BAUKULTUR Lässt sich ein Trampelpfad planen, Frau Hämmerle? INTER VIEW JahrelangstandsiedemVorarlbergerArchitekturinstitut(vai)alsDirektorinvor,seit 2013istMarinaHämmerleselbstständiginSachenBaukulturtätig,in-undaußerhalbvon Vorarlberg.ImGesprächmitAngelikaDrnekerklärtdieArchitektin,wiemanQuartiere entwickeltundwelcheökologischenStandardswirklichSinnmachen. ••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• „Bürofür baukulturelle Anliegen“ mitten in Lustenau Inihrem steht ein Schreibtisch, einRegalundeinComputer.Mehr braucht es garnicht,sagt Marina Hämmerle. Im Jahr 2012 haben Sie sich vomvai verabschiedet.GibtesdanocheinwenigWehmut? KeinenTaglanghabeichWehmut verspürt.EsstanddamalseineVeränderungfürmichan.Ichhabeaber etwasgezögert,dennichwolltekeinenneuenJobineineranderenInstitution,sonderneinePausenachdiesensiebenJahren,indenenichVielesaufSchienebringenkonnte.Ich wardamalssoetwaswiediepersonifizierteBaukultur,daswarauchanstrengend. Wie war das Gefühl, dann vordem nicht unbedingt negativ besetztem aber eben doch vordem beruflichen Nichtszustehen? Heilsamwardas.Allerdingskamich garnichtzudererhofftenPause,weil kurznachmeinemAusstiegKurtFischer,derBürgermeistervonLustenau,angefragthat,obichdieZentrumsentwicklung von Lustenau übernehmenmöchte.Daswarsoge- sehenmeinEinstiegineinenande- renMaßstab,denvonRegionalent- wicklungundStädtebau. Wie stärkt man ein Gemeindezentrum? Es braucht den großen Blick. Im FallvonLustenauwarunserVorschlag,die Siedlungsenden besser anzubinden,umdas Zentrum zu stärken.RundumdasRathauswurdeninFolgedieAußenräumeund die Durchwegungneugestaltet– mit Gebäudeleitsystem, SpielflächenrundumdieVolksschuleund BegegnungszonemitTempo20– dasfunktioniert.Bäumewurdengesetzt,dieStraßewurdeoptischverengt,sieistbeschattet.Einneues Flairistentstanden. Was braucht es, um öffentlichen Raumgelungenzugestalten? ManmussvomFußgängerausgehenundnichtvomAutofahrer.Die Sommerwerdenimmerheißer,es braucht Beschattung, etwa durch Baumpflanzungen.UmeinFlanierklimazuschaffen,mussdieVerkehrsgeschwindigkeit gedrosselt werden.Wichtig sind auch informelleWege,Trampelpfade.Kleine Wege,diedurchdasSiedlungsdickichtführen. Kannmansoetwasplanen? Mankann,müsstedafüraberteilweise enteignen.Die Gemeinde hätte zwardieInstrumentedazu,abermit soetwasmachensichBürgermeister nichtallzubeliebt. Fühlt man sich als Architekt oder Architektinabeinem gewissen Punkt vonderPolitikmanchmalimStichgelassen? Prozessekönnenscheitern,auchin der Architektur. Manchmal ist die Zeit nichtreif. Ich fühle mich als Architektin,nichtalsOpfer.Unter anderembinichimGestaltungsbeiratinSalzburgundLandsbergam Lech.Dortwirdaktuellsehrvielgebaut,ganzeStadtteilewerdenneugeplant.GeradeleistbarerWohnraum istdortgefragt.Involviertinsolche Prozesse,wirdeinembewusst, wie politischStädtebauist,wievielePersonenimBootseinmüssen,damitetwasgelingt.WirtschaftlicheInteressenwirkendesÖfterenzuUngunstendesStädtebaus. Auch in Vorarlberg wäre leistbarer Wohnraumsehrgefragt. Soistes.WirhabendreigemeinnützigeWohnbauträger.Diesewerden gutunterstütztvomLand,etwa durch die Wohnbauhilfe. 6 s’Magazin
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