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19_Ausgabe_4_Juli_August_Spreewald-Journal_neu

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Immer der Gurke nach!<br />

Andreas Traube: „2018 wurden im <strong>Spreewald</strong> rund 26.000 Tonnen Einlegegurken und 2.700 Tonnen Schälgurken geerntet.“<br />

<strong>Spreewald</strong>. Was wäre der <strong>Spreewald</strong> ohne seine<br />

Gurken? Die echten Spreewälder Köstlichkeiten sind<br />

beliebt und weit über die Grenzen des <strong>Spreewald</strong>es<br />

hinaus bekannt. Es gibt sie in den verschiedensten<br />

Geschmacksrichtungen – von chili-scharf bis honigsüß.<br />

Doch wie werden die Gurken im <strong>Spreewald</strong><br />

produziert? Wir sind den Fragen rund um die Erntezeit<br />

der Spreewälder Gurken auf den Grund gegangen<br />

und haben bei Andreas Traube, Marketingleiter<br />

des <strong>Spreewald</strong>vereins e.V., nachgefragt.<br />

Herr Traube, wonach richtet sich die Erntezeit<br />

der Gurken?<br />

Andreas Traube (A.T.): Dafür sind zwei Faktoren<br />

ausschlaggebend: Zum einen der Zeitpunkt der<br />

Pflanzung der Gurkensetzlinge bzw. der Aussaat,<br />

die überwiegend Mitte April erfolgt. Noch entscheidender<br />

ist aber der Witterungsverlauf während<br />

der Vegetationsphase. Späte Frühjahrsfröste<br />

können zum Beispiel zum Erfrieren der Gurkenkeimlinge<br />

führen. Dann sind Nachpflanzungen<br />

erforderlich. Anhaltend hohe Tages- und Nachttemperaturen<br />

bereits im Frühjahr führen zu einem<br />

zeitigeren Erntebeginn. Die Haupterntemonate<br />

sind <strong>Juli</strong> und <strong>August</strong>. Erntebeginn ist Mitte Juni.<br />

Woran erkennt man, dass die Gurken reif sind?<br />

A.T.: Rund <strong>neu</strong>n Wochen nach der Aussaat bzw. Anpflanzung<br />

kann die Ernte beginnen. Das ist aber nur<br />

ein Richtwert. Erst mit Kontrollen vor Ort auf den<br />

Feldern entscheidet der Landwirt über den Erntestart<br />

– immer in Abstimmung mit den jeweiligen Einlegereien<br />

und Konservenbetrieben. Denn diese müssen<br />

erst ihre Produktionslinien auf Gurkenverarbeitung<br />

umstellen. Gewünschtes Haupterntegut sind die<br />

sogenannten Einlegegurken in der 6/9er Sortierung,<br />

d.h. 6 – 9 Zentimeter lang. Erst wenn der Landwirt<br />

genügend Gurken dieser Sortierung an den Pflanzen<br />

feststellt, erfolgt der Erntebeginn. Schälgurken hingegen<br />

müssen ausreifen und sind erntereif, wenn sie<br />

eine stattliche Größe von ca. 30 cm erreicht haben<br />

und die Gurkenschale gelblich-weiß ausfärbt.<br />

Wie werden die Gurken geerntet?<br />

A.T.: Die Gurkenpflanzen werden im Rhythmus von<br />

2 – 3 Tagen abgelesen. Dafür benutzen die Anbaubetriebe<br />

sogenannte Gurkenflieger, bestehend aus<br />

zwei großen Flügeln rechts und links, auf denen<br />

die Erntehelfer auf dem Bauch liegend die Gurken<br />

abernten, und vom Traktor gezogen werden. Der<br />

„Flieger“ hat eine dabei eine beeindruckende Gesamtbreite<br />

von ca. 30 Metern. Ein Gurkenflieger<br />

bietet Platz für rund 40 Pflücker und legt in der<br />

Stunde eine Strecke von 80 – 200 Meter zurück.<br />

Pro Saison sind im <strong>Spreewald</strong> rund 60 – 70 Gurkenflieger<br />

für den Erntebetrieb im Einsatz.<br />

Was ist das Besondere an den Spreewälder<br />

Gurken?<br />

A.T.: Das Besondere an Spreewälder Gurken lässt<br />

sich an drei Faktoren festmachen. Als erstes ist das<br />

Mikroklima im <strong>Spreewald</strong> ideal für den Gurkenanbau<br />

geeignet. Hinzu kommt die Jahrhunderte lange<br />

Tradition in Gurkenanbau und -verarbeitung. Einen<br />

großen Anteil am Erfolg und Aufschwung der<br />

Spreewälder Gurken haben übrigens Holländische<br />

Tuchmacher, die sich Ende des 16. Jahrhunderts in<br />

unserer Region angesiedelt, sich beruflich umorientiert<br />

und auf den Gurkenanbau spezialisiert haben.<br />

Diese lange Tradition und der damit verbundene<br />

Erkenntnisgewinn in der Haltbarmachung,<br />

Konservierung und Veredlung der Spreewälder<br />

Gurken führen letztendlich zum geschmacklichen<br />

Unterschied zwischen Spreewälder Gurken und<br />

Gurken, die außerhalb des <strong>Spreewald</strong>es produziert<br />

werden. Das Besondere am Geschmackserlebnis<br />

sind also die Rezepturen mit der Verwendung von<br />

frischen Kräutern, Dill und Zwiebeln sowie die<br />

würzigen Aufgüsse.<br />

Wie viele Tonnen Einleger- und Schälgurken<br />

wurden 2018 geerntet?<br />

A.T.: 2018 wurden im <strong>Spreewald</strong> rund 26.000 Tonnen<br />

Einlegegurken und 2.700 Tonnen Schälgurken<br />

geerntet.<br />

Foto: Peter Becker<br />

Auf wie vielen Hektar werden die Gurken angebaut?<br />

A.T.: Einlegegurken wurden im vorigen Jahr auf einer<br />

Fläche von etwa 370 Hektar, Schälgurken auf<br />

einer Fläche von ca. 80 Hektar angebaut.<br />

Was hat es mit der EU-Schutzmarke auf sich?<br />

A.T.: Regionale Schutzgemeinschaften können in<br />

verschiedenen Warenklassen für besondere regionale<br />

Erzeugnisse und Spezialitäten eine Registrierung<br />

als geschützte geografische Angabe (g.g.A.),<br />

geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.) oder als<br />

garantiert traditionelle Spezialität (g.t.S.) beantragen.<br />

Diese Erzeugnisse müssen Eigenheiten und<br />

Merkmale z.B. in der Art der Herstellung oder im<br />

Geschmack aufweisen, wie sie sonst in keiner anderen<br />

Region anzutreffen sind. Die Beantragung<br />

von Spreewälder Gurken als geschützte geografische<br />

Angabe hat der <strong>Spreewald</strong>verein als Träger<br />

der Schutzgemeinschaft „Spreewälder Gurken“<br />

<strong>19</strong>96 vorgenommen. <strong>19</strong>99 bestätigte die Europäische<br />

Kommission die Eintragung als geschützte<br />

geografische Angabe (g.g.A.). Mit diese Registrierung<br />

ist es Konservenbetrieben außerhalb des<br />

<strong>Spreewald</strong>es untersagt, „Spreewälder Gurken“ in<br />

den Verkehr zu bringen.<br />

Herzlichen Dank, Herr Traube, für das äußerst interessante<br />

Interview.<br />

Es fragte Jenny Ruben.<br />

Im Blitzlicht mit Ascher und Franzka<br />

Künstler im <strong>Spreewald</strong> zu sein, bedeutet für<br />

mich …<br />

Sebastian Franzka: … sich immer wieder mit meinen<br />

Spreewäldern und unserer Leidenschaft auseinanderzusetzen.<br />

Karen Ascher: … Arbeit.<br />

Meine Kunst würde ich mit folgender Wortgruppe<br />

beschreiben …<br />

Sebastian Franzka: … grafisch tiefschwarz.<br />

Karen Ascher: … illustrativ emotional.<br />

Ich hole mir Inspirationen …<br />

Sebastian Franzka: … Literatur und Buschfunk.<br />

Karen Ascher: … durch Beobachtungen und Zuhören.<br />

Ein Leben ohne Kunst wäre …<br />

Sebastian Franzka: … öde.<br />

Karen Ascher: … noch öder.<br />

Meine größte Leistung war …<br />

Sebastian Franzka: … zu überleben.<br />

Karen Ascher: … meine Kunst zu machen.<br />

G.MO.R.K 2018<br />

Galerie<br />

Packschuppen<br />

in Glashütte<br />

Foto:<br />

www.hirnflug.de<br />

SPREEWALD-JOURNAL | WWW.SPREEWALD.DE

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