Magazin-2019-2
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MOÇAMBIQUE<br />
Mitarbeitende unserer Partnerorganisation<br />
LeMuSiCa verteilen die dringend benötigten<br />
Lebensmittel vor Ort.<br />
traumatisierte Kinder und Jugendliche durch geschulte<br />
Mitarbeitende unserer Projektpartner eine<br />
unserer ersten Massnahmen. Im Laufe des Aprils<br />
starteten wir den Aufbau von betreuten Anlaufstellen<br />
für Kinder und Jugendliche. Inzwischen ist der<br />
Grossteil dieser Arbeit erledigt und so sind diese vier<br />
Zentren belebt von spielenden, hüpfenden und lärmenden<br />
Kindern und Jugendlichen. Neben Spielund<br />
Bastelangeboten gibt es dort auch genügend<br />
Raum für Gespräche, wo sie das Erlebte verarbeiten<br />
können. In den Anlaufstellen haben unsere Projektpartner<br />
auch begonnen, Kleidung, Seifen und Schulmaterialien<br />
zu verteilen, die in den Fluten verloren<br />
gegangen sind.<br />
Enttäuschungen und Hoffnungen<br />
Aber nicht alle geplanten Hilfsmassnahmen laufen<br />
wie gewünscht. Zusammen mit unserer Schwesterorganisation<br />
terre des hommes Deutschland möchten<br />
wir zwei Wasserfilteranlagen nach Manica schicken.<br />
Allerdings macht der Zoll noch immer Probleme<br />
und verzögert die dringend notwendige Verbesserung<br />
der Wasserversorgung. Aufgrund fehlender<br />
finanzieller Mittel konnte eine geplante Hygienekampagne<br />
bisher ebenso wenig umgesetzt<br />
werden. Und die für die Nahrungsmittelhilfe zur<br />
Verfügung stehenden Mittel reichen bei Weitem<br />
nicht für alle Bedürftigen aus. Ein Grund dafür<br />
ist, dass sich die Nahrungsmittelpreise durch die<br />
Petition unterschreiben und Moçambique<br />
entlasten!<br />
Nach den verheerenden Wirbelstürmen Idai und<br />
Kenneth braucht das Land dringend Geld, um die<br />
Not der Menschen zu lindern und den Wiederaufbau<br />
zu starten. Stattdessen sitzt es auf einem riesigen<br />
Schuldenberg und musste zeitweise seine<br />
Zahlungsunfähigkeit erklären. Zwei Milliarden<br />
US Dollar Schulden gehen auf die undurchsichtige<br />
Kreditvergaben der Credit Suisse und einer<br />
russischen Bank zurück. Mit dem Geld sollten offiziell<br />
die Küstenschutz- und Thunfischfangflotte<br />
modernisiert werden, um die Wirtschaft anzukurbeln.<br />
Das Geschäft wurde am Parlament von<br />
Moçambique vorbeigeschleust und ein Grossteil<br />
des Geldes versickerte in undurchsichtigen Kanälen.<br />
Zwei Milliarden US Dollar, die jetzt für den<br />
Wiederaufbau fehlen.<br />
Die Credit Suisse hat bei der Vergabe der Kredite<br />
ihre Sorgfaltspflicht krass verletzt. Wir forden<br />
deshalb, dass die CS Moçambique die Schulden<br />
erlässt und die horrenden Gebühren zurückzahlt.<br />
Es darf nicht sein, dass die Bevölkerung für illegale<br />
Kredite ihrer Regierung die Zeche zahlt.<br />
Unterschreiben Sie die Petition: www.terredeshommesschweiz.ch/cs-petition<br />
Katastrophe fast verdoppelt haben: Zehn Kilogramm<br />
Mehl kosten inzwischen rund 12 Franken, statt wie<br />
bisher 6.90 Franken. Für den Wiederaufbau von<br />
zerstörten Hütten können wir erst gar kein Geld<br />
zur Verfügung stellen. Und so müssen wir viele<br />
enttäuschen und selbst mit dem Gefühl zurechtkommen,<br />
nur sehr beschränkt helfen zu können.<br />
Aber letzten Endes überwiegen doch die hoffnungsvollen<br />
Momente und Begegnungen. Manuel<br />
Eduardo beispielsweise blickt nach vorne und<br />
möchte sein Haus so bald wie möglich wiederaufbauen<br />
und mit Hilfe von LeMuSiCa auch wieder<br />
zur Schule gehen. Der Direktor für Justiz und Religion,<br />
den wir während unseres Besuchs treffen,<br />
meint zwar: «Idai wird nicht so schnell aus unserem<br />
Gedächtnis verschwinden. Es wird noch lange<br />
dauern, bis wieder Alltag einkehren wird». Aber<br />
vor allem dankt er uns für die Unterstützung und<br />
für die Hoffnung, die wir den Menschen bringen,<br />
für die Lichtblicke in schwierigen Zeiten. Und für<br />
uns wurde auf dieser Projektreise einmal mehr<br />
klar, wie wichtig es ist, mit unseren Partnern vor<br />
Ort eng verbunden zu sein und mit ihnen langfristig<br />
zusammenzuarbeiten. In einer Situation, wie<br />
Moçambique sie derzeit erlebt, ist das für die Menschen<br />
existenziell!<br />
> Mehr zu unseren Projekten in Moçambique:<br />
www.terredeshommesschweiz.ch/mocambique<br />
KONZERNVERANTWORTUNGSINITIATIVE<br />
Schweizer Konzerne in der Pflicht<br />
Schweizer Konzerne, die Flüsse vergiften, Menschen vertreiben und ihre<br />
Lebensgrundlagen zerstören, sollen für die Folgen haften. Dieses Ziel verfolgt<br />
die von terre des hommes schweiz unterstützte Konzernverantwortungsinitiative,<br />
die nächstes Jahr vors Volk kommt.<br />
Text Sylvia Valentin, Entwicklungspolitische Kampagnen<br />
Angestellte des Schweizer Bergbaukonzerns<br />
Glencore fahren mit Baggern auf,<br />
dringen auf das Land indigener Landarbeiterinnen<br />
und -arbeiter vor. Unterstützt<br />
von der Polizei versuchen sie, die<br />
lokale Bevölkerung mit brutalen Mitteln<br />
von ihrem Land zu vertreiben, wobei<br />
acht Personen verletzt werden: Die<br />
Szenen, die sich am 3. April 2018 in<br />
der Gemeinde Alto Huarca, hoch oben<br />
in den peruanischen Anden abspielten,<br />
waren brutal. Glencore – die 20 bis 30<br />
Prozent des weltweiten Rohstoffhandels<br />
steuert – betreibt in der Provinz Espinar<br />
die Kupfermine Antapaccay. Der<br />
Konzern will die Mine, die seit Jahren<br />
in der Kritik steht, Wasser zu verschmutzen,<br />
ausbauen. Doch die indigene<br />
Bevölkerung wehrt sich dagegen.<br />
Glücklicherweise dokumentierten an<br />
diesem Tag ein Menschenrechtsanwalt<br />
und ein unabhängiger Journalist die<br />
Übergriffe. Als die Sicherheitsleute<br />
merkten, dass sie fotografiert und gefilmt<br />
wurden, beruhigte sich die Situation<br />
etwas.<br />
Kein Einzelfall<br />
Gewaltsame Vertreibungen, wie sie in<br />
Espinar versucht wurden, sind in vielen<br />
Ländern keine Seltenheit. Oft sind<br />
die Landrechte der Indigenen nicht<br />
gut genug verbrieft und die Besitzverhältnisse<br />
nicht ganz klar. Das nutzen<br />
Konzerne wie Glencore, um sich das<br />
Land günstig und oft widerrechtlich<br />
anzueignen – mit Unterstützung der<br />
lokalen Behörden und des untätigen<br />
Staates. Espinar ist nur ein Beispiel<br />
aus einer langen Liste von Menschenrechtsverletzungen,<br />
wie sie Schweizer<br />
Konzerne im Ausland verüben.<br />
Das ist inakzeptabel! Deshalb setzt<br />
sich terre des hommes schweiz für die<br />
Konzernverantwortungsinitiative (Kovi)<br />
ein. Die Initiative will solchen Methoden<br />
der Konzerne einen Riegel vorschieben.<br />
Sie verlangt, dass sie auch<br />
Mit ihren Handys dokumentierten Aktivisten im April 2018 die brutalen Übergriffe<br />
auf die indigene Bevölkerung Alto Huarcas und verhinderten so deren Vertreibung.<br />
im Ausland Menschenrechte und Umweltstandards<br />
einhalten. Wer dort<br />
Schaden anrichtet, soll auch dafür geradestehen<br />
und die Verantwortung<br />
übernehmen müssen.<br />
Abstimmungskampf läuft<br />
Die Initiative, beziehungsweise der<br />
Gegenvorschlag dazu, wird im Juni in<br />
der Sommersession des Nationalrates<br />
behandelt. Aller Wahrscheinlichkeit<br />
nach wird die Schweizer Stimmbevölkerung<br />
dann im kommenden Februar<br />
über die Initiative entscheiden können.<br />
Die Kovi hat bis jetzt grosse Aufmerksamkeit<br />
generiert.<br />
Damit das so bleibt, damit Schweizer<br />
Firmen künftig die Menschenrechte<br />
einhalten müssen und bei Umweltzerstörungen<br />
bestraft werden, können<br />
wir alle einiges tun. Wollen Sie<br />
uns im Abstimmungskampf unterstützen?<br />
Dann engagieren Sie sich in<br />
einem der vielen Lokalkomitees (siehe<br />
Kasten), besuchen Sie einen der lokalen<br />
Filmabende zur Kovi oder bestellen<br />
Sie gratis eine Kovi-Tasche – und<br />
verbreiten Sie die Botschaft weiter.<br />
> Informationen zur Kovi finden unter:<br />
www.terredeshommesschweiz.ch/kovi<br />
Engagement in Lokalkomitees<br />
Es gibt bis jetzt über 60 Lokalkomitees.<br />
Diese Freiwilligengruppen engagieren<br />
sich, indem sie in ihren Regionen<br />
verschiedene Anlässe zur Kovi<br />
organisieren und Informationsarbeit<br />
leisten. Wollen Sie in Ihrer Gemeinde<br />
auch ein Komitee gründen? Dann<br />
melden Sie sich bei unserer Kampagnenverantwortlichen<br />
Sylvia Valentin:<br />
sylvia.valentin@terredeshommes.ch.<br />
Die Übersicht über bereits existierende<br />
Komitees finden Sie unter:<br />
www.konzern-initiative.ch/lokalkomitees<br />
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