Produkt- und Projektmanagement
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Christian F. Olejnik<br />
<strong>Produkt</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Projektmanagement</strong><br />
Februar 2012 © MEMOSYS-Centrum für<br />
Systemische Erwachsenenpädagogik, Essen 2012
<strong>Produkt</strong>- <strong>und</strong> <strong>Projektmanagement</strong> Seite I<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Konzeption der Studienschrift ...................................................................... III<br />
Kurzinformationen zum Autor ..................................................................... IV<br />
1. Gr<strong>und</strong>lagen ....................................................................................... 1<br />
2. <strong>Produkt</strong>management ......................................................................... 5<br />
2.1 Ressort-geb<strong>und</strong>enes <strong>Produkt</strong>management ....................................... 6<br />
2.1.1 Stabs-<strong>Produkt</strong>management............................................................... 7<br />
2.1.2 Linien-<strong>Produkt</strong>management ............................................................. 7<br />
2.2 Nicht-ressort-geb<strong>und</strong>enes <strong>Produkt</strong>management .............................. 8<br />
2.2.1 Matrix-<strong>Produkt</strong>management ............................................................ 8<br />
2.2.2 <strong>Produkt</strong>ausschuss ............................................................................. 9<br />
3. <strong>Projektmanagement</strong> ........................................................................ 13<br />
3.1 Der Projektbegriff .......................................................................... 14<br />
3.1.1 Definition ....................................................................................... 14<br />
3.1.2 Funktionen von Projekten .............................................................. 14<br />
3.1.3 Merkmale von Projekten ................................................................ 14<br />
3.1.4 Arten von Projekten ....................................................................... 16<br />
3.1.5 Bedeutung von Projekten ............................................................... 17<br />
3.1.6 Aufgabenträger des <strong>Projektmanagement</strong> ....................................... 19<br />
3.2 Projektorganisation ........................................................................ 20<br />
3.2.1 Merkmale der Projektorganisation ................................................. 20<br />
3.2.2 Projektunterstützung <strong>und</strong> -integration ............................................ 22<br />
3.2.3 Gr<strong>und</strong>formen der Projektorganisation ........................................... 26<br />
3.2.3.1 Stabs- Projektorganisation ............................................................. 26<br />
3.2.3.2 Matrix-Projektorganisation ............................................................ 28<br />
3.2.3.3 Projektorientierter Teilbereich ....................................................... 30<br />
3.2.3.4 Reine Projektorganisation .............................................................. 31<br />
3.2.4 Bestimmungsfaktoren für die organisatorische Wahl .................... 32<br />
3.3 Projektleitung ................................................................................. 33<br />
3.3.1 Führungsaufgaben .......................................................................... 33<br />
3.3.2 Anforderungen an den Projektleiter ............................................... 35<br />
Februar 2012 © MEMOSYS-Centrum für Systemische Erwachsenenpädagogik
<strong>Produkt</strong>- <strong>und</strong> <strong>Projektmanagement</strong> Seite II<br />
3.4 Projektteam .................................................................................... 36<br />
3.4.1 Begriff Projektteam ........................................................................ 36<br />
3.4.2 Zusammensetzung des Projektteams ............................................. 37<br />
3.5 Projektplanung ............................................................................... 39<br />
3.5.1 Gr<strong>und</strong>legende Phasenkonzepte des <strong>Projektmanagement</strong>s ............ 39<br />
3.5.2 Ausgewählte Phasenkonzepte ........................................................ 44<br />
3.5.2.1 Phasen eines Organisationsprojektes ............................................. 44<br />
3.5.2.2 Phasen eines EDV-Projektes .......................................................... 47<br />
3.5.3 Nutzwertanalyse ............................................................................. 48<br />
3.6 Projektsteuerung............................................................................. 50<br />
3.6.1 Gr<strong>und</strong>sätze der Projektsteuerung ................................................... 50<br />
3.6.2 Aufgaben der Projektsteuerung ...................................................... 54<br />
3.7 Projektkontrolle .............................................................................. 57<br />
3.8 Ressourcenmanagement ................................................................. 58<br />
Literaturverzeichnis ...................................................................................... 71<br />
Glossar .......................................................................................................... 72<br />
Stichwortverzeichnis .................................................................................... 73<br />
Fragebogen zur Studienschriftkritik ............................................................. 74<br />
Anhang ......................................................................................................... 76<br />
Februar 2012 © MEMOSYS-Centrum für Systemische Erwachsenenpädagogik
Gliederung<br />
Taxonomie<br />
Erfolgstipp<br />
<strong>Produkt</strong>- <strong>und</strong> <strong>Projektmanagement</strong> Seite III<br />
Konzeption der Studienschrift<br />
Der folgende Lehr-/Lerntext umfasst alle gr<strong>und</strong>legenden Inhalte für Ihr Studium,<br />
wobei zu Beginn eines jeden Kapitels die Lernziele formuliert <strong>und</strong> am<br />
Ende eines jeden Kapitels entsprechende Übungsaufgaben geboten werden.<br />
Mit der Bereitstellung zugehöriger Lösungshinweise können Sie die Bearbeitung<br />
der Aufgaben selbständig kontrollieren. Ein wichtiges didaktisches<br />
Hilfsmittel des Lehrtextes stellen die Marginalien (Randbemerkungen) dar,<br />
die Ihnen stichwortartig eine unmittelbare Orientierung über den Fortschritt<br />
der Bearbeitung ermöglichen. Am Ende des Lehrtextes stehen ein Literaturverzeichnis<br />
<strong>und</strong> ein Glossar, in welchem die Kernbegriffe sowie Fremdwörter,<br />
die für das Verständnis der Studieninhalte gr<strong>und</strong>legende Bedeutung haben,<br />
erläutert werden. Daran schließt sich ein Stichwortverzeichnis an, das<br />
Ihnen eine schnelle Suche nach allen möglichen Begriffen garantiert. Den<br />
Schluss bilden ein Fragebogen, über den wir Ihre persönliche Meinung zu<br />
der Studienschrift erbitten, <strong>und</strong> ein Anhang, der zusätzliche hilfreiche Informationen<br />
für Ihr Studium umfasst.<br />
Die Taxonomie der Lernziele des Studientextes besteht aus den drei Gliederungsebenen<br />
Kennen, Verstehen <strong>und</strong> Anwenden:<br />
Kennen beschreibt die Aneignung von Wissen (Fakten, Daten,<br />
Sachverhalte), das notwendig ist, um Zusammenhänge zu verstehen.<br />
Verstehen beschreibt das Erkennen <strong>und</strong> Verinnerlichen von Zusammenhängen,<br />
so dass komplexe Aufgabenstellungen <strong>und</strong> Probleme<br />
einer Lösung zugeführt werden können.<br />
Anwenden beschreibt die aus dem Verstehen der Zusammenhänge<br />
resultierende Fähigkeit zu sach- <strong>und</strong> fachgerechtem Handeln.<br />
Die Studienschrift beinhaltet viele praktische Übungen. Bitte nehmen Sie<br />
sich Zeit, die einzelnen Aufgaben zunächst selbständig zu bearbeiten <strong>und</strong><br />
erst im Anschluss mit den Musterlösungen zu vergleichen. Diese Vorgehensweise<br />
ermöglicht einen guten Lernerfolg, selbst wenn Sie bei Ihrem Lösungsversuch<br />
zuvor einen Fehler gemacht haben sollten. Auch eine Differenzerfahrung<br />
bei der gemeinsamen Erarbeitung von Aufgabenstellungen in<br />
einer selbstorganisierten Arbeitsgruppe kann Ihrem Aneignungsprozess von<br />
Wissen dienlich sein.<br />
Leserhinweis Um die Lesbarkeit der vorliegenden Studienschrift zu verbessern, wurde<br />
darauf verzichtet, neben der männlichen auch die weibliche Form anzuführen,<br />
die gedanklich selbstverständlich immer mit einbezogen ist.<br />
Februar 2012 © MEMOSYS-Centrum für Systemische Erwachsenenpädagogik
<strong>Produkt</strong>- <strong>und</strong> <strong>Projektmanagement</strong> Seite IV<br />
Kurzinformationen zum Autor<br />
Christian F. Olejnik, Jahrgang 1962. Studium der Wirtschaftswissenschaften<br />
an der Universität Essen <strong>und</strong> am University College Dublin mit Universitätsabschluss<br />
zum Diplom-Kaufmann. Aufbaustudium der Erwachsenenbildungswissenschaften<br />
an der Universität Kaiserslautern mit Hochschulgraduierung<br />
zum Master of Arts (Andragogik). Postgraduale Weiterbildung im<br />
Systemischen Management an der Universität Kaiserslautern mit abschließender<br />
Hochschulzertifizierung.<br />
Gründer <strong>und</strong> Geschäftsführer des IFM-Institut für Managementlehre, Geschäftsführer<br />
des LFM-Lehrinstitut für Meisterberufe sowie Direktor des<br />
MEMOSYS-Centrum für Systemische Erwachsenenpädagogik.<br />
Verfasser von Fachbeiträgen zur Lernpsychologie <strong>und</strong> Autor von Studienschriften<br />
zu verschiedenen Gebieten der strategischen <strong>und</strong> operativen Unternehmensführung.<br />
Ehrenamtliche Funktion bei der Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer: Vorsitzender<br />
des Prüfungsausschusses für Geprüfte Controller.<br />
Februar 2012 © MEMOSYS-Centrum für Systemische Erwachsenenpädagogik
Primärorganisation<br />
Merkmale<br />
Innovationskraft<br />
<strong>Produkt</strong>- <strong>und</strong> <strong>Projektmanagement</strong> Seite 1<br />
1. Gr<strong>und</strong>lagen<br />
LERNZIELE<br />
• Sie sollen den Unterschied zwischen einer primären <strong>und</strong> einer sek<strong>und</strong>ären<br />
Organisationsstruktur kennen.<br />
• Sie sollen Merkmale der Primärorganisation kennen.<br />
• Sie sollen Sek<strong>und</strong>ärstrukturen charakterisieren können.<br />
Das vorliegende Thema der Studienschrift macht es erforderlich, zu Beginn<br />
eine Unterscheidung der Begriffe Primärorganisation <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>ärorganisation<br />
vorzunehmen.<br />
Von Primärorganisation wird immer dann gesprochen, wenn das aufbauorganisatorische<br />
Gr<strong>und</strong>gerüst der Unternehmung gemeint ist. Es dient der<br />
Abwicklung aller Routineaufgaben, die den Zweck haben, die reibungslosen<br />
Abläufe im Versorgungs- <strong>und</strong> Vollzugsbereiches der Unternehmung zu<br />
garantieren.<br />
Die Primärorganisation ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet:<br />
� gute Planungssicherheit durch Routine<br />
� geringe Unsicherheit über Aktivitäten <strong>und</strong> Prozessergebnisse<br />
� Leistungserstellung als Ziel<br />
� Existenz fester Stellenbeschreibungen<br />
� Qualifikation erfolgt vor der Aufgabenübernahme<br />
� Dienstwege sind lang<br />
� Arbeitsentgelt als Anreiz<br />
� Amtsautorität ist wirksam<br />
Aufgr<strong>und</strong> der formalen, hierarchiegeprägten Kommunikation zwischen den<br />
Stellen <strong>und</strong> Abteilungen der Primärorganisation können bestimmte Probleme<br />
nicht effizient gelöst werden. So ist zum Beispiel die Förderung der<br />
Ideenfindung innerhalb der Primärstruktur eher schlecht möglich. Zur<br />
Überwindung dieser Schwierigkeit <strong>und</strong> zur Steigerung der Innovationskraft<br />
des Unternehmens bietet sich die Anlagerung einer ergänzenden sek<strong>und</strong>ären<br />
Organisationsstruktur an.<br />
Februar 2012 © MEMOSYS-Centrum für Systemische Erwachsenenpädagogik
Sek<strong>und</strong>ärorganisation<br />
Charakteristika<br />
<strong>Produkt</strong>- <strong>und</strong> <strong>Projektmanagement</strong> Seite 2<br />
Die Sek<strong>und</strong>ärorganisation (Parallelorganisation) erweitert die primäre Organisationsstruktur<br />
um zusätzliche – zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
notwendige – Aspekte. Das Ziel der Sek<strong>und</strong>ärorganisation besteht in<br />
der Bewältigung neuer <strong>und</strong>/oder zeitlich befristeter Aufgaben bzw. Probleme.<br />
Wenn die historisch gewachsene Primärorganisation immer stärker von<br />
der Sek<strong>und</strong>ärorganisation geprägt wird, entwickelt sich eine duale Organisation,<br />
d.h., es finden zwei Strukturierungskonzepte nebeneinander Anwendung.<br />
Eine Sek<strong>und</strong>ärorganisation weißt folgende Charakteristika auf:<br />
� geringe Planungssicherheit durch komplexe Probleme<br />
� hohe Unsicherheit über Aktivitäten <strong>und</strong> Prozessergebnisse<br />
� Organisation als Ziel<br />
� Aufgabenzuweisung findet flexibel statt<br />
� Qualifikation erfolgt während der Aufgabenerfüllung<br />
� Dienstwege sind kurz<br />
� Anerkennung, soziale Kontakte <strong>und</strong> Lernchancen als Anreize<br />
� Persönlichkeitsautorität ist wirksam<br />
Die gegenseitige Abstimmung bei innovativen <strong>und</strong> komplexen Problemstellungen<br />
wurde in der Vergangenheit sehr häufig dem Zufall überlassen oder<br />
erfolgte bestenfalls auf informellen Wegen. In den letzten Jahren wurden<br />
zunehmend neue Organisationsformen entwickelt, die es ermöglichen, dass<br />
anstehende Probleme schnell <strong>und</strong> flexibel gelöst werden können.<br />
In den folgenden Kapiteln sollen das <strong>Produkt</strong>management <strong>und</strong> das <strong>Projektmanagement</strong><br />
als Formen der Sek<strong>und</strong>ärorganisation dargestellt werden.<br />
Februar 2012 © MEMOSYS-Centrum für Systemische Erwachsenenpädagogik
<strong>Produkt</strong>- <strong>und</strong> <strong>Projektmanagement</strong> Seite 3<br />
Prüfungstypische Aufgabe zum Kapitel 1<br />
Wissensabfrage<br />
Ordnen Sie die folgenden organisationstypischen Aspekte einerseits der<br />
Primär- <strong>und</strong> andererseits der Sek<strong>und</strong>ärorganisation zu.<br />
Amtsautorität<br />
Langer Dienstweg<br />
Flexible Aufgabenzuweisung<br />
Anreize: Bezahlung<br />
Problemlösung, hohe<br />
Unsicherheit<br />
Qualifikation erfolgt vor der<br />
Aufgabenübernahme<br />
Routine, geringe Unsicherheit<br />
Ziel ist „Leistungserstellung“<br />
Feste Stellenbeschreibung<br />
Ziel ist „Organisation“<br />
Kurzer Dienstweg<br />
Persönlichkeitsautorität<br />
Anreize: Anerkennung, soziale<br />
Kontakte, Lernchancen<br />
Qualifikation erfolgt während<br />
der Aufgabenerfüllung<br />
Februar 2012 © MEMOSYS-Centrum für Systemische Erwachsenenpädagogik
<strong>Produkt</strong>- <strong>und</strong> <strong>Projektmanagement</strong> Seite 4<br />
Lösungshinweise zu der prüfungstypischen Aufgabe<br />
Primärorganisation<br />
Routine, geringe<br />
Unsicherheit<br />
Ziel ist „Leistungserstellung“<br />
Feste Stellenbeschreibung<br />
Qualifikation erfolgt vor<br />
der Aufgabenübernahme<br />
Langer Dienstweg<br />
Anreize: Bezahlung<br />
Amtsautorität<br />
Sek<strong>und</strong>ärorganisation<br />
Problemlösung, hohe<br />
Unsicherheit<br />
Ziel ist „Organisation“<br />
Flexible Aufgabenzuweisung<br />
Qualifikation erfolgt<br />
während der Aufgabenerfüllung<br />
Kurzer Dienstweg<br />
Anreize: Anerkennung,<br />
soziale Kontakte,<br />
Lernchancen<br />
Persönlichkeitsautorität<br />
Februar 2012 © MEMOSYS-Centrum für Systemische Erwachsenenpädagogik
Ursprung<br />
Anpassungsfähigkeit<br />
Einsatzbedingungen<br />
Zeitlich unbefristete<br />
Organisationsstruktur<br />
<strong>Produkt</strong>- <strong>und</strong> <strong>Projektmanagement</strong> Seite 5<br />
2. <strong>Produkt</strong>management<br />
LERNZIELE<br />
• Sie sollen Verständnis für die Notwendigkeit einer produktbezogenen<br />
Sek<strong>und</strong>ärstruktur aufbringen.<br />
• Sie sollen den Unterschied zwischen einer funktionsbereichsbezogenen<br />
<strong>und</strong> funktionsübergreifenden Einordnung des <strong>Produkt</strong>management<br />
kennen.<br />
• Sie sollen die Aufgaben eines <strong>Produkt</strong>managers kennen.<br />
Die Organisationsstruktur des <strong>Produkt</strong>management wurde 1927 bei dem<br />
Konsumgüterhersteller Procter & Gamble in den USA entwickelt <strong>und</strong> eingeführt,<br />
um den sich abzeichnenden Absatzschwierigkeiten eigener <strong>Produkt</strong>e<br />
infolge der Weltwirtschaftskrise entgegenzuwirken.<br />
Mit dem <strong>Produkt</strong>management soll die Anpassungsfähigkeit an sich ändernde<br />
Märkte verbessert <strong>und</strong> damit die Wettbewerbsposition sowie die Überlebensfähigkeit<br />
des Unternehmens nachhaltig gestärkt werden. Seine wichtigste<br />
Funktion liegt in der permanenten Suche nach <strong>Produkt</strong>neuerungen <strong>und</strong><br />
deren Positionierung auf den relevanten Zielmärkten.<br />
Der Einsatz des <strong>Produkt</strong>management als sek<strong>und</strong>äre Organisationsstruktur ist<br />
vor allem unter zwei Bedingungen sinnvoll:<br />
� Es liegt ein vielfältiges <strong>und</strong> heterogenes <strong>Produkt</strong>programm vor, dem<br />
unterschiedliche Marktbedingungen gegenüberstehen. Bei einer Vielzahl<br />
unähnlicher <strong>Produkt</strong>-Markt-Beziehungen ist es den Leitungsstellen<br />
in der Primärstruktur nicht mehr möglich, eine produktbezogene Koordination<br />
der Unternehmensaktivitäten vorzunehmen.<br />
� Die relevanten Märkte sind durch eine hohe Komplexität <strong>und</strong> Dynamik<br />
gekennzeichnet. Daher sind Stellen erforderlich, die sich auf die einzelnen<br />
Märkte konzentrieren <strong>und</strong> so die Flexibilität <strong>und</strong> Reaktionsfähigkeit<br />
des Unternehmens verbessern.<br />
Das <strong>Produkt</strong>management ist eine zeitlich unbefristete Organisationsstruktur,<br />
das die Primärstruktur durch eine produktbezogene Sek<strong>und</strong>arorganisation<br />
überlagert. Dies ist vor allem in einem funktional gegliederten Unternehmen<br />
bei Vorliegen der oben genannten <strong>Produkt</strong>-Markt-Beziehungen der Fall.<br />
Aber auch innerhalb der Geschäftsbereiche einer Spartenorganisation kann<br />
ein <strong>Produkt</strong>management sinnvoll sein, wenn unterschiedliche <strong>Produkt</strong>e oder<br />
<strong>Produkt</strong>gruppen eine individuelle Betreuung erfordern.<br />
Februar 2012 © MEMOSYS-Centrum für Systemische Erwachsenenpädagogik
Koordination der<br />
Unternehmensaktivitäten<br />
Aufgaben des<br />
<strong>Produkt</strong>managers<br />
Funktionsbereichsbezogene<br />
Einordnung<br />
<strong>Produkt</strong>- <strong>und</strong> <strong>Projektmanagement</strong> Seite 6<br />
Das <strong>Produkt</strong>management übernimmt als Einprodukt- oder als Mehrproduktmanagement<br />
die Koordination der Unternehmensaktivitäten mit Fokus<br />
auf die verschiedenen Absatzmärkte. In stark wachsenden Unternehmen mit<br />
funktionaler Gliederung ist das <strong>Produkt</strong>management häufig die Vorstufe zur<br />
Divisionalisierung.<br />
Die <strong>Produkt</strong>manager, häufig auch Markenmanager (brand manager)<br />
genannt, sind die Träger des <strong>Produkt</strong>management. Sie sind <strong>Produkt</strong>spezialisten<br />
<strong>und</strong> Funktionsgeneralisten in Personalunion <strong>und</strong> nehmen folgende<br />
Aufgaben wahr:<br />
� Entwicklung, Realisation <strong>und</strong> Kontrolle der produktspezifischen Marketingkonzepte,<br />
� Gewinnung <strong>und</strong> Aufbereitung aller internen <strong>und</strong> externen <strong>Produkt</strong>informationen,<br />
insbesondere durch Beobachtung des Verhaltens von Konsumenten<br />
<strong>und</strong> Konkurrenten,<br />
� Pflege des <strong>Produkt</strong>images innerhalb <strong>und</strong> außerhalb des Unternehmens,<br />
� Unterstützung der technischen Bereiche bei der <strong>Produkt</strong>entwicklung<br />
<strong>und</strong> Koordination der entsprechenden Aktivitäten,<br />
� Erstellung von produkt- <strong>und</strong> produktgruppenspezifischen Umsatz-,<br />
Kosten- <strong>und</strong> Ergebnisplänen.<br />
Bei funktional organisierten Unternehmen kann das <strong>Produkt</strong>management<br />
ressort-geb<strong>und</strong>en in den Absatzbereich integriert oder funktionsübergreifend,<br />
also ressort-ungeb<strong>und</strong>en eingebettet werden.<br />
2.1 Ressort-geb<strong>und</strong>enes <strong>Produkt</strong>management<br />
Im ressort-geb<strong>und</strong>enen <strong>Produkt</strong>management sind die <strong>Produkt</strong>-Leitstellen an<br />
den Absatzbereich geb<strong>und</strong>en. Diese funktionsbereichsbezogene Einordnung<br />
innerhalb des Absatzbereiches zielt vor allem auf eine institutionalisierte<br />
Koordination der absatzwirtschaftlichen Aktivitäten <strong>und</strong> erlaubt eine bessere<br />
Berücksichtigung von unterschiedlichen Marktentwicklungen der einzelnen<br />
<strong>Produkt</strong>e. Die übergeordnete Stelle des Absatzleiters garantiert gleichzeitig<br />
eine weitgehende Einheitlichkeit der absatzpolitischen Maßnahmen, während<br />
die <strong>Produkt</strong>manager die Vorarbeiten leisten.<br />
Februar 2012 © MEMOSYS-Centrum für Systemische Erwachsenenpädagogik
<strong>Produkt</strong>manager als Stab<br />
Schaubild<br />
<strong>Produkt</strong>manager<br />
als Instanz<br />
<strong>Produkt</strong>- <strong>und</strong> <strong>Projektmanagement</strong> Seite 7<br />
2.1.1 Stabs-<strong>Produkt</strong>management<br />
Eine häufig anzutreffende Organisationsform ist die Eingliederung des <strong>Produkt</strong>managers<br />
als Stabstelle, die der Absatzleitung direkt zugeordnet ist.<br />
Dies bedeutet, dass die weisungsgeb<strong>und</strong>enen Koordinationsmaßnahmen <strong>und</strong><br />
die Entscheidungen über den Einsatz der absatzpolitischen Instrumente von<br />
der Absatzleitung getroffen werden. Der <strong>Produkt</strong>manager sammelt formal<br />
lediglich die notwendigen Informationen <strong>und</strong> bereitet die Entscheidungen<br />
der Absatzleiters vor. In der Praxis übernimmt der <strong>Produkt</strong>manager allerdings<br />
nicht selten eigenverantwortlich Koordinationsfunktionen gegenüber<br />
der Vollzugsbereiche <strong>Produkt</strong>ion <strong>und</strong> Forschung & Entwicklung.<br />
Das nachfolgende Schaubild visualisiert die Stellengliederung:<br />
Leitung<br />
F & E <strong>Produkt</strong>ion Absatz<br />
Marktforschung Werbung Verkauf<br />
2.1.2 Linien-<strong>Produkt</strong>management<br />
<strong>Produkt</strong>manager A<br />
<strong>Produkt</strong>manager B<br />
In vielen Fällen wird eine weitere Ebene in den Absatzbereich eingezogen,<br />
so dass die <strong>Produkt</strong>manager als vollkompetente Linienstellen Führungsverantwortung<br />
übernehmen müssen. Diese Form des <strong>Produkt</strong>management ist<br />
dann sinnvoll, wenn die <strong>Produkt</strong>-Markt-Beziehungen derart unterschiedlich<br />
<strong>und</strong> zugleich so umsatzträchtig sind, dass sie eine Differenzierung der Aufgaben<br />
nach <strong>Produkt</strong>en oder <strong>Produkt</strong>gruppen innerhalb des Absatzbereiches<br />
wirtschaftlich rechtfertigen.<br />
Februar 2012 © MEMOSYS-Centrum für Systemische Erwachsenenpädagogik
Schaubild<br />
Überlagerung von<br />
Kompetenzen<br />
<strong>Produkt</strong>- <strong>und</strong> <strong>Projektmanagement</strong> Seite 8<br />
Das folgende Schaubild visualisiert diese Form der Stellengliederung:<br />
Leitung<br />
F & E <strong>Produkt</strong>ion Absatz<br />
<strong>Produkt</strong>manager A <strong>Produkt</strong>manager B<br />
Verkauf<br />
Werbung<br />
2.2 Nicht-ressort-geb<strong>und</strong>enes <strong>Produkt</strong>management<br />
Eine funktionsübergreifende Einordnung des <strong>Produkt</strong>management kann angebracht<br />
sein, wenn eine unternehmensinterne Koordination zwischen den<br />
Vollzugsbereichen Forschung & Entwicklung, <strong>Produkt</strong>ion <strong>und</strong> Absatz erfolgen<br />
soll.<br />
2.2.1 Matrix-<strong>Produkt</strong>management<br />
Verkauf<br />
Werbung<br />
Marktforschung Markforschung<br />
Hierbei sind die <strong>Produkt</strong>manager direkt der Geschäftsleitung unterstellt <strong>und</strong><br />
bekommen auch formal fachliche Weisungsbefugnisse gegenüber den Funktionsbereichen<br />
eingeräumt. Dabei kommt es zu einer Überlagerung von<br />
funktions- <strong>und</strong> produktspezifischen Entscheidungskompetenzen. Im Gegensatz<br />
zu einer reinen Matrixorganisation, die eine kollegiale Entscheidungsfindung<br />
zwischen Funktionsmanager <strong>und</strong> Spartenleiter einfordert, werden<br />
die Kompetenzüberschneidungen in dem nicht-ressort-geb<strong>und</strong>en <strong>Produkt</strong>management<br />
zumeist durch eine standardisierte Verortung der Entscheidungsfindung<br />
überw<strong>und</strong>en. So ist der <strong>Produkt</strong>manager bei der Frage des<br />
Was zuständig <strong>und</strong> der Funktionsleiter bei der Frage des Wie.<br />
Februar 2012 © MEMOSYS-Centrum für Systemische Erwachsenenpädagogik
Schaubild<br />
Form der<br />
Selbstabstimmung<br />
Schaubild<br />
<strong>Produkt</strong>- <strong>und</strong> <strong>Projektmanagement</strong> Seite 9<br />
Das folgende Schaubild visualisiert diese Form der Stellengliederung:<br />
<strong>Produkt</strong>-<br />
manager A<br />
<strong>Produkt</strong>manager<br />
B<br />
Leitung<br />
2.2.2 <strong>Produkt</strong>ausschuss<br />
Verwaltung<br />
F & E <strong>Produkt</strong>ion Absatz<br />
Als produktbezogene Form der Selbstabstimmung ist die Bildung eines Kollegiums<br />
möglich, das der Geschäftsleitung zugeordnet ist. Es setzt sich aus<br />
Vertretern der Funktionsbereiche zusammen <strong>und</strong> übernimmt die Aufgaben<br />
des <strong>Produkt</strong>managers. Auf der einen Seite dient dieser Ausschuss der Zusammenführung<br />
des fachlichen Sachverstandes <strong>und</strong> stellt auf der anderen<br />
Seite sicher, dass die Umsetzung der gemeinsamen Beschlüsse nicht durch<br />
Akzeptanzprobleme in den Linienstellen blockiert wird.<br />
Das folgende Schaubild visualisiert diese Form der Stellengliederung:<br />
Leitung<br />
F & E <strong>Produkt</strong>ion Absatz<br />
<strong>Produkt</strong>ausschuss<br />
Februar 2012 © MEMOSYS-Centrum für Systemische Erwachsenenpädagogik
<strong>Produkt</strong>- <strong>und</strong> <strong>Projektmanagement</strong> Seite 10<br />
Prüfungstypische Aufgaben zum Kapitel 2<br />
(1) Unter welchen Bedingungen ist die Einführung eines <strong>Produkt</strong>management<br />
sinnvoll?<br />
(2) Welche Aufgaben kommen dem <strong>Produkt</strong>manager zu?<br />
(3) Unterscheiden Sie das Matrix-<strong>Produkt</strong>management vom dem <strong>Produkt</strong>ausschuss.<br />
Februar 2012 © MEMOSYS-Centrum für Systemische Erwachsenenpädagogik
<strong>Produkt</strong>- <strong>und</strong> <strong>Projektmanagement</strong> Seite 11<br />
Lösungshinweise zu den prüfungstypischen Aufgaben<br />
Zu (1)<br />
Der Einsatz des <strong>Produkt</strong>management ist vor allem sinnvoll, wenn einerseits<br />
ein vielfältiges <strong>und</strong> heterogenes <strong>Produkt</strong>programm vorliegt, dem unterschiedliche<br />
Marktbedingungen gegenüberstehen. Denn bei einer Vielzahl<br />
unähnlicher <strong>Produkt</strong>-Markt-Beziehungen ist es den Leitungsstellen in der<br />
Primärstruktur nicht mehr möglich, eine produktbezogene Koordination der<br />
Unternehmensaktivitäten vorzunehmen. Zum anderen sollten die relevanten<br />
Märkte durch eine hohe Komplexität <strong>und</strong> Dynamik gekennzeichnet sein.<br />
Dann sind nämlich Stellen erforderlich, die sich auf die einzelnen Märkte<br />
konzentrieren <strong>und</strong> so die Flexibilität <strong>und</strong> Reaktionsfähigkeit des Unternehmens<br />
verbessern.<br />
Zu (2)<br />
Die <strong>Produkt</strong>manager sind <strong>Produkt</strong>spezialisten <strong>und</strong> Funktionsgeneralisten in<br />
Personalunion <strong>und</strong> nehmen folgende Aufgaben wahr:<br />
� Entwicklung, Realisation <strong>und</strong> Kontrolle der produktspezifischen Marketingkonzepte,<br />
� Gewinnung <strong>und</strong> Aufbereitung aller internen <strong>und</strong> externen <strong>Produkt</strong>informationen,<br />
insbesondere durch Beobachtung des Verhaltens von Konsumenten<br />
<strong>und</strong> Konkurrenten,<br />
� Pflege des <strong>Produkt</strong>images innerhalb <strong>und</strong> außerhalb des Unternehmens,<br />
� Unterstützung der technischen Bereiche bei der <strong>Produkt</strong>entwicklung<br />
<strong>und</strong> Koordination der entsprechenden Aktivitäten,<br />
� Erstellung von produkt- <strong>und</strong> produktgruppenspezifischen Umsatz-,<br />
Kosten- <strong>und</strong> Ergebnisplänen.<br />
Zu (3)<br />
Bei dem Matrix-<strong>Produkt</strong>management sind die <strong>Produkt</strong>manager direkt der<br />
Geschäftsleitung unterstellt <strong>und</strong> bekommen auch formal fachliche Weisungsbefugnisse<br />
gegenüber den Funktionsbereichen eingeräumt. Dabei<br />
kommt es zu einer Überlagerung von funktions- <strong>und</strong> produktspezifischen<br />
Entscheidungskompetenzen.<br />
Bei dem <strong>Produkt</strong>ausschuss handelt es sich um eine produktbezogene Form<br />
der Selbstabstimmung, die durch Bildung eines Kollegiums entsteht, das der<br />
Geschäftsleitung zugeordnet wird. Es setzt sich aus Vertretern der Funktionsbereiche<br />
zusammen <strong>und</strong> übernimmt die Aufgaben des <strong>Produkt</strong>managers.<br />
Februar 2012 © MEMOSYS-Centrum für Systemische Erwachsenenpädagogik