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Heinz Marty Ich bin, je nach Grösse des Ereignisses, wohl physisch<br />

allein vor Ort, aber ich fühle mich nicht allein. Ich weiss<br />

stets das Carelink-Team in meinem Rücken. Bei Bedarf kann<br />

ich meine eigene Wahrnehmung mit einem Teammitglied in<br />

Glattbrugg spiegeln und allfällige Unsicherheiten besprechen.<br />

Der Ehrgeiz, einen Einsatz partout allein zu bewältigen,<br />

ist völlig fehl am Platz. Oft kommt ein Caregiver mit<br />

mir in den Einsatz. Das ist für mich zumeist eine Entlastung.<br />

Wie lange dauert eine Akutbetreuung?<br />

Heinz Marty Die Frage nach der Zeit entspringt wohl dem<br />

derzeitigen Zeitgeist. Menschen reagieren auf belastende<br />

Ereignisse sehr unterschiedlich. Es gibt viele Faktoren,<br />

die die Ausprägungen und Belastungszeiten unterschiedlich<br />

beeinflussen. Die einen Menschen brauchen länger,<br />

um wieder zur Normalität zu finden, den anderen gelingt<br />

das früher. Manchmal muss ich auch eine Nachbetreuung<br />

durch eine Psychotherapeutin oder eine andere Fachperson<br />

organisieren.<br />

sätzlich nicht als krank, denn jede Reaktion auf ein abnormales<br />

Ereignis ist in der Regel normal.<br />

Wo also hört Notfallpsychologie auf, wo fängt<br />

Psychotherapie an?<br />

Björn Keller Notfallpsychologie und Psychotherapie – das sind<br />

in der Tat unterschiedliche Disziplinen. Die Notfallpsychologie<br />

ist ein psychologisches Fachgebiet wie etwa die Verkehrspsychologie<br />

oder die Psycho-Onkologie.<br />

Heinz Marty Als Psychotherapeut arbeite ich mit Menschen,<br />

die psychische Schwierigkeiten oder gar eine psychische Erkrankung<br />

haben. Als Notfallpsychologe gehe ich grundsätzlich<br />

davon aus, dass die zu betreuende Person gesund ist. Ich<br />

fördere daher ihr Gesundbleiben.<br />

Björn Keller Die Akutbetreuung kann<br />

zwischen einer Stunde und zwei bis<br />

drei Wochen dauern, in vereinzelten<br />

Fällen einen bis zwei Monate. Wenn<br />

zum Beispiel eine betroffene Person<br />

bereits psychisch vorbelastet ist, kann<br />

die Akutbetreuung mehr Zeit beanspruchen.<br />

Ich achte sowohl auf Risikofaktoren als<br />

auch auf mögliche Schutzfaktoren und<br />

frage eine Person ganz direkt: Können<br />

Sie sich mit jemandem in Ihrem Umfeld<br />

über das Erlebte austauschen?<br />

Wer oder was kann Ihnen ganz konkret<br />

in den nächsten Stunden helfen? Je<br />

nach Antworten passe ich die Akutbetreuung<br />

an.<br />

Wir von Carelink sind nach wie vor da,<br />

auch wenn die notfallpsychologische<br />

Betreuung fürs Erste beendet ist. Falls<br />

nötig, helfen wir auch überbrücken, bis<br />

für die Nachsorge die richtige Therapieform<br />

gefunden ist. Auf keinen Fall<br />

aber wollen wir Abhängigkeiten schaffen.<br />

Und: Wir stellen auch in einer länger<br />

dauernden Akutbetreuung keine<br />

Diagnosen.<br />

Heinz Marty Als Notfallpsychologen erfassen<br />

wir Belastungssituationen und<br />

befassen uns mit der individuellen Betroffenheit<br />

der Person, mit ihren Reaktionen<br />

und Beschwerden. Wir betrachten<br />

die betroffene Person grund-<br />

Björn Keller, ehemals Leitender<br />

Psychologe am Psychiatrischen<br />

Dienst Thun, wirkt seit August<br />

2018 im Carelink-Team in<br />

Glattbrugg und verantwortet<br />

den neu geschaffenen Bereich<br />

Forschung & Entwicklung<br />

Notfallpsychologie.<br />

• <strong>Jahresbericht</strong> 2018

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