Destination Magazin Nr.3/2019 DE
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Gaël: Fehlbildung von Geburt an<br />
Gaël Suhner, mit zwölf das Nesthäkchen im Trio, wird von PluSport<br />
als Nachwuchs-Para-Snowboarder gefördert. Gaël kam in Bayern<br />
mit einer Fehlbildung an Hand und Arm auf die Welt. Sein Handicap<br />
merkt man ihm nicht an, als er die Penne rigate alla Bolognese<br />
auf die Gabel spiesst. Der pfiffige Schüler wirkt für sein Alter sehr<br />
erwachsen. Es gibt nur wenige Situationen, in denen er sich mit<br />
seinem Handicap benachteiligt fühlt. «Wenn ich zum Beispiel<br />
etwas mit meinem kleinen Bruder nicht mitmachen kann, kommt<br />
dies schon vor», erklärt er.<br />
Seine Familie zog vor acht Jahren in die Schweiz. Mit sechs<br />
fing er zu snowboarden an – nicht sein einziges Hobby. Er singt<br />
auch bei den Zürcher Sängerknaben mit. Eine Bühnenkarriere<br />
stünde aber nur als Hobby auf seinem Plan, er will Mathematiklehrer<br />
werden. Um andere zu piesacken? «Genau», pariert Gaël<br />
schlagfertig, grinst und löst Gelächter aus. Dann erklärt er seine<br />
wahre Motivation: «Nein, weil ich anderen gerne Sachen erkläre<br />
und Mathematik am liebsten mag.» Immer wieder bringt er die Anwesenden<br />
zum Lachen, etwa bei der Frage, wie oft er was trainiere:<br />
«Wenn ich mich verletzt habe, dann singe ich, wenn nicht, gehe ich<br />
snowboarden – aber eigentlich bin ich gleich oft im Chor wie auf<br />
der Piste.»<br />
Mentelity Games<br />
24.–27. März<br />
mentelitygames.com<br />
Andreas:<br />
«Die grösste Hürde ist die Unwissenheit»<br />
Andreas Schroth weist von Geburt an eine starke Sehschwäche auf.<br />
Der 30-jährige Marketing-Verantwortliche beim Schweizerischen<br />
Blinden- und Sehbehindertenverband (SBV) kann nur von einem<br />
geschulten Guide an den Händen geführt aufs Snowboard. Fernab<br />
der Piste kommt der Hobbykoch aber im Grossen und Ganzen klar.<br />
«Ich kann zum Beispiel nicht einfach spontan entscheiden, Snowboard<br />
fahren zu gehen, weil ich auf einen Guide angewiesen bin. Es<br />
gibt gewisse Hürden, mit welchen ich besser umgehen kann als mit<br />
anderen. Wenn ich ein Tief habe, reagiere ich sicher empfindlicher<br />
auf Barrieren, gerade auf jene, welche ich selbst kaum beeinflussen<br />
kann. Eine der grösseren Hürden ist der Jobbereich. Wenn man<br />
sich mit einer Sehbehinderung bewirbt, kann sich der Arbeitgeber<br />
in der Regel nicht vorstellen, dass Büroarbeiten genauso gut verrichtet<br />
werden können wie von nicht Handicapierten. Sicher, es<br />
gibt Einschränkungen im grafischen Bereich», erklärt der Schaffhauser.<br />
Aber mit entsprechenden Programmen, etwa Screenreader,<br />
um sich den Bildschirminhalt vorlesen zu lassen oder<br />
Vergrösserungssoftware, liesse sich das gut handhaben.<br />
Drei unterschiedliche Schicksale, ein Motto<br />
So unterschiedlich die drei Para-Sportler auch sind, neben ihrer<br />
Leidenschaft für das Snowboarden teilen sie noch etwas: ihre<br />
Lebensfreude und ihre Überzeugung, dass nichts unmöglich ist.<br />
Die drei lassen sich nicht von körperlichen Einschränkungen behindern.<br />
Dies werden sie an den zweiten Mentelity Games im März<br />
wieder unter Beweis stellen – als Freunde, aber auch als sportliche<br />
Gegner auf der Piste.<br />
Die Niederländerin Monique Wijnen genoss es an den 1. Mentelity<br />
Games, mit ihrem Guide Gijs van Heijst die Piste zu erobern.<br />
Bild: Mathilde Dusol<br />
Para-Snowboarder Gaël Suhner singt als zweites Hobby bei<br />
den Zürcher Sängerknaben. Bild: Sonja Thöni<br />
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