19.09.2019 Aufrufe

recke:in - Das Magazin der Graf Recke Stiftung Ausgabe 3/2019

Die Zahl der Menschen, die an Demenz erkrankt sind, nimmt stetig zu und damit auch die vielfältigen Herausforderungen im Alltag für Betroffene und ihre Familien. Die Graf Recke Stiftung aus Düsseldorf macht sich mit ihrem bislang bundesweit einmaligen Leuchtturmprojekt Ahorn-Karree im Dorotheenviertel Hilden stark für eine würde- und respektvolle Begleitung und Betreuung von Menschen mit schwerer Demenz und geht innovative Wege im Umgang mit Demenz.

Die Zahl der Menschen, die an Demenz erkrankt sind, nimmt stetig zu und damit auch die vielfältigen Herausforderungen im Alltag für Betroffene und ihre Familien. Die Graf Recke Stiftung aus Düsseldorf macht sich mit ihrem bislang bundesweit einmaligen Leuchtturmprojekt Ahorn-Karree im Dorotheenviertel Hilden stark für eine würde- und respektvolle Begleitung und Betreuung von Menschen mit schwerer Demenz und geht innovative Wege im Umgang mit Demenz.

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ERZIEHUNG & BILDUNG<br />

E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e<br />

Geschichte aus<br />

dem »Heim«<br />

Positiv denken? Detlef<br />

Willner sche<strong>in</strong>t diese<br />

hilfreiche Eigenschaft<br />

ver<strong>in</strong>nerlicht zu haben,<br />

so sehr strahlt er sie aus.<br />

Doch nicht nur deshalb<br />

hat <strong>der</strong> 53-Jährige gute<br />

Er<strong>in</strong>nerungen an se<strong>in</strong>e Zeit<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wohngruppe <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong>.<br />

Jetzt hat Detlef Willner<br />

sie noch e<strong>in</strong>mal besucht.<br />

Von Roelf Bleeker<br />

Über den jungen Detlef<br />

Willner sagt <strong>der</strong> 53-Jährige<br />

augenzw<strong>in</strong>kernd: »Ich habe<br />

mich immer lieb gefunden.«<br />

Detlef Willner strahlt Zufriedenheit<br />

aus. Wenn er über se<strong>in</strong> Jahr <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Gruppe Neu-Overdyck <strong>in</strong> Düsseldorf-Wittlaer<br />

spricht, geht es um<br />

schöne K<strong>in</strong>dheitser<strong>in</strong>nerungen an Radtouren,<br />

Freibadbesuche und Kameradschaft. 1977 kam<br />

er als Elfjähriger <strong>in</strong> die damaligen Düsselthaler<br />

Anstalten. »In <strong>der</strong> Schule haben sie mich doof<br />

behandelt, wie e<strong>in</strong>en Klassenclown«, er<strong>in</strong>nert<br />

sich Detlef Willner. »Da hat me<strong>in</strong> Vater mich<br />

gefragt, ob ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Heim möchte. Ich habe<br />

Ja gesagt.«<br />

Mit ihrer Initiative »Wir s<strong>in</strong>d doch ke<strong>in</strong>e<br />

Heimk<strong>in</strong><strong>der</strong>« hat die <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

e<strong>in</strong>e Debatte um das Stigma »Heimk<strong>in</strong>d«<br />

angestoßen (siehe auch Seite 8 dieser <strong>Ausgabe</strong>).<br />

Bis heute erleben Bewohner <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>der</strong> Jugendhilfe Ausgrenzung und Vorurteile –<br />

vor allem wegen <strong>der</strong> oft von Gewalt und Zwang<br />

bestimmten Heimerfahrung früherer Zeiten.<br />

Auch im Film zur Initiative berichten ehemalige<br />

»Heimk<strong>in</strong><strong>der</strong>« von Gewalterfahrungen<br />

und Ungerechtigkeiten.<br />

Doch es gibt auch an<strong>der</strong>e Geschichten.<br />

Detlef Willner hat sich bei Markus Kaiser<br />

gemeldet. Markus Kaiser ist Ansprechpartner für<br />

Menschen, die e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> den Wohngruppen <strong>der</strong><br />

Jugendhilfe <strong>der</strong> früheren Düsselthaler Anstalten<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> heutigen <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> gelebt<br />

haben. Die »Ehemaligen«, die sich melden, haben<br />

unterschiedliche Anliegen. Sie wollen <strong>in</strong> ihre<br />

Akte schauen, die Orte ihres Aufenthaltes noch<br />

e<strong>in</strong>mal aufsuchen, ehemalige Erzieher wie<strong>der</strong>sehen<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>fach über ihre Erlebnisse sprechen.<br />

Manchmal geht es um schlimme Erfahrungen<br />

und den Wunsch nach Aufarbeitung. Detlef Willner<br />

möchte auch schauen und sprechen, aber<br />

se<strong>in</strong>e Er<strong>in</strong>nerungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie schöne.<br />

»Es hat mir hier gut gefallen, weil es so ländlich<br />

war. Jetzt ist mir das zu bebaut«, sagt er mit Blick<br />

auf den gewachsenen Stadtteil Wittlaer-E<strong>in</strong>brungen.<br />

»Me<strong>in</strong> Vater hat gedacht, hier ist e<strong>in</strong>e<br />

schöne Schulausbildung möglich, weil die auch<br />

für schwierige Fälle gewappnet s<strong>in</strong>d«, berichtet<br />

er weiter. »Freiwillige Erziehungshilfe nannte<br />

man das«, erklärt Markus Kaiser: Die Aufnahme<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Wohngruppe erfolgte dann auf Wunsch<br />

<strong>der</strong> Eltern.<br />

32 <strong>recke</strong>: <strong>in</strong> 3/<strong>2019</strong>

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