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Der Kisslegger 17.07.2019

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<strong>Der</strong> Kißlegger<br />

16<br />

Aus Kißlegg<br />

Kolpingsfamilien mit Christine Vidic auf Entdeckungstour<br />

Auf dem Gruppenfoto der Teilnehmer im Neuen Schloss Kißlegg ist Chistine Vidic die 2. von links vorne.<br />

Foto: Eva Mock<br />

KISSLEGG (dk) - Eine Besichtigung des<br />

Kißlegger Neuen Schlosses stand auf<br />

dem Programm, als die Kolpingsfamilie<br />

Leutkirch der Kißlegger Kolpingsfamilie<br />

einen Gegenbesuch abstattete.<br />

Mit Begeisterung, Charme<br />

und viel Hintergrundwissen führte<br />

Kolpingmitglied Christine Vidic 25<br />

Interessierte durch das heute wunderschön<br />

renovierte Barockschloss.<br />

Die 70 Jahre dauernden Restaurierungsarbeiten,<br />

ein Kraftakt für die Gemeinde,<br />

seien anfangs nicht immer so fachmännisch<br />

ausgeführt worden wie später. Vidic<br />

streifte auch die Geschichte des<br />

Schlosses, in dem bis 1921 die letzte Gräfin<br />

lebte und das zur NS-Zeit Internat für<br />

Diplomatenkinder war, später Krankenhaus,<br />

Schule und Probenort für Jugendblasorchester.<br />

Im Treppenaufgang beeindrucken die Sibyllen<br />

von J. A. Feuchtmayer, weissagende<br />

Frauen bei den alten Griechen und<br />

Römern. Vidic erklärte auch die Herstellung<br />

dieser Skulpturen: Auf einen Backsteinkern<br />

kommt Mörtel, darauf der<br />

Stuck aus Gips, der geschliffen, gewachst<br />

und poliert wird. Das Ergebnis sieht Marmor<br />

täuschend ähnlich.<br />

Über die Kapelle, ein besonderes Kleinod<br />

im Schloss, erfuhr man, dass sie seit 1721<br />

nicht restauriert wurde und der alte<br />

Stuckmarmor von J. Schütz wertvoller<br />

als echter Marmor ist. Am Altartisch findet<br />

man kostbare Stuckeinlegearbeiten<br />

nach der Technik von D. Zimmermann.<br />

Erst seit den 80er-Jahren ist klar, dass<br />

das Altarbildblatt von C. D. Assam<br />

stammt und somit das wertvollste Teil im<br />

Schloss ist. Das Ölbild in der Kuppel, die<br />

durch Illusionsmalerei höher wirkt, behandelt<br />

die Themen Schuldentilgung,<br />

Abtrünnige und Mutter Ecclesia.<br />

Die Decken- und Wandbilder in den einzelnen<br />

Prunksälen, meist mit Themen aus<br />

der Bibel oder antiken Mythologie, und<br />

die Figuren und Dekorationen aus Stuck<br />

erklärte Vidic sehr spannend, wobei sie<br />

auf viele interessante und kuriose Details<br />

hinwies. Im Samsonsaal z. B. haben die<br />

Putten Schmetterlingsflügel. <strong>Der</strong> Teppich<br />

auf dem Deckenbild im Esthersaal<br />

hat das gleiche Muster wie heutige Perserteppiche.<br />

Es gibt auch alte aufgemalte<br />

Wandtäfelungen mit kunstvoll gezeichneten<br />

Maserungen. <strong>Der</strong> „Apostelschrank“<br />

ist eine Nachbildung der Tür des<br />

Baptisteriums in Florenz. Den originalen<br />

prachtvollen Lüster im Lüstersaal hat<br />

einst, so hörte man, Rudi Schabka auf<br />

dem Dachboden entdeckt und den Fund<br />

sofort zur Sicherung im Rathaus gemeldet.<br />

Auch das „kleine Raucherkabinett“<br />

ist mit seiner Stuckmalerei ein Schmuckstück.<br />

Im Bankettsaal besticht der besonders<br />

prachtvolle, originelle Deckenstuck.<br />

Die damals bekannten 4 Erdteile sind in<br />

den Ecken dargestellt, an der Decke ein<br />

Friedensfest. Die Putten haben Tierchen<br />

bei sich, wie Hündchen mit Schweinerüssel<br />

und Ringelschwänzchen.<br />

Das passende Mobiliar hat der frühere<br />

Bürgermeister Stephan Müller auf Auktionen<br />

günstig und mit Kennerblick gekauft.<br />

Auch auf die aktuelle Ausstellung,<br />

expressionistische Bilder von um 1900<br />

geborenen Malerinnen, ging Vidic ein.<br />

Sie machte zudem bewusst, dass das<br />

Schloss mit seinen vielen Veranstaltungen,<br />

Ausstellungen und mit der Möglichkeit,<br />

es für Familienfeiern anzumieten,<br />

ein Schloss für die Bürger ist. Alles, was<br />

Vidic erzählt hat, kann man bei den<br />

sonntäglichen Führungen erfahren.<br />

Nach der Führung saß man gemütlich im<br />

kath. Gemeindehaus zusammen. Alfred<br />

Uhl meinte, die Kolpingsfamilien des Bezirks<br />

sollten sich weiterhin gegenseitig<br />

regelmäßig besuchen. Er dankte Vidic<br />

herzlich für die interessante und kurzweilige<br />

Schlossführung. Ebenso dankte<br />

Martin Schmuck von der Kolpingsfamilie<br />

Leutkirch für die Einladung. Ein besonderes<br />

Dankeschön gilt Anne Straub fürs<br />

Herrichten des schmackhaften Vespers.

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