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JoDD von Schaffstein Katalog Werkschau 2015 – 2019

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<strong>JoDD</strong> <strong>von</strong> <strong>Schaffstein</strong><br />

<strong>Werkschau</strong> <strong>2015</strong> <strong>–</strong> <strong>2019</strong> | Werke nach Gedichten <strong>von</strong> Rainer Maria Rilke<br />

Werke nach Gedichten <strong>von</strong> Rainer Maria Rilke<br />

Im Jahr 2018 begann <strong>JoDD</strong> <strong>von</strong> <strong>Schaffstein</strong> mit der Kreation einer Serie <strong>von</strong><br />

‚Transformellen Kunstwerken‘, die nach Gedichten des Lyrikers entstanden.<br />

Der große Lyriker<br />

Fondation Rilke, Sierre, Schweiz<br />

René Karl Wilhelm Johann Josef Maria Rilke, bekannt als Rainer Maria Rilke<br />

(* 4. Dezember 1875 in Prag, Österreich-Ungarn; † 29. Dezember 1926 im Sanatorium<br />

Valmont bei Montreux, Schweiz) war einer der wichtigsten Lyriker deutscher<br />

Sprache. Mit seiner in den Neuen Gedichten vollendeten, <strong>von</strong> der bildenden Kunst<br />

beeinflussten Dinglyrik gilt er als einer der bedeutendsten Dichter der literarischen<br />

Moderne. Aus Rilkes Werk sind etliche Erzählungen, ein Roman und Aufsätze zu<br />

Kunst und Kultur sowie zahlreiche Übersetzungen <strong>von</strong> Literatur und Lyrik bekannt.<br />

Sein umfangreicher Briefwechsel gilt als wichtiger Bestandteil seines literarischen<br />

Schaffens.<br />

Inspiration und Experiment<br />

Die 1986 gegründete Fondation Rilke ist ein Ort der Dokumentation und der<br />

Ausstellungen. Sie führt ein Museum, eine Bibliothek und ein Archiv, veranstaltet<br />

Vorträge, Lesungen und Konzerte und veröffentlicht regelmäßig Publikationen zu<br />

Rilke wie z. B. <strong>Katalog</strong>e zu Ausstellungen.<br />

Das Haus de Courten in Sierre, der Sitz der Fondation Rilke, liegt nicht weit vom<br />

Château Muzot entfernt, dem mittelalterlichen Schlossturm, in dem Rainer Maria<br />

Rilke seine letzten Lebenjahre verbrachte und wo er zwei seiner Hauptwerke schuf<br />

bzw. vollendete sowie mehrere Gedichtzyklen in französischer Sprache schrieb.<br />

Einheit <strong>von</strong> Gedicht und Bild<br />

Rainer Maria Rilkes Gedichte ermöglichen es mir, mich in eine andere menschliche,<br />

künstlerische Existenz des vergangenen Jahrhunderts ja sogar Jahrtausends zu<br />

versetzen. Ich mache die Bilder, um Rilke nahe zu sein. In den Momenten, in denen<br />

ich Bilder nach seinen Texten erschaffe, versetze ich mich in ihn, in sein Fühlen und<br />

Denken, so wie ich es aus seinen Texten erfahre.<br />

Der künstlerische Prozess:<br />

Ich lese das Gedicht mehrfach und höre es wiederholt. Ich versuche das zu sein, was<br />

ich höre und spüre. Das führt mich in eine andere Dimension des Empfindens , die<br />

nicht in der Gegenwart liegt, sondern aus einer anderen Zeit, einer anderen Existenz<br />

kommt. Auch wenn ich das Bild mache, höre ich wiederholt das Gedicht, meist<br />

vorgetragen <strong>von</strong> einem Schauspieler. Das Trägermaterial, Schellack und flüssige<br />

Pigmente werden expressiv aufgetragen und in einem rasenden Tempo schreibe ich<br />

das Gehörte, mehr noch Gefühlte, mit einem Graphitstift in das Bild ein.<br />

Das Bild ist fertig, wenn das Gedicht in das Bild eingeschrieben ist. Ich hoffe dem<br />

künstlerischen Genie des Rainer Maria Rilke gerecht geworden zu sein und bedanke<br />

mich posthum bei ihm.<br />

Jodd <strong>von</strong> <strong>Schaffstein</strong>, Berlin, September <strong>2019</strong><br />

vor dem Bild ‚MIVOLAS’ (Seite 69)<br />

Brigitte Duvillard<br />

Direktorin der Fondation Rilke<br />

Die <strong>von</strong> Rilkes Gedichten inspirierten Bilder <strong>JoDD</strong> <strong>von</strong> <strong>Schaffstein</strong>s mit ihrer<br />

„abstraction lyrique“, der Verbindung <strong>von</strong> malerischer Geste und Schrift, seiner Wahl<br />

der Gedichte und deren grossformatiger Realisierung sind faszinierend. Der innere<br />

Bezug der Werke <strong>von</strong> <strong>JoDD</strong> <strong>von</strong> <strong>Schaffstein</strong> zu den Gedichten berührt mich sehr.<br />

Rilke drückt beispielsweise in seinem „Liebes-Lied“ (Wie soll ich meine Seele halten,<br />

dass / sie nicht an deine rührt [...]) vor allem die dem „ich“ notwendige Trennung<br />

aus, was der Künstler durch die Wahl des Diptychons unterstreicht, das dennoch die<br />

Einheit des Bildes, nur ansatzweise symmetrisch, durch den engen Zusammenhang<br />

auf dunklem Grund betont.<br />

In <strong>JoDD</strong> <strong>von</strong> <strong>Schaffstein</strong>s Kunst sind Gedicht und Bild eine Einheit, eine tiefe Lektüre<br />

und deren Ausdruck.<br />

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