Tierschutz Augenblicke 2019
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Ah so, ein „einfaher Tiger“ hae ih gedaht, als ih sie das erste Mal sah. Kiara hieß sie und war die einzige ältere
Katze. Alle anderen waren viel zu jung für uns, da wir selbst im Seniorenalter sind. Unser letzter Kater war mit 18 Jahren
vor einigen Monaten gestorben.
Jetzt waren wir für ein neues Tier bereit, denn ein Zuhause
ohne Katze ist nur ein Haus. Wir gingen zu ihr ins
große Katzenzimmer und wurden gleich von ungefähr
10 Katzen umschmeichelt. Kiara wollte gleich auf den
Schoß, schnurrte, räkelte sich, gab Köpfchen und dann
schaute sie mich an mit diesem einzigartigen Blick: Herablassend,
vorwurfsvoll, strafend und fragend. Gleichzeitig
schmuste sie und wollte beschmust werden. Mir
schoss durch den Kopf: MISS MARPLE! Und bei dem
Namen blieb es auch, kurz genannt MiMa.
Aus privaten Gründen musste sie noch einige Wochen warten, bis wir sie mitnehmen konnten. Natürlich besuchten
wir sie in dieser Zeit regelmäßig. Wenn sie uns hörte, kratzte sie an der Glastür des Katzenzimmers, ebenso, wenn wir
gingen, und das war dann wirklich herzzerreißend. Übrigens machen das alle Bewohner der Katzenzimmer. Alle möchten
so gerne schmusen oder spielen. Vier Hände und eine Stunde Zeit reichen da kaum aus.
Ich werde nie vergessen, wie sie dann einzog. Autofahren fand sie doof. Zu Hause angekommen, trug ich sie auf dem
Arm durchs ganze Haus, zeigte ihr das Katzenklo und den Fressplatz. Oh, auf eigenen Beinen ging sie dann sehr zögerlich
durch die einzelnen Räume. Das heißt, nein, eigentlich nur durch die Küche und das Wohnzimmer. Und dann war
sie weg. Wir hatten ihr tolle Schlafplätze hergerichtet, aber jeder war leer. Sie war auch nicht unter den Betten, nicht
hinter der Couch, sie war nicht da. Wie so oft im Leben, kurz aus den Augen gelassen - und weg...!
Es dauert richtig lange, bis man ein ganzes Haus bis auf den letzten Winkel nach möglichen und unmöglichen Plätzen
für eine verunsicherte Katze abgesucht hat. Letztendlich fand ich sie in der Waschküche, hinter den Wäschekörben im
Regal. Dort wollte sie auch partout nicht weg. Nach ein paar Tagen wurde sie mutiger, erforschte ihr neues Heim,
genoss die Fensterbank, die Stühle und die große Freiheit.
Nach einer Woche wollte sie nur noch raus
in den Garten, aber es war zu früh und es
gab ein Problem: Miss Marple kannte keine
Katzenklappe. Mein Mann klemmte in die
Tür zwischen Flur und Wohnzimmer ein 1
Meter 20 hohes Brett, in dem eine Katzenklappe
eingebaut war. Geöffnet natürlich.
Das war richtig erfolgreich, sie sprang einfach
über das Brett. Sie saß oft an der Terrassentür
und musste mit großer Wut und
dickem Schwanz ertragen, dass die Katzen
der Nachbarschaft es sich auf unserer Terrasse,
manchmal sogar direkt vor ihrer
Nase, außen an der Terrassentür, gemütlich
machten. Irgendwann fand sie heraus, wie es mit der Katzenklappe funktioniert. Und nach gut 2 Wochen war der erste
Gartenrundgang angesagt. Sie fand das super, sie genießt bis jetzt jeden Tag. Geht durch die Katzenklappe, als hätte
sie nie etwas anderes gemacht. Außer es ist Personal im Haus, dann kratzt sie lieber an der Terrassentür.
Egal wann wir nach Hause kommen: Sie begrüßt uns in der Einfahrt: die schönste, liebste, verschmuste und mittlerweile
verwöhnteste aller Tigerkatzen, begrüßt uns mit hoch erhobenem Schwanz und diesem Blick: Vorwurfsvoll, herablassend,
strafend und fragend. Unsere Lady, Tigerle mit hellbraunem Bauch und schwarzen Punkten.
Barbara Rietzscher
Happy End für Kiara
9