LEBE_94
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aus dem Leben<br />
So, glaub’ ich, ist das Glück“<br />
Der schmale Grat der Rettung<br />
Um 6.30 war Mia zur Welt gekommen und<br />
nun lag sie mit geschlossenen Augen im Arm<br />
ihrer Mami und schmatze zufrieden. Die junge<br />
Frau, die selbstvergessen ihrem Kind die<br />
Brust reichte, strahlte Ruhe aus und Fürsorge.<br />
Auf ihrem Gesicht lag ein Glanz von<br />
Seligkeit.<br />
Es war ganz anders damals bei der ersten<br />
Beratung. Das junge Mädchen wirkte angespannt<br />
und verschlossen.<br />
Yvonne war schwanger. Als sie das feststellte,<br />
stürzte für sie eine Welt zusammen. Sie<br />
war noch in der Schule und bei einer<br />
Geburtstagsparty warʼs passiert. Sie konnte<br />
sich nicht mehr genau daran erinnern, weil<br />
sie betrunken war. „Sie wissen wie das bei<br />
uns ist. Alle meine Freunde, wir alle trinken<br />
und wer am meisten trinkt, ist einfach cool.<br />
Meine Mutter schimpft zwar immer, aber die<br />
versteht das nicht so richtig, auch mit dem<br />
Rauchen und so. Außerdem, ich will mein<br />
Leben leben, jetzt. Ich kann kein Kind brauchen,<br />
später vielleicht. Ich bin ja auch noch<br />
viel zu jung. Meine Freundin sagt das und<br />
meine Lehrerin meint das gleiche. Ich müsste<br />
mir nur klar werden, ob ich eine Abtreibung<br />
wirklich will und mich dann schnell entscheiden.<br />
Meine Mutter ist ganz verzweifelt wegen<br />
dem Kind, denn ich soll zuerst meine Ausbildung<br />
machen, dann kann ich immer noch<br />
Kinder bekommen. Mit meinem Freund spreche<br />
ich nicht mehr. Er sagt, ich könnte ja viele<br />
gehabt haben und er weiß nicht, ob er<br />
wirklich der Vater ist. Aber so betrunken war<br />
ich auch nicht“.<br />
Alles sprudelte aggressiv aus Yvonne heraus<br />
und sollte wohl entschlossen klingen, doch<br />
etwas in ihrer Stimme verriet ihre Hilflosigkeit.<br />
In einer solchen Situation ist eine Tasse<br />
Tee manchmal nützlicher als viele<br />
Gespräche und jede von uns war für eine<br />
Weile in Gedanken versunken während wir<br />
tranken. „Seine Eltern bestehen darauf, dass<br />
ich das Kind nicht behalten soll, sagt er. Ich<br />
hab gar keinen anderen Ausweg und es ist<br />
ja jetzt noch nichts“. Es folgte eine lange<br />
Pause. „Ganz tief drin, glaub ich, möchte ich<br />
das Kind schon, aber sonst will es doch niemand.<br />
Und dann kommt die Angst wieder“.<br />
Yvonne biss sich auf die Lippen, sie war den<br />
Tränen nahe.<br />
Es waren also in erster Linie die Eltern der<br />
beiden jungen Menschen mit denen wir sprechen<br />
mussten. Nun folgte eine Zeit Nerven zehrender Diskussionen<br />
über mögliche seelische und körperliche Folgen einer Abtreibung<br />
gerade bei Jugendlichen, Hilfsmöglichkeiten und so weiter bis wir die<br />
angehenden Großeltern davon überzeugen konnten, dass Enkel<br />
durchaus eine junge Oma und einen jungen Opa zu schätzen wissen<br />
und diese jung erhalten.<br />
Schließlich übernahmen beide Omas die Regie und sorgten dafür,<br />
dass die Opas ein Dach zur Wohnung ausbauten, in der die junge<br />
Mutter mit ihrem Baby wohnen wird. In einem Jahr möchte Yvonne<br />
ihr Abitur machen. Rauchen und trinken hat sie aufgehört.<br />
Yvonne sah mir zu, wie ich die Blumen in die Vase stellte. „Ich hab<br />
früher nie an Wunder geglaubt, aber sie ist ein Wunder, finden sie<br />
das nicht auch?“ sagte sie. „Und ich darf sie bei mir behalten bis sie<br />
groß ist und ihren Weg geht. Ich glaube, dass Gott für jeden Menschen<br />
eine besondere Aufgabe hat, nichts großes vielleicht, aber seine<br />
Aufgabe. Meine Mia hat ganz sicher auch eine. Und stellen sie<br />
sich vor, ich hätte sie daran gehindert. Ich darf ihr den nächsten Frühling<br />
zeigen und den Sommer und dann den Schnee und sie wird sich<br />
darüber freuen. So, glaubʼ ich, ist das Glück“.<br />
n<br />
Zubehör,<br />
für Kinderbekleidung und -schuhe,<br />
Sport- und Spielsachen von 0-6 Jahren<br />
sowie Umstandsbekleidung.<br />
Samstag, 25. April 2009, 9-11 Uhr<br />
im Haus des Lebens, Winkelweg 10, Meran<br />
Informationen unter<br />
Tel. 0473/237338 (Haus des Lebens) oder<br />
Tel. 348 8110039 (Alexandra Obkircher) oder<br />
e-mail: hausdeslebens@gmx.net<br />
Parkplatz vorhanden<br />
Mit einem Teil des Erlöses unterstützen wir<br />
eine bedürftige Familie in Südtirol.<br />
Veranstalter: Forum für Ehe und Familie<br />
<strong>LEBE</strong> <strong>94</strong>/2009<br />
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