Spielspaß '19 – Das Jahrbuch für Spielbegeisterte
90 Seiten voller Storys und Service! Alles über die aktuellen Brett- und Kartenspieltrends. Extra: Die "Rote Liste" für Schnäppchenjäger.
90 Seiten voller Storys und Service! Alles über die aktuellen Brett- und Kartenspieltrends. Extra: Die "Rote Liste" für Schnäppchenjäger.
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ZEITREISE<br />
Die wilden 90er<br />
ZEITREISE<br />
Die wilden 90er<br />
Zeitung statt Katalog: Peri war<br />
immer etwas anders.<br />
be Alpenrepublik aufgewachsen.<br />
1993 hatte das „Zahlen-Scrabble“<br />
Zatre das Licht der Spielewelt bei<br />
Peri erblickt, 1994 folgte Pusher<br />
in einer Kunststoffversion <strong>–</strong> das<br />
Holz-Original stammte von Theta<br />
<strong>–</strong>, daneben eine Reihe kleinerer<br />
Denk- und Fun-Spiele. Und Trionomio<br />
und Rummy, ein Rummikub-Verschnitt.<br />
Einen Rechtsstreit<br />
darüber hatte Peri 1996<br />
endgültig verloren und musste<br />
wegen hoher Schadenersatzforderungen<br />
Konkurs anmelden. <strong>Das</strong><br />
erste Mal.<br />
Wolfgang Perner gründete im<br />
selben Jahr die Perner Produktions<br />
GmbH, gewann Ravensburger<br />
Österreich als heimischen<br />
Vertriebspartner <strong>für</strong> einen Teil<br />
an Spielen, die fortgeführt wurden.<br />
2004 ging die noch 28 Personen<br />
beschäftigende Perner<br />
Produktions GmbH endgültig in<br />
Konkurs. Zatre landete 2005 bei<br />
Amigo, DKT über mehrere Zwischenstationen<br />
bei Ravensburger<br />
und ab 2008 bei Piatnik, dem nun<br />
letzten verbliebenen österreichischen<br />
Spielehersteller.<br />
Von Ravensburger war nun<br />
schon in mehreren Zusammenhängen<br />
die Rede. Wie aber sah eigentlich<br />
das Spieleprogamm des<br />
Marktführers zu dieser Zeit aus?<br />
Der Katalog von 1994 war schon<br />
mal um 40 Seiten dicker als der<br />
vorige. <strong>Das</strong> lag jedoch nicht nur an<br />
den Spielen. Der Puzzle- und Kreativbereich<br />
legte zu. Mit Bluemini<br />
führte Ravensburger, in Anspielung<br />
an die Hausfarbe, in diesem<br />
Jahr eine neue Reihe allererster<br />
Zuordnungsspiele <strong>für</strong> 1 1/2- bis<br />
3-Jährige ein. Primärmaterial,<br />
wie Ravensburger es nannte, um<br />
schon ganz junge Eltern an das<br />
blaue Dreieck zu binden. Mit den<br />
Jahren bekamen Bücher, Plüsch<br />
und Spielzeug die Oberhand, der<br />
Reihentitel Bluemini wurde nur<br />
wenige Jahre verwendet. <strong>Das</strong> Angebot<br />
<strong>für</strong> diese Zielgruppe ist seit<br />
2005 als Ministeps betitelt.<br />
Insgesamt 45 Spieleneuheiten<br />
waren im Katalog von 1994<br />
vorhanden. Darunter war jedoch<br />
kein einziges aufsehenerregendes<br />
Familienspiel. Einen viel versprechenden<br />
Ansatz lieferte am<br />
ehesten noch Die Erbraffer, am<br />
Schluss hingen Sieg oder Niederlage<br />
allerdings leider vom puren<br />
Zufall ab. Aber: Ravensburger<br />
hatte 1994 ohnehin reichlich gute<br />
Spiele aus den Vorjahren in seinem<br />
Sortiment. Sagaland, Scotland<br />
Yard, <strong>Das</strong> verrückte Labyrinth,<br />
Mitternachtsparty, um nur<br />
einige zu nennen. Kuhhandel und<br />
Hol‘s der Geier waren (und sind)<br />
Highlights unter den Kartenspielen.<br />
Einer der Schwerpunkte in<br />
dieser Periode lag auch bei Ravensburger<br />
auf der Partyschiene:<br />
<strong>Das</strong> Nilpferd in der Achterbahn<br />
(1988), Life Syle (1989), Astrotime<br />
(1990) Nobody is perfect<br />
(1992). Gleichzeitig „leistete“ sich<br />
Ravensburger nach wie vor mit<br />
Ökolopoly und Die Ökolis zwei<br />
Nischenprodukte <strong>für</strong> alternativ<br />
Angehauchte, während mit dem<br />
legendären Playboss, mit Börsenspiel<br />
und Shark die Fraktion<br />
der eiskalt rechnenden Kapitalisten<br />
gut bedient wurde. Ein bemerkenswerter<br />
Spagat. Aber so war<br />
das damals: Die Gesellschaft tappte<br />
unschlüssig durch die 90er und<br />
die Spielebranche gab ein Spiegelbild<br />
davon ab.<br />
… UND BUMM. Zu guter Letzt<br />
werfen wir einen Blick auf Piatnik<br />
und einige kleinere Verlage, um<br />
das Bild des Spielemarktes und<br />
-angebots gegen Mitte dieses turbulenten<br />
Jahrzehntes zu vervollständigen.<br />
Die Wiener Spielkartenfabrik<br />
Ferd. Piatnik & Söhne<br />
war und ist nicht nur Hersteller<br />
eigener Spiele, sondern Importeur<br />
mehrerer Marken <strong>für</strong> Österreich.<br />
1994 waren das F.X. Schmid,<br />
Abalone, Hexagames (Karrierepoker),<br />
Invicta (Mastermind),<br />
Sala Games und Hans im Glück.<br />
1990 hatte Piatnik mit Activity<br />
eines der erfolgreichsten Spiele<br />
der letzten Jahrzehnte auf den<br />
Markt gebracht und dem Original<br />
schnell Ableger beigefügt. 1994<br />
kam mit Tick … Tack … Bumm<br />
ein zweiter Welterfolg dazu.<br />
Hans im Glück hatte mit Drunter<br />
& Drüber bereits 1991 das<br />
Spiel des Jahres gestellt, 1994<br />
folgte <strong>für</strong> Manhattan der zweite<br />
Titel. <strong>Das</strong> Programm des 1983 von<br />
Bernd Brunnhofer und Karl-Heinz<br />
Schmiel gegründeten Münchner<br />
Verlags, so schmal es auch war,<br />
war trotz dieser Erfolge und den<br />
daraus gegebenen Möglichkeiten<br />
noch ein gutes Stück weit entfernt<br />
vom heutigen Anspruch.<br />
Einen Katalog im eigentlichen Sinn gab es bei Hans im Glück nie. Bis in den die späten 90er fand<br />
man das Programm auf einem Leporello.<br />
Eine große Wandlung machte<br />
gerade ein anderer heute prominenter<br />
Spieleverlag durch, den<br />
damals erst wenige auf dem Radar<br />
hatten: Queen Games. 1988<br />
von Rajive Gupta als Hersteller<br />
und Vertrieb des indischen Carrom<br />
gegründet, versuchte sich ab<br />
1992 mit Brett- und Kartenspielen<br />
und übernahm 1993 nach dem<br />
Bankrott von Laurin Spiele (früher<br />
Citadel) die Verlagsrechte <strong>für</strong><br />
Ringgeister und weitere Spiele,<br />
die in der Fantasy- und Rollenspielwelt<br />
angesiedelt waren. Der<br />
blieb man vorerst treu. Erst zum<br />
Ende der 1990er hin sollten Spiele<br />
wie Res Publica, Stimmt so!<br />
(der Vorläufer des Jahres 2003<br />
Der Palast von Alhambra) oder<br />
1994 baute Piatnik sein Angebot an Ablegern von Activity aus (linke<br />
Seite) und sollte auch den nächsten Megaseller ins Programm einführen:<br />
Tick … Tack … Bumm, das Spiel mit der Bombe (rechrts oben).<br />
Metro endlich auch Otto Normalspieler<br />
erreichen.<br />
Ein Jahr jünger als Queen Games<br />
ist Abacus, gegründet vom<br />
damaligen Amigo-Geschäftsführer<br />
und Hexagames-Produktmanagers<br />
Joe Nikisch, einem absoluten<br />
„Spieleversteher“. Von<br />
Hexagames brachte Nikisch die<br />
Zweier-Strategiespiele Uisge<br />
und Lines of Action mit, das voluminöse<br />
Geschicklichkeitsspiel<br />
Piratenbillard zählte ebenso zu<br />
den ersten Abacus-Spielen wie<br />
das Brettspiel Airlines und das<br />
Kartenspiel Tichu <strong>–</strong> eine ziemlich<br />
heterogene Mischung. Über An<br />
den Ufern des Nils, Volle Lotte<br />
(ursprünglich und heute wieder<br />
Tutto), damals die Neuheiten<br />
von 1994, der Anno Domini-Reihe,<br />
Mamma Mia! und Coloretto<br />
sollten noch einige Jahre vergehen,<br />
bis <strong>für</strong> Zooloretto die Aufbauarbeit<br />
eines hochwertigen<br />
Programms mit der Auszeichnung<br />
Spiel des Jahres 2007 <strong>für</strong><br />
alle sichtbar belohnt wurde.<br />
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spielwiese.at <strong>Jahrbuch</strong> 2019<br />
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spielwiese.at <strong>Jahrbuch</strong> 2019