sommer2019
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Perlen der alpenländischen Gastronomie<br />
A knuspriger Schweinshaxen, a Ochsenkotlett vom Weiderind, a<br />
Böfflamott, a resches Ganserl oder a zarte Antenbrust, a Kesselfleisch<br />
oder an Tafelspitz – alloa scho beim Gedanken an an Saibling<br />
oder a Renkn, frisch ausm See, laft oam as Wasser im Mund zamma.<br />
Mit selbergmachte Kasspatzen, an Kartoffelschmarrn, an Millirahmstrudl,<br />
Dopfennudel mit Zwetschgnkompott oder an Reibadatschi<br />
mit Apfelmuas, derf ma a gern Vegetarier sei. Und a selber<br />
g´machter warmer Apfelstrudl ist für jeden a Freid.“<br />
Das ist bayrisch oder zumindest eine Version dieser Sprache, die<br />
in zahlreichen Varianten entsprechend der Region ihren Ausdruck<br />
findet. Es ist keine Schande, wenn man sie als Auswärtiger nur unvollkommen<br />
versteht. Zwischen München und Mittenwald gibt es<br />
teilweise beachtliche Unterschiede, so dass es sein kann, dass ein<br />
Bayer im Dialog mit einem anderen durchwegs Verständnisprobleme<br />
haben kann.<br />
Kulinarisch betrachtet, leben wir heute in Deutschland in einem<br />
Schlaraffenland, in dem die Auswahl zwischen Döner und Sushi<br />
schier unendlich ist. Bei aller Weltoffenheit scheinen wir jedoch ein<br />
wenig vergessen zu haben, was unsere heimische Küche an Köstlichkeiten<br />
zu bieten hat. Viele scheinen gar verdrängt zu haben,<br />
dass die bayrische Gemütlichkeit einst zum Sprichwort geworden<br />
ist. Folglich ist es dringend angebracht, an eine Kultur zu erinnern,<br />
die uns viel gegeben hat und dazu auch noch in der Zukunft in der<br />
Lage ist. In diesem Sinne starten wir mit der Serie „Perlen der alpenländischen<br />
Gastronomie.“<br />
Der Text hat mit Essen zu tun und mit der damit verwurzelten Kultur.<br />
Natürlich dient Essen uns Menschen schon lange nicht mehr<br />
ausschließlich der Nahrungsaufnahme zum Zwecke des Überlebens,<br />
sondern ist weit mehr mit den Begriffen Erleben und Genuss<br />
verbunden. Was das betrifft kann uns Deutschen zumindest niemand<br />
vorwerfen, ausländerfeindlich zu sein und zeigt auf, dass bei<br />
entsprechender Toleranz alle profitieren können.<br />
Die Alpenrose in Mittenwald<br />
Der Ort Mittenwald blickt auf eine lange Tradition zurück. Als<br />
Heimat des Geigenbaues ist er noch heute in vieler Munde. Seine<br />
Blüte erreichte Mittenwald jedoch, als der Bozner Markt, - Hauptumschlagsplatz<br />
im Warenverkehr von Venedig nach Deutschland<br />
– aufgrund politischer Querelen im 15.Jh nach Mittenwald verlegt<br />
wurde. Zu jener Zeit dürfte es die Alpenrose in ihrer Urform bereits<br />
gegeben haben. Das Gebäude diente als Außenkloster der<br />
Augustiner Chorherren von Rottenbuch. Im Jahre 1511 soll Luther<br />
auf seiner Rückreise von Rom dort untergekommen sein.<br />
Eine gewisse Erhabenheit des Gasthofs inmitten der Fußgängerzone<br />
ist auch heute noch sichtbar. Dies allein schon aufgrund<br />
der pompösen Lüftlmalereien an der Fassade, an denen diverse<br />
Größen der Zunft mitgewirkt haben. In der Alpenrose lässt sich<br />
schön sitzen. Bei wärmender Sonne in der malerischen Fußgängerzone,<br />
die gleichsam Terrasse der Alpenrose ist. Wenn´s kälter<br />
wird lockt der Kachelofen in der traditionell eingerichteten Gaststube,<br />
die eine handbemalte Holzdecke ziert. Bei Zithermusik und<br />
bei Kerzenschein lässt sich dort auch ein romantischer Abend verbringen.<br />
Wer für sich sein will, kann den urigen Joseffikeller oder<br />
die Kapelle buchen, die noch aus der Zeit der Augustinermönche<br />
stammt. Insgesamt bietet die Alpenrose eine schmackhafte bodenständige<br />
und gut bürgerliche Küche zu angemessenen moderaten<br />
Preisen.<br />
Ein zuvorkommender freundlicher Service ist hier Normalität.<br />
Wer Pferde mag, sollte sich mit dem Wirt Sepp Zunterer gut stellen.<br />
Der züchtet auch selbst und weiß einiges zu erzählen.<br />
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