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SEITE 7<br />
Fotos: Ute ziemann<br />
Wo sich Menschen, Pflanzen<br />
und Tiere wohl fühlen<br />
Von Ute Ziemann<br />
Vor ein paar Jahren noch<br />
als Öko-Spinnerei belächelt,<br />
ist der Trend zum<br />
naturnahen Gärtnern<br />
ungebrochen. Doch was<br />
heißt das eigentlich?<br />
Neu Schloen. „An der Natur<br />
orientieren und im Sinne<br />
der Natur handeln“, so beschreibt<br />
Almut Roos das Anliegen<br />
kurz in einem Satz.<br />
Wer naturnah gärtnert, verzichtet<br />
auf Pestizide, chemisch-synthetische<br />
Dünger<br />
und auf Torf. Das seien auch<br />
die drei Hauptkriterien, die<br />
Inhaber der Plakette von „Natur<br />
im <strong>Garten</strong>“ erfüllen müssen,<br />
erklärt sie. Mit diesem<br />
Verzicht könne die Umwelt<br />
geschont, das Grundwasser<br />
geschützt und die Artenvielfalt<br />
erhalten werden.<br />
In den Kursen, die die<br />
Gärtnerin und Landschaftsplanerin<br />
im Rahmen der<br />
Projektarbeit gibt, trifft sie<br />
immer mehr auf junge Leute,<br />
die einen Kleingarten übernommen<br />
haben und anders,<br />
als ihre Eltern gärtnern wollen.<br />
Gesunde Ernährung ist<br />
ihnen wichtig und so wollen<br />
sie ihr eigenes gesundes Obst<br />
und Gemüse anbauen.<br />
Wer ohne Kunstdünger<br />
wirtschaftet, muss sich um<br />
andere Mittel der Bodenverbesserung<br />
kümmern. Das ist<br />
zum Beispiel mit Kompost<br />
und Gründüngung möglich.<br />
Zum Gießen nehmen Naturgärtner<br />
Regenwasser und um<br />
die Feuchtigkeit im Boden zu<br />
halten, mulchen sie die Erde.<br />
Almut Roos<br />
Foto: Ute Ziemann<br />
Projektmitarbeiterin bei<br />
„Natur im <strong>Garten</strong>“<br />
Die gelernte Baumschulgärtnerin<br />
und Diplomingenieurin<br />
für Landschaftsplanung<br />
wirkt<br />
bei der konzeptionellen<br />
Gestaltung von Schauund<br />
Schulgärten mit, berät<br />
Naturgärtner vor Ort<br />
und am <strong>Garten</strong>telefon.<br />
Außerdem sollte man nach<br />
Pflanzen suchen, die an dem<br />
entsprechenden Standort<br />
auch gedeihen.<br />
„Bei der Gestaltung eines<br />
naturnahen <strong>Garten</strong>s sind<br />
der Fantasie eigentlich keine<br />
Grenzen gesetzt“, findet die<br />
<strong>Garten</strong>expertin. Ob Blumenecke,<br />
in der sich Insekten<br />
wohlfühlen, Wildhecke, in<br />
der Vögel brüten können und<br />
Nahrung finden, Steinmauer,<br />
unter der sich Eidechsen verstecken<br />
oder Reisighaufen,<br />
in dem Igel Unterschlupf<br />
finden: Es ist alles erlaubt.<br />
„Auch Rasen, in dem Blumen<br />
wachsen dürfen“, fügt<br />
sie hinzu.<br />
„In einem Naturgarten<br />
herrscht aber kein wildes<br />
Durcheinander“, stellt Almut<br />
Roos klar. „Die Lebensräume<br />
für verschiedene Pflanzen<br />
und Tiere helfen uns, Schädlinge<br />
zu bekämpfen, Krankheiten<br />
an Pflanzen einzudämmen<br />
und das natürliche<br />
Gleichgewicht herzustellen.“<br />
Typisch für einen Naturgarten<br />
ist das bunte Miteinander<br />
von Gemüse, Kräutern<br />
und Blumen. Mischkultur<br />
ist das Zauberwort, um auf<br />
kleinster Fläche viel unterzubringen<br />
– aber auch Zeit zu<br />
sparen. Denn: Ist der Boden<br />
dicht bepflanzt, kann weniger<br />
Unkraut wachsen. „So<br />
eine Mischkultur macht auch<br />
optisch einiges her“, findet<br />
Almut Roos und kommt ins<br />
Schwärmen, wenn sie sich<br />
ein Beet vorstellt, auf dem<br />
Mangold, mit seinen kräftig<br />
grünen Blättern an roten<br />
oder gelben Stielen, neben<br />
Roter Melde, Cosmea, Ringelblumen<br />
und großen Rotkohlköpfen<br />
wächst.<br />
Damit alle Pflanzen gut<br />
gedeihen und sich die Nährstoffe<br />
nicht gegenseitig wegnehmen,<br />
ist es wichtig, Arten<br />
mit unterschiedlichen Eigenschaften<br />
und Bedürfnissen<br />
anzubauen. Genauso wichtig<br />
ist, die Fruchtfolge zu beachten.<br />
„Diese wurde aus der<br />
Feldwirtschaft übernommen,<br />
denn schon unsere Vorfahren<br />
wussten, dass man mit dem<br />
Boden behutsam umgehen<br />
muss, wenn man langfristig<br />
gute Erträge haben will“, betont<br />
Almut Roos, die gern im<br />
Einklang mit der Natur gärtnert.<br />
Denn neben gesunden<br />
Früchten bringt es auch Entspannung<br />
und Lebensfreude.<br />
Kontakt zur Autorin<br />
u.ziemann@nordkurier.de<br />
2010<br />
451<br />
65<br />
kam die Aktion „Natur<br />
im <strong>Garten</strong>“ aus Niederösterreich<br />
nach Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Ihr Motto: Gesund halten,<br />
was uns gesund hält.<br />
Gärtner in MV wurden<br />
bisher mit der <strong>Garten</strong>plakette<br />
ausgezeichnet. Sie<br />
setzen ein Zeichen für<br />
umweltbewusstes, naturnahes<br />
Gärtnern.<br />
Gärten beteiligen sich<br />
am 29. und 30. Juni am<br />
Tag der offene <strong>Garten</strong>tür,<br />
eine Aktion von<br />
„Natur im <strong>Garten</strong> International.“<br />
ben zum Start ins neue <strong>Garten</strong>jahr<br />
.<br />
4.<br />
5.<br />
TAUDEN: Sommer- und<br />
erbstblühende Stauden kommen<br />
un in die Erde. Darauf weist der<br />
undesverband <strong>Garten</strong>- und<br />
andschaftsbau (BGL) hin. Bereits<br />
orhandene Stauden können geteilt<br />
nd auf diese Weise vermehrt und<br />
erjüngt werden. Der beste Zeitpunkt<br />
st kurz vor dem Austrieb. Sollte noch<br />
ine dünne Laubschicht das<br />
taudenbeet bedecken, kann diese<br />
iegen bleiben. Zum einen zersetzen<br />
ikroorganismen sie zu Dünger. Zum<br />
nderen dient das Laub als Schutz<br />
or Bodenverdichtung und<br />
ustrocknung und bildet eine<br />
atürliche Mulchschicht, die<br />
ildkräuter fernhält. Im Laufe des<br />
rühjahrs überwachsen die Stauden<br />
ie Laubschicht. Sofern noch nicht im<br />
erbst geschehen, die Stauden –<br />
uch die Ziergräser –<br />
urückschneiden und Unkraut<br />
ntfernen. Lavendel benötigt kurz<br />
or dem Austrieb ebenfalls einen<br />
räftigen Rückschnitt.<br />
WINTERPFLANZEN: Typische<br />
Winterpflanzen können im Frühling in<br />
den <strong>Garten</strong> umziehen. Dazu gehört<br />
etwa der Glücksklee, den es als<br />
Geschenk zum Jahreswechsel gab.<br />
Der Bundesverband Deutscher<br />
<strong>Garten</strong>freunde (BDG) rät, die<br />
Wurzelknollen im Frühjahr in frische<br />
Erde zu pflanzen und den Topf,<br />
sobald es frostfrei ist, nach draußen<br />
zu stellen. Auch die Christrose kann<br />
ins Freie. Zunächst muss sie sich<br />
aber akklimatisieren – der Wechsel<br />
aus dem warmen Haus ins noch kühle<br />
Freie wäre zu heftig. Daher sollte sie<br />
den März über noch an einem kühlen<br />
und hellen Platz im Haus gehalten<br />
werden, rät die Landwirtschaftskammer<br />
Nordrhein-Westfalen. Danach<br />
kann sie in einen Böden mit hohem<br />
Humusgehalt im Halbschatten<br />
gesetzt werden. Winterblühende<br />
Gehölze, wie Winterjasmin, haben<br />
jetzt ausgeblüht und vertragen alle<br />
zwei bis fünf Jahre nach der Blüte<br />
einen Rückschnitt.<br />
KÜBELPFLANZEN: Eingelagerte<br />
Kübelpflanzen sollten nun ans<br />
Fenster oder in Kleingewächshäuser<br />
und Wintergärten umziehen, wo sie<br />
mehr Licht abbekommen. Bei lauen<br />
Temperaturen dürfen die Pflanzen<br />
auch schon mal zeitweise ins Freie,<br />
um sich dort abzuhärten. Allerdings<br />
müssen die Pflanzen und darunter<br />
insbesondere jene, die ihr Laub<br />
verloren haben, an die neuen<br />
Lichtverhältnisse und vor allem die<br />
Sonnenwärme gewöhnt werden.<br />
Sonst gibt es einen Sonnenbrand.<br />
Daher sollten sie zunächst zwei bis<br />
drei Wochen im Schatten oder<br />
Halbschatten stehen oder mit einem<br />
locker gewebten Tuch überspannt<br />
werden. Dauerhaft ins Freie umziehen<br />
dürfen die Pflanzen aber erst,<br />
wenn Spätfröste ausgeschlossen<br />
sind. Zu üppige Pflanzen jetzt<br />
auslichten und in Form bringen.<br />
Kranke und abgestorbene Äste sowie<br />
lange und schwache Austriebe<br />
sollten entfernt werden.<br />
Auf einem Beet mit Mischkultur wachsen Gemüse, Kräuter und Blumen im Einklang Foto: Natur im <strong>Garten</strong>