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Heimat-Rundblick 128

Magazin mit kulturellen und historischen Bezügen zum Elbe-Weser-Raum

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Rezension:<br />

Jürgen Teumer: Das Haus im Schluh<br />

– zur Geschichte der Gebäude<br />

Die Entstehungsgeschichte von Martha<br />

Vogelers „Haus im Schluh“ in Worpswede<br />

war bisher von wenig belegten Erzählungen<br />

umgeben. Jürgen Teumer beschreibt in<br />

seiner 2018 erschienenen 40-seitigen Broschüre<br />

neu entdeckte Details zur Finanzierung<br />

des Grundstückes<br />

im Schluh und zur Herkunft<br />

der beiden Bauernhäuser,<br />

die das heutige<br />

Schluh-Ensemble ausmachen.<br />

Die Broschüre ist von<br />

Holger Lohse typographisch<br />

fein gestaltet und<br />

eindrücklich bebildert.<br />

Der Wert der Schrift ergibt<br />

sich aus der sorgfältigen<br />

Auswertung<br />

primärer Quellen, wobei<br />

der Verfasser u. a.<br />

Dokumente des Grundbuch-<br />

und Katasteramtes<br />

Osterholz-Scharmbeck,<br />

des Niedersächsischen<br />

Landesverwaltungsamtes<br />

Hannover, verschiedener<br />

Stadtarchive (Duisburg,<br />

Düsseldorf, Warburg,<br />

Nort heim) sowie des Archivs<br />

Haus im Schluh und<br />

private Korrespondenzen<br />

herangezogen hat.<br />

Als Martha Vogeler mit<br />

ihren drei Töchtern 1920<br />

den Barkenhoff Heinrich<br />

Vogelers verließ und in<br />

den Schluh am Rande<br />

von Worpswede zog,<br />

befand sie sich in einer<br />

ökonomisch schwierigen<br />

Situation. Teumer dokumentiert<br />

erstmals, dass primär der jüdische<br />

Kaufmann Paul Lehmann, Duisburg, als<br />

Eigentümer des großen Grundstückes im<br />

Schluh im Grundbuch (Februar 1920) eingetragen<br />

war. Er erwarb für Martha Vogeler<br />

nicht nur das Grundstück, sondern stellte<br />

wesentliche Geldmittel für den Aufbau des<br />

Wohnhauses zur Verfügung. Die Verbindung<br />

zur Familie Lehmann wurde durch<br />

den HNO-Arzt Dr. Emil Löhnberg und dessen<br />

Ehefrau Selma, Hamm/Westf., vermittelt,<br />

mit denen Martha und Heinrich Vogeler<br />

in freundschaftlichem Kontakt standen.<br />

Teumer belegt zudem erstmalig, dass Ludwig<br />

Bäumer im Dezember 1921 als Eigentümer<br />

des Schluh-Areals mit Martha Vogelers<br />

Wohnhaus im Grundbuch eingetragen war<br />

und dass diese selbst erst im August 1922<br />

tatsächliche Eigentümerin wurde.<br />

Die Spurensuche nach der Herkunft des<br />

Gebäudes, das Martha Vogeler 1919 auf<br />

Abbruch in dem Dorf Lüningsee erwarb, ergab<br />

einige bisher unbekannte Aspekte: es<br />

handelte sich um die Hofstelle/Moorbauernstelle<br />

Nr. 4 in der „Colonie Lüningsee“,<br />

das Bauernhaus in der Zwei-Ständer-Bauweise<br />

ist nach Teumers Recherchen um<br />

1840 erbaut worden und war bei seinem<br />

Wiederaufbau im Schluh etwa 80 Jahre alt.<br />

Der zweite Teil seiner Schrift enthält<br />

detaillierte Hinweise zur Geschichte des<br />

zweiten großen Gebäudes des Schluh-<br />

Ensembles, des Webhauses. Das Bauernhaus<br />

erwarb Martha Vogeler – ebenfalls auf<br />

Abriss – 1937 in Grasdorf. Im Februar 1938<br />

wurde es im Schluh wieder aufgebaut. Die<br />

Finanzierung der Baumaßnahmen erfolgte<br />

mit einem Darlehen des mit Martha befreundeten<br />

Ehepaares Helene und Wilhelm<br />

Sülter, Inhaber einer Graphischen Kunstanstalt<br />

in Hamburg.<br />

Fazit: Es handelt sich um eine sehr lesenswerte<br />

Broschüre, in der fundiert recherchierte<br />

vielfältige, äußerst interessante<br />

Hinweise zur Geschichte der beiden Hauptgebäude<br />

von Martha Vogelers Haus im<br />

Schluh zu finden sind.<br />

Dr. Harro Jenss, Worpswede<br />

April<br />

Heller Mond in der Aprilnacht<br />

schadet leicht der Blütenpracht.<br />

Bläst der April in sein Horn,<br />

steht’s gut um Heu und Korn.<br />

Bauernregeln<br />

April – Mai – Juni<br />

Mai<br />

Wenn’s Wetter gut am ersten Mai,<br />

gibt es viel und gutes Heu.<br />

Ein Bienenschwarm im Mai<br />

ist wert wie ein Fuder Heu.<br />

Juni<br />

Juni feucht und warm –<br />

macht den Bauern nicht arm.<br />

Gibt’s im Juni Donnerwetter,<br />

wird’s Getreide umso fetter.<br />

RUNDBLICK Frühjahr 2019<br />

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