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„Mit Freude habe ich Widerspruch registriert“<br />

Der gebürtige St. Antoner Hans Thöni hat ein Werk über das Tiroler Oberland verfasst<br />

Nach seinen Biografien über<br />

wichtige Persönlichkeiten der St.<br />

Antoner Geschichte, der historischen<br />

Aufarbeitung des Arlbergtunnelbaus<br />

sowie der Erstellung<br />

der Heimatbücher von St. Anton<br />

und Stuben am Arlberg hat Hans<br />

Thöni nun ein Werk über das Tiroler<br />

Oberland verfasst, in dem<br />

sich der Bautechniker unter anderem<br />

mit dem antiken und mittelalterlichen<br />

Straßennetz befasst<br />

und dabei seine ganz persönliche<br />

Ansicht über deren Verlauf<br />

mit zahlreichen historischen<br />

Dokumenten untermauert. Aus<br />

seinem Buch vortragen wird<br />

Hans Thöni am 11. Mai um 16<br />

Uhr in der Dorfbücherei von<br />

Arzl im Pitztal.<br />

„Für mich war das nach einem anstrengenden<br />

Tag eine Befreiung,<br />

mich mit Geschichte zu befassen“,<br />

erklärt der 1931 in Innsbruck geborene<br />

Hans Thöni auf die Frage,<br />

wie ein Bauunternehmer dazu<br />

komme, sich derartig intensiv mit<br />

der Vergangenheit seiner Umgebung<br />

und deren Persönlichkeiten<br />

zu befassen. In bescheidenen Verhältnissen<br />

als Adoptivkind in St.<br />

Anton am Arlberg aufgewachsen,<br />

hat Thöni nach dem Besuch der<br />

HTL für Tiefbau in Innsbruck elf<br />

Jahre als Bautechniker, Konstrukteur<br />

und Bauführer bei verschiedenen<br />

Bauunternehmen gearbeitet,<br />

bis er sich schließlich nach der<br />

Baumeisterprüfung Mitte der 60-<br />

er Jahre selbstständig gemacht hat<br />

und in Bludenz ein eigenes Bauunternehmen<br />

gründete.<br />

Geschichte der Heimat<br />

Doch schon damals faszinierte ihn<br />

die Geschichte seiner Heimatgemeinde<br />

St. Anton am Arlberg dermaßen,<br />

dass er sich in seiner Freizeit<br />

diesbezüglichen Recherchen<br />

widmete. Ein Vierteljahrhundert<br />

intensive Beschäftigung mit der<br />

Chronik des Dorfes später hat<br />

Thöni dann jenes Heimatbuch herausgegeben,<br />

das die Entwicklungsgeschichte<br />

des Ortes vom<br />

Mittelalter bis zum Erscheinungsjahr<br />

des Buches 1996 nachzeichnet.<br />

Durch sein Graben in der Vergangenheit<br />

ist er dabei auch auf<br />

zwei Persönlichkeiten gestoßen,<br />

Hans Thöni zeigt den seiner Ansicht nach richtigen Verlauf der Via Claudia Augusta.<br />

denen viele Jahre wenig Aufmerksamkeit<br />

gewidmet wurde. Zum einen<br />

auf Ingenieur Rudolf Gomperz,<br />

dem langjährigen Obmann<br />

des Skiklubs Arlberg und Wegbereiter<br />

des St. Antoner Fremdenverkehrs,<br />

der als jüdischer Mitbürger<br />

von Nachbarn denunziert und<br />

1942 von den Nationalsozialisten<br />

im KZ Minsk umgebracht wurde.<br />

Dunkle Vergangenheit<br />

„Das war ein Jude, an den sich niemand<br />

erinnern wollte. Und das<br />

obwohl Gomperz so viel für St.<br />

Anton getan hat. Aber das dunkle<br />

Verlangen des Deutschlandtums,<br />

die Juden zu vernichten, hat nach<br />

dem Krieg noch nachgeklungen“,<br />

erinnert sich Thöni an die anfangs<br />

fehlende Begeisterung der Bevölkerung<br />

an seinen Recherchen.<br />

Thönis Biografie von Rudolf<br />

Gomperz „Kein schöner Land am<br />

Arlberg“ diente später dem Autor<br />

Felix Mitterer als Grundlage für<br />

dessen Theaterstück „Kein schöner<br />

Land“. Auch dem Begründer<br />

der ersten Schischule St. Antons<br />

und ganz Österreichs Hannes<br />

Schneider widmete sich der<br />

Hobbyhistoriker Thöni in einer<br />

Biografie. Den 1938 nach Amerika<br />

emigrierten Schipionier und<br />

Schauspieler (z.B. „Der weiße<br />

Rausch“) lernte Thöni selbst als<br />

Kind noch kennen und so nahm er<br />

den Auftrag von der Gemeinde St.<br />

Anton und dem Tourismusverband<br />

für die Arbeit über Schneider<br />

gerne an.<br />

Tunnel- und Wegebau<br />

Ebenfalls im Auftrag der Gemeinde<br />

hat der Bauingenieur ein Buch<br />

über den Arlbergtunnel verfasst,<br />

das sich den Tausenden Arbeitern<br />

und ihren Arbeits- und Lebensbedingungen<br />

widmet, die den Bau<br />

innerhalb weniger Jahre teilweise<br />

auch mit ihrem Leben bezahlen<br />

mussten. „Als ich in St. Anton<br />

nichts mehr erkunden konnte, hab<br />

ich meine Recherchen auf die Bezirke<br />

Landeck und Imst ausgeweitet“,<br />

beantwortet Thöni lachend<br />

die Frage, wie er denn auf sein Interesse<br />

für antiken und mittelalterlichen<br />

Wegebau gekommen sei.<br />

Die Suche nach dem seiner Meinung<br />

nach richtigen Verlauf der<br />

Via Claudia Augusta hat ihn dazu<br />

veranlasst, sich für die Gemeinden<br />

des Bezirks Landeck und Imst bis<br />

Karres und Nassereith mit Information<br />

zu versorgen, die er entweder<br />

aus den Gemeindearchiven,<br />

der Geschichtsliteratur und den<br />

Heimatbüchern oder direkt vor<br />

Ort gesammelt und sortiert hat.<br />

„Für die Beantwortung der Frage<br />

nach dem Verlauf der Via Claudia<br />

Augusta habe ich zehn Jahre geforscht.<br />

Ich behaupte, dass ich von<br />

Foto: Dorn<br />

Straßenbau mehr verstehe als die<br />

meisten Historiker“, zeigt sich<br />

Thöni kämpferisch, wenn es darum<br />

geht, seine Ansichten über<br />

den Verlauf der antiken Straße gegen<br />

andere Meinungen zu verteidigen.<br />

Verzeichnis in Arbeit<br />

Auch dass das Oberinntal vormals<br />

zu Chur-Rätien gehört hat und<br />

welche Auswirkungen Graf Meinhards<br />

II Politik auf das Wegenetz<br />

des westlichen Tirols hatte, wird in<br />

Thönis neuestem Werk geschildert:<br />

„Meinhard hat die Orte<br />

durch Umfahrungen geografisch<br />

entmachtet“, erklärt der Bauingenieur,<br />

der seine Thesen zu den vier<br />

großen Straßenverlegungen durch<br />

detaillierte Belege untermauert.<br />

Parallel zu seinen Arbeiten über<br />

die einzelnen Spezialthemen hat es<br />

sich Thöni auch zur Aufgabe gemacht,<br />

eine alphabetische Aufstellung<br />

aller Namen aus den ihm zur<br />

Verfügung stehenden Quellen zu<br />

verfassen. Im Bezirk Landeck hat<br />

er hierzu ein Verzeichnis für 20<br />

Gemeinden, in Imst für 15 Gemeinden<br />

in Arbeit. „Allein die<br />

Stadt Imst kommt so auf 300 Seiten<br />

und die Gemeinde Arzl im<br />

Pitztal auf rund 100 Seiten“, freut<br />

sich Thöni auf ein umfassendes<br />

Namensverzeichnis für das Tiroler<br />

Oberland.<br />

(ado)<br />

22 7. Mai <strong>2019</strong>

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