Magazin-2019-2
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Nr. 2 | Juni <strong>2019</strong><br />
Wir leisten Soforthilfe:<br />
In Moçambique sind<br />
Hunderttausende in Not<br />
Schweizer Konzerne<br />
in der Pflicht
MEINUNG<br />
VERMISCHTES AUS DEN LÄNDERN<br />
Frauenstreik –<br />
hingehen und<br />
Männer mitnehmen<br />
Franziska Lauper<br />
Geschäftsleiterin terre des hommes schweiz<br />
Am 14. Juni 1991 streikten die Frauen in der Schweiz.<br />
Eher symbolisch zwar, trotzdem ein historisches Ereignis!<br />
Nach 28 Jahren ist eine Neuauflage nötig. Denn<br />
die zentralen Forderungen von damals sind nach wie<br />
vor nicht erfüllt: Lohngleichheit, gerechte Vertretung<br />
in Führungspositionen, Schutz vor Gewalt und Diskriminierung.<br />
terre des hommes schweiz schliesst sich den<br />
Forderungen des Frauenstreiks an.<br />
Gewalt gegen Frauen ist in der Schweiz nach wie vor<br />
eine inakzeptable Realität. In unseren Projektländern<br />
ist sie eines der wesentlichen Entwicklungshindernisse.<br />
Weltweit erfahren Frauen und Mädchen in ihren engsten<br />
Beziehungen psychische und sexuelle Gewalt. In<br />
unseren Jugendprojekten zeigt es sich ganz deutlich:<br />
Sind junge Frauen in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt<br />
und durch ein unterstützendes Umfeld geschützt, kann<br />
Gewalt reduziert werden. Ebenso entscheidend ist es<br />
jedoch, junge Männer einzubinden und zu motivieren,<br />
eine Männlichkeit zu leben, die sich nicht über die<br />
Ausübung von Gewalt definiert.<br />
Chancenungleichheit gibt es auch in internationalen<br />
NGOs noch immer. Zwar sind 70 Prozent aller Mitarbeitenden<br />
Frauen. In den Führungsetagen sitzen jedoch 70<br />
Prozent Männer. Das will die fair share initiative ändern,<br />
der wir uns mit vielen anderen Organisationen angeschlossen<br />
haben. Gemeinsam verpflichten wir uns, den<br />
Frauenanteil in Geschäftsleitungen, Vorständen und<br />
Stiftungsräten bis 2030 jenem in unseren Teams anzugleichen.<br />
Die Talente junger Frauen sollen in unseren<br />
Organisationen gleichermassen gefördert werden wie<br />
jene von jungen Männern.<br />
Es gibt noch viel zu tun, national wie international.<br />
Schliessen Sie sich uns an im weltweiten Kampf für<br />
Gleichberechtigung – am Frauenstreiktag am 14. Juni<br />
und darüber hinaus!<br />
Jahresbericht 2018<br />
Positiver<br />
Abschluss 2018<br />
Geschäftsleitung und Vorstand von<br />
terre des hommes schweiz präsentierten<br />
an der Generalversammlung am 21. Mai<br />
einen positiven Jahresabschluss 2018.<br />
Trotz der schwieriger gewordenen Rahmenbedingungen<br />
für die in der Entwicklungszusammenarbeit<br />
tätigen Organisationen<br />
konnten wir unsere Einnahmen<br />
leicht steigern. Dank vorsichtiger<br />
Planung sowie Aufwandsreduktionen<br />
in Administration und Fundraising<br />
standen mehr Mittel für unsere<br />
internationale Projektarbeit zur<br />
Verfügung. Danke Ihnen allen für Ihre<br />
Unterstützung!<br />
> Jahresbericht und -rechnung unter:<br />
www.terredeshommesschweiz.ch/jahresbericht<br />
> Bestellung:<br />
redaktion@terredeshommes.ch<br />
Aus dem Inhalt<br />
Vermischtes aus den Ländern 3<br />
Soforthilfe für die Opfer des<br />
Wirbelsturmes<br />
Schweizer Konzerne<br />
in der Pflicht<br />
4 – 6<br />
Let`s Talk About… Sex! 8 – 9<br />
Moderne Sklavinnen 10<br />
Vermischtes 11<br />
Nachgefragt 12<br />
7<br />
Brasilien<br />
Jugendliche verschaffen sich Gehör<br />
Gewalt ist in unseren Projektländern<br />
ein wesentlicher Faktor, der Jugendliche<br />
in ihren Möglichkeiten und ihrer<br />
Entwicklung hindert. Schätzungen<br />
zufolge ist weltweit mindestens<br />
jeder vierte junge Mensch im Alter zwischen<br />
15 und 29 Jahren von Gewalt und<br />
bewaffneten Konflikten betroffen. Dabei<br />
wird Jugendlichen vielerorts die<br />
Verantwortung für die Gewalt zugeschrieben.<br />
Besonders in Lateinamerika<br />
zeichnen Medien und der öffentliche<br />
Diskurs das Bild einer gewalttätigen<br />
Jugend, die eine Gefahr für die<br />
Gesellschaft ist. So wurden zum Beispiel<br />
letztes Jahr in politisch aufgeheizten<br />
Kontexten wie in Nicaragua,<br />
Kolumbien und Brasilien viele Jugendliche<br />
wegen ihrer Proteste von den<br />
staatlichen Behörden verfolgt und ihre<br />
politische Beteiligung gewaltsam<br />
unterdrückt.<br />
Die UNO hat indes unter dem Titel<br />
The Missing Peace eine detaillierte Studie<br />
zum Thema Jugend, Frieden und Sicherheit<br />
veröffentlicht. Sie hält fest, wie<br />
schädlich die einseitige Wahrnehmung<br />
der Jugend ist und bestätigt unsere<br />
Überzeugung: Jugendliche haben ein<br />
enormes und oft unterschätztes Potenzial,<br />
Veränderungen zu bewirken und<br />
Friedensstifter zu werden.<br />
Selbstbewusst gegen Gewalt<br />
Deshalb arbeiten wir mit unseren Projekten<br />
zur Gewaltprävention unter anderem<br />
daran, die Stigmatisierung der<br />
Jugendlichen als Unruhestifter und<br />
Gewalttäter aufzulösen. Unser Projekt<br />
mit der brasilianischen Partnerorganisation<br />
Cipó ist ein Vorzeigebeispiel<br />
dafür, wie unser Ansatz, Jugendliche<br />
in Entscheidungen und Massnahmen<br />
einzubeziehen, zu ihrer sozialen Integration<br />
und damit zur Gewaltprävention<br />
beiträgt.<br />
Cipó ist in einer der ärmsten Favelas<br />
in Salvador tätig. Die hauptsächlich<br />
schwarzen Jugendlichen dort haben<br />
das negative öffentliche Bild von sich<br />
verinnerlicht. Durch Gruppendiskussionen<br />
über ihre schwarze Identität<br />
sowie künstlerische und kulturelle<br />
Aktivitäten erlangen sie bei Cipó ein<br />
starkes Selbstbewusstsein. Im Medienund<br />
Führungstraining lernen sie die<br />
Ungerechtigkeiten, die sie tagtäglich<br />
erleben, schriftlich, fotografisch, per<br />
Video oder in sozialen Medien zu dokumentieren.<br />
Damit verschaffen sie<br />
sich nicht nur öffentliches Gehör, sondern<br />
fordern auch ihre Rechte ein.<br />
Ernstzunehmende Gesprächspartner<br />
Die Jugendlichen von Cipó erzeugen<br />
mit ihren Aktivitäten viel positive<br />
Aufmerksamkeit. Politikerinnen und<br />
Politiker in Salvador haben sogar angefangen,<br />
sie bei Entscheidungsprozessen<br />
auf lokaler Ebene einzubeziehen.<br />
Indem sie öffentlich aktiv sind<br />
und sich vernetzen, werden sie als relevante<br />
Gesprächspartner bei der Entwicklung<br />
von Massnahmen zur Gewaltprävention<br />
ernst genommen.<br />
> Kurzfilm zu unserer Arbeit mit Cipó:<br />
www.terredeshommesschweiz.ch/cipo<br />
Kolumbien<br />
Proteste für<br />
den Frieden<br />
Ende April traten in Kolumbien Hunderttausende<br />
Menschen in den landesweiten<br />
Generalstreik. Am Protest gegen<br />
die Regierung beteiligten sich Oppositionelle,<br />
soziale Organisationen, Gewerkschaften,<br />
Indigene, Bauern, Lehrpersonen<br />
und Studierende. Ihre Forderung:<br />
Die Regierung soll das Ende 2016<br />
mit der Guerillaorganisation FARC geschlossene<br />
Friedensabkommen umsetzen.<br />
Auch soll sie die Sicherheit von<br />
Menschenrechtsverteidigenden, Oppositionellen<br />
sowie linker und sozialer Organisationen<br />
gewährleisten. Allein in<br />
den ersten vier Monaten <strong>2019</strong> wurden<br />
laut UNO-Menschenrechtsbüro 51 kolumbianische<br />
Aktivistinnen und Aktivisten<br />
ermordet. 2018 dokumentierte es<br />
115 Fälle. Schätzungen des Zentrums für<br />
Forschung und Volksbildung in Bogotá<br />
sprechen aber von rund 640 Ermordeten<br />
sowie 1600 Verfolgten und Verletzten.<br />
Im Rahmen des Schweizer Friedensförderungsprogramms<br />
Semillas de<br />
Esperanza unterstützen wir mit unseren<br />
Partnerorganisationen kolumbianische<br />
Jugendliche auf ihrem Weg zum Frieden.<br />
Das Friedensabkommen gab uns<br />
Hoffnung, dass für Kolumbien eine gewaltfreie<br />
Zukunft möglich ist. Die Wahl<br />
des rechtskonservativen Gegners des<br />
Abkommens, Iván Duques, zum neuen<br />
Präsidenten Kolumbiens, löste letztes<br />
Jahr aber neue Unsicherheit aus. Seit<br />
seinem Amtsantritt im August 2018<br />
wurden im Friedensabkommen vereinbarte<br />
Massnahmen gestoppt und die<br />
Gewalt im Land hat wieder deutlich<br />
zugenommen.<br />
!<br />
Arbeitsschwerpunkt<br />
Gewaltprävention<br />
> Mehr zur Friedensarbeit in Kolumbien:<br />
www.terredeshommesschweiz.ch/kolumbien<br />
2 magazin Juni <strong>2019</strong> magazin Juni <strong>2019</strong><br />
3
MOÇAMBIQUE<br />
Soforthilfe für die Opfer des<br />
Wirbelsturms<br />
Der Zyklon Idai hinterlässt<br />
eine Spur der Verwüstung auf<br />
dem Weg ins Land.<br />
Am 14. März verwüstete der Wirbelsturm Idai weite Teile Moçambiques.<br />
Betroffen sind auch die Menschen in unserer Projektregion im Westen des<br />
Landes. terre des hommes schweiz leistet Soforthilfe im Krisengebiet: Ein<br />
Hoffnungsschimmer für viele in einer Region, die schon vor der Katastrophe<br />
zu den ärmsten Gebieten Afrikas zählte.<br />
Text Jonas Wagner-Mörsdorf, Programmkoordinator, direkt aus Moçambique<br />
Luisa Oliveira vor ihrem notdürftig<br />
hergerichteten Haus.<br />
Unsere Soforthilfe in Kürze<br />
Verteilung von Nahrungsmitteln für die Opfer<br />
des Wirbelsturms im Umfeld unserer Partnerorganisationen<br />
in der Provinz Manica<br />
Schutz, Begleitung und psychologische<br />
Betreuung von traumatisierten Kindern und<br />
Jugendlichen<br />
Aufbau von betreuten Anlaufstellen mit Spiel-,<br />
Bastel- und Gesprächsangeboten für Kinder<br />
und Jugendliche<br />
Verteilung von Schulmaterialien, Kleidung<br />
und Hygieneartikeln<br />
So können Sie helfen:<br />
Mit 100 Franken für die psychologische<br />
Betreuung eines Kindes<br />
Mit 150 Franken für einen Monat Lebensmittel<br />
für eine Familie<br />
Spenden Sie jetzt:<br />
IBAN CH18 0900 0000 4000 0260 2<br />
Zahlungszweck: Soforthilfe Moçambique<br />
Es ist schon dunkel, als wir Ende Mai abends in<br />
Chimoio, in der Provinz Manica, eintreffen. Gut<br />
zweieinhalb Monate ist es her, dass der Wirbelsturm<br />
Idai eine massive Schneise der Zerstörung durch<br />
Moçambique zog. Bunt leuchtende Reklametafeln<br />
lenken unsere Aufmerksamkeit im Stadtzentrum<br />
Chimoios auf die Geschäfte der einen Strassenseite<br />
und erwecken den Anschein von Normalität. Erst<br />
auf den zweiten Blick merken wir, dass die Stadt<br />
auf der anderen Seite völlig im Dunkeln liegt. Der<br />
Strom ist im ganzen Viertel ausgefallen. Das wahre<br />
Ausmass der Verwüstung wird jedoch erst am folgenden<br />
Morgen auf der Fahrt in die Aussenbezirke<br />
ersichtlich: Hier reiht sich eine eingestürzte Lehmhütte<br />
an die nächste. Was der Sturm nicht wegradiert<br />
hat, wurde durch die folgenden sintflutartigen<br />
Regenfälle in arge Mitleidenschaft gezogen.<br />
Allein in Chimoio und den umliegenden Gemeinden<br />
und Dörfern wurden 20 000 Häuser ganz oder<br />
teilweise zerstört. Viele Familien haben ihre Nahrungsvorräte,<br />
ihre Ernte, ihr gesamtes Hab und Gut<br />
und ihre Einkommensmöglichkeiten verloren.<br />
Bewegende Begegnungen<br />
In einer dieser Gemeinden treffen wir Luisa Oliveira<br />
(Name geändert) vor den Überbleibseln ihrer<br />
Behausung: ein paar Mauern, ein Teil des Daches,<br />
der Rest ist weg. In der Sturmnacht war die 30-jährige<br />
alleinerziehende Mutter mit ihren sechs Kindern<br />
im Haus. Doch um 4 Uhr nachts hielt die einfache<br />
Steinhütte den Naturgewalten nicht mehr<br />
stand. Inmitten des Sturmes floh Luisa Oliveira mit<br />
ihren Kindern zu den Nachbarn. Als auch deren<br />
Hütte kurz darauf zusammenfiel, mussten sie in<br />
der Schule Schutz suchen. Nur mit viel Glück kamen<br />
alle heil davon. Jetzt, zwei Monate später, lebt<br />
sie mit ihren Kindern in dem, was von ihrem Haus<br />
übriggeblieben ist. Das teilweise abgedeckte Dach<br />
und die eingestürzten Mauern hat sie notdürftig<br />
mit Plastikplanen geflickt. Was mag es wohl heissen,<br />
mit sechs Kindern in dieser Ruine zu schlafen? Die<br />
Frage verfolgt uns noch eine ganze Weile.<br />
Ein wenig später begegnet uns der 19-jährige Manuel<br />
Eduardo (Name geändert). Die Lehmhütte, in<br />
der der Waise mit seinen beiden jüngeren Brüdern<br />
lebte, wurde vom Sturm weggerissen. Jetzt wohnen<br />
sie zu dritt bei einem Nachbarn. Wie Luisa Oliveira<br />
hat auch er Lebensmittel von unserer Partnerorganisation<br />
LeMuSiCa, (Levanta-te mulher e siga o<br />
seu caminho) erhalten. «Für mich ist es sehr wichtig,<br />
dass ich mit den Leuten von LeMuSiCa auch<br />
über meine Sorgen und Ängste reden kann. Ich<br />
wäre sonst ganz auf mich gestellt», betont Manuel<br />
Eduardo.<br />
Lebensnotwendige Hilfe<br />
Wie Luisa und Manuel geht es unzähligen Menschen<br />
in Chimoio. Jene, die schon vor dem Sturm ums<br />
Überleben kämpfen mussten, hat es jetzt wieder am<br />
härtesten getroffen. Wir unterstützen mit unseren<br />
lokalen Partnerorganisationen so viele Familien<br />
wie möglich mit Nahrungsmitteln wie Reis, Nüssen,<br />
Zucker und Öl, damit diese fürs Erste überleben<br />
können. Denn der Sturm hat auch alle Essensvorräte<br />
und einen Grossteil der Felder zerstört. Der<br />
Hauptfokus unserer Hilfe liegt jedoch auf dem<br />
Schutz, der Begleitung und Betreuung von jenen<br />
Kindern und Jugendlichen, die am schwersten von<br />
den Folgen betroffen sind.<br />
Der Mangel an Nahrungsmitteln greift die<br />
oftmals schon unterernährten Kinder am meisten<br />
an. Mit den Überschwemmungen kamen auch die<br />
lebensbedrohlichen Durchfallerkrankungen. Hinzu<br />
kommt, dass so manche Kinder und Jugendliche<br />
durch die Fluten von ihren Eltern und Geschwistern<br />
getrennt worden waren. Viele von ihnen<br />
sind noch immer von diesen Erfahrungen<br />
gezeichnet, einige von ihnen auch schwer traumatisiert.<br />
Wir haben daher sehr bald nach den Ereignissen<br />
vom 14. März mit unseren Partnern vor Ort begonnen,<br />
ein Nothilfeprogramm für Kinder und Jugendliche<br />
aufzubauen. Neben der Nahrungsmittelhilfe<br />
war die psychologische Unterstützung für<br />
4 magazin Juni <strong>2019</strong> 5
MOÇAMBIQUE<br />
Mitarbeitende unserer Partnerorganisation<br />
LeMuSiCa verteilen die dringend benötigten<br />
Lebensmittel vor Ort.<br />
traumatisierte Kinder und Jugendliche durch geschulte<br />
Mitarbeitende unserer Projektpartner eine<br />
unserer ersten Massnahmen. Im Laufe des Aprils<br />
starteten wir den Aufbau von betreuten Anlaufstellen<br />
für Kinder und Jugendliche. Inzwischen ist der<br />
Grossteil dieser Arbeit erledigt und so sind diese vier<br />
Zentren belebt von spielenden, hüpfenden und lärmenden<br />
Kindern und Jugendlichen. Neben Spielund<br />
Bastelangeboten gibt es dort auch genügend<br />
Raum für Gespräche, wo sie das Erlebte verarbeiten<br />
können. In den Anlaufstellen haben unsere Projektpartner<br />
auch begonnen, Kleidung, Seifen und Schulmaterialien<br />
zu verteilen, die in den Fluten verloren<br />
gegangen sind.<br />
Enttäuschungen und Hoffnungen<br />
Aber nicht alle geplanten Hilfsmassnahmen laufen<br />
wie gewünscht. Zusammen mit unserer Schwesterorganisation<br />
terre des hommes Deutschland möchten<br />
wir zwei Wasserfilteranlagen nach Manica schicken.<br />
Allerdings macht der Zoll noch immer Probleme<br />
und verzögert die dringend notwendige Verbesserung<br />
der Wasserversorgung. Aufgrund fehlender<br />
finanzieller Mittel konnte eine geplante Hygienekampagne<br />
bisher ebenso wenig umgesetzt<br />
werden. Und die für die Nahrungsmittelhilfe zur<br />
Verfügung stehenden Mittel reichen bei Weitem<br />
nicht für alle Bedürftigen aus. Ein Grund dafür<br />
ist, dass sich die Nahrungsmittelpreise durch die<br />
Petition unterschreiben und Moçambique<br />
entlasten!<br />
Nach den verheerenden Wirbelstürmen Idai und<br />
Kenneth braucht das Land dringend Geld, um die<br />
Not der Menschen zu lindern und den Wiederaufbau<br />
zu starten. Stattdessen sitzt es auf einem riesigen<br />
Schuldenberg und musste zeitweise seine<br />
Zahlungsunfähigkeit erklären. Zwei Milliarden<br />
US Dollar Schulden gehen auf die undurchsichtige<br />
Kreditvergaben der Credit Suisse und einer<br />
russischen Bank zurück. Mit dem Geld sollten offiziell<br />
die Küstenschutz- und Thunfischfangflotte<br />
modernisiert werden, um die Wirtschaft anzukurbeln.<br />
Das Geschäft wurde am Parlament von<br />
Moçambique vorbeigeschleust und ein Grossteil<br />
des Geldes versickerte in undurchsichtigen Kanälen.<br />
Zwei Milliarden US Dollar, die jetzt für den<br />
Wiederaufbau fehlen.<br />
Die Credit Suisse hat bei der Vergabe der Kredite<br />
ihre Sorgfaltspflicht krass verletzt. Wir forden<br />
deshalb, dass die CS Moçambique die Schulden<br />
erlässt und die horrenden Gebühren zurückzahlt.<br />
Es darf nicht sein, dass die Bevölkerung für illegale<br />
Kredite ihrer Regierung die Zeche zahlt.<br />
Unterschreiben Sie die Petition: www.terredeshommesschweiz.ch/cs-petition<br />
Katastrophe fast verdoppelt haben: Zehn Kilogramm<br />
Mehl kosten inzwischen rund 12 Franken, statt wie<br />
bisher 6.90 Franken. Für den Wiederaufbau von<br />
zerstörten Hütten können wir erst gar kein Geld<br />
zur Verfügung stellen. Und so müssen wir viele<br />
enttäuschen und selbst mit dem Gefühl zurechtkommen,<br />
nur sehr beschränkt helfen zu können.<br />
Aber letzten Endes überwiegen doch die hoffnungsvollen<br />
Momente und Begegnungen. Manuel<br />
Eduardo beispielsweise blickt nach vorne und<br />
möchte sein Haus so bald wie möglich wiederaufbauen<br />
und mit Hilfe von LeMuSiCa auch wieder<br />
zur Schule gehen. Der Direktor für Justiz und Religion,<br />
den wir während unseres Besuchs treffen,<br />
meint zwar: «Idai wird nicht so schnell aus unserem<br />
Gedächtnis verschwinden. Es wird noch lange<br />
dauern, bis wieder Alltag einkehren wird». Aber<br />
vor allem dankt er uns für die Unterstützung und<br />
für die Hoffnung, die wir den Menschen bringen,<br />
für die Lichtblicke in schwierigen Zeiten. Und für<br />
uns wurde auf dieser Projektreise einmal mehr<br />
klar, wie wichtig es ist, mit unseren Partnern vor<br />
Ort eng verbunden zu sein und mit ihnen langfristig<br />
zusammenzuarbeiten. In einer Situation, wie<br />
Moçambique sie derzeit erlebt, ist das für die Menschen<br />
existenziell!<br />
> Mehr zu unseren Projekten in Moçambique:<br />
www.terredeshommesschweiz.ch/mocambique<br />
KONZERNVERANTWORTUNGSINITIATIVE<br />
Schweizer Konzerne in der Pflicht<br />
Schweizer Konzerne, die Flüsse vergiften, Menschen vertreiben und ihre<br />
Lebensgrundlagen zerstören, sollen für die Folgen haften. Dieses Ziel verfolgt<br />
die von terre des hommes schweiz unterstützte Konzernverantwortungsinitiative,<br />
die nächstes Jahr vors Volk kommt.<br />
Text Sylvia Valentin, Entwicklungspolitische Kampagnen<br />
Angestellte des Schweizer Bergbaukonzerns<br />
Glencore fahren mit Baggern auf,<br />
dringen auf das Land indigener Landarbeiterinnen<br />
und -arbeiter vor. Unterstützt<br />
von der Polizei versuchen sie, die<br />
lokale Bevölkerung mit brutalen Mitteln<br />
von ihrem Land zu vertreiben, wobei<br />
acht Personen verletzt werden: Die<br />
Szenen, die sich am 3. April 2018 in<br />
der Gemeinde Alto Huarca, hoch oben<br />
in den peruanischen Anden abspielten,<br />
waren brutal. Glencore – die 20 bis 30<br />
Prozent des weltweiten Rohstoffhandels<br />
steuert – betreibt in der Provinz Espinar<br />
die Kupfermine Antapaccay. Der<br />
Konzern will die Mine, die seit Jahren<br />
in der Kritik steht, Wasser zu verschmutzen,<br />
ausbauen. Doch die indigene<br />
Bevölkerung wehrt sich dagegen.<br />
Glücklicherweise dokumentierten an<br />
diesem Tag ein Menschenrechtsanwalt<br />
und ein unabhängiger Journalist die<br />
Übergriffe. Als die Sicherheitsleute<br />
merkten, dass sie fotografiert und gefilmt<br />
wurden, beruhigte sich die Situation<br />
etwas.<br />
Kein Einzelfall<br />
Gewaltsame Vertreibungen, wie sie in<br />
Espinar versucht wurden, sind in vielen<br />
Ländern keine Seltenheit. Oft sind<br />
die Landrechte der Indigenen nicht<br />
gut genug verbrieft und die Besitzverhältnisse<br />
nicht ganz klar. Das nutzen<br />
Konzerne wie Glencore, um sich das<br />
Land günstig und oft widerrechtlich<br />
anzueignen – mit Unterstützung der<br />
lokalen Behörden und des untätigen<br />
Staates. Espinar ist nur ein Beispiel<br />
aus einer langen Liste von Menschenrechtsverletzungen,<br />
wie sie Schweizer<br />
Konzerne im Ausland verüben.<br />
Das ist inakzeptabel! Deshalb setzt<br />
sich terre des hommes schweiz für die<br />
Konzernverantwortungsinitiative (Kovi)<br />
ein. Die Initiative will solchen Methoden<br />
der Konzerne einen Riegel vorschieben.<br />
Sie verlangt, dass sie auch<br />
Mit ihren Handys dokumentierten Aktivisten im April 2018 die brutalen Übergriffe<br />
auf die indigene Bevölkerung Alto Huarcas und verhinderten so deren Vertreibung.<br />
im Ausland Menschenrechte und Umweltstandards<br />
einhalten. Wer dort<br />
Schaden anrichtet, soll auch dafür geradestehen<br />
und die Verantwortung<br />
übernehmen müssen.<br />
Abstimmungskampf läuft<br />
Die Initiative, beziehungsweise der<br />
Gegenvorschlag dazu, wird im Juni in<br />
der Sommersession des Nationalrates<br />
behandelt. Aller Wahrscheinlichkeit<br />
nach wird die Schweizer Stimmbevölkerung<br />
dann im kommenden Februar<br />
über die Initiative entscheiden können.<br />
Die Kovi hat bis jetzt grosse Aufmerksamkeit<br />
generiert.<br />
Damit das so bleibt, damit Schweizer<br />
Firmen künftig die Menschenrechte<br />
einhalten müssen und bei Umweltzerstörungen<br />
bestraft werden, können<br />
wir alle einiges tun. Wollen Sie<br />
uns im Abstimmungskampf unterstützen?<br />
Dann engagieren Sie sich in<br />
einem der vielen Lokalkomitees (siehe<br />
Kasten), besuchen Sie einen der lokalen<br />
Filmabende zur Kovi oder bestellen<br />
Sie gratis eine Kovi-Tasche – und<br />
verbreiten Sie die Botschaft weiter.<br />
> Informationen zur Kovi finden unter:<br />
www.terredeshommesschweiz.ch/kovi<br />
Engagement in Lokalkomitees<br />
Es gibt bis jetzt über 60 Lokalkomitees.<br />
Diese Freiwilligengruppen engagieren<br />
sich, indem sie in ihren Regionen<br />
verschiedene Anlässe zur Kovi<br />
organisieren und Informationsarbeit<br />
leisten. Wollen Sie in Ihrer Gemeinde<br />
auch ein Komitee gründen? Dann<br />
melden Sie sich bei unserer Kampagnenverantwortlichen<br />
Sylvia Valentin:<br />
sylvia.valentin@terredeshommes.ch.<br />
Die Übersicht über bereits existierende<br />
Komitees finden Sie unter:<br />
www.konzern-initiative.ch/lokalkomitees<br />
6 magazin Juni <strong>2019</strong> magazin Juni <strong>2019</strong><br />
7
HIV/AIDS-PRÄVENTION<br />
Let’s Talk About… Sex!<br />
HIV/Aids und sexuelle Gewalt gegen junge Frauen sind in vielen unserer<br />
Projektländer im südlichen Afrika weit verbreitet. An der aidsfocus.ch-<br />
Fachkonferenz in Bern diskutierten junge Expertinnen und Experten innovative<br />
Präventionsansätze, die Jugendliche ins Zentrum rücken.<br />
Text Sascha Tankerville, <strong>Magazin</strong> und Medien<br />
«Let’s Talk About Sex» sangen drei junge Rapperinnen<br />
Anfang der 1990er-Jahre vor dem Hintergrund<br />
der weltweiten Zunahme der HIV-Infektionen und<br />
der negativen Folgen der Tabuisierung von Sexualität<br />
in den amerikanischen Medien. Inzwischen<br />
ist zwar das Thema Sexualität in den meisten westlichen<br />
Ländern enttabuisiert und die Zahl der HIV-<br />
Neuinfektionen ist seit dem Spitzenjahr 1996 deutlich<br />
zurückgegangen. Aber in vielen Regionen Afrikas,<br />
Asiens, Lateinamerikas und Osteuropas ist<br />
eine offene Kommunikation über Sexualität nach<br />
wie vor kaum möglich. Die alten Rollenbilder von<br />
starken Männern und schwachen, gefügigen Frauen<br />
sind kaum hinterfragt – mit schwerwiegenden<br />
Angeregter Austausch:<br />
An der Fachkonferenz<br />
diskutierten Schweizer<br />
Fachleute gemeinsam<br />
mit Jugendlichen aus<br />
verschiedenen Projektländern.<br />
Arbeitsschwerpunkt<br />
Gesundheit<br />
Folgen vor allem für Mädchen und junge Frauen:<br />
Rund 70 Prozent der mit HIV-Neuinfizierten im<br />
südlichen Afrika sind Mädchen und Frauen; 30 Prozent<br />
der Mädchen unter 18 Jahren sind in Tansania<br />
von Missbrauch betroffen; in Indien haben<br />
die Vergewaltigungen von Kindern in den letzten<br />
fünf Jahren um 150 Prozent zugenommen, alle 30<br />
Minuten wird dort ein Kind im Alter von zwei bis<br />
zehn Jahren missbraucht.<br />
Reden – der Beginn der positiven Veränderung<br />
Der Handlungsbedarf ist weltweit immens – sowohl<br />
zum Schutz vor HIV/Aids als auch zur Reduktion<br />
sexueller Gewalt. Aus diesem Anlass<br />
organisierten Medicus Mundi Schweiz, das Netzwerk<br />
von Organisationen der internationalen<br />
Gesundheitszusammenarbeit, und terre des hommes<br />
schweiz Anfang Mai eine Fachkonferenz zur<br />
sexuellen Gesundheit unter dem Motto «Let’s Talk<br />
About…». An der Konferenz präsentierten junge<br />
Aktivistinnen und Aktivisten aus Indien, Paraguay,<br />
Deutschland und der Schweiz ihre innovativen<br />
Ansätze zur Bekämfung von HIV/Aids und von<br />
sexueller Gewalt. Mit dabei via Skype war auch<br />
Leeroy Lewis Sibanda als Redner und Jugendexperte<br />
unserer Partnerorganisation MMPZ (siehe<br />
rechts).<br />
«Wir brauchen keine Informationen von Eltern<br />
oder Lehrpersonen, denn sie haben zu viele<br />
Vorurteile», so zitierte Vithika Yadav von Love matters<br />
India die Aussagen junger Inderinnen und Inder<br />
aus ihrem Projekt. Jugendliche, so die einhellige<br />
Erfahrung der eingeladenen Fachleute, werden<br />
am ehesten von Gleichaltrigen motiviert, sich<br />
offen mit ihrer Sexualität, Gesundheit und ihren<br />
Rechten zu befassen. Dazu brauchen sie sichere Räume,<br />
wo sie sich austauschen und Fragen stellen<br />
können, ohne Angst, verurteilt zu werden.<br />
Die in den Vorträgen vorgestellten Ansätze<br />
zeigten auf: Der positive Dialog über Sexualität<br />
ist ein Schlüssel zum Abbau von Tabus und zur<br />
Verhaltensänderung von jungen Männern und<br />
Frauen. Der Einbezug von Eltern, Lehrpersonen<br />
und anderen wichtigen Gemeindemitgliedern<br />
ist ebenso entscheidend, damit HIV/Aids, sexuelle<br />
Gewalt gegen Mädchen und Frauen und weitere<br />
schädliche Praktiken wie Frühverheiratung<br />
soweit wie möglich verringert werden können.<br />
Bestätigung für unsere Projektarbeit<br />
Die Ergebnisse der Fachkonferenz bestätigen im<br />
Wesentlichen den Arbeitsansatz von terre des hommes<br />
schweiz im Bereich der sexuellen Gesundheit.<br />
Wir beziehen von Anfang an Jugendliche und<br />
ihre Bedürfnisse beim Aufbau neuer Präventionsprojekte<br />
mit ein. Indem wir unsere Aufklärungs-,<br />
Beratungs- und Betreuungsangebote an Schulen<br />
und in Jugendklubs inhaltlich wie sprachlich auf<br />
die Jugendlichen zuschneiden, erzielen wir weit<br />
mehr Wirkung als dies durch konventionelle Ansätze<br />
möglich wäre. Durch unsere langfristige Arbeit<br />
mit Eltern, Gemeinschaften sowie religiösen<br />
und traditionellen Führern konnten wir in einigen<br />
unserer Projektregionen in Zimbabwe, Moçambique<br />
und Tansania erreichen, dass weitverbreitete<br />
frauenfeindliche Praktiken abgeschafft<br />
wurden und sich entsprechende negative sexuelle<br />
Normen und Werte zum Positiven veränderten.<br />
Über Sexualität zu reden ist nicht immer einfach<br />
und stellt uns und unsere Projektpartner<br />
vor Herausforderungen. Aber der Dialog darüber<br />
– direkt mit Jugendlichen, aber auch mit ihrem<br />
Umfeld – ist dringend notwendig, wenn wir<br />
die Gesundheit der betroffenen jungen Frauen<br />
und Männer im Süden verbessern wollen.<br />
Neuansteckungen<br />
von Jugendlichen<br />
mit HIV/Aids im<br />
südlichen und<br />
östlichen Afrika<br />
Ein Freund fürs Leben<br />
Nach einem positiven HIV-Test verlieren viele junge<br />
Menschen jede Hoffnung. Nicht selten verzichten<br />
sie auf die antiretroviralen Medikamente – mit<br />
verheerenden Folgen für ihre Gesundheit. Unsere<br />
Partnerorganisation MMPZ (Million Memory Project<br />
Zimbabwe) setzt in diesen Fällen auf das Buddy-System.<br />
Buddies sind junge Freiwillige, die Betroffene<br />
mit Hausbesuchen unterstützen, ihnen<br />
zuhören, sie daran erinnern, ihre Medikamente<br />
einzunehmen und sich gesund zu ernähren. Viele<br />
Buddies sind selbst HIV-positiv und somit der beste<br />
Beweis dafür, dass das Leben trotz HIV lebenswert<br />
ist. Einige der Unterstützten engagieren sich<br />
später ehrenamtlich, um anderen Betroffenen Mut<br />
zu machen. So wie Leeroy Lewis Sibanda* aus Zimbabwe.<br />
Der 20-Jährige stellte an der aidsfocus.ch-<br />
Fachkonferenz das Buddy-System vor und stiess damit<br />
bei den 50 an der Tagung teilnehmenden<br />
Fachleuten auf grosses Interesse.<br />
*Leeroy Lewis Sibanda engagiert sich seit 2017 ehrenamt-<br />
lich bei MMPZ. Er möchte Jura studieren und Menschen-<br />
rechtsanwalt werden.<br />
Leeroy Lewis<br />
Sibanda<br />
> Mehr zu MMPZ und unseren Projekten in Zimbabwe:<br />
www.terredeshommesschweiz.ch/zimbabwe<br />
70 %<br />
30 %<br />
8 magazin Juni <strong>2019</strong> magazin Juni <strong>2019</strong><br />
9
PERU<br />
VERMISCHTES<br />
Moderne Sklavinnen<br />
In Peru fliehen viele Mädchen vor der<br />
Armut auf dem Land in die Städte, um<br />
als Hausangestellte zu arbeiten. Doch<br />
häufig entpuppt sich der ersehnte Job<br />
als Hölle, denn die Arbeitsbedingungen<br />
sind äusserst hart. Die jungen<br />
Frauen putzen, kochen, waschen und<br />
kümmern sich um die Kinder ihrer Vorgesetzten.<br />
Die Mädchen, oft noch keine<br />
16 Jahre alt, stehen rund um die Uhr<br />
im Einsatz und dennoch werden sie oft<br />
um ihren Lohn geprellt. Sie werden ausgebeutet<br />
und nicht selten auch sexuell<br />
missbraucht.<br />
In der Hoffnung auf Arbeit zog die damals<br />
15-jährige Suzana García in die<br />
Stadt Ayacucho. «Mein Plan war, an<br />
einer Abendschule den Schulabschluss<br />
nachzuholen. Doch es kam ganz anders.<br />
Ich schuftete sieben Tage die Woche,<br />
von morgens bis abends, ohne Pausen.<br />
Als ich eines Abends todmüde ins Bett<br />
fiel, vergewaltigte mich der Mann meiner<br />
Arbeitgeberin. Aus Angst, den Job<br />
zu verlieren, schwieg ich.»<br />
Suzanas Geschichte ist kein Einzelfall.<br />
Viele Mädchen fliehen vor der<br />
Armut auf dem Land in die Städte, wo<br />
sie als Hilfskräfte ausgebeutet, misshandelt<br />
und oft auch sexuell missbraucht<br />
werden. Sie verdienen wenig oder werden<br />
gar nicht bezahlt. Weil sie ihre Rechte<br />
nicht kennen, wehren sie sich nicht.<br />
Was wir tun<br />
terre des hommes schweiz und ihre Partnerorganisation<br />
in Peru bieten Hausangestellten<br />
kostenlose Rechtsbera-<br />
Suzana García, 19 Jahre: «Ich habe beschlossen, an die Öffentlichkeit zu gehen, um anderen<br />
Hausangestellten Mut zu machen.»<br />
tung und psychologische Unterstützung<br />
an und organisieren Weiterbildungskurse,<br />
die ihre Stellung verbessern.<br />
Dank dieser Unterstützung fand<br />
auch Suzana García den Mut, sich aus<br />
ihrer misslichen Lage zu befreien.<br />
Bald darauf fand sie eine neue Stelle.<br />
«Meine neuen Arbeitgeber sind sehr fair.<br />
Abends gehe ich in die Schule, denn<br />
ich möchte Kindergärtnerin werden.»<br />
> Video-Reportage zu den Hausmädchen:<br />
www.terredeshommesschweiz.ch/hausmaedchen<br />
Wollen Sie mehr tun<br />
für Hausmädchen?<br />
Übernehmen Sie eine<br />
Patenschaft.<br />
Rufen Sie unseren Spendenservice an<br />
Unserer Botschafterin in den Topf geguckt<br />
Tanja Grandits<br />
Spinat-Brennnessel-Suppe<br />
mit Nussbutter und Buchweizen<br />
3 EL Nussbutter<br />
2 Zwiebeln, gewürfelt<br />
3 Knoblauchzehen, gewürfelt<br />
1 TL Koriandersamen, gemörsert<br />
1 TL Kreuzkümmel, gemörsert<br />
300 g Spinat, gewaschen<br />
100 g Brennnesselblätter<br />
1. Die Nussbutter in einem grossen Topf erhitzen. Zwiebeln, Knoblauch<br />
und Gewürze unter Rühren darin andünsten. Nach etwa 5 Minuten Spinat<br />
und Brennnesselblätter dazugeben, kurz mitbraten und mit Gemüsebrühe<br />
und Kokosmilch ablöschen. Bei mittlerer Temperatur etwa 5 Minuten<br />
köcheln lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und fein mixen.<br />
2. Die Buchweizenkörner in einer beschichteten Pfanne ohne Öl bei<br />
mittlerer Temperatur rösten, bis sie anfangen zu duften und ganz knusprig<br />
sind.<br />
3. Die Brennnesselsamen, falls verwendet, in einer kleinen Pfanne in<br />
der Nussbutter anbraten. Wer mag, kann auch Knoblauchscheiben in<br />
Nussbutter rösten oder die Butter pur über die Suppe träufeln.<br />
4. Zum Servieren den gerösteten Buchweizen und<br />
Joghurt in die Suppe geben. Nach Wunsch Brennnesselsamen<br />
oder Knoblauch darüberstreuen.<br />
600 ml Gemüsebrühe<br />
400 ml Kokosmilch<br />
Salz, schwarzer Pfeffer aus der Mühle<br />
100 g Buchweizen<br />
150 g griechischer Joghurt, Brennnesselsamen,<br />
nach Wunsch 3 EL Nussbutter<br />
> Von Tanja Grandits persönlich signiertes Kochbuch für 65 CHF<br />
(inkl. Spendenbeitrag) bestellen: bestellen@terredeshommes.ch<br />
«Ein grosser Vorteil von Suppen auf Spinatbasis ist, dass sie eine<br />
sehr kurze Kochzeit haben. Und man kann sie wunderbar mit<br />
Kräutern und Gewürzen variieren. Das Aroma von geröstetem<br />
Buchweizen ist eine grossartige Ergänzung – und erst noch schnell<br />
gemacht.»<br />
Fotografie © Lukas Lienhard, AT Verlag / www.at-verlag.ch<br />
Als Botschafterin unterstützt Tanja Grandits unser<br />
Projekt Zukunftsperspektiven für Mädchen und<br />
junge Frauen in Tansania. Junge Mütter werden,<br />
sobald sie ein Kind erwarten, von der Schule verwiesen.<br />
Das Projekt gibt ihnen Selbstvertrauen und<br />
Unabhängigkeit. Unterstützen Sie Tanja Grandits‘<br />
Engagement mit dem Kauf eines signierten Kochbuchs.<br />
35 CHF gehen direkt an das Projekt.<br />
061 338 91 33 Für Gleichstellung –<br />
Schweiz<br />
weltweit.<br />
Dieses Geschenk kommt doppelt an!<br />
Unser Spezialitätenkaffee wurde in der Basler Rösterei Haenowitz & Page mit grosser<br />
Sorgfalt geröstet. Verschenken Sie diesen aussergewöhnlichen Genuss inklusive einer<br />
Spende, welche direkt den jugendlichen Kaffeeproduzentinnen und -produzenten in Peru<br />
zugutekommt.<br />
Kaufpreis für 250 g inklusive Spende für 50 CHF, 75 CHF oder 100 CHF<br />
Der Betrag abzüglich 13.00 CHF (Kaffeepreis) ist Ihr Spendenanteil, mit welchem Sie das<br />
Projekt in Peru direkt unterstützen.<br />
Bestellbar über www.terredeshommesschweiz.ch/kaffee<br />
oder per E-Mail an bestellen@terredeshommes.ch<br />
Kaffee im Onlineshop zum Normalpreis www.haenowitzpage.ch/produkt/peru<br />
Impressum<br />
magazin terre des hommes schweiz<br />
Laufenstrasse 12, 4053 Basel<br />
Tel. 061 338 91 38, Fax 061 338 91 39<br />
www.terredeshommesschweiz.ch<br />
redaktion@terredeshommes.ch<br />
PC-Spendenkonto: 40-260-2<br />
IBAN CH18 0900 0000 4000 0260 2<br />
Erscheint 4x im Jahr / Auflage 32 250 Ex.<br />
Abonnement: jährlich CHF 5.–<br />
Redaktion: Sascha Tankerville<br />
Korrektorat: Sylvia Valentin, Loredana Engler<br />
Gestaltung: Michèle Minet<br />
Druck: Gremper AG, Pratteln<br />
Fotos, wenn nicht anders angegeben, terre<br />
des hommes schweiz; Cover: © Keystone/Juergen<br />
Escher; S. 3: © Keystone/Ernesto Guzman JR;<br />
S. 7: © Vidal merma/COMUNDO<br />
We go pink – 14. Juni Frauenstreik<br />
Gleichstellung ist weltweit ein wichtiges Anliegen. Während es hierzulande<br />
um die konsequente Umsetzung bestehender Gesetze geht,<br />
kämpfen Frauen in unseren Projektländern immer noch gegen systematische<br />
Unterdrückung. Gewalt gegen Frauen ist trauriger Alltag. Deshalb<br />
ist auch terre des hommes schweiz mit einer pinken Aktion in der<br />
Basler Innenstadt vertreten. Zudem gehen unsere Mitarbeitenden am<br />
14. Juni <strong>2019</strong> auf die Strasse. Wir besammeln uns ab 15.24 Uhr auf dem<br />
Theaterplatz in Basel und schliessen uns um 17.00 Uhr der Demo an.<br />
Unterstützen Sie unser Anliegen am 14. Juni mit Ihrer Teilnahme am<br />
Frauenstreik! Oder helfen Sie mit Ihrer Spende mit, die Rechte von<br />
Mädchen und Frauen in unseren Projektländern zu stärken.<br />
> Mehr dazu erfahren Sie hier:<br />
www.terredeshommesschweiz.ch/frauen<br />
10 magazin Juni <strong>2019</strong> magazin Juni <strong>2019</strong><br />
11
NACHGEFRAGT<br />
«Elisa Santos, wie hat<br />
terre des hommes<br />
schweiz dein Leben<br />
verändert?»<br />
«In der Gemeinde, in der<br />
ich aufgewachsen bin, ist<br />
Gewalt gegen Mädchen<br />
normal. Als ich acht Jahre<br />
alt war, wurde mir Schlimmes<br />
angetan. terre des<br />
hommes schweiz hat mich<br />
aufgenommen, betreut<br />
und in ein Krankenhaus<br />
gebracht. Der Täter sitzt für<br />
die nächsten 24 Jahre im<br />
Gefängnis. Ich weiss nicht,<br />
wie ich das ohne Unterstützung<br />
geschafft hätte.<br />
Jetzt geht es mir gut. Ich<br />
liebe es, ein Teil des Mädchenklubs<br />
zu sein. Das hat<br />
mich stark gemacht und<br />
ich weiss nun, dass ich etwas<br />
erreichen kann. Mein<br />
Traum ist es, Polizistin zu<br />
werden und andere Mädchen<br />
zu unterstützen.»<br />
Elisa Santos (Name geändert)<br />
aus Cruzamento de Tete, 13 Jahre<br />
Gewalt an Mädchen und Frauen wird in Moçambique toleriert.<br />
Grund dafür sind die traditionellen Geschlechterrollen. In der Region<br />
Chimoio begleiten wir gewaltbetroffene Kinder und Jugendliche<br />
und arbeiten mit ihnen und ihren Gemeinden daran, die frauenfeindlichen<br />
Normen und Werte zu verändern.<br />
> Zu unserer Unterstützung für Mädchen und Frauen in Moçambique:<br />
www.terredeshommesschweiz.ch/mocambique<br />
12<br />
magazin Juni <strong>2019</strong>