Geschäftsprozess- management - Institut für Managementlehre
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CHRISTIAN F. OLEJNIK<br />
<strong>Geschäftsprozess</strong><strong>management</strong><br />
© IFM-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Managementlehre</strong>, Gelsenkirchen
<strong>Geschäftsprozess</strong><strong>management</strong> Seite I<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Konzeption der Studienschrift ..................................................................... II<br />
Kurzinformationen zum Autor .................................................................. III<br />
1. <strong>Geschäftsprozess</strong><strong>management</strong> als Alternative zur traditionellen<br />
Arbeitsorganisation ......................................................................... 1<br />
1.1 Basisüberlegungen zur Prozessausrichtung .................................... 1<br />
1.2 Merkmale von Prozessen ................................................................ 3<br />
1.3 Arten von Prozessen ........................................................................ 6<br />
1.4 Zum Begriff des <strong>Geschäftsprozess</strong>es .............................................. 9<br />
1.5 Management von <strong>Geschäftsprozess</strong>en .......................................... 12<br />
2. Prozessorientierte Organisationsgestaltung .................................. 16<br />
2.1 Ziele der Prozessgestaltung ........................................................... 16<br />
2.2 Primär- und Sekundärorganisation als alternative Basen <strong>für</strong> das<br />
<strong>Geschäftsprozess</strong><strong>management</strong> ....................................................... 20<br />
2.3 Gestaltung von <strong>Geschäftsprozess</strong>en .............................................. 22<br />
2.3.1 Definition der <strong>Geschäftsprozess</strong>e .................................................. 23<br />
2.3.2 Strukturierung der <strong>Geschäftsprozess</strong>e ........................................... 27<br />
2.3.3 Realisation der <strong>Geschäftsprozess</strong>e ................................................ 31<br />
2.3.4 Optimierung der <strong>Geschäftsprozess</strong>e .............................................. 32<br />
2.4 Aktionsträger im Prozess<strong>management</strong> .......................................... 33<br />
3. Prozessorientierung im Personalwesen ......................................... 39<br />
3.1 Einführung der Prozessorientierung .............................................. 39<br />
3.2 Organisation von Veränderungsprozessen .................................... 41<br />
3.3 Beurteilung der Prozessqualität ..................................................... 42<br />
Literaturverzeichnis ................................................................................... 46<br />
Glossar .................................................................................................... 47<br />
Stichwortverzeichnis ................................................................................. 49<br />
Fragebogen zur Studienschriftkritik .......................................................... 51<br />
Version 12-1 © IFM-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Managementlehre</strong>, Gelsenkirchen
<strong>Geschäftsprozess</strong><strong>management</strong> Seite II<br />
Konzeption der Studienschrift<br />
Der folgende Lehr-/Lerntext umfasst alle grundlegenden Inhalte <strong>für</strong> Ihr<br />
Studium, wobei zu Beginn eines jeden Kapitels die Lernziele formuliert und<br />
am Ende eines jeden Kapitels entsprechende Übungsaufgaben geboten werden.<br />
Mit der Bereitstellung zugehöriger Lösungshinweise können Sie die<br />
Bearbeitung der Aufgaben selbständig kontrollieren. Ein wichtiges didaktisches<br />
Hilfsmittel des Lehrtextes stellen die Marginalien (Randbemerkungen)<br />
dar, die Ihnen stichwortartig eine unmittelbare Orientierung über den<br />
Fortschritt der stofflichen Bearbeitung ermöglichen. Am Ende des Lehrtextes<br />
stehen ein Literaturverzeichnis und ein Glossar, in welchem die Kernbegriffe<br />
sowie Fremdwörter, die <strong>für</strong> das Verständnis der Studieninhalte grundlegende<br />
Bedeutung haben, erläutert werden. Daran schließt sich ein Stichwortverzeichnis<br />
an, das Ihnen eine schnelle Suche nach allen möglichen<br />
Begriffen garantiert. Den Schluss bilden ein Fragebogen, über den wir Ihre<br />
persönliche Meinung zu der Studienschrift erbitten, und ein Anhang, der<br />
zusätzliche hilfreiche Informationen <strong>für</strong> Ihr Studium umfasst.<br />
Die Taxonomie der Lernziele des Studientextes besteht aus den drei<br />
Gliederungsebenen Kennen, Verstehen und Anwenden:<br />
Kennen beschreibt die Aneignung von Wissen (Fakten, Daten, Sachverhalte),<br />
das notwendig ist, um Zusammenhänge zu<br />
verstehen.<br />
Verstehen beschreibt das Erkennen und Verinnerlichen von Zusammenhängen,<br />
so dass komplexe Aufgabenstellungen und Probleme<br />
einer Lösung zugeführt werden können.<br />
Anwenden beschreibt die aus dem Verstehen der Zusammenhänge<br />
resultierende Fähigkeit zu sach- und fachgerechtem Handeln.<br />
Die Studienschrift beinhaltet viele praktische Übungen. Bitte nehmen Sie<br />
sich Zeit, die einzelnen Aufgaben zunächst selbständig zu bearbeiten und<br />
erst im Anschluss mit den Musterlösungen zu vergleichen. Diese Vorgehensweise<br />
ermöglicht einen guten Lernerfolg, selbst wenn Sie bei Ihrem<br />
Lösungsversuch zuvor einen Fehler gemacht haben sollten. Auch eine Differenzerfahrung<br />
bei der gemeinsamen Erarbeitung von Aufgabenstellungen<br />
in einer selbstorganisierten Arbeitsgruppe kann Ihrem Aneignungsprozess<br />
von Wissen dienlich sein.<br />
Um die Lesbarkeit der vorliegenden Studienschrift zu verbessern, wurde<br />
darauf verzichtet, neben der männlichen auch die weibliche Form anzuführen,<br />
die gedanklich selbstverständlich immer mit einbezogen ist.<br />
Version 12-1 © IFM-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Managementlehre</strong>, Gelsenkirchen
<strong>Geschäftsprozess</strong><strong>management</strong> Seite III<br />
Kurzinformationen zum Autor<br />
Christian F. Olejnik, Jahrgang 1962. Studium der Wirtschaftswissenschaften<br />
an der Universität Essen und am University College Dublin mit Universitätsabschluss<br />
zum Diplom-Kaufmann. Aufbaustudium der Erwachsenenbildungswissenschaften<br />
an der Universität Kaiserslautern mit Hochschulgraduierung<br />
zum Master of Arts (Andragogik). Postgraduale Weiterbildung im<br />
Systemischen Management an der Universität Kaiserslautern mit abschließender<br />
Hochschulzertifizierung.<br />
Gründer und Geschäftsführer des IFM-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Managementlehre</strong>, Geschäftsführer<br />
des LFM-Lehrinstitut <strong>für</strong> Meisterberufe sowie Direktor des<br />
MEMOSYS-Centrum <strong>für</strong> Systemische Erwachsenenpädagogik.<br />
Verfasser von Fachbeiträgen zur Lernpsychologie und Autor von Studienschriften<br />
zu verschiedenen Gebieten der strategischen und operativen Unternehmensführung.<br />
Ehrenamtliche Funktion bei der Industrie- und Handelskammer: Vorsitzender<br />
des Prüfungsausschusses <strong>für</strong> Geprüfte Controller.<br />
Version 12-1 © IFM-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Managementlehre</strong>, Gelsenkirchen
Klassisches<br />
Analyse-Synthese-<br />
Konzept<br />
Statische Seite<br />
Dynamische Seite<br />
Prozesse werden<br />
hineinorganisiert<br />
<strong>Geschäftsprozess</strong><strong>management</strong> Seite 1<br />
1. <strong>Geschäftsprozess</strong><strong>management</strong> als Alternative zur<br />
traditionellen Arbeitsorganisation<br />
LERNZIELE:<br />
• Sie sollen Verständnis <strong>für</strong> die Notwendigkeit ganzheitlicher <strong>Geschäftsprozess</strong>e<br />
im Unternehmen aufbringen.<br />
• Sie sollen die Bedeutung einzelner Prozesselemente kennen.<br />
• Sie sollen den Ansatz des Prozess<strong>management</strong> richtig einordnen können.<br />
Im Mittelpunkt der traditionellen Vorstellung von einer Organisationsstruktur<br />
steht die Bildung einer Aufbauorganisation. Dazu erfolgt auf der Grundlage<br />
des klassischen Analyse-Synthese-Konzeptes eine analytische Zerlegung<br />
einer Gesamtaufgabe in Teilaufgaben (Aufgabenanalyse).<br />
Die anschließende Bündelung der einzelnen Teilaufgaben in Aufgabenkomplexen<br />
(Aufgabensynthese) sowie deren Verteilung auf die organisatorischen<br />
Einheiten mündet in einer formalen Stellenhierarchie. Mit dieser statischen<br />
Seite der Organisationsstruktur soll die Frage beantwortet werden,<br />
wer, was, woran und womit machen muss. Dabei wird die Absicht verfolgt,<br />
durch Spezialisierung der Stellen die Produktivität des Unternehmens zu<br />
steigern.<br />
Im anschließenden Schritt müssen Regeln <strong>für</strong> den Vollzug der Aufgabe, d.h.<br />
die Umsetzung der Aufgabe in Arbeit, formuliert werden. Im Rahmen dieser<br />
dynamischen Seite der Organisationsstruktur sind Tätigkeiten zu verrichten<br />
bzw. Prozesse abzuwickeln, wobei diese Prozesse möglichst effizient ablaufen<br />
sollten. Zu diesem Zweck wird eine Arbeitsanalyse durchgeführt, die<br />
sich als verlängerte Aufgabenanalyse darstellt, in welcher die Aufgaben<br />
analytisch in Arbeitselemente zerlegt werden. In der anschließenden Arbeitssynthese<br />
erfolgt eine Bildung von Arbeitsfeldern, indem die Arbeitselemente<br />
unter raum-zeitlich-personellen Bedingungen zusammengefasst<br />
werden.<br />
1.1 Basisüberlegungen zur Prozessausrichtung<br />
Auf der Suche nach möglichst wirksamen Organisationsstrukturen werden<br />
weitgehend die stellenübergreifenden Abläufe (Prozesse) nicht ausreichend<br />
fokussiert, sondern im Prinzip erst nachträglich in die bestehende Aufbaustruktur<br />
hineinorganisiert werden.<br />
Version 12-1 © IFM-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Managementlehre</strong>, Gelsenkirchen
Visualisierung<br />
Vernachlässigung der<br />
Belange bereichsübergreifender<br />
Prozesse<br />
Dysfunktionalitäten<br />
<strong>Geschäftsprozess</strong><strong>management</strong> Seite 2<br />
Die nachfolgende Abbildung verdeutlicht diesen Sachverhalt anhand einer<br />
funktionalen Organisation, die von einem funktions- und hierarchieübergreifenden<br />
Prozess überlagert wird:<br />
Legende:<br />
Geschäftsleitung<br />
Beschaffung Produktion Absatz<br />
Prozess<br />
Funktionen, die in den Prozess eingebunden sind<br />
Verwaltung<br />
Als Folge einer unzureichenden Ausrichtung der Aufbauorganisation auf die<br />
Belange der bereichsübergreifenden Prozesse ergeben sich häufig einige<br />
Probleme. So führt die funktions- und hierarchiebezogene Zerlegung der<br />
Prozesse in eine Vielzahl von Arbeitsschritten meistens zu Steuerungsproblemen<br />
und zieht einen umfangreichen Koordinations- und Regelungsbedarf<br />
nach sich. Insbesondere wenn die Arbeitsabläufe bis in kleinste Detail geregelt<br />
sind, muss eine große Anzahl von Administratoren eingesetzt werden,<br />
um den Leistungsprozess zu planen, zu steuern und zu kontrollieren.<br />
Darüber hinaus entstehen bei Abstimmungsschwierigkeiten<br />
Dysfunktionalitäten, die nicht wertschöpfend sind, weil trotz überdimensionierten<br />
Planungs- und Kontrollinstanzen sowie dem Einsatz hierarchischer<br />
Kontrollinstrumente, die mangelhafte Weitergabe von Informationen oder<br />
die gegenseitige Abschottung der beteiligten Bereiche, nicht verhindert<br />
werden kann.<br />
Version 12-1 © IFM-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Managementlehre</strong>, Gelsenkirchen
Operative Inseln<br />
Visualisierung<br />
Ergebnis vordefiniert!<br />
Tätigkeits- und<br />
Ergebnisorientierung<br />
<strong>Geschäftsprozess</strong><strong>management</strong> Seite 3<br />
Langsam aber sicher bilden sich so – gefördert durch das Ressortdenken und<br />
die Intransparenz der betrieblichen Abläufe – operative Inseln. Sie verursachen<br />
unnötige Schnittstellen, Doppelarbeiten und Redundanzen und verringern<br />
dadurch die Ressourceneffizienz sowie die Leistungs- und Führungsprozesseffizienz<br />
der Organisation.<br />
Das nachfolgende Schaubild stellt die Mängel der traditionellen Organisationsmodelle<br />
zusammen: 1<br />
+<br />
Hierarchiebarrieren Funktionsbarrieren operative Inseln<br />
funktionale Abgrenzung Steuerungsprobleme<br />
Informationsverzerrung<br />
1.2 Merkmale von Prozessen<br />
Prozesse können durch verschiedene Merkmale gekennzeichnet werden.<br />
(1) Aufgabe und Ziele<br />
Konsequenzen<br />
Koordinationsschwierigkeiten<br />
Mit einem Prozess wird immer eine bestimmte Aufgabe verfolgt. Dabei ist<br />
er auf die Erreichung von bestimmten Zielen ausgerichtet, d.h. das Ergebnis<br />
ist bereits vor der Durchführung des Prozesses definiert.<br />
Unter einer Aufgabe wird die dauerhaft wirksame Verpflichtung verstanden,<br />
eine vorgegebene Soll-Leistung zu erbringen. Die Aufgabe ist somit<br />
immer tätigkeitsorientiert. Sie bezeichnet den Prozesszweck und dient der<br />
Ableitung aller erforderlichen Aktivitäten. Die Ziele stellen Aussagen über<br />
erwünschte Zustände dar, die als Ergebnis von Entscheidungen in der Zukunft<br />
eintreten sollen. Ziele sind demnach immer ergebnisorientiert.<br />
Version 12-1 © IFM-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Managementlehre</strong>, Gelsenkirchen
Prozessergebnis<br />
Leistung auf der Basis<br />
eines Einsatzes<br />
Interne und externe<br />
Quellen/Senken<br />
Kern der<br />
Prozessabwicklung<br />
Aktionsträger<br />
<strong>Geschäftsprozess</strong><strong>management</strong> Seite 4<br />
(2) Externes oder zeitliches Ereignis<br />
Der Abstoß eines Prozesses erfolgt entweder durch einen Input (externes<br />
Ereignis) oder durch das Erreichen eines bestimmten Zeitpunkts (zeitliches<br />
Ereignis). Dabei kann das Prozessergebnis selber wiederum ein Ereignis<br />
darstellen und Folgeprozesse auslösen.<br />
(3) Vom Input zum Output<br />
Im Rahmen eines Prozesses wird der Input, welcher aus mindestens einer<br />
Quelle (Sender, Lieferant) stammt, in einen Output, der an mindestens eine<br />
Senke (Empfänger, Kunde) weitergegeben wird, transformiert. Der Input<br />
eines Prozesses besteht entweder aus materiellen Einsatzgütern, zum Beispiel<br />
verschiedene Werkstoffe, die im Sinne der Prozessaufgabe bearbeitet<br />
werden sollen, oder aus Informationen wie beispielsweise einem Kundenauftrag.<br />
Der Output stellt sich dementsprechend aus materiellen oder immateriellen<br />
Leistungen, zum Beispiel einem Produkt oder einer Problemlösung,<br />
dar.<br />
(4) Prozessquellen und -senken<br />
Die existierenden Prozessquellen und Prozesssenken sind entweder interner<br />
und externer Natur. Interne Prozessquellen und -senken stellen als vor- oder<br />
nachgelagerte Aktivitäten Bestandteile der Prozesskette dar, die innerhalb<br />
der Organisation abgewickelt werden. Dadurch entstehen interne Lieferanten-Kunden-Beziehungen<br />
zwischen den einzelnen Prozessen. Bei externen<br />
Prozessquellen und -senken befinden sich die Lieferanten und die Kunden<br />
außerhalb der Organisation und sind Geschäftspartner auf den Beschaffungs-<br />
und Absatzmärkten.<br />
(5) Prozessaktivitäten<br />
Die Transformation des Inputs in den Output erfolgt durch eine Abfolge von<br />
inhaltlich miteinander verknüpften und zweckgerichteten Aktivitäten (A1,<br />
A2, ..., An). Sie sind als Kern der Prozessabwicklung zu verstehen und werden<br />
auch mit den Begriffen Tätigkeiten oder Verrichtungen bezeichnet. Diese<br />
Prozessaktivitäten können sowohl parallel als auch sequentiell durchgeführt<br />
werden und sich wiederholen.<br />
(6) Ressourcen<br />
Die Aktivitäten werden von den Aktionsträgern, das sind Menschen<br />
und/oder Sachmittel auf der Basis von speziellen Informationen nach bestimmten<br />
Methoden durchgeführt. Diese Prozesselemente bilden die zur<br />
Leistungserstellung und -verwertung erforderlichen Ressourcen ab.<br />
Version 12-1 © IFM-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Managementlehre</strong>, Gelsenkirchen
<strong>Geschäftsprozess</strong><strong>management</strong> Seite 5<br />
Menschliche Leistung So hängt die menschliche Leistung erstens stark von der Leistungsfähigkeit<br />
– im Sinne einer theoretischen Obergrenze, die sich aus den Eigenschaften<br />
einer Person und den erworbenen Kenntnissen und Fähigkeiten ergibt – ab.<br />
Zweitens ist sie von der Leistungsbereitschaft, also des Leistungswillens<br />
und der physiologischen Gegebenheiten abhängig. Drittens hängt sie von<br />
den Leistungsanforderungen, die eine Prozessaufgabe an die Leistungsfähigkeit<br />
stellt, ab. Letztlich ist sie von den Leistungsbedingungen wie der<br />
Arbeitsplatzgestaltung oder den verfügbaren Arbeitsmitteln abhängig.<br />
Sachmittel<br />
Methoden<br />
Zeitliche Befristung<br />
Zu den Sachmitteln zählen alle materiellen Hilfsmittel zur Prozessabwicklung.<br />
Sie werden auch als Betriebsmittel bezeichnet und reichen von Büroeinrichtungen<br />
über Systeme der elektronischen Datenverarbeitung bis zu<br />
Transportmitteln und Fertigungseinrichtungen. Die erforderlichen Informationen<br />
stellen das zweckgerichtete Wissen dar, welches aus unterschiedlichen<br />
internen und externen Quellen gespiesen wird. Dabei bilden Informationen<br />
die Grundlage <strong>für</strong> betriebliche Entscheidungen und verknüpfen sämtliche<br />
Prozesse in einem Unternehmen netzwerkartig miteinander. Insofern<br />
hängt die reibungslose Abwicklung der Prozesse in hohem Maße von der<br />
Gestaltung der Informations- und Kommunikationsbeziehungen ab.<br />
Die Methoden beschreiben die notwendigen Schritte, um einen Input in einen<br />
definierten Output umzuwandeln. Das heißt, sie regeln das Vorgehen<br />
bei der Durchführung der Prozessaktivitäten.<br />
(7) Durchlaufzeit<br />
Alle Prozesse müssen als zeitlich befristet angesehen werden. Dabei wird<br />
der Zeitraum vom Start eines Prozesses bis zu dessen Beendigung als<br />
Durchlaufzeit bezeichnet. Als Anfangszeitpunkt gilt der Termin, zu dem die<br />
Menschen und/oder die Sachmittel erstmalig aktiv werden. Der Endzeitpunkt<br />
wird durch die Übergabe des fehlerfreien und vollständigen Outputs<br />
an die Senke festgelegt.<br />
Version 12-1 © IFM-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Managementlehre</strong>, Gelsenkirchen
Schaubild<br />
Bearbeitung und<br />
Transport von Objekten<br />
<strong>Geschäftsprozess</strong><strong>management</strong> Seite 6<br />
Visualisierung In der folgenden Darstellung sind die einzelnen Prozessmerkmale im Rahmen<br />
eines Prozesses in ihrem Beziehungszusammenhang dargestellt:<br />
Quelle(n):<br />
Input<br />
Prozess<br />
Aktivitäten A1, A2, …, An<br />
Prozessaufgabe und -ziele<br />
Ressourcen<br />
Das nachfolgende Schaubild stellt eine Prozesskette dar:<br />
1.3 Arten von Prozessen<br />
Durchlaufzeit<br />
Prozess Prozess<br />
Grundsätzlich lassen sich die Abläufe in einem Unternehmen nach den Kriterien<br />
Prozessgegenstand, Art der Tätigkeit und Marktbezug unterscheiden,<br />
so dass zunächst drei Gruppen von Prozessen gebildet werden können.<br />
(1) Unterscheidung nach dem Prozessgegenstand<br />
Output:<br />
Senken(n)<br />
Input Output Input Output<br />
ERICH GROCHLA unterscheidet nach dem Prozessgegenstand zwischen materiellen<br />
und informationellen Prozessen. 2<br />
Materielle Prozesse<br />
Materielle Prozesse beziehen sich auf die Bearbeitung und den Transport<br />
von physisch real existierenden Objekten wie Rohstoffe, Hilfsstoffe, Betriebsstoffe<br />
Halb- und Fertigfabrikate. Die Prozesse beginnen als Güterströme<br />
mit der Beschaffung des Input und enden mit dem Absatz des erzeugten<br />
Outputs, also der marktfähigen Produkte. Dabei beinhaltet die Ge-<br />
Version 12-1 © IFM-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Managementlehre</strong>, Gelsenkirchen
Informationsaustausch<br />
und -verarbeitung<br />
Leistungserstellung<br />
Planung, Steuerung und<br />
Kontrolle<br />
<strong>Geschäftsprozess</strong><strong>management</strong> Seite 7<br />
staltung der materiellen Prozesse vor allem die räumliche und die zeitliche<br />
Anordnung der Prozessaktivitäten.<br />
Informationsprozesse<br />
Informationsprozesse umfassen den Austausch und die Verarbeitung von<br />
Informationen. Diese Prozesse sind vor allem dadurch gekennzeichnet, dass<br />
sie Informationen als Input erhalten, aus denen dann mittels zusätzlicher<br />
Speicherinformationen neue Informationen erstellt und an andere Prozesse<br />
als Output weitergeleitet werden. In diese Kategorie fällt auch die Handhabung<br />
materieller Informationsträger wie Notizen, Akten oder Disketten.<br />
(2) Unterscheidung nach Art der Tätigkeit<br />
Nach Art der Tätigkeit lassen sich die betrieblichen Abläufe in Leistungsprozesse<br />
und Managementprozesse unterscheiden. 3<br />
Operative Prozesse<br />
Operative Prozesse bewirken die eigentliche Leistungserstellung und werden<br />
deshalb auch als Leistungsprozesse bezeichnet. Sie erzeugen entweder<br />
einen materiellen oder einen immateriellen Output. Häufig wird zwischen<br />
direkten, auf den externen Kunden gerichteten Leistungsprozessen wie Produktentwicklung,<br />
Fertigung oder Vertrieb auf der einen Seite und indirekten<br />
Leistungsprozessen unterschieden, die zur Unterstützung der direkten Leistungserbringung<br />
dienen (z.B. Personalwesen, Finanz- und Rechnungswesen,<br />
Logistik).<br />
Managementprozesse<br />
Managementprozesse, die häufig auch Leitungsprozesse genannt werden,<br />
dienen dem Ziel der Planung, Steuerung und Kontrolle der Unternehmensaktivitäten.<br />
Dabei lassen sich operative Managementprozesse, mit denen die<br />
Leistungsprozesse gesteuert werden, zum Beispiel die Kurzfristplanung und<br />
das operatives Controlling, von strategischen Managementprozessen unterscheiden,<br />
die der langfristigen Unternehmensentwicklung dienen, wie beispielsweise<br />
die strategische Planung und das strategisches Controlling.<br />
(3) Unterscheidung nach dem Marktbezug<br />
Anhand des Marktbezugs eines Prozesses können in teilweiser Anlehnung<br />
an MICHAEL E. PORTER die Primär-, die Sekundär- und die Innovationsprozesse<br />
unterschieden werden. 4<br />
Version 12-1 © IFM-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Managementlehre</strong>, Gelsenkirchen
Marktprozesse<br />
Indirekte Aktivitäten<br />
Verbesserungen und<br />
Weiterentwicklungen<br />
Schaubild<br />
<strong>Geschäftsprozess</strong><strong>management</strong> Seite 8<br />
Primärprozesse<br />
Die Primärprozesse sind als Marktprozesse an der Wertschöpfung unmittelbar<br />
beteiligt und auf die Erstellung und den Vertrieb eines Produkts oder<br />
einer Dienstleistung ausgerichtet. Sie stellen damit direkte Leistungsprozesse<br />
dar und umfassen die Fertigung, die Logistik, das Marketing und den<br />
Vertrieb sowie den Kundendienst.<br />
Sekundärprozesse<br />
Bei den Sekundärprozessen handelt es sich um indirekte Aktivitäten, die <strong>für</strong><br />
die Sicherstellung der Betriebsbereitschaft sorgen und die kontinuierliche<br />
Ausführung der Primärprozesse unterstützen. Sie besitzen keinen unmittelbaren<br />
Marktbezug und entsprechen damit den indirekten Leistungsprozessen.<br />
Hierzu zählen die Unternehmensplanung, das Finanz- und Rechnungswesen,<br />
die Beschaffung von Einsatzgütern, die Wartung und Instandhaltung<br />
und die Personalwirtschaft.<br />
Innovationsprozesse<br />
Die Innovationsprozesse dienen zum einen der Verbesserung von Verfahren<br />
(Prozessinnovationen) oder Strukturen (Strukturinnovationen). Auf der anderen<br />
Seite verfolgen sie die Entwicklung und die Einführung von neuen<br />
Produkten (Produktinnovationen). Damit weisen sie zuweilen auch einen<br />
unmittelbaren Marktbezug auf, wie an Produktinnovationen zu erkennen<br />
ist.<br />
Das nachfolgende Schaubild visualisiert die Arten von <strong>Geschäftsprozess</strong>en<br />
in einer dreidimensionalen Darstellung:<br />
Management-<br />
prozesse<br />
Operative Prozesse<br />
Primärprozesse<br />
Sekundärprozesse<br />
Innovationsprozesse<br />
Materielle<br />
Prozesse<br />
Informationsprozesse<br />
Version 12-1 © IFM-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Managementlehre</strong>, Gelsenkirchen