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Menschen mit Demenz verstehen und begleiten - Ein Begleitheft

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<strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong><br />

<strong>verstehen</strong> <strong>und</strong> <strong>begleiten</strong><br />

<strong>Ein</strong> <strong>Begleitheft</strong>


Inhalt<br />

Impressum<br />

<strong>Ein</strong>leitung................................................................................... 5<br />

1 Was uns als Malteser wichtig ist ....................................... 6<br />

Silviahemmet ........................................................................ 7<br />

Palliative Philosophie konkret............................................. 9<br />

2 Gehirn <strong>und</strong> Nervensystem................................................. 13<br />

3 Normales Altern <strong>und</strong> altersbedingte Krankheiten ....... 17<br />

Biologisches Altern .............................................................. 17<br />

Altersbedingte Erkrankungen ............................................ 19<br />

4 <strong>Demenz</strong> ................................................................................. 21<br />

Primär degenerative <strong>Demenz</strong>erkrankungen .................... 23<br />

Gefäßbedingte <strong>Demenz</strong>erkrankungen .............................. 29<br />

Sek<strong>und</strong>äre <strong>Demenz</strong>erkrankungen ..................................... 30<br />

5 <strong>Demenz</strong>symptome............................................................... 31<br />

Kognitive Symptome ........................................................... 31<br />

Psychiatrische Symptome <strong>und</strong> herausfordernde<br />

Verhaltensweisen .................................................................. 36<br />

Körperliche Symptome ........................................................ 40<br />

<strong>Demenz</strong>verlauf ..................................................................... 41<br />

6 Diagnose, Behandlung <strong>und</strong> Versorgung.......................... 43<br />

7 <strong>Demenz</strong> <strong>und</strong> Ernährung...................................................... 47<br />

8 Die vier Säulen konkret...................................................... 50<br />

Symptomkontrolle ............................................................... 50<br />

Kommunikation <strong>und</strong> Begegnung ....................................... 54<br />

Team ....................................................................................... 61<br />

Angehörigenunterstützung ................................................ 63<br />

Silviahemmet Touch ................................................................. 64<br />

Vertiefende Lektüre .................................................................. 70<br />

Weitere Literatur........................................................................ 71<br />

Herausgeber:<br />

Malteser Hilfsdienst e.V./Abteilung Ausbildung<br />

Malteser Deutschland gGmbH/Fachstelle <strong>Demenz</strong><br />

Erna-Scheffler-Str. 2, 51103 Köln<br />

Illustrationen: Alexander von Lengerke<br />

Fotos: Frank Lütge, Klaus Schiebel, Malteser<br />

Layout <strong>und</strong> Satz: www.mwk-koeln.de<br />

Vertrieb: H+DG, Pfaffenhofen a. d. Ilm<br />

Überarbeitete Auflage: August 2019<br />

Haben Sie Anregungen oder Fragen zu diesem Buch?<br />

Dann senden Sie uns eine E-Mail an ausbildung@malteser.org<br />

3


<strong>Ein</strong>leitung<br />

<strong>Demenz</strong> ist ein Thema – in der Öffentlichkeit, in den Medien,<br />

in der Politik <strong>und</strong> vor allem in den Familien. Zum einen, weil<br />

die Zahl der Erkrankten weltweit zunimmt, zum anderen,<br />

weil die Tatsache, dass aktuell in der Regel keine Heilung<br />

möglich ist, bei vielen <strong>Menschen</strong> Ängste <strong>und</strong> Sorgen auslöst.<br />

Doch <strong>mit</strong> der Diagnose <strong>Demenz</strong> ist das Leben nicht zu Ende.<br />

Da die Diagnose heute immer früher gestellt werden kann,<br />

ist das direkte Gespräch <strong>mit</strong> den Erkrankten über ihre Sorgen<br />

<strong>und</strong> Vorstellungen meist noch möglich: wie sie ihr Leben<br />

<strong>mit</strong> der <strong>Demenz</strong> gestalten möchten, was ihre Wünsche sind<br />

<strong>und</strong> was sie unter einem guten Leben <strong>verstehen</strong>.<br />

Es ist aber genauso wichtig, auf die Bedürfnisse der Familie<br />

zu achten <strong>und</strong> den Angehörigen zu zeigen, dass es ein Leben<br />

außerhalb der <strong>Demenz</strong> gibt. Das ist oft eine gemeinsame<br />

Herausforderung, denn jeder Mensch ist anders, auch in <strong>und</strong><br />

<strong>mit</strong> der <strong>Demenz</strong>. Und die <strong>Demenz</strong> hat viele Gesichter.<br />

Wir Malteser haben schon vor Jahren das Thema <strong>Demenz</strong><br />

aufgegriffen <strong>und</strong> uns den da<strong>mit</strong> verb<strong>und</strong>enen Herausforderungen<br />

gestellt. Zu den besonderen Schwerpunkten gehören<br />

die Begleitung <strong>und</strong> Schulung der Angehörigen <strong>und</strong> derjenigen,<br />

die <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>begleiten</strong> <strong>und</strong> versorgen. So<br />

können Angehörige mehr Lebensqualität <strong>und</strong> Selbstbestimmung<br />

erleben <strong>und</strong> Perspektiven bis zum Ende sehen.<br />

4<br />

5


Notizen<br />

1 Was uns als Malteser wichtig ist<br />

Jeder Mensch ist einzigartig <strong>und</strong> möchte am Leben teilhaben.<br />

Er möchte sich einbringen können, geachtet, respektiert<br />

<strong>und</strong> gut begleitet werden, Trost <strong>und</strong> Zuspruch erfahren<br />

<strong>und</strong> sein Leben aktiv gestalten. Das gilt auch <strong>und</strong> ganz<br />

besonders in Phasen von Not, Krankheit, Schwachheit <strong>und</strong><br />

Gebrechlichkeit.<br />

Die Sorge um <strong>Menschen</strong> in Not gibt uns Maltesern seit der<br />

Gründung als Hospitalorden unser unverwechselbares<br />

Profil. Deshalb ist es unser Ziel, <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong><br />

<strong>und</strong> ihre Angehörigen zu unterstützen, zu entlasten <strong>und</strong><br />

ihnen die Hilfe zukommen zu lassen, die sie benötigen.<br />

Wir Malteser haben sowohl im Hauptamt als auch im Ehrenamt<br />

viel Erfahrung in der Begleitung <strong>und</strong> Versorgung<br />

von <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>und</strong> ihren Angehörigen, sei<br />

es in den ehrenamtlichen Besuchsdiensten, im Café Malta,<br />

in den Tagesstätten für <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> einer beginnenden<br />

<strong>Demenz</strong>, in der Tagespflege, in der Ausbildung, in der<br />

ambulanten Pflege, im Krankenhaus, in <strong>Ein</strong>richtungen der<br />

Altenhilfe oder auch im Rettungsdienst. Wir erbringen<br />

den Dienst an Erkrankten <strong>und</strong> Angehörigen aus christlicher<br />

Überzeugung, weil wir jedem <strong>Menschen</strong> ein Leben<br />

in Würde ermöglichen wollen. Dabei greifen wir auf die<br />

Palliative Philosophie der schwedischen Stiftung Silviahemmet<br />

zurück.<br />

Königin Silvia zu Besuch im MalTa München<br />

Silviahemmet<br />

Die Sorge um das Wohl von <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>und</strong><br />

ihren Angehörigen war für die schwedische Königin Silvia<br />

1996 Anlass, eine Stiftung <strong>mit</strong> dem Namen Silviahemmet<br />

(schwed.: hemmet = Heim, Zuhause) zu gründen.<br />

Stiftungszweck ist<br />

→ Förderung einer guten Versorgung <strong>und</strong> Begleitung von<br />

<strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong> nach dem Prinzip der Palliativen<br />

Philosophie,<br />

→ Förderung von Ausbildung <strong>und</strong> Lehre,<br />

→ Förderung von klinischer Forschung <strong>und</strong><br />

→ gesellschaftliche „Entstigmatisierung“ des Themas <strong>Demenz</strong>.<br />

Am Sitz der Stiftung in Stockholm/Schweden befindet sich<br />

eine Ausbildungsstätte für unterschiedliche Zielgruppen<br />

<strong>und</strong> eine Tageseinrichtung für <strong>Menschen</strong> in der frühen bis<br />

<strong>mit</strong>tleren Phase der <strong>Demenz</strong>. Seit 2009 kooperiert die Stiftung<br />

<strong>mit</strong> den Maltesern in Deutschland.<br />

6<br />

7


Notizen<br />

Anliegen von Silviahemmet:<br />

Palliative Philosophie konkret<br />

Notizen<br />

→ Der erkrankte Mensch steht stets an erster Stelle.<br />

Ziel dieser Philosophie ist eine Verbesserung der Lebens-<br />

→ Im Mittelpunkt steht seine Würde.<br />

qualität von <strong>Menschen</strong>, die an einer fortschreitenden un-<br />

→ Der/die Kranke „lehrt“ die „Anderen“ <strong>und</strong> ermöglicht<br />

heilbaren Krankheit leiden. Für sie steht die Linderung<br />

ihnen, das Krankheitsbild zu <strong>verstehen</strong>.<br />

ihres Leidens unter Beachtung ihrer existenziellen Bedürf-<br />

→ Dem/der Erkrankten wird <strong>mit</strong> liebevollem Respekt begegnet.<br />

nisse im Mittelpunkt ihres Erlebens.<br />

→ Die Versorgung/Pflege richtet sich nach den Bedürfnissen<br />

des einzelnen erkrankten <strong>Menschen</strong>, nicht nach den<br />

Für die konkrete Umsetzung der Palliativen Philosophie<br />

allgemeinen Vorstellungen vom Krankheitsbild <strong>Demenz</strong><br />

ist es notwendig, dass Angehörige wie Pflegende <strong>und</strong> das<br />

gesamte Umfeld um das Krankheitsbild wissen, die <strong>mit</strong><br />

Zwischenstopp<br />

Welche Vorstellungen <strong>und</strong> Gedanken verbinden Sie <strong>mit</strong><br />

der <strong>Demenz</strong> verb<strong>und</strong>enen Zeichen (er-)kennen <strong>und</strong> interpretieren<br />

können. Darüber hinaus braucht es Offenheit für<br />

dem Anliegen von Silviahemmet? Was können wir vom<br />

das, was dem anderen <strong>Menschen</strong> wichtig ist, <strong>und</strong> die Be-<br />

erkrankten <strong>Menschen</strong> lernen?<br />

reitschaft, wahrhaftig <strong>und</strong> präsent zu sein. Und schließlich<br />

braucht es Mut, sich einbeziehen zu lassen.<br />

Die Palliative Philosophie<br />

Die Palliative Philosophie ruht auf vier Säulen: Symptomkontrolle/Person<br />

centered care, Teamarbeit, Unterstützung<br />

Palliative Philosophie<br />

der Angehörigen <strong>und</strong> Kommunikation & Begegnung.<br />

Palliativ kommt vom lateinischen Wort „pallium“, was so<br />

viel wie Mantel bedeutet. Nach dem palliativen Versorgungsverständnis<br />

soll der Hilfsbedürftige wie von einem<br />

schützenden Mantel umhüllt <strong>und</strong> liebevoll versorgt werden.<br />

Silviahemmet hat diesen Ansatz auf die Begleitung von<br />

<strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong> angepasst <strong>und</strong> weiterentwickelt.<br />

8<br />

9


Zwischenstopp<br />

Was haben die vier Säulen <strong>mit</strong> der angestrebten Lebensqualität<br />

Ausdruck der notwendigen Zusammenarbeit aller Beteilig-<br />

Notizen<br />

zu tun? Welche Beispiele fallen Ihnen dazu ein?<br />

ten ist dabei das Versorgungsdreieck, das im Sinne des Teamgedankens<br />

alle Mitwirkenden –Angehörige, Nahestehende,<br />

Pflegende, ehrenamtlich Tätige, Therapeuten, Hausärzte <strong>und</strong><br />

den <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong> – in den Blick nimmt. Nur wenn<br />

sie alle <strong>mit</strong>einander im Gespräch bleiben, sich gegenseitig informieren<br />

<strong>und</strong> zusammenwirken, kann das Ziel „Lebensqualität<br />

für Erkrankte wie Angehörige” erreicht werden.<br />

Patient<br />

Symptomkontrolle/Person centered care<br />

Diese Säule steht für die Linderung der die <strong>Demenz</strong> <strong>begleiten</strong>den<br />

Symptome, also das Bemühen, sie auf ein erträgliches<br />

Maß zu reduzieren oder sogar zu vermeiden <strong>und</strong><br />

Lebensqualität zu ermöglichen. Nur <strong>mit</strong> entsprechenden<br />

Kenntnissen gelingt es, die Symptome zu erkennen, darauf<br />

zu reagieren <strong>und</strong> den erkrankten <strong>Menschen</strong> in seinem<br />

Alltag angemessen zu unterstützen. Besonders wichtig ist<br />

hierbei, dass alle Beteiligten einander respektvoll <strong>und</strong> wertschätzend<br />

begegnen <strong>und</strong> <strong>mit</strong>einander im Gespräch bleiben.<br />

Kommunikation & Begegnung<br />

<strong>Ein</strong>e verständliche <strong>und</strong> angemessene Kommunikation ist<br />

das A <strong>und</strong> O einer guten Begleitung. Der Aufbau einer<br />

wertschätzenden Beziehung braucht Zeit, Geduld, genaues<br />

Zuhören <strong>und</strong> Hinschauen.<br />

Besonders der Blick auf die individuellen Fähigkeiten statt<br />

auf die Defizite hilft, eine positive Sichtweise zu entwickeln<br />

<strong>und</strong> dem Leben Freude abzugewinnen.<br />

Angehörige<br />

Das Versorgungsdreieck<br />

Personal<br />

(HA & EA)<br />

Wie kann Ihr Beitrag zu einer guten Kommunikation aussehen?<br />

Was benötigen Sie dafür an Information <strong>und</strong> Unterstützung?<br />

Zwischenstopp<br />

10<br />

11


Notizen<br />

Team<br />

2 Gehirn <strong>und</strong> Nervensystem<br />

Notizen<br />

Die Art <strong>und</strong> Weise der Beziehung <strong>und</strong> Kommunikation zwischen<br />

den Angehörigen, den Versorgenden in Haupt- <strong>und</strong><br />

Um die <strong>Demenz</strong> <strong>und</strong> die <strong>mit</strong> ihr verb<strong>und</strong>enen Symptome<br />

Ehrenamt <strong>und</strong> dem <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong> ist entscheidend<br />

<strong>verstehen</strong> zu können, ist es notwendig, näher auf die Funk-<br />

für die Bewältigung der alltäglichen Herausforderungen.<br />

tion des zentralen Nervensystems einzugehen.<br />

Das zentrale Nervensystem besteht aus Groß-, Klein- <strong>und</strong><br />

Deshalb ist es notwendig, dass alle Beteiligten, auch die be-<br />

Zwischenhirn, Stammhirn <strong>und</strong> dem Rückenmark, das ge-<br />

troffene Person, sich als Team <strong>verstehen</strong> <strong>und</strong> untereinander<br />

schützt im Wirbelkanal verläuft <strong>und</strong> <strong>mit</strong> dem Gehirn eine<br />

austauschen, da<strong>mit</strong> der Anspruch einer guten Versorgung<br />

Funktionseinheit bildet.<br />

Wirklichkeit werden kann. Besonders hilfreich ist die gemeinsame<br />

Festlegung von Regeln für die Arbeit im Team.<br />

Das Großhirn<br />

Unterstützung der Angehörigen<br />

Aufgabe des Großhirns ist die Verarbeitung von Sinneseindrücken,<br />

die Planung <strong>und</strong> Umsetzung von Abläufen, das<br />

Die Unterstützung der Angehörigen ist neben der Beglei-<br />

Bewahren von Erlerntem <strong>und</strong> Erlebtem (Gedächtnis) <strong>und</strong><br />

tung <strong>und</strong> Versorgung der Erkrankten eine Kernaufgabe<br />

die Steuerung der Vorgänge im menschlichen Körper. Dar-<br />

aller Helfenden. Ziel ist es, alle beteiligten Personen so<br />

über hinaus ist das Großhirn die Zentrale für Sehen, Hören,<br />

zu <strong>begleiten</strong>, dass ihnen trotz der schwierigen Situation<br />

Sprechen, Schmecken, Riechen <strong>und</strong> für Gefühle.<br />

<strong>und</strong> der da<strong>mit</strong> verb<strong>und</strong>enen psychosozialen <strong>und</strong> emotionalen<br />

Belastungen eine selbst bestimmte Lebensweise<br />

sowie Lebensqualität <strong>und</strong> Lebensperspektive erhalten<br />

bleiben. Sie sollen aus ihrer Isolierung gelöst <strong>und</strong> ihre<br />

Stirnlappen<br />

Scheitellappen<br />

existentiellen Bedürfnisse sollen befriedigt werden.<br />

Zwischenstopp<br />

Wie können Sie durch Ihre Tätigkeit Angehörige unterstützen?<br />

Hinterhaupts -<br />

lappen<br />

Welche Herausforderungen sehen Sie?<br />

Schläfenlappen<br />

Kleinhirn<br />

Das Gehirn<br />

Das Großhirn liegt geschützt im knöchernen Schädel, wird<br />

von Flüssigkeit umspült, ist in zwei Hemisphären geteilt<br />

<strong>und</strong> besteht aus paarig angelegten sogenannten Lappen:<br />

Stirnlappen (Frontallappen), Scheitellappen (Sagittallappen),<br />

Schläfenlappen (Temporallappen) <strong>und</strong> Hinterhauptslappen<br />

(Okzipitallappen). Dort liegen die Zentren für spezifische<br />

Funktionen.<br />

12<br />

13


Notizen<br />

Die Funktionen der einzelnen Gehirnlappen<br />

Die Nervenzellen übertragen ihre Informationen, indem<br />

Notizen<br />

Stirnlappen: Abstraktes Denken, Problemlösen, Gefühlsleben,<br />

sie chemische Substanzen (Signalsubstanzen) an den Syn-<br />

Handlungen, Sprachsteuerung <strong>und</strong> Muskelbewegungen<br />

apsen freisetzen, die die Impulse von einer Zelle zur nächs-<br />

Scheitellappen: Interpretation von Sinneseindrücken,<br />

ten übertragen. Die wichtigsten Signalsubstanzen (Trans-<br />

Gedächtnis, Berührung<br />

<strong>mit</strong>tersubstanzen) sind Acetylcholin, Dopamin, Glutamat,<br />

Schläfenlappen*: Gehör, Sprache, Gedächtnis, Geschmack,<br />

Noradrenalin <strong>und</strong> Serotonin. Jeder dieser Substanzen kom-<br />

Geruch<br />

men besondere Aufgaben im Gehirn zu. Das Wissen um die<br />

Hinterhauptslappen: Sehzentrum<br />

Aufgaben der Signalsubstanzen wird bei der Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Gabe von Medikamenten zur Linderung der die De-<br />

*An der Innenseite des <strong>mit</strong>tleren Schläfenlappens befindet sich der Hippocampus<br />

(Seepferdchen), der für das Kurzzeitgedächtnis verantwortlich ist.<br />

menz <strong>begleiten</strong>den Symptome eingesetzt.<br />

Das Nervensystem<br />

Bedeutung der Signalsubstanzen:<br />

Acetylcholin: Gedächtnis<br />

Jeder Mensch hat ca. 100 Milliarden Nervenzellen. Sie be-<br />

Dopamin: Motorische Funktionen <strong>und</strong> Gefühlsleben<br />

stehen aus einem Zellkörper <strong>mit</strong> Fortsätzen (Dendriten)<br />

Glutamat: Denken, Problemlösen, Planen <strong>und</strong> Ausführen<br />

<strong>und</strong> dem sogenannten Axon. Die Nervenzellen sind nicht<br />

von Handlungen, Lernen <strong>und</strong> Gedächtnis<br />

direkt <strong>mit</strong>einander verb<strong>und</strong>en, sondern stehen über einen<br />

Noradrenalin: Regulieren von Schlaf-/Wachzuständen,<br />

kleinen Zwischenraum, die sogenannte Synapse, <strong>mit</strong>einan-<br />

Stimmungslage<br />

der in Kontakt.<br />

Serotonin: Regulieren von Schlaf-/Wach- <strong>und</strong> Tag-Nacht-<br />

Rhythmus, Aggressivität, Hunger/Sättigung, Schmerzkontrolle<br />

Zellkörper<br />

Axon<br />

Dendriten<br />

<strong>Ein</strong>e Nervenzelle<br />

14<br />

15


3 Normales Altern <strong>und</strong> altersbedingte<br />

Krankheiten<br />

Notizen<br />

Wenn auch <strong>Demenz</strong>erkrankungen nicht ans Alter geb<strong>und</strong>en<br />

sind, so kommen sie doch <strong>mit</strong> zunehmendem Alter<br />

häufiger vor. Deshalb ist es wichtig, zwischen typischen<br />

Alterserscheinungen <strong>und</strong> einer beginnenden <strong>Demenz</strong>erkrankung<br />

zu unterscheiden.<br />

Die Gerontologie (Lehre vom Altern) befasst sich <strong>mit</strong> den<br />

unterschiedlichen Formen des Alterns. Das primäre Altern<br />

ist durch ererbte Anlagen vorherbestimmt <strong>und</strong> durch den<br />

einzelnen <strong>Menschen</strong> nicht beeinflussbar. Das sek<strong>und</strong>äre<br />

Altern ist dagegen eng <strong>mit</strong> der Lebensweise, auftretenden<br />

Belastungen <strong>und</strong> Umgebungsbedingungen verknüpft (Sonneneinstrahlung,<br />

Rauchen, Hunger, Stress etc.).<br />

Die meisten <strong>Menschen</strong> <strong>verstehen</strong> unter „Alter“ die Anzahl<br />

der Lebensjahre, also das chronologische Alter. Das sagt aber<br />

noch nichts über das biologische Alter aus, also inwieweit<br />

die Lebensjahre <strong>und</strong> das Erscheinungsbild übereinstimmen.<br />

Das soziale Alter wiederum wird durch die Lebensphase, in<br />

der sich ein Mensch befindet, bestimmt, z.B., Kindheit oder<br />

Jugend. Das psychologische Alter schließlich ist abhängig<br />

von der Persönlichkeit <strong>mit</strong> ihren Eigenarten <strong>und</strong> ihren Möglichkeiten,<br />

<strong>mit</strong> Herausforderungen umzugehen.<br />

Biologisches Altern<br />

Es gibt eine Reihe alterstypischer Veränderungen an den<br />

Organen, die beim einzelnen <strong>Menschen</strong> unterschiedlich<br />

ausgeprägt sein können:<br />

→ Die Haut verliert an Elastizität, wird dünner, trockener<br />

<strong>und</strong> anfälliger für Verletzungen – vor allem blaue Flecken<br />

– <strong>und</strong> entwickelt Falten.<br />

→ Das Skelettsystem <strong>und</strong> die Gelenke nehmen an Volumen<br />

ab <strong>und</strong> werden steifer.<br />

→ Die Muskulatur wird schneller als in jungen Jahren abgebaut,<br />

wenn sie nicht beansprucht wird, was aber durch<br />

entsprechende körperliche Aktivitäten relativ schnell wieder<br />

ausgeglichen werden kann.<br />

16<br />

17


Notizen<br />

→ Der Magen-/Darmtrakt verändert sich häufig, die<br />

Nennen Sie Beispiele von typischen Altersveränderun-<br />

Notizen<br />

Zwischenstopp<br />

Schleimhäute werden dünner <strong>und</strong> nehmen dadurch le-<br />

gen, die Sie erlebt haben, <strong>und</strong> wie die davon betroffenen<br />

benswichtige Nahrungsbestandteile weniger auf (z.B. Vi-<br />

<strong>Menschen</strong> da<strong>mit</strong> umgegangen sind. (Zum Beispiel, dass<br />

tamin B12).<br />

ein Hörgerät nur an Festtagen benutzt wird oder ähnliche<br />

→ Auch das Immunsystem ist beeinträchtigt, was zu einer<br />

Situationen.) Was bedeutet das für Ihre Tätigkeit?<br />

höheren Anfälligkeit für Infektionen führt.<br />

→ Das Herz ist oft größer <strong>und</strong> dadurch weniger belastbar.<br />

→ Das Gefäßsystem wird, bedingt durch Kalkeinlagerungen<br />

(Arteriosklerose), weniger elastisch, wodurch der Blutdruck<br />

im Alter oftmals steigt.<br />

→ Der Sauerstoffaustausch in den Lungen ist durch die altersbedingten<br />

Veränderungen der Lungenbläschen <strong>und</strong><br />

die erhöhte Steifigkeit des Brustkorbs eingeschränkt, was<br />

auch eine Ursache für die größere Anfälligkeit für Lungenentzündungen<br />

bei älteren <strong>Menschen</strong> ist.<br />

→ Auch das Immunsystem ist beeinträchtigt, was zu einer<br />

höheren Anfälligkeit für Infektionen führt.<br />

→ Besonders die nachlassende Sehkraft <strong>und</strong> das schwindende<br />

Hörvermögen führen zu erheblichen Schwierigkeiten<br />

im Alter, wenn sie nicht durch individuell angepasste<br />

Seh- <strong>und</strong> Hörhilfen ausgeglichen werden. Hier gilt es zum<br />

Beispiel bei Verständnisproblemen zu überprüfen, ob der<br />

betroffene Mensch schlecht hört oder demenzbedingt die<br />

Worte nicht versteht.<br />

Altersbedingte Erkrankungen<br />

→ Wichtig ist zu wissen, dass das alternde Gehirn zwar auch<br />

Die Geriatrie beschäftigt sich <strong>mit</strong> den typischen ges<strong>und</strong>-<br />

an Volumen abnimmt <strong>und</strong> neues Lernen mehr Zeit bean-<br />

heitlichen Herausforderungen im Alter. <strong>Ein</strong>e davon ist das<br />

spruchen kann als in jungen Jahren, dass das Gedächtnis<br />

gleichzeitige Auftreten mehrerer Erkrankungen, die soge-<br />

sich aber nicht verändert. Mit anderen Worten: Zuneh-<br />

nannte Multimorbidität, <strong>und</strong> die Tatsache, dass die ver-<br />

mende Vergesslichkeit ist keine alterstypische Erschei-<br />

schiedenen Erkrankungen jeweils ihre eigene spezifische<br />

nung <strong>und</strong> sollte abgeklärt werden.<br />

Behandlung erfordern. Dies stellt unter anderem wegen<br />

möglicher Wechselwirkungen der verschiedenen Medikamente<br />

eine Herausforderung für den behandelnden Arzt dar.<br />

Zu häufigen medizinischen Diagnosen im Alter zählen die<br />

Verkalkung der Blutgefäße (Arteriosklerose) <strong>mit</strong> möglichen<br />

Komplikationen wie Herzversagen, Vorhofflimmern, Schlaganfall<br />

(Apoplex), Kreislaufprobleme (Orthostase/Schwindel),<br />

Diabetes, Inkontinenz, Darmträgheit, Lungenentzündung<br />

(Pneumonie), Gelenkverschleiß (Arthrose), Osteoporose,<br />

Knochenbrüche (Frakturen), Depression <strong>und</strong> <strong>Demenz</strong>.<br />

18<br />

19


4 <strong>Demenz</strong><br />

Notizen<br />

„<strong>Demenz</strong>“ wird heute als Syndrom bezeichnet, das durch<br />

unterschiedliche Erkrankungen oder Schädigungen des<br />

Gehirns hervorgerufen wird. Mit der <strong>Demenz</strong> verb<strong>und</strong>en<br />

ist ein kontinuierlicher Verlust an Funktionen <strong>und</strong> Fähigkeiten<br />

<strong>und</strong> – im Laufe der Zeit – die Entwicklung verschiedener<br />

<strong>begleiten</strong>der Symptome. <strong>Demenz</strong>erkrankungen sind<br />

heute in der Regel noch nicht heilbar.<br />

Derzeit leben in Deutschland etwa 1,7 Millionen Erkrankte.<br />

Jährlich kommen Schätzungen zufolge um die 250.000 Neuerkrankungen<br />

hinzu. Für 2050 werden in Deutschland über zwei<br />

Mio. Erkrankte erwartet, wovon 70% Frauen sein werden.<br />

Das Risiko für eine <strong>Demenz</strong>erkrankung nimmt <strong>mit</strong> dem Lebensalter<br />

zu. An einer <strong>Demenz</strong> können zwar auch jüngere<br />

<strong>Menschen</strong> erkranken, aber <strong>mit</strong> dem Alter erhöht sich die<br />

Wahrscheinlichkeit.<br />

Geriatrie – die Lehre von den altersbedingten Erkrankungen<br />

Prozentuale Häufigkeit von <strong>Demenz</strong>erkrankungen<br />

in verschiedenen Altersgruppen:<br />

Bei der Verordnung von Medikamenten müssen der behandelnde<br />

Arzt <strong>und</strong> der Patient bzw. die Angehörigen <strong>mit</strong>einander<br />

im Gespräch bleiben <strong>und</strong> sich gegenseitig über<br />

die eingenommenen Medikamente informieren. Bei den<br />

Erkrankten ist darauf zu achten, dass sie ausreichend feste<br />

Nahrung <strong>und</strong> Flüssigkeit zu sich nehmen <strong>und</strong> ihre Nierenfunktion<br />

<strong>und</strong> Ausscheidung nicht eingeschränkt sind.<br />

> 65-Jährige ................................................................. ca. 1 %<br />

> 75-Jährige ................................................................. ca. 5%<br />

> 80-Jährige ................................................................. ca. 10%<br />

> 85-Jährige.................................................................. ca. 20%<br />

> 90-Jährige.................................................................. ca. 35%<br />

Nach der Ursache unterscheidet man primär degenerative,<br />

vaskuläre/gefäßbedingte <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>äre <strong>Demenz</strong>erkrankungen.<br />

Die häufigste Form ist die Alzheimer Erkrankung, eine<br />

primär degenerative Form. Häufig treten aber auch Mischformen<br />

von Alzheimer <strong>und</strong> gefäßbedingter Erkrankung auf.<br />

Insgesamt liegt etwa 70 % der <strong>Demenz</strong>en eine Alzheimer<br />

Erkrankung zugr<strong>und</strong>e <strong>und</strong> 20 % werden den gefäßbedingten<br />

Formen zugerechnet. 10 % der <strong>Demenz</strong>erkrankungen<br />

haben als Ursache eine internistische oder neurologische<br />

Erkrankung.<br />

20<br />

21


Notizen<br />

Es gibt einige Medikamente, die für eine gewisse Zeit helfen,<br />

die Symp tome zu lindern. Es gibt aber kein Medikament,<br />

das eine <strong>Demenz</strong> verhindern oder heilen kann.<br />

Primär degenerative<br />

<strong>Demenz</strong>erkrankungen<br />

Notizen<br />

Zu den primär degenerativen Erkrankungen gehören die<br />

Sehr wirkungsvoll sind die sogenannten „nicht-medika-<br />

Alzheimer <strong>Demenz</strong>, die Lewy body-<strong>Demenz</strong> <strong>und</strong> die Fron-<br />

mentösen“ Ansätze wie soziale <strong>und</strong> kulturelle Angebote,<br />

tallappendemenz, auch Frontotemporale <strong>Demenz</strong> genannt.<br />

Bewegung <strong>und</strong> Sport, mentale Stimulation, Gedächtnis-<br />

Eher selten sind Chorea Huntington <strong>und</strong> weitere Formen.<br />

übungen, biografische Ansätze <strong>und</strong> die Pflege von Reminiszenz,<br />

<strong>und</strong> vor allem die gewohnten Aktivitäten, die den<br />

Alzheimer <strong>Demenz</strong><br />

Erkrankten im Alltag <strong>mit</strong> einbeziehen. Das Beibehalten der<br />

Die Alzheimer Erkrankung wurde erstmals 1901 von dem<br />

täglichen Routine, die Berücksichtigung der persönlichen<br />

Arzt Alois Alzheimer beschrieben. Seine 1906 verstorbene<br />

Interessen <strong>und</strong> Möglichkeiten <strong>und</strong> Erfolgserlebnisse anstel-<br />

Patientin Auguste D. litt unter Gedächtnisproblemen, Wahn-<br />

le von Versagen <strong>und</strong> Fehlern sowie das Vermeiden von Un-<br />

vorstellungen, Sprach- <strong>und</strong> Schreibschwierigkeiten <strong>und</strong> Hal-<br />

ter- bzw. Überforderung sind dabei sehr wichtig. Das hilft,<br />

luzinationen. Bei der Obduktion fand er ein verkümmertes<br />

die vorhandenen Fähigkeiten zu erhalten, unterstützt eine<br />

Gehirn.<br />

möglichst selbstbestimmte Lebensweise <strong>und</strong> kann so ent-<br />

Der Mechanismus der Krankheitsentstehung ist heute zum<br />

scheidend zur Lebensqualität des <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong><br />

Teil entschlüsselt. Bestimmte Eiweiße (Tau-Proteine) bilden<br />

<strong>und</strong> seiner Angehörigen beitragen.<br />

in den Nervenzellen so genannte Neurofibrillen. Zusätzlich<br />

bilden sich außerhalb der Nervenzellen so genannte Plaques.<br />

Zwischenstopp<br />

Wie hängen die Wahrscheinlichkeit, an einer <strong>Demenz</strong> zu er-<br />

Diese Veränderungen führen zu Entzündungsvorgängen<br />

<strong>und</strong> schließlich zum Verlust der betroffenen Nervenzellen.<br />

kranken, <strong>und</strong> das Alter zusammen? Welche <strong>Demenz</strong>formen<br />

kennen Sie jetzt? Welche Möglichkeiten zur Linderung von<br />

Die Alzheimer Erkrankung kann über einen sehr langen<br />

Symptomen können Sie in Ihrer Arbeit nutzen?<br />

Zeitraum verlaufen, zehn Jahre <strong>und</strong> länger. Sie beginnt <strong>mit</strong><br />

einer fortschreitenden Verschlechterung des Gedächtnisses<br />

<strong>und</strong> weiterer kognitiver Fähigkeiten wie „Denken, Planen,<br />

Handeln“. Im Laufe der Erkrankung verschlechtern sich die<br />

Krankheitssymptome dahingehend, dass der Mensch <strong>mit</strong><br />

<strong>Demenz</strong> immer mehr Unterstützung benötigt. In der letzten<br />

Phase ist er stark mobilitätseingeschränkt, in der Regel bettlägerig<br />

<strong>und</strong> kann oft nicht mehr sprechen. Meist ist auch der<br />

Schluckreflex kaum noch vorhanden.<br />

22<br />

23


Notizen<br />

… wenn das Gedächtnis nachlässt<br />

Es gibt ein geringes genetisches Risiko, dass Alzheimer vererbt<br />

wird. Das betrifft vor allem die Familien, in denen <strong>Menschen</strong><br />

vor dem 65. Lebensjahr an Alzheimer erkrankt sind. <strong>Ein</strong>ige der<br />

Gene, die <strong>mit</strong> Alzheimer assoziiert sind, sind schon identifiziert.<br />

Dadurch ist es zwar möglich, Aussagen zu Fragen einer<br />

familiär auftretenden Alzheimer Erkrankung zu machen, die<br />

Vererbung an sich kann aber nicht beeinflusst werden.<br />

Lewy body-<strong>Demenz</strong><br />

Diese <strong>Demenz</strong>form ist nach Frederic Lewy benannt, der<br />

als erster abnormal im Gehirn gelagerte Eiweiße (Lewy<br />

Körperchen) gesehen hat. Die Diagnose kann erschwert<br />

sein, weil die Symptome zu Beginn oft nicht typisch für<br />

eine <strong>Demenz</strong> sind. Das Kurzzeitgedächtnis ist in der Regel<br />

anfangs noch nicht betroffen. Hauptsymptome sind Halluzinationen<br />

<strong>und</strong>/oder auffälliges Verhalten. Da die meisten<br />

Erkrankten die Halluzinationen nicht als beängstigend<br />

erleben <strong>und</strong> ihre Angehörigen das nicht <strong>mit</strong> einer <strong>Demenz</strong><br />

in Zusammenhang bringen, berichten sie dem Hausarzt<br />

auch nicht von diesen Ereignissen, was die Diagnosestellung<br />

verzögert.<br />

24<br />

25


Notizen<br />

Weitere Symptome sind mangelnde Entscheidungsfähig-<br />

Auch die Fähigkeit der Eigensorge <strong>und</strong> die Ess- <strong>und</strong><br />

Notizen<br />

keit <strong>und</strong> eine optische Wahrnehmungsverzerrung, z.B. von<br />

Tischkultur sind oft eingeschränkt. Mangelnde Initiati-<br />

Entfernungen. Auch Schlafstörungen treten häufiger auf.<br />

ve <strong>und</strong> fehlendes Interesse an Dingen, die vorher Freude<br />

Wenn die erkrankten <strong>Menschen</strong> tagsüber einschlafen, sind<br />

gemacht haben, fortschreitende soziale Isolierung, im-<br />

sie oft nachts aktiv.<br />

pulsive Reaktionen <strong>und</strong> Taktlosigkeit oder unangemessenes<br />

sexuelles Verhalten kommen bei der Frontallap-<br />

Zwar gibt es keine spezifische Behandlung der Lewy body-<br />

pendemenz häufig vor.<br />

<strong>Demenz</strong>, doch die Symptome können behandelt werden.<br />

Bestimmte Medikamente (Neuroleptika) können aber für<br />

Die Belastung der pflegenden Angehörigen kann sehr hoch<br />

<strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> dieser Form der <strong>Demenz</strong>erkrankung lebens-<br />

sein. Auf Gr<strong>und</strong> des noch relativ jungen Alters zu Beginn<br />

bedrohlich werden <strong>und</strong> sind daher zu vermeiden.<br />

der Erkrankung haben viele der Betroffenen Kinder, die<br />

selbst Unterstützung benötigen.<br />

Durch die von Tag zu Tag schwankenden Symptome ist es<br />

für Angehörige schwierig, Aktivitäten außer Haus zu planen.<br />

Das kann auf die Dauer sehr belastend werden. Deshalb<br />

Beschreiben Sie in wenigen Sätzen die verschiedenen primären<br />

Zwischenstopp<br />

ist es notwendig, dass sie einerseits das Krankheitsbild ver-<br />

<strong>Demenz</strong>en <strong>und</strong> die Unterschiede in den Verläufen.<br />

stehen <strong>und</strong> ihren Angehörigen <strong>begleiten</strong>, aber andererseits<br />

auch Zeit für sich haben <strong>und</strong> emotionale Entlastung finden.<br />

Frontallappendemenz<br />

Frontallappendemenz oder frontotemporale <strong>Demenz</strong> ist<br />

der medizinische Begriff für eine fortschreitende <strong>Demenz</strong>erkrankung,<br />

die die vorderen <strong>und</strong> seitlichen Teile des Gehirns<br />

betrifft. Hier liegen die Zentren für Persönlichkeit,<br />

soziale Kontrolle, Sozialverhalten <strong>und</strong> Sprache.<br />

Diese <strong>Demenz</strong>form setzt oft vor dem 65. Lebensjahr ein.<br />

Anders als bei den sonstigen <strong>Demenz</strong>erkrankungen sind<br />

hier die Persönlichkeitsveränderung, auffälliges Verhalten<br />

<strong>und</strong> Sprachprobleme erste Anzeichen der Erkrankung.<br />

Probleme <strong>mit</strong> dem Gedächtnis spielen anfangs kaum eine<br />

Rolle. Manche verlieren ihren Job, beginnen zu spielen, vernachlässigen<br />

ihre Körperpflege <strong>und</strong> ecken am Arbeitsplatz<br />

wie in der Familie immer wieder an.<br />

Bei dieser Form der <strong>Demenz</strong> sind schon früh Alltagsfähigkeiten<br />

betroffen wie Vorbereiten der Mahlzeiten <strong>und</strong> Haushaltsführung,<br />

Autofahren, Medikamenteneinnahme sowie die Fähigkeit,<br />

sich auf neue Situationen <strong>und</strong> Routinen einzustellen.<br />

26<br />

27


Gefäßbedingte <strong>Demenz</strong>erkrankungen<br />

Die vaskuläre oder gefäßbedingte <strong>Demenz</strong> ist nach der<br />

Alzheimer <strong>Demenz</strong> die zweithäufigste <strong>Demenz</strong>form. Sie<br />

tritt überwiegend in den späteren Lebensjahren auf <strong>und</strong><br />

verläuft typischerweise in Stufen – <strong>mit</strong> Phasen ohne Verschlechterung<br />

<strong>und</strong> manchmal sogar leichter Besserung.<br />

Im hohen Lebensalter treten Alzheimer <strong>und</strong> vaskuläre <strong>Demenz</strong><br />

oft als Mischform auf.<br />

Notizen<br />

Zu den gefäßbedingten <strong>Demenz</strong>erkrankungen zählen alle<br />

Formen, die auf Erkrankungen der Hirngefäße zurückzuführen<br />

sind, also diejenigen, die nach einem oder mehreren<br />

Schlaganfällen (Multi-Infarktdemenz), bei Erkrankungen<br />

der kleinen <strong>und</strong> kleinsten Hirngefäße <strong>und</strong> Erkrankung der<br />

weißen Substanz auftreten.<br />

Es kommt zu einer Verminderung der Blutversorgung von<br />

Teilen des Gehirns <strong>und</strong> dadurch zu einer Schädigung von<br />

Nervenzellen. Diese Schädigung ist Ursache von Gedächtnisverlust<br />

<strong>und</strong> anderen <strong>Demenz</strong>symptomen.<br />

Die Ausprägung der Symptome hängt entscheidend von<br />

Ausmaß <strong>und</strong> Ort der betroffenen Gehirnregion ab. Anders<br />

als bei der Alzheimer <strong>Demenz</strong> haben die Erkrankten zwar<br />

Probleme neue Informationen zu <strong>verstehen</strong>, vergessen aber<br />

das neu erworbene Wissen nicht so schnell.<br />

Aktuell gibt es kein Medikament, um eine gefäßbedingte<br />

<strong>Demenz</strong> zu heilen, aber einige der Medikamente, die bei<br />

der Alzheimer Erkrankung eingesetzt werden, scheinen<br />

auch hier zu wirken.<br />

Der Schwerpunkt bei dieser <strong>Demenz</strong>form liegt allerdings<br />

auf der Verminderung des Risikos von weiteren Schlaganfällen<br />

<strong>und</strong> einer Verschlechterung der Gefäßerkrankung.<br />

<strong>Ein</strong> ges<strong>und</strong>er Lebensstil, ausgewogene Ernährung, Vermeiden<br />

von Übergewicht, körperliche Bewegung, Nichtrauchen,<br />

Kontrolle von Herzleistung, Blutdruck <strong>und</strong> Blutzucker<br />

sind besonders wichtig.<br />

28<br />

29


Notizen<br />

Sek<strong>und</strong>äre <strong>Demenz</strong>erkrankungen<br />

5 <strong>Demenz</strong>symptome<br />

Notizen<br />

Sek<strong>und</strong>äre <strong>Demenz</strong>en sind Folge einer Schädigung zentraler<br />

Strukturen im Gehirn, z.B. nach Unfällen <strong>mit</strong> Schädel-<br />

<strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> einer <strong>Demenz</strong>erkrankung zeigen in den ver-<br />

Hirn-Trauma, bei Hirntumoren, Infektionen des Gehirns<br />

schiedenen Krankheitsphasen unterschiedliche Symptome,<br />

oder auch bei Mangelkrankheiten <strong>mit</strong> Auswirkung auf<br />

die beim <strong>Ein</strong>zelnen in unterschiedlicher Reihenfolge <strong>und</strong><br />

die Versorgung des Gehirns wie Vitamin B12-Mangel <strong>und</strong><br />

Ausprägung auftreten können. Man unterscheidet kogniti-<br />

Stoffwechselstörungen. Sek<strong>und</strong>äre <strong>Demenz</strong>en können auch<br />

ve, körperliche/somatische <strong>und</strong> psychiatrische Symptome/<br />

als Folge übermäßigen Alkohol- oder Drogenkonsums, bei<br />

Verhaltensauffälligkeiten.<br />

HIV oder bei Depressionen auftreten.<br />

Im Gegensatz zu den anderen Formen können diese De-<br />

Kognitive Symptome<br />

menzen reversibel sein, also nur vorübergehend auftreten,<br />

Bei den kognitiven Symptomen geht es um Gedächtnis <strong>und</strong><br />

wenn die Ursache behandelt werden kann.<br />

Lernvermögen, um Orientierungsvermögen <strong>und</strong> exekutive<br />

Fähigkeiten sowie Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Urteilsvermögen.<br />

Außerdem zählen die Apraxie, die mangelnde Fähigkeit, mo-<br />

Zwischenstopp<br />

Was wissen Sie jetzt über die verschiedenen <strong>Demenz</strong>formen<br />

<strong>und</strong> ihre wichtigsten Leitsymptome? Welche Formen haben<br />

Sie schon selbst gesehen/erlebt?<br />

torische Aktivitäten auszuführen, <strong>und</strong> die Agnosie, die mangelnde<br />

Fähigkeit, Gegenstände zu identifizieren bzw. wiederzuerkennen,<br />

zu den kognitiven Symptomen.<br />

Gedächtnis<br />

Die Gedächtnisfunktionen verändern sich bei einer <strong>Demenz</strong><br />

nach einem bestimmten Muster. Es werden nach <strong>und</strong><br />

nach immer mehr Gedächtnisfragmente gelöscht. Das, was<br />

zuletzt erlernt oder erlebt wurde, verschwindet als erstes.<br />

In der milden Phase der <strong>Demenz</strong> ist zunächst das Kurzzeitgedächtnis,<br />

<strong>mit</strong> dem das Lernvermögen eng verknüpft ist,<br />

betroffen. Allerdings spielen in dieser Phase oftmals die Tagesform<br />

<strong>und</strong> die äußeren Bedingungen eine Rolle. Ausgeruht<br />

<strong>und</strong> stressfrei können Erkrankte sich manchmal noch besser<br />

erinnern als in unruhigen <strong>und</strong> hektischen Momenten. Erst<br />

nach <strong>und</strong> nach erlöschen auch Erinnerungen an Episoden aus<br />

dem eigenen Leben wie Hochzeit oder Arbeitsalltag, also das,<br />

was <strong>Menschen</strong> erlebt haben: ihr persönliches Tagebuch.<br />

Relativ lange bleibt die Erinnerung an erlerntes „gemeinsames“<br />

Wissen, das „Lexikonwissen“, erhalten. So kann sich jemand<br />

vielleicht nicht mehr an den aktuellen Besuch der Kinder<br />

erinnern, weiß aber immer noch, dass Paris die Hauptstadt von<br />

Frankreich ist oder kann problemlos lange Gedichte aufsagen.<br />

Erst relativ spät geht das Wissen um trainierte Abläufe wie<br />

Schwimmen, Radfahren <strong>und</strong> Tanzen verloren, sozusagen die<br />

„Bedienungsanleitung“.<br />

30<br />

31


Notizen<br />

Orientierungsvermögen<br />

Welche Möglichkeiten fallen Ihnen ein, wie Sie in Ihrer Tätigkeit<br />

Notizen<br />

Zwischenstopp<br />

Sehr früh im Krankheitsverlauf ist bereits das Orientierungs-<br />

<strong>Menschen</strong> in ihrer Orientierung unterstützen können?<br />

vermögen betroffen, häufig zuerst die zeitliche Orientierung.<br />

Das Gefühl für den Tagesrhythmus oder die Jahreszeiten<br />

geht verloren. Da die Zeit etwas sehr Abstraktes ist <strong>und</strong> sich<br />

stetig verändert, brauchen <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong> Orientierungspunkte<br />

wie eine Uhr, einen Kalender etc.<br />

Auch Probleme <strong>mit</strong> der örtlichen Orientierung nehmen im<br />

Laufe der <strong>Demenz</strong>erkrankung zu. Oft betrifft das zunächst<br />

nur neue Umgebungen, doch dann auch den eigenen<br />

Wohnort <strong>und</strong> die eigene Wohnung. Bekannte Wege zum<br />

<strong>Ein</strong>kaufen, zum Friseur <strong>und</strong> wieder nach Hause werden<br />

häufiger nicht mehr gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Wege zum Schlafzimmer<br />

oder zur Toilette nicht mehr erkannt, was <strong>mit</strong> vielen<br />

Komplikationen im Alltag – für die Betroffenen ebenso wie<br />

für die Angehörigen – verb<strong>und</strong>en ist.<br />

Sprache <strong>und</strong> Rechenvermögen<br />

Zu Beginn der Erkrankung funktioniert die Sprache noch<br />

relativ gut, allerdings kann es immer wieder zu Wortfindungsstörungen<br />

kommen. Im Verlauf der <strong>Demenz</strong> wird<br />

dann der Wortschatz karger, der <strong>Demenz</strong>kranke verliert<br />

schnell den roten Faden <strong>und</strong> kann auch der Unterhaltung<br />

kaum noch folgen. In der Schlussphase können die Erkrankten<br />

dann oft gar nicht mehr sprechen <strong>und</strong> verständigen<br />

sich eher durch kurze Lautäußerungen.<br />

Viele <strong>Menschen</strong> haben gerade auch im fortgeschrittenen<br />

Stadium der <strong>Demenz</strong> Probleme, sich im Raum zu orientie-<br />

Auch das Rechenvermögen ist betroffen. Während in der<br />

ren <strong>und</strong> ihre Lage im Raum zu bestimmen, was nicht sel-<br />

frühen <strong>Demenz</strong> oft nur Mengen- oder Entfernungsanga-<br />

ten zu Fehltritten <strong>und</strong> Stürzen führt. Überraschenderweise<br />

ben nicht richtig gedeutet werden können, lässt im Laufe<br />

bleibt die personenbezogene Orientierung, also das Emp-<br />

der <strong>Demenz</strong>erkrankung auch das Rechenvermögen immer<br />

finden für die eigene Person trotz des Wegfalls der eigenen<br />

mehr nach. Das kann unter Umständen beim Umgang <strong>mit</strong><br />

Lebenserinnerungen relativ lange erhalten.<br />

Geld zu erheblichen Problemen führen.<br />

… Zählen ist gefragt<br />

32<br />

33


Notizen<br />

Geistige Fähigkeiten <strong>und</strong> Aufmerksamkeit<br />

Mit dem nachlassenden Sprachvermögen wird es für <strong>Menschen</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong> immer schwieriger, Gedankengänge<br />

zu formulieren <strong>und</strong> sich verständlich zu machen. Was für<br />

den Erkrankten in seiner Welt logisch erscheint, muss nicht<br />

zwangsläufig <strong>mit</strong> der Welt der anderen übereinstimmen.<br />

Schwierig wird es für den Erkrankten dann, wenn zu viele<br />

Reize aus der Umgebung auf ihn einströmen. Dann lässt<br />

seine Konzentrationsfähigkeit nach <strong>und</strong> er kann die Geschehnisse<br />

nicht mehr richtig filtern. Diese Reize können<br />

sowohl akustischer Natur sein, wie laute Musik bei den<br />

Mahlzeiten, als auch visueller Art wie zu viele Gegenstände<br />

auf dem Tisch, was dazu führen kann, dass die Konzentration<br />

auf die Mahlzeit selbst nicht mehr möglich ist.<br />

Apraxie<br />

Dieses Störungsbild löst im Umfeld oft Unverständnis aus.<br />

Plötzlich weiß jemand nicht mehr, was er wie tun soll, z.B.<br />

sich auf den Stuhl setzen, das Besteck benutzen, den Wasserhahn<br />

bedienen.<br />

Die Betroffenen sind auf umsichtige Unterstützung angewiesen,<br />

die ihnen zuarbeitet, ohne ihnen die Dinge aus der Hand<br />

zu nehmen. Denn je weniger eine Fähigkeit benutzt <strong>und</strong> trainiert<br />

wird, umso schneller verschwindet sie endgültig. In der<br />

späteren Phase der <strong>Demenz</strong> ist auch die Motorik beeinflusst.<br />

In der schweren Phase kommt es häufig zu Bettlägerigkeit.<br />

Schluckschwierigkeiten <strong>und</strong> andere Probleme kommen hinzu,<br />

so dass die erkrankten <strong>Menschen</strong> vollständig auf pflegerische<br />

Unterstützung <strong>und</strong> Hilfe angewiesen sind.<br />

Agnosie<br />

Bei der Agnosie geht es um das Vermögen, Sinneseindrücke<br />

richtig deuten zu können. Da werden Glaskugeln für Bonbons<br />

gehalten <strong>und</strong> „gegessen“, die Verletzungen durch scharfkantige<br />

Gegenstände im M<strong>und</strong> nicht wahrgenommen oder heiße<br />

Herdplatten nicht als bedrohlich erlebt <strong>und</strong> die Hände daran<br />

verbrannt. Irritierend für die Umgebung ist auch die Veränderung<br />

des Geschmacksinns. Erkrankte mögen z.B. plötzlich<br />

Nahrungs<strong>mit</strong>tel nicht mehr <strong>und</strong> bevorzugen solche, die sie<br />

stets abgelehnt haben.<br />

34<br />

35


Zwischenstopp<br />

Was meinen Sie? Wie wirken sich die beschriebenen kognitiven<br />

Depression<br />

Notizen<br />

<strong>Ein</strong>schränkungen möglicherweise im Familienalltag aus? Was<br />

Depressionen sind schwere psychische Erkrankungen, die<br />

bedeutet das für <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong>, die noch allein leben?<br />

unterschiedliche Ursachen haben <strong>und</strong> unbehandelt nicht<br />

wieder verschwinden. Die Symptome sind vielfältig. Auffallend<br />

sind Niedergeschlagenheit, Ausweglosigkeit, Angst,<br />

Schlafstörungen <strong>und</strong> auch Interessensverlust.<br />

In der Anfangsphase überlagert eine Depression gelegentlich<br />

eine <strong>Demenz</strong>, weshalb bei der Diagnose genau zwischen <strong>Demenz</strong><br />

<strong>und</strong> Depression unterschieden werden muss. Viele Angehörige<br />

berichten, dass <strong>mit</strong> fortschreitender <strong>Demenz</strong> <strong>und</strong><br />

eingeschränkter Wahrnehmung die Depression rückläufig<br />

zu sein scheint. In jedem Fall aber muss eine Depression unabhängig<br />

vom Zeitpunkt des <strong>Ein</strong>tretens behandelt werden.<br />

Psychiatrische Symptome <strong>und</strong><br />

herausfordernde Verhaltensweisen<br />

Psychiatrische Symptome <strong>und</strong> herausfordernde Verhaltensweisen<br />

kommen genauso wie kognitive Symptome bei allen<br />

an <strong>Demenz</strong> Erkrankten in unterschiedlicher Weise vor.<br />

Sie können von Erkrankten wie Versorgenden als sehr belastend<br />

<strong>und</strong> zehrend erlebt werden <strong>und</strong> stellen in der Pflegesituation<br />

die Beteiligten manchmal vor erhebliche Hindernisse.<br />

Oft sind es <strong>Ein</strong>flüsse aus der Umwelt, die die Verhaltensauffälligkeiten<br />

hervorrufen. Faktoren, die das Auftreten dieser<br />

Symptome begünstigen, sind unklare <strong>und</strong> unbekannte Situationen,<br />

Beeinträchtigungen von Gedächtnis <strong>und</strong> Wahrnehmung,<br />

Störungen in der zeitlich-räumlichen Orientierung<br />

sowie unerkannte Schmerzen.<br />

Wichtig in der Begleitung der betroffenen Personen ist es deshalb,<br />

nach möglichen Ursachen oder Auslösern zu forschen<br />

<strong>und</strong> so die Symptome <strong>und</strong> Verhaltensweisen zu lindern bzw.<br />

sie sogar zu vermeiden.<br />

<strong>Ein</strong> Moment der Traurigkeit<br />

36<br />

37


Notizen<br />

Angst/Furcht<br />

Verwirrtheit<br />

Notizen<br />

Angstzustände können ein Symptom einer Depression sein<br />

Verwirrungszustände kommen bei <strong>Demenz</strong> als Folge einer<br />

oder auch Teil der <strong>Demenz</strong>erkrankung. Sicherheit <strong>und</strong> Ge-<br />

Infektion, von neuen Medikamenten, Umgebungsverände-<br />

borgenheit in der Begleit- oder Pflegesituation sind ein guter<br />

rung oder dergleichen häufiger vor. Hier gilt es, so schnell wie<br />

Weg, den Erkrankten zu helfen.<br />

möglich die Ursache zu finden, da<strong>mit</strong> entsprechende Maßnah-<br />

Aggressivität<br />

men eingeleitet werden können, ehe der Zustand sich weiter<br />

verschlechtert.<br />

Aggressivität, ob verbal oder physisch, kann eine Reihe von<br />

Ursachen haben. Dazu gehören mangelnde Aufmerksam-<br />

Verstärkter Bewegungsdrang & Fummeln/Nesteln<br />

keit, Stress durch Über- oder auch Unterforderung, zu hohes<br />

Manche Erkrankte kommen nicht zur Ruhe <strong>und</strong> wandern un-<br />

Tempo <strong>und</strong> starker Geräuschpegel, fehlende <strong>Ein</strong>sicht in die<br />

aufhörlich umher, <strong>mit</strong> dem Risiko des Verlaufens oder Stür-<br />

Krankheit, Frustration, eine Depression <strong>und</strong> „Revierverlet-<br />

zens. Andere nehmen Gegenstände <strong>mit</strong>, legen sie irgendwo ab<br />

zungen“ durch Angehörige oder Pflegende. Besonders häu-<br />

<strong>und</strong> vergessen sie dann – sehr zum Ärger anderer, die perma-<br />

fig sind nicht erkannte Schmerzen der Auslöser. Deshalb ist<br />

nent <strong>mit</strong> Suchen beschäftigt sind. Es ist schwierig, <strong>Menschen</strong><br />

eine Schmerzbeurteilung <strong>und</strong> Schmerzbekämpfung beson-<br />

<strong>mit</strong> Bewegungsdrang zu stoppen oder aufzuhalten. Wichtig ist<br />

ders wichtig.<br />

es, ihre Sicherheit im Auge zu behalten.<br />

Wahnvorstellungen<br />

Wiederholungen<br />

Wahnvorstellungen stellen die Umgebung vor große Her-<br />

Manche Erkrankte wiederholen oft gewisse Vorgänge wie bü-<br />

ausforderungen, denn auch wenn der Erkrankte aus eigener<br />

gelnde Bewegungen auf der Heizung, Öffnen <strong>und</strong> Schließen<br />

Sicht logisch handelt, stimmt sein Bild von der Umwelt nicht<br />

von Türen etc. Das kann irritieren <strong>und</strong> stören, besonders, wenn<br />

<strong>mit</strong> dem der anderen überein. Deswegen kann er z.B. der<br />

die Wiederholungen <strong>mit</strong> einem entsprechenden Geräuschpe-<br />

festen Überzeugung sein, dass Dinge, die er selbst versteckt<br />

gel verb<strong>und</strong>en sind. Hier helfen „Ablenken“, das Anbieten<br />

hat <strong>und</strong> nicht wiederfindet, von anderen gestohlen wurden.<br />

von Alternativen oder aber geräuschdämmende Maßnahmen.<br />

Halluzinationen<br />

„Rufen <strong>und</strong> Schreien“<br />

Halluzinationen/Sinnestäuschungen sind Bilder oder Stim-<br />

„Rufen <strong>und</strong> Schreien“ gehört zu den am schwersten zu be-<br />

men, die für den Erkrankten durchaus klar <strong>und</strong> wirklich sind,<br />

wältigenden Symptomen. Als Ursache kommen Schmerzen,<br />

die aber kein anderer sieht oder hört, zum Beispiel „eine Katze<br />

Angst, Verlassenheitsgefühl oder Probleme <strong>mit</strong> der Umgebung<br />

in der Küche“ oder „die Stimme der verstorbenen Mutter“.<br />

in Frage. Oft müssen verschiedene Verhaltensstrategien oder<br />

sogar Medikamente ausprobiert werden, bis man die Lage in<br />

Wenn man sicher weiß, dass die gesehenen oder ge-<br />

den Griff bekommt.<br />

hörten Halluzinationen ein Symptom der Krankheit<br />

sind, ist es leichter, die Situation zu handhaben. Sofern<br />

der Erkrankte die Halluzinationen als nicht störend<br />

oder beängstigend empfindet, ist eine Behandlung nicht<br />

notwendig.<br />

38<br />

39


Zwischenstopp<br />

Wie können Sie herausfordernde Verhaltensweisen beeinflussen?<br />

Welche Beispiele fallen Ihnen dazu ein?<br />

Steifigkeit/Rigor/Parkinsonismus/Myoklonien/<br />

Kontrakturen<br />

Steifigkeit kommt gelegentlich bei der Parkinson <strong>Demenz</strong><br />

Notizen<br />

oder auch bei gefäßbedingten Formen vor.<br />

Viele Erkrankte in der <strong>mit</strong>telschweren <strong>und</strong> schweren Phase<br />

haben steife Glieder (Kontrakturen) <strong>und</strong> parkinsonähnliche<br />

Symptome. In der schweren Phase kann es zu Krämpfen<br />

kommen. Auch unfreiwillige Muskelzuckungen, sogenannte<br />

Myoklonien, können in dieser Phase auftreten.<br />

<strong>Demenz</strong>verlauf<br />

<strong>Ein</strong>e <strong>Demenz</strong> verläuft in mehreren Phasen. Während die<br />

frühe oder milde Phase anhand geltender Kriterien <strong>und</strong> objektivierbarer<br />

Symptome noch gut diagnostiziert werden<br />

kann, ist die weitere <strong>Ein</strong>teilung oft schwierig.<br />

Verlauf der Alzheimer Erkrankung<br />

Körperliche Symptome<br />

Neben den beschriebenen kognitiven <strong>und</strong> psychiatrischen Symptomen<br />

<strong>und</strong> herausfordernden Verhaltensweisen kommen im<br />

Laufe der <strong>Demenz</strong> häufig körperliche Symp tome hinzu.<br />

MMSE<br />

30<br />

25<br />

Mild<br />

Mittelschwer<br />

Symptom<br />

Diagnose<br />

Schwer<br />

20<br />

15<br />

Verlust der funktionellen Unabhängigkeit<br />

10<br />

Verhaltensänderungen<br />

5<br />

Pflegesettings<br />

0<br />

Tod<br />

Inkontinenz<br />

Die Urininkontinenz kann bereits in der milden Phase beginnen,<br />

tritt aber häufiger in der <strong>mit</strong>telschweren Phase <strong>und</strong><br />

fast immer in der schweren Phase auf. Der Erkrankte spürt<br />

z.B. die gefüllte Blase, kommt aber nicht schnell genug zur<br />

Toilette oder erkennt das Symptom nicht als „Harndrang“.<br />

Im späteren Stadium der <strong>Demenz</strong> kann auch Kot-Inkontinenz<br />

auftreten. Bei beiden Problemen sind Routinen <strong>und</strong><br />

eine adäquate Ernährung hilfreich.<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

nach: Feldman-Gracon 1996<br />

Im Allgemeinen unterscheidet man die milde, die <strong>mit</strong>telschwere<br />

<strong>und</strong> die schwere Phase. Manche rechnen auch die<br />

milde kognitive <strong>Ein</strong>schränkung, kurz MCI (Mild Cognitive<br />

Impairment) genannt, bereits zur <strong>Demenz</strong> dazu. MCI ist<br />

zwar <strong>mit</strong> einem höheren Risiko für eine <strong>Demenz</strong> verb<strong>und</strong>en,<br />

mündet aber nicht zwingend in eine <strong>Demenz</strong>erkrankung.<br />

Jahre<br />

40<br />

41


Notizen<br />

Am Beispiel der Alzheimer Erkrankung lassen sich die<br />

einzelnen Phasen gut darstellen. In der Phase der leichten<br />

<strong>Demenz</strong> sind zwar Arbeit <strong>und</strong> soziale Aktivitäten schon<br />

6 Diagnose, Behandlung <strong>und</strong><br />

Versorgung<br />

Notizen<br />

deutlich beeinträchtigt, aber die Fähigkeit, unabhängig zu<br />

leben, bleibt erhalten. <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> beginnender <strong>Demenz</strong><br />

können vieles noch selbstständig erledigen <strong>und</strong> im Allgemeinen<br />

auch in der eigenen Wohnung bleiben.<br />

Den unterschiedlichen <strong>Demenz</strong>formen ist bis auf Ausnahmen<br />

(Frontallappendemenz <strong>und</strong> Lewy body-<strong>Demenz</strong>) gemeinsam,<br />

dass sie <strong>mit</strong> Gedächtniseinbußen beginnen.<br />

Bei der Frontallappendemenz ist die Persönlichkeitsverände-<br />

In der <strong>mit</strong>telschweren <strong>Demenz</strong> kommen psychiatrische<br />

Symptome <strong>und</strong> Verhaltensauffälligkeiten hinzu. <strong>Ein</strong>e selbstständige<br />

Lebensführung ist nur noch <strong>mit</strong> Schwierigkeiten<br />

möglich <strong>und</strong> Unterstützung <strong>und</strong> Betreuung im Alltag erforderlich.<br />

rung das Leitsymptom. Die Lewy body-<strong>Demenz</strong> beginnt oft<br />

<strong>mit</strong> Schlafstörungen <strong>und</strong> Halluzinationen.<br />

Bei Vorliegen einer Akuterkrankung <strong>mit</strong> vorübergehendem<br />

Verwirrtheitszustand (Delir) darf eine <strong>Demenz</strong>diagnose nicht<br />

gestellt werden. Auch müssen stets andere Ursachen für die<br />

Gedächtnisverschlechterung <strong>und</strong> Orientierungsprobleme<br />

In der Phase der schweren <strong>Demenz</strong> ist der Betroffene r<strong>und</strong><br />

um die Uhr auf Hilfe angewiesen <strong>und</strong> muss kontinuierlich<br />

ausgeschlossen werden. Dazu gehören u.a. falsch dosierte<br />

Medikamente.<br />

begleitet werden. Die Apraxie, also der Verlust von „Reaktionsmustern“<br />

<strong>und</strong> antrainierten Fähigkeiten, stellt in dieser<br />

Phase das größte Problem dar.<br />

<strong>Demenz</strong>kriterien nach ICD 10 (Diagnosemanual):<br />

→ Gedächtnisverschlechterung (obligat)<br />

→ Verschlechterung gegenüber früherem Niveau<br />

Zwischenstopp<br />

Was zeichnet die einzelnen <strong>Demenz</strong>phasen aus?<br />

→ Verlauf über mindestens 6 Monate<br />

Zur Beeinträchtigung des Gedächtnisses muss noch mindestens<br />

eine der folgenden Störungen hinzukommen:<br />

→ Aphasie (Störung der Sprache)<br />

→ Agnosie (Unfähigkeit, Gegenstände zu identifizieren bzw.<br />

wiederzuerkennen)<br />

→ Apraxie (beeinträchtigte Fähigkeit, motorische Aktivitäten<br />

auszuführen)<br />

→ Verschlechterung exekutiver/motorischer Fähigkeiten<br />

(Planen, Organisieren, <strong>Ein</strong>halten einer Reihenfolge)<br />

Diagnose<br />

Zur Diagnose braucht der behandelnde Arzt Angaben<br />

zur Vorgeschichte <strong>und</strong> zu möglichen Medikamenten, die<br />

regelmäßig genommen werden, vom Erkrankten selbst<br />

(Eigenanamnese) <strong>und</strong> von ihm nahestehenden Personen<br />

(Fremdanamnese).<br />

42<br />

43


Behandlung<br />

Da eine <strong>Demenz</strong> heute noch nicht heilbar ist, dient die Behandlung<br />

nicht der Heilung, sondern der Linderung von<br />

Begleitsymptomen <strong>und</strong> orientiert sich an folgenden Zielen:<br />

→ Verbesserung der gestörten Hirnleistung<br />

→ Stärkung der Alltagskompetenz<br />

→ Verminderung der Verhaltensauffälligkeiten<br />

→ Erhalt von Lebensqualität<br />

Notizen<br />

Bei der Behandlung einer <strong>Demenz</strong> wird heute zwischen den<br />

medikamentösen <strong>und</strong> den nicht-medikamentösen Formen unterschieden.<br />

Zu den nicht-medikamentösen gehören u.a. alle<br />

Maßnahmen, die die Alltagskompetenz erhalten, wie Tagesstrukturierung,<br />

eine die Orientierung fördernde Umgebung etc.<br />

Für die medikamentöse Behandlung stehen verschiedene Präparate<br />

zur Verfügung. So genannte Acetylcholinesterasehemmer<br />

werden in der frühen bis <strong>mit</strong>tleren Phase der <strong>Demenz</strong> zur<br />

Unterstützung der Alltagskompetenz gegeben, in der <strong>mit</strong>tleren<br />

bis schweren Phase Memantine. Viele Erkrankte werden dadurch<br />

geistig über einen gewissen Zeitraum wieder aktiver<br />

<strong>und</strong> ihre Alltagskompetenz verbessert sich.<br />

Ultraschalluntersuchung<br />

Der Anamnese schließen sich eine körperliche Untersuchung,<br />

Blutuntersuchungen, EKG, kognitive Tests <strong>und</strong><br />

bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen vom Kopf<br />

an. Weiterhin werden Alltagsfähigkeiten im vertrauten<br />

Umfeld beurteilt <strong>und</strong> gegebenenfalls ein EEG geschrieben.<br />

Ergänzend können eine Untersuchung der Gehirnflüssigkeit<br />

(Liquoranalyse) <strong>und</strong> eine Ultraschalluntersuchung der<br />

Halsgefäße vorgenommen werden.<br />

Neuroleptika <strong>und</strong> Antidepressiva werden zur Behandlung<br />

von psychiatrischen Störungen verschrieben, aber nur, wenn<br />

nicht-medikamentöse Maßnahmen nicht wirken. Wichtig zu<br />

wissen: Neuroleptika werden nur bei schweren Störungsbildern<br />

<strong>und</strong> möglichst kurz eingesetzt <strong>und</strong> nicht bei der Lewy<br />

body-<strong>Demenz</strong>.<br />

Anxiolytika kommen bei schweren Angstzuständen <strong>und</strong> Unruhen<br />

zum <strong>Ein</strong>satz, die durch nicht-medikamentöse Maßnahmen<br />

nicht beeinflusst werden können. Bei Epilepsie z.B. bei fortgeschrittener<br />

<strong>Demenz</strong>, bei schweren Formen von Agitiertheit,<br />

Aggressivität, Rufen/Schreien werden auch Antiepileptika<br />

eingesetzt.<br />

44<br />

45


Notizen<br />

Versorgung<br />

7 <strong>Demenz</strong> <strong>und</strong> Ernährung<br />

Notizen<br />

Bei der Versorgung steht der Mensch <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong> im Mittelpunkt<br />

allen Handelns. Gerade er benötigt <strong>Menschen</strong>,<br />

Das Sprichwort „Essen hält Leib <strong>und</strong> Seele zusammen” be-<br />

die sich für ihn verantwortlich fühlen <strong>und</strong> aufmerksam<br />

kommt in der <strong>Demenz</strong> seine eigene Bedeutung. Denn: Es-<br />

auf seine Bedürfnisse eingehen. Trotz aller <strong>Ein</strong>schränkun-<br />

sen ist mehr als Ernährung, ganz besonders für <strong>Menschen</strong><br />

gen bleibt sein Bewusstsein bis in die letzten Stadien der<br />

<strong>mit</strong> einer <strong>Demenz</strong>.<br />

<strong>Demenz</strong> erhalten, was seine Begleiterinnen <strong>und</strong> Begleiter<br />

vor die große Herausforderung stellt, jenseits gesprochener<br />

Sprache Wege der Kommunikation zu ihm zu finden.<br />

Das setzt voraus, dass die Impulse des Betroffenen verstanden<br />

<strong>und</strong> sein Lebensumfeld nach seinen Bedürfnissen<br />

<strong>und</strong> Fähigkeiten angemessen gestaltet werden. Auch seine<br />

Äußerungen, Gewohnheiten <strong>und</strong> Signale sollten berücksichtigt<br />

werden.<br />

Zwischenstopp<br />

Welche Möglichkeiten sehen Sie, unterstützend bei der<br />

„Behandlung“ <strong>und</strong> Begleitung eines <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong><br />

<strong>mit</strong>zuwirken?<br />

Gemeinsame Essensvorbereitung<br />

Gemeinsam eingenommene Mahlzeiten strukturieren den<br />

Tagesablauf, lassen Gemeinschaft erleben, ver<strong>mit</strong>teln Genuss<br />

<strong>und</strong> Wohlbefinden <strong>und</strong> rufen Erinnerungen wach.<br />

Solange sich die Erkrankten an den Essensvorbereitungen<br />

noch beteiligen können, erleben sie darüber hinaus eine<br />

Stärkung ihrer Selbstwahrnehmung <strong>und</strong> ihres Selbstbewusstseins.<br />

46<br />

47


Notizen<br />

Probleme beim Essen<br />

Strategien bei Ernährungsproblemen<br />

Notizen<br />

Im Laufe der <strong>Demenz</strong> treten nach <strong>und</strong> nach Probleme bei<br />

Die erste Frage, die sich immer stellt, ist: Wann, wie oft <strong>und</strong><br />

der Nahrungsaufnahme auf. Sei es, weil der <strong>Demenz</strong>kran-<br />

warum tritt das Problem auf <strong>und</strong> wie äußert es sich? Die sich<br />

ke sein Essen nicht erkennt oder bisher Bevorzugtes nicht<br />

anschließende Frage sollte dann sein: Welche Maßnahmen bie-<br />

mehr mag (Agnosie), sei es, weil er <strong>mit</strong> dem Besteck nicht<br />

ten sich an?<br />

mehr zurechtkommt (Apraxie), oder auch, weil er durch<br />

die Umgebung gestört wird <strong>und</strong> sich aufs Essen nicht kon-<br />

Hilfreich ist es, das Milieu so zu gestalten, dass es das Essen<br />

zentrieren kann.<br />

unterstützt. Dazu gehören einfaches <strong>Ein</strong>decken, wenig Dekora-<br />

Manchmal behindern Schmerzen im M<strong>und</strong>bereich durch<br />

tion, ruhige Atmosphäre, ausreichend Zeit, allenfalls leise Hin-<br />

Druckstellen einer schlecht sitzenden Zahnprothese oder<br />

tergr<strong>und</strong>musik, rote Farbe (Geschirr oder Set etc.), gewohnte<br />

durch eine Infektion im Rachenraum das Essen. Mit fort-<br />

Abläufe <strong>und</strong> Rituale <strong>und</strong> das Anbieten von Bekanntem.<br />

schreitender <strong>Demenz</strong> kommen dann motorische Probleme<br />

<strong>und</strong> Schluckstörungen hinzu.<br />

Weitere Lösungsansätze sind:<br />

→ in Gemeinschaft essen<br />

→ immer nur einen Gang servieren<br />

→ die Mahlzeit <strong>mit</strong> etwas Süßem beginnen, das regt den Appetit an<br />

→ Zwischenmahlzeiten anbieten<br />

→ eine späte Abendmahlzeit zur Verhinderung einer<br />

nächtlichen Unterzuckerung anbieten<br />

→ die Essbewegungen vormachen, wenn der Erkrankte<br />

sich nicht mehr daran erinnert<br />

→ Fingerfood anbieten, wenn das Besteck nicht mehr benutzt<br />

werden kann<br />

Mit welchen Herausforderungen können Sie beim Essen<br />

konfrontiert werden? Wie können Sie ihnen begegnen?<br />

Zwischenstopp<br />

Pürierte Kost in Form gegossen<br />

Auch Erkrankungen führen häufig zu Ernährungsproblemen.<br />

Zum einen kann der körperliche Abbauprozess zu<br />

einem erhöhten Energiebedarf führen, der durch das normale<br />

Nahrungsangebot nicht gedeckt wird. Zum anderen<br />

können krankheitsbedingte Essensunlust, Müdigkeit <strong>und</strong><br />

evtl. eine durch Medikamente verursachte Übelkeit den<br />

Appetit verderben. Die Konsequenzen können vielfältig<br />

sein, sei es, dass die Muskelfunktionen sich verschlechtern<br />

(Sturzneigung), das Immunsystem geschwächt wird, Dekubitusgefahr<br />

besteht oder die W<strong>und</strong>heilung verzögert ist.<br />

48<br />

49


Notizen<br />

8 Die vier Säulen konkret<br />

Ziel der Begleitung <strong>und</strong> Versorgung von <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>Demenz</strong> ist die möglichst selbstbestimmte Teilhabe am<br />

„normalen Leben“ <strong>und</strong> der Erhalt von Lebensqualität für<br />

Betroffene wie Angehörige. Die Palliative Philosophie nach<br />

Silviahemmet zeigt in ihrem Viersäulenmodell auf, wie das<br />

gelingen kann.<br />

Symptomkontrolle / Person centered care<br />

Zu diesem Bereich zählen insbesondere eine Orientierung<br />

fördernde Gestaltung des Wohnumfeldes, Sturzprävention,<br />

Aktivitäten <strong>und</strong> Tagesstrukturierung.<br />

Gestaltung des Wohnumfeldes <strong>und</strong> Orientierung<br />

Wenn die Orientierung in Zeit, Raum, Ort <strong>und</strong>/oder Person<br />

zunehmend gestört ist, wird es wichtig, die <strong>Menschen</strong><br />

durch die Gestaltung des Wohnumfeldes zu unterstützen<br />

<strong>und</strong> ihnen Sicherheit zu geben.<br />

Denn: Unsicherheit provoziert Stress, <strong>und</strong> Stress verstärkt<br />

in aller Regel die <strong>Demenz</strong>symptomatik. Kontinuität in Zeit,<br />

Raum, Ort <strong>und</strong> Person sind daher die Kernelemente bei der<br />

Begleitung <strong>und</strong> Versorgung von <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong>.<br />

Es gibt einfache Orientierungshilfen wie einen großen Kalender,<br />

eine gut lesbare Uhr, eine Tageszeitung etc. für die<br />

zeitliche Orientierung.<br />

<strong>Ein</strong>e gute Ausleuchtung der Räume, farbliche Kontraste z.B.<br />

im Badezimmer <strong>und</strong> die Kennzeichnung von Türen <strong>und</strong><br />

Schränken unterstützen die räumlich-örtliche Orientierung.<br />

Beispiele zur Unterstützung der Orientierung in Zeit <strong>und</strong> Raum<br />

50<br />

51


Notizen<br />

Aktivitäten<br />

Mögliche Aktivitäten:<br />

Notizen<br />

Auch <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong> möchten aktiv sein, am Leben<br />

teilhaben <strong>und</strong> ihren Alltag so weit wie möglich <strong>mit</strong>gestal-<br />

→ Zeitung lesen<br />

ten. Das gibt ihnen Lebensfreude <strong>und</strong> Selbstbewusstsein.<br />

→ Essen vorbereiten<br />

Gleichzeitig tragen Aktivitäten dazu bei, die noch vorhan-<br />

→ Tisch decken<br />

denen Ressourcen zu fördern, die Tagesstruktur zu erhal-<br />

→ Spülen <strong>und</strong> abtrocknen<br />

ten <strong>und</strong> die Alltagskompetenz zu stärken.<br />

→ Wäsche legen oder bügeln<br />

→ Handwerkliche Verrichtungen<br />

Wenn <strong>Demenz</strong>kranke Schwierigkeiten haben, von sich aus<br />

→ Bildbände <strong>und</strong> Fotoalben betrachten<br />

Aktivitäten anzugehen bzw. durchzuführen, können ihnen<br />

→ Miteinander singen<br />

ihre Begleiterinnen <strong>und</strong> Begleiter Dinge anbieten, die ih-<br />

→ Musik hören, tanzen<br />

nen Freude machen. Sehr hilfreich ist es, die Vorlieben <strong>und</strong><br />

→ Gedichte rezitieren<br />

Abneigungen zu kennen <strong>und</strong> zu wissen, welche Aufgaben<br />

→ Traditionelle Feste (Weihnachten, Ostern, etc.) gemeinsam<br />

früher übernommen oder ausgeführt wurden.<br />

vorbereiten <strong>und</strong> feiern<br />

→ Brett- <strong>und</strong> Kartenspiele (ggf. ohne die üblichen Spielregeln)<br />

Denn bei den Aktivitäten kommt es nicht darauf an, neue<br />

→ Spazieren gehen <strong>und</strong> die Natur erleben<br />

Spiele oder andere Beschäftigungen einzuführen, sondern<br />

→ Umgang <strong>mit</strong> Tieren<br />

an den normalen Verrichtungen des Alltags anzuknüpfen.<br />

Das kann sein: sich etwas anziehen, sich selbst waschen, den<br />

Tisch decken, zuhören, die Natur erleben etc.<br />

Welche Aktivitäten fallen Ihnen noch ein?<br />

Zwischenstopp<br />

Sitzboule im Garten<br />

52<br />

53


Notizen<br />

Sturzprävention<br />

Mit zunehmendem Alter nimmt das Sturzrisiko zu. Von<br />

den über 65-Jährigen stürzt etwa jeder dritte einmal im<br />

Jahr, bei den über 85-Jährigen ist es mehr als jeder zweite.<br />

Notizen<br />

Mehr als 80% der Stürze ereignen sich im häuslichen Umfeld.<br />

Zu den Ursachen zählen u.a. Gang- <strong>und</strong> Gleichgewichtsstörungen,<br />

Seh- <strong>und</strong> Hörminderung, Herz-Kreislaufprobleme,<br />

körperliche Schwäche, Muskelschw<strong>und</strong>, Stolperfallen, falsches<br />

Schuhwerk, schlechtes Licht <strong>und</strong> Medikamente wie<br />

z.B. Beruhigungs<strong>mit</strong>tel.<br />

Bei <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> einer <strong>Demenz</strong> kommt als zusätzliches Problem<br />

hinzu, dass das Körpergefühl <strong>und</strong> da<strong>mit</strong> das räumliche<br />

Anpassungsvermögen schwinden <strong>und</strong> die Wahrnehmung<br />

der Umgebung sich verändert. Hier hat die Prävention eine<br />

besondere Bedeutung.<br />

Neben der Anpassung der Wohnung (Vermeiden von Stolperfallen<br />

<strong>und</strong> störenden Möbeln, schattenfreie Beleuchtung,<br />

ein höhenverstellbares Bett, passendes Schuhwerk,<br />

angepasste Gehhilfen) hilft auch regelmäßiges muskuläres<br />

Krafttraining. Es gibt viele Angebote im Bereich des Seniorensports,<br />

an denen auch <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong> (<strong>mit</strong> ihren<br />

Angehörigen) teilnehmen können, <strong>und</strong> zunehmend auch<br />

Angebote von Tanzschulen speziell für diese Zielgruppe.<br />

Miteinander im Gespräch<br />

Tipps für ein gelungenes Gespräch<br />

→ „normal“ sprechen – wie <strong>mit</strong> jedem anderen <strong>Menschen</strong><br />

→ beim Namen nennen<br />

→ Raum für Gefühle geben<br />

→ von vorn, nicht von der Seite oder von hinten ansprechen<br />

→ langsam <strong>und</strong> deutlich sprechen<br />

→ abwarten <strong>und</strong> Zeit zum Antworten lassen<br />

→ in einfachen Sätzen reden<br />

→ in der „Ich-Form“ sprechen<br />

→ zuhören<br />

→ auf Fragen eingehen<br />

→ fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> warmherzig im Ton bleiben<br />

→ sparsam in der Gestik bleiben<br />

→ Kritik vermeiden<br />

Kommunikation <strong>und</strong> Begegnung<br />

Gute Kommunikation <strong>mit</strong> einem an <strong>Demenz</strong> erkrankten<br />

<strong>Menschen</strong> erfordert <strong>Ein</strong>fühlungsvermögen <strong>und</strong> das Erspüren<br />

von Tagesform <strong>und</strong> Stimmungslage, da<strong>mit</strong> entsprechend<br />

darauf eingegangen werden kann.<br />

Was ist für Sie ein „normales“ Gespräch?<br />

Zwischenstopp<br />

Es gibt einige Gr<strong>und</strong>lagen, die beim Umgang in jedem Fall<br />

hilfreich sind.<br />

54<br />

55


Notizen<br />

Validation<br />

Ziele der Validation sind:<br />

Notizen<br />

Die Validation will einen Zugang zur Erlebniswelt von<br />

→ das Selbstwertgefühl zu stärken bzw. wiederherzustellen<br />

hochaltrigen, <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong> schaffen. Dabei findet<br />

→ Stress zu reduzieren<br />

die Kommunikation mehr auf der Beziehungsebene als auf<br />

→ das Äußern von Gefühlen wie Angst, Trauer, Liebe zu<br />

der Inhaltsebene statt.<br />

ermöglichen<br />

→ das Verarbeiten von Gefühlen zu unterstützen<br />

Die Validation geht davon aus, dass alle <strong>Menschen</strong> unabhän-<br />

→ Spannungen aufzulösen bzw. zu vermindern<br />

gig von ihrem Alter das Bedürfnis haben, sich geborgen zu<br />

→ das Leben zu akzeptieren, so wie es gelebt wurde<br />

fühlen, geliebt zu werden, etwas zu leisten, nützlich zu sein<br />

→ unausgesprochene Konflikte aus der Vergangenheit zu lösen<br />

<strong>und</strong> Gefühle äußern zu können.<br />

→ mehr zu kommunizieren (verbal <strong>und</strong> nonverbal)<br />

→ das körperliche Wohlbefinden zu verbessern<br />

Hochbetagte <strong>Menschen</strong> haben im Laufe ihres Lebens nicht<br />

nur viel erlebt. Sie mussten oft auch schwierige Situationen<br />

bewältigen <strong>und</strong> teils unter schmerzlichen <strong>und</strong> traurigen<br />

Um diese Ziele zu erreichen, sollten die Begleiterinnen <strong>und</strong><br />

Bedingungen immer wieder ein neues Gleichgewicht fin-<br />

Begleiter sich <strong>mit</strong> den Gefühlen in menschlichen Beziehungen<br />

den. Hinzu kommt der Verlust gesellschaftlicher Rollen,<br />

auseinandersetzen <strong>und</strong> wissen, wie <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> Lebensauf-<br />

der eigenen Wohnung, vielleicht des Lebenspartners, von<br />

gaben umgehen <strong>und</strong> Schwierigkeiten die Stirn bieten. Darüber<br />

Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> anderen <strong>Menschen</strong> <strong>und</strong> Dingen, die die Ba-<br />

hinaus sollten sie sich für alles öffnen, was der kognitiv einge-<br />

sis für ein emotionales Gleichgewicht bilden.<br />

schränkte Mensch an Liebe <strong>und</strong> Weisheit zu bieten hat, <strong>und</strong><br />

Durch all diese Verluste wird die Gegenwart manchmal<br />

seine Gefühle, ob unglücklich, böse oder traurig, akzeptieren.<br />

scheinbar unerträglich.<br />

<strong>Ein</strong>e Validation folgt prinzipiell einem Muster:<br />

Die Validation geht davon aus, dass hochaltrige <strong>Menschen</strong><br />

→ Erkennen: Was ist das dahinter liegende Gefühl?<br />

<strong>mit</strong> kognitiven <strong>Ein</strong>schränkungen sich eine andere Wirklich-<br />

→ Das Gefühl validieren, das heißt annehmen, wertschätzen,<br />

keit schaffen, um<br />

zulassen, unterstützen, benennen.<br />

→ der schmerzlichen Gegenwart zu entfliehen,<br />

→ Das Gefühl allgemein bestätigen.<br />

→ angenehme Momente aus der Vergangenheit neu zu erleben,<br />

→ sich auf den Tod vorzubereiten, indem sie unvollendete<br />

Konflikte aus der Vergangenheit verarbeiten.<br />

Das ist aber keine bewusste Wahl. Derartige Prozesse spielen<br />

sich eher im Unterbewusstsein ab.<br />

56<br />

57


Notizen<br />

Verbale Validationstechniken<br />

Nonverbale Validationstechniken<br />

Notizen<br />

Diese Techniken werden vor allem bei <strong>Menschen</strong> einge-<br />

Diese Techniken werden vor allem bei <strong>Menschen</strong> einge-<br />

setzt, die noch in der Lage sind, verbal zu kommunizieren:<br />

setzt, die nicht mehr verbal kommunizieren (können):<br />

→ Hören Sie genau auf die Worte, die jemand benutzt.<br />

→ Beobachten Sie körperliche Ausdrucksformen: Augen,<br />

→ Stellen Sie offene Fragen, die <strong>mit</strong> „wer, was, wo, wann<br />

Hautfarbe, Muskeln, Hände, Atmung, Motorik.<br />

oder wie“, aber nie <strong>mit</strong> „warum“ beginnen.<br />

→ Konzentrieren Sie sich. Nehmen Sie Ihre eigenen Ge-<br />

→ Wiederholen Sie die Worte aus einem Satz oder lassen<br />

fühle zurück, öffnen Sie sich.<br />

Sie sich den Inhalt <strong>mit</strong> eigenen Worten wiedergeben.<br />

→ Suchen Sie Blickkontakt <strong>und</strong> versuchen Sie ihn aufrecht<br />

→ Wenn Sie nicht wissen, was der andere meint, reagie-<br />

zu halten.<br />

ren Sie <strong>mit</strong> vagen Worten oder Fragen: „Sie finden es<br />

→ Beobachten Sie Gefühlsregungen wie Angst, Zufrieden-<br />

schön?“, oder: „Ach, wie lieb ...“.<br />

heit, Trauer.<br />

→ Fragen Sie nach Extremen wie: immer, nie, noch<br />

→ Sprechen Sie die beobachteten Gefühlsregungen an<br />

schlechter, noch schöner, ...<br />

<strong>und</strong> nehmen Sie Körperkontakt auf, wenn Sie Raum<br />

→ Versuchen Sie, Erinnerungen zu vertiefen: „Wie war es<br />

dafür spüren.<br />

früher?“, „Wie war es bevor…?“<br />

(Vorsicht bei <strong>Menschen</strong> in der Frühphase der <strong>Demenz</strong>.)<br />

→ Fragen Sie nach Gegenteiligem: „Wann geht es besser?“,<br />

→ Spiegeln Sie: Atmen Sie im selben Rhythmus, folgen Sie<br />

„Wann wird nicht gestohlen?“ „Wann ist es nicht schlimm?“,…<br />

im selben Tempo beim Gehen <strong>und</strong> Bewegen.<br />

→ Versuchen Sie, gemeinsam eine Lösung zu finden:<br />

→ Versuchen Sie unausgesprochene Bedürfnisse nach<br />

„Was tun Sie, um sich besser zu fühlen?“<br />

Liebe, nach Geborgenheit, die sich aus dem Verhalten<br />

→ Sprechen Sie das bevorzugte Sinnesorgan an.<br />

erkennen lassen, in Worte zu fassen.<br />

→ Streicheln Sie vorsichtig über Wange, Kopf, Kinn, Oberarm,<br />

Häufig entdeckt man, welche Sinneswahrnehmung die be-<br />

Rücken. Versuchen Sie zu fühlen, welche Berührung als<br />

troffene Person favorisiert, wenn man darauf achtet, welche<br />

besonders angenehm erfahren wird.<br />

Worte sie oft benutzt <strong>und</strong> wohin sie schaut.<br />

→ Beobachten Sie die Reaktionen. Suchen Sie einen Zugang<br />

zur betreffenden Person.<br />

→ Singen Sie vertraute Lieder, die <strong>mit</strong> den wahrgenommenen<br />

Gefühlen in <strong>Ein</strong>klang stehen.<br />

Neben den nonverbalen Validationstechniken gibt es weitere<br />

einfache Methoden, um <strong>mit</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong> in Kontakt<br />

zu bleiben <strong>und</strong> ihnen Wärme <strong>und</strong> Nähe zu ver<strong>mit</strong>teln.<br />

Dazu gehört z.B. auch Silviahemmet Touch (siehe Seite 64).<br />

58<br />

59


Notizen<br />

Biografie <strong>und</strong> Reminiszenz<br />

Team<br />

Notizen<br />

Die Kenntnis der Lebensgeschichte (Biografie) eines Men-<br />

Entscheidend für das Wohlergehen eines an <strong>Demenz</strong> Er-<br />

schen kann genutzt werden, um besser auf seine indivi-<br />

krankten ist, dass sich die <strong>Menschen</strong>, die ihn versorgen, un-<br />

duellen Bedürfnisse einzugehen <strong>und</strong> ihn zu fördern. Sie<br />

tereinander absprechen, sich gegenseitig informieren <strong>und</strong><br />

bietet Anknüpfungspunkte für Gespräche, aber auch fürs<br />

ein Team bilden. Das gilt für Therapiemaßnahmen <strong>und</strong> die<br />

Vorlesen, Singen etc. Wenn erkrankte <strong>Menschen</strong> selber<br />

<strong>Ein</strong>nahme von Medikamenten genauso wie für die Mög-<br />

nicht mehr Auskunft geben können, kann es hilfreich sein,<br />

lichkeiten der Kommunikation <strong>und</strong> Aktivierung.<br />

Angehörige oder Fre<strong>und</strong>e zu befragen.<br />

Hier kann eine gute Absprache untereinander <strong>mit</strong> dazu bei-<br />

Die Reminiszenz ist eine spezielle Form der Erinnerungs-<br />

tragen, die Lebensqualität aller Beteiligten zu steigern. Der<br />

arbeit, die das Langzeitgedächtnis aktivieren soll. Konkret<br />

an <strong>Demenz</strong> Erkrankte wird dabei ebenso als Teil des Teams<br />

werden Themen, die sich am Lebenslauf des Betroffenen<br />

gesehen wie der Arzt, die Pflegekraft, die Angehörigen <strong>und</strong><br />

orientieren <strong>und</strong> dem allgemeinen Kulturgut entsprechen,<br />

diejenigen, die ehrenamtlich unterstützen <strong>und</strong> <strong>begleiten</strong>. Er<br />

bearbeitet. Alte Schallplatten, Zeitungen, Fotoalben, Filme<br />

wird <strong>mit</strong> einbezogen <strong>und</strong> es wird <strong>mit</strong> ihm geredet <strong>und</strong> nicht<br />

etc. können diese Form der Begegnung unterstützen.<br />

über ihn. Er hat zudem die letzte Entscheidung!<br />

Wer gehört konkret zu Ihrem Team?<br />

Zwischenstopp<br />

Vorlesen einmal anders…<br />

Musische Angebote<br />

Mit dem Fortschreiten der <strong>Demenz</strong> <strong>und</strong> dem Verlust der<br />

sprachlichen Möglichkeiten kann gut auf musische Ausdrucksformen<br />

zurückgegriffen werden. An erster Stelle<br />

steht für viele <strong>Menschen</strong> dabei das gemeinsame Singen,<br />

auch wenn der richtige Ton nicht immer getroffen wird.<br />

Auch Erkrankte, die kaum noch reden, kennen oft noch<br />

sämtliche Strophen alt vertrauter Lieder. Aber auch Musik<br />

<strong>mit</strong>einander hören oder das Tanzen können geeignete Begegnungsformen<br />

sein, ebenso wie Malen oder Zeichnen.<br />

Hier kommt es immer auf einen Versuch an.<br />

60<br />

61


Notizen<br />

Angehörigenunterstützung<br />

Manchmal wird die <strong>Demenz</strong> als Krankheit der Angehörigen<br />

bezeichnet <strong>und</strong> daran ist sicher einiges<br />

wahr. Es ist nicht leicht <strong>mit</strong>zuerleben, wie ein geliebter<br />

Mensch nach <strong>und</strong> nach seine Fähigkeiten verliert <strong>und</strong><br />

sich zumindest zu Beginn der Erkrankung dessen auch<br />

bewusst ist.<br />

Notizen<br />

Im Laufe der Zeit müssen Angehörige mehr <strong>und</strong> mehr unterstützend<br />

eingreifen <strong>und</strong> dafür sorgen, dass der Alltag<br />

bewältigt werden kann. Deshalb ist es wichtig, dass Angehörige<br />

auf sich selbst <strong>und</strong> ihre Ges<strong>und</strong>heit achten, über<br />

ihre Sorgen <strong>und</strong> Probleme <strong>mit</strong> anderen reden (können) <strong>und</strong><br />

Hilfe annehmen.<br />

Pflegende Angehörige sind oft selbst in einem Alter, in dem<br />

sie Unterstützung benötigen, sie aber oft nicht oder zu spät in<br />

Anspruch nehmen. Hier können ehrenamtliche Begleiterinnen<br />

<strong>und</strong> Begleiter versuchen, neben ihrer eigenen Unterstützung<br />

auch auf externe Hilfsangebote aufmerksam zu machen.<br />

Dabei sind Hinweise auf die aktuellen Möglichkeiten nach<br />

den Bestimmungen des SGB XI (Sozialgesetzbuch) hilfreich.<br />

Das Pflegestärkungsgesetz II, das zum 1. Januar 2017 in<br />

Kraft getreten ist, hat die Pflegebedürftigkeit neu definiert.<br />

Fünf Pflegegrade ermöglichen seither Pflegebedürftigen<br />

Zugang zu den Leistungen der Pflegeversicherung – unabhängig<br />

davon, ob sie von körperlichen, geistigen oder<br />

psychischen Beeinträchtigungen betroffen sind.<br />

Zu möglichen Leistungen <strong>und</strong> zum Verfahren beraten unter<br />

anderem die Pflegekassen, Pflegestützpunkte <strong>und</strong> auch<br />

die Malteser.<br />

Alle gehören zum Team<br />

62<br />

63


Notizen<br />

Silviahemmet Touch<br />

Alle weiteren konkreten Schritte sind auf den folgenden<br />

Seiten sowie im Faltblatt (Flyer) Silviahemmet Touch näher<br />

Notizen<br />

Auch <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong> haben das Bedürfnis nach<br />

erklärt <strong>und</strong> illustriert.<br />

Nähe, Geborgenheit <strong>und</strong> Berührung. Sie fühlen sich dadurch<br />

angenommen, geliebt <strong>und</strong> getröstet.<br />

met Touch kann im Sitzen (<strong>mit</strong> dem Oberkörvorne<br />

über Stuhllehne oder Tisch gebeugt) oder<br />

mer Bauchlage (Kopf auf den Armen abgelegt)<br />

ührt werden. Wichtig ist eine bequeme Position<br />

ung für beide Personen. Die Berührung wird<br />

leidung durchgeführt.<br />

hrung nicht unterbrechen – eine Hand immer<br />

en!<br />

en<br />

Spirale<br />

Beide Hände in Rücken<strong>mit</strong>te links<br />

<strong>und</strong> rechts der Wirbelsäule platzieren.<br />

Dann <strong>mit</strong> den Händen parallel in<br />

immer größer werdenden Kreisen im<br />

Uhrzeigersinn über den Rücken streichen<br />

bis der ganze Rücken erreicht<br />

wurde. (Persönliche Bereiche wie z. B.<br />

Achselhöhlen meiden.)<br />

Uhr<br />

Beide Hände liegen <strong>mit</strong>tig auf dem<br />

Rücken. Von dort beginnend streicht<br />

eine Hand nach außen, z.B. Richtung<br />

6.00 Uhr, die zweite Hand folgt, dann<br />

startet die erste Hand von der Mitte<br />

aus Richtung 7.00 Uhr, die zweite<br />

Hand folgt usw. im Uhrzeigersinn<br />

bis die Uhr voll ist. <strong>Ein</strong>e Hand bleibt<br />

immer am Rücken.<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Oft suchen Angehörige, Fre<strong>und</strong>e oder auch ehren- oder<br />

Herzen<br />

Hände rechts <strong>und</strong> links der Wirbelsäule<br />

im Schulterbereich platzieren.<br />

Nun <strong>mit</strong> den Händen parallel bis<br />

zur Lendenwirbelsäule „Slalom<br />

fahren“. Der eigene Körper folgt<br />

der Bewegung!<br />

hauptamtlich Tätige nach Möglichkeiten, einem <strong>Menschen</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong> ohne viele Worte oder große Vorbereitung etwas<br />

Gutes zu tun <strong>und</strong> Nähe zum Ausdruck zu bringen.<br />

<strong>Ein</strong>e vorsichtige <strong>und</strong> sensible Berührung kann die oftmals<br />

Slalom<br />

Hände rechts <strong>und</strong> links der Wirbelsäule<br />

im Schulterbereich platzieren.<br />

Nun <strong>mit</strong> den Händen parallel bis<br />

zur Lendenwirbelsäule „Slalom<br />

fahren“. Der eigene Körper folgt der<br />

Bewegung!<br />

bei <strong>Demenz</strong> beobachtete Ruhelosigkeit verringern, die Körperwahrnehmung<br />

verbessern, Ängste abbauen, Vertrauen<br />

schaffen, die Zusammengehörigkeit stärken <strong>und</strong> Kommunikation<br />

ohne Worte ermöglichen.<br />

Silviahemmet Touch (engl.: Berührung) ist eine besondere<br />

Form der Berührung der Hände, des Rückens oder der Füße,<br />

die dem Gebenden wie dem Empfangenden Ruhe <strong>und</strong><br />

Wohlgefühl ver<strong>mit</strong>telt. Silviahemmet Touch kann jeder anwenden.<br />

Wichtig ist nur, den richtigen Zeitpunkt zu wählen<br />

<strong>und</strong> bei einer Berührung der Füße besonders sensibel<br />

vorzugehen.<br />

Form des Rückens<br />

<strong>Ein</strong>e Hand im Nacken platzieren, die<br />

andere im Bereich der Lendenwirbelsäule.<br />

Die erste Hand zieht <strong>mit</strong>tig<br />

zur zweiten nach unten. Danach<br />

streicht die erste Hand wieder aus<br />

der Gr<strong>und</strong>stellung an der linken<br />

Seite den Rücken entlang nach<br />

unten, dann an der rechten Seite den<br />

Rücken entlang zur zweiten Hand.<br />

<strong>Ein</strong>e Hand immer am Rücken. Es soll<br />

ein Gefühl für die Dimension des<br />

Rückens entstehen.<br />

Dem Augenblick Leben geben<br />

Oft suchen <strong>Menschen</strong>, ob Angehörige, Fre<strong>und</strong>e oder<br />

auch ehren- oder hauptamtlich Tätige, nach Möglichkeiten,<br />

einem demenziell erkrankten <strong>Menschen</strong> ohne viele<br />

Worte oder große Vorbereitung etwas Gutes zu tun <strong>und</strong><br />

Nähe zum Ausdruck zu bringen.<br />

Da ist Silviahemmet Touch eine gute Alternative. Jederzeit<br />

<strong>und</strong> ohne große Hilfs<strong>mit</strong>tel umsetzbar tut es beiden<br />

gut, dem Erkrankten wie dem Gebenden.<br />

Wenn Sie weitere Informationen haben möchten,<br />

dann wenden Sie sich an:<br />

Silviahemmet<br />

Touch<br />

Leben <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong> –<br />

entspannen <strong>und</strong> wohlfühlen<br />

Schwimmen<br />

Hände im unteren Rückenbereich<br />

rechts <strong>und</strong> links der Lendenwirbelsäule<br />

platzieren, <strong>mit</strong> beiden Händen<br />

in herzförmigen Bewegungen von<br />

unten nach oben über den Rücken<br />

streichen. Im Schulterbereich die<br />

Herzen so groß „malen“, dass die<br />

gesamte Schulterpartie berührt wird.<br />

7<br />

8<br />

Zur Durchführung von Silviahemmet Touch benötigen Sie<br />

Spirale<br />

1<br />

wie bei<br />

eine fetthaltige Hautcreme oder Öl. Es reicht normales Olivenöl.<br />

Wichtig ist, dass der Duft der Creme oder des Öls<br />

den Erkrankten nicht irritiert.<br />

Ausklingen lassen<br />

Hände auf den Schultern ruhen<br />

lassen. Den Erkrankten anschauen<br />

<strong>und</strong> ein Getränk anbieten.<br />

Und so geht‘s:<br />

→ Setzen Sie sich dem Erkrankten gegenüber.<br />

→ Nehmen Sie Blickkontakt auf.<br />

→ Wählen Sie eine ruhige Hintergr<strong>und</strong>musik.<br />

www.malteser-demenzkompetenz.de<br />

Silviahemmet Touch<br />

<strong>Ein</strong>e Anleitung zu einer besonderen<br />

Form der Berührung.<br />

→ Sorgen Sie für eine angenehme Raumtemperatur.<br />

→ Erklären Sie, was geschehen wird.<br />

→ Schließen Sie Störungen aus.<br />

Dieser Flyer ist zu beziehen bei der Malteser Fachstelle <strong>Demenz</strong><br />

→ Dann können Sie starten.<br />

Erna-Scheffler-Str. 2, 51103 Köln, fsd@malteser.org<br />

oder als Download auf www.malteser-demenzkompetenz.de<br />

64<br />

65


Rücken<br />

→ Silviahemmet Touch kann im Sitzen (<strong>mit</strong> dem Oberkörper nach<br />

Herzen<br />

Hände im unteren Rückenbereich rechts <strong>und</strong> links der Len-<br />

4<br />

vorne über Stuhllehne oder Tisch gebeugt) oder in bequemer<br />

denwirbelsäule platzieren, <strong>mit</strong> beiden Händen in herzför-<br />

Bauchlage (Kopf auf den Armen abgelegt durchgeführt werden.<br />

migen Bewegungen von unten nach oben über den Rücken<br />

Wichtig ist eine bequeme Position <strong>und</strong> Haltung für beide Personen.<br />

streichen. Im Schulterbereich die Herzen so groß „malen“,<br />

Die Berührung wird auf der Kleidung durchgeführt.<br />

dass die gesamte Schulterpartie berührt wird.<br />

→ Die Berührung nicht unterbrechen – eine Hand immer am Rücken!<br />

Spirale<br />

Beide Hände in Rücken<strong>mit</strong>te links <strong>und</strong> rechts der Wirbelsäule<br />

platzieren. Dann <strong>mit</strong> den Händen parallel in immer<br />

größer werdenden Kreisen im Uhrzeigersinn über den<br />

Rücken streichen bis der ganze Rücken erreicht wurde.<br />

(Persönliche Bereiche wie z. B. Achselhöhlen meiden.)<br />

1<br />

Slalom<br />

Hände rechts <strong>und</strong> links der Wirbelsäule im Schulterbereich<br />

platzieren. Nun <strong>mit</strong> den Händen parallel bis zur Lendenwirbelsäule<br />

„Slalom fahren“. Der eigene Körper folgt der<br />

Bewegung!<br />

5<br />

Uhr<br />

Beide Hände liegen <strong>mit</strong>tig auf dem Rücken. Von dort<br />

beginnend streicht eine Hand nach außen, z.B. Richtung<br />

6.00 Uhr, die zweite Hand folgt, dann startet die erste Hand<br />

von der Mitte aus Richtung 7.00 Uhr, die zweite Hand folgt<br />

usw. im Uhrzeigersinn bis die Uhr voll ist. <strong>Ein</strong>e Hand bleibt<br />

immer am Rücken.<br />

2<br />

Form des Rückens<br />

<strong>Ein</strong>e Hand im Nacken platzieren, die andere im Bereich der<br />

Lendenwirbelsäule. Die erste Hand zieht <strong>mit</strong>tig zur zweiten<br />

nach unten. Danach streicht die erste Hand wieder aus der<br />

Gr<strong>und</strong>stellung an der linken Seite den Rücken entlang nach<br />

unten, dann an der rechten Seite den Rücken entlang zur<br />

zweiten Hand. <strong>Ein</strong>e Hand ist immer am Rücken. Es soll ein<br />

Gefühl für die Dimension des Rückens entstehen.<br />

6<br />

Schwimmen<br />

Hände im unteren Rückenbereich rechts <strong>und</strong> links der Lendenwirbelsäule<br />

platzieren, <strong>mit</strong> beiden Händen entlang der<br />

Wirbelsäule von unten nach oben über den Rücken strei-<br />

3<br />

Spirale<br />

wie bei<br />

1<br />

7 8<br />

Ausklingen lassen<br />

Hände auf den Schultern ruhen lassen.<br />

Den Erkrankten anschauen <strong>und</strong> ein Getränk<br />

anbieten.<br />

chen. Auf Schulterhöhe über die Schulterblätter nach außen<br />

streichen <strong>und</strong> die Hände an den Seiten wieder zurück zum<br />

unteren Rücken führen.<br />

66<br />

67


Hände<br />

→ Während der Sitzung die Hände warm halten <strong>und</strong> die Hand, die<br />

Wie bei 1<br />

5<br />

Wie bei<br />

2<br />

6<br />

nicht behandelt wird, in ein Handtuch einschlagen.<br />

danach die Hand wen-<br />

jetzt auf der<br />

→ Öl in Reichweite halten.<br />

den.<br />

Handinnenfläche.<br />

→ Das Öl in die eigene Handfläche geben, <strong>mit</strong> der anderen Hand<br />

verteilen, anwärmen, dann <strong>mit</strong> der Berührung beginnen.<br />

→ Die Berührung nicht unterbrechen!<br />

Die Hand des Erkrankten zwischen beide Hände nehmen<br />

<strong>und</strong> vom Gelenk zu den Fingerspitzen hin ausstreichen.<br />

Daumen nicht vergessen.<br />

1<br />

Handinnenfläche „putzen“: <strong>mit</strong> Zeige-, Mittel- <strong>und</strong> Ringfinger<br />

die Handinnenfläche im Uhrzeigersinn kreisend<br />

„putzen“.<br />

7<br />

2<br />

8<br />

Hand halten. Mit den Daumen den Handrücken von den<br />

Mit leichtem Druck Handgelenk auf Handgelenk, Puls auf<br />

Fingern zum Handgelenk hin fächerförmig ausstreichen<br />

Puls drücken, dann die Hand zu den Fingerspitzen hin aus-<br />

(drei bis viermal).<br />

streichen (dreimal wiederholen). Danach die Hand wieder<br />

wenden.<br />

Die Daumen <strong>mit</strong> sanftem Druck von der Handwurzel,<br />

zwischen den Mittelhandknochen entlang zu den einzelnen<br />

Fingerzwischenräumen ziehen <strong>und</strong> dort den Druck kurz<br />

halten (jede Strecke dreimal).<br />

3<br />

Das Handgelenk beidseitig erst <strong>mit</strong> dem Daumen (oben/<br />

seitlich) dann <strong>mit</strong> dem Zeigefinger (unten/ seitlich) kreisend<br />

massieren.<br />

9<br />

<strong>Ein</strong>en Finger nach dem anderen erst seitlich vom Fingergr<strong>und</strong>gelenk<br />

zur Fingerspitze <strong>mit</strong> Daumen <strong>und</strong> Zeigefinger<br />

ausstreichen. In umgekehrter Richtung „Zugfahren“:<br />

kleine kreisende Bewegungen <strong>mit</strong> Daumen <strong>und</strong> Zeigefinger<br />

zur Fingerwurzel hin. Den Finger kurz umschließen,<br />

abschließend <strong>mit</strong> leichtem Druck auf den Fingernagel die<br />

4<br />

Wie bei 1<br />

danach die Hand kurz festhalten <strong>und</strong> dann ins Handtuch<br />

einschlagen.<br />

Die Berührung der zweiten Hand erfolgt nach dem gleichen<br />

Schema.<br />

10<br />

Berührung des Fingers abschließen (einmal pro Finger).<br />

68<br />

69


Notizen<br />

Vertiefende Lektüre<br />

Weitere Literatur<br />

Notizen<br />

Die kompetente Begleitung von <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong><br />

<strong>Demenz</strong> Support Stuttgart (Hrsg.): <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong><br />

<strong>und</strong> die Unterstützung ihrer Angehörigen setzt prof<strong>und</strong>es<br />

melden sich zu Wort, „Ich spreche für mich selbst“; Frank-<br />

Wissen über die <strong>Demenz</strong>erkrankungen <strong>und</strong> den richtigen<br />

furt am Main, Mabuse-Verlag.<br />

Umgang <strong>mit</strong> den Begleitsymptomen voraus.<br />

Engelbrecht-Schnür J., Nagel B.: Wo bist Du? <strong>Demenz</strong> –<br />

Zur Vertiefung des eigenen Wissens r<strong>und</strong> um das Thema<br />

Abschied zu Lebzeiten; Hamburg, Hoffmann <strong>und</strong> Campe<br />

<strong>Demenz</strong> ist das Buch „Mit <strong>Demenz</strong> leben – Den Alltag ge-<br />

Verlag.<br />

stalten“ erschienen, das die Malteser bei TRIAS herausgeben.<br />

Landendörfer P., Mader F. H. : Gedächtnisstörungen. Diagnostik –<br />

Behandlung – Betreuung; Mainz, Kirchheim + Co GmbH.<br />

Piechotta-Henze G., Josties E., Jakob R., Ganß M. (Hrsg.):<br />

„<strong>Ein</strong> Zaun kennt viele Farben“. Plädoyer für eine kreative<br />

Kultur der Begegnung <strong>mit</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong>; Frankfurt<br />

am Main, Mabuse-Verlag, 2011.<br />

Schützendorf, E., Wallrafen-Dreisow, H.: In Ruhe verrückt<br />

werden dürfen: Für ein anderes Denken in der Altenpflege;<br />

Frankfurt, Fischer (Tb).<br />

70<br />

71


www.malteser-demenzkompetenz.de

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