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Kölner Süden Magazin Januar 2019

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AKTUELL<br />

Zustand der Radwege im Rhein-<br />

Erft-Kreis und dem <strong>Kölner</strong> <strong>Süden</strong><br />

Attraktivität<br />

des Rades leidet<br />

unter der<br />

Infrastruktur<br />

„Die Wege sind in einem sehr schlechten Zustand.<br />

Sowohl zu Fuß als auch mit dem Fahrrad ist eine ge -<br />

fahrlose Nutzung der Anlagen nicht mehr mög -<br />

lich“, kritisiert Hürths Bürgermeister Dirk Breuer<br />

hoch frequentierte Rad- und Fußgängerwege an<br />

der Horbeller Straße und Bonnstraße und fordert<br />

eine Aufnahme ins Sanierungsprogramm des<br />

Landes Nordrhein-Westfalen. Doch nicht nur in<br />

Hürth ist die Lage problematisch. ■ Dennis Müller<br />

Dirk Breuers Beschwerde war Anlass<br />

für einen Blick auf unsere Radwege<br />

(Foto: Pütz).<br />

Eine Radtour durch den Rhein-<br />

Erft-Kreis und den <strong>Kölner</strong> <strong>Süden</strong><br />

verdeutlicht die Probleme an den<br />

hiesigen Radwegen exemplarisch:<br />

Vielerorts sind Radwege zwar vorhanden,<br />

doch ist deren Zustand<br />

zum Teil bedenklich. „Der Neubau<br />

von Radwegen an kommunalen<br />

Straßen wird mit Zuwendungen<br />

des Landes gefördert, die Unterhaltung<br />

und Erhaltung nicht“, erklärt<br />

Simon Schall, Pressesprecher<br />

des Rhein-Erft-Kreises. Er räumt ein:<br />

„Deshalb wurde in der Vergangenheit<br />

der Fokus zu stark auf die Erweiterung<br />

des Netzes gelegt. Die<br />

regelmäßige Unterhaltung und Erhaltung<br />

sowie der Ausbau der bestehenden<br />

Radverkehrsinfrastruktur<br />

kamen aber zu kurz.“ Die Konsequenz:<br />

Wer die Bewegung in seinen<br />

Alltag integrieren möchte und<br />

auf das umweltbewusste Verkehrsmittel<br />

Fahrrad setzt, der kommt selten<br />

bequem an sein Ziel. Zu oft<br />

sind die Radwege zu eng angelegt<br />

und für die wachsende Durchschnittsgeschwindigkeit<br />

der Radfahrer<br />

nicht ausgelegt. Darunter leidet<br />

auch die Sicherheit der Radfahrer.<br />

„Es muss mehr Verkehrsfläche<br />

für den Radverkehr geben, gegebenenfalls<br />

auch zu Lasten des fließenden<br />

und vor allem auch des ruhenden<br />

Autoverkehrs“, sagt Axel Fell<br />

vom ADFC Rhein-Erft.<br />

Auch kleine<br />

Maßnahmen helfen<br />

Dabei ist das Fahrrad erklärter<br />

und elementarer Bestandteil der<br />

ausgerufenen Verkehrswende in<br />

Deutschland. Insbesondere das Rheinland<br />

als Wachstumsregion steht<br />

auf der Straße und der Schiene<br />

kurz vor einem Infarkt: Pendler stehen<br />

stundenlang im Stau oder<br />

drängen sich dicht und dicht in oft<br />

verspätete Regionalzüge. Für viele<br />

ist das Rad schon jetzt eine attraktive<br />

Alternative. Doch diese Attraktivität<br />

könnte noch weiter gesteigert<br />

werden: „Ziel unserer Stadt ist eine<br />

Förderung des Radverkehrs als<br />

alternatives, umweltfreundliches<br />

Verkehrsmittel. Hierfür sind attraktive<br />

Radwegerouten im Stadtgebiet<br />

die Grundvoraussetzung“, betont<br />

Dirk Breuer. Um dieses Ziel zu erreichen,<br />

müssen nicht nur Vorzeigeprojekte<br />

wie überregionale Fernradwege<br />

realisiert werden. „Wir<br />

brauchen eine bessere Markierung<br />

der Verkehrsflächen für Radverkehr<br />

auf der Fahrbahn, wo immer es<br />

geht auch Schutz durch Trennele-<br />

mente. Darüber hinaus wäre eine<br />

einheit liche, intuitive Verkehrsführung<br />

des Radverkehrs sowie getrennte<br />

Ampelschaltungen und bessere<br />

Abstellanlagen an ‚Hot Spots’<br />

wünschenswert“, sagt ADFC-Pressesprecher<br />

Axel Fell. Um diese Maßnahmen<br />

umzusetzen, müssen die<br />

finanziellen Rahmenbedingungen<br />

geschaffen werden.<br />

Think Big: Vorbild<br />

Dänemark?<br />

Die finanziell gebeutelten Kommunen<br />

sind dabei auf die Unterstützung<br />

durch Sanierungsprogramme<br />

von Land und Bund angewiesen.<br />

So verweist das NRW-Verkehrsministerium<br />

auf eine Erhöhung der Mittel<br />

für den Radwegebau an bestehenden<br />

Landesstraßen auf 12,4 Millionen<br />

Euro. Auch die Beiträge für<br />

Zuweisungen an die Gemeinden<br />

und Gemeindeverbände werden um<br />

eine Million Ero auf 17,1 Millionen<br />

Euro erhöht und die Mittel für den<br />

Bau von Radschnellverbindungen in<br />

der Baulast des Landes auf 8 Million<br />

Euro aufgestockt. Insgesamt erhöht<br />

das Land im Haushalt für<br />

<strong>2019</strong> die Ausgaben für Rad- und<br />

Fußwege um 3,5 Million auf 26,6<br />

Millionen Euro. Doch reicht das für<br />

ein Bundesland mit knapp 18 Millionen<br />

Einwohnern? Zum Vergleich: Die<br />

Stadt Kopenhagen zählt gerade einmal<br />

613.000 Einwohner und gab<br />

2017 umgerechnet rund 20 Millionen<br />

Euro für Instandsetzung und<br />

Ausbau von Radwegen aus. Dort<br />

liegt der Anteil der Radfahrer am<br />

Modal-Split des innerstädtischen<br />

Verkehrs, also der Verteilung des<br />

Transportaufkommens auf verschiedene<br />

Verkehrsmittel innerhalb der<br />

Stadt, bei 29%. 2025 soll jede zweite<br />

Fahrt im Stadtgebiet auf dem<br />

Rad durchgeführt werden. In NRW<br />

wird das Rad nur für 11% der Fahrten<br />

benutzt, das entspricht dem<br />

Bundesdurchschnitt. Kann so die avisierte<br />

Verkehrswende gelingen?<br />

Radweg an der Luxemburger Straße:<br />

Ein Hauch von Paris-Roubaix.<br />

Sanierungsbedarfe<br />

stehen in Konkurrenz<br />

zueinander<br />

Dabei ist die Begeisterung für<br />

das Radfahren ungebrochen. Auch<br />

E-Bikes werden immer beliebter: Sie<br />

versprechen auch bei einem hügeligen<br />

Streckprofil ein schnelles vorankommen,<br />

wenn denn die Infrastruktur<br />

stimmt. Die vielerorts notwendigen<br />

Sanierungsmaßnahmen<br />

stehen dabei auch in Konkurrenz<br />

zueinander. So heißt es im Antwortschreiben<br />

an Dirk Breuer von<br />

Dr. Henrik Schulte, Staatssekretär<br />

im NRW-Verkehrsministerium: „Angesichts<br />

der Vielzahl der wünschenswerten<br />

Radwegesanierungsprojekte<br />

wird die Reihenfolge bei<br />

größeren Erhaltungsmaßnahmen<br />

anhand der ermittelten Schäden,<br />

der Funktion im Radwegenetz und<br />

der Finanzierungsmöglichkeiten<br />

festgelegt. Daher müssen sich die<br />

Maßnahmen in Konkurrenz zu anderen<br />

Vorhaben für eine vorrangige<br />

Einstufung für die Erhaltung durchsetzen.“<br />

Der Landesbetrieb Straßen<br />

werde die Ausführung der Maßnahmen<br />

prüfen. Die Sicherheit der<br />

Radfahrer – unter ihnen auch viele<br />

Schülerinnen und Schüler – sei<br />

durch „regelmäßige Kontrollen und<br />

gegebenenfalls punktuelle Maßnahmen<br />

weiterhin gewährleistet.“<br />

Auf der Horbeller Straße wird auf die Schäden immerhin hingewiesen.<br />

12 <strong>Kölner</strong> <strong>Süden</strong>

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