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Ennsthaler Magazin Sommer2019

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Wundertüten<br />

der Poesie<br />

Sprachmagie, Zauber der Erzählkunst,<br />

faszinierendes Fabulieren – dieses literarische<br />

Quintett lässt die Sonne der Poesie strahlen.<br />

Und die Leserherzen auch.<br />

Zweierlei darf Saša Stanišić für<br />

sich reklamieren. Erstens verhalf<br />

er dem zeitgemäßen Heimatroman<br />

zu einem neuen, bedeutsamen<br />

Stellenwert. Und zweitens<br />

versteht er es wie kein anderer Gegenwarts-Autor,<br />

seine Leserschaft<br />

bei der Hand zu nehmen, um gemeinsam<br />

und vom ersten Satz an zu<br />

einer melancholischen, ironischen,<br />

traurigen und fröhlichen<br />

Reise anzutreten,<br />

in der sich<br />

Autobiografisches<br />

und Fabulierfreude<br />

in ein grandioses<br />

Gesamtkunstwerk<br />

verwandeln. „Herkunft“<br />

ist eine Spurensuche,<br />

sie führt<br />

zurück in die bosnische<br />

Heimat des<br />

Autors, der seit 1992 in Deutschland<br />

lebt. Es ist ein virtuoses Spiel der<br />

Erinnerungen an zauberhafte, aber<br />

auch grauenvolle Zeiten, es kreist<br />

vor allem um den Zufall, irgendwo<br />

geboren zu werden, und all das, was<br />

daraus resultiert. In den Werken<br />

von Saša Stanišić begegnet man stets<br />

wunderbaren und wundersamen<br />

Menschen, diesfalls ist es vor allem<br />

seine Großmutter, die Kosmonautin<br />

werden wollte. Aber es ist auch<br />

ein Buch, in dem die Toten und die<br />

Tiere sprechen, es handelt vom Bleiben<br />

und vom Gehen, vom Los der<br />

„Herkunft ist traurig,<br />

weil Herkunft<br />

für mich zu tun<br />

hat mit dem,<br />

das nicht mehr<br />

zu haben ist.“<br />

Saša Stanišić<br />

Migranten – es ist schlicht ein Buch<br />

des Jahres.<br />

Eine faszinierende Rückkehr in die<br />

Kindheit glückte auch Fabio Genovesi<br />

in „Wo man im Meer nicht<br />

mehr stehen kann“. Im Mittelpunkt<br />

steht Fabio, knappe sechs Jahre alt.<br />

Seine „10 Großväter“, die in Wahrheit<br />

die vielen unverheirateten Brüder<br />

seines Opas<br />

sind, spornen Fabio<br />

immer wieder zu<br />

kuriosen Unternehmungen<br />

an. Erst in<br />

der Schule erkennt<br />

Fabio, dass man<br />

als Kind auch mit<br />

Gleichaltrigen spielen<br />

kann, dennoch<br />

bleibt er ein Außenseiter<br />

– und Abenteurer.<br />

Genovesi schuf eine großartig<br />

erzählte Familiengeschichte,<br />

reich an liebenswert-skurrilen Figuren<br />

und sommerlicher Italien-<br />

Atmosphäre.<br />

Dem Leben eine Wende geben – dieses<br />

Bestreben setzt Antoine Duris,<br />

Protagonist in „Die Frau im Musée<br />

d’Orsay“ von David Foenkinos,<br />

ebenso konsequent in die Tat um.<br />

Der Professor an der Hochschule<br />

der Schönen Künste in Lyon flieht<br />

aus seinem bisherigen, anscheinend<br />

völlig geordneten Leben. Er zieht<br />

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