Lesenzwert Juni 2019
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in einer dynamischen Welt<br />
beschäftigt sich mit bewusster und genussvoller Ernährung<br />
dafür, dass die Ernährung wohlschmeckend,<br />
nahrhaft, frisch,<br />
gesundheitlich einwandfrei, die<br />
Sinne anregend und befriedigend<br />
sein soll. „Sauber“ heißt,<br />
dass wir Lebensmittel verwenden<br />
möchten, die hergestellt<br />
sind, ohne die Ressourcen der<br />
Erde, die Ökosysteme oder die<br />
Umwelt zu belasten und ohne<br />
Schaden an Mensch, Natur oder<br />
Tier zu verursachen. Und „Fair“<br />
steht für die Herstellung mit angemessener<br />
Bezahlung und fairen<br />
Bedingungen für alle — von<br />
der Herstellung über den Handel<br />
bis hin zum Verzehr.“ Das Leitbild<br />
von Slow Food sei aber keinesfalls<br />
als Vorschrift oder gar<br />
Regel zu verstehen, macht Graze<br />
deutlich: „Wir möchten damit<br />
lediglich einen Anstoß geben.<br />
Mitmachen kann jeder. Wir sehen<br />
uns auch in der Rolle, unterschiedliche<br />
Menschen mit unterschiedlichen<br />
Interessen zusammenzubringen.<br />
Jeder soll seinen<br />
persönlichen Ansatz mitbringen<br />
– dann erleben wir Vielfalt in Persönlichkeit,<br />
in Lebensart und in<br />
Lebensmitteln.“<br />
Die Umsetzung ihrer Philosophie<br />
fußt bei Slow Food Pforzheim-<br />
Enzkreis auf vier Säulen: Veranstaltungen<br />
und Projekte, der<br />
Schneckenstammtisch, die<br />
Kochwerkstatt und die Genussführergruppe.<br />
„Die Projekte gehen wir themenbezogen<br />
an, wir hatten zum<br />
Beispiel Veranstaltungen zu<br />
„Teller statt Tonne“ oder zum<br />
Erhalt der Bienenvölker“, erzählt<br />
Graze. Der Austausch wird bei<br />
Slow Food über den Schneckenstammtisch<br />
gefördert und<br />
er ist nicht nur untereinander ein<br />
wichtiger Bestandteil: „Wir besuchen<br />
Erzeuger und Produzenten,<br />
um herauszufinden, wo unsere<br />
Lebensmittel herkommen.<br />
Wir möchten diese bewusst einkaufen.“<br />
Dadurch lerne man<br />
auch neue Sorten kennen, wie<br />
zum Beispiel Brot aus anderen<br />
Getreidearten. „Es ist schön,<br />
die regionale Vielfalt kennenzulernen,<br />
die im Supermarkt oft<br />
nur zu einem kleinen Teil abgebildet<br />
ist. Regionale Produkte<br />
werden oft sehr unterschätzt“,<br />
ist Graze überzeugt.<br />
Bei Slow Food gibt es kein richtig<br />
oder falsch, kein ganz oder<br />
gar nicht. „Wir führen oft auch<br />
heiße Diskussionen, was ist<br />
überhaupt regional oder lokal ?<br />
Wie viel „international“ ist<br />
okay ? Bananen gehören ja<br />
auch irgendwie dazu.“ Die Antwort<br />
darauf gibt Uli Graze<br />
selbst: „Da muss jeder seinen<br />
eigenen Weg finden. Oftmals ist<br />
es ein Kompromissfinden. Ganz<br />
wichtig ist, dass wir keine Regeln<br />
vorschreiben, sondern nur<br />
als Inspirationsquelle dienen<br />
möchten.“ Der Inspiration folgen<br />
können Interessierte nicht<br />
nur bei offenen Veranstaltungen<br />
wie beispielsweise beim Kräuter<br />
oder Pilze sammeln, bei Vorträgen<br />
über Bienen oder Überfischungen<br />
oder bei der Gläsernen<br />
Produktion, die Slow Food<br />
in Kooperation mit dem Landwirtschaftsamt<br />
durchführt, sondern<br />
auch bei der Kochwerkstatt<br />
in Wiernsheim oder in<br />
Pforzheim: Dabei treffen sich<br />
Koch- und Genussinteressierte<br />
viermal im Jahr in lockerer Atmosphäre,<br />
kaufen regionale<br />
Produkte ein und zaubern dann<br />
ein Menü: „Es geht nicht darum,<br />
besonders ausgefallene Kreationen<br />
mit seltenen Zutaten auf<br />
Sternekochniveau zuzubereiten.<br />
Vielmehr bereiten wir gemeinsam<br />
Menüs vor, tauschen Rezepte<br />
aus und es geht auch darum,<br />
neue Zubereitungsarten<br />
kennenzulernen.“ Dabei sollen<br />
auch mal untypischere Zutaten<br />
auf den Teller kommen, wie<br />
Graze verrät: „Wir haben einmal<br />
einen wunderbaren Karpfen zubereitet.<br />
Es muss nicht immer<br />
der Lachs aus Norwegen sein.<br />
Wir haben Weinberge, den<br />
Schwarzwald, wir haben eine<br />
wunderbare Umgebung, die ein<br />
breites Spektrum an Nahrungsmitteln<br />
bietet, über die wir doch<br />
so wenig wissen.“ Das nächste<br />
Sommermenü veranstaltet Slow<br />
Food Pforzheim-Enzkreis am 29.<br />
<strong>Juni</strong>. Was in der Küche gezaubert<br />
wird, verrät Graze noch<br />
nicht, aber es gibt noch freie<br />
Plätze für Interessierte.<br />
Weil das Verhalten in der Kulinarik<br />
auch einen großen Einfluss<br />
auf den Klimaschutz hat, sei es<br />
auch wichtig, sich mehr mit regionalen<br />
Produkten zu beschäftigen.<br />
Eine kleine Hilfe und Inspirationsquelle<br />
dafür soll auch der<br />
Genussführer sein, den eine<br />
Slow-Food-Gruppe erstellt hat:<br />
„Unsere Genussführer-Gruppe<br />
besucht regelmäßig Restaurants<br />
in der Umgebung, die mit lokalen<br />
Produkten kochen. Wir<br />
möchten die Menschen wieder<br />
für Geschmacksnuancen sensibilisieren,<br />
und die Vielfältigkeit<br />
kennenlernen.“<br />
(Text: Theresa Mammel /<br />
Fotos: pixabay.com)