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Foto: Judith von Lutterotti<br />
„Das Schauen soll Freude<br />
am Schönen vermitteln…“<br />
DER ARZT, KULTUR- UND FAMILIENMENSCH ANTON VON LUTTEROTTI (1919–2002)<br />
„Am 13. <strong>Oktober</strong> 1919 erblickte im ‚Roten<br />
Haus’ in Kaltern der dritte Sohn von Karl<br />
und Annunziata das Licht der Welt. Getauft<br />
wurde er auf den Namen Anton Seraphin,<br />
im Andenken an seinen Ahn, Anton Seraphin<br />
von Hepperger, der in den Wirren der<br />
napoleonischen Zeit das nicht leichte Amt<br />
des Bürgermeisters von Bozen ausgeübt<br />
hatte.“ So wird Anton von Lutterotti in einer<br />
Schrift mit dem Untertitel „Beiträge zur<br />
Familiengeschichte“ angekündigt.<br />
Der Vater, Dr. iur. Karl von Lutterotti,<br />
wird einigen wenigen in Erinnerung sein,<br />
für seine brennende Rede zur Gewährung<br />
des Selbstbestimmungsrechts für Südtirol<br />
auf Schloss Sigmundskron im Mai 1946.<br />
„ ..Herr von Lutterotti hat neben Glaube<br />
und Familie stets die Heimat über alles gestellt,<br />
ohne je davon Aufhebens zu machen.“<br />
(Nachruf von Tirols Außenministerin V.Stadelmayr<br />
TZ„Dolomiten“ Nr.289 31.12.1964)<br />
Annunziata Gräfin Consolati war eine<br />
liebevolle Mutter, die die schönen Künste<br />
liebte. Malerei und Photographie waren<br />
ihre Leidenschaft.<br />
<strong>Die</strong> meisten Vorfahren waren gebildete,<br />
tüchtige und rechtschaffene Menschen<br />
die sich im Christlichen Glauben geborgen<br />
wussten.<br />
UNBESCHWERTE KINDERJAHRE<br />
Anton besuchte die Volksschule in Kaltern.<br />
Als eines Morgens überraschenderweise<br />
der Unterricht von einer fremden<br />
Lehrperson auf Italienisch abgehalten<br />
wurde, konnte er den Kindern mit seinen<br />
Italienischkenntnissen aushelfen; schwieg<br />
aber als die unbeholfene Lehrerin die Hausaufgabe<br />
gab – „ disegnare un poc‘ …un<br />
bisele“ –und lachte am nächsten Morgen,<br />
als er das erstaunte Gesicht der jungen Italienerin<br />
sah: Alle Kinder hatten brav einen<br />
Bock und ein Küken gezeichnet.<br />
Anton war immer schon ein wissenshungriges<br />
Kind, als Fünfjähriger versteckte<br />
er sich unter dem Tisch, an dem die größeren<br />
Geschwister in Englisch unterrichtet<br />
wurden. <strong>Die</strong> Mutter hätte es lieber gesehen,<br />
wenn er mit den Kleineren gespielt hätte.<br />
<strong>Die</strong> unbeschwerte Kinderzeit in Kaltern<br />
und im Familienansitz „Fontanasanta“ bei<br />
Trient ging zu Ende.<br />
DIE „STELLA“ ALS NEUES ZUHAUSE<br />
Es folgen acht Jahre im Internat in Österreich,<br />
nach Hause kam er nur zu Weihnachten<br />
und im Sommer. Ein Schicksal,<br />
das er mit einigen Freunden aus Südtirol<br />
und seinen zwei älteren Brüdern teilte. Eine<br />
lehrreiche Zeit für den stets neugierigen<br />
Jüngling, uns Kindern erzählte er viele lustige<br />
Anekdoten und beschrieb gerne die<br />
Charaktere der verschiedenen Patres, die<br />
in Feldkirch das traditionsreiche Jesuitenkonvikt<br />
„Stella Matutina“ bewohnten. Nach<br />
der dort erlangten Reifeprüfung, inskribierte<br />
er an der Universität in Innsbruck.<br />
Wie Markus und Ludwig, wollte auch er<br />
Arzt werden. Um ein mühsames Nostrifizierungsverfahren<br />
in Italien als „Bleiber“<br />
zu vermeiden, führte er das Studium der<br />
Medizin an der Universität Bologna fort,<br />
wo er 1943 promovierte.<br />
Das strenge Sportprogramm in der „Stella“<br />
hatte aus ihm einen gut trainierten jungen<br />
Mann gemacht, der mit dem Fahrrad<br />
die weite Strecke bewältigte, um immer<br />
wieder die Großeltern in Fontanasanta<br />
besuchte, das für viele Jahre sein Zuhause<br />
werden sollte, oder die Eltern in Kaltern.<br />
Zum Entspannen ging er gerne Klettern<br />
oder Skifahren.<br />
STATT SOLDAT „PRIMAR<br />
DER RADIOLOGIE“<br />
Mit 24 kam er ins Regionalkrankenhaus<br />
in Trient, wo er die fachärztliche Ausbildung<br />
36 // OKTOBER 2018