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Magazin-2019-2

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MOÇAMBIQUE<br />

Soforthilfe für die Opfer des<br />

Wirbelsturms<br />

Der Zyklon Idai hinterlässt<br />

eine Spur der Verwüstung auf<br />

dem Weg ins Land.<br />

Am 14. März verwüstete der Wirbelsturm Idai weite Teile Moçambiques.<br />

Betroffen sind auch die Menschen in unserer Projektregion im Westen des<br />

Landes. terre des hommes schweiz leistet Soforthilfe im Krisengebiet: Ein<br />

Hoffnungsschimmer für viele in einer Region, die schon vor der Katastrophe<br />

zu den ärmsten Gebieten Afrikas zählte.<br />

Text Jonas Wagner-Mörsdorf, Programmkoordinator, direkt aus Moçambique<br />

Luisa Oliveira vor ihrem notdürftig<br />

hergerichteten Haus.<br />

Unsere Soforthilfe in Kürze<br />

Verteilung von Nahrungsmitteln für die Opfer<br />

des Wirbelsturms im Umfeld unserer Partnerorganisationen<br />

in der Provinz Manica<br />

Schutz, Begleitung und psychologische<br />

Betreuung von traumatisierten Kindern und<br />

Jugendlichen<br />

Aufbau von betreuten Anlaufstellen mit Spiel-,<br />

Bastel- und Gesprächsangeboten für Kinder<br />

und Jugendliche<br />

Verteilung von Schulmaterialien, Kleidung<br />

und Hygieneartikeln<br />

So können Sie helfen:<br />

Mit 100 Franken für die psychologische<br />

Betreuung eines Kindes<br />

Mit 150 Franken für einen Monat Lebensmittel<br />

für eine Familie<br />

Spenden Sie jetzt:<br />

IBAN CH18 0900 0000 4000 0260 2<br />

Zahlungszweck: Soforthilfe Moçambique<br />

Es ist schon dunkel, als wir Ende Mai abends in<br />

Chimoio, in der Provinz Manica, eintreffen. Gut<br />

zweieinhalb Monate ist es her, dass der Wirbelsturm<br />

Idai eine massive Schneise der Zerstörung durch<br />

Moçambique zog. Bunt leuchtende Reklametafeln<br />

lenken unsere Aufmerksamkeit im Stadtzentrum<br />

Chimoios auf die Geschäfte der einen Strassenseite<br />

und erwecken den Anschein von Normalität. Erst<br />

auf den zweiten Blick merken wir, dass die Stadt<br />

auf der anderen Seite völlig im Dunkeln liegt. Der<br />

Strom ist im ganzen Viertel ausgefallen. Das wahre<br />

Ausmass der Verwüstung wird jedoch erst am folgenden<br />

Morgen auf der Fahrt in die Aussenbezirke<br />

ersichtlich: Hier reiht sich eine eingestürzte Lehmhütte<br />

an die nächste. Was der Sturm nicht wegradiert<br />

hat, wurde durch die folgenden sintflutartigen<br />

Regenfälle in arge Mitleidenschaft gezogen.<br />

Allein in Chimoio und den umliegenden Gemeinden<br />

und Dörfern wurden 20 000 Häuser ganz oder<br />

teilweise zerstört. Viele Familien haben ihre Nahrungsvorräte,<br />

ihre Ernte, ihr gesamtes Hab und Gut<br />

und ihre Einkommensmöglichkeiten verloren.<br />

Bewegende Begegnungen<br />

In einer dieser Gemeinden treffen wir Luisa Oliveira<br />

(Name geändert) vor den Überbleibseln ihrer<br />

Behausung: ein paar Mauern, ein Teil des Daches,<br />

der Rest ist weg. In der Sturmnacht war die 30-jährige<br />

alleinerziehende Mutter mit ihren sechs Kindern<br />

im Haus. Doch um 4 Uhr nachts hielt die einfache<br />

Steinhütte den Naturgewalten nicht mehr<br />

stand. Inmitten des Sturmes floh Luisa Oliveira mit<br />

ihren Kindern zu den Nachbarn. Als auch deren<br />

Hütte kurz darauf zusammenfiel, mussten sie in<br />

der Schule Schutz suchen. Nur mit viel Glück kamen<br />

alle heil davon. Jetzt, zwei Monate später, lebt<br />

sie mit ihren Kindern in dem, was von ihrem Haus<br />

übriggeblieben ist. Das teilweise abgedeckte Dach<br />

und die eingestürzten Mauern hat sie notdürftig<br />

mit Plastikplanen geflickt. Was mag es wohl heissen,<br />

mit sechs Kindern in dieser Ruine zu schlafen? Die<br />

Frage verfolgt uns noch eine ganze Weile.<br />

Ein wenig später begegnet uns der 19-jährige Manuel<br />

Eduardo (Name geändert). Die Lehmhütte, in<br />

der der Waise mit seinen beiden jüngeren Brüdern<br />

lebte, wurde vom Sturm weggerissen. Jetzt wohnen<br />

sie zu dritt bei einem Nachbarn. Wie Luisa Oliveira<br />

hat auch er Lebensmittel von unserer Partnerorganisation<br />

LeMuSiCa, (Levanta-te mulher e siga o<br />

seu caminho) erhalten. «Für mich ist es sehr wichtig,<br />

dass ich mit den Leuten von LeMuSiCa auch<br />

über meine Sorgen und Ängste reden kann. Ich<br />

wäre sonst ganz auf mich gestellt», betont Manuel<br />

Eduardo.<br />

Lebensnotwendige Hilfe<br />

Wie Luisa und Manuel geht es unzähligen Menschen<br />

in Chimoio. Jene, die schon vor dem Sturm ums<br />

Überleben kämpfen mussten, hat es jetzt wieder am<br />

härtesten getroffen. Wir unterstützen mit unseren<br />

lokalen Partnerorganisationen so viele Familien<br />

wie möglich mit Nahrungsmitteln wie Reis, Nüssen,<br />

Zucker und Öl, damit diese fürs Erste überleben<br />

können. Denn der Sturm hat auch alle Essensvorräte<br />

und einen Grossteil der Felder zerstört. Der<br />

Hauptfokus unserer Hilfe liegt jedoch auf dem<br />

Schutz, der Begleitung und Betreuung von jenen<br />

Kindern und Jugendlichen, die am schwersten von<br />

den Folgen betroffen sind.<br />

Der Mangel an Nahrungsmitteln greift die<br />

oftmals schon unterernährten Kinder am meisten<br />

an. Mit den Überschwemmungen kamen auch die<br />

lebensbedrohlichen Durchfallerkrankungen. Hinzu<br />

kommt, dass so manche Kinder und Jugendliche<br />

durch die Fluten von ihren Eltern und Geschwistern<br />

getrennt worden waren. Viele von ihnen<br />

sind noch immer von diesen Erfahrungen<br />

gezeichnet, einige von ihnen auch schwer traumatisiert.<br />

Wir haben daher sehr bald nach den Ereignissen<br />

vom 14. März mit unseren Partnern vor Ort begonnen,<br />

ein Nothilfeprogramm für Kinder und Jugendliche<br />

aufzubauen. Neben der Nahrungsmittelhilfe<br />

war die psychologische Unterstützung für<br />

4 magazin Juni <strong>2019</strong> 5

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