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Erftstadt Magazin März 2019

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AKTUELL<br />

Eine neue Invasion der Fichtenfresser droht<br />

Folgen des Klimawandels<br />

Borkenkäfer-Plage, Dürre, Stürme und Sturzfluten: Die Folgen des Klimawandels sind vielfältig.<br />

Das Re gio nale Forstamt und die Kommunen im Rhein-Erft-Kreis ergreifen zahlreiche Maßnahmen zur<br />

Anpassung an den Klimawandel. ■ Hans Peter Brodüffel<br />

Die Borkenkäfer im Villewald haben den milden<br />

und niederschlagsarmen Winter massenhaft<br />

überlebt und nur ein nasser kühler April kann eine<br />

noch größere Katastrophe als die des Vorjahres<br />

verhindern. Das ist das Ergebnis aus einem im<br />

Herbst gestarteten Forschungsprojektes des Landesbetriebs<br />

Wald und Holz über die Fichtenfresser.<br />

Ein Team um den Waldschutz-Experten Dr.<br />

Mathias Niesar hat die Borkenkäfer im Waldboden<br />

und Baumrinden mithilfe einer speziellen Methodik<br />

gezählt und in den Proben vor allem nach Ips<br />

typographus, dem Buchdrucker, gesucht. „Im<br />

letzten Jahr haben sich die Käfer extrem vermehren<br />

können, es sind also sehr viele in den Winter<br />

gegangen und, das zeigen unsere Untersuchungen,<br />

leider kommen wohl auch sehr viele gesund<br />

bis ins Frühjahr, um dann wieder auszuschwärmen“,<br />

sagte Uwe Schölmerich, Leiter des Forstamtes<br />

Rhein-Sieg-Erft. Die aktuellen Untersuchungsergebnisse<br />

zeigen, dass nur neun Prozent<br />

der Schädlinge dem Winter zum Opfer fielen. Im<br />

Schnitt überwintern neunzig Prozent der Buchdrucker<br />

in der Rinde und nur zehn Prozent im Boden.<br />

Laut Schölmerich beginnt nun ein Wettlauf<br />

mit der Zeit: „Es besteht nur noch ein kleines Zeitfenster,<br />

um möglichst auch jetzt noch viele befallene<br />

Fichten einzuschlagen und aus dem Wald<br />

Die Wissenschaftler des renommierten Potsdam-Instituts<br />

für Klimafolgenforschung befürchten<br />

wieder lange Phasen des Niedrigwassers<br />

im kommenden Sommer für den Rhein –<br />

mit Folgen für den Fährbetrieb und die Logistikbranche<br />

Wettlauf mit der Zeit: Uwe Schölmerich, Leiter<br />

des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erftkreis,<br />

lässt im Villewald vom Borkenkäfer befallene<br />

Fichten fallen.<br />

zu entfernen, bevor die Käfer im April stehende,<br />

gesunde Fichten attackieren. Wir werden nicht alles<br />

schaffen können, aber jeder Schritt zählt, um<br />

die Käferpopulation vor dem Schwärmbeginn zu<br />

verkleinern.“ Der erfahrene Forstexperte aus <strong>Erftstadt</strong><br />

wertet die Lage als katastrophal. Bereits jetzt<br />

sei mindestens die Hälfte der Fichten im Villewald<br />

von Borkenkäfern befallen. Dort, wo der Borkenkäfer<br />

den Fichtenwald schon stark gelichtet<br />

oder ganz zerstört hat, soll ein Mischwald entstehen,<br />

um den Villewald fit zu machen für Extremereignisse<br />

und Unwägbarkeiten im Klimawandel.<br />

„Im Villewald nutzen wir die Katastrophe, da, wo<br />

sie schon eingetreten ist, um die Licht liebenden<br />

Eichenwälder neu zu pflanzen, wie es schon Generationen<br />

vor uns getan haben“, sagte Schölmerich.<br />

Es sei höchste Zeit, den Wald fit für den<br />

Klimawandel mit seiner Hitze, Dürre und Stürmen<br />

zu machen.<br />

Mehr Bäume in die Stadt<br />

Dr. Karsten Brandt, Leiter des regionalen Wetterdienstes<br />

donnerwetter, rechnet wieder mit einem<br />

sehr trockenen Sommer. In den Städten der<br />

Köln-Bonner Bucht müsse jetzt wie im Süden an<br />

einen sommerlichen Hitzeschutz gedacht werden:<br />

„Die öffentlichen Plätze müssen mit üppigem<br />

Grün ausgestattet werden. Bäume sind<br />

das einfachste und billigste Mittel als Hitzepuffer.<br />

Schatten wird sehr wertvoll und wichtig.“<br />

Unter dem Motto „Mehr Bäume für Brühl“<br />

stehen in den nächsten Jahren jeweils 200.000 Euro<br />

für Neu pflanzungen in der Schloss stadt zur Verfügung.<br />

Für <strong>2019</strong> sind 50 Neuanpflanzungen<br />

geplant. Zurzeit wird ein Masterplan „Freiraum<br />

und Grün“ erstellt – mit Projekten, die mittel- und<br />

langfristig klimawirksam sein sollen. Ein Anfang<br />

des Jahres eingestellter Klimaschutzmanager soll<br />

im Bereich der Mobilität Potenziale zur Minderung<br />

von CO2 erschließen. Die Stadtwerke wollen im<br />

Laufe des Jahres weitere Ladestationen für den<br />

Ausbau der E-Mobilität installieren.<br />

Radwege und<br />

E-Mobilität<br />

Die Stadt Wesseling will bis Mitte des Jahres<br />

ein Integriertes Klimaschutzkonzept erarbeiten, zu<br />

dem neben mehreren energetischen Maßnahmen<br />

auch Verbesserungen der Mobilität wie eine<br />

Optimierung des Radwegenetzes gehören.<br />

Anfang des Jahres wurde bereits eine dichtere<br />

Vertaktung der Stadtbahnlinie 16 umgesetzt.<br />

Die Stadt Hürth hat 2018 ein umfassendes „Klimaschutz-<br />

und Klimaanpassungskonzept“ vorgestellt,<br />

das als strategische Grundlage für die Klimapolitik<br />

der Stadt dient. Zu den Zielen gehört<br />

die Reduktion der gesamten CO2-Emissionen<br />

um 80 Prozent bis zum Jahre 2050.<br />

Aktuell wird unter anderem der Ausbau des<br />

Radwegenetzes und der Ladestationen für die<br />

E-Mobilität forciert. So sollen E-Ladestationen an öffentlichen<br />

Knotenpunkten, Wohngebieten und<br />

Wirtschaftsunternehmen errichtet werden.<br />

Auf dem neu zu gestaltenden zentralen Janshof in Brühl sollen viele Bäume<br />

gepflanzt werden (Quelle RMPSL Landschaftsgärtner)<br />

Dr. Karsten Brandt, Leiter des regionalen Wetterdienstes donnerwetter:<br />

„Es ist fünf vor Zwölf. Unsere Städte müssen grün werden.“<br />

28 <strong>Erftstadt</strong> <strong>Magazin</strong>

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