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[t]akte<br />
Das Bärenreiter-Magazin<br />
1I20<strong>19</strong><br />
Informationen für<br />
Bühne und Orchester<br />
Mörderische Liebe: „Thérèse“ von<br />
Philipp Maintz für Salzburg und Hamburg<br />
Schubert als Gradmesser: Christoph<br />
Prégardien im Interview<br />
Manfred Trojahn über sein Liedschaffen
[t]akte<br />
1I20<strong>19</strong><br />
5 6 8 10<br />
12 15 16 18<br />
DURÉE: 40´ environ<br />
Très rapide<br />
S O N A T E<br />
pour piano<br />
(<strong>19</strong>50 – <strong>19</strong>52)<br />
JEAN BARRAQUÉ<br />
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Moins rapide hésitant et souple<br />
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Lent (Tempo B)<br />
accelerando jusqu´à Très vif<br />
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Versöhnt: französischer und<br />
italienischer Stil<br />
Rameaus „Les Paladins“ oder<br />
die Mischung der Gattungen<br />
Die Uraufführung von<br />
Jean-Philippe Rameaus<br />
Comédie-Ballet „Les Paladins“<br />
war ein Misserfolg, von dem<br />
sich das Werk lange nicht<br />
erholte. Heute erscheint es<br />
uns als ein Juwel mit vielen<br />
Möglichkeiten zur Realisierung<br />
auf der Bühne.<br />
Meisterhafte Rollencharakterisierungen<br />
Händels „Giulio Cesare“ in der<br />
Hallischen Händel-Ausgabe<br />
Mit der neuen Edition von<br />
Georg Friedrich Händels<br />
beliebtester Oper „Giulio<br />
Cesare“ haben Bühnen nun die<br />
Möglichkeit, alle vier Fassungen<br />
nachzuvollziehen und die<br />
passendste auszuwählen.<br />
Schubert als Gradmesser<br />
Im Gespräch: Christoph<br />
Prégardien<br />
Der Sänger und Gesangsprofessor<br />
Christoph Prégardien<br />
fordert von allen einen wachen<br />
Blick, die Schuberts Lieder<br />
singen. Über den Komponisten<br />
und die Interpretation seiner<br />
Lieder hat er viel zu sagen.<br />
„Leidenschaftlicher Ausdruck<br />
und inneres Feuer“<br />
Vor 150 Jahren starb Hector<br />
Berlioz<br />
Im Gedenkjahr 20<strong>19</strong> wird viel<br />
über den Revolutionär Hector<br />
Berlioz geschrieben. Hier soll<br />
er selbst zu Wort kommen.<br />
Musiktheater und Zeitgenossenschaft<br />
Umberto Giordanos unbekanntes<br />
Opernschaffen<br />
„Andrea Chénier“ und gelegentlich<br />
auch „Fedora“ – mehr<br />
ist von Umberto Giordanos<br />
Opern heute kaum einmal zu<br />
sehen. Dabei bieten auch seine<br />
anderen Werke gute Chancen<br />
für Bühnenerfolge.<br />
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BA 11416<br />
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Serialismus<br />
3<br />
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im Urtext<br />
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Jean Barraqués „Sonate pour<br />
piano“<br />
5<br />
© 20<strong>19</strong> by Bärenreiter-Verlag, Kassel<br />
Als erstes Werk des Serialismus<br />
verbindet Jean Barraqués<br />
„Sonate pour piano“ das neue<br />
Idiom mit der Idee der großen<br />
Form. Die Edition von Heribert<br />
Henrich leistet Pionierarbeit.<br />
Erstmals wird hier ein Notentext<br />
serieller Musik quellenkritisch<br />
ediert und dem Interpreten<br />
zugänglich gemacht.<br />
3<br />
Mörderische Liebe<br />
Die Kammeroper „Thérèse“<br />
von Philipp Maintz und Otto<br />
Katzameier<br />
Bei den Osterfestspielen in<br />
Salzburg wird „Thérèse“ von<br />
Philipp Maintz auf ein Libretto<br />
von Otto Katzameier uraufgeführt.<br />
Eine vielschichtige<br />
Handlung und ihre Spiegelung<br />
in der Musik erwartet die<br />
Zuschauer.<br />
Kalkulation und Inspiration<br />
Manfred Trojahn über sein<br />
Liedschaffen<br />
Klavierlieder sind eine<br />
Konstante in Manfred Trojahns<br />
Œuvre. Im Interview gibt<br />
er seine Gedanken zum<br />
„Vertonen“ preis: „verändern,<br />
ohne zu beschädigen“.<br />
Oper<br />
Tragikomischer Despot<br />
Cavallis Oper „Il Xerse“ in<br />
neuer Edition 4<br />
Versöhnt: französischer und<br />
italienischer Stil<br />
Rameaus „Les Paladins“ oder<br />
die Mischung der Gattungen 5<br />
Meisterhafte Rollencharakterisierungen<br />
Händels „Giulio Cesare“ in der<br />
Hallischen Händel-Ausgabe 6<br />
Dramatik und Leidenschaft<br />
Christoph Willibald Glucks<br />
Oper „Antigono“ 7<br />
Musiktheater und Zeitgenossenschaft<br />
Umberto Giordanos unbekanntes<br />
Opernschaffen 12<br />
Porträt<br />
Schubert als Gradmesser<br />
Im Gespräch: Christoph<br />
Prégardien 8<br />
„Leidenschaftlicher Ausdruck<br />
und inneres Feuer“<br />
Vor 150 Jahren starb Hector<br />
Berlioz 10<br />
Orchester<br />
„magic-story“ pro piano<br />
Bohuslav Martinůs4. Klavierkonzert<br />
14<br />
Neue Musik<br />
Serialismus im Urtext<br />
Jean Barraqués „Sonate pour<br />
piano“ 15<br />
Mörderische Liebe<br />
Die Kammeroper „Thérèse“<br />
von Philipp Maintz und Otto<br />
Katzameier 16<br />
Kalkulation und Inspiration<br />
Manfred Trojahn über sein<br />
Liedschaffen 18<br />
Ľubica Čekovská – aktuell <strong>19</strong><br />
Rudolf Kelterborn – aktuell <strong>19</strong><br />
Thomas Daniel Schlee –<br />
aktuell <strong>19</strong><br />
Neue Musik<br />
Was ist Wahrheit?<br />
Miroslav Srnka geht einer<br />
großen Frage nach 20<br />
Entgrenzung und Apokalypse<br />
Beat Furrers neueste Komposition<br />
vor der Uraufführung in<br />
Hamburg 21<br />
Die Dichterin spricht<br />
Charlotte Seithers Orchesterwerk<br />
zum 200. Geburtstag von<br />
Clara Schumann 22<br />
Neue Musik<br />
Totenfeier<br />
Andrea Lorenzo Scartazzini<br />
trifft Gustav Mahler 23<br />
Matthias Pintscher – aktuell 23<br />
Spannung zwischen Individuum<br />
und Kollektiv<br />
Das Klavierkonzert von Dieter<br />
Ammann geht auf Weltreise 24<br />
Flüchtige Hoffnungen<br />
Neue Werke von Lucia Ronchetti,<br />
Salvatore Sciarrino und Luca<br />
Lombardi 25<br />
Neue Musik<br />
Ende der Nacht<br />
Der Komponist Philippe<br />
Boesmans und sein neues<br />
Klavierkonzert 26<br />
Robert Walser trifft Lenin<br />
Die Oper „Die Formel“ von<br />
Torsten Rasch wurde in Bern<br />
uraufgeführt 27<br />
Nachrichten / Publikationen /<br />
Termine<br />
Nachrichten 28<br />
Neue Bücher 29<br />
Festspielsommer 20<strong>19</strong> 30<br />
Neue Aufnahmen 32<br />
Termine<br />
April–September 20<strong>19</strong> 33<br />
Titelbild<br />
Beat Furrer, Violetter<br />
Schnee. Uraufführung<br />
Staatsoper Unter den Linden<br />
Berlin, 13. Januar 20<strong>19</strong><br />
(Foto: Monika Rittershaus)<br />
Übersetzungen<br />
S. 5: Annette Thein<br />
S. 25: Christine Anderson<br />
S. 26: Irene Weber-<br />
Froboese<br />
S. 27: Magdalena Kircheis<br />
2 [t]akte 1I20<strong>19</strong><br />
[t]akte 1I20<strong>19</strong> 3
[t]akte<br />
1I20<strong>19</strong><br />
Tragikomischer Despot<br />
Cavallis Oper „Il Xerse“ in neuer Edition<br />
Den Stoff kennt man von Händel, doch die Vertonung<br />
Francesco Cavallis, fast hundert Jahre zuvor,<br />
ist nicht minder wirkungsvoll.<br />
Versöhnt: französischer<br />
und italienischer Stil<br />
Rameaus „Les Paladins“ oder die Mischung<br />
der Gattungen<br />
Die Uraufführung von Jean-Philippe Rameaus<br />
Comédie-Ballet „Les Paladins“ war ein Misserfolg,<br />
von dem sich das Werk lange nicht erholte. Heute<br />
erscheint es uns als ein Juwel mit vielen Möglichkeiten<br />
zur Realisierung auf der Bühne.<br />
Il Xerse kennt man heutzutage hauptsächlich dank der<br />
Oper Georg Friedrich Händels, die der Hallenser im Jahr<br />
1738 schrieb. Jedoch ist Händels Oper in Wahrheit nichts<br />
anderes als das abschließende Kapitel in der Geschichte<br />
eines Sujets, das von Francesco Cavalli bereits fast ein<br />
Jahrhundert früher in Musik gesetzt worden war: Il<br />
Xerse, 1655 im Theater SS. Giovanni e Paolo in Venedig<br />
erstmals aufgeführt, war eine der erfolgreichsten<br />
Opern ihrer Zeit. Davon zeugen nicht nur die vielen bekannten<br />
Wiederaufführungen in ganz<br />
Italien, sondern auch die Tatsache,<br />
dass die Oper ausgewählt wurde, um<br />
in Paris anlässlich der Festlichkeiten<br />
der Hochzeit des französischen Königs<br />
Ludwigs XIV. mit der Prinzessin<br />
Maria Teresa von Spanien aufgeführt<br />
zu werden.<br />
Der Erfolg der Oper beruhte wesentlich<br />
auf dem Sujet, das der Textdichter<br />
Nicolò Minato dem siebten Buch der<br />
Historien des Herodot entnommen<br />
hatte, einem Werk aus dem 5. Jahrhundert<br />
v. Chr. Dort wird berichtet,<br />
wie der persische König Xerxes sich<br />
anschickt, mit seiner Armee n Europa<br />
einzufallen. Die Historien, die Minato<br />
übrigens aus einer Übersetzung von<br />
Matteo Maria Boiardo aus dem 15.<br />
Jahrhundert kannte, bilden aber nur<br />
den Rahmen des Dramas, das im Übrigen<br />
auf der Handlung einer mitreißenden Komödie des<br />
neapolitanischen Dramatikers Raffaele Tauro aus dem<br />
Jahre 1651 mit dem Titel L’ingelosite speranze beruht.<br />
Bei Tauros Lustspiel wiederum handelt es sich um eine<br />
italienische Fassung von Lo cierto por lo dudoso, einer<br />
spanischen Komödie von Lope de Vega aus dem Jahr<br />
1625, im goldenen Zeitalter des spanischen Dramas.<br />
So zählt denn auch die Komik mit gewagten Situationen<br />
und schließlich dem Umschlagen der Handlung<br />
zu den Stärken dieses Dramas. Das komische Element<br />
besteht im Wesentlichen aus den Bemühungen des<br />
launischen Xerxes, die schöne Vasallin Romilda für sich<br />
zu gewinnen, die allerdings mit dem Bruder des Königs,<br />
Arsamene, in treuer Liebe verbunden ist. Die Intrigen,<br />
die unvermeidlicherweise folgen, lösen in den Beteiligten<br />
eine reichhaltige Welt an Affekten aus, die von<br />
einer stilistisch äußerst vielfältigen Musik ausgemalt<br />
wird. Jede Figur, ob ernst oder komisch, entspricht niemals<br />
einem bloßen Stereotyp, sondern reagiert immer<br />
individuell mit einer psychologischen Komplexität auf<br />
die Ereignisse, die ganz menschlich und auch einem<br />
heutigen Publikum leicht zugänglich sind.<br />
Xerxes ist auch schon ohne dies eine äußerst theatralische<br />
Figur. Bereits in den literarischen Texten<br />
der frühen Neuzeit wurde dieser persische König als<br />
Der wahre Xerxes. Relief an seinem<br />
Palast in Persepolis (Foto: Jona<br />
Lednering, www.livius.org)<br />
Emblem für Überheblichkeit gesehen. Er ist ein König,<br />
der von einer unerhörten Wollust und Maßlosigkeit<br />
besessen ist, die – nach Herodot – dazu führt, dass<br />
die Götter ihn bestrafen, weil er danach trachtet, die<br />
Grenze zwischen menschlichen und göttlichen Werken<br />
zu überschreiten. Diese Maßlosigkeit des Titelhelden<br />
bildet auch den roten Faden in Minatos Drama, in dem<br />
sich alle Figuren bemühen, nicht dem Zorn des wankelmütigen<br />
Herrschers anheimzufallen. Jedoch ist es eben<br />
diese Maßlosigkeit, die auch das Scheitern von Xerxes<br />
Plänen bewirkt, denn der König fällt schlussendlich in<br />
eine von ihm selbst gestellte Falle und muss so zusehen,<br />
wie die von ihm geliebte Romilda ausgerechnet<br />
mit Arsamene, seinem eingeschworenen Rivalen,<br />
verheiratet wird. Die tiefe Enttäuschung, die diesem<br />
Ereignis folgt, erfüllt eine notwendige kathartische<br />
(wenn man so will, pädagogische) Funktion und zwingt<br />
den König schließlich dazu, eine Situation, die er nicht<br />
mehr beherrschen kann, zu akzeptieren. Dieser psychologische<br />
Umschwung kann auch von einem modernen<br />
Publikum leicht nachvollzogen werden.<br />
Die durch eine ansprechende Nebenhandlung<br />
verdichtete Haupthandlung wird von spektakulären<br />
Ereignissen gekrönt, die Minato seinen Quellen entnommen<br />
und dann mithilfe seines dramaturgischen<br />
Genies angereichert hat. So häufen sich denn Fälle von<br />
amouröser Rivalität, vermeintlichem Verrat, Verleumdungen,<br />
Verkleidungen, verhindertem Mord, Auftritten<br />
von Magiern, zerstörerischen Stürmen, Kriegsszenen<br />
und Momenten purer Komik. Aber um die Einzigartigkeit<br />
dieser Oper zu erkennen, reicht schon das Erlebnis<br />
ihrer ersten Szene, in der wir zusammen mit Xerxes an<br />
den Ufern des Hellespont weilen und die majestätische<br />
Platane bewundern, die er dann mit Gold behängen<br />
lässt und an die er einen der schönsten und berühmtesten<br />
Liebesgesänge richtet, die uns das siebzehnte<br />
Jahrhundert geschenkt hat – ein Gesang, der auch das<br />
Herz Händels berührte: „Ombra mai fu …“<br />
Sara Elisa Stangalino / Hendrik Schulze<br />
Francesco Cavalli<br />
Il Xerse. Dramma per musica von Nicolò Minato<br />
(Venedig, 1655). Hrsg. von Sara Elisa Stangalino<br />
(Libretto) und Hendrik Schulze (Musik). Francesco<br />
Cavalli: Opere.<br />
Rollen: Xerse, Amastre, Arsamene, Romilda, Adelanta,<br />
Periarco, Ariodate, Aristone, Clito, Eumene,<br />
Elviro, Sesostre, Scitalce, Soldat, Chor.<br />
Orchester: Streicher, Basso continuo<br />
Verlag: Bärenreiter. BA 8915, Aufführungsmaterial<br />
leihweise<br />
Jean-Philippe Rameaus Les Paladins wurden im Februar<br />
1760, als letztes Bühnenwerk Rameaus, an der Académie<br />
royale de musique in Paris aufgeführt. Trotz der<br />
günstigen Terminierung während des Karnevals brachte<br />
es das Werk nur auf ein gutes Dutzend Vorstellungen<br />
und wurde bis weit ins 20. Jahrhundert hinein nicht<br />
wieder aufgeführt. Doch heute ist uns angesichts der<br />
Fülle musikalischer Schätze und der stilistischen Neuerungen<br />
die eisige Aufnahme durch die Zeitgenossen<br />
unverständlich.<br />
Das Comédie-Ballet auf ein anonymes Libretto, das<br />
Pierre-Jacques Duplat de Monticourt zugeschrieben<br />
wird, basiert auf La Fontaines Fabel „Le Petit chien<br />
qui secoue de l’argent et des pierreries“. In einem romanhaften<br />
mittelalterlichen Venetien hintertreibt<br />
Anselme die Liebesgeschichten seines Mündels Argie.<br />
Kritisiert wurde das Libretto vor allem für seine Mischung<br />
tragischer und komischer Gattungselemente.<br />
Tatsächlich übertreibt der Librettist der Paladins, indem<br />
er Sequenzen extrem tragischen Ausdrucks (der<br />
Monolog der Argie, Höllenszene) direkt neben ganz<br />
volkstümlich-komische stellt (Verführungsszene<br />
Orcans); die sexuell uneindeutige Fee Manto brachte<br />
schließlich die für die Verhältnisse der Opéra de Paris<br />
zu kühne Oper zu Fall.<br />
Die Quellen bestätigen, dass die Oper bereits Mitte<br />
der 1750er Jahre komponiert wurde, und so ist es gewiss<br />
nicht falsch, Les Paladins als Rameaus musikalische<br />
Antwort auf die Debatte zu lesen, die in Paris im sogenannten<br />
Buffonistenstreit aufkam. Während dieser<br />
Auseinandersetzung hatte sich Rameau nicht zu Wort<br />
gemeldet (von seiner Antwort auf Rousseaus Lettre sur la<br />
musique française einmal abgesehen). Mit Les Paladins<br />
schlug Rameau ein neues Opernmodell vor. Bestimmte<br />
Elemente wie der Verzicht auf das Zauberische und das<br />
Mythologische überhaupt, die realistische Intrige bei<br />
komischer Behandlung gewisser dramatischer Situationen<br />
und auch die leichte Streicherorchestrierung<br />
erinnern an den italienischen Stil, während andere<br />
der französischen Tradition folgen, zum Beispiel die<br />
getanzten Divertissements, der tragische Monolog, die<br />
Vogelsangarie oder die Höllenszene. All diese verschiedenartigen<br />
Elemente kommen zusammen und bilden<br />
eine hybride Form, im Ton nahe der Opéra-comique, die<br />
weder ganz italienisch noch ganz französisch ist und<br />
so beide Lager hätte zufriedenstellen können.<br />
Im Unterschied zur traditionellen Struktur französischer<br />
Opernlibretti, deren Partien zumeist eher kurz<br />
sind, verlangt Les Paladins vier Hauptrollen ähnlichen<br />
Umfangs. Die besten Sänger des Opernensembles<br />
stellten sie damals dar, und in den Tänzen brillierten<br />
die bedeutendsten Tänzer des Opernballetts, all dies in<br />
üppiger Instrumentierung, die an die instrumentalen<br />
Kühnheiten der Boréades erinnert. Nachdem Rameau<br />
die Komposition bereits abgeschlossen hatte, bewog<br />
Wieder auf der Opernbühne: „Les Paladins“ am Staatstheater Oldenburg<br />
(Foto: Aurélie Remy)<br />
ihn die Nominierung neuer Hornisten im Orchester<br />
der Opéra dazu, über weite Strecken den Klang ihrer<br />
Instrumente stärker zur Geltung zu bringen.<br />
Im Verlauf der Aufführungen überarbeitete Rameau<br />
Les Paladins stark und reagierte damit auf die<br />
öffentliche Kritik. Die innerhalb der Opera omnia<br />
Rameau erscheinende kritische Erstausgabe bietet die<br />
Fassung letzter Hand vom Ende der Aufführungsserie<br />
im März 1760, ergänzt um etliche Anhänge, die es<br />
ermöglichen, die erste Fassung zu spielen, wie sie<br />
ursprünglich für die Aufführung bei Hofe vorgesehen<br />
war. Zu Lebzeiten Rameaus blieben Les Paladins<br />
unveröffentlicht, und auch in den bei Durand<br />
erschienenen Œuvres complètes war der Titel nicht<br />
enthalten. Somit handelt es sich hier um die erste<br />
Ausgabe, die zugleich wissenschaftlichen Kriterien<br />
genügt und die praktischen Bedürfnisse der Musiker<br />
erfüllt.<br />
Thomas Soury<br />
Jean-Philippe Rameau<br />
Les Paladins. Comédie-ballet en trois actes (RCT 51).<br />
Libretto von Pierre-Jacques Duplat de Monticourt.<br />
Hrsg. von Thomas Soury. Opera omnia Rameau<br />
OOR IV.28<br />
Erstaufführung nach der Edition: 16.2.2018 Oldenburg<br />
(Staatstheater), Musikalische Leitung: Alexis<br />
Kossenko, Inszenierung: François de Carpentries<br />
Besetzung: Argie (Sopran), Nérine (Sopran), Atis<br />
(Tenor), Manto, Fee (Tenor), Anselme (Bariton),<br />
Orcan (Bariton), Ein Paladin (Tenor) – Chor und<br />
Ballett<br />
Orchester: 2 (auch pte fl), 2, 2 Musettes, 0,2 – 2,0,0,0<br />
– Str – B. c. – Ballett<br />
Verlag: Société Jean-Philippe Rameau/Bärenreiter,<br />
BA 8870, Aufführungsmaterial leihweise<br />
]<br />
4 [t]akte 1I20<strong>19</strong><br />
[t]akte 1I20<strong>19</strong> 5
[t]akte<br />
1I20<strong>19</strong><br />
Meisterhafte Rollencharakterisierungen<br />
Händels „Giulio Cesare“ in der Hallischen<br />
Händel-Ausgabe<br />
Mit der neuen Edition von Georg Friedrich Händels<br />
beliebtester Oper „Giulio Cesare“ haben Bühnen<br />
nun die Möglichkeit, alle vier Fassungen nachzuvollziehen<br />
und die passendste auszuwählen.<br />
Dramatik<br />
und Leidenschaft<br />
Christoph Willibald Glucks Oper „Antigono“<br />
Für Rom schuf Gluck, „ein junger Mann von höchsten<br />
Fähigkeiten und feurigem Geist“, seine Oper<br />
„Antigono“. Im Juli kann man das mitreißende<br />
Bühnenstück in Bayreuth wieder hören.<br />
Giulio Cesare in Egitto ist seit hundert Jahren die mit<br />
Abstand meist aufgeführte Oper Händels. Diesen<br />
Erfolg verdankt sie zum Teil ihrem Stoff, einer der<br />
bekanntesten Liebesepisoden der Weltgeschichte,<br />
zum anderen den besonders günstigen Umständen<br />
während der Komposition: Das international konkurrenzfähige<br />
Ensemble des Londoner Operntheaters mit<br />
dem Alt-Kastraten Francesco Bernardi (genannt „Il<br />
Senesino“) an der Spitze war seit einem halben Jahr<br />
durch die berühmte Primadonna Francesca Cuzzoni<br />
komplettiert worden; das Theatergebäude wurde renoviert<br />
und zum ersten Mal hatte Händel viel Zeit, seine<br />
Rollenkonzepte zu entwerfen, reifen zu lassen und auch<br />
wieder zu verwerfen.<br />
Papierstudien haben gezeigt, dass Händel die Idee<br />
entwickelte, der Version der Uraufführung einen<br />
sichtbaren Vorrang gegenüber allen eventuell später<br />
notwendigen Änderungen einzuräumen, denn seine<br />
Direktions- und Archivpartitur ließ er auf Bögen<br />
größeren Formats aus einer anderen Papiermühle<br />
schreiben, von denen sich dann spätere Einfügungen<br />
auf den ersten Blick abheben sollten.<br />
Die neue Ausgabe von Giulio Cesare erlaubt es, jede<br />
der vier Fassungen Händels (von 1724, 1725, 1730 und<br />
1732) aufzuführen, davon zwei wahlweise mit den<br />
Sonderprogrammen von Benefizvorstellungen. Bemerkenswert<br />
ist dabei vor allem die Fassung von 1725, in<br />
der Händel die Hosenrolle des Sesto für den berühmten<br />
Tenor Francesco Borosini neu konzipierte. Sie erlaubt es<br />
aber auch, Händels Arbeitsweise bei der Erarbeitung<br />
seiner Rollenkonzepte zu studieren.<br />
Das Libretto lässt den römischen Diktator Cäsar in<br />
einem freundlichen Licht erscheinen. Er belehrt seinen<br />
Gegner, den ägyptischen Tyrannen Tolomeo, darüber,<br />
wie man mit seinen Gegnern umgehen sollte: Er versöhnt<br />
sich mit der Witwe und dem Sohn seines von<br />
Tolomeo ermordeten Feindes Pompeo, er ist großzügig<br />
und gerecht, zupackend, aber auch diplomatisch, nachdenklich,<br />
der Grenzen seiner Macht bewusst und empfänglich<br />
für Kunst und Natur. Jeder dieser Facetten<br />
seines Charakters ist wenigstens eine Arie gewidmet,<br />
seinem Philosophieren über die Hinfälligkeit der menschlichen<br />
Existenz ein begleitetes Rezitativ.<br />
Händels Autograph zeigt, wie dieses Charakterporträt<br />
in Text und Musik während der Arbeit an der Partitur<br />
entstand. Dafür zwei Beispiele: Eine ursprünglich<br />
für den ersten Akt geplante Arie wurde zunächst<br />
in den zweiten Akt verschoben, schließlich aber auch<br />
dort ersetzt. In beiden Fällen führte dies dazu, dass<br />
der Rollencharakter schärfer und nuancenreicher<br />
hervortrat: Cesares Vorsicht in einer Arie mit Hornsolo<br />
über das Verhalten von Jäger und Beute; sein<br />
Dialog mit der Natur in einem Zwiegespräch mit der<br />
Solo-Violine. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Händel<br />
dabei auf Wünsche des einflussreichen Haupt-<br />
darstellers Senesino einging. Beide Arien gehören zu<br />
den Juwelen der Oper.<br />
Die eigentliche Hauptfigur dieser Oper aber ist nicht<br />
der Titelheld, sondern Cleopatra. Bei ihr gelingt es<br />
Händel, durch Musik die Entwicklung eines Charakters<br />
zu gestalten. Damit setzt sich der Komponist über das<br />
Libretto hinweg und und bittet seinen Textdichter, zwei<br />
Arientexte auszutauschen und ein begleitetes Rezitativ<br />
zu verlängern: Cleopatra hatte ihre Schönheit und ihren<br />
Charme mit Erfolg dafür eingesetzt, Cesare verliebt zu<br />
machen und ihn auf diese Weise als Verbündeten im<br />
Kampf mit ihrem Bruder um die Macht in Ägypten zu<br />
gewinnen. Als sie ihn dadurch in höchste Gefahr bringt,<br />
wird ihr schlagartig deutlich, dass sie ihn liebt, dass er<br />
mehr als ein Werkzeug für sie ist,<br />
Der tragischen Situation, in der sie sich nun befindet,<br />
wird die kämpferische Arie, die Händel bereits<br />
komponiert hat, nicht mehr gerecht. Er bearbeitet sie<br />
für den rachedurstigen Sesto, dessen Vater Tolomeo<br />
hat ermorden lassen. Cleopatra erhält stattdessen eine<br />
große Arie des tragischen Typs, den Händel bis dahin<br />
Männern vorbehalten hatte. Doch diese Wendung hat<br />
Konsequenzen für die vorausgehenden Szenen: Um<br />
z. B. das Unvermittelte dieser Wendung zu betonen,<br />
vertonte Händel Cleopatras vorausgehende, an Venus<br />
gerichtete Bitte um Schönheit neu: weniger bescheiden,<br />
dafür voller Koketterie.<br />
Händels Fähigkeit, Arien für neue Zwecke und andere<br />
Personen zu bearbeiten, ist so meisterhaft, dass<br />
das Ergebnis nicht nur den Vorgaben durch die jeweils<br />
geplante Besetzung entspricht, sondern meist auch die<br />
Vorlage übertrifft. Zur Meisteroper aber wird Giulio<br />
Cesare durch das neue Rollenkonzept für Cleopatra.<br />
Hans Dieter Clausen<br />
Georg Friedrich Händel<br />
Giulio Cesare in Egitto. Opera in tre atti HWV 17.<br />
Hrsg. von Hans Dieter Clausen. Hallische Händel-<br />
Ausgabe Serie II/14<br />
Erstaufführung nach der Neuedition: 31.5.20<strong>19</strong> Halle<br />
(Oper Halle, Händel-Festspiele): Musikalische<br />
Leitung: Michael Hofstetter, Inszenierung: Peter<br />
Konwitschny<br />
Besetzung: Giulio Cesare (Alt), Curio (Bass), Cornelia<br />
(Alt), Sesto Pompeo (Sopran), Cleopatra (Sopran),<br />
Tolomeo (Alt), Achilla (Bass), Nireno (Alt),<br />
Chor: Soldati, Congiurati<br />
Orchester: Flauto dolce I, II, Fl, Ob I, II, Fag I, II, Hn<br />
I–IV, Pos, Vl I–III, Va, M. c. (Vc, Kb, Fago I, II, Cemb)<br />
– Bühnenmusik (II. Akt): Ob, Vl I, II, Vla, Viola da<br />
gamba, Hfe, Vc, Fag, Theorbe<br />
Verlag: Bärenreiter. BA 10720, Aufführungsmaterial<br />
leihweise<br />
Als Christoph Willibald Gluck 1755/56 die Oper Antigono<br />
komponierte und in Rom zur Uraufführung brachte,<br />
hatte er bereits hinreichend unter Beweis gestellt, dass<br />
er das Handwerk des Opernkomponisten souverän<br />
beherrschte – zuletzt 1752 in Neapel durch den Erfolg<br />
seiner Oper La clemenza di Tito, die weit über Neapel<br />
hinaus für Aufsehen sorgte und Gluck neue Perspektiven<br />
eröffnete. Dazu zählt ein Kompositionsauftrag<br />
für Rom, an dessen Zustandekommen gleich mehrere<br />
hochgestellte Persönlichkeiten beteiligt waren.<br />
In Rom und im ganzen Kirchenstaat galten für die<br />
Oper besondere aufführungspraktische Bedingungen.<br />
Da ein päpstlicher Erlass Frauen den Zutritt zur Bühne<br />
grundsätzlich untersagte, mussten bei Opernproduktionen<br />
auch die weiblichen Partien mit Kastraten<br />
besetzt werden, so auch bei Antigono: Das Ensemble<br />
der Uraufführung am 9. Februar 1756 bestand aus<br />
einem Tenor in der Titelpartie sowie vier Sopran- und<br />
einem Altkastraten. Die Premiere selbst war in Rom<br />
mit großer Spannung erwartet worden. Bewusst hatte<br />
die Impresa des Teatro Argentina mit Antigono ein beliebtes<br />
Drama Metastasios gewählt, das in dessen Geburtsstadt<br />
bislang noch nicht gespielt worden war. Mit<br />
der Vertonung beauftragte man Gluck, „einen jungen<br />
Mann von höchsten Fähigkeiten und feurigem Geist“,<br />
so der Impresario Carlo Mattei, der nach einer Serie von<br />
Misserfolgen unter großem Erwartungsdruck stand.<br />
Dass der erhoffte Sensationserfolg dennoch ausblieb,<br />
ist wohl vor allem auf die allgemeine Stimmungslage,<br />
die Leistungen eines insgesamt mittelmäßigen<br />
Sängerensembles und bühnentechnische Mängel<br />
zurückzuführen.<br />
Die Handlung der Oper folgt gängigen dramaturgischen<br />
Konventionen der metastasianischen Opera<br />
seria. Ein Stoff aus der antiken Geschichte – kriegerische<br />
Auseinandersetzungen zwischen Antigonos<br />
II. Gonatas und Alexander II. von Epirus im dritten<br />
Jahrhundert v. Chr. – bilden den Hintergrund eines<br />
komplizierten Handlungsgeflechts rund um ein junges<br />
Liebespaar nobler Abstammung. Die ägyptische<br />
Prinzessin Berenice, Verlobte des mazedonischen<br />
Königs Antigono, jedoch heftig umworben von dessen<br />
Widersacher Alessandro von Epirus, liebt heimlich<br />
Demetrio, den Sohn des Antigono, der diese Gefühle<br />
erwidert. Beide geraten in den Strudel politischer<br />
Verwicklungen, konkurrierender Machtinteressen<br />
und raffiniert gesponnener Intrigen, bevor ein für<br />
die Gattung obligatorisches Happy End die Liebenden<br />
schließlich zusammenführt.<br />
Glucks Musik besteht, wie durch die Textvorlage vorgegeben,<br />
fast ausschließlich aus Arien. Nur am Schluss<br />
des zweiten Aktes finden sich Demetrio und Berenice<br />
zu einem Duett zusammen, und im dritten Akt komponiert<br />
Gluck mit der „Scena di Berenice“ einen großen,<br />
konstrastreich gearbeiteten szenisch-musikalischen<br />
Komplex aus Accompagnato-Rezitativ (dem einzigen in<br />
der Oper), Arioso und einer abschließenden dramatisch<br />
durchgestalteten Arie.<br />
Wie viele andere Werke des kurzlebigen italienischen<br />
Opernbetriebs im 18. Jahrhundert verschwand<br />
auch Glucks Antigono nach wenigen Vorstellungen<br />
vom Spielplan und<br />
geriet dann in Vergessenheit.<br />
Dass manches<br />
Stück heute dennoch<br />
vertraut klingt, ist darauf<br />
zurückzuführen,<br />
dass Gluck rund ein<br />
Drittel der Nummern<br />
aus eigenen früheren<br />
Werken entlehnt und<br />
einige Stücke auch in<br />
spätere Kompositionen<br />
übernommen hat. Aus<br />
Demetrios Arie „Già<br />
che morir degg’io“ etwa<br />
wird sechs Jahre später<br />
Orfeos „Che puro Ciel“<br />
Giovanni Paolo Panini: Aufführung im Teatro<br />
Argentina in Rom 1747. Louvre Paris<br />
in Glucks erster „Reformoper“ Orfeo ed Euridice, während<br />
Berenices hochexpressive Arie „Perché, se tanti<br />
siete“ 1779 in Paris als Iphigénies Air „Je t’implore et je<br />
tremble“ in Iphigénie en Tauride erneut erklingen wird.<br />
Doch es sind nicht nur diese gleichsam zeitlosen musikalischen<br />
Glanzstücke, die Antigono auch für die zeitgenössische<br />
Opernbühne attraktiv machen. Vielmehr<br />
besticht das Werk insgesamt durch die mitreißende<br />
Gestaltung dramatischer Konflikte und Leidenschaften<br />
und die große stilistische Bandbreite bei den Arien, die<br />
von lyrisch-kantabel bis zu virtuos-hochdramatisch<br />
reicht – ein eindrucksvolles Panorama der facettenreichen<br />
Gesangskunst der italienische Oper des 18. Jahrhunderts.<br />
Irene Brandenburg<br />
Christoph Willibald Gluck<br />
Antigono. Dramma per musica in drei Akten von<br />
Pietro Metastasio. Hrsg. von Irene Brandenburg,<br />
Gluck: Sämtliche Werke III/20<br />
Erstaufführung (konzertant) nach der Edition:<br />
6.7.20<strong>19</strong> Bayreuth (Markgräfliches Opernhaus,<br />
Internationale Gluck-Festspiele), Händel-Festspielorchester<br />
Halle, Leitung: Michael Hofstetter<br />
Besetzung: Antigono (Tenor), Berenice (Sopran),<br />
Demetrio (Sopran), Ismene (Sopran), Alessandro<br />
(Sopran), Clearco (Alt)<br />
Orchester: Flöte, 2 Oboen, 2 Hörner, 2 Trompeten,<br />
(Pauken), Streicher und B. c.<br />
Verlag: Bärenreiter, Aufführungsmaterial leihweise<br />
]<br />
6 [t]akte 1I20<strong>19</strong><br />
[t]akte 1I20<strong>19</strong> 7
[t]akte<br />
1I20<strong>19</strong><br />
Schubert als Gradmesser<br />
Im Gespräch: Christoph Prégardien<br />
Der Sänger und Gesangsprofessor Christoph<br />
Prégardien fordert von allen einen wachen Blick,<br />
die Schuberts Lieder singen. Über den Komponisten<br />
und die Interpretation seiner Lieder hat er viel<br />
zu sagen.<br />
Christoph Prégardien zählt zu den bedeutendsten lyrischen<br />
Tenören unserer Zeit. Ganz besonders geschätzt wird<br />
sein Schaffen als Liedsänger. Eine feste Größe in seinen<br />
Konzerten und im Unterricht an der Musikhochschule<br />
Köln ist der Kosmos der Lieder Franz Schuberts. „Christoph<br />
Prégardien vollbringt wahre Wunderdinge, und wer einmal<br />
seine verzehrende, absolut intonationsreine Deutung<br />
von Schuberts ,Nacht und Träume‘ gehört hat, wird nicht<br />
mehr widerstehen können“, schrieb einmal das „Fono<br />
Forum“. Claudia Mücke hat ein längeres Gespräch mit<br />
Prégardien geführt – über das Singen von Kunstliedern,<br />
über den Gesangsunterricht, über die Wichtigkeit von<br />
Editionen und natürlich über das Genie Franz Schuberts.<br />
Welche Bedeutung hat für Sie Franz Schubert als Liedkomponist?<br />
Prégardien: Schuberts Lieder haben mich von der ersten<br />
Gesangsstunde bei Professor Martin Gründler an der<br />
Frankfurter Musikhochschule begleitet. Ich kam ja mit<br />
einem eher kirchenmusikalischen bzw. chorischen Hintergrund<br />
zum Gesangsstudium, und so eröffnete sich<br />
mir binnen Kurzem eine für mich völlig neue Welt der<br />
Textvertonung. Ich war fasziniert von der Vielfalt und<br />
Tiefe der romantischen Poesie und deren Umsetzung in<br />
Musik. Franz Schubert war dabei für mich von Anfang<br />
an der Gradmesser, weil ich mich beim Hören seiner<br />
Lieder unmittelbar in die entsprechende seelische<br />
Situation hineinversetzt fühlte.<br />
Wie wichtig ist ein zuverlässiger Notentext für Ihre Arbeit<br />
als Sänger und Pädagoge?<br />
Jede Edition ist gleichzeitig eine Interpretation des<br />
Autographs – insofern dieses noch vorhanden ist – und<br />
sollte dementsprechend mit wachem Blick benutzt<br />
werden. Zusätzlich zu einer aktuellen Ausgabe schaue<br />
ich mir soweit möglich auch die Autographen und<br />
eventuell auch die Erstausgaben an. Schon in diesem<br />
zeitlich überschaubaren Rahmen kann man erstaunliche<br />
Unterschiede zwischen den Quellen erkennen.<br />
Dieses Wissen um die Wichtigkeit des Notentextes gebe<br />
ich auch an meine Studierenden weiter und versuche,<br />
bei ihnen Interesse und Neugier zu wecken.<br />
Im Falle von Franz Schubert sind wir in der glücklichen<br />
Lage, mit den neuen Ausgaben bei Bärenreiter<br />
einerseits über eine wissenschaftlich fundierte Edition<br />
und andererseits über eine neue praktische Ausgabe<br />
zu verfügen. In Walther Dürr hatte Bärenreiter einen<br />
der besten Schubert-Forscher und Kenner seiner<br />
Handschrift und Notationsweise gewinnen können.<br />
Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich über so viele Jahre<br />
mit ihm zusammenarbeiten konnte. Sein plötzlicher<br />
Tod Anfang 2018 ist auch ein großer menschlicher<br />
Verlust.<br />
Faszination Romantik: Christoph Prégardien (Foto: Hans Morren)<br />
Die Schubert-Lieder bei Bärenreiter erscheinen jeweils<br />
für hohe, mittlere und tiefe Stimme. Wie wichtig ist eine<br />
sorgfältige Auswahl der Transponierungen?<br />
Das ist ein schwieriges Thema. Es gibt verschiedene<br />
Aspekte. Zyklen wie zum Beispiel die „Dichterliebe“<br />
von Robert Schumann können eigentlich nur in den<br />
originalen Tonartenverhältnissen wirklich adäquat<br />
aufgeführt werden. Wenn man ein Lied daraus transponiert,<br />
indem man es zum Beispiel in die Baritonlage<br />
verlegt, verändert man die Gesamtstruktur der Komposition,<br />
und man bekommt die Anschlüsse nicht so hin,<br />
wie sie von Schumann gewollt sind. Der Tonartenplan<br />
und die Abfolge der Lieder in der „Dichterliebe“ sind<br />
genau durchdacht. Ähnlich ist das bei Beethovens „An<br />
die ferne Geliebte“ und Franz Schuberts „Die Schöne<br />
Müllerin“ und „Winterreise“.<br />
Der Hintergrund von Transpositionen ist aber<br />
natürlich, dass junge Sänger und Sängerinnen aller<br />
Stimmgattungen die Möglichkeit haben sollen, diese<br />
Lieder überhaupt zu singen. Deshalb muss ein Verlag<br />
gut überlegen, welche Tonarten er anbietet. Wir haben<br />
uns bei der Bärenreiter-Ausgabe dafür entschieden,<br />
einerseits darauf Rücksicht zu nehmen, welche Tonarten<br />
schon in anderen Editionen erhältlich sind, und so<br />
zu versuchen, weitere Möglichkeiten zu schaffen und<br />
dabei möglichst nah an Schuberts originalen Tonarten<br />
zu bleiben, denn er wählt ja bewusst eine Tonart für ein<br />
Lied – seine Wahl ist durchaus programmatisch. Wenn<br />
man ein Lied in zu entfernte Tonarten transponiert,<br />
kommt man in Schwierigkeiten. Ein gutes Beispiel ist<br />
„Die Schöne Müllerin“. Sie liegt im Klavierpart in der<br />
hohen, also in der Originallage, sehr tief, und wenn das<br />
dann nach unten transponiert wird, klingt plötzlich der<br />
Flügel nicht mehr schön.<br />
Bei den Zyklen, bei denen man genau weiß, wie<br />
Schubert sie wollte, haben wir entschieden, alle Lieder<br />
des Zyklus im selben Intervall zu transponieren<br />
und somit die Tonartenverhältnisse zwischen den<br />
einzelnen Liedern beizubehalten. Bei der „Winterreise“<br />
bedeutet das beispielsweise, dass die mittlere<br />
Ausgabe durchgängig um eine große Sekunde nach<br />
unten transponiert wurde. Andere Verlage haben das<br />
anders gehandhabt. Man sagte dort: Ein Bariton, Bass<br />
oder Mezzosopran kann nur bis dahin singen, und<br />
deshalb entfernen wir die Transposition weiter von der<br />
Originaltonart. Für die Bärenreiter-Ausgabe haben wir<br />
versucht, Kompromisse zu finden. Darüber kann man<br />
sicher diskutieren, aber ich glaube, man muss möglichst<br />
vielen Interessen gerecht werden. Ich bin sehr<br />
froh, dass wir irgendwann alle Lieder von Schubert in<br />
drei oder sogar vier verschiedenen Tonarten vorliegen<br />
haben werden, so dass man als Lehrer an der Hochschule<br />
wirklich die Möglichkeit hat, sehr individuell auf die<br />
Studierenden einzugehen.<br />
Wenn die neue praktische Ausgabe der Lieder dann<br />
in einigen Jahren fertiggestellt sein wird, haben Sängerinnen<br />
und Sänger die Möglichkeit, aus einem Fundus<br />
von mehr als 600 Liedern sozusagen maßgeschneidert<br />
auswählen zu können. Vielleicht führt das dann auch<br />
dazu, dass man nicht immer nur die gleichen 50 bis 100<br />
Lieder von Franz Schubert auf den Konzertpodien hört.<br />
Sie erwähnten bereits die Bedeutung des Klaviers in Schuberts<br />
Liedern. Es gibt ja große Unterschiede zwischen dem<br />
modernen Klavier und den Instrumenten zu Schuberts<br />
Zeiten. Welchen Herausforderungen muss sich denn ein<br />
Pianist heute stellen?<br />
Bei der Aufführung von Liedrepertoire aus dem späten<br />
18. und frühen <strong>19</strong>. Jahrhundert muss man sich<br />
vor Augen führen, dass das originale Hammerklavier<br />
aufgrund seiner Bauart sehr anders klang als ein moderner<br />
Konzertflügel. Und natürlich haben u. a. Mozart,<br />
Beethoven, Schubert und Schumann für genau dieses<br />
Instrument komponiert und den Notentext dementsprechend<br />
verfasst. Diese Problematik diskutieren wir<br />
in der Arbeit mit den Pianisten eigentlich ständig. Es<br />
geht hier nicht nur um Fragen der Klangbalance oder<br />
-ästhetik, sondern zum Beispiel auch um den Gebrauch<br />
des Pedals. Beim Hammerklavier klingen die Basstöne<br />
nicht so profund und lang wie beim modernen Klavier.<br />
Dank der Originalklangbewegung ist inzwischen das<br />
Bewusstsein um diese Dinge bei der neuen Pianistengeneration<br />
deutlich stärker ausgeprägt. Auch gibt es<br />
immer mehr restaurierte originale Instrumente oder<br />
hervorragende Kopien, so dass man die Unterschiede<br />
zum modernen Klavier sehr leicht erfahrbar machen<br />
kann.<br />
Das ausführliche Interview unter www.baeren<br />
reiter.com (Im Fokus / Franz Schubert / Lieder)<br />
Franz Schubert<br />
A Taste of Schubert<br />
• hohe Stimme BA 91<strong>19</strong><br />
• mittlere Stimme BA 9139<br />
Lieder<br />
Band 9<br />
• hohe Stimme BA 9109<br />
• mittlere Stimme BA 9129<br />
• tiefe Stimme BA 9149<br />
Liedorchestrierungen (arr. von A. Schmalcz)<br />
• Band I, Leihmaterial BA 11143<br />
• Band II, Leihmaterial BA 11153<br />
• Band III, Leihmaterial BA 11183<br />
Ausgewählte Opernarien für Bariton<br />
für Singstimme und Klavier BA 5655<br />
Rosamunde, Fürstin von Cypern<br />
D 797, Klavierauszug BA 5570-90<br />
Fierabras<br />
D 796, Klavierauszug BA 5557-90<br />
Bärenreiter<br />
www.baerenreiter.com<br />
]<br />
8 [t]akte 1I20<strong>19</strong><br />
[t]akte 1I20<strong>19</strong> 9
[t]akte<br />
1I20<strong>19</strong><br />
„Leidenschaftlicher Ausdruck<br />
und inneres Feuer“<br />
Vor 150 Jahren starb Hector Berlioz<br />
Im Gedenkjahr 20<strong>19</strong> wird viel über den Revolutionär<br />
Hector Berlioz geschrieben. Hier soll er selbst<br />
zu Wort kommen.<br />
Im Umfeld von Berlioz‘ 150. Todestag am 8. März 20<strong>19</strong><br />
und über das ganze Jahr 20<strong>19</strong> hinweg feiert die musikalische<br />
Welt den zentralen musikalischen Visionär des<br />
<strong>19</strong>. Jahrhunderts in Frankreich. Festivals, Kolloquien,<br />
Programmserien und Publikationen<br />
werden eine noch weitere<br />
Verbreitung seines faszinierenden<br />
Œuvres fördern. Der Bärenreiter-Verlag<br />
hat sein Werk in der<br />
New Berlioz Edition vollständig<br />
ediert. An ihr war und ist zu<br />
erleben, dass eine Gesamtausgabe<br />
das Bild eines Komponisten<br />
tatsächlich entscheidend<br />
verändern kann. Denn auf einer<br />
solchen Basis ist das Bild nicht<br />
mehr von einer Handvoll Werke<br />
geprägt. Inzwischen wird<br />
beinahe die ganze Breite seiner<br />
Werke regelmäßig, und nicht<br />
nur in diesem Jahr, aufgeführt,<br />
die beiden großen Opern Les<br />
Troyens und Benvenuto Cellini,<br />
gehören wieder zum Repertoire<br />
und bieten Gelegenheit, sich<br />
Konkurrenzlos: Die New Berlioz Edition die Widerstände seiner Zeit<br />
gegenüber seinem zunächst<br />
sperrigen Schaffen zu vergegenwärtigen, am besten in<br />
seiner eigenen pointierten Sprache. Die folgenden Zitate<br />
Berlioz‘ über seinen musikalischen Stil entstammen aus<br />
dem Postskriptum von 1856 zu seinen Memoiren (neu<br />
übersetzt von Dagmar Kreher, hrsg. und kommentiert<br />
von Frank Heidlberger, Kassel, Bärenreiter-Verlag, 2007,<br />
S. 571ff.), dort dem Nachwort. Das Buch ist als E-Book<br />
erhältlich: ISBN 978-3-7618-7183-6).<br />
„Mein Stil ist generell sehr kühn, aber er zielt nicht im<br />
mindesten darauf ab, auch nur eines der wesentlichen<br />
Elemente der Musik zu zerstören. Im Gegenteil, ich<br />
versuche, diese Elemente zu vermehren. Nie ist es mir<br />
in den Sinn gekommen, wie man es so töricht in Frankreich<br />
behauptet hat, Musik ohne Melodie zu schreiben.<br />
Eine solche Schule gibt es derzeit in Deutschland, und<br />
sie ist mir zuwider. […] Nur sind meine Melodien eben<br />
oft sehr großdimensioniert angelegt, und so können<br />
kurzsichtige Kindsköpfe ihre Form nicht klar erkennen;<br />
oder sie sind mit anderen, mit untergeordneten<br />
Melodien verflochten, die für ebendiese Kindsköpfe die<br />
Konturen verschleiern; oder aber sie unterscheiden sich<br />
letztlich so sehr von den kleinen Albernheiten, die der<br />
musikalische Pöbel Melodien nennt, dass er sich nicht<br />
dazu entschließen kann, beide mit demselben Namen<br />
zu bezeichnen.<br />
Die hervorstechendsten Merkmale meiner Musik<br />
sind leidenschaftlicher Ausdruck, inneres Feuer, rhythmischer<br />
Schwung und Unvorhersehbarkeit. Wenn ich<br />
,leidenschaftlicher Ausdruck‘ sage, so meine ich damit<br />
einen Ausdruck, der beharrlich den Kerngedanken<br />
seines Sujets wiedergibt, selbst wenn das Sujet das<br />
genaue Gegenteil von Leidenschaft ist und es etwa<br />
darum geht, sanfte, zärtliche Gefühle oder tiefsten<br />
Frieden auszudrücken. Es ist jene Art von Ausdruck, die<br />
man in L’Enfance du Christ und besonders in der Szene<br />
im Himmel aus La Damnation de Faust und im Sanctus<br />
aus dem Requiem zu finden geglaubt hat. […]<br />
Ich ging ihn [Heinrich Heine] besuchen, und als er wieder<br />
mit seinen Selbstvorwürfen begann, sagte ich zu ihm:<br />
,Aber warum haben Sie sich auch dazu hinreißen lassen,<br />
wie ein Durchschnittskritiker ein kategorisches Urteil<br />
über einen Künstler zu sprechen, dessen Œuvre Ihnen<br />
doch keineswegs vollständig bekannt ist? Sie denken<br />
immer nur an den Sabbat und den Gang zum Richtplatz<br />
aus meiner Symphonie fantastique, an das Dies irae und<br />
das Lacrymosa aus meinem Requiem. Aber ich glaube<br />
doch auch Stücke von gänzlich anderem Charakter geschrieben<br />
zu haben und schreiben zu können …‘<br />
Diese musikalischen Aufgaben, die ich zu lösen<br />
versucht habe und die der Grund für Heines Fehleinschätzung<br />
waren, sind Sonderfälle, weil darin<br />
außergewöhnliche Mittel zum Einsatz kommen. In<br />
meinem Requiem zum Beispiel gibt es vier separate<br />
Blechbläserorchester, die über das große Orchester und<br />
den Chor hinweg miteinander kommunizieren. Im Te<br />
Deum ist es die Orgel, die sich von einem Ende der Kirche<br />
her mit den am anderen Ende aufgestellten beiden<br />
Chören und dem Orchester sowie mit<br />
einem dritten Chor unterhält, der sehr<br />
stark besetzt ist, unisono singt und im<br />
Ensemble das Volk repräsentiert, das<br />
von Zeit zu Zeit in dieses große geistliche<br />
Konzert mit einstimmt. Aber es<br />
sind vor allem die Form der einzelnen<br />
Sätze, die großflächige Anlage und die<br />
außerordentliche Langsamkeit gewisser<br />
Fortschreitungen, deren Ziel man<br />
nicht ahnen kann, die diesen Werken<br />
ihre seltsam riesenhaften Züge und<br />
ihr kolossales Äußeres verleihen.<br />
Diesen gewaltigen Ausmaßen ist es<br />
Der Beherrscher der Klangmassen.<br />
Karikatur um 1850<br />
auch zuzuschreiben, dass der Zuhörer entweder mit<br />
dem Stück überhaupt nichts anfangen kann oder aber<br />
von einem furchtbaren Sturm der Gefühle überwältigt<br />
wird. Wie oft ist es bei den Aufführungen meines<br />
Requiems nicht vorgekommen, dass neben einem zitternden,<br />
bis zum Grunde seiner Seele aufgewühlten<br />
Zuhörer ein anderer saß, der die Ohren weit aufsperrte,<br />
ohne auch nur irgendetwas zu begreifen. Diesem ging<br />
es dann ähnlich wie den Schaulustigen, die in Como in<br />
die Statue des heiligen Karl Borromäus hinaufsteigen<br />
und sehr verblüfft sind, wenn man ihnen sagt, der<br />
Salon, in dem sie gerade Platz genommen hätten, sei<br />
der Kopf des Heiligen von innen.<br />
Folgende meiner Werke werden von den Kritikern<br />
als Monumentalmusik bezeichnet: meine Symphonie<br />
funèbre et triomphale für zwei Orchester und Chor, das<br />
Te Deum, dessen Finale (Judex crederis)<br />
zweifellos das Gigantischste ist, was<br />
ich geschaffen habe; meine Kantate<br />
für zwei Chöre L’Impériale, die 1855 im<br />
Rahmen der Konzerte im Palais de<br />
l’Industrie aufgeführt wurde, und vor<br />
allem mein Requiem. Was diejenigen<br />
meiner Kompositionen betrifft, die<br />
in normalen Dimensionen angelegt<br />
sind und in denen ich keine ungewöhnlichen<br />
Mittel angewandt habe,<br />
so waren es gerade ihr inneres Feuer,<br />
ihr Ausdruck und ihre eigenwillige<br />
Rhythmik, die ihnen am meisten<br />
Der junge Berlioz.<br />
Gemälde von Émile Signol<br />
geschadet haben, weil diese Eigenschaften<br />
besondere Anforderungen<br />
an die Ausführenden stellen. Um jene<br />
Stücke gut wiederzugeben, müssen<br />
die Musiker, vor allem aber der Dirigent, genauso<br />
empfinden wie ich. Sie verlangen äußerste Präzision,<br />
verbunden mit unwiderstehlicher Verve, ein gebändigtes<br />
Ungestüm, träumerische Empfindsamkeit und eine<br />
gewissermaßen krankhafte Melancholie, ohne welche<br />
die Hauptzüge meiner Schöpfungen entstellt oder völlig<br />
ausgelöscht werden. Darum kann ich die meisten meiner<br />
Kompositionen nur unter Qualen anhören, wenn sie<br />
von einem anderen als mir geleitet werden. […]<br />
Wenn Sie mich nun fragen, welchem meiner Stücke<br />
ich persönlich den Vorzug gebe, so lautet meine Antwort:<br />
Ich teile die Meinung der meisten Künstler, ich<br />
ziehe das Adagio (die Liebesszene) aus Roméo et Juliette<br />
allem anderen vor. Einmal, in Hannover, da spürte ich,<br />
wie mich am Ende dieses Satzes irgendetwas nach<br />
hinten zog; ich drehte mich um: Es waren die Musiker,<br />
die in der Nähe meines Pultes saßen – sie küssten die<br />
Schöße meines Fracks. In gewissen Konzertsälen und<br />
vor gewissen Zuhörern würde ich mich allerdings hüten,<br />
dieses Adagio aufzuführen.<br />
[…] Darum sagte mir auch Fürst Metternich eines<br />
Tages in Wien: ,Sie sind das doch, Monsieur, der Musik<br />
für fünfhundert Musiker komponiert?‘<br />
Worauf ich antwortete:<br />
,Nicht immer, Monseigneur, manchmal auch nur für<br />
vierhundertfünfzig …‘<br />
Hector Berlioz‘ „Les Troyens“ an der Wiener Staatsoper, Premiere: 14.Oktober 2018,<br />
Musikalische Leitung: Alain Altinoglu, Inszenierung: David McVicar<br />
(Foto: Staatsoper / Michael Pöhn)<br />
Aber was kümmert mich das schon? … Meine Partituren<br />
sind inzwischen veröffentlicht; man könnte<br />
leicht feststellen, dass meine Aussagen der Wahrheit<br />
entsprechen. Und wenn man es nicht tut, auch dann:<br />
Was kümmert mich das schon! …“<br />
Hector Berlioz<br />
Paris, 25. Mai 1858 [1856]<br />
]<br />
10 [t]akte 1I20<strong>19</strong><br />
[t]akte 1I20<strong>19</strong> 11
[t]akte<br />
1I20<strong>19</strong><br />
Musiktheater<br />
und Zeitgenossenschaft<br />
Umberto Giordanos unbekanntes Opernschaffen<br />
„Andrea Chénier“ und gelegentlich auch „Fedora“<br />
– mehr ist von Umberto Giordanos Opern heute<br />
kaum einmal zu sehen. Dabei bieten auch seine<br />
anderen Werke gute Chancen für Bühnenerfolge.<br />
Umberto Giordano (1867–<strong>19</strong>47) zählt mit Pietro Mascagni,<br />
Ruggero Leoncavallo, Francesco Cilea und<br />
Giacomo Puccini zur „Giovane scuola italiana“ – zu<br />
jener Komponistengeneration, die an der Wende vom<br />
<strong>19</strong>. zum 20. Jahrhundert mit dem Anspruch an die Öffentlichkeit<br />
trat, dem zeitgenössischen italienischen<br />
Musiktheater internationale Geltung zu verschaffen.<br />
Dem französischen Drame lyrique eines Jules Massenet<br />
und Charles Gounod ebenso wie dem deutschen Musikdrama<br />
eines Richard Wagner galt es entgegenzutreten.<br />
Dabei gelang es vor allem Umberto Giordano, bei Presse<br />
und Publikum gleichermaßen höchste Anerkennung<br />
zu erlangen, und es mag heute verwundern, dass er nur<br />
mehr mit Andrea Chénier (1896) und Fedora (1898) in den<br />
internationalen Opernspielplänen präsent ist, während<br />
es doch ein vielgestaltiges Musiktheater-Œuvre zu<br />
entdecken gilt, mit dem das Repertoire auf vielfache<br />
Weise zu bereichern wäre.<br />
Umberto Giordano hatte sich 1888 mit seinem Opernerstling<br />
Mariana an einem Wettbewerb des Mailänder<br />
Musikverlegers Edoardo Sonzogno beteiligt, aus dem<br />
Pietro Mascagni und sein Einakter Cavalleria rusticana<br />
als Sieger hervorgegangen waren.<br />
Mala vita (Das schlechte Leben)<br />
Edoardo Sonzogno erkannte die Begabung Giordanos<br />
und erteilte ihm 1890 den Auftrag für eine neue Oper:<br />
Mala vita.<br />
Textliche Grundlage dieses dreiaktigen Melodramma<br />
sind die gleichnamigen Scene popolari von Salvatore<br />
Di Giacomo. Als Repräsentation des „neapolitanischen<br />
Verismo“, einer Sonderform des literarischen Verismo,<br />
der sich im ausgehenden <strong>19</strong>. Jahrhundert mit den<br />
Regionen Italiens, den wirtschaftlichen und sozialen<br />
Bedingungen des menschlichen Miteinanders kritisch<br />
auseinandersetzt, vergegenwärtigt Di Giacomo das<br />
gesellschaftliche Gefüge der süditalienischen Metropole<br />
Neapel. In Mala vita bringt er das Färbermilieu im<br />
Hafen Neapels und die Lebensverhältnisse einer gesellschaftlich<br />
ausgegrenzten Frau, der Prostituierten Cristina,<br />
auf die Bühne – ohne aber der Schilderung eines<br />
pittoresk-exotischen Ambientes oder einer rührseligen<br />
Liebesgeschichte zu verfallen. Der Autor zeigt vielmehr,<br />
wie eine korrumpierte Moral und eine religiöse Scheinwelt<br />
das Zusammenleben bestimmen: Doppelmoral,<br />
Lüge und Meineid werden von den Bewohnern des<br />
Hafens ebenso billigend in Kauf genommen wie das<br />
falsche Spiel mit den Gefühlen einer Frau.<br />
Umberto Giordano fasst den mit seiner thematischen<br />
Stoßrichtung innerhalb der veristischen Oper<br />
singulären Text in eine ebenso singuläre musikalische<br />
Dramaturgie. Die klassische Abfolge in sich geschlossener<br />
musikalischer Nummern wird in einer Folge<br />
szenisch-musikalischer Blöcke aufgehoben, in die mit<br />
harten Schnitten, schroff kontrastierend, Formen und<br />
Gesten des musikalischen Alltags eingelagert sind:<br />
eine Canzone d’amore, eine Canzone in „Tempo di<br />
marcia“, ein Brindisi und eine instrumentale Tarantella<br />
finden ebenso Eingang wie Choräle, Glockenläuten<br />
und Orgelklang. Während insofern die Handlung ein<br />
musikalisch realistisches Fundament erhält, nutzt<br />
Giordano andererseits weit ausgreifende Dialog- bzw.<br />
Duettszenen, in denen mit komplex abgestuftem Tonsatz<br />
und facettenreichem Gesang den Emotionen der<br />
Figuren beredt Ausdruck verliehen wird. Giordano zielt<br />
nicht auf eine Typisierung der Figuren, sondern auf<br />
musikalische Individualisierung. Dramaturgisches<br />
Pendant dazu ist eine für die veristische Oper außergewöhnliche<br />
Aufwertung des Chores als Protagonist<br />
der Handlung. Privatsphäre und Öffentlichkeit sind<br />
in Mala vita dialektisch vermittelt.<br />
Im Finale des dritten Akts fasst Umberto Giordano<br />
die Prinzipien seines Komponierens zusammen, um<br />
damit zugleich seine Perspektive auf die gesamte Oper<br />
zu formulieren. Das Finale ist eine Soloszene. Cristina<br />
ist allein, aus der Ferne ertönt „molto lontano“ eine<br />
Canzone des Chores; eine Canzone im neapolitanischen<br />
Dialekt, die nochmals die realistische Verankerung<br />
der Handlung vergegenwärtig, und die in der musikalischen<br />
Raumwirkung verdeutlicht, dass diese Frau<br />
gesellschaftlich ausgegrenzt ist. Mala vita schließt mit<br />
dem Hauptthema aus dem Duett zwischen Vito und<br />
Cristina im ersten Akt. Im Rückblick vom Opernfinale<br />
erweist sich die dort artikulierte Liebe Vitos als Lüge.<br />
Die Prostituierte wurde im Kontext eines religiös motivierten<br />
und moralisch von der Gesellschaft erzwungenen<br />
Schwurs hintergangen.<br />
Mala vita erlebte 1892 in Rom eine überaus erfolgreiche<br />
Uraufführung. Trotz einer Serie weiterer Produktionen<br />
entschloss sich der Komponist 1894 zu einer<br />
Umarbeitung, die den sozialen Sprengstoff eliminierte<br />
und die Oper zu einem anderen Ende führt: Cristina ist<br />
nicht länger eine Prostituierte, sondern eine betrogene<br />
Frau, die Selbstmord begeht und damit die gesellschaftliche<br />
Differenz aus der Welt schafft. Unter dem Titel<br />
Il voto (Das Gelübde) wurde die Oper 1897 in Mailand<br />
uraufgeführt. An der Seite von Rosina Storchio als Cristina<br />
sang der junge Enrico Caruso die Partie des Vito.<br />
Mese mariano (Marienmonat)<br />
Im Jahre <strong>19</strong>04 zog mit Salvatore Di Giacomos veristischem<br />
Drama O mese mariano ein weiteres Mal der neapolitanische<br />
Verismo die Aufmerksamkeit Giordanos<br />
auf sich. Es entstand Mese mariano – ein einaktiger<br />
„bozzetto lirico“; in erster Fassung <strong>19</strong>10 in Palermo und<br />
in finaler Version <strong>19</strong>13 in Mailand uraufgeführt. Mese<br />
„La mala vita“ am Stadttheater Gießen, kombiniert mit Madrigalen<br />
von Gesualdo. Premiere: 15.9.20<strong>19</strong>, Musikalische Leitung: Eraldo Salmieri,<br />
Inszenierung: Wolfgang Hofmann (Foto: Rolf K. Wegst)<br />
mariano nimmt wie schon Mala vita ein Alltagsthema<br />
auf: Die Oper schildert das Leben in einem neapolitanischen<br />
Kinderheim. Carmela Battinelli musste ihr Kind<br />
weggeben, nachdem dessen Vater sie verlassen hat, und<br />
nun kommt sie an einem Feiertag ins Kinderheim, um<br />
ihren Sohn zu besuchen. Der Junge ist jedoch am Vortag<br />
gestorben. Keine der Nonnen, die das Heim leiten,<br />
wagt es, der Mutter die Wahrheit zu sagen. Sie belügen<br />
Carmela, und die Mutter verlässt das Heim, ohne den<br />
Sohn gesehen zu haben. Umberto Giordano entwickelt<br />
nun als Äquivalent für das realistische Ambiente und<br />
den tragischen Stoff eine ganz auf die Kategorie der<br />
Einfachheit abgestellte musikalische Dramaturgie.<br />
Ein schlichter, kindlich-spielerischer und liedhafter<br />
Gestus vergegenwärtigt das Leben der Kinder im Heim,<br />
während andererseits ein choralhafter Religioso-Ton<br />
– durch ein Harmonium und den Klang von Kirchenglocken<br />
eingefangen – die kirchliche Dimension der<br />
Handlung grundiert. Ein durchgängiger Konversationsstil<br />
der gesprochenen Repliken und einfachen<br />
Rezitative erhebt sich nur dann zu lyrischer Emphase<br />
und dramatisch-passioniertem Gesang, wenn Carmela<br />
von ihrem mühseligen Leben berichtet. Das dramaturgische<br />
Resultat ist ein statisches, in sich ruhendes Bild,<br />
ein „bozzetto lirico“ – eine lyrische Skizze. Mit dieser<br />
Konzeption steht Umberto Giordanos Mese mariano<br />
singulär innerhalb der Geschichte der veristischen<br />
Oper zu Beginn des 20. Jahrhunderts.<br />
Marcella<br />
Am 9. November <strong>19</strong>07 wurde am Mailänder Teatro<br />
Lirico Internazionale Umberto Giordanos Marcella.<br />
Idillio moderno in tre episodi nach einem Libretto von<br />
Henri Cain und Édouard Adenis in der italienischen<br />
Übersetzung von Lorenzo Stecchetti uraufgeführt.<br />
Marcella stellt den Versuch dar, den Verismo in eine<br />
dezidierte Zeitgenossenschaft zu heben und darüber<br />
hinaus – in Fortsetzung von Andrea Chénier – eine<br />
Parabel über die Gefährdungen einer Liebe durch die<br />
politischen Zeitläufte in der Gegenwart zu erzählen.<br />
Prinz Giorgio lebt inkognito als Künstler in Paris,<br />
wo er sich in Marcella verliebt. Beide fliehen aus dem<br />
turbulenten Leben, um sich in der unberührten Natur<br />
auf dem Land uneingeschränkt ihrer Zuneigung versichern<br />
zu können. Giorgio aber wird vom „wahren<br />
Leben“ eingeholt. Er muss sich zwischen Kunst, Liebe<br />
und Politik entscheiden: Seinem Vaterland droht die<br />
Revolution, er will zurückkehren und den politischen<br />
Frieden wiederherstellen. Als er Marcella auffordert,<br />
mit ihm zu gehen, lehnt sie ab. Als zukünftiger Herrscher<br />
muss er eine standesgemäße Frau heiraten. Zum<br />
Schwur, ewig einander zu gedenken, fällt der Vorhang.<br />
Die untergründig schwelende Problematik einer sozialen<br />
Differenz zwischen den beiden Protagonisten – die<br />
dramaturgische Konstellation erinnert an Giuseppe<br />
Verdis La traviata – bricht als Pointe hervor und wird<br />
im freiwillig geübten Verzicht Marcellas und der Bestätigung<br />
des herrschenden Systems umso nachhaltiger<br />
unterstrichen.<br />
Umberto Giordano begegnet dem durchaus zwiespältigen<br />
Text zunächst mit den bekannten Mitteln<br />
seines Komponierens. In der ersten Episode fundiert<br />
er das Bohème-Milieu im Rausch eines übergreifenden<br />
Walzergestus, dabei an den zweiten Akt von Puccinis La<br />
Bohème erinnernd. Der Hymne auf die Gegenwart sind<br />
jedoch weit ausholende Abschnitte der Reflexion, des<br />
lyrischen bzw. dramatisch-passionierten Gesangs der<br />
beiden Protagonisten eingelagert – etwa Giorgios Arie<br />
„Ed io, libero, all’arte“ als Gesang auf die Kunst und die<br />
Schönheit, die Freiheit und die Liebe –, und ihre Musik<br />
bedient sich eines chromatischen Farbenreichtums,<br />
der sie beredt vom Pariser Bohème-Ambiente abhebt.<br />
Die dritte Episode der Oper ist konsequent ein überdimensioniertes<br />
Abschiedsduett, für das Giordano einen<br />
singulären Ton findet: Nicht die Trennung des Paars ist<br />
musikalisch gegenwärtig, sondern in einer lyrisch-elegischen<br />
Sprache die Gewissheit einer Liebe, die die<br />
Trennung überdauern wird. Es bleibt als Wunschbild<br />
jenseits aller Gefährdung die Idylle, eingefangen in einem<br />
dreifachen Piano und einem klaren D-Dur-Akkord<br />
zum Abschluss der Oper. Hans-Joachim Wagner<br />
Umberto Giordano<br />
Mala vita, Mese mariano, Marcella<br />
Verlag: Sonzogno, Vertrieb: Bärenreiter · Alkor<br />
]<br />
12 [t]akte 1I20<strong>19</strong><br />
[t]akte 1I20<strong>19</strong> 13
[t]akte<br />
1I20<strong>19</strong><br />
„magic-story<br />
pro piano“<br />
Bohuslav Martinůs 4. Klavierkonzert<br />
Fast fünfzig Jahre nach der Erstausgabe des<br />
Klavierkonzerts Nr. 4 „Inkantation“ von Bohuslav<br />
Martinů bringt der Bärenreiter-Verlag neues Material<br />
auf der Grundlage der Kritischen Gesamtausgabe<br />
heraus.<br />
Serialismus im Urtext<br />
Jean Barraqués „Sonate pour piano“<br />
Als erstes Werk des Serialismus verbindet Jean<br />
Barraqués „Sonate pour piano“ das neue Idiom mit<br />
der Idee der großen Form. Die Edition von Heribert<br />
Henrich leistet Pionierarbeit. Erstmals wird hier<br />
ein Notentext serieller Musik quellenkritisch ediert<br />
und dem Interpreten zugänglich gemacht.<br />
„Ich habe einen Auftrag aus Chicago für tausend Dollar<br />
erhalten“, verkündete Bohuslav Martinů seinen Verwandten<br />
in Polička am 22. November <strong>19</strong>55. Es handelte<br />
sich um einen Auftrag der Paul-Fromm-Musikstiftung,<br />
die ab <strong>19</strong>52 junge Künstler förderte. Martinů spielte bereits<br />
seit mehr als einem Jahr mit dem Gedanken, eine<br />
weitere Komposition für seinen Freund, den Pianisten<br />
Rudolf Firkušný, zu schreiben, deshalb wählte er ein<br />
Konzertstück für Klavier.<br />
Dem Datum in Charlotte Martinůs Notizbuch zufolge<br />
begann der Komponist am 22. Dezember <strong>19</strong>55 mit<br />
der Komposition. Sicher<br />
ist, dass er Ende <strong>19</strong>55 bereits<br />
eine vage Vorstellung<br />
vom Charakter und der<br />
Komposition des Werkes<br />
hatte, wie er damals Miloš<br />
Šafránek mitteilte: „Jetzt<br />
[…] mache ich mich an<br />
die Invokationen [sic] für<br />
Klavier und Orchester,<br />
Auftrag aus Chicago, aber<br />
ich habe gesagt, was ich<br />
schreiben werde. Das wird<br />
wieder so eine gespenstische<br />
Geschichte, lauter<br />
,magic‘, das hoffe ich zumindest<br />
[…].“<br />
Während der Arbeit an<br />
dem Konzert wollte Martinů<br />
Firkušnýs Meinung<br />
zum zweisätzigen Aufbau<br />
des Konzerts, aber auch zur<br />
relativen Kürze des Werkes<br />
einholen: „Es ist diabolique,<br />
aber es hat ja diesen<br />
Vorteil oder Nachteil. Ich<br />
wollte es in zwei Sätzen<br />
schreiben, teils, um mir Arbeit zu ersparen, mit diesem<br />
Instrument muss man immer viele Noten schreiben,<br />
und zweitens wollte ich nicht so etwas wie ein Klavierkonzert<br />
mit allen Details und einer umfangreichen<br />
formalen musikalischen Geschichte machen. […] Die<br />
gesamte Komposition sollte maximal 18 Minuten lang<br />
sein, nun allerdings weiß ich nicht, ob das nicht zu kurz<br />
für ein Programm ist […] Dann sag mir mal, was du darüber<br />
denkst […].“ Die abschließende Form zeugt davon,<br />
das Firkušný offenbar die bereits fertige Konzeption<br />
Martinůs nicht mehr ändern wollte.<br />
Das Konzert wurde am 6. Februar <strong>19</strong>56 fertiggestellt.<br />
Bezüglich des Titels schrieb Martinů ein paar Tage später<br />
an Šafránek: „Sonst ackere ich, diese magic-story pro<br />
piano habe ich fast fertig, und jetzt bin ich mir nicht<br />
sicher, welcher Titel richtiger wäre, dem Wörterbuch<br />
nach ist Invocation eigentlich so etwas wie ein Gebet,<br />
„Inkantation“, Abschrift aus dem Nachlass Rudolf<br />
Firkušnýs, Eigentum der Bohuslav-Martinů-Stiftung<br />
und ich denke, es sollte richtigerweise Incantation heißen.“<br />
Die Autografpartitur trägt den abschließenden<br />
Titel Inkantation.<br />
Die Premiere fand in einem Orchesterkonzert statt,<br />
das von der Paul-Fromm-Stiftung am 4. Oktober <strong>19</strong>56<br />
in der Metropolitan Opera in New York veranstaltet<br />
wurde; Leopold Stokowski dirigierte die New Yorker<br />
Philharmoniker. Martinů beschrieb die Komposition<br />
im Premierenprogramm wie folgt: „Inkantation ist ein<br />
Konzert für Klavier in Form einer Symphonie oder einer<br />
Phantasie. Ich versuche, von der traditionellen Form<br />
des Klavierkonzerts, die geometrisch, eher statisch und<br />
zu definitiv ist und wenig Gelegenheit zu einer freien<br />
Aufführung bietet, abzugehen. Die Wahl des Titels,<br />
,Inkantation‘ benötigt dennoch eine Art Erklärung.<br />
Websters Wörterbuch beschreibt sie als Fluch, Zauber,<br />
Magie, und das ist genau das, was ich meinte. Die Magie<br />
ist das Königreich der Musik. In einer Komposition gibt<br />
es immer ein Programm. […] Doch die Frage ,was also<br />
meinen Sie mit der Komposition?‘ könnte den Komponisten<br />
eher in Verlegenheit bringen, da er stets glaubt,<br />
die Musik solle für sich selbst sprechen. Amen.“<br />
Die europäische Premiere von Inkantation fand am<br />
Freitag, dem 30. August <strong>19</strong>57 in der Usher Hall beim<br />
Festival in Edinburgh statt, das Londoner Philharmonia<br />
Orchestra spielte unter der Leitung von Rafael Kubelík.<br />
Offensichtlich wegen der weiter bestehenden Exklusivität<br />
Firkušnýs kam es nicht zu einer Herausgabe des<br />
Werkes zu Lebzeiten des Komponisten, im Jahre <strong>19</strong>70<br />
erschien Inkantation bei Bärenreiter. Die neue Edition<br />
geht von einem Studium zweier damaliger Abschriften<br />
des Autographs mit handschriftlichen Anmerkungen<br />
des Autors aus. Eine von ihnen war die Kopie Rudolf Firkušnýs,<br />
auf deren Basis er sich das Stück aneignete und<br />
die er angesichts der handschriftlichen Anmerkungen<br />
wahrscheinlich mit dem Komponisten vor der Premiere<br />
konsultierte, die zweite war die eigene Abschrift des<br />
Komponisten mit anschließenden Korrekturen.<br />
Bohuslav-Martinů-Institut Prag<br />
Bohuslav Martinů<br />
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 „Inkantation“<br />
H 358. Hrsg. von Ivana Tabak. Neues<br />
Aufführungsmaterial auf der Basis der Bohuslav<br />
Martinů Complete Edition, Band III/1/6<br />
Erstaufführung mit dem neuen Material: 18.1.20<strong>19</strong><br />
Bamberg, Ivo Kahánek (Klavier), Bamberger Symphoniker,<br />
Leitung: Jakub Hrůša<br />
Besetzung: Picc, 2,2,2,2 – 4,2,3,0 – Timp, Schlg (5) –<br />
Hfe – Str – Klavier solo<br />
Verlag: Bärenreiter, BA 10579, Aufführungsmaterial<br />
leihweise<br />
Jean Barraqués Sonate pour piano, die immerhin bereits<br />
zehnmal für Schallplatte oder CD eingespielt wurde, ist<br />
das erste seiner Werke, das der Komponist für gültig<br />
erklärte. Sie entstand hauptsächlich in den Jahren <strong>19</strong>50<br />
bis <strong>19</strong>52. Geschichtliche Bedeutung kommt ihr schon<br />
deswegen zu, weil sie den ersten Versuch überhaupt<br />
darstellt, das damals neue Idiom des integralen Serialismus<br />
mit der Idee der großen durchkomponierten<br />
Form zu vereinbaren. Während Barraqués einsätziges<br />
Werk eine Dauer von etwa 40 Minuten aufweist, waren<br />
die seriellen Werke des zeitlichen Umfelds, ob von Boulez,<br />
Stockhausen oder Nono, vergleichsweise kurz oder<br />
setzten sich aus mehreren Sätzen zusammen.<br />
Schon frühzeitig ist auf die Fehlerhaftigkeit der <strong>19</strong>66<br />
bei Aldo Bruzzichelli erstmals erschienenen Druckausgabe<br />
hingewiesen worden, die für jeden Pianisten ein<br />
erhebliches Hindernis bei der Erarbeitung des Werks<br />
darstellte. Nicht nur mangelnde Professionalität bei der<br />
Notenherstellung sind dafür verantwortlich zu machen,<br />
sondern auch grundsätzliche Notationsschwierigkeiten,<br />
die sich aus der Konzeption des Werkes ergeben.<br />
Die Neuausgabe leistet Pionierarbeit, da hier zum<br />
ersten Mal überhaupt der Versuch unternommen<br />
wurde, einen Notentext aus der Blütezeit der seriellen<br />
Musik einer quellenkritischen Edition zu unterziehen.<br />
Dies setzte nicht nur minutiöse Quellenuntersuchung<br />
voraus, sondern auch erhebliche analytische Anstrengung,<br />
ließen sich verantwortbare editorische<br />
Entscheidungen doch oftmals nur unter Rekurs auf<br />
die komplexen konstruktiven Grundlagen des Werkes<br />
treffen. Dabei musste sich der Herausgeber nicht nur<br />
in dem heiklen Spannungsfeld von prädeterminierter<br />
Ordnung und kompositorischer Entscheidung bewegen,<br />
sondern er stand auch dem Phänomen der Interaktion<br />
verschiedener – gelegentlich auch einander widerstreitender<br />
– Strukturebenen gegenüber. Dies machte es<br />
erforderlich, oftmals unterschiedliche Lösungsmodelle<br />
gegeneinander abzuwägen und auch im Fall von in<br />
sich widersprüchlichen Materialkonstellationen gut<br />
begründbare Auswege zu finden. Dieses philologisch<br />
aufwendige Verfahren erklärt, neben der schieren<br />
Anzahl der im Werk verborgenen editorischen Problemfälle,<br />
warum Textteil und kritischer Kommentar<br />
an Umfang den Notentext deutlich übertreffen.<br />
Die Edition ist über einen Zeitraum von acht Jahren<br />
entstanden. Ein vorläufiges Stadium der Ausgabe, bei<br />
dem noch der Aspekt der Praxistauglichkeit im Vordergrund<br />
stand, wurde durch Nicolas Hodges 2012 bei<br />
Ultraschall Berlin zur Aufführung gebracht. Für die<br />
Veröffentlichung als Druckausgabe wurde diese Fassung<br />
anschließend gemäß den editionsphilologischen<br />
Kriterien überarbeitet und um den hierüber detailliert<br />
(3)<br />
7<br />
(8)<br />
10<br />
DURÉE: 40´ environ<br />
p bref 5<br />
p<br />
f<br />
pp<br />
3<br />
3<br />
BA 11416<br />
Très rapide<br />
ff<br />
f<br />
3<br />
5<br />
3<br />
sec<br />
ff<br />
p<br />
p<br />
3<br />
ff<br />
pp<br />
Moins rapide<br />
pp<br />
3<br />
pp<br />
3<br />
3<br />
3<br />
p<br />
f<br />
S O N A T E<br />
pour piano<br />
(<strong>19</strong>50 – <strong>19</strong>52)<br />
Plus rapide<br />
6<br />
Rechenschaft ablegenden Kommentar erweitert.<br />
Sämtliche greifbaren Quellen – von den Skizzen über<br />
die fragmentarischen und vollständigen Manuskripte<br />
bis hin zu den verschiedenen Korrekturunterlagen –<br />
wurden konsultiert, wobei als Leitquelle für die editorischen<br />
Entscheidungen das späteste Werkautograph<br />
diente.<br />
Heribert Henrich<br />
Jean Barraqué<br />
Sonate pour piano. Hrsg. von Heribert Henrich.<br />
Bärenreiter-Verlag 20<strong>19</strong>. BA 11416. 2 Bände (Noten<br />
und Kommentar)<br />
sf<br />
ff<br />
5<br />
3<br />
f ff 3<br />
sf p f<br />
hésitant et souple<br />
f<br />
f<br />
ff<br />
pp<br />
3<br />
3<br />
f<br />
3<br />
f pp f ppp<br />
pp<br />
f<br />
3 p<br />
Jean Barraqués „Sonate pour piano“, Beginn<br />
5<br />
pp<br />
f<br />
mf<br />
pp<br />
Lent (Tempo B)<br />
accelerando jusqu´à Très vif<br />
p<br />
p<br />
3<br />
3<br />
ppp 3<br />
p p sf<br />
3<br />
JEAN BARRAQUÉ<br />
p mp pp<br />
mp<br />
3<br />
5<br />
mp<br />
3<br />
5<br />
p<br />
© 20<strong>19</strong> by Bärenreiter-Verlag, Kassel<br />
f<br />
p<br />
3<br />
3<br />
ff<br />
pp<br />
3<br />
3<br />
]<br />
14 [t]akte 1I20<strong>19</strong><br />
[t]akte 1I20<strong>19</strong> 15
[t]akte<br />
1I20<strong>19</strong><br />
Mörderische Liebe<br />
Die Kammeroper „Thérèse“ von Philipp Maintz<br />
und Otto Katzameier<br />
Bei den Osterfestspielen in Salzburg wird<br />
„Thérèse“ von Philipp Maintz auf ein Libretto<br />
von Otto Katzameier uraufgeführt. Eine vielschichtige<br />
Handlung und ihre Spiegelung in der<br />
Musik erwartet die Zuschauer.<br />
Abgründe<br />
Émile Zolas Roman Thérèse Raquin ist nichts für Zartbesaitete.<br />
Er erzählt die Geschichte eines skrupellosen<br />
Verbrechens, von Wahnsinn und Selbstzerstörung.<br />
Thérèse und ihr Liebhaber Laurent ermorden den Ehemann<br />
der jungen Frau. Ihre Liebe wendet sich bald in einen<br />
zerfleischenden Kampf gegeneinander, schließlich<br />
begehen sie einen Doppelselbstmord. Philipp Maintz<br />
wählte den Stoff der Gattenmörderin für seine Kammeroper<br />
Thérèse. Das Musiktheater entstand in einer<br />
ungewöhnlichen Zusammenarbeit, denn das Libretto<br />
ist das Erstlingswerk von Otto Katzameier, der als Interpret<br />
auch die Baritonpartie des Laurent gestaltet.<br />
Im Anschluss an Philipp Maintz‘ Musiktheater<br />
Maldoror (2010), das die finstere Hauptfigur aus<br />
den wortgewaltigen Dichtungen Lautréamonts ins<br />
Zentrum stellt, geht es in der Oper Thérèse erneut<br />
um Abgründiges: Die Verbrechen, die zerstörerische<br />
Beziehung, all das erinnert an „großes Kino“, an<br />
Handlungen, die für einen Thriller taugen würden.<br />
Filmische Techniken sind es auch, die zur speziellen<br />
Dramaturgie des Librettos von Otto Katzameier führen,<br />
einer filmschnittartigen Gestaltung von 42 Szenen,<br />
deren Umfang von wenigen <strong>Takte</strong>n bis zu größeren,<br />
komplexen Entwicklungen reicht.<br />
Krimi als Oper<br />
Philipp Maintz beschreibt die Genese der Form der<br />
Oper: „Mir war von Anfang an klar: Wenn ich diese<br />
Oper schreibe, werde ich strukturell anders vorgehen<br />
als bei meiner ersten, Maldoror, die ich sehr linear von<br />
vorne nach hinten komponiert habe. In diesem Werk<br />
wollte ich ein Netz aus wiedererkennbaren Emblemen<br />
spannen, das ganze Situationen führen und kommentieren<br />
kann, auf das die ganze Musik sich stützt. Aribert<br />
Reimann sagte mir einmal: Wenn in einer Szene zwei<br />
Personen auf der Bühne stünden und die eine singe<br />
und die andere zuhöre, müsse man dann das, was die<br />
Zuhörende denkt, ins Orchester komponieren. Und<br />
das hat hier durch die Leitmotivik auf einmal einen<br />
sehr deutlichen und inspirierenden doppelten Boden<br />
ergeben.“ Im Gespräch über Sujets, Krimi als Oper und<br />
formale Fragen entwickelte Philipp Maintz mit Otto<br />
Katzameier Modelle für die Erzählweise in ihrer neuen<br />
Arbeit: „Otto war an vielen Uraufführungen beteiligt,<br />
kennt unterschiedliche Formansätze, hat einen dadurch<br />
geschärften Instinkt, was ‚funktioniert‘ und was<br />
nicht – er war für mich ein idealer Partner.“<br />
Dem Libretto ist Thérèses Textzeile als Motto vorangestellt:<br />
„Die Menschen sterben manchmal“, murmelte<br />
sie schließlich, „nur für die Überlebenden ist es<br />
gefährlich!“<br />
Links: Émile Zola, Gemälde von Eduard Manet – Mitte: Philipp Maintz (Foto: Paavo<br />
Blåfield) – rechts: Otto Katzamaier<br />
Ein zentrales Thema der Oper ist das Scheitern der<br />
beiden Protagonisten, das im Libretto stets präsent ist.<br />
Der Text arbeitet mit dem Kunstgriff, die chronologische<br />
Erzählung mit der Mordszene und dem Selbstmord<br />
zu verzahnen. In dieser scheinbaren Gleichzeitigkeit<br />
der Ereignisse sieht Philipp Maintz ein Stilmittel, das<br />
der Schärfung der Erzählweise dient: „Es ist immer<br />
präsent, wie die ganze Sache ausgehen wird. Indem auf<br />
drei parallelen Ebenen zum einen die chronologische<br />
Erzählung, aber auch die Momente des Mordes und<br />
der Selbstmorde einander beständig durchdringen,<br />
wird dieses Scheitern immer im Bewusstsein gehalten.<br />
Wenn ich genuin musikalisch denke, glaube ich, dass<br />
ein Hörer immer mehr von dem mitbekommt, was man<br />
im Untergrund anlegt, als ihm im ersten Moment im direkten<br />
Sinne bewusst wird. Als Erster hat Richard Wagner<br />
das im Ring vorgeführt. Unser Libretto besteht auch<br />
aus vielen verschiedenen Einzelteilen, die aber genau<br />
auf diesem Weg verknüpft werden. Die Musik der Oper<br />
hat vier Zeitebenen, bestimmte Räume, Erzählstränge,<br />
die Figuren haben jede ihr eigenes Tempo. Diese Tempi<br />
passen aber alle proportional zueinander, das heißt,<br />
man kann sie auch übereinanderschichten. In diesem<br />
Zusammenhang nutze ich die Möglichkeit, Vorgriffe,<br />
Rückgriffe, Kommentare übereinanderzulagern, die<br />
nicht zusammengehören und gar nicht zu dem passen,<br />
was gerade gesungen wird. Sie beginnen dann aber, um<br />
das Gesungene herum einer ganz eigenen Gravitation<br />
zu gehorchen. Die Oper beginnt mit einem relativ offenen<br />
Feld, auf dem einfach ,die Dinge‘ dargelegt werden,<br />
eine Art von Alltagskonversation stattfindet, unter der<br />
aber schon ein Schatten liegt, der immer deutlicher<br />
wahrnehmbar wird. Gegen Ende wird daraus ein Sog,<br />
der wie ein Massekörper sukzessive alles, was unter<br />
seinen Einfluss gerät, das vorher noch eine gewisse<br />
Eigenständigkeit hatte, ansaugt. Am Ende steht die<br />
Schussfahrt gegen die Wand.“<br />
Zeitlose Sprache – stummes Ende<br />
Otto Katzameier ist einer der vielseitigsten Protagonisten<br />
des neuen Musiktheaters. Dass er nun als Verfasser<br />
des Librettos seine profunden Erfahrungen einbringt,<br />
offenbart sich als ein konsequenter Schritt, denn er<br />
gilt als ein Darsteller, der die Präsenz und Kraft seiner<br />
Interpretation aus einer wachen Durchdringung der<br />
Rollenprofile gewinnt, zudem arbeitet er mittlerweile<br />
auch als Regisseur. In seiner Beschäftigung mit dem<br />
Stoff entpuppte sich Thérèse Raquin für ihn als ein ideales<br />
Opernsujet: „Dieser Roman IST eine Oper! Man liebt<br />
sich, man hasst sich, man ist überglücklich, man ist verzweifelt,<br />
man schmiedet Mordpläne, man mordet, man<br />
zerbricht an der Tragik des eigenen Schicksals. Hinzu<br />
kommt, dass man hier zwei Figuren vorfindet, mit denen<br />
man sich zutiefst identifizieren kann, auch wenn<br />
dieser Spannungsbogen von Liebesglück über Hass und<br />
Destruktion bis hin zum gemeinsamen Suizid kaum<br />
auszuhalten ist für den Betrachter. Ich fand diesen<br />
Stoff wunderbar für Philipps Musik. Die Führung seiner<br />
Vokalpartien ist, bei aller Modernität, außerordentlich<br />
kantabel und stimmgerecht und somit meiner Ansicht<br />
nach prädestiniert für einen Opernstoff, der innerhalb<br />
eines konkreten narrativen Ablaufs echte, lebendige<br />
Menschen in ihren Freuden und Leiden zeigt.“<br />
Für das Libretto war eine Sprache zu finden, die<br />
Zola entspricht und gleichzeitig ein aktuelles Drama<br />
schafft: „Das war eine sehr interessante Aufgabe.<br />
Es musste nun aus Zolas Beschreibungen heraus gesprochenes<br />
Wort entstehen, lebendige Sprache, ein<br />
Libretto eben. Wo ich konnte, habe ich den Originaltext<br />
übernommen, aber als sich die Handlung dann<br />
immer weiter zuspitzt, wenn sich zum Ende hin die<br />
einst Liebenden nur noch demütigen, seelisch wie<br />
körperlich aufs Brutalste misshandeln, musste ich<br />
eine eigene Sprache finden. Eine, die weder historisierend<br />
noch modernisierend ist, sondern so zeitlos wie<br />
die Verzweiflung und der Hass zweier entfremdeter<br />
Liebender es sind, die ihre Liebe erst im sprachlosen<br />
gemeinsamen Suizid wiederfinden.<br />
Diese Idee der Einschmelzung und Dekonstruktion<br />
des Stoffes hat auch Philipp sofort angesprochen, und<br />
damit begann ein Dialog zwischen uns, der genau genommen<br />
bis heute nicht geendet hat. Sehr spannend<br />
war das, auch in der Entwicklung der Komposition stets<br />
mit eingebunden zu sein und als ,Textpartner‘ die sich<br />
stellenden Herausforderungen meistern zu helfen.<br />
Zum Beispiel haben wir länger über den Schluss, den<br />
gemeinsamen Suizid, gesprochen. Ich war fasziniert<br />
davon, dass Zola dieses unerwartete und schockierende<br />
Ende innerhalb weniger Zeilen abhandelt, ganz<br />
lakonisch und nüchtern, es passiert einfach, wortlos.<br />
Und diese Wortlosigkeit, dies – keine Sprache, keinen<br />
Ton mehr finden – wollten wir genauso in der Oper<br />
umsetzen. Der finale Höhepunkt der Oper ist: eine<br />
stumme Szene!“<br />
Marie Luise Maintz<br />
Philipp Maintz<br />
Thérèse. Kammeroper nach Emile Zola. Libretto<br />
von Otto Katzameier<br />
Uraufführung: 14./17.4.20<strong>19</strong> Salzburg, Osterfestspiele<br />
(Große Universitätsaula); Deutsche<br />
Erstaufführung: 18./<strong>19</strong>./21./22.5.20<strong>19</strong> Hamburg,<br />
Elbphilharmonie, Marisol Montalvo, Otto Katzameier,<br />
Renate Behle, Tim Severloh, Mitglieder<br />
des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg,<br />
Musikalische Leitung: Nicolas André, Inszenierung:<br />
Georges Delnon, Bühne/Kostüme:<br />
Marie-Thérèse Jossen, Koproduktion mit der<br />
Hamburgischen Staatsoper<br />
Besetzung: Thérèse (dram. Koloratursopran,<br />
Laurent (Bassbariton), Camille (Countertenor),<br />
Madame Raquin (Alt) – Orchester: 1(Picc, Afl),0,1<br />
(Bklar), 1(Kfag) – 1, 0, 0, 0 – Schlg, Hfe, Akk – Str:<br />
1,0,1,1,1<br />
Philipp Maintz – aktuell<br />
3.7.20<strong>19</strong> Nürnberg (St. Sebald, Internationale<br />
Orgelwoche), septimus angelus. symphonische<br />
betrachtungen über die apokalypse albrecht dürers<br />
für orgel solo (Uraufführung), Bernhard Buttmann,<br />
Orgel / 6.12.20<strong>19</strong> Hamburg (Elbphilharmonie),<br />
choralvorspiel XIII (veni, redemptor gentium)<br />
für orgel solo (Uraufführung), Hansjörg Albrecht<br />
(Orgel) / 6.1.2020 München (Jesuitenkirche St. Michael),<br />
choralvorspiel IV (unüberwindlich starker<br />
held, sankt michael) und choralvorspiel VIII (wie<br />
schön leuch’ uns der morgenstern) für orgel solo<br />
(Uraufführungen), Hansjörg Albrecht (Orgel)<br />
]<br />
16 [t]akte 1I20<strong>19</strong><br />
[t]akte 1I20<strong>19</strong> 17
[t]akte<br />
1I20<strong>19</strong><br />
Kalkulation<br />
und Inspiration<br />
Manfred Trojahn über sein Liedschaffen<br />
Klavierlieder sind eine Konstante in Manfred<br />
Trojahns Œuvre. Im Interview gibt er seine<br />
Gedanken zum „Vertonen“ preis: „verändern,<br />
ohne zu beschädigen“.<br />
[t]akte: In den vergangenen 14 Jahren haben Sie über<br />
100 Klavierlieder geschrieben. Was reizt Sie an dieser in<br />
Avantgarde-Kreisen aus der Mode gekommenen Gattung?<br />
Manfred Trojahn: Ich denke, die Liedarbeit ist sehr eng<br />
mit dem Musiktheater verbunden. Das<br />
Lied und die ihm zugrundeliegende poetische<br />
Form vermitteln konkrete Inhalte<br />
so wie das Musiktheater, und ich habe ein<br />
gewisses Bedürfnis nach diesen Inhalten.<br />
Ist da etwas aus der Mode gekommen?<br />
Wahrscheinlich ist mir das nicht weiter<br />
aufgefallen. Mode ist nicht das, worauf<br />
ich es primär abgesehen habe.<br />
Erst in den <strong>19</strong>80er Jahren haben Sie, relativ<br />
spät und nur vereinzelt, Beiträge zu dieser<br />
Gattung komponiert: die „Trakl-Fragmente“<br />
<strong>19</strong>84 und den Zyklus „Spätrot“ nach Karoline<br />
von Günderrode <strong>19</strong>87. Ab 2004 hingegen<br />
Manfred Trojahn<br />
scheint es bei Ihnen zu einem Umdenken gekommen zu<br />
sein Man bekommt den Eindruck, dass es für Sie inzwischen<br />
zu einer Art Gewohnheit geworden ist, fast jedes<br />
Jahr mindestens eine kleine Sammlung von Liedern zu<br />
komponieren. Wie kam es zu diesem Wandel?<br />
Den Wandel hat es nicht wirklich gegeben, von einigen<br />
wenigen Jahren abgesehen, war immer die Bemühung<br />
um Lieder ein zentraler Wunsch. Trakl war zum Beispiel<br />
ein frühes Opfer dieser Bemühungen, aber nicht nur<br />
er, auch Storm hatte es mir angetan. Allerdings war<br />
ich nicht immer auf der Höhe meiner Möglichkeiten.<br />
Ich bin ein Spätentwickler und so sind die Genres, die<br />
meine wichtigsten geworden sind, recht spät zur Umsetzung<br />
gekommen.<br />
2004 begann die „Liederwerkstatt“ – eine von der<br />
GEMA-Stiftung und später von der Siemens-Stiftung<br />
geförderte Unternehmung – zunächst in Bad Reichenhall,<br />
dann in Bad Kissingen Liedkompositionen<br />
anzuregen. Die Kollegen wie Reimann, Killmayer,<br />
Rihm, Schleiermacher und etliche andere begannen,<br />
diese Anregung sehr interessiert aufzugreifen, und<br />
so entstanden in diesem Zusammenhang viele Liedkompositionen.<br />
Außerhalb dieser Reihe kam dann<br />
noch das eine und andere hinzu. Zudem war die<br />
„Liederwerkstatt“ ein Ort, an dem man zusammenkommen<br />
konnte – das passiert ja nicht so oft. Man<br />
geht essen, man besucht Proben – alles Dinge, die mit<br />
dem Älterwerden seltener werden. Vor allem ist man<br />
mit wunderbar motivierten jungen Sängerinnen und<br />
Sängern und exquisiten Pianisten zusammen – also<br />
ein Stückchen vom totalen Glück.<br />
Es fällt auf, dass der Schwerpunkt Ihrer Dichterauswahl auf<br />
dem klassischen Kanon, vor allem aber in der Romantik<br />
liegt – Hölderlin, Schlegel, Eichendorff, Heine, um nur<br />
einige Namen zu nennen. Nach welchen Kriterien suchen<br />
Sie die Gedichte aus? Finden Sie die Gedichte oder finden<br />
die Gedichte Sie? Wie kommt es zu diesem Bogen um<br />
moderne Lyrik?<br />
Es gibt keinen Bogen um irgendetwas herum. Aber es<br />
gibt Voraussetzungen des Genres. Ich habe natürlich<br />
auch zeitgenössische Lyrik verwendet wie in den Arbeiten<br />
zu René Char oder Johannes Poethen. Ich neige<br />
aber deutlich dazu, für diese Texte das Ensemble zu<br />
bevorzugen und dem Klavierlied sozusagen eine andere<br />
Form zu geben. Die genannten Dichter, unter denen<br />
nur Peter Horst Neumann mit zwei Liedern (die für die<br />
Akademie der Schönen Künste in München entstanden)<br />
die Ausnahme darstellt, sind solche, auf welche die<br />
Wahl der „Liederwerkstatt“ gefallen ist. Es gibt aber<br />
auch andere, die sich frei gewählten Zusammenhängen<br />
verdanken: Zum Beispiel der Lasker-Schüler-Zyklus, die<br />
Rilke-Vertonungen oder auch ein Zyklus wie Abendröte<br />
von Friedrich Schlegel, der auf Anregung von „Im Zentrum<br />
Lied“ entstand.<br />
Die Dichter für die „Liederwerkstatt“ brauchten die<br />
Voraussetzung der Mehrfachvertonung, auch im Repertoire;<br />
das Konzept der Werkstatt sieht neben den neuen<br />
Stücken immer auch Werke des klassischen Repertoires<br />
vor. Inzwischen gibt es konzeptionelle Änderungen,<br />
aber dieser Schwerpunkt ist glücklicherweise geblieben.<br />
Die Gedichte sind also nicht primär frei gewählt,<br />
sondern dienten einem Konzept. So ist es auch vorgekommen,<br />
dass ich einem Dichter nicht folgen konnte,<br />
bei Schiller war das so, oder dass Stücke zu spät fertig<br />
wurden und daher nicht realisiert werden konnten, wie<br />
die Three women from Shakespeare. Ich habe diese Anregungen<br />
immer als Möglichkeit begriffen und nicht als<br />
Einschränkung, denn es ging ja um die Beschäftigung<br />
mit Texten, mit denen ich ohnehin dauernd befasst bin.<br />
Gedichte sind verdichtete Sprache. Wie schaffen Sie sich<br />
Freiräume für Ihre Musik?<br />
Zunächst einmal stelle ich nicht in Zweifel, dass es diese<br />
Freiräume gibt. Dem Gedicht geht nichts verloren von<br />
seiner Eigenwertigkeit, es wächst ihm etwas zu. Allerdings<br />
können wir sagen, dass das Gedicht es eigentlich<br />
nicht benötigt. Es kann aber ein wunderbares Erlebnis<br />
sein, beides zu haben. Es ist also eine dieser ganz<br />
seltenen Situationen, in denen ich verändern kann,<br />
ohne zu beschädigen. Darin liegt doch ein wahrlich<br />
gewaltiger Freiraum und eine große Hypothek: Es liegt<br />
alles an mir.<br />
Arnold Schönberg schrieb einmal, dass er „berauscht<br />
von dem Anfangsklang der ersten Textworte, ohne<br />
[sich] auch nur im geringsten um den weiteren Verlauf<br />
der poetischen Vorgänge zu kümmern, ja ohne diese im<br />
Taumel des Komponierens auch nur im geringsten zu<br />
erfassen“ seine Lieder komponiert habe. Wie gehen Sie<br />
bei der Komposition Ihrer Lieder vor – erleben Sie auch<br />
4<br />
40<br />
43<br />
46<br />
49<br />
diesen „berauschten Taumel“? Und wie hängen Wort und<br />
Musik bei Ihnen zusammen?<br />
Ich bin sicher weniger expressiv, als es Schönberg war<br />
und denke, wenn ich das Glück hätte, meinen Arbeitsvorgang<br />
in der Nähe von beispielsweise Francis Poulenc<br />
ansiedeln zu dürfen, dann käme das der Mischung aus<br />
Kalkulation und Inspiration, die meine Musik prägt,<br />
eigentlich sehr nahe.<br />
Auffällig an Ihren Liedern ist eine Bevorzugung von<br />
tonaler Klanglichkeit. Woher kommt diese Neigung zur<br />
Tonalität? Gibt es textliche Zusammenhänge?<br />
Es gibt sehr viele verschiedene Texte, von daher ist<br />
diese zweifellos vorhandene Tendenz sicher nicht in<br />
erster Linie auf die Vorlagen zurückzuführen. Vielleicht<br />
können wir uns noch einmal an den Begriff des Genres<br />
erinnern: Ich denke, die erweiterte Tonalität ist eine<br />
perfekte Sprache für das Genre Klavierlied, dem sie<br />
alles ermöglicht und eigentlich nichts verstellt.<br />
Wie bereits angesprochen, ist das Musiktheater, die Oper,<br />
ein wichtiger Pfeiler in Ihrem Schaffen. Einige Ihrer Werke<br />
für Gesang und Klavier tragen den Untertitel „Szene“. Was<br />
Es schwin-delt<br />
mir, es brennt mein Ein -ge<br />
-<br />
- wei - de.<br />
Nur wer die Sehn - sucht<br />
kennt, weiß, was ich lei - de!<br />
Manfred Trojahn, aus der Szene „Sie ist nicht mehr da“<br />
Sie ist jetzt nicht mehr<br />
ist für Sie das dramaturgische Element und wie unterscheiden<br />
sich die Szenen von den Liedern?<br />
Die Szenen sind wirklich eine spezielle Form, die in ihrer<br />
Freiheit der Gestik viel mehr am Musiktheater orientiert<br />
ist, als es die Lieder sein könnten. Die Vielfältigkeit<br />
dessen, was sich ereignet, ist im Allgemeinen größer.<br />
Ich habe bei diesen Stücken durchaus auch szenische<br />
Vorstellungen, stärkere als bei Gedichten, auch solchen,<br />
bei denen es zum Beispiel Ortsbeschreibungen gibt.<br />
Vielleicht ist es eine fast private Form, aber immerhin<br />
sollten die Unterschiede zum Lied schon deutlich werden.<br />
Auch dem Gesang ist eine eher dramatische Rolle<br />
zugedacht und das erzählend Lyrische der Lieder spielt<br />
eine weniger große Rolle. Es gibt auch Mischformen,<br />
so ist in die Szene „Sie ist jetzt nicht mehr da“ Goethes<br />
„Nur wer die Sehnsucht kennt“ eingearbeitet, und das<br />
Gedicht bekommt in diesem Fall auch einen eher dramatischen<br />
Charakter.<br />
Die Fragen stellte Robert Krampe.<br />
Aktuell<br />
Manfred Trojahn<br />
31.3.20<strong>19</strong> Wien (Staatsoper), Orest. Musiktheater<br />
in sechs Szenen, Musikal. Leitung: Michael<br />
Boder, Regie/Bühne/Licht: Marco Arturo Marelli<br />
(Weitere Termine: 5., 7., 10.4.20<strong>19</strong> Livestream:<br />
Vorstellung vom 5.4.20<strong>19</strong>) +++ 29./30.6.20<strong>19</strong> Bad<br />
Kissingen (Liederwerkstatt), Neues Werk für Mezzosopran<br />
und Klavier (Uraufführung)<br />
Ľubica Čekovská<br />
22.7.20<strong>19</strong> Bratislava, Piano Concerto, Miki Skuta<br />
(Klavier), Slovak Youth Orchestra, Leitung: Benjamin<br />
Bayl (auch 26.7. Prag, 28.7.20<strong>19</strong> Berlin )<br />
Rudolf Kelterborn<br />
5.5.20<strong>19</strong> Basel (Pantheon), Musica luminosa per<br />
orchestra, Basel Sinfonietta, Leitung: Baldur<br />
Brönnimann +++ 7.9.20<strong>19</strong> Luzern (Festwochen),<br />
Duett für Oboe und Englischhorn, Heinz Holliger<br />
(Oboe), Marie-Lise Schüpbach (Englischhorn)<br />
+++ 24.11.20<strong>19</strong> Mosbach (Klassische Konzerte),<br />
Klavierstück 7 für zwei Klaviere („Quinternio“).<br />
Klavierduo Soós / Haag<br />
Thomas Daniel Schlee<br />
<strong>19</strong>.5.20<strong>19</strong> Sailauf (Kirche St. Vitus), Sicut ros Hermon<br />
op. 74/1, Martin Patzlaff (Orgel) +++ 5.7.20<strong>19</strong><br />
Ossiach, Stiftskirche (Eröffnung Festival Carinthischer<br />
Sommer), Choralvorspiele op. 18, Emma<br />
Black (Oboe), Davide Mariano (Orgel)<br />
]<br />
18 [t]akte 1I20<strong>19</strong><br />
[t]akte 1I20<strong>19</strong> <strong>19</strong>
[t]akte<br />
1I20<strong>19</strong><br />
Was ist Wahrheit?<br />
Miroslav Srnka geht einer großen Frage nach<br />
Die Klarinette als Vertreterin der menschlichen<br />
Stimme, Chor und Symphonieorchester als Resonanzräume:<br />
Mit diesen Mitteln geht Miroslav<br />
Srnka auf die Suche nach der Wahrheit in unserer<br />
digitalen Welt.<br />
Entgrenzung<br />
und Apokalypse<br />
Beat Furrers neueste Komposition vor der<br />
Uraufführung in Hamburg<br />
Nach dem Erfolg seiner neuen Oper „Violetter<br />
Schnee“ an der Berliner Staatsoper hat Beat Furrer<br />
schon wieder neue Projekte im Blick.<br />
In seiner neuen Komposition für den Klarinettisten<br />
Jörg Widmann, den Chor und das Symphonieorchester<br />
des BR und die Dirigentin Susanna Mälkki trifft<br />
eine sehr individuelle Besetzung aufeinander und<br />
eine besondere Musikerkonstellation. In der neueren<br />
Musik wird die Klarinette mit den vielfältigsten Spieltechniken<br />
zu einem der farbigsten, überraschendsten<br />
Klanggeber überhaupt. Der Klarinettist und Komponist<br />
Jörg Widmann ist für Miroslav Srnka ein besonders<br />
inspirierender Solist seines neuen Werkes.<br />
Heißt Komponieren auch Entwickeln von neuen Methoden?<br />
Miroslav Srnka: Auf jeden Fall, da die Arbeitsweise immer<br />
das Ergebnis mitträgt. Für jedes Stück muss ich die<br />
Methode neu entwickeln. Das macht es sehr langsam.<br />
Aber wenn ich denselben Weg nochmals ginge, wäre<br />
das Ergebnis verkrustet. Man würde das gleich spüren.<br />
In den Texten der neuen Komposition geht es um Wahrheit.<br />
In welcher Form?<br />
Ich wollte recherchieren, was Wahrheit im digitalen<br />
Raum heißen kann. Im Internet kursieren Massen<br />
von geteilten Zitaten und Aphorismen über Wahrheit,<br />
von Aristoteles bis heute. Immer wird darin ein Aspekt<br />
beleuchtet. Es gibt manchmal sogar gegenteilige<br />
Zitate, trotzdem beleuchten beide etwas. Zugleich<br />
werden solche Zitate oft wichtigen historischen<br />
Figuren zugeschrieben, um vertrauenswürdig zu<br />
scheinen. Und dann gibt es Websites, die wiederum<br />
analysieren, von wem die Zitate wirklich stammen.<br />
Schon die ersten digitalen Quellen der „Wahrheiten<br />
über Wahrheit“ sind von Unwahrheiten geprägt.<br />
Es geht um Vertrauen zwischen Musikern untereinander<br />
und zwischen dem Podium und Zuschauerraum<br />
besteht auch eine Art von Vertrauen. Auf einem solchen<br />
„Vertrag“ basiert die ganze Geschichte der Textvertonungen.<br />
Diese zu relativieren, ist meine Prämisse für<br />
diese Arbeit.<br />
Gibt es überhaupt Wahrheit?<br />
Gäbe es darauf eine einfache Antwort, wären wir in der<br />
heutigen Welt nicht in einer solchen Misere. Oft höre<br />
ich: „Wir müssen die Wahrheit wiederherstellen.“ Aber<br />
das ist doch niemals möglich. Wir müssen ganz neue<br />
Begriffe und Verständnisräume entwickeln.<br />
Was bedeutet das Arbeiten für Chor?<br />
Der Chor steht zwischen Musik und Semantik. Es gibt<br />
psychologische Tricks, die unser Vertrauen in das<br />
zerstören können, was Semantik und was Musik ist.<br />
Wenn man das Wort „Wahrheit“ oft genug schnell<br />
nacheinander wiederholt, verliert man das Vertrauen<br />
in das Wort. Oder wenn man einen kurzen Text oft genug<br />
exakt wiederholt, wird er in unserem Verständnis<br />
zu Musik. Das nennt man den „Speech-to-song“-Effekt.<br />
Das Mittel von Propaganda – also uns für eine „Wahrheit“<br />
zu gewinnen – ist auch stetige Wiederholung: die<br />
fortwährende Behauptung, dass etwas wahr sei.<br />
Wie arbeitest Du mit Jörg Widmann zusammen?<br />
In der Vorbereitung haben wir uns mehrfach getroffen.<br />
Es war immer für uns beide spannend. Wenn Jörg,<br />
der Komponist, einiges über sein Instrument erklärt,<br />
schafft er es in zwei Sätzen zu zeigen, was ganze Bücher<br />
sonst nicht schaffen. Es ist das wahre Glück eines kompositorischen<br />
„Nerds“, am Schreibtisch einen Klang für<br />
ein Instrument, das ich selbst nicht spiele, „theoretisch“<br />
auszudenken, der mit dem Solisten dann tatsächlich<br />
funktioniert.<br />
In den letzten Stücken hast Du mit neuartigen Formen von<br />
Notation gearbeitet, die dem Interpreten einen größeren<br />
Spielraum lassen. Ist dies auch hier der Fall?<br />
Bei diesem Stück frage ich mich immer wieder: Wie<br />
schaffe ich eine einheitliche Notation, so dass sie die<br />
fast unnotierbaren, lang geprobten Klänge der Soloklarinette<br />
beinhaltet, zugleich aber den Orchesterklarinettisten<br />
schnell und instinktiv verständlich ist?<br />
Wie notiere ich für den Chor die Konsonanten in dem<br />
Übergang zwischen beatboxähnlichen perkussiven<br />
Lauten, Sprechstimme und gestützt Gesungenem.<br />
Und dennoch bleibt die Notation nur die Oberfläche.<br />
Die Substanz eines Stückes kann nie notiert werden.<br />
Diese fast absolute Sicherheit, beim Notieren scheitern<br />
zu müssen, macht die Suche so spannend und so endlos.<br />
Die Fragen stellte Marie Luise Maintz<br />
Miroslav Srnka<br />
Neues Werk für Chor, Klarinette und Ensemble<br />
Uraufführung: 5.7.20<strong>19</strong> München (musica viva)<br />
BR-Chor und Mitglieder des BR-Symphonieorchesters,<br />
Jorg Widmann (Klarinette), Leitung:<br />
Susanna Mälkki<br />
Verlag: Bärenreiter, BA 11<strong>19</strong>0, Aufführungsmaterial<br />
leihweise<br />
Miroslav Srnka – aktuell<br />
18.3.20<strong>19</strong> Prag (Rudolfinum, Tschechische Erstaufführung),<br />
Future Family for string quartet, Quatuor<br />
Diotima +++ 4.5.20<strong>19</strong> Glasgow (Tectonics),<br />
triggering for harpsichord, Mahan Esfahani<br />
(Cembalo) +++ 29.5.20<strong>19</strong> Prag (Rudolfinum, Prague<br />
Spring, Tschechische Erstaufführung), Overheating<br />
for ensemble, Ensemble Intercontemporain,<br />
Leitung: Julien Leroy<br />
Im weiten Raum<br />
„Spazio immergente“ heißt übersetzt „Der unermessliche<br />
Raum“. Beat Furrer komponierte bereits mehrfach<br />
einen Text von visionärer Weite aus Lukrez’ Abhandlung<br />
De rerum natura (Über die Natur der Dinge), der<br />
verblüffende Überlegungen über die Erscheinungen<br />
und Gründe des Seins enthält. Eine dieser Passagen<br />
wurde auch zum zentralen Bezugspunkt seiner letzten<br />
Oper Violetter Schnee: „dass nicht wie Flammen die<br />
Mauern des Weltalls plötzlich entflieh‘n in‘s unermessliche<br />
Leere, … und nichts, kein Rest mehr bleibt<br />
– verlassener Raum.“<br />
Nichts weniger als eine Vision der Entgrenzung<br />
und Apokalypse enthalten die acht Verse und sind<br />
für Beat Furrer Ausgangspunkt für ein klangliches<br />
Auffächern in verschiedene Räume. Sein neues Werk<br />
Spazio immergente III für Sopran, Posaune und Streicher<br />
übersetzt die erste Fassung in einen größeren orchestralen<br />
Zusammenhang. Schon diese verschränkte<br />
die zwei Stimmen, Sopran und Posaune und führte<br />
den Text in verschiedene klangliche Räume – mit<br />
Stimme, Sprache, Atem. Durch ein dichtes Ineinander<br />
verschiedener dynamischer Prozesse am Beginn, modulierende<br />
Klangfarben und vokalartige Färbungen in<br />
der Posaune, entsteht eine virtuose Mehrstimmigkeit.<br />
Im vierten der fünf, ansonsten lateinisch gesungenen<br />
Teile gewinnt der Text plötzlich in deutscher Sprache,<br />
von beiden Interpreten quasi gesprochen, eine besondere<br />
Gegenwärtigkeit. Die aufgeteilten Streicherfarben<br />
übersetzen harmonische Strukturen, Bewegungsmodelle<br />
und klangliche Texturen beider Solopartien und<br />
intensivieren sie.<br />
Marie Luise Maintz<br />
Abreisen unmöglich, bleiben ebenso: Szenenfoto aus der Uraufführung von Beat Furrers<br />
„Violetter Schnee“ an der Staatsoper Berlin (Foto: Monika Rittershaus)<br />
Beat Furrer – aktuell<br />
16.4.20<strong>19</strong> Buenos Aires (Festival Nueva Ópera),<br />
Begehren. Musiktheater, Cantando Admont,<br />
Musikalische Leitung: Juan Miceli, Inszenierung:<br />
Emilio Basaldúa +++ 27.4.20<strong>19</strong> Aveiro (Museu),<br />
Intorno al bianco für Klarinette und Streichquartett,<br />
Ensemble ars ad hoc +++ 6./7.5.20<strong>19</strong><br />
Hamburg (Elbphilharmonie, Internationales<br />
Musikfest Hamburg), spazio immergente III für<br />
Sopran, Posaune und Streicher (Uraufführung),<br />
N. N. (Sopran), Mike Svoboda (Posaune), ensemble<br />
resonanz, Leitung: Peter Rundel +++ 11.5.20<strong>19</strong><br />
Buenos Aires (Teatro Colón), antichesis, XENOS<br />
III, Tambor Fantasma (Schlagzeug) und Ensemble,<br />
Leitung: Mariano Moruja (Foto: EvS / Manu<br />
Theobald)<br />
Pressestimmen zu „Violetter Schnee“<br />
„Das alles hat ein Könner gemacht, ein Lauscher und<br />
meisterhafter Phantast“ (F.A.Z.)<br />
„Leise magische Klänge“ (Berliner Morgenpost)<br />
„Furrers klanglicher Reichtum verblüfft“ (Der Tagesspiegel)<br />
„Das Winter Wonderland als existenzielle Bedrohung:<br />
Der Komponist Beat Furrer hat dieses Horror-Szenario<br />
in eine große Oper verwandelt.“ (Salzburger<br />
Nachrichten)<br />
„magischer Realismus, narrativ und gleichzeitig unwegsam,<br />
von einer schwebenden Emotionalität“<br />
(Schweizer Musikzeitung)<br />
„Faszinierend ist wieder die Musik von Beat Furrer. Sie<br />
liegt lähmend in der Luft, fährt mit großer Geste auf,<br />
schillert in vielen Farben, bringt prachtvolle Akkorde<br />
und trostlose Pizzicati.“ (www.klassikinfo.de)<br />
]<br />
20 [t]akte 1I20<strong>19</strong><br />
[t]akte 1I20<strong>19</strong> 21
[t]akte<br />
1I20<strong>19</strong><br />
Die Dichterin spricht<br />
Charlotte Seithers Orchesterwerk zum<br />
200. Geburtstag von Clara Schumann<br />
„Wie Clara Schumann begegnen?“ Das fragt sich die<br />
146 Jahre jüngere Komponistenkollegin Charlotte<br />
Seither. Der Blick zurück kommt für sie nicht in<br />
Frage.<br />
Totenfeier<br />
Andrea Lorenzo Scartazzini trifft Gustav Mahler<br />
Sie ist eine der „starken“ Frauen der Musikgeschichte:<br />
Clara Schumann, die als Pianistin, Komponistin, Professorin<br />
von Jugend an im internationalen Rampenlicht<br />
stand. Anlässlich ihres 200. Geburtstages initiieren<br />
drei Städte ein besonderes Projekt. Ausgehend von<br />
Robert Schumanns Geburtsstadt Zwickau, die seit jeher<br />
ein besonders aktives Zentrum der Schumannpflege ist,<br />
Clara Schumann 1853 / Charlotte Seither 2016 (Foto: Marco Bussmann)<br />
wurde Charlotte Seither beauftragt, ein Orchesterwerk<br />
zum Jubiläum zu komponieren. „sie, die spricht“ für<br />
Orchester wird in Kombination mit Clara Schumanns<br />
Klavierkonzert und einer rekonstruierten Fassung von<br />
Robert Schumanns „Zwickauer Sinfonie“ uraufgeführt.<br />
Beteiligt sind auch die Schumann-Stadt Bonn mit dem<br />
Beethoven Orchester und seinem GMD Dirk Kaftan<br />
sowie Frankfurt am Main mit einem Projekt, das an die<br />
berühmte Lehrerin erinnert: Für das neu gegründete<br />
Dr. Hoch‘s Konservatorium hatte 1878 der damalige<br />
Direktor des Instituts Joachim Raff Clara Schumann<br />
als erste Klavierprofessorin überhaupt verpflichten<br />
können. Studierende werden mehrere Projekttage gestalten,<br />
in deren Rahmen „sie, die spricht“ aufgeführt<br />
wird, dies in Kooperation mit der Akademie für Tonkunst<br />
Darmstadt und der Dirigierklasse der Hochschule<br />
für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt.<br />
„Wie Clara Schumann begegnen?“, diese Frage stellt<br />
sich Charlotte Seither über ihr Kompositionsprojekt:<br />
„Vielleicht so, wie Robert und sie es selbst in ihrer<br />
Kunst zum Prinzip gemacht haben: Nicht im Blick<br />
zurück, der Vergangenes zitiert oder gar verklärt.<br />
Stattdessen war es die eigene poetische Assoziation,<br />
das freie musikalische Fließen, das beide Musiker in<br />
ihrem Schaffen beflügelt hat. Nicht ein Inhalt wird<br />
hier also zum Ausgangspunkt eines neuen Stückes<br />
gemacht, sondern ein musikalischer Entstehungsprozess:<br />
das Fließen eines inneren Stromes, jenseits von<br />
festen Form- oder Gattungsnormen, die Hingabe an die<br />
eigene, klangschöpferische Phantasie. In diesem Sinne<br />
habe auch ich mich als Komponistin ‚befreit‘ von einem<br />
allzu engen Blick zurück. Der Dichter spricht. Es spricht,<br />
wer das Wort erhebt und darin die eigene Sprache zum<br />
Ausdruck bringt.“<br />
Marie Luise Maintz<br />
Charlotte Seither<br />
„sie, die spricht“ für Orchester<br />
Uraufführung: 6.6.20<strong>19</strong> Zwickau (Schumann-Fest),<br />
Orchester des Theaters Plauen-Zwickau, Leitung:<br />
Leo Siberski. Auch: 13.9.20<strong>19</strong> Frankfurt, Orchester<br />
des Dr. Hoch‘s Konservatorium und der Akademie<br />
für Tonkunst Darmstadt; Leitung: Studierende<br />
der Dirigierklasse der Hochschule für Musik und<br />
Darstellende Kunst Frankfurt sowie 11.10.20<strong>19</strong><br />
Bonn, Beethoven Orchester, Leitung: Dirk Kaftan<br />
Besetzung: 2,2,Eh,2,Bklar,2,Kfag – 4,3,2,0 –Schlg (2),<br />
Hfe, Klav – Str<br />
Verlag: Bärenreiter, BA 11189, Aufführungsmaterial<br />
leihweise<br />
Charlotte Seither – aktuell<br />
13.4.20<strong>19</strong> Berlin (Konzerthaus), Kammersinfonie<br />
„objet diaphane“, Landesjugendensemble Neue<br />
Musik Berlin, Leitung: Jobst Liebrecht +++ 9.5.20<strong>19</strong><br />
Berlin (Unerhörte Musik), Feinstaub II, Irene<br />
Kurka (Stimme solo) +++ 23./26.5.20<strong>19</strong> Bonn (Theater<br />
der Pathologie), Dreizehn Verwehungen, Nic<br />
LaMue (Stimme solo) Regie: Jean-Ives Yerlès +++<br />
24.5.20<strong>19</strong> Oslo (VOeX Festival), Projekt „Sirene“,<br />
darin Oculi für Frauenstimmen, Frauenstimmen<br />
des Opernchors Oslo, Leitung: Martin Wettges,<br />
Regie: Hilde Andersen +++ 18.6.20<strong>19</strong> Berlin (Unerhörte<br />
Musik), Dreizehn Verwehungen, Claudia<br />
van Hasselt (Stimme solo) +++ 23.8.20<strong>19</strong> Weimar<br />
(Kunstfest), Neues Werk für Flöte und Live-Elektronik<br />
(Uraufführung), Elizaveta Birjukova (Flöte),<br />
Robert Rendlich (Tonmeister), Franz-Martin<br />
Olbrich, Klangregie<br />
Gustav Mahler 1892 / Andrea L. Scartazzini (Foto: Matthias Willi)<br />
Über mehrere Jahre begleitet der Schweizer Komponist<br />
einen Mahler-Zyklus der Jenaer Philharmonie mit<br />
einem eigenen Werk. Zu jedem Teil entsteht ein symphonischer<br />
Satz, und mit jeder Aufführung Mahlers<br />
wachsen diese Sätze Scartazzinis zu einem groß angelegten<br />
Orchesterstück zusammen. Den Beginn machte<br />
Torso im Oktober 2018. Wie dieses knüpft auch Epitaph<br />
an einen lyrischen Text von Rainer Maria Rilke an.<br />
Andrea Lorenzo Scartazzini: „Epitaph beginnt nicht<br />
bei Null, sondern setzt auf dem Höhepunkt des Vorgängerstücks<br />
Torso ein, so dass die Kraft, die sich in<br />
dessen langer Steigerung aufgebaut hat, mit heftigen<br />
Energieschüben nun vollends entfaltet wird.<br />
Ist die Musik von Torso wie ein lebender Organismus<br />
langsam gewachsen und hat das gesamte Orchester<br />
immer stärker erfasst, dreht sich dieser Prozess im<br />
Laufe des zweiten Stücks allmählich um, die Kräfte<br />
entwickeln sich zurück, und die Musik nimmt mehr<br />
und mehr den Charakter eines Lamentos an. Damit<br />
nähert sie sich dem Ausdrucksbereich von Mahlers 2.<br />
Symphonie ,Auferstehung‘, und vor allem deren 1. Satz,<br />
den Mahler ja selbst als ,Totenfeier‘ bezeichnet hat.<br />
Epitaph ist also ein Stück über den Tod. Zuletzt mündet<br />
es in einen rätselhaften Klangraum, in den hinein der<br />
Chor drei Verse Rilkes wie eine Grabinschrift stockend<br />
rezitiert. ,Denn wir sind nur die Schale und das Blatt. /<br />
Der grosse Tod, den jeder in sich hat, / das ist die Frucht,<br />
um die sich alles dreht.‘“<br />
MLM<br />
Andrea Lorenzo Scartazzini<br />
Torso – Epitaph für Chor (ad lib.) und Orchester<br />
Uraufführung: 26.5.20<strong>19</strong> Jena, Jenaer Philharmonie,<br />
Leitung: Simon Gaudenz (in Kooperation mit<br />
dem Sinfonieorchester Basel)<br />
Besetzung: 3 (3. auch Picc),3,3 3 – 4,3 (3. auch Picctrp),3,1<br />
– Pk,Schlg (3) – Hfe – Str – Chor SATB<br />
Verlag: Bärenreiter, BA 11186, Aufführungsmaterial<br />
leihweise<br />
Matthias Pintscher –<br />
aktuell<br />
4./5.4.20<strong>19</strong> Zürich (Tonhalle),<br />
ma’reh for violin<br />
and orchestra, Leila Josefowicz<br />
(Violine), Tonhalle<br />
Orchester Zürich, Leitung:<br />
Matthias Pintscher<br />
+++ 27./28.4.20<strong>19</strong> Cincinnati,<br />
un despertar, Alisa<br />
Weilerstein (Violoncello),<br />
Cincinnati Symphony<br />
Orchestra, Leitung: Matthias Pintscher +++<br />
9./10.5.20<strong>19</strong> Zürich (Tonhalle Maag), Idyll (Schweizer<br />
Erstaufführung), Tonhalle-Orchester Zürich,<br />
Leitung: Tomáš Netopil +++ 11.5.20<strong>19</strong> Zürich (Tonhalle<br />
Maag), Bereshit, Ensemble Intercontemporain,<br />
Leitung: Matthias Pintscher +++ 7./8.6.20<strong>19</strong><br />
Milwaukee (Uihlein Hall), towards Osiris, Milwaukee<br />
Symphony Orchestra, Leitung: Matthias<br />
Pintscher +++ 23.6.20<strong>19</strong> Paris (Philharmonie 2),<br />
Verzeichnete Spur, Ensemble Intercontemporain,<br />
Leitung: Matthias Pintscher +++ 29.9.20<strong>19</strong> Köln<br />
(Philharmonie), un despertar (Dt. Erstaufführung,<br />
auch 30.9. und 1.10.20<strong>19</strong>), Alisa Weilerstein<br />
(Violoncello), Gürzenich-Orchester, Musikalische<br />
Leitung: François Xavier-Roth<br />
Die Alkor-Edition ist als Agentur für Bühne und Orchester<br />
für den Vertrieb, die Auslieferung und die Abrechnung der<br />
leihweise erhältlichen Aufführungsmateriale der Bärenreiter-Unternehmensgruppe<br />
verantwortlich. Als Agentur vertritt<br />
die Alkor-Edition zudem namhafte in- und ausländische<br />
Musikverlage.<br />
Zur Unterstützung unseres Teams suchen wir zum nächstmöglichen<br />
Zeitpunkt in Vollzeit eine<br />
Assistenz (m/w/d)<br />
im Bereich Bühne und mediale Verwertungen<br />
Sie möchten Ihre Freude an funktionierenden Prozessen und mit<br />
Ihrem Wunsch nach einem besonderen Arbeitsplatz im Bereich<br />
klassischer Musik verbinden? Kulturschaffen und administrative<br />
Vorgänge sind für Sie keine Gegensätze? Dann bieten wir Ihnen<br />
eine vielseitige, anspruchsvolle und selbstständige Tätigkeit, Offenheit<br />
gegenüber innovativen Ideen, kurze Entscheidungswege<br />
sowie gute Arbeitsbedingungen in dem kollegialen Umfeld eines<br />
Familienunternehmens.<br />
Details unter www.baerenreiter.com/verlag/stellenangebote/<br />
Aussagekräftige Bewerbung unter Angabe Ihrer Gehaltsvorstellungen<br />
per E-Mail an: jobs@baerenreiter.com<br />
]<br />
22 [t]akte 1I20<strong>19</strong><br />
[t]akte 1I20<strong>19</strong> 23
[t]akte<br />
1I20<strong>19</strong><br />
Spannung zwischen<br />
Individuum und Kollektiv<br />
Das Klavierkonzert von Dieter Ammann geht auf<br />
Weltreise<br />
Dieter Ammanns „Piano Poncerto“ wird im<br />
August in London uraufgeführt. Es geht auf eine<br />
Initiative mit dem Pianisten Andreas Haefliger<br />
zurück. Bei der Arbeit drang der Komponist Takt<br />
für Takt ins Offene vor.<br />
Flüchtige Hoffnungen<br />
Neue Werke von Lucia Ronchetti,<br />
Salvatore Sciarrino und Luca Lombardi<br />
Dieter Ammann komponiert ein Piano Concerto für<br />
den Pianisten Andreas Haefliger, das im August in der<br />
britischen Haupstadt uraufgeführt wird. Ursprünglicher<br />
Arbeitstitel war „no templates“, so der Komponist,<br />
„womit primär eine Offenheit des Denkens beim<br />
Umgang mit dieser Gattung gemeint ist, aber auch<br />
eine Offenheit bezüglich der Vielfalt der eingesetzten<br />
Mittel“. Ein Vorgehen „ohne Muster“ bestimmt seit<br />
jeher das Komponieren von Dieter Ammann, dessen<br />
Notationsweise minutiös und akribisch Takt für<br />
Takt ins Offene vordringt. Seine Werke sind Ergebnis<br />
eines Ineinanders von vielfältigen Klang- und Spielsituationen,<br />
„nicht eine collagenartige, sondern eine<br />
dramaturgisch gerichtete Musik mit ,Werkcharakter‘.<br />
Die Kraft der Dramaturgie und damit zusammenhängend<br />
eine kohärente Zeitgestaltung bilden eine<br />
Klammer, in der sich eine kontrastreiche klangliche<br />
Topographie entfaltet, wobei die unterschiedlichen<br />
strukturellen Elemente (zum Beispiel verschiedenartige<br />
Tonsysteme) in einen fruchtbaren Diskurs zu<br />
treten imstande sind.“<br />
Im weiten Spannungsfeld zwischen Individuum und<br />
Kollektiv, das traditionell die Gattung bestimmt, geht<br />
es dem Komponisten um vielfältigste Spielformen. „So<br />
wird beispielsweise beim Solopart zwischen mehreren<br />
Funktionen unterschieden. Die herkömmlichen Rollen<br />
des Klaviers sowohl als Begleiter des orchestralen<br />
Geschehens als auch des unbegleiteten Individuums<br />
sind dabei bloß zwei mögliche Erscheinungsformen,<br />
wobei bei der letzten der wechselseitige Material- und<br />
Energiefluss oft subkutan weiterwirkt, so dass sich das<br />
Soloinstrument nicht ins Subjektive oder gar Unverbindliche<br />
‚flüchten‘ kann. Weitere Funktionskategorien<br />
sind das gängige Solo-Accompagnato, das seinen Platz<br />
genauso hat wie das oben erwähnte ,Orchesterklavier‘.<br />
Neues Terrain wird durch Erweiterung des Aktionsspektrums<br />
des Soloinstruments erschlossen. Es gibt<br />
zusätzlich eine kinetische Komponente, quasi einen<br />
,corporalen Subtext‘, so dass sich die Musik nicht bloß<br />
auf die Realisierung des Notentexts reduzieren lässt,<br />
sondern vom Performativen her auch eine visuelle Seite<br />
aufweist – etwas, das bei der Rezeption (speziell in der<br />
Konzertsituation) zusätzlichen Informationsgehalt<br />
bedeutet. Dieser optische Aspekt, etwa bei der Übergabe<br />
und Aufnahme von Impulsketten (also dem eigentlichen<br />
,concertare‘) kann dabei sogar zur primären<br />
Information werden, wenn nämlich die Solostimme<br />
verwischt, verdeckt, geschluckt oder in der Gesamttextur<br />
sukzessive aufgelöst wird. Die enge Verzahnung der<br />
Funktionen von Klavier und Orchester bewirkt, dass<br />
das der Gattung als ,soziologisches Modell‘ inhärente<br />
Moment der Virtuosität nicht auf das Soloinstrument<br />
beschränkt bleibt, sondern auch in einigen Orchesterpassagen<br />
starken Niederschlag findet.“<br />
Marie Luise Maintz<br />
Detail aus Dieter Ammanns Klavierkonzert für das BBC Symphony Orchestra<br />
Dieter Ammann<br />
Piano Concerto<br />
Uraufführung: <strong>19</strong>.8.20<strong>19</strong> London, Andreas Haefliger<br />
(Klavier), BBC Symphony Orchestra, Leitung:<br />
Sakari Oramo (Koproduktion von BBC Radio 3,<br />
Taipei Symphony Orchestra, Boston Symphony<br />
Orchestra, Münchner Philharmoniker, Lucerne<br />
Festival und Konzerthaus Wien)<br />
Weitere Termine: 22.9.20<strong>19</strong> Taipei (Asiatische<br />
Erstaufführung) Taipeh Symphony Orchestra,<br />
Leitung: Alexander Liebreich +++ 24./25./26.10.<strong>19</strong><br />
Boston Symphony Orchestra, Leitung: Susanna<br />
Mälkki +++ 9./10./12.1.2020 Münchner Philharmoniker,<br />
Leitung: Susanna Mälkki +++ 25.8.2020<br />
Luzern (Lucerne Festival), Helsinki Philharmonic,<br />
Leitung: Susanna Mälkki; Pianist jeweils Andreas<br />
Haefliger<br />
Besetzung: Klavier solo – 3 (3. auch Picc),3,3 (3. auch<br />
BKlar), 3 (3. auch Kfg) – 4,3,3,1 – Schlg (4), Hfe – Str<br />
(12,10,8,6,5)<br />
Verlag: Bärenreiter, BA 11177, Aufführungsmaterial<br />
leihweise<br />
Dieter Ammann – aktuell<br />
4.4.20<strong>19</strong> Meiningen (Staatstheater), „glut“ for orchestra,<br />
Meininger Hofkapelle, Leitung: Philippe<br />
Bach +++ 7.4.20<strong>19</strong> Chur (Theater), unbalanced<br />
instability, Kammerphilharmonie Graubünden,<br />
Simone Zgraggen (Violine), Leitung: Philippe Bach<br />
+++ 1.9.20<strong>19</strong> Luzern (KKL), „glut“ for orchestra,<br />
Lucerne Festival Academy Orchestra, Leitung:<br />
George Benjamin<br />
Lucia Ronchetti<br />
„Speranze fuggite, sparite da me”. Drammaturgia<br />
(Kammeroper) für Countertenor, Violine, Viola,<br />
Violoncello, Kontrabass (nach Lezioni di tenebra)<br />
Uraufführung: 25.3.20<strong>19</strong> Köln (Philharmonie),<br />
Valer Sabadus (Countertenor), Anne Katharina<br />
Schreiber (Violine), Corina Golomoz (Viola), Kristin<br />
von der Goltz (Violoncello), Miriam Shalinsky<br />
(Kontrabass)<br />
Verlag: RAI Com, Vertrieb: Bärenreiter · Alkor<br />
Das Werk vereint drei Figuren aus Francesco Cavallis<br />
Oper Giasone: Isifile, die verzweifelt Jason sucht, der<br />
sie verlassen hat, und Orest, der nach Informationen<br />
über Jason forscht, um Isifile zu helfen, in die er verliebt<br />
ist. Die drei sind in ein Spiel aus Missverständnissen,<br />
Nachforschungen und zweifelhaften Erwartungen<br />
verstrickt, während sie versuchen, sich aus ihren erdrückenden<br />
Bindungen zu befreien. Die drei Figuren werden<br />
durch den Solisten Valer Sabadus verkörpert, der<br />
mit seiner Stimme die drei unterschiedlichen Register<br />
und die mit ihnen korrespondierenden dramatischen<br />
Verhaltensweisen der Personen erkundet. Die Stimme<br />
des Sängers fungiert dabei als innere Bühne, auf der<br />
die Ängste der Figuren immer konkreter und unauflöslicher<br />
zutage treten. Isifile, die verlassene Ehefrau<br />
Jasons, drückt ihr Schwanken zwischen Hoffnung und<br />
Verzicht aus, und drängt Jason mit immer zusammenhangloseren<br />
Gesten bis zum tragischen Ende. Im Traum<br />
spricht sie mit Orest und evoziert dabei den sanften<br />
Charakter der einzigen gemäßigten und reflektierten<br />
Figur des Dramas. (Lucia Ronchetti)<br />
Salvatore Sciarrino<br />
„Rispondono, a chi? (melodie circolari da Wagner)“<br />
Uraufführung: 27.5.20<strong>19</strong> Palermo (Teatro Politeama),<br />
Orchestra Sinfonica Siciliana, Leitung:<br />
Salvatore Sciarrino<br />
Verlag: RAI Com, Vertrieb: Bärenreiter · Alkor<br />
Wie wäre eine unendliche Melodie zu konstruieren,<br />
wenn nicht durch die zeitliche Erfahrung der zyklischen<br />
Wiederkehr? Eine rotierende Melodie. Nicht einfache<br />
Wiederholungen oder Ritornelle: Während wir im<br />
musikalischen Verlauf voranschreiten, kehren wir mit<br />
unserer Erinnerung an das zurück, was diese wiedererkennt.<br />
Eine gut gebaute Kreisform aus Klängen, aus<br />
Wellen, verführt uns mit momentanen euphorischen<br />
Eindrücken, die auf dem Grat zwischen dem Limbus<br />
und dem Paradies auf Erden wandeln; und dennoch<br />
streifen wir genau jenen geheimnisvollen Augenblick<br />
zwischen Kennenlernen und Wiedererkennen, in dem<br />
unser Geist sich dem Verstehen öffnet und das Fremde<br />
einlässt, dasjenige, was für uns vorher nicht existiert hat.<br />
In Tempo di Porazzi für Klavier wurde von Richard<br />
Wagner 1882 in Palermo komponiert, eine absolute<br />
Monodie außerhalb jeder Harmonik. Ihre Ausdehnung<br />
lädt dazu ein, sich eine Oboe als ihr ideales Medium<br />
vorzustellen. In 22 <strong>Takte</strong>n entfalten sich kleine Symmetrien,<br />
die in den weiträumigen Proportionen Wagners<br />
normalerweise nicht zu finden sind. Die Faszination<br />
einer fernen Melodie, ohne Begleitung, die jemand ganz<br />
für sich spielt, sich dem Wind anvertrauend.<br />
Eine perfekte Ornamentierung verleiht dem Stück<br />
Einheitlichkeit, es antwortet auf die klanglichen Spannungen,<br />
die in Sizilien das Ohr überraschen. Aus der<br />
Kehle jedes fliegenden Händlers strömt der Zauber des<br />
Mittelmeerraumes, noch heute. Ich habe die Melodie<br />
den changierenden Farben des Orchesters anvertraut,<br />
um die Phrasen zu ordnen, zu unterscheiden und dabei<br />
die unregelmäßigen Kurven ihrer Flugbahnen zu<br />
verdeutlichen.<br />
Der erste Einfall, sechs <strong>Takte</strong>, auf eine Visitenkarte<br />
gekritzelt und mit dem Untertitel „Melodia del Porazzi”<br />
versehen, ist hier ein gezügelter sinfonischer Krampf<br />
geworden. Er berührt sich mit einem Albumblatt für<br />
Klavier, einem „Languendo”. Einige Klänge des Anfangs<br />
haben eine Spur hinterlassen; sie verschwindet so unbemerkt<br />
wie das Licht des Abends. (Salvatore Sciarrino)<br />
Luca Lombardi<br />
Sarah & Hagar für zwei Soprane und Orchester<br />
Uraufführung: 31.5.20<strong>19</strong> Düsseldorf (Tonhalle),<br />
Marisol Montalvo (Sopran), Eir Inderhaug<br />
(Sopran), Düsseldorfer Symphoniker, Leitung:<br />
Alexandre Bloch<br />
Verlag: RAI Com, Vertrieb: Bärenreiter · Alkor<br />
Die Bibel ist reich an Geschichten, die uns beeinflusst<br />
haben und noch immer beeinflussen. Zum Beispiel<br />
die Geschichte von Sarah und Hagar. Isaac, der späte,<br />
unerwartete Sohn von Abraham und Sarah, ist der<br />
Ursprung der Geschichte des jüdischen Volkes. Ismail,<br />
der Sohn, den die Magd Hagar auf Wunsch von Sarah<br />
von Abraham empfing, ist der Ursprung der Geschichte<br />
der islamischen Völker. Die Nachfahren dieser beiden<br />
Halbbrüder, Juden und Moslems, liegen noch immer<br />
im Streit. Mit den Christen, den Anhängern des Juden<br />
Jesu, die seit 2000 Jahren die Glaubensgenossen ihres<br />
Messias beschuldigen, ihn verfolgt und ermordet zu<br />
haben, gibt es seit wenigen Jahrzehnten einen noch<br />
zerbrechlichen Frieden. In dem schönen Text, den mir<br />
Michael Krüger vorbereitet hat, fragen sich die beiden<br />
Frauen am Schluss: „Beide haben wir Söhne von Abraham<br />
geboren – Isaac und Ismail – ist es nicht Zeit, die<br />
Konflikte für immer beizulegen?“ Dies ist, wenn man<br />
so will, die Botschaft des Stückes. Alles andere versucht<br />
die Musik zu erzählen. (Luca Lombardi)<br />
]<br />
24 [t]akte 1I20<strong>19</strong><br />
[t]akte 1I20<strong>19</strong> 25
[t]akte<br />
1I20<strong>19</strong><br />
Ende der Nacht<br />
Der Komponist Philippe Boesmans und sein neues<br />
Klavierkonzert<br />
Robert Walser trifft Lenin<br />
Die Oper „Die Formel“ von Torsten Rasch wurde in<br />
Bern uraufgeführt<br />
Die steile Karriere von Philippe Boesmans als Opernkomponist<br />
nahm im Jahr <strong>19</strong>93 mit Reigen ihren Anfang.<br />
Momentan arbeitet er an einer Oper nach Georges<br />
Feydeaus Stück On purge bébé, nachdem sein jüngstes<br />
Werk, Fin de nuit für Klavier und Orchester, am 28.<br />
Februar in Lüttich zur Uraufführung gekommen ist.<br />
In der wallonischen Wirtschaftsmetropole liegt auch<br />
der Ursprung von Boesmans‘ Laufbahn.<br />
Dort absolvierte er in den <strong>19</strong>50er Jahren<br />
sein Klavierstudium, bevor er zu Beginn<br />
des folgenden Jahrzehnts mit dem Komponieren<br />
anfing. Bei der Herausbildung<br />
seines künstlerischen Ansatzes hatten<br />
Interpreten wie Walter Boeyckens, Francette<br />
Bartholomée, Claude Lombard,<br />
Hubert Biébaut, Bernard Foccroulle,<br />
Jacqueline Méfano, Fabrizzio Cassol und<br />
Ensembles wie „Musique nouvelle“ oder<br />
„2e2m“ einen entscheidenden Anteil. Die<br />
Instrumentierung von Boesmans wird<br />
durch das Konzept der „Klangfarbenmelodie“<br />
bestimmt. Er verfeinert außerdem<br />
unentwegt die ihm eigene Technik des<br />
„Trompe l’oreille“, die darin besteht, Klangfarben auf<br />
eine bestimmte Art zu vermischen und so ihre Wahrnehmung<br />
zu stören, z. B. indem eine solistische Stimme<br />
mit einer Gruppe von Instrumenten verflochten wird.<br />
So tritt die Klarinette in Corrélations (<strong>19</strong>67–70) in Dialog<br />
mit zwei Ensembles, desgleichen die Harfe in Explosives<br />
(<strong>19</strong>68) sowie Horn und Singstimme in Upon la-mi (<strong>19</strong>70)<br />
und die Orgel in Gloses (<strong>19</strong>74) und Ring (<strong>19</strong>75).<br />
Sein spezielles Interesse für das Orchester besteht<br />
seit <strong>19</strong>69: Verticales inspiriert ihn für das dreiteilige<br />
Werk Intervalles (<strong>19</strong>72–76) und legt die Grundlage für<br />
Conversions (<strong>19</strong>80). In Multiples für zwei Klaviere und<br />
großes Orchester (<strong>19</strong>74) erfährt seine mit Sur mi (<strong>19</strong>73)<br />
etablierte Konzeption des Zusammenspiels der beiden<br />
Klaviere eine Weiterentwicklung: Höchste Virtuosität<br />
wird kombiniert mit Echoeffekten und aufblitzenden<br />
musikalischen Glanzlichtern, die abwechselnd bei<br />
den Solisten und im Orchester zu hören sind. Élémentextensions<br />
für Klavier und Instrumentalensemble (<strong>19</strong>76)<br />
interpretiert die Form „Thema und Variation“ neu und<br />
gibt der pianistischen Virtuosität wieder viel Raum.<br />
<strong>19</strong>78 schreibt Boesmans sein erstes Klavierkonzert; es<br />
stellt in Bezug auf die instrumentale Wucht und den<br />
Klang eine Fortsetzung von Sur mi und Multiples dar<br />
und wird vom Komponisten noch im Entstehungsjahr<br />
für Soloklavier bearbeitet (Cadenza). Das Violinkonzert<br />
aus dem Jahr <strong>19</strong>80 schließlich überhöht die instrumentale<br />
Virtuosität durch eine Expressivität und Poesie, wie<br />
sie in der Tradition der franko-belgischen Schule von<br />
Vieuxtemps und Ysaÿe vorkommt.<br />
Anfang der <strong>19</strong>80er Jahre gibt Boesmans seine<br />
Beschäftigung mit Orchesterwerken und Konzerten<br />
Philippe Boesmans<br />
(Foto: Bernard Coutand)<br />
zugunsten der Oper auf. Doch widmet er sich zwischen<br />
zwei aufwendigen Arbeiten für die Bühne oft<br />
den – von ihm so genannten – „Ermattungswerken“,<br />
die eine Schaffensperiode beschließen, eine neue<br />
vorbereiten und ihm nach den Anstrengungen, die<br />
eine Opernkomposition mit sich bringt, neue Energie<br />
verleihen: So entstand nach Reigen das Werk Dreamtime<br />
für Basstuba solo, Harfe und Instrumentalensemble<br />
(<strong>19</strong>93); auf Wintermärchen folgte L’Eau douce du pardon<br />
für Singstimme und Kammerorchester (2001) und auf<br />
Julie das Sextuor à clavier (2006); und schließlich sind<br />
Chambres d’à-côté für Instrumentalensemble sowie<br />
Capriccio für zwei Klaviere und Orchester zu nennen<br />
(2010 bzw. 2011), die nach Yvonne, princesse de Bourgogne<br />
geschrieben wurden.<br />
Auf ähnliche Art entstand das Werk Fin de nuit für Klavier<br />
und Orchester, mit dem sich Boesmans im Juni 2017<br />
während der Proben zu Pinocchio in Aix-en-Provence<br />
zu beschäftigen begann, um es in den letzten Augusttagen<br />
des Jahrs 2018 zu vollenden. Es ist David Kadouch<br />
und dem Orchestre Philharmonique Royal von Lüttich<br />
gewidmet, das es in Auftrag gab, und besteht aus zwei<br />
Teilen. Der erste, „Dernier rêve“, wird nur vom Orchester<br />
bestritten und gründet auf einer aufsteigenden großen<br />
Terz, treibt sein Spiel mit Ruhepausen, langsamem Tempo<br />
und einem (fast) Nichts an Klang; es ist die Beschreibung<br />
eines leichten Schlafs zwischen zwei Träumen bei<br />
Tagesanbruch, und die chromatischen Beben, das feine<br />
Erscheinen und Verschwinden von Klängen erinnern<br />
zuweilen an die von Angst geprägten Passagen der<br />
Vögel in der neunten Szene von Pinocchio. Im zweiten<br />
Teil, „Envols“, kehrt mit dem Motiv der absteigenden<br />
– und diesmal kleinen – Terz, die die Figur des Pinocchio<br />
charakterisiert, der Schalk zurück, und in einem<br />
wie ein Wirbelwind anmutenden Scherzo werden die<br />
virtuosen Ausbrüche und die brillanten Kadenzen des<br />
Klaviers mit den empathischen oder antagonistischen<br />
Echos des Orchesters vermengt. Ab und an scheint in<br />
einem dieser Kontextwechsel, die für die Tonsprache<br />
von Boesmans charakteristisch sind, eine Reminiszenz<br />
aus dem ersten Teil auf – setzt der Schlummer wieder<br />
ein? Als ob es sich um eine „orchestrale Oper“ handelte,<br />
entspinnt sich in Fin de nuit eine Handlung: Der Schläfer<br />
tollt mit seiner Psyche herum. Cécile Auzolle<br />
Philippe Boesmans<br />
Fin de nuit pour piano et orchestre<br />
Uraufführung: 28.2.2018 Lüttich, David Kadouch<br />
(Klavier), Orchestre Philharmonique Royal de<br />
Liège, Leitung: Gergely Madaras<br />
Verlag: Édition Henry Lemoine, Vertrieb: Bärenreiter<br />
· Alkor<br />
Im Jahr 2018, ein Jahrhundert nach Ende des Ersten<br />
Weltkriegs und der Oktoberrevolution, führte das Konzerttheater<br />
Bern Die Formel auf, ein anspruchsvolles,<br />
interdisziplinäres Werk für Sänger, Schauspieler und<br />
Orchester mit Musik von Torsten Rasch. Das 120-minütige<br />
Werk nach einem Text von Doris Reckewell nimmt<br />
Berns wichtige Rolle als neutrale Durchgangsstation<br />
auf und konstruiert ein Treffen von sieben der wichtigsten<br />
kulturellen Figuren des 20. Jahrhunderts: Der<br />
revolutionäre Verbannte Lenin mit seiner Frau, die<br />
emanzipierte Sozialpädagogin Nadeshda Krupskaja;<br />
der noch unbekannte Physiker Albert Einstein und<br />
seine Frau Mileva Marić, der Künstler Paul Klee und<br />
seine Frau, die Pianistin Lily und der junge, entwurzelte<br />
Dichter Robert Walser. Jonathan Stockhammer<br />
dirigierte die Camerata Bern und das Vokalensemble<br />
ardent in einer Inszenierung von Gerd Heinz.<br />
Raschs sparsame und stimmungsvolle Partitur – die<br />
markante Rollen für Zymbal und Akkordeon neben<br />
Streichern und Schlagwerk bietet – setzt neben einem<br />
vollendet geschriebenen Solistenquartett etliche imposante<br />
Chöre ein, die das Werk akzentuieren. Reckewells<br />
dramatisches Konzept ist gleichermaßen fesselnd<br />
und vielschichtig und bricht den erzählerischen Fluss<br />
mit „Zeitfenstern“ und Traumszenen. An einer Stelle<br />
schaut das Drama mithilfe eines Kinderchores, der ein<br />
japanisches Kinderlied singt, auf die Hiroshima-Katastrophe<br />
voraus.<br />
Der einzigartige, expressive Aufbau seiner Musik –<br />
seine Gewandtheit, seine Sicherheit im größten Maßstab<br />
und seine frappierende Fähigkeit, eine lebendige<br />
und persönliche Klangwelt um die Geister anderer zu<br />
spinnen – macht Rasch zu einem geborenen Bühnenkomponisten.<br />
2007 arbeitete er zusammen mit der<br />
Schauspielerin Katharina Thalbach ein Theaterstück<br />
ihres verstorbenen Partners, des ostdeutschen, regimekritischen<br />
Schriftstellers Thomas Brasch, in seine erste<br />
Oper Rotter um. Ein zweites Musiktheaterwerk wurde<br />
von der English National Opera in Auftrag gegeben<br />
und 2010 in einem leerstehenden Bürogebäude in den<br />
Londoner Docklands uraufgeführt. Dabei vereinten sich<br />
Raschs Kräfte mit denen der radikalen Theatertruppe<br />
Punchdrunk für eine eindringliche Adaptierung von<br />
John Websters The Duchess of Malfi. Die Oper Chemnitz<br />
präsentierte 2013 eine Neuinszenierung. Aktuelle<br />
Projekte sind Werke für den RIAS Kammerchor und die<br />
Semperoper in Dresden.<br />
Faber Music<br />
Pressestimmen<br />
„Raschs spröder und zugleich affektbetonter Klangteppich<br />
gibt der Sprache eine fast schmerzhafte klangkörperliche<br />
Präsenz und jene emotionale Dimension, die<br />
dem bloßen Sprechen dieser Figuren verwehrt bleibt.<br />
Berühmtheiten im Wartestand. Torsten Raschs Oper „Die Formel“ in Bern<br />
(Foto: Philipp Zinniker)<br />
Und die fantastisch miteinander verwobenen Worte<br />
werden von der Musik nicht nur begleitet und untermalt,<br />
sondern in einer Klangwolke von Dissonanzen<br />
förmlich zerpflückt. Dieses ,Mysterienspiel‘ um Ideen,<br />
Erkenntnis, Realität und Verlogenheit des Systemdenkens<br />
ist ein Gesamtkunstwerk im besten Sinne …“<br />
Cornelie Ueding, Deutschlandradio Kultur, 4.3.2018<br />
„Die von Torsten Rasch komponierte Musik bettet das<br />
Werk in dissonante und düstere Klänge ein. Wie die<br />
Figuren wabern sie suchend umher, bleiben oft im<br />
Ungefähren. Hin und wieder tauchen wie Geistesblitze<br />
bekannte Motive auf, erinnern etwa entfernt an Tango,<br />
um gleich wieder im Klangrausch zu verschwinden.<br />
,Die Formel‘ ist in Bern also in guter Form: als kurzweiliges<br />
Musiktheater mit starken Bildern, das – dank der<br />
vielen gesprochenen Passagen – auch für jene geeignet<br />
ist, die modernen Opernklängen bisher nicht viel abgewinnen<br />
konnten.“<br />
Maria Künzli, Berner Zeitung, 5.3.2018<br />
Torsten Rasch<br />
Die Formel. Text: Doris Reckewell<br />
Uraufführung: 2.3.2018, Bern Stadttheater, Camerata<br />
Bern, Leitung: Jonathan Stockhammer,<br />
Vokalensemble ardent, Inszenierung: Gerd Heinz<br />
Besetzung: Mileva (Sopran), Nadezhda (Sopran),<br />
Lilly (Mezzosopran), Walser (Bariton) – Chor,<br />
Kinderchor<br />
Orchester: Schlg (3), Cymbalon (= Schlg 3) – Akk<br />
– Str<br />
Verlag: Faber Music, Vertrieb: Bärenreiter · Alkor<br />
]<br />
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[t]akte<br />
1I20<strong>19</strong><br />
Nachrichten<br />
Neue Bücher<br />
Auf Basis der Neuen Mozart-Ausgabe hat der Bärenreiter-Verlag<br />
ein neues Aufführungsmaterial zu Wolfgang Amadeus Mozarts<br />
Chören und Zwischenaktmusiken zum heroischen Drama Thamos,<br />
König in Ägypten KV 345 erstellt. Es umfasst neu gesetzte Orchesterstimmen<br />
sowie einen neu arrangierten und gesetzten Klavierauszug,<br />
der auch sämtliche Dialoge enthält. Der Klavierauszug<br />
(BA 4505-90) bietet zudem im Anhang u. a. ein Arrangement des<br />
ersten Satzes der Sinfonie in Es KV 184, von dem man annimmt,<br />
dass er zu Mozarts Zeiten als Ouvertüre vorgesehen war. Das<br />
neue Aufführungsmaterial fand erstmals bei der Aufführung des<br />
Projekts „T.H.A.M.O.S.“ in der spektakulären Inszenierung von<br />
Carlus Padrissa und La Fura dels Baus Verwendung, die am<br />
24. Januar 20<strong>19</strong> bei der Mozartwoche Salzburg Premiere hatte<br />
(Salzburger Bachchor, Camerata Salzburg, Musikalische Leitung:<br />
Alondra de la Parra, Foto: Mozarteum/Matthias Baus).<br />
Der Händel-Preis 20<strong>19</strong> der Stadt Halle wird der Heidelberger<br />
Musikwissenschaftlerin Silke Leopold verliehen.<br />
Mit der Auszeichnung werden ihre herausragenden<br />
Verdienste um die Erforschung<br />
von Händels Musik gewürdigt, heißt es in<br />
der Begründung der Jury: „Im Rahmen ihrer<br />
bahnbrechenden Studien zur Barockmusik<br />
im europaweiten Maßstab“ habe sich<br />
Leopold intensiv mit den Oratorien und<br />
den Opern Händels auseinandergesetzt.<br />
Der Preis wird im Rahmen der jährlichen<br />
Händel-Festspiele Anfang Juni 20<strong>19</strong> von der<br />
Stiftung Händel-Haus vergeben.<br />
Bei Bärenreiter hat Silke Leopold, die am 30. November<br />
70 Jahre alt wird, zahlreiche Publikationen als Autorin<br />
oder Herausgeberin veröffentlicht. Von zentraler<br />
Bedeutung für alle, die sich beruflich oder privat mit<br />
Barockoper beschäftigen, ist ihr 2009 erschienenes<br />
Buch Händel. Die Opern.<br />
Der Georg-Philipp-Telemann-Preis der Landeshauptstadt<br />
Magdeburg 20<strong>19</strong> wurde an<br />
den Göttinger Musikwissenschaftler Klaus<br />
Hofmann verliehen. Magdeburg würdigt<br />
mit der Auszeichnung das umfangreiche<br />
und besondere Engagement Hofmanns<br />
bei der wissenschaftlichen Erschließung<br />
und Aufarbeitung der Werke Georg Philipp<br />
Telemanns. Über ein halbes Jahrhundert<br />
hinweg hat Hofmann mehr als einhundert<br />
Kompositionen Telemanns herausgegeben,<br />
darunter 2009 in der Telemann-Auswahlausgabe<br />
den Band mit den Essercizii musici. Außerdem ist bei<br />
Bärenreiter seine Werkeinführung zu Bachs Motetten<br />
erschienen.<br />
MGG Online, die digitale Enzyklopädie der zweiten<br />
Ausgabe der Musikenzyklopädie Die Musik in Geschichte<br />
und Gegenwart, mit revidierten und neuen<br />
Inhalten, ist jetzt auch für<br />
Privatkunden erhältlich.<br />
Die im November 2016<br />
geöffnete dynamische<br />
Online-Datenbank, die<br />
ständig aktualisiert und<br />
erweitert wird sowie über<br />
hochmoderne Such- und<br />
Browse-Funktionen, eine<br />
integrierte Übersetzungsfunktion<br />
und sortierbare Werkverzeichnisse u. v. m.<br />
verfügt, kann von Einzelpersonen zum Preis von<br />
jährlich US $ <strong>19</strong>5 (ggf. zzgl. MwSt.) abonniert werden. –<br />
www.mgg-online.com<br />
Es gibt zahlreiche Versuche, Mozarts c-Moll-Messe<br />
KV 427 zu vervollständigen. Die jüngste wird am<br />
14. und 15. April 20<strong>19</strong> in der Hamburger Elbphilharmonie<br />
mit dem Chorwerk Ruhr und dem Philharmonischen<br />
Staatsorchester Hamburg unter Leitung von<br />
Kent Nagano erstmals aufgeführt (Lydia Teuscher,<br />
Sopran; Marie-Sophie Pollak, Sopran; Julian Prégardien,<br />
Tenor; Dominik Köninger, Bass). Erarbeitet hat die<br />
Rekonstruktion Ulrich Leisinger, der anerkannte Mozart-Experte<br />
und Direktor der Forschungsabteilung der<br />
Internationalen Stiftung Mozarteum in Salzburg. Seine<br />
Ausgabe, die bei Bärenreiter erscheinen wird, nähert<br />
sich den Quellen weitestmöglich an und berücksichtigt<br />
gleichzeitig die Bedürfnisse der Praxis. Weitere Informationen<br />
s. [t]akte 2/2018 und www.takte-online.de.<br />
<strong>19</strong>97 erschien bei Bärenreiter mit der IX. Symphonie die<br />
erste Beethoven-Ausgabe von Jonathan Del Mar. Wie<br />
alle folgenden Editionen der Symphonien, Konzerte,<br />
Streichquartette und Klaviersonaten wurde sie schnell<br />
zu einem großen Erfolg. Nun ist die Partitur der Neunten<br />
mit unverändertem Notentext und einem neuem Vorwort<br />
von Barry Cooper in einem leinengebundenen<br />
Band erschienen (BA 9009-01, € 149,–).<br />
Antonio Vivaldis zwölf Konzerte op. 4, bekannt unter<br />
dem Namen La Stravaganza, sind, herausgegeben von<br />
Bettina Schwemer, in einer zweibändigen Ausgabe<br />
bei Bärenreiter erschienen (BA 7566 und 7567, Partitur,<br />
Klavierauszug, Stimmen). Sie ist nicht nur die erste<br />
wissenschaftlich-kritische, sondern auch die einzige<br />
erhältliche vollständige Edition.<br />
Der Bärenreiter-Verlag hat in der Kategorie „International<br />
Ambassador of Czech Music“ einen der „Classic<br />
Prague Awards 2018“ erhalten. Diese Preise sind die<br />
höchsten Auszeichnungen im Bereich der klassischen<br />
Musik in der Tschechischen Republik. Mit ihnen werden<br />
internationale Persönlichkeiten oder Institutionen<br />
für ihre engagierte und nachhaltige Förderung tschechischer<br />
Musik ausgezeichnet. Der Preis wurde am<br />
<strong>19</strong>. Januar 20<strong>19</strong> bei einem feierlichen Festakt im Smetana-Saal<br />
in Prag verliehen. Für den Bärenreiter-Verlag<br />
haben ihn Clemens Scheuch aus der Geschäftsführung<br />
und Eva Velická aus der Leitung von Bärenreiter Praha<br />
entgegengenommen (Foto oben, © Pavla Hartmanová,<br />
Classic Prague Awards). Bärenreiter hat diese renommierte<br />
Auszeichnung für sein Engagement für die<br />
große tschechische Musiktradition erhalten. Werke<br />
aller wichtigen tschechischen Komponisten, darunter<br />
Antonín Dvořák, Bedřich Smetana, Leoš Janáček, Josef<br />
Suk und Bohuslav Martinů, sind dort erschienen.<br />
Rybář / Der Fischer von Bedřich Smetana (1869) diente<br />
als Musik zu einem lebenden Bild nach dem Gedicht<br />
Johann Wolfgang Goethes. Das fünf Minuten dauernde<br />
Stück für Harmonium, Harfe und Streicher erinnert<br />
an Richard Wagners Das Rheingold oder an Smetanas<br />
Moldau. Die in Bärenreiter Praha neu gesetzte Partitur<br />
und die Stimmen nach der kritischen Ausgabe aus dem<br />
Jahr <strong>19</strong>51 sind nun als Leihmaterial (OM 122) erhältlich.<br />
Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 9 d-Moll op.<br />
125. Faksimile der autographen Partitur in der Staatsbibliothek<br />
zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, dem<br />
Beethoven-Haus Bonn und der Bibliothèque nationale<br />
de France. Bärenreiter-Verlag 20<strong>19</strong>. BVK 2471. € 798,–.<br />
Limitierte Auflage.<br />
„Die Neunte“: Kein anderes Werk des klassisch-romantischen<br />
Repertoires wird von einem solchen<br />
Mythos umwoben wie Beethovens Sinfonie mit der<br />
Vertonung von Schillers „Ode an die Freude“ im letzten<br />
Satz. Mit seiner neunten Sinfonie stieß Beethoven in<br />
neue Dimensionen vor. In einem überaus aufwendig<br />
ausgestatteten Faksimile aller 433 Seiten hat der Bärenreiter-Verlag<br />
die Reproduktion der Handschrift, die aus<br />
mehreren Lagen unterschiedlichen Formats besteht,<br />
herausgebracht. Detailgenauigkeit und Farbechtheit<br />
sind verblüffend und gewähren tiefe Einblicke in den<br />
Kompositionsprozess. Der wertvolle Band im großen<br />
Format wird durch eine historische Einordnung des<br />
Werks (Lewis Lockwood), durch Hinweise zur Handschrift<br />
(Jonathan Del Mar) und zu seiner Geschichte<br />
(Martina Rebmann) ergänzt.<br />
Uwe Schweikert: Erfahrungsraum Oper. Porträts und<br />
Perspektiven. Bärenreiter-Verlag / J.B. Metzler 2018.<br />
364 Seiten. € 28,99.<br />
Uwe Schweikerts Essays zur Oper spannen einen weiten<br />
Bogen: Sie reichen vom Barock bis in die Moderne,<br />
sie richten ihren Blick auf bekannte wie weniger bekannte<br />
Komponisten und sie fragen nach ihrem Kunstkonzept,<br />
ihrer geschichtlichen Stellung und Wirkung.<br />
Neben breiter angelegten Porträts u. a. zu Rameau,<br />
Donizetti, Chabrier, Rimski-Korsakow, Puccini, Janáček,<br />
Berg und Poulenc stehen Werkbetrachtungen, die die<br />
Stücke vor allem unter musikalisch-dramaturgischen<br />
Aspekten erschließen. Zentrale Werke der Operngeschichte<br />
von Gluck, Mozart, Donizetti, Wagner, Strauss<br />
und Berg sind hier ebenso vertreten wie Wiederentdeckungen<br />
von Haydn oder Auber.<br />
Alexander Mayr: Voce faringea. Eine Kunst der Belcanto-<br />
Tenöre. Geschichte – Physiologie und Akustik – Übungen.<br />
Bärenreiter-Verlag 2018. BVK 2468. <strong>19</strong>5 Seiten.<br />
€ 29,95.<br />
Eine spezielle, auf dem Falsettregister aufbauende Gesangstechnik,<br />
die „Voce faringea“, ermöglichte es den<br />
Belcanto-Tenören, ihren Stimmumfang in den hohen<br />
Lagen beträchtlich zu erweitern und äußerst kunstfertig<br />
Spitzentöne mit einem tenoralen, virilen Timbre<br />
hervorzubringen. Alexander Mayr erläutert historische<br />
Stimmregistertheorien und Ausbildungsstrategien<br />
für die „Voce faringea“ sowie ihre physiologisch-akustischen<br />
Charakteristika. Außerdem bietet der Band<br />
praktische Übungen, um diese Gesangstechnik Schritt<br />
für Schritt zu erlernen.<br />
]<br />
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[t]akte<br />
1I20<strong>19</strong><br />
Festspielsommer 20<strong>19</strong><br />
Bad Orb, Opernakademie<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Die Hochzeit des Figaro<br />
Musikal. Leitung: Michael Millard,<br />
Inszenierung: Eric Biegel<br />
ab 8. August 20<strong>19</strong><br />
Internationale Gluck-Festspiele<br />
Christoph Willibald Gluck:<br />
Antigono (konz.)<br />
Händel Festspielorchester Halle,<br />
Leitung: Michael Hofstetter<br />
Bayreuth, Markgräfliches Opernhaus<br />
6. Juli 20<strong>19</strong><br />
Berliner Festspiele<br />
Hector Berlioz: Benvenuto Cellini<br />
(konz.)<br />
Monteverdi Choir & Orchestra<br />
Leitung: Sir John Eliot Gardiner<br />
29. August 20<strong>19</strong><br />
Festival Berlioz (La Côte-Saint-<br />
André)<br />
Hector Berlioz: Orphée (konz.)<br />
Orchestre d‘Auvergne<br />
Leitung: Robert Fores Veses<br />
22. August 20<strong>19</strong><br />
Drottningholm, Opera Festival<br />
Georg Friedrich Händel:<br />
Ariodante<br />
The Drottningholm Theatre<br />
Orchestra, Musikal. Leitung: Ian<br />
Page, Inszenierung: Nicola Raab<br />
ab 3. August 20<strong>19</strong><br />
Garsington Opera (Wormsley)<br />
Bedřich Smetana:<br />
Die verkaufte Braut<br />
Philharmonia Orchestra, Musikal.<br />
Leitung: Jac van Stehen,<br />
Inszenierung: Paul Curran<br />
ab 29. Mai 20<strong>19</strong><br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Don Giovanni<br />
Musikal. Leitung: Douglas Boyd,<br />
Inszenierung: Michael Boyd<br />
ab 30. Mai 20<strong>19</strong><br />
Genf, Opéra de Chambre<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Così fan tutte<br />
Musikal. Leitung: Franco Trinca,<br />
Inszenierung: N. N.<br />
ab 9. Juli 20<strong>19</strong><br />
Glyndebourne Festival<br />
Hector Berlioz:<br />
La damnation de Faust<br />
London Philharmonic Orchestra,<br />
Musikal. Leitung: Robin Ticciati,<br />
Inszenierung: Richard Jones<br />
ab 18. Mai 20<strong>19</strong><br />
Gioachino Rossini:<br />
Il barbiere di Siviglia<br />
London Philharmonic Orchestra<br />
Musikal. Leitung: Rafael Payare<br />
Inszenierung: Annabel Arden<br />
ab <strong>19</strong>. Mai 20<strong>19</strong><br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Die Zauberflöte<br />
Orchestra of the Age of Enlightenment,<br />
Musikal. Leitung: Antonello<br />
Manacorda, Inszenierung:<br />
Barbe et Doucet<br />
ab 18. Juli 20<strong>19</strong><br />
Georg Friedrich Händel: Rinaldo<br />
Orchestra of the Age of Enlightenment,<br />
Musikal. Leitung:<br />
Maxim Emelyanychev, Inszenierung:<br />
Robert Carsen<br />
ab 8. August 20<strong>19</strong><br />
Internationale Händel-Festspiele<br />
Göttingen<br />
Georg Friedrich Händel: Saul<br />
NDR Chor, Festspielorchester<br />
Göttingen<br />
Leitung: Laurence Cummings<br />
18. Mai 20<strong>19</strong><br />
Georg Friedrich Händel: Rodrigo<br />
FestspielOrchester Göttingen,<br />
Musikal. Leitung: Laurence<br />
Cummings, Inszenierung: Walter<br />
Sutcliffe, ab <strong>19</strong>. Mai 20<strong>19</strong><br />
Grange Park Festival<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Le nozze di Figaro<br />
The Academy of Ancient Music,<br />
Musikal. Leitung: Richard Egarr,<br />
Inszenierung: Martin Lloyd-<br />
Evans<br />
ab 6. Juni 20<strong>19</strong><br />
Händel-Festspiele Halle<br />
Georg Friedrich Händel:<br />
Julius Caesar<br />
Händelfestspielorchester Halle,<br />
Musikal. Leitung: Michael<br />
Hofstetter, Inszenierung: Peter<br />
Konwitschny<br />
ab 31. Mai 20<strong>19</strong> (Oper Halle)<br />
Georg Friedrich Händel: Il Pastor<br />
fido (Erstaufführung nach der<br />
Hallischen Händel-Ausgabe)<br />
Lautten Compagney, Musikal.<br />
Leitung: Martyna Pastuszka &<br />
Marcin Świątkiewicz, Inszenierung:<br />
Daniel Pfluger<br />
1. und 2. Juni 20<strong>19</strong> (Bad Lauchstädt)<br />
Georg Friedrich Händel: Berenice<br />
Händelfestspielorchester Halle,<br />
Musikal. Leitung: Jörg Halubek,<br />
Inszenierung: Jochen Biganzoli<br />
5. und 8. Juni 20<strong>19</strong> (Oper Halle)<br />
Georg Friedrich Händel: Susanna<br />
MDR Rundfunkchor, Kammerorchester<br />
Basel<br />
Leitung: Paul McCreesh<br />
14. Juni 20<strong>19</strong><br />
Innsbruck, Festwochen<br />
Georg Friedrich Händel: Ottone<br />
Barockensemble:Jung, Musikal.<br />
Leitung: Fabrizio Ventura, Inszenierung:<br />
Anna Magdalena Fitzi<br />
ab 18. August 20<strong>19</strong><br />
Händel mit Selfie: „Berenice“ bei den Festspielen in Halle 2018, Wiederaufnahme am 5. und 8. Juni 20<strong>19</strong>(Foto: Anna Kolata)<br />
Oper Klosterneuburg<br />
Jacques Offenbach:<br />
Les contes d’Hoffmann<br />
Beethoven Philharmonie, Musikal.<br />
Leitung: Christoph Campestrini,<br />
Inszenierung: François de<br />
Carpentries<br />
ab 6. Juli 20<strong>19</strong><br />
Läckö Slott Operafest (Schweden)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Le nozze di Figaro<br />
Musikal. Leitung: Simon Phipps,<br />
Inszenierung: Anne Barslev<br />
ab 13. Juli 20<strong>19</strong><br />
Lucerne Festival<br />
Dieter Ammann: glut;<br />
George Benjamin: At first Light;<br />
Palimpsest<br />
Orchester der Lucerne Festival<br />
Academy, Leitung: George<br />
Benjamin<br />
1. September 20<strong>19</strong><br />
Rudolf Kelterborn: Duett für<br />
Oboe und Englischhorn<br />
Heinz Holliger (Englischhorn),<br />
Marie-Lise Schüpbach (Oboe)<br />
7. September 20<strong>19</strong><br />
Münchner Opernfestspiele<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Le nozze di Figaro<br />
Musikal. Leitung: Constantinos<br />
Carydis, Inszenierung: Christof Loy<br />
5. und 7. Juli 20<strong>19</strong><br />
Christoph Willibald Gluck:<br />
Alceste<br />
Musikal. Leitung: Antonello Manacorda,<br />
Inszenierung: Sidi Larbi<br />
Cherkaoui<br />
18. Juli 20<strong>19</strong><br />
Georg Friedrich Händel:<br />
Agrippina<br />
Musikal. Leitung: Ivor Bolton<br />
Inszenierung: Barrie Kosky<br />
ab 23. Juli 20<strong>19</strong><br />
Umberto Giordano:<br />
Andrea Chénier<br />
Musikal. Leitung: Asher Fish,<br />
Inszenierung: Philipp Stölzl<br />
21. und 25. Juli 20<strong>19</strong><br />
Salzburger Festspiele<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Idomeneo<br />
Freiburger Barockorchester, Musikal.<br />
Leitung: Teodor Currentzis,<br />
Inszenierung: Peter Sellars<br />
ab 27. Juli 20<strong>19</strong><br />
Georg Friedrich Händel: Alcina<br />
Les Musiciens du Prince – Monaco,<br />
Musikal. Leitung: Gianluca<br />
Capuano, Inszenierung: Damiano<br />
Michieletto<br />
ab 7. Juni 20<strong>19</strong><br />
Francesco Cilea:<br />
Adriana Lecouvreur (konz.)<br />
Mozarteumorchester Salzburg,<br />
Musikal. Leitung: Marco Armiliato<br />
ab 27. Juli 20<strong>19</strong><br />
Santa Fe Opera<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Così fan tutte<br />
Musikal. Leitung: Harry Bicket,<br />
Inszenierung: R. B. Schlather<br />
ab 13. Juli 20<strong>19</strong><br />
Savonlinna Opera Festival<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Die Entführung aus dem Serail<br />
Musikal. Leitung: Kalle Kuusava,<br />
Inszenierung: Katariina Lahti<br />
ab 22. Juli 20<strong>19</strong><br />
St. Margarethen, Oper im Steinbruch<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Die Zauberflöte<br />
Orchester der Budapester<br />
Philharmonischen Gesellschaft,<br />
Musikal. Leitung: Karsten Januschke,<br />
Inszenierung: Cornelius<br />
Obonya<br />
ab 10. Juli 20<strong>19</strong><br />
Thiré (Festival Dans les Jardins<br />
de William Christie)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
La finta giardiniera (konz.)<br />
Les Arts florissants, Musikal.<br />
Leitung: William Christie<br />
ab 22. August 20<strong>19</strong><br />
„Andrea Chénier“ bei den Münchner Opernfestspielen 2017, damals mit Jonas Kaufmann<br />
und Anja Harteros, Wiederaufnahme am 21. und 25. Juli 20<strong>19</strong> (Foto: Wilfried<br />
Hösl)<br />
Internationale Maifestspiele<br />
Wiesbaden<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Idomeneo<br />
Musikal. Leitung: Konrad Junghänel,<br />
Inszenierung: Uwe Eric<br />
Laufenberg<br />
30. April, 4. Mai 20<strong>19</strong><br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
La clemenza di Tito<br />
Musikal. Leitung: Konrad Junghänel,<br />
Inszenierung: Uwe Eric<br />
Laufenberg<br />
1. und 5. Mai 20<strong>19</strong><br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Don Giovanni<br />
Musikal. Leitung: Konrad Junghänel,<br />
Inszenierung: Nicolas<br />
Brieger<br />
2. Mai 20<strong>19</strong><br />
Wildberg Classic Open<br />
Christoph Willibald Gluck:<br />
Orfeo und Euridike<br />
Musikal. Leitung: Andreas Kramer,<br />
Inszenierung: N. N.<br />
<strong>19</strong>. und 20. Juli 20<strong>19</strong><br />
30 [t]akte 1I20<strong>19</strong> [t]akte 1I20<strong>19</strong> 31
[t]akte<br />
1I20<strong>19</strong><br />
Neue Aufnahmen<br />
Termine (Auswahl)<br />
April 20<strong>19</strong><br />
April 20<strong>19</strong> April 20<strong>19</strong><br />
April 20<strong>19</strong><br />
Audio<br />
Georg Philipp Telemann<br />
Michaelis-Oratorium<br />
Kölner Akademie, Leitung:<br />
Michael Alexander Willens<br />
cpo<br />
Jean-Philippe Rameau<br />
Les Indes galantes<br />
Orfeo Orchestra, Leitung: György<br />
Vashegyi<br />
Glossa<br />
Georg Friedrich Händel<br />
Rinaldo<br />
Lautten Compagney, Leitung:<br />
Wolfgang Katschner<br />
Arthaus<br />
Ludwig van Beethoven<br />
Egmont<br />
Beethoven Orchester Bonn,<br />
Leitung: Dirk Kaftan<br />
MDG<br />
Gioachino Rossini<br />
Maometto II<br />
Virtuosi Brunenses, Leitung:<br />
Antonio Fogliani<br />
Naxos<br />
Hector Berlioz<br />
Harold en Italie<br />
Lawrence Power (Viola), Bergen<br />
Philharmonic Orchestra,<br />
Leitung: Andrew Manze<br />
Hyperion<br />
Anton Bruckner<br />
Symphonie Nr. 3<br />
Musikkollegium Winterthur,<br />
Leitung: Thomas Zehetmair<br />
MDG<br />
Anton Bruckner<br />
Symphonie Nr. 4<br />
Mozarteum Orchester Salzburg,<br />
Ivor Bolton<br />
Oehms<br />
Anton Bruckner<br />
Symphonie Nr. 9<br />
Symphonieorchester des<br />
Bayerischen Rundfunks,<br />
Leitung: Mariss Jansons<br />
BRKlassik<br />
Vitězslava Kaprálová<br />
Concertino für Violine,<br />
Klarinette und Orchester;<br />
Bohuslav Martinů<br />
Konzert für Violine, Klavier und<br />
Orchester<br />
Thomas Albertus Irnberger<br />
(Violine), Reinhard Wieser (Klarinette),<br />
Michael Korstick (Klavier),<br />
Georgisches Kammerorchester,<br />
Wiener Concert-Verein,<br />
Leitung: Martin Sieghart, Doron<br />
Salomon<br />
Gramola<br />
Philipp Maintz<br />
hängende gärten; tríptico<br />
vertical<br />
Marisol Montalvo (Sopran),<br />
Deutsches Symphonie-Orchester<br />
Berlin, Münchner Philharmoniker,<br />
Leitung: Christoph Eschenbach<br />
Neos<br />
Audiovisuell<br />
Georg Friedrich Händel<br />
Agrippina<br />
Theater an der Wien, Balthasar<br />
Neumann Ensemble, Musikal.<br />
Leitung: Thomas Hengelbrock,<br />
Inszenierung: Robert Carsen<br />
Naxos<br />
Georg Friedrich Händel<br />
Arminio<br />
Badisches Staatstheater Karlsruhe,<br />
Armonia Atenea, Musikal.<br />
Leitung: George Petrou, Inszenierung:<br />
May Emanuel Cencic<br />
Unitel<br />
Vincenzo Bellini<br />
Norma<br />
Royal Opera House, D Antonio<br />
Pappano R Alex Ollé<br />
Opus Arte (DVD + BluRay)<br />
Emmanuel Chabrier<br />
L‘Étoile<br />
De Nationale Opera Amsterdam,<br />
Musikal. Leitung: Patrick Fournillier,<br />
Inszenierung: Laurent Pelly<br />
Naxos<br />
1.4.20<strong>19</strong> Lissabon (Teatro Nacional<br />
de São Carlos, Premiere)<br />
Emmanuel Chabrier: L‘Étoile<br />
Musikal. Leitung: Joao Paulo Santos,<br />
Inszenierung: James Bonas<br />
2.4.20<strong>19</strong> Innsbruck (Tiroler Landeskonservatorium,<br />
Premiere)<br />
Joseph Haydn:<br />
Il mondo della luna<br />
Musikal. Leitung: Dorian Keilhack,<br />
Inszenierung:Angelica<br />
Ladurner<br />
3.4.20<strong>19</strong> Paris (TCE)<br />
Georg Friedrich Händel: Semele<br />
The English Concert, Leitung:<br />
Harry Bicket<br />
(auch 5.4. London, 7.4. Gateshead,<br />
10.4. Dartmouth, 12.4.<br />
Ann Arbour, 14.4. New York,<br />
16.4.20<strong>19</strong> Philadelphia)<br />
4.4.20<strong>19</strong> Meiningen (Staatstheater)<br />
Dieter Ammann: glut<br />
Meininger Hofkapelle, Leitung:<br />
Philippe Bach<br />
4.4.20<strong>19</strong> Toronto (Ed Mirvish<br />
Theatre, Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Idomeneo<br />
Musikal. Leitung: David Fallis,<br />
Inszenierung: Daniel Taylor<br />
4.4.20<strong>19</strong> Zürich (Tonhalle Maag)<br />
Matthias Pintscher: Mar‘eh<br />
Leila Josefowicz (Violine),<br />
Tonhalle Orchester, Leitung:<br />
Matthias Pintscher<br />
6.4.20<strong>19</strong> Dresden (Sächsische<br />
Staatsoper, Premiere)<br />
Jean-Philippe Rameau: Platée<br />
Musikal. Leitung: Paul Agnew,<br />
Inszenierung: Rolando Villazón<br />
7.4.20<strong>19</strong> Chur (Theater)<br />
Dieter Ammann:<br />
unbalanced instability<br />
Kammerphilharmonie Graubünden,<br />
Leitung: Philippe Bach<br />
7.4.20<strong>19</strong> Hamburg (Premiere)<br />
George Benjamin:<br />
Lessons in Love and Violence<br />
Musikal. Leitung: Kent Nagano,<br />
Inszenierung: Katie Mitchell<br />
8.4.20<strong>19</strong> Paris (Philharmonie,<br />
Premiere)<br />
Georg Friedrich Händel:<br />
Semele<br />
Monteverdi Choir & Orchestra,<br />
Musikal. Leitung: Sir John<br />
Eliot Gardiner, Inszenierung:<br />
Thomas Guthrie<br />
(auch 24.4. Barcelona, 2.5. London,<br />
6.5. Mailand, 8.5.20<strong>19</strong> Rom)<br />
10.4.20<strong>19</strong> Neustrelitz<br />
Andreas N. Tarkmann:<br />
Die drei kleinen Schweinchen<br />
Neubrandenburger Philharmonie,<br />
Leitung: N. N., Sprecher:<br />
Alexander Mildner<br />
11.4.20<strong>19</strong> Paris (Opéra National,<br />
Premiere)<br />
Georges Bizet: Carmen<br />
Musikal. Leitung: Lorenzo Viotti,<br />
Inszenierung: Calixto Bieito<br />
11.4.20<strong>19</strong> Paris (Athénée Théâtre<br />
Louis-Jouvet, Premiere)<br />
George Benjamin:<br />
Into the little hill<br />
Ensemble Carachanbel, Musikal.<br />
Leitung: Alphonse Chemin,<br />
Inszenierung: Jacques Osinski<br />
11.4.20<strong>19</strong> Zwickau<br />
Bernd Alois Zimmermann:<br />
Giostra Genovese<br />
Orchester des Theaters<br />
Plauen-Zwickau, Leitung: Leo<br />
Siberski<br />
(auch 12.4.20<strong>19</strong> Plauen, Vogtland-Theater)<br />
12.4.20<strong>19</strong> Haarlem (Oosterkerk)<br />
Bohuslav Martinů:<br />
Rhapsody-Concerto<br />
Symfonie Orkest Haarlem,<br />
Leitung: Nicholas Devons<br />
12./14.4.20<strong>19</strong> Omaha (Nebraska)<br />
Charles Gounod: Faust<br />
(Szenische Erstaufführung der<br />
Dialogfassung)<br />
Musikal. Leitung: Steven<br />
White, Inszenierung: Lileana<br />
Blain-Cruz<br />
13.4.20<strong>19</strong> Berlin (Konzerthaus)<br />
Charlotte Seither: Kammersinfonie<br />
„objet diaphane“<br />
Landesjugendensemble Neue<br />
Musik Berlin, Leitung: Jobst<br />
Liebrecht<br />
13.4.20<strong>19</strong> Bonn (BaseCamp)<br />
Miroslav Srnka:<br />
Eighteen Agents<br />
Beethoven Orchester Bonn,<br />
Leitung: Dirk Kaftan<br />
13.4.20<strong>19</strong> Wien (Volksoper,<br />
Premiere)<br />
Thomas Adès: Powder her face<br />
Musikal. Leitung: Lorenz C.<br />
Aichner, Inszenierung: Martin<br />
G. Berger<br />
14./17.4.20<strong>19</strong> Salzburg, Osterfestspiele<br />
(Große Universitätsaula)<br />
–> Philipp Maintz: Thérèse. Kammeroper<br />
nach Emile Zola, Marisol<br />
Montalvo, Otto Katzameier,<br />
Renate Behle, Tim Severloh, Mitglieder<br />
des Philharmonischen<br />
Staatsorchesters Hamburg,<br />
Musikalische Leitung: Nicolas<br />
André, Inszenierung: Georges<br />
Delnon, Bühne/Kostüme: Marie-Thérèse<br />
Jossen<br />
14.4.20<strong>19</strong> Wien (Theater an der<br />
Wien, Premiere)<br />
Georg Friedrich Händel:<br />
Orlando<br />
Musikal. Leitung: Giovanni<br />
Antonini, Inszenierung: Claus<br />
Guth<br />
14./15.4.20<strong>19</strong> Hamburg (Elbphilharmonie)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Missa c-Moll (Erstaufführung<br />
der Neuausgabe)<br />
Solisten, ChorWerk Ruhr, Philharmonisches<br />
Staatsorchester<br />
Hamburg, Leitung: Kent<br />
Nagano<br />
14.4.20<strong>19</strong> Wuppertal (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Le nozze di Figaro<br />
Musikal. Leitung: Julia Jones,<br />
Inszenierung: Joe-Hill Gibbins<br />
16.4.20<strong>19</strong> Buenos Aires (Festival<br />
Nueva Ópera)<br />
Beat Furrer: Begehren<br />
Cantando Admont, Musikal.<br />
Leitung: Juan Miceli, Inszenierung:<br />
Emilio Basaldúa<br />
16.4.20<strong>19</strong> Winston-Salem, NC<br />
(Premiere)<br />
Georg Friedrich Händel:<br />
Rodelinda<br />
Musikal. Leitung: Steven<br />
Stubbs, Inszenierung: Steven<br />
LaCosse<br />
18.4.20<strong>19</strong> Halle (Franckesche<br />
Stiftungen)<br />
Georg Friedrich Händel:<br />
La Resurrezione<br />
Händelfestspielorchester Halle,<br />
Leitung: Bernhard Forck<br />
18.4.20<strong>19</strong> Palermo (Teatro Massimo,<br />
Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Idomeneo<br />
Musikal. Leitung: Daniel<br />
Cohen, Inszenierung: Pier Luigi<br />
Pizzi<br />
<strong>19</strong>./28.4.20<strong>19</strong> Rheinsberg<br />
(Osterfestspiele)<br />
Joseph Haydn: L‘isola disabitata<br />
Musikal. Leitung: Wolfgang<br />
Katschner, Inszenierung: Lisa<br />
Stumpfögger<br />
20.4.20<strong>19</strong> Hildesheim (Premiere)<br />
Benjamin Britten:<br />
Death in Venice<br />
Musikal. Leitung: Achim Falkenhausen,<br />
Inszenierung: Felix<br />
Seiler<br />
25.4.20<strong>19</strong> Straßburg (Palais de la<br />
Musique et des Congrès)<br />
Hector Berlioz: La damnation<br />
de Faust<br />
Orchestre Philharmonique<br />
de Strasbourg, Leitung: John<br />
Nelson<br />
25./26.4.20<strong>19</strong> Leipzig (Gewandhaus)<br />
Thomas Adès: Konzert für<br />
Klavier und Orchester (Europäische<br />
Erstaufführung)<br />
Kirill Gerstein (Klavier), Gewandhausorchester,<br />
Leitung:<br />
Thomas Adès<br />
32 [t]akte 1I20<strong>19</strong> [t]akte 1I20<strong>19</strong> 33
[t]akte<br />
1I20<strong>19</strong><br />
Termine (Auswahl)<br />
April 20<strong>19</strong> Mai 20<strong>19</strong> Mai 20<strong>19</strong><br />
Mai 20<strong>19</strong><br />
Mai 20<strong>19</strong><br />
Mai / Juni 20<strong>19</strong> Juni 20<strong>19</strong><br />
Juni 20<strong>19</strong><br />
26.4.20<strong>19</strong> São Paulo (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
La clemenza di Tito<br />
Musikal. Leitung: Luiz Fernando<br />
Malheiro, Inszenierung:<br />
Malu Gurgel<br />
26./28.4.20<strong>19</strong> Salzburg<br />
(Mozarteum)<br />
Franz Schubert/Alexander<br />
Schmalcz: Ausgewählte Lieder<br />
Matthias Goerne (Bariton),<br />
Camerata Salzburg, Leitung:<br />
Gregory Ahss<br />
(auch 29.4. Madrid, Teatro Real,<br />
5.5.20<strong>19</strong> Wien, Konzerthaus)<br />
27./28.4.20<strong>19</strong> Cincinnati<br />
Matthias Pintscher:<br />
un despertar<br />
Alisa Weilerstein (Violoncello),<br />
Cincinnati Symphony Orchestra,<br />
Leitung: Matthias Pintscher<br />
27.4.20<strong>19</strong> Bielefeld (Premiere)<br />
Johann Sebastian Bach:<br />
Amadis de Gaule<br />
Musikal. Leitung: Merijn van<br />
Driesten, Inszenierung: Maximilian<br />
von Mayenburg<br />
28.4.20<strong>19</strong> Stuttgart (Premiere)<br />
Christoph Willibald Gluck:<br />
Iphigénie en Tauride<br />
Musikal. Leitung: Stefano Montanari,<br />
Inszenierung: Krzysztof<br />
Warlikowski<br />
28.4.20<strong>19</strong> Göttingen (Theater)<br />
Andreas N. Tarkmann:<br />
Jack und die Bohnenranke<br />
Karsten Zinser (Sprecher), Göttinger<br />
Symphonieorchester,<br />
Leitung: Gábor Hontvári<br />
30.4.20<strong>19</strong> Wiesbaden (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Idomeneo<br />
Musikal. Leitung: Konrad Junghändel,<br />
Inszenierung: Uwe Eric<br />
Laufenberg<br />
30.4.20<strong>19</strong> Lille (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Die Zauberflöte<br />
Musikal. Leitung: Eivind<br />
Gullberg Jensen, Inszenierung:<br />
Romeo Castellucci<br />
1.5.20<strong>19</strong> Wiesbaden (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
La clemenza di Tito<br />
Musikal. Leitung: Konrad Junghändel,<br />
Inszenierung: Uwe Eric<br />
Laufenberg<br />
2.5.20<strong>19</strong> Kassel (Ballhaus)<br />
Franz Schubert: Rosamunde,<br />
Fürstin von Zypern<br />
Staatsorchester Kassel, Leitung:<br />
Francesco Angelico<br />
4.5.20<strong>19</strong> Osnabrück (Premiere)<br />
Georg Friedrich Händel:<br />
Orlando<br />
Musikal. Leitung: Daniel Inbal,<br />
Inszenierung: Felix Schrödinger<br />
4.5.20<strong>19</strong> Oldenburg (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
La clemenza di Tito<br />
Musikal. Leitung: Hendrik Vestmann,<br />
Inszenierung: Laurence<br />
Dale<br />
5.5.20<strong>19</strong> Bonn (Brückenforum)<br />
Andreas N. Tarkmann:<br />
Na warte, sagte Schwarte<br />
Janina Burgmer (Sprecherin),<br />
Beethoven Orchester Bonn,<br />
Leitung: Daniel Mayr<br />
5.5.20<strong>19</strong> Basel (Pantheon)<br />
Rudolf Kelterborn: Musica<br />
luminosa per orchestra<br />
Basel Sinfonietta, Leitung:<br />
Baldur Brönnimann<br />
6./7.5.20<strong>19</strong> Hamburg (Elbphilh.)<br />
Beat Furrer: spazio immergente<br />
III (Uraufführung)<br />
ensemble resonanz, Leitung:<br />
Peter Rundel<br />
7.5.20<strong>19</strong> Clermont-Ferrand<br />
(Premiere)<br />
Christoph Willibald Gluck:<br />
Orphée et Euridice<br />
Musikal. Leitung: Patrice<br />
Couineau, Inszenierung: Pierre<br />
Thirion-Vallet<br />
9./10.5.20<strong>19</strong> Zürich (Tonhalle Maag)<br />
Matthias Pintscher: Idyll<br />
(Schweizer Erstaufführung)<br />
Tonhalle-Orchester Zürich,<br />
Leitung: Tomáš Netopil<br />
9.5.20<strong>19</strong> Ulm (Premiere)<br />
George Benjamin:<br />
Written on skin<br />
Musikal. Leitung: Timo Handschuh,<br />
Inszenierung: Kay Metzger<br />
9./10.5.20<strong>19</strong> Nîmes<br />
Bernd Alois Zimmermann:<br />
Musique pour les soupers du<br />
Roi Ubu<br />
Tanzkompanie Mouvoir,<br />
Orchestre Les Siècles, Musikal.<br />
Leitung Benjamin Schwartz,<br />
Choreographie: Stephanie<br />
Thiersch<br />
11.5.20<strong>19</strong> Zürich (Tonhalle Maag)<br />
Matthias Pintscher: Bereshit<br />
Ensemble Intercontemporain,<br />
Leitung: Matthias Pintscher<br />
11.5.20<strong>19</strong> Buenos Aires (Teatro<br />
Colón)<br />
Beat Furrer: antichesis, XENOS III<br />
Tambor Fantasma (Schlagzeug)<br />
und Ensemble, Leitung:<br />
Mariano Moruja<br />
12.5.20<strong>19</strong> Jena (Volkshaus)<br />
Andreas N. Tarkmann:<br />
Zwerg Nase<br />
Jenaer Philharmonie, Leitung:<br />
Ekhart Wycik<br />
12.5.20<strong>19</strong> Frankfurt (Premiere)<br />
Georg Friedrich Händel:<br />
Rodelinda<br />
Musikal. Leitung: Andrea Marcon,<br />
Inszenierung: Claus Guth<br />
14.5.20<strong>19</strong> Lyon (Premiere)<br />
George Benjamin:<br />
Lessons in Love and Violence<br />
Musikal. Leitung: Alexandre<br />
Bloch, Inszenierung: Katie<br />
Mitchell<br />
15.5.20<strong>19</strong> Liège (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
La clemenza di Tito<br />
Musikal. Leitung: Thomas<br />
Rösner, Inszenierung: Cécile<br />
Roussat<br />
15.5.20<strong>19</strong> Beijing (Premiere)<br />
Georges Bizet:<br />
Les Pêcheurs de perles<br />
Musikal. Leitung: Donato<br />
Renzetti, Inszenierung: Wim<br />
Wenders<br />
16.5.20<strong>19</strong> Mailand (Teatro alla<br />
Scala, Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Idomeneo<br />
Musikal. Leitung: Christoph<br />
von Dohnányi, Inszenierung:<br />
Matthias Hartmann<br />
17.5.20<strong>19</strong> Wexford (Irish National<br />
Opera, Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Die Zauberflöte<br />
Musikal. Leitung: Peter Whelan,<br />
Inszenierung: Caroline<br />
Staunton<br />
18.5.20<strong>19</strong> Hamburg (Elbphilharmonie)<br />
Philipp Maintz: Thérèse<br />
(Deutsche Erstaufführung)<br />
Musikal. Leitung: Nicolas<br />
André, Inszenierung: Georges<br />
Delnon<br />
18.5.20<strong>19</strong> Münster (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Die Entführung aus dem Serail<br />
Musikal. Leitung: Stefan<br />
Veselka, Inszenierung: Philipp<br />
Kochheim<br />
18.5.20<strong>19</strong> Darmstadt (Premiere)<br />
Georg Friedrich Händel:<br />
Orlando<br />
Musikal. Leitung: Rubén Dubrovsky,<br />
Inszenierung: Karsten<br />
Wiegand<br />
<strong>19</strong>.5.20<strong>19</strong> Sailauf (St. Vitus)<br />
Thomas Daniel Schlee:<br />
Sicut ros Hermon<br />
Martin M. Patzlaff (Orgel)<br />
<strong>19</strong>.5.20<strong>19</strong> Zürich (Premiere)<br />
Jean-Philippe Rameau:<br />
Hippolyte et Aricie<br />
Musikal. Leitung: Emmanuelle<br />
Haim, Inszenierung: Jetske<br />
Mijnssen<br />
23.5.20<strong>19</strong> Hannover (NDR)<br />
Georg Friedrich Händel:<br />
Samson<br />
Norddeutscher Figuralchor,<br />
NDR Radiophilharmonie,<br />
Leitung: Nicholas McGegan<br />
24.5.20<strong>19</strong> Meiningen (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Die Entführung aus dem Serail<br />
Musikal. Leitung: Aris Alexander<br />
Blettenberg, Inszenierung:<br />
Roman Hovenbitzer<br />
24./26.5.20<strong>19</strong> Singapur (The Arts<br />
House)<br />
Georg Friedrich Händel: Orest<br />
Musikal. Leitung: Ng Tian Hui,<br />
Inszenierung: By Tan Shou Chen<br />
25.5.20<strong>19</strong> Dessau (Premiere)<br />
Antonín Dvořák: Die Teufelskäthe<br />
Musikal. Leitung: Elisa Gogou,<br />
Inszenierung: Jakob Peters-<br />
Messer<br />
26.5.20<strong>19</strong> München (Staatsoper,<br />
Premiere)<br />
Christoph Willibald Gluck:<br />
Alceste<br />
Musikal. Leitung: Antonello<br />
Manacorda, Inszenierung: Sidi<br />
Labi Cherkaoui<br />
26.5.20<strong>19</strong> Jena (Volkshaus)<br />
–> Andrea Lorenzo Scartazzini:<br />
Epitaph für Orchester (Uraufführung)<br />
Jenaer Philharmonie, Leitung:<br />
Simon Gaudenz<br />
27.5.20<strong>19</strong> Wien (Kammeroper,<br />
Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
La finta giardiniera<br />
Musikal. Leitung: Niels Muus,<br />
Inszenierung: Eva-Maria<br />
Melbye<br />
28.5/1.6..20<strong>19</strong> Meiningen<br />
Andreas N. Tarkmann:<br />
König Karotte<br />
Meininger Hofkapelle<br />
29.5.20<strong>19</strong> Prag (Rudolfinum,<br />
Prager Frühling)<br />
Miroslav Srnka:<br />
Overheating für Ensemble<br />
(Europ. Erstaufführung)<br />
Ensemble Intercontemporain,<br />
Leitung: Julien Leroy<br />
29./31.5.20<strong>19</strong> London (Southbank<br />
Centre, Queen Elizabeth Hall)<br />
Christoph Willibald Gluck:<br />
L‘atto d’Orfeo; Bauci e Filemone<br />
(Erstaufführung Neuausgabe)<br />
Classical Opera, Musikal. Leitung:<br />
Ian Page, Inszenierung:<br />
Nick Winston<br />
29.5./2.6.20<strong>19</strong> Heidelberg<br />
Andreas N. Tarkmann:<br />
Die drei kleinen Schweinchen<br />
Philharmonisches Orchester<br />
der Stadt Heidelberg<br />
31.5.20<strong>19</strong> Tel Aviv (The Israeli<br />
Opera, Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Così fan tutte<br />
Musikal. Leitung: Daniel<br />
Cohen, Inszenierung: Atom<br />
Egoyan<br />
31.5.20<strong>19</strong> Saarbrücken (Premiere)<br />
Charles Gounod: Faust<br />
Musikal. Leitung: Sébastien<br />
Rouland, Inszenierung: Vasili<br />
Barkhatov<br />
31.5.20<strong>19</strong> Zürich (Hochschule der<br />
Künste, Premiere)<br />
Antonio Salieri:<br />
Prima la musica e poi le parole<br />
Musikal. Leitung: Johannes<br />
Schlaefli, Inszenierung: Annette<br />
Uhlen<br />
2.6.20<strong>19</strong> Coburg (Premiere)<br />
Georges Bizet: Carmen<br />
Musikal. Leitung: Roland Kluttig,<br />
Inszenierung: Alexander<br />
Müller-Elmau<br />
2.6.20<strong>19</strong> Aachen (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Così fan tutte<br />
Musikal. Leitung: Justus<br />
Thorau, Inszenierung: Ute M.<br />
Engelhardt<br />
2.6.20<strong>19</strong> Lausanne (Premiere)<br />
Christoph Willibald Gluck:<br />
Orphée ed Eurydice<br />
Musikal. Leitung: Diego Fasolis,<br />
Inszenierung: Aurélien Bory<br />
6.6.20<strong>19</strong> Atlanta (Premiere)<br />
Ludwig van Beethoven: Fidelio<br />
Musikal. Leitung: Robert<br />
Spano, Inszenierung: James<br />
Alexander<br />
–> 6.6.20<strong>19</strong> Zwickau (Schumann-Fest)<br />
Charlotte Seither: sie, die<br />
spricht (Uraufführung)<br />
Philharmonie Zwickau, Leitung:<br />
Leo Siberski<br />
7./8.6.20<strong>19</strong> Milwaukee (Uihlein<br />
Hall)<br />
Matthias Pintscher:<br />
towards Osiris<br />
Milwaukee Symphony Orchestra,<br />
Leitung: Matthias Pintscher<br />
8.6.20<strong>19</strong> Dortmund (Orchesterzentrum<br />
NRW, Klangvokal)<br />
Georg Friedrich Händel:<br />
Agrippina (konz.)<br />
Les Talens Lyriques, Leitung:<br />
Christophe Rousset<br />
8.6.20<strong>19</strong> Bremerhaven (Premiere)<br />
Bohuslav Martinů: Mariechen<br />
von Nimwegen<br />
Musikal. Leitung: Ektoras<br />
Tartanis, Inszenierung: Ulrich<br />
Mokrusch<br />
9.6.20<strong>19</strong> Kiel (Premiere)<br />
Claudio Monteverdi:<br />
L’incoronazione di Poppea<br />
Musikal. Leitung: Alessandro<br />
Quarta, Inszenierung: Serena<br />
Sinigaglia<br />
9.6.20<strong>19</strong> Heilbronn (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
La finta giardiniera<br />
Musikal. Leitung: Case Scaglione,<br />
Inszenierung: Axel Vornam<br />
11.6.20<strong>19</strong> Genf (Studio Ernest-<br />
Ansermet)<br />
Jean Barraqué: Concerto<br />
Ensemble Contrechamps,<br />
Leitung: Emilio Pomàrico<br />
12.6.20<strong>19</strong> St. Etienne (Premiere)<br />
Georges Bizet: Carmen<br />
Musikal. Leitung: Alain<br />
Guingal, Inszenierung: Nicola<br />
Berloffa<br />
13.6.20<strong>19</strong> Hannover (NDR)<br />
Bohuslav Martinů: Konzert<br />
Nr. 2 für Violine und Orchester<br />
Frank Peter Zimmermann (Violine),<br />
NDR Radiophilharmonie,<br />
Leitung: Andrew Manze<br />
14.6.20<strong>19</strong> Bratislava (Premiere)<br />
Jacques Offenbach:<br />
Les contes d‘Hoffmann<br />
Musikal. Leitung: Rastislav<br />
Stúr, Inszenierung: Andriy<br />
Zholdak<br />
15.6.20<strong>19</strong> Innsbruck (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Don Giovanni<br />
Musikal. Leitung: Lukas Beikircher,<br />
Inszenierung: Kurt Josef<br />
Schildknecht<br />
15.6.20<strong>19</strong> Leipzig (Premiere)<br />
Bedřich Smetana:<br />
Die verkaufte Braut<br />
Musikal. Leitung: Christoph<br />
Gedschold, Christian von Götz<br />
16.6.20<strong>19</strong> Metz (Premiere)<br />
Georges Bizet: Carmen<br />
Musikal. Leitung: José Miguel<br />
Pérez-Sierra, Inszenierung:<br />
Paul-Émile Fourny<br />
16.6.20<strong>19</strong> Dortmund (Premiere)<br />
Oliver Knussen:<br />
Where the wild things are<br />
Musikal. Leitung: Philipp Armbruster,<br />
Inszenierung: Philipp<br />
Westerbarkei<br />
22.6.20<strong>19</strong> Paris (Le Centquatre)<br />
Matthias Pintscher:<br />
Verzeichnete Spur<br />
Ensemble Intercontemporain,<br />
Leitung: Matthias Pintscher<br />
22.6.20<strong>19</strong> Paris (TCE Premiere)<br />
Christoph Willibald Gluck:<br />
Iphigénie en Tauride<br />
Musikal. Leitung: Thomas Hengelbrock,<br />
Inszenierung: Robert<br />
Carsen<br />
34 [t]akte 1I20<strong>19</strong> [t]akte 1I20<strong>19</strong> 35
[t]akte<br />
Juni / Juli 20<strong>19</strong> Juli 20<strong>19</strong><br />
Juli / August 20<strong>19</strong><br />
August / September 20<strong>19</strong><br />
28./29.6.20<strong>19</strong> Tokyo (Kusunoki<br />
Hall)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Die Entführung aus dem Serail<br />
(konz.)<br />
Bach Collegium Japan, Leitung:<br />
Masato Suzuki<br />
6.7.20<strong>19</strong> Mailand (Teatro alla<br />
Scala, Premiere)<br />
Antonio Salieri:<br />
Prima la musica e poi le parole<br />
Musikal. Leitung: Adam<br />
Fischer, Inszenierung: Nicola<br />
Raab<br />
<strong>19</strong>.7.20<strong>19</strong> London (Royal Opera<br />
House, Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Le nozze di figaro<br />
Musikal. Leitung: Sir John Eliot<br />
Gardiner, Inszenierung: David<br />
McVicar<br />
23.8.20<strong>19</strong> Weimar (Kunstfest)<br />
–> Charlotte Seither: Neues Werk<br />
für Flöte und Live-Elektronik<br />
(Uraufführung)<br />
Elizaveta Birjukova (Flöte),<br />
Robert Rendlich (Tonmeister),<br />
Leitung: Franz-Martin Olbrich<br />
29./30.6.20<strong>19</strong> Hamburg (Elbphilharmonie)<br />
Andreas N. Tarkmann:<br />
Jack und die Bohnenranke<br />
Symphoniker Hamburg,<br />
Leitung: Jason Weaver<br />
3.7.20<strong>19</strong> Nürnberg (ION)<br />
Philipp Maintz: septimus<br />
angelus (Uraufführung )<br />
Bernhard Buttmann (Orgel)<br />
5.7.20<strong>19</strong> München (musica viva)<br />
–> Miroslav Srnka: Neues Werk<br />
für Chor, Klarinette und<br />
Ensemble (Uraufführung)<br />
Jörg Widman (Klarinette),<br />
BR-Chor und Mitglieder des<br />
BR-Symphonieorchesters,<br />
Leitung: Susanna Mälkki<br />
5.7.20<strong>19</strong> Ossiach (Carinthischer<br />
Sommer)<br />
Thomas Daniel Schlee:<br />
Choralvorspiele op. 18<br />
Emma Black (Oboe), Davide<br />
Mariano (Orgel)<br />
6.7.20<strong>19</strong> Sondershausen (Schloss,<br />
Premiere)<br />
Christoph Willibald Gluck:<br />
Orpheus und Eurydike<br />
Musikal. Leitung: Felix-Immanuel<br />
Achtner, Inszenierung:<br />
Daniel Klajner<br />
7./8./9.7.20<strong>19</strong> Dresden (Semperoper)<br />
Bohuslav Martinů: Konzert<br />
Nr. 2 für Violine und Orchester<br />
Frank Peter Zimmermann (Violine),<br />
Sächsische Staatskapelle,<br />
Leitung: Franz Welser Möst<br />
<strong>19</strong>.7.20<strong>19</strong> Santiago de Chile<br />
(Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Così fan tutte<br />
Musikal. Leitung: Attilio<br />
Cremonesi, Inszenierung: Pierre<br />
Constant<br />
22.7.20<strong>19</strong> Bratislava<br />
Ľubica Čekovská:<br />
Piano Concerto<br />
Miki Skuta (Klavier), Slovak<br />
Youth Orchestra, Leitung: Benjamin<br />
Bayl<br />
(auch 26.7. Prag, 28.7. Berlin)<br />
30.7.20<strong>19</strong> Baugé-en-Anjou (Opéra<br />
de Baugé, Premiere)<br />
Franz Schubert:<br />
Alfsonso und Estrella<br />
Musikal. Leitung: Bernadette<br />
Grimmet, Inszenierung:<br />
Alexander Ingram<br />
<strong>19</strong>.8.20<strong>19</strong> London<br />
–> Dieter Ammann: Klavierkonzert<br />
(Uraufführung)<br />
Andreas Haefliger (Klavier), BBC<br />
Symphony Orchestra, Leitung:<br />
Sakari Oramo<br />
22.8.20<strong>19</strong> Santander<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Messe in c-Moll<br />
Les Musiciens du Louvre, Leitung:<br />
Marc Minkowski<br />
24.8.20<strong>19</strong> Berlin (Kaiser-Wilhelm-<br />
Gedächtniskirche)<br />
Thomas Daniel Schlee: Sicut<br />
ros Hermon<br />
Martin M. Patzlaff (Orgel)<br />
2.9.20<strong>19</strong> London (Royal Albert Hall)<br />
Hector Berlioz: Benvenuto<br />
Cellini (konz.)<br />
Monteverdi Choir & Orchestra,<br />
Leitung: Sir John Eliot Gardiner<br />
(auch 8.9.20<strong>19</strong> Versailles)<br />
22.9.20<strong>19</strong> Bonn (Beethovenfest)<br />
Bernd Alois Zimmermann:<br />
Musique pour les soupers du<br />
Roi Ubu<br />
Tanzkompanie Mouvoir,<br />
Orchestre Les Siècles, Musikal.<br />
Leitung Benjamin Schwartz,<br />
Choreographie: Stephanie<br />
Thiersch<br />
Impressum<br />
[t]akte<br />
Das Bärenreiter-Magazin<br />
Redaktion:<br />
Johannes Mundry<br />
Bärenreiter-Verlag<br />
Heinrich-Schütz-Allee 35–37<br />
34131 Kassel · Deutschland<br />
Tel.: 0561 / 3105-154<br />
Fax: 0561 / 3105-310<br />
takte@baerenreiter.com<br />
Erscheinen: 2 x jährlich<br />
kostenlos<br />
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www.takte-online.com<br />
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www.takeoff-ks.de<br />
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Bestellungen Leihmaterial:<br />
Bärenreiter · Alkor<br />
Alkor-Edition Kassel GmbH<br />
Heinrich-Schütz-Allee 35<br />
34131 Kassel · Deutschland<br />
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Fax: 0561 / 3 77 55<br />
order.alkor@baerenreiter.com<br />
www.alkor-edition.com<br />
Promotion:<br />
Dr. Ulrich Etscheit<br />
Tel.: 0561 / 3105-290<br />
Fax: 0561 / 318 06 82<br />
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Projektleitung Neue Musik:<br />
Dr. Marie Luise Maintz<br />
Tel.: 0561 / 3105-139<br />
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maintz@baerenreiter.com<br />
Bärenreiter Praha<br />
Leihabteilung:<br />
Perunova 1412/10<br />
130 00 Praha 3 · Tschechische<br />
Republik<br />
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(SPA 51/26)<br />
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