16.04.2019 Aufrufe

LEBE_94

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

aus dem Leben<br />

So, glaub’ ich, ist das Glück“<br />

Der schmale Grat der Rettung<br />

Um 6.30 war Mia zur Welt gekommen und<br />

nun lag sie mit geschlossenen Augen im Arm<br />

ihrer Mami und schmatze zufrieden. Die junge<br />

Frau, die selbstvergessen ihrem Kind die<br />

Brust reichte, strahlte Ruhe aus und Fürsorge.<br />

Auf ihrem Gesicht lag ein Glanz von<br />

Seligkeit.<br />

Es war ganz anders damals bei der ersten<br />

Beratung. Das junge Mädchen wirkte angespannt<br />

und verschlossen.<br />

Yvonne war schwanger. Als sie das feststellte,<br />

stürzte für sie eine Welt zusammen. Sie<br />

war noch in der Schule und bei einer<br />

Geburtstagsparty warʼs passiert. Sie konnte<br />

sich nicht mehr genau daran erinnern, weil<br />

sie betrunken war. „Sie wissen wie das bei<br />

uns ist. Alle meine Freunde, wir alle trinken<br />

und wer am meisten trinkt, ist einfach cool.<br />

Meine Mutter schimpft zwar immer, aber die<br />

versteht das nicht so richtig, auch mit dem<br />

Rauchen und so. Außerdem, ich will mein<br />

Leben leben, jetzt. Ich kann kein Kind brauchen,<br />

später vielleicht. Ich bin ja auch noch<br />

viel zu jung. Meine Freundin sagt das und<br />

meine Lehrerin meint das gleiche. Ich müsste<br />

mir nur klar werden, ob ich eine Abtreibung<br />

wirklich will und mich dann schnell entscheiden.<br />

Meine Mutter ist ganz verzweifelt wegen<br />

dem Kind, denn ich soll zuerst meine Ausbildung<br />

machen, dann kann ich immer noch<br />

Kinder bekommen. Mit meinem Freund spreche<br />

ich nicht mehr. Er sagt, ich könnte ja viele<br />

gehabt haben und er weiß nicht, ob er<br />

wirklich der Vater ist. Aber so betrunken war<br />

ich auch nicht“.<br />

Alles sprudelte aggressiv aus Yvonne heraus<br />

und sollte wohl entschlossen klingen, doch<br />

etwas in ihrer Stimme verriet ihre Hilflosigkeit.<br />

In einer solchen Situation ist eine Tasse<br />

Tee manchmal nützlicher als viele<br />

Gespräche und jede von uns war für eine<br />

Weile in Gedanken versunken während wir<br />

tranken. „Seine Eltern bestehen darauf, dass<br />

ich das Kind nicht behalten soll, sagt er. Ich<br />

hab gar keinen anderen Ausweg und es ist<br />

ja jetzt noch nichts“. Es folgte eine lange<br />

Pause. „Ganz tief drin, glaub ich, möchte ich<br />

das Kind schon, aber sonst will es doch niemand.<br />

Und dann kommt die Angst wieder“.<br />

Yvonne biss sich auf die Lippen, sie war den<br />

Tränen nahe.<br />

Es waren also in erster Linie die Eltern der<br />

beiden jungen Menschen mit denen wir sprechen<br />

mussten. Nun folgte eine Zeit Nerven zehrender Diskussionen<br />

über mögliche seelische und körperliche Folgen einer Abtreibung<br />

gerade bei Jugendlichen, Hilfsmöglichkeiten und so weiter bis wir die<br />

angehenden Großeltern davon überzeugen konnten, dass Enkel<br />

durchaus eine junge Oma und einen jungen Opa zu schätzen wissen<br />

und diese jung erhalten.<br />

Schließlich übernahmen beide Omas die Regie und sorgten dafür,<br />

dass die Opas ein Dach zur Wohnung ausbauten, in der die junge<br />

Mutter mit ihrem Baby wohnen wird. In einem Jahr möchte Yvonne<br />

ihr Abitur machen. Rauchen und trinken hat sie aufgehört.<br />

Yvonne sah mir zu, wie ich die Blumen in die Vase stellte. „Ich hab<br />

früher nie an Wunder geglaubt, aber sie ist ein Wunder, finden sie<br />

das nicht auch?“ sagte sie. „Und ich darf sie bei mir behalten bis sie<br />

groß ist und ihren Weg geht. Ich glaube, dass Gott für jeden Menschen<br />

eine besondere Aufgabe hat, nichts großes vielleicht, aber seine<br />

Aufgabe. Meine Mia hat ganz sicher auch eine. Und stellen sie<br />

sich vor, ich hätte sie daran gehindert. Ich darf ihr den nächsten Frühling<br />

zeigen und den Sommer und dann den Schnee und sie wird sich<br />

darüber freuen. So, glaubʼ ich, ist das Glück“.<br />

n<br />

Zubehör,<br />

für Kinderbekleidung und -schuhe,<br />

Sport- und Spielsachen von 0-6 Jahren<br />

sowie Umstandsbekleidung.<br />

Samstag, 25. April 2009, 9-11 Uhr<br />

im Haus des Lebens, Winkelweg 10, Meran<br />

Informationen unter<br />

Tel. 0473/237338 (Haus des Lebens) oder<br />

Tel. 348 8110039 (Alexandra Obkircher) oder<br />

e-mail: hausdeslebens@gmx.net<br />

Parkplatz vorhanden<br />

Mit einem Teil des Erlöses unterstützen wir<br />

eine bedürftige Familie in Südtirol.<br />

Veranstalter: Forum für Ehe und Familie<br />

<strong>LEBE</strong> <strong>94</strong>/2009<br />

11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!