EWa 19-30
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Wenn der Gutachter ins Haus kommt<br />
Pflegebedürftige sollten sich auf Besuch gründlich vorbereiten<br />
be.p · Herr W. hat den Antrag<br />
auf einen Pflegegrad bei<br />
seiner Pflegekasse gestellt.<br />
Inzwischen hat der Gutachter<br />
einen Termin mit ihm in<br />
seiner Wohnung vereinbart.<br />
Sein Sohn, der ihn bislang in<br />
seinem Haus betreut, wird<br />
dabei sein. Verständlicherweise<br />
sind beide unsicher.<br />
Was will der Gutachter wissen,<br />
worauf kommt es an?<br />
Wie kann man sich auf den<br />
Termin vorbereiten?<br />
„Man sollte sich von der<br />
Pflegeversicherung den Vordruck<br />
eines Pflegeprotokolls<br />
schicken lassen oder es unter<br />
www.pflegeberatung.<br />
de aus dem Internet herunterladen“,<br />
erklärt Jana Wessel<br />
von der bundesweiten<br />
Compass Pflegeberatung.<br />
„Der Vordruck enthält die<br />
Themen, nach denen der<br />
Gutachter fragen wird.“<br />
Dazu zählen die Mobilität,<br />
die psychische Verfasstheit<br />
und die Selbstversorgung.<br />
Im Protokoll sollte notiert<br />
werden, was der Vater noch<br />
selbstständig erledigen kann<br />
und in welchen Bereichen<br />
seines Alltagslebens es ohne<br />
Hilfe kaum oder gar nicht<br />
mehr geht.<br />
Wichtig ist, dass beim Gutachterbesuch<br />
auch alle relevanten<br />
Unterlagen zur Hand<br />
sind. Dazu gehören - soweit<br />
vorhanden - ärztliche Verordnungen,<br />
Arztberichte<br />
und Bescheinigungen, Medikamenten-<br />
und Therapiepläne.<br />
Die Kontaktdaten der<br />
be.p · Die Hälfte aller<br />
Pflegebedürftigen wird<br />
zu Hause allein von Angehörigen<br />
oder Freunden<br />
versorgt, ohne dass<br />
ein ambulanter Dienst<br />
einbezogen ist. Das sind<br />
laut statistischem Bundesamt<br />
immerhin rund<br />
1,7 Millionen Menschen.<br />
Sie alle dürfen es<br />
laut Sozialgesetzbuch XI<br />
nicht versäumen, regelmäßig<br />
eine Beratung zu<br />
Hause zu beantragen.<br />
Bei den Pflegegraden 2<br />
und 3 muss dies halbjährlich,<br />
bei den Graden<br />
4 und 5 vierteljährlich<br />
erfolgen.<br />
Die Beratung soll helfen,<br />
die Pflege möglichst passend<br />
zu gestalten. So werden<br />
Hinweise gegeben, welche<br />
Leistungen man in welchen<br />
Situationen zusätzlich in<br />
Anspruch nehmen kann. So<br />
hilft die Verhinderungspflege,<br />
wenn der Angehörige<br />
wegen eigener Termine oder<br />
bei einer Erkrankung nicht<br />
zur Verfügung steht und eine<br />
Ersatzpflegeperson gefunden<br />
und finanziert werden muss.<br />
Auch die Rahmenbedingungen<br />
der Kurzzeitpflege,<br />
wenn der Pflegebedürftige<br />
beispielsweise wegen eines<br />
barrierefreien Wohnungsumbaus<br />
vorübergehend nur<br />
aushäusig betreut werden<br />
Auf den Besuch des Gutachters sollten sich Pflegebedürftiger und pflegender Angehöriger gemeinsam gut<br />
vorbereiten<br />
Foto: Birgit Malchow/be.p<br />
behandelnden Ärzte sowie<br />
Informationen über in letzter<br />
Zeit erfolgte Behandlungen<br />
gehören ebenso dazu.<br />
Oftmals mobilisieren die<br />
Betroffenen bei der Begutachtung<br />
ihre Kräfte, um<br />
zu zeigen, was sie noch alles<br />
können. Da werden die<br />
Arme mit größter Anstrengung<br />
über dem Kopf verschränkt,<br />
die Gedanken mit<br />
aller Kraft sortiert, um ja<br />
gut dazustehen. „Dann ist<br />
es wichtig, dass die anwesende<br />
Vertrauensperson die<br />
tatsächlichen Einschränkungen<br />
detailliert benennt“,<br />
so Wessel. Der Sohn<br />
von Herrn W. kann mit dem<br />
Gutachter auch unter vier<br />
Augen sprechen.<br />
Eine Stunde dauert in der<br />
Regel das Gespräch mit<br />
dem Gutachter. Von dessen<br />
Befund hängt letztlich die<br />
diakonisches Werk<br />
4/80<br />
4c<br />
Rund um die Pflege<br />
Entscheidung über den Pflegegrad<br />
ab. Spätestens 25 Arbeitstage<br />
nach der Antragstellung<br />
muss Herr W. laut<br />
gesetzlicher Vorgabe den<br />
Bescheid hierzu im Briefkasten<br />
haben. Auch das Gutachten<br />
kann er sich schicken<br />
lassen. Unter der gebührenfreien<br />
Rufnummer (0800)<br />
101 88 00 erhalten gesetzlich<br />
wie privat Versicherte<br />
weitere Informationen.<br />
Hilfe durch eine kostenfreie Fachberatung<br />
Bei häuslicher Pflege sind regelmäßige Termine Pflicht<br />
Die Berater können auch zu den nötigen Hilfsmitteln für Pflegebedürftige Auskunft<br />
geben<br />
Foto: Uwe Strachovsky/be.p<br />
kann, können hierbei besprochen<br />
werden. Bei dem<br />
Gespräch sollten die pflegenden<br />
Angehörigen unbedingt<br />
dabei sein. Denn es<br />
dient auch dazu, über Unterstützungsmöglichkeiten<br />
für<br />
sie selbst zu informieren. Das<br />
können Pflegekurse sein oder<br />
eine Hilfe im Haushalt. Für<br />
Letztere stehen 125 Euro monatlich<br />
zusätzlich zur Verfügung,<br />
ohne dass das Pflegegeld<br />
gekürzt wird. Auch die<br />
damit verbundenen Formalitäten<br />
werden erläutert.<br />
In der Regel erinnert die<br />
Pflegeversicherung an den<br />
Termin. Die Beratung muss<br />
der Pflegebedürftige oder<br />
sein bevollmächtigter Betreuer<br />
allerdings selbst<br />
anfordern. Gesetzlich<br />
Versicherte wenden sich<br />
an die Pflegekasse des<br />
Pflegebedürftigen, privat<br />
Versicherte bundeseinheitlich<br />
an die Compass<br />
Pflegeberatung. Selbst,<br />
wenn man aktuell keinen<br />
Gesprächsbedarf<br />
sieht, muss man den<br />
Termin vereinbaren und<br />
einhalten. Ansonsten<br />
besteht das Risiko, dass<br />
das Pflegegeld gekürzt<br />
oder gestrichen wird.<br />
Die Beratungsgespräche<br />
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