2019-06-Häuser modernisieren, Leleque

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1 Ein Kunstgriff: Dank einem Korridor durch alle Räume des langen, schmalen Hauses kommunizieren nun alle Räume miteinander. 2 Der kleine Salon führt zu den Gästezimmern. 3 Der Salon des Hausherrn lädt dann, wenn es draussen zu kühl wird. 4 In komfortabler Nähe aller Zimmer finden sich Nasszellen in reduzierter Ausstattung. 4 Strahlend weisse Wände und Bettwäsche verleihen dem Gästezimmer sommerliche Frische. Häuser modernisieren 2/2019_23
Reportage Von rauhem Charme 1 2 > «C’est la maison du village! – Sie erkennen es sofort», hat uns Charles Pictet auf den Weg in den Süden Frankreichs mitgegeben. Mit offenen Fenstern fahren wir im Abendlicht an einem kleinen Hügelstädtchen im Departement Gard vorbei. Die Luft ist von Lavendelduft erfüllt und alles in ein rötliches Licht getaucht – und da am gegenüberliegenden Hang ... Das Ortsschild und die herrschaftliche Fassade lassen keinen Zweifel an den Worten des Architekten: Wir sind angekommen! Im lauen Abendwind betreten wir einen steinigen Hof, wo uns zwei weisse Oleander willkommen heissen. Um Einlass zu begehren, rütteln wir entzückt an der Kette einer alten Ziehglocke, lassen dann aber eine Bronzehand auf das trockene Holz der Eingangstür schnellen. Unser Klopfen scheint ungehört im Innern zu verhallen. Dann aber öffnet ein Freund des Hauses, und bittet uns charmant einzutreten. Er geleitet uns ins Entrée, einen hohen Raum von klösterlicher Kargheit, dem ein Teppich und ein alter Tisch Wohnlichkeit abtrotzen. Ein Löwenkopf, der unter der Treppe hervorlugt, weckt die Entdeckerlust. Doch erst einmal wartet der Apéro auf uns. Archaische Kraft «Das Haus unter den Felswänden hat mich gleich fasziniert, mir aber auch einiges abverlangt», erzählt Charles Pictet. Der gefragte Architekt ist unterdessen aus Genf eingetroffen und parliert mit uns Gästen auf dem Balkon, während Maulsegler nach Mücken jagen. Vom rauen Charme einer okzitanischen Berglerin beseelt, zeigte das Haus ihm zu Beginn die kalte Schulter. Bei den ersten Besuchen nach dem Kauf im Dezember 2015 empfing es Pictet ohne Heizung, kaum beleuchtet und erwies sich mit seinen verschachtelten Räumen als wenig zugänglich. Der neue Besitzer hielt es für ratsam, sich der «alten Dame» behutsam zu nähern. Er wollte die archaische Kraft des Hauses aus dem 17. und 18. Jahrhundert bewahren, also möglichst wenig eingreifen und gleichzeitig für moderne Annehmlichkeiten sorgen. »Das Gebäude bestimmte die Massnahmen«, fasst Pictet seine Herangehensweise zusammen. Kommunizierende Räume Für das Treppenhaus, das den Zugang zu den Räumen sicherstellt, liess Pictet eine alte Scheune im felszugewandten Teil abreissen; die Steine aus dem Mauerwerk dienten später als Baumaterial für den Garten. Um eine gute Kommunikation der Räume zu gewährleisten und mehr Licht einzufangen, schuf der Architekt ausserdem einen Gang durch alle Gemächer im ersten Stock des ungewöhnlich langen und schmalen Baukörpers. Als weitere wirkungsvolle Massnahme legte er den Balkon wieder frei. Dieser war teilweise mit Küchenanbauten verstellt gewesen; heute nimmt er wieder die ganze Hausbreite ein. Im Rahmen der Umbauten, die eineinhalb Jahre dauerten, ergänzte Pictet auch Nasszellen zu den acht Schlafzimmern und fünf Salons, eine grössere und eine kleine Küche sowie eine Heizung für die kalten Wintermonate. Der Hausversteher Ganz im Sinne des neuen Eigentümers ordneten sich alle baulichen Massnahmen der schlichten Schönheit des Hauses unter. Wie gutes Make-up kleistern sie nicht zu, sondern bringen die natürlichen Vorzüge zum Strahlen, ohne das wahre Alter zu verleugnen. Pictet holte gute Handwerker ins Haus, um neue Fenster und stahlgerahmte Zwischentüren aus Glas oder Bodenbeläge einzubauen. Die Küche als Herzstück gelebter Gastfreundschaft versah er mit einer grosser Kochinsel, bewahrte aber ihre schmucken alten Details – etwa den ursprünglichen, in die 1 Der Schatten der Trompetenblume eignet sich, den frühen Abend auf dem Balkon zu geniessen. 2 Das Haus im Morgenlicht. 24_Häuser modernisieren 2/2019
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