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in einer dynamischen Welt<br />

beschäftigt sich mit bewusster und genussvoller Ernährung<br />

dafür, dass die Ernährung wohlschmeckend,<br />

nahrhaft, frisch,<br />

gesundheitlich einwandfrei, die<br />

Sinne anregend und befriedigend<br />

sein soll. „Sauber“ heißt,<br />

dass wir Lebensmittel verwenden<br />

möchten, die hergestellt<br />

sind, ohne die Ressourcen der<br />

Erde, die Ökosysteme oder die<br />

Umwelt zu belasten und ohne<br />

Schaden an Mensch, Natur oder<br />

Tier zu verursachen. Und „Fair“<br />

steht für die Herstellung mit angemessener<br />

Bezahlung und fairen<br />

Bedingungen für alle — von<br />

der Herstellung über den Handel<br />

bis hin zum Verzehr.“ Das Leitbild<br />

von Slow Food sei aber keinesfalls<br />

als Vorschrift oder gar<br />

Regel zu verstehen, macht Graze<br />

deutlich: „Wir möchten damit<br />

lediglich einen Anstoß geben.<br />

Mitmachen kann jeder. Wir sehen<br />

uns auch in der Rolle, unterschiedliche<br />

Menschen mit unterschiedlichen<br />

Interessen zusammenzubringen.<br />

Jeder soll seinen<br />

persönlichen Ansatz mitbringen<br />

– dann erleben wir Vielfalt in Persönlichkeit,<br />

in Lebensart und in<br />

Lebensmitteln.“<br />

Die Umsetzung ihrer Philosophie<br />

fußt bei Slow Food Pforzheim-<br />

Enzkreis auf vier Säulen: Veranstaltungen<br />

und Projekte, der<br />

Schneckenstammtisch, die<br />

Kochwerkstatt und die Genussführergruppe.<br />

„Die Projekte gehen wir themenbezogen<br />

an, wir hatten zum<br />

Beispiel Veranstaltungen zu<br />

„Teller statt Tonne“ oder zum<br />

Erhalt der Bienenvölker“, erzählt<br />

Graze. Der Austausch wird bei<br />

Slow Food über den Schneckenstammtisch<br />

gefördert und<br />

er ist nicht nur untereinander ein<br />

wichtiger Bestandteil: „Wir besuchen<br />

Erzeuger und Produzenten,<br />

um herauszufinden, wo unsere<br />

Lebensmittel herkommen.<br />

Wir möchten diese bewusst einkaufen.“<br />

Dadurch lerne man<br />

auch neue Sorten kennen, wie<br />

zum Beispiel Brot aus anderen<br />

Getreidearten. „Es ist schön,<br />

die regionale Vielfalt kennenzulernen,<br />

die im Supermarkt oft<br />

nur zu einem kleinen Teil abgebildet<br />

ist. Regionale Produkte<br />

werden oft sehr unterschätzt“,<br />

ist Graze überzeugt.<br />

Bei Slow Food gibt es kein richtig<br />

oder falsch, kein ganz oder<br />

gar nicht. „Wir führen oft auch<br />

heiße Diskussionen, was ist<br />

überhaupt regional oder lokal ?<br />

Wie viel „international“ ist<br />

okay ? Bananen gehören ja<br />

auch irgendwie dazu.“ Die Antwort<br />

darauf gibt Uli Graze<br />

selbst: „Da muss jeder seinen<br />

eigenen Weg finden. Oftmals ist<br />

es ein Kompromissfinden. Ganz<br />

wichtig ist, dass wir keine Regeln<br />

vorschreiben, sondern nur<br />

als Inspirationsquelle dienen<br />

möchten.“ Der Inspiration folgen<br />

können Interessierte nicht<br />

nur bei offenen Veranstaltungen<br />

wie beispielsweise beim Kräuter<br />

oder Pilze sammeln, bei Vorträgen<br />

über Bienen oder Überfischungen<br />

oder bei der Gläsernen<br />

Produktion, die Slow Food<br />

in Kooperation mit dem Landwirtschaftsamt<br />

durchführt, sondern<br />

auch bei der Kochwerkstatt<br />

in Wiernsheim oder in<br />

Pforzheim: Dabei treffen sich<br />

Koch- und Genussinteressierte<br />

viermal im Jahr in lockerer Atmosphäre,<br />

kaufen regionale<br />

Produkte ein und zaubern dann<br />

ein Menü: „Es geht nicht darum,<br />

besonders ausgefallene Kreationen<br />

mit seltenen Zutaten auf<br />

Sternekochniveau zuzubereiten.<br />

Vielmehr bereiten wir gemeinsam<br />

Menüs vor, tauschen Rezepte<br />

aus und es geht auch darum,<br />

neue Zubereitungsarten<br />

kennenzulernen.“ Dabei sollen<br />

auch mal untypischere Zutaten<br />

auf den Teller kommen, wie<br />

Graze verrät: „Wir haben einmal<br />

einen wunderbaren Karpfen zubereitet.<br />

Es muss nicht immer<br />

der Lachs aus Norwegen sein.<br />

Wir haben Weinberge, den<br />

Schwarzwald, wir haben eine<br />

wunderbare Umgebung, die ein<br />

breites Spektrum an Nahrungsmitteln<br />

bietet, über die wir doch<br />

so wenig wissen.“ Das nächste<br />

Sommermenü veranstaltet Slow<br />

Food Pforzheim-Enzkreis am 29.<br />

<strong>Juni</strong>. Was in der Küche gezaubert<br />

wird, verrät Graze noch<br />

nicht, aber es gibt noch freie<br />

Plätze für Interessierte.<br />

Weil das Verhalten in der Kulinarik<br />

auch einen großen Einfluss<br />

auf den Klimaschutz hat, sei es<br />

auch wichtig, sich mehr mit regionalen<br />

Produkten zu beschäftigen.<br />

Eine kleine Hilfe und Inspirationsquelle<br />

dafür soll auch der<br />

Genussführer sein, den eine<br />

Slow-Food-Gruppe erstellt hat:<br />

„Unsere Genussführer-Gruppe<br />

besucht regelmäßig Restaurants<br />

in der Umgebung, die mit lokalen<br />

Produkten kochen. Wir<br />

möchten die Menschen wieder<br />

für Geschmacksnuancen sensibilisieren,<br />

und die Vielfältigkeit<br />

kennenlernen.“<br />

(Text: Theresa Mammel /<br />

Fotos: pixabay.com)

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