Ferienwandern 2019
Das Magazin zum Wandern: Geführte Touren, UNterkünfte, Regionen und Wege
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Wandern in der Karibik<br />
83<br />
nach dem Sturm<br />
wohner erinnern sich, dass er klang wie Düsenjets, die pausenlos<br />
die Schallmauer durchbrechen. Der Hurrikan löste<br />
Schlammlawinen aus, die ganze Häuser unter sich begruben.<br />
Maria zerstörte oder beschädigte laut Regierung des Inselstaates<br />
90 Prozent aller Bauten. Auch Straßen, Brücken,<br />
Flughäfen und die Stromversorgung der Insel wurden stark<br />
getroffen, ebenso wie der Tourismus.<br />
Der Wandertourismus war vor dem<br />
Hurrikan einer der wichtigsten<br />
Wirtschaftszweige. Die entsprechende Infrastruktur<br />
soll schnell wieder stehen<br />
Dabei war der Fremdenverkehr und besonders der Wandertourismus<br />
einer der wichtigsten Wirtschaftszweige Dominicas.<br />
Deswegen will die Regierung die wichtigsten touristischen<br />
Hotspots schnell wieder in Stand setzen. Etwa die Wanderwege<br />
zu den vielen atemberaubenden Wasserfällen, die Middleham<br />
Falls nahe der Hauptstadt oder die SariSari Falls im Osten<br />
und die Syndicate Falls im Norden. Auch der mit rund 70 Metern<br />
Durchmesser zweitgrößte kochende See der Erde, der Boiling<br />
Lake, und natürliche Pools wie der Emerald Pool im Hochland<br />
sind schon wieder gut zu Fuß zu erreichen. Selbst der<br />
Indian River, der Disney vor ein paar Jahren als Filmkulisse für<br />
den zweiten Teil von „Fluch der Karibik“ diente und Besucher<br />
heute magisch anzieht, ist wieder problemlos mit dem Boot zu<br />
befahren. Dennoch: Nach Maria bleiben viele der Urlauber<br />
weg, die vor der Katastrophe gerne auf die Insel kamen.<br />
den Dollar für ihren Urlaub ausgeben. Der Vorwurf, dass diese<br />
Touristen mit ihrer hohen Kaufkraft die Preise für Einheimische<br />
zu sehr steigen lassen, trifft auf Dominica nicht zu, weil die dafür<br />
nötigen Voluntouristen die Insel kaum besuchen werden.<br />
Die Auswahl der für Dominica verkauften Voluntourismus-<br />
Pakete reicht von Tischlerarbeiten in Schulen über den Gartenbau<br />
bis zur Sanierung von Dächern. Auch bei der Säuberung<br />
von Meeresschutzgebieten können Gäste helfen,<br />
ebenso wie beim Freiräumen von Wanderwegen.<br />
Maria problemlos überstanden hat Dominicas größte historische<br />
Sehenswürdigkeit im Nationalpark Cabrits, Fort Shirley.<br />
Verantwortlich für die originalgetreue Rekonstruktion des<br />
Forts war Dr. Lennox Honychurch. Auf der Insel ist der Mann<br />
eine Legende. Er hat an der Verfassung des seit 1978 unabhängigen<br />
Landes mitgeschrieben und ungezählte Bücher zur<br />
Geologie und Kulturgeschichte Dominicas verfasst. In Shorts<br />
und kurzärmligem Hemd steht der bärtige Mann im Schatten<br />
eines uralten Tamarindenbaums vor den Mauern des alten Offizierskasinos<br />
von Fort Shirley und blickt über die Bucht zum<br />
Morne Diablotins, dem mit 1.447 Meter höchsten Berg Dominicas.<br />
„Nach Maria war alles braun“, sagt er, „aber an der Küste<br />
erholt sich die Natur schnell. Je weiter es nach oben geht,<br />
umso länger wird es dauern.“ Im höher gelegenen Regenwald<br />
waren nicht nur der Wind und die Salzwassermassen, die Maria<br />
aus dem Meer sog und über der Insel abwarf, tödlich für die<br />
Bäume, sondern auch die vom Hurrikan umhergeschleuderten<br />
Äste, die die Rinden der Bäume schälten.<br />
Hier unten, um das Fort herum, ist es schon fast wieder so<br />
grün wie vor dem Hurrikan. Selbst die Wanderwege, die auf<br />
historischen Pfaden verlaufen und Besuchern die geologischen<br />
und biologischen Besonderheiten im Nationalpark er-<br />
So setzt die Regierung auf eine touristische Nische, den Voluntourismus.<br />
Diese Mischung aus Urlaub und Freiwilligenarbeit<br />
erlebt weltweit gerade einen Boom. Forscher schätzen bis zu<br />
zehn Millionen Voluntouristen pro Jahr, die bis zu zwei Milliarsamanta<br />
Francis<br />
führt Touristen über das<br />
Gelände des Besucherzentrums<br />
des den Ureinwohnern<br />
Dominicas vorbehaltenen<br />
Kalinago Territorys.<br />
Nach Maria bleiben die<br />
Besucher weg. „Der<br />
Tourismus muss wieder in<br />
Gang kommen, das Geld<br />
für die Führungen zur<br />
Kultur der Kalinago sind<br />
die wichtigsten Einkünfte<br />
für meine Familie.“<br />
simon GeorGe<br />
ist Wanderführer und<br />
Farmer. Seine kleine<br />
ökologische Farm wirft<br />
nach dem Hurrikan kaum<br />
noch etwas ab. Avocados,<br />
Mangos, Bananen<br />
und Papayas gibt es<br />
nicht mehr. Lediglich<br />
Süßkartoffeln und Yams<br />
sind ihm geblieben. „Nur<br />
was unter der Erde<br />
wächst, hat Maria<br />
überlebt.“