Spielplatz Genfersee
Spielplatz Genfersee
Spielplatz Genfersee
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✃<br />
HERAUSTRENNEN UND SAMMELN<br />
BILDER: DANIEL ANKER<br />
OUTDOOR I WESTSCHWEIZ<br />
LAUSANNE – CHILLON Frühlingsbummel für Verliebte und Familien<br />
<strong>Spielplatz</strong> <strong>Genfersee</strong><br />
� Am Ufer des <strong>Genfersee</strong>s entlang bummeln und fahren, mit Inlines und Scooter,<br />
im Kinderwagen und Schiff. Vom Olympischen Museum in Lausanne-Ouchy bis zum<br />
Château de Chillon – von <strong>Spielplatz</strong> zu <strong>Spielplatz</strong>.<br />
ie erholsam, mitten in den<br />
Bergen einen Tag lang ohne<br />
Höhenunterschied zu wandern.<br />
Wenn die Jungmannschaft nicht<br />
auf dem ersten Gigampfi hocken bleibt. Dann<br />
nehmen die Eltern halt ein Buch hervor und<br />
beginnen zu lesen. «Langsam schlenderten sie<br />
am Ufer entlang. Es war ein Bilderbuchtag:<br />
Auf dem blauen Wasser tanzten weisse Segel,<br />
und in der Ferne erhoben sich mächtig die<br />
Berge. Der Bootssteg war menschenleer. An<br />
seiner See zugewandten Seite schaukelte ein<br />
einsames Boot. ‹Das nehmen wir›, quietschte<br />
Paulina, und lief los. ‹Schnell, bevor es ein<br />
anderer schnappt.› Lachend rannte Sissi<br />
hinterher.»<br />
Voilà! Die beiden Teenies haben ihren <strong>Spielplatz</strong><br />
gefunden, irgendwo am Ufer des Léman<br />
zwischen Vevey und Villeneuve. Wahrscheinlich<br />
einen nicht ganz legalen <strong>Spielplatz</strong>, aber<br />
was solls, ist ja auch nur ein Roman. Und was<br />
für einer: «Sissi will ein Junge sein», von<br />
Margrit Kollmar, 1996 erschienen in der<br />
Mädchenbuch-Reihe «Das Internat am Genfer<br />
See». Die richtige Lektüre für mehr oder<br />
weniger ruhige Stunden in Ouchy, der<br />
Hafenstadt von Lausanne. Die dort vor Anker<br />
liegenden Boote darf man nicht einfach<br />
� Spielplätze so weit das<br />
Auge reicht. Ein Bummel<br />
entlang der Ufer am Genfer<br />
See ist auch für die Jungmannschaft<br />
das reinste Vergnügen.<br />
Des places de jeux à<br />
perte de vue. Les balades le<br />
long des rives du lac Léman font<br />
également le bonheur des jeunes.<br />
Playgrounds as far as<br />
the eye can see. A stroll along<br />
the banks of Lake Geneva is great<br />
fun for the younger ones too.<br />
betreten, den grossen <strong>Spielplatz</strong> schon. Das<br />
hölzerne Rutschbahnmonster ist freilich nicht<br />
für Dreikäsehochs gedacht – wenn sie sich<br />
trotzdem auf die schwankenden Kettenbrücken<br />
vorwagen, um dann von hoch oben<br />
in den Sägemehlring zu rutschen, sollten die<br />
Eltern den Roman zur Seite legen. Und später<br />
dann – auf den weniger ambitiösen Spielplätzen<br />
von Pully und Lutry – weiterlesen, wie<br />
Sissi ein Junge werden will. Ausgerechnet<br />
� 25 Jahre am <strong>Genfersee</strong> gelebt. Die Chaplin-<br />
Statue an der Uferpromenade von Vevey – Charlie Chaplin<br />
verbrachte am <strong>Genfersee</strong> seinen Lebensabend.<br />
Il a vécu pendant 25 ans au bord du lac Léman.<br />
La statue de Charlot se trouve sur les quais de Vevey –<br />
Charlie Chaplin a passé la deuxième partie de sa vie sur les<br />
rives du lac Léman.<br />
25 years living on the banks of Lake Geneva.<br />
Chaplin’s statue on Vevey’s lakeside promenade – Charlie<br />
Chaplin spent the last years of his life by Lake Geneva.<br />
17<br />
�
Lausanne-Ouchy – Pully – Lutry;<br />
Vevey-Marché – Montreux – Château<br />
de Chillon<br />
Kinderleicht<br />
NATUR<br />
� START Lausanne-Ouchy; vom Bahnhof Lausanne zu Fuss oder<br />
mit der Metro. � ZIEL Château de Chillon; mit dem Stadtbus, dem<br />
Lokalzug, dem Schiff oder zu Fuss (in 45 Min.) nach Montreux (mit<br />
KULTUR Schnellzuganschluss) zurück. Fahrpläne unter www.sbb.ch und<br />
www.cgn.ch (für die Schifffahrt). � ZEIT 3–6h, je nach <strong>Spielplatz</strong>-<br />
FAMILIE benützung. � HÖHENDIFFERENZ 0m. � SCHWIERIGKEIT<br />
Keine. Der Weg ist geteert, also kinderwagen- und scootergängig. Und<br />
KONDITION kann jederzeit unterbrochen werden. � INFO Badekleider – zahlreiche,<br />
teils wunderschöne Badeplätze. In Ouchy: Musée de l’Elysée<br />
JAHRESZEIT<br />
(Photographie, Di–So 10–18 Uhr), Musée Olympique (Mai–Sept.<br />
tägl. 10–19 Uhr, Okt.–April Di–So 10–19 Uhr), www.lausannetourisme.ch.<br />
In Vevey: Musée<br />
suisse de l’appareil photographique<br />
(Mo geschl.), Alimentarium<br />
(Mo geschl.). In La<br />
Lausanne<br />
Tour-de-Peilz: Musée suisse<br />
du Jeu im Schloss (offen<br />
Vevey<br />
Di–So 14–18 Uhr). Chillon:<br />
täglich offen ausser 25. De-<br />
Montreux<br />
zember und 1. Januar, www.<br />
Château de Chillon montreux.com. � KARTE<br />
Wanderkarte 1:50000, 261<br />
T Lausanne, 262 T Rochers de Naye. Landeskarte 1:25000, 1243 Lausanne,<br />
1264 Montreux.<br />
J F M A M J J A S O N D<br />
REPRODUZIERT MIT BEWILLIGUNG VON SWISSTOPO (BA071125)<br />
tour info<br />
LOWA-TIPP<br />
Winker XCR Ls<br />
� Im bekanntesten Schweizer Schloss. Das möblierte Château de Chillon<br />
lässt sich vom Kellergewölbe bis zum Bergfried besichtigen.<br />
Dans le plus célèbre château de Suisse. Le Château de Chillon, joliment<br />
meublé, peut être visité depuis les caves jusqu’aux combles.<br />
The best known Swiss castle. The furnished rooms of Chillon castle are<br />
open to visitors from the depths of the cellar right up to the keep.<br />
� Matrosenluft<br />
schnuppern. Während<br />
der Wanderung zum<br />
Schloss Chillon bietet<br />
sich an mehreren Stellen<br />
die Möglichkeit für eine<br />
Schifffahrt.<br />
Respirez le grand air<br />
du large. En chemin<br />
vers le Château de Chillon<br />
vous avez à plusieurs<br />
endroits la possibilité<br />
de faire une croisière en<br />
bateau.<br />
A breath of sea air.<br />
There are several places<br />
where you can take a<br />
boat trip on the walk to<br />
Chillon castle.<br />
Sissi! Ihr Denkmal – natürlich nicht für die<br />
Heldin des Mädchenbuchs, sondern für die<br />
österreichische Kaiserin, die 1898 auf dem<br />
Genfer Quai von einem Anarchisten erdolcht<br />
wurde – steht übrigens im Parc des Roses in<br />
Territet, nicht weit weg vom Château de Chillon.<br />
Hauptsache, den Kleinen gefällts<br />
«Er führte die Zwillinge durch eine Reihe<br />
elegant eingerichteter Zimmer voll merkwürdiger<br />
indischer Seltenheiten, welche die Kinder<br />
mit weit offenen Augen anschauten und<br />
gewiss gern genau besehen hätten.» Genau das<br />
ist das Problem auf diesem Bummel in der<br />
Waadtländer Riviera von Vevey und Montreux,<br />
der zuerst mit einem Spaziergang durch<br />
einen kleinen Zipfel des Weinanbaugebietes<br />
Lavaux zwischen Ouchy (374 m) und Lutry<br />
beginnt – wir könnten ab Lutry auch den<br />
Wanderweg durch die Rebenlandschaft hindurch<br />
bis Vevey nehmen, aber dann müssten<br />
wir das Ufer verlassen, und die Spielplätze in<br />
den Rebbergen sind doch etwas rarer als die<br />
Weinkeller. Die Erwachsenen möchten weiter,<br />
die Kinder verweilen: Elisabeth Wichern hat<br />
in «Das Rosenhäuschen am Genfer See: Eine<br />
Erzählung für Kinder» (1903) die unterschiedlichenFortbewegungsgeschwindigkeiten<br />
gesehen. Auch wir Grossen müssen uns<br />
jederzeit bewusst sein, dass wir vielleicht nie<br />
bis Chillon (374 m) kommen. Hauptsache,<br />
den Kleinen gefällts. Uns auch. Und immerhin<br />
hat uns das Schiff von Lutry nach Vevey-<br />
Marché gebracht; ein grosser <strong>Spielplatz</strong> befindet<br />
sich gleich westlich der Schiffländte. Später<br />
schlendern wir auf der Uferpromenade<br />
nach La Tour-de-Peilz und benützen von den<br />
Bains publiques de la Becque den Bus für den<br />
folgenden 2 km langen Strassenabschnitt in<br />
den Parc du Basset (kein Uferweg). Dann geht<br />
es aber wieder alles am Wasser entlang und an<br />
Spielplätzen vorbei über Clarens, Montreux<br />
und Territet zum bekanntesten Schloss der<br />
Schweiz.<br />
Unheimlich und schön zugleich<br />
Wir sind doch noch im Schloss Chillon angekommen.<br />
Der Papa zeigt den Kerker und den<br />
Bergfried, die Schiess- und Scheisslöcher. Die<br />
Mama aber ist in einen Erker geflüchtet, der<br />
an der Aussenmauer hängt. Was für ein schöner<br />
Ort! Sie hat ein Buch des Alpinisten Leslie<br />
Stephen, Vater der Schriftstellerin Virginia<br />
Woolf, aus dem Rucksack gezogen. Sie liest<br />
das Kapitel «Ein ruhiger Wandertag», das vom<br />
<strong>Genfersee</strong> handelt. Titel des 1871 publizierten<br />
Werkes: «The Playground of Europe». �<br />
DANIEL ANKER<br />
BILDER: DANIEL ANKER<br />
HERAUSTRENNEN UND SAMMELN<br />
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HERAUSTRENNEN UND SAMMELN<br />
BILDER: DANIEL ANKER<br />
OUTDOOR I WESTSCHWEIZ<br />
Majestätische Aussicht. Vom Gipfel der Rochers<br />
de Naye schweift der Blick über das Berghotel in die<br />
umliegende Bergwelt.<br />
Majestueuse vue panoramique. Depuis le sommet<br />
des Rochers de Naye, votre regard embrasse l’ensemble<br />
du magnifique décor de montagnes au-delà de l’hôtel<br />
d’altitude.<br />
Majestic view. From the summit of the Rochers de<br />
Naye, cast your eyes over the hotel across the mountain<br />
kingdom around you.<br />
ROCHERS DE NAYE Über und durch den Berg<br />
Die Zinnen über der Riviera<br />
� Keine leichte Wanderung, aber bestimmt ein Abenteuer. Dank der Taschenlampe lässt sich der Weg durch den Bergbauch<br />
gut finden, und die phänomenale Rundsicht vom Hauptgipfel der Rochers de Naye ist unvergesslich.<br />
er Wandertag beginnt mit dem<br />
Aufstieg auf den Dent de<br />
Jaman (1875 m), neben den<br />
Rochers de Naye einer der markanten<br />
Gipfel in der Nordostecke des <strong>Genfersee</strong>s.<br />
Die erste touristische Besteigung machte<br />
am 6. August 1770 der Genfer Horace Bénédict<br />
de Saussure. 17 Jahre später gelang ihm<br />
die dritte Besteigung des Mont-Blanc, dessen<br />
Erstbesteigung im Jahre 1786 er mit der ausgesetzten<br />
Belohnung gefördert – heute würde<br />
man sagen: gesponsert – hat.<br />
Die Dent de Jaman ist eine Aussichtskanzel<br />
par excellence: ringsum fallen die Wände ab;<br />
wer zuvorderst sitzt, scheint die Schuhe im<br />
blauen See zu baden. Wer den Jamanzahn auf<br />
dem leichtesten Weg besteigen will, muss<br />
eine gehörige Portion Trittsicherheit mitbringen.<br />
Sonst bleibt man besser bei der Station<br />
und beim Buffet von Jaman (1739 m), wo ein<br />
paar Tische gleich neben den Zahnradgeleisen<br />
stehen. Eine Stärkung können wir durchaus<br />
gebrauchen, denn der Weiterweg auf die<br />
Rochers de Naye wartet mit einer ungewöhnlichen<br />
Wanderwegstrecke auf. Ängstliche Leute<br />
und solche, die an Platz- und Höhlenangst<br />
leiden, nehmen besser die 1892 eröffnete<br />
Bahn auf die Rochers de Naye. An Wochenenden<br />
tuckert manchmal eine Dampfloko-<br />
� Für müde Wanderer.<br />
Zwischen der Station de Jaman<br />
und Caux verkehrt eine Zahnradbahn,<br />
an Wochenenden manchmal mit<br />
Dampflokomotive.<br />
Pour les randonneurs fatigués.<br />
Entre la station de Jaman et Caux<br />
circule un train à crémaillère. Pendant<br />
certains week-ends il est tracté par<br />
une locomotive à vapeur.<br />
For tired walkers. A rack<br />
railway operates between the<br />
stopping points of Jaman and Caux.<br />
It sometimes even has a steam<br />
engine at weekends.<br />
motive hinauf. Um in die muldenförmige<br />
Gipfelmulde zu gelangen, fährt die Bahn<br />
durch einen Tunnel. Die Wanderer machen es<br />
ihr nach.<br />
Im Kriechgang zum Gipfel<br />
Vom Col de Bonaudon (1755 m), den wir<br />
leichtfüssig und ohne Herzklopfen erreichen,<br />
stolpern wir auf dem weiss-blau-weiss mar-<br />
�
Station de Jaman – Dent de Jaman –<br />
Grottes de Naye – Rochers de Naye –<br />
Caux<br />
Ein kaiserlicher Weg<br />
� START Station de Jaman; Zahnradbahn<br />
NATUR Montreux–Rochers de Naye, an Wochenenden<br />
manchmal mit Dampflokomotive ab Caux;<br />
KULTUR www.mob.ch. � ZIEL Caux. � ZEIT 5h.<br />
FAMILIE<br />
� HÖHENDIFFERENZ Aufstieg 470m, Abstieg<br />
1160m. � SCHWIERIGKEIT mittel/schwierig. � EIN-<br />
KEHREN UND ÜBERNACHTEN Rochers de Naye, Tel. 021 963<br />
KONDITION 74 11; unbedingt reservieren und Möglichkeit des Abendessens abklären;<br />
Schlafsack evtl. mitbringen, www.mob.ch. In Caux: Buffet de<br />
JAHRESZEIT<br />
la Gare, Tel. 021 963 16 30, Les Rosiers, Tel. 021 963 61 73,<br />
www.montreux.com. � INFO Taschenlampe für die Grottes de Naye<br />
nötig, deren Durchsteigung nur<br />
möglich ist, wenn Ein- und Ausgang<br />
schneefrei sind. Für Leute<br />
mit Platz- und Höhlenangst ist von<br />
Cole de Jaman einer Begehung des Höhlengangs<br />
abzuraten; Umgehung auf einem<br />
Montreux<br />
Rochers de Naye<br />
kurzen, klettersteigähnlichen Weg<br />
möglich. Bei der Bergstation der<br />
Rochers de Naye der 1896 kreierte<br />
Alpenblumengarten La Rambertia<br />
(mit über 1000 Arten) sowie<br />
der neue Murmeltierpark; www.mob.ch. Mehr über die Grandhôtels in Caux und<br />
am <strong>Genfersee</strong> in «Hotelträume» von Roland Flückiger-Seiler (hier+jetzt, 2001).<br />
� KARTEN Wanderkarte 1:50000, 262 T Rochers de Naye. Landeskarte<br />
1:25000, 1264 Montreux.<br />
J F M A M J J A S O N D<br />
REPRODUZIERT MIT BEWILLIGUNG VON SWISSTOPO (BA071125)<br />
tour info<br />
LOWA-TIPP<br />
Khumbu GTX Mid<br />
� Entlassen aus dem Bergbauch. Nach dem<br />
abenteuerlichen Kriechgang durch die Grottes de Naye<br />
ist der aufrechte Gang ein regelrechter Genuss.<br />
En émergeant du ventre de la montagne. Après<br />
un parcours aventureux à quatre pattes à travers les<br />
Grottes de Naye, il est vraiment très agréable de pouvoir<br />
se déplacer debout.<br />
Released from the depths of the mountain.<br />
After bravely crawling through the Grottes de Naye,<br />
standing upright again feels like a real luxury.<br />
� Der erste Aufstieg<br />
ist geschafft. Die<br />
Wanderung beginnt mit<br />
der Besteigung des Dent<br />
de Jaman, einem markanten<br />
Gipfel in der<br />
Nordostecke des <strong>Genfersee</strong>s.<br />
La première montée<br />
est achevée. La randonnée<br />
commence par<br />
la montée sur la Dent<br />
de Jaman, un sommet<br />
marquant à l’extrémité<br />
nord-est du lac Léman.<br />
The first climb has<br />
been completed. The<br />
walk starts by ascending<br />
the Dent de Jaman, a<br />
striking summit in the<br />
north eastern corner of<br />
Lake Geneva.<br />
kierten Pfad unterhalb der Nordostabstürze<br />
der Rochers de Naye zum Einstieg der Grotte,<br />
wobei eine Hinweistafel gute Dienste leistet.<br />
Dann kriechen wir mit der Taschenlampe<br />
in den Höhlengang, durch den wir in gebückter<br />
Haltung ansteigen. Ein paar reflektierende<br />
Zeichen am Boden geben uns die<br />
Gewissheit, dass wir uns in der richtigen<br />
Route vorwärts tasten. Etwa auf halbem Weg<br />
kommen wir in eine grosse Halle, in die von<br />
weit oben das Tageslicht durch ein Loch herabfällt.<br />
Es ist das sogenannte trou de l’aigle –<br />
das Adlerloch. Wer von ihm einen Weiterweg<br />
nach oben oder unten erhofft, muss tatsächlich<br />
fliegen können! Also weiter durch die<br />
Grottes de Naye; nun ist der Weg teilweise<br />
gesichert. Und plötzlich entlässt uns der Bergbauch<br />
auf seine abschüssige Flanke, durch die<br />
sich ein schmieriger Pfad auf den Grat<br />
emporwindet.<br />
Nun ist es nicht mehr weit zum Gipfel. Ein<br />
sanft ausgesetzter Pfad nimmt uns mit über<br />
den grasigen Grat auf den Nordgipfel Grande<br />
Chaux de Naye (1982 m) und schliesslich<br />
auf den Hauptgipfel der Rochers de Naye<br />
(2042m), den zwei Panoramatafeln und eine<br />
Antenne verzieren.<br />
Auf kaiserlichen Spuren<br />
Lange könnten wir oben verweilen, aber wir<br />
wollen hinunter an die Riviera vaudoise. Für<br />
diesen Abstieg erfrischen wir uns im Berghotel<br />
(ca. 1970 m) und schauen noch ein bisschen<br />
den Murmeltieren zu, die es gewohnt sind,<br />
durch den Berg zu beinlen. Dann eilen wir<br />
hinauf in einen Sattel, bremsen durch die jähe<br />
Südflanke unterhalb des Südwestgrats nach<br />
Sautodoz hinunter und trippeln nordwärts<br />
vorsichtig weiter in die Tiefe, bevor uns der<br />
Höhenweg hinüber nach Chamossale bringt.<br />
Nun tauchen wir über den Rücken des Merdasson<br />
wunderbar gegen den Léman hinunter.<br />
In Crêt d’y Bau (1286 m) oder in Haut de<br />
Caux (1180 m) könnten wir die müden Beine<br />
schon der Zahnradbahn anvertrauen, aber<br />
das machen wir nicht. Schliesslich wollen wir<br />
in Caux (1050 m) noch durch den Chemin de<br />
l’Impératrice zum charmanten Bahnhöfli<br />
wandern. «Die Kaiserin liebt Caux über alles<br />
in der Welt», hatte Gräfin Stary, Begleiterin<br />
von Sissi, 1898 ihrem Tagebuch anvertraut.<br />
Uns geht es nicht anders. �<br />
DANIEL ANKER<br />
BILDER: DANIEL ANKER<br />
HERAUSTRENNEN UND SAMMELN<br />
✃
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HERAUSTRENNEN UND SAMMELN<br />
OUTDOOR I WESTSCHWEIZ<br />
DIVONNE-LES-BAINS – VERSOIX Fluss- und Grenzwandern<br />
Biber und Pralinen<br />
� Von Divonne-les-Bains entlang der Versoix wandern und am Schluss ein<br />
hausgemachtes Praliné aus Versoix mit Blick über den Lac Léman geniessen.<br />
ie meisten werden durchfahren<br />
auf der Auto- oder Eisenbahn.<br />
Andere werden drüberfliegen,<br />
denn der Aéroport de Genève<br />
liegt ganz nah. Auch Walter Ackermann,<br />
Linienpilot der ersten Stunde, ist mit dem<br />
Flugzeug unterwegs gewesen. Im Briefroman<br />
«Flug mit Elisabeth» von 1936 schildert er den<br />
Anflug auf Genf: «Der Sommerabend lag wieder<br />
einmal in so zauberhafter Stimmung über<br />
dem <strong>Genfersee</strong>, daß mir ganz festlich zumute<br />
wurde. (...) So nahm ich bei der Überquerung<br />
des zweiten Seebogens von der Pointe d’Ivoire<br />
Kurs auf die schräg gegenüberliegende Ecke<br />
von Versoix und drückte die Maschine dicht<br />
über dem Wasser auf die kleine Mole zu, an<br />
der ich das Strandstück von Malagny erkannte.»<br />
Und wer wartete in Malagny auf ihren<br />
Piloten? Das dürfte nicht schwierig zu erraten<br />
sein. Leider können wir nicht mitwarten.<br />
Denn die Ufer am Petit Lac, wie man den<br />
unteren, deutlich weniger breiten Abschnitt<br />
des <strong>Genfersee</strong>s nennt, sind meist in privater<br />
Hand. Aber wir können im Hinterland von<br />
Versoix wandern, dem gleichnamigen Fluss<br />
entlang, der im französischen Divonne-les-<br />
Bains (473 m) entspringt.<br />
An der Quelle der Versoix<br />
Vom Busbahnhof bummeln wir hinein und<br />
durchs blumengeschmückte Städtchen, gelangen<br />
links am Casino und einigen Quellen<br />
vorbei zum Beginn des Wanderwegs vor dem<br />
Hôtel de Ville. Er führt, teils wegen des Golfplatzes<br />
hinter Gittern, zur Grande Source de<br />
Divonne, wo die Versoix entspringt. Hinauf<br />
zur Strasse und auf dem Sentier des Dames,<br />
den auch Herren benützen müssen, im Wald<br />
und im Zickzack zur Ferme de Mussy. Der<br />
Parcours sportif nimmt uns auf den bewaldeten<br />
Mont Mussy (704 m) mit; allerdings geht<br />
der Weg nördlich am höchsten Punkt vorbei.<br />
Eine Höhenwanderung führt hinüber zur<br />
Gipfelweide, -bank und zum Gipfelwegweiser<br />
des Mont Mourex (754 m) mit einem prähistorischen<br />
Steinkreis von 47 m Durchmesser<br />
sowie einem gelben Markierungspfosten des<br />
LEP, dem 27 km langen Lichtgeschwindigkeitstunnel<br />
des Europäischen Atomforschungszentrums<br />
CERN (das grösste wissenschaftliche<br />
Instrument der Welt).<br />
DANIEL ANKER<br />
� Von Grün umgeben. Die Wanderung<br />
verläuft entlang der Versoix, die im<br />
französischen Divonne-les-Bains entspringt.<br />
En pleine verdure. La randonnée<br />
longe la Versoix qui prend sa source à<br />
Divonne-les-Bains, en France.<br />
Surrounded by greenery. The walk takes<br />
you along the Versoix, that originates in<br />
Divonne-les-Bains in France.<br />
21
REPRODUZIERT MIT BEWILLIGUNG VON SWISSTOPO (BA071125)<br />
tour info<br />
Divonne-les-Bains – Mont Mussy –<br />
Mont Mourex – Mourex – Grilly –<br />
La Versoix – Versoix<br />
Noblesse oblige<br />
� START Divonne-les-Bains; Bus von Nyon. � ZIEL Versoix;<br />
NATUR Lokalzug nach Genf oder Nyon. � ZEIT 5h. � HÖHENDIFFE-<br />
RENZ Aufstieg 300m, Abstieg 400m. � SCHWIERIGKEIT<br />
KULTUR Leicht; ein bisschen Kondition, ein bisschen Trittsicherheit, ein bisschen<br />
Orientierungsvermögen (Wege nur teilweise markiert).<br />
FAMILIE � EINKEHREN UND ÜBERNACHTEN Einkehr unterwegs in der<br />
Ferme de Mussy, in Grilly und La Bâtie. Hotels in Divonne-les-Bains:<br />
KONDITION Château de Divonne, Tel. 0033 04 50 20 00 32; Beau-Regard,<br />
Tel. 0033 4 50 20 04 35; La Truite, Tel. 0033 4 50 20 00 32. In Versoix<br />
das Hôtel des Balances, Tel. 022 755 37 68. � INFO Schicke<br />
JAHRESZEIT<br />
Sneakers reichen (können allerdings schmuddelig werden...). Personalausweis<br />
nicht vergessen! In Divonneles-Bains<br />
kann man ausser wandern<br />
Divonne-les-Bains<br />
auch golfen, kuren, spielen, surfen,<br />
schwimmen (im Lac de Divonne) – und<br />
Kanu fahren am Oberlauf der Versoix;<br />
www.divonnelesbains.com. Im Schloss<br />
Coppet nördlich von Versoix empfing<br />
Madame Germaine de Staël (1766–<br />
1817), Tochter von Jacques Necker,<br />
Versoix<br />
Finanzminister des französischen Sonnenkönigs,<br />
europäische Geistesgrössen<br />
aus Kunst, Literatur, Politik – und ihre Liebhaber; www.coppet.ch. CERN in Meyrin<br />
mit der Ausstellung Microcosm; hier erfand Tim Berner-Lee 1991 das World<br />
Wide Web; www.cern.ch. Und: Das Paléo Festival Nyon findet jeweils Ende Juli<br />
statt, www.paleo.ch, www.nyon.ch. In Versoix die Schokoladespezialitäten;<br />
www.favarger.ch. � KARTEN Wanderkarte 1:50000, 260 T St-Cergue;<br />
270 T Genève. Landeskarte 1:25000, 1261 Nyon; 1280 Gex; 1281 Coppet.<br />
J F M A M J J A S O N D<br />
F r a n k r e i c h<br />
LOWA-TIPP<br />
Renegade GTX Mid<br />
� Nahe der Grenze. Der dreibogige Pont de Grilly aus dem<br />
11. Jahrhundert führt über die Versoix und zur Landesgrenze.<br />
A proximité de la frontière. Le Pont de Grilly à trois arches du<br />
11 e siècle, qui traverse la Versoix, vous mène à la frontière nationale.<br />
Near the border. The 11th century Pont de Grilly with its three arches<br />
leads over the Versoix to the border.<br />
� Genüssliche Tour.<br />
Die Höhenwanderung<br />
über den Mont Mourex<br />
oberhalb der Versoix erfordert<br />
keine besondere<br />
Kondition.<br />
Excursion agréable.<br />
La randonnée sur les<br />
hauteurs, qui passe par<br />
le Mont Mourex au-dessus<br />
de la Versoix, ne requiert<br />
aucune condition<br />
physique particulière.<br />
Enjoyable trip.<br />
You don’t need to be<br />
particularly fit to enjoy<br />
the mountain walk over<br />
Mont Mourex above<br />
the Versoix.<br />
� Auf der Gipfelweide.<br />
Nebst viel Aussicht<br />
gibt es auf dem<br />
Mont Mourex einen prähistorischen<br />
Steinkreis<br />
von 47 Metern Durchmesser<br />
zu entdecken.<br />
Sur la prairie du<br />
sommet. Sur le Mont<br />
Mourex vous jouissez<br />
non seulement d’une<br />
large vue panoramique,<br />
mais vous pouvez également<br />
y découvrir un<br />
cercle préhistorique de<br />
mégalithes d’un diamètre<br />
de 47 mètres.<br />
In high mountain<br />
pastures. As well as<br />
lots of views, Mont<br />
Mourex is home to a<br />
prehistoric stone circle<br />
measuring 47 meters<br />
in diameter.<br />
Entlang der Landesgrenze<br />
Der Wanderweg bringt uns hinab nach Mourex<br />
und zur Strasse nach Grilly; sie lässt sich<br />
über Kuhweiden links von ihr vermeiden<br />
(weniger empfehlenswert, wenn Kühe weiden…).<br />
Den Wegweisern Nr. 2 und den gelben<br />
Markierungen folgend, gelangen wir südostwärts<br />
zum dreibogigen Pont de Grilly aus<br />
dem 11. Jahrhundert über die Versoix und zur<br />
Landesgrenze. Auf einem Feldweg entlang<br />
dem schweizerischen Ufer schleichen wir<br />
flussabwärts und kommen auf der Strasse zum<br />
Moulin de Grilly und nach Sauverny-Genève.<br />
Links vom Zollhäuschen erreichen wir wieder<br />
den Uferweg und folgen dem mäandrierenden<br />
Fluss mit seinen Auenwäldern, wo 1956<br />
die ersten Biber in der Schweiz wieder angesiedelt<br />
wurden, bis zu einer Strassenbrücke.<br />
Hier wechseln wir aufs rechte Ufer und gehen<br />
weiter den Windungen entlang nach La Bâtie.<br />
Zurück aufs linke, östliche Ufer, wo wir zwei<br />
Möglichkeiten für den Weiterweg haben:<br />
1) 800 m flussabwärts auf der Strasse zur<br />
nächsten Brücke (406 m); 2) bei niederem<br />
Wasserstand auf einem Uferpfad bis zur Flussverbreiterung<br />
und auf sehr schmalen Stegen<br />
über die Wehre und über die Kanalfassung<br />
von Richelien; auf gutem Weg zur Strasse und<br />
hinab zur Brücke (406 m).<br />
Bekannt für gute Schokolade<br />
Dann wandern wir auf dem linken Ufer bis<br />
unterhalb der Autobahnbrücke und steigen<br />
hinauf zum Canal de la Versoix. Ihm entlang<br />
erreichen wir Versoix und linkshaltend den<br />
Bahnhof (388 m). Wer aber noch Zeit hat,<br />
besucht den Quai von Versoix le Bourg,<br />
geniesst – mit Blick über den Léman – ein<br />
Praliné oder ein Nougaline. Versoix ist nämlich<br />
bekannt für seine Schokolade, zum Beispiel<br />
von Favarger; im Frühling findet jeweils<br />
das Festival du Chocolat statt. Die Energie für<br />
die Fabrikation lieferte einst die Versoix. �<br />
DANIEL ANKER<br />
BILDER: DANIEL ANKER<br />
HERAUSTRENNEN UND SAMMELN<br />
✃
✃<br />
HERAUSTRENNEN UND SAMMELN<br />
DANIEL ANKER<br />
OUTDOOR I WESTSCHWEIZ<br />
GENEVE Rund um das Genfer Hafenbecken<br />
� Aussicht auf den Jet d’Eau. Das Bain<br />
de Pâquis ist ein nostalgisches Bad mitten<br />
im Genfer Hafenbecken – den Eintritt von<br />
CHF 1.– könnte man nicht besser investieren.<br />
Vue sur le Jet d’Eau. Les Bains des Pâquis,<br />
des bains publics chargés d’histoire, sont<br />
situés au cœur du port de Genève – on ne<br />
saurait mieux investir le prix d’entrée symbolique<br />
de CHF 1.–.<br />
View of the Jet d’Eau water fountain<br />
The Bain de Pâquis is a nostalgic place to<br />
swim in the middle of Geneva harbour.<br />
The entrance price of 1 CHF could not be<br />
better spent.<br />
m südlichen Zipfel des Lac<br />
Léman und an der Rhone, umringt<br />
von den höchsten Gipfeln<br />
der Alpen und des Jura, liegt<br />
Genf, mit 170000 Einwohnern nach Zürich<br />
die zweitgrösste Stadt der Schweiz. Und die<br />
bekannteste: das Internationale Komitee des<br />
Roten Kreuzes; die UNO mit ihrem europäischen<br />
Sitz; das Internationale Arbeitsamt; die<br />
Welthandelsorganisation und die Weltgesundheitsorganisation<br />
– rund 160 multinationale<br />
Organisationen logieren in Genf. In<br />
einer Stadt, die stolz auf ihre Bürger sein kann:<br />
auf Johannes Calvin, den Reformator; auf<br />
Jean-Jacques Rousseau, dessen Aufruf «Retour<br />
à la nature» noch heute mächtig widerhallt;<br />
auf Horace Bénédict de Saussure, den Vater<br />
des Alpinimus; auf Henri Dunant, den Gründer<br />
des Roten Kreuzes; auf den General und<br />
Landesvermesser Guillaume Henri Dufour,<br />
zu dessen Ehren der höchste Punkt Helvetiens<br />
benannt wurde. Grund genug, die kleinste<br />
Grossstadt der Welt ein wenig näher kennen<br />
zu lernen. Zum Beispiel auf einem ausgedehnten<br />
Spaziergang von Park zu Park, von<br />
Villa zu Villa, von Denkmal zu Denkmal, von<br />
Bad zu Bad.<br />
Rast im Jardin botanique<br />
Wir starten auf der Place des Nations (407 m)<br />
die Rundtour um die Rade de Genève. Die<br />
Avenue de la Paix nimmt uns mit entlang des<br />
Parks des Palais des Nations, dem Hauptsitz<br />
der UNO in Genf. Nach der Eisenbahnbrücke<br />
biegen wir links in den Jardin botanique<br />
mit prächtigen Gewächshäusern hinein;<br />
eine erste Rast drängt sich fast auf. Durch eine<br />
Unterführung erreichen wir den See und<br />
geniessen die Uferpromenade, vorbei am<br />
Zurück zu den Ursprüngen<br />
� Der ausgedehnte Spaziergang durch Genf führt vorbei an Parks, Villen, Denkmälern und natürlich dem<br />
Wahrzeichen der zweitgrössten Stadt der Schweiz – dem Jet d’Eau.<br />
23<br />
�
REPRODUZIERT MIT BEWILLIGUNG VON SWISSTOPO (BA071125)<br />
tour info<br />
Place des Nations – Jardin botanique – La Perle<br />
du Lac – Bain des Pâquis – Ile Rousseau –<br />
Jardin Anglais – Parc la Grange – Genève-Plage<br />
Magische Orte<br />
� START Place des Nations; Bus 5 oder 8 vom Genfer Haupt-<br />
NATUR bahnhof (Gare Cornavin); www.tpg.ch. � ZIEL Genève-Plage; mit<br />
Bus 2 bis Eaux-Vives und mit Bus 6 oder 9 zurück zur Gare Corna-<br />
KULTUR vin. Oder auch zu Fuss am See entlang zurück und dann noch einen<br />
Altstadt- oder Einkaufbummel anhängen. � ZEIT Knapp 2h.<br />
FAMILIE � HÖHENDIFFERENZ Gering. � SCHWIERIGKEIT Leicht.<br />
� EINKEHREN UND ÜBERNACHTEN Einkehren kann man<br />
KONDITION immer wieder, auch in den Parks. Und Hotels hat es genug in Genf.<br />
� INFO Besonders schön ist der Spaziergang, wenn man vom Park<br />
La Perle du Lac den Mont-Blanc sieht und wenig später im Bain des<br />
JAHRESZEIT<br />
Pâquis in den See tauchen kann. Teilweise schliessen die Parks<br />
abends, so zum Beispiel der Jardin botanique. Der Jet d’Eau springt von März<br />
bis Oktober. Der Besuchereingang für den Palais des Nations befindet sich beim<br />
Pregny Gate an der Avenue de la Paix 14,<br />
gegenüber dem Hauptquartier des Roten<br />
Kreuzes; www.unog.ch. Weitere Infos<br />
www.geneve-tourism.ch unter der Rubrik<br />
«Culture». Genf Tourismus veranstaltet<br />
Genf<br />
vom Juni bis Oktober geführte Stadtwanderungen.<br />
� KARTE Landeskarte<br />
1:25000, 1301 Genève; Stadtplan.<br />
J F M A M J J A S O N D<br />
LOWA-TIPP<br />
AL-X 55 XCR LO Ls<br />
� Kaiserliches Andenken.<br />
Das Sissi-Denkmal erinnert an die<br />
Ermordung der Kaiserin Sissi in Genf<br />
am 10. September 1898.<br />
En mémoire de l’impératrice.<br />
Le monument de Sissi nous rappelle<br />
l’assassinat de l’impératrice Sissi à<br />
Genève, le 10 septembre 1898.<br />
Imperial souvenir. The Sissi<br />
monument reminds visitors of<br />
Empress Sissi’s assassination in<br />
Geneva on 10th September 1898.<br />
� Frühling in Genf. Im Park La Perle du Lac duften die ersten Frühlingsboten,<br />
im Hintergrund der weisse Mont Blanc.<br />
Le printemps à Genève. Dans le parc La Perle du Lac les premiers messagers<br />
du printemps exhalent leurs senteurs; à l’arrière-plan le Mont Blanc enneigé.<br />
Spring in Geneva. The air in “La Perle du Lac” park is perfumed with the first<br />
buds of spring. The snowy tips of Mont Blanc can be seen in the background.<br />
� Grüne Idylle mitten<br />
in der Stadt. Im<br />
Jardin botanique lohnt<br />
sich ein Besuch in den<br />
prächtigen Gewächshäusern.<br />
Paradis verdoyant<br />
au cœur de la ville.<br />
La visite des serres du<br />
Jardin botanique est<br />
vivement recommandée.<br />
Idyllic greenery in<br />
the heart of the city.<br />
The splendid hothouses<br />
in the botanical gardens<br />
are worth a visit.<br />
Conservatoire botanique, am GATT und am<br />
Hochkommissariat für Flüchtlinge. Wir<br />
schlendern durch den Park La Perle du Lac,<br />
direkt am See, oder näher bei der Villa Bartholoni<br />
(mit dem Musée d’Histoire des Sciences).<br />
Auch den angrenzenden Parc Mon Repos<br />
mit dem Institut Henri Dunant (Begründer<br />
des Roten Kreuzes) in der Villa Plantamour<br />
durchmessen wir.<br />
Aussicht auf den Jet d’Eau<br />
Über den lärmigen Quai Wilson mit dem<br />
Palais Wilson, dem einstigen Sitz des Völkerbundes,<br />
gelangen wir zum Bain des Pâquis.<br />
Ein nostalgisches Bad mitten im Genfer Hafenbecken,<br />
nicht weit von der Stelle, wo Kaiserin<br />
Sissi am 10. September 1898 ihr Leben<br />
ausgehaucht hatte, mit einem Dolch in der<br />
Brust. Der Eintritt kostet einen Franken, und<br />
besser kann man dieses Geldstück kaum<br />
investieren. Ein Ort voller Leben und (schöner)<br />
Leiber, eine Aussicht auf den Jet d’Eau,<br />
der bis zu 145 Metern in den blauen Léman-<br />
Himmel hochschiesst, auf die Bankengebäude<br />
und Luxushotels am Quai, auf die felsige<br />
Flanke des Salève, des Genfer Hausberges, wo<br />
das Felsklettern in der Mitte des vorletzten<br />
Jahrhunderts erfunden wurde. Rechts vom<br />
Salève der Crêt de la Neige (1720 m), der<br />
höchste Gipfel des Jurabogens; links von ihm<br />
im Dunst der Mont-Blanc, das Dach der Alpen.<br />
Erfrischung am See<br />
Später, viel später stiefeln wir auf dem Quai du<br />
Mont-Blanc zum Pont du Mont-Blanc, gehen<br />
aber über den Pont des Bergues zur Ile Rousseau.<br />
Auf dem linken Rhoneufer kehren wir,<br />
unter der Mont-Blanc-Brücke hindurch, zum<br />
See zurück und wandern nun durch den Jardin<br />
Anglais. Im Wasser draussen entdecken<br />
wir die Pierre du Niton, die 373,600 m<br />
gemessene Basis des schweizerischen Höhennetzes.<br />
Falls wir eine Erfrischung brauchen, so<br />
nähern wir uns auf einer Mole dem Springbrunnen.<br />
Von der Débarcadère Eaux-Vives<br />
spazieren wir landeinwärts durch die Pärke la<br />
Grange und Eaux-Vives (mit prächtigem<br />
Baumbestand, Resten einer römischen Villa,<br />
einem dem Salève nachempfundenen Alpengarten<br />
sowie dem Bündner Chalet aus dem<br />
Village suisse der Landesausstellung von<br />
1896). Schliesslich kommen wir wieder an<br />
den See und auf den Quai Gustave. Nach<br />
Genève-Plage ists nicht mehr weit. Je nach<br />
Saison besuchen wir das Schwimmbad – und<br />
tauchen in den Léman: retour à la nature! �<br />
DANIEL ANKER<br />
BILDER: DANIEL ANKER<br />
HERAUSTRENNEN UND SAMMELN<br />
✃
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HERAUSTRENNEN UND SAMMELN<br />
BILDER: DANIEL ANKER<br />
OUTDOOR I WESTSCHWEIZ<br />
THONON-LES-BAINS – YVOIRE Die andere Seite des Léman<br />
Wie Ferien am Meer<br />
� Wer französische Luft schnuppern möchte, wechselt am besten per Schiff die Seeseite und<br />
wandert auf dem Küstenweg vorbei an Stränden und putzigen Fischerhäuschen.<br />
m schönsten ist die Anreise im<br />
Schiff, von Lausanne über Evian<br />
oder von Nyon über Yvoire.<br />
Dann haben wir Zeit für uns und<br />
die Landschaft, Zeit für eine Baguette und ein<br />
Buch. «Autour du Lac Léman» von Guillaume<br />
Fatio aus dem Jahre 1902 wäre passend,<br />
wenn auch zu kostbar vielleicht: «Man kann<br />
sich nichts so Malerisches wie die Strecke von<br />
Yvoire nach Thonon vorstellen, wenn man<br />
dem Golf von Coudrée entlang geht. Sieht<br />
man diese Landschaft bei einem Sonnenuntergang<br />
im Herbst, so findet man kaum ihresgleichen;<br />
vergleichen kann man den Golf mit<br />
denjenigen von Neapel oder Salerno.»<br />
Französisches «Savoir vivre»<br />
Genau diese Strecke wollen wir unter die Füsse<br />
nehmen, auf dem Sentier littoral vom<br />
Hauptort Thonon-les-Bains ins blumen- und<br />
touristenvolle Städtchen Yvoire. Und zwar auf<br />
dem meist ausgeschilderten, 17 km langen<br />
Küstenweg, der immer wieder direkt an der<br />
Wasserlinie entlang verläuft, zuweilen allerdings<br />
auch hinter die erste Front der Anwesen<br />
verbannt wurde. Weiter nicht schlimm. Wir<br />
trösten uns mit einem Glas Marignan von<br />
Sciez, den wir zu den Filets Omble Chevalier<br />
oder der Assiette du Pêcheur bestellt haben.<br />
� Warum noch in die Ferne schweifen. Die Abendstimmung<br />
bei Port de Sciez am grössten Süsswasserbecken<br />
Westeuropas steht Ferien am Meer in nichts nach.<br />
Pourquoi courir le monde. L’ambiance du soir près du<br />
Port de Sciez sur les rives du plus grand lac d’Europe occidentale<br />
ne cède en rien à des vacances au bord de la mer.<br />
Why go any further afield? The evening atmosphere<br />
at Port de Sciez on West Europe’s largest freshwater lake is<br />
every bit as good as a seaside holiday.<br />
� Strandleben am <strong>Genfersee</strong>. Die Plage d’Excenevex<br />
mit dem Golf von Coudrée lassen sich Badetouristen nur<br />
ungern entgehen<br />
Vie de plage au bord du lac Léman. Les plaisanciers<br />
se passent difficilement de la plage d’Excenevex et du<br />
Golfe de Coudrée.<br />
Lake Geneva’s beaches. The Plage d’Excenevex and<br />
Coudrée golf course are essential for tourists who have<br />
come to do a spot of sunbathing.<br />
�
REPRODUZIERT MIT BEWILLIGUNG VON SWISSTOPO (BA071125)<br />
tour info<br />
Thonon-les-Bains – Corzent – Port de Séchex –<br />
Port de Sciez – Domaine de Coudrée –<br />
Excenevex – Yvoire<br />
Le Léman à la française<br />
NATUR<br />
� START Thonon-les-Bains (374 m); Zug und Bus von Genf und<br />
Annemasse bzw. von Evian (am schnellsten der Bus vom Gare<br />
Routière in Genf, www.thononlesbains.com/images/pop/docs/evian-<br />
KULTUR geneve.pdf). Schiff von Genf, Nyon und Lausanne (teilweise nur von<br />
Frühling bis Herbst oder gar nur im Sommer); www.sbb.ch,<br />
FAMILIE www.cgn.ch. � ZIEL Yvoire (374 m); mit dem Schiff hinüber nach<br />
Nyon und mit dem Zug weiter. � ZEIT 4h. � HÖHENDIFFE-<br />
KONDITION RENZ Gering. � SCHWIERIGKEIT Leicht. � EINKEHREN<br />
UND ÜBERNACHTEN Viele Restaurants, sonntags ab 13 Uhr<br />
JAHRESZEIT<br />
häufig voll belegt. Sehr schön das Beizli an der Plage de Redon.<br />
Hotels in Thonon: Les Marroniers in Bahnhofsnähe am GR 5,Tel. 0033<br />
4 50 71 26 18. Im Port de Séchex:<br />
Cygnes, Tel. 0033 4 50 72 68 92. In<br />
Sciez-sur-Léman: Château de Coudrée,<br />
Yvoire<br />
Thonons-les-Bains<br />
Tel. 0033 4 50 72 62 33. In Excenevex<br />
zum Beispiel das Hôtel de la Plage,<br />
Tel. 0033 4 50 72 81 12. Fünf Hotels<br />
in Yvoire, www.presquile-leman.com.<br />
� INFO Personalausweis und Badekleider.<br />
Die privaten Grundstücke zügig<br />
auf dem vorgesehenen Pfad durchqueren,<br />
ohne zu picknicken oder zu baden;<br />
dafür hats genügend andere Plätze. In Thonon-les-Bains Écomusée de la Pêche<br />
im Hafen; die Stadt ist ein Besuch wert, mit feinen Käse- und Schokoladeläden<br />
in der Rue St-Sébastien. In Yvoire der Garten der fünf Sinne und das Vivarium.<br />
� KARTE IGN TOP 25: Thonon-Évian (3428 ET); vor Ort meistens erhältlich.<br />
J F M A M J J A S O N D<br />
LOWA-TIPP<br />
Kody GTX LO Ls<br />
� Traumschloss. Das Château de Coudrée gilt als eines der<br />
prächtigsten Hotels direkt am <strong>Genfersee</strong>.<br />
Château de rêve. Le Château de Coudrée est considéré comme<br />
un des hôtels les plus somptueux des rives du lac Léman.<br />
Dream castle. Coudrée castle is regarded as one of the most<br />
splendid hotels located directly on Lake Geneva.<br />
� Wer kann da noch<br />
widerstehen. Endlose<br />
Strände und tiefblaues<br />
Wasser laden am <strong>Genfersee</strong><br />
zu erholsamen<br />
Strandspaziergängen ein.<br />
Peut-on vraiment y<br />
résister? Les plages interminables<br />
et l’eau bleu<br />
foncé vous invitent à faire<br />
des balades de détente le<br />
long des plages du lac<br />
Léman.<br />
Who could resist?<br />
Miles of beaches and<br />
deep blue water make a<br />
relaxing walk along the<br />
beach a tempting idea.<br />
Und blicken über das grösste Süsswasserbecken<br />
Westeuropas zu den Rebbergen der<br />
Schweiz hinüber. Nach dem Déjeuner wandern<br />
wir weiter durch diese bunte Abwechslung<br />
von Häusern und Stränden. Kommen<br />
am Château de Coudrée vorbei, dem prächtigsten<br />
Hotel direkt am <strong>Genfersee</strong>. Erreichen<br />
bald darauf die Plage d’Excenevex. Wenn<br />
dann die Bise die Wellen über den grössten<br />
Léman-Strand treibt, glaubt man sich endgültig<br />
ans Meer versetzt.<br />
Auf dem Küstenweg<br />
Und so verläuft unser Küstenweg: Von der<br />
Schiffländte in Thonon-les-Bains (374 m)<br />
gehen wir zu putzigen Fischerhäuschen hinauf<br />
auf die Strasse und nach rechts. Wenig später<br />
biegen wir in den Chemin des Clerges und<br />
kommen am Parc Public de Montjoux vorbei.<br />
Nach 2,5 km Marsch auf wenig befahrener<br />
Strasse steigen wir in Corzent zur Plage hinunter.<br />
Wir schlendern vorbei an mehr oder<br />
weniger schönen Häusern; besonders eindrücklich<br />
ist das Château Chantrel mit eigenem<br />
Hafen. Manchmal werden wir Piétons<br />
gebeten, statt die private Wiese den Strandabschnitt<br />
unterhalb davon zu benützen. Nach<br />
Anthy-Plage wird das Ufer eine Spur wilder,<br />
manchmal gar mit ganz unverbauten Abschnitten.<br />
Im Port de Séchex hört der Sentier<br />
littoral leider vorübergehend auf. Auf der<br />
Strasse hinter den Uferhäusern – der Abstecher<br />
zur Plage du Redon lohnt sich – marschieren<br />
wir gegen den Hafen von Sciex und<br />
stechen sobald als möglich wieder an den See<br />
hinab. Vom Port de Sciez dringen wir links des<br />
hafennächsten Restaurants in die Domaine de<br />
Coudrée hinein. Wir wandern westwärts<br />
durch den Park, links am Traumschloss<br />
(Hotel) vorbei. Durch die Allées de Bartholoni<br />
und Tilly gelangen wir ans Ende des<br />
Villenviertels Résidence du Verney und nehmen<br />
linkerhand die Allée du Champ Malland.<br />
Sie setzt sich als Feldweg fort und erreicht als<br />
Chemin du Vernay die Autostrasse D 25. Wir<br />
halten rechts und über das Flüsschen Rau, das<br />
den Umweg landeinwärts erzwang. Am Zeltplatz<br />
entlang gelangen wir hinab zum Strand<br />
von Excenevex und schlendern über ihn, müssen<br />
dann aber ins Dorf hinauf. Von der Kirche<br />
folgen wir der Autostrasse D 25 bis nach<br />
dem Camping Chant d’Oiseau, steigen hügelwärts<br />
zu einer Wegkreuzung hoch, biegen<br />
rechts ab und kommen durch Feld und Wald<br />
an die Strasse zurück. Hier halten wir nach<br />
links und bald wieder nach rechts, um auf<br />
dem Uferweg das Städtchen Yvoire (374 m) zu<br />
erreichen. Der Raddampfer «Savoie» wird uns<br />
dann zurück in die Schweiz schaufeln. �<br />
DANIEL ANKER<br />
BILDER: DANIEL ANKER<br />
HERAUSTRENNEN UND SAMMELN<br />
✃
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HERAUSTRENNEN UND SAMMELN<br />
DANIEL ANKER<br />
OUTDOOR I WESTSCHWEIZ<br />
LE GRAMMONT Ein kleiner und ein grosser See<br />
Rundum starke<br />
Aussichten!<br />
und um den Lac Léman erheben<br />
sich ein paar Gipfel, vom<br />
Crêt de Montriond (448m) in<br />
der Stadt Lausanne bis zu den<br />
Cornettes de Bise (2432m) schräg vis-à-vis,<br />
auf der Landesgrenze in den Bergen des Chablais.<br />
Links der Cornettes, von Lausanne aus<br />
gesehen, thront Le Grammont (2171m) schier<br />
senkrecht über dem Ufer – der steilste Gipfel<br />
über dem <strong>Genfersee</strong>, auf einen Höhenunterschied<br />
von 1800 m bloss 3,25 km Luftlinie<br />
vom Ufer entfernt. Die Eigernordwand ist<br />
nicht höher, nur ein paar Grad steiler. Wenn<br />
man auf dem Grammont steht, glaubt man<br />
fast in den See springen zu können. Vue plongeante<br />
nennt man zu Recht einen solchen<br />
Tiefblick. Bis wir allerdings wirklich in den<br />
See tauchen können, werden noch ein paar<br />
Stunden vergehen. Am Abend zuvor haben<br />
wir jedoch im Lac de Taney (1408 m) gebadet,<br />
diesem Kleinod im untersten Zipfel des<br />
Wallis. Der Aufstieg von der Postautoendstation<br />
in Le Flon (1049 m) war ja nicht allzu<br />
weit gewesen. Am Lac de Taney haben wir<br />
auch die Nacht in einem der drei gemütlichen<br />
Berggasthäuser verbracht; die Tarte au Pomme<br />
im Restaurant du Grammont schien uns<br />
der beste Apfelkuchen zu sein, den man zwischen<br />
dem Jet d’Eau von Genf und dem Gipfelkreuz<br />
des Cervin kriegen kann.<br />
Hinein ins Abenteuer<br />
Nun stehen wir also auf dieser hehren Aussichtskanzel.<br />
Der Aufstieg auf dem Wanderweg<br />
über den Col des Crosses (1971 m) und<br />
östlich an der Alphütte Voyis vorbei war ja<br />
leicht gewesen, der Schlussgang über den grasigen<br />
Nordwestgrat des Grammont etwas vom<br />
Erhabendsten, was wir bisher gewandert sind.<br />
So könnten wir natürlich auch zurückgehen,<br />
wieder in den Lac de Taney tauchen, wieder in<br />
den Apfelkuchen beissen. Aber wir wollen<br />
hinein ins Abenteuer, zu Fuss hinunter zum<br />
grossen See, ins Grenzstädtchen St-Gingolph<br />
und dann mit dem Schiff zurück. Doch so nahe<br />
das Ziel scheint, so weit weg ist es. Spannend,<br />
kratzbürstig, glitschig und voller<br />
Gegenanstiege gebärdet sich der erste Abschnitt<br />
des Abstiegs zum Léman. Es gab Touristen,<br />
die versuchten, einen direkten Weg<br />
nach Novel, dem Bergdorf ob St-Gingolph, zu<br />
erzwingen. Tombeau des Allemands heisst die<br />
Stelle, wo der Abstieg zum Absturz wurde:<br />
Grabstätte der Deutschen.<br />
Steil und heikel<br />
Deshalb halten wir uns an diese Beschreibung:<br />
Vom Grammont zurück auf den Weg gegen<br />
den Col de Crosses – südwärts auf Pfad hinab<br />
in Talkessel – westwärts auf Pfad durch die<br />
Talrinne von Pecheux, zuletzt steil und rutschig<br />
im Erlengebüsch sowie auf Felsbändern,<br />
hinunter zur Bachrinne (ca. 1610 m) – heikle<br />
Querung in abgerutschtem Gelände – Graspfad<br />
hinauf auf Grat (Pfadspuren führen nach<br />
vorne zu Aussichtspunkt) – durch die geröllige,<br />
abschüssige Nordflanke der Creux de la<br />
Bras in einen Übergang (etwa 1780 m) – hinab<br />
zum Fuss eines kreuzbewehrten Gipfels<br />
(P. 1851 m) – Höhe haltend zu den Chalets de<br />
Lovenex – Col de la Croix (1757 m) – Wanderweg<br />
zu den Hütten von L’Haut de Morge<br />
– unterhalb davon über Bach und Grenze –<br />
GR 5 (das ist die Grande Randonnée vom<br />
Léman zum Mittelmeer) über Novel nach<br />
St-Gingolph (374 m); die Schiffländte befindet<br />
sich im schweizerischen Dorfteil.<br />
Geschafft! �<br />
DANIEL ANKER<br />
REPRODUZIERT MIT BEWILLIGUNG VON SWISSTOPO (BA071125)<br />
tour info<br />
Le Flon – Lac de Taney –<br />
Le Grammont – Creux de la<br />
Croix – Lovenex – Col de la<br />
Croix – Novel – St-Gingolph<br />
Steilster Gipfel<br />
über dem Léman<br />
St. Gingolph<br />
NATUR<br />
KULTUR<br />
FAMILIE<br />
KONDITION<br />
J F M A M J J A S O N D<br />
JAHRESZEIT<br />
� START Le Flon, westlicher Ortsteil von Miex;<br />
von Lausanne mit dem Regionalzug nach<br />
Villeneuve und mit dem Postauto über Vouvry<br />
(umsteigen). � ZIEL St-Gingolph; Schiff nach<br />
Montreux; letztes Boot im Sommer um 17.50 Uhr.<br />
� ZEIT 1. Tag: 1 h. 2. Tag: 7–8 h. � HÖ-<br />
HENDIFFERENZ 1. Tag: Aufstieg 390 m.<br />
2. Tag: Aufstieg 1040 m, Abstieg 2070 m.<br />
� SCHWIERIGKEIT Schwierig. Die Rückkehr<br />
vom Grammont auf dem Aufstiegsweg nach<br />
Taney ist allerdings leicht. � EINKEHREN<br />
UND ÜBERNACHTEN Am Lac de Taney: Hôtel<br />
Restaurant du Grammont, Tel. 024 481 11 83;<br />
Auberge-refuge Chez Nicole,Tel. 024 481 14 80,<br />
www.lactanay.com; La Petite-Auberge des Jumelles,<br />
Tel. 024 481 10 40. Hotels in Novel:<br />
Grammont, Tel. 0033 4 50 76 73 68; Clozet,<br />
Tel. 0033 4 50 76 72 80. Hotels in St-Gingolph:<br />
National, Tel. 0033 4 50 76 72 97; Aux Ducs<br />
de Savoie, Tel. 0033 4 50 76 73 09; Le Rivage,<br />
Tel. 024 481 85 50, www.st-gingolph.ch<br />
� INFO Stabile Wanderschuhe, Stöcke, Personalausweis,<br />
Badekleider. www.valaispano.ch/<br />
grammont/grammont.html � KARTEN Landeskarte<br />
1:25000, 1264 Montreux; 1284 Monthey.<br />
� Erhabene Aussichtskanzel.<br />
Wer auf<br />
dem Grammont steht,<br />
glaubt fast, in den See<br />
springen zu können. Bis<br />
zum Seeufer sind es aber<br />
noch rund 1800 Meter.<br />
Le Grammont<br />
Le Flon<br />
Bouveret<br />
LOWA-TIPP<br />
Tibet GTX<br />
Perchoir panoramique. Lorsque vous vous trouvez<br />
sur le Grammont, vous avez l’impression de pouvoir<br />
plonger dans le lac, alors que vous dominez d’environ<br />
1'800 mètres d’altitude la rive du lac.<br />
Lofty observation platform When you are standing<br />
on the Grammont, it seems as if you could almost<br />
jump into the lake. But in actual fact, the drop down to<br />
the water’s edge is approximately 1800 meters.<br />
27
OUTDOOR I WESTSCHWEIZ<br />
tour info<br />
Puidoux-Chexbres – Tour de<br />
Gourze – Grandvaux – Bossières –<br />
Conversion bei Lausanne<br />
Züge und Reben,<br />
hautnah<br />
NATUR<br />
KULTUR<br />
FAMILIE<br />
KONDITION<br />
J F M A M J J A S O N D<br />
La Conversion<br />
Lausanne<br />
� START Bahnstation Puidoux-<br />
JAHRESZEIT<br />
Chexbres; Lokalzug Palézieux–Lausanne.<br />
Nach Palézieux mit Schnellzug Bern–<br />
Freiburg–Lausanne; www.sbb.ch. � ZIEL<br />
Bahnstation La Conversion; Lokalzug Palézieux–Lausanne.<br />
� ZEIT 3h.� HÖHEN-<br />
DIFFERENZ Aufstieg 340 m, Abstieg 450 m.<br />
� SCHWIERIGKEIT Leicht. � EINKEH-<br />
REN UND ÜBERNACHTEN Restaurant Tour<br />
de Gourze (Mo. geschlossen); Buffet de la Gare<br />
in La Conversion. Hôtel Signal de Chexbres bei<br />
Puidoux-Chexbres, Tel. 021 946 05 05. Auberge<br />
du Major Davel in Cully unterhalb Grandvaux,Tel.<br />
021 799 94 94. � INFO Die Wanderung ist<br />
jederzeit machbar.Am schönsten ist sie vielleicht<br />
im Herbst, wenn sich nach der Weinlese die<br />
Reben zu verfärben beginnen. Ganz besonders ist<br />
es aber auch dann, wenn der Schnee bis ans<br />
<strong>Genfersee</strong>ufer reicht. www.genferseegebiet.ch.<br />
� KARTEN Wanderkarte 1:50000, 260 T Lausanne.<br />
Landeskarte 1:25000, 1243 Lausanne.<br />
LOWA-TIPP<br />
Strato MID Ls<br />
Puidoux<br />
Vevey<br />
REPRODUZIERT MIT BEWILLIGUNG VON SWISSTOPO (BA071125)<br />
TOUR DE GOURZE – SENTIER DE LA LIGNE A votre santé!<br />
Die schönste<br />
Bahnstrecke der<br />
Romandie!<br />
enau einen Kilometer vor dem<br />
Paradies steigen wir aus. Noch<br />
45 Sekunden müssten wir im<br />
Regionalzug Fribourg–Lausanne<br />
sitzen bleiben, um dort zu sein. Um den Augenblick<br />
zu erleben, wenn Deutschschweizer,<br />
die zum ersten Mal an den <strong>Genfersee</strong> reisen,<br />
beim unvermuteten Auftauchen desselben das<br />
Retourbillet zerreissen. Wir sind mitten in einer<br />
der schönsten Landschaften der Schweiz:<br />
Lichtdurchflutete Rebberge senken sich in unzähligen<br />
Terrassen hinab zum Ufer des Lac Léman.<br />
«Quand on sort du tunnel de Chexbres,<br />
on est d’abord dans l’éblouissement», schrieb<br />
Charles Ferdinand Ramuz, der Waadt grösster<br />
Dichter, im 1936 erschienenen Porträt der<br />
«Suisse romande».<br />
Plötzlich liegt er vor uns<br />
In Puidoux-Chexbres sind wir ausgestiegen.<br />
Wie früher, als man dort und in Vevey die Züge<br />
wechselte, um gegen das Rhonetal zu reisen,<br />
nicht wie heute in Lausanne. Wir aber<br />
wollen wandern, wollen den Wechsel vom<br />
windgepeitschten Hochland zu den sonnenverwöhnten<br />
Schräglagen über dem weiten<br />
Wasser zu Fuss erleben. Wir folgen den Wegweisern<br />
zur Tour de Gourze. Ein Fussweg und<br />
später ein Teersträsschen führen uns durch<br />
Feld und Wald. Nichts erinnert an den grössten<br />
See Mitteleuropas. Am Horizont zeigen<br />
sich bloss die Spitzen der Waadtländer Alpen.<br />
Doch beim Bauerngut Bois de Romont treten<br />
DANIEL ANKER<br />
� Entlang der Bahnstrecke.<br />
Ein schmaler<br />
Pfad zwischen Geleisen<br />
und grünen Rebstöcken<br />
führt westwärts Richtung<br />
Lausanne.<br />
Le long des rails de<br />
chemin de fer. Un<br />
étroit sentier situé entre<br />
les rails et les vignes<br />
verdoyantes mène à<br />
destination de Lausanne.<br />
Along the railway.<br />
A narrow path leads<br />
west towards Lausanne<br />
between the tracks and<br />
green vines.<br />
wir aus dem Wald, und dann ist er da, der Lac<br />
Léman. Die Weinberge des Lavaux, die Winzerdörfer,<br />
und trotzdem auf der Rückseite die<br />
gewellte Hochebene, an deren Rand wir uns<br />
zur Tour de Gourze (924 m) bewegen. Auf einem<br />
steilen Fahrweg über den Südrücken erreichen<br />
wir schliesslich den viereckigen Turm<br />
und steigen auf einer Metalltreppe im Innern<br />
zur Brüstung hoch.<br />
Von Soldaten und Touristen<br />
Welche Aussicht! Schier mitten im Waadtland<br />
stehen wir. Vorne das Weinland, hinten die<br />
Kornkammer, links die Alpen, rechts der Jura.<br />
Unten das lemanische Meer und an einem<br />
kleinen Teil seiner Küste das Häusermeer von<br />
Lausanne. Kein Wunder, dass diese Hügelkuppe<br />
im 12. Jahrhundert ausgewählt wurde,<br />
um einen Wacht- und Übermittlungsturm<br />
einzurichten. Im 14. Jahrhundert wurde der<br />
Vorläufer heutiger Sendetürme teilweise geschliffen.<br />
Doch unter den Bernern, die 1536<br />
die Waadt erobert hatten, diente die Tour de<br />
Gourze als militärische Signalanlage. Schön<br />
haben es die Soldaten dort oben gehabt, aber<br />
noch besser ergeht es den heutigen Touristen.<br />
Denn unterhalb des Turms liegt ein Restaurant,<br />
wo wir einen Wein bestellen, der weiter<br />
unten gekeltert wird.<br />
Westwärts Richtung Lausanne<br />
Wir steigen, abseits der offiziellen Wanderroute,<br />
über den Südwestrücken entlang dem<br />
Waldrand nach La Tioleyre ab, springen am<br />
Fussballplatz vorbei, gelangen durch den Chemin<br />
du Grabe in den Chemin de la Segnire<br />
und nach rechts zur Bahnstation Grandvaux<br />
(567 m), wo wir den Sentier de la ligne finden,<br />
den Weg entlang der Bahnlinie. Er führt, oft<br />
als schmaler Pfad zwischen Geleisen und Rebstöcken,<br />
westwärts Richtung Lausanne, meistens<br />
auf der Südseite der Eisenbahn, manchmal<br />
auch rechts. Ganz besonders romantisch<br />
ist die Strecke entlang einem Föhrenhain,<br />
ganz besonders eindrücklich der Gang über<br />
das Viadukt von Châtelard. In La Conversion<br />
(501 m) ist der Bahn-Reben-Weg zu Ende,<br />
wir steigen wieder in den Zug oder steigen<br />
durch das westlichste Anbaugebiet des Lavaux<br />
nach Pully (374 m) zum <strong>Genfersee</strong> hinunter.<br />
�<br />
DANIEL ANKER<br />
HERAUSTRENNEN UND SAMMELN<br />
✃
✃<br />
HERAUSTRENNEN UND SAMMELN<br />
PETER-L. MEIER<br />
OUTDOOR I ZENTRALSCHWEIZ<br />
NATURTIPP Frühlingswanderung<br />
Bettseicherli und<br />
Bachbumbel<br />
in sonniger, milder Frühlingstag.<br />
Was gibt es da Schöneres,<br />
als durch Feld, Wald und Wiese<br />
zu streifen und sich dabei an<br />
den ersten Blumen zu freuen? Da – eine<br />
Wiese ist voller zartlila Blüten. Wiesenschaumkräuter<br />
haben sich früher als die meisten<br />
anderen Pflanzen in ihrer Umgebung entfaltet<br />
und stehen jetzt in voller Blüte.<br />
Schaumschläger am Werk<br />
Der Name verrät einiges über die Pflanze. Als<br />
Erstes, dass sie gerne in Wiesen wächst, und<br />
zwar sind es feuchte Wiesen, die sie bevorzugt.<br />
Der zweite Teil des Namens, «Schaumkraut»,<br />
� Unterwegs zur Quelle. Das<br />
romantische Wegstück vor Sörenberg<br />
zeigt die Kleine Emme, hier «Waldemme»<br />
genannt.<br />
En chemin vers la source. Le<br />
tronçon romantique avant Sörenberg<br />
montre la petite Emme, appelée ici<br />
«Waldemme» («Emme sylvestre»).<br />
Towards the source. The small<br />
Emme river, here called the “Waldemme”,<br />
shows the way along the<br />
romantic path leading to Sörenberg.<br />
� Das lila Wiesenschaumkraut und die gelbe Sumpfdotterblume begegnen uns auf fast jeder Frühlingswanderung. Sie gehören<br />
zu den ersten Farbtupfern im Frühling und fallen dementsprechend auf. Grund genug, die Blumen unter die Lupe zu nehmen.<br />
rührt daher, dass an den Stängeln von Wiesenschaumkräutern<br />
oft kleine Schaumbällchen<br />
kleben. In jedem Schaumgebilde<br />
verbirgt sich die Larve einer Schaumzikade,<br />
einem kleinen Insekt. Die Larve sitzt am Stängel<br />
und saugt den Pflanzensaft. Das überschüssige<br />
Wasser scheidet sie aus und schäumt<br />
es mit Hilfe von Luft und speziellen Eiweissen<br />
zu einem weissen Schaum auf. Dieser schützt<br />
sie vor Fressfeinden und bewahrt sie davor,<br />
auszutrocknen. Die erwachsene Wiesenschaumzikade<br />
ist nur einen halben Zentimeter<br />
lang und besitzt braun gefleckte Flügel, die<br />
sie beim Sitzen wie ein Dach über den Rücken<br />
legt.<br />
Frühlingsblüher für Frühlingskuren<br />
Die Blüte des Wiesenschaumkrauts offenbart<br />
uns ihre Verwandtschaft. Vier gleiche Blütenblätter<br />
stehen einander paarweise gegenüber<br />
und bilden sozusagen ein Kreuz. Das Wiesenschaumkraut<br />
gehört zur Familie der Kreuzblütler<br />
und ist mit Nutzpflanzen wie dem<br />
Raps, Kohl oder der Kresse verwandt. Wie bei<br />
der Kresse, lassen sich auch die fiedrigen<br />
Blätter des Wiesenschaumkrauts nutzen.<br />
Sie schmecken ähnlich wie Kresse und enthalten<br />
viel Vitamin C. Als Beilage in Salaten<br />
oder Suppen wirken sie wie eine Frühlingskur<br />
– blutreinigend, verdauungsfördernd und<br />
harntreibend. Letztere Eigenschaft hat der<br />
29<br />
�
REPRODUZIERT MIT BEWILLIGUNG VON SWISSTOPO (BA071125)<br />
tour info<br />
Wanderung am Emmenuferweg:<br />
Schüpfheim – Sörenberg<br />
Kleine Emme ganz gross<br />
NATUR<br />
KULTUR<br />
FAMILIE<br />
KONDITION<br />
J F M A M J J A S O N D<br />
JAHRESZEIT<br />
� START Bahnhof Schüpfheim. � ZIEL Emmensprung. � CHA-<br />
RAKTERISTIK Der Emmenuferweg erschliesst das Herz des<br />
Biosphärenreservates Entlebuch. Er führt entlang der Kleinen Emme<br />
von Emmenbrücke bis zur Quelle hinter Sörenberg. Der mit dem ÖV<br />
gut erschlossene Weg bietet willkommene Möglichkeiten, beliebige<br />
Teilstücke einzeln zu erforschen. Die gesamte Tour ist leicht zu<br />
begehen, einzig zwischen Schüpfheim und Flühli ist der Weg<br />
anspruchsvoller. Wir konzentrieren uns auf den letzten Wegabschnitt<br />
von Schüpfheim nach Sörenberg. Die Strecke verläuft durch die wildromantische<br />
Lammschlucht bis zum Emmensprung. � ROUTE<br />
Bahnhof Schüpfheim – Flühli – Sörenberg – Emmensprung –<br />
Post Sörenberg. � ZEIT 4h.� LÄN-<br />
Schüpfheim<br />
Flühli<br />
LOWA-TIPP<br />
Trekker<br />
Sörenberg<br />
GE 21km. � HÖHENDIFFERENZ<br />
673m. Höchster Punkt: 1300 m ü. M.<br />
� ANREISE Mit dem Zug nach<br />
Schüpfheim. � RÜCKREISE Mit dem<br />
Postauto fährt man schliesslich ab der<br />
Post in Sörenberg bequem an den Ausgangspunkt<br />
zurück. Gerade weil der Weg<br />
unmittelbar an allen Postauto-Haltestellen<br />
vorbeiführt, kann die Tour auch<br />
vorzeitig beendet werden (Fahrplaninformationen<br />
unter www.postauto.ch).<br />
� INFOS Prospekt «Emmenuferweg»<br />
unter: UNESCO Biosphäre Entlebuch,<br />
Biosphärenmanagement, Chlosterbüel 28, 6170<br />
Schüpfheim. Telefon 041 485 88 50, Mail: zentrum<br />
@biosphaere.ch, www.biosphaere.ch. � KARTEN<br />
Landeskarte 1:25000, 1169 Schüpfheim, 1189<br />
Sörenberg.<br />
Emmensprung<br />
Brienzer Rothhorn<br />
� Einzigartige Landschaft. Der Abstecher ins Hochmoor beim<br />
Salwidili/Sörenberg wird mit einer einzigartigen Pflanzenwelt belohnt.<br />
Paysage extraordinaire. Le détour dans le haut-marais près de<br />
Salwidili/Sörenberg est récompensé par une flore exceptionnelle.<br />
Unique landscape. It’s worth taking a detour over the moorland<br />
near Salwidili/Sörenberg to discover the unique plant life growing there.<br />
� Goldgelb und giftig.<br />
Die Sumpfdotterblume wird wegen ihres<br />
Standortes an Bächen oder Sümpfen<br />
vielerorts auch «Bachbumbele» genannt.<br />
Jaune doré et vénéneux. Comme<br />
son nom l’indique le «populage des<br />
marais» pousse dans des lieux humides<br />
près des ruisseaux ou des marais.<br />
Deadly golden yellow. The marsh<br />
marigold, frequently also known as<br />
the kingcup, is found in streams and<br />
marshland.<br />
PETER-L. MEIER<br />
� Zarte Frühlingsboten.<br />
Das Wiesenschaumkraut wird wegen harntreibender<br />
Wirkung auch «Bettseicherli»<br />
genannt und ist verwandt mit Raps, Kohl<br />
und Kresse.<br />
Tendre messagère du printemps.<br />
La cardamine ou cressonnette des prés<br />
aux effets diurétiques fait partie de<br />
la même famille que le colza et le chou.<br />
Tender spring buds. The cuckoo flower,<br />
reputed to have a diuretic effect, is related<br />
to rapeseed, cabbage and cress.<br />
Pflanze möglicherweise ihren Übernamen<br />
«Bettseicherli» eingebracht. Die Frühlingskur<br />
mit den Blättern des Wiesenschaumkrauts ist<br />
allerdings mit Vorsicht und vor allem nur<br />
massvoll zu geniessen. Eine Überdosis kann<br />
nämlich den Magen und den Darm reizen.<br />
Von Kopf bis Fuss auf Wasser<br />
eingestellt<br />
Auf fast jeder Frühlingswanderung wird uns<br />
irgendwo eine Pflanze mit goldgelben Blüten<br />
und grossen, rundlichen, glänzenden Blättern<br />
anlachen – eine Sumpfdotterblume oder<br />
«Bachbumbele», wie sie vielerorts auch heisst.<br />
Auch bei dieser Pflanze kommen die Namen<br />
nicht von ungefähr. Sie wächst ausschliesslich<br />
an feuchten oder nassen Stellen, eben zum<br />
Beispiel an Bächen oder in Sümpfen. Die<br />
Pflanze ist nicht nur in ihrem Standort, sondern<br />
auch was ihre Vermehrung betrifft, bestens<br />
ans Wasser angepasst. Das beginnt bereits<br />
bei der Bestäubung. Viele Pflanzen schliessen<br />
ihre Blüten bei Regen. Nicht so die Sumpfdotterblume.<br />
Sie streckt ihre becherförmigen<br />
Blüten auch bei Regen dem Himmel entgegen,<br />
sodass sich die Blüten mit Wasser füllen.<br />
Sind sie bis zu den Staubblättern und Narben<br />
gefüllt, kann der Pollen übers Wasser zur Narbe<br />
gelangen. Auch bei der Ausbreitung hilft<br />
der Regen mit: Treffen Regentropfen auf reife<br />
Samenkapseln, schleudern sie beim Aufprall<br />
die Samen hinaus.<br />
Achtung Gift<br />
Früher sah man in der schönen Sumpfdotterblume<br />
eine Nutz- und Heilpflanze. Im Mittelalter<br />
fand sie angeblich Verwendung in der<br />
Bekämpfung von Gelbsucht. Später wurden<br />
die in Essig eingelegten Blütenknospen als<br />
«Deutsche Kapern» genossen. Ob der Genuss<br />
tatsächlich so gross war, ist jedoch zu bezweifeln.<br />
Die Sumpfdotterblume ist giftig. �<br />
BARBARA LEUTHOLD HASLER<br />
BILDER: ANDREAS HASLER/BARBARA LEUTHOLD HASLER<br />
HERAUSTRENNEN UND SAMMELN<br />
✃
✃<br />
HERAUSTRENNEN UND SAMMELN<br />
d<br />
OUTDOOR I OSTSCHWEIZ<br />
Familien<br />
Tipp<br />
TÖSSTAL Spiel und Spannung im Schloss Kyburg<br />
Bei Frau Landvogt zu Gast<br />
� Die Welt der Ritter, Drachen und<br />
Prinzessinnen fasziniert Kinder und die<br />
Phantasie schlägt Purzelbäume – vor<br />
allem, wenn Burgleben so spannend<br />
präsentiert wird wie im Schloss Kyburg.<br />
Langweilig wird es in diesem Museum<br />
nie, und wenn als Zugabe noch Spielen<br />
und Bräteln an der Töss dazukommen,<br />
ist der Erfolg des Familienausflugs<br />
garantiert.<br />
ie Laubmatratze knistert. Ob<br />
man darauf wohl gut geschlafen<br />
hat? War das im Winter<br />
auch warm? Nach dem Probeliegen<br />
geht es gleich weiter zur nächsten Station,<br />
die Kleiderstange. Wie sehe ich aus im langen<br />
Prinzessinnengewand? Selbstvergessen dreht<br />
sich die junge Besucherin vor dem grossen<br />
Spiegel im Dachgeschoss des Palas und findet<br />
die damalige Zeit gar nicht so übel. Kurz darauf<br />
starrt sie jedoch schaudernd auf Daumenschrauben<br />
und andere schreckliche Geräte in<br />
der Folterkammer. Puh, zum Glück gibt es das<br />
heute bei uns nicht mehr! So ein bisschen Mittelalter<br />
ist ja toll, und in der Küche riecht es<br />
fantastisch nach Kräutern und Gewürzen.<br />
Aber immer nur Getreidebrei, nein danke.<br />
Spielerisch das Schloss erforschen<br />
Ob Küche oder Folterkammer, der elegante<br />
Salon des Landvogtes oder Ritterrüstung,<br />
Schlachtross und Waffensaal – auf Schloss<br />
Kyburg kann man tief eintauchen in die vergangene<br />
Welt des Ancien Régime: Erbaut<br />
wurde die Kyburg um 1030, war lange habsburgische<br />
Residenz, bis 1798 Sitz vieler<br />
Generationen von Zürcher Landvögten und<br />
kam 1917 in den Besitz des Kantons Zürich.<br />
Die Schlossanlage umfasst Bergfried, Herrenhaus,<br />
Kapelle und Ökonomiegebäude und<br />
natürlich Verlies, Waffenkammer und Wehrgänge.<br />
Kinder dürfen Sachen berühren, an<br />
Hörstationen spannenden Geschichten lauschen<br />
oder mit einem extra Führer auf Entdeckungsrundgängen<br />
spielerisch das Schloss<br />
erforschen. Sie (und natürlich auch ihre<br />
Eltern) erfahren aber nicht nur, wie Frau Gräfin<br />
und Herr Landvogt lebten und tafelten,<br />
sondern auch einiges über den Alltag von<br />
KONRAD RICHTER<br />
Mägden und Knechten und den einfachen<br />
Leuten. Eher für Erwachsene interessant ist<br />
der barocke Schlossgarten mit Kürbis, Kohl<br />
und Co. sowie Zierpflanzen aus der alten Zeit.<br />
Selbstgebratene Cervelats<br />
Falls nach so viel Spannendem kindliche<br />
Spiellust und Bewegungsdrang immer noch<br />
nicht befriedigt sind, lässt sich der Besuch auf<br />
� Spieglein, Spieglein an der Wand. Wie es wohl ist, ein Burgfräulein zu sein?<br />
Im Schloss Kyburg können junge Besucher das Mittelalter spielerisch erforschen.<br />
Miroir, miroir, dis-moi… à quoi ressemble la vie d’une princesse? Dans le château<br />
de Kyburg les jeunes visiteurs ont le loisir d’explorer le moyen âge de manière ludique.<br />
Mirror, mirror on the wall. What is it really like to be a princess?<br />
Young visitors to Kyburg castle can find out about the middle ages through play.<br />
Schloss Kyburg wunderbar mit einem Ausflug<br />
ans Wasser, ohnehin das Lieblingselement von<br />
Kindern, verbinden. Direkt unterhalb des<br />
Schlosses führt ein Waldlehrpfad hinunter zur<br />
Holzbrücke über die Töss. Hier gibt es erste<br />
Feuerstellen. Wer weniger Zeit oder Wanderlust<br />
hat, bleibt gleich hier am schattigen Ufer.<br />
Mit viel Glück erspäht man vielleicht einen<br />
bunt schillernden Eisvogel. Zum Bahnhof<br />
31<br />
�
REPRODUZIERT MIT BEWILLIGUNG VON SWISSTOPO (BA071125)<br />
tour info<br />
Wanderung entlang der Töss<br />
Dem Schlossgeist auf der Spur<br />
NATUR<br />
� START Schloss Kyburg. � ZIEL Rikon. � CHA-<br />
RAKTERISTIK Spannender Schlossbesuch und leichte,<br />
abwechslungsreiche Wanderung durch Wald und<br />
KULTUR entlang der Töss. � ALTER Ab 5 Jahren. � ROUTE<br />
Direkt unterhalb des Schlosses beginnt der Waldlehr-<br />
FAMILIE pfad, der steil hinunter zur Töss führt.Am Waldrand geht<br />
es weiter bis Sennhof, dann immer entlang des linken<br />
KONDITION Tössufers vorbei an Kollbrunn bis Rikon. Länge ca. 7km.<br />
� ZEIT Museum Schloss Kyburg ca. 2h. Wanderung<br />
JAHRESZEIT<br />
ca. 2h. � HÖHENDIFFERENZ 150 Meter Abstieg. � BESTE<br />
JAHRESZEIT Frühjahr bis Spätherbst (Das Museum ist im Dezember<br />
und Januar geschlossen). � AN-<br />
Winterthur<br />
REISE Von Effretikon Bus nach Kyburg<br />
(KB 800.655). � RÜCKREISE von<br />
Rikon S26 nach Winterthur (KB 754).<br />
� VERPFLEGUNG Auf Schloss Ky-<br />
Kyburg<br />
Rikon<br />
burg gibt es eine kleine Museums-<br />
Cafeteria, im Dörfchen Kyburg zwei<br />
Restaurants, an der Töss Feuerstellen<br />
und Restaurants in Rikon. � INFO<br />
Schloss Kyburg, 8314 Kyburg, 052 232<br />
46 64. Öffnungszeiten: Feb.– April/Nov.<br />
Di –So u. Feiertage 10.30 –16.30 Uhr,<br />
Mai– Okt. Di – So und Feiertage 10.30 –17.30 Uhr. www.schlosskyburg.ch.<br />
Auf dem Internet finden sich alle Informationen zu Preisen, aktuellen Ausstellungen<br />
und Veranstaltungen. Noch bis 6. Mai dauert die Ausstellung «Aschenputtel,<br />
Drosselbart und eine Erbse», Märcheninstallationen für die Kleinen.<br />
� KARTE Landeskarte 1:25000, 1072 Winterthur.<br />
J F M A M J J A S O N D<br />
LOWA-TIPP<br />
Kody GTX MID Jun.<br />
� Bräteln am Flussufer. Ein Waldlehrpfad führt unterhalb des<br />
Schlosses zur Holzbrücke über die Töss und zur ersten Feuerstelle.<br />
Grillade sur la berge de la rivière.. Le sentier didactique sur<br />
le thème de la forêt passe en dessous du château, emprunte le pont<br />
en bois sur la Töss et vous mène jusqu’au premier foyer.<br />
Riverbank cooking. A nature trail leads down below the castle to<br />
the wooden bridge over the Töss and to the first campfire spot.<br />
� Erfrischende<br />
Abwechslung. Die<br />
nahe gelegene Töss<br />
lädt zu Abenteuern<br />
am Wasser ein.<br />
Aventures rafraîchissantes.Aventures<br />
rafraîchissantes.<br />
La Töss invite à des<br />
jeux aquatiques.<br />
Refreshing change.<br />
The nearby river Töss<br />
is the ideal place<br />
for water-based adventures.<br />
� Trutzige Mauern.<br />
Schloss Kyburg wurde um<br />
1030 erbaut und war lange<br />
habsburgische Residenz.<br />
Heute ist es im Besitz des<br />
Kantons Zürich.<br />
Murailles défensives.<br />
Le château de Kyburg, qui<br />
fut érigé en 1030, a été<br />
durant de longues années<br />
une résidence habsbourgeoise.<br />
Aujourd’hui il est la<br />
propriété du canton de<br />
Zurich.<br />
Castle siege. Kyburg<br />
castle, which was built in<br />
1030, was a Habsburg<br />
residence for many years.<br />
Today, it is owned by the<br />
Canton of Zurich.<br />
Sennhof, von wo Zugverbindungen nach<br />
Winterthur bestehen, ist es nur ein kurzer<br />
Spaziergang.<br />
Ein Paradies für Kinder<br />
Wer mehr im Sinn hat, schlägt bei der Holzbrücke<br />
den Weg Richtung Nordosten ein,<br />
folgt dem Waldrand und erreicht bei Sennhof<br />
wieder das Tössufer. Immer dem Fluss entlang,<br />
der je nach Jahreszeit auch ein Bach ist,<br />
geht es bis Kollbrunn, wo nicht nur ein breites<br />
Kiesufer, sondern auch eine aussergewöhnliche<br />
Brücke zu einer ausgedehnten Pause<br />
laden. Die Schwemmbrücke, im Rahmen<br />
des Wasserlehrpfades Töss nach alten Zeichnungen<br />
rekonstruiert, ist nur an einem Punkt<br />
befestigt. Kommt ein Hochwasser, wird der<br />
Steg in die Strömung geschwemmt und kann<br />
nach Abfliessen des Wassers einfach wieder<br />
zurückgeschoben werden. Weiter der Töss<br />
entlang stösst man auf alte Fabrikkanäle, verträumte<br />
Weiher und eben – jede Menge Wasser<br />
und Ufer. Ein Spielparadies für Kinder. �<br />
RUTH MICHEL RICHTER<br />
BILDER: KONRAD RICHTER<br />
HERAUSTRENNEN UND SAMMELN<br />
✃