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<strong>since</strong> <strong>1971</strong><br />
kabine 2/2011
Impressum<br />
Wirtschaftlich und politisch unabhängige<br />
Zeitschrift der kapers, Vereinigung des<br />
Kabinenpersonals, Kloten<br />
Adresse für Verlag, Redaktion,<br />
Anzeigenverkauf und Abonnemente:<br />
Sekretariat kapers<br />
Dorfstrasse 29a, CH-8302 Kloten<br />
Tel: 043 2 555 777<br />
Fax: 043 2 555 778<br />
www.kapers.ch<br />
redaktion-kabine@kapers.ch<br />
Redaktion, Satz und Layout:<br />
Mario Kesselring<br />
Übersetzungen:<br />
Evelyne Basler<br />
Insertionstarife, Probenummern und<br />
Abonnementsbestellungen können beim<br />
Verlag angefordert werden.<br />
Jahresabonnement: Fr. 30.-<br />
Druck:<br />
Offset Haller AG, Kaiserstuhlerstrasse 36<br />
8154 Oberglatt<br />
Auflage:<br />
3‘000 Exemplare<br />
Erscheinungsdaten:<br />
4 x pro Jahr<br />
Verteiler:<br />
Aktiv- und Passivmitglieder der kapers,<br />
Direktion und Fachstellen der<br />
Swiss International Air Lines Ltd.,<br />
Edelweiss und AbonnentInnen<br />
Nachdruck:<br />
Erlaubt nur mit Quellenangabe,drei<br />
Exemplare an das Sekretariat der kapers<br />
Manuskripte/Unterlagen:<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />
und Unterlagen (Fotos etc.) kann keine<br />
Haftung übernommen werden.<br />
Der Verlag verpflichtet sich<br />
nicht zur Rücksendung<br />
Redaktions- und Insertionsschluss der<br />
nächsten Ausgabe: 25. August 2011<br />
In dieser kabine<br />
Alles Gute zum Geburtstag... ............................... 1/2<br />
<strong>1971</strong>.................................................................... 3 - 5<br />
Die Gründung der kapers .................................. 6 - 9<br />
Die kapers Präsidenten seit <strong>1971</strong>............................10<br />
Hansjürg Jahraus 1974 -1976 ......................... 11 - 13<br />
Etienne Mehr (Mitunterzeichner 1. GAV kapers) .14<br />
Urs A. Weber .................................................... 15/16<br />
Lucas Schelling .............................................. 17 - 19<br />
Martin Guggi ..........................................................20<br />
Yvonne Kastner Zimmermann ...............................21<br />
Urs Eicher........................................................22 - 23<br />
Former Presidents english translation.............24 - 27<br />
Zerreissproben (Georg Zimmermann)............ 28 - 34<br />
Kilian Bohren..........................................................35<br />
Fly the Mail......................................................36 - 39<br />
Fukushima aus der Ferne.................................40 - 43<br />
Japan Earth Quake...........................................44 - 46<br />
Mitsuyo Yoshida and Ayumi Nishikawa..........47 - 50<br />
Erscheinungen (Sunil Mann)...................... ... 51 - 52<br />
Jahresbericht Stiftung Kinderhilfe..........................53
Alles Gute zum Geburtstag…<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen<br />
Schon wieder? Werden einige denken. Da war<br />
doch schon letztes Jahr etwas. Feiern die bei<br />
der kapers um des Feierns Willen oder warum<br />
bejubeln die schon zum zweiten aufeinander<br />
folgenden Jahr einen 40. Geburtstag? Nun, die<br />
Geschichte ist schnell erzählt: letztes Jahr feierte<br />
die „kabine“ und dieses Jahr feiert die „kapers“.<br />
Warum dies so ist, werdet ihr in den Texten dieser<br />
„kabine“ lesen. Die „kapers“, der Berufsverband,<br />
der alle Cabin Crew Members einer<br />
Airline vertritt - was heute irgendwie logisch erscheint,<br />
war vor noch nicht allzu langer Zeit gar<br />
nicht so selbstverständlich. Da gab es nämlich auf<br />
der einen Seite die Hostessen, die waren weiblich,<br />
waren in der VDSH organisiert und hatten<br />
ein Vereinsblatt mit dem Namen „Punkt“. Auf<br />
der anderen Seite gab es die Stewards, die waren<br />
männlich, waren in der VDSS organisiert und<br />
hatten ein Vereinsblatt mit dem Namen „kabine“.<br />
Hostessen und Stewards hatten nicht immer<br />
und überall die gleichen Aufgaben, Rechte und<br />
Pflichten und beide hatten auch nicht immer das<br />
Heu auf der gleichen Bühne. Es war die Zeit, als<br />
Hostessen mit 36 Lebensjahren noch zwangspensioniert<br />
wurden, eine Hostess wegen Schwangerschaft<br />
gekündigt werden konnte und viele Stewards<br />
nicht einsahen, weshalb Frauen gleichviel<br />
verdienen sollten wie Stewards – da diese doch<br />
die strengere Arbeit verrichteten. Die ganze Geschichte<br />
der kapers-Geburt beginnt auf Seite 6<br />
mit den pro und contras der damaligen Präsidentin<br />
der VDSH Ursula Rosenberger und einiger<br />
weiterer „Hostessen“. In einem Referat von Kurt<br />
Bodmer, dem damaligen Präsidenten der VDSS,<br />
lesen wir aus der Sicht eines „Stewards“ über die<br />
Geburtswehen einer Integration.<br />
Viele Jahre später haben wir den erfolgreichen Zusammenschluss<br />
zweier Kabinengewerkschaften<br />
(Swissair und Crossair) erlebt. Unser Bestreben<br />
ist und bleibt: alle Cabin Crew Members der<br />
Schweiz zu vertreten. Ob dies unter dem Dach<br />
der kapers geschieht oder mithilfe einer allgemeinen<br />
Verbindlichkeitserklärung unseres GAVs<br />
für alle in der Schweiz tätigen CCM, bleibt offen.<br />
Hoffentlich müssen wir nicht auf unser nächstes<br />
Jubiläum warten, bis wir für alle CCM in der<br />
Schweiz gewisse Mindeststandards verhandeln<br />
können, welche den Wettbewerb nicht verzerren<br />
und Arbeitsbedingungen festlegen, welche es ermöglichen,<br />
diesen Beruf bis zur Pensionierung in<br />
Würde auszuüben.<br />
Seit 1974 fliegen japanische KollegInnen unter<br />
einem kapers-GAV für Swissair oder Swiss.<br />
Dieser wurde über viele Jahre weiterentwickelt<br />
und führte 1995 zu einem eigenständigen GAV,<br />
welcher nach gewissen Anpassungen bis Februar<br />
2011 seine Gültigkeit hatte. Leider ist es uns<br />
bis heute nicht gelungen, mit der Swiss einen<br />
Nachfolgevertrag abzuschliessen, der diesen Namen<br />
auch verdient hätte. Genau in dieser Phase<br />
mussten unsere japanischen KollegInnen in ihrem<br />
Land eine gigantische Katastrophe erleben,<br />
deren Ausmass wir bis heute noch nicht genau<br />
einschätzen können. In dieser Ausgabe erzählen<br />
betroffene CCM von den Geschehnissen um das<br />
Erdbeben, die Flutwelle und den atomaren Super-Gau.<br />
Vieles, was hier nachzulesen ist, stimmt<br />
nachdenklich und gibt uns wertvolle Hinweise<br />
darüber, wie wir uns richtig verhalten sollten,<br />
wenn wir uns auf Rotation befinden.<br />
Diese Naturkatastrophe ruft uns aber auch auf<br />
eindrückliche Art und Weise in Erinnerung, wie<br />
wichtig es ist, eine schlagkräftige Gewerkschaft<br />
zu haben und wie wichtig GAVs sind, sowohl für<br />
uns reguläre CCM wie für unsere japanischen<br />
KollegInnen.<br />
kabine 2/2011<br />
Mario Kesselring<br />
Vorstandsmitglied kapers<br />
1
2<br />
Mario Kesselring<br />
Boardmember of kapers<br />
Many happy returns…<br />
Dear Readers,<br />
Again? Some might wonder. Didn’t they just celebrate<br />
last year? Don’t they have anything else<br />
to do but celebrate their fortieth twice? Well, a<br />
story told fast: last year it was kabine’s anniversary<br />
and this year it’s kapers‘ turn to celebrate.<br />
You will be able to read why that is so in<br />
this issue. kapers, the association for all cabin<br />
crew members of an airline - what seems to be<br />
nothing but logic today was not so some time ago.<br />
On the one hand side there were the hostesses,<br />
female, represented by the VDSH with a journal<br />
called „Punkt“, on the other hand there were the<br />
stewards, male, organised in the VDSS with their<br />
journal „kabine“. Hostesses and stewards did not<br />
always have the same jobs, rights and duties, and<br />
they were not always on the same wavelength.<br />
Then hostesses were forced to retire at the age of<br />
36, they could be dismissed when they became<br />
pregnant, and many stewards did not agree that<br />
the women should earn the same salary as they<br />
did when their (the men’s) job was much harder.<br />
The whole story about the birth of kapers starts<br />
at page 6 with the pros and cons of the VDSH<br />
president of the period Ursula Rosenberger and<br />
some other „hostesses“. Kurt Bodmer, who was<br />
the president of the VDSS at the time, shares his<br />
experiences of the labour pain of an integration<br />
from a „steward’s“ viewpoint.<br />
Some years later we experienced the successful<br />
merge of two cabin associations (Swissair and<br />
Crossair). Our intention is and remains: to represent<br />
all crew members in Switzerland. Whether<br />
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kabine 2/2011<br />
this happens under the roof of kapers or by<br />
means of a statement of liability of our CWA for<br />
all CCM working in Switzerland remains to be<br />
seen. Hopefully we don’t have to wait for our<br />
next anniversary before we can negotiate certain<br />
basic obligations for all CCM in Switzerland<br />
that don’t distort competition, and define working<br />
conditions that enable us to perform this profession<br />
in dignity until retirement.<br />
Since 1974 Japanese colleagues have been flying<br />
under a kapers CWA for Swissair or Swiss. This<br />
contract had been further developed over many<br />
years and led to an independent CWA that run out<br />
in February 2011 after some adaptations. Regrettably<br />
we have been unable to finalise a succeeding<br />
contract deserving to be called as such with Swiss<br />
until today. In that precise phase our Japanese<br />
colleagues had to undergo a gigantic catastrophy<br />
in their home-country whose dimension we cannot<br />
yet estimate even now. In this issue CCM tell<br />
us what they experienced during and following<br />
the earthquake, tsunami, and nuclear disaster.<br />
Their reports are deeply moving and give us plenty<br />
of hints on how to behave on rotation.<br />
This natural disaster however reminds us in a remarkable<br />
way how important it is to have a strong<br />
union and CWA, for us as well as for our Japanese<br />
colleagues.<br />
Movadis GmbH Coaching, Training, Consulting<br />
Thomas Gelmi, Brühlstrasse 33, 5313 Klingnau, www.movadis.ch, info@movadis.ch
<strong>1971</strong><br />
Curieuse est cette année <strong>1971</strong>. En apparence il ne s‘y est rien passé<br />
pour marquer les mémoires ou les pages des livres d‘histoire.<br />
A y regarder de plus près, il en est arrivé des choses<br />
cette année là. Ainsi dans l‘indifférence de<br />
l‘Histoire, Kurt Waldheim, un ancien officier de la<br />
Wehrmacht, un homme qui a commis des crimes<br />
contre l‘humanité, est nommé Secrétaire Général<br />
des Nations Unies. Le fait qu‘une capsule spatiale<br />
dépose à nouveau des hommes sur la Lune est<br />
déjà de l‘ordre du fait divers. Les Emirats arabes<br />
deviennent indépendants de l‘Empire Britannique<br />
et découvrent simultanément que leur sol contient<br />
du pétrole, enfin un Illiouchine bulgare s‘écrase<br />
sur la piste de l‘aéroport zurichois de Kloten; bilan<br />
45 morts. Les britanniques adaptent leur monnaie<br />
au système décimal. Une livre sterling (one<br />
pound of silver) était jusque là subdivisée en 20<br />
shillings de 12 pence chacun, grand progrès pour<br />
l‘humanité! Rien donc qui fasse de cette année<br />
une année remarquable pour l‘opinion.<br />
Les vrais séismes de l‘histoire sont plus discrets<br />
car ils se déroulent dans les confortables salons<br />
des décideurs de l’économie. Les USA endettés<br />
par la guerre du Vietnam ont de la peine à faire<br />
face aux échéances de leurs créanciers. Le président<br />
américain Richard Nixon décide de rendre<br />
caducs les accords de Bretton Woods. Jusqu‘à<br />
ce jour l’étalon-or réglait le système monétaire:<br />
le dollar américain valait une contrepartie en or.<br />
Donc, ne plus pouvoir honorer ses dettes signifiait<br />
ne plus posséder d‘or, celui-ci passant de facto<br />
dans les mains des créanciers. Les USA produisent<br />
de l‘argent en faisant marcher la planche à billets<br />
et le commerce international étant libellé en dollars<br />
américains, la valeur de celui-ci s‘effondre.<br />
La décision de Nixon laissait désormais toutes les<br />
monnaies du monde fluctuer au gré de leur valeur<br />
sur le marché.<br />
Les répliques de ces premières secousses vont<br />
rapidement se transformer en séisme dévastateur.<br />
Si en <strong>1971</strong> l‘once d‘or se négociait à US$ 35, elle<br />
change de mains, aujourd‘hui, à US$1500. En 40<br />
ans, le dollar américain a donc perdu 98% de sa<br />
valeur. Le pétrole est désormais négocié dans une<br />
monnaie qui n‘a que valeur que le marché veut<br />
bien lui accorder.<br />
Un autre réel changement dans la société des<br />
hommes prend forme en Suisse. Il y a exactement<br />
40 ans, en votation populaire, il ne reste plus<br />
qu‘un tiers de votants masculins pour s‘opposer<br />
au suffrage féminin. Plus qu‘un progrès démocratique<br />
c‘est une injustice de moins. Jusque<br />
là, dans les cabines des avions suisses, femmes<br />
et hommes ne bénéficiaient pas des mêmes droits<br />
(salaires ou carrières). C‘est dans ce contexte<br />
que les partenaires sociaux des hôtesses de l‘air<br />
et celui des stewards de Swissair fusionnent pour<br />
fonder kapers le 1er juin.<br />
<strong>1971</strong> est donc une année aux évènements riches<br />
en conséquences pour l‘économie et la société.<br />
Leurs effets font partie de la norme aujourd‘hui.<br />
Ainsi, plus personne ne songe à remettre en question<br />
la présence, majoritaire même, des femmes<br />
au Conseil Fédéral. Pourtant les injustices existent<br />
toujours, notamment économiques. Aujourd‘hui<br />
nous ne trouvons plus rien à redire, lorsqu‘un<br />
chef d‘entreprise gagne en une année plusieurs<br />
siècles du salaire de son employé le moins rémunéré.<br />
Nous offrons même avec docilité un cadre<br />
légal aux employeurs pour accroitre les injustices<br />
en délocalisant la main d‘oeuvre, en créant des<br />
filiales ou en ne donnant du travail que sur appel.<br />
Individuellement c‘est parce que nous sommes<br />
impuissants à changer cette situation que nous<br />
acceptons l‘inacceptable et trouvons cela même<br />
normal. Les injustices ont peur des actions collectives,<br />
car une collectivité a du pouvoir et de la<br />
force. N‘oubliez pas qu‘en quarante ans kapers<br />
a survécu au grounding, enterré notre compagnie<br />
aérienne nationale et joué un rôle clé lors de la<br />
naissance de Swiss sur les cendres encore chaudes<br />
de Swissair.<br />
En tant que dixième et première présidente de<br />
kapers, il me plait particulièrement de vous<br />
faire partager dans ce numéro de Kabine les expériences<br />
de mes prédécesseurs. Georg Zimmermann,<br />
notre gestionnaire, nous a accompagné durant<br />
la moitié de notre existence. Il nous livre ici<br />
un aperçu de ses expériences.<br />
kapers existe depuis quarante ans, c‘est grâce et<br />
pour vous, et ceci est un exploit !<br />
Valérie Hauswirth<br />
Présidente<br />
kabine 2/2011<br />
Valérie Hauswirth<br />
Présidente de la kapers<br />
kapers existe depuis<br />
quarante ans,<br />
c‘est grâce et pour<br />
vous, et ceci est un<br />
exploit !<br />
3
4<br />
Valérie Hauswirth<br />
President of kapers<br />
kapers has been around<br />
for 40 years: it exists<br />
thanks to and for you<br />
and this is a real accomplishment!<br />
<strong>1971</strong><br />
It was a strange year, <strong>1971</strong>. Seemingly nothing remarkable happened<br />
or at least nothing that found its way neither into memories nor into<br />
the history books<br />
Taking a closer look, this impression is wrong. In<br />
the usual indifference towards history Kurt Waldheim,<br />
former Officer of the German Wehrmacht,<br />
a man who had committed crime to the humanity,<br />
was elected General Secretary of the UNO. The<br />
fact that a space capsule took people to the moon<br />
for the second time already almost went unnoticed.<br />
The Arabic Emirates become independent<br />
from Great Britain and discover petroleum in<br />
their soil, while a Bulgarian Ilyushin-18 crashes<br />
upon landing at Zurich airport claiming 45 lives.<br />
The British adjusted their currency to the decimal<br />
system: so far 1 pound was divided into 20<br />
shillings that were worth 12 pence each. A great<br />
achievement to mankind! But nothing more important<br />
seems to have happened.<br />
What shakes history are the discrete stories that<br />
take place in the cosy salons of the economical<br />
rulers. Richard Nixon, the US president, declares<br />
the Bretton-Woods-treaty as out-dated. The USA<br />
in deep debt after the Vietnam War, are having<br />
trouble meeting their dues. So far the gold standard<br />
acted as currency system worldwide: 1<br />
gold ounce was worth 35 US-Dollars. Unable<br />
to pay one‘s dues would have been like possessing<br />
no gold, as this would have gone directly to<br />
the creditor’s hands. The USA let the bank note<br />
printer roll and <strong>since</strong> the international trade was<br />
dominated by US-Dollar its value dropped rapidly.<br />
Due to Nixon‘s decision from now on all<br />
currencies start fluctuating at will and depending<br />
on market development.<br />
The first impacts soon became a massive wave of<br />
tremendous consequences. When <strong>1971</strong> an ounce<br />
of gold was traded for USD 35 its value today is<br />
USD 1.500. So in the course of 40 years the US<br />
dollar has suffered a loss of 98%.<br />
A real change occurs in the male population of<br />
Switzerland. Exactly 40 years ago only a third of<br />
the men entitled to vote decide against the right<br />
to vote for the women. Besides a decisive asset<br />
for the democracy it was first of all the end of an<br />
incredible injustice. Until that day male and female<br />
flight attendants on Swiss airplanes did not<br />
enjoy the same rights (salary, career). As a consequence<br />
the social partners of air hostesses and<br />
stewards of Swissair merged and became kapers<br />
on 01 June.<br />
kabine 2/2011<br />
So <strong>1971</strong> is indeed a year full of events that leave<br />
their marks in economy and society until today.<br />
Some of these changes are today’s standards. No<br />
one would question the Federal Council that today<br />
consists of even a majority of women. Still<br />
there is a lot of unfairness around, in particular<br />
economic ones. Companies are transferred abroad<br />
(cheap labour countries), work on demand<br />
becomes more and more common and astronomic<br />
salaries of the managers have become normal. As<br />
each individual one of us not powerful enough to<br />
change the inevitable situation we accept the inacceptable<br />
and even find this normal. Meanwhile<br />
we forget that those who benefit fear collective<br />
actions against these injustices because communities<br />
bear strength and power. Let’s not forget<br />
that kapers survived the grounding, witnessed<br />
the burial of our national airline and played a key<br />
role when Swiss was born out of the ashes that<br />
were still smoking.<br />
As the tenth president and at the same time first<br />
female president of kapers I am delighted to<br />
share with you in this issue of the kabine the experiences<br />
provided by my predecessors. Georg<br />
Zimmermann, our managing director, who has<br />
been with us for half of our existence, gives us<br />
insight in what he experienced.<br />
kapers has been around for 40 years: it exists<br />
thanks to and for you and this is a real accomplishment!<br />
Valérie Hauswirth<br />
President
<strong>1971</strong><br />
Es war ein eigenartiges Jahr, dieses Jahr <strong>1971</strong>. Es schien, als sei nichts<br />
Besonderes geschehen, vor allem nichts, was die Gedächtnisse geprägt<br />
hätte oder in Geschichtsbüchern eingegangen wäre.<br />
Doch bei näherer Betrachtung, ist sehr viel geschehen<br />
in jenem Jahr. In der gemeinhin geltenden<br />
Gleichgültigkeit gegenüber der Geschichte<br />
wurde Kurt Waldheim, ehemaliger Offizier der<br />
Deutschen Wehrmacht, zum Generalsekretär<br />
der UNO gewählt. Dass eine Raumkapsel zum<br />
zweiten Mal Menschen auf den Mond gebracht<br />
hatte, ging schon fast als Banalität unter. Die Arabischen<br />
Emirate erlangten ihre Unabhängigkeit<br />
von Grossbritannien und entdeckten ihre Erdölschätze.<br />
Beim Landeanflug einer bulgarischen<br />
Ilyushin-18 auf dem Flugplatz in Kloten kam es<br />
zum Absturz. 45 Menschen fanden den Tod. Die<br />
Engländer glichen ihre Währung an das Dezimalsystem<br />
an: bis dahin zählte 1 Pfund 20 Shilling,<br />
die ihrerseits jeweils einen Wert von 12 Pence<br />
besassen. Ein grosser Fortschritt für die Menschheit!<br />
Aber dennoch schien in diesem Jahr nichts<br />
Bedeutenderes passiert zu sein.<br />
Die eigentlichen Beben der Geschichte sind diskreter<br />
und spielen sich in den gemütlichen Salons<br />
von Entscheidungsträgern der Ökonomie ab. Die<br />
USA, verschuldet durch den Vietnam-Krieg, hatten<br />
Mühe, ihren Verpflichtungen gegenüber den<br />
Gläubigern fristgerecht nachzukommen. Der<br />
US-amerikanische Präsident Richard Nixon erklärte<br />
die Bretton-Woods-Abkommen für überholt<br />
und unwirksam. Bis dahin galt weltweit der<br />
Gold-Standard als Währungssystem: 1 Goldunze<br />
entsprach in ihrem Wert 35 US-Dollar. Seine<br />
Schulden nicht begleichen zu können hätte somit<br />
geheissen, kein Gold mehr zu besitzen, da dies de<br />
facto direkt in die Hände der Gläubiger geraten<br />
wäre. Die USA liessen die Banknotenpresse rollen<br />
und da der internationale Handel in US-Dollar<br />
denominiert war, sank dessen Wert rapide ab.<br />
Durch Nixons Entscheidung gerieten von nun an<br />
alle Währungen je nach Belieben und Marktentwicklung<br />
ins Schwanken.<br />
Die ersten Folgen wandelten sich rasch in eine<br />
Flutwelle verheerender Konsequenzen. Während<br />
<strong>1971</strong> eine Unze Gold für 35.- US-$ gehandelt<br />
wurde, so besitzt sie heute einen Wert von 1500<br />
US-$. In 40 Jahren hat der US-Dollar somit 98%<br />
seines ursprünglichen Wertes eingebüsst.<br />
Ein Umdenken hatte im männlichen Anteil der<br />
Schweizerischen Bevölkerung stattgefunden. Vor<br />
genau 40 Jahren gab es nur noch ein Drittel der<br />
männlichen Wähler, die sich in einer Volksabstimmung<br />
gegen das Wahlrecht der Frauen äusserten.<br />
Neben einer bedeutenden Errungenschaft<br />
für die Demokratie bedeutete dies aber in erster<br />
Linie die Beseitigung einer ungeheuerlichen Ungerechtigkeit.<br />
Bis zu diesem Tag hatten weibliche<br />
und männliche Flugbegleiter eines Schweizer<br />
Flugzeugs nicht die gleichen Rechte (Gehalt und<br />
berufliche Laufbahn). Vor diesem Hintergrund<br />
haben die Vereinigungen der Hostessen und der<br />
Stewards der Swissair am 1. Juni fusioniert und<br />
die kapers aus der Taufe gehoben.<br />
<strong>1971</strong> ist somit ein Jahr voller Ereignisse, welche<br />
sich bis heute auf die Wirtschaft und Gesellschaft<br />
auswirken. Einige dieser Veränderungen<br />
haben sich zur Norm entwickelt. So würde heute<br />
niemand mehr den mehrheitlich aus Frauen bestehenden<br />
Bundesrat in Frage stellen. Dennoch<br />
gibt es nach wie vor Ungerechtigkeiten, insbesondere<br />
ökonomische. Es werden Unternehmen<br />
ins Ausland verlegt (Billiglohnländer), Arbeit<br />
auf Abruf wird immer selbstverständlicher und<br />
astronomisch hohe Saläre der Manager sind an<br />
der Tagesordnung. Da jede einzelne Person von<br />
uns nicht mächtig genug ist, eine Situation zu<br />
ändern, akzeptieren wir das Inakzeptable und<br />
empfinden es sogar als normal. Dabei vergessen<br />
wir, dass die Profiteure dieser Ungerechtigkeiten<br />
Angst vor kollektivem Handeln haben, denn Gemeinschaften<br />
verfügen über Kraft und Macht.<br />
Vergessen wir nicht, dass kapers in den letzten<br />
40 Jahren das Grounding überlebt, bei der Beerdigung<br />
unserer nationalen Fluggesellschaft dabei<br />
war und eine Schlüsselrolle bei der Geburt der<br />
Swiss spielte.<br />
Als zehnter Präsident und zugleich erste Präsidentin<br />
der kapers ist es mir eine besondere Freude,<br />
die Erfahrungsberichte meiner Vorgänger in<br />
dieser Ausgabe der Kabine mit euch zu teilen.<br />
Georg Zimmermann, unser Geschäftsführer, welcher<br />
uns bereits seit der Hälfte unseres Bestehens<br />
begleitet, liefert uns hier einen Einblick in seine<br />
bisherigen Erlebnisse.<br />
Die kapers gibt es seit 40 Jahren: sie existiert<br />
Dank und für euch und das ist eine wahrhaftige<br />
Glanzleistung!<br />
Valérie Hauswirth<br />
Präsidentin<br />
kabine 2/2011<br />
Valérie Hauswirth<br />
Präsidentin kapers<br />
Die kapers gibt es seit<br />
40 Jahren: sie existiert<br />
Dank und für euch und<br />
das ist eine wahrhaftige<br />
Glanzleistung!<br />
5
Bevor es zum Zusamenschluss<br />
der Hostessen<br />
und Stewards kommen<br />
konnte, fanden kontroverse<br />
Diskussionen<br />
statt. Auf seite 6 und 7<br />
findet ihr einen Auszug<br />
aus Sicht der Damen.<br />
Auf Seite 8 findet ihr die<br />
Meinung eines Herren<br />
und auf Seite 9 ist die<br />
kapers bereits geboren.<br />
6<br />
kabine 2/2011
kabine 2/2011<br />
7
8<br />
kabine 2/2011
kabine 2/2011<br />
9
10<br />
Die Liste der kapers-Präsidenten<br />
<strong>1971</strong> - 1973<br />
1974 - 1976<br />
1977 - 1981<br />
1982<br />
1983 - 1986<br />
Kurt Bodmer (†)<br />
Hansjürg Jahraus<br />
Theodor Pfister (†)<br />
Urs Weber<br />
Hans-Ulrich Knutti (†)<br />
kabine 2/2011<br />
Lucas Schelling<br />
Martin Guggi<br />
1987 - 1989<br />
1989 - 2001<br />
Yvonne Kastner Zimmermann<br />
(Copräsidium mit Urs Eicher)<br />
2002<br />
2002 - 2009<br />
Urs Eicher<br />
(2002 im Copräsidium mit Yvonne Kastner)<br />
Valérie Hauswirth<br />
seit 2010
Hansjürg Jahraus<br />
Präsident der kapers 1974/75/76<br />
Ein persönliches Vorwort zu den folgenden<br />
Ausführungen:<br />
Ich war in den Jahren 1974/75/76 Präsident der<br />
kapers. Nun wird im Juni dieses Jahres das 40jährige<br />
Jubiläum gefeiert und ich wurde von der<br />
kapers angefragt, ob ich Lust hätte, etwas über<br />
meine Amtszeit zu schreiben und das tue ich sehr<br />
gerne.<br />
Da ich im 10. Jahr meiner Pensionierung Ballast<br />
entsorgt habe und somit viele Details nicht mehr<br />
genau im Gedächtnis hatte, durfte ich das Archiv<br />
der kapers einsehen. Ich bedanke mich an dieser<br />
Stelle für diese Hilfe.<br />
Die Menge der Geschäfte in meiner Zeit war erdrückend<br />
und ich musste mir überlegen, wie ich<br />
einen Beitrag in der Jubiläums Ausgabe der Kabine<br />
zusammenstellen könnte. Die Lösung musste<br />
ganz einfach aus den wichtigsten Geschäften<br />
(Verhandlungen) und Erfolgen für uns bestehen<br />
(natürlich gab es auch Kompromisse oder gar<br />
Misserfolge).<br />
Präsident der kapers 1974/75/76<br />
Im ersten Quartal des Jahres 1974 wurde ich zum<br />
Präsidenten der kapers gewählt. Logischerweise<br />
konnte ich in den ersten drei Monaten keinerlei<br />
wichtige Entscheide fällen, vor allem nicht ohne<br />
meine Kolleginnen und Kollegen des Vorstands.<br />
Neu in den Vorstand gewählte Mitglieder sollen<br />
ein Amt (wo immer möglich) übernehmen, welches<br />
ihnen liegt und wo Kenntnisse der Materie<br />
vorhanden sind.<br />
Persönlich realisierte ich, welch grosse Aufgabe<br />
und Verantwortung auf mich zukommen würde.<br />
Diese Erkenntnis war zu Beginn eine Belastung<br />
für mich und ich bin noch heute meinen damaligen<br />
Kolleginnen und Kollegen im Vorstand für<br />
ihr Verständnis und ihren Beistand sehr dankbar!<br />
*******<br />
Bei meinem Amtsantritt war die Vereinigung des<br />
Kabinenpersonals vertragslos (kein GAV). Dieser<br />
Zustand war dann auch das wichtigste und das intensivste<br />
Geschäft für den Vorstand.<br />
Die Gesprächspartner der SWISSAIR in diesem<br />
Geschäft waren:<br />
Meine Verabschiedung fand im Niederdorf statt<br />
und es war ein aussergewöhnlicher, toller Abend.<br />
Ich habe von den Vorstandsmitgliedern einen<br />
echten Pickel bekommen und ich musste ihn den<br />
ganzen Abend in jede Beiz mitnehmen.<br />
Das war die Strafe dafür, dass ich immer mal wieder<br />
gesagt habe „ ich werfe den Pickel<br />
weg“!<br />
Auf den folgenden Seiten können Sie, geschätzte<br />
Mitglieder, meinen Beitrag lesen und ich denke<br />
mir, dass einige Punkte erahnen lassen, was die<br />
kapers seit ihrem Bestehen geleistet hat. In der<br />
heutigen Zeit ist der „Workload“ bestimmt noch<br />
um einiges gewachsen.<br />
Ich gratuliere der kapers herzlich zum 40-jährigen<br />
Bestehen!<br />
Mit herzlichen Grüssen<br />
Hansjürg Jahraus<br />
Etienne Mehr, Hans Weiss und ich. Unser Jurist<br />
war Dr. H. P. Hirzel. Nicht vergessen werden<br />
dürfen die früheren Mitglieder dieser Delegation,<br />
Frau Vera Zehnder, Frau Verena Häuptle und Kurt<br />
Bodmer (damals Präsident). (Forts. Siehe 1975).<br />
Die Gesprächspartner der kapers waren:<br />
Die Herren PM. Müller, Eugen Schüep, und nach<br />
Bedarf Spezialisten aus diversen Dienststellen<br />
der SWR.<br />
*******<br />
Nachdem sich die Neuorganisation des Vorstandes<br />
eingespielt hatte und die Geschäfte in den<br />
meisten Fällen von Arbeitsgruppen bearbeitet<br />
wurden, war die Folge eine vereinfachte, interne<br />
Administration.<br />
Der Vorstand absolvierte im Jahre 1976 zwölf<br />
ganztägige Vorstandssitzungen. Dies blieb während<br />
den folgenden Jahren unverändert.<br />
Monatlich fanden drei Einsatzplanungsmeetings<br />
statt. Es konnten von beiden Parteien (SWR/kapers)<br />
Probleme und/oder Lösungen angesprochen<br />
werden. Diese Institution brachte oft Lösungen<br />
zustande.<br />
kabine 2/2011<br />
Präsident der kapers 1974/75/76<br />
11
12<br />
Es gab auch Rotationsgespräche, an welchen<br />
z.Bsp. geplante, neue Rotationen auf Durchführbarkeit<br />
hin geprüft wurden.(z.Bsp. zu streng, zu<br />
kurz, Freitage, etc.).<br />
Eine weitere Massnahme des Vorstandes war die<br />
Reduktion der Vorstands-Mitglieder auf die statutarisch<br />
festgelegte Anzahl. Es zeigte sich, dass<br />
die Geschäfte ebenso effizient erledigt werden<br />
konnten wie zuvor.<br />
Eine Abklärung in Richtung Lizenzierung des<br />
Kabinenpersonals ergab, dass diese Idee nicht<br />
realistisch war. Da wir damals nicht einen Beruf<br />
sondern eine Tätigkeit ausübten, war klar, dass<br />
die Sache gestorben war.<br />
Im Januar wurde ein Pflichtenblatt für alle Vorstandmitglieder<br />
geschaffen und in Kraft gesetzt.<br />
Die Kompetenzen wurden eindeutig geregelt und<br />
persönliche Interpretationen waren nicht mehr<br />
möglich.<br />
Die Gespräche über einen automatischen Teuerungsausgleich<br />
wurden im gegenseitigen Einvernehmen<br />
abgeschlossen. Ab dem 1. Januar 1975<br />
wurde der volle Teuerungsausgleich AUTOMA-<br />
TISCH entrichtet. (Es handelte sich im ersten<br />
Jahr um sagenhafte 9.8%.)<br />
Mein erstes Jahr in der neuen, zusätzlichen Funktion<br />
zum Beruf basierte im Rückblick auf viel<br />
Arbeit, auf viel gelebte Kollegialität und auf diverse<br />
gemütliche und humorvolle Happenings im<br />
Team. Vor allem jedoch war die Verhandlungsatmosphäre<br />
immer angenehm und sachlich. Beide<br />
Seiten, SWISSAIR und kapers, nahmen sich gegenseitig<br />
ernst. Auf den eigenen Standpunkten zu<br />
beharren war möglich.<br />
Im 4. Quartal 1974 wurde der neue GAV im Einvernehmen<br />
SWISSAIR/kapers abgesegnet und<br />
nach einer Urabstimmung mit 440 JA – gegen 18<br />
NEIN Stimmen von den Mitgliedern angenommen.<br />
Er trat per 1. Januar 1975 in Kraft. Diverse<br />
Reglemente mussten allerding noch angepasst<br />
werden (1975).<br />
1975:<br />
Am 5. März 1975 wurde der neue Gesamtarbeitsvertrag<br />
unterzeichnet. Nebst den Delegationschefs<br />
(kapers Herr Etienne Mehr /Swissair<br />
Herr P.M. Müller) war auch die Geschäftsleitung<br />
durch verschiedene Mitglieder vertreten, darunter<br />
unser oberster Personalchef (PF) Herr P. Oes.<br />
Die Erleichterung aller Beteiligten war deutlich<br />
kabine 2/2011<br />
spürbar. War doch eine enorm anspruchsvolle,<br />
zeitaufwändige Arbeit zu einem guten Ende gekommen.<br />
Ein wichtiger, integrierter Bestandteil war die<br />
Gleichstellung der weiblichen F/A mit den Kollegen<br />
der Kabine.<br />
Die bei Erreichung des 36. Altersjahres fällige<br />
Abfindung wurde ein weiteres Jahr (bis 31.12.75)<br />
gutgesprochen und anschliessend bei noch aktiven<br />
Kolleginnen in die APK (allgemeine Pensionskasse<br />
der SWISSAIR) eingeschüttet. Allfällige<br />
Beitragslücken in der Pensionskasse wurden,<br />
rückwirkend auf das jeweilige rechnerische Eintrittsdatum,<br />
finanziert.<br />
Das 50 jährige Jubiläum der Flight Attendants<br />
wurde erreicht und die SWISSAIR richtete eine<br />
grosse Feier mit vielen Gästen aus. Der Ort war<br />
das Hotel International in Oerlikon.<br />
Im Bereich der Uniformierung wurden verschiedene<br />
Verbesserungen erreicht.<br />
In den Einsatzbereichen mussten wir uns auf<br />
Kompromisse verständigen. Die kapers hat sich<br />
mit einem Teil der Vorschläge der SWISSAIR<br />
einverstanden erklärt. Es war für uns klar, dass<br />
auch wir mit Verantwortung an Einsparungen<br />
mitmachen mussten. Zu krasse Kürzungen oder<br />
Verschärfungen mussten wir jedoch ablehnen.<br />
Zur Hauptsache handelte es sich um die Langstreckenrotationen.<br />
Bei Rotationsänderungen wurden<br />
den Betroffenen zusätzliche Freitage geplant.<br />
Im März/April hat sich unsere Mitgliederzahl auf<br />
über 940 erhöht.<br />
Es wurden vierteljährliche Informationstreffen<br />
der Präsidenten AEROPERS/FEV (Vereinigung<br />
Flight Engeniers)/kapers abgehalten (Dachverband).<br />
Der absolute GAU ergab sich mit den „Luanda-<br />
Rotationen“. Die Probleme änderten sich beinahe<br />
stündlich und nicht nur unsere Planungsstelle<br />
war einem Kollaps nahe. Immer wieder mussten<br />
Änderungen aus dem Boden gestampft werden<br />
und die Krone wurde dem Problem aufgesetzt als<br />
dann noch ein Staatsstreich in Nigeria erfolgte.
Diese Übung hatte sogar Austritte aus der kapers<br />
zur Folge.<br />
Am 5. März 1975 wurde der neue Gesamtarbeitsvertrag<br />
von beiden Parteien unterschrieben.<br />
Diverse Reglemente mussten dann auch noch<br />
überarbeitet werden, blieben jedoch bis zum Abschluss<br />
dieser Arbeiten in Kraft.<br />
Per Ende 1975 haben wir zugestimmt, dass eine<br />
Anzahl Flight-Engineers (infolge von Überbestand),<br />
befristet als Galley-Stewards eingesetzt<br />
werden durften.<br />
Im 3. Quartal hiessen wir unser 1000. Mitglied<br />
willkommen<br />
1976:<br />
Am 18. Mai 1976 habe ich mein Amt als Präsident<br />
per 31. Dezember 1976 zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Die kapers erarbeitete eine Diskussionsgrundlage<br />
(Vorschläge) zH. Der SWISSAIR.<br />
Die Hauptthemen :<br />
- Mittel- bis langfristige Realisierung einer neuen<br />
Laufbahnplanung für das Kabinenpersonal<br />
-Absolute Gleichstellung aller Hostessen und<br />
Stewards/Purser<br />
Die Vorschläge wurden persönlich unserem Departementschef,<br />
Herrn R. Staubli, überreicht.<br />
Im April fand in Rio de Janeiro eine Tagung statt:<br />
die Gründung der IFAA (International Flight<br />
Attendants Association). Die kapers delegierte<br />
zwei Vorstandsmitglieder und die SWISSAIR<br />
stellte zwei Tickets für die Flüge aus. Die kapers<br />
war die ersten Vereinigung, welche der IFAA beigetreten<br />
ist, gefolgt von Lufthansa und weiteren<br />
Verbänden. Sitz der IFAA ist Montreal (die kapers<br />
war und ist heute noch eine Vereinigung im<br />
Unterschied z.B. zu Lufthansa).<br />
Im Juni stellte sich Theodor Pfister für die Wahl<br />
für das Präsidentenamt ab 1.1.77 zur Verfügung.<br />
Die Einarbeitung wurde bereits eingeleitet. Die<br />
übrigen Vorstandsmitglieder verblieben im Vorstand.<br />
Da Ende Jahr ein Präsidentenwechsel stattgefunden<br />
hatte, wurde Theodor Pfister vom Gesamtvorstand<br />
bereits im September (zu diesem Zeitpunkt<br />
war er bereits zum Präsidenten gewählt und<br />
bestätigt) zum Vorsitzenden der Salär-Verhandlungsdelegation<br />
gewählt.<br />
Hoch im Kurs und<br />
krisenfest!<br />
Frischer ist keiner<br />
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kabine 2/2011<br />
13
14<br />
Etienne Mehr<br />
Ehemaliges CCM und<br />
kapers Vorstandsmitglied<br />
Etienne Mehr<br />
Pensioniert seit November 1992 - Eintritt 19. Januar 1959<br />
Anmerkungen aus meiner Sicht zum 40. Geburtstag<br />
der kapers:<br />
1. Das Umfeld damals<br />
2. Quo Vadis<br />
3. Zukunft und Gratulation<br />
Das Umfeld damals<br />
Es gab 2 Vereinigungen<br />
-VDSS Vereinigung der Swissair Stewards<br />
-VDSH Vereinigung der Swissair Hostessen<br />
Es gab einiges, das heute wohl erstaunt: Die Alterslimite<br />
von 34 resp. 36 Jahren für die Hostessen.<br />
Der Begriff „Fräulein“ wurde abgeschafft.<br />
Das Crewcontrol rief nicht mehr: «Fräulein Meier,<br />
bitte beim Crewcontrol melden», sondern:<br />
«Frau Meier, bitte beim Crewcontrol melden.»<br />
Ein Hauptargument: Es gibt auch das Herrlein<br />
nicht.<br />
Das Kreuz des Ostens<br />
Der ungewöhnliche Roman von<br />
Werner Alex Walser, Ex-SR-Captain<br />
Auf Schloss Mondstein gerät die Welt der Familie Maibach von einem<br />
Tag auf den anderen aus den Fugen. Sohn Hardy, Swiss Copilot, fühlt<br />
sich daran mitschuldig.<br />
Ein Gesellschaftsroman, so packend wie ein Krimi.<br />
Aber Achtung: Crew Call nicht vergessen!<br />
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In beiden Fällen unbedingt «Codewort: Kabine 2011» anfügen!<br />
kabine 2/2011<br />
Die Hostessen durften nicht im Galley arbeiten.<br />
Da es zu wenige Stewards gab, wurden die Galleystewards<br />
ins Leben gerufen. Bald kamen auch<br />
die Aushilfshostessen dazu. Sie wurden auch das<br />
Hausfrauengeschwader genannt! Es war eine<br />
spannende Zeit der antiautoritären Phase. Es<br />
tauchten die 68ziger am Horizont auf.<br />
Wir hatten kein Sekretariat, keine speziellen Freitage,<br />
diese wurden aber langsam, von Fall zu Fall,<br />
erstritten und gewährt. Was wir hatten: Dr. H.P.<br />
Hirzel, Anwalt und ein Kenner des Aviatikrechts,<br />
stand dem Vorstand beratend zur Seite. Den damaligen<br />
Workload finden Sie bei der Gratulation<br />
von Hansjürg Jahraus bestens dokumentiert. Die<br />
Liste liesse sich noch lange fortsetzen.<br />
Quo Vadis<br />
Sollen wir eine Vereinigung bleiben oder uns einer<br />
Gewerkschaft anschliessen?<br />
Entscheid: Grundsätzlich bleiben wir eine Vereinigung,<br />
aber wir sind offen für Anpassungen.<br />
Heftig wurde über die Vor- und Nachteile diskutiert<br />
und gestritten! Kann unsere Interessen z.B.<br />
der VPOD vertreten? Wir fanden: Nein, zu viele<br />
Berufe befinden sich unter diesem Dach. Dazu<br />
bestand auch ein gewisser Neid gegenüber der<br />
Swissair und auch gegenüber dem fliegenden<br />
Personal. Wir hatten Freiflüge, sonstige günstige<br />
Einkaufsmöglichkeiten, super Sozialleistungen!<br />
Und heute?<br />
Jedes FA kann die damaligen Entscheidungen<br />
aus seiner Sicht sicher mit der aktuellen Situation<br />
selbst vergleichen!<br />
Zukunft<br />
Gerne lese ich jeweils die Nummer der „kabine“<br />
und staune über die gute Organisation des kapers<br />
Büros. Die Verfügbarkeit des Vorstandes und die<br />
Kompetenz der Leiter der Fachgremien sind beeindruckend.<br />
Vieles von heute gilt noch wie damals:<br />
die Unterstützung der kapers mit dem Erstellen<br />
von Flurapporten, Abstimmungen u.v.m.<br />
Der heutige Workload ist gross und vieles ist für<br />
mich neu. Doch das Wichtigste ist, dass es die<br />
kapers noch gibt<br />
Ich gratuliere der kapers herzlich zum 40. Jubiläum.<br />
Viel Kraft für die Erreichung der Ziele und<br />
Träume.
Urs A. Weber<br />
Milestones während meiner Amtsperiode als Präsident der kapers (1982)<br />
Etwas aussergewöhnlich startete meine Amtsperiode<br />
als kapers Präsident, denn kaum einige<br />
Monate als Vorstandsmitglied im Amt, wurde ich<br />
vom Vorstand gebeten der Nachfolger von Thedy<br />
Pfister zu werden! Was für mich nicht einfach<br />
war, denn Thedy war aus meiner Sicht einer der<br />
erfolgreichsten Visionäre und Führer der kapers.<br />
Nur dank der tatkräftigen Unterstützung der damaligen<br />
Vorstandsmitglieder war es mir überhaupt<br />
möglich, den Überblick der laufenden Geschäfte<br />
zu haben und die Umsetzung der erreichten Ziele<br />
voran zu treiben.<br />
Neuer GAV<br />
Nach dreijährigen Verhandlungen wurde der Gesamtarbeitsvertrag<br />
für das Kabinenpersonal aus<br />
dem Jahre 1975 überarbeitet und per 1.1.1982 in<br />
Kraft gesetzt.<br />
Dieser GAV war der Abschluss von mehreren Gesprächen<br />
und Verhandlungen, welche die Swissair<br />
mit den seinerzeitigen Grundsatzerklärungen<br />
eingeleitet hatte, wonach in Zukunft Ausbildung,<br />
Einsatz-, Aufstieg- und Karrieremöglichkeiten<br />
beim Kabinenpersonal für Damen und Herren<br />
identisch sein sollen.<br />
Diese wurde unter dem neuen Titel „Flight Attendant“<br />
zusammen geführt.<br />
Dieser GAV war also auch auf dem Stand mit<br />
dem Ausgang der Volksabstimmung vom 14. Juni<br />
1981 über „Gleiche Rechte für Mann und Frau“,<br />
denn bis dato war die Laufbahn und Entlöhnung<br />
der Hostessen und Stewards unterschiedlich.<br />
Nachfolgend die wesentlichen Neuerungen:<br />
• Möglichkeit für einen Bodeneinsatz für Air<br />
Hostessen bei Schwangerschaft oder generell<br />
aus medizinischen Gründen und Anrecht auf<br />
Weiterbeschäftigung, denn bis anhin ging das<br />
Anstellungsverhältnis des weiblichen Kabinenpersonals<br />
im Falle einer Schwangerschaft automatisch<br />
zu Ende. Seit 1982 ist dies nicht mehr<br />
möglich.<br />
• Gleiche Beförderungsmöglichkeiten für Hostessen<br />
wie Stewards zum Purser / Maître de Cabine.<br />
• Wesentliche FDR Verbesserungen und Festlegung<br />
der maximalen Flugleistung pro Monat<br />
und Jahr, sowie Festlegung der minimalen Anzahl<br />
Freitage pro Monat.<br />
Mit der Einführung dieses GAV wurde die Mit-<br />
sprache und Mitbestimmung des Berufsverbandes<br />
bei den Rotationen ganz wesentlich erweitert,<br />
denn bis zu diesem Zeitpunkt hatte die<br />
kapers nur das Recht diesbezüglich angehört zu<br />
werden!<br />
• Folgende Anpassung auf bezahlte Ferien pro<br />
Kalenderjahr:<br />
Im ersten Dienstjahr 21 Tage<br />
Ab zweiten Dienstjahr 28 Tage<br />
Ab fünftem Dienstjahr 35 Tage<br />
Ab neuntem Dienstjahr 42 Tage<br />
Ab zwanzigstem Dienstjahr 49 Tage<br />
• Die Erhöhung des Ferienanspruches um eine<br />
ganze Woche war dannzumal revolutionär, da<br />
sich das Kabinenpersonal innerhalb der gesamten<br />
Swissair Belegschaft punkto Ferien an die<br />
Spitze setzte. Ja, sogar auch gegenüber dem<br />
Cockpitpersonal! Eine wesentliche Neuerung<br />
war auch die Möglichkeit, den Bezug von Ferien<br />
in drei Teilen zu planen / einzugeben.<br />
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kabine 2/2011<br />
Urs A Weber<br />
Präsident der kapers 1982<br />
15
16<br />
• Erweiterung der Vorsorge Einrichtung (APK<br />
Reglement). Bei der Pensionierung wurde neu<br />
eine zusätzliche Altersleistung über die APK<br />
bis zum Zeitpunkt der AHV Berechtigung eine<br />
Übergangsrente ausbezahlt, die der höchsten<br />
AHV Altersrente entspricht.<br />
• Einführung des Vollzugskostenbeitrags für nicht<br />
Mitglieder.<br />
Es befremdete uns sehr, dass Nicht-Mitglieder<br />
von allgemeinen Verbesserungen wie GAV Änderungen<br />
uneingeschränkt profitierten, ohne dass<br />
sie gleichzeitig auch finanzielle Aufwendungen<br />
des Verbandes mitzutragen hatten.<br />
Da sämtliche Besatzungsmitglieder dem GAV<br />
unterstellt, jedoch nicht Mitglied der kapers sind,<br />
wurde ein Vollzugskostenbeitrag von 60% des<br />
jeweils geltenden ordentlichen kapers-Mitgliederbeitrages<br />
abgezogen und der kapers überwiesen.<br />
Dies als Beitrag an die Kosten, welche der<br />
kapers in Zusammenhang mit dem Ausbau und<br />
dem Vollzug des Arbeitsvertrages erwachsen.<br />
Abschliessend einige Auszüge / kurze Zusammenfassung<br />
aus dem Jahresgeschäft:<br />
• Angesichts des ausgezeichneten Jahresergebnisses<br />
im Jahre 1981 beschloss die Geschäftsleitung,<br />
ab 1. Juni 1982 auf allen Strecken den Passagieren<br />
in der Economy Klasse alkoholische<br />
Getränke kostenlos abzugeben. Mit diesem Entscheid<br />
entfiel das Einkassieren der Getränke und<br />
somit auch einige % Umsatzbeteiligung. Dieser<br />
Verlust wurde später mit einer % Erhöhung der<br />
Verkaufsprovision wieder kompensiert<br />
• Bis 1982 erfolgte die Auszahlung der Déplacement<br />
Entschädigungen genau gemäss Rotation<br />
im Voraus durch die Flughof Kasse oder die<br />
Auslandvertretung. Da diese Regelung nicht<br />
mehr zeitgemäss war, denn die erhaltene Pauschale<br />
hinkte hinter der Teuerung nach und<br />
führte meistens zu Nachzahlungen, wurde eine<br />
neue Spesenregelung auf der Basis einer SH /<br />
LH Stundenpauschale konzipiert. Nachträglich<br />
können wir feststellen, dass diese Regelung ein<br />
grosser Erfolg war, denn diese ist bis heute immer<br />
noch aktuell!<br />
• Bereinigung der personalpolitischen Aspekte<br />
bezüglich der Anstellung von Japanerinnen als<br />
F/A. Da die japanischen F/A dem gleichen GAV<br />
unterstanden, mussten die ungleichen Anstellungsbedingungen<br />
angepasst werden.<br />
kabine 2/2011<br />
Nachstehende Privilegien waren bis dato bei den<br />
Japanerinnen üblich:<br />
1. Keine Galley Duty<br />
2. Spezielle „housing allowance“<br />
3. Bezahlung der Transportkosten in Japan durch<br />
die Swissair<br />
4. Sprechen nur zwei Sprachen<br />
5. Rotationsbedingte Vorteile, wie 20 und mehr<br />
Freitage pro Monat oder sogar 15<br />
Freitage vor Ferien!<br />
• Die Ausarbeitung einer Teilzeit Arbeitsmöglichkeit<br />
für F/A innerhalb des GAV war für das<br />
fliegende Personal damals „bahnbrechend“ und<br />
sogar einmalig in Europa.<br />
• Anpassungen Saläre. Aufgrund des Geschäftsergebnisses<br />
1982 und in Anbetracht der damaligen<br />
Situation, erreichten wir bei der Salärverhandlung<br />
für das Jahr 1983 nur eine Anpassung<br />
von 3.0% für alle F/A und dies bei einer Teuerung<br />
von 6.2%!<br />
• Nebst den aufgeführten Geschäften fanden<br />
parallel auch noch die monatlichen Einsatzplanungsmeetings<br />
statt und vieles mehr!<br />
Die Vorstandsarbeit war eine harte aber auch eine<br />
befriedigende Zeit und die Zusammenarbeit mit<br />
unserem Sozialpartner war immer geprägt von<br />
Anerkennung, Vernunft und Kompromissbereitschaft.<br />
Alles in allem möchte ich die Erfahrungen, die<br />
kollegiale Zusammenarbeit und vor allem die<br />
schönen Erinnerungen nicht missen.<br />
Mit kollegialen Grüssen<br />
Urs A. Weber
Lucas Schelling<br />
kapers Vorstand von 1985 bis 1989; Präsident 1987 bis 1989<br />
Nach sechseinhalb Jahren Flugdienst bei der<br />
Swissair wurde mir klar, dass ich meinen Vorsatz,<br />
nach zwei bis drei Jahren Einsatz als Steward<br />
mein abgebrochenes Studium wieder aufzunehmen,<br />
begraben werde. Der Fliegerei-Virus hatte<br />
mich inzwischen derart gepackt, dass es mir fern<br />
lag, wieder die Schulbank zu drücken.<br />
Trotzdem wurde mir beim Gedanken etwas mulmig,<br />
nun mit 33 Lenzen eine jahre- oder gar jahrzehntelange<br />
Zukunft ausschliesslich mit Fliegen<br />
zu verbringen. So beschloss ich Mitte 1984, mich<br />
nach einer Tätigkeit umzusehen, die es mir erlauben<br />
würde, auch weiterhin zu fliegen.<br />
Beim Vorstand der kapers zeichneten sich gegen<br />
Ende ´84 einzelne Abgänge ab. Ich nutzte die Gelegenheit<br />
und liess mich als Kandidat für die anstehenden<br />
Vorstands-Wahlen aufstellen.<br />
Dabei hatte ich wenig konkrete Vorstellungen,<br />
was für Themenbereiche mich in der Aufgabe als<br />
VS-Mitglied erwarten würden. Auch die damaligen<br />
Verbandsziele waren mir grösstenteils noch<br />
unbekannt.<br />
Gut erinnere ich mich, dass mich die hohe Anzahl<br />
Kandidatinnen und Kandidaten einschüchterte,<br />
die sich für das Amtsjahr 1985 ebenfalls der Wahl<br />
stellten und somit meine Kontrahenten waren.<br />
Entsprechend kritisch habe ich auch meine Wahlchancen<br />
eingeschätzt.<br />
Aber es kam, wie es offenbar kommen musste -<br />
und ich gehofft hatte - ich wurde auf Anhieb mit<br />
einem erfreulichen Resultat (383 Stimmen) in den<br />
Vorstand gewählt.<br />
Damit begann für mich ein fünfjähriger lehrreicher,<br />
interessanter und spannender Lebensabschnitt.<br />
Bereits anlässlich meiner ersten Vorstandssitzung<br />
stellte ich mit Erstaunen fest, wie zahlreich der<br />
Vorstand personell bestückt war. Nebst dem Präsidenten<br />
und den beiden Vizepräsidenten waren<br />
noch weitere zwölf Personen im Kellerlokal des<br />
Aeropers Gebäudes am „Ewigen Wegli 10“ in<br />
Kloten anwesend: gesamthaft fünfzehn (!) Damen<br />
und Herren, verteilt über alle Funktionen:<br />
von Maître de Cabine, über Purser bis hin zu Hostessen<br />
und Stewards.<br />
Natürlich sollte und wollte jede und jeder von<br />
uns für eines oder mehrere Ressorts und Themen<br />
verantwortlich zeichnen. Bei der konstituierenden<br />
Sitzung wurden zwar die Fähigkeiten der neu<br />
dazu gestossenen Personen erfragt und angesprochen,<br />
die eigentliche Zuteilung der Themen fand<br />
dann aber eher nach „likes und „dislikes“ der bereits<br />
bestehenden Vorstandsmitglieder statt. Somit<br />
blieb die Ressortwahl für die „Rookies“, zu denen<br />
auch ich gehörte, eher marginal.<br />
Im Verlauf von weiteren Vorstandssitzungen<br />
musste ich dann zudem noch feststellen, dass auch<br />
der Stellenwert und die Gewichtung der verschiedenen<br />
Themen kaum unterschiedlicher hätten<br />
sein können. Hat mich die Tatsache, dass einzelne<br />
der anwesenden Personen praktisch während der<br />
ganzen Sitzung intensiv damit beschäftigt waren<br />
eisern zu schweigen, persönliche Briefe zu schreiben<br />
oder gar zu stricken, zwar anfänglich noch<br />
amüsiert, wurde mir aber bald einmal bewusst,<br />
dass ich unter solchen Umständen wohl kaum<br />
über längere Zeit dem Vorstand angehören würde.<br />
Dieses set-up entsprach nicht meiner Vorstellung<br />
einer interessanten Tätigkeit.<br />
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kabine 2/2011<br />
Lukas Schelling<br />
Präsident der kapers 1987 bis 1989<br />
Black Auszug (1,1)<br />
17
18<br />
Die Chance, etwas zu verändern, kam jedoch bereits<br />
acht Monate später. Der damalige Präsident<br />
Hans-Ueli Knutti sel. fragte mich, ob ich ab 1985<br />
die frei werdende Position eines der beiden Vizepräsidenten<br />
übernehmen wolle. Und ob ich wollte!<br />
Ein Jahr im Vorstand und schon Vizepräsident. Es<br />
sollte noch besser kommen. Nachdem Hans-Ueli<br />
die kapers vier Jahre präsidiert hatte, entschloss<br />
er sich Ende 1987 sein Amt abzugeben und (inzwischen<br />
zum Maître de Cabine ernannt) wieder<br />
zu 100% in den Flugdienst zurückzukehren.<br />
Die Chance und Herausforderung, mich als seinen<br />
Nachfolger für das Präsidium aufstellen und wählen<br />
zu lassen, nahm ich 1986 ebenfalls gerne an.<br />
Mit Genugtuung und Stolz darf ich heute nach<br />
über 20 Jahren rückblickend festhalten, dass<br />
unser damaliges Team in den rund vier Jahren<br />
meiner Amtszeit als Vizepräsident und Präsident<br />
sehr vieles versucht und auch vieles erreicht hat<br />
um den Weg zu ebnen, aus dem damals zuweilen<br />
noch etwas belächelten „Hausverband“ eine zunehmend<br />
professionelle Organisation mit einem<br />
professionellen Auftritt nach innen und aussen zu<br />
gestalten.<br />
Einer der ersten und wichtigsten Schritte hinsichtlich<br />
Erreichung dieses Zieles war sicher die<br />
Verkleinerung des damaligen Vorstandes von 15<br />
auf 13 Personen im Jahr 1986 und von 13 auf 9<br />
Personen ab dem Amtsjahr 1987.<br />
Der Auszug aus dem eher versteckten Kellerlokal<br />
des „Ewigen Wegli 10“ und der Einzug in das<br />
heute noch benutzte helle und präsentable Verbandssekretariat<br />
an der Dorfstrasse 29a in Kloten<br />
darf ebenfalls als Meilenstein betrachtet werden in<br />
Richtung eines profilierteren Auftrittes.<br />
Parallel dazu rüsteten wir das damalige Sekretariat<br />
mit einer zeitgemässen IT-Infrastruktur aus, mit<br />
Textverarbeitungsprogramm, Desktop-Publishing<br />
etc.<br />
Auch das Verbandsorgan „kabine“ wurde in dieser<br />
Zeit mit Hilfe einer Agentur komplett neu überarbeitet<br />
und gestaltet: vom mit Schreibmaschine geschriebenen<br />
A5 Büchlein hin zu einer modernen<br />
A4-Publikation, welche uns erlaubte, mittels der<br />
darin publizierten Werbung auch etwas Einnahmen<br />
zu generieren (mir persönlich hat immer die<br />
„Ta-Bou“-Werbung am besten gefallen ).<br />
Zusammen mit dem neuen Layout wurde damals<br />
auch das neue kapers-Logo mit dem unverwechselbaren<br />
roten Winkel geschaffen, welches übrigens<br />
heute noch die Titelseite der „kabine“, sowie<br />
kabine 2/2011<br />
das Briefpapier und die Webpage von kapers<br />
ziert.<br />
Auch die fachlichen und persönlichen Kompetenzen<br />
der Vorstandmitglieder haben wir sukzessive<br />
ausgebaut, indem wir jährlich wiederkehrende<br />
und aufeinander aufbauende Workshops,<br />
Klausuren und Weiterbildungskurse organisierten<br />
und besuchten, dies teilweise unter Beihilfe von<br />
externen Beratern oder in Zusammenarbeit mit<br />
Gewerkschaften anderer Fluggesellschaften. Zu<br />
unseren Deutschen Kollegen der damaligen DAG<br />
(Deutsche Angestellten Gewerkschaft; heute ver.<br />
di) hatten wir damals schon regen Kontakt, wenn<br />
auch in einem anderen Kontext als heute.<br />
Die „grossen Würfe“ der Verbandspolitik aber<br />
wurden - wie auch in Parteien und anderen Gewerkschaften<br />
üblich – intern vom sogenannten<br />
„harten Kern“ gemacht. Dieser setzte sich in den<br />
Jahren 1986-1989 aus Edgardo Badiali (heute<br />
CEO von Sénégal Airlines), Werner Mock, André<br />
Hirt, Sämi Rechsteiner und meiner Wenigkeit zusammen.<br />
Letztere drei Personen arbeiten übrigens<br />
auch heute noch bei der SWISS.<br />
Die Tage, Abende und Nächte, welche wir zu<br />
fünft, zu viert, zu dritt oder manchmal auch nur<br />
zu zweit bei Bier, Wein, gutem (meist selbstgekochtem)<br />
Essen, Zigarren etc. politisiert, Ideen<br />
generiert und Strategien entwickelt haben, gehen<br />
in die Hunderte.<br />
Auch wenn das Umfeld in dem sich die Luftverkehrsindustrie<br />
damals befand noch regulierter<br />
und weniger volatil war als heute, gab es nebst<br />
den Kernaufgaben (Gesamtarbeitsverträge, Arbeitszeitmodelle,<br />
Vorsorgeregelungen, FDR, etc.)<br />
zunehmend neue Themen, die uns beschäftigten.<br />
Mit der Einführung von non-stop Flügen nach<br />
Südamerika, Südafrika und in den fernen Osten<br />
anstelle der bisherigen Zwischenlandungen in<br />
Dakar, Nairobi, Bombay etc. kam z.B. ein Thema<br />
auf, das uns bis anhin nur marginal beschäftigt<br />
hatte: Ruhemöglichkeiten an Bord. Von den<br />
ersten aufblasbaren Crewsitzen (bei denen nach<br />
etwa zwei bis drei Stunden die Luft jeweils wieder<br />
draussen war), den mit Vorhang oder Trennwand<br />
abgetrennten Passagiersitzen (Economy!) über<br />
den sehr komfortablen aber durch die Lage in der<br />
Kabine „ertragsmindernden“ Crewbunk auf der<br />
MD-11 bis hin zu den heutigen LDMCR war es<br />
ein langer und teilweise beschwerlicher Weg. Die<br />
dienstälteren unter Ihnen können sich sicher noch<br />
bestens an die verschiedenen Etappen erinnern.<br />
Um das immer stärker anfallende Arbeitsvolumen<br />
bewältigen zu können, haben wir uns entschie-
den, in Anlehnung an das „Ferops-Modell“ der<br />
Aeropers auch bei der Kabine eine Regelung einzuführen,<br />
die uns genügend Arbeitszeit in der Aufgabe<br />
als Vorstandsmitglied sicherstellte; nach der<br />
erfolgreichen Abstimmung war die „Fekap-Regelung“<br />
geboren. Jedes kapers Mitglied gab alle drei<br />
Jahre einmal einen Ferientag ab zu Gunsten der<br />
kapers. Mit diesen Tagen arbeitete der Vorstand<br />
dann in erster Linie bis ins Jahr 2002 (anschliessend<br />
wurde mit Swissair eine Lösung gefunden<br />
ohne Beteiligung der kapers Mitglieder).<br />
Nebst all der Arbeit kamen aber auch der Spass<br />
und die Unterhaltung nicht zu kurz (auch wenn<br />
diese ganz schön teuer werden kann, wie nachfolgende<br />
Aufzeichnung zeigt).<br />
Im Jahr 1987 setzten wir uns ein weiteres hohes<br />
Ziel, nämlich kapers in der Schweiz und speziell<br />
auch im Grossraum Zürich einer breiten Öffentlichkeit<br />
bekannter zu machen. Was lag näher als<br />
einen Event zu organisieren, von dem im Radio<br />
und in den Printmedien berichtet werden sollte?<br />
Nach längeren internen Diskussionen entschied<br />
sich der Vorstand für einen Ball. Es sollte ein grosser<br />
Anlass werden, der die jährliche Ballsaison in<br />
Zürich jeweils eröffnet. Nach monatelangen Vorbereitungsarbeiten,<br />
Sponsorensuche, Zusammenstellung<br />
des Musik- und Unterhaltungsprogramms<br />
(für die Tanzmusik sorgte eine 16-köpfige Band)<br />
fand schliesslich Ende Oktober 88 in allen drei<br />
Sälen des Zürcher Kongresshauses der „Luftball-<br />
On“ - „around-the-world“ statt. Der Moderator,<br />
der durch den Abend führte, war kein Geringerer<br />
als Kurt Aeschbacher. Diejenigen CCM unter Ihnen,<br />
welche das Glück hatten, am Anlass teilnehmen<br />
zu können, werden mit mir einig gehen, dass<br />
der Abend perfekt und die Stimmung fantastisch<br />
war.<br />
Leider blieb es beim einen Ball; trotz Sponsoren<br />
und recht hohen Eintrittsgeldern, entpuppte sich<br />
der Ball als finanzielles „Fiasko“, und bereitete<br />
dem damaligen Finanzchef der kapers noch rund<br />
drei Jahre nach dem Anlass schlaflose Nächte.<br />
Wie bereits erwähnt, konnten wir in den Jahren<br />
meiner Amtszeit viele Ideen und Anliegen umsetzen;<br />
andere wiederum nicht. Einige waren sehr<br />
erfolgreich andere etwas weniger.<br />
So gab es nebst den Erfolgen auch immer wieder<br />
Rückschläge. Wir mussten Kompromisse eingehen,<br />
die uns schmerzten, ärgerten oder manchmal<br />
auch frustrierten. Angesichts der unterschiedlichen<br />
Standpunkte und Interessenslagen der beiden<br />
Sozialpartner lag und liegt dies aber per se in<br />
der Sache und Aufgabenstellung.<br />
Ich möchte deshalb meinen Rückblick mit folgendem,<br />
unsere FDR (Flight Duty Regulations)<br />
betreffenden Text abschliessen:<br />
Es ist der Verhandlungsdelegation der kapers<br />
nicht zu verdenken, dass sie angesichts der aktuellen<br />
Situation so gut wie keine Bereitschaft<br />
zeigte, Eingeständnisse zu machen. Die erklärte<br />
Absicht der Produktivitätssteigerung sowie die<br />
angespannte Personalsituation führten dazu, dass<br />
die bestehenden FDR’s in einer Art und Weise<br />
ausgelegt und angewandt werden, wie sie sicher<br />
nicht im Sinne der Erfinder waren.<br />
Dies ist weder ein Statement aus einer aktuellen<br />
2011-er Publikation der kapers, noch eine Meldung<br />
aus den Jahren 2007 und 2008, sondern ein<br />
1:1 Auszug aus dem kapers Jahresbericht von<br />
1985 also vor über 25 Jahren (!)<br />
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt<br />
Lucas Schelling<br />
diezi.com<br />
Die Umwelt liegt uns am Herzen.<br />
Dank modernster Technologie kommen 90% weniger Chemikalien bei uns zum<br />
Einsatz. Somit können wir umweltverträglicher produzieren – ein gutes Gefühl.<br />
wir drucken grüner.<br />
kabine 2/2011<br />
Offset Haller AG<br />
Kaiserstuhlstr. 36<br />
8154 Oberglatt<br />
Tel. 044 886 31 00<br />
info@offsethaller.ch<br />
www.offsethaller.ch<br />
19
Martin Guggi<br />
Präsident der kapers 1989 bis 2001<br />
20<br />
Martin Guggi<br />
12 1/2 Jahre kapers-Präsidium in 386 Worten<br />
Die erste Salärverhandlung, an der ich als Vorstandsmitglied<br />
der kapers teilgenommen habe,<br />
war geprägt vom automatischen Teuerungsausgleich<br />
und einer Reallohnerhöhung. Der Teuerungsausgleich<br />
war im damaligen GAV verankert,<br />
die Reallohnerhöhung wurde routinemässig<br />
gewährt. Welch ein Unterschied zu der darauf<br />
folgenden Zeit, in der ich der kapers als Präsident<br />
vorgestanden habe: Die Auswirkungen der<br />
Deregulierung der Luftfahrtindustrie machten<br />
sich mit voller Wucht bemerkbar und brachten<br />
die Gewinnmargen der Airlines, inkl. der Swissair,<br />
zum Ver-schwinden...<br />
Einige ausgewählte, repräsentative Stichworte zu<br />
meiner Amtszeit:<br />
Umzug aus der Garage in richtige Büros, Anschaffung<br />
eines Faxgeräts und eines PCs für<br />
xtausende Franken, erster Internetanschluss,<br />
Email und Abschaffung des Faxgeräts, Ausrüstung<br />
aller Arbeitsplätze mit PCs…<br />
Verkleinerung des Vorstandes, den Anforderungen<br />
und Schwerpunkten angepasste Struktur,<br />
Schulung der Vorstandsmitglieder und professionelles<br />
Teamcoaching, gezielte Kandidatensuche,<br />
Verlängerung der Amtszeit, geplante Nachfolgeregelung…<br />
Ausdehnung der internationalen und nationalen<br />
Beziehungen, Deutsche Angestelltengewerkschaft,<br />
International Flight Attendants Association,<br />
Austrian, Scandinavian, Finnair, KLM, Sabena,<br />
TAP, Crossair Flight Attendants Association,<br />
SKV, VPOD, Aeropers…<br />
Rotationsverhandlungen, -mitsprache und -mitbestimmung,<br />
vom 14-tägigen FE zur Nonstop-<br />
fliegerei, von der Luftmatratze über reservierte<br />
Passagiersitze zum Crew-bunk, Foreign Crew<br />
Bases, Delta-FAs…<br />
kabine 2/2011<br />
Kündigung des GAV durch Swissair, Neuverhandlung,<br />
befristete GAVs, GAV-Verhandlung<br />
als fixer Temin im Jahresprogramm, neue FDRs<br />
(siehe Crewrest). Balair/CTA-GAV…<br />
Gezielter Einbezug der Medien, Medienkonferenzen…<br />
Halifax, Nassenwil, 9/11, Bassersdorf…<br />
Während meinen 12 1/2 Jahren als Präsident entwickelte<br />
sich die kapers vom Hausverband zur<br />
Gewerkschaft mit professionellem Selbstverständnis,<br />
Strukturen und Beziehungen, die es ermöglicht<br />
haben, mit der grössten Krise der Swissair<br />
über-haupt umzugehen: Grounding...<br />
Innert weniger Wochen musste eine konkurrenzfähige<br />
Airline mit der maximal möglichen Anzahl<br />
von Arbeitsplätzen auf die Beine gestellt werden,<br />
Demonstration am Balsberg, Grossdemo auf dem<br />
Bundesplatz in Bern, Task Force Luftbrücke,<br />
Plan Phönix+, nächtliche, schon fast konspirative<br />
Verhandlungen in den Räumen einer Grossbank,<br />
Verhandlungen mit dem Crossair-Patron…<br />
Schliesslich scheiterte der mit unzähligen Airlinemanagern,<br />
Politkern, Bankern und Gewerkschaftern<br />
erarbeitete und hart verhandelte Kompromiss<br />
im Vorstand der kapers am Widerstand<br />
einer Mehrheit der Vorstandsmitglieder. Mein<br />
durch diesen Entscheid der Mehrheit ausgelöster<br />
Rücktritt brachte unerwartet einen Teil des Vorstandes<br />
zum Umdenken und Swiss International<br />
Airlines konnte dann auch von Seiten der Cabin<br />
Crew abheben…<br />
Meine Zeit im Vorstand der kapers war herausforderungs-,<br />
lehrreich und spannend. Ich wünsche<br />
allen, die heute in der Kabine arbeiten, viel<br />
Freude an ihrer Arbeit und danke insbesondere all<br />
jenen, die mich bei meiner Arbeit als kapers-Präsident<br />
und danach unterstützt haben…<br />
Martin Guggi
Yvonne Kastner Zimmermann<br />
40 Jahre kapers!<br />
Und einige Jahre davon (genau genommen 10) durfte ich als Vorstandsmitglied,<br />
Co-Präsidentin (gemeinsam mit Urs Eicher) und als Vizepräsidentin<br />
der kapers mitgestalten.<br />
Ich will Euch nicht mit einer Auflistung aller getätigten<br />
Geschäfte, Verhandlungen usw. aus dieser<br />
Zeit langweilen – wer Interesse hat kann all<br />
das in den Online-Ausgaben der kabine auf der<br />
Website der kapers nachlesen.<br />
Nur soviel kurz zur Geschichte: 1993 habe ich<br />
in der Fliegerei als sogenanntes Allein-Flight-<br />
Attendant auf dem Saab 340 bei der Crossair in<br />
Basel angefangen. Durch Gespräche mit Kolleginnen<br />
fand ich heraus, dass diejenigen, die nach<br />
meinem Eintrittsdatum angefangen haben weniger<br />
verdienten als ich – mein Sinn für Gerechtigkeit<br />
und mein soziales Engagement waren geweckt!<br />
Der Beitritt zur gerade neu entstandenen<br />
CFAA (Crossair Flight Attendant Association)<br />
war dann der nächste logische Schritt, um mich<br />
für die Kolleginnen in Basel einzusetzen – mit<br />
dem grossen Ziel: ein Gesamtarbeitsvertrag (den<br />
wir im 2001, dann bereits mit tatkräftiger Unterstützung<br />
der kapers, durchgeboxt haben).<br />
Bald schon kam es zur engen Zusammenarbeit<br />
mit der kapers (die damals die Kolleginnen und<br />
Kollegen von Swissair und Balair vertrat). Und<br />
ab 2000 war die kapers auch die offizielle Vertreterin<br />
der Crossair Flight Attendants. Dieses frühe<br />
Zusammenfügen der Corps hat es uns – ganz im<br />
Gegensatz zu den Piloten – in den darauf folgenden<br />
schweren Zeiten (Post-Grounding, Gründung<br />
der Swiss) um einiges einfacher gemacht.<br />
Nach dem Abgang von Martin Guggi kam Urs<br />
dann mit der Idee des Co-Präsidiums auf mich zu<br />
und auch wenn es gegenüber der Öffentlichkeit<br />
jeweils etwas schwierig war diese Konstellation<br />
zu erklären, so war sie doch zu dieser Zeit die einzig<br />
richtige Vertretung aller Mitglieder und fand<br />
im Vorstand sofortige Zustimmung (und wurde in<br />
der Abstimmung von den Mitgliedern auch überwältigend<br />
angenommen). Die Einigkeit zwischen<br />
Crossair und Swissair Vertretern im Vorstand der<br />
kapers sollte eine Signalwirkung für das gesamte<br />
Kabinenpersonal der Swiss haben.<br />
Urs und ich haben uns Amt und W(B)ürde des<br />
Co-Präsidiums gut aufgeteilt. Urs – als geborener<br />
Kommunikator und Netzwerker – übernahm neben<br />
der internen Geschäfte vor allem die Medienbetreuung<br />
und die öffentlichen Auftritte (Arena)<br />
und wurde für die Journalisten in kürzester Zeit<br />
die erste Ansprechperson für die schweizerische<br />
Luftfahrt im allgemeinen und die Swiss im besonderen.<br />
Meine Rolle war mehrheitlich das Wirken<br />
im Hintergrund. Denn die Öffentlichkeit interessierte<br />
sich nicht für die einzelnen Schicksale<br />
der kapers Mitglieder. So war ich oft konfrontiert<br />
mit Berufskolleginnen und –kollegen, die<br />
unter die Räder dieses Zusammenwachsens von<br />
Swissair und Crossair kamen und unter disziplinarischen<br />
Massnahmen der Firma litten, die weit<br />
über das Ziel hinausschossen. Häufig war ich bei<br />
Führungsgesprächen, Mediationen und Schlichtungsverfahren<br />
im Dienste unserer Mitglieder<br />
aktiv. Dieser Teil meiner Tätigkeit hat mich über<br />
das „abendliche check-out“ hinaus beschäftigt<br />
und mir auch schlaflose Nächte bereitet. Umso<br />
schöner war dann wiederum ein Flugeinsatz, welcher<br />
in der Regel mit Verlassen des OPS-Centers<br />
abgeschlossen war und keine Restanzen mit nach<br />
Hause brachte.<br />
Nach einem Jahr haben wir uns intern darauf verständigt,<br />
wieder zum bekannten Modell zurückzukehren<br />
(Präsident und zwei Vizepräsidenten).<br />
Auch dies geschah mit grosser Zustimmung der<br />
Mitglieder.<br />
Wir dürfen auf eine wirklich bewegte Zeit zurückblicken.<br />
Manchmal – so schien es – reichten die<br />
24 Stunden eines Tages schlicht nicht aus, alles zu<br />
erledigen. Unvergessen bleiben mir als Nachteule<br />
(die es selten vor Mitternacht ins Bett schafft) die<br />
intensiven Zugfahrten zwischen Basel (Wohnort)<br />
und Zürich (Arbeitsort), die meistens um 05:55<br />
gemeinsam mit Urs im Flugzug von Basel nach<br />
Zürich begannen.<br />
Auch das Ringen um Positionen (im Vorstand,<br />
insbesondere aber in den Verhandlungen mit<br />
der Swiss) war kräfteraubend und mit den eingeschränkten<br />
Mitteln, die der Swiss damals zur<br />
Verfügung standen, nicht gerade ein Vergnügen.<br />
Auch wenn es uns nicht die uneingeschränkte<br />
Zustimmung aller Mitglieder brachte, so war es<br />
doch zu gewissen Zeiten einfach unsere Aufgabe,<br />
noch Schlimmeres zu verhindern. Ich denke,<br />
ohne die kapers wären die Cabin Crew Members<br />
(und die Swiss) heute in einer weitaus weniger<br />
komfortablen Situation.<br />
Forza kapers – und jetzt geht das Wort an Urs!<br />
Mit herzlichen Grüssen und den besten Wünschen<br />
für die nächsten 40 Jahre,<br />
Yvonne Kastner Zimmermann<br />
Ehemalige Vize-, Co- und wieder Vizepräsidentin<br />
kabine 2/2011<br />
Yvonne Kastner Zimmermann<br />
Copräsidentin der kapers 2002<br />
21
Urs Eicher<br />
Präsident der kapers 2002 bis 2009<br />
22<br />
Urs Eicher<br />
40 Jahre kapers, Kompliment!<br />
Bevor ich nun einen kleinen Abriss über meine<br />
bewegten Jahre bei der kapers mache, erlaube ich<br />
mir, ein paar Erinnerungen an meine Kollegin und<br />
Co-Präsidentin Yvonne Kastner Zimmermann<br />
aufzuzeichnen.<br />
Nach dem überraschend schnellen Abgang des<br />
damaligen Präsidenten Martin Guggi, entschloss<br />
sich der Vorstand zu einem Co-Präsidium. Dies<br />
auch, um die beiden Kulturen Crossair und Swissair<br />
zu vereinheitlichen und dies mit den entsprechenden<br />
Personen auch nach aussen sichtbar<br />
zu machen. Mit Yvonne hätte mir nichts Besseres<br />
passieren können, ein Mix aus bestechender<br />
Fachsicherheit, vermischt mit immer klaren und<br />
kritischen Worten gegenüber Sozialpartnern und<br />
Kollegen.<br />
Yvonne hatte Zivilcourage, da konnte ich viel<br />
lernen. Auch ihre fast pedantische Genauigkeit in<br />
Wort und Schrift beeindruckte uns immer wieder.<br />
Jedes gesprochene Wort an Verhandlungen war<br />
auch noch Monate danach bei Yvonne einsehbar<br />
und zwar punktgenau!<br />
Yvonne Kastner Zimmermann war Suter-erprobt<br />
und konnte so kaum noch aus der Ruhe gebracht<br />
werden, dies hat uns geholfen und gestärkt. So<br />
bleiben mir nur gute Erinnerungen an die gemeinsame<br />
Co-Präsidentenzeit, diese Erinnerungen<br />
verbinden uns auch heute noch freundschaftlich,<br />
vielen Dank Yvonne.<br />
Schwierige Jahre 2001 - 2009<br />
Wenn ein Einstieg in das Präsidium der kapers<br />
während dem Grounding des Arbeitgebers Swissair<br />
vor sich geht, dann kann das nur Schwierigkeiten<br />
bedeuten.<br />
Wenn dann noch tausende von Arbeitsplätzen gestrichen<br />
werden; eine neue Firma aufgebaut werden<br />
soll, die von teilweise unfähigen Managern<br />
geführt wird; wenn komplett neue GAV ausgearbeitet<br />
werden müssen; aus zwei Firmen eine Neue<br />
geformt wird und dazu noch ein Nachlass verfolgt<br />
werden muss; dann sind das Herausforderungen<br />
auf die schlicht und einfach niemand vorbereitet<br />
war.<br />
Eine der aufgezählten Schwierigkeiten hätte eigentlich<br />
vollauf genügt, doch die Kumulation<br />
wurde für mich wohl zur grössten Herausforderung<br />
meines Lebens.<br />
Dazu kamen die Ansprüche von Politik und Medien,<br />
alles gehörte richtig geordnet und entsprechend<br />
bearbeitet.<br />
kabine 2/2011<br />
Die Jahre 2001 bis 2009 waren ohne Zweifel die<br />
weitaus schwierigsten Jahre in der Geschichte der<br />
kapers. Ich möchte hier nur Auszugsweise auf die<br />
Geschehnisse dieser Jahre eingehen, sonst müsste<br />
diese Jubiläumsausgabe in Buchform herausgegeben<br />
werden.<br />
Der Untergang der Swissair zeichnete sich im<br />
Frühjahr des Jahres 2001 langsam aber sicher ab,<br />
doch ernsthaft daran geglaubt hat zu dieser Zeit<br />
wohl noch keiner. Den Todesstoss bekam die Gesellschaft<br />
mit den Attentaten auf die Twintowers<br />
in New York. Die Mittel reichten nicht mehr, der<br />
Bund war zu keiner Finanzgarantie bereit und die<br />
Banken drehten den Geldhahn zu. Anfangs Oktober<br />
stand die Swissair am Boden, das einst Undenkbare<br />
war Tatsache geworden.<br />
Heute wissen wir, dass diese wirtschaftliche Blamage<br />
der Schweiz nicht nötig gewesen wäre, sondern<br />
das Resultat eines traurigen Machtspieles<br />
gewisser Kreise war. Auch hier lohnt sich ein näheres<br />
Betrachten nicht mehr, doch waren fast die<br />
gleichen Akteure bei der Bankenkrise im Jahre<br />
2008 wieder an den Schaltstellen und sie kamen<br />
wieder ungeschoren davon!<br />
Jetzt waren die Gewerkschaften gefordert, den<br />
von anderen angerichteten Schaden, so gut wie<br />
möglich in Grenzen zu halten. Doch war das bei<br />
einer Flottenreduktion von über einem Drittel ein<br />
Ding der Unmöglichkeit. Die kapers musste sich<br />
das erste Mal in ihrer Geschichte mit Entlassungen<br />
beschäftigen, ein unglaublich emotionales Thema,<br />
1000 Stellen bei der Kabine gingen verloren.<br />
Mit viel Einsatz und Herzblut konnten die Entlassungen<br />
nach Dienstalter (bottom-up) durchgesetzt<br />
und so soziale Katastrophen verhindert werden.<br />
Dies war nicht selbstverständlich, denn so wurde<br />
der ganze Wiederaufbau zwar teurer, aber alles<br />
andere wäre für mich und meine Kolleginnen und<br />
Kollegen nicht vertretbar gewesen. Ein halbes<br />
Jahr wurde die Rest-Swissair mit Bundesgeldern<br />
betrieben und konnte so in der Luft gehalten werden.<br />
Neben den Abbauarbeiten wurden parallel die<br />
GAV-Verhandlungen für die neue Firma aufgenommen,<br />
es war weder ein Name vorhanden noch<br />
war sicher, ob das Konstrukt überhaupt in die Luft<br />
kommen würde. Die schon nicht einfachen Verhandlungen<br />
wurden dann noch durch teilweise<br />
Unfähigkeit des neuen Yuppie-Managements unnötig<br />
behindert und in die Länge gezogen. Ende<br />
März 2002 kam es zum ersten GAV-Abschluss mit<br />
der neuen Swiss, das Vertragswerk wurde an der<br />
Urne aber prompt abgelehnt und musste in drei
Punkten nachverhandelt werden. Im Herbst 2002<br />
wurde der Vertrag dann ohne Probleme angenommen.<br />
Doch bereits im Frühling 2003 zeichneten sich<br />
schon neue Probleme ab. Der Irak-Krieg begann<br />
und SARS erschreckte die Welt, mit allen negativen<br />
Folgen für die Aviatik. Der Irak musste<br />
grossräumig umflogen werden und die Flüge nach<br />
Hong Kong waren über lange Zeit fast leer. Kombiniert<br />
mit der Unfähigkeit des Managements<br />
und den zuvor aufgezählten äusseren Problemen,<br />
zeichneten sich weitere Schreckensszenarien ab.<br />
Die Flotte wurde erneut verkleinert und wir hatten<br />
uns nochmals mit fast 700 Entlassungen auseinanderzusetzen.<br />
Dies besorgte uns weitere schlaflose<br />
Nächte und emotional tiefgehende Stunden.<br />
Doch auch nach diesem Kraftakt kam die Swiss<br />
nicht in Schwung, es wurde viel mehr Geld ausgegeben<br />
als eingenommen wurde, das konnte auf<br />
die Länge nicht gut gehen. Aeropers und kapers<br />
haben diese Probleme schon früh erkannt und<br />
bei der obersten Swiss-Führung vehement interveniert.<br />
Doch wurden wir dort als Schwarzseher<br />
wahrgenommen und unsere Bedenken abgetan.<br />
Anfangs 2004 konnten die Gewerkschaften Aeropers<br />
und kapers diesem Treiben nicht mehr<br />
länger tatenlos zusehen. Mit einer Grossveranstaltung<br />
in Bülach und der daran anschliessenden<br />
Unterschriftensammlung wurde dem damaligen<br />
CEO das Vertrauen des Personals entzogen. Diese<br />
Aktion brachte den Stein ins Rollen und der Verwaltungsrat<br />
intervenierte spät, aber letztlich klar,<br />
der CEO und weitere Exponenten der Suter-Boys<br />
wurden abgesetzt. Zwar noch vergoldet..., aber<br />
lassen wir dieses leide Thema.<br />
Heute wissen wir, dass die Swiss zu dieser Zeit<br />
am Rande des endgültigen Abgrundes gestanden<br />
ist, weder die Politik noch die Wirtschaft waren<br />
bereit nochmals Geld einzubringen. Mit Christoph<br />
Franz und dem Verkauf an die Lufthansa, begann<br />
sich das Blatt langsam zu wenden. Doch war dies<br />
nur möglich, weil das Personal viele Einbussen<br />
hingenommen und durch Verschlechterungen der<br />
Arbeits- und Lohnbedingungen wesentlich zum<br />
Wiederaufbau beigetragen hat. Seit gut drei Jahren<br />
befindet sich die Swiss auf sicheren Beinen<br />
und die kapers schaut auf ihre neun bewegtesten<br />
Jahre der vierzigjährigen Verbandsgeschichte zurück.<br />
Ich danke nochmals allen meinen Kolleginnen<br />
und Kollegen, die mich durch diese unglaublichen<br />
Zeiten begleitet haben, von ganzem Herzen. Ohne<br />
sie hätte ich wohl kaum die Kraft gehabt, dies so<br />
lange durchzustehen.<br />
Den aktiven Kolleginnen und Kollegen wünsche<br />
ich Durchhaltewillen und Kampfkraft, es ist langsam<br />
Zeit für ein Payback an die Belegschaft!<br />
Weiter wünsche ich Euch wieder die Besonnenheit,<br />
sich um das Tagesgeschäft der Gewerkschaft<br />
kümmern zu können ohne die Existenzangst im<br />
Genick zu spüren.<br />
Die Gewerkschaft kapers braucht es mehr denn<br />
je, die vergangen Jahre haben dies eindrücklich<br />
gezeigt. In diesem Sinne wünsche ich Euch Allen<br />
weitere erfolgreiche vierzig Jahre.<br />
Urs Eicher<br />
Co-Präsident und Präsident von 2001 - 2009<br />
RUNWAY 34<br />
17. JUNE 2011<br />
BOARDING STARTS<br />
AT 19.00<br />
PARTY FROM AIRLINERS<br />
FOR AIRLINERS<br />
WWW.NIGHTSTOP.CH<br />
PRESENTED BY<br />
kabine 2/2011<br />
23
24<br />
Happy 40th Anniversary, kapers!<br />
Memories of Some Former kapers Board Members<br />
A number of former kapers Board members agreed to share some of<br />
their memory with kabine about their time on the kapers Board. While<br />
you find their individual reports in German, here is a summery of the<br />
most important or remarkable statements:<br />
Etienne Mehr (xxxx - xxxx) was on the Board<br />
of kapers<br />
• when the 68-ers slowly appeared on the horizon,<br />
• during the antiautoritarian phase,<br />
• when the term „Fräulein“ (Miss) was abolished<br />
and<br />
• the, what was called, housewife-squadron<br />
(Temp-F/A) joined the cabin crews.<br />
• Two individual, gender specific associations<br />
joined forces.<br />
• There was no kapers-office or specific free<br />
days for the Board members.<br />
• It was discussed if it made sense to join a big<br />
union or to continue to work independently as<br />
an association. VPOD was considered unsuitable<br />
as there were too many different professions<br />
being represented and there were doubts if they<br />
would be able to understand and represent the<br />
very specific needs of the cabin crew members.<br />
Envy was felt towards cabin crews because of<br />
free flights or interesting shopping opportunities,<br />
etc.<br />
Etienne Mehr finally points out that supporting<br />
the union was as important then as it is today. And<br />
how can kapers be supported best? By writing<br />
flight reports!<br />
Hansjürg Jahraus was president between 1974<br />
and 1976. A few issues that kept them busy:<br />
• The idea of licensing cabin crew members<br />
was dismissed <strong>since</strong> Flight Attendant was not<br />
acknowledged as a profession but rather a job<br />
and had therefore no chance of getting a licence.<br />
(Remark by the editor: The professional exam<br />
was born only years later in 1992.)<br />
• The CWA 75 contained a 100% automatic inflation<br />
adjustment (almost 10% then) and the<br />
equal treatment of gender issues.<br />
• Already then cost cuts were discussed regarding<br />
schedules and had to be rejected when<br />
they were considered too tough. However, he<br />
recalls the negotiation atmosphere as pleasant<br />
and pragmatic yet allowing perseverance.<br />
• The 50th anniversary of Flight Attendant existence<br />
was celebrated big in Oerlikon,<br />
• kapers welcomed the 1.000th member, and<br />
• the roof organisation Aeropers/FEV/kapers<br />
was founded.<br />
• The Luanda crisis culminated in the coup d’état<br />
in Nigeria that was a real challenge for kapers<br />
as well as for the schedule planning and even<br />
made some members cancel their membership<br />
at kapers.<br />
• Because there were too many flight engineers at<br />
that time they were cross-trained and scheduled<br />
as galley stewards for a limited period of time.<br />
• In 1976 a career model was agreed that respected<br />
kabine 2/2011<br />
a full equality between men and women.<br />
• IFAA was founded in Rio de Janeiro. kapers<br />
was one of the first associations to join. Two<br />
kapers Board members were present, Swissair<br />
provided the tickets.<br />
With Urs A. Weber there is someone remembering<br />
the „good old times“, who is also known by<br />
the younger generations among us. He was president<br />
of kapers in 1982 and succeeded Thedy<br />
Pfister who, according to Urs, was one of the most<br />
successful visionaries and leaders of kapers.<br />
• With the equality law that was agreed by the<br />
Swiss citizens in 1981 all regulations had to be<br />
adapted.<br />
• From now on expecting mothers were given<br />
the opportunity to work on ground during their<br />
pregnancy and granted their job if they decided<br />
to return to it.<br />
• FDR were improved in terms of stipulating a<br />
maximum flight duty time per month and year<br />
as well as minimum monthly free days.<br />
• Co-determination and consultation of the association<br />
in regard of the rotations was widely<br />
extended. So far kapers had only been granted<br />
the right to be heard.<br />
• Vacation entitlement was increased by up to a<br />
revolutionary full week from 21 to 49 days depending<br />
on years of service, divided in 5 steps.<br />
• Due to the earlier retirement an additional compensation<br />
was paid out until the age of the ordinary<br />
pension was reached.<br />
• Of course, already then, all crew members did<br />
benefit from kapers‘ achievements in the CWA.<br />
Therefore the contribution was agreed on for<br />
non-members that was 60% of the membership<br />
fee.<br />
• Due to the fantastic financial result in 1981 the<br />
management decided to serve all alcoholic beverages<br />
in economy free of charge (from 01 June<br />
1982). From then on the cashing in of drinks as<br />
well as the provision for the crews disappeared.<br />
This financial loss was compensated a while later<br />
by an increase of the sales provision rate.<br />
• Up to 1982 the expense compensation was paid<br />
out by the airport cashier or by the station abroad<br />
depending on and prior to the actual rotation.<br />
This was not contemporary anymore and<br />
the procedure was finally changed to the hourly<br />
SH/LH rate. Looking back this new procedure<br />
was obviously successful as it is still in place<br />
today!<br />
• Since the Japanese F/A had to be integrated in<br />
the CWA the different conditions of employment<br />
needed to be adapted.<br />
• Offering part-time contracts for cabin crew<br />
members within the CWA was revolutionary<br />
and even new to Europe.
Urs A. Weber recalls the time on the Board of kapers<br />
as tough but satisfactory and in his opinion<br />
the collaboration with the social partner was always<br />
appreciated, decent, and there was willingness<br />
to compromise.<br />
Lucas Schelling, was Board member from 1985<br />
until 1987, and two more years as kapers president.<br />
He started flying with the intention to go<br />
back to his studies after 2 to 3 years. After more<br />
than 6 years he was looking for a new challenge<br />
instead. Despite a remarkable number of fellow<br />
candidates he was elected to the kapers Board<br />
although he did not have precise intentions or<br />
goals. The Board consisted of 15 people who worked<br />
out of the basement of the Aeropers building<br />
at Kloten. He found the commitment of some of<br />
his colleagues on the Board rather irritating and<br />
could not see himself spend too much time under<br />
the given circumstances. Hans-Ueli Knutti, who<br />
was president at the time, encouraged him to run<br />
for presidency and so he was elected in 87. A core<br />
group discussed politics, debated, set strategies<br />
over beer, a glass of wine, mostly home-cooked<br />
meals, smoking cigars in uncountable working<br />
days, -evenings, even –nights. The aviation was<br />
relatively quiet.<br />
• kapers evolved from the in-house association<br />
to a professional union that was taken seriously,<br />
reduced the number of Board members to 13<br />
and finally to 9,<br />
• moved out of Ewiges Wegli 10 to Dorfstrasse<br />
29a.<br />
• Besides the usual CWA subjects new challenges<br />
came up with nonstop-flights to South America,<br />
South Africa or the Far East where now crew<br />
rests had to be discussed: Inflatable crew seats<br />
that lost the air after three hours, curtains separating<br />
Y-seats, and finally a proceeds diminishing<br />
crew bunk in the cabin (MD-11).<br />
• In order to compensate some of the working<br />
time of the Board and committee members, every<br />
three years one vacation day was deducted<br />
from the members’ entitlement and credited to<br />
kapers for their use. This system had been in<br />
force at Aeropers for some time and lasted until<br />
2002.<br />
• Lucas remembers the great event that should<br />
help kapers getting more attention in public:<br />
A ball in the Zurich Kongresshalle, presented<br />
by the popular TV-celebrity Kurt Aeschbacher,<br />
was huge and left kapers‘ treasurer suffering<br />
sleepless nights for 3 more years despite high<br />
entry fees and sponsoring.<br />
• It was the birth of the IT period;<br />
• kapers chose a logo that still stands today.<br />
• The journal kabine was transformed from an<br />
A5-booklet, machine-typed and copied, to an<br />
A4-publication containing advertisement. Lucas’<br />
favourite ads used to be those by Ta-Bou.<br />
• The kapers representatives enjoyed professional<br />
training by external experts.<br />
• The union established contacts to Ver.di’s predecessor<br />
DAG in Germany under different aspects<br />
than today.<br />
“The kapers negotiation-delegation is not to be<br />
blamed for giving in only little concessions in the<br />
present situation. The declared intention to increase<br />
productivity as well as the tense employment<br />
situation led to interpreting the FDR in a way it<br />
did not serve the actual purpose.”<br />
By the way this is actually an extract from the<br />
activity report from 1985 that reported not only<br />
success but also setbacks. Shame on everyone<br />
who had a different idea!<br />
For over 12 years Martin Guggi was on the kapers<br />
Board.<br />
• It was the time when the aviation started to tumble<br />
and profits started melting rapidly.<br />
• It was also the time when a computer cost<br />
thousands of Swiss francs, the first internet access<br />
was installed, e-mails came up, and every<br />
work station was equipped with a PC.<br />
• A number of organisational matters kept the fewer<br />
Board members busy. They came up with<br />
more suitable structures, longer office period,<br />
and assessing capable candidates and successors.<br />
• International and national relations were extended<br />
to other airlines and associations.<br />
• Foreign crew bases and crew exchange with<br />
Delta were new subjects.<br />
• More issues contained a new negotiation of the<br />
CWA after Swissair terminated the existing one,<br />
limited CWA, Balair/CTA-CWA.<br />
• Contact was established with the media and media<br />
conferences were held.<br />
• Painful memories are the crashes at Halifax,<br />
Nassenwil, and Bassersdorf as well as 9/11.<br />
During his 12 ½ years as president kapers developed<br />
from an in-house association to a professional<br />
union with structures and relationships that<br />
enabled the association to cope with the biggest<br />
Swissair crisis ever: the grounding. Within a few<br />
weeks a competitive airline with as many work<br />
places as possible had to be set up accompanied<br />
by demonstrations at Balsberg, in Berne, night<br />
long almost conspirative negotiations in the offices<br />
of a major bank, or with the Crossair boss.<br />
In the end the agreed compromise, which was tediously<br />
negotiated with airline managers, politi-<br />
kabine 2/2011<br />
25
26<br />
cians, bankers, and unions failed within the Board<br />
of kapers due to the opposition of the majority<br />
of the Board members. Martin Guggi resigned<br />
from the Board and as a consequence, his decision<br />
made a part of the Board members to reconsider<br />
and unexpectedly change their minds. Swiss<br />
International Airlines was ready to take off also<br />
from the cabin crew side.<br />
Yvonne Kastner spent 10 years as a Board member,<br />
co-president (together with Urs Eicher), and<br />
vice-president of kapers. She started flying 1993<br />
for Crossair as a sole F/A on Saab 340. When she<br />
found out that the salary of her co-workers who<br />
joined after her was lower than hers, Yvonne joined<br />
CFAA (Crossair Flight Attendant Association)<br />
to stand in against unfairness in Basel with<br />
the great goal (that was accomplished in 2001<br />
with support by kapers): CWA.<br />
Soon CFAA and kapers (at that time representing<br />
CCM of Swissair and Balair) started working together<br />
more closely. From 2000 kapers also offi-<br />
Dorfstrasse 11, Postfach H432<br />
8302 Kloten<br />
Tel. 043 255 41 61, Fax 044 813 52 45<br />
kabine 2/2011<br />
cially represented the flight attendants at Crossair.<br />
Retrospectively this joining together the different<br />
corps (unlike the pilots) helped a lot during the<br />
difficult times to come (post-grounding, founding<br />
of Swiss).<br />
Urs Eicher came up with the idea of the co-presidency<br />
and according to Yvonne this was the only<br />
right thing to do, found support within the Board<br />
as well as members immediately although it was<br />
sometimes a bit difficult to explain in public. The<br />
agreement between Crossair and Swissair representatives<br />
on the Board of kapers worked like a<br />
signal for the entire cabin crews of Swiss.<br />
While Urs was soon very popular with the media,<br />
Yvonne was active behind the scenes where<br />
she took care of the individual difficulties certain<br />
members had to face during the “growing together”<br />
of two philosophies. This sometimes went<br />
beyond office hours and she suffered more than<br />
one sleepless night. Even more did she enjoy the<br />
flying part when check-out at the OPS-Center<br />
meant “mission accomplished” (usually).<br />
After a year the Board, and members in a vote,<br />
agreed to go back to the previous model: President<br />
and two vice-presidents.<br />
Times were busy and sometimes 24 hours seemed<br />
like not enough.<br />
Times were tough, negotiations within the Board<br />
and in particular with Swiss were exhausting<br />
and no real pleasure as there were no unlimited<br />
funds to live on. Even if kapers was not always<br />
supported by the members, the Board had little<br />
choice at times to prevent things getting worse.<br />
Yvonne is convinced that without kapers the cabin<br />
crews (and Swiss) would find themselves in a<br />
far less comfortable situation today.<br />
Urs Eicher became president during the Swissair<br />
grounding and was immediately confronted with<br />
• mass dismissals (1.000 jobs were cut only in the<br />
cabin),<br />
• setting up of a new airline out of two (the entire<br />
fleet was reduced by a third),<br />
• negotiating CWAs from scratch,<br />
• pursuing the liquidation of Swissair. (Dear reader,<br />
aren’t you getting dizzy just reading about<br />
all this?)<br />
No one was prepared for something alike. On top<br />
of everything Urs was coping with political interests<br />
or the media; it’s pretty understandable that<br />
he states all that as the biggest challenge of his<br />
life. The unions tried to keep the damage - done<br />
by others - to a minimum.
He shared a year with Yvonne (who he considered<br />
a real asset, whose knowledge and civil courage<br />
were remarkable, who remained calm when the<br />
going went tough) in a co-presidency.<br />
No one really predicted what was happening to<br />
Swissair when it all came to its climax with the<br />
terror attacks in New York. By now we know that<br />
this economical embarrassment in Switzerland<br />
would not have been necessary and amazingly<br />
enough almost the same actors walked out again<br />
2008 from the banking crisis.<br />
Dismissing employees bottom-up made the<br />
whole set-up more expensive but, in doing so social<br />
catastrophes could widely be avoided. Anything<br />
else was unthinkable for the kapers Board.<br />
Swissair was operated on state money for another<br />
six months before the new company was ready<br />
to take-off. Not an easy task and the new yuppiemanagement<br />
didn’t help much.<br />
Trouble was not over when in spring 2003 the<br />
war in Iraq and SARS shook the world. Again the<br />
fleet was reduced and again kapers had to cope<br />
with 700 dismissals, a very emotional task with<br />
more sleepless nights. Aeropers and kapers warned<br />
the top management that too much money<br />
was being spent, but no one really seemed to care.<br />
In a big staff event at the beginning of 2004 in<br />
Bülach and the following petition the employees<br />
declared the CEO loss of confidence. Better late<br />
than never: the Board of Executives intervened<br />
and the CEO together with some other exponents<br />
was exchanged.<br />
With Christoph Franz and the selling to Lufthansa<br />
the situation improved slowly. This was only possible<br />
because of a lot of sacrifices suffered by the<br />
personnel. Worse working and salary conditions<br />
helped Swiss to finally go back on track. For the<br />
last three years Swiss has recovered and kapers<br />
is looking back to the nine craziest years in its 40<br />
years of history.<br />
In Urs’ point of view it is time for a pay back<br />
and he wishes kapers to be able to go back to the<br />
daily business without the feeling of existential<br />
fear in the neck.<br />
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kabine 2/2011<br />
27
28<br />
Georg Zimmermann<br />
Geschäftsführer kapers<br />
Die Streichung der<br />
Amtsdauerbeschränkung<br />
hatte zur Folge,<br />
dass sich die personelle<br />
Konsistenz im kapers<br />
Vorstand markant<br />
erhöhte.<br />
Zerreissproben<br />
40 Jahre kapers, und die letzten 20 Jahre davon durfte ich „live“ miterleben:<br />
ein wohl einmaliges Privileg.<br />
1991, als Susanne Meier (damals noch Schmutz)<br />
als Redaktorin der kabine aus dem Vorstand zurück<br />
trat und krampfhaft nach einem Nachfolger<br />
oder einer Nachfolgerin gesucht wurde, war<br />
ich per Zufall mit Colette Bastin, damals noch<br />
Vizepräsidentin der kapers, auf einer Rotation<br />
zwischen Tokyo und Zürich unterwegs. Sie erzählte<br />
mir von der Vakanz im Vorstand und ich<br />
interessierte mich für diese Aufgabe. Es folgte ein<br />
kurzes Vorstellungsgespräch mit dem Gesamtvorstand,<br />
wobei natürlich meine Haltung zum damaligen<br />
Disput über den automatischen Teuerungsausgleich<br />
ausführlich erfragt wurde. Die Haltung<br />
des restlichen Vorstandes und der überwiegenden<br />
Mehrzahl der Mitglieder, welche in einer nachfolgenden<br />
Umfrage ihre Meinung kundtun konnten,<br />
war eindeutig und deckte sich mit der meinigen:<br />
Trotz drohender Kündigung des damaligen unbefristeten<br />
Gesamtarbeitsvertrages (GAV) auf dem<br />
automatischen Teuerungsausgleich bestehen. Die<br />
Folge: die Swissair kündete den GAV und es<br />
folgten langwierige Verhandlungen in den Jahren<br />
1992 und 1993 über ein Nachfolgewerk. Dieses<br />
kam denn auch zustande. Dreh- und Angelpunkt<br />
war der „Deal“: Einsparungen auf der Personalkostenebene<br />
von Fr. 30 Mio. im Rahmen des<br />
Projektes „Move“ gegenüber erweiterten Mitwirkungsrechten<br />
zu Gunsten der kapers, namentlich<br />
die Mitbestimmung bei den Rotationen und die<br />
Mitsprache betreffend Arbeitsplatz und –mittel.<br />
Auch die Flugdienstregelungen wurden durch ein<br />
völlig neues System, das sogenannte Belastungsmodell,<br />
ersetzt, welches im Vorstand zu höchst<br />
kontroversen Diskussionen, ja sogar zu einer<br />
eigentlichen Zerreissprobe führte. Es war sicher<br />
nicht die erste, aber mit Bestimmtheit auch nicht<br />
die letzte Zerreissprobe, welcher der Vorstand der<br />
kapers als auch die Organisation als Ganzes ausgesetzt<br />
war. Und ich möchte mich bei den nachfolgenden<br />
Ausführungen unter anderem auf diese<br />
nicht wenigen „Erlebnisse“ (nicht abschliessend)<br />
beschränken, denn genau diese Erlebnisse haben<br />
die kapers jeweils gestärkt hervorgehen lassen,<br />
wohl stärker als sie gemeinhin wahrgenommen<br />
wird (frei nach dem Motto: was dich nicht umbringt,<br />
macht dich stark).<br />
Zerreissprobe Nr. 2<br />
GAV-Verhandlungen 1995 und 1997<br />
Auch die Verhandlungen über einen neuen GAV<br />
für 1995 und 1997 waren geprägt vom enormen<br />
Spardruck der Swissair, welcher sich aufgrund<br />
der Liberalisierung im Luftverkehr abzeichnete.<br />
Der damalige Personalchef hiess Jürg Marx und<br />
schon bald kursierte kapers-intern das Bonmot<br />
„Marx ist die Theorie, Murks ist die Praxis“.<br />
Der Übertitel „personalpolitisches Tschernobyl“<br />
zu einem beleuchtenden Bericht über diese Ver-<br />
kabine 2/2011<br />
handlungen in einer Ausgabe der kabine führte<br />
zu etwas mehr als einer üblichen Verstimmung<br />
zwischen der Swissair und der kapers. An diesen<br />
Verhandlungen erlebte ich aber auch zum ersten<br />
Mal, dass Vorstandsmitglieder mit Tränen in den<br />
Augen dem beinahe ungeheuren Druck und den<br />
gewaltigen Frustrationen über die Machtlosigkeit<br />
gegenüber der Skrupellosigkeit einiger Manager<br />
freien Lauf liessen.<br />
Meilenstein Berufsprüfung<br />
Ein seit praktisch von Beginn weg gehegtes Anliegen<br />
der kapers war, dem Berufsbild einen<br />
besseren und vor allem gerechteren Anstrich zu<br />
geben. Oft wurde unsere Aufgabe als „bessere<br />
Servierdüsen“ und auf dem Arbeitsmarkt als<br />
Durchgangsjob mit Nebenbeschäftigungscharakter<br />
wahrgenommen. Mit der Einführung der Berufsprüfung<br />
im Jahre 1992 kam die kapers dem<br />
Ziel ein Stück näher, von diesem negativen Berufsbild<br />
Abstand zu gewinnen.<br />
Vorstandszusammensetzung<br />
Bekanntlich stehen potentielle Kandidaten für<br />
ein Vorstandsmandat Schlange. Nein, Spass beiseite:<br />
oft war es mit einem nicht unerheblichen<br />
Aufwand verbunden, Nachfolger oder Nachfolgerinnen<br />
für ein zurückgetretenes Vorstandsmitglied<br />
zu finden. Auslöser dafür war auch eine<br />
Amtsdauerbeschränkung von sechs Jahren, welche<br />
die Statuten anfangs der 90-er Jahre noch<br />
vorschrieben. Zuerst wurde krampfhaft versucht,<br />
geeignete und willige, damals noch als Flight Attendant<br />
bezeichnete Kolleginnen und Kollegen<br />
zu finden. Es war meistens eine Suche nach der<br />
Stecknadel im Heuhaufen, frei nach einem Zitat<br />
Rousseaus: „Der Jammer mit der Menschheit ist,<br />
dass die Klugen feige, die Tapferen dumm und<br />
die Fähigen ungeduldig sind. Das Ideal wäre der<br />
tapfere Kluge mit der nötigen Geduld.“ Ich will<br />
damit aber in keiner Weise behaupten, der Vorstand<br />
setze und setzte sich nur aus lauter feigen<br />
Klugen, dummen Tapferen und ungeduldigen Fähigen<br />
zusammen. Der Vorstand kam nach langen<br />
und intensiven Diskussionen zum Schluss, den<br />
kapers-Mitgliedern die Streichung der Amtsdauerbeschränkung<br />
zu beantragen. In einer Abstimmung<br />
wurde einer dahingehenden Anpassung<br />
der Statuten zugestimmt, was zur Folge hatte,<br />
dass sich die personelle Konsistenz markant erhöhte,<br />
dies im Gegensatz zur Arbeitgeberseite,<br />
auf welcher in der Regel die Chefs im Drei- bis<br />
maximal Fünfjahresrhythmus ausgewechselt<br />
wurden und dies leider nicht nur immer zu Gunsten<br />
der kapers. Vielmehr war es oft ein Schritt<br />
vom sprichwörtlichen Regen in die Traufe. Die
Vorteile für den kapers-Vorstand lagen aber jeweils<br />
auf der Hand: Dank der ausgesprochen und<br />
exorbitant tieferen Fluktuationsrate ergab sich<br />
gegenüber den diversen Managementvertretern<br />
ein Wissensvorsprung, der nahezu unerreichbar<br />
war, was letztere wiederum leider nicht darin hinderte,<br />
immer wieder zu versuchen, das Rad neu<br />
erfinden zu wollen. Doch dank ihres Wissensvorsprunges<br />
konnte die kapers in den vergangenen<br />
Jahren und Jahrzehnten so einiges an unseligen<br />
und unsäglichen „Neuerfindungen“ der Fliegerei<br />
verhindern.<br />
Zerreissprobe Nr. 3<br />
Zusammenschluss CFAA - kapers<br />
Ende der 90-er Jahre wuchs die SAirGroup, legte<br />
sich Airline um Airline zu (zuerst lokal mit Balair/<br />
CTA und Crossair, dann europaweit mit Sabena,<br />
LTU usw.) und – wie uns allen sattsam bekannt<br />
– verschluckte sich an den allzu grossen Brocken.<br />
Für den Vorstand der kapers war damals schon<br />
klar, dass er sich nicht nur auf die Vertretung der<br />
Swissair-Flight Attendants beschränken kann,<br />
sondern zum Schutz des gesamten Kabinenpersonals<br />
der in der SAirGroup vereinigten Airlines<br />
beitragen musste. So resultierte denn auch ein<br />
GAV mit der Balair/CTA und noch im Sommer<br />
2001 mit der Crossair. Es war ein Glücksfall, dass<br />
die damalige Crossair Flight Attendant Association<br />
(CFAA) den Anschluss an die kapers suchte.<br />
Während zahlreichen gemeinsamen Sitzungen<br />
wurde ein Konzept eines Zusammenschlusses der<br />
beiden Verbände entwickelt und im 1999 auch verwirklicht.<br />
Doch dieser Zusammenschluss brachte<br />
auch einiges an Spannungen zu Tage: Wer ist im<br />
neuen Vorstand noch vertreten? Wie gliedert sich<br />
der Vorstand in Zukunft, Airline-übergreifend? In<br />
einer ersten Phase kam man überein, die beiden<br />
Vorstände (9 kapers, 5 CFAA) zu einem grossen<br />
Vorstand zu 14 Personen zusammen zu legen.<br />
Über die unabdingbare Reduktion auf einen einigermassen<br />
führbaren Vorstand gingen dann die<br />
Meinungen aber weit auseinander, insbesondere<br />
auf Seiten des ehemaligen kapers-Vorstandes.<br />
Man einigte sich schliesslich auf folgende Formel:<br />
4 Vorstandsmitglieder der Swissair, 2 Vorstandsmitglieder<br />
der Crossair und ein Vorstandsmitglied<br />
der Balair/CTA und die Schaffung der<br />
Stelle eines Geschäftsführers. In einer zweiten<br />
Phase im Jahr 2000 konnte diese Metamorphose<br />
vollzogen werden, selbstredend nicht ohne<br />
viel interne Überzeugungsarbeit und oft auch in<br />
einem spannungs- und emotionsgeladenen Umfeld<br />
aufgrund persönlicher Betroffenheit und dem<br />
Gefühl, aussen vor gelassen zu werden.<br />
Der beste GAV aller Zeiten<br />
In den gleichen Zeitraum wie der Zusammenschluss<br />
zwischen der CFAA und der kapers fielen<br />
die GAV-Verhandlungen mit der Swissair über<br />
ein neues Vertragswerk ab 2002. Diese begannen<br />
Ende der 90-er Jahre und endeten ohne Einigung,<br />
hauptsächlich da die Swissair nicht bereit war,<br />
einen 13. Monatslohn einzuführen. Die Verhandlungen<br />
wurden – mit dem üblichen Geplänkel<br />
und Gezerre – ausgesetzt. Die folgenden Nachverhandlungen<br />
führten zu einem Vertragswerk,<br />
welches nicht zu Unrecht als bester GAV aller<br />
Zeiten betitelt werden darf: es enthielt ein 13.<br />
Monatssalär und eine Pensionierungslösung, welche<br />
von Experten und Kollegen aus dem Cockpit<br />
im Nachhinein als absolut luxuriös betitelt wurde.<br />
Einziger Pferdefuss: Dieser beste aller GAVs trat<br />
erst per 1. Januar 2002 in Kraft, und dann kam da<br />
noch so eine Kleinigkeit wie ein Grounding dazwischen.<br />
Ob wohl die Verhandlungspartner der<br />
Swissair schon um die Aussichtslosigkeit des Unternehmens<br />
wussten und nur deshalb einem GAV<br />
mit derart hervorragenden Arbeitsbedingungen<br />
zustimmten?<br />
Zerreissprobe Nr. 4<br />
Grounding und Gründung<br />
Das Grounding wurde von verschiedensten Seiten<br />
beleuchtet und erläutert. Für die kapers war es die<br />
Überlebensfrage schlechthin: Ohne Arbeitsplätze<br />
bei einer schweizerischen Airline in vergleichbarem<br />
Ausmass keine kapers. Der Exodus des<br />
Swissair-Managements während des Groundings<br />
führte dazu, dass die kapers notgedrungen Aufgaben<br />
übernahm, die nicht ihrer eigentlichen Kompetenz<br />
entsprachen. In den hektischsten Phasen<br />
etablierte die kapers praktisch einen 24-Stunden-<br />
Betrieb, um die besorgten Mitglieder zu beraten.<br />
Das Hauptaugenmerk lag aber immer darauf, soviel<br />
Arbeitsplätze zu vertretbaren Bedingungen<br />
wie möglich zu erhalten. Hinzu kommt noch,<br />
dass die Swiss dazu verpflichtet werden konnte,<br />
die meisten Flight Attendants der Swissair unbesehen<br />
und ohne Vorbedingungen zu übernehmen.<br />
Und dass es die Swiss, so wie sie heute existiert,<br />
überhaupt gibt, ist zu einem grossen Teil dem<br />
Einfluss der kapers zu verdanken. Ich spreche in<br />
diesem Zusammenhang die Abstimmung in den<br />
eidgenössischen Räten über den Bundesbeschluss<br />
über die Finanzierung des Redimensionierungskonzepts<br />
für die nationale Zivilluftfahrt an. Dabei<br />
ging es vereinfacht gesagt darum, ob der Bund<br />
einen Kredit von 1,6 Mrd. Franken für die Gründung<br />
der Swiss gutheissen soll oder nicht. SVP<br />
und Grüne waren grossmehrheitlich dagegen, die<br />
Vertreter der FDP und CVP dafür. Also spielte die<br />
SP das Zünglein an der Waage. Doch viele Vertreter<br />
der SP standen den Anliegen der Grünen nahe,<br />
kabine 2/2011<br />
Das der Kredit des<br />
Bundes von 1,6 Milliarden<br />
Franken für die Swiss<br />
vom Parlament abgesegnet<br />
wurde, ist zum<br />
grössten Teil der Einflussnahme<br />
der kapers zu<br />
verdanken.<br />
29
Im Frühling 2003 rechneten<br />
die kapers und die<br />
Aeropers mit einem weiteren<br />
Grounding bis spätestens<br />
Ende Dezember<br />
2003.<br />
30<br />
welche das Geschäft ablehnten, da Luftverkehr in<br />
ihren Augen keine nachhaltige Industrie darstellte<br />
und mit Luftverschmutzung und weiteren Emissionen<br />
gleichzusetzen sei. Ausserdem waren in der<br />
SP-Fraktion Stimmen laut geworden, man möge<br />
doch den ewigen Rufern nach Wirtschaftsliberalismus<br />
der FDP mit einem Nein eins auswischen.<br />
Es ist in erster Linie Urs Eicher, dem damaligen<br />
Präsidenten der kapers zu verdanken, dass er die<br />
Fraktion der SP davon überzeugen konnte, dem<br />
Redimensionierungskonzept trotz aller Bedenken<br />
und schlechten Gefühle zu zustimmen. Ohne diese<br />
Intervention würde die schweizerische Luftfahrt<br />
heute wohl ziemlich anders aussehen.<br />
Erste GAV-Verhandlungen im 2002 mit der<br />
Swiss<br />
Durch den positiven Verlauf der Abstimmung<br />
über die Finanzierung des Redimensionierungskonzepts<br />
für die nationale Zivilluftfahrt erhielt<br />
die Swiss „Starterlaubnis“. Nun ging es darum,<br />
für das Kabinenpersonal die verschiedenen Gesamtarbeitsverträge<br />
zwischen Crossair und Swissair<br />
zu einem neuen GAV zusammen zu führen.<br />
Die damaligen Vertreter der Crossair stellten sich<br />
auf den Standpunkt, dass ihr GAV die Grundlage<br />
für die bevorstehenden Verhandlungen sein soll.<br />
Der Vorstand der kapers beharrte dagegen darauf,<br />
dass der GAV 2002 der Swissair als Basis<br />
zu nehmen sei. Damit war nur schon die Ausgangslage<br />
der Verhandlungen äusserst schwierig,<br />
um nicht zu sagen mühsam. Aber es gelang<br />
der kapers, die Swiss grossmehrheitlich davon<br />
zu überzeugen, auf Basis des ehemaligen GAV<br />
der Swissair zu verhandeln. Allerdings hing die<br />
Vorgabe des Bundes und der weiteren Investoren<br />
in die frisch geborene Airline, das sogenannte<br />
„Kostendach“ einzuhalten, wie ein Damoklesschwert<br />
über den Verhandlungen. Der erste Wurf<br />
eines GAV für das Kabinenpersonal der Swiss<br />
scheiterte dann im Frühling 2002 am Veto der<br />
Mitglieder. Gezielte Nachverhandlungen führten<br />
dann im Spätherbst 2002 zu einem allseits akzeptierten<br />
Vertragswerk.<br />
Wake up Call<br />
Sowohl die kapers als auch die Aeropers verfolgten<br />
die wirtschaftliche Situation der Swiss<br />
akribisch genau, denn keiner der Verbände wollte<br />
sich den Vorwurf gefallen lassen, nicht schon<br />
frühzeitig einem ähnlichen Debakel wie dem<br />
Grounding der Swissair entgegengewirkt zu haben<br />
(gebrannte Kinder scheuen das Feuer…).<br />
Unabhängig voneinander stellten die kapers und<br />
die Aeropers schon im Spätherbst 2002 fest, dass<br />
der Mittelabfluss der neu gegründeten Firma viel<br />
zu hoch war und die Einnahmen nur teilweise den<br />
prognostizierten Werten entsprachen. Gemeinsam<br />
kabine 2/2011<br />
teilten die beiden Verbände ihre Besorgnis zuerst<br />
der Geschäftsleitung, dann dem Verwaltungsrat<br />
und letztendlich auch den Politikern in Bern mit.<br />
Erstere beide beschwichtigten und behaupteten,<br />
es sei alles Bestens und die Kosten im Griff, letztere<br />
wollten sich an der durch Presseberichte über<br />
Milliardenverluste heiss gewordenen Kartoffel<br />
„Swiss“ nicht die Finger verbrennen. Im Frühling<br />
2003 wurde die Situation zusehends dramatischer<br />
und intern rechneten beide Personalverbände mit<br />
einem weiteren Grounding bis spätestens Ende<br />
Dezember 2003. Da die Rufe der kapers als auch<br />
Aeropers ungehört verhallten, entschlossen sich<br />
die beiden Verbände dazu, ihre Mitglieder zu<br />
mobilisieren und riefen dazu die Aktion Wake<br />
up Call ins Leben. Die Kernaussage war: „Wir<br />
glauben an die Swiss, aber wir brauchen eine<br />
kompetente und glaubwürdige Führung!“ An<br />
einer Grossveranstaltung am 1. Dezember 2003<br />
unterschrieben zahlreiche Mitglieder diesen<br />
Aufruf, was den bis anhin eher träge wirkenden<br />
Verwaltungsrat zum Handeln veranlasste. An einer<br />
kurzfristig einberufenen Sitzung am nächsten<br />
Tag mit den Präsidenten der Verbände und dem<br />
Verwaltungsratspräsidenten der Swiss wurde<br />
dann die sogenannte „Road Map to Confidence“<br />
entworfen, welche zum Ziel hatte, das Vertrauen<br />
der besorgten Personalvertreter in die Geschäftsleitung<br />
durch einen vollumfänglichen Einblick in<br />
die Geschäftszahlen der Swiss aufzubauen.<br />
Zerreissprobe Nr. 5<br />
Massenentlassungen 2003<br />
Wie schon im vorstehenden Absatz (Wake up<br />
Call) erwähnt, war sich der Vorstand der kritischen<br />
Lage der Swiss wohl bewusst. Viel zu spät<br />
und dadurch gezwungenermassen nur noch mit<br />
drastischen Massnahmen reagierte nach Ansicht<br />
der kapers die Swiss auf die finanzielle Situation.<br />
Die Folge war der Abbau von rund 640 Vollzeitstellen<br />
beim Kabinenpersonal und die Aufhebung<br />
der Crew Bases in Basel, Genf und Lugano und<br />
die Rückversetzung der dienstjüngsten M/C zu<br />
M/C-SH oder F/A. Die teilweise erschütternden<br />
Schicksale, welche durch die Massnahmen entstanden,<br />
waren eine enorme Belastung für die<br />
kapers.<br />
Zerreissprobe Nr. 6<br />
GAV-Verhandlungen 2005 und 2006<br />
Die Verhandlungen über ein Nachfolgewerk des<br />
GAV 2002 wurden früh angesetzt. Gleichzeitig<br />
mit allen andern Personalkategorien wollte die<br />
Swiss neue Verträge aufsetzen und massiv Kosten<br />
reduzieren. Allgemein wurde seitens Swiss<br />
von einer „Turn around-Phase“ gesprochen. In<br />
harten und zähen Verhandlungen – teilweise bis<br />
in die späten Nachstunden – entstand dann eine
Vertragsvorlage, welche vor allem im Bereich der<br />
FDR massive Verschärfungen vorsah. Es brauchte<br />
einen Verhandlungsunterbruch, eine vorstandsinterne<br />
Runde über Arbeitskampfmassnahmen (die<br />
diesen beinahe entzweite) und die Aktion „Yellow<br />
Ribbon“ bis ein halbwegs annehmbares Resultat<br />
zustande kam.<br />
GAV NE<br />
Im Rahmen der Verhandlungen über einen neuen<br />
GAV ab 2006 einigten sich die Swiss und die<br />
kapers darauf, für neueintretende Cabin Crew<br />
Members ein separates Vertragsgefäss zu schaffen.<br />
Der Vorstand der kapers stand damals vor der<br />
Wahl, dabei mit zu machen oder die zukünftigen<br />
Kolleginnen und Kollegen dem eigenen Schicksal<br />
zu überlassen. Denn aufgrund der Unterwanderungsschutzbestimmungen<br />
hatte die Swiss die<br />
Möglichkeit, 25% des Bedarfs der Bruttooperation<br />
mit Arbeitskräften abzudecken, die keinem<br />
GAV zwischen der kapers und der Swiss unterstehen.<br />
Im Klartext: Die Swiss hätte die Möglichkeit<br />
gehabt, zwischen 500 – 600 Cabin Crew<br />
Members mit Einzelarbeitsverträgen anzustellen.<br />
Der Vorstand kam zur Überzeugung, es sei wohl<br />
besser, mittels eines GAV zumindest teilweise die<br />
gleichen Bestimmungen wie für das übrige Personal<br />
durchzusetzen und so einen vertretbaren<br />
Arbeitnehmerschutz auch für die neueintretenden<br />
Kolleginnen und Kollegen zu garantieren. Aber<br />
auch die sehr bescheidenen Einstiegssaläre waren<br />
(und sind es auch heute noch) ein Thema. Hier<br />
hoffte der Vorstand, dass bei einem massiven<br />
Personalaufbau die Swiss alleine aufgrund der<br />
Arbeitsmarktsituation dazu gezwungen würde,<br />
die Saläre anzuheben. Leider fand diese Korrektur<br />
nie statt, da die Swiss trotz den äusserst tiefen<br />
Salären immer genügend Bewerbungen erhielt.<br />
Dieses Beispiel beweist, dass die aktuelle Mindestlohnkampagne<br />
des SGB von grösster Bedeutung<br />
ist. Denn anscheinend gibt es immer noch<br />
genügend Berufe (unter anderem auch der unsrige),<br />
welche eine derart hohe Attraktivität haben,<br />
dass die Leute bereit sind, diesen für den Lohn<br />
eines Butterbrotes auszuüben.<br />
GAV-Verhandlungen 2008 - 2009<br />
Für den aktuell geltenden Vertrag setzte sich der<br />
damalige Vorstand das Ziel, die Scharte des Vorgängerwerkes<br />
teilweise auszuwetzen. So resultierte<br />
denn auch eine Salärerhöhung, die Einführung<br />
eines variablen Lohnbestandteiles und einige<br />
Verbesserungen der FDR (32-Tage-Regelung,<br />
2x3-Freitage pro Monat usw.). Stein des Anstosses<br />
blieben die FDR, über welche die Swiss anfänglich<br />
überhaupt nicht verhandeln wollte und erst<br />
im Rahmen der Schlussverhandlungen zumindest<br />
das Zugeständnis vorhanden war, im Nachgang<br />
gemeinsam ein neues FDR-Modell zu erarbeiten.<br />
Geprägt waren diese Verhandlungen aber auch<br />
vom wirtschaftlichen Umfeld. Im Herbst 2008<br />
zeichnete sich die Finanzkrise wie ein drohendes<br />
Unwetter am Wirtschaftshimmel ab und die zentrale<br />
Frage war bald nur noch: Wann bringen wir<br />
die bisher erzielte Ernte noch ins Trockene?<br />
Fazit<br />
Es waren 20 bewegte Jahre. Es wurde mir nie<br />
langweilig. Routine gab es in dieser Funktion<br />
nicht und wird es wohl auch nie geben, wohl aber<br />
Vorgänge, die sich wiederholen. Oft war die Arbeit<br />
bei der kapers auch mit einem ausgeprägt<br />
hohen Frustrationspotential verbunden: gesteckte<br />
Verhandlungsziele wurden nicht oder nur marginal<br />
erreicht, unerwarteter Weise stand man vor<br />
einem Scherbenhaufen, der Verhandlungspoker<br />
zerrte an den Nerven bis zum Abwinken. Und<br />
nach Arbeitsschluss ging der Kopf wohl nach<br />
Hause, die Gedanken aber konzentrierten sich<br />
meistens noch weiter unablässig auf die Frage:<br />
Wie ist der Gesamtheit aller Mitglieder in diesem<br />
oder jenen Fall am besten gedient? Wie schön war<br />
da doch das Fliegen: ich kam nach Hause, konnte<br />
den Crew Bag in die Ecke stellen und die Sorgen,<br />
Ängste und Nöte des vergangenen Flugeinsatzes<br />
waren Geschichte.<br />
kapers – wie weiter?<br />
Die kapers gibt es nun seit 40 Jahren. Wie auch<br />
im Leben einer Person sind all diese Jahre von<br />
Erfolgen, aber auch Misserfolgen geprägt. Wo<br />
steht die kapers in 40 Jahren? Gibt es sie noch,<br />
existiert der Luftverkehr, wie wir ihn heute kennen,<br />
überhaupt noch? Wüsste ich das, ich würde<br />
wohl nicht hier sitzen und diese Zeilen zu Papier<br />
bringen. Eines aber ist mir absolut bewusst: ohne<br />
die kapers würde es um die Arbeitsbedingungen<br />
der Cabin Crew Members wohl deutlich schlechter<br />
stehen. Und das ist in erster Linie ihren zahlreichen<br />
Mitgliedern – Euch allen – zu verdanken.<br />
kabine 2/2011<br />
Ohne die kapers würde<br />
es um die Arbeitsbedingungen<br />
der Cabin<br />
Crew Members wohl<br />
deutlich schlechter stehen.<br />
Und das ist in erster<br />
Linie ihren zahlreichen<br />
Mitgliedern – Euch allen<br />
– zu verdanken.<br />
31
Georg Zimmermann<br />
Managing Director of kapers<br />
The dropping of the<br />
limited office period<br />
encreased the personnel<br />
consistency of<br />
the board of kapers<br />
remarkably<br />
32<br />
Ordeals<br />
40 years of kapers and the last 20 years I was part of it: somehow an<br />
exclusive privilege.<br />
1991 when Susanne Meier (Schmutz at the time)<br />
resigned from the Board as editor of the kabine and<br />
a successor was sought I was on a flight to Tokyo<br />
with Colette Bastin who was the vice-president<br />
at kapers. She told me about the vacancy on the<br />
Board of kapers and this job caught my interest. I<br />
was invited to an interview with the entire Board<br />
and I was questioned in detail about my attitude<br />
concerning the burning subject inflation compensation.<br />
The Board had made up its opinion, the<br />
members expressed theirs in a survey that followed<br />
and I absolutely agreed with them both: Insisting<br />
on the automatic compensation despite the<br />
threats to terminate the unlimited collective working<br />
agreement. As a consequence Swissair did<br />
terminate the contract and in tedious negotiations<br />
in 1992 and 1993 a new contract was established<br />
that was accepted. Ordeal was the “deal”: saving<br />
personnel costs of CHF 30 million by the project<br />
“Move” against extended participation in favour<br />
of kapers, in particular consultation in regard of<br />
rotation-planning and co-determination regarding<br />
workplace and –tools. Also the FDR were exchanged<br />
by a complete new system, the so-called<br />
strain model that led to fierce discussions within<br />
the Board providing an actual ordeal. It was probably<br />
the first but certainly not the last ordeal the<br />
Board of kapers or even the entire organisation<br />
had to cope with. In the following review I would<br />
like to focus on those “stories” (there are more) as<br />
these stories strengthened kapers, even more maybe<br />
than it is usually appreciated (like: what doesn’t<br />
kill you, makes you stronger).<br />
Ordeal Nr. 2<br />
CWA negotiations 1995 and 1997<br />
Due to the liberalisation in the aviation, the negotiations<br />
for the new CWA 1995 and 1997 with<br />
Swissair were subject to an enormous pressure<br />
to save costs. Head HR Jürg Marx was the cause<br />
for the kapers internal bon mot “Marx is theory,<br />
murks (botch) is practice”. The title “Personnel political<br />
Tschernobyl”, a report in the kabine, which<br />
illuminated these negotiations, caused resentment<br />
between Swissair and kapers that was a bit stronger<br />
than usual. In these negotiations I witnessed<br />
Board members in tears for the first time who gave<br />
free rein for being at the mercy of the unscrupulousness<br />
of some managers.<br />
Milestone Professional Exam<br />
So to say from the beginning kapers was striving<br />
to improve the perception of the profession. On the<br />
employment market our job was often perceived<br />
as temporary with the notion of spare-time work.<br />
With the introduction of the Professional Exam in<br />
1992 kapers came one step closer to its goal to get<br />
away from this negative occupational image.<br />
kabine 2/2011<br />
Team of the Board<br />
As we all know there is always a run for the available<br />
positions on the Board. Just joking: often it<br />
meant going through a lot of trouble finding a replacement<br />
for a Board member. One reason was<br />
the limited office period of 6 years that was stated<br />
in the by-laws at the beginning of the nineties. First<br />
there was the desperate search for suitable and willing<br />
candidates among the then called flight attendants.<br />
Most of the times it used to be the look for a<br />
needle in the haystack, or as Rousseau put it: “The<br />
lethargy with mankind is that the clever ones are<br />
cowards, the brave ones are silly, and the skilful<br />
ones are impatient. Ideal would be someone being<br />
brave, clever with the necessary patience.” Don’t<br />
get me wrong. I don’t mean to say that the Board<br />
is or was composed of only ladies and gents being<br />
cowardly clever, silly brave, and impatiently skilled.<br />
After long and tedious discussions the Board<br />
suggested its members to drop the limited office<br />
period. In a vote this suggestion was agreed, and<br />
that increased the personnel consistency remarkably<br />
unlike on the employer side where bosses were<br />
usually replaced in a three- to maximum five-year<br />
rhythm and unfortunately not only in favour of kapers.<br />
More often it went from bad to worse. The<br />
advantages were obvious for the kapers Board:<br />
The incredibly low fluctuation rate compared to the<br />
numerous representatives of management resulted<br />
in an incomparably wider knowledge that could<br />
unfortunately not prevent them to try to reinvent<br />
the wheel. But thanks to that wide knowledge kapers<br />
succeeded in preventing so many unfortunate<br />
and painful re-inventions in the flying business.<br />
Ordeal No. 3<br />
The fusion of CFAA and kapers<br />
Towards the end of the nineties SAirGroup grew,<br />
added airline by airline (first locally Balair/CTA<br />
and Crossair, then Europe-wide with Sabena, LTU,<br />
etc) and – as we only remember too well – choked<br />
on bits that were too large. The kapers Board then<br />
knew already that it could not only concentrate<br />
on representing the Swissair flight attendants but<br />
had to keep an eye on all cabin crews of the united<br />
airlines within the SAirGroup. The result was the<br />
CWA with Balair/CTA and also in summer 2001<br />
with Crossair. When the former Crossair Flight<br />
Attendant Association (CFAA) tried to connect<br />
with kapers it turned out to be a lucky punch. During<br />
many joint meetings a concept of a merge of<br />
the two associations was developed and realised<br />
in 1999. But this merge also brought about some<br />
tension: Who was going to be on the new Board?<br />
How was it going to be organised in the future over<br />
more than one airline. In a first phase it was agreed<br />
to combine both Boards (9 kapers, 5 CFAA) to<br />
one big Board with 14 people. A reduction was
inevitable in order to gain a somehow manageable<br />
Board. This idea did not appeal to everyone, in<br />
particular on the kapers side. In the end a solution<br />
was found: 4 Board members of Swissair, 2 of<br />
Crossair, and 1 of Balair/CTA as well as one position<br />
as a managing director. In a second phase 2000<br />
this change was carried out and you can imagine<br />
that this did not happen without a lot of convincing,<br />
often accompanied by tension and emotions<br />
due to personal dismay and the feeling of being<br />
left out.<br />
The best CWA of all times<br />
At the time when CFAA and kapers merged there<br />
were CWA-negotiations taking place with Swissair<br />
about new contracts as of 2002. They started<br />
at the end of the 90s and ended without agreement<br />
mainly because Swissair was not willing to grant<br />
a 13th monthly salary. The negotiations were suspended<br />
with the usual tug of war. The following<br />
negotiations led to a contract that was rightly titled<br />
as the best CWA of all times: it contained a 13th<br />
monthly salary and a retirement solution that later<br />
on experts and colleagues from the cockpit rated<br />
as absolute luxury. The only drawback: This best<br />
of all CWAs came in force on 01 January 2002<br />
and meanwhile there was this minor detail like the<br />
grounding. Did the negotiation partners of Swissair<br />
probably already estimate how desolate the<br />
situation of the company was that they agreed to a<br />
CWA with such excellent working conditions?<br />
Ordeal No. 4<br />
Grounding and formation<br />
The grounding has been looked at and explained<br />
variously. For kapers it was purely about surviving:<br />
No jobs at Swiss airline of comparable size,<br />
no kapers. The exodus of the Swissair management<br />
during the grounding meant for kapers putting<br />
up with duties that did not actually correspond<br />
with their competence. In the most hectic time<br />
kapers became an almost 24-hour service to help<br />
upset members. The main goal was always to keep<br />
as many work places at reasonable conditions as<br />
possible. Swiss could also be made to accept the<br />
most Swissair flight attendants indiscriminately<br />
and without any pre-conditions. That Swiss exists<br />
as it does today is mainly due to kapers. In this<br />
aspect I mention the vote in the Federal Councils’<br />
agreement about the financing of the re-dimensioning<br />
concept in the national civil aviation. Put<br />
in simple words it was decided whether the State<br />
spoke a credit of 1.6 billion Swiss francs for the<br />
formation of Swiss. Swiss People’s party (SVP)<br />
and the Green Party mostly disagreed while the representatives<br />
of the Free Democratic Party (FDP)<br />
and Christian Democratic People’s Party (CVP)<br />
supported the idea. Therefore it was the Socialist<br />
Party (SP) that tipped the scale. Yet many representatives<br />
of the SP favoured the requests of the<br />
Green Party that was against the deal, as in their<br />
opinion aviation counted as non-lasting industry<br />
and in line with air pollution and other emission.<br />
In addition some voices within the Socialist Party<br />
wanted to make a point against the FDP and their<br />
economic liberalism. It was mainly Urs Eicher’s<br />
credit (kapers president at the time) as he was able<br />
to convince the representatives of the SP to say yes<br />
to the re-dimensioning concept despite all objectives<br />
and bad feelings. Without his intervention the<br />
Swiss aviation might look pretty different today.<br />
First CWA-negotiations in 2002 with Swiss<br />
With the positive result of the vote about the redimensioning<br />
concept for the national civil aviation<br />
Swiss was “cleared to take-off”. Now it was all<br />
about joining the various CWAs by Crossair and<br />
Swissair to one new CWA. The representatives at<br />
that time of Crossair wanted to base the coming<br />
negotiations on their CWA. In return kapers insisted<br />
on the Swissair CWA 2002 as the starting point.<br />
This initial situation made it very difficult if not<br />
annoying to start the negotiations. kapers succeeded<br />
in convincing Swiss to start off on the Swissair<br />
CWA. However, there was the requirement<br />
by the State and other investors to stay within the<br />
declared financial limit. This felt like the sword of<br />
Damocles hung above the negotiations.<br />
The first version of a CWA for the cabin crews of<br />
Swiss failed as the members rejected it in spring<br />
2002. Specific negotiations then led to a CWA that<br />
was accepted in late autumn 2002.<br />
Wake up Call<br />
kapers as well as Aeropers watched the economic<br />
situation of Swiss meticulously as none of the associations<br />
wanted to take the blame not to have opposed<br />
a similar disaster like the Swissair grounding<br />
at an early stage (once bitten, twice shy). Independently<br />
kapers and Aeropers noticed in late autumn<br />
2002 that too much money was spent by the newly<br />
founded company and that the estimated income<br />
was only partly reached. Together the two associations<br />
informed the management, then the Executive<br />
Board, and finally the politicians in Berne about<br />
their concern. The first assured that everything was<br />
just fine and the latter didn’t want to burn their fingers<br />
on the hot potato “Swiss” when the loss of<br />
billions was reported in the news. In spring 2003<br />
the situation got more and more dramatic and internally<br />
both unions expected a further grounding<br />
before the end of December 2003. As all warnings<br />
seemed to have no effect, the two associations mobilised<br />
their members to become active with the<br />
Wake up Call. The message was: “We believe in<br />
kabine 2/2011<br />
For the most part it is<br />
thanks to kapers that a<br />
majority of the Federal<br />
Council agreed on financing<br />
the formation<br />
of the Airline Swiss with<br />
1.6 billion Swiss francs.<br />
33
34<br />
Swiss but we need a competent and reliable management!”<br />
In the event on 01 December 2003 a<br />
great number of members signed this message that<br />
made the so far seemingly slow-acting Executive<br />
Board act. A meeting was set up for the next day<br />
with the presidents of the unions and the president<br />
of the Executive Board of Swiss where the<br />
so-called “Road Map to Confidence” was drafted<br />
with the goal to establish the worried unions’ confidence<br />
in the management by giving them insight<br />
in the business figures of Swiss.<br />
Ordeal No. 5<br />
Mass dismissals 2003<br />
As mentioned above (Wake up Call), the Board<br />
was aware of the critical situation of Swiss. It was<br />
too late and Swiss was forced to react to the financial<br />
situation only by severe measures. The consequence<br />
was the reduction of 640 full time jobs in<br />
the cabin and closing down of the crew bases in<br />
Basel, Geneva, and Lugano as well as downgrading<br />
the M/C with the fewest years of service to M/<br />
C-SH or F/A. Some stories due to these measures<br />
were indeed heart breaking and very tough on kapers.<br />
Ordeal No. 6<br />
CWA negotiations 2005 and 2006<br />
The negotiations about a follow-up of the CWA<br />
2002 were advanced. Simultaneously with all<br />
other personnel categories Swiss wanted to establish<br />
new contracts and reduce costs massively.<br />
In general, Swiss spoke about the “Turn-around<br />
phase”. In hard and tedious negotiations – sometimes<br />
till late at night – ideas came up suggesting<br />
in particular enormous tightening of the FDR. It<br />
needed a halt of the negotiations, discussions about<br />
industrial action within the Board (that almost split<br />
the Board), and the action “Yellow Ribbon” before<br />
a half-way acceptable result was reached.<br />
GAV NE<br />
In terms of the negotiations about a new CWA<br />
2006 Swiss and kapers agreed to set up a separate<br />
contract for new joining cabin crew members.<br />
kapers was given the choice to participate or to<br />
abandon future new entries to their own faith. Due<br />
to the infiltration protection provision Swiss had<br />
the possibility to cover 25% of the gross operation<br />
with people who were not employed under the<br />
CWA with kapers and Swiss. Meaning: Swiss<br />
could have employed 500 to 600 cabin crew members<br />
with individual working contracts. The Board<br />
of kapers was convinced that it was better to have<br />
a CWA that provided at least some of the conditions<br />
equal to the rest of the cabin crews and with<br />
this guarantee a reasonable employee protection<br />
kabine 2/2011<br />
also for the joining colleagues. Another subject<br />
were (and still are) the very modest salaries. Swiss<br />
needed a great number of new cabin crews and the<br />
Board was hoping that the current situation on the<br />
work market would force Swiss to raise the salary.<br />
Unfortunately this never happened because Swiss<br />
always received plenty of applications despite the<br />
very low salaries. This example shows how important<br />
the on-going campaign about minimum salaries<br />
of the SFTU is. There seem to be still plenty<br />
of professions (ours included) being so attractive<br />
that people are prepared to work for as little as<br />
peanuts.<br />
CWA negotiations 2008 - 2009<br />
For the current contract the Board at that time set<br />
its goal to correct the gap of the previous contracts<br />
at least partially. The results were a raise of the<br />
salary, the introduction of a variable salary component,<br />
and some improvement of the FDR (32day-rule,<br />
2x3 days off per month, etc.). The FDR<br />
remained the stumbling block; Swiss did not want<br />
to discuss the subject at all in the first place and<br />
only in the final negotiations did they make at least<br />
some concession to work out a new FDR model<br />
together. These negotiations took place in a difficult<br />
economic environment. In autumn 2008 the<br />
financial crisis loomed on the economical sky like<br />
a thunder storm and the core question was: When<br />
can we bring in what we had harvested so far?<br />
Conclusion<br />
A lot has happened in these 20 years. I was never<br />
bored. There was and probably will never be<br />
any kind of routine, yet there were recurring procedures.<br />
Often the work at kapers was connected<br />
to a high frustration potential: set goals were not<br />
or only partly reached, unexpectedly one suddenly<br />
faced a mess, and the poker of negotiations was<br />
nerve wrecking. And after work the head did go<br />
home, yet the thoughts kept spinning and most of<br />
the times the question was: How is the entirety of<br />
the member in this or that case served best? How<br />
pleasant was flying: I came home, put my crew bag<br />
in the corner, and with it all the sorrows, fears and<br />
woes of the past flight were over.<br />
kapers – what’s next?<br />
kapers has turned 40. Like in a person’s life success<br />
and failure have left their marks. Where is kapers<br />
going to be in 40 years? Will it still exist; will<br />
aviation exist at all the way we know it today? If I<br />
knew he answers I wouldn’t be sitting here typing<br />
these lines. One thing I know for sure: without<br />
kapers the working conditions for the cabin crew<br />
members would definitely be worse. And this is<br />
thanks to all its members – thanks to you.
Kilian Bohren<br />
Eine Webseite ist dynamisch, ewig und immerzu veränderbar, sollte<br />
dem corporate identity ähnlich sehen, „keep it short and simple“<br />
(KISS) ein anderer Grundsatz.<br />
Manchmal sticht auch die Layoutfarbe wie ein<br />
grosser Dorn ins Auge und dann die vielen persönlichen<br />
Ansichten über „sollte dies jetzt in der<br />
Mitte stehen, eher links oder rechts platziert sein,<br />
grün, blau, rot“ und schon wieder rutscht der Text<br />
in die falsche Zeile.<br />
Das Spannende aber ist, dass man hunderttausende<br />
Möglichkeiten hat, eine Webseite zu gestalten,<br />
umzusetzen, Lösungen für Problemfälle zu<br />
suchen und so weiter und so fort – die Wege nach<br />
Rom sind weit, vielfältig, farbig und manchmal<br />
grauenhaft unendlich.<br />
Nach Deutschland, Österreich, Griechenland,<br />
Türkei bis nach Süd- und Nordamerika durfte<br />
ich Erich von Däniken (daniken.com) als Sekretär<br />
und technischer Betreuer anno dazumal<br />
auf spannende Vortrags- und Forschungsreisen<br />
begleiten. Von Däniken (EvD) verdanke ich eine<br />
Lebensschule mit vielen Ansichten, Weisheiten<br />
Kilian Bohren<br />
A website is dynamic, ever and always changeable,<br />
should look alike corporate identity, or „keep<br />
it short and simple“ (KISS) is another basic principle...<br />
Sometimes the colour of the layout turns<br />
out to be an eye sore and the many personal views:<br />
„should this be in the middle, placed rather left or<br />
better right, come in green, blue, red?“, and down<br />
slips the text into the wrong row.<br />
What is fascinating are the hundreds of thousands<br />
of ways to design a website, setting it up, finding<br />
solutions to problems and so forth - the roads to<br />
Rome are far, varied, colourful, and sometimes<br />
gruesomely infinite.<br />
To Germany, Austria, Greece, Turkey, as far as<br />
South- and North America did I accompany Erich<br />
van Däniken (daniken.com) as his secretary and<br />
technical coach on to exciting speeches and research<br />
trips. Thanks to von Däniken (EvD) I experienced<br />
many ways of understanding life, wisdom<br />
and knowledge about life and survival and<br />
above all the wanderlust, which brought me to<br />
Swissair.<br />
und Lehrsätzen vom und übers (Über-)Leben und<br />
vor allem die Reiselust, die mich zur Swissair<br />
brachte.<br />
Unzählige Male sagte EvD: «Es sind die Fantasten,<br />
die die Welt in Atem halten, und nicht die<br />
Erbsenzähler.» Wie richtig er doch damit liegt.<br />
Meine bisherige neunjährige Fliegerlaufbahn verlief<br />
bei mir äusserst erlebnisreich und turbulent.<br />
Nach dem Grounding der Swissair arbeitete ich<br />
in der Gastronomie, kam für drei Jahre zurück zur<br />
Swiss International Air Lines, absolvierte danach<br />
ein Praktikum als Pfleger und Betreuer in einer<br />
Wohnstätte für geistig und körperlich behinderte<br />
Menschen, stieg kurzerhand für zwei Jahre als<br />
Senior Flight Attendant bei Helvetic Airways ein<br />
und kam wieder zurück. Warum? Das ist eine andere,<br />
spannende Geschichte.<br />
Herzliche Grüsse<br />
Kilian Bohren<br />
So many times EvD said: „It is the visionaries<br />
who change the world not the nitpickers.“ How<br />
he was right!<br />
The nine years of my flying career passed very<br />
excitingly and turbulent. After the Swissair grounding<br />
I worked in the restaurant business before I<br />
came back to Swiss Int. Air Lines for three years.<br />
Then I gathered some experience as a male nurse<br />
and a caregiver for people with special needs,<br />
spontaneously joined Helvetic Airways as a Senior<br />
Flight Attendant and eventually returned.<br />
Why? That‘s another exciting story.<br />
With kind regards,<br />
Kilian Bohren<br />
kabine 2/2011<br />
Kilian Bohren<br />
Kommissionsmitglied<br />
und Webmaster<br />
35
36<br />
Andi Herzog<br />
F/O Avro<br />
Fly the Mile<br />
Becoming a Flight Attendant for 4 Days<br />
Die Idee ist während eines Nightstops entstanden, einmal als Flight Attendant<br />
unterwegs zu sein. Gut, gedacht getan. Nach ein paar Mails<br />
stand fest: Ich darf auf einem Flug nach Los Angeles als Flight Attendant<br />
dabei sein, ohne Emergency Duty und in privatem Anzug.<br />
Um 11.07 Uhr schloss sich die Schleuse hinter<br />
mir. Mit Compeed an den Fersen (Blasenprävention),<br />
betrat ich das OPC. Irgendwie schon komisch,<br />
so ohne Uniform und trotzdem mit Crewbag<br />
und Koffer, aber ich freute mich riesig. Nach<br />
kurzer Suche fand ich den M/C und wir wechselten<br />
ein paar Worte. Ich muss gestehen, ich war ein<br />
wenig nervös, denn wie wird die Crew wohl reagieren<br />
und was kommt da so alles auf mich zu?<br />
Nach der Begrüssungsrunde erinnerte ich mich<br />
nur noch an zwei, drei Namen. Ich setzte mich<br />
auf einen leeren Stuhl und da war sie auch schon,<br />
die brennende Frage: „Was machst Du genau?“.<br />
Der Erklärungsversuch wurde vom M/C mit der<br />
Begrüssung unterbrochen, denn das Briefing begann.<br />
Ich versuchte zu verstehen, was da so alles<br />
besprochen wurde. Da klopfte es auch schon an<br />
der Tür und die drei Piloten traten herein. Jedem<br />
wurde persönlich die Hand geschüttelt. Ich war<br />
gespannt, was sie erzählen würden, obwohl ich<br />
weiss, worüber normalerweise gesprochen wird.<br />
Meine Erwartungen erfüllten sich: Wetter, Flugzeit<br />
und Organisatorisches - kurz und bündig.<br />
An der Security musste ich bereits auf der Höhe<br />
des Postschalters anstehen und war dann auch der<br />
Letzte, der den Zoll passierte.<br />
Im Flugzeug angekommen ging alles schnell. Anstatt<br />
FMS programmieren, verteilte ich Decken<br />
und Kopfhörer auf die Sitze und schon stolperten<br />
die ersten Passagiere durch den Gang. „Grüezi,<br />
Welcome on board“ Cool, es machte einfach<br />
Spass! Hier noch eine Jacke ins Hatrack, dort einen<br />
Kopfhörer bringen, dann einen Orangensaft<br />
für eine Diabetikerin servieren, einen Sitzplatztausch<br />
organisieren und dazu noch Fragen jeglicher<br />
Art beantworten. Zum Schluss kontrollieren,<br />
dass alle angeschnallt sind und bitten, doch die<br />
Kopfhörer für den Start aus den Ohren zu nehmen.<br />
Dann die erste Pause. Auf dem Jumpseat im Ecogalley<br />
mit Rücken zu den Passagieren sass sichs<br />
ganz gut. Ich fühlte mich bereits total wohl in<br />
meiner neuen Rolle und für den Start klemmte ich<br />
meine Hände zwischen Sitz und Beine.<br />
Kaum erlöschte das Fasten Sign, ging es los wie<br />
in einem Bienenhaus. Trolley umbauen, Tomatensaft<br />
schütteln, Snacks vorbereiten, Eisbecher<br />
füllen und noch kurz einen Blick in die Alkoholkiste,<br />
um dann auch zu wissen was ich servieren<br />
könnte.<br />
Ich muss schon sagen, man ist eine richtige Attraktion,<br />
wenn man dann den Wagen durch denn<br />
Gang schiebt. So habe ich zumindest die Blicke<br />
kabine 2/2011<br />
interpretiert. Wir hatten eine grosse Gruppe Italiener<br />
an Bord. Eine Schulklasse, wie sich später<br />
herausstellte. Nur einzelne sprachen Englisch und<br />
das Einzige, was sie sagen konnten, war „Coke“-<br />
zu meinem Vorteil. Doch anderen Gästen habe<br />
ich voller Freude „sparkling water with gin and<br />
lemon“ serviert.<br />
Cool, es lief wie am Schnürchen, und wenn ich<br />
nicht mehr weiter wusste, bekam ich gute Tipps<br />
und Hilfe. Unser Team war erste Klasse! Wir<br />
hatten eine Menge Spass in der Küche. Dry ice<br />
lässt grüssen! Was ich echt unglaublich fand, ist,<br />
dass wir den Abfall so streng sortieren. Das ist ein<br />
grosser Aufwand, die Dosen, Glas, Becher und<br />
Papier zu sortieren- echt krass! Das Servieren des<br />
Nachtessens verlief ohne grosse Aufregung. Zum<br />
Leid der Italiener war die Lasagne vegetarischer<br />
Natur. Nachdem alle Bedürfnisse gestillt waren,<br />
durften wir die übrig gebliebenen Businessessen<br />
geniessen und konnten uns ein wenig besser kennenlernen.<br />
Die Gäste schliefen allmählich ein oder wurden<br />
langsam unruhig. Ich machte den ersten Wasserservice<br />
und startete das eine oder andere Entertainmentsystem<br />
neu. Passagiere machten sich<br />
in der Galley breit und mit einem älteren Mann<br />
entstand ein sehr interessantes Gespräch. Auf<br />
diese Weise mit dem Passagier in Kontakt sein<br />
zu können, empfand ich als sehr bereichernd und<br />
wertvoll. Doch dann war es Zeit zum Schlafen.<br />
Trotz Ohropax konnte ich in dieser ungewohnten<br />
Umgebung lange nicht einschlafen. Ich war innerlich<br />
noch zu sehr im Schuss und so wurde dann<br />
schlussendlich daraus ein Powernap.Wir wurden<br />
beinahe vergessen da unten.<br />
Der Morgenservice war bereits im Gange, als<br />
ich ins Galley zurückkehrte. Die italienischen<br />
Jugendlichen hatten noch Energie und veranstalteten<br />
eine kleine Party und so kam es dann, dass<br />
sich eine Passagierin diplomatisch beschwerte.<br />
Nun, dem Problem konnte man abhelfen, indem<br />
jeder wieder an seinen Platz gewiesen wurde. Ein<br />
sonderbares Vergesslichkeitssyndrom führte jedoch<br />
dazu, dass sich nach einer kurzen Weile die<br />
Menschenansammlung in der Kabine erneut bildete.<br />
So hatte ich dann als Zweiter das Vergnügen<br />
für Ruhe zu sorgen.<br />
Der Rest des Fluges verlief nach Plan. Ein Passagier<br />
meinte, dies sei einer seiner besten Flüge<br />
gewesen! Ein Kompliment für unser hervorragendes<br />
Eco Team.<br />
Pünktlich landeten wir in LAX. Im Hotel angekommen<br />
machte sich dann die Müdigkeit
emerkbar. Doch das Nachtessen mit der Crew<br />
konnte ich mir nicht entgehen lassen.<br />
Die Zeitverschiebung verkürzte die Nacht um<br />
einige Stunden und so konnte am Morgen nur<br />
ein grosser Starbucks Kaffee abhelfen. Zu sechst<br />
machten wir uns um acht Uhr auf den Weg zur<br />
Autovermietung. Alle Details zum Ausflug erzähle<br />
ich euch gerne persönlich :-).<br />
Zum Rückflug gibt es Folgendes zu erwähnen:<br />
Ein wohlgenährter Passagier hatte auf dem Gangsitz<br />
beim Overwingexit Platz genommen. Dabei<br />
witzelte er, ob sich wohl während des Fluges vor<br />
ihm ein Flachbildschirm präsentieren würde. Die<br />
gute Laune war leider bald verflogen, denn bereits<br />
im Steigflug suchte er sich eine breitere Sitzgelegenheit.<br />
Er wollte sich neben einen anderen<br />
Passagier setzen, der jedoch energisch behauptete,<br />
er hätte zwei Sitze gebucht. Dieses Problem<br />
galt es zu lösen, wobei ich froh war, dass dies<br />
der M/C übernahm. Mister „Doppelsitzbucher“<br />
bekam vorerst Recht und der andere Herr musste<br />
sich wieder auf seinen alten Platz setzen, was<br />
ihm gar nicht passte. Gut, wenn ich mir ihn anschaute<br />
- seine Körpermasse liessen es nicht zu,<br />
den Klapptisch horizontal zu befestigen - gestehe<br />
ich ehrlich, dass ich mir das Lachen auf den<br />
Stockzähnen nicht verkneifen konnte. Der M/C<br />
klärte nun mit der Station ab, ob Mister „Doppelsitzbucher“<br />
wirklich Recht hatte. Leider bekamen<br />
wir erst gegen Ende des Fluges eine Antwort. Seine<br />
Freundin war ursprünglich auf dem nun freien<br />
Sitz geplant, da sie jedoch nicht erschienen ist,<br />
hat Mister Doppelsitzbucher diesen Sitz für sich<br />
in Anspruch genommen....<br />
Ich werde diese Rotation auf jeden Fall nicht<br />
mehr vergessen. Die Erfahrung war in jeder Hinsicht<br />
ein voller Erfolg, und ich hatte das Glück<br />
mit einer super Crew unterwegs zu sein. Nochmals<br />
herzlichen Dank euch allen! Es hat mir<br />
riesig Spass gemacht, und ich freue mich schon<br />
jetzt auf die nächsten Begegnungen mit euch. Wir<br />
werden mit einem Lachen zurückblicken.<br />
Andi Herzog<br />
F/O Avro<br />
kabine 2/2011<br />
37
38<br />
Andi Herzog<br />
F/O Avro<br />
Fly the Mile<br />
Becoming a Flight Attendant for 4 Days<br />
To be a flight attendant for once, an idea that came up during a night<br />
stop. Well then, only a few months later I was allowed to be a member<br />
of the cabin crew on a flight to Los Angeles, without emergency duty<br />
and wearing a private suit.<br />
At 11.07 a.m. I entered the OPC, my heels protected<br />
by Compeed (against blister pain). Somehow<br />
it felt strange without uniform but still together<br />
with crew bag and suitcase, I was really excited.<br />
Soon I found the M/C and we exchanged a few<br />
words. I have to admit I was a bit nervous: how<br />
would the crew react, how was it going to be like?<br />
After greeting everyone I only remembered two<br />
or three names. Hardly having sat down there it<br />
was, the one question: “What exactly is it, you’re<br />
up to?” I tried to explain but was interrupted when<br />
the M/C began with the briefing. I tried hard to<br />
understand what it was all about when there was<br />
a knock on the door and the three pilots came in.<br />
They shook hands with everybody while I was<br />
wondering what they were going to say although<br />
I basically knew what was coming.<br />
My expectations were met: weather, flying time,<br />
some organisational matters – that was it. For<br />
the security check I had to queue as far back as<br />
the post office window and was last passing customs.<br />
Once on the aircraft everything went quickly.<br />
Instead of programming FMS I put blankets and<br />
headsets on the seats and then the first passengers<br />
came staggering through the aisles. “Grüezi, welcome<br />
on board” Cool, it was fun! Stow a jacket<br />
in the hatrack here, bring another headset there,<br />
serve an orange juice to a diabetic patient, organise<br />
a seat change while answering all kinds of<br />
questions; finally checking that all seat belts were<br />
fastened and please, would you remove the headphones<br />
for take-off.<br />
Then there was the first break. On the jump seat<br />
in the economy galley, turning my back to the<br />
passengers, not too bad. I felt comfortable in my<br />
new role and squeezed my hands between seat<br />
and thigh.<br />
The fasten seat belt sign went off and the action<br />
reminded me of a bee hive. Get trolleys ready,<br />
shake tomato juice packages, prepare snacks, fill<br />
ice buckets and check the miniature drawer to<br />
make sure I knew what kind of spirits were available.<br />
One has to admit that one is a real attraction when<br />
pushing the cart through the aisle. At least that<br />
was my interpretation of the looks. There was<br />
a large group of Italians on board. As we found<br />
out later they were on a school trip. Only a few<br />
spoke English and the only thing they could say<br />
was “Coke” – good for me. Yet other guests I delightedly<br />
served “sparkling water with gin and<br />
lemon”.<br />
kabine 2/2011<br />
Things were running smoothly and if I got stuck I<br />
got helped out with hints and tips. Our team was<br />
brilliant! We had a lot of fun in the kitchen. I was<br />
impressed to see that waste is actually sorted to<br />
be recycled. It’s a lot of work to separate cans,<br />
glass, cups, and paper – amazing! Serving dinner<br />
was no big deal. The Italians were disappointed<br />
that the lasagne was meatless. After everyone was<br />
happy we were allowed to savour the left overs<br />
from business class and get to know each other<br />
a bit better.<br />
The passengers were slowly falling asleep and<br />
it got quieter eventually. I did the first round of<br />
water service and reset some of the entertainment<br />
systems. Passengers took over the galley and with<br />
an elderly man I had a very interesting talk. I enjoyed<br />
getting in touch with passengers that way,<br />
something I did appreciate very much. Then it<br />
was time for my break.<br />
Despite the ear plugs it took quite long before<br />
I fell asleep in this unusual environment. I was<br />
too excited and in the end it was not more than a<br />
power nap.They almost forgot us down there.<br />
When I returned to the galley the meal service was<br />
already in full swing. The young Italians still had<br />
plenty of energy to party, which was not to everyone’s<br />
taste. After a fellow passenger complained<br />
diplomatically we convinced the youngsters to<br />
go back to their seats. Interestingly enough they<br />
must have forgotten quickly <strong>since</strong> after only a<br />
short while they started gathering again. My turn<br />
to make sure it did not get out of hand.<br />
The rest of the flight went as planned. One of the<br />
passengers told us that this had been one of his<br />
best flights! What a nice compliment for our extraordinary<br />
eco team!<br />
We landed on time in LAX. Upon arrival at the<br />
hotel I felt tired but I couldn’t do without having<br />
dinner with the crew. The time difference shortened<br />
the night by a few hours and so I needed a<br />
large Starbucks coffee to take me back to life. At<br />
8 a.m. six of us set out to the car rental company.<br />
I am more than happy to tell you about our excursion<br />
in person.<br />
There is one little story I want to tell you about<br />
the return flight: A well fed passenger took his<br />
aisle seat next to an overwing exit. He was jokingly<br />
wondering if there was going to appear a<br />
flat screen in front of him during the flight. His<br />
good mood did not last long as he was already<br />
looking for a wider seat while we were still in<br />
the climb.
He was about to sit next to another passenger<br />
when this one resolutely claimed to have booked<br />
both seats. A problem to be solved and I was glad<br />
to hand it over to the M/C. Disappointedly the<br />
seeking guy had to return to the emergency exit<br />
for the time being, not very happy about this.<br />
Well, looking at him, his dimension made it impossible<br />
to open his table properly and I have to<br />
admit the look was rather amusing. The M/C contacted<br />
the station to find out if the other passenger<br />
had really booked two seats. Unfortunately the<br />
answer arrived only towards the end of the flight.<br />
His girlfriend was originally booked next to him.<br />
When she did not show up he simply claimed the<br />
second seat…<br />
I will never forget this rotation. A great experience<br />
in every aspect and I was more than lucky to<br />
be in a fantastic crew. Again, thanks very much,<br />
to all of you. I had so much fun and I’m looking<br />
forward to seeing you again sometime.<br />
Andi Herzog<br />
F/O Avro<br />
kabine 2/2011<br />
39
40<br />
Harry Kreienbühl<br />
Vorstandsmitglied kapers<br />
Die Forderung nach<br />
einer klaren und für<br />
beide Vertragspartner<br />
verbindlichen Definition<br />
eines Krisengebietes<br />
ist ein Thema,<br />
welches die kapers mit<br />
der Swiss in nächster<br />
Zeit angehen wird.<br />
GAV Artikel 24 Einsätze in Krisengebiete<br />
1 Einsätze in Zeiten erhöhter Gefährdung des Luftverkehrs, im Besonderen<br />
in Gebieten politischer und kriegerischer Wirren bedürfen des Einvernehmens<br />
mit dem Delegierten der kapers für Sicherheitsfragen.<br />
2 Flüge mit offensichtlich erhöhtem Risiko werden nur aus humanitären<br />
Gründen durchgeführt. Für solche Flüge ist zusätzlich zum Einvernehmen<br />
mit dem Delegierten der kapers für Sicherheitsfragen das persönliche<br />
Einverständnis der CCM einzuholen. Ausgenommen von dieser Regelung<br />
sind Flüge, welche die SWISS im Auftrag einer schweizerischen Behörde<br />
aufgrund einer zwingenden gesetzlichen Vorschrift durchführt.<br />
Fukushima aus der Ferne<br />
Fast 10‘000 Kilometer von mir entfernt bebt am 11. März 2011 die Erde.<br />
Ich entnehme dies einer Meldung im Teletext. Später dann die ersten<br />
CNN-Bilder.<br />
Von der kapers-Einsatzkommission erfahre ich,<br />
dass unsere Crewmembers vor Ort wohlauf sind<br />
und der heutige Flug nach Narita normal operiert<br />
wird (siehe dazu den Bericht von Lukas Schlumpf<br />
in dieser Ausgabe der kabine).<br />
Noch deutet nichts darauf hin, welch schwierige<br />
Fragen und Entscheide in den kommenden Tagen<br />
und Wochen auf uns zukommen werden. Noch ist<br />
es ruhig in meiner Aufgabe als Delegierter für Sicherheitsfragen<br />
der kapers...<br />
Das ändert sich tags darauf schlagartig. Jetzt sind<br />
genügend Informationen vorhanden, um das Ausmass<br />
der Katastrophe langsam erahnen zu können.<br />
Und nun wird auch die Gefahr einer unmittelbaren<br />
nuklearen Bedrohung klar.<br />
Das EDA gibt erste Reisewarnungen heraus. Japan<br />
wird zum Krisengebiet.<br />
Die nächste kapers-Vorstandswoche beginnt erst<br />
in 10 Tagen. Bis dann sind die Vorstands- und<br />
Kommissionsmitglieder irgendwo im Flugeinsatz,<br />
in den Frei-Tagen, in den Ferien. In einer<br />
solchen Situation ist Flexibilität gefragt. Spontan<br />
organisiert sich in den nächsten Stunden ein kapers-Krisenstab,<br />
bestehend aus Dassa Smith, Joel<br />
Strebel, Navin Kiser, Georg Zimmermann und<br />
mir. Telefonisch und via e-mail organisieren wir<br />
uns und verteilen die Aufgaben. Navin unterstützt<br />
uns aus dem Büro der Einsatzkommission. Joel<br />
aktiviert seine Kontakte zu unseren Kollegen von<br />
der Lufthansa-Gewerkschaft. Georg durchstreift<br />
das Internet auf der Suche nach Fakten über die<br />
Bedrohungslage in Japan und findet unter anderem<br />
eine Webseite, auf welcher die laufend gemessenen<br />
Strahlungswerte in Tokio publiziert<br />
werden (diese Webseite wird übrigens im weiteren<br />
Verlauf auch von der Swiss genutzt). Dassa<br />
koordiniert die Kommunikation, und ich stehe in<br />
laufendem Kontakt mit den Delegierten für Security<br />
der Aeropers sowie mit dem Emergency-<br />
Committee der Swiss.<br />
kabine 2/2011<br />
Die erste Entscheidung von grosser Tragweite<br />
betrifft den Flug nach Narita vom 12. März 2011.<br />
Bei Flügen in ein Krisengebiet kommt Artikel 24<br />
in unserem GAV zur Anwendung (siehe Kästchen).<br />
Nach unserer Meinung müsste also die Swiss das<br />
Einverständnis der kapers für diesen Flug einholen.<br />
Können wir dieses anhand der vorliegenden<br />
Informationen mit gutem Gewissen geben?<br />
Grundsätzlich möchten wir keine Besatzung in<br />
ein Krisengebiet fliegen lassen und einem Risiko<br />
aussetzen. Ein Layover in Narita kommt für die<br />
kapers nicht mehr in Frage. Die Crew des heutigen<br />
Fluges muss daher sofort deadheading nach<br />
Zürich zurückkehren. Und beide Besatzungen,<br />
die sich noch in Narita befinden, müssen mit dem<br />
Rückflug Japan verlassen.<br />
Und selbstverständlich muss ein Flugeinsatz nach<br />
Japan absolut freiwillig sein.<br />
Doch was ist mit unseren japanischen Kolleginnen?<br />
Sie fliegen in ihr gefährdetes Heimatland<br />
und bleiben dort in einer ungewissen Situation<br />
zurück. Wir erkennen, dass niemand einen solchen<br />
Entscheid treffen kann ausser die Betroffenen<br />
selbst.<br />
Wenig später werde ich von der Swiss informiert,<br />
dass der heutige Flug noch durchgeführt wird, um<br />
anschliessend beide in Narita befindlichen Besatzungen<br />
sowie die working crew des heutigen Fluges<br />
ZRH-NRT in die Schweiz zurückzufliegen.<br />
Für alle Besatzungsmitglieder sei der Einsatz<br />
freiwillig, und allen noch in Zürich befindlichen<br />
japanischen Kolleginnen sei ein sofortiger Rückflug<br />
nach Japan angeboten worden, von dem sie<br />
auch Gebrauch machen werden.<br />
Je nach Entwicklung der Situation in den nächsten<br />
Stunden evaluiere die Swiss ausserdem, am<br />
Delegierter für Sicherheitsfragen der kapers<br />
Der Vorstandsbereich 2 beinhaltet die Themen Operation und Security.<br />
Harry Kreienbühl als Vorstandsmitglied des Bereichs 2 ist damit<br />
nebst seinen Aufgaben im Bereich Planung/Einsatzkommission<br />
gleichzeitig auch Delegierter für Sicherheitsfragen der kapers. Dies<br />
beinhaltet eine regelmässige Kommunikation mit Swiss/OSY sowie<br />
den Sicherheitsdelegierten von anderen Personalgruppen (aeropers,<br />
IPG, Edelweiss, REGA). In Krisensituationen erfolgt die Zusammenarbeit<br />
ad hoc und in enger Zusammenarbeit mit dem gesamten kapers-Vorstand.
Folgetag nochmals einen Flug nach Tokio durchzuführen.<br />
Dies allerdings nur, wenn die heutige<br />
working crew sich freiwillig zu einem Layover in<br />
Narita bereit erkläre.<br />
Somit sind eigentlich alle unsere Bedingungen<br />
für den heutigen Flug erfüllt (zur Diskussion über<br />
den Flug am Folgetag kommt es bekanntlich nicht<br />
mehr, siehe später). Ich nehme allerdings mit einigem<br />
Erstaunen zur Kenntnis, dass die Swiss der<br />
Ansicht ist, Narita sei kein Krisengebiet, weshalb<br />
unser GAV Artikel 24 nicht zur Anwendung komme.<br />
Aber selbstverständlich wolle man die Sozialpartner<br />
in den Entscheid einbinden<br />
Es ist ein feiner, aber wichtiger Unterschied, ob<br />
man als Sozialpartner „nur“ in einen Entscheid<br />
eingebunden wird oder ob von Anfang an feststeht,<br />
dass ein Entscheid zwingend gemeinsam<br />
gefunden werden muss.<br />
Die Forderung nach einer klaren und für beide<br />
Vertragspartner verbindlichen Definition eines<br />
Krisengebietes ist ein Thema, welches die kapers<br />
mit der Swiss in nächster Zeit angehen wird.<br />
Den Rest dieses intensiven Tages haben wir im<br />
„Cabin Pressure Flashing“ vom 14.3.2011 ausführlich<br />
geschildert: Die Swiss will tatsächlich<br />
am Folgetag einen weiteren Flug nach Narita<br />
durchführen, obschon die Delegierten für Security<br />
der Aeropers und der kapers aus Sicherheitsüberlegungen<br />
dagegen sind. Darauf setzt<br />
sich die kapers bis spät in die Nacht dafür ein,<br />
der working crew des aktuellen Flugs zumindest<br />
ihren Entscheid mitzuteilen, was kurz nach der<br />
Landung in Narita auch gelingt. Nachdem unsere<br />
Kollegen dann auch noch die Eindrücke der beiden<br />
Crews erfahren, welche das Erdbeben vor Ort<br />
erlebt hatten, entscheiden sie sich, sofort in die<br />
Schweiz zurückzukehren. Die Swiss muss ihre<br />
Idee von einem weiteren Flug aufgeben.<br />
Am Sonntag, 13. März am späteren Nachmittag<br />
treffen die drei Besatzungen in Zürich ein. Lachen,<br />
Tränen, Erzählen, Schweigen – alles findet<br />
statt und alles hat Platz. Die kapers ist mit sieben<br />
Vorstands- und Kommissionsmitgliedern sehr<br />
präsent vertreten und unterstützt die Swiss und<br />
die Crewmembers in vielen Belangen: Zuhören,<br />
Informationen austauschen, trösten, koordinieren<br />
der benötigten Freitage und des Folgeeinsatzes,<br />
Möglichkeiten für eine Nachbetreuung. Auch ein<br />
Fahrdienst nach Hause wird angeboten. In einem<br />
Debriefing, zu dem auch zwei kapers-Vertreter<br />
eingeladen sind, werden Unstimmigkeiten angesprochen<br />
und Fragen geklärt. Die kapers und<br />
auch mehrere Crewmembers wundern sich über<br />
das Fehlen des Swiss Care Teams.<br />
Wir alle sind einfach nur froh, dass unsere Kolleginnen<br />
und Kollegen wohlbehalten zuhause<br />
sind. Und wir denken immer wieder an unsere<br />
japanischen Crew Members, die in eine unsichere<br />
Zukunft heimgekehrt sind.<br />
Die folgenden Tage und Wochen sind dann<br />
zwar nicht mehr ganz so hektisch, aber dennoch<br />
geprägt von mehreren wichtigen und weitreichenden<br />
Entscheiden: Die Wiederaufnahme der<br />
Japan-Operation via Hong Kong, später der Dreiecksflug<br />
mit Nightstop in Nagoya, und schliesslich<br />
die Wiedereinführung des Narita-Layovers.<br />
Dabei geht es nicht nur um die Beurteilung einer<br />
akuten nuklearen Gefährdung, sondern auch über<br />
Fragen bezüglich Versorgungslage mit Trinkwasser<br />
und Nahrungsmitteln, Energie, Notfallpläne,<br />
etc. Auch hier setzt sich die kapers immer wieder<br />
dafür ein, dass die Sicherheit vor den wirtschaftlichen<br />
und operationellen Interessen steht und die<br />
FDR eingehalten werden.<br />
Es ist eine Binsenwahrheit, dass aus zehntausend<br />
Kilometern Entfernung alles ganz anders<br />
erscheint. Manchmal harmloser, manchmal auch<br />
dramatischer. Dieser Umstand erschwert eine „objektive“<br />
Beurteilung. Es gilt auch immer wieder,<br />
sich in Erinnerung zu rufen, dass man Entscheide<br />
trifft, welche andere Menschen ausführen müssen.<br />
Unabhängig davon, wie viele Informationen<br />
verfügbar sind – Ängste haben immer auch eine<br />
subjektive Komponente, die es ernst zu nehmen<br />
gilt. Die Wiederaufnahme einer Japan-Operation<br />
in einem Sitzungszimmer in Zürich zu entscheiden,<br />
ist eine Sache – zu entscheiden, ob man auf<br />
einem solchen Flug mitfliegt, ist etwas anderes.<br />
Bei all diesen Entscheiden funktioniert die Zusammenarbeit<br />
mit der Swiss konstruktiv und<br />
partnerschaftlich, und immer finden wir eine<br />
gemeinsame Lösung. Nur über die Frage, ob der<br />
Grossraum Tokio denn nun ein Krisengebiet sei<br />
oder jemals war, bestehen bis heute unterschiedliche<br />
Auffassungen...<br />
Pflichtenheft der Delegierten für Security<br />
Die Swiss, die Aeropers und die kapers haben in einer gemeinsamen Vereinbarung<br />
die Rechte und Pflichten der jeweiligen Delegierten für Security<br />
festgelegt. Ihnen kommt insbesondere in Krisensituationen eine wichtige<br />
Rolle zu. Für alle sicherheitsrelevanten Themen haben sie Einsitz im<br />
Emergency Committee der Swiss. Es findet ein regelmässiger Informationsaustausch<br />
statt, und je nach Situation können sie mitbestimmen oder<br />
zumindest sich vernehmen lassen (siehe dazu auch Art. 24, GAV).<br />
Harry Kreienbühl und Navin Kiser aus der kapers-Einsatzkommission<br />
sind die beiden Delegierten für Security der kapers.<br />
kabine 2/2011<br />
Unabhängig davon,<br />
wie viele Informationen<br />
verfügbar sind – Ängste<br />
haben immer auch<br />
eine subjektive Komponente,<br />
die es ernst<br />
zu nehmen gilt.<br />
41
The request for an unambiguous<br />
definition<br />
of an area of conflict<br />
that is binding for both<br />
contractual partners<br />
is a subject kapers is<br />
going to take up with<br />
Swiss soon.<br />
42<br />
Harry Kreienbühl<br />
Boardmember of kapers<br />
Security Officer at kapers<br />
Section 2 includes operation and security.<br />
Harry Kreienbühl, Board member and<br />
head of section 2, is responsible for everything<br />
in regard to planning/operation<br />
committee and in addition he is the security<br />
officer of kapers. In this aspect<br />
he communicates regularly with Swiss/<br />
OSY as well as the security officers of<br />
different groups of staff (Aeropers, IPG,<br />
Edelweiss, REGA). In the event of an<br />
actual crisis all the parties involved get<br />
in touch whenever necessary. The entire<br />
Board of kapers then remains in close<br />
collaboration.<br />
Security officer’s functional specification<br />
for security matters<br />
Swiss, Aeropers and kapers specified<br />
rights and duties for their officers for<br />
security matters in a joint agreement.<br />
In particular during situations of crisis<br />
they play an important role. For all security<br />
relevant issues they take seat in the<br />
Emergency Committee of Swiss. Regular<br />
exchange of information takes place<br />
and depending on the situation the officers<br />
enjoy the right of co-determination<br />
or consultation (see also Art. 24 CWA).<br />
Harry Kreienbühl and Navin Kiser from<br />
the kapers operation committee are the<br />
two representatives of kapers<br />
Fukushima from far away<br />
Almost 10.000 km away from me the earth is shaking on 11 March 2011.<br />
I find this news on teletext, later on the first pictures appear on CNN.<br />
From the kapers operation committee I am informed<br />
that our crew members in Japan are well<br />
and that today’s flight to Narita will be operated<br />
as normal (see report by Lukas Schlumpf in this<br />
issue of the kabine). At that time nothing points<br />
out to the difficult questions and decisions that<br />
are to come up in the days and weeks to follow.<br />
There is nothing unusual concerning my duty as<br />
security officer at kapers …<br />
This completely changes the next day. By now<br />
plenty of information is available in order to just<br />
about estimate the dimension of the catastrophe.<br />
In addition the danger of an imminent nuclear hazard<br />
becomes obvious. The FDFA (Federal Department<br />
for Foreign Affairs) issues the first travel<br />
warnings. Japan becomes an area of conflict.<br />
The kapers Board and committee members are<br />
anywhere flying, off, or on holiday but not in the<br />
office for 10 more days. In such a situation flexibility<br />
is what it takes. Within the next hours a<br />
kapers crisis-team is built spontaneously with<br />
Dassa Smith, Joel Strebel, Navin Kiser, Georg<br />
Zimmermann, and me. By phone and e-mail we<br />
organise ourselves and distribute the different<br />
tasks. Navin holds the position in the office; Joel<br />
gets in touch with his contacts at the Lufthansa<br />
union; Georg surfs the Web for facts about the<br />
danger situation in Japan and comes across a site<br />
that publishes the radiation data measured in Tokyo<br />
(later on this website is also used by Swiss).<br />
Dassa coordinates the communication and I keep<br />
in touch with the security officers at Aeropers as<br />
well as the emergency committee of Swiss.<br />
The first major decision concerns the flight to<br />
Narita on 12 March 2011. There is Article 24 in<br />
our CWA that applies in case of flights to areas in<br />
conflict (see separate box).<br />
In our opinion Swiss would have to consult kapers<br />
for this flight. Can we agree to it in the present<br />
situation?<br />
Basically we don’t want to send any crew member<br />
into an area of conflict and put them to risk.<br />
A layover in Narita is out of question for kapers.<br />
The crew of today’s flight therefore has to return<br />
immediately deadheading to Zurich. And both<br />
crews still in Narita need to leave Japan on this<br />
return flight.<br />
And of course any flight assignment to Japan has<br />
to be voluntary.<br />
But, what about our Japanese colleagues? They<br />
return to their country in danger and stay there in<br />
an uncertain situation. We realise that no one but<br />
they themselves, the one concerned, can decide<br />
about all that.<br />
kabine 2/2011<br />
A while later I am informed that Swiss wants to<br />
operate the flight today in order to fly back to<br />
Zurich all crews including the working crew of<br />
today’s operation ZRH-NRT. The flight is optional<br />
to all crew members and all Japanese colleagues<br />
in Zurich are offered an immediate return to Japan,<br />
which all of them will accept. Depending on<br />
the development of the situation in the next hours<br />
Swiss considers another flight to Tokyo the next<br />
day, provided that today’s crew agrees to a layover<br />
in Narita.<br />
With this all our conditions for today’s flight are<br />
met (there is no more discussion about a flight<br />
on the following day, as we all know, more on<br />
that later). I am however more than surprised to<br />
learn that Swiss does not consider Narita an area<br />
of conflict and Article 24 CWA does apparently<br />
not apply. Although, including the social partners<br />
into the decision finding process is out of question<br />
for Swiss.<br />
It is a subtle but important difference whether the<br />
social partner is „only“ involved in the process or<br />
if the airline is forced to come to a joint-decision<br />
from the beginning.<br />
The request for an unambiguous definition of an<br />
area of conflict that is binding for both contractual<br />
partners is a subject kapers is going to take up<br />
with Swiss soon.<br />
What happened during the rest of an intensive day<br />
was explained in the „Cabin Pressure Flashing“<br />
of 14.03.2011: Swiss insists on operating another<br />
flight to Narita the next day despite the disagreement<br />
of the officers for security of Aeropers and<br />
kapers for security reasons. Until late that night<br />
kapers wants to make sure that this decision is<br />
brought to the attention of the working crew of<br />
the flight in progress and they succeed shortly after<br />
the plane has landed in Narita. When the crew<br />
is updated by their colleagues, the ones who experienced<br />
the earthquake, they immediately decide<br />
to return to Switzerland. Swiss has to give up<br />
the idea of another flight. On Sunday, 13 March,<br />
late afternoon the three crews arrive in Zurich.<br />
Laughter, tears, talking, and silence – everything<br />
took place and was alright. Seven kapers Board<br />
and committee members, are there to support<br />
Swiss and the crews in whatever way they can:<br />
Listening, exchanging information, giving comfort,<br />
coordinate the necessary free days and following<br />
flight duties, introducing post-care possibilities.<br />
It is also offered to drive people home. In<br />
a debriefing, to which two kapers representatives<br />
are invited, objections are discussed and questions<br />
answered. kapers as well as several crew<br />
members do miss the Swiss care team, though.
We are all just relieved that our colleagues are<br />
back safe and sound. And we continue to feel<br />
with our Japanese colleagues who returned home<br />
to an uncertain future.<br />
The following days and weeks are less hectic and<br />
yet there are several important and extensive decisions<br />
to be made: Resuming the Japan operation<br />
via Hong Kong, later on the triangle flight with<br />
layover in Nagoya, and finally the re-introduction<br />
of the Narita layover. First of all it is not about a<br />
present nuclear hazard but about the uncertainty<br />
of the supply situation in terms of drinking water<br />
and food, energy and emergency plan, etc. Here<br />
too, kapers insists again and again that the security<br />
comes prior to economical and operational<br />
interests and that the FDR are applied.<br />
It is a platitude that it all looks completely different<br />
from a distant ten thousand kilometres. Sometimes<br />
it looks less sometimes even more dramatic.<br />
This fact makes it hard to evaluate matters<br />
objectively. When making decisions, what has<br />
always to be considered is that usually different<br />
people have to live with the consequences. No<br />
matter how much information is available – fear<br />
also includes a subjective component that has to<br />
be taken seriously. To decide whether to re-introduce<br />
a Japan operation in a meeting-room in Zurich<br />
is one thing – to decide to actually fly there,<br />
is something else.<br />
The cooperation with Swiss works in a constructive<br />
way and is based on partnership, and we<br />
always find a common solution when making decisions.<br />
Only over the question whether Greater<br />
Tokyo is an area of conflict or has ever been one,<br />
we still do not agree…<br />
Article 24 Assignments to areas of increased<br />
risk<br />
1 CCMs may only be assigned duties at<br />
times of increased risk to air transport,<br />
particularly to or in areas of political or<br />
military unrest, with the agreement of<br />
the kapers Safety and Security Officer.<br />
2 Flights with a clearly increased risk<br />
shall only be performed for humanitarian<br />
reasons. In addition to the agreement of<br />
the kapers Safety and Security Officer,<br />
the assignment of such duties shall also<br />
require the personal agreement of the Japanese<br />
CCM concerned. Excepted from<br />
this regulation are flights which SWISS<br />
is legally obliged to perform on behalf of<br />
the Swiss authorities.<br />
kabine 2/2011<br />
No matter how much<br />
information is available<br />
– fear also includes<br />
a subjective component<br />
that has to be taken<br />
seriously.<br />
© Greenpeace<br />
43
44<br />
Japan Earthquake<br />
Sichtweise eines direkt beteiligten CCMs: NRT 11 -13 March 2011<br />
Mein erster Langstreckenflug als ausgecheckter<br />
M/C. Am Morgen höre ich am Radio die Nachrichten<br />
über das verheerende Erdbeben in Japan.<br />
Ich bin alert, aber nicht sonderlich besorgt, da ich<br />
davon ausgehe, dass Swiss den Flug nur durchführt,<br />
wenn der Aufenthalt für die Besatzungen in<br />
Tokyo sicher ist. Ein Grossteil des Briefings dreht<br />
sich um Fragen der Sicherheit im Zusammenhang<br />
mit dem Erdbeben und dem Tsunami.<br />
An Bord, noch vor dem Start, werden wir mit<br />
Passagieraussagen konfrontiert, wonach in einem<br />
Kernkraftwerk in der Erdbebenregion Probleme<br />
aufgetreten seien. Diese Infos werden mir von<br />
unseren Piloten bestätigt, die entsprechende Stelle<br />
bei Swiss habe aber absolut grünes Licht für<br />
den Flug gegeben.<br />
Unterwegs kein Update bezüglich der Situation<br />
in Japan.<br />
Die Ankunft am Flughafen von Tokyo ist ein<br />
bisschen unheimlich. Es hat kaum Leute, da und<br />
kabine 2/2011<br />
dort sieht man Risse in den Wänden, die Rolltreppen<br />
stehen still, alles in allem aber nichts Besorgniserregendes.<br />
Die Welt steht, die TV-Bilder des<br />
Bebens und des Tsunamis habe ich zu dem Zeitpunkt<br />
noch nicht gesehen.<br />
Zum ersten Mal richtig wach gerüttelt werde ich<br />
im Hotel, kaum bin ich nach dem Flug eingeschlafen.<br />
Die unzähligen Nachbeben, laut Medien über<br />
180 innert der ersten 24 Stunden, sind spürbar<br />
und lassen auch immer wieder Adrenalin ins Blut<br />
schiessen, bleiben im Vergleich zum grossen Beben<br />
vor weniger als 24 Stunden vermutlich aber<br />
zarte Streicheleinheiten. Ich bleibe immer noch<br />
erstaunlich sorglos.<br />
Das ändert sich erst mit der Nachricht über die<br />
Explosion im Kernkraftwerk von Fukushima. Die<br />
Hälfte meiner Besatzung trifft sich zum Nachtessen.<br />
Die Diskussionen um die Situation sind<br />
rege, die Verunsicherung bis hin zu Angst gross.<br />
Eine drohende Kernschmelze 240 km nordöstlich<br />
unseres Aufenthaltes ist beängstigend. Unsere
Einschätzung und unser subjektives Gefühl der<br />
Bedrohung sind bestimmt anders als im fernen<br />
Europa. Tschernobyl war damals viel weiter entfernt<br />
und das Vertrauen in eine offene Kommunikation<br />
seitens der Atomkraftwerkbetreiberin<br />
Tepco ist nicht wirklich intakt. Wir wollen weg<br />
von hier. Ein Zeitfenster von 24 bis 36 Stunden<br />
für eine sichere Operation ist kein Trost; unser<br />
Heimflug ist erst in mehr als 36 Stunden geplant.<br />
Was, wenn der nächste Flug kurzfristig nach Seoul<br />
oder sonst wohin umgeleitet wird, weil sich<br />
die Situation verschärft hat?<br />
Nach dem Nachtessen trifft sich unsere gesamte<br />
Besatzung zusammen mit der ganzen Besatzung,<br />
die schon einen Tag vor uns in Tokyo ankam und<br />
das grosse Beben erlebt hatte, zu einem Briefing<br />
und Update, so gut wie möglich. Nur die absoluten<br />
Japan-Freaks haben nicht das unbedingte<br />
Bedürfnis, so rasch wie möglich Tokyo verlassen<br />
zu können. Auf Insistieren der Besatzungen vor<br />
Ort und wie sich später zeigte auch der kapers,<br />
entscheidet Swiss schliesslich, dass beide Besatzungen<br />
am kommenden Tag nach Zürich zurück<br />
kehren würden mit der regulären Besatzung als<br />
working crew geplant. Ein Teil meiner Besatzung<br />
wird trotz Unterschreiten der minimum rest period<br />
ebenfalls working geplant als Ersatz für die<br />
fehlenden japanischen Flight Attendants sowie<br />
eine Kollegin, die sich nicht fit fühlt für den Flug,<br />
der Rest fliegt deadhead. Das ist in dieser besonderen<br />
Situation auch verständlich, und jedes<br />
meiner Crewmitglieder erklärt sich vorbehaltlos<br />
bereit zu arbeiten, noch bevor wir wissen, wen<br />
die Dispo working planen würde.<br />
Unverständlich finde ich aber, dass Swiss sich<br />
offenbar erhofft hat, die Besatzung, die uns tags<br />
darauf in Tokyo abholen wird, würde ebenfalls<br />
freiwillig nach einem Ein-Nächter und Unterschreiten<br />
der minimum rest period wieder working<br />
nach Zürich fliegen. Diese Besatzung wurde<br />
meines Wissens weder vorgängig angemessen<br />
über diese Absicht informiert, noch war sie enlarged,<br />
um wenigstens einen Teil der zusätzlichen<br />
Arbeitsbelastung aufzufangen. Zum Zeitpunkt<br />
ihres Abfluges in Zürich war völlig unklar, wie<br />
sich die atomare Situation im Grossraum Tokyo<br />
entwickeln würde, noch ob es am nächsten Tag<br />
überhaupt nochmals einen Flug nach Tokyo geben<br />
würde.<br />
Auch am nächsten Tag bebt die Erde weiter.<br />
Seltsamerweise ist mein Unbehagen im Flughafengebäude<br />
ungleich grösser als während der<br />
vergangenen Stunden im Hotel. Jetzt nur kein<br />
grösseres Beben, schiesst es mir durch den Kopf,<br />
das womöglich den Abflug verzögern oder gar für<br />
längere Zeit verhindern würde. Endlich sind alle<br />
an Board bereit für den Heimflug, inklusive der<br />
Besatzung, die eben erst in Tokyo gelandet ist.<br />
In Zürich findet dann ein grosser Empfang statt,<br />
mit Vertretern/-innen von Swiss und auch von der<br />
kapers, denen die schlaflosen und arbeitsintensiven<br />
vergangenen Tage ebenso ins Gesicht geschrieben<br />
stehen wie deren Erleichterung, dass<br />
alle Crews wieder zu Hause sind. Entgegen meiner<br />
für mich selbstverständlichen Annahme ist<br />
niemand des Careteams anwesend, um das emotionelle<br />
Wohlbefinden der Crews sicherzustellen.<br />
Für den einen oder die andere aus den drei Besatzungen<br />
wäre das just in dem Zeitpunkt enorm<br />
wichtig gewesen.<br />
Im ausgedehnten folgenden Debriefing hätte es<br />
grundsätzlich für alle Platz, ihrem Unbehagen<br />
mit dem ganzen Handling der Situation Ausdruck<br />
zu verleihen. Einige machen davon Gebrauch, die<br />
meisten sind jedoch vermutlich zu erschöpft und<br />
wollen nur noch nach Hause. Was mich positiv<br />
beeindruckt: Die kabinenseitigen Swiss Vertreter<br />
nehmen unsere Vorwürfe entgegen, räumen teilweise<br />
sogar Fehler ein und versuchen nicht, sich<br />
mit Rechtfertigungen besser zu positionieren.<br />
Den cockpitseitigen Swiss Vertretern fällt dies<br />
offensichtlich schwerer.<br />
Endlich und nochmals ein paar Stunden später<br />
sinke ich, dankbar dafür, wieder zu Hause zu sein,<br />
in mein Kissen und entschwebe in einen laaaangen<br />
Schlaf. Noch während zwei, drei Tagen und<br />
Nächten vermeine ich immer mal wieder zu spüren,<br />
wie sich der Boden bewegt. Doch das sind<br />
für mich die einzigen Nachwehen aus diesem besonderen<br />
Tokyo Einsatz. Allein ein bisschen ratlos<br />
bin ich über den Eindruck, der bei mir entstanden<br />
ist, dass für meine Arbeitgeberin mindestens<br />
phasenweise die Aufrechterhaltung der Operation<br />
wichtiger war als das Befinden ihrer Crews.<br />
Lukas Schlumpf<br />
M/C Swiss<br />
kabine 2/2011<br />
45
46<br />
Japan Earthquake<br />
From a CCM‘s view: NRT 11 -13 March 2011<br />
It’s my first long haul flight as checked-out M/C. In the morning I hear<br />
the news on the radio about the heavy earthquake in Japan. I am<br />
alert but not really worried;<br />
I presume that Swiss only operates the flight if the<br />
layover in Tokyo isn’t dangerous for the crew. In<br />
the briefing the main subject is questions about<br />
security in regard to the earthquake and tsunami.<br />
On Board, even before take-off, passengers inform<br />
us, that there seems to be a problem with a<br />
nuclear power plant in the area of the earthquake.<br />
The pilots confirm this information and that the<br />
respective department of Swiss had approved of<br />
the flight.<br />
There is no more update about the situation in Japan<br />
en-route.<br />
Arrival at the airport in Tokyo is a bit creepy;<br />
there are hardly any people around, here and there<br />
cracks are visible in the walls, the escalators<br />
stand still, yet all in all nothing to worry about.<br />
The world stands, the pictures on TV of the quake<br />
and tsunami have not yet been seen.<br />
The first time that I am really shaken is in the hotel<br />
when I just have fallen asleep after the flight. The<br />
uncountable aftershocks, according to the media<br />
reports more than 180 in the first 24 hours, are<br />
felt and let adrenalin shoot through in my blood.<br />
These are rather gentle strokes compared to the<br />
major quake less than 24 hours ago. I remain surprisingly<br />
calm.<br />
This only changes after we learn about the explosion<br />
in the nuclear power plant in Fukushima.<br />
Half of my crew meets for dinner. There are excited<br />
discussions about the situation, a great deal<br />
of uncertainty, some are terrified. A looming nuclear<br />
meltdown 240 km north east from where we<br />
are is frightening, our estimate and our subjective<br />
feeling of being in danger are definitely different<br />
than far away in Europe. Chernobyl, then, was<br />
much further away. We have no confidence in<br />
the communication by Tecon, the operator of the<br />
plant. We want to get out! A slot of 24 to 36 hours<br />
for a secure operation is no comfort; our return<br />
flight is planned in 36 hours only. What happens<br />
if the next flight is diverted to Seoul or elsewhere<br />
because the situation gets worse?<br />
After dinner our entire crew meets with the crew<br />
that arrived the day before us and experienced the<br />
big earthquake for a briefing and update. Only the<br />
absolute Japan-freaks don’t have the ultimate urge<br />
to be able to leave Tokyo as soon as possible. On<br />
insisting of the crews concerned and (as we learn<br />
later) kapers, too, Swiss finally decides that both<br />
crews would fly back to Zurich with the regular<br />
planned working crew. Part of my crew will have<br />
to work as well despite not meeting the minimum<br />
rest period in order to substitute the missing Ja-<br />
kabine 2/2011<br />
panese flight attendants and one F/A, who does<br />
not feel fit to fly. All remaining CCM will travel<br />
deadheading. In this extraordinary situation that<br />
is acceptable and every one of my crew members<br />
agrees to work unconditionally, even before we<br />
know who will be picked by reassignment.<br />
Outrageous I find that Swiss was apparently hoping<br />
the arriving crew would also work back to<br />
Zurich voluntarily going below the minimum rest<br />
period after a one night layover. As far as I know<br />
this crew was not informed beforehand nor were<br />
they enlarged to compensate at least a part of the<br />
additional work load. By the time they left Zurich<br />
it was unpredictable how the nuclear situation in<br />
Greater Tokyo would develop and if there was<br />
even going to be another flight to Tokyo.<br />
Also the next day there are more earthquakes.<br />
Strange enough my worries are much bigger in<br />
the airport than during the past hours in the hotel.<br />
Just no more sever quake now, shoots through my<br />
head that might delay our departure or even postpone<br />
it for a longer period of time. Finally all are<br />
on board, ready for the flight home, including the<br />
crew that just arrived in Tokyo.<br />
In Zurich we are met by Swiss and kapers representatives.<br />
The ordeal of the past days us visible<br />
on their faces as much as the relief to have all<br />
crews back home. I had presumed the care team<br />
to be there as well in order to assist the crews<br />
emotionally. Regrettably no one showed up although<br />
some crew members would have needed<br />
their support at that precise moment. During the<br />
debriefing that followed it was allowed to unload<br />
any discomfort about the handling of the situation.<br />
Some made use of it, most of the people<br />
were probably too exhausted and just wanted to<br />
go home. I was positively impressed that the cabin<br />
representatives of Swiss were able to take the<br />
blames; they even admitted mistakes and did not<br />
try to make things look better by reasoning. The<br />
cockpit representatives did obviously have more<br />
trouble in doing so.<br />
Finally and again some hours later, feeling relieved<br />
to be back home I dropped into bed and knocked<br />
out. Even two to three days and nights later<br />
I could feel the earth moving. Luckily this is all<br />
that remains from this very extraordinary Tokyo<br />
assignment. However, when summing up things I<br />
am a bit baffled because from time to time I had<br />
the impression that for my employer keeping up<br />
the operation was more important than considering<br />
the well-being of their crews.<br />
Lukas Schlumpf M/C Swiss
Yet Do Cherry Blossoms Bloom<br />
On April 12th I was at Ueno Park. It was my third year in a row that I<br />
visit this popular Hanami (cherry blossom viewing) spot at this time of<br />
the year. Blossoms were as beautiful as before, but something was different<br />
this year; there were fewer people, less music / noise, somehow<br />
subdued smiles on people’s faces.<br />
As I breathed deeply under the cherry trees full of<br />
blossoms, I adored the blossoms and hated them<br />
a little this time, thinking of so many lives lost in<br />
the past disaster: earthquake and tsunami.<br />
March 11th 14:46<br />
My 14-year old daughter enjoyed a school day-off<br />
at home after a series of exams. We were about to<br />
go out of the flat to pay a visit to my father in a<br />
hospital. I had called my mother who lives nearby<br />
to ask if she would come along. I was putting<br />
on my boots when a strong upper-cut like swing<br />
shot me from underneath. In a few seconds huge<br />
right and left shakes attacked us. I could not hold<br />
myself standing. I held my daughter’s head in my<br />
right arm, the mirror hanging (actually “banging”<br />
at the time) on the wall with my left hand, saying<br />
“It will be over soon.... It will be over soon....”<br />
But it seemed it would never be over. The shaking<br />
lasted for a long time. Later I learned it was<br />
shaking for more than two minutes in west Tokyo<br />
area where I live.<br />
When the big shakes seemed to be over, I pushed<br />
my daughter into the bathroom (the smallest<br />
space surrounded by walls) telling her to protect<br />
her head with her arms.<br />
I ran to the kitchen, took out the biggest pan , and<br />
opened the water faucet to fill up the pan with<br />
water. If the power goes out, we will have no<br />
drinking water. At the same time I checked for<br />
“no open fire”.<br />
Then I ran to the bathroom and open the water<br />
faucet to fill up the bath-tub. We need non-drinking<br />
water as well.<br />
“Fire and water” are the two things I was trained<br />
to think of in case of earthquake.<br />
I turned on TV and PC to receive the news . Good,<br />
we still had power!!!<br />
I called my mother on the phone to find out that<br />
she was alright and told her we would not go out<br />
that day . Later I learned we were very lucky that<br />
we could talk on the phone at this moment, as<br />
later on that day it was very difficult to talk on<br />
the phone all over in Japan. Not even with my<br />
husband who works in downtown Tokyo, nor<br />
with my parents-in-law in Aomori (north part of<br />
Japan).<br />
I fetched my daughter from the bathroom and<br />
we sat in front of the TV (with cushions on our<br />
heads) for the next few hours not knowing what<br />
to say.... Is it real?Or is it something like CG? We<br />
saw huge black waves pushing away houses, cars,<br />
fishing boats, warehouses, buildings... It looked<br />
as if a gigantic beast was swallowing everything<br />
with its huge black tongue.<br />
Meanwhile I received an e-mail to my mobile<br />
phone from my husband saying all trains had<br />
stopped and he would come home on foot: it<br />
would take 7 hours if without a hitch. By that<br />
time TV was showing the panicking crowd at terminal<br />
stations and streets in Tokyo jammed with<br />
cars. I sent him back a mail: “Please stay at the<br />
office to avoid the panic.” The government also<br />
announced that those who are in office or school<br />
should stay where they were and should not hurry<br />
home. Later in the evening some trains started to<br />
run slowly. Trains ran the whole night to transport<br />
people from downtown.<br />
I could not sleep that night: afraid of aftershocks,<br />
worrying about my husband, thinking if my<br />
daughter and I had left home a few minutes earlier<br />
we would have been caged up in the elevator.<br />
..<br />
My husband came home, at last, at 5:30 in the<br />
morning.<br />
My daughter’s school , where most of the students<br />
commute by public transportation, announced that<br />
it would be closed till April 7: no exam results, no<br />
report card, no spring-break homework!! I heard<br />
from school that some 100 students who were<br />
attending sports activity at school at the time of<br />
the earthquake stayed at the school gymnasium<br />
overnight, with one blanket and one Onigiri (rice<br />
ball) per person.<br />
We slept in III shape in the living room …. in<br />
jeans<br />
From that day we put our futon mattresses together<br />
in III shape and slept in the living room...in<br />
jeans. We prepared a rucksack filled with emergency<br />
items such as torch, gloves, drinking water,<br />
plastic bags, lighter, etc.<br />
My husband stayed home the next week. He was<br />
doing his business with his mobile and PC at<br />
home. I cooked three times a day for three people.<br />
Around the clock TV was showing quake-related<br />
news with almost no commercials on all channels.<br />
No dramas, no cartoons, no entertainment<br />
programs were broadcast for a week.<br />
kabine 2/2011<br />
47
48<br />
No rice, no bread, no milk, no gas, no toilet paper-rolls......<br />
The following day in a supermarket I was shocked<br />
to see empty shelves. There was no rice, no<br />
bread, no bottled water, no instant noodles, no<br />
milk, no yogurt, no Tofu.... Not only food, but<br />
also, toilet paper-rolls, kleenex, pampers, batteries...<br />
there were none. My husband queued up<br />
for 2 1/2 hours to fill up our car. Gasoline was<br />
scarce, too. Goods were supplied to the quakecrippled<br />
area with first priority. Some roads to<br />
Tokyo were paralyzed, manufacturing factories<br />
had no power, no gas for the trucks, some people<br />
were panic buying ….<br />
We decided to eat what we had and what we<br />
would get. “If we run out of rice, we eat pasta!”<br />
The government also urged to refrain from hoarding.<br />
Rolling blackouts<br />
The crisis at Fukushima Nuclear power plant<br />
caused an energy squeeze. On March 14th, Tokyo<br />
Electric Power Co. imposed rolling blackouts.<br />
Kanto area was divided into five groups and in<br />
each group power was cut for 3 to 6 hours a day.<br />
The plan was published on TEPCO’s HP on the<br />
previous evening (always very late and changing<br />
frequently during the day).<br />
This affected our lives immensely. Not only at<br />
home, but public transportation, traffic lights,<br />
manufacturing factories, shops, stations, schools,<br />
hospitals...<br />
There were people jamming at stations to get on<br />
trains. People in hospital needed power to maintain<br />
their lives. In the evening, in the dark there<br />
were traffic accidents.<br />
My husband left home earlier to go to his office.<br />
(He started to go to office on 22nd). I cooked<br />
dinner early in the afternoon to prepare for the<br />
evening blackout. My daughter was reading at the<br />
dining table, not in her room,to save power. We<br />
put on extra sweaters and extra pairs of socks to<br />
minimize heating. We were somehow very lucky<br />
to fall into a niche spot where we experienced no<br />
blackout. But I visited my mother to spend dark<br />
evenings together at her house. On the way, I saw<br />
two policemen controlling traffic at the big crossing<br />
as there were no traffic lights on.<br />
The chaotic situation caused by blackout lasted<br />
for almost ten days.<br />
As the weather became warmer and people learned<br />
to save energy, on March 25th finally the<br />
rolling blackout was called off. But still now we<br />
kabine 2/2011<br />
are saving power and we see many signs outside<br />
dark shops or on dark vending machines: “We are<br />
saving energy, but we are OPEN!”<br />
Heart-warming messages from all over the<br />
world<br />
Since March 11th, starting only a few hours after<br />
the earthquake, I have received so many e- mails<br />
from all over the world (especially many from<br />
Switzerland) asking me of our well-being and<br />
sending me deep sympathy. Encouraging and caring<br />
mails kept coming even days after the quake<br />
asking how we were doing.<br />
It made me feel so greatly relieved and happy to<br />
know that so many people were praying for us<br />
and that we were not alone.<br />
Helping each other<br />
On April 17th, my husband went to Yamamotocho,<br />
Miyagi-Prefecture, to take the donation and<br />
supply materials he gathered at his office. He met<br />
the deputy mayor of the town, and saw the totally<br />
devastated landscape. The air, the dust, the smell,<br />
the sound … It was hard to describe by word what<br />
he had seen and felt there, he said, but surely different<br />
from what we saw on TV; much more brutal<br />
and painful.<br />
My daughter collects donation at school. I go<br />
and buy vegetable, fruit and other products from<br />
Fukushima and near-by area to cheer up the economy.<br />
I have an impression that after this unprecedented<br />
natural disaster, people became somewhat kinder<br />
to each other than before. Even around me in Tokyo,<br />
I see more often people offering small help<br />
to others; like asking people if they need anything,<br />
helping the elderly and young mothers, etc.<br />
People became less indifferent to others.<br />
If there is one good thing brought by this calamity<br />
If there is one good thing which was brought by<br />
this worst post-war crisis, it is that we are learning<br />
to re-evaluate our values: we do not need as<br />
much as we thought we would and our peace of<br />
mind is assured by people’s bonds.<br />
To finish my essay, I would like to send my most<br />
<strong>since</strong>re thanks to all of you in Switzerland for<br />
standing by us, helping us and reassuring us over<br />
this hard time.<br />
Mitsuyo Yoshida
Jishin Trauma…<br />
We all are very used to, that is earthquake.<br />
On March 11, 2011, I was in the kitchen to prepare<br />
supper while my baby was taking a nap. At<br />
the beginning of shaking, I realized that it was an<br />
earthquake, but did not stop cooking <strong>since</strong> we just<br />
changed our kitchen to electric power instead of<br />
gas, so it has no chance to catch fire.<br />
We have been told at school when we were very<br />
young that “An earthquake will last for a minute,<br />
so just calm down and think what you must to do<br />
and wait until it will get over”<br />
BUT this time, it didn’t. I could feel shaking for a<br />
long time, more than 1 minute for sure.<br />
After a while, my 10-year-old son came home<br />
and as soon as he saw my face, he started crying<br />
so badly, he could not speak any words but was<br />
hugging me very tightly.<br />
I hugged him back also and asked him, “Are you<br />
Okay?”, and he said that he was very scared if I<br />
and my baby were okay.<br />
Japanese schools have earthquake and fire drill<br />
every other month, and it was the training day,<br />
and they were just about ready to go out of the<br />
class room to the field. Nobody expected such a<br />
coincidence, many of the children started crying,<br />
he said. He continued that he was not crying at the<br />
time, but on the way coming back he was thinking<br />
and imagined so many bad things that could have<br />
happened to his family. All the children made up<br />
a number of groups to go home together. Even<br />
though they were friends, every one of them kept<br />
quiet on their way home.<br />
Then, my 15-year-old daughter and 13-year-old<br />
son came home from their Junior High School.<br />
They had a different way of getting rid of fear, this<br />
time they spoke out so many words and sounded<br />
even excited and told me what had happened at<br />
their school. They were telling one of their walls<br />
in their school building had a crack, so they tried<br />
to run out from the building. It scared me a lot…<br />
When we turned on TV, we realized that this<br />
would be the worst tragedy in our history…<br />
All the telephone lines were blocked, no commuting<br />
tools as trains, buses, and cars were difficult<br />
to move, the only information we could get was<br />
from TV and it sounded very bad. I could not reach<br />
my husband, my parents, neither my sisters.<br />
My kids were telling each other about what had<br />
happened at their schools , but I was stuck in<br />
front of TV. They were telling that a big Tsunami<br />
would come soon. At the beginning, it was just 20<br />
cm, but it rose to 20 m in an hour.<br />
At night, everyone wanted to sleep together, so<br />
they brought their own pillows and comforters to<br />
my bedroom and tried to sleep on the floor.<br />
And next morning, so many comments were<br />
logged in on my boy’s baseball team. Usually<br />
they start practice at 8:00 at the school ground,<br />
but some of the coaches or parents could not get<br />
home from the office the previous night, they decided<br />
not to have a regular practice but just kids<br />
and some coaches who were able to attend went<br />
to the ground voluntarily. My elder son also went<br />
to school for his baseball practice, but he came<br />
home very early and told me there wouldn’t be<br />
anymore practice until school permited to use<br />
their school ground.<br />
So we sat down in front of TV and watched terrible<br />
news about Tsunami, all of my kids were quiet<br />
and just tried to understand what had happened<br />
in Tohoku area. My daughter went to Iwate Prefecture<br />
last summer on her school field trip and<br />
stayed on a farm . She was very worried about<br />
her host family but there was no way to find out<br />
if they were ok.<br />
After a while, I got so many e-mails to my mobile<br />
such as:<br />
“Gasoline is running out soon, so fill up your car<br />
with petrol as soon as possible!”<br />
“Get toilet paper and Kleenex and some other paper<br />
supplies before it’ll be gone!”<br />
“Chemical shower will come, so you won’t be<br />
able go out for a long time, get enough groceries!”<br />
and more!<br />
kabine 2/2011<br />
49
50<br />
Die Glückskette sammelt für Japan<br />
Even though I could guess some of the messages<br />
were exaggerated, but if everybody thinks it<br />
is real, I must run to the store now! By the time<br />
I went to the store, most of the bread and paper<br />
supplies were gone, I had to go to a 2 nd and 3 rd<br />
store to buy my wants.<br />
Within 2 days, most of the supplies in the stores<br />
were gone! I had to ration food from the day.<br />
School lunch had been cancelled until school<br />
term would be over, so I had to make a lunch box<br />
for them for several days.<br />
After a week or so our most worried issue was<br />
shifted to radiation leaking from Tsunami. One<br />
day, my friend who lives in Hiroshima called me<br />
and said: “I will send you something that you<br />
need because you cannot get them in Tokyo!”<br />
And in a few days, she sent me a big package<br />
of diapers, cup noodles, toilet paper, kids’ snacks<br />
Herzlichen Dank für Ihre Spende!<br />
kabine 2/2011<br />
Chaîne du Bonheur<br />
Glückskette<br />
Catena della Solidarietà<br />
Swiss Solidarity<br />
and so many thoughtful gifts. I really appreciate<br />
her but I can never forget that at the end of our<br />
conversation, she asked me to not discriminate<br />
the people from Fukushima. Radiation won’t infect<br />
others by touching or so. Maybe just because<br />
she lives in Hiroshima, she strongly asked me to<br />
do so.<br />
Now, our life is close enough to be normal even<br />
though we still have some small earthquakes every<br />
day. We still continue to save our electricity as<br />
much as we can.<br />
I really appreciate SWISS to support us very<br />
much, and I also thank all my colleagues to fly<br />
over NRT rotation during this difficult time. You<br />
helped me a lot on my mental side after this catastrophe.<br />
I am now ready to restart flying life again<br />
after my 4 th maternity & mother’s leave. See you<br />
on the flight.<br />
Ayumi Nishikawa<br />
Erdbeben und Tsunami in Japan - Glückskette öffnet ein Spendenkonto<br />
Das Ausmass der Verwüstungen in Japan nach dem verheerenden Erdbeben, dem Tsunami und der<br />
Atomkatastrophe haben auch die Bevölkerung in der Schweiz erschüttert. Deshalb öffnete die Glückskette ein<br />
Spendenkonto.<br />
Die japanische Regierung hat bisher keine ausländischen Hilfswerken zugelassen, sondern wird von ihren<br />
nationalen Hilfswerken unterstützt. Die Nothilfe vor Ort wird von der japanischen Regierung geleitet, welche<br />
als eine der am besten vorbereiteten im Falle einer solchen Katastrophe gilt.<br />
Die Glückskette arbeitet ausschliesslich mit Schweizer Hilfswerken zusammen. Im Fall dieser Sammlung wird<br />
die Glückskette die Spendengelder in einer ersten Phase über ihre Partner - ADRA, Caritas, Heilsarmee und<br />
Schweizerisches Rotes Kreuz - an die japanischen Hilfswerke weiterleiten.<br />
Spenden sind möglich auf das Postkonto 10-15000-6 mit dem Vermerk «Japan» oder online.<br />
PostFinance Kundinnen und Kunden können ausserdem gratis am Postomat oder via SMS mit Vermerk der<br />
Sammlung gefolgt vom Betrag an die Kurznummer 363. Beispiel: Japan 50 an 363 senden. Unter «weitere<br />
Funktionen» erscheint am Postomat das Logo der Glückskette
ERSCHEINUNGEN<br />
Letzthin, ich fühlte mich gerade etwas gelangweilt,<br />
dachte ich mir, dass es doch aufregend<br />
wäre, wenn wieder einmal jemand eine Erscheinung<br />
hätte. Zum Beispiel ich. Das wäre sicher<br />
toll, so mitten im Wohnzimmer, wenn man grad<br />
beim Staubsaugen ist oder sich eine einschläfernde<br />
Sven-Epiney-Sendung anguckt, und plötzlich<br />
beginnt es sakral zu Flackern vor dem Büchergestell,<br />
wie bei einer Sound&Vision-Show.<br />
Ich würde die Heilige wahrscheinlich nicht auf<br />
Anhieb erkennen in ihrem Lichtkranz, mein religiöses<br />
Fachwissen ist leider etwas beschränkt,<br />
doch sie würde es mir dann schon sagen, wer sie<br />
sei und wozu sie ausgerechnet mich erschrecken<br />
muss. Jedenfalls wissen die mit Erscheinungen<br />
geplagten Leute immer haargenau, wer da vor<br />
ihnen schwebt. Meist ist es ohnehin Jesus, den<br />
jährlich Tausende von Leuten sehen - selbst auf<br />
getoastetem Brot, im Innern aufgeschnittener<br />
Kartoffeln oder in beschlagenen Autoscheiben.<br />
Was stets mit ernsthaftem Kopfnicken und unterschwelliger<br />
Aggression zu Protokoll gegeben<br />
wird – wehe dem, der das Gesehene in Frage<br />
stellt oder sich gar einen sarkastischen Seitenhieb<br />
erlaubt! - während auf Ebay bereits die ersten Gebote<br />
für das besagte Objekt abgegeben werden.<br />
Nicht nur Jesus, auch Maria ist eine ganz Emsige,<br />
jedenfalls wird sozusagen nie von anderen weiblichen<br />
Erscheinungen berichtet. Dabei drängeln<br />
sich die Damen sicher im Heim für erscheinungsgefährdete<br />
Mädchen, doch Maria mit ihren kräftigen<br />
Ellbogen setzt sich immer durch!<br />
Doch zurück in mein Wohnzimmer und zu meiner<br />
Marienerscheinung. Wahrscheinlich würde<br />
sie mich vollquasseln, denn einfach so zum Spass<br />
erscheint man ja nicht und nach jahrhundertelangem<br />
Rumgeistern hätte sie bestimmt einige<br />
aufwühlende Anekdoten zu erzählen. Ich würde<br />
natürlich geduldig zuhören und versuchen, nicht<br />
allzu fest mit den Augen zu rollen, oder nur ganz<br />
verstohlen, und so tun, als ob ich ihr Geplapper<br />
unheimlich spannend fände. Vielleicht würde ich<br />
sogar versuchen, mit dem Handy heimlich ein<br />
Foto von ihr zu schiessen. Wenn man Glück hat,<br />
und von einer solchen A-List-Erscheinung heimgesucht<br />
wurde, kommen garantiert schnurstracks<br />
Gesandte des Papstes angeflogen, inspizieren mit<br />
Kennermiene den Ort des Geschehens und stellen<br />
ein paar unheimlich bohrende Fragen (wie<br />
zum Beispiel:” Nehmen Sie Drogen?”), bevor sie<br />
mit ernsten Mienen Blicke austauschen und sich<br />
schliesslich zunicken würden. Augenblicklich<br />
würden – nein, nicht zarte Pflänzchen und wohlriechende<br />
Blümchen - sondern geschäftstüchtige<br />
Ladenbesitzer mit ihren Souvenirshops aus dem<br />
Boden spriessen und lächerliche Keramikfiguren<br />
zu unvorstellbaren Preisen verkaufen, die alle<br />
meine Gesichtszüge trügen, aber in wallenden,<br />
völlig unmodernen Gewändern steckten.<br />
Am ersten Jahrestag meiner Erscheinung müsste<br />
ich dann wohl irgendein goldenes Band durchschneiden<br />
oder sonst was Einweihendes tun, und<br />
dann kämen wildfremde Leute aus aller Welt hergepilgert<br />
und guckten mein Wohnzimmer ganz<br />
andächtig an, einige würden wohl weinen, diejenigen,<br />
die halt immer weinen, wenn’s was zu<br />
weinen gibt. Insgeheim hofften sie natürlich, dass<br />
die Erscheinung gerade wieder mal in der Gegend<br />
wäre und dass sie ebenfalls berühmt und später<br />
heilig gesprochen würden. Was aber sicher nicht<br />
der Fall wäre.<br />
Doch je länger ich mir dieses Szenario ausmale,<br />
desto klarer wird mir, dass ich wohl nie zum erlauchten<br />
Kreis der Erscheinungsprivilegierten<br />
gehören werde. Denn niemals wohnen die in<br />
Vier-Zimmer-Stadtwohnungen, können sich Kinokarten<br />
für 3-D-Filme leisten und besuchen regelmässig<br />
Sushirestaurants.<br />
kabine 2/2011<br />
Sunil Mann<br />
CCM und Schriftsteller<br />
Privatdetektiv Vijay Kumar und seinen<br />
Freund, den Fotoreporter José, trifft es im<br />
wahrsten Sinn des Wortes knüppelhart: In<br />
einer Kneipe werden sie in eine Schlägerei<br />
verwickelt. Immerhin landen sie nicht<br />
im Krankenhaus wie der junge Fernando,<br />
der in ein Koma fällt. Das Schicksal des<br />
jungen Südamerikaners berührt Vijay<br />
umso mehr, als sein neuester Auftrag ihn<br />
in dessen Familie führt. Denn der Zürcher<br />
Medientycoon Blanchard vermisst seine<br />
Putzfrau Rosie und Rosie ist niemand<br />
anderes als Fernandos Tante. Hängen die<br />
Schlägerei und das Verschwinden Rosies<br />
zusammen? Wieso nimmt der Medienmogul<br />
überhaupt so Anteil am Leben seiner<br />
Putzfrau? Als der rechte Politiker Walter<br />
Graf erstochen in seiner Wohnung aufgefunden<br />
wird, wird die Sache noch mysteriöser.<br />
Denn auch in diesem Haushalt hat<br />
Rosie geputzt …<br />
Der indischstämmige Schweizer Detektiv<br />
Vijay Kumar pendelt in seinem neusten<br />
Fall zwischen verschiedenen Kulturen,<br />
lernt eine Lektion in Sachen Politik und<br />
eine andere in der Liebe, gerät dabei nicht<br />
nur in die Kunstszene, sondern auch immer<br />
wieder an eine Flasche Whisky, während<br />
das Quartier rücksichtslos aufgewertet<br />
wird, der Baulärm ihm den Schlaf<br />
raubt und Lady Gaga den letzten Nerv.<br />
Und dann steht auch noch unverhoffter<br />
Besuch aus Indien vor der Tür, genauso<br />
wie Diwali, das Lichterfest …<br />
51
52<br />
Nein, vielmehr darben sie irgendwo als Hirten<br />
einer undankbaren Schafherde dahin, in der Einöde<br />
des ostanatolischen Hinterlandes, ernähren<br />
sich von trockenem Brot und dem ewig gleichen<br />
stinkenden Schafskäse und fürchten sich andauernd<br />
vor irgendetwas. Dann erscheint ihnen eines<br />
Tages so eine längst verstorbene Person, an deren<br />
Wohltaten man sich mehr dank der Überlieferung<br />
und weniger der Wirkung wegen erinnert. Zweifelsohne<br />
meinte es die betreffende Erscheinung<br />
zu Lebzeiten nur gut und freute sich über die<br />
ganzen Jahrhunderte hinweg wie irre über ihre<br />
Wohltaten, aber dass sie dann irgendwelche Leute<br />
erschrecken muss, die in Ostanatolien Schafe<br />
hüten und es ohnehin nicht leicht haben, verstehe<br />
ich persönlich nicht.<br />
Auch ist mir aufgefallen, dass meist nur Frauen<br />
von solchen Erscheinungen heimgesucht werden.<br />
Jungs kriegen sowas fast nie zu Gesicht. Ebensowenig<br />
erscheinen Männer, oder zumindest sehr<br />
selten, mal abgesehen von jenem prominenten,<br />
bereits erwähnten Fall. Muss wohl mit den Hormonen<br />
zu tun haben.<br />
Jedenfalls erzittert dann das mit der Erscheinung<br />
gequälte Mägdlein in Ostanatolien gottesfürchtig<br />
und hört mit angehaltenem Atem zu, was das<br />
NIGHTSTOP – PARTY FROM AIRLINERS FOR AIRLINERS<br />
boarding info and guidelines<br />
FOR AIRLINERS ONLY,<br />
1 TRAVELPARTNER PER GUEST ALLOWED,<br />
FOR GUARANTEED ENTRY BEFORE 22.00<br />
WEB CHECK-IN NOW AVAILABLE ON WWW.NIGHTSTOP.CH<br />
destination<br />
RUNWAY 34<br />
date<br />
17 JUNE 2011<br />
tax/fee/charge<br />
CHF 20<br />
boarding<br />
NEXT TO AIRPORT ZRH<br />
time<br />
19.00–05.00<br />
inflight entertainment system<br />
AFTERWORK COCKTAILS, FOOD, CLUBBING,<br />
INDOOR AND OUTDOOR BARS, LIMOSERVICE<br />
show acts<br />
BLISS, DJ D-LUXE, DJ URS DIETHELM,<br />
AND OTHERS ...<br />
check-in on www.nightstop.ch prior to departure is appreciated<br />
CO-SPONSORS<br />
kabine 2/2011<br />
Lichtgespinst so von sich gibt. In der Aufregung<br />
bekommt sie wahrscheinlich nicht viel mit und<br />
verdreht nachher das Wenige noch beim Nacherzählen,<br />
doch sie wird sich ihren Lebtag daran<br />
erinnern, was sie gesehen hat, und der Papst wird<br />
sie mit etwas Glück - irgendwann wenn sie längst<br />
tot ist - heilig sprechen.<br />
Arm sein hilft, will man Erscheinungen haben.<br />
Ich habe zum Beispiel noch nie von einer reichen<br />
Zürichberg-Schnepfe gehört, die von einer Erscheinung<br />
belästigt worden wäre. Dabei stelle ich<br />
mir das ganz amüsant vor, wie nach anfänglicher<br />
Skepsis die Schnepfe ihr Handy endlich hinlegt,<br />
und sich die beiden Damen einen Eierlikör zu<br />
Gemüte führen und dann noch einen und sich<br />
auf dem pastellfarbenen de Sede-Sofa ihre Lebensgeschichte<br />
erzählen und sich über die vollen<br />
Terminkalender beklagen. Wenn dann der Eierlikör<br />
leer ist, greift die Erscheinung eigenhändig<br />
zur nächsten Flasche und am Schluss ist sie so<br />
betrunken, dass sie in die falsche Richtung verscheint,<br />
wo auch immer die sein mag.<br />
Aber eben, so schnell werde ich das wohl nicht<br />
erleben. Und nur wegen einer Erscheinung nach<br />
Ostanatolien zu ziehen, wäre ja auch ein bisschen<br />
übertrieben.<br />
info<br />
WWW.NIGHTSTOP.CH<br />
date<br />
17 JUNE 2011<br />
time<br />
19.00–05.00<br />
tax/fee/charge<br />
CHF 20<br />
PARTY FROM AIRLINERS<br />
FOR AIRLINERS<br />
WWW.NIGHTSTOP.CH
kabine 2/2011<br />
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54<br />
kabine 2/2011