Gliederung
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Eine Regionalwährung für Flensburg<br />
-<br />
Funktionsweise und Umsetzung
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Vorwort<br />
2. Was ist eine Regionalwährung?<br />
3. Warum ist eine Regionalwährung sinnvoll?<br />
4. Wie funktioniert eine Regionalwährung?<br />
5. Eine Regionalwährung für Flensburg<br />
5.1 Öffentlichkeitsarbeit<br />
5.2 Vereinsgründung/ Institutionalisierung<br />
5.3 Crowdfunding-Kampagne<br />
5.4 (Langfristige) Finanzierung<br />
5.5 Strategische Partner*innen<br />
5.6 Teilnehmende Unternehmen<br />
5.7 Hindernisse<br />
6. Transformationspotential (Geschichte, Traumvision) (Philipp)<br />
7. Nützliche Links<br />
8. Literaturangaben
1. Vorwort<br />
Was ist eine Regionalwährung? Warum ist sie sinnvoll? Und wie lässt sich eine<br />
Regionalwährung einführen?<br />
Diesen Fragen wollen wir in der in Ihren Händen liegenden Broschüre nachgehen. Wir, das<br />
ist eine Gruppe Studierender der Universität Flensburg, die sich im Rahmen des Masters<br />
Transformationsstudien mit der Gestaltung und Umsetzbarkeit von transformativen Projekten<br />
beschäftigt. Wenn Sie sich fragen, was eine Regionalwährung mit der Transformation hin zu<br />
einer sozial-ökologisch zukunftsfähigeren Gesellschaft zutun hat, blättern Sie am besten<br />
gleich zum letzten Kapitel. Der Anspruch dieser Broschüre ist es nämlich nicht sich<br />
tiefgehend und literaturbasiert mit diesem Potential auseinanderzusetzen. Vielmehr wollen<br />
wir eine Broschüre schaffen, die Menschen ohne Vorwissen nutzen können, um sich<br />
einerseits über das Thema der Regionalwährung zu informieren und um andererseits einer<br />
Handlungsanweisung zur Implementierung einer Regionalwährung in Flensburg folgen zu<br />
können.<br />
Dass die Idee einer Regionalwährung in Flensburg nicht auf einen luftleeren Raum treffen<br />
würde, wird an den folgenden Aussagen verschiedener Flensburger*innen deutlich:<br />
ZITATE (evlt. Dillich vom Klimapakt, Momo, Anja)<br />
Es muss an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass wir nicht alle Aspekte rund um<br />
die Einführung einer Regionalwährung erläutern können. Stattdessen geben wir einen<br />
Überblick über die aus unserer Sicht im Kontext Flensburgs sinnvollen Informationen.<br />
Grundsätzlich gibt es keine allgemeingültige Vorgehensweise für die erfolgreiche Einführung<br />
einer Regionalwährung: Der genaue Weg muss stattdessen in jeder Gruppe einzeln<br />
ausgehandelt und dem regionalen Kontext angepasst werden. Diese Broschüre macht<br />
trotzdem einige konkrete Vorschläge (zum Beispiel den Regionalgeldnamen ‘Fördeplopp’)<br />
oder weist als Referenz auf die Praktiken anderer Regionalgeldinitiativen hin.<br />
Nun bleibt uns nur noch die Einleitung mit dem Wunsch zu schließen, dass Flensburg<br />
möglichst bald eine eigene Regionalwährung erhält. Wir sind nämlich überzeugt davon, dass<br />
eine Regionalwährung durch die Unterstützung der Regionalwirtschaft eine Alternative zum<br />
gewohnten System aufbaut, von der jede in der Region ansässige Person profitiert.
2. Was ist eine Regionalwährung?<br />
Eine Regionalwährung bildet eine alternative Währung, welche parallel zu der staatlichen<br />
Währung - in diesem Fall dem Euro - funktioniert. Ziel ist dabei nicht, die staatliche Währung<br />
zu verdrängen, sondern lokale Transaktionen durch die Einführung einer Regionalwährung<br />
zu stärken. Regionalgeld ist also ein zwischen “Verbrauchern, Unternehmern, Vereinen und<br />
Kommunen vereinbartes Medium, welches innerhalb einer Region als Zahlungs-,<br />
Investitions- und Schenkungsmittel verwendet wird” (REGIO-MARK e.V., 2012, S.8).<br />
Daher ist ein wichtiges Merkmal der Regionalwährung ein Aspekt, welcher sich auch im<br />
Namen widerspiegelt: Die alternative Währung ist regional begrenzt. Die Nutzung ist dabei<br />
nicht verpflichtend - das heißt jede*r Akteur*in kann individuell entscheiden, ob die<br />
Regionalwährung das Richtige für sie/ihn ist oder nicht.<br />
Im Fall von Deutschland wird der Euro als Wertbezug genutzt. Dies bedeutet, dass eine<br />
Einheit der Regionalwährung beispielsweise dem Wert eines Euros entspricht. Eine<br />
regionale Währung wird anders gesteuert als eine reguläre Währung. Genutzt wird hier in<br />
der Regel das System des Schwundgelds (siehe Kapitel 4).<br />
Das Konzept der Regionalwährung ist keine ganz neue Idee und wird bereits in einigen<br />
Regionen in Deutschland genutzt. (Geschichte von Regionalwährung, 2-3 Sätze) Ein<br />
prominentes Beispiel für eine Regionalwährung in Deutschland ist der sogenannte<br />
Chiemgauer. Dieser existiert seit 2003 und wird hauptsächlich im Landkreis Rosenheim am<br />
Chiemsee genutzt. + ein weiteres Beispeil aus dem nördlichen Raum (Elbtaler?)<br />
INFOBOX ZUM KAPITEL 2:<br />
Wesentliche Eigenschaften von Regionalgeld sind also (vgl. REGIO-MARK e.V., 2012, S.<br />
10):<br />
●<br />
●<br />
●<br />
●<br />
●<br />
●<br />
Es ist regional begrenzt<br />
Es wird komplementär zur regulären Währung genutzt<br />
Es gibt keine Zinsen und keine Inflation<br />
Es kann nicht angehäuft werden<br />
Es kann verliehen, aber nicht verzinst werden<br />
Es wird durch eine Umlaufgebühr gesteuert
3. Warum ist eine Regionalwährung sinnvoll?<br />
Was rechtfertigt die aufwendige Einführung einer Regionalwährung, wenn bereits eine<br />
scheinbar gut funktionierende Währung wie der Euro existiert? Was haben eine Region,<br />
teilnehmende Unternehmen und Nutzer*innen davon, wenn sie sich bereit erklären eine<br />
andere Währung als den Euro für Transaktionen im lokalen Bereich zu nutzen? Eines der<br />
häufigsten Argumente ist, dass eine Regionalwährung die lokale Wirtschaft stärken und sie<br />
teilweise auch gegen finanzielle Krisen schützen kann.<br />
Die Stärkung der lokalen Wirtschaft wird dadurch erreicht, dass eine Regionalwährung die<br />
Menschen dazu animiert ihre Produkte von lokalen Produzent*innen zu beziehen, wodurch<br />
das ansässige Gewerbe gefördert wird. So wird auch ein diverses Stadtbild gefördert: Kleine<br />
Läden und Lokale, welchen es oft schwer fällt mit den großen Ketten zu konkurrieren,<br />
bekommen eine zusätzliche Möglichkeit sich zu behaupten. Denn große Ketten haben oft<br />
wenig Interesse an der Nutzung der regionalen Währung, da sie mit überregionalen<br />
Produkten handeln, die sie nur in Euro zahlen können und bei einem Rücktausch in Euro<br />
Verluste verzeichnen müssen (s. Kapitel 4). Dahingegen können lokale Akteure die<br />
Regionalwährung einfach weiterbenutzen. Ein Beispiel dafür wäre ein Café, in welchem die<br />
Kund*innen mit der Regionalwährung zahlen. Dieses Regionalgeld kann dann von dem Café<br />
dazu genutzt werden, um das Mehl für den Kuchen bei einem lokalen Bauern zu erwerben,<br />
wodurch das Geld weiterhin im regionalen Wirtschaftskreislauf zirkuliert.<br />
Des Weiteren kann eine Regionalwährung von der Region und ihren Akteur*innen auch klug<br />
in die Strategie der Tourismusbranche und des Stadt- bzw. Regionalmarketings eingebettet<br />
werden. Im Idealfall kann die Region durch das Regionalgeld neue interessierte Gäste<br />
anziehen, welche ihr Geld in Regionalgeld tauschen und so wiederum die ansässigen<br />
Unternehmen unterstützen.<br />
Eine Regionalwährung kann außerdem ein Schutz vor Krisen sein, da diese bei einem<br />
inflationsbedingten Wertverlust des Euros weiterhin ihre Relevanz behält. Hat man vor der<br />
Inflation seine Milch bei einem lokalen Bauern für eine Einheit der Regionalwährung<br />
erhalten, ist dies auch weiterhin der Fall, selbst wenn der Preis in Euro plötzlich ein<br />
Vielfaches ist. Wir sehen also, dass die lokale Wirtschaft von einer regionalen Währung<br />
profitieren kann, sofern genug Akteur*innen teilnehmen, um die grundlegenden<br />
Wirtschaftskreisläufe aufrechtzuerhalten - selbst wenn die große Landeswährung einbricht.<br />
Da wir Sie zur Umsetzung einer Regionalwährung in Flensburg animieren möchten, folgt<br />
nun ein fiktiver und beispielhafter Dialog zwischen dem Verbraucher Fiete und einem<br />
Mitarbeiter des Verwaltungsbüros der Regionalwährung in Flensburg. Darin sollen noch
einmal die Vorteile einer Regionalwährung verdeutlicht werden:<br />
Fiete: Moin. Ich wollte gerne wissen ob es sich lohnt bei dem Fördeplopp mitzumachen. Ich arbeite<br />
nämlich im Fahrradverleih und mein Chef hat mir angeboten, dass er mir das 13. Monatsgehalt in<br />
Fördeplopp zahlen kann. Aber ob ich nu meine Eier mit Euro oder Fördeplopp zahle is mir ja Wurscht.<br />
Verwaltungsbüro: Ja da haben wir tatsächlich oft Leute hier, die sich ähnliche Fragen stellen. Es ist<br />
natürlich individuell sehr unterschiedlich, was für Gründe für den Fördeplopp sprechen und welche<br />
nicht. Also der Plopp hat ja den Zweck die Wirtschaft hier in der Region zu stärken. Damit der<br />
Schuster um die Ecke überlebt und wir nicht für wenig Geld neue Schuhe kaufen anstatt die alten<br />
beim Schuster reparieren zu lassen. Das heißt also: vielfältigeres Stadtbild, Beibehaltung von<br />
traditionellen Handwerksbetrieben, Händlern usw. hier in der Gegend. Da hängen ja auch oft viele<br />
Familiengeschichten von Ihren Flensburger Mitbürger*innen mit dran.<br />
Fiete: Aber der Aufwand ist ja schon irgendwie groß. Ich kann ja auch beim Schuster mit Euro<br />
bezahlen. Da brauch ich ja nicht Fördeplopp für.<br />
Verwaltungsbüro: Das stimmt natürlich. Aber überlegen Sie sich folgendes: Wenn viele Leute wie Sie<br />
beim Fördeplopp mitmachen. Und ihre Lebensmittel damit bezahlen, ihre Fahrräder damit reparieren<br />
lassen, ihren Kaffee damit trinken gehen, Bus fahren, Stromrechnungen begleichen...letztlich alles mit<br />
einer Regiowährung zahlen, was erst einmal nötig fürs Leben ist. Dann brauchen wir keine große<br />
Angst vor einer Eurokrise oder einer großen Wirtschaftskrise haben. Normalerweise ist es ja so, dass<br />
mehr Geld im Umlauf ist, als tatsächlich existiert. Würden da alle auf die Bank rennen und ihr Geld<br />
haben wollen, würde das gar nicht funktionieren. Bei uns geht das und dadurch ist der Währungs- und<br />
Wirtschaftskreislauf nicht so krisenanfällig. Und wir als Region resilienter. Das funktioniert aber nur,<br />
wenn auch genügend Akteure, also auch Sie, bei dem Regiogeld mitmachen.<br />
Fiete: Hm. Also wenn mein Gehalt beim Fahrradladen in einer Eurokrise gleich bleibt und aber die<br />
Preise überall teurer werden kanns sein, dass ich mir die Sachen mit Fördeplopp besser leisten<br />
kann? Dann werd ich mir das mal gut überlegen mit dem Weihnachtsgeld…<br />
4. Wie funktioniert eine Regionalwährung?<br />
Es gibt verschiedene Möglichkeiten eine Regionalwährung zu strukturieren. Wir möchten<br />
hier zunächst eine relativ simple Art vorstellen, da es uns zu Beginn sinnvoll erscheint nicht<br />
zu weit zu gehen - komplizierter machen lässt sich das System im Laufe der Zeit schließlich<br />
immer noch.<br />
Bei einer Regionalwährung gibt es zwei wichtige Akteursgruppen: die Verbraucher*innen<br />
und die Unternehmen. Verbraucher*innen, die mit einer Regionalwährung zahlen möchten,<br />
gehen zu einer der Ausgabestellen (hierzu sind sowohl die teilnehmenden Unternehmen als<br />
auch das Verwaltungsbüro befugt) und tauschen Euros in die Regionalwährung um - der<br />
Wechselkurs liegt bei 1:1. Die Euros werden durch die Verwaltung auf einem Bankkonto<br />
hinterlegt, d.h. es gibt eine vollständige Deckung. Anschließend können die
Verbraucher*innen bei jedem teilnehmenden Unternehmen mit der Regionalwährung<br />
bezahlen.<br />
Auch die teilnehmenden Unternehmen könnten natürlich selbstständig ihr Geld umtauschen,<br />
in der Regel ist dies jedoch nicht notwendig, da sie durch die Zahlungen ihrer Kund*innen<br />
ausreichend Regionalwährung beziehen. Diese können sie nutzen um beispielsweise<br />
möglichst viele der im Unternehmen benötigten Ressourcen lokal von anderen<br />
teilnehmenden Betrieben zu beziehen oder auch Teile der Gehälter in der Regionalwährung<br />
auszuzahlen.<br />
Durch die vollständige Euro-Deckung ist es jederzeit möglich die Regionalwährung wieder in<br />
Euro zu tauschen. Hierbei wird jedoch eine Rücktauschgebühr fällig, die in der Regel bei<br />
fünf Prozent liegt. Zwei Prozent werden zur Finanzierung der Verwaltung genutzt und drei<br />
Prozent werden an gemeinnützige Vereine weitergeleitet, um auch diesen Aspekt der<br />
Regionalität zu stärken. Unterschiedliche Regionalwährungen haben verschiedene<br />
Regelungen bezüglich des Umtauschs: Entweder man erlaubt ausschließlich den<br />
Unternehmen die Regionalwährung zurückzutauschen, oder auch den Verbraucher*innen.<br />
Um ein reges Zirkulieren der Regionalwährung zu stimulieren, handelt es sich bei<br />
Regionalwährungen um sogenanntes Schwundgeld. Das bedeutet, dass die Scheine nach<br />
einem bestimmten Zeitraum einen Teil ihres Wertes verlieren. Pro Quartal könnte die<br />
Währung beispielsweise zwei Prozent ihres Wertes einbüßen. Der Verlust des Wertes muss<br />
dann durch das Aufkleben einer Wertmarke ausgeglichen werden. Dadurch haben die<br />
Nutzer*innen einen Anreiz das Geld möglichst schnell wieder auszugeben. Eine weitere<br />
Möglichkeit um den Umlauf der Währung zu sichern, ist der vollständige Wertverlust nach<br />
zwölf Monaten des Besitzes - ein solcher Wertverlust ließe sich dann nur durch einen<br />
Rücktausch mit entsprechender Gebühr wieder auflösen.
Auch die in der Theorie sehr kompliziert klingende Funktionsweise einer Regionalwährung<br />
möchten wir anhand eines exemplarischen Dialogs zwischen der Cafébesitzerin Anke und<br />
einem Mitarbeitenden des Verwaltungsbüro der Regionalwährung in Flensburg<br />
veranschaulichen:<br />
Anke: Moin. Ich bin Anke von dem neuen Café in der Toosbüystraße. Ich wollte mich zum Fördeplopp<br />
erkundigen. Seit ein paar Wochen fragen nämlich immer wieder Kund*innen, ob Sie bei mir auch<br />
damit bezahlen können. Und der Bauer, bei dem ich immer meine Milch und meine Eier kaufe würde<br />
mir die Lebensmittel auch gern für Fördeplopps verkaufen. Ich hab aber noch nicht allzu viel davon<br />
gehört, vielleicht kannst du mir das ja erklären?<br />
Verwaltungsbüro: Na klar. Fördeplopp ist ein alternatives Zahlungsmittel, dessen Wechselkurs 1:1<br />
dem Euro entspricht. Die meisten unserer teilnehmenden Geschäftspartner stellen immer direkt die<br />
Frage, wie es um die Sicherheit dieser Parallelwährung steht. Du kannst bei uns jederzeit sämtliche<br />
Flördeplopps die du besitzt in den Euro zurücktauschen. Die Währung ist zu 100% gedeckt und alles<br />
was in Flensburg und Umgebung als Fördeplopp kursiert besitzen wir als Gegenwert in Euro.<br />
Anke: Und kostet mich die Nutzung und der Umtausch etwas?<br />
V: Wenn du neue Fördeplopp bekommen möchtest, zahlst du nichts. Wenn du allerdings zurück in<br />
Euro tauschen möchten, dann fällt eine Gebühr von 5% an mit der du die Verwaltung des Fördeplopp<br />
finanzierst. Es lohnt sich also durchaus das Regionalgeld zu behalten und damit z.B. bei dem Bauern<br />
zu bezahlen. Wir haben ja auch schon viele andere Partner, bei denen du entsprechend zahlen<br />
kannst.<br />
Anke: Aber gibt es denn einen Grund, warum so viele mitmachen? Die Gebühr ist ja nicht gerade<br />
niedrig. Und wenn viele meiner Kundinnen im Café mit Fördeplopp zahlen werde ich
gezwungenermaßen zurücktauschen müssen. Miete, Wasser, Strom und sowas muss ich nunmal mit<br />
Euro zahlen...<br />
V: Wir sind tatsächlich momentan mit den Stadtwerken im Gespräch, vielleicht muss also eines Tages<br />
auch das nicht mehr in Euro gezahlt werden. Aber die Gründe, warum viele Partner*innen bei uns<br />
mitmachen, sind verschiedene. Teils ideell, da sie natürlich eine nachhaltigere Wirtschaft in der<br />
Region unterstützen. Du hättest aber auch einen Wettbewerbsvorteil, auch gegenüber anderen<br />
Cafés. Viele Leute finden die Idee des Fördeplopps unterstützenswert und gehen gern in<br />
entsprechende Lokale. Und oft haben wir mittlerweile auch dänische Touristen, die ihre Kronen in<br />
Fördeplopp statt Euro umtauschen. Letztlich kann es also gut sein, dass du dir mit der Teilnahme eine<br />
größere Kundschaft aufbaust.<br />
INFOKASTEN “Bargeldlose Regionalwährung”:<br />
Wenn das System der Regionalwährung erst einmal etabliert und in reger Nutzung ist, lässt<br />
sich bei Bedarf eine Regiocard einführen. Diese funktioniert bargeldlos, ganz wie<br />
herkömmliche EC-Karten. Da hierfür jedoch Kooperationen mit Banken und eine<br />
entsprechende Ausstattung der Unternehmen notwendig sind, würden wir davon abraten<br />
eine solche Karte gleich zu Beginn einzuführen. Bei Interesse lässt sich auf das Vorbild der<br />
Chiemgauer-Regionalwährung zurückgreifen.<br />
INFOKASTEN “Regionalbeitrag”: [Positionieren an die Stelle, an der die Gebühr beim<br />
Rücktausch erwähnt wird]<br />
Manche Regionalgelder lassen die Teilnehmenden selbst bestimmen, an welchen<br />
gemeinnützigen Verein die drei Prozent der Rücktauschgebühr gehen sollen. Das lässt die<br />
Möglichkeit selbst zu bestimmen, welche Aspekte man in seiner Region gestärkt sehen<br />
möchte: sei es ein Sportverein, ein Museum oder alternative Bildungseinrichtungen.<br />
5. Eine Regionalwährung für Flensburg<br />
Da diese Broschüre einen Leitfaden für die Implementierung einer Regionalwährung in<br />
Flensburg bieten soll, möchten wir in den folgenden Unterkapiteln die einzelnen,<br />
notwendigen Arbeitsschritte vorstellen.<br />
In dem vorliegenden, von uns erstellten, Zeitplan, sind diese Arbeitsschritte mit ihrem<br />
zeitlichen Ablauf im Planungsprozess aufgeführt. Demnach könnte die Planungsphase hin<br />
zur Einführung der Regionalwährung ein Jahr umfassen. Die von uns angestellten<br />
Überlegungen sind jedoch als eine flexible, zu ergänzende und abzuwandelnde Leitlinie zu<br />
betrachtet.
Vorab möchten wir jedoch noch einige Anmerkungen bezüglich des möglichen<br />
Währungsgebiets machen. Auch wenn es primär um die Stadt Flensburg geht, ist die<br />
Gültigkeit der Regionalwährung nicht an der Stadtgrenze vorbei. Dies wäre auch nicht<br />
sinnvoll, da Landwirtschaftsbetriebe und regionale Produzent*innen miteinbezogen werden<br />
sollen. Auf die Frage, welche Größe die Region haben sollte, gibt es keine klare Antwort, da<br />
keine allgemeinen Kriterien hierfür bestehen. Vielmehr sollte ein gemeinsamer kultureller<br />
und sozialer Referenzrahmen im Verbreitungsgebiet bestehen. Die Identifizierung der<br />
Menschen mit dem Gebiet, welches die Regionalwährung umfasst, ist also erforderlich.<br />
Dabei bewegt sich die Anzahl der Menschen innerhalb eines Regionalwährungs-Gebietes<br />
bisher zwischen 10.000 und 1 Millionen Menschen (Bode, 2004, S.70). Es wird eine Aufgabe<br />
des Vereins bzw. der Initiator*innengruppe sein, auf dieser Grundlage die Grenzen der<br />
Regionalwährung festzulegen. Eine Überlegung wäre es auch, die Regionalwährung über<br />
die dänische Grenze hinweg zu etablieren. Dies könnte gerade vor dem Hintergrund der<br />
Feierlichkeiten bezüglich der Grenze im Jahr 2020 spannend sein. Ein solches<br />
transnationales Projekt würde Akteur*innen einer Region über Landesgrenzen hinweg<br />
zusammenbringen und interkulturell vernetzen.<br />
Ein weiterer Schritt ist die Festlegung eines Namen für die Regionalwährung. Der Prozess<br />
der Namensfindung wird insbesondere als identitätsstiftendes Element der Gruppe, welche<br />
die Regionalwährung implementiert, wichtig sein. Außerdem kann die Namensfindung im<br />
Rahmen einer Öffentlichkeitskampagne geschehen, auch um so gegebenenfalls die<br />
Akzeptanz und Identifikation der Bevölkerung mit der Regionalwährung zu erhöhen. Vorweg<br />
möchten wir jedoch schon einmal einige Namensvorschläge, auch möglich als Arbeitstitel,<br />
machen: ‘Fördeplopp’, ‘Nordlicht’, ‘Förder’ und ‘Transför’. Wir nutzen an dieser Stelle als<br />
Arbeitstitel ‘Fördeplopp’.
In den folgenden Punkten möchten wir Ihnen nun die einzelnen Schritte, welche auch im<br />
Zeitplan aufgeführt sind, auf dem Weg hin zu einer Regionalwährung in Flensburg genauer<br />
erläutern.<br />
5.1 Vereinsgründung/Institutionalisierung<br />
Im vorliegenden Zeitplan ist die Öffentlichkeitsarbeit an erster Stelle aufgeführt, da es sich<br />
hierbei um einen kontinuierlich stattfindenden Prozess handelt, der vor, während und nach<br />
der Einführung einer Regionalwährung stattfinden muss. Dennoch möchten wir an dieser<br />
Stelle mit der Vereinsgründung beginnen, da es sich hierbei um den ersten konstituieren<br />
Arbeitsschritt handelt. Denn für die Etablierung einer Regionalwährung ist aus rechtlichen<br />
Gründen ein institutioneller Rahmen wichtig. Die Beispiele anderer Regionalwährungen<br />
zeigen, dass sich für eine Institution, welche sich der Organisation und Verwaltung einer<br />
Regionalwährung annimmt, die Vereinsform besonders gut eignet. Einen Verein in<br />
Deutschland zu gründen ist mit bestimmten Voraussetzungen verbunden, welche erfüllt<br />
werden müssen. Grundsätzlich sind sieben Personen nötig, welche eine<br />
Gründungsversammlung initiieren. Auf dieser Versammlung wird der eingetragene Verein<br />
(e.V.) durch die Tagespunkte Wahlen und Satzungsverabschiedung ins Leben gerufen. Bei<br />
den Wahlen werden die unterschiedlichen Rollen innerhalb des Vereins - wie Vorsitz und<br />
Kassenwart - festgelegt. Der genau gesetzlich geregelte Vorgang ist im Bürgerlichen<br />
Gesetzbuch (BGB) §§ 21 bis 79 und im "Gesetz zur Regelung des öffentlichen<br />
Vereinsrechts” nachzulesen.<br />
Der Vorteil eines Vereins ist auch die Mitglieder über einen längeren Zeitraum in das Projekt<br />
einer Regionalwährung einzubinden. Denn eine Regionalwährung macht nur dann wirklich<br />
Sinn, wenn sie über lange Jahre genutzt wird, um dadurch einen nachhaltigen Effekt auf die<br />
Region zu haben.<br />
5.2 Öffentlichkeitsarbeit<br />
Der Erfolg einer Regionalwährung hängt wesentlich von der Anzahl und Breite der<br />
Nutzer*innen ab. Deshalb empfehlen wir dringend ausreichend Zeit und Energie für die<br />
Öffentlichkeitsarbeit einzuplanen. Bereits vor der Einführung einer Regionalwährung sollte<br />
ein Bewusstsein und Interesse an ihr geschaffen werden. Anschließend möchten wir einige<br />
von uns als sinnvoll erachtete Maßnahmen vorstellen.<br />
Um dem Thema der Regionalwährung eine öffentliche Präsenz zu geben, können bereits<br />
vor der konkreten Planungsphase Podiumsdiskussionen, Vorträge oder<br />
Filmvorführungen stattfinden. Für die Podiumsdiskussionen und Vorträge können
Wissenschaftler*innen oder Vertreter*innen von bereits erfolgreich eingeführten<br />
Regionalwährungen nach Flensburg eingeladen werden. Hierbei gilt es jedoch unbedingt<br />
zu beachten, dass solche Veranstaltungen nicht im universitären Kontext verharren,<br />
sondern an der breiteren Öffentlichkeit zugänglichen Orten stattfinden (als mögliche Orte zu<br />
nennen wären hier z.B. das Schifffahrtsmuseum, die Phänomenta oder die Dänische<br />
Bibliothek). Bei diesen Veranstaltungen können auch Dokumentationen oder Filme, die sich<br />
in einzelnen Abschnitten mit exemplarischen Währungen beschäftigen, gezeigt und<br />
anschließend diskutiert werden (geeignet wären hierfür z.B. die Filme “Tomorrow - Die Welt<br />
ist voller Lösungen” oder “Living the change – Inspiring Stories for a sustainable future”).<br />
Während der Planungsphase gilt es Formate anzubieten, die relevante Akteure (wie die<br />
Stadt, Unternehmen und Vereine sowie die Bevölkerung) von Anfang an mit einbeziehen<br />
und für die Idee begeistern. Nicht nur zu Beginn, sondern auch fortlaufend sollten dafür<br />
Workshops und Informationsveranstaltungen stattfinden, in denen sich Interessierte<br />
über die genaue Funktionsweise sowie Vor- und Nachteile der Beteiligung informieren und<br />
Unklarheiten klären können. Hier ließe sich u.a. differenzieren zwischen Workshops, die<br />
interessierten Unternehmen genau erklären, wie eine Beteiligung an der Regionalwährung<br />
für sie aussähe, und Workshops, die der örtlichen Bevölkerung das ‘Wie’ näher bringt. In<br />
der Anfangsphase der Regionalwährung ließen sich solche Zusammenkünfte in<br />
monatlichen Rhythmen organisieren. Zur schnellen Klärung von Fragen ließe sich auch<br />
eine Art ‘Notrufhotline’ einrichten, die als ständige Ansprechmöglichkeit zur Verfügung<br />
steht.<br />
Diese Maßnahmen sollten jedoch über eine bloße Informierung der Bevölkerung und<br />
anderer Stakeholder hinausgehen und diese zur Beteiligung und Mitgestaltung einladen:<br />
Die zu einem frühen Zeitpunkt stattfindenden öffentlichen Veranstaltungen können so zum<br />
Beispiel auch genutzt werden, um Inspirationen und Wünsche aus der Bevölkerung mit<br />
aufzunehmen oder sogar Menschen zu finden, die sich an der Gründung eines Vereins<br />
aktiv beteiligen möchten ( siehe Kapitel 5.1).<br />
Als eine der geeignetsten Methoden zur Einbeziehung der Bevölkerung empfehlen wir den<br />
Aufruf zu einem Gestaltungswettbewerb für die Scheine und des Logos der Währung.<br />
Hier lässt sich über verschiedene Möglichkeiten nachdenken: Soll ein solcher Wettbewerb<br />
nur die Schüler*innen der Flensburger Schulen adressieren? Spricht man bewusst auch die
Flensburger Künstler*innen an? Oder richtet man sich an die gesamte Flensburger<br />
Bevölkerung?<br />
Die Schaffung von Öffentlichkeit und Interesse lässt sich außerdem durch eine<br />
Anschubfinanzierung in Form eines sogenannten Crowdfundings erreichen. Dieser Form<br />
der Geld- und Aufmerksamkeitsgenerierung widmen wir uns im anschließenden Kapitel<br />
noch ausführlich. Insgesamt sollte in der Planungsphase also Begeisterung für die Idee in<br />
der Flensburger Öffentlichkeit und Politik generiert werden, um die Nutzung der Währung<br />
auf einer soliden Basis aufzubauen. Hierzu gehört nicht nur die Generierung von<br />
Öffentlichkeit, sondern eben auch die aktive Einbindung und die Einladung zur<br />
Mitgestaltung.<br />
Sobald die Regionalwährung etabliert wurde, könnte ein anfänglicher, vergünstigter<br />
Wechselkurs eine weitere Werbemaßnahme darstellen. Hierdurch gäbe es für diejenigen,<br />
die sich durch die ideellen Gründe nicht angesprochen fühlen, einen finanziellen Anreiz die<br />
Regionalwährung auszuprobieren. Im weiteren Verlauf - nach der Einführung der Währung<br />
- besteht die Öffentlichkeitsarbeit hauptsächlich aus der Bereitstellung und Zugänglichkeit<br />
von Informationsmaterialien, die beispielsweise bei den teilnehmenden Unternehmen<br />
ausliegen können, aus der Generierung neuer Partner*innen sowie aus der stetigen<br />
Aktualisierung der Internetseite, die unter anderem die beteiligten Akteure nennt und die<br />
Distribution von Neuigkeiten und Informationen gewährleistet.<br />
5.3 Crowdfunding-Kampagne<br />
Seit einigen Jahren hat sich die Methode des Crowdfundings etabliert, mit dem Projekte<br />
finanzielles Startkapital einsammeln, und gleichzeitig eine Community von<br />
Unterstützer*innen aufbauen und vergrößern können.<br />
Auf Crowdfunding-Plattformen (diese gibt es in einer großen Vielzahl – die wohl etablierteste<br />
im deutschsprachigen Raum ist startnext.com) stellen die Projektinitiator*innen mit Video<br />
und Text die Projektidee vor. Außerdem wird ein Kampagnenzeitraum festgelegt, in<br />
welchem Geld eingesammelt werden kann und ein Mindestbetrag sowie die Zwecke<br />
genannt werden, für welche das Geld genutzt werden soll. Für verschiedene Fördersummen<br />
werden verschiedene „Dankeschöns“ angeboten: Bei der Regionalwährungskampagne<br />
könnte dies ein vergünstigtes Tauschverhältnis für die erste Transaktion sein.<br />
In dem Kampagnenzeitraum ist es also möglich als Förder*in verschieden hohe Beträge an<br />
das Projekt zu spenden. Wird die gesetzte mindestens benötigte Fördersumme erreicht,
kommt es zur Realisierung des Crowdfundings. Ist die Grenze bei Ende der<br />
Kampagnenlaufzeit nicht erreicht, erhalten alle Förder*innen ihren Förderbetrag zurück.<br />
Es gibt zwei Gründe, die für die Nutzung dieses Finanzierungsinstruments für die<br />
Anschubfinanzierung einer Regionalwährung sprechen:<br />
1. Über die Crowdfunding-Kampagne kann die Regionalwährungsinitiative Aufmerksamkeit<br />
erlangen. Neben Informationsmaterial für das Projekt (mit einem Vorstellungsvideo), bietet<br />
die Plattform auch einen Raum für Diskussionen zum Thema Regionalwährung.<br />
2. Die Systematik des Crowdfundings – das Tauschen eines Geldbetrags gegen ein<br />
Dankeschön – kann die Systematik der Regionalwährung als Tauschbeziehung<br />
exemplarisch verdeutlichen. Wird als Dankeschön einfach die Regionalwährung zu einem<br />
vergünstigten Tauschverhältnis angeboten, wird die Crowdfunding-Plattform gleichzeitig zur<br />
Tauschplattform.<br />
Diese Kombination aus vergünstigtem Tauschtarif vor Start der Währung und aus einer<br />
erhöhten Aufmerksamkeit durch die Kampagne kann dazu beitragen eine kritische Masse zu<br />
erreichen, die nötig ist um die Regionalwährung zu etablieren. Denn hier gilt der<br />
Netzwerkeffekt: mit jedem/r Nutzer*in steigt der Gesamtnutzen der Regionalwährung für alle.<br />
5.4 (Langfristige) Finanzierung<br />
Für die Kostendeckung von anfänglichen Investitionen und laufenden Kosten sollte für die<br />
Regionalwährung eine Tauschgebühr erhoben werden. Meistens passiert dies lediglich bei<br />
dem Rücktausch in die nationale Währung. Das führt zu geringen Einstiegshemmnissen und<br />
Hürden beim Rücktausch, wodurch die Zirkulation und Stabilität der Regionalwährung<br />
gestärkt werden. Ob die Rücktauschgebühr ein, fünf oder zehn Prozent beträgt muss sehr<br />
gewissenhaft ausgerechnet und von der Initiative in Flensburg abgewägt werden. Letztlich<br />
kann hier pauschal keine Zahl genannt werden, da die anfallenden Kosten ausschlaggebend<br />
sind. Deshalb soll diese Übersicht lediglich einen Einblick geben, welche Kosten bedacht<br />
werden sollten:<br />
●<br />
Öffentlichkeitsarbeit (Veranstaltungen, Marketing, Druck, Pressearbeit u.a.)<br />
Die Öffentlichkeitsarbeit ist elementar um Bürger*innen über den Zweck der<br />
Regionalwährung aufzuklären und um mehr Nutzer*innen zu gewinnen (s. Kapitel<br />
5.b.)
●<br />
Verwaltung (Miete, Büro, Personal u.a.)<br />
Für ein kontinuierliches Funktionieren der Währung ist eine kontinuierliche Betreuung<br />
notwendig. Die Verwaltungskosten variieren in ihrer Höhe je nach<br />
Organisationsmodell. Arbeiten beispielsweise nur ehrenamtlich Engagierte in<br />
öffentlich zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten fallen die Kosten geringer aus als<br />
bei einem gemeinnützig orientierten Unternehmen.<br />
●<br />
Partner*innenbetreuung<br />
Neben den bereits angeführten Akteursgruppen der Verbraucher*innen und<br />
Unternehmen, gibt es noch die strategischen Unterstützer*innen. Neue teilnehmende<br />
Unternehmen und strategische Partner*innen müssen kontinuierlich akquiriert<br />
werden, damit sich die Währung stärker etablieren kann. Auch diese Arbeit erfordert<br />
Personalkosten oder zumindest zeitliche Ressourcen.<br />
5.5 Strategische Partner*innen<br />
Für die Einführung der Regionalwährung ist es besonders wichtig strategische Partner*innen<br />
zu finden, welche die Initiative unterstützen. Als überregionaler Partner empfiehlt sich der<br />
Verband Regiogeld e.V.. Dieser kann der Initiative in Flensburg alle allgemeinen, aber auch<br />
rechtlichen Fragen rund um die Einführung einer Regionalwährung, beantworten. Auch die<br />
Kontaktaufnahme zu anderen bereits existierenden Regionalgeld-Initiativen kann hilfreich<br />
sein, um Erfahrungswissen zur Umsetzung und Unterhaltung auszutauschen.<br />
In der Stadt Flensburg ist es für die Öffentlichkeitsarbeit sinnvoll sich an das<br />
Stadtmarketing Flensburg e.V. zu wenden. Auch die Stabsstelle für Presse- und<br />
Öffentlichkeitsarbeit in der Stadtverwaltung kann kontaktiert werden, um auch hier für die<br />
Idee zu werben und durch diese Seite unterstützung zu bekommen.<br />
Ein besonders wichtiger Partner könnte außerdem der Klimapakt Flensburg werden.<br />
Dieser Zusammenschluss aus Unternehmen, Institutionen und öffentlichen Einrichtungen<br />
hat es sich zur Aufgabe gemacht den Energieverbrauch und den CO₂-Ausstoß unter dem<br />
Leitbild einer nachhaltigen Stadtentwicklung zu verringern. Eine Regionalwährung<br />
unterstützt dieses Ziel durch die Fokussierung auf lokale, saisonale Produkte und kurze<br />
Transportwege, sodass hier eine Zusammenarbeit bestimmt gewinnbringend wäre.<br />
Diese exemplarische Auflistung soll verdeutlichen wie wichtig die frühzeitige<br />
Kontaktaufnahme zu politischen und wirtschaftlichen Strukturen in Flensburg ist, um sich<br />
auch von dieser Seite Rückhalt zu sichern.
5.6 Teilnehmende Unternehmen<br />
Der Erfolg der Regionalwährung hängt in bedeutendem Maße von der Anzahl und Vielfalt<br />
der beteiligten Unternehmen ab. Je mehr Geschäfte die Bezahlung von Waren und<br />
Dienstleistungen mit der Regionalwährung anbieten, desto größer ist die öffentliche<br />
Resonanz, Akzeptanz und Praktikabilität. Damit der ‘Fördeplopp’ als Regionalwährung<br />
vielfältig eingesetzt werden kann, sollten Anbieter aus unterschiedlichen (Lebens-)Bereichen<br />
vertreten sein. Die Erfahrung aus anderen Regionalwährungsinitiativen zeigt, dass der “Grad<br />
der Akzeptanz (...) bei Direktvermarktern, Bioläden, inhabergeführten Lebensmittelmärkten<br />
und im inhabergeführten Einzelhandel (hoch ist)” (Gigler-Beilner, S.50). Für die<br />
Initiator*innen-Gruppe in Flensburg wäre es deshalb sinnvoll, bei diesen Partner*innen zu<br />
beginnen. Im Folgenden möchten wir auf dieser Grundlage mögliche<br />
Kooperationspartner*innen in Flensburg aufführen. Diese wurden jedoch noch nicht zu<br />
diesem Vorhaben befragt oder in Kenntnis gesetzt. Für das Projekt ist es nämlich wichtig,<br />
dass die Initiator*innen-Gruppe den Erstkontakt und die Verhandlungsgespräche durchführt,<br />
um eine persönliche und verbindliche Beziehung zu den lokalen Partner*innen aufzubauen.<br />
Um Direktvermarkter*innen und regionale Lebensmittelproduzent*innen ausfindig zu<br />
machen, wäre es im ersten Schritt hilfreich die Inhaber*innen der Stände auf dem<br />
Flensburger Wochenmarkt anzusprechen. Diese sind zum Beispiel: Nebbe, Hattesen, Rabe<br />
und Gebauer. Dabei könnten Informationen über die in der Region hergestellten Produkte<br />
und weitere Vertriebswege (Hofläden etc.) gesammelt werden. Auch der Gärtnerhof<br />
Wanderup, welcher seine Produkte im Rahmen einer solidarischen Landwirtschaft in<br />
Flensburg in der Norderstraße 108 vertreibt, sollte kontaktiert werden. Auch die Soleiko, bei<br />
welcher viele regionale Produkte vertrieben werden, kann vermutlich wertvolle Kontakte und<br />
Hinweise geben.<br />
Im Bereich der Bioläden gibt es in Flensburg zum Beispiel Biosager, Mensch und Erde<br />
Naturkost, Momo Naturbutik und Hand-in-Hand Naturkost. Auch die Bäckerei Thaysen in<br />
Flensburg bietet Produkte mit biologisch erzeugten Zutaten an. Neben weiteren lokalen<br />
Bäckereien wie Migge´s Danish Bakery, Klosterbäckerei Wasserlooslück und<br />
Mathildenstraße und der Medelbyer Landbäckerei gibt es noch zahlreiche ansässige<br />
Gastronomiebetriebe und Lokale, welche in die Regionalgeldinitiative aufgenommen werden<br />
könnten: Isa Café und Eis, Malgari Café, Café Barista, Tonis Pizza, Gelateria La Dolce Vita,<br />
Olli´s Weinlounge, Strandgut, Tableau Kulturcafé und Kaffeehaus Le Club (dies ist eine<br />
kurze, exemplarische Auflistung). Vernetzungspotentiale und Chancen bestehen<br />
insbesondere, wenn die Betriebe Lebensmittel aus der Region beziehen und diese auch in<br />
der Regionalwährung bezahlen könnten.
Neben Gastronomie und Lebensmittelhandel gibt es noch den Dienstleistungsbereich. Somit<br />
könnten zum Beispiel auch (inhabergeführte) Fahrradläden in Flensburg die Bezahlung mit<br />
Regionalgeld anbieten. Hier seien exemplarisch Fahrrad Petersen, Antoni-Christiansen<br />
Zweirad-Fachgeschäft und Eike Brunner Radshop anzuführen. Des weiteren könnten auch<br />
Second-Hand-Läden wie Bella Secunda oder das Sozialkaufhaus Mehrwert beteiligt werden.<br />
Die Liste der potentiellen Partner*innen ist sehr lang und erstreckt sich über ansässige<br />
Schustereien, Friseure und Änderungsschneidereien bis hin zu großen Akteuren wie den<br />
Stadtwerken. Damit die Regionalwährung ihr volles Potential entfalten kann, wäre es<br />
wünschenswert, dass alle alltäglichen und lebensnotwendigen Transaktionen mit<br />
Regionalgeld gemacht werden könnten. Somit wäre eine Einbindung der Stadtwerke, um<br />
auch Busfahrten, Strom- und Wasserabrechnungen in der Regionalwährung zahlen zu<br />
können, optimal. Allerdings erscheint es sinnvoll auf diese erst zuzugehen, wenn sich das<br />
Regionalgeld etabliert und eine breite Akzeptanz erfahren hat.<br />
Mit der Akquise der Unternehmen sollte frühzeitig in der Planungsphase begonnen werden,<br />
damit diese die Idee der Regionalwährung weiterverbreiten und öffentlichkeitswirksam<br />
unterstützen können. Dafür ist es wichtig, den potentiell beteiligten Unternehmen den<br />
Mehrwert einer Regionalwährung zu vermitteln. Auch wenn durch den Rücktausch des<br />
‘Fördeplopp’ in Euro geringe Kosten anfallen, werden durch diesen Beitrag auch<br />
Werbemaßnahmen unterstützt von denen die teilnehmenden Geschäfte ebenfalls profitieren.<br />
Schließlich werden sie im Verzeichnis und auf der Internetseite der Regionalwährung<br />
aufgeführt und erhalten weitere Aufmerksamkeit durch Presseberichte und Flyer. Somit ist<br />
der Regionalbeitrag im Vergleich zum erwartbaren zusätzlichen Profit durch die<br />
Werbemaßnahmen gering. Hinzu kommt, dass der Regionalbeitrag auch steuerlich als<br />
Werbemaßnahme absetzbar ist. Außerdem kann durch die Teilnahme am Regionalgeld eine<br />
erhöhte Kundenbindung und Verankerung in der Region stattfinden. Auch neue Kund*innen<br />
können durch die Beteiligung an der Initiative gewonnen werden, da sie die Idee<br />
unterstützenswert finden und somit gezielt Geschäfte mit Regionalgeld aufsuchen.<br />
5.7 Hindernisse<br />
Auf dem Weg hin zu einer Regionalwährung in Flensburg gibt es einige Hindernisse: Auf<br />
zwei davon möchten wir im Folgenden kurz eingehen, damit diese im Idealfall umgangen<br />
werden können.<br />
1. Mangelnde Akzeptanz und Nutzung der Regionalwährung
Eine große Gefahr ist natürlich, dass die lokalen Unternehmen und die Verbraucher*innen<br />
die Regionalwährung nicht nutzen, da sie keinen Mehrwert sehen oder sie sich nicht an das<br />
Thema rantrauen. Schließlich scheint alles rund um Geld und Wirtschaft sehr komplex und<br />
ist nicht für alle Menschen verständlich. Dem gilt es durch eine breite Öffentlichkeitsarbeit (s.<br />
Abschnitt 5.2.) entgegenzuwirken. Denn nur, wenn die lokale Bevölkerung die Vorteile der<br />
Regionalwährung erkennt, wird sie sie auch nutzen. Dabei muss vor allem auch der ideelle<br />
Zugang betont werden: Für die Verbraucher*innen könnte es zum Beispiel eine große Rolle<br />
spielen, dass sie indirekt durch die Rücktauschgebühr Vereine unterstützen, ohne dafür<br />
selbst Mehrkosten zu haben (zumindest wenn der Rücktausch nur für die Unternehmen<br />
möglich ist). Es gilt also den Blick auf die Regionalität zu lenken - was am besten gelingt,<br />
wenn es ohnehin schon eine große Identifikation mit der eigenen Region gibt. Bei den<br />
Unternehmen könnte es eine zusätzliche Rolle spielen, dass sie durch die Teilnahme ihren<br />
Bekanntheitsgrad steigern. Das Argument, dass ihnen durch die Rücktauschgebühr<br />
zusätzliche Kosten entstehen, könnte somit eventuell mit einem Verweis auf die zukünftig<br />
niedrigeren Werbeausgaben abgeschwächt werden.<br />
2. Organisatorische Probleme<br />
Die Einführung einer Regionalwährung bedeutet viel Arbeit - die zumeist ehrenamtlich,<br />
neben dem Verdienst des Lebensunterhalts, geleistet wird. Wenn diese Arbeit nicht gut<br />
strukturiert ist und nicht von vielen gemeinsam getragen wird, kann es schnell zu einem<br />
Scheitern kommen. Eine ausführliche Reflektion der Arbeitsweise (z.B. bezüglich<br />
regelmäßiger Treffen, Grad der Institutionalisierung, Arbeitsweise usw.) ist deshalb dringend<br />
notwendig. So sollte auch dafür gesorgt werden, dass das Wissen und die Kompetenzen<br />
nicht zu sehr bei einer einzelnen Person konzentriert sind: Fällt diese Person weg, besteht<br />
die Gefahr, dass die gesamte Regionalwährung einschläft. Es sollten deshalb flexible<br />
Strukturen und Zugang zu dem Wissen geschaffen werden, sodass jede*r Interessierte<br />
jederzeit einsteigen und mitarbeiten kann. Auch können die organisatorischen<br />
Schwierigkeiten durch eine Zusammenarbeit mit der Kommune oder durch die Förderung<br />
durch staatliche Institutionen abgemildert werden.<br />
6. Transformationspotential<br />
Vor dem Hintergrund unseres Studienganges ‘Transformationsstudien’ möchten wir an<br />
dieser Stelle noch etwas Theorie zum Transformationspotential einer Regionalwährung ins<br />
Spiel bringen. Denn hinter all den aufgereihten Gedanken zu einer regionalen
Komplementärwährung steht der Anspruch einer wirkungsvollen Transformation im Kleinen.<br />
Doch hat eine Regionalwährung tatsächlich das erhoffte Transformationspotential und ist sie<br />
das richtige Mittel für eine nachhaltigere, solidarischere und resilientere Gemeinschaft?<br />
Peach führt an: „Regionale Komplementärwährungen (…) können eine räumliche<br />
Entflechtung unterstützen. Sie verkürzen die Wertschöpfungskette, weil sie lediglich<br />
innerhalb eines begrenzten Radius gültig sind. Ein zusätzlicher, den Wachstumszwang<br />
mindernder Effekt würde erzielt, wenn derartige ‘Regios’ mit einer zinslosen<br />
Umlaufsicherung versehen wären.“ (2014, S. 117.)<br />
Konkret würde dies also dazu führen, dass ein*e Cafébesitzer*in in Flensburg seine/ihre<br />
Milch von einem regionalen Lieferanten bezieht. Und dieser wiederum wird sein Gemüse auf<br />
dem Markt kaufen und nicht bei einer großen Supermarktkette. Optimalerweise bezahlen<br />
alle drei sogar ihre Mitarbeiter zum Teil in der Regionalwährung und wenn sogar<br />
Finanzämter die Währung akzeptieren würden, wäre ein sinnvoller Kreislauf geschaffen.<br />
Solch eine De-Globalisierung ist auch gut für die Umwelt, da sie auf saisonale Produkte und<br />
kurze Transportwege setzt und somit treibhausgasintensive Lieferketten reduziert.<br />
Außerdem stärkt eine Regionalwährung die regionale Gemeinschaft: Durch die sehr nahen<br />
Liefer- und Wertschöpfungsketten ‘kennt man sich’. Und so funktionieren Unternehmen<br />
demokratischer und transparenter, „da die reine Profit- und Kapitalertragsmaximierung von<br />
informellen sozialen Normen und Beziehungen (…) durchbrochen wird“ (Paech, 2014, S.<br />
114) und sich Unternehmen dadurch nicht mehr leisten können ausschließlich nach<br />
profitmaximierenden Logiken zu handeln. Die dadurch entstehende ‘Ökonomie der Nähe’<br />
führt möglicherweise dazu, dass Marktteilnehmer*innen die Frage stellen: „Welches Ziel<br />
möchte ich eigentlich erreichen und welche Mittel benötige ich dafür?“ (Sommer/Welzer,<br />
2017, S. 111f.) In einer heute ausgestalteten globalen Ökonomie ist das Ziel oftmals eine<br />
Maximierung von Profiten. Doch letztlich ist das Ziel vieler Marktteilnehmer*innen auch die<br />
Bedürfnisbefriedigung und ein gutes Leben. (Gigler-Beilner, 2009, S. 11ff.) Die Frage muss<br />
hier also lauten: Wie können wir das erreichen? Die Regionalwährung kann eine Antwort<br />
liefern, da sie den Zweck von Geld als Tauschmittel versteht und nicht als Investitionsmittel<br />
einer finanzialisierten Wirtschaft.<br />
Eine Regionalwährung macht auch keine immer weiter steigende Kaufkraft notwendig, die<br />
durch immer neu entwickelte Produkte gestillt werden muss. Sie erfordert und fördert die<br />
Frage nach kultureller und sozialer Veränderung in einer Gesellschaft – teilweise auch<br />
einhergehend mit Reduktion – und vor allem die Frage nach einem bereits genannten „guten<br />
Leben“ (Sommer/Welzer, 2017, S. 114f.)
Das wohl relevanteste Ergebnis einer geglückten, transformierenden Regionalwährung ist<br />
also eine resiliente Gesellschaft, die sozial und ökologisch intakt ist und wirtschaftlichen<br />
Krisen nachhaltig standhalten kann.<br />
7. Nützliche Links<br />
Leseecke zum Chiemgauer (auch viele wissenschaftliche Arbeiten):<br />
https://www.chiemgauer.info/informieren/lese-ecke-archiv/<br />
Verein Regiogeld e.V<br />
https://regionetzwerk.blogspot.com<br />
8. Literaturangaben<br />
Bode, S. (2004): Potentiale regionaler Komplementärwährungen. Diplomarbeit. Osnabrück.<br />
Gigler-Beilner, S. (2009). Regionalwährungen in Zeiten des Umbruchs.<br />
https://www.chiemgauer.info/fileadmin/user_upload/Theorie/GiglerBeilner.pdf<br />
Peach, N. (2014). Befreiung vom Überfluss. Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie.<br />
(7. Auflage). München: Oekom Verlag.<br />
REGIO-MARK e.V. (2012). Regiogeld MittelFranken für Mittelfranken. Nr. 1 der<br />
Schriftenreihe des Vereins REGIO-MARK e.V., Roth-Schwabach im Selbstverlag<br />
Sommer, B., Welzter, H. (2017). Transformationsdesign. Wege in eine zukunftsfähige<br />
Moderne. München: Oekom Verlag.