rahmen<br />

der digitalen (erweiterten oder virtuellen)<br />

Realität oder die Unterstützung<br />

der datenintensiven Tele-Intensivmedizin<br />

können dann auch ohne WLAN und<br />

Co. effizienter und effektiver umgesetzt<br />

werden. Das Disruptionen aber oft auch<br />

zwei Seiten einer Medaille haben, werden<br />

wir bei 5G und dem Thema Schutz<br />

privater Daten erleben. So wie schon<br />

heute 90% des weltweit verfügbaren,<br />

elektronischen Datenvolumens erst in<br />

den letzten zwei Jahren entstand, so<br />

wird die Datenflut und damit auch die<br />

Problematik des Datenschutzes mit 5G<br />

noch weiter intensiviert.<br />

Generell beinhalten Disruptionen<br />

immer harte Konsequenzen, wie bereits<br />

in ihrer Definition begründet: Sie verdrängen<br />

bisherige Standards, machen<br />

diese gar obsolet! Mit anderen Worten:<br />

Bei jeder Disruption gibt es nicht<br />

nur Gewinner, sondern auch Verlierer.<br />

So zählten schon viele einstmals namhafte<br />

Unternehmen zu den Verlierern<br />

von Disruptionen: Loewe Röhrenbildschirme<br />

konnten nicht mit den Flachbildschirmen<br />

konkurrieren, die früheren<br />

Kultobjekte Palm Computer und Blackberry<br />

erlebten ihren Niedergang durch<br />

das iPhone, Kaufhäuser wie Kaufhof<br />

Über den Autor<br />

Den Chancen und Risiken aber auch den<br />

Instrumenten der Digitalen Transformation<br />

widmet sich das neue Buch von Marcus<br />

Disselkamp „Digital Transformation<br />

Management“, welches im Frühjahr 2<strong>01</strong>8<br />

im Schaeffer Poeschel Verlag erscheinen<br />

wird.<br />

und Karstadt wurden vom Onlinehandel<br />

besiegt und die Bankfilialen wurden<br />

durch online Banking ersetzt. Dies alles<br />

kostete Arbeitsplätze in den etablierten<br />

Unternehmen (schaffte aber auch neue<br />

bei den Gewinnern), zerstörte Betriebsvermögen<br />

(und damit Vermögen von<br />

Investoren), aber vor allem verloren<br />

ganze Berufszweige an Bedeutung, wie<br />

die früheren Mitarbeiter am Bankschalter<br />

oder im Reisebüro. Umgekehrt kennen<br />

wir heute neue Qualifikationen, die<br />

es vor einigen Jahren in der Intensität<br />

noch nicht gab: Data Scientist (zum<br />

Analysieren riesiger Datenmengen), UX-<br />

Designer (Webdesigner mit Fokus auf<br />

die Benutzerfreundlichkeit), Cyber Security<br />

Experte (IT- und Datensicherheit)<br />

oder SEO Spezialisten (für die Optimierung<br />

von Suchergebnissen).<br />

Das ist aber alles nichts Neues.<br />

Schon früher starben Berufszweige, wie<br />

etwa die Rohrpostbeamtinnen oder<br />

Telefon-Vermittlerinnen bei der Post,<br />

die Schriftsetzer für Bücher und Tageszeitungen<br />

oder die Verkehrsposten im<br />

Straßenverkehr. Es gehört ganz zu der<br />

bereit erwähnten schöpferischen Zerstörung<br />

(Schumpeter) oder zum Wandel der<br />

Natur (Darwin), dass etablierte Unternehmen,<br />

Produkte, Berufe oder gar Tierarten<br />

dann aussterben, wenn sich eine<br />

neue, vermeintlich bessere Alternative<br />

ergeben hat. Wichtig ist nur, dass man<br />

nicht selbst zu einer aussterbenden Art<br />

gehört, weder als Organisation noch als<br />

Person. Denn auch das haben bisher alle<br />

Disruptionen gezeigt: Nach dem Aussterben<br />

einer Art (Dinosaurier) erleben<br />

ihre disruptiven Alternativen eine eigene<br />

Blüte, bis sie dann von einem disruptiveren<br />

Angebot verdrängt werden. ó<br />

25<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 1/2<strong>01</strong>9<br />

Wirtschaft

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