recke:in - Das Magazin der Graf Recke Stiftung Ausgabe 3/2019

WOHNEN & PFLEGE
»Es passiert
etwas in der Pflege«
Joachim Köhn hat ein Anliegen
und eine klare Botschaft:
Das Bild von Pflege ist ihm zu
negativ. Im Interview mit Roelf
Bleeker erklärt er, was ihn stört.
Lieber Herr Köhn, was gefällt
Ihnen nicht an der öffentlichen
Diskussion über die Pflege?
Mich nervt, dass in der Öffentlichkeit
immer wieder behauptet wird, in der Pflege
ändere sich nichts. Als Träger von Pflegeeinrichtungen
stellen wir uns immer wieder
entsprechend den gesellschaftlichen
Herausforderungen auf, aber auch politisch
tut sich was. Ich will Ihnen dazu ein Beispiel
geben: Für eine unserer Einrichtungen
haben wir bei den Pflegesatzvereinbarungen
2012 für 152 Plätze 52,21 Vollzeitstellen
bewilligt bekommen – für Pflegefachkräfte
und -assistenten. Nach der Einführung des
Pflegestärkungsgesetzes PSG II im Jahr 2017
mit der Umstellung der Pflegegrade waren
es schon 58,63, das sind 6,8 Prozent mehr,
bei gleicher Platzzahl. Jetzt haben wir aufgrund
der geforderten Einzelzimmerquote
noch 146 Betten, aber können dafür 58,77
Vollzeitstellen vorhalten, hinzu kommen
0,4 Stellen für die sogenannte Fix/Flex-Regelung
in der Kurzzeitpflege sowie aus dem
letzten Pflegepersonalstärkungsgesetz zwei
weitere Vollzeitstellen, nach dem Bundesgesundheitsminister
auch »Spahn-Stellen«
genannt. Das heißt, wir haben gegenüber
2012 acht zusätzliche Planstellen in der Pflege
plus sieben Planstellen für die Alltagsbegleitung,
die die Pflege selbstverständlich
auch entlasten.
Wollen Sie damit sagen, es gibt keine
Probleme oder gar einen Pflegenotstand?
Nein, ich will damit sagen, dass es nicht
stimmt, dass die Politik nichts tut. Auch
auf Landesebene wurden mit der neu eingeführten
Altenpflege-Umlage einige
zusätzliche Mittel für die Ausbildung von
Altenpflegern bewilligt.
Es steht Ihrer Meinung nach also
nicht schlecht um die Pflege?
Ganz klar gibt es auch Regelungen, die uns
das Leben schwer machen. Aber es fließen
auch immer wieder Gelder, zum Beispiel
für die Umsetzung der neuen Qualitätsrichtlinien
oder die Digitalisierung der Einrichtungen.
Solche Einmalzahlungen fangen
sicher nicht ganz den großen Aufwand
ab, den diese Anforderungen mit sich bringenn,
und wir finden sicher auch nicht alle
Anforderungen sinnvoll. Aber: Es passiert
etwas! Und dass den zusätzlichen Stellen
zum Beispiel durch die Altenpflege-Umlage
in der Ausbildung auch mit Interessenten
»Pflege ist ein
zukunftssicherer,
anspruchsvoller und
flexibler Job.«
JOACHIM KÖHN
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