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[t]akte<br />

Das Bärenreiter-Magazin<br />

1I20<strong>19</strong><br />

Informationen für<br />

Bühne und Orchester<br />

Mörderische Liebe: „Thérèse“ von<br />

Philipp Maintz für Salzburg und Hamburg<br />

Schubert als Gradmesser: Christoph<br />

Prégardien im Interview<br />

Manfred Trojahn über sein Liedschaffen


[t]akte<br />

1I20<strong>19</strong><br />

5 6 8 10<br />

12 15 16 18<br />

DURÉE: 40´ environ<br />

Très rapide<br />

S O N A T E<br />

pour piano<br />

(<strong>19</strong>50 – <strong>19</strong>52)<br />

JEAN BARRAQUÉ<br />

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Moins rapide hésitant et souple<br />

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Lent (Tempo B)<br />

accelerando jusqu´à Très vif<br />

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Plus rapide<br />

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10<br />

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3<br />

Versöhnt: französischer und<br />

italienischer Stil<br />

Rameaus „Les Paladins“ oder<br />

die Mischung der Gattungen<br />

Die Uraufführung von<br />

Jean-Philippe Rameaus<br />

Comédie-Ballet „Les Paladins“<br />

war ein Misserfolg, von dem<br />

sich das Werk lange nicht<br />

erholte. Heute erscheint es<br />

uns als ein Juwel mit vielen<br />

Möglichkeiten zur Realisierung<br />

auf der Bühne.<br />

Meisterhafte Rollencharakterisierungen<br />

Händels „Giulio Cesare“ in der<br />

Hallischen Händel-Ausgabe<br />

Mit der neuen Edition von<br />

Georg Friedrich Händels<br />

beliebtester Oper „Giulio<br />

Cesare“ haben Bühnen nun die<br />

Möglichkeit, alle vier Fassungen<br />

nachzuvollziehen und die<br />

passendste auszuwählen.<br />

Schubert als Gradmesser<br />

Im Gespräch: Christoph<br />

Prégardien<br />

Der Sänger und Gesangsprofessor<br />

Christoph Prégardien<br />

fordert von allen einen wachen<br />

Blick, die Schuberts Lieder<br />

singen. Über den Komponisten<br />

und die Interpretation seiner<br />

Lieder hat er viel zu sagen.<br />

„Leidenschaftlicher Ausdruck<br />

und inneres Feuer“<br />

Vor 150 Jahren starb Hector<br />

Berlioz<br />

Im Gedenkjahr 20<strong>19</strong> wird viel<br />

über den Revolutionär Hector<br />

Berlioz geschrieben. Hier soll<br />

er selbst zu Wort kommen.<br />

Musiktheater und Zeitgenossenschaft<br />

Umberto Giordanos unbekanntes<br />

Opernschaffen<br />

„Andrea Chénier“ und gelegentlich<br />

auch „Fedora“ – mehr<br />

ist von Umberto Giordanos<br />

Opern heute kaum einmal zu<br />

sehen. Dabei bieten auch seine<br />

anderen Werke gute Chancen<br />

für Bühnenerfolge.<br />

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BA 11416<br />

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Serialismus<br />

3<br />

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im Urtext<br />

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Jean Barraqués „Sonate pour<br />

piano“<br />

5<br />

© 20<strong>19</strong> by Bärenreiter-Verlag, Kassel<br />

Als erstes Werk des Serialismus<br />

verbindet Jean Barraqués<br />

„Sonate pour piano“ das neue<br />

Idiom mit der Idee der großen<br />

Form. Die Edition von Heribert<br />

Henrich leistet Pionierarbeit.<br />

Erstmals wird hier ein Notentext<br />

serieller Musik quellenkritisch<br />

ediert und dem Interpreten<br />

zugänglich gemacht.<br />

3<br />

Mörderische Liebe<br />

Die Kammeroper „Thérèse“<br />

von Philipp Maintz und Otto<br />

Katzameier<br />

Bei den Osterfestspielen in<br />

Salzburg wird „Thérèse“ von<br />

Philipp Maintz auf ein Libretto<br />

von Otto Katzameier uraufgeführt.<br />

Eine vielschichtige<br />

Handlung und ihre Spiegelung<br />

in der Musik erwartet die<br />

Zuschauer.<br />

Kalkulation und Inspiration<br />

Manfred Trojahn über sein<br />

Liedschaffen<br />

Klavierlieder sind eine<br />

Konstante in Manfred Trojahns<br />

Œuvre. Im Interview gibt<br />

er seine Gedanken zum<br />

„Vertonen“ preis: „verändern,<br />

ohne zu beschädigen“.<br />

Oper<br />

Tragikomischer Despot<br />

Cavallis Oper „Il Xerse“ in<br />

neuer Edition 4<br />

Versöhnt: französischer und<br />

italienischer Stil<br />

Rameaus „Les Paladins“ oder<br />

die Mischung der Gattungen 5<br />

Meisterhafte Rollencharakterisierungen<br />

Händels „Giulio Cesare“ in der<br />

Hallischen Händel-Ausgabe 6<br />

Dramatik und Leidenschaft<br />

Christoph Willibald Glucks<br />

Oper „Antigono“ 7<br />

Musiktheater und Zeitgenossenschaft<br />

Umberto Giordanos unbekanntes<br />

Opernschaffen 12<br />

Porträt<br />

Schubert als Gradmesser<br />

Im Gespräch: Christoph<br />

Prégardien 8<br />

„Leidenschaftlicher Ausdruck<br />

und inneres Feuer“<br />

Vor 150 Jahren starb Hector<br />

Berlioz 10<br />

Orchester<br />

„magic-story“ pro piano<br />

Bohuslav Martinůs4. Klavierkonzert<br />

14<br />

Neue Musik<br />

Serialismus im Urtext<br />

Jean Barraqués „Sonate pour<br />

piano“ 15<br />

Mörderische Liebe<br />

Die Kammeroper „Thérèse“<br />

von Philipp Maintz und Otto<br />

Katzameier 16<br />

Kalkulation und Inspiration<br />

Manfred Trojahn über sein<br />

Liedschaffen 18<br />

Ľubica Čekovská – aktuell <strong>19</strong><br />

Rudolf Kelterborn – aktuell <strong>19</strong><br />

Thomas Daniel Schlee –<br />

aktuell <strong>19</strong><br />

Neue Musik<br />

Was ist Wahrheit?<br />

Miroslav Srnka geht einer<br />

großen Frage nach 20<br />

Entgrenzung und Apokalypse<br />

Beat Furrers neueste Komposition<br />

vor der Uraufführung in<br />

Hamburg 21<br />

Die Dichterin spricht<br />

Charlotte Seithers Orchesterwerk<br />

zum 200. Geburtstag von<br />

Clara Schumann 22<br />

Neue Musik<br />

Totenfeier<br />

Andrea Lorenzo Scartazzini<br />

trifft Gustav Mahler 23<br />

Matthias Pintscher – aktuell 23<br />

Spannung zwischen Individuum<br />

und Kollektiv<br />

Das Klavierkonzert von Dieter<br />

Ammann geht auf Weltreise 24<br />

Flüchtige Hoffnungen<br />

Neue Werke von Lucia Ronchetti,<br />

Salvatore Sciarrino und Luca<br />

Lombardi 25<br />

Neue Musik<br />

Ende der Nacht<br />

Der Komponist Philippe<br />

Boesmans und sein neues<br />

Klavierkonzert 26<br />

Robert Walser trifft Lenin<br />

Die Oper „Die Formel“ von<br />

Torsten Rasch wurde in Bern<br />

uraufgeführt 27<br />

Nachrichten / Publikationen /<br />

Termine<br />

Nachrichten 28<br />

Neue Bücher 29<br />

Festspielsommer 20<strong>19</strong> 30<br />

Neue Aufnahmen 32<br />

Termine<br />

April–September 20<strong>19</strong> 33<br />

Titelbild<br />

Beat Furrer, Violetter<br />

Schnee. Uraufführung<br />

Staatsoper Unter den Linden<br />

Berlin, 13. Januar 20<strong>19</strong><br />

(Foto: Monika Rittershaus)<br />

Übersetzungen<br />

S. 5: Annette Thein<br />

S. 25: Christine Anderson<br />

S. 26: Irene Weber-<br />

Froboese<br />

S. 27: Magdalena Kircheis<br />

2 [t]akte 1I20<strong>19</strong><br />

[t]akte 1I20<strong>19</strong> 3


[t]akte<br />

1I20<strong>19</strong><br />

Tragikomischer Despot<br />

Cavallis Oper „Il Xerse“ in neuer Edition<br />

Den Stoff kennt man von Händel, doch die Vertonung<br />

Francesco Cavallis, fast hundert Jahre zuvor,<br />

ist nicht minder wirkungsvoll.<br />

Versöhnt: französischer<br />

und italienischer Stil<br />

Rameaus „Les Paladins“ oder die Mischung<br />

der Gattungen<br />

Die Uraufführung von Jean-Philippe Rameaus<br />

Comédie-Ballet „Les Paladins“ war ein Misserfolg,<br />

von dem sich das Werk lange nicht erholte. Heute<br />

erscheint es uns als ein Juwel mit vielen Möglichkeiten<br />

zur Realisierung auf der Bühne.<br />

Il Xerse kennt man heutzutage hauptsächlich dank der<br />

Oper Georg Friedrich Händels, die der Hallenser im Jahr<br />

1738 schrieb. Jedoch ist Händels Oper in Wahrheit nichts<br />

anderes als das abschließende Kapitel in der Geschichte<br />

eines Sujets, das von Francesco Cavalli bereits fast ein<br />

Jahrhundert früher in Musik gesetzt worden war: Il<br />

Xerse, 1655 im Theater SS. Giovanni e Paolo in Venedig<br />

erstmals aufgeführt, war eine der erfolgreichsten<br />

Opern ihrer Zeit. Davon zeugen nicht nur die vielen bekannten<br />

Wiederaufführungen in ganz<br />

Italien, sondern auch die Tatsache,<br />

dass die Oper ausgewählt wurde, um<br />

in Paris anlässlich der Festlichkeiten<br />

der Hochzeit des französischen Königs<br />

Ludwigs XIV. mit der Prinzessin<br />

Maria Teresa von Spanien aufgeführt<br />

zu werden.<br />

Der Erfolg der Oper beruhte wesentlich<br />

auf dem Sujet, das der Textdichter<br />

Nicolò Minato dem siebten Buch der<br />

Historien des Herodot entnommen<br />

hatte, einem Werk aus dem 5. Jahrhundert<br />

v. Chr. Dort wird berichtet,<br />

wie der persische König Xerxes sich<br />

anschickt, mit seiner Armee n Europa<br />

einzufallen. Die Historien, die Minato<br />

übrigens aus einer Übersetzung von<br />

Matteo Maria Boiardo aus dem 15.<br />

Jahrhundert kannte, bilden aber nur<br />

den Rahmen des Dramas, das im Übrigen<br />

auf der Handlung einer mitreißenden Komödie des<br />

neapolitanischen Dramatikers Raffaele Tauro aus dem<br />

Jahre 1651 mit dem Titel L’ingelosite speranze beruht.<br />

Bei Tauros Lustspiel wiederum handelt es sich um eine<br />

italienische Fassung von Lo cierto por lo dudoso, einer<br />

spanischen Komödie von Lope de Vega aus dem Jahr<br />

1625, im goldenen Zeitalter des spanischen Dramas.<br />

So zählt denn auch die Komik mit gewagten Situationen<br />

und schließlich dem Umschlagen der Handlung<br />

zu den Stärken dieses Dramas. Das komische Element<br />

besteht im Wesentlichen aus den Bemühungen des<br />

launischen Xerxes, die schöne Vasallin Romilda für sich<br />

zu gewinnen, die allerdings mit dem Bruder des Königs,<br />

Arsamene, in treuer Liebe verbunden ist. Die Intrigen,<br />

die unvermeidlicherweise folgen, lösen in den Beteiligten<br />

eine reichhaltige Welt an Affekten aus, die von<br />

einer stilistisch äußerst vielfältigen Musik ausgemalt<br />

wird. Jede Figur, ob ernst oder komisch, entspricht niemals<br />

einem bloßen Stereotyp, sondern reagiert immer<br />

individuell mit einer psychologischen Komplexität auf<br />

die Ereignisse, die ganz menschlich und auch einem<br />

heutigen Publikum leicht zugänglich sind.<br />

Xerxes ist auch schon ohne dies eine äußerst theatralische<br />

Figur. Bereits in den literarischen Texten<br />

der frühen Neuzeit wurde dieser persische König als<br />

Der wahre Xerxes. Relief an seinem<br />

Palast in Persepolis (Foto: Jona<br />

Lednering, www.livius.org)<br />

Emblem für Überheblichkeit gesehen. Er ist ein König,<br />

der von einer unerhörten Wollust und Maßlosigkeit<br />

besessen ist, die – nach Herodot – dazu führt, dass<br />

die Götter ihn bestrafen, weil er danach trachtet, die<br />

Grenze zwischen menschlichen und göttlichen Werken<br />

zu überschreiten. Diese Maßlosigkeit des Titelhelden<br />

bildet auch den roten Faden in Minatos Drama, in dem<br />

sich alle Figuren bemühen, nicht dem Zorn des wankelmütigen<br />

Herrschers anheimzufallen. Jedoch ist es eben<br />

diese Maßlosigkeit, die auch das Scheitern von Xerxes<br />

Plänen bewirkt, denn der König fällt schlussendlich in<br />

eine von ihm selbst gestellte Falle und muss so zusehen,<br />

wie die von ihm geliebte Romilda ausgerechnet<br />

mit Arsamene, seinem eingeschworenen Rivalen,<br />

verheiratet wird. Die tiefe Enttäuschung, die diesem<br />

Ereignis folgt, erfüllt eine notwendige kathartische<br />

(wenn man so will, pädagogische) Funktion und zwingt<br />

den König schließlich dazu, eine Situation, die er nicht<br />

mehr beherrschen kann, zu akzeptieren. Dieser psychologische<br />

Umschwung kann auch von einem modernen<br />

Publikum leicht nachvollzogen werden.<br />

Die durch eine ansprechende Nebenhandlung<br />

verdichtete Haupthandlung wird von spektakulären<br />

Ereignissen gekrönt, die Minato seinen Quellen entnommen<br />

und dann mithilfe seines dramaturgischen<br />

Genies angereichert hat. So häufen sich denn Fälle von<br />

amouröser Rivalität, vermeintlichem Verrat, Verleumdungen,<br />

Verkleidungen, verhindertem Mord, Auftritten<br />

von Magiern, zerstörerischen Stürmen, Kriegsszenen<br />

und Momenten purer Komik. Aber um die Einzigartigkeit<br />

dieser Oper zu erkennen, reicht schon das Erlebnis<br />

ihrer ersten Szene, in der wir zusammen mit Xerxes an<br />

den Ufern des Hellespont weilen und die majestätische<br />

Platane bewundern, die er dann mit Gold behängen<br />

lässt und an die er einen der schönsten und berühmtesten<br />

Liebesgesänge richtet, die uns das siebzehnte<br />

Jahrhundert geschenkt hat – ein Gesang, der auch das<br />

Herz Händels berührte: „Ombra mai fu …“<br />

Sara Elisa Stangalino / Hendrik Schulze<br />

Francesco Cavalli<br />

Il Xerse. Dramma per musica von Nicolò Minato<br />

(Venedig, 1655). Hrsg. von Sara Elisa Stangalino<br />

(Libretto) und Hendrik Schulze (Musik). Francesco<br />

Cavalli: Opere.<br />

Rollen: Xerse, Amastre, Arsamene, Romilda, Adelanta,<br />

Periarco, Ariodate, Aristone, Clito, Eumene,<br />

Elviro, Sesostre, Scitalce, Soldat, Chor.<br />

Orchester: Streicher, Basso continuo<br />

Verlag: Bärenreiter. BA 8915, Aufführungsmaterial<br />

leihweise<br />

Jean-Philippe Rameaus Les Paladins wurden im Februar<br />

1760, als letztes Bühnenwerk Rameaus, an der Académie<br />

royale de musique in Paris aufgeführt. Trotz der<br />

günstigen Terminierung während des Karnevals brachte<br />

es das Werk nur auf ein gutes Dutzend Vorstellungen<br />

und wurde bis weit ins 20. Jahrhundert hinein nicht<br />

wieder aufgeführt. Doch heute ist uns angesichts der<br />

Fülle musikalischer Schätze und der stilistischen Neuerungen<br />

die eisige Aufnahme durch die Zeitgenossen<br />

unverständlich.<br />

Das Comédie-Ballet auf ein anonymes Libretto, das<br />

Pierre-Jacques Duplat de Monticourt zugeschrieben<br />

wird, basiert auf La Fontaines Fabel „Le Petit chien<br />

qui secoue de l’argent et des pierreries“. In einem romanhaften<br />

mittelalterlichen Venetien hintertreibt<br />

Anselme die Liebesgeschichten seines Mündels Argie.<br />

Kritisiert wurde das Libretto vor allem für seine Mischung<br />

tragischer und komischer Gattungselemente.<br />

Tatsächlich übertreibt der Librettist der Paladins, indem<br />

er Sequenzen extrem tragischen Ausdrucks (der<br />

Monolog der Argie, Höllenszene) direkt neben ganz<br />

volkstümlich-komische stellt (Verführungsszene<br />

Orcans); die sexuell uneindeutige Fee Manto brachte<br />

schließlich die für die Verhältnisse der Opéra de Paris<br />

zu kühne Oper zu Fall.<br />

Die Quellen bestätigen, dass die Oper bereits Mitte<br />

der 1750er Jahre komponiert wurde, und so ist es gewiss<br />

nicht falsch, Les Paladins als Rameaus musikalische<br />

Antwort auf die Debatte zu lesen, die in Paris im sogenannten<br />

Buffonistenstreit aufkam. Während dieser<br />

Auseinandersetzung hatte sich Rameau nicht zu Wort<br />

gemeldet (von seiner Antwort auf Rousseaus Lettre sur la<br />

musique française einmal abgesehen). Mit Les Paladins<br />

schlug Rameau ein neues Opernmodell vor. Bestimmte<br />

Elemente wie der Verzicht auf das Zauberische und das<br />

Mythologische überhaupt, die realistische Intrige bei<br />

komischer Behandlung gewisser dramatischer Situationen<br />

und auch die leichte Streicherorchestrierung<br />

erinnern an den italienischen Stil, während andere<br />

der französischen Tradition folgen, zum Beispiel die<br />

getanzten Divertissements, der tragische Monolog, die<br />

Vogelsangarie oder die Höllenszene. All diese verschiedenartigen<br />

Elemente kommen zusammen und bilden<br />

eine hybride Form, im Ton nahe der Opéra-comique, die<br />

weder ganz italienisch noch ganz französisch ist und<br />

so beide Lager hätte zufriedenstellen können.<br />

Im Unterschied zur traditionellen Struktur französischer<br />

Opernlibretti, deren Partien zumeist eher kurz<br />

sind, verlangt Les Paladins vier Hauptrollen ähnlichen<br />

Umfangs. Die besten Sänger des Opernensembles<br />

stellten sie damals dar, und in den Tänzen brillierten<br />

die bedeutendsten Tänzer des Opernballetts, all dies in<br />

üppiger Instrumentierung, die an die instrumentalen<br />

Kühnheiten der Boréades erinnert. Nachdem Rameau<br />

die Komposition bereits abgeschlossen hatte, bewog<br />

Wieder auf der Opernbühne: „Les Paladins“ am Staatstheater Oldenburg<br />

(Foto: Aurélie Remy)<br />

ihn die Nominierung neuer Hornisten im Orchester<br />

der Opéra dazu, über weite Strecken den Klang ihrer<br />

Instrumente stärker zur Geltung zu bringen.<br />

Im Verlauf der Aufführungen überarbeitete Rameau<br />

Les Paladins stark und reagierte damit auf die<br />

öffentliche Kritik. Die innerhalb der Opera omnia<br />

Rameau erscheinende kritische Erstausgabe bietet die<br />

Fassung letzter Hand vom Ende der Aufführungsserie<br />

im März 1760, ergänzt um etliche Anhänge, die es<br />

ermöglichen, die erste Fassung zu spielen, wie sie<br />

ursprünglich für die Aufführung bei Hofe vorgesehen<br />

war. Zu Lebzeiten Rameaus blieben Les Paladins<br />

unveröffentlicht, und auch in den bei Durand<br />

erschienenen Œuvres complètes war der Titel nicht<br />

enthalten. Somit handelt es sich hier um die erste<br />

Ausgabe, die zugleich wissenschaftlichen Kriterien<br />

genügt und die praktischen Bedürfnisse der Musiker<br />

erfüllt.<br />

Thomas Soury<br />

Jean-Philippe Rameau<br />

Les Paladins. Comédie-ballet en trois actes (RCT 51).<br />

Libretto von Pierre-Jacques Duplat de Monticourt.<br />

Hrsg. von Thomas Soury. Opera omnia Rameau<br />

OOR IV.28<br />

Erstaufführung nach der Edition: 16.2.2018 Oldenburg<br />

(Staatstheater), Musikalische Leitung: Alexis<br />

Kossenko, Inszenierung: François de Carpentries<br />

Besetzung: Argie (Sopran), Nérine (Sopran), Atis<br />

(Tenor), Manto, Fee (Tenor), Anselme (Bariton),<br />

Orcan (Bariton), Ein Paladin (Tenor) – Chor und<br />

Ballett<br />

Orchester: 2 (auch pte fl), 2, 2 Musettes, 0,2 – 2,0,0,0<br />

– Str – B. c. – Ballett<br />

Verlag: Société Jean-Philippe Rameau/Bärenreiter,<br />

BA 8870, Aufführungsmaterial leihweise<br />

]<br />

4 [t]akte 1I20<strong>19</strong><br />

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1I20<strong>19</strong><br />

Meisterhafte Rollencharakterisierungen<br />

Händels „Giulio Cesare“ in der Hallischen<br />

Händel-Ausgabe<br />

Mit der neuen Edition von Georg Friedrich Händels<br />

beliebtester Oper „Giulio Cesare“ haben Bühnen<br />

nun die Möglichkeit, alle vier Fassungen nachzuvollziehen<br />

und die passendste auszuwählen.<br />

Dramatik<br />

und Leidenschaft<br />

Christoph Willibald Glucks Oper „Antigono“<br />

Für Rom schuf Gluck, „ein junger Mann von höchsten<br />

Fähigkeiten und feurigem Geist“, seine Oper<br />

„Antigono“. Im Juli kann man das mitreißende<br />

Bühnenstück in Bayreuth wieder hören.<br />

Giulio Cesare in Egitto ist seit hundert Jahren die mit<br />

Abstand meist aufgeführte Oper Händels. Diesen<br />

Erfolg verdankt sie zum Teil ihrem Stoff, einer der<br />

bekanntesten Liebesepisoden der Weltgeschichte,<br />

zum anderen den besonders günstigen Umständen<br />

während der Komposition: Das international konkurrenzfähige<br />

Ensemble des Londoner Operntheaters mit<br />

dem Alt-Kastraten Francesco Bernardi (genannt „Il<br />

Senesino“) an der Spitze war seit einem halben Jahr<br />

durch die berühmte Primadonna Francesca Cuzzoni<br />

komplettiert worden; das Theatergebäude wurde renoviert<br />

und zum ersten Mal hatte Händel viel Zeit, seine<br />

Rollenkonzepte zu entwerfen, reifen zu lassen und auch<br />

wieder zu verwerfen.<br />

Papierstudien haben gezeigt, dass Händel die Idee<br />

entwickelte, der Version der Uraufführung einen<br />

sichtbaren Vorrang gegenüber allen eventuell später<br />

notwendigen Änderungen einzuräumen, denn seine<br />

Direktions- und Archivpartitur ließ er auf Bögen<br />

größeren Formats aus einer anderen Papiermühle<br />

schreiben, von denen sich dann spätere Einfügungen<br />

auf den ersten Blick abheben sollten.<br />

Die neue Ausgabe von Giulio Cesare erlaubt es, jede<br />

der vier Fassungen Händels (von 1724, 1725, 1730 und<br />

1732) aufzuführen, davon zwei wahlweise mit den<br />

Sonderprogrammen von Benefizvorstellungen. Bemerkenswert<br />

ist dabei vor allem die Fassung von 1725, in<br />

der Händel die Hosenrolle des Sesto für den berühmten<br />

Tenor Francesco Borosini neu konzipierte. Sie erlaubt es<br />

aber auch, Händels Arbeitsweise bei der Erarbeitung<br />

seiner Rollenkonzepte zu studieren.<br />

Das Libretto lässt den römischen Diktator Cäsar in<br />

einem freundlichen Licht erscheinen. Er belehrt seinen<br />

Gegner, den ägyptischen Tyrannen Tolomeo, darüber,<br />

wie man mit seinen Gegnern umgehen sollte: Er versöhnt<br />

sich mit der Witwe und dem Sohn seines von<br />

Tolomeo ermordeten Feindes Pompeo, er ist großzügig<br />

und gerecht, zupackend, aber auch diplomatisch, nachdenklich,<br />

der Grenzen seiner Macht bewusst und empfänglich<br />

für Kunst und Natur. Jeder dieser Facetten<br />

seines Charakters ist wenigstens eine Arie gewidmet,<br />

seinem Philosophieren über die Hinfälligkeit der menschlichen<br />

Existenz ein begleitetes Rezitativ.<br />

Händels Autograph zeigt, wie dieses Charakterporträt<br />

in Text und Musik während der Arbeit an der Partitur<br />

entstand. Dafür zwei Beispiele: Eine ursprünglich<br />

für den ersten Akt geplante Arie wurde zunächst<br />

in den zweiten Akt verschoben, schließlich aber auch<br />

dort ersetzt. In beiden Fällen führte dies dazu, dass<br />

der Rollencharakter schärfer und nuancenreicher<br />

hervortrat: Cesares Vorsicht in einer Arie mit Hornsolo<br />

über das Verhalten von Jäger und Beute; sein<br />

Dialog mit der Natur in einem Zwiegespräch mit der<br />

Solo-Violine. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Händel<br />

dabei auf Wünsche des einflussreichen Haupt-<br />

darstellers Senesino einging. Beide Arien gehören zu<br />

den Juwelen der Oper.<br />

Die eigentliche Hauptfigur dieser Oper aber ist nicht<br />

der Titelheld, sondern Cleopatra. Bei ihr gelingt es<br />

Händel, durch Musik die Entwicklung eines Charakters<br />

zu gestalten. Damit setzt sich der Komponist über das<br />

Libretto hinweg und und bittet seinen Textdichter, zwei<br />

Arientexte auszutauschen und ein begleitetes Rezitativ<br />

zu verlängern: Cleopatra hatte ihre Schönheit und ihren<br />

Charme mit Erfolg dafür eingesetzt, Cesare verliebt zu<br />

machen und ihn auf diese Weise als Verbündeten im<br />

Kampf mit ihrem Bruder um die Macht in Ägypten zu<br />

gewinnen. Als sie ihn dadurch in höchste Gefahr bringt,<br />

wird ihr schlagartig deutlich, dass sie ihn liebt, dass er<br />

mehr als ein Werkzeug für sie ist,<br />

Der tragischen Situation, in der sie sich nun befindet,<br />

wird die kämpferische Arie, die Händel bereits<br />

komponiert hat, nicht mehr gerecht. Er bearbeitet sie<br />

für den rachedurstigen Sesto, dessen Vater Tolomeo<br />

hat ermorden lassen. Cleopatra erhält stattdessen eine<br />

große Arie des tragischen Typs, den Händel bis dahin<br />

Männern vorbehalten hatte. Doch diese Wendung hat<br />

Konsequenzen für die vorausgehenden Szenen: Um<br />

z. B. das Unvermittelte dieser Wendung zu betonen,<br />

vertonte Händel Cleopatras vorausgehende, an Venus<br />

gerichtete Bitte um Schönheit neu: weniger bescheiden,<br />

dafür voller Koketterie.<br />

Händels Fähigkeit, Arien für neue Zwecke und andere<br />

Personen zu bearbeiten, ist so meisterhaft, dass<br />

das Ergebnis nicht nur den Vorgaben durch die jeweils<br />

geplante Besetzung entspricht, sondern meist auch die<br />

Vorlage übertrifft. Zur Meisteroper aber wird Giulio<br />

Cesare durch das neue Rollenkonzept für Cleopatra.<br />

Hans Dieter Clausen<br />

Georg Friedrich Händel<br />

Giulio Cesare in Egitto. Opera in tre atti HWV 17.<br />

Hrsg. von Hans Dieter Clausen. Hallische Händel-<br />

Ausgabe Serie II/14<br />

Erstaufführung nach der Neuedition: 31.5.20<strong>19</strong> Halle<br />

(Oper Halle, Händel-Festspiele): Musikalische<br />

Leitung: Michael Hofstetter, Inszenierung: Peter<br />

Konwitschny<br />

Besetzung: Giulio Cesare (Alt), Curio (Bass), Cornelia<br />

(Alt), Sesto Pompeo (Sopran), Cleopatra (Sopran),<br />

Tolomeo (Alt), Achilla (Bass), Nireno (Alt),<br />

Chor: Soldati, Congiurati<br />

Orchester: Flauto dolce I, II, Fl, Ob I, II, Fag I, II, Hn<br />

I–IV, Pos, Vl I–III, Va, M. c. (Vc, Kb, Fago I, II, Cemb)<br />

– Bühnenmusik (II. Akt): Ob, Vl I, II, Vla, Viola da<br />

gamba, Hfe, Vc, Fag, Theorbe<br />

Verlag: Bärenreiter. BA 10720, Aufführungsmaterial<br />

leihweise<br />

Als Christoph Willibald Gluck 1755/56 die Oper Antigono<br />

komponierte und in Rom zur Uraufführung brachte,<br />

hatte er bereits hinreichend unter Beweis gestellt, dass<br />

er das Handwerk des Opernkomponisten souverän<br />

beherrschte – zuletzt 1752 in Neapel durch den Erfolg<br />

seiner Oper La clemenza di Tito, die weit über Neapel<br />

hinaus für Aufsehen sorgte und Gluck neue Perspektiven<br />

eröffnete. Dazu zählt ein Kompositionsauftrag<br />

für Rom, an dessen Zustandekommen gleich mehrere<br />

hochgestellte Persönlichkeiten beteiligt waren.<br />

In Rom und im ganzen Kirchenstaat galten für die<br />

Oper besondere aufführungspraktische Bedingungen.<br />

Da ein päpstlicher Erlass Frauen den Zutritt zur Bühne<br />

grundsätzlich untersagte, mussten bei Opernproduktionen<br />

auch die weiblichen Partien mit Kastraten<br />

besetzt werden, so auch bei Antigono: Das Ensemble<br />

der Uraufführung am 9. Februar 1756 bestand aus<br />

einem Tenor in der Titelpartie sowie vier Sopran- und<br />

einem Altkastraten. Die Premiere selbst war in Rom<br />

mit großer Spannung erwartet worden. Bewusst hatte<br />

die Impresa des Teatro Argentina mit Antigono ein beliebtes<br />

Drama Metastasios gewählt, das in dessen Geburtsstadt<br />

bislang noch nicht gespielt worden war. Mit<br />

der Vertonung beauftragte man Gluck, „einen jungen<br />

Mann von höchsten Fähigkeiten und feurigem Geist“,<br />

so der Impresario Carlo Mattei, der nach einer Serie von<br />

Misserfolgen unter großem Erwartungsdruck stand.<br />

Dass der erhoffte Sensationserfolg dennoch ausblieb,<br />

ist wohl vor allem auf die allgemeine Stimmungslage,<br />

die Leistungen eines insgesamt mittelmäßigen<br />

Sängerensembles und bühnentechnische Mängel<br />

zurückzuführen.<br />

Die Handlung der Oper folgt gängigen dramaturgischen<br />

Konventionen der metastasianischen Opera<br />

seria. Ein Stoff aus der antiken Geschichte – kriegerische<br />

Auseinandersetzungen zwischen Antigonos<br />

II. Gonatas und Alexander II. von Epirus im dritten<br />

Jahrhundert v. Chr. – bilden den Hintergrund eines<br />

komplizierten Handlungsgeflechts rund um ein junges<br />

Liebespaar nobler Abstammung. Die ägyptische<br />

Prinzessin Berenice, Verlobte des mazedonischen<br />

Königs Antigono, jedoch heftig umworben von dessen<br />

Widersacher Alessandro von Epirus, liebt heimlich<br />

Demetrio, den Sohn des Antigono, der diese Gefühle<br />

erwidert. Beide geraten in den Strudel politischer<br />

Verwicklungen, konkurrierender Machtinteressen<br />

und raffiniert gesponnener Intrigen, bevor ein für<br />

die Gattung obligatorisches Happy End die Liebenden<br />

schließlich zusammenführt.<br />

Glucks Musik besteht, wie durch die Textvorlage vorgegeben,<br />

fast ausschließlich aus Arien. Nur am Schluss<br />

des zweiten Aktes finden sich Demetrio und Berenice<br />

zu einem Duett zusammen, und im dritten Akt komponiert<br />

Gluck mit der „Scena di Berenice“ einen großen,<br />

konstrastreich gearbeiteten szenisch-musikalischen<br />

Komplex aus Accompagnato-Rezitativ (dem einzigen in<br />

der Oper), Arioso und einer abschließenden dramatisch<br />

durchgestalteten Arie.<br />

Wie viele andere Werke des kurzlebigen italienischen<br />

Opernbetriebs im 18. Jahrhundert verschwand<br />

auch Glucks Antigono nach wenigen Vorstellungen<br />

vom Spielplan und<br />

geriet dann in Vergessenheit.<br />

Dass manches<br />

Stück heute dennoch<br />

vertraut klingt, ist darauf<br />

zurückzuführen,<br />

dass Gluck rund ein<br />

Drittel der Nummern<br />

aus eigenen früheren<br />

Werken entlehnt und<br />

einige Stücke auch in<br />

spätere Kompositionen<br />

übernommen hat. Aus<br />

Demetrios Arie „Già<br />

che morir degg’io“ etwa<br />

wird sechs Jahre später<br />

Orfeos „Che puro Ciel“<br />

Giovanni Paolo Panini: Aufführung im Teatro<br />

Argentina in Rom 1747. Louvre Paris<br />

in Glucks erster „Reformoper“ Orfeo ed Euridice, während<br />

Berenices hochexpressive Arie „Perché, se tanti<br />

siete“ 1779 in Paris als Iphigénies Air „Je t’implore et je<br />

tremble“ in Iphigénie en Tauride erneut erklingen wird.<br />

Doch es sind nicht nur diese gleichsam zeitlosen musikalischen<br />

Glanzstücke, die Antigono auch für die zeitgenössische<br />

Opernbühne attraktiv machen. Vielmehr<br />

besticht das Werk insgesamt durch die mitreißende<br />

Gestaltung dramatischer Konflikte und Leidenschaften<br />

und die große stilistische Bandbreite bei den Arien, die<br />

von lyrisch-kantabel bis zu virtuos-hochdramatisch<br />

reicht – ein eindrucksvolles Panorama der facettenreichen<br />

Gesangskunst der italienische Oper des 18. Jahrhunderts.<br />

Irene Brandenburg<br />

Christoph Willibald Gluck<br />

Antigono. Dramma per musica in drei Akten von<br />

Pietro Metastasio. Hrsg. von Irene Brandenburg,<br />

Gluck: Sämtliche Werke III/20<br />

Erstaufführung (konzertant) nach der Edition:<br />

6.7.20<strong>19</strong> Bayreuth (Markgräfliches Opernhaus,<br />

Internationale Gluck-Festspiele), Händel-Festspielorchester<br />

Halle, Leitung: Michael Hofstetter<br />

Besetzung: Antigono (Tenor), Berenice (Sopran),<br />

Demetrio (Sopran), Ismene (Sopran), Alessandro<br />

(Sopran), Clearco (Alt)<br />

Orchester: Flöte, 2 Oboen, 2 Hörner, 2 Trompeten,<br />

(Pauken), Streicher und B. c.<br />

Verlag: Bärenreiter, Aufführungsmaterial leihweise<br />

]<br />

6 [t]akte 1I20<strong>19</strong><br />

[t]akte 1I20<strong>19</strong> 7


[t]akte<br />

1I20<strong>19</strong><br />

Schubert als Gradmesser<br />

Im Gespräch: Christoph Prégardien<br />

Der Sänger und Gesangsprofessor Christoph<br />

Prégardien fordert von allen einen wachen Blick,<br />

die Schuberts Lieder singen. Über den Komponisten<br />

und die Interpretation seiner Lieder hat er viel<br />

zu sagen.<br />

Christoph Prégardien zählt zu den bedeutendsten lyrischen<br />

Tenören unserer Zeit. Ganz besonders geschätzt wird<br />

sein Schaffen als Liedsänger. Eine feste Größe in seinen<br />

Konzerten und im Unterricht an der Musikhochschule<br />

Köln ist der Kosmos der Lieder Franz Schuberts. „Christoph<br />

Prégardien vollbringt wahre Wunderdinge, und wer einmal<br />

seine verzehrende, absolut intonationsreine Deutung<br />

von Schuberts ,Nacht und Träume‘ gehört hat, wird nicht<br />

mehr widerstehen können“, schrieb einmal das „Fono<br />

Forum“. Claudia Mücke hat ein längeres Gespräch mit<br />

Prégardien geführt – über das Singen von Kunstliedern,<br />

über den Gesangsunterricht, über die Wichtigkeit von<br />

Editionen und natürlich über das Genie Franz Schuberts.<br />

Welche Bedeutung hat für Sie Franz Schubert als Liedkomponist?<br />

Prégardien: Schuberts Lieder haben mich von der ersten<br />

Gesangsstunde bei Professor Martin Gründler an der<br />

Frankfurter Musikhochschule begleitet. Ich kam ja mit<br />

einem eher kirchenmusikalischen bzw. chorischen Hintergrund<br />

zum Gesangsstudium, und so eröffnete sich<br />

mir binnen Kurzem eine für mich völlig neue Welt der<br />

Textvertonung. Ich war fasziniert von der Vielfalt und<br />

Tiefe der romantischen Poesie und deren Umsetzung in<br />

Musik. Franz Schubert war dabei für mich von Anfang<br />

an der Gradmesser, weil ich mich beim Hören seiner<br />

Lieder unmittelbar in die entsprechende seelische<br />

Situation hineinversetzt fühlte.<br />

Wie wichtig ist ein zuverlässiger Notentext für Ihre Arbeit<br />

als Sänger und Pädagoge?<br />

Jede Edition ist gleichzeitig eine Interpretation des<br />

Autographs – insofern dieses noch vorhanden ist – und<br />

sollte dementsprechend mit wachem Blick benutzt<br />

werden. Zusätzlich zu einer aktuellen Ausgabe schaue<br />

ich mir soweit möglich auch die Autographen und<br />

eventuell auch die Erstausgaben an. Schon in diesem<br />

zeitlich überschaubaren Rahmen kann man erstaunliche<br />

Unterschiede zwischen den Quellen erkennen.<br />

Dieses Wissen um die Wichtigkeit des Notentextes gebe<br />

ich auch an meine Studierenden weiter und versuche,<br />

bei ihnen Interesse und Neugier zu wecken.<br />

Im Falle von Franz Schubert sind wir in der glücklichen<br />

Lage, mit den neuen Ausgaben bei Bärenreiter<br />

einerseits über eine wissenschaftlich fundierte Edition<br />

und andererseits über eine neue praktische Ausgabe<br />

zu verfügen. In Walther Dürr hatte Bärenreiter einen<br />

der besten Schubert-Forscher und Kenner seiner<br />

Handschrift und Notationsweise gewinnen können.<br />

Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich über so viele Jahre<br />

mit ihm zusammenarbeiten konnte. Sein plötzlicher<br />

Tod Anfang 2018 ist auch ein großer menschlicher<br />

Verlust.<br />

Faszination Romantik: Christoph Prégardien (Foto: Hans Morren)<br />

Die Schubert-Lieder bei Bärenreiter erscheinen jeweils<br />

für hohe, mittlere und tiefe Stimme. Wie wichtig ist eine<br />

sorgfältige Auswahl der Transponierungen?<br />

Das ist ein schwieriges Thema. Es gibt verschiedene<br />

Aspekte. Zyklen wie zum Beispiel die „Dichterliebe“<br />

von Robert Schumann können eigentlich nur in den<br />

originalen Tonartenverhältnissen wirklich adäquat<br />

aufgeführt werden. Wenn man ein Lied daraus transponiert,<br />

indem man es zum Beispiel in die Baritonlage<br />

verlegt, verändert man die Gesamtstruktur der Komposition,<br />

und man bekommt die Anschlüsse nicht so hin,<br />

wie sie von Schumann gewollt sind. Der Tonartenplan<br />

und die Abfolge der Lieder in der „Dichterliebe“ sind<br />

genau durchdacht. Ähnlich ist das bei Beethovens „An<br />

die ferne Geliebte“ und Franz Schuberts „Die Schöne<br />

Müllerin“ und „Winterreise“.<br />

Der Hintergrund von Transpositionen ist aber<br />

natürlich, dass junge Sänger und Sängerinnen aller<br />

Stimmgattungen die Möglichkeit haben sollen, diese<br />

Lieder überhaupt zu singen. Deshalb muss ein Verlag<br />

gut überlegen, welche Tonarten er anbietet. Wir haben<br />

uns bei der Bärenreiter-Ausgabe dafür entschieden,<br />

einerseits darauf Rücksicht zu nehmen, welche Tonarten<br />

schon in anderen Editionen erhältlich sind, und so<br />

zu versuchen, weitere Möglichkeiten zu schaffen und<br />

dabei möglichst nah an Schuberts originalen Tonarten<br />

zu bleiben, denn er wählt ja bewusst eine Tonart für ein<br />

Lied – seine Wahl ist durchaus programmatisch. Wenn<br />

man ein Lied in zu entfernte Tonarten transponiert,<br />

kommt man in Schwierigkeiten. Ein gutes Beispiel ist<br />

„Die Schöne Müllerin“. Sie liegt im Klavierpart in der<br />

hohen, also in der Originallage, sehr tief, und wenn das<br />

dann nach unten transponiert wird, klingt plötzlich der<br />

Flügel nicht mehr schön.<br />

Bei den Zyklen, bei denen man genau weiß, wie<br />

Schubert sie wollte, haben wir entschieden, alle Lieder<br />

des Zyklus im selben Intervall zu transponieren<br />

und somit die Tonartenverhältnisse zwischen den<br />

einzelnen Liedern beizubehalten. Bei der „Winterreise“<br />

bedeutet das beispielsweise, dass die mittlere<br />

Ausgabe durchgängig um eine große Sekunde nach<br />

unten transponiert wurde. Andere Verlage haben das<br />

anders gehandhabt. Man sagte dort: Ein Bariton, Bass<br />

oder Mezzosopran kann nur bis dahin singen, und<br />

deshalb entfernen wir die Transposition weiter von der<br />

Originaltonart. Für die Bärenreiter-Ausgabe haben wir<br />

versucht, Kompromisse zu finden. Darüber kann man<br />

sicher diskutieren, aber ich glaube, man muss möglichst<br />

vielen Interessen gerecht werden. Ich bin sehr<br />

froh, dass wir irgendwann alle Lieder von Schubert in<br />

drei oder sogar vier verschiedenen Tonarten vorliegen<br />

haben werden, so dass man als Lehrer an der Hochschule<br />

wirklich die Möglichkeit hat, sehr individuell auf die<br />

Studierenden einzugehen.<br />

Wenn die neue praktische Ausgabe der Lieder dann<br />

in einigen Jahren fertiggestellt sein wird, haben Sängerinnen<br />

und Sänger die Möglichkeit, aus einem Fundus<br />

von mehr als 600 Liedern sozusagen maßgeschneidert<br />

auswählen zu können. Vielleicht führt das dann auch<br />

dazu, dass man nicht immer nur die gleichen 50 bis 100<br />

Lieder von Franz Schubert auf den Konzertpodien hört.<br />

Sie erwähnten bereits die Bedeutung des Klaviers in Schuberts<br />

Liedern. Es gibt ja große Unterschiede zwischen dem<br />

modernen Klavier und den Instrumenten zu Schuberts<br />

Zeiten. Welchen Herausforderungen muss sich denn ein<br />

Pianist heute stellen?<br />

Bei der Aufführung von Liedrepertoire aus dem späten<br />

18. und frühen <strong>19</strong>. Jahrhundert muss man sich<br />

vor Augen führen, dass das originale Hammerklavier<br />

aufgrund seiner Bauart sehr anders klang als ein moderner<br />

Konzertflügel. Und natürlich haben u. a. Mozart,<br />

Beethoven, Schubert und Schumann für genau dieses<br />

Instrument komponiert und den Notentext dementsprechend<br />

verfasst. Diese Problematik diskutieren wir<br />

in der Arbeit mit den Pianisten eigentlich ständig. Es<br />

geht hier nicht nur um Fragen der Klangbalance oder<br />

-ästhetik, sondern zum Beispiel auch um den Gebrauch<br />

des Pedals. Beim Hammerklavier klingen die Basstöne<br />

nicht so profund und lang wie beim modernen Klavier.<br />

Dank der Originalklangbewegung ist inzwischen das<br />

Bewusstsein um diese Dinge bei der neuen Pianistengeneration<br />

deutlich stärker ausgeprägt. Auch gibt es<br />

immer mehr restaurierte originale Instrumente oder<br />

hervorragende Kopien, so dass man die Unterschiede<br />

zum modernen Klavier sehr leicht erfahrbar machen<br />

kann.<br />

Das ausführliche Interview unter www.baeren<br />

reiter.com (Im Fokus / Franz Schubert / Lieder)<br />

Franz Schubert<br />

A Taste of Schubert<br />

• hohe Stimme BA 91<strong>19</strong><br />

• mittlere Stimme BA 9139<br />

Lieder<br />

Band 9<br />

• hohe Stimme BA 9109<br />

• mittlere Stimme BA 9129<br />

• tiefe Stimme BA 9149<br />

Liedorchestrierungen (arr. von A. Schmalcz)<br />

• Band I, Leihmaterial BA 11143<br />

• Band II, Leihmaterial BA 11153<br />

• Band III, Leihmaterial BA 11183<br />

Ausgewählte Opernarien für Bariton<br />

für Singstimme und Klavier BA 5655<br />

Rosamunde, Fürstin von Cypern<br />

D 797, Klavierauszug BA 5570-90<br />

Fierabras<br />

D 796, Klavierauszug BA 5557-90<br />

Bärenreiter<br />

www.baerenreiter.com<br />

]<br />

8 [t]akte 1I20<strong>19</strong><br />

[t]akte 1I20<strong>19</strong> 9


[t]akte<br />

1I20<strong>19</strong><br />

„Leidenschaftlicher Ausdruck<br />

und inneres Feuer“<br />

Vor 150 Jahren starb Hector Berlioz<br />

Im Gedenkjahr 20<strong>19</strong> wird viel über den Revolutionär<br />

Hector Berlioz geschrieben. Hier soll er selbst<br />

zu Wort kommen.<br />

Im Umfeld von Berlioz‘ 150. Todestag am 8. März 20<strong>19</strong><br />

und über das ganze Jahr 20<strong>19</strong> hinweg feiert die musikalische<br />

Welt den zentralen musikalischen Visionär des<br />

<strong>19</strong>. Jahrhunderts in Frankreich. Festivals, Kolloquien,<br />

Programmserien und Publikationen<br />

werden eine noch weitere<br />

Verbreitung seines faszinierenden<br />

Œuvres fördern. Der Bärenreiter-Verlag<br />

hat sein Werk in der<br />

New Berlioz Edition vollständig<br />

ediert. An ihr war und ist zu<br />

erleben, dass eine Gesamtausgabe<br />

das Bild eines Komponisten<br />

tatsächlich entscheidend<br />

verändern kann. Denn auf einer<br />

solchen Basis ist das Bild nicht<br />

mehr von einer Handvoll Werke<br />

geprägt. Inzwischen wird<br />

beinahe die ganze Breite seiner<br />

Werke regelmäßig, und nicht<br />

nur in diesem Jahr, aufgeführt,<br />

die beiden großen Opern Les<br />

Troyens und Benvenuto Cellini,<br />

gehören wieder zum Repertoire<br />

und bieten Gelegenheit, sich<br />

Konkurrenzlos: Die New Berlioz Edition die Widerstände seiner Zeit<br />

gegenüber seinem zunächst<br />

sperrigen Schaffen zu vergegenwärtigen, am besten in<br />

seiner eigenen pointierten Sprache. Die folgenden Zitate<br />

Berlioz‘ über seinen musikalischen Stil entstammen aus<br />

dem Postskriptum von 1856 zu seinen Memoiren (neu<br />

übersetzt von Dagmar Kreher, hrsg. und kommentiert<br />

von Frank Heidlberger, Kassel, Bärenreiter-Verlag, 2007,<br />

S. 571ff.), dort dem Nachwort. Das Buch ist als E-Book<br />

erhältlich: ISBN 978-3-7618-7183-6).<br />

„Mein Stil ist generell sehr kühn, aber er zielt nicht im<br />

mindesten darauf ab, auch nur eines der wesentlichen<br />

Elemente der Musik zu zerstören. Im Gegenteil, ich<br />

versuche, diese Elemente zu vermehren. Nie ist es mir<br />

in den Sinn gekommen, wie man es so töricht in Frankreich<br />

behauptet hat, Musik ohne Melodie zu schreiben.<br />

Eine solche Schule gibt es derzeit in Deutschland, und<br />

sie ist mir zuwider. […] Nur sind meine Melodien eben<br />

oft sehr großdimensioniert angelegt, und so können<br />

kurzsichtige Kindsköpfe ihre Form nicht klar erkennen;<br />

oder sie sind mit anderen, mit untergeordneten<br />

Melodien verflochten, die für ebendiese Kindsköpfe die<br />

Konturen verschleiern; oder aber sie unterscheiden sich<br />

letztlich so sehr von den kleinen Albernheiten, die der<br />

musikalische Pöbel Melodien nennt, dass er sich nicht<br />

dazu entschließen kann, beide mit demselben Namen<br />

zu bezeichnen.<br />

Die hervorstechendsten Merkmale meiner Musik<br />

sind leidenschaftlicher Ausdruck, inneres Feuer, rhythmischer<br />

Schwung und Unvorhersehbarkeit. Wenn ich<br />

,leidenschaftlicher Ausdruck‘ sage, so meine ich damit<br />

einen Ausdruck, der beharrlich den Kerngedanken<br />

seines Sujets wiedergibt, selbst wenn das Sujet das<br />

genaue Gegenteil von Leidenschaft ist und es etwa<br />

darum geht, sanfte, zärtliche Gefühle oder tiefsten<br />

Frieden auszudrücken. Es ist jene Art von Ausdruck, die<br />

man in L’Enfance du Christ und besonders in der Szene<br />

im Himmel aus La Damnation de Faust und im Sanctus<br />

aus dem Requiem zu finden geglaubt hat. […]<br />

Ich ging ihn [Heinrich Heine] besuchen, und als er wieder<br />

mit seinen Selbstvorwürfen begann, sagte ich zu ihm:<br />

,Aber warum haben Sie sich auch dazu hinreißen lassen,<br />

wie ein Durchschnittskritiker ein kategorisches Urteil<br />

über einen Künstler zu sprechen, dessen Œuvre Ihnen<br />

doch keineswegs vollständig bekannt ist? Sie denken<br />

immer nur an den Sabbat und den Gang zum Richtplatz<br />

aus meiner Symphonie fantastique, an das Dies irae und<br />

das Lacrymosa aus meinem Requiem. Aber ich glaube<br />

doch auch Stücke von gänzlich anderem Charakter geschrieben<br />

zu haben und schreiben zu können …‘<br />

Diese musikalischen Aufgaben, die ich zu lösen<br />

versucht habe und die der Grund für Heines Fehleinschätzung<br />

waren, sind Sonderfälle, weil darin<br />

außergewöhnliche Mittel zum Einsatz kommen. In<br />

meinem Requiem zum Beispiel gibt es vier separate<br />

Blechbläserorchester, die über das große Orchester und<br />

den Chor hinweg miteinander kommunizieren. Im Te<br />

Deum ist es die Orgel, die sich von einem Ende der Kirche<br />

her mit den am anderen Ende aufgestellten beiden<br />

Chören und dem Orchester sowie mit<br />

einem dritten Chor unterhält, der sehr<br />

stark besetzt ist, unisono singt und im<br />

Ensemble das Volk repräsentiert, das<br />

von Zeit zu Zeit in dieses große geistliche<br />

Konzert mit einstimmt. Aber es<br />

sind vor allem die Form der einzelnen<br />

Sätze, die großflächige Anlage und die<br />

außerordentliche Langsamkeit gewisser<br />

Fortschreitungen, deren Ziel man<br />

nicht ahnen kann, die diesen Werken<br />

ihre seltsam riesenhaften Züge und<br />

ihr kolossales Äußeres verleihen.<br />

Diesen gewaltigen Ausmaßen ist es<br />

Der Beherrscher der Klangmassen.<br />

Karikatur um 1850<br />

auch zuzuschreiben, dass der Zuhörer entweder mit<br />

dem Stück überhaupt nichts anfangen kann oder aber<br />

von einem furchtbaren Sturm der Gefühle überwältigt<br />

wird. Wie oft ist es bei den Aufführungen meines<br />

Requiems nicht vorgekommen, dass neben einem zitternden,<br />

bis zum Grunde seiner Seele aufgewühlten<br />

Zuhörer ein anderer saß, der die Ohren weit aufsperrte,<br />

ohne auch nur irgendetwas zu begreifen. Diesem ging<br />

es dann ähnlich wie den Schaulustigen, die in Como in<br />

die Statue des heiligen Karl Borromäus hinaufsteigen<br />

und sehr verblüfft sind, wenn man ihnen sagt, der<br />

Salon, in dem sie gerade Platz genommen hätten, sei<br />

der Kopf des Heiligen von innen.<br />

Folgende meiner Werke werden von den Kritikern<br />

als Monumentalmusik bezeichnet: meine Symphonie<br />

funèbre et triomphale für zwei Orchester und Chor, das<br />

Te Deum, dessen Finale (Judex crederis)<br />

zweifellos das Gigantischste ist, was<br />

ich geschaffen habe; meine Kantate<br />

für zwei Chöre L’Impériale, die 1855 im<br />

Rahmen der Konzerte im Palais de<br />

l’Industrie aufgeführt wurde, und vor<br />

allem mein Requiem. Was diejenigen<br />

meiner Kompositionen betrifft, die<br />

in normalen Dimensionen angelegt<br />

sind und in denen ich keine ungewöhnlichen<br />

Mittel angewandt habe,<br />

so waren es gerade ihr inneres Feuer,<br />

ihr Ausdruck und ihre eigenwillige<br />

Rhythmik, die ihnen am meisten<br />

Der junge Berlioz.<br />

Gemälde von Émile Signol<br />

geschadet haben, weil diese Eigenschaften<br />

besondere Anforderungen<br />

an die Ausführenden stellen. Um jene<br />

Stücke gut wiederzugeben, müssen<br />

die Musiker, vor allem aber der Dirigent, genauso<br />

empfinden wie ich. Sie verlangen äußerste Präzision,<br />

verbunden mit unwiderstehlicher Verve, ein gebändigtes<br />

Ungestüm, träumerische Empfindsamkeit und eine<br />

gewissermaßen krankhafte Melancholie, ohne welche<br />

die Hauptzüge meiner Schöpfungen entstellt oder völlig<br />

ausgelöscht werden. Darum kann ich die meisten meiner<br />

Kompositionen nur unter Qualen anhören, wenn sie<br />

von einem anderen als mir geleitet werden. […]<br />

Wenn Sie mich nun fragen, welchem meiner Stücke<br />

ich persönlich den Vorzug gebe, so lautet meine Antwort:<br />

Ich teile die Meinung der meisten Künstler, ich<br />

ziehe das Adagio (die Liebesszene) aus Roméo et Juliette<br />

allem anderen vor. Einmal, in Hannover, da spürte ich,<br />

wie mich am Ende dieses Satzes irgendetwas nach<br />

hinten zog; ich drehte mich um: Es waren die Musiker,<br />

die in der Nähe meines Pultes saßen – sie küssten die<br />

Schöße meines Fracks. In gewissen Konzertsälen und<br />

vor gewissen Zuhörern würde ich mich allerdings hüten,<br />

dieses Adagio aufzuführen.<br />

[…] Darum sagte mir auch Fürst Metternich eines<br />

Tages in Wien: ,Sie sind das doch, Monsieur, der Musik<br />

für fünfhundert Musiker komponiert?‘<br />

Worauf ich antwortete:<br />

,Nicht immer, Monseigneur, manchmal auch nur für<br />

vierhundertfünfzig …‘<br />

Hector Berlioz‘ „Les Troyens“ an der Wiener Staatsoper, Premiere: 14.Oktober 2018,<br />

Musikalische Leitung: Alain Altinoglu, Inszenierung: David McVicar<br />

(Foto: Staatsoper / Michael Pöhn)<br />

Aber was kümmert mich das schon? … Meine Partituren<br />

sind inzwischen veröffentlicht; man könnte<br />

leicht feststellen, dass meine Aussagen der Wahrheit<br />

entsprechen. Und wenn man es nicht tut, auch dann:<br />

Was kümmert mich das schon! …“<br />

Hector Berlioz<br />

Paris, 25. Mai 1858 [1856]<br />

]<br />

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[t]akte<br />

1I20<strong>19</strong><br />

Musiktheater<br />

und Zeitgenossenschaft<br />

Umberto Giordanos unbekanntes Opernschaffen<br />

„Andrea Chénier“ und gelegentlich auch „Fedora“<br />

– mehr ist von Umberto Giordanos Opern heute<br />

kaum einmal zu sehen. Dabei bieten auch seine<br />

anderen Werke gute Chancen für Bühnenerfolge.<br />

Umberto Giordano (1867–<strong>19</strong>47) zählt mit Pietro Mascagni,<br />

Ruggero Leoncavallo, Francesco Cilea und<br />

Giacomo Puccini zur „Giovane scuola italiana“ – zu<br />

jener Komponistengeneration, die an der Wende vom<br />

<strong>19</strong>. zum 20. Jahrhundert mit dem Anspruch an die Öffentlichkeit<br />

trat, dem zeitgenössischen italienischen<br />

Musiktheater internationale Geltung zu verschaffen.<br />

Dem französischen Drame lyrique eines Jules Massenet<br />

und Charles Gounod ebenso wie dem deutschen Musikdrama<br />

eines Richard Wagner galt es entgegenzutreten.<br />

Dabei gelang es vor allem Umberto Giordano, bei Presse<br />

und Publikum gleichermaßen höchste Anerkennung<br />

zu erlangen, und es mag heute verwundern, dass er nur<br />

mehr mit Andrea Chénier (1896) und Fedora (1898) in den<br />

internationalen Opernspielplänen präsent ist, während<br />

es doch ein vielgestaltiges Musiktheater-Œuvre zu<br />

entdecken gilt, mit dem das Repertoire auf vielfache<br />

Weise zu bereichern wäre.<br />

Umberto Giordano hatte sich 1888 mit seinem Opernerstling<br />

Mariana an einem Wettbewerb des Mailänder<br />

Musikverlegers Edoardo Sonzogno beteiligt, aus dem<br />

Pietro Mascagni und sein Einakter Cavalleria rusticana<br />

als Sieger hervorgegangen waren.<br />

Mala vita (Das schlechte Leben)<br />

Edoardo Sonzogno erkannte die Begabung Giordanos<br />

und erteilte ihm 1890 den Auftrag für eine neue Oper:<br />

Mala vita.<br />

Textliche Grundlage dieses dreiaktigen Melodramma<br />

sind die gleichnamigen Scene popolari von Salvatore<br />

Di Giacomo. Als Repräsentation des „neapolitanischen<br />

Verismo“, einer Sonderform des literarischen Verismo,<br />

der sich im ausgehenden <strong>19</strong>. Jahrhundert mit den<br />

Regionen Italiens, den wirtschaftlichen und sozialen<br />

Bedingungen des menschlichen Miteinanders kritisch<br />

auseinandersetzt, vergegenwärtigt Di Giacomo das<br />

gesellschaftliche Gefüge der süditalienischen Metropole<br />

Neapel. In Mala vita bringt er das Färbermilieu im<br />

Hafen Neapels und die Lebensverhältnisse einer gesellschaftlich<br />

ausgegrenzten Frau, der Prostituierten Cristina,<br />

auf die Bühne – ohne aber der Schilderung eines<br />

pittoresk-exotischen Ambientes oder einer rührseligen<br />

Liebesgeschichte zu verfallen. Der Autor zeigt vielmehr,<br />

wie eine korrumpierte Moral und eine religiöse Scheinwelt<br />

das Zusammenleben bestimmen: Doppelmoral,<br />

Lüge und Meineid werden von den Bewohnern des<br />

Hafens ebenso billigend in Kauf genommen wie das<br />

falsche Spiel mit den Gefühlen einer Frau.<br />

Umberto Giordano fasst den mit seiner thematischen<br />

Stoßrichtung innerhalb der veristischen Oper<br />

singulären Text in eine ebenso singuläre musikalische<br />

Dramaturgie. Die klassische Abfolge in sich geschlossener<br />

musikalischer Nummern wird in einer Folge<br />

szenisch-musikalischer Blöcke aufgehoben, in die mit<br />

harten Schnitten, schroff kontrastierend, Formen und<br />

Gesten des musikalischen Alltags eingelagert sind:<br />

eine Canzone d’amore, eine Canzone in „Tempo di<br />

marcia“, ein Brindisi und eine instrumentale Tarantella<br />

finden ebenso Eingang wie Choräle, Glockenläuten<br />

und Orgelklang. Während insofern die Handlung ein<br />

musikalisch realistisches Fundament erhält, nutzt<br />

Giordano andererseits weit ausgreifende Dialog- bzw.<br />

Duettszenen, in denen mit komplex abgestuftem Tonsatz<br />

und facettenreichem Gesang den Emotionen der<br />

Figuren beredt Ausdruck verliehen wird. Giordano zielt<br />

nicht auf eine Typisierung der Figuren, sondern auf<br />

musikalische Individualisierung. Dramaturgisches<br />

Pendant dazu ist eine für die veristische Oper außergewöhnliche<br />

Aufwertung des Chores als Protagonist<br />

der Handlung. Privatsphäre und Öffentlichkeit sind<br />

in Mala vita dialektisch vermittelt.<br />

Im Finale des dritten Akts fasst Umberto Giordano<br />

die Prinzipien seines Komponierens zusammen, um<br />

damit zugleich seine Perspektive auf die gesamte Oper<br />

zu formulieren. Das Finale ist eine Soloszene. Cristina<br />

ist allein, aus der Ferne ertönt „molto lontano“ eine<br />

Canzone des Chores; eine Canzone im neapolitanischen<br />

Dialekt, die nochmals die realistische Verankerung<br />

der Handlung vergegenwärtig, und die in der musikalischen<br />

Raumwirkung verdeutlicht, dass diese Frau<br />

gesellschaftlich ausgegrenzt ist. Mala vita schließt mit<br />

dem Hauptthema aus dem Duett zwischen Vito und<br />

Cristina im ersten Akt. Im Rückblick vom Opernfinale<br />

erweist sich die dort artikulierte Liebe Vitos als Lüge.<br />

Die Prostituierte wurde im Kontext eines religiös motivierten<br />

und moralisch von der Gesellschaft erzwungenen<br />

Schwurs hintergangen.<br />

Mala vita erlebte 1892 in Rom eine überaus erfolgreiche<br />

Uraufführung. Trotz einer Serie weiterer Produktionen<br />

entschloss sich der Komponist 1894 zu einer<br />

Umarbeitung, die den sozialen Sprengstoff eliminierte<br />

und die Oper zu einem anderen Ende führt: Cristina ist<br />

nicht länger eine Prostituierte, sondern eine betrogene<br />

Frau, die Selbstmord begeht und damit die gesellschaftliche<br />

Differenz aus der Welt schafft. Unter dem Titel<br />

Il voto (Das Gelübde) wurde die Oper 1897 in Mailand<br />

uraufgeführt. An der Seite von Rosina Storchio als Cristina<br />

sang der junge Enrico Caruso die Partie des Vito.<br />

Mese mariano (Marienmonat)<br />

Im Jahre <strong>19</strong>04 zog mit Salvatore Di Giacomos veristischem<br />

Drama O mese mariano ein weiteres Mal der neapolitanische<br />

Verismo die Aufmerksamkeit Giordanos<br />

auf sich. Es entstand Mese mariano – ein einaktiger<br />

„bozzetto lirico“; in erster Fassung <strong>19</strong>10 in Palermo und<br />

in finaler Version <strong>19</strong>13 in Mailand uraufgeführt. Mese<br />

„La mala vita“ am Stadttheater Gießen, kombiniert mit Madrigalen<br />

von Gesualdo. Premiere: 15.9.20<strong>19</strong>, Musikalische Leitung: Eraldo Salmieri,<br />

Inszenierung: Wolfgang Hofmann (Foto: Rolf K. Wegst)<br />

mariano nimmt wie schon Mala vita ein Alltagsthema<br />

auf: Die Oper schildert das Leben in einem neapolitanischen<br />

Kinderheim. Carmela Battinelli musste ihr Kind<br />

weggeben, nachdem dessen Vater sie verlassen hat, und<br />

nun kommt sie an einem Feiertag ins Kinderheim, um<br />

ihren Sohn zu besuchen. Der Junge ist jedoch am Vortag<br />

gestorben. Keine der Nonnen, die das Heim leiten,<br />

wagt es, der Mutter die Wahrheit zu sagen. Sie belügen<br />

Carmela, und die Mutter verlässt das Heim, ohne den<br />

Sohn gesehen zu haben. Umberto Giordano entwickelt<br />

nun als Äquivalent für das realistische Ambiente und<br />

den tragischen Stoff eine ganz auf die Kategorie der<br />

Einfachheit abgestellte musikalische Dramaturgie.<br />

Ein schlichter, kindlich-spielerischer und liedhafter<br />

Gestus vergegenwärtigt das Leben der Kinder im Heim,<br />

während andererseits ein choralhafter Religioso-Ton<br />

– durch ein Harmonium und den Klang von Kirchenglocken<br />

eingefangen – die kirchliche Dimension der<br />

Handlung grundiert. Ein durchgängiger Konversationsstil<br />

der gesprochenen Repliken und einfachen<br />

Rezitative erhebt sich nur dann zu lyrischer Emphase<br />

und dramatisch-passioniertem Gesang, wenn Carmela<br />

von ihrem mühseligen Leben berichtet. Das dramaturgische<br />

Resultat ist ein statisches, in sich ruhendes Bild,<br />

ein „bozzetto lirico“ – eine lyrische Skizze. Mit dieser<br />

Konzeption steht Umberto Giordanos Mese mariano<br />

singulär innerhalb der Geschichte der veristischen<br />

Oper zu Beginn des 20. Jahrhunderts.<br />

Marcella<br />

Am 9. November <strong>19</strong>07 wurde am Mailänder Teatro<br />

Lirico Internazionale Umberto Giordanos Marcella.<br />

Idillio moderno in tre episodi nach einem Libretto von<br />

Henri Cain und Édouard Adenis in der italienischen<br />

Übersetzung von Lorenzo Stecchetti uraufgeführt.<br />

Marcella stellt den Versuch dar, den Verismo in eine<br />

dezidierte Zeitgenossenschaft zu heben und darüber<br />

hinaus – in Fortsetzung von Andrea Chénier – eine<br />

Parabel über die Gefährdungen einer Liebe durch die<br />

politischen Zeitläufte in der Gegenwart zu erzählen.<br />

Prinz Giorgio lebt inkognito als Künstler in Paris,<br />

wo er sich in Marcella verliebt. Beide fliehen aus dem<br />

turbulenten Leben, um sich in der unberührten Natur<br />

auf dem Land uneingeschränkt ihrer Zuneigung versichern<br />

zu können. Giorgio aber wird vom „wahren<br />

Leben“ eingeholt. Er muss sich zwischen Kunst, Liebe<br />

und Politik entscheiden: Seinem Vaterland droht die<br />

Revolution, er will zurückkehren und den politischen<br />

Frieden wiederherstellen. Als er Marcella auffordert,<br />

mit ihm zu gehen, lehnt sie ab. Als zukünftiger Herrscher<br />

muss er eine standesgemäße Frau heiraten. Zum<br />

Schwur, ewig einander zu gedenken, fällt der Vorhang.<br />

Die untergründig schwelende Problematik einer sozialen<br />

Differenz zwischen den beiden Protagonisten – die<br />

dramaturgische Konstellation erinnert an Giuseppe<br />

Verdis La traviata – bricht als Pointe hervor und wird<br />

im freiwillig geübten Verzicht Marcellas und der Bestätigung<br />

des herrschenden Systems umso nachhaltiger<br />

unterstrichen.<br />

Umberto Giordano begegnet dem durchaus zwiespältigen<br />

Text zunächst mit den bekannten Mitteln<br />

seines Komponierens. In der ersten Episode fundiert<br />

er das Bohème-Milieu im Rausch eines übergreifenden<br />

Walzergestus, dabei an den zweiten Akt von Puccinis La<br />

Bohème erinnernd. Der Hymne auf die Gegenwart sind<br />

jedoch weit ausholende Abschnitte der Reflexion, des<br />

lyrischen bzw. dramatisch-passionierten Gesangs der<br />

beiden Protagonisten eingelagert – etwa Giorgios Arie<br />

„Ed io, libero, all’arte“ als Gesang auf die Kunst und die<br />

Schönheit, die Freiheit und die Liebe –, und ihre Musik<br />

bedient sich eines chromatischen Farbenreichtums,<br />

der sie beredt vom Pariser Bohème-Ambiente abhebt.<br />

Die dritte Episode der Oper ist konsequent ein überdimensioniertes<br />

Abschiedsduett, für das Giordano einen<br />

singulären Ton findet: Nicht die Trennung des Paars ist<br />

musikalisch gegenwärtig, sondern in einer lyrisch-elegischen<br />

Sprache die Gewissheit einer Liebe, die die<br />

Trennung überdauern wird. Es bleibt als Wunschbild<br />

jenseits aller Gefährdung die Idylle, eingefangen in einem<br />

dreifachen Piano und einem klaren D-Dur-Akkord<br />

zum Abschluss der Oper. Hans-Joachim Wagner<br />

Umberto Giordano<br />

Mala vita, Mese mariano, Marcella<br />

Verlag: Sonzogno, Vertrieb: Bärenreiter · Alkor<br />

]<br />

12 [t]akte 1I20<strong>19</strong><br />

[t]akte 1I20<strong>19</strong> 13


[t]akte<br />

1I20<strong>19</strong><br />

„magic-story<br />

pro piano“<br />

Bohuslav Martinůs 4. Klavierkonzert<br />

Fast fünfzig Jahre nach der Erstausgabe des<br />

Klavierkonzerts Nr. 4 „Inkantation“ von Bohuslav<br />

Martinů bringt der Bärenreiter-Verlag neues Material<br />

auf der Grundlage der Kritischen Gesamtausgabe<br />

heraus.<br />

Serialismus im Urtext<br />

Jean Barraqués „Sonate pour piano“<br />

Als erstes Werk des Serialismus verbindet Jean<br />

Barraqués „Sonate pour piano“ das neue Idiom mit<br />

der Idee der großen Form. Die Edition von Heribert<br />

Henrich leistet Pionierarbeit. Erstmals wird hier<br />

ein Notentext serieller Musik quellenkritisch ediert<br />

und dem Interpreten zugänglich gemacht.<br />

„Ich habe einen Auftrag aus Chicago für tausend Dollar<br />

erhalten“, verkündete Bohuslav Martinů seinen Verwandten<br />

in Polička am 22. November <strong>19</strong>55. Es handelte<br />

sich um einen Auftrag der Paul-Fromm-Musikstiftung,<br />

die ab <strong>19</strong>52 junge Künstler förderte. Martinů spielte bereits<br />

seit mehr als einem Jahr mit dem Gedanken, eine<br />

weitere Komposition für seinen Freund, den Pianisten<br />

Rudolf Firkušný, zu schreiben, deshalb wählte er ein<br />

Konzertstück für Klavier.<br />

Dem Datum in Charlotte Martinůs Notizbuch zufolge<br />

begann der Komponist am 22. Dezember <strong>19</strong>55 mit<br />

der Komposition. Sicher<br />

ist, dass er Ende <strong>19</strong>55 bereits<br />

eine vage Vorstellung<br />

vom Charakter und der<br />

Komposition des Werkes<br />

hatte, wie er damals Miloš<br />

Šafránek mitteilte: „Jetzt<br />

[…] mache ich mich an<br />

die Invokationen [sic] für<br />

Klavier und Orchester,<br />

Auftrag aus Chicago, aber<br />

ich habe gesagt, was ich<br />

schreiben werde. Das wird<br />

wieder so eine gespenstische<br />

Geschichte, lauter<br />

,magic‘, das hoffe ich zumindest<br />

[…].“<br />

Während der Arbeit an<br />

dem Konzert wollte Martinů<br />

Firkušnýs Meinung<br />

zum zweisätzigen Aufbau<br />

des Konzerts, aber auch zur<br />

relativen Kürze des Werkes<br />

einholen: „Es ist diabolique,<br />

aber es hat ja diesen<br />

Vorteil oder Nachteil. Ich<br />

wollte es in zwei Sätzen<br />

schreiben, teils, um mir Arbeit zu ersparen, mit diesem<br />

Instrument muss man immer viele Noten schreiben,<br />

und zweitens wollte ich nicht so etwas wie ein Klavierkonzert<br />

mit allen Details und einer umfangreichen<br />

formalen musikalischen Geschichte machen. […] Die<br />

gesamte Komposition sollte maximal 18 Minuten lang<br />

sein, nun allerdings weiß ich nicht, ob das nicht zu kurz<br />

für ein Programm ist […] Dann sag mir mal, was du darüber<br />

denkst […].“ Die abschließende Form zeugt davon,<br />

das Firkušný offenbar die bereits fertige Konzeption<br />

Martinůs nicht mehr ändern wollte.<br />

Das Konzert wurde am 6. Februar <strong>19</strong>56 fertiggestellt.<br />

Bezüglich des Titels schrieb Martinů ein paar Tage später<br />

an Šafránek: „Sonst ackere ich, diese magic-story pro<br />

piano habe ich fast fertig, und jetzt bin ich mir nicht<br />

sicher, welcher Titel richtiger wäre, dem Wörterbuch<br />

nach ist Invocation eigentlich so etwas wie ein Gebet,<br />

„Inkantation“, Abschrift aus dem Nachlass Rudolf<br />

Firkušnýs, Eigentum der Bohuslav-Martinů-Stiftung<br />

und ich denke, es sollte richtigerweise Incantation heißen.“<br />

Die Autografpartitur trägt den abschließenden<br />

Titel Inkantation.<br />

Die Premiere fand in einem Orchesterkonzert statt,<br />

das von der Paul-Fromm-Stiftung am 4. Oktober <strong>19</strong>56<br />

in der Metropolitan Opera in New York veranstaltet<br />

wurde; Leopold Stokowski dirigierte die New Yorker<br />

Philharmoniker. Martinů beschrieb die Komposition<br />

im Premierenprogramm wie folgt: „Inkantation ist ein<br />

Konzert für Klavier in Form einer Symphonie oder einer<br />

Phantasie. Ich versuche, von der traditionellen Form<br />

des Klavierkonzerts, die geometrisch, eher statisch und<br />

zu definitiv ist und wenig Gelegenheit zu einer freien<br />

Aufführung bietet, abzugehen. Die Wahl des Titels,<br />

,Inkantation‘ benötigt dennoch eine Art Erklärung.<br />

Websters Wörterbuch beschreibt sie als Fluch, Zauber,<br />

Magie, und das ist genau das, was ich meinte. Die Magie<br />

ist das Königreich der Musik. In einer Komposition gibt<br />

es immer ein Programm. […] Doch die Frage ,was also<br />

meinen Sie mit der Komposition?‘ könnte den Komponisten<br />

eher in Verlegenheit bringen, da er stets glaubt,<br />

die Musik solle für sich selbst sprechen. Amen.“<br />

Die europäische Premiere von Inkantation fand am<br />

Freitag, dem 30. August <strong>19</strong>57 in der Usher Hall beim<br />

Festival in Edinburgh statt, das Londoner Philharmonia<br />

Orchestra spielte unter der Leitung von Rafael Kubelík.<br />

Offensichtlich wegen der weiter bestehenden Exklusivität<br />

Firkušnýs kam es nicht zu einer Herausgabe des<br />

Werkes zu Lebzeiten des Komponisten, im Jahre <strong>19</strong>70<br />

erschien Inkantation bei Bärenreiter. Die neue Edition<br />

geht von einem Studium zweier damaliger Abschriften<br />

des Autographs mit handschriftlichen Anmerkungen<br />

des Autors aus. Eine von ihnen war die Kopie Rudolf Firkušnýs,<br />

auf deren Basis er sich das Stück aneignete und<br />

die er angesichts der handschriftlichen Anmerkungen<br />

wahrscheinlich mit dem Komponisten vor der Premiere<br />

konsultierte, die zweite war die eigene Abschrift des<br />

Komponisten mit anschließenden Korrekturen.<br />

Bohuslav-Martinů-Institut Prag<br />

Bohuslav Martinů<br />

Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 „Inkantation“<br />

H 358. Hrsg. von Ivana Tabak. Neues<br />

Aufführungsmaterial auf der Basis der Bohuslav<br />

Martinů Complete Edition, Band III/1/6<br />

Erstaufführung mit dem neuen Material: 18.1.20<strong>19</strong><br />

Bamberg, Ivo Kahánek (Klavier), Bamberger Symphoniker,<br />

Leitung: Jakub Hrůša<br />

Besetzung: Picc, 2,2,2,2 – 4,2,3,0 – Timp, Schlg (5) –<br />

Hfe – Str – Klavier solo<br />

Verlag: Bärenreiter, BA 10579, Aufführungsmaterial<br />

leihweise<br />

Jean Barraqués Sonate pour piano, die immerhin bereits<br />

zehnmal für Schallplatte oder CD eingespielt wurde, ist<br />

das erste seiner Werke, das der Komponist für gültig<br />

erklärte. Sie entstand hauptsächlich in den Jahren <strong>19</strong>50<br />

bis <strong>19</strong>52. Geschichtliche Bedeutung kommt ihr schon<br />

deswegen zu, weil sie den ersten Versuch überhaupt<br />

darstellt, das damals neue Idiom des integralen Serialismus<br />

mit der Idee der großen durchkomponierten<br />

Form zu vereinbaren. Während Barraqués einsätziges<br />

Werk eine Dauer von etwa 40 Minuten aufweist, waren<br />

die seriellen Werke des zeitlichen Umfelds, ob von Boulez,<br />

Stockhausen oder Nono, vergleichsweise kurz oder<br />

setzten sich aus mehreren Sätzen zusammen.<br />

Schon frühzeitig ist auf die Fehlerhaftigkeit der <strong>19</strong>66<br />

bei Aldo Bruzzichelli erstmals erschienenen Druckausgabe<br />

hingewiesen worden, die für jeden Pianisten ein<br />

erhebliches Hindernis bei der Erarbeitung des Werks<br />

darstellte. Nicht nur mangelnde Professionalität bei der<br />

Notenherstellung sind dafür verantwortlich zu machen,<br />

sondern auch grundsätzliche Notationsschwierigkeiten,<br />

die sich aus der Konzeption des Werkes ergeben.<br />

Die Neuausgabe leistet Pionierarbeit, da hier zum<br />

ersten Mal überhaupt der Versuch unternommen<br />

wurde, einen Notentext aus der Blütezeit der seriellen<br />

Musik einer quellenkritischen Edition zu unterziehen.<br />

Dies setzte nicht nur minutiöse Quellenuntersuchung<br />

voraus, sondern auch erhebliche analytische Anstrengung,<br />

ließen sich verantwortbare editorische<br />

Entscheidungen doch oftmals nur unter Rekurs auf<br />

die komplexen konstruktiven Grundlagen des Werkes<br />

treffen. Dabei musste sich der Herausgeber nicht nur<br />

in dem heiklen Spannungsfeld von prädeterminierter<br />

Ordnung und kompositorischer Entscheidung bewegen,<br />

sondern er stand auch dem Phänomen der Interaktion<br />

verschiedener – gelegentlich auch einander widerstreitender<br />

– Strukturebenen gegenüber. Dies machte es<br />

erforderlich, oftmals unterschiedliche Lösungsmodelle<br />

gegeneinander abzuwägen und auch im Fall von in<br />

sich widersprüchlichen Materialkonstellationen gut<br />

begründbare Auswege zu finden. Dieses philologisch<br />

aufwendige Verfahren erklärt, neben der schieren<br />

Anzahl der im Werk verborgenen editorischen Problemfälle,<br />

warum Textteil und kritischer Kommentar<br />

an Umfang den Notentext deutlich übertreffen.<br />

Die Edition ist über einen Zeitraum von acht Jahren<br />

entstanden. Ein vorläufiges Stadium der Ausgabe, bei<br />

dem noch der Aspekt der Praxistauglichkeit im Vordergrund<br />

stand, wurde durch Nicolas Hodges 2012 bei<br />

Ultraschall Berlin zur Aufführung gebracht. Für die<br />

Veröffentlichung als Druckausgabe wurde diese Fassung<br />

anschließend gemäß den editionsphilologischen<br />

Kriterien überarbeitet und um den hierüber detailliert<br />

(3)<br />

7<br />

(8)<br />

10<br />

DURÉE: 40´ environ<br />

p bref 5<br />

p<br />

f<br />

pp<br />

3<br />

3<br />

BA 11416<br />

Très rapide<br />

ff<br />

f<br />

3<br />

5<br />

3<br />

sec<br />

ff<br />

p<br />

p<br />

3<br />

ff<br />

pp<br />

Moins rapide<br />

pp<br />

3<br />

pp<br />

3<br />

3<br />

3<br />

p<br />

f<br />

S O N A T E<br />

pour piano<br />

(<strong>19</strong>50 – <strong>19</strong>52)<br />

Plus rapide<br />

6<br />

Rechenschaft ablegenden Kommentar erweitert.<br />

Sämtliche greifbaren Quellen – von den Skizzen über<br />

die fragmentarischen und vollständigen Manuskripte<br />

bis hin zu den verschiedenen Korrekturunterlagen –<br />

wurden konsultiert, wobei als Leitquelle für die editorischen<br />

Entscheidungen das späteste Werkautograph<br />

diente.<br />

Heribert Henrich<br />

Jean Barraqué<br />

Sonate pour piano. Hrsg. von Heribert Henrich.<br />

Bärenreiter-Verlag 20<strong>19</strong>. BA 11416. 2 Bände (Noten<br />

und Kommentar)<br />

sf<br />

ff<br />

5<br />

3<br />

f ff 3<br />

sf p f<br />

hésitant et souple<br />

f<br />

f<br />

ff<br />

pp<br />

3<br />

3<br />

f<br />

3<br />

f pp f ppp<br />

pp<br />

f<br />

3 p<br />

Jean Barraqués „Sonate pour piano“, Beginn<br />

5<br />

pp<br />

f<br />

mf<br />

pp<br />

Lent (Tempo B)<br />

accelerando jusqu´à Très vif<br />

p<br />

p<br />

3<br />

3<br />

ppp 3<br />

p p sf<br />

3<br />

JEAN BARRAQUÉ<br />

p mp pp<br />

mp<br />

3<br />

5<br />

mp<br />

3<br />

5<br />

p<br />

© 20<strong>19</strong> by Bärenreiter-Verlag, Kassel<br />

f<br />

p<br />

3<br />

3<br />

ff<br />

pp<br />

3<br />

3<br />

]<br />

14 [t]akte 1I20<strong>19</strong><br />

[t]akte 1I20<strong>19</strong> 15


[t]akte<br />

1I20<strong>19</strong><br />

Mörderische Liebe<br />

Die Kammeroper „Thérèse“ von Philipp Maintz<br />

und Otto Katzameier<br />

Bei den Osterfestspielen in Salzburg wird<br />

„Thérèse“ von Philipp Maintz auf ein Libretto<br />

von Otto Katzameier uraufgeführt. Eine vielschichtige<br />

Handlung und ihre Spiegelung in der<br />

Musik erwartet die Zuschauer.<br />

Abgründe<br />

Émile Zolas Roman Thérèse Raquin ist nichts für Zartbesaitete.<br />

Er erzählt die Geschichte eines skrupellosen<br />

Verbrechens, von Wahnsinn und Selbstzerstörung.<br />

Thérèse und ihr Liebhaber Laurent ermorden den Ehemann<br />

der jungen Frau. Ihre Liebe wendet sich bald in einen<br />

zerfleischenden Kampf gegeneinander, schließlich<br />

begehen sie einen Doppelselbstmord. Philipp Maintz<br />

wählte den Stoff der Gattenmörderin für seine Kammeroper<br />

Thérèse. Das Musiktheater entstand in einer<br />

ungewöhnlichen Zusammenarbeit, denn das Libretto<br />

ist das Erstlingswerk von Otto Katzameier, der als Interpret<br />

auch die Baritonpartie des Laurent gestaltet.<br />

Im Anschluss an Philipp Maintz‘ Musiktheater<br />

Maldoror (2010), das die finstere Hauptfigur aus<br />

den wortgewaltigen Dichtungen Lautréamonts ins<br />

Zentrum stellt, geht es in der Oper Thérèse erneut<br />

um Abgründiges: Die Verbrechen, die zerstörerische<br />

Beziehung, all das erinnert an „großes Kino“, an<br />

Handlungen, die für einen Thriller taugen würden.<br />

Filmische Techniken sind es auch, die zur speziellen<br />

Dramaturgie des Librettos von Otto Katzameier führen,<br />

einer filmschnittartigen Gestaltung von 42 Szenen,<br />

deren Umfang von wenigen <strong>Takte</strong>n bis zu größeren,<br />

komplexen Entwicklungen reicht.<br />

Krimi als Oper<br />

Philipp Maintz beschreibt die Genese der Form der<br />

Oper: „Mir war von Anfang an klar: Wenn ich diese<br />

Oper schreibe, werde ich strukturell anders vorgehen<br />

als bei meiner ersten, Maldoror, die ich sehr linear von<br />

vorne nach hinten komponiert habe. In diesem Werk<br />

wollte ich ein Netz aus wiedererkennbaren Emblemen<br />

spannen, das ganze Situationen führen und kommentieren<br />

kann, auf das die ganze Musik sich stützt. Aribert<br />

Reimann sagte mir einmal: Wenn in einer Szene zwei<br />

Personen auf der Bühne stünden und die eine singe<br />

und die andere zuhöre, müsse man dann das, was die<br />

Zuhörende denkt, ins Orchester komponieren. Und<br />

das hat hier durch die Leitmotivik auf einmal einen<br />

sehr deutlichen und inspirierenden doppelten Boden<br />

ergeben.“ Im Gespräch über Sujets, Krimi als Oper und<br />

formale Fragen entwickelte Philipp Maintz mit Otto<br />

Katzameier Modelle für die Erzählweise in ihrer neuen<br />

Arbeit: „Otto war an vielen Uraufführungen beteiligt,<br />

kennt unterschiedliche Formansätze, hat einen dadurch<br />

geschärften Instinkt, was ‚funktioniert‘ und was<br />

nicht – er war für mich ein idealer Partner.“<br />

Dem Libretto ist Thérèses Textzeile als Motto vorangestellt:<br />

„Die Menschen sterben manchmal“, murmelte<br />

sie schließlich, „nur für die Überlebenden ist es<br />

gefährlich!“<br />

Links: Émile Zola, Gemälde von Eduard Manet – Mitte: Philipp Maintz (Foto: Paavo<br />

Blåfield) – rechts: Otto Katzamaier<br />

Ein zentrales Thema der Oper ist das Scheitern der<br />

beiden Protagonisten, das im Libretto stets präsent ist.<br />

Der Text arbeitet mit dem Kunstgriff, die chronologische<br />

Erzählung mit der Mordszene und dem Selbstmord<br />

zu verzahnen. In dieser scheinbaren Gleichzeitigkeit<br />

der Ereignisse sieht Philipp Maintz ein Stilmittel, das<br />

der Schärfung der Erzählweise dient: „Es ist immer<br />

präsent, wie die ganze Sache ausgehen wird. Indem auf<br />

drei parallelen Ebenen zum einen die chronologische<br />

Erzählung, aber auch die Momente des Mordes und<br />

der Selbstmorde einander beständig durchdringen,<br />

wird dieses Scheitern immer im Bewusstsein gehalten.<br />

Wenn ich genuin musikalisch denke, glaube ich, dass<br />

ein Hörer immer mehr von dem mitbekommt, was man<br />

im Untergrund anlegt, als ihm im ersten Moment im direkten<br />

Sinne bewusst wird. Als Erster hat Richard Wagner<br />

das im Ring vorgeführt. Unser Libretto besteht auch<br />

aus vielen verschiedenen Einzelteilen, die aber genau<br />

auf diesem Weg verknüpft werden. Die Musik der Oper<br />

hat vier Zeitebenen, bestimmte Räume, Erzählstränge,<br />

die Figuren haben jede ihr eigenes Tempo. Diese Tempi<br />

passen aber alle proportional zueinander, das heißt,<br />

man kann sie auch übereinanderschichten. In diesem<br />

Zusammenhang nutze ich die Möglichkeit, Vorgriffe,<br />

Rückgriffe, Kommentare übereinanderzulagern, die<br />

nicht zusammengehören und gar nicht zu dem passen,<br />

was gerade gesungen wird. Sie beginnen dann aber, um<br />

das Gesungene herum einer ganz eigenen Gravitation<br />

zu gehorchen. Die Oper beginnt mit einem relativ offenen<br />

Feld, auf dem einfach ,die Dinge‘ dargelegt werden,<br />

eine Art von Alltagskonversation stattfindet, unter der<br />

aber schon ein Schatten liegt, der immer deutlicher<br />

wahrnehmbar wird. Gegen Ende wird daraus ein Sog,<br />

der wie ein Massekörper sukzessive alles, was unter<br />

seinen Einfluss gerät, das vorher noch eine gewisse<br />

Eigenständigkeit hatte, ansaugt. Am Ende steht die<br />

Schussfahrt gegen die Wand.“<br />

Zeitlose Sprache – stummes Ende<br />

Otto Katzameier ist einer der vielseitigsten Protagonisten<br />

des neuen Musiktheaters. Dass er nun als Verfasser<br />

des Librettos seine profunden Erfahrungen einbringt,<br />

offenbart sich als ein konsequenter Schritt, denn er<br />

gilt als ein Darsteller, der die Präsenz und Kraft seiner<br />

Interpretation aus einer wachen Durchdringung der<br />

Rollenprofile gewinnt, zudem arbeitet er mittlerweile<br />

auch als Regisseur. In seiner Beschäftigung mit dem<br />

Stoff entpuppte sich Thérèse Raquin für ihn als ein ideales<br />

Opernsujet: „Dieser Roman IST eine Oper! Man liebt<br />

sich, man hasst sich, man ist überglücklich, man ist verzweifelt,<br />

man schmiedet Mordpläne, man mordet, man<br />

zerbricht an der Tragik des eigenen Schicksals. Hinzu<br />

kommt, dass man hier zwei Figuren vorfindet, mit denen<br />

man sich zutiefst identifizieren kann, auch wenn<br />

dieser Spannungsbogen von Liebesglück über Hass und<br />

Destruktion bis hin zum gemeinsamen Suizid kaum<br />

auszuhalten ist für den Betrachter. Ich fand diesen<br />

Stoff wunderbar für Philipps Musik. Die Führung seiner<br />

Vokalpartien ist, bei aller Modernität, außerordentlich<br />

kantabel und stimmgerecht und somit meiner Ansicht<br />

nach prädestiniert für einen Opernstoff, der innerhalb<br />

eines konkreten narrativen Ablaufs echte, lebendige<br />

Menschen in ihren Freuden und Leiden zeigt.“<br />

Für das Libretto war eine Sprache zu finden, die<br />

Zola entspricht und gleichzeitig ein aktuelles Drama<br />

schafft: „Das war eine sehr interessante Aufgabe.<br />

Es musste nun aus Zolas Beschreibungen heraus gesprochenes<br />

Wort entstehen, lebendige Sprache, ein<br />

Libretto eben. Wo ich konnte, habe ich den Originaltext<br />

übernommen, aber als sich die Handlung dann<br />

immer weiter zuspitzt, wenn sich zum Ende hin die<br />

einst Liebenden nur noch demütigen, seelisch wie<br />

körperlich aufs Brutalste misshandeln, musste ich<br />

eine eigene Sprache finden. Eine, die weder historisierend<br />

noch modernisierend ist, sondern so zeitlos wie<br />

die Verzweiflung und der Hass zweier entfremdeter<br />

Liebender es sind, die ihre Liebe erst im sprachlosen<br />

gemeinsamen Suizid wiederfinden.<br />

Diese Idee der Einschmelzung und Dekonstruktion<br />

des Stoffes hat auch Philipp sofort angesprochen, und<br />

damit begann ein Dialog zwischen uns, der genau genommen<br />

bis heute nicht geendet hat. Sehr spannend<br />

war das, auch in der Entwicklung der Komposition stets<br />

mit eingebunden zu sein und als ,Textpartner‘ die sich<br />

stellenden Herausforderungen meistern zu helfen.<br />

Zum Beispiel haben wir länger über den Schluss, den<br />

gemeinsamen Suizid, gesprochen. Ich war fasziniert<br />

davon, dass Zola dieses unerwartete und schockierende<br />

Ende innerhalb weniger Zeilen abhandelt, ganz<br />

lakonisch und nüchtern, es passiert einfach, wortlos.<br />

Und diese Wortlosigkeit, dies – keine Sprache, keinen<br />

Ton mehr finden – wollten wir genauso in der Oper<br />

umsetzen. Der finale Höhepunkt der Oper ist: eine<br />

stumme Szene!“<br />

Marie Luise Maintz<br />

Philipp Maintz<br />

Thérèse. Kammeroper nach Emile Zola. Libretto<br />

von Otto Katzameier<br />

Uraufführung: 14./17.4.20<strong>19</strong> Salzburg, Osterfestspiele<br />

(Große Universitätsaula); Deutsche<br />

Erstaufführung: 18./<strong>19</strong>./21./22.5.20<strong>19</strong> Hamburg,<br />

Elbphilharmonie, Marisol Montalvo, Otto Katzameier,<br />

Renate Behle, Tim Severloh, Mitglieder<br />

des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg,<br />

Musikalische Leitung: Nicolas André, Inszenierung:<br />

Georges Delnon, Bühne/Kostüme:<br />

Marie-Thérèse Jossen, Koproduktion mit der<br />

Hamburgischen Staatsoper<br />

Besetzung: Thérèse (dram. Koloratursopran,<br />

Laurent (Bassbariton), Camille (Countertenor),<br />

Madame Raquin (Alt) – Orchester: 1(Picc, Afl),0,1<br />

(Bklar), 1(Kfag) – 1, 0, 0, 0 – Schlg, Hfe, Akk – Str:<br />

1,0,1,1,1<br />

Philipp Maintz – aktuell<br />

3.7.20<strong>19</strong> Nürnberg (St. Sebald, Internationale<br />

Orgelwoche), septimus angelus. symphonische<br />

betrachtungen über die apokalypse albrecht dürers<br />

für orgel solo (Uraufführung), Bernhard Buttmann,<br />

Orgel / 6.12.20<strong>19</strong> Hamburg (Elbphilharmonie),<br />

choralvorspiel XIII (veni, redemptor gentium)<br />

für orgel solo (Uraufführung), Hansjörg Albrecht<br />

(Orgel) / 6.1.2020 München (Jesuitenkirche St. Michael),<br />

choralvorspiel IV (unüberwindlich starker<br />

held, sankt michael) und choralvorspiel VIII (wie<br />

schön leuch’ uns der morgenstern) für orgel solo<br />

(Uraufführungen), Hansjörg Albrecht (Orgel)<br />

]<br />

16 [t]akte 1I20<strong>19</strong><br />

[t]akte 1I20<strong>19</strong> 17


[t]akte<br />

1I20<strong>19</strong><br />

Kalkulation<br />

und Inspiration<br />

Manfred Trojahn über sein Liedschaffen<br />

Klavierlieder sind eine Konstante in Manfred<br />

Trojahns Œuvre. Im Interview gibt er seine<br />

Gedanken zum „Vertonen“ preis: „verändern,<br />

ohne zu beschädigen“.<br />

[t]akte: In den vergangenen 14 Jahren haben Sie über<br />

100 Klavierlieder geschrieben. Was reizt Sie an dieser in<br />

Avantgarde-Kreisen aus der Mode gekommenen Gattung?<br />

Manfred Trojahn: Ich denke, die Liedarbeit ist sehr eng<br />

mit dem Musiktheater verbunden. Das<br />

Lied und die ihm zugrundeliegende poetische<br />

Form vermitteln konkrete Inhalte<br />

so wie das Musiktheater, und ich habe ein<br />

gewisses Bedürfnis nach diesen Inhalten.<br />

Ist da etwas aus der Mode gekommen?<br />

Wahrscheinlich ist mir das nicht weiter<br />

aufgefallen. Mode ist nicht das, worauf<br />

ich es primär abgesehen habe.<br />

Erst in den <strong>19</strong>80er Jahren haben Sie, relativ<br />

spät und nur vereinzelt, Beiträge zu dieser<br />

Gattung komponiert: die „Trakl-Fragmente“<br />

<strong>19</strong>84 und den Zyklus „Spätrot“ nach Karoline<br />

von Günderrode <strong>19</strong>87. Ab 2004 hingegen<br />

Manfred Trojahn<br />

scheint es bei Ihnen zu einem Umdenken gekommen zu<br />

sein Man bekommt den Eindruck, dass es für Sie inzwischen<br />

zu einer Art Gewohnheit geworden ist, fast jedes<br />

Jahr mindestens eine kleine Sammlung von Liedern zu<br />

komponieren. Wie kam es zu diesem Wandel?<br />

Den Wandel hat es nicht wirklich gegeben, von einigen<br />

wenigen Jahren abgesehen, war immer die Bemühung<br />

um Lieder ein zentraler Wunsch. Trakl war zum Beispiel<br />

ein frühes Opfer dieser Bemühungen, aber nicht nur<br />

er, auch Storm hatte es mir angetan. Allerdings war<br />

ich nicht immer auf der Höhe meiner Möglichkeiten.<br />

Ich bin ein Spätentwickler und so sind die Genres, die<br />

meine wichtigsten geworden sind, recht spät zur Umsetzung<br />

gekommen.<br />

2004 begann die „Liederwerkstatt“ – eine von der<br />

GEMA-Stiftung und später von der Siemens-Stiftung<br />

geförderte Unternehmung – zunächst in Bad Reichenhall,<br />

dann in Bad Kissingen Liedkompositionen<br />

anzuregen. Die Kollegen wie Reimann, Killmayer,<br />

Rihm, Schleiermacher und etliche andere begannen,<br />

diese Anregung sehr interessiert aufzugreifen, und<br />

so entstanden in diesem Zusammenhang viele Liedkompositionen.<br />

Außerhalb dieser Reihe kam dann<br />

noch das eine und andere hinzu. Zudem war die<br />

„Liederwerkstatt“ ein Ort, an dem man zusammenkommen<br />

konnte – das passiert ja nicht so oft. Man<br />

geht essen, man besucht Proben – alles Dinge, die mit<br />

dem Älterwerden seltener werden. Vor allem ist man<br />

mit wunderbar motivierten jungen Sängerinnen und<br />

Sängern und exquisiten Pianisten zusammen – also<br />

ein Stückchen vom totalen Glück.<br />

Es fällt auf, dass der Schwerpunkt Ihrer Dichterauswahl auf<br />

dem klassischen Kanon, vor allem aber in der Romantik<br />

liegt – Hölderlin, Schlegel, Eichendorff, Heine, um nur<br />

einige Namen zu nennen. Nach welchen Kriterien suchen<br />

Sie die Gedichte aus? Finden Sie die Gedichte oder finden<br />

die Gedichte Sie? Wie kommt es zu diesem Bogen um<br />

moderne Lyrik?<br />

Es gibt keinen Bogen um irgendetwas herum. Aber es<br />

gibt Voraussetzungen des Genres. Ich habe natürlich<br />

auch zeitgenössische Lyrik verwendet wie in den Arbeiten<br />

zu René Char oder Johannes Poethen. Ich neige<br />

aber deutlich dazu, für diese Texte das Ensemble zu<br />

bevorzugen und dem Klavierlied sozusagen eine andere<br />

Form zu geben. Die genannten Dichter, unter denen<br />

nur Peter Horst Neumann mit zwei Liedern (die für die<br />

Akademie der Schönen Künste in München entstanden)<br />

die Ausnahme darstellt, sind solche, auf welche die<br />

Wahl der „Liederwerkstatt“ gefallen ist. Es gibt aber<br />

auch andere, die sich frei gewählten Zusammenhängen<br />

verdanken: Zum Beispiel der Lasker-Schüler-Zyklus, die<br />

Rilke-Vertonungen oder auch ein Zyklus wie Abendröte<br />

von Friedrich Schlegel, der auf Anregung von „Im Zentrum<br />

Lied“ entstand.<br />

Die Dichter für die „Liederwerkstatt“ brauchten die<br />

Voraussetzung der Mehrfachvertonung, auch im Repertoire;<br />

das Konzept der Werkstatt sieht neben den neuen<br />

Stücken immer auch Werke des klassischen Repertoires<br />

vor. Inzwischen gibt es konzeptionelle Änderungen,<br />

aber dieser Schwerpunkt ist glücklicherweise geblieben.<br />

Die Gedichte sind also nicht primär frei gewählt,<br />

sondern dienten einem Konzept. So ist es auch vorgekommen,<br />

dass ich einem Dichter nicht folgen konnte,<br />

bei Schiller war das so, oder dass Stücke zu spät fertig<br />

wurden und daher nicht realisiert werden konnten, wie<br />

die Three women from Shakespeare. Ich habe diese Anregungen<br />

immer als Möglichkeit begriffen und nicht als<br />

Einschränkung, denn es ging ja um die Beschäftigung<br />

mit Texten, mit denen ich ohnehin dauernd befasst bin.<br />

Gedichte sind verdichtete Sprache. Wie schaffen Sie sich<br />

Freiräume für Ihre Musik?<br />

Zunächst einmal stelle ich nicht in Zweifel, dass es diese<br />

Freiräume gibt. Dem Gedicht geht nichts verloren von<br />

seiner Eigenwertigkeit, es wächst ihm etwas zu. Allerdings<br />

können wir sagen, dass das Gedicht es eigentlich<br />

nicht benötigt. Es kann aber ein wunderbares Erlebnis<br />

sein, beides zu haben. Es ist also eine dieser ganz<br />

seltenen Situationen, in denen ich verändern kann,<br />

ohne zu beschädigen. Darin liegt doch ein wahrlich<br />

gewaltiger Freiraum und eine große Hypothek: Es liegt<br />

alles an mir.<br />

Arnold Schönberg schrieb einmal, dass er „berauscht<br />

von dem Anfangsklang der ersten Textworte, ohne<br />

[sich] auch nur im geringsten um den weiteren Verlauf<br />

der poetischen Vorgänge zu kümmern, ja ohne diese im<br />

Taumel des Komponierens auch nur im geringsten zu<br />

erfassen“ seine Lieder komponiert habe. Wie gehen Sie<br />

bei der Komposition Ihrer Lieder vor – erleben Sie auch<br />

4<br />

40<br />

43<br />

46<br />

49<br />

diesen „berauschten Taumel“? Und wie hängen Wort und<br />

Musik bei Ihnen zusammen?<br />

Ich bin sicher weniger expressiv, als es Schönberg war<br />

und denke, wenn ich das Glück hätte, meinen Arbeitsvorgang<br />

in der Nähe von beispielsweise Francis Poulenc<br />

ansiedeln zu dürfen, dann käme das der Mischung aus<br />

Kalkulation und Inspiration, die meine Musik prägt,<br />

eigentlich sehr nahe.<br />

Auffällig an Ihren Liedern ist eine Bevorzugung von<br />

tonaler Klanglichkeit. Woher kommt diese Neigung zur<br />

Tonalität? Gibt es textliche Zusammenhänge?<br />

Es gibt sehr viele verschiedene Texte, von daher ist<br />

diese zweifellos vorhandene Tendenz sicher nicht in<br />

erster Linie auf die Vorlagen zurückzuführen. Vielleicht<br />

können wir uns noch einmal an den Begriff des Genres<br />

erinnern: Ich denke, die erweiterte Tonalität ist eine<br />

perfekte Sprache für das Genre Klavierlied, dem sie<br />

alles ermöglicht und eigentlich nichts verstellt.<br />

Wie bereits angesprochen, ist das Musiktheater, die Oper,<br />

ein wichtiger Pfeiler in Ihrem Schaffen. Einige Ihrer Werke<br />

für Gesang und Klavier tragen den Untertitel „Szene“. Was<br />

Es schwin-delt<br />

mir, es brennt mein Ein -ge<br />

-<br />

- wei - de.<br />

Nur wer die Sehn - sucht<br />

kennt, weiß, was ich lei - de!<br />

Manfred Trojahn, aus der Szene „Sie ist nicht mehr da“<br />

Sie ist jetzt nicht mehr<br />

ist für Sie das dramaturgische Element und wie unterscheiden<br />

sich die Szenen von den Liedern?<br />

Die Szenen sind wirklich eine spezielle Form, die in ihrer<br />

Freiheit der Gestik viel mehr am Musiktheater orientiert<br />

ist, als es die Lieder sein könnten. Die Vielfältigkeit<br />

dessen, was sich ereignet, ist im Allgemeinen größer.<br />

Ich habe bei diesen Stücken durchaus auch szenische<br />

Vorstellungen, stärkere als bei Gedichten, auch solchen,<br />

bei denen es zum Beispiel Ortsbeschreibungen gibt.<br />

Vielleicht ist es eine fast private Form, aber immerhin<br />

sollten die Unterschiede zum Lied schon deutlich werden.<br />

Auch dem Gesang ist eine eher dramatische Rolle<br />

zugedacht und das erzählend Lyrische der Lieder spielt<br />

eine weniger große Rolle. Es gibt auch Mischformen,<br />

so ist in die Szene „Sie ist jetzt nicht mehr da“ Goethes<br />

„Nur wer die Sehnsucht kennt“ eingearbeitet, und das<br />

Gedicht bekommt in diesem Fall auch einen eher dramatischen<br />

Charakter.<br />

Die Fragen stellte Robert Krampe.<br />

Aktuell<br />

Manfred Trojahn<br />

31.3.20<strong>19</strong> Wien (Staatsoper), Orest. Musiktheater<br />

in sechs Szenen, Musikal. Leitung: Michael<br />

Boder, Regie/Bühne/Licht: Marco Arturo Marelli<br />

(Weitere Termine: 5., 7., 10.4.20<strong>19</strong> Livestream:<br />

Vorstellung vom 5.4.20<strong>19</strong>) +++ 29./30.6.20<strong>19</strong> Bad<br />

Kissingen (Liederwerkstatt), Neues Werk für Mezzosopran<br />

und Klavier (Uraufführung)<br />

Ľubica Čekovská<br />

22.7.20<strong>19</strong> Bratislava, Piano Concerto, Miki Skuta<br />

(Klavier), Slovak Youth Orchestra, Leitung: Benjamin<br />

Bayl (auch 26.7. Prag, 28.7.20<strong>19</strong> Berlin )<br />

Rudolf Kelterborn<br />

5.5.20<strong>19</strong> Basel (Pantheon), Musica luminosa per<br />

orchestra, Basel Sinfonietta, Leitung: Baldur<br />

Brönnimann +++ 7.9.20<strong>19</strong> Luzern (Festwochen),<br />

Duett für Oboe und Englischhorn, Heinz Holliger<br />

(Oboe), Marie-Lise Schüpbach (Englischhorn)<br />

+++ 24.11.20<strong>19</strong> Mosbach (Klassische Konzerte),<br />

Klavierstück 7 für zwei Klaviere („Quinternio“).<br />

Klavierduo Soós / Haag<br />

Thomas Daniel Schlee<br />

<strong>19</strong>.5.20<strong>19</strong> Sailauf (Kirche St. Vitus), Sicut ros Hermon<br />

op. 74/1, Martin Patzlaff (Orgel) +++ 5.7.20<strong>19</strong><br />

Ossiach, Stiftskirche (Eröffnung Festival Carinthischer<br />

Sommer), Choralvorspiele op. 18, Emma<br />

Black (Oboe), Davide Mariano (Orgel)<br />

]<br />

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[t]akte<br />

1I20<strong>19</strong><br />

Was ist Wahrheit?<br />

Miroslav Srnka geht einer großen Frage nach<br />

Die Klarinette als Vertreterin der menschlichen<br />

Stimme, Chor und Symphonieorchester als Resonanzräume:<br />

Mit diesen Mitteln geht Miroslav<br />

Srnka auf die Suche nach der Wahrheit in unserer<br />

digitalen Welt.<br />

Entgrenzung<br />

und Apokalypse<br />

Beat Furrers neueste Komposition vor der<br />

Uraufführung in Hamburg<br />

Nach dem Erfolg seiner neuen Oper „Violetter<br />

Schnee“ an der Berliner Staatsoper hat Beat Furrer<br />

schon wieder neue Projekte im Blick.<br />

In seiner neuen Komposition für den Klarinettisten<br />

Jörg Widmann, den Chor und das Symphonieorchester<br />

des BR und die Dirigentin Susanna Mälkki trifft<br />

eine sehr individuelle Besetzung aufeinander und<br />

eine besondere Musikerkonstellation. In der neueren<br />

Musik wird die Klarinette mit den vielfältigsten Spieltechniken<br />

zu einem der farbigsten, überraschendsten<br />

Klanggeber überhaupt. Der Klarinettist und Komponist<br />

Jörg Widmann ist für Miroslav Srnka ein besonders<br />

inspirierender Solist seines neuen Werkes.<br />

Heißt Komponieren auch Entwickeln von neuen Methoden?<br />

Miroslav Srnka: Auf jeden Fall, da die Arbeitsweise immer<br />

das Ergebnis mitträgt. Für jedes Stück muss ich die<br />

Methode neu entwickeln. Das macht es sehr langsam.<br />

Aber wenn ich denselben Weg nochmals ginge, wäre<br />

das Ergebnis verkrustet. Man würde das gleich spüren.<br />

In den Texten der neuen Komposition geht es um Wahrheit.<br />

In welcher Form?<br />

Ich wollte recherchieren, was Wahrheit im digitalen<br />

Raum heißen kann. Im Internet kursieren Massen<br />

von geteilten Zitaten und Aphorismen über Wahrheit,<br />

von Aristoteles bis heute. Immer wird darin ein Aspekt<br />

beleuchtet. Es gibt manchmal sogar gegenteilige<br />

Zitate, trotzdem beleuchten beide etwas. Zugleich<br />

werden solche Zitate oft wichtigen historischen<br />

Figuren zugeschrieben, um vertrauenswürdig zu<br />

scheinen. Und dann gibt es Websites, die wiederum<br />

analysieren, von wem die Zitate wirklich stammen.<br />

Schon die ersten digitalen Quellen der „Wahrheiten<br />

über Wahrheit“ sind von Unwahrheiten geprägt.<br />

Es geht um Vertrauen zwischen Musikern untereinander<br />

und zwischen dem Podium und Zuschauerraum<br />

besteht auch eine Art von Vertrauen. Auf einem solchen<br />

„Vertrag“ basiert die ganze Geschichte der Textvertonungen.<br />

Diese zu relativieren, ist meine Prämisse für<br />

diese Arbeit.<br />

Gibt es überhaupt Wahrheit?<br />

Gäbe es darauf eine einfache Antwort, wären wir in der<br />

heutigen Welt nicht in einer solchen Misere. Oft höre<br />

ich: „Wir müssen die Wahrheit wiederherstellen.“ Aber<br />

das ist doch niemals möglich. Wir müssen ganz neue<br />

Begriffe und Verständnisräume entwickeln.<br />

Was bedeutet das Arbeiten für Chor?<br />

Der Chor steht zwischen Musik und Semantik. Es gibt<br />

psychologische Tricks, die unser Vertrauen in das<br />

zerstören können, was Semantik und was Musik ist.<br />

Wenn man das Wort „Wahrheit“ oft genug schnell<br />

nacheinander wiederholt, verliert man das Vertrauen<br />

in das Wort. Oder wenn man einen kurzen Text oft genug<br />

exakt wiederholt, wird er in unserem Verständnis<br />

zu Musik. Das nennt man den „Speech-to-song“-Effekt.<br />

Das Mittel von Propaganda – also uns für eine „Wahrheit“<br />

zu gewinnen – ist auch stetige Wiederholung: die<br />

fortwährende Behauptung, dass etwas wahr sei.<br />

Wie arbeitest Du mit Jörg Widmann zusammen?<br />

In der Vorbereitung haben wir uns mehrfach getroffen.<br />

Es war immer für uns beide spannend. Wenn Jörg,<br />

der Komponist, einiges über sein Instrument erklärt,<br />

schafft er es in zwei Sätzen zu zeigen, was ganze Bücher<br />

sonst nicht schaffen. Es ist das wahre Glück eines kompositorischen<br />

„Nerds“, am Schreibtisch einen Klang für<br />

ein Instrument, das ich selbst nicht spiele, „theoretisch“<br />

auszudenken, der mit dem Solisten dann tatsächlich<br />

funktioniert.<br />

In den letzten Stücken hast Du mit neuartigen Formen von<br />

Notation gearbeitet, die dem Interpreten einen größeren<br />

Spielraum lassen. Ist dies auch hier der Fall?<br />

Bei diesem Stück frage ich mich immer wieder: Wie<br />

schaffe ich eine einheitliche Notation, so dass sie die<br />

fast unnotierbaren, lang geprobten Klänge der Soloklarinette<br />

beinhaltet, zugleich aber den Orchesterklarinettisten<br />

schnell und instinktiv verständlich ist?<br />

Wie notiere ich für den Chor die Konsonanten in dem<br />

Übergang zwischen beatboxähnlichen perkussiven<br />

Lauten, Sprechstimme und gestützt Gesungenem.<br />

Und dennoch bleibt die Notation nur die Oberfläche.<br />

Die Substanz eines Stückes kann nie notiert werden.<br />

Diese fast absolute Sicherheit, beim Notieren scheitern<br />

zu müssen, macht die Suche so spannend und so endlos.<br />

Die Fragen stellte Marie Luise Maintz<br />

Miroslav Srnka<br />

Neues Werk für Chor, Klarinette und Ensemble<br />

Uraufführung: 5.7.20<strong>19</strong> München (musica viva)<br />

BR-Chor und Mitglieder des BR-Symphonieorchesters,<br />

Jorg Widmann (Klarinette), Leitung:<br />

Susanna Mälkki<br />

Verlag: Bärenreiter, BA 11<strong>19</strong>0, Aufführungsmaterial<br />

leihweise<br />

Miroslav Srnka – aktuell<br />

18.3.20<strong>19</strong> Prag (Rudolfinum, Tschechische Erstaufführung),<br />

Future Family for string quartet, Quatuor<br />

Diotima +++ 4.5.20<strong>19</strong> Glasgow (Tectonics),<br />

triggering for harpsichord, Mahan Esfahani<br />

(Cembalo) +++ 29.5.20<strong>19</strong> Prag (Rudolfinum, Prague<br />

Spring, Tschechische Erstaufführung), Overheating<br />

for ensemble, Ensemble Intercontemporain,<br />

Leitung: Julien Leroy<br />

Im weiten Raum<br />

„Spazio immergente“ heißt übersetzt „Der unermessliche<br />

Raum“. Beat Furrer komponierte bereits mehrfach<br />

einen Text von visionärer Weite aus Lukrez’ Abhandlung<br />

De rerum natura (Über die Natur der Dinge), der<br />

verblüffende Überlegungen über die Erscheinungen<br />

und Gründe des Seins enthält. Eine dieser Passagen<br />

wurde auch zum zentralen Bezugspunkt seiner letzten<br />

Oper Violetter Schnee: „dass nicht wie Flammen die<br />

Mauern des Weltalls plötzlich entflieh‘n in‘s unermessliche<br />

Leere, … und nichts, kein Rest mehr bleibt<br />

– verlassener Raum.“<br />

Nichts weniger als eine Vision der Entgrenzung<br />

und Apokalypse enthalten die acht Verse und sind<br />

für Beat Furrer Ausgangspunkt für ein klangliches<br />

Auffächern in verschiedene Räume. Sein neues Werk<br />

Spazio immergente III für Sopran, Posaune und Streicher<br />

übersetzt die erste Fassung in einen größeren orchestralen<br />

Zusammenhang. Schon diese verschränkte<br />

die zwei Stimmen, Sopran und Posaune und führte<br />

den Text in verschiedene klangliche Räume – mit<br />

Stimme, Sprache, Atem. Durch ein dichtes Ineinander<br />

verschiedener dynamischer Prozesse am Beginn, modulierende<br />

Klangfarben und vokalartige Färbungen in<br />

der Posaune, entsteht eine virtuose Mehrstimmigkeit.<br />

Im vierten der fünf, ansonsten lateinisch gesungenen<br />

Teile gewinnt der Text plötzlich in deutscher Sprache,<br />

von beiden Interpreten quasi gesprochen, eine besondere<br />

Gegenwärtigkeit. Die aufgeteilten Streicherfarben<br />

übersetzen harmonische Strukturen, Bewegungsmodelle<br />

und klangliche Texturen beider Solopartien und<br />

intensivieren sie.<br />

Marie Luise Maintz<br />

Abreisen unmöglich, bleiben ebenso: Szenenfoto aus der Uraufführung von Beat Furrers<br />

„Violetter Schnee“ an der Staatsoper Berlin (Foto: Monika Rittershaus)<br />

Beat Furrer – aktuell<br />

16.4.20<strong>19</strong> Buenos Aires (Festival Nueva Ópera),<br />

Begehren. Musiktheater, Cantando Admont,<br />

Musikalische Leitung: Juan Miceli, Inszenierung:<br />

Emilio Basaldúa +++ 27.4.20<strong>19</strong> Aveiro (Museu),<br />

Intorno al bianco für Klarinette und Streichquartett,<br />

Ensemble ars ad hoc +++ 6./7.5.20<strong>19</strong><br />

Hamburg (Elbphilharmonie, Internationales<br />

Musikfest Hamburg), spazio immergente III für<br />

Sopran, Posaune und Streicher (Uraufführung),<br />

N. N. (Sopran), Mike Svoboda (Posaune), ensemble<br />

resonanz, Leitung: Peter Rundel +++ 11.5.20<strong>19</strong><br />

Buenos Aires (Teatro Colón), antichesis, XENOS<br />

III, Tambor Fantasma (Schlagzeug) und Ensemble,<br />

Leitung: Mariano Moruja (Foto: EvS / Manu<br />

Theobald)<br />

Pressestimmen zu „Violetter Schnee“<br />

„Das alles hat ein Könner gemacht, ein Lauscher und<br />

meisterhafter Phantast“ (F.A.Z.)<br />

„Leise magische Klänge“ (Berliner Morgenpost)<br />

„Furrers klanglicher Reichtum verblüfft“ (Der Tagesspiegel)<br />

„Das Winter Wonderland als existenzielle Bedrohung:<br />

Der Komponist Beat Furrer hat dieses Horror-Szenario<br />

in eine große Oper verwandelt.“ (Salzburger<br />

Nachrichten)<br />

„magischer Realismus, narrativ und gleichzeitig unwegsam,<br />

von einer schwebenden Emotionalität“<br />

(Schweizer Musikzeitung)<br />

„Faszinierend ist wieder die Musik von Beat Furrer. Sie<br />

liegt lähmend in der Luft, fährt mit großer Geste auf,<br />

schillert in vielen Farben, bringt prachtvolle Akkorde<br />

und trostlose Pizzicati.“ (www.klassikinfo.de)<br />

]<br />

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[t]akte<br />

1I20<strong>19</strong><br />

Die Dichterin spricht<br />

Charlotte Seithers Orchesterwerk zum<br />

200. Geburtstag von Clara Schumann<br />

„Wie Clara Schumann begegnen?“ Das fragt sich die<br />

146 Jahre jüngere Komponistenkollegin Charlotte<br />

Seither. Der Blick zurück kommt für sie nicht in<br />

Frage.<br />

Totenfeier<br />

Andrea Lorenzo Scartazzini trifft Gustav Mahler<br />

Sie ist eine der „starken“ Frauen der Musikgeschichte:<br />

Clara Schumann, die als Pianistin, Komponistin, Professorin<br />

von Jugend an im internationalen Rampenlicht<br />

stand. Anlässlich ihres 200. Geburtstages initiieren<br />

drei Städte ein besonderes Projekt. Ausgehend von<br />

Robert Schumanns Geburtsstadt Zwickau, die seit jeher<br />

ein besonders aktives Zentrum der Schumannpflege ist,<br />

Clara Schumann 1853 / Charlotte Seither 2016 (Foto: Marco Bussmann)<br />

wurde Charlotte Seither beauftragt, ein Orchesterwerk<br />

zum Jubiläum zu komponieren. „sie, die spricht“ für<br />

Orchester wird in Kombination mit Clara Schumanns<br />

Klavierkonzert und einer rekonstruierten Fassung von<br />

Robert Schumanns „Zwickauer Sinfonie“ uraufgeführt.<br />

Beteiligt sind auch die Schumann-Stadt Bonn mit dem<br />

Beethoven Orchester und seinem GMD Dirk Kaftan<br />

sowie Frankfurt am Main mit einem Projekt, das an die<br />

berühmte Lehrerin erinnert: Für das neu gegründete<br />

Dr. Hoch‘s Konservatorium hatte 1878 der damalige<br />

Direktor des Instituts Joachim Raff Clara Schumann<br />

als erste Klavierprofessorin überhaupt verpflichten<br />

können. Studierende werden mehrere Projekttage gestalten,<br />

in deren Rahmen „sie, die spricht“ aufgeführt<br />

wird, dies in Kooperation mit der Akademie für Tonkunst<br />

Darmstadt und der Dirigierklasse der Hochschule<br />

für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt.<br />

„Wie Clara Schumann begegnen?“, diese Frage stellt<br />

sich Charlotte Seither über ihr Kompositionsprojekt:<br />

„Vielleicht so, wie Robert und sie es selbst in ihrer<br />

Kunst zum Prinzip gemacht haben: Nicht im Blick<br />

zurück, der Vergangenes zitiert oder gar verklärt.<br />

Stattdessen war es die eigene poetische Assoziation,<br />

das freie musikalische Fließen, das beide Musiker in<br />

ihrem Schaffen beflügelt hat. Nicht ein Inhalt wird<br />

hier also zum Ausgangspunkt eines neuen Stückes<br />

gemacht, sondern ein musikalischer Entstehungsprozess:<br />

das Fließen eines inneren Stromes, jenseits von<br />

festen Form- oder Gattungsnormen, die Hingabe an die<br />

eigene, klangschöpferische Phantasie. In diesem Sinne<br />

habe auch ich mich als Komponistin ‚befreit‘ von einem<br />

allzu engen Blick zurück. Der Dichter spricht. Es spricht,<br />

wer das Wort erhebt und darin die eigene Sprache zum<br />

Ausdruck bringt.“<br />

Marie Luise Maintz<br />

Charlotte Seither<br />

„sie, die spricht“ für Orchester<br />

Uraufführung: 6.6.20<strong>19</strong> Zwickau (Schumann-Fest),<br />

Orchester des Theaters Plauen-Zwickau, Leitung:<br />

Leo Siberski. Auch: 13.9.20<strong>19</strong> Frankfurt, Orchester<br />

des Dr. Hoch‘s Konservatorium und der Akademie<br />

für Tonkunst Darmstadt; Leitung: Studierende<br />

der Dirigierklasse der Hochschule für Musik und<br />

Darstellende Kunst Frankfurt sowie 11.10.20<strong>19</strong><br />

Bonn, Beethoven Orchester, Leitung: Dirk Kaftan<br />

Besetzung: 2,2,Eh,2,Bklar,2,Kfag – 4,3,2,0 –Schlg (2),<br />

Hfe, Klav – Str<br />

Verlag: Bärenreiter, BA 11189, Aufführungsmaterial<br />

leihweise<br />

Charlotte Seither – aktuell<br />

13.4.20<strong>19</strong> Berlin (Konzerthaus), Kammersinfonie<br />

„objet diaphane“, Landesjugendensemble Neue<br />

Musik Berlin, Leitung: Jobst Liebrecht +++ 9.5.20<strong>19</strong><br />

Berlin (Unerhörte Musik), Feinstaub II, Irene<br />

Kurka (Stimme solo) +++ 23./26.5.20<strong>19</strong> Bonn (Theater<br />

der Pathologie), Dreizehn Verwehungen, Nic<br />

LaMue (Stimme solo) Regie: Jean-Ives Yerlès +++<br />

24.5.20<strong>19</strong> Oslo (VOeX Festival), Projekt „Sirene“,<br />

darin Oculi für Frauenstimmen, Frauenstimmen<br />

des Opernchors Oslo, Leitung: Martin Wettges,<br />

Regie: Hilde Andersen +++ 18.6.20<strong>19</strong> Berlin (Unerhörte<br />

Musik), Dreizehn Verwehungen, Claudia<br />

van Hasselt (Stimme solo) +++ 23.8.20<strong>19</strong> Weimar<br />

(Kunstfest), Neues Werk für Flöte und Live-Elektronik<br />

(Uraufführung), Elizaveta Birjukova (Flöte),<br />

Robert Rendlich (Tonmeister), Franz-Martin<br />

Olbrich, Klangregie<br />

Gustav Mahler 1892 / Andrea L. Scartazzini (Foto: Matthias Willi)<br />

Über mehrere Jahre begleitet der Schweizer Komponist<br />

einen Mahler-Zyklus der Jenaer Philharmonie mit<br />

einem eigenen Werk. Zu jedem Teil entsteht ein symphonischer<br />

Satz, und mit jeder Aufführung Mahlers<br />

wachsen diese Sätze Scartazzinis zu einem groß angelegten<br />

Orchesterstück zusammen. Den Beginn machte<br />

Torso im Oktober 2018. Wie dieses knüpft auch Epitaph<br />

an einen lyrischen Text von Rainer Maria Rilke an.<br />

Andrea Lorenzo Scartazzini: „Epitaph beginnt nicht<br />

bei Null, sondern setzt auf dem Höhepunkt des Vorgängerstücks<br />

Torso ein, so dass die Kraft, die sich in<br />

dessen langer Steigerung aufgebaut hat, mit heftigen<br />

Energieschüben nun vollends entfaltet wird.<br />

Ist die Musik von Torso wie ein lebender Organismus<br />

langsam gewachsen und hat das gesamte Orchester<br />

immer stärker erfasst, dreht sich dieser Prozess im<br />

Laufe des zweiten Stücks allmählich um, die Kräfte<br />

entwickeln sich zurück, und die Musik nimmt mehr<br />

und mehr den Charakter eines Lamentos an. Damit<br />

nähert sie sich dem Ausdrucksbereich von Mahlers 2.<br />

Symphonie ,Auferstehung‘, und vor allem deren 1. Satz,<br />

den Mahler ja selbst als ,Totenfeier‘ bezeichnet hat.<br />

Epitaph ist also ein Stück über den Tod. Zuletzt mündet<br />

es in einen rätselhaften Klangraum, in den hinein der<br />

Chor drei Verse Rilkes wie eine Grabinschrift stockend<br />

rezitiert. ,Denn wir sind nur die Schale und das Blatt. /<br />

Der grosse Tod, den jeder in sich hat, / das ist die Frucht,<br />

um die sich alles dreht.‘“<br />

MLM<br />

Andrea Lorenzo Scartazzini<br />

Torso – Epitaph für Chor (ad lib.) und Orchester<br />

Uraufführung: 26.5.20<strong>19</strong> Jena, Jenaer Philharmonie,<br />

Leitung: Simon Gaudenz (in Kooperation mit<br />

dem Sinfonieorchester Basel)<br />

Besetzung: 3 (3. auch Picc),3,3 3 – 4,3 (3. auch Picctrp),3,1<br />

– Pk,Schlg (3) – Hfe – Str – Chor SATB<br />

Verlag: Bärenreiter, BA 11186, Aufführungsmaterial<br />

leihweise<br />

Matthias Pintscher –<br />

aktuell<br />

4./5.4.20<strong>19</strong> Zürich (Tonhalle),<br />

ma’reh for violin<br />

and orchestra, Leila Josefowicz<br />

(Violine), Tonhalle<br />

Orchester Zürich, Leitung:<br />

Matthias Pintscher<br />

+++ 27./28.4.20<strong>19</strong> Cincinnati,<br />

un despertar, Alisa<br />

Weilerstein (Violoncello),<br />

Cincinnati Symphony<br />

Orchestra, Leitung: Matthias Pintscher +++<br />

9./10.5.20<strong>19</strong> Zürich (Tonhalle Maag), Idyll (Schweizer<br />

Erstaufführung), Tonhalle-Orchester Zürich,<br />

Leitung: Tomáš Netopil +++ 11.5.20<strong>19</strong> Zürich (Tonhalle<br />

Maag), Bereshit, Ensemble Intercontemporain,<br />

Leitung: Matthias Pintscher +++ 7./8.6.20<strong>19</strong><br />

Milwaukee (Uihlein Hall), towards Osiris, Milwaukee<br />

Symphony Orchestra, Leitung: Matthias<br />

Pintscher +++ 23.6.20<strong>19</strong> Paris (Philharmonie 2),<br />

Verzeichnete Spur, Ensemble Intercontemporain,<br />

Leitung: Matthias Pintscher +++ 29.9.20<strong>19</strong> Köln<br />

(Philharmonie), un despertar (Dt. Erstaufführung,<br />

auch 30.9. und 1.10.20<strong>19</strong>), Alisa Weilerstein<br />

(Violoncello), Gürzenich-Orchester, Musikalische<br />

Leitung: François Xavier-Roth<br />

Die Alkor-Edition ist als Agentur für Bühne und Orchester<br />

für den Vertrieb, die Auslieferung und die Abrechnung der<br />

leihweise erhältlichen Aufführungsmateriale der Bärenreiter-Unternehmensgruppe<br />

verantwortlich. Als Agentur vertritt<br />

die Alkor-Edition zudem namhafte in- und ausländische<br />

Musikverlage.<br />

Zur Unterstützung unseres Teams suchen wir zum nächstmöglichen<br />

Zeitpunkt in Vollzeit eine<br />

Assistenz (m/w/d)<br />

im Bereich Bühne und mediale Verwertungen<br />

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]<br />

22 [t]akte 1I20<strong>19</strong><br />

[t]akte 1I20<strong>19</strong> 23


[t]akte<br />

1I20<strong>19</strong><br />

Spannung zwischen<br />

Individuum und Kollektiv<br />

Das Klavierkonzert von Dieter Ammann geht auf<br />

Weltreise<br />

Dieter Ammanns „Piano Poncerto“ wird im<br />

August in London uraufgeführt. Es geht auf eine<br />

Initiative mit dem Pianisten Andreas Haefliger<br />

zurück. Bei der Arbeit drang der Komponist Takt<br />

für Takt ins Offene vor.<br />

Flüchtige Hoffnungen<br />

Neue Werke von Lucia Ronchetti,<br />

Salvatore Sciarrino und Luca Lombardi<br />

Dieter Ammann komponiert ein Piano Concerto für<br />

den Pianisten Andreas Haefliger, das im August in der<br />

britischen Haupstadt uraufgeführt wird. Ursprünglicher<br />

Arbeitstitel war „no templates“, so der Komponist,<br />

„womit primär eine Offenheit des Denkens beim<br />

Umgang mit dieser Gattung gemeint ist, aber auch<br />

eine Offenheit bezüglich der Vielfalt der eingesetzten<br />

Mittel“. Ein Vorgehen „ohne Muster“ bestimmt seit<br />

jeher das Komponieren von Dieter Ammann, dessen<br />

Notationsweise minutiös und akribisch Takt für<br />

Takt ins Offene vordringt. Seine Werke sind Ergebnis<br />

eines Ineinanders von vielfältigen Klang- und Spielsituationen,<br />

„nicht eine collagenartige, sondern eine<br />

dramaturgisch gerichtete Musik mit ,Werkcharakter‘.<br />

Die Kraft der Dramaturgie und damit zusammenhängend<br />

eine kohärente Zeitgestaltung bilden eine<br />

Klammer, in der sich eine kontrastreiche klangliche<br />

Topographie entfaltet, wobei die unterschiedlichen<br />

strukturellen Elemente (zum Beispiel verschiedenartige<br />

Tonsysteme) in einen fruchtbaren Diskurs zu<br />

treten imstande sind.“<br />

Im weiten Spannungsfeld zwischen Individuum und<br />

Kollektiv, das traditionell die Gattung bestimmt, geht<br />

es dem Komponisten um vielfältigste Spielformen. „So<br />

wird beispielsweise beim Solopart zwischen mehreren<br />

Funktionen unterschieden. Die herkömmlichen Rollen<br />

des Klaviers sowohl als Begleiter des orchestralen<br />

Geschehens als auch des unbegleiteten Individuums<br />

sind dabei bloß zwei mögliche Erscheinungsformen,<br />

wobei bei der letzten der wechselseitige Material- und<br />

Energiefluss oft subkutan weiterwirkt, so dass sich das<br />

Soloinstrument nicht ins Subjektive oder gar Unverbindliche<br />

‚flüchten‘ kann. Weitere Funktionskategorien<br />

sind das gängige Solo-Accompagnato, das seinen Platz<br />

genauso hat wie das oben erwähnte ,Orchesterklavier‘.<br />

Neues Terrain wird durch Erweiterung des Aktionsspektrums<br />

des Soloinstruments erschlossen. Es gibt<br />

zusätzlich eine kinetische Komponente, quasi einen<br />

,corporalen Subtext‘, so dass sich die Musik nicht bloß<br />

auf die Realisierung des Notentexts reduzieren lässt,<br />

sondern vom Performativen her auch eine visuelle Seite<br />

aufweist – etwas, das bei der Rezeption (speziell in der<br />

Konzertsituation) zusätzlichen Informationsgehalt<br />

bedeutet. Dieser optische Aspekt, etwa bei der Übergabe<br />

und Aufnahme von Impulsketten (also dem eigentlichen<br />

,concertare‘) kann dabei sogar zur primären<br />

Information werden, wenn nämlich die Solostimme<br />

verwischt, verdeckt, geschluckt oder in der Gesamttextur<br />

sukzessive aufgelöst wird. Die enge Verzahnung der<br />

Funktionen von Klavier und Orchester bewirkt, dass<br />

das der Gattung als ,soziologisches Modell‘ inhärente<br />

Moment der Virtuosität nicht auf das Soloinstrument<br />

beschränkt bleibt, sondern auch in einigen Orchesterpassagen<br />

starken Niederschlag findet.“<br />

Marie Luise Maintz<br />

Detail aus Dieter Ammanns Klavierkonzert für das BBC Symphony Orchestra<br />

Dieter Ammann<br />

Piano Concerto<br />

Uraufführung: <strong>19</strong>.8.20<strong>19</strong> London, Andreas Haefliger<br />

(Klavier), BBC Symphony Orchestra, Leitung:<br />

Sakari Oramo (Koproduktion von BBC Radio 3,<br />

Taipei Symphony Orchestra, Boston Symphony<br />

Orchestra, Münchner Philharmoniker, Lucerne<br />

Festival und Konzerthaus Wien)<br />

Weitere Termine: 22.9.20<strong>19</strong> Taipei (Asiatische<br />

Erstaufführung) Taipeh Symphony Orchestra,<br />

Leitung: Alexander Liebreich +++ 24./25./26.10.<strong>19</strong><br />

Boston Symphony Orchestra, Leitung: Susanna<br />

Mälkki +++ 9./10./12.1.2020 Münchner Philharmoniker,<br />

Leitung: Susanna Mälkki +++ 25.8.2020<br />

Luzern (Lucerne Festival), Helsinki Philharmonic,<br />

Leitung: Susanna Mälkki; Pianist jeweils Andreas<br />

Haefliger<br />

Besetzung: Klavier solo – 3 (3. auch Picc),3,3 (3. auch<br />

BKlar), 3 (3. auch Kfg) – 4,3,3,1 – Schlg (4), Hfe – Str<br />

(12,10,8,6,5)<br />

Verlag: Bärenreiter, BA 11177, Aufführungsmaterial<br />

leihweise<br />

Dieter Ammann – aktuell<br />

4.4.20<strong>19</strong> Meiningen (Staatstheater), „glut“ for orchestra,<br />

Meininger Hofkapelle, Leitung: Philippe<br />

Bach +++ 7.4.20<strong>19</strong> Chur (Theater), unbalanced<br />

instability, Kammerphilharmonie Graubünden,<br />

Simone Zgraggen (Violine), Leitung: Philippe Bach<br />

+++ 1.9.20<strong>19</strong> Luzern (KKL), „glut“ for orchestra,<br />

Lucerne Festival Academy Orchestra, Leitung:<br />

George Benjamin<br />

Lucia Ronchetti<br />

„Speranze fuggite, sparite da me”. Drammaturgia<br />

(Kammeroper) für Countertenor, Violine, Viola,<br />

Violoncello, Kontrabass (nach Lezioni di tenebra)<br />

Uraufführung: 25.3.20<strong>19</strong> Köln (Philharmonie),<br />

Valer Sabadus (Countertenor), Anne Katharina<br />

Schreiber (Violine), Corina Golomoz (Viola), Kristin<br />

von der Goltz (Violoncello), Miriam Shalinsky<br />

(Kontrabass)<br />

Verlag: RAI Com, Vertrieb: Bärenreiter · Alkor<br />

Das Werk vereint drei Figuren aus Francesco Cavallis<br />

Oper Giasone: Isifile, die verzweifelt Jason sucht, der<br />

sie verlassen hat, und Orest, der nach Informationen<br />

über Jason forscht, um Isifile zu helfen, in die er verliebt<br />

ist. Die drei sind in ein Spiel aus Missverständnissen,<br />

Nachforschungen und zweifelhaften Erwartungen<br />

verstrickt, während sie versuchen, sich aus ihren erdrückenden<br />

Bindungen zu befreien. Die drei Figuren werden<br />

durch den Solisten Valer Sabadus verkörpert, der<br />

mit seiner Stimme die drei unterschiedlichen Register<br />

und die mit ihnen korrespondierenden dramatischen<br />

Verhaltensweisen der Personen erkundet. Die Stimme<br />

des Sängers fungiert dabei als innere Bühne, auf der<br />

die Ängste der Figuren immer konkreter und unauflöslicher<br />

zutage treten. Isifile, die verlassene Ehefrau<br />

Jasons, drückt ihr Schwanken zwischen Hoffnung und<br />

Verzicht aus, und drängt Jason mit immer zusammenhangloseren<br />

Gesten bis zum tragischen Ende. Im Traum<br />

spricht sie mit Orest und evoziert dabei den sanften<br />

Charakter der einzigen gemäßigten und reflektierten<br />

Figur des Dramas. (Lucia Ronchetti)<br />

Salvatore Sciarrino<br />

„Rispondono, a chi? (melodie circolari da Wagner)“<br />

Uraufführung: 27.5.20<strong>19</strong> Palermo (Teatro Politeama),<br />

Orchestra Sinfonica Siciliana, Leitung:<br />

Salvatore Sciarrino<br />

Verlag: RAI Com, Vertrieb: Bärenreiter · Alkor<br />

Wie wäre eine unendliche Melodie zu konstruieren,<br />

wenn nicht durch die zeitliche Erfahrung der zyklischen<br />

Wiederkehr? Eine rotierende Melodie. Nicht einfache<br />

Wiederholungen oder Ritornelle: Während wir im<br />

musikalischen Verlauf voranschreiten, kehren wir mit<br />

unserer Erinnerung an das zurück, was diese wiedererkennt.<br />

Eine gut gebaute Kreisform aus Klängen, aus<br />

Wellen, verführt uns mit momentanen euphorischen<br />

Eindrücken, die auf dem Grat zwischen dem Limbus<br />

und dem Paradies auf Erden wandeln; und dennoch<br />

streifen wir genau jenen geheimnisvollen Augenblick<br />

zwischen Kennenlernen und Wiedererkennen, in dem<br />

unser Geist sich dem Verstehen öffnet und das Fremde<br />

einlässt, dasjenige, was für uns vorher nicht existiert hat.<br />

In Tempo di Porazzi für Klavier wurde von Richard<br />

Wagner 1882 in Palermo komponiert, eine absolute<br />

Monodie außerhalb jeder Harmonik. Ihre Ausdehnung<br />

lädt dazu ein, sich eine Oboe als ihr ideales Medium<br />

vorzustellen. In 22 <strong>Takte</strong>n entfalten sich kleine Symmetrien,<br />

die in den weiträumigen Proportionen Wagners<br />

normalerweise nicht zu finden sind. Die Faszination<br />

einer fernen Melodie, ohne Begleitung, die jemand ganz<br />

für sich spielt, sich dem Wind anvertrauend.<br />

Eine perfekte Ornamentierung verleiht dem Stück<br />

Einheitlichkeit, es antwortet auf die klanglichen Spannungen,<br />

die in Sizilien das Ohr überraschen. Aus der<br />

Kehle jedes fliegenden Händlers strömt der Zauber des<br />

Mittelmeerraumes, noch heute. Ich habe die Melodie<br />

den changierenden Farben des Orchesters anvertraut,<br />

um die Phrasen zu ordnen, zu unterscheiden und dabei<br />

die unregelmäßigen Kurven ihrer Flugbahnen zu<br />

verdeutlichen.<br />

Der erste Einfall, sechs <strong>Takte</strong>, auf eine Visitenkarte<br />

gekritzelt und mit dem Untertitel „Melodia del Porazzi”<br />

versehen, ist hier ein gezügelter sinfonischer Krampf<br />

geworden. Er berührt sich mit einem Albumblatt für<br />

Klavier, einem „Languendo”. Einige Klänge des Anfangs<br />

haben eine Spur hinterlassen; sie verschwindet so unbemerkt<br />

wie das Licht des Abends. (Salvatore Sciarrino)<br />

Luca Lombardi<br />

Sarah & Hagar für zwei Soprane und Orchester<br />

Uraufführung: 31.5.20<strong>19</strong> Düsseldorf (Tonhalle),<br />

Marisol Montalvo (Sopran), Eir Inderhaug<br />

(Sopran), Düsseldorfer Symphoniker, Leitung:<br />

Alexandre Bloch<br />

Verlag: RAI Com, Vertrieb: Bärenreiter · Alkor<br />

Die Bibel ist reich an Geschichten, die uns beeinflusst<br />

haben und noch immer beeinflussen. Zum Beispiel<br />

die Geschichte von Sarah und Hagar. Isaac, der späte,<br />

unerwartete Sohn von Abraham und Sarah, ist der<br />

Ursprung der Geschichte des jüdischen Volkes. Ismail,<br />

der Sohn, den die Magd Hagar auf Wunsch von Sarah<br />

von Abraham empfing, ist der Ursprung der Geschichte<br />

der islamischen Völker. Die Nachfahren dieser beiden<br />

Halbbrüder, Juden und Moslems, liegen noch immer<br />

im Streit. Mit den Christen, den Anhängern des Juden<br />

Jesu, die seit 2000 Jahren die Glaubensgenossen ihres<br />

Messias beschuldigen, ihn verfolgt und ermordet zu<br />

haben, gibt es seit wenigen Jahrzehnten einen noch<br />

zerbrechlichen Frieden. In dem schönen Text, den mir<br />

Michael Krüger vorbereitet hat, fragen sich die beiden<br />

Frauen am Schluss: „Beide haben wir Söhne von Abraham<br />

geboren – Isaac und Ismail – ist es nicht Zeit, die<br />

Konflikte für immer beizulegen?“ Dies ist, wenn man<br />

so will, die Botschaft des Stückes. Alles andere versucht<br />

die Musik zu erzählen. (Luca Lombardi)<br />

]<br />

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[t]akte<br />

1I20<strong>19</strong><br />

Ende der Nacht<br />

Der Komponist Philippe Boesmans und sein neues<br />

Klavierkonzert<br />

Robert Walser trifft Lenin<br />

Die Oper „Die Formel“ von Torsten Rasch wurde in<br />

Bern uraufgeführt<br />

Die steile Karriere von Philippe Boesmans als Opernkomponist<br />

nahm im Jahr <strong>19</strong>93 mit Reigen ihren Anfang.<br />

Momentan arbeitet er an einer Oper nach Georges<br />

Feydeaus Stück On purge bébé, nachdem sein jüngstes<br />

Werk, Fin de nuit für Klavier und Orchester, am 28.<br />

Februar in Lüttich zur Uraufführung gekommen ist.<br />

In der wallonischen Wirtschaftsmetropole liegt auch<br />

der Ursprung von Boesmans‘ Laufbahn.<br />

Dort absolvierte er in den <strong>19</strong>50er Jahren<br />

sein Klavierstudium, bevor er zu Beginn<br />

des folgenden Jahrzehnts mit dem Komponieren<br />

anfing. Bei der Herausbildung<br />

seines künstlerischen Ansatzes hatten<br />

Interpreten wie Walter Boeyckens, Francette<br />

Bartholomée, Claude Lombard,<br />

Hubert Biébaut, Bernard Foccroulle,<br />

Jacqueline Méfano, Fabrizzio Cassol und<br />

Ensembles wie „Musique nouvelle“ oder<br />

„2e2m“ einen entscheidenden Anteil. Die<br />

Instrumentierung von Boesmans wird<br />

durch das Konzept der „Klangfarbenmelodie“<br />

bestimmt. Er verfeinert außerdem<br />

unentwegt die ihm eigene Technik des<br />

„Trompe l’oreille“, die darin besteht, Klangfarben auf<br />

eine bestimmte Art zu vermischen und so ihre Wahrnehmung<br />

zu stören, z. B. indem eine solistische Stimme<br />

mit einer Gruppe von Instrumenten verflochten wird.<br />

So tritt die Klarinette in Corrélations (<strong>19</strong>67–70) in Dialog<br />

mit zwei Ensembles, desgleichen die Harfe in Explosives<br />

(<strong>19</strong>68) sowie Horn und Singstimme in Upon la-mi (<strong>19</strong>70)<br />

und die Orgel in Gloses (<strong>19</strong>74) und Ring (<strong>19</strong>75).<br />

Sein spezielles Interesse für das Orchester besteht<br />

seit <strong>19</strong>69: Verticales inspiriert ihn für das dreiteilige<br />

Werk Intervalles (<strong>19</strong>72–76) und legt die Grundlage für<br />

Conversions (<strong>19</strong>80). In Multiples für zwei Klaviere und<br />

großes Orchester (<strong>19</strong>74) erfährt seine mit Sur mi (<strong>19</strong>73)<br />

etablierte Konzeption des Zusammenspiels der beiden<br />

Klaviere eine Weiterentwicklung: Höchste Virtuosität<br />

wird kombiniert mit Echoeffekten und aufblitzenden<br />

musikalischen Glanzlichtern, die abwechselnd bei<br />

den Solisten und im Orchester zu hören sind. Élémentextensions<br />

für Klavier und Instrumentalensemble (<strong>19</strong>76)<br />

interpretiert die Form „Thema und Variation“ neu und<br />

gibt der pianistischen Virtuosität wieder viel Raum.<br />

<strong>19</strong>78 schreibt Boesmans sein erstes Klavierkonzert; es<br />

stellt in Bezug auf die instrumentale Wucht und den<br />

Klang eine Fortsetzung von Sur mi und Multiples dar<br />

und wird vom Komponisten noch im Entstehungsjahr<br />

für Soloklavier bearbeitet (Cadenza). Das Violinkonzert<br />

aus dem Jahr <strong>19</strong>80 schließlich überhöht die instrumentale<br />

Virtuosität durch eine Expressivität und Poesie, wie<br />

sie in der Tradition der franko-belgischen Schule von<br />

Vieuxtemps und Ysaÿe vorkommt.<br />

Anfang der <strong>19</strong>80er Jahre gibt Boesmans seine<br />

Beschäftigung mit Orchesterwerken und Konzerten<br />

Philippe Boesmans<br />

(Foto: Bernard Coutand)<br />

zugunsten der Oper auf. Doch widmet er sich zwischen<br />

zwei aufwendigen Arbeiten für die Bühne oft<br />

den – von ihm so genannten – „Ermattungswerken“,<br />

die eine Schaffensperiode beschließen, eine neue<br />

vorbereiten und ihm nach den Anstrengungen, die<br />

eine Opernkomposition mit sich bringt, neue Energie<br />

verleihen: So entstand nach Reigen das Werk Dreamtime<br />

für Basstuba solo, Harfe und Instrumentalensemble<br />

(<strong>19</strong>93); auf Wintermärchen folgte L’Eau douce du pardon<br />

für Singstimme und Kammerorchester (2001) und auf<br />

Julie das Sextuor à clavier (2006); und schließlich sind<br />

Chambres d’à-côté für Instrumentalensemble sowie<br />

Capriccio für zwei Klaviere und Orchester zu nennen<br />

(2010 bzw. 2011), die nach Yvonne, princesse de Bourgogne<br />

geschrieben wurden.<br />

Auf ähnliche Art entstand das Werk Fin de nuit für Klavier<br />

und Orchester, mit dem sich Boesmans im Juni 2017<br />

während der Proben zu Pinocchio in Aix-en-Provence<br />

zu beschäftigen begann, um es in den letzten Augusttagen<br />

des Jahrs 2018 zu vollenden. Es ist David Kadouch<br />

und dem Orchestre Philharmonique Royal von Lüttich<br />

gewidmet, das es in Auftrag gab, und besteht aus zwei<br />

Teilen. Der erste, „Dernier rêve“, wird nur vom Orchester<br />

bestritten und gründet auf einer aufsteigenden großen<br />

Terz, treibt sein Spiel mit Ruhepausen, langsamem Tempo<br />

und einem (fast) Nichts an Klang; es ist die Beschreibung<br />

eines leichten Schlafs zwischen zwei Träumen bei<br />

Tagesanbruch, und die chromatischen Beben, das feine<br />

Erscheinen und Verschwinden von Klängen erinnern<br />

zuweilen an die von Angst geprägten Passagen der<br />

Vögel in der neunten Szene von Pinocchio. Im zweiten<br />

Teil, „Envols“, kehrt mit dem Motiv der absteigenden<br />

– und diesmal kleinen – Terz, die die Figur des Pinocchio<br />

charakterisiert, der Schalk zurück, und in einem<br />

wie ein Wirbelwind anmutenden Scherzo werden die<br />

virtuosen Ausbrüche und die brillanten Kadenzen des<br />

Klaviers mit den empathischen oder antagonistischen<br />

Echos des Orchesters vermengt. Ab und an scheint in<br />

einem dieser Kontextwechsel, die für die Tonsprache<br />

von Boesmans charakteristisch sind, eine Reminiszenz<br />

aus dem ersten Teil auf – setzt der Schlummer wieder<br />

ein? Als ob es sich um eine „orchestrale Oper“ handelte,<br />

entspinnt sich in Fin de nuit eine Handlung: Der Schläfer<br />

tollt mit seiner Psyche herum. Cécile Auzolle<br />

Philippe Boesmans<br />

Fin de nuit pour piano et orchestre<br />

Uraufführung: 28.2.2018 Lüttich, David Kadouch<br />

(Klavier), Orchestre Philharmonique Royal de<br />

Liège, Leitung: Gergely Madaras<br />

Verlag: Édition Henry Lemoine, Vertrieb: Bärenreiter<br />

· Alkor<br />

Im Jahr 2018, ein Jahrhundert nach Ende des Ersten<br />

Weltkriegs und der Oktoberrevolution, führte das Konzerttheater<br />

Bern Die Formel auf, ein anspruchsvolles,<br />

interdisziplinäres Werk für Sänger, Schauspieler und<br />

Orchester mit Musik von Torsten Rasch. Das 120-minütige<br />

Werk nach einem Text von Doris Reckewell nimmt<br />

Berns wichtige Rolle als neutrale Durchgangsstation<br />

auf und konstruiert ein Treffen von sieben der wichtigsten<br />

kulturellen Figuren des 20. Jahrhunderts: Der<br />

revolutionäre Verbannte Lenin mit seiner Frau, die<br />

emanzipierte Sozialpädagogin Nadeshda Krupskaja;<br />

der noch unbekannte Physiker Albert Einstein und<br />

seine Frau Mileva Marić, der Künstler Paul Klee und<br />

seine Frau, die Pianistin Lily und der junge, entwurzelte<br />

Dichter Robert Walser. Jonathan Stockhammer<br />

dirigierte die Camerata Bern und das Vokalensemble<br />

ardent in einer Inszenierung von Gerd Heinz.<br />

Raschs sparsame und stimmungsvolle Partitur – die<br />

markante Rollen für Zymbal und Akkordeon neben<br />

Streichern und Schlagwerk bietet – setzt neben einem<br />

vollendet geschriebenen Solistenquartett etliche imposante<br />

Chöre ein, die das Werk akzentuieren. Reckewells<br />

dramatisches Konzept ist gleichermaßen fesselnd<br />

und vielschichtig und bricht den erzählerischen Fluss<br />

mit „Zeitfenstern“ und Traumszenen. An einer Stelle<br />

schaut das Drama mithilfe eines Kinderchores, der ein<br />

japanisches Kinderlied singt, auf die Hiroshima-Katastrophe<br />

voraus.<br />

Der einzigartige, expressive Aufbau seiner Musik –<br />

seine Gewandtheit, seine Sicherheit im größten Maßstab<br />

und seine frappierende Fähigkeit, eine lebendige<br />

und persönliche Klangwelt um die Geister anderer zu<br />

spinnen – macht Rasch zu einem geborenen Bühnenkomponisten.<br />

2007 arbeitete er zusammen mit der<br />

Schauspielerin Katharina Thalbach ein Theaterstück<br />

ihres verstorbenen Partners, des ostdeutschen, regimekritischen<br />

Schriftstellers Thomas Brasch, in seine erste<br />

Oper Rotter um. Ein zweites Musiktheaterwerk wurde<br />

von der English National Opera in Auftrag gegeben<br />

und 2010 in einem leerstehenden Bürogebäude in den<br />

Londoner Docklands uraufgeführt. Dabei vereinten sich<br />

Raschs Kräfte mit denen der radikalen Theatertruppe<br />

Punchdrunk für eine eindringliche Adaptierung von<br />

John Websters The Duchess of Malfi. Die Oper Chemnitz<br />

präsentierte 2013 eine Neuinszenierung. Aktuelle<br />

Projekte sind Werke für den RIAS Kammerchor und die<br />

Semperoper in Dresden.<br />

Faber Music<br />

Pressestimmen<br />

„Raschs spröder und zugleich affektbetonter Klangteppich<br />

gibt der Sprache eine fast schmerzhafte klangkörperliche<br />

Präsenz und jene emotionale Dimension, die<br />

dem bloßen Sprechen dieser Figuren verwehrt bleibt.<br />

Berühmtheiten im Wartestand. Torsten Raschs Oper „Die Formel“ in Bern<br />

(Foto: Philipp Zinniker)<br />

Und die fantastisch miteinander verwobenen Worte<br />

werden von der Musik nicht nur begleitet und untermalt,<br />

sondern in einer Klangwolke von Dissonanzen<br />

förmlich zerpflückt. Dieses ,Mysterienspiel‘ um Ideen,<br />

Erkenntnis, Realität und Verlogenheit des Systemdenkens<br />

ist ein Gesamtkunstwerk im besten Sinne …“<br />

Cornelie Ueding, Deutschlandradio Kultur, 4.3.2018<br />

„Die von Torsten Rasch komponierte Musik bettet das<br />

Werk in dissonante und düstere Klänge ein. Wie die<br />

Figuren wabern sie suchend umher, bleiben oft im<br />

Ungefähren. Hin und wieder tauchen wie Geistesblitze<br />

bekannte Motive auf, erinnern etwa entfernt an Tango,<br />

um gleich wieder im Klangrausch zu verschwinden.<br />

,Die Formel‘ ist in Bern also in guter Form: als kurzweiliges<br />

Musiktheater mit starken Bildern, das – dank der<br />

vielen gesprochenen Passagen – auch für jene geeignet<br />

ist, die modernen Opernklängen bisher nicht viel abgewinnen<br />

konnten.“<br />

Maria Künzli, Berner Zeitung, 5.3.2018<br />

Torsten Rasch<br />

Die Formel. Text: Doris Reckewell<br />

Uraufführung: 2.3.2018, Bern Stadttheater, Camerata<br />

Bern, Leitung: Jonathan Stockhammer,<br />

Vokalensemble ardent, Inszenierung: Gerd Heinz<br />

Besetzung: Mileva (Sopran), Nadezhda (Sopran),<br />

Lilly (Mezzosopran), Walser (Bariton) – Chor,<br />

Kinderchor<br />

Orchester: Schlg (3), Cymbalon (= Schlg 3) – Akk<br />

– Str<br />

Verlag: Faber Music, Vertrieb: Bärenreiter · Alkor<br />

]<br />

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[t]akte<br />

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Nachrichten<br />

Neue Bücher<br />

Auf Basis der Neuen Mozart-Ausgabe hat der Bärenreiter-Verlag<br />

ein neues Aufführungsmaterial zu Wolfgang Amadeus Mozarts<br />

Chören und Zwischenaktmusiken zum heroischen Drama Thamos,<br />

König in Ägypten KV 345 erstellt. Es umfasst neu gesetzte Orchesterstimmen<br />

sowie einen neu arrangierten und gesetzten Klavierauszug,<br />

der auch sämtliche Dialoge enthält. Der Klavierauszug<br />

(BA 4505-90) bietet zudem im Anhang u. a. ein Arrangement des<br />

ersten Satzes der Sinfonie in Es KV 184, von dem man annimmt,<br />

dass er zu Mozarts Zeiten als Ouvertüre vorgesehen war. Das<br />

neue Aufführungsmaterial fand erstmals bei der Aufführung des<br />

Projekts „T.H.A.M.O.S.“ in der spektakulären Inszenierung von<br />

Carlus Padrissa und La Fura dels Baus Verwendung, die am<br />

24. Januar 20<strong>19</strong> bei der Mozartwoche Salzburg Premiere hatte<br />

(Salzburger Bachchor, Camerata Salzburg, Musikalische Leitung:<br />

Alondra de la Parra, Foto: Mozarteum/Matthias Baus).<br />

Der Händel-Preis 20<strong>19</strong> der Stadt Halle wird der Heidelberger<br />

Musikwissenschaftlerin Silke Leopold verliehen.<br />

Mit der Auszeichnung werden ihre herausragenden<br />

Verdienste um die Erforschung<br />

von Händels Musik gewürdigt, heißt es in<br />

der Begründung der Jury: „Im Rahmen ihrer<br />

bahnbrechenden Studien zur Barockmusik<br />

im europaweiten Maßstab“ habe sich<br />

Leopold intensiv mit den Oratorien und<br />

den Opern Händels auseinandergesetzt.<br />

Der Preis wird im Rahmen der jährlichen<br />

Händel-Festspiele Anfang Juni 20<strong>19</strong> von der<br />

Stiftung Händel-Haus vergeben.<br />

Bei Bärenreiter hat Silke Leopold, die am 30. November<br />

70 Jahre alt wird, zahlreiche Publikationen als Autorin<br />

oder Herausgeberin veröffentlicht. Von zentraler<br />

Bedeutung für alle, die sich beruflich oder privat mit<br />

Barockoper beschäftigen, ist ihr 2009 erschienenes<br />

Buch Händel. Die Opern.<br />

Der Georg-Philipp-Telemann-Preis der Landeshauptstadt<br />

Magdeburg 20<strong>19</strong> wurde an<br />

den Göttinger Musikwissenschaftler Klaus<br />

Hofmann verliehen. Magdeburg würdigt<br />

mit der Auszeichnung das umfangreiche<br />

und besondere Engagement Hofmanns<br />

bei der wissenschaftlichen Erschließung<br />

und Aufarbeitung der Werke Georg Philipp<br />

Telemanns. Über ein halbes Jahrhundert<br />

hinweg hat Hofmann mehr als einhundert<br />

Kompositionen Telemanns herausgegeben,<br />

darunter 2009 in der Telemann-Auswahlausgabe<br />

den Band mit den Essercizii musici. Außerdem ist bei<br />

Bärenreiter seine Werkeinführung zu Bachs Motetten<br />

erschienen.<br />

MGG Online, die digitale Enzyklopädie der zweiten<br />

Ausgabe der Musikenzyklopädie Die Musik in Geschichte<br />

und Gegenwart, mit revidierten und neuen<br />

Inhalten, ist jetzt auch für<br />

Privatkunden erhältlich.<br />

Die im November 2016<br />

geöffnete dynamische<br />

Online-Datenbank, die<br />

ständig aktualisiert und<br />

erweitert wird sowie über<br />

hochmoderne Such- und<br />

Browse-Funktionen, eine<br />

integrierte Übersetzungsfunktion<br />

und sortierbare Werkverzeichnisse u. v. m.<br />

verfügt, kann von Einzelpersonen zum Preis von<br />

jährlich US $ <strong>19</strong>5 (ggf. zzgl. MwSt.) abonniert werden. –<br />

www.mgg-online.com<br />

Es gibt zahlreiche Versuche, Mozarts c-Moll-Messe<br />

KV 427 zu vervollständigen. Die jüngste wird am<br />

14. und 15. April 20<strong>19</strong> in der Hamburger Elbphilharmonie<br />

mit dem Chorwerk Ruhr und dem Philharmonischen<br />

Staatsorchester Hamburg unter Leitung von<br />

Kent Nagano erstmals aufgeführt (Lydia Teuscher,<br />

Sopran; Marie-Sophie Pollak, Sopran; Julian Prégardien,<br />

Tenor; Dominik Köninger, Bass). Erarbeitet hat die<br />

Rekonstruktion Ulrich Leisinger, der anerkannte Mozart-Experte<br />

und Direktor der Forschungsabteilung der<br />

Internationalen Stiftung Mozarteum in Salzburg. Seine<br />

Ausgabe, die bei Bärenreiter erscheinen wird, nähert<br />

sich den Quellen weitestmöglich an und berücksichtigt<br />

gleichzeitig die Bedürfnisse der Praxis. Weitere Informationen<br />

s. [t]akte 2/2018 und www.takte-online.de.<br />

<strong>19</strong>97 erschien bei Bärenreiter mit der IX. Symphonie die<br />

erste Beethoven-Ausgabe von Jonathan Del Mar. Wie<br />

alle folgenden Editionen der Symphonien, Konzerte,<br />

Streichquartette und Klaviersonaten wurde sie schnell<br />

zu einem großen Erfolg. Nun ist die Partitur der Neunten<br />

mit unverändertem Notentext und einem neuem Vorwort<br />

von Barry Cooper in einem leinengebundenen<br />

Band erschienen (BA 9009-01, € 149,–).<br />

Antonio Vivaldis zwölf Konzerte op. 4, bekannt unter<br />

dem Namen La Stravaganza, sind, herausgegeben von<br />

Bettina Schwemer, in einer zweibändigen Ausgabe<br />

bei Bärenreiter erschienen (BA 7566 und 7567, Partitur,<br />

Klavierauszug, Stimmen). Sie ist nicht nur die erste<br />

wissenschaftlich-kritische, sondern auch die einzige<br />

erhältliche vollständige Edition.<br />

Der Bärenreiter-Verlag hat in der Kategorie „International<br />

Ambassador of Czech Music“ einen der „Classic<br />

Prague Awards 2018“ erhalten. Diese Preise sind die<br />

höchsten Auszeichnungen im Bereich der klassischen<br />

Musik in der Tschechischen Republik. Mit ihnen werden<br />

internationale Persönlichkeiten oder Institutionen<br />

für ihre engagierte und nachhaltige Förderung tschechischer<br />

Musik ausgezeichnet. Der Preis wurde am<br />

<strong>19</strong>. Januar 20<strong>19</strong> bei einem feierlichen Festakt im Smetana-Saal<br />

in Prag verliehen. Für den Bärenreiter-Verlag<br />

haben ihn Clemens Scheuch aus der Geschäftsführung<br />

und Eva Velická aus der Leitung von Bärenreiter Praha<br />

entgegengenommen (Foto oben, © Pavla Hartmanová,<br />

Classic Prague Awards). Bärenreiter hat diese renommierte<br />

Auszeichnung für sein Engagement für die<br />

große tschechische Musiktradition erhalten. Werke<br />

aller wichtigen tschechischen Komponisten, darunter<br />

Antonín Dvořák, Bedřich Smetana, Leoš Janáček, Josef<br />

Suk und Bohuslav Martinů, sind dort erschienen.<br />

Rybář / Der Fischer von Bedřich Smetana (1869) diente<br />

als Musik zu einem lebenden Bild nach dem Gedicht<br />

Johann Wolfgang Goethes. Das fünf Minuten dauernde<br />

Stück für Harmonium, Harfe und Streicher erinnert<br />

an Richard Wagners Das Rheingold oder an Smetanas<br />

Moldau. Die in Bärenreiter Praha neu gesetzte Partitur<br />

und die Stimmen nach der kritischen Ausgabe aus dem<br />

Jahr <strong>19</strong>51 sind nun als Leihmaterial (OM 122) erhältlich.<br />

Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 9 d-Moll op.<br />

125. Faksimile der autographen Partitur in der Staatsbibliothek<br />

zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, dem<br />

Beethoven-Haus Bonn und der Bibliothèque nationale<br />

de France. Bärenreiter-Verlag 20<strong>19</strong>. BVK 2471. € 798,–.<br />

Limitierte Auflage.<br />

„Die Neunte“: Kein anderes Werk des klassisch-romantischen<br />

Repertoires wird von einem solchen<br />

Mythos umwoben wie Beethovens Sinfonie mit der<br />

Vertonung von Schillers „Ode an die Freude“ im letzten<br />

Satz. Mit seiner neunten Sinfonie stieß Beethoven in<br />

neue Dimensionen vor. In einem überaus aufwendig<br />

ausgestatteten Faksimile aller 433 Seiten hat der Bärenreiter-Verlag<br />

die Reproduktion der Handschrift, die aus<br />

mehreren Lagen unterschiedlichen Formats besteht,<br />

herausgebracht. Detailgenauigkeit und Farbechtheit<br />

sind verblüffend und gewähren tiefe Einblicke in den<br />

Kompositionsprozess. Der wertvolle Band im großen<br />

Format wird durch eine historische Einordnung des<br />

Werks (Lewis Lockwood), durch Hinweise zur Handschrift<br />

(Jonathan Del Mar) und zu seiner Geschichte<br />

(Martina Rebmann) ergänzt.<br />

Uwe Schweikert: Erfahrungsraum Oper. Porträts und<br />

Perspektiven. Bärenreiter-Verlag / J.B. Metzler 2018.<br />

364 Seiten. € 28,99.<br />

Uwe Schweikerts Essays zur Oper spannen einen weiten<br />

Bogen: Sie reichen vom Barock bis in die Moderne,<br />

sie richten ihren Blick auf bekannte wie weniger bekannte<br />

Komponisten und sie fragen nach ihrem Kunstkonzept,<br />

ihrer geschichtlichen Stellung und Wirkung.<br />

Neben breiter angelegten Porträts u. a. zu Rameau,<br />

Donizetti, Chabrier, Rimski-Korsakow, Puccini, Janáček,<br />

Berg und Poulenc stehen Werkbetrachtungen, die die<br />

Stücke vor allem unter musikalisch-dramaturgischen<br />

Aspekten erschließen. Zentrale Werke der Operngeschichte<br />

von Gluck, Mozart, Donizetti, Wagner, Strauss<br />

und Berg sind hier ebenso vertreten wie Wiederentdeckungen<br />

von Haydn oder Auber.<br />

Alexander Mayr: Voce faringea. Eine Kunst der Belcanto-<br />

Tenöre. Geschichte – Physiologie und Akustik – Übungen.<br />

Bärenreiter-Verlag 2018. BVK 2468. <strong>19</strong>5 Seiten.<br />

€ 29,95.<br />

Eine spezielle, auf dem Falsettregister aufbauende Gesangstechnik,<br />

die „Voce faringea“, ermöglichte es den<br />

Belcanto-Tenören, ihren Stimmumfang in den hohen<br />

Lagen beträchtlich zu erweitern und äußerst kunstfertig<br />

Spitzentöne mit einem tenoralen, virilen Timbre<br />

hervorzubringen. Alexander Mayr erläutert historische<br />

Stimmregistertheorien und Ausbildungsstrategien<br />

für die „Voce faringea“ sowie ihre physiologisch-akustischen<br />

Charakteristika. Außerdem bietet der Band<br />

praktische Übungen, um diese Gesangstechnik Schritt<br />

für Schritt zu erlernen.<br />

]<br />

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[t]akte<br />

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Festspielsommer 20<strong>19</strong><br />

Bad Orb, Opernakademie<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Die Hochzeit des Figaro<br />

Musikal. Leitung: Michael Millard,<br />

Inszenierung: Eric Biegel<br />

ab 8. August 20<strong>19</strong><br />

Internationale Gluck-Festspiele<br />

Christoph Willibald Gluck:<br />

Antigono (konz.)<br />

Händel Festspielorchester Halle,<br />

Leitung: Michael Hofstetter<br />

Bayreuth, Markgräfliches Opernhaus<br />

6. Juli 20<strong>19</strong><br />

Berliner Festspiele<br />

Hector Berlioz: Benvenuto Cellini<br />

(konz.)<br />

Monteverdi Choir & Orchestra<br />

Leitung: Sir John Eliot Gardiner<br />

29. August 20<strong>19</strong><br />

Festival Berlioz (La Côte-Saint-<br />

André)<br />

Hector Berlioz: Orphée (konz.)<br />

Orchestre d‘Auvergne<br />

Leitung: Robert Fores Veses<br />

22. August 20<strong>19</strong><br />

Drottningholm, Opera Festival<br />

Georg Friedrich Händel:<br />

Ariodante<br />

The Drottningholm Theatre<br />

Orchestra, Musikal. Leitung: Ian<br />

Page, Inszenierung: Nicola Raab<br />

ab 3. August 20<strong>19</strong><br />

Garsington Opera (Wormsley)<br />

Bedřich Smetana:<br />

Die verkaufte Braut<br />

Philharmonia Orchestra, Musikal.<br />

Leitung: Jac van Stehen,<br />

Inszenierung: Paul Curran<br />

ab 29. Mai 20<strong>19</strong><br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Don Giovanni<br />

Musikal. Leitung: Douglas Boyd,<br />

Inszenierung: Michael Boyd<br />

ab 30. Mai 20<strong>19</strong><br />

Genf, Opéra de Chambre<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Così fan tutte<br />

Musikal. Leitung: Franco Trinca,<br />

Inszenierung: N. N.<br />

ab 9. Juli 20<strong>19</strong><br />

Glyndebourne Festival<br />

Hector Berlioz:<br />

La damnation de Faust<br />

London Philharmonic Orchestra,<br />

Musikal. Leitung: Robin Ticciati,<br />

Inszenierung: Richard Jones<br />

ab 18. Mai 20<strong>19</strong><br />

Gioachino Rossini:<br />

Il barbiere di Siviglia<br />

London Philharmonic Orchestra<br />

Musikal. Leitung: Rafael Payare<br />

Inszenierung: Annabel Arden<br />

ab <strong>19</strong>. Mai 20<strong>19</strong><br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Die Zauberflöte<br />

Orchestra of the Age of Enlightenment,<br />

Musikal. Leitung: Antonello<br />

Manacorda, Inszenierung:<br />

Barbe et Doucet<br />

ab 18. Juli 20<strong>19</strong><br />

Georg Friedrich Händel: Rinaldo<br />

Orchestra of the Age of Enlightenment,<br />

Musikal. Leitung:<br />

Maxim Emelyanychev, Inszenierung:<br />

Robert Carsen<br />

ab 8. August 20<strong>19</strong><br />

Internationale Händel-Festspiele<br />

Göttingen<br />

Georg Friedrich Händel: Saul<br />

NDR Chor, Festspielorchester<br />

Göttingen<br />

Leitung: Laurence Cummings<br />

18. Mai 20<strong>19</strong><br />

Georg Friedrich Händel: Rodrigo<br />

FestspielOrchester Göttingen,<br />

Musikal. Leitung: Laurence<br />

Cummings, Inszenierung: Walter<br />

Sutcliffe, ab <strong>19</strong>. Mai 20<strong>19</strong><br />

Grange Park Festival<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Le nozze di Figaro<br />

The Academy of Ancient Music,<br />

Musikal. Leitung: Richard Egarr,<br />

Inszenierung: Martin Lloyd-<br />

Evans<br />

ab 6. Juni 20<strong>19</strong><br />

Händel-Festspiele Halle<br />

Georg Friedrich Händel:<br />

Julius Caesar<br />

Händelfestspielorchester Halle,<br />

Musikal. Leitung: Michael<br />

Hofstetter, Inszenierung: Peter<br />

Konwitschny<br />

ab 31. Mai 20<strong>19</strong> (Oper Halle)<br />

Georg Friedrich Händel: Il Pastor<br />

fido (Erstaufführung nach der<br />

Hallischen Händel-Ausgabe)<br />

Lautten Compagney, Musikal.<br />

Leitung: Martyna Pastuszka &<br />

Marcin Świątkiewicz, Inszenierung:<br />

Daniel Pfluger<br />

1. und 2. Juni 20<strong>19</strong> (Bad Lauchstädt)<br />

Georg Friedrich Händel: Berenice<br />

Händelfestspielorchester Halle,<br />

Musikal. Leitung: Jörg Halubek,<br />

Inszenierung: Jochen Biganzoli<br />

5. und 8. Juni 20<strong>19</strong> (Oper Halle)<br />

Georg Friedrich Händel: Susanna<br />

MDR Rundfunkchor, Kammerorchester<br />

Basel<br />

Leitung: Paul McCreesh<br />

14. Juni 20<strong>19</strong><br />

Innsbruck, Festwochen<br />

Georg Friedrich Händel: Ottone<br />

Barockensemble:Jung, Musikal.<br />

Leitung: Fabrizio Ventura, Inszenierung:<br />

Anna Magdalena Fitzi<br />

ab 18. August 20<strong>19</strong><br />

Händel mit Selfie: „Berenice“ bei den Festspielen in Halle 2018, Wiederaufnahme am 5. und 8. Juni 20<strong>19</strong>(Foto: Anna Kolata)<br />

Oper Klosterneuburg<br />

Jacques Offenbach:<br />

Les contes d’Hoffmann<br />

Beethoven Philharmonie, Musikal.<br />

Leitung: Christoph Campestrini,<br />

Inszenierung: François de<br />

Carpentries<br />

ab 6. Juli 20<strong>19</strong><br />

Läckö Slott Operafest (Schweden)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Le nozze di Figaro<br />

Musikal. Leitung: Simon Phipps,<br />

Inszenierung: Anne Barslev<br />

ab 13. Juli 20<strong>19</strong><br />

Lucerne Festival<br />

Dieter Ammann: glut;<br />

George Benjamin: At first Light;<br />

Palimpsest<br />

Orchester der Lucerne Festival<br />

Academy, Leitung: George<br />

Benjamin<br />

1. September 20<strong>19</strong><br />

Rudolf Kelterborn: Duett für<br />

Oboe und Englischhorn<br />

Heinz Holliger (Englischhorn),<br />

Marie-Lise Schüpbach (Oboe)<br />

7. September 20<strong>19</strong><br />

Münchner Opernfestspiele<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Le nozze di Figaro<br />

Musikal. Leitung: Constantinos<br />

Carydis, Inszenierung: Christof Loy<br />

5. und 7. Juli 20<strong>19</strong><br />

Christoph Willibald Gluck:<br />

Alceste<br />

Musikal. Leitung: Antonello Manacorda,<br />

Inszenierung: Sidi Larbi<br />

Cherkaoui<br />

18. Juli 20<strong>19</strong><br />

Georg Friedrich Händel:<br />

Agrippina<br />

Musikal. Leitung: Ivor Bolton<br />

Inszenierung: Barrie Kosky<br />

ab 23. Juli 20<strong>19</strong><br />

Umberto Giordano:<br />

Andrea Chénier<br />

Musikal. Leitung: Asher Fish,<br />

Inszenierung: Philipp Stölzl<br />

21. und 25. Juli 20<strong>19</strong><br />

Salzburger Festspiele<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Idomeneo<br />

Freiburger Barockorchester, Musikal.<br />

Leitung: Teodor Currentzis,<br />

Inszenierung: Peter Sellars<br />

ab 27. Juli 20<strong>19</strong><br />

Georg Friedrich Händel: Alcina<br />

Les Musiciens du Prince – Monaco,<br />

Musikal. Leitung: Gianluca<br />

Capuano, Inszenierung: Damiano<br />

Michieletto<br />

ab 7. Juni 20<strong>19</strong><br />

Francesco Cilea:<br />

Adriana Lecouvreur (konz.)<br />

Mozarteumorchester Salzburg,<br />

Musikal. Leitung: Marco Armiliato<br />

ab 27. Juli 20<strong>19</strong><br />

Santa Fe Opera<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Così fan tutte<br />

Musikal. Leitung: Harry Bicket,<br />

Inszenierung: R. B. Schlather<br />

ab 13. Juli 20<strong>19</strong><br />

Savonlinna Opera Festival<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Die Entführung aus dem Serail<br />

Musikal. Leitung: Kalle Kuusava,<br />

Inszenierung: Katariina Lahti<br />

ab 22. Juli 20<strong>19</strong><br />

St. Margarethen, Oper im Steinbruch<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Die Zauberflöte<br />

Orchester der Budapester<br />

Philharmonischen Gesellschaft,<br />

Musikal. Leitung: Karsten Januschke,<br />

Inszenierung: Cornelius<br />

Obonya<br />

ab 10. Juli 20<strong>19</strong><br />

Thiré (Festival Dans les Jardins<br />

de William Christie)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

La finta giardiniera (konz.)<br />

Les Arts florissants, Musikal.<br />

Leitung: William Christie<br />

ab 22. August 20<strong>19</strong><br />

„Andrea Chénier“ bei den Münchner Opernfestspielen 2017, damals mit Jonas Kaufmann<br />

und Anja Harteros, Wiederaufnahme am 21. und 25. Juli 20<strong>19</strong> (Foto: Wilfried<br />

Hösl)<br />

Internationale Maifestspiele<br />

Wiesbaden<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Idomeneo<br />

Musikal. Leitung: Konrad Junghänel,<br />

Inszenierung: Uwe Eric<br />

Laufenberg<br />

30. April, 4. Mai 20<strong>19</strong><br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

La clemenza di Tito<br />

Musikal. Leitung: Konrad Junghänel,<br />

Inszenierung: Uwe Eric<br />

Laufenberg<br />

1. und 5. Mai 20<strong>19</strong><br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Don Giovanni<br />

Musikal. Leitung: Konrad Junghänel,<br />

Inszenierung: Nicolas<br />

Brieger<br />

2. Mai 20<strong>19</strong><br />

Wildberg Classic Open<br />

Christoph Willibald Gluck:<br />

Orfeo und Euridike<br />

Musikal. Leitung: Andreas Kramer,<br />

Inszenierung: N. N.<br />

<strong>19</strong>. und 20. Juli 20<strong>19</strong><br />

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1I20<strong>19</strong><br />

Neue Aufnahmen<br />

Termine (Auswahl)<br />

April 20<strong>19</strong><br />

April 20<strong>19</strong> April 20<strong>19</strong><br />

April 20<strong>19</strong><br />

Audio<br />

Georg Philipp Telemann<br />

Michaelis-Oratorium<br />

Kölner Akademie, Leitung:<br />

Michael Alexander Willens<br />

cpo<br />

Jean-Philippe Rameau<br />

Les Indes galantes<br />

Orfeo Orchestra, Leitung: György<br />

Vashegyi<br />

Glossa<br />

Georg Friedrich Händel<br />

Rinaldo<br />

Lautten Compagney, Leitung:<br />

Wolfgang Katschner<br />

Arthaus<br />

Ludwig van Beethoven<br />

Egmont<br />

Beethoven Orchester Bonn,<br />

Leitung: Dirk Kaftan<br />

MDG<br />

Gioachino Rossini<br />

Maometto II<br />

Virtuosi Brunenses, Leitung:<br />

Antonio Fogliani<br />

Naxos<br />

Hector Berlioz<br />

Harold en Italie<br />

Lawrence Power (Viola), Bergen<br />

Philharmonic Orchestra,<br />

Leitung: Andrew Manze<br />

Hyperion<br />

Anton Bruckner<br />

Symphonie Nr. 3<br />

Musikkollegium Winterthur,<br />

Leitung: Thomas Zehetmair<br />

MDG<br />

Anton Bruckner<br />

Symphonie Nr. 4<br />

Mozarteum Orchester Salzburg,<br />

Ivor Bolton<br />

Oehms<br />

Anton Bruckner<br />

Symphonie Nr. 9<br />

Symphonieorchester des<br />

Bayerischen Rundfunks,<br />

Leitung: Mariss Jansons<br />

BRKlassik<br />

Vitězslava Kaprálová<br />

Concertino für Violine,<br />

Klarinette und Orchester;<br />

Bohuslav Martinů<br />

Konzert für Violine, Klavier und<br />

Orchester<br />

Thomas Albertus Irnberger<br />

(Violine), Reinhard Wieser (Klarinette),<br />

Michael Korstick (Klavier),<br />

Georgisches Kammerorchester,<br />

Wiener Concert-Verein,<br />

Leitung: Martin Sieghart, Doron<br />

Salomon<br />

Gramola<br />

Philipp Maintz<br />

hängende gärten; tríptico<br />

vertical<br />

Marisol Montalvo (Sopran),<br />

Deutsches Symphonie-Orchester<br />

Berlin, Münchner Philharmoniker,<br />

Leitung: Christoph Eschenbach<br />

Neos<br />

Audiovisuell<br />

Georg Friedrich Händel<br />

Agrippina<br />

Theater an der Wien, Balthasar<br />

Neumann Ensemble, Musikal.<br />

Leitung: Thomas Hengelbrock,<br />

Inszenierung: Robert Carsen<br />

Naxos<br />

Georg Friedrich Händel<br />

Arminio<br />

Badisches Staatstheater Karlsruhe,<br />

Armonia Atenea, Musikal.<br />

Leitung: George Petrou, Inszenierung:<br />

May Emanuel Cencic<br />

Unitel<br />

Vincenzo Bellini<br />

Norma<br />

Royal Opera House, D Antonio<br />

Pappano R Alex Ollé<br />

Opus Arte (DVD + BluRay)<br />

Emmanuel Chabrier<br />

L‘Étoile<br />

De Nationale Opera Amsterdam,<br />

Musikal. Leitung: Patrick Fournillier,<br />

Inszenierung: Laurent Pelly<br />

Naxos<br />

1.4.20<strong>19</strong> Lissabon (Teatro Nacional<br />

de São Carlos, Premiere)<br />

Emmanuel Chabrier: L‘Étoile<br />

Musikal. Leitung: Joao Paulo Santos,<br />

Inszenierung: James Bonas<br />

2.4.20<strong>19</strong> Innsbruck (Tiroler Landeskonservatorium,<br />

Premiere)<br />

Joseph Haydn:<br />

Il mondo della luna<br />

Musikal. Leitung: Dorian Keilhack,<br />

Inszenierung:Angelica<br />

Ladurner<br />

3.4.20<strong>19</strong> Paris (TCE)<br />

Georg Friedrich Händel: Semele<br />

The English Concert, Leitung:<br />

Harry Bicket<br />

(auch 5.4. London, 7.4. Gateshead,<br />

10.4. Dartmouth, 12.4.<br />

Ann Arbour, 14.4. New York,<br />

16.4.20<strong>19</strong> Philadelphia)<br />

4.4.20<strong>19</strong> Meiningen (Staatstheater)<br />

Dieter Ammann: glut<br />

Meininger Hofkapelle, Leitung:<br />

Philippe Bach<br />

4.4.20<strong>19</strong> Toronto (Ed Mirvish<br />

Theatre, Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Idomeneo<br />

Musikal. Leitung: David Fallis,<br />

Inszenierung: Daniel Taylor<br />

4.4.20<strong>19</strong> Zürich (Tonhalle Maag)<br />

Matthias Pintscher: Mar‘eh<br />

Leila Josefowicz (Violine),<br />

Tonhalle Orchester, Leitung:<br />

Matthias Pintscher<br />

6.4.20<strong>19</strong> Dresden (Sächsische<br />

Staatsoper, Premiere)<br />

Jean-Philippe Rameau: Platée<br />

Musikal. Leitung: Paul Agnew,<br />

Inszenierung: Rolando Villazón<br />

7.4.20<strong>19</strong> Chur (Theater)<br />

Dieter Ammann:<br />

unbalanced instability<br />

Kammerphilharmonie Graubünden,<br />

Leitung: Philippe Bach<br />

7.4.20<strong>19</strong> Hamburg (Premiere)<br />

George Benjamin:<br />

Lessons in Love and Violence<br />

Musikal. Leitung: Kent Nagano,<br />

Inszenierung: Katie Mitchell<br />

8.4.20<strong>19</strong> Paris (Philharmonie,<br />

Premiere)<br />

Georg Friedrich Händel:<br />

Semele<br />

Monteverdi Choir & Orchestra,<br />

Musikal. Leitung: Sir John<br />

Eliot Gardiner, Inszenierung:<br />

Thomas Guthrie<br />

(auch 24.4. Barcelona, 2.5. London,<br />

6.5. Mailand, 8.5.20<strong>19</strong> Rom)<br />

10.4.20<strong>19</strong> Neustrelitz<br />

Andreas N. Tarkmann:<br />

Die drei kleinen Schweinchen<br />

Neubrandenburger Philharmonie,<br />

Leitung: N. N., Sprecher:<br />

Alexander Mildner<br />

11.4.20<strong>19</strong> Paris (Opéra National,<br />

Premiere)<br />

Georges Bizet: Carmen<br />

Musikal. Leitung: Lorenzo Viotti,<br />

Inszenierung: Calixto Bieito<br />

11.4.20<strong>19</strong> Paris (Athénée Théâtre<br />

Louis-Jouvet, Premiere)<br />

George Benjamin:<br />

Into the little hill<br />

Ensemble Carachanbel, Musikal.<br />

Leitung: Alphonse Chemin,<br />

Inszenierung: Jacques Osinski<br />

11.4.20<strong>19</strong> Zwickau<br />

Bernd Alois Zimmermann:<br />

Giostra Genovese<br />

Orchester des Theaters<br />

Plauen-Zwickau, Leitung: Leo<br />

Siberski<br />

(auch 12.4.20<strong>19</strong> Plauen, Vogtland-Theater)<br />

12.4.20<strong>19</strong> Haarlem (Oosterkerk)<br />

Bohuslav Martinů:<br />

Rhapsody-Concerto<br />

Symfonie Orkest Haarlem,<br />

Leitung: Nicholas Devons<br />

12./14.4.20<strong>19</strong> Omaha (Nebraska)<br />

Charles Gounod: Faust<br />

(Szenische Erstaufführung der<br />

Dialogfassung)<br />

Musikal. Leitung: Steven<br />

White, Inszenierung: Lileana<br />

Blain-Cruz<br />

13.4.20<strong>19</strong> Berlin (Konzerthaus)<br />

Charlotte Seither: Kammersinfonie<br />

„objet diaphane“<br />

Landesjugendensemble Neue<br />

Musik Berlin, Leitung: Jobst<br />

Liebrecht<br />

13.4.20<strong>19</strong> Bonn (BaseCamp)<br />

Miroslav Srnka:<br />

Eighteen Agents<br />

Beethoven Orchester Bonn,<br />

Leitung: Dirk Kaftan<br />

13.4.20<strong>19</strong> Wien (Volksoper,<br />

Premiere)<br />

Thomas Adès: Powder her face<br />

Musikal. Leitung: Lorenz C.<br />

Aichner, Inszenierung: Martin<br />

G. Berger<br />

14./17.4.20<strong>19</strong> Salzburg, Osterfestspiele<br />

(Große Universitätsaula)<br />

–> Philipp Maintz: Thérèse. Kammeroper<br />

nach Emile Zola, Marisol<br />

Montalvo, Otto Katzameier,<br />

Renate Behle, Tim Severloh, Mitglieder<br />

des Philharmonischen<br />

Staatsorchesters Hamburg,<br />

Musikalische Leitung: Nicolas<br />

André, Inszenierung: Georges<br />

Delnon, Bühne/Kostüme: Marie-Thérèse<br />

Jossen<br />

14.4.20<strong>19</strong> Wien (Theater an der<br />

Wien, Premiere)<br />

Georg Friedrich Händel:<br />

Orlando<br />

Musikal. Leitung: Giovanni<br />

Antonini, Inszenierung: Claus<br />

Guth<br />

14./15.4.20<strong>19</strong> Hamburg (Elbphilharmonie)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Missa c-Moll (Erstaufführung<br />

der Neuausgabe)<br />

Solisten, ChorWerk Ruhr, Philharmonisches<br />

Staatsorchester<br />

Hamburg, Leitung: Kent<br />

Nagano<br />

14.4.20<strong>19</strong> Wuppertal (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Le nozze di Figaro<br />

Musikal. Leitung: Julia Jones,<br />

Inszenierung: Joe-Hill Gibbins<br />

16.4.20<strong>19</strong> Buenos Aires (Festival<br />

Nueva Ópera)<br />

Beat Furrer: Begehren<br />

Cantando Admont, Musikal.<br />

Leitung: Juan Miceli, Inszenierung:<br />

Emilio Basaldúa<br />

16.4.20<strong>19</strong> Winston-Salem, NC<br />

(Premiere)<br />

Georg Friedrich Händel:<br />

Rodelinda<br />

Musikal. Leitung: Steven<br />

Stubbs, Inszenierung: Steven<br />

LaCosse<br />

18.4.20<strong>19</strong> Halle (Franckesche<br />

Stiftungen)<br />

Georg Friedrich Händel:<br />

La Resurrezione<br />

Händelfestspielorchester Halle,<br />

Leitung: Bernhard Forck<br />

18.4.20<strong>19</strong> Palermo (Teatro Massimo,<br />

Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Idomeneo<br />

Musikal. Leitung: Daniel<br />

Cohen, Inszenierung: Pier Luigi<br />

Pizzi<br />

<strong>19</strong>./28.4.20<strong>19</strong> Rheinsberg<br />

(Osterfestspiele)<br />

Joseph Haydn: L‘isola disabitata<br />

Musikal. Leitung: Wolfgang<br />

Katschner, Inszenierung: Lisa<br />

Stumpfögger<br />

20.4.20<strong>19</strong> Hildesheim (Premiere)<br />

Benjamin Britten:<br />

Death in Venice<br />

Musikal. Leitung: Achim Falkenhausen,<br />

Inszenierung: Felix<br />

Seiler<br />

25.4.20<strong>19</strong> Straßburg (Palais de la<br />

Musique et des Congrès)<br />

Hector Berlioz: La damnation<br />

de Faust<br />

Orchestre Philharmonique<br />

de Strasbourg, Leitung: John<br />

Nelson<br />

25./26.4.20<strong>19</strong> Leipzig (Gewandhaus)<br />

Thomas Adès: Konzert für<br />

Klavier und Orchester (Europäische<br />

Erstaufführung)<br />

Kirill Gerstein (Klavier), Gewandhausorchester,<br />

Leitung:<br />

Thomas Adès<br />

32 [t]akte 1I20<strong>19</strong> [t]akte 1I20<strong>19</strong> 33


[t]akte<br />

1I20<strong>19</strong><br />

Termine (Auswahl)<br />

April 20<strong>19</strong> Mai 20<strong>19</strong> Mai 20<strong>19</strong><br />

Mai 20<strong>19</strong><br />

Mai 20<strong>19</strong><br />

Mai / Juni 20<strong>19</strong> Juni 20<strong>19</strong><br />

Juni 20<strong>19</strong><br />

26.4.20<strong>19</strong> São Paulo (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

La clemenza di Tito<br />

Musikal. Leitung: Luiz Fernando<br />

Malheiro, Inszenierung:<br />

Malu Gurgel<br />

26./28.4.20<strong>19</strong> Salzburg<br />

(Mozarteum)<br />

Franz Schubert/Alexander<br />

Schmalcz: Ausgewählte Lieder<br />

Matthias Goerne (Bariton),<br />

Camerata Salzburg, Leitung:<br />

Gregory Ahss<br />

(auch 29.4. Madrid, Teatro Real,<br />

5.5.20<strong>19</strong> Wien, Konzerthaus)<br />

27./28.4.20<strong>19</strong> Cincinnati<br />

Matthias Pintscher:<br />

un despertar<br />

Alisa Weilerstein (Violoncello),<br />

Cincinnati Symphony Orchestra,<br />

Leitung: Matthias Pintscher<br />

27.4.20<strong>19</strong> Bielefeld (Premiere)<br />

Johann Sebastian Bach:<br />

Amadis de Gaule<br />

Musikal. Leitung: Merijn van<br />

Driesten, Inszenierung: Maximilian<br />

von Mayenburg<br />

28.4.20<strong>19</strong> Stuttgart (Premiere)<br />

Christoph Willibald Gluck:<br />

Iphigénie en Tauride<br />

Musikal. Leitung: Stefano Montanari,<br />

Inszenierung: Krzysztof<br />

Warlikowski<br />

28.4.20<strong>19</strong> Göttingen (Theater)<br />

Andreas N. Tarkmann:<br />

Jack und die Bohnenranke<br />

Karsten Zinser (Sprecher), Göttinger<br />

Symphonieorchester,<br />

Leitung: Gábor Hontvári<br />

30.4.20<strong>19</strong> Wiesbaden (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Idomeneo<br />

Musikal. Leitung: Konrad Junghändel,<br />

Inszenierung: Uwe Eric<br />

Laufenberg<br />

30.4.20<strong>19</strong> Lille (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Die Zauberflöte<br />

Musikal. Leitung: Eivind<br />

Gullberg Jensen, Inszenierung:<br />

Romeo Castellucci<br />

1.5.20<strong>19</strong> Wiesbaden (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

La clemenza di Tito<br />

Musikal. Leitung: Konrad Junghändel,<br />

Inszenierung: Uwe Eric<br />

Laufenberg<br />

2.5.20<strong>19</strong> Kassel (Ballhaus)<br />

Franz Schubert: Rosamunde,<br />

Fürstin von Zypern<br />

Staatsorchester Kassel, Leitung:<br />

Francesco Angelico<br />

4.5.20<strong>19</strong> Osnabrück (Premiere)<br />

Georg Friedrich Händel:<br />

Orlando<br />

Musikal. Leitung: Daniel Inbal,<br />

Inszenierung: Felix Schrödinger<br />

4.5.20<strong>19</strong> Oldenburg (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

La clemenza di Tito<br />

Musikal. Leitung: Hendrik Vestmann,<br />

Inszenierung: Laurence<br />

Dale<br />

5.5.20<strong>19</strong> Bonn (Brückenforum)<br />

Andreas N. Tarkmann:<br />

Na warte, sagte Schwarte<br />

Janina Burgmer (Sprecherin),<br />

Beethoven Orchester Bonn,<br />

Leitung: Daniel Mayr<br />

5.5.20<strong>19</strong> Basel (Pantheon)<br />

Rudolf Kelterborn: Musica<br />

luminosa per orchestra<br />

Basel Sinfonietta, Leitung:<br />

Baldur Brönnimann<br />

6./7.5.20<strong>19</strong> Hamburg (Elbphilh.)<br />

Beat Furrer: spazio immergente<br />

III (Uraufführung)<br />

ensemble resonanz, Leitung:<br />

Peter Rundel<br />

7.5.20<strong>19</strong> Clermont-Ferrand<br />

(Premiere)<br />

Christoph Willibald Gluck:<br />

Orphée et Euridice<br />

Musikal. Leitung: Patrice<br />

Couineau, Inszenierung: Pierre<br />

Thirion-Vallet<br />

9./10.5.20<strong>19</strong> Zürich (Tonhalle Maag)<br />

Matthias Pintscher: Idyll<br />

(Schweizer Erstaufführung)<br />

Tonhalle-Orchester Zürich,<br />

Leitung: Tomáš Netopil<br />

9.5.20<strong>19</strong> Ulm (Premiere)<br />

George Benjamin:<br />

Written on skin<br />

Musikal. Leitung: Timo Handschuh,<br />

Inszenierung: Kay Metzger<br />

9./10.5.20<strong>19</strong> Nîmes<br />

Bernd Alois Zimmermann:<br />

Musique pour les soupers du<br />

Roi Ubu<br />

Tanzkompanie Mouvoir,<br />

Orchestre Les Siècles, Musikal.<br />

Leitung Benjamin Schwartz,<br />

Choreographie: Stephanie<br />

Thiersch<br />

11.5.20<strong>19</strong> Zürich (Tonhalle Maag)<br />

Matthias Pintscher: Bereshit<br />

Ensemble Intercontemporain,<br />

Leitung: Matthias Pintscher<br />

11.5.20<strong>19</strong> Buenos Aires (Teatro<br />

Colón)<br />

Beat Furrer: antichesis, XENOS III<br />

Tambor Fantasma (Schlagzeug)<br />

und Ensemble, Leitung:<br />

Mariano Moruja<br />

12.5.20<strong>19</strong> Jena (Volkshaus)<br />

Andreas N. Tarkmann:<br />

Zwerg Nase<br />

Jenaer Philharmonie, Leitung:<br />

Ekhart Wycik<br />

12.5.20<strong>19</strong> Frankfurt (Premiere)<br />

Georg Friedrich Händel:<br />

Rodelinda<br />

Musikal. Leitung: Andrea Marcon,<br />

Inszenierung: Claus Guth<br />

14.5.20<strong>19</strong> Lyon (Premiere)<br />

George Benjamin:<br />

Lessons in Love and Violence<br />

Musikal. Leitung: Alexandre<br />

Bloch, Inszenierung: Katie<br />

Mitchell<br />

15.5.20<strong>19</strong> Liège (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

La clemenza di Tito<br />

Musikal. Leitung: Thomas<br />

Rösner, Inszenierung: Cécile<br />

Roussat<br />

15.5.20<strong>19</strong> Beijing (Premiere)<br />

Georges Bizet:<br />

Les Pêcheurs de perles<br />

Musikal. Leitung: Donato<br />

Renzetti, Inszenierung: Wim<br />

Wenders<br />

16.5.20<strong>19</strong> Mailand (Teatro alla<br />

Scala, Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Idomeneo<br />

Musikal. Leitung: Christoph<br />

von Dohnányi, Inszenierung:<br />

Matthias Hartmann<br />

17.5.20<strong>19</strong> Wexford (Irish National<br />

Opera, Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Die Zauberflöte<br />

Musikal. Leitung: Peter Whelan,<br />

Inszenierung: Caroline<br />

Staunton<br />

18.5.20<strong>19</strong> Hamburg (Elbphilharmonie)<br />

Philipp Maintz: Thérèse<br />

(Deutsche Erstaufführung)<br />

Musikal. Leitung: Nicolas<br />

André, Inszenierung: Georges<br />

Delnon<br />

18.5.20<strong>19</strong> Münster (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Die Entführung aus dem Serail<br />

Musikal. Leitung: Stefan<br />

Veselka, Inszenierung: Philipp<br />

Kochheim<br />

18.5.20<strong>19</strong> Darmstadt (Premiere)<br />

Georg Friedrich Händel:<br />

Orlando<br />

Musikal. Leitung: Rubén Dubrovsky,<br />

Inszenierung: Karsten<br />

Wiegand<br />

<strong>19</strong>.5.20<strong>19</strong> Sailauf (St. Vitus)<br />

Thomas Daniel Schlee:<br />

Sicut ros Hermon<br />

Martin M. Patzlaff (Orgel)<br />

<strong>19</strong>.5.20<strong>19</strong> Zürich (Premiere)<br />

Jean-Philippe Rameau:<br />

Hippolyte et Aricie<br />

Musikal. Leitung: Emmanuelle<br />

Haim, Inszenierung: Jetske<br />

Mijnssen<br />

23.5.20<strong>19</strong> Hannover (NDR)<br />

Georg Friedrich Händel:<br />

Samson<br />

Norddeutscher Figuralchor,<br />

NDR Radiophilharmonie,<br />

Leitung: Nicholas McGegan<br />

24.5.20<strong>19</strong> Meiningen (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Die Entführung aus dem Serail<br />

Musikal. Leitung: Aris Alexander<br />

Blettenberg, Inszenierung:<br />

Roman Hovenbitzer<br />

24./26.5.20<strong>19</strong> Singapur (The Arts<br />

House)<br />

Georg Friedrich Händel: Orest<br />

Musikal. Leitung: Ng Tian Hui,<br />

Inszenierung: By Tan Shou Chen<br />

25.5.20<strong>19</strong> Dessau (Premiere)<br />

Antonín Dvořák: Die Teufelskäthe<br />

Musikal. Leitung: Elisa Gogou,<br />

Inszenierung: Jakob Peters-<br />

Messer<br />

26.5.20<strong>19</strong> München (Staatsoper,<br />

Premiere)<br />

Christoph Willibald Gluck:<br />

Alceste<br />

Musikal. Leitung: Antonello<br />

Manacorda, Inszenierung: Sidi<br />

Labi Cherkaoui<br />

26.5.20<strong>19</strong> Jena (Volkshaus)<br />

–> Andrea Lorenzo Scartazzini:<br />

Epitaph für Orchester (Uraufführung)<br />

Jenaer Philharmonie, Leitung:<br />

Simon Gaudenz<br />

27.5.20<strong>19</strong> Wien (Kammeroper,<br />

Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

La finta giardiniera<br />

Musikal. Leitung: Niels Muus,<br />

Inszenierung: Eva-Maria<br />

Melbye<br />

28.5/1.6..20<strong>19</strong> Meiningen<br />

Andreas N. Tarkmann:<br />

König Karotte<br />

Meininger Hofkapelle<br />

29.5.20<strong>19</strong> Prag (Rudolfinum,<br />

Prager Frühling)<br />

Miroslav Srnka:<br />

Overheating für Ensemble<br />

(Europ. Erstaufführung)<br />

Ensemble Intercontemporain,<br />

Leitung: Julien Leroy<br />

29./31.5.20<strong>19</strong> London (Southbank<br />

Centre, Queen Elizabeth Hall)<br />

Christoph Willibald Gluck:<br />

L‘atto d’Orfeo; Bauci e Filemone<br />

(Erstaufführung Neuausgabe)<br />

Classical Opera, Musikal. Leitung:<br />

Ian Page, Inszenierung:<br />

Nick Winston<br />

29.5./2.6.20<strong>19</strong> Heidelberg<br />

Andreas N. Tarkmann:<br />

Die drei kleinen Schweinchen<br />

Philharmonisches Orchester<br />

der Stadt Heidelberg<br />

31.5.20<strong>19</strong> Tel Aviv (The Israeli<br />

Opera, Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Così fan tutte<br />

Musikal. Leitung: Daniel<br />

Cohen, Inszenierung: Atom<br />

Egoyan<br />

31.5.20<strong>19</strong> Saarbrücken (Premiere)<br />

Charles Gounod: Faust<br />

Musikal. Leitung: Sébastien<br />

Rouland, Inszenierung: Vasili<br />

Barkhatov<br />

31.5.20<strong>19</strong> Zürich (Hochschule der<br />

Künste, Premiere)<br />

Antonio Salieri:<br />

Prima la musica e poi le parole<br />

Musikal. Leitung: Johannes<br />

Schlaefli, Inszenierung: Annette<br />

Uhlen<br />

2.6.20<strong>19</strong> Coburg (Premiere)<br />

Georges Bizet: Carmen<br />

Musikal. Leitung: Roland Kluttig,<br />

Inszenierung: Alexander<br />

Müller-Elmau<br />

2.6.20<strong>19</strong> Aachen (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Così fan tutte<br />

Musikal. Leitung: Justus<br />

Thorau, Inszenierung: Ute M.<br />

Engelhardt<br />

2.6.20<strong>19</strong> Lausanne (Premiere)<br />

Christoph Willibald Gluck:<br />

Orphée ed Eurydice<br />

Musikal. Leitung: Diego Fasolis,<br />

Inszenierung: Aurélien Bory<br />

6.6.20<strong>19</strong> Atlanta (Premiere)<br />

Ludwig van Beethoven: Fidelio<br />

Musikal. Leitung: Robert<br />

Spano, Inszenierung: James<br />

Alexander<br />

–> 6.6.20<strong>19</strong> Zwickau (Schumann-Fest)<br />

Charlotte Seither: sie, die<br />

spricht (Uraufführung)<br />

Philharmonie Zwickau, Leitung:<br />

Leo Siberski<br />

7./8.6.20<strong>19</strong> Milwaukee (Uihlein<br />

Hall)<br />

Matthias Pintscher:<br />

towards Osiris<br />

Milwaukee Symphony Orchestra,<br />

Leitung: Matthias Pintscher<br />

8.6.20<strong>19</strong> Dortmund (Orchesterzentrum<br />

NRW, Klangvokal)<br />

Georg Friedrich Händel:<br />

Agrippina (konz.)<br />

Les Talens Lyriques, Leitung:<br />

Christophe Rousset<br />

8.6.20<strong>19</strong> Bremerhaven (Premiere)<br />

Bohuslav Martinů: Mariechen<br />

von Nimwegen<br />

Musikal. Leitung: Ektoras<br />

Tartanis, Inszenierung: Ulrich<br />

Mokrusch<br />

9.6.20<strong>19</strong> Kiel (Premiere)<br />

Claudio Monteverdi:<br />

L’incoronazione di Poppea<br />

Musikal. Leitung: Alessandro<br />

Quarta, Inszenierung: Serena<br />

Sinigaglia<br />

9.6.20<strong>19</strong> Heilbronn (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

La finta giardiniera<br />

Musikal. Leitung: Case Scaglione,<br />

Inszenierung: Axel Vornam<br />

11.6.20<strong>19</strong> Genf (Studio Ernest-<br />

Ansermet)<br />

Jean Barraqué: Concerto<br />

Ensemble Contrechamps,<br />

Leitung: Emilio Pomàrico<br />

12.6.20<strong>19</strong> St. Etienne (Premiere)<br />

Georges Bizet: Carmen<br />

Musikal. Leitung: Alain<br />

Guingal, Inszenierung: Nicola<br />

Berloffa<br />

13.6.20<strong>19</strong> Hannover (NDR)<br />

Bohuslav Martinů: Konzert<br />

Nr. 2 für Violine und Orchester<br />

Frank Peter Zimmermann (Violine),<br />

NDR Radiophilharmonie,<br />

Leitung: Andrew Manze<br />

14.6.20<strong>19</strong> Bratislava (Premiere)<br />

Jacques Offenbach:<br />

Les contes d‘Hoffmann<br />

Musikal. Leitung: Rastislav<br />

Stúr, Inszenierung: Andriy<br />

Zholdak<br />

15.6.20<strong>19</strong> Innsbruck (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Don Giovanni<br />

Musikal. Leitung: Lukas Beikircher,<br />

Inszenierung: Kurt Josef<br />

Schildknecht<br />

15.6.20<strong>19</strong> Leipzig (Premiere)<br />

Bedřich Smetana:<br />

Die verkaufte Braut<br />

Musikal. Leitung: Christoph<br />

Gedschold, Christian von Götz<br />

16.6.20<strong>19</strong> Metz (Premiere)<br />

Georges Bizet: Carmen<br />

Musikal. Leitung: José Miguel<br />

Pérez-Sierra, Inszenierung:<br />

Paul-Émile Fourny<br />

16.6.20<strong>19</strong> Dortmund (Premiere)<br />

Oliver Knussen:<br />

Where the wild things are<br />

Musikal. Leitung: Philipp Armbruster,<br />

Inszenierung: Philipp<br />

Westerbarkei<br />

22.6.20<strong>19</strong> Paris (Le Centquatre)<br />

Matthias Pintscher:<br />

Verzeichnete Spur<br />

Ensemble Intercontemporain,<br />

Leitung: Matthias Pintscher<br />

22.6.20<strong>19</strong> Paris (TCE Premiere)<br />

Christoph Willibald Gluck:<br />

Iphigénie en Tauride<br />

Musikal. Leitung: Thomas Hengelbrock,<br />

Inszenierung: Robert<br />

Carsen<br />

34 [t]akte 1I20<strong>19</strong> [t]akte 1I20<strong>19</strong> 35


[t]akte<br />

Juni / Juli 20<strong>19</strong> Juli 20<strong>19</strong><br />

Juli / August 20<strong>19</strong><br />

August / September 20<strong>19</strong><br />

28./29.6.20<strong>19</strong> Tokyo (Kusunoki<br />

Hall)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Die Entführung aus dem Serail<br />

(konz.)<br />

Bach Collegium Japan, Leitung:<br />

Masato Suzuki<br />

6.7.20<strong>19</strong> Mailand (Teatro alla<br />

Scala, Premiere)<br />

Antonio Salieri:<br />

Prima la musica e poi le parole<br />

Musikal. Leitung: Adam<br />

Fischer, Inszenierung: Nicola<br />

Raab<br />

<strong>19</strong>.7.20<strong>19</strong> London (Royal Opera<br />

House, Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Le nozze di figaro<br />

Musikal. Leitung: Sir John Eliot<br />

Gardiner, Inszenierung: David<br />

McVicar<br />

23.8.20<strong>19</strong> Weimar (Kunstfest)<br />

–> Charlotte Seither: Neues Werk<br />

für Flöte und Live-Elektronik<br />

(Uraufführung)<br />

Elizaveta Birjukova (Flöte),<br />

Robert Rendlich (Tonmeister),<br />

Leitung: Franz-Martin Olbrich<br />

29./30.6.20<strong>19</strong> Hamburg (Elbphilharmonie)<br />

Andreas N. Tarkmann:<br />

Jack und die Bohnenranke<br />

Symphoniker Hamburg,<br />

Leitung: Jason Weaver<br />

3.7.20<strong>19</strong> Nürnberg (ION)<br />

Philipp Maintz: septimus<br />

angelus (Uraufführung )<br />

Bernhard Buttmann (Orgel)<br />

5.7.20<strong>19</strong> München (musica viva)<br />

–> Miroslav Srnka: Neues Werk<br />

für Chor, Klarinette und<br />

Ensemble (Uraufführung)<br />

Jörg Widman (Klarinette),<br />

BR-Chor und Mitglieder des<br />

BR-Symphonieorchesters,<br />

Leitung: Susanna Mälkki<br />

5.7.20<strong>19</strong> Ossiach (Carinthischer<br />

Sommer)<br />

Thomas Daniel Schlee:<br />

Choralvorspiele op. 18<br />

Emma Black (Oboe), Davide<br />

Mariano (Orgel)<br />

6.7.20<strong>19</strong> Sondershausen (Schloss,<br />

Premiere)<br />

Christoph Willibald Gluck:<br />

Orpheus und Eurydike<br />

Musikal. Leitung: Felix-Immanuel<br />

Achtner, Inszenierung:<br />

Daniel Klajner<br />

7./8./9.7.20<strong>19</strong> Dresden (Semperoper)<br />

Bohuslav Martinů: Konzert<br />

Nr. 2 für Violine und Orchester<br />

Frank Peter Zimmermann (Violine),<br />

Sächsische Staatskapelle,<br />

Leitung: Franz Welser Möst<br />

<strong>19</strong>.7.20<strong>19</strong> Santiago de Chile<br />

(Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Così fan tutte<br />

Musikal. Leitung: Attilio<br />

Cremonesi, Inszenierung: Pierre<br />

Constant<br />

22.7.20<strong>19</strong> Bratislava<br />

Ľubica Čekovská:<br />

Piano Concerto<br />

Miki Skuta (Klavier), Slovak<br />

Youth Orchestra, Leitung: Benjamin<br />

Bayl<br />

(auch 26.7. Prag, 28.7. Berlin)<br />

30.7.20<strong>19</strong> Baugé-en-Anjou (Opéra<br />

de Baugé, Premiere)<br />

Franz Schubert:<br />

Alfsonso und Estrella<br />

Musikal. Leitung: Bernadette<br />

Grimmet, Inszenierung:<br />

Alexander Ingram<br />

<strong>19</strong>.8.20<strong>19</strong> London<br />

–> Dieter Ammann: Klavierkonzert<br />

(Uraufführung)<br />

Andreas Haefliger (Klavier), BBC<br />

Symphony Orchestra, Leitung:<br />

Sakari Oramo<br />

22.8.20<strong>19</strong> Santander<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Messe in c-Moll<br />

Les Musiciens du Louvre, Leitung:<br />

Marc Minkowski<br />

24.8.20<strong>19</strong> Berlin (Kaiser-Wilhelm-<br />

Gedächtniskirche)<br />

Thomas Daniel Schlee: Sicut<br />

ros Hermon<br />

Martin M. Patzlaff (Orgel)<br />

2.9.20<strong>19</strong> London (Royal Albert Hall)<br />

Hector Berlioz: Benvenuto<br />

Cellini (konz.)<br />

Monteverdi Choir & Orchestra,<br />

Leitung: Sir John Eliot Gardiner<br />

(auch 8.9.20<strong>19</strong> Versailles)<br />

22.9.20<strong>19</strong> Bonn (Beethovenfest)<br />

Bernd Alois Zimmermann:<br />

Musique pour les soupers du<br />

Roi Ubu<br />

Tanzkompanie Mouvoir,<br />

Orchestre Les Siècles, Musikal.<br />

Leitung Benjamin Schwartz,<br />

Choreographie: Stephanie<br />

Thiersch<br />

Impressum<br />

[t]akte<br />

Das Bärenreiter-Magazin<br />

Redaktion:<br />

Johannes Mundry<br />

Bärenreiter-Verlag<br />

Heinrich-Schütz-Allee 35–37<br />

34131 Kassel · Deutschland<br />

Tel.: 0561 / 3105-154<br />

Fax: 0561 / 3105-310<br />

takte@baerenreiter.com<br />

Erscheinen: 2 x jährlich<br />

kostenlos<br />

Internet<br />

www.takte-online.com<br />

Graphik-Design:<br />

www.takeoff-ks.de<br />

Kontakt<br />

Bestellungen Leihmaterial:<br />

Bärenreiter · Alkor<br />

Alkor-Edition Kassel GmbH<br />

Heinrich-Schütz-Allee 35<br />

34131 Kassel · Deutschland<br />

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Fax: 0561 / 3 77 55<br />

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www.alkor-edition.com<br />

Promotion:<br />

Dr. Ulrich Etscheit<br />

Tel.: 0561 / 3105-290<br />

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etscheit.alkor@<br />

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Projektleitung Neue Musik:<br />

Dr. Marie Luise Maintz<br />

Tel.: 0561 / 3105-139<br />

Fax: 0561 / 3105-310<br />

maintz@baerenreiter.com<br />

Bärenreiter Praha<br />

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Perunova 1412/10<br />

130 00 Praha 3 · Tschechische<br />

Republik<br />

Tel.: 00420 274 001 925/928<br />

Fax: 00420 272 652 904<br />

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(SPA 51/26)<br />

36 [t]akte 1I20<strong>19</strong>

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