Haushaltsrede des Bürgermeisters - Gemeinde Velen
Haushaltsrede des Bürgermeisters - Gemeinde Velen
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<strong>Haushaltsrede</strong> 2009<br />
„Krisen meistert man am besten, indem man ihnen zuvorkommt.“<br />
(Whitman Rostow, amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler)<br />
Sehr geehrte Ratsmitglieder,<br />
meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />
15.12.2008<br />
mit dem Haushalt 2009 verabschieden wir uns von der Kameralistik und nähern uns<br />
der Doppik. Nähern, meine Damen und Herren, weil wir zwar den doppischen<br />
Haushalt vorlegen, aber Ihnen noch nicht den Entwurf einer Eröffnungsbilanz<br />
präsentieren. Nähern auch, weil sich Kämmerer Markus Hund durch die Art und<br />
Weise der Haushaltsaufstellung sehr darum bemüht hat, den Bruch zwischen<br />
Kameralistik und Doppik nicht zu offensichtlich werden zu lassen.<br />
Mit dem Haushalt 2009 erhalten Sie nämlich auch erstmalig die Vorbemerkungen. In<br />
der Vergangenheit sind diese erst mit dem endgültigen Haushalt vorgelegt worden.<br />
Dieser umfangreiche Vorbericht enthält viele Informationen, die Ihnen das Arbeiten<br />
mit dem neuen Haushalt erleichtern werden. Daher gestatten Sie mir, dass ich<br />
einleitend unserem Kämmerer Markus Hund ein herzliches Wort <strong>des</strong> Dankes sage.<br />
Neue Stelle, neuer Ort, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und neues Finanzrecht<br />
haben in den letzten Wochen und Monaten eine Fülle von Anforderungen an seine<br />
Person gestellt. Weit über das Übliche hinaus haben Herr Hund und seine<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gearbeitet, damit wir heute so weit sind. Nochmals<br />
vielen Dank!<br />
Sehr geehrte Ratsmitglieder,<br />
wir verabschieden aber nicht nur die Kameralistik, sondern nähern uns auch dem<br />
Ende der Wahlperiode. Daher möchte ich die <strong>Haushaltsrede</strong> nicht nur nutzen, auf<br />
die aktuellen finanzpolitischen Entwicklungen einzugehen. Zum zweiten möchte ich<br />
auch den zum Ende der Wahlperiode gewohnten interkommunalen Vergleich zu<br />
Steuern, Gebühren, Schulden und Arbeitslosigkeit liefern. Im dritten Schritt möchte<br />
ich Rückblick auf den Doppelhaushalt 2007/2008 halten. Punkt 4 bietet Ihnen den<br />
Ausblick auf den dopppischen Haushalt 2009 und last, but not least, darf ein<br />
Ausblick in die Zukunft <strong>des</strong> Finanzwesen 2010 bis 2013 nicht fehlen.
I. Einführung<br />
„Wir schlürfen die Katastrophen wie die Cocktails und richten uns,<br />
sozial gesichert, manchmal sogar beamtenhaft abgestützt, im Untergang ein.<br />
Das neue Gesellschaftsspiel heißt: Titanic im Trockendog.“ (Norbert Blüm)<br />
Sehr geehrte Ratsmitglieder,<br />
meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />
Seite 2<br />
tagtäglich gibt es neue groß geschriebene Horrornachrichten und eine vielschichtige<br />
Kakophonie, welche Katastrophen kommen und welche Programme zur Bewältigung<br />
denn noch alle auf den Weg gebracht werden müssen.<br />
Die Immobilienkrise in den USA hat eine weltweite Finanzkrise ausgelöst, die in einer<br />
Rezession mündet. 500 Milliarden große Sicherungsschirme,<br />
Konjunkturstützungspakete und die Verkaufseinbrüche in der Automobilindustrie<br />
sorgen dafür, dass diese Krise schnell bei uns ankommt. Allerdings habe ich<br />
persönlich im Moment den Eindruck, dass wir auch alle alles dafür tun, dass diese<br />
Krise kommt. Gleich einer „Selfulfilling Prophecy“, einer sich selbst erfüllenden<br />
Prophezeiung, arbeiten alle daran. Im Focus stand dazu zu lesen:<br />
„Eine für uns alle dramatische Wirtschaftskrise entsteht erst dann, wenn Gedanken,<br />
Unternehmen, Politik, Medien und Bürger daran glauben oder sogar bewusst oder<br />
unbewusst dazu beitragen, eine Wirtschaftskrise herbeizureden.“<br />
Meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />
diesen Vorwurf muss man vielen Beteiligten am Geschehen machen. Kaum einer<br />
redet über die sinkenden Ölpreise, kaum einer redet über die steigende Kaufkraft in<br />
den Portmonaies der Verbraucher. Wenige Schlagzeilen sind nur davon zu lesen,<br />
dass die Konsumeuphorie im Weihnachtsverkauf größer ist als in den letzten Jahren.<br />
Vielmehr werden immer wieder die Probleme in den Vordergrund gestellt.<br />
Natürlich ist auch so, dass wir tatsächlich Probleme haben. 174 der 396 NRW-<br />
Kommunen sind in der Haushaltssicherung. 45 % der bun<strong>des</strong>weiten kommunalen<br />
Kassenkredite gehen auf das Konto von NRW-Städten und <strong>Gemeinde</strong>n. Die<br />
Verschuldung liegt lan<strong>des</strong>weit im Schnitt bei 2.400 Euro pro Einwohner. Und<br />
während in Düsseldorf über beitragsfreie Kindergartenjahre diskutiert wird, werden<br />
andernorts Bäder, Bibliotheken und Museen geschlossen. Wer im Teufelskreis der<br />
Verschuldung ist, hat kaum Chancen, hier herauszukommen.
Sehr geehrte Ratsmitglieder,<br />
meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />
Seite 3<br />
die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Velen</strong> steht hier vergleichsweise flüssig da. Aber auch bei uns – und<br />
dies hat Herr Kämmerer Hund gerade mit den Entwicklungen der Entnahmen für die<br />
nächsten Jahre deutlich gemacht – ist Vorsicht das Gebot der Stunde.<br />
Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten die ersten konjunkturellen<br />
Bremsspuren trotz der Reverenzperiode von Oktober 2007 bis September 2008 für<br />
Schlüsselzuweisungen im Bereich der Gewerbesteuer und der Einkommenssteuer<br />
auf der Einnahmeseite und in den Sozialhaushalt auf der Ausgabeseite erleben.<br />
Winfried M. Bauer, deutscher Managementautor, hat einmal formuliert:<br />
„Krisen = gesunde Zeiten, die Denkanstöße zu Neuem erzwingen.“<br />
Und so sollten wir auch diese weltwirtschaftliche Herausforderung auf lokaler Ebene<br />
sehen: Motivation und Chance für Entwicklung in der Zukunft.<br />
Sehr geehrte Ratsmitglieder,<br />
meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />
II. Interkommunaler Vergleich<br />
lassen Sie mich nun zum interkommunalen Vergleich überleiten:<br />
Nach der Diskussion über die Grundsteuer A in 2007 und der entsprechenden<br />
Festsetzungen kann für die Wahlperiode festgestellt werden, dass die Steuersätze<br />
seit 2003 konstant geblieben sind. Mit der Grundsteuer B bei 381 Punkten, der<br />
Gewerbesteuer mit 403 Punkten liegen wir schon seit Jahren auf dem Niveau der<br />
fiktiven Hebesätze. Die Grundsteuer A mit 230 Punkten liegt lediglich 10<br />
Prozentpunkte über dem Durchschnittswert in NRW. Die Grundsteuer B liegt 55<br />
Prozentpunkte und die Gewerbesteuer 32 Prozentpunkte unter dem NRW-Schnitt. Im<br />
Bun<strong>des</strong>vergleich liegen Grundsteuer A 65 Prozentpunkte und Grundsteuer B 19<br />
Prozentpunkte unter und die Gewerbesteuer 14 Prozentpunkte über dem<br />
Bun<strong>des</strong>schnitt.<br />
Im Bereich der Abwassergebühren liegen wir – vorbehaltlich der anschließenden<br />
Beschlussfassung - mit 1,24 Euro für Schmutzwasser kreisweit an dritter Stelle und<br />
mit der Gebühr von 0,16 Euro für Regenwasser gleichauf mit Borken. Mit 268,80<br />
Euro Gesamtbelastung für einen Durchschnittshaushalt liegen wir 550,00 Euro vom<br />
„Kreisspitzenreiter“ Vreden nach oben und knapp 43,00 Euro vom günstigsten<br />
Raesfeld entfernt.<br />
Nach Ahaus bieten wir bei den Abfallgebühren bezogen auf das kleinste Gefäß<br />
kreisweit den günstigsten Tarif. An dieser Stelle möchte ich die Kritik der Kommunen<br />
an der Abfallgebührenpolitik <strong>des</strong> Kreises erneuern. Im letzten Jahr stand auf der<br />
Tagesordnung <strong>des</strong> Kreistages der Abschluss einer Vereinbarung mit der<br />
Entsorgungsgesellschaft Westmünsterland für die Bioabfallgebühren. Sie wären auf
Seite 4<br />
einem Stand von 103 Euro mit Preisindexierung festgeschrieben worden. Auf die<br />
massive Intervention der Bürgermeister und der Städte und <strong>Gemeinde</strong>n ist diese<br />
Vereinbarung nicht zustande gekommen. Dies spart den Gebührenzahlerinnen und<br />
Gebührenzahlern im Kreis Borken im Jahr 2009 1 Million Euro, da die<br />
Bioabfallgebühren auf 84 Euro pro Tonne sinken. Aber auch dieser Wert ist noch<br />
optimierungsfähig, wie die Preise am Markt derzeitig zeigen. Um die Transparenz<br />
auch im Interesse der Gebührenzahlerinnen und Gebührenzahler zu erhöhen, führt<br />
die Stadt Gronau jetzt eine Musterklage gegen den Kreis Borken.<br />
Wir hoffen, dass die von allen 17 Städten und <strong>Gemeinde</strong>n geforderten Informationen<br />
so kommen, dass auch ohne Urteil die offenen Fragen beantwortet werden. Nur<br />
macht es schon nachdenklich, zu welchen Wegen geschritten werden muss, um<br />
Transparenz in die Gebühren zu bekommen.<br />
Die Verschuldung der <strong>Gemeinde</strong> reduziert sich planmäßig weiter. Auch hier sind wir<br />
interkommunal sehr gut aufgestellt.<br />
Bei den Zinseinnahmen haben wir 2008 ein Rekordergebnis zu verzeichnen. Die<br />
Haushaltsentwicklung der nächsten Jahre macht aber auch deutlich, wie sehr diese<br />
Einnahmen auf der einen Seite gebraucht werden und wie schnell der Bestand<br />
liquider Mittel nach Umsetzung <strong>des</strong> Investitionsprogramms auch tatsächlich<br />
zurückgehen wird.<br />
Im Bereich der Arbeitslosigkeit liegt der Arbeitsamtsbezirk Coesfeld nach wie vor<br />
NRW-weit auf einem absoluten Spitzenrang. Diese Tatsache darf aber nicht darüber<br />
hinwegtäuschen, dass zwar die Arbeitslosigkeit gesunken ist, aber dementsprechend<br />
korrespondierend nicht die Bezieher von Hartz-IV-Leistungen.<br />
Zahlreiche Arbeitseinkommen reichen nicht mehr aus, um ohne staatliche Hilfe den<br />
Lebensunterhalt für eine Familie bestreiten zu können. Ob dies auf Dauer der richtige<br />
Weg ist, wird von mir bezweifelt. Auch muss es nachdenklich machen, dass trotz<br />
dieser guten Arbeitsmarktdaten die Aufwendungen <strong>des</strong> Kreises für die<br />
Sozialausgaben weiterhin steigen.<br />
Sehr geehrte Ratsmitglieder,<br />
meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />
III. Rückblick 2007/2008<br />
rückblickend hat sich die Verabschiedung <strong>des</strong> Doppelhaushaltes bewährt. Wir<br />
hatten zwar so die eine oder andere außerplanmäßige und an der einen oder<br />
anderen Stelle schnelle und nicht einfache Entscheidung zu treffen. Auf der anderen<br />
Seite sind aber die notwendigen Freiräume entstanden, um die Arbeiten zur<br />
Umstellung von der Kameralistik auf die Doppik gut voranbringen zu können.<br />
Mit der Verschiebung der Einbringung <strong>des</strong> Haushaltes 2009 in den Dezember zollen<br />
wir darüber hinaus der Tatsache Tribut, dass es im neuen Haushaltsrecht keine<br />
Haushaltsausgabereste mehr gibt. Das heißt, dass alle nicht zum 31.12.<br />
abgeschlossenen Maßnahmen im Haushalt 2009 neu zu veranschlagen sind. Um<br />
hier mehr Sicherheit zu haben, haben wir uns dazu entschieden, den Haushalt später<br />
einzubringen und Ihnen auch insgesamt knapp zwei Wochen mehr Zeit für die
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Haushaltsplanberatungen zu geben. Ich denke schon, dass dies vor dem<br />
Hintergrund der Fülle von neuen Informationen nur angemessen ist.<br />
Herr Hund hat in seinem Vorbericht deutlich gemacht, dass das Haushaltsjahr 2007<br />
insgesamt gut abgeschlossen hat. Die wichtigen Projekte und<br />
Investitionsvorhaben sind abgewickelt und umgesetzt worden. Auch das Jahr 2008<br />
ist erfolgreich gelaufen. Zahlreiche Baumaßnahmen konnten umgesetzt werden. Ob<br />
Ausbau <strong>des</strong> Südrings, Schaffung der Verbindungsstraße zwischen Siemensstraße<br />
und Südring, Stichweg Mallißer Ring und Finkenkamp, erster Abschnitt<br />
Schulwegsicherung Heidener Landweg, Druckrohrleitung Molkerei Wiegert,<br />
Eröffnung der fünf Museen Doskerschoppen, Dorfgemeinschaftshaus, Sägemühle<br />
und Beckmanns Alte Schmiede, Eröffnung <strong>des</strong> Bauhofs, Bau <strong>des</strong> Radwegs an der<br />
Weseker Straße, Umbau Stadtwald Ramsdorf, Modernisierung Rathaus, Einleitung<br />
<strong>des</strong> Flurbereinigungsverfahrens für die Nord-West-Umfahrung Ramsdorf sowie<br />
Startschuss und Richtfest Alte Molkerei – zahlreiche Baustellen sind erfolgreich<br />
abgearbeitet worden. Ein besonderer Dank gilt hier den zahlreichen Ehrenamtlichen.<br />
Ohne ihre Hilfe wären wir nicht so weit gekommen. Herzlichen Dank!<br />
Auch die personellen Weichenstellungen für die Zukunft sind erfolgt. Mit Herrn<br />
Kämmerer Hund und Herrn Ersten Beigeordneten Dr. Christian Schulze Pellengahr<br />
sind für die langjährigen und verdienten Mitarbeiter Peter Amberg und Werner Peters<br />
neue Mitarbeiter eingestellt worden. Die weitergehende personelle Erneuerung wird<br />
auch in den nächsten zwei Jahren für „Unruhe“ im Hause sorgen.<br />
Mit dem erfolgreichen Start <strong>des</strong> LEADER-Prozesses in der Region Bocholter Aa<br />
mit Isselburg, Bocholt, Rhede, Borken und <strong>Velen</strong> sind auch wichtige<br />
Weichenstellungen bis 2013 auf den Weg gebracht worden. Damit einhergehende<br />
Baumaßnahmen und zahlreiche neue Projekte werden für die notwendige<br />
Begeisterung über die Kirchturmsgrenzen hinaus auch in der Zukunft sorgen.<br />
Eine weitere wichtige Weichenstellung ist die erfolgreiche Bewerbung um die<br />
Geschäftsstelle der REGIONALE 2016. Ab Mitte 2009 wird im östlichen Vorgebäude<br />
<strong>des</strong> Schlosses die Agentur ihren Sitz nehmen und für die Kreise Coesfeld, Borken<br />
und das gefühlte Münsterland die Impulse aus der Region aufnehmen und mit und in<br />
der Region umsetzen.<br />
In den Jahren 2007 und 2008 ist sehr viel im Bereich Bildung auf den Weg gebracht<br />
worden. Im Bereich <strong>des</strong> Kibiz werden die Gespräche mit den Trägern geführt. Im<br />
Frühjahr gehe ich davon aus, dass die Vereinbarungen mit den Kirchengemeinden<br />
nicht nur zur neuen Grundlage der Finanzierung abgeschlossen werden können.<br />
Auch wird das Thema der Unter-Dreijährigen-Betreuung vertraglich abgesichert.<br />
Im Bereich der Offenen Ganztagsgrundschule haben wir an beiden Standorten der<br />
Walburgisschule Ramsdorf und der Andreasschule <strong>Velen</strong> je 50 Plätze im Angebot.<br />
Während in <strong>Velen</strong> darüber hinaus das Angebot Schule von 8 bis 1 nachgefragt wird,<br />
ist die Nachfrage hierfür in Ramsdorf derzeitig zu gering.<br />
Seit dem 01. August wird die Paulusschule in Ramsdorf als Ganztagsschule für die<br />
Fünftklässler betrieben. Die erfreulich hohe Anzahl von Anmeldungen macht deutlich,<br />
dass der Bedarf dafür gegeben ist.
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Die gesamte schulpolitische Entwicklung zeigt, dass wir hier mit unseren<br />
Investitionen auf dem richtigen Weg sind.<br />
IV. Haushalt 2009<br />
„Krise kann ein produktiver Zustand sein.<br />
Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.“<br />
(Max Frisch)<br />
Sehr geehrte Ratsmitglieder,<br />
meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />
Kämmerer Hund hat Ihnen Eckdaten <strong>des</strong> Ergebnisfinanzplans vorgestellt.<br />
Gestatten Sie mir, dass ich nun an der einen oder anderen Stelle auf Positionen <strong>des</strong><br />
Ergebnisplans eingehe:<br />
Die Gewerbesteuer hat uns in den vergangenen Jahren viel Freude gemacht. Der<br />
Verlauf macht aber deutlich, dass der Ansatz nicht kalkulierbar ist, sondern nur<br />
fundiert geraten werden kann. Für 2009 müssen wir aber mit Anpassungen der<br />
Vorausleistungen rechnen, sodass der Ansatz reduziert worden ist.<br />
Zur Einkommenssteuer und zu den Schlüsselzuweisungen hat Herr Hund ebenso<br />
wie zu den eigenen Steuereinnahmen schon Ausführungen gemacht. Lassen Sie<br />
mich nun mit den Aufwendungen fortfahren:<br />
Die Personalaufwendungen steigen auf 2.743.470 Euro. Dafür sind folgende<br />
Gründe maßgeblich:<br />
• die Tariferhöhung von 5,9 %<br />
• der kommunale Anteil der Vollzeitstelle <strong>des</strong> Schulsozialarbeiters,<br />
• die Aufstockung der Stelle im Bereich der EDV<br />
• die neu ausgewiesene Stelle für unsere Wirtschaftsförderin Frau Husmann<br />
Daneben befinden sich von vier Mitarbeitern in der Altersteilzeit mittlerweile zwei in<br />
der Freistellungsphase. Die Stellen werden nicht mehr im Stellenplan nachgewiesen,<br />
aber gleichwohl noch auf den Gehaltskonten geführt. Weiterhin bedeutsam für mich<br />
ist im Bereich der Personalaufwendungen, dass wir trotz der Krise unsere<br />
Verantwortung im Bereich der Ausbildungsstellen gerecht werden.<br />
„Die Krise der Etablierten wird zur Chance der Neuen.“<br />
(Tom Sommerlatte, Unternehmensberater)<br />
Nach der im Jahr 2008 neu eingerichteten Stelle im Bereich der Ver- und Entsorgung<br />
in Kombination mit der Stadt Borken bieten im nächsten Jahr auch im Bereich der<br />
EDV wieder einen Ausbildungsplatz an. Mit einer weiteren Ausbildungsstelle im<br />
Bereich <strong>des</strong> Bauhofs für Landschaftsgärtner und derzeitig zwei besetzten Stellen im<br />
Verwaltungsbereich, die langfristig wieder auf drei Stellen ausgedehnt werden,
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kommen wir immerhin auf einen Ausbildungsanteil von 10 % bei unserer doch recht<br />
kleinen Verwaltung.<br />
Im Bereich der Aufwendungen für Sach- und Dienstleistungen ist aufgegangen<br />
die Auflösung <strong>des</strong> kameralen Sammelnachweises 2. 3.215.920 Euro für Unterhaltung<br />
und den Betrieb von Grundstücken, Fahrzeugkosten u. ä. stehen 2009 zur<br />
Verfügung.<br />
Erstmalig für das gesamte Vermögen der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Velen</strong> – mit Ausnahme der<br />
Grundstücke - werden die Abschreibungen bilanziell dargestellt. Mit 1.923.000 Euro<br />
liegt hier ein erheblicher Betrag vor. Dieser ist aber noch den Veränderungen im<br />
Bereich der Eröffnungsbilanz und der Frage der Sonderposten unterworfen. Der<br />
Vorteil dieser neuen Zahl ist aber, dass zukünftig der Vermögensverzehr nach<br />
außen hin deutlich wird.<br />
Die größte Position im Haushalt stellen die Transferaufwendungen in Höhe von<br />
7.846.890 Euro dar. Hier ist Kreisumlage die bedeutendste Aufwandsposition. Die<br />
Beträge hat Herr Hund gerade erläutert.<br />
Ich gebe ehrlich zu, dass die von Landrat und Kreiskämmerer geforderte Erhöhung<br />
der allgemeinen Umlage für mich nicht mehr nachvollziehbar ist. Die gute Konjunktur<br />
der Vergangenheit sorgt beim Kreis dafür, dass aufgrund der Referenzperiode die<br />
Schlüsselzuweisungen steigen. Darüber hinaus sorgt der Mitnahmeeffekt, nämlich<br />
die erhöhten Einnahmen der Städte und <strong>Gemeinde</strong>n dafür, dass ohne eine<br />
Hebesatzsteigerung der Kreis schon 6 Millionen Euro mehr einnimmt. Logisch wäre<br />
für mich gewesen, dass der Kreis eine Kreisumlagensenkung anbietet, die diese<br />
Mehreinnahmen ausgleicht. Im Gegensatz dazu wird dann aber eine Erhöhung der<br />
allgemeinen Umlage plus Durchleitung einer eventuellen Erhöhung der<br />
Landschaftsverbandsumlage gefordert.<br />
Manchmal hat man den Eindruck, dass dies mit dem Ziel passiert, wenigstens den<br />
vorhandenen Hebesatz zu retten. Ich halte das für nicht zeitgemäß. Irgendwann<br />
muss man auch bei einem Umlageverband mal in der Lage sein, ohne Liquidierung<br />
auf Kosten der nächsten Ebene mit dem gleichen Geld zurecht zu kommen.<br />
Auch die Erhöhung der Jugendamtsumlage schlägt wieder deutlich zu Buche. Hier<br />
sind die Folgen von Kibiz zu verzeichnen. Immerhin bedeutet ein Punkt<br />
Umlageerhöhung eine Erhöhung der Finanzierung der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Velen</strong> um 130.000<br />
Euro.<br />
Vom Kreis bekommen haben wir auf meinen Wunsch hin die Zahlen, was denn ein<br />
Kindergartenplatz im Kreis Borken durchschnittlich kostet. Der Betrag liegt bei<br />
4.870,20 Euro pro Jahr.<br />
Davon tragen die Eltern derzeitig 13,5 % (= 657,48 Euro). Berücksichtigt man<br />
darüber hinaus dann auch noch die Zahlungen der <strong>Gemeinde</strong> aufgrund vertraglicher<br />
Vereinbarungen an die Träger, erhöht sich die kommunale Finanzierung der<br />
<strong>Gemeinde</strong> <strong>Velen</strong> auf 1.971,24 Euro pro Kind pro Jahr. Ich sehe daher bei diesen<br />
immensen Kostenbelastungen keine Spielräume, Eltern auch noch zusätzlich von<br />
den Elternbeiträgen zu befreien.
Seite 8<br />
Abgesehen davon, dass ich dies gegenüber den Eltern, die ihre Kinder nicht in die<br />
Einrichtung schicken, für ungerecht halte, macht das auch steuerpolitisch keinen<br />
Sinn. Seit dem vorletzten Jahr ist es möglich, diese Betreuungsaufwendungen im<br />
Gegensatz zu vielen Jahrzehnten im Vorfeld auch beim Finanzamt geltend zu<br />
machen. Schließlich hat rechnerisch jeder Kindergartenplatz schon heute ein<br />
beitragsfreies Kindergartenjahr, wenn das Kind drei Jahre in den Kindergarten geht.<br />
Denn, statt der vom Gesetzgeber geforderten 19 % Kostendeckung durch<br />
Elternbeiträge liegen wir im Kreis Borken bei 13,5 %. Dies mal drei, durch zwei<br />
macht deutlich, dass es eigentlich jetzt schon bei der derzeitigen Finanzsituation ein<br />
beitragsfreies Kindergartenjahr gibt.<br />
Um die Kostenbelastung aus dem Kibiz-Bereich noch deutlicher zu machen, hier<br />
einige Zahlen aus dem Schulbereich: Durchschnittlich „kostet“ jede/r Schüler/in der<br />
<strong>Gemeinde</strong> 1.330,45 Euro (2.063.520 Euro geteilt durch 1.551 Schüler). Jeder der<br />
615 Fahrschüler kostet dafür allein durchschnittlich 631,15 Euro pro Jahr.<br />
Auch halte ich es nicht für besonders klug, Mittel konsumtiv zu vergeuden: Bildung<br />
ist eine Investition. Daher sollte auch der Schwerpunkt auf den Ausbau der<br />
entsprechenden Infrastruktur gelegt werden, um so die Chancengleichheit zu<br />
erhöhen.<br />
Die Erfahrung sowohl in meiner Funktion als Bürgermeister, wie auch als<br />
Vorsitzender <strong>des</strong> DRK Ortsvereins und auch das von Herrn Ministerpräsident<br />
Rüttgers aufgelegte 10-Millionen-Programm „Kein Kind ohne Mahlzeit“ für die<br />
Finanzierung der Essensbeiträge in Schulen macht für mich weiterhin eines deutlich:<br />
Langfristig ist hier eher Handlungsbedarf gegeben, zu einem kostenreduzierten<br />
Mittagessen im Schulbereich zu kommen. Dies muss nicht unbedingt für das erste<br />
Kind gelten. Aber viele Gespräche haben mir deutlich gemacht, dass Essenskosten<br />
von 2,75 Euro bei zwei oder drei Kindern in der einen oder anderen Familie schon<br />
das Budget darstellen, dass der gesamten Familie für die Kosten <strong>des</strong> Mittagessens<br />
zur Verfügung steht. Der Besuch der kostenpflichtigen Angebote <strong>des</strong> Ganztages<br />
sollte nicht am Geld für das Mittagessen scheitern! An einer intelligenten Lösung in<br />
Verbindung mit den steuerlich absetzbaren Elternbeiträgen arbeiten wir für die<br />
Zukunft.<br />
Sehr geehrte Ratsmitglieder,<br />
meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />
die gerade genannten Zahlen macht eine neue Aufgabe für Rat und Verwaltung im<br />
NKF deutlich: Kennzahlen müssen entwickelt werden – hierzu bedarf es enger<br />
Abstimmungen.<br />
Zu den wunderbaren Ideen, die Konjunktur in Schwung zu bringen, gehört nach<br />
Auffassung von Frau Schawan auch das Investitionspaket in Schulen und<br />
Krankenhäuser. Aus kommunaler Sicht wäre es eher zu begrüßen, uns von<br />
Aufgaben zu befreien, die staatliche Aufgaben sind.<br />
Dies sind zum einen die Kosten für die Unterbringung und Versorgung der<br />
Asylbewerber mit 340.000 Euro und die Krankenhausfinanzierungsumlage mit
Seite 9<br />
immerhin 130.000 Euro (seit 2007 verdoppelt). Denn dies sind liquide Mittel der<br />
<strong>Gemeinde</strong>, die wir lieber (auch in Bildung) investieren würden.<br />
Meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />
die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Velen</strong> wird sich auch 2009 wie in vergangenen Krisenjahren<br />
antizyklisch verhalten. Ca. 4,2 Millionen Euro werden investiert. Knapp die Hälfte<br />
dieser Summe wird heute schon auf den Weg gebracht.<br />
Die wichtigste Maßnahme ist dabei der Umbau der L 581 in der Ortsdurchfahrt<br />
<strong>Velen</strong>. Im Rahmen der Schulwegsicherung wird sich das Ortsbild komplett<br />
umgestalten. Im Hintergrund sehen sie noch einmal die Pläne. Mit einem ehrgeizigen<br />
Baufenster von Januar bis Juli 2009 soll hier der erste Schritt zur Umgestaltung der<br />
„guten Stube“ von <strong>Velen</strong> in Angriff genommen werden. Neben der Verbesserung der<br />
Verkehrssituation für die schwächeren Verkehrsteilnehmer wird auch durch ein<br />
erweitertes Angebot an Stellplätzen etwas für den Einzelhandel und für die<br />
Dienstleistungen im Zentrum von <strong>Velen</strong> getan.<br />
Ich bin optimistisch, dass im Zuge dieser Baumaßnahme auch gleichzeitig der<br />
Abschnitt der Schürkampallee bis zum Kreisverkehr auf der L 581 inklusive Radwege<br />
und Grundstückszufahren mit erneuert werden kann. Allerdings erwarten wir hier,<br />
dass die Kosten vom Land übernommen werden und wir nur die Durchführung<br />
übernehmen. Das Bauherrenrisiko werden wir nicht übernehmen.<br />
Die zweite Stufe, die wir auch intensiv vorbereiten werden, wird dann die<br />
Umgestaltung <strong>des</strong> Kirchplatzes sein. Nach Abschluss der Bauarbeiten über das<br />
Betreute Wohnen drängt sich die Neuordnung hier auf.<br />
Dem Umweltausschuss ist für die nächsten Jahre ein Paket für den Ausbau der<br />
Wirtschaftswege vorgestellt worden. Im Hintergrund sehen Sie den Vorschlag für<br />
2009.<br />
Das durchgeführte Wegeausbauprogramm mit dem Amt für Agrarordnung hat<br />
Investitionen in Höhe von 1 Million Euro ausgelöst.<br />
Wer sich die jetzt eingeblendete Kartengrundlage anschaut, kann schon feststellen,<br />
dass im Laufe der letzten zehn Jahre doch erhebliche Mittel im Außenbereich<br />
investiert worden sind. Neben der Deckenerneuerung der K 14, der K 15, der K 44<br />
und K 55 Richtung Heiden sind die Radwege an der Weseker Straße, der<br />
Holthausener Straße und der Nordvelener Straße gebaut worden. Der Kreisverkehr<br />
an der Hochmoorstraße und die Radwegeverbindung Richtung Hochmoor sind<br />
weitere wichtige Infrastrukturmaßnahmen der Vergangenheit.<br />
Zukunftsfähig sind auch die geplanten Investitionen für die Nord-West-Umfahrung<br />
Ramsdorf und die östliche Entlastungsstraße <strong>Velen</strong>. Da das<br />
Flurbereinigungsverfahren jetzt für die Nord-West-Umfahrung eingeleitet ist, bin ich<br />
guten Mutes, dass wir noch im Jahr 2009 den ersten Spatenstich vornehmen<br />
können.<br />
Der Radweg entlang der K 55 Richtung Heiden wird 2011 gebaut. Der Ausbau <strong>des</strong><br />
ersten Abschnitts <strong>des</strong> Heidener Landweges nützt langfristig natürlich, wenn der
Seite 10<br />
zweite Abschnitt im Jahr 2011 gebaut wird, auch den Landwirten. Der<br />
Radweg/Wirtschaftsweg entlang der B 525 wird zwar nicht mehr im Jahr 2008 fertig,<br />
aber Anfang 2009 wird dieser Teil ebenso wie die Ossenschloge fertig gestellt<br />
werden.<br />
Kommunale Wirtschaftswegemaßnahmen, die jetzt im Hintergrund zu sehen sind,<br />
machen deutlich, dass hier in der Vergangenheit nicht gespart worden ist. Das<br />
weitere Ausbauprogramm 2010, 2011 und 2012 macht deutlich, dass auch hier<br />
weiter investiert wird. Beschlüsse für diese Zeit sollte aber der neue Rat fassen.<br />
Zweite Baumaßnahme im Tiefbaubereich, die auch heute auf den Weg gebracht<br />
wird, wird der seit Jahren gewünschte Ausbau der Klostergasse sein. Auch hier<br />
gehe ich davon aus, dass die Baumaßnahme im Frühjahr 2009 frühzeitig<br />
abgeschlossen ist und damit auch dieser Teil von <strong>Velen</strong> ein schönes neues Gesicht<br />
bekommt.<br />
Einige Wochen später wird dann der Auftrag für die Erschließung <strong>des</strong> fünften<br />
Abschnitts <strong>des</strong> Bebauungsplangebietes Kuckelbeck auf den Weg gebracht<br />
werden. Wenige freie Bauplätze führen dazu, dass wir hier den nächsten Schritt in<br />
Angriff nehmen wollen. Für den vierten Erschließungsabschnitt <strong>des</strong><br />
Bebauungsplangebietes Beckhook ist dieser Schritt für das Frühjahr 2010 geplant.<br />
Die mittel- bis langfristige Versorgungssicherheit an Bauplätzen wird aber auch in<br />
Zukunft aufgrund <strong>des</strong> weitschauenden Baulandmanagements sichergestellt sein. Mit<br />
den Erweiterungen im Bereich Hemich für <strong>Velen</strong> und dem fünften und sechsten<br />
Erschließungsabschnitt Beckhook in Ramsdorf und weiteren Flächen im Westen von<br />
Ramsdorf, die der <strong>Gemeinde</strong> gehören, ist auch für die Zukunft gesorgt.<br />
Am 21. Mai 2009 wollen alle Städte und <strong>Gemeinde</strong>n entlang der Bocholter Aa einen<br />
besonderen Tag begehen. Nicht nur, dass bis dahin alle sechs Baulose <strong>des</strong> ILEK-<br />
Radweges entlang der Bocholter Aa abgewickelt sein sollen. Nein, nach außen hin<br />
soll durch entsprechen<strong>des</strong> Marketing auch die Verbundenheit der neuen LEADER-<br />
Region dokumentiert werden. Wir hoffen sehr, dass Verkehrsminister Wittke Zeit und<br />
Gelegenheit hat, dann diese Radwegabschnitte einzuweihen.<br />
Mit der Baumaßnahme im Bereich der Bocholter Aa in Ramsdorf mit neuer Brücke<br />
einher geht die Umgestaltung <strong>des</strong> Stadtwal<strong>des</strong>, die auch im Frühjahr 2009<br />
erfolgreich abgeschlossen sein wird.<br />
In den nächsten Wochen in Auftrag gegeben werden die Bauarbeiten für die Mensa<br />
der Paulusschule in Ramsdorf. Zum Schuljahresbeginn Mitte August 2009 wird hier<br />
der Betrieb sichergestellt sein. Ca. eine halbe Million Euro werden hierfür erforderlich<br />
sein. Der zweite Bauabschnitt wird dann 2011/2012 auf der Agenda stehen, um die<br />
zusätzlichen Räumlichkeiten für den Ganztagsbetrieb errichten.<br />
Die stürmischen Entwicklungen im Bereich der Schulpolitik sorgen dafür, dass an der<br />
Realschule zum 01.02.2009 auch zusätzliche Angebote im Bereich <strong>des</strong><br />
Nachmittagsunterrichtes angeboten werden. Neben freiwilligen Angeboten gehören<br />
auch hier die Verschiebungen der Stundentafeln in den Nachmittagsunterricht zur<br />
schulpolitischen Realität. Für die Übergangszeit bis zum Sommer 2010, wenn dann<br />
auch der Realschule die Mensa fertig sein wird, müssen noch Lösungen geschaffen<br />
werden. Allerdings bitte ich hier auch um Verständnis, dass arbeitstechnisch beide<br />
Baumaßnahmen gleichzeitig nicht zu leisten sind. Da bei uns das
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Baukostenmanagement wichtig ist und nicht aus den Augen verloren werden darf, ist<br />
es genauso in Ramsdorf wie in <strong>Velen</strong> zumutbar, ein Jahr auf diesen Betrieb der<br />
Mensa zu warten. Schließlich ist der Nachmittagsunterricht nicht erst seit dem<br />
01.02.2009 in der Welt, sondern ist auch schon vorher erfolgreich abgewickelt<br />
worden. Im Jahr 2010 werden für die Mensa-Investition 450.000 Euro bereitgestellt.<br />
Sehr geehrte Ratsmitglieder,<br />
meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />
EDV-technisch ist in der Verwaltung im Jahr 2008 massiv aufgerüstet worden. Die<br />
Aufstockung der Stelle durch die Besetzung mit einem weiteren Spezialisten<br />
- Jürgen Zwilich - macht deutlich, dass wir durch hohen Mittel- und Personaleinsatz<br />
im EDV-Bereich auch zukünftig die Gesamtverwaltung weiter sehr schlank halten<br />
wollen. Die entsprechenden Personalkostenstrukturen, bestätigt durch die<br />
<strong>Gemeinde</strong>prüfungsanstalt (GPA NRW), haben deutlich gemacht, dass dieser Ansatz<br />
zukunftsweisend ist.<br />
Einher mit der Investition in die EDV geht aber auch die Ausweitung <strong>des</strong><br />
Serviceangebots am Standort Rathaus Ramsdorf. Die <strong>Gemeinde</strong> hat im<br />
Obergeschoss zusätzliche Räumlichkeiten angemietet. Hier wird das neue Zuhause<br />
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter <strong>des</strong> Servicepunkt Arbeit, den wir in Kooperation<br />
mit dem Kreis Borken durch unsere eigenen Leute dort betreiben werden. Zusätzlich<br />
wird das Personalamt ab dem 02.01.2009 nach Ramsdorf umziehen, sodass im<br />
Rathaus selber notwendige Räumlichkeiten vorhanden sind, um<br />
Besprechungsräume anbieten zu können. Dies ist nicht nur für den sensiblen Bereich<br />
Sozial- und Jugendhilfe erforderlich. Auch bei kleineren Gruppen einen eigenen<br />
Besprechungsraum vorhalten zu können und nicht je<strong>des</strong> Mal den Sitzungssaal<br />
aufheizen zu müssen, macht Sinn.<br />
Damit steigt das Serviceangebot im Rathaus Ramsdorf. Im Rathaus <strong>Velen</strong> ist in den<br />
vergangenen Monaten mit Augenmaß investiert worden, um dem Haus einen neuen<br />
Anstrich und ein neues Aussehen zu geben. Der letzte Schritt, der in den nächsten<br />
Wochen in Angriff genommen werden soll, ist die Umgestaltung <strong>des</strong><br />
Sitzungssaales. Hierfür stehen ca. 40.000 Euro im Haushaltsplanentwurf bereit, um<br />
für neue Möblierung, neuen Anstrich und neue Technik auch diesen Teil <strong>des</strong><br />
Rathauses auf einen neuen Stand zu bringen.<br />
Sehr geehrte Ratsmitglieder,<br />
meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />
in Zeiten der Krise ist es wichtig, zu investieren. Mit dem Ansatz,<br />
„wirtschaftsfreundlichste <strong>Gemeinde</strong>“ werden zu wollen, machen wir dies deutlich.<br />
Für zunächst fünf Jahre wird Frau Husmann mit ihrer Kompetenz als<br />
Wirtschaftsförderin den Standort <strong>Velen</strong> und Ramsdorf nach vorn entwickeln. Dies<br />
bedeutet, dass wir die noch freien Flächen in den Gewerbegebieten <strong>Velen</strong>, Ramsdorf<br />
und im Bereich Hülsebrock für abfallaffines Gewerbe stärker vermarkten wollen.<br />
Neben der personellen Ausrüstung ist damit auch eine finanzielle Aufstockung
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verbunden. Ca. 250.000 Euro werden in diesem Bereich in den nächsten fünf Jahren<br />
investiert, um den Standort kräftig nach außen zu vermarkten.<br />
Dazu muss aber auch gehören, dass in die Glasfaserinfrastruktur investiert wird.<br />
Im Zuge <strong>des</strong> Umbaus der L 581 und bei den meisten kommunalen Baumaßnahmen,<br />
bei denen es sich aus Sicht der Fachleute lohnt, werden die<br />
Infrastrukturvorbedingungen in Form von Leerrohren mitverlegt. Ich sehe es aber als<br />
strategisches Ziel an, als Kommune im Rahmen der Vermarktung von<br />
Gewerbeflächen eine Aussage treffen zu können, dass wir jedem Kunden eine 100<br />
Mb/s Glasfaserleitung im Gewerbegebiet anbieten können. Hierfür werden wir<br />
versuchen, in den nächsten Monaten die entsprechenden Voraussetzungen zu<br />
schaffen.<br />
Gesundheit und Bildung werden weitere Anforderungen sein, die wir mit dem Projekt<br />
„Gesunde Kinder in gesunden Kommunen“ ab Februar 2009 voran bringen. Die<br />
nach wie vor im Fokus stehenden Ideen, beleuchtete Lauf- und Trimm-Dich-Strecken<br />
im Stadtwald Ramsdorf und im Schwarzen Kott <strong>Velen</strong> zu installieren, werden<br />
weiter verfolgt. Nur so werden Gesundheit und Bildung in Einklang gebracht.<br />
Sehr geehrte Ratsmitglieder,<br />
meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />
die denkmalgerechte Aufbereitung <strong>des</strong> Hexenhäuschens zu Beckmanns Alter<br />
Schmiede und der Sägemühle am Gut Roß haben deutlich gemacht, welche<br />
Kulturschätze in unserer <strong>Gemeinde</strong> schlummern.<br />
„Wohl steht das Haus, gezimmert und gefügt,<br />
doch ach – es wankt der Grund, auf den wir bauten.“<br />
(Friedrich von Schiller in Wilhelm Tell)<br />
Deutlich geworden, mit welchen Problemen die Thematik behaftet sein kann, ist dies<br />
bei den Umbauplänen für das Gebäude Rave, Lange Straße in Ramsdorf.<br />
Wie bereits angekündigt, wird verwaltungsseitig vorgeschlagen, dass diese Thematik<br />
für <strong>Velen</strong> und Ramsdorf und die Außenbereiche vor dem Hintergrund <strong>des</strong><br />
Gleichbehandlungsgrundsatzes neu in Angriff genommen wird. Die<br />
Schnellinventarisierung für den Bereich der Denkmalpflege ist offensichtlich zu<br />
oberflächlich gewesen. Hier muss nachgearbeitet werden. Um aber die<br />
Grundstückseigentümer mit den daraus resultierenden Problemen nicht alleine zu<br />
lassen, wurde verwaltungsseitig ein Ansatz von 50.000 Euro in den Haushalt 2009<br />
eingestellt. Damit sollen aus kommunaler Sicht förderungsfähige Projekte im Bereich<br />
der Denkmalpflege nach vorne gebracht werden. Hier darf es aber keine bloßen<br />
Mitnahmeeffekte geben. Es muss schon so sein, dass auch die Steuerzahlerinnen<br />
und Steuerzahler, über deren Geldverwendung wir hier zu entscheiden haben, auch<br />
einen tatsächlichen Nutzen haben. Bei einem schön restaurierten Denkmal im<br />
Bereich der Langen Straße bestehen da aus meiner Sicht wenig Zweifel. Hier sollten<br />
nach Ortsbesichtigungen in anderen Orten Kriterien erarbeitet werden, nach denen<br />
dann zukünftig Geldbeträge – sofern sie denn nach ihren Beratungen im Haushalt<br />
bleiben – vergeben werden.
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Für das Ortsbild, für die Außendarstellung der <strong>Gemeinde</strong> und natürlich auch für<br />
Touristen wird hier so ein Mehrwert erzielt. Gerade die Bereisung im Zusammenhang<br />
mit der Europäischen Bewertungskommission hat allen Teilnehmern noch einmal<br />
deutlich gemacht, welche Diamanten hier sind. Weitere müssen noch geschliffen und<br />
poliert werden.<br />
Sehr geehrte Ratsmitglieder,<br />
meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />
„Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht,<br />
darf man den Kopf nicht hängen lassen.“<br />
Ingrid Matthäus Meier<br />
Gottlob haben wir dieses Problem nicht! Herr Kämmerer Hund hat aber deutlich<br />
gemacht, dass wir in den nächsten Jahren 6,5 Millionen Euro an Liquidität verlieren<br />
werden, weil wir kräftig investieren.<br />
In diesen Reigen der Investitionen noch nicht mit eingeflossen sind die Investitionen,<br />
die notwendig sind, um das Thema Brandschutzbedarfsplanung abzuarbeiten.<br />
Noch über den Haushalt 2008 ist das neue Fahrzeug, das im Januar/Februar zur<br />
Auslieferung an den Löschzug <strong>Velen</strong> kommt, finanziell abgesichert.<br />
Der Brandschutzbedarfsplan muss aber aktuell fortgeschrieben werden. Wer sich die<br />
Fahrzeugliste anschaut, weiß, dass auch hier in den nächsten Jahren weitere<br />
Investitionen mittelfristig erforderlich sind. Bei diesen Fahrzeugen reden wir schnell<br />
über 300.000 Euro pro Fahrzeug.<br />
Weitere Anforderungen ergeben sich aus der Gebäudeausstattung. Der Erfolg der<br />
Jugendfeuerwehr wird nicht nur durch die Ausrichtung <strong>des</strong> Leistungsnachweises im<br />
Kreise Borken im kommenden Jahr in Ramsdorf deutlich. Auch der Wechsel von<br />
ersten jugendlichen Damen und Herren in die aktive Wehr sorgen für zusätzlichen<br />
Platz- und Raumbedarf. Dies bedeutet auch, dass beide Wachen im Sanitär- und<br />
Aufenthaltsbereich umgestaltet werden müssen, um diese Anforderungen zu erfüllen.<br />
Auch dies sind schnell Investitionen im sechsstelligen Bereich, die in der Zukunft auf<br />
uns zukommen. Sie sind aber im Interesse der Sicherheit unserer Bürgerinnen und<br />
Bürger unabdingbar.<br />
Sehr geehrte Ratsmitglieder,<br />
meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />
V. Zukunft<br />
nicht nur aufgrund der fortgeschrittenen Zeit möchte ich es an dieser Stelle bei<br />
wenigen Bemerkungen belassen, zumal das Thema ja auch in der<br />
Neujahrsansprache wieder auftauchen wird.
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Die Finanzkrise wird von den meisten Ökonomen als kurzfristiges Ereignis<br />
betrachtet. Ob kurzfristig dabei ein oder drei Jahre sind, werden uns die nächsten<br />
Jahre zeigen. Viel entscheidender sind die im Hintergrund ablaufenden Prozesse:<br />
Die Globalisierung stellt immer größere Anforderungen an die Menschen und die<br />
Märkte. Der demographische Wandel führt in Deutschland zu tief greifenden<br />
Veränderungen, von denen wir im Moment wenig mitbekommen. Als „Noch-<br />
Wachstums-Region“ werden wir zwar durch sinkende Kindergarten- und<br />
Schülerzahlen so genannte „Demographiegewinne“ zu verzeichnen haben.<br />
Hoffentlich werden diese in Zukunft und Bildung investiert und nicht konsumiert.<br />
Die tief greifende Störung der Finanzsituation der öffentlichen Haushalte, ob im<br />
Bereich der Sozialversicherungen oder aber der staatlichen Finanzen, ist in keinster<br />
Weise bewältigt. Wir leben hier dabei im Westmünsterland und auch in unserer<br />
<strong>Gemeinde</strong> noch auf einer Insel der Glückseligen. Aber auch für uns heißt es heute<br />
schon, über das Ende von ein, zwei oder drei Wahlperioden hinaus<br />
Weichenstellungen für die Zukunft zu treffen.<br />
Was das Thema Infrastruktur angeht, ob Verkehrsprojekte, Gewerbeflächen,<br />
Wohnbauland oder Bildung, sind die wichtigen Weichenstellungen für die <strong>Gemeinde</strong><br />
ebenso getroffen, wie derzeitig auf dem Handlungsfeld Finanzen.<br />
Themen für die REGIONALE 2016 zum Beispiel mit einem Projekt Interkommunaler<br />
Landschaftspark „Die Berge“, Umsetzung der Wasserrechtsrahmenrichtlinie,<br />
Weiterentwicklung <strong>des</strong> Museumskonzepts <strong>des</strong> Lebendigen Museum am Standort Gut<br />
Roß, dem Stichwort Sandabgrabung und insgesamt das Thema Marketing u. a. im<br />
Bereich der „weißen Industrie“ zur Stärkung von Einzelhandel und Standort werden<br />
Zukunftsaufgaben sein. (GiG Marketing)<br />
Der US-amerikanische Topmanager Victor Kiam hat einmal formuliert:<br />
„Man muss selbst bei einem noch so erfolgreichem Projekt mit Hochs und Tiefs<br />
rechnen. Wenn Sie sich gerade auf einer „Talfahrt“ befinden, sollten Sie sich die<br />
Worte meines Großvaters vor Augen führen. Er hat immer gesagt: „In harten Zeiten<br />
tut es gut, sich daran zu erinnern, dass es immer harte Zeiten gegeben hat.“<br />
In diesem Sinne, sehr geehrte Ratsmitglieder,<br />
lassen Sie uns gemeinschaftlich mit unserer Bürgerschaft an der Vision der<br />
<strong>Gemeinde</strong> <strong>Velen</strong> und für Ramsdorf und <strong>Velen</strong> weiterarbeiten. An dieser Stelle<br />
möchte ich mich beim Rat für die – meistens - vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
bedanken.<br />
Ein besonderer Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die engagierte<br />
Arbeit im Jahr 2008.<br />
Eins meiner Lieblingszitate stammt von Henry Ford aus der Automobilindustrie, das<br />
ich schon häufig gebraucht habe. Ich möchte Sie aber mit einem anderen Zitat eines<br />
Automobilisten in die Haushaltsplanberatung entlassen, für die ich Ihnen<br />
selbstverständlich die Unterstützung von Kämmerer Hund und meiner Person<br />
anbiete:
„Wenn harte Zeiten kommen, bleibt uns keine andere Wahl,<br />
als tief durchzuatmen, weiterzumachen und unser Bestes zu tun.“<br />
Lee Iacocca, Vorstandsvorsitzender Chrysler Cooperation<br />
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gute Haushaltsberatung.<br />
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!<br />
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