09.01.2019 Aufrufe

PT-Magazin 01 2019

Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

© hajotthu<br />

Goethes Kutsche in Weimar<br />

zurückkehren. 653 Tage war er unterwegs<br />

und brachte rund 5.000 Kilometer<br />

hinter sich.<br />

Reisen vor 200 Jahren, zu Lebzeiten<br />

Goethes, wie war das eigentlich, vor<br />

Erfindung von Auto, Zug und Flugzeug?<br />

Welche Transportmittel standen zur Verfügung?<br />

Wie sahen damals die Verkehrswege<br />

aus?<br />

Die üblichste, preiswerteste, aber<br />

wegen des mitzuschleppenden Gepäcks<br />

auch anstrengendste Art sich fortzubewegen,<br />

war zu Fuß. Das soziale Prestige<br />

war dabei gering, was sich u.a. bei der<br />

wenig bevorzugten Behandlung in Gasthöfen<br />

und Unterkünften zeigte.<br />

Am schnellsten kam man mit dem<br />

Pferd vorwärts. Die Möglichkeit Gepäck<br />

mitzunehmen war auch hier beschränkt.<br />

Größere Distanzen erforderten zudem<br />

große körperliche Fitness. Futter und<br />

Stall waren teuer, die Unfallgefahr hoch.<br />

Wer es sich leisten konnte fuhr in der<br />

Regel mit der Kutsche, so auch Goethe,<br />

zumindest in seinen reiferen Jahren.<br />

Goethe der Weitgereiste<br />

„Für Naturen wie die meine, die sich<br />

gerne festsetzen und die Dinge festhalten,<br />

ist eine Reise unschätzbar, sie<br />

belebt, berichtigt, belehrt und bildet“ -<br />

„Das ist das Angenehme auf Reisen, dass<br />

auch das Gewöhnliche durch Neuheit<br />

und Überraschung das Ansehen eines<br />

Abenteuers gewinnt, waren Mottos des<br />

Dichters.<br />

Als sich Goethe zu seiner italienischen<br />

Reise aufmachte, war er für die<br />

damalige Zeit schon weit herumgekommen.<br />

Bereits 1775 war er von Frankfurt<br />

aus zu seiner ersten Schweizreise aufgebrochen,<br />

eine zweite Schweizreise folgte<br />

in den Jahren 1779/80. Auch drei Harzexkursionen,<br />

jeweils mit Besteigung des<br />

Brocken, in den Jahren 1777, 1783 und<br />

1784 fallen in die Zeit vor Goethes großer<br />

italienischen Reise.<br />

Straßen und Chausseen<br />

Goethe kannte Straßen vor allem ungepflastert,<br />

nach heutigem Verständnis<br />

waren es Feldwege. Längs der Route<br />

waren entsprechend der Trassenbreite<br />

Gräben ausgehoben und der Aushub<br />

auf die zukünftige Fahrbahn geschaufelt<br />

worden. Nach Möglichkeit wurde mit<br />

Sand, Kies oder Steinen nachverdichtet.<br />

Die historischen Straßen für Handel<br />

und für Heeresbewegungen, bevor<br />

der Chausseebau begann, werden als<br />

Altstraßen bezeichnet. Zu großen Teilen<br />

waren es unbefestigte Naturwege.<br />

Auch die Römerstraßen werden den Altstraßen<br />

zugerechnet. Vielfach wurde der<br />

Verlauf der Altstraßen der Topografie<br />

und den geologischen Formationen der<br />

Landschaft angepasst. Die Routen folgten<br />

bevorzugt Höhenrücken (Wasserscheiden)<br />

oder verliefen parallel mäßig<br />

steiler Hänge. Nach Möglichkeit vermieden<br />

die Straßenbauer überschwemmungsgefährdete<br />

und sumpfige Flussauen.<br />

Gefahren konnten von einem<br />

gehobenen Standpunkt außerdem früher<br />

ausgemacht werden.<br />

Häufig waren die Altstraßen verkehrsmittelspezifisch<br />

mehrspurig. Auf<br />

einer Trasse fuhren Reisegespanne, auf<br />

dem daneben verlaufenden „Kohlenweg“<br />

Brennholztransporte, es folgte der<br />

„Reiterweg“, der „Huckepackweg“ war<br />

für Wanderer reserviert. Ein Beispiel für<br />

solch ein System ist der „Senner Hellweg“.<br />

Gruben sich die Rillen zu tief ein,<br />

wurde längs der ausgefahrenen Bahn oft<br />

eine neue angelegt. Auch um den Wegezoll<br />

zu umgehen bildeten sich immer<br />

wieder parallele Schleichwege. Die verschiedenen<br />

Spuren konnten dabei mehrere<br />

hundert Meter auseinander liegen.<br />

Zwei traditionell wichtige alte Handelsverbindungen<br />

führten durch Thüringen,<br />

wobei auch der Staat von Herzog<br />

Carl-August, Sachsen-Eisenach-Weimar<br />

berührt wurde. Die „Hohe Straße“ in Ost-<br />

West Orientierung, führte aus Schlesien<br />

nach Eisenach. Die „Nürnberger Straße“<br />

führte von Nord nach Süd aus Nürnberg<br />

kommend über Magdeburg nach Danzig.<br />

Erfurt lag am Kreuzungspunkt.<br />

Die Feudalherren des Hochmittelalters<br />

waren für die Sicherheit der Reisenden<br />

auf den Straßen ihres Territoriums<br />

verantwortlich. Daraus entstand im Mittelalter<br />

das Geleitwesen. An besonders<br />

schwierigen Wegstellen lauerten nicht<br />

selten Straßenräuber. Vor allem den<br />

Kaufleute wurden bewaffnete Reiter<br />

zum Schutz vor Raubüberfällen zur Seite<br />

gestellt. Das Schutzgeld dafür wurde<br />

Geleit genannt, die Reisenden zogen<br />

unter Geleit. An der Grenze wechselte<br />

das Geleit, was mehrfach am Tag vorkommen<br />

konnte, und es musste erneut<br />

gezahlt werden. Kam es trotz Geleitschutzes<br />

zu einem Überfall, war der<br />

Fürst verpflichtet den Schaden zu ersetzen.<br />

Auch für Herzog Carl August von<br />

Weimar war das Geleit eine wichtige<br />

Steuer. Der Straßenbau wurde zunächst<br />

in Südwest- und Mitteldeutschland ˘<br />

29<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 1/2<strong>01</strong>9<br />

Wirtschaft

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!