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naturgucker Nr. 46

DAS MAGAZIN ZUR VOGEL- UND NATURBEOBACHTUNG Wir zeigen Ihnen die Natur von ihrer schönsten Seite! Blättern Sie durch unser aktuelles Heft, und werfen Sie einen Blick auf die Vielfalt, die Sie umgibt. Alle zwei Monate finden Sie bei uns packende Fotos, Reportagen und Berichte über Vögel, seltene Pflanzen, Amphibien, Reptilien, Säugetiere oder Insekten wie Libellen und Schmetterlinge.

DAS MAGAZIN ZUR VOGEL- UND NATURBEOBACHTUNG
Wir zeigen Ihnen die Natur von ihrer schönsten Seite! Blättern Sie durch unser aktuelles Heft, und werfen Sie einen Blick auf die Vielfalt, die Sie umgibt. Alle zwei Monate finden Sie bei uns packende Fotos, Reportagen und Berichte über Vögel, seltene Pflanzen, Amphibien, Reptilien, Säugetiere oder Insekten wie Libellen und Schmetterlinge.

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NATURGUCKER <strong>46</strong><br />

Ausgabe <strong>46</strong> Jan./ Feb. 2020 Deutschland 4,00 € | Österreich 4,30 € | Schweiz 5,00 CHF | Italien 5,00 €<br />

Das Magazin zur Vogel und Naturbeobachtung<br />

DER PELZFUSS<br />

Kleiner Kauz ganz groß<br />

SCHNELLER JÄGER<br />

Die Rückkehr des Fischotters


Wir zeigen Ihnen die Natur<br />

VON IHRER SCHÖNSTEN SEITE!<br />

Lernen Sie unser Magazin kennen, und werfen Sie einen Blick auf die Vielfalt, die Sie umgibt.<br />

Alle zwei Monate finden Sie bei uns packende Fotos, Reportagen und Berichte über Vögel, seltene<br />

Pflanzen, Amphibien, Reptilien, Säugetiere oder Insekten wie Libellen und Schmetterlinge.<br />

Natürlich stellen wir für Sie auch praktische Tipps zum Beobachten und Bestimmen zusammen,<br />

um Sie auf Ihrer Entdeckungsreise durch die Natur zu begleiten.<br />

Als Abo 21 Euro im Jahr innerhalb Deutschlands<br />

(inkl. Porto – ohne Vertragsbindung)<br />

Bestellung online unter: www.<strong>naturgucker</strong>-magazin.de/abo<br />

oder per Postkarte an: Bachstelzen Verlag GbR, Sybelstraße 3,<br />

40239 Düsseldorf, Telefon 00 49 (0) 2 11 61 08 95 45<br />

www.<strong>naturgucker</strong>-magazin.de


Liebe Leserinnen<br />

und liebe Leser!<br />

Für uns Naturfreunde ist, wie der Name<br />

schon andeutet, die Natur ein<br />

selbstverständlicher Quell der Freude.<br />

Aber viele Menschen interessieren sich<br />

nicht dafür – und warum auch? Denn sie<br />

kennen nicht den Gesang von Rotkehlchen<br />

und Amsel, wissen nicht, ob das Tier im<br />

Gewässer ein Molch oder ein Salamander<br />

ist oder dass das Reh nicht die Frau vom<br />

Hirschen ist.<br />

So etwas muss man lernen. Was die<br />

Eltern oder Freunde nicht kennen, werden<br />

auch nachwachsende Generationen nur<br />

schwer erfahren. Und da kommen all jene<br />

ins Spiel, die mehr wissen – das sind wir.<br />

Ich erlebe es oft, dass Natur-Unerfahrene<br />

mich fragen, ob der Vogel dort auf der<br />

Wiese eine Gans sei. Und wenn ich sage,<br />

eine Wildgans, die aus Nordeuropa oder<br />

Sibirien zu uns kommt, um hier zu rasten<br />

oder zu überwintern, dass es eine Blässgans<br />

sei und keine Graugans, und wie die<br />

sich unterscheiden – prompt ist bei vielen<br />

das Interesse geweckt. Andere wundern<br />

sich, wenn ich Schmetterlinge fotografiere<br />

und fragen nach, was das denn ist, was<br />

da fliegt. Schon ist man im Gespräch. Das<br />

sind dann zumindest jene, die sich auch<br />

mal außerhalb von Wohnung, Arbeitsplatz<br />

und Einkaufszentrum bewegen. Aber<br />

auch die sollten erfahren, was um uns herum<br />

lebt und wächst. Denn, um wieder mal<br />

den alten Spruch von Bernhard Grzimek<br />

zu zitieren, »Nur was man kennt, kann<br />

man auch schützen.« Aber wie kommen<br />

wir an diese anderen ran? Nur über Aufklärung.<br />

Also: Weisen wir diese Menschen<br />

darauf hin, dass auch wir nichts anderes<br />

sind als intelligente Säugetiere und somit<br />

Teil der Natur. Man muss sich nur trauen.<br />

Zum Beispiel erklären, was wir gerade sehen<br />

und was es wo zu beobachten gibt.<br />

Der Verweis auf die Internet-Plattform<br />

<strong>naturgucker</strong>.de ist gerade für Anfänger<br />

in Sachen Naturbeobachtung ebenfalls<br />

hilfreich. Schreiben Sie uns gerne, ob Sie<br />

Erfahrungen in diesem Bereich gemacht<br />

haben – als Lernender oder als »Experte«:<br />

robert.luecke@<strong>naturgucker</strong>-magazin.de.<br />

Einen schönen und abwechslungsreichen<br />

Winter wünscht Ihnen,<br />

Robert Lücke<br />

Herausgeber<br />

Im Text über den Apollofalter in<br />

Ausgabe 45 wurde versehentlich eine<br />

falsche E-Mail-Adresse des Autors<br />

angegeben. Die korrekte Adresse lautet:<br />

dr.detlef.mader@web.de<br />

DASBESON<br />

DEREBUCH<br />

GESCHENK<br />

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INHALT<br />

INHALT<br />

29 31<br />

06 NATUR-SPAZIERGANG<br />

06 Abseits der Wege<br />

08 NATUR-SAISON<br />

08 Pilzschwemme und Raritäten im Herbst<br />

04<br />

14<br />

26<br />

16<br />

12 NATURSCHUTZ<br />

12 Das Bodetal im Harz – Bei Wasseramsel,<br />

Waschbär und Feuersalamander<br />

16 Weshalb wir die Vögel brauchen<br />

20 Die Turteltaube ist der Vogel des Jahres 2020<br />

22 NATUR-WISSEN<br />

22 Fischotter – Schöner, schneller Jäger<br />

26 Totholz – Neues Leben nach dem Tod<br />

29 Sigma Naturbild 2019<br />

30 Raufußkauz – Die kleine Eule<br />

mit den pelzigen Füßen<br />

33 Das Breitblättrige Knabenkraut –<br />

Schön und bedroht<br />

25 NATURGUCKER-RÄTSEL<br />

34 NATUR-REISE<br />

34 Madeira – Blumeninsel mit artenreicher Vogelwelt<br />

38 Mexiko – Das große Fressen am Rio Grande<br />

42 NATUR-BESTIMMUNG<br />

42 Zipfelfalter – Verborgene Schönheiten<br />

<strong>46</strong> NATURGUCKER.DE<br />

<strong>46</strong> Diagramme auf <strong>naturgucker</strong>.de<br />

12<br />

33<br />

47 LESERSEITE<br />

47 Ihre Briefe & Mails<br />

48 NATUR-KIND<br />

48 Klimawandel – Eine Aufgabe<br />

für die ganze Welt<br />

Titelbild: Titelbild Raufußkauz / Jari Peltomäki, Agami.nl


34<br />

27<br />

18<br />

IMPRESSUM<br />

VERLAG<br />

Bachstelzen Verlag GbR<br />

Frankenplatz 23<br />

42107 Wuppertal<br />

www.<strong>naturgucker</strong>magazin.de<br />

HERAUSGEBER<br />

Robert Lücke ( V.i.S.d.P.)<br />

robert.luecke@<strong>naturgucker</strong>magazin.de<br />

REDAKTION<br />

Julia Klinkusch, Nicole Lücke,<br />

Robert Lücke, Dieter Schneider, Sebastian Teichmann<br />

redaktion@<strong>naturgucker</strong>magazin.de<br />

MITARBEITER DIESER AUSGABE<br />

Rafael Armada, Anke Benstem, Michael Benteler, Jürgen<br />

Borris, Stefan Bosch, Tui de Roy, Alexandra Egli, Matthias<br />

Entelmann, Florian Fraaß, Melvin Grey, Geronimo Heibl,<br />

Lutz Klapp, Andreas Kolossa, Arno Laber, Stefan Leimer,<br />

Ralph Martin, Tomi Muukkonen, Daniele Occhiato, Jari<br />

Peltomäki, Ute Schimmelpfennig, Christopher Schmidt,<br />

Gaby Schulemann-Maier, Brian E. Small, Bernd Stemmer,<br />

Andreas Trepte, Markus Varesvuo, Mario Wendorf,<br />

Winfried Wisniewski<br />

GRAFIKDESIGN<br />

Christiane Püschel | pueschels.com<br />

ABOSERVICE<br />

T +49 (0) 211 61 08 95 45<br />

abo@<strong>naturgucker</strong>-magazin.de<br />

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Sybelstraße 3<br />

40239 Düsseldorf<br />

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anzeigen@bachstelzen-verlag.de<br />

PARTNER<br />

www.<strong>naturgucker</strong>.de<br />

www.birdnet.de<br />

www.birdingtours.de<br />

www.dumanaturreisen.de<br />

Es gelten die Anzeigenkonditionen 2019. Alle Rechte<br />

vorbehalten. Das Magazin und alle enthaltenen Beiträge sind<br />

urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich<br />

zugelassenen Fälle ist eine Verwertung, auch auszugsweise,<br />

ohne Einwilligung des Hausgebers nicht gestattet. Für unverlangt<br />

eingesandtes Text und Bildmaterial wird keine Haftung<br />

übernommen.<br />

FACHBEIRAT<br />

FeldOrnithologie | Prof. Dr. Martin Kraft<br />

Vogelzug | Prof. Dr. Peter Berthold<br />

Physiologie der Vögel | Prof. Dr. Roland Prinzinger<br />

FeldEntomologie | Horst Schlüter<br />

Libellen | Hartwig Stobbe<br />

Allgemeine Botanik, Falter | Dieter Schneider<br />

Orchideen | Dr. Manfred Hennecke<br />

Naturschutzverbände | Maik Sommerhage<br />

Botanik, Pflanzenkunde, Pilze | Dr. Rita Lüder<br />

Fotografie | Bruno Dittrich<br />

ISSN 219556<strong>46</strong><br />

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NATUR-SPAZIERGANG<br />

Abseits der Wege<br />

In ungestörter Winterlandschaft entdeckte unser Autor schön gefärbte<br />

Eichelhäher sowie Raubwürger. Text und Zeichnungen von Christopher Schmidt<br />

In dieser weiten Landschaft führt fast<br />

jeder Weg in die Einsamkeit. Es ist<br />

nicht immer spektakulär hier, wenngleich<br />

es einzigartige, besondere und<br />

wertvolle Lebensräume gibt. Aber es gibt<br />

auch die stillen und unauffälligen Wege,<br />

die nur selten von anderen Naturbegeisterten<br />

gefunden werden. Sie haben ihren<br />

eigenen Reiz, halten unerwartete Begegnungen<br />

bereit und warten gleichzeitig mit<br />

nicht zu vielen Eindrücken auf, sodass<br />

man sich auf das Wenige und manchmal<br />

Wesentliche konzentrieren kann.<br />

die an diesem eher warmen, grauen Tag<br />

langsam kleiner werden. In dieser Jahreszeit<br />

ist es noch relativ ruhig in den<br />

Wäldern. In den nächsten Wochen fliegen<br />

vom Boden immer wieder Buch- und<br />

Bergfinken auf, Kernbeißer lassen ihre<br />

scharfen Rufe von den Baumkronen<br />

ertönen und einzelne Schwarzspechte<br />

rufen in der Stille der Wälder. Mäusebussarde<br />

kauern sich auf Zaunpfähle, ein<br />

Sperber jagt vorbei, und die männlichen<br />

Haselblüten gewinnen an Auffälligkeit.<br />

Allgegenwärtig in dieser Landschaft sind<br />

jetzt die Eichelhäher. Kleine, lockere<br />

Gruppen ziehen über die Hügelkuppen,<br />

und ihre Rufe beleben die Wälder hier<br />

im hessischen Bergland. Selten sind sie<br />

wirklich gut zu beobachten, oft sind sie<br />

zu versteckt, vorsichtig, agil. Nur für einem<br />

kurzen Moment habe ich das Glück,<br />

einen dieser Vögel nah und ausgiebig zu<br />

studieren. Es sind nicht nur die wunderbar<br />

gefärbten blau-schwarz gestreiften<br />

Großen Hand- und teilweise Armdecken,<br />

die diesen Vogel so attraktiv erscheinen<br />

lassen. Es sind auch die feinen Verläufe<br />

06<br />

WUNDERSCHÖNE FARBEN<br />

Es ist Winter, und ich bin auf genau so<br />

einem Weg am Rande der hessischen<br />

Rhön zu einer Wanderung aufgebrochen.<br />

Auf dem Boden der Buchenwälder,<br />

den schattigen Hanglagen und am Rande<br />

der Hecken finden sich Schneereste,<br />

Eichelhäher


NATUR-SPAZIERGANG<br />

der warm-ockerfarben Nackenfedern,<br />

die fließend in die bräunlich-grauen<br />

Rücken- und altrosa getönten Brustfedern<br />

übergehen. Ideal für das Malen mit<br />

Aquarellfarben, weil das bloße Verlaufen<br />

der richtig gewählten Farben die weichen<br />

Übergänge eigenständig und am überzeugendsten<br />

kreiert. Etwas unauffälliger,<br />

aber nicht weniger schön präsentiert sich<br />

die Färbung der kleinsten Schirmfeder.<br />

An der Basis weinrot, geht sie zur Federspitze<br />

hin in ein tiefes Schwarz über. Es<br />

ist eine Feder, die man, wenn man sie in<br />

der Natur findet, zunächst kaum einem<br />

Eichelhäher zuordnen wird.<br />

REIZ DER EINFACHHEIT<br />

Viel unauffälliger gefärbt, viel stiller,<br />

aber viel exponierter und nicht weniger<br />

interessant ist der Vogel, dessen Umrisse<br />

sich auf der Spitze am Rande eines Jungfichtenbestandes<br />

abzeichnen. Es ist ein<br />

Raubwürger, der von seiner Warte aus<br />

die Umgebung mustert, nach Kleinsäugern<br />

und kleinen Singvögeln Ausschau<br />

hält. Es ist nicht zu erkennen, ob es ein<br />

Vogel nördlicher Populationen ist, der<br />

hier überwintert oder ob er zu einem<br />

der wenigen hier noch brütenden Paare<br />

gehört. Wann immer ich diesem Vogel<br />

begegne, fasziniert er mich. Woran es<br />

liegt, kann ich kaum genau sagen. Vielleicht<br />

ist es die Einfachheit, mit der er<br />

sich beobachten lässt? Oder ist es die<br />

Zähigkeit, mit der er den widrigen Winterbedingungen<br />

trotzt? Vielleicht ist es<br />

die scheinbare Einsamkeit, die er in die<br />

Landschaft trägt oder die Eleganz seiner<br />

Silhouette, die aus dornigen Sträuchern<br />

das Podest für ein Kunstwerk macht?<br />

Es kann auch die Spannung sein aus<br />

schwarzen, weißen und grauen Farbtönen,<br />

die einen Charakter zeichnen. Und<br />

es sind die artistischen Schwanzbewegungen,<br />

mit denen er Stimmungen ausdrückt<br />

oder Balance hält. Beim Malen<br />

der Raubwürger fühle ich mich hin- und<br />

hergezogen zwischen der einfachen,<br />

schnellen Skizze vor Ort, die nur die Silhouette<br />

zeigt, um das Wesen des Vogels<br />

zu treffen, und der detailgetreuen Illustration,<br />

die feine Nuancen zeigt und die<br />

farbliche Schönheit. Manchmal sind es<br />

einfach nur die Fragen an sich selbst, die<br />

für mich die Faszination von und in der<br />

Natur ausmachen.<br />

07<br />

Alle Rechte an Text und Bildern<br />

bei Christopher Schmidt.<br />

Raubwürger


NATUR-SAISON<br />

01 Der Mauerläufer lebt im Hochgebirge<br />

und verlässt diese<br />

Region nur im Winterhalbjahr.<br />

Rafael Armada, Agami<br />

02 Drei Marmelenten<br />

wurden im Oktober auf dem<br />

Altmühlsee entdeckt.<br />

Gaby Schulemann-Maier<br />

‣ 03 Im Herbst gab es eine<br />

regelrechte Pilzschwemme,<br />

darunter den Fichten-Steinpilz.<br />

Mario Wendorf<br />

8<br />

Pilzschwemme<br />

UND RARITÄTEN<br />

Der Herbst brachte wieder viele Seltenheiten und<br />

interessante Neubürger. Von Dieter Schneider


Der vergangene Herbst bescherte<br />

uns eine Pilzschwemme, wie sie<br />

selbst eingefleischte Pilzkenner<br />

und Forstleute kaum jemals zuvor erlebt<br />

hatten. In vielen Wäldern sprossen die<br />

Fruchtkörper unterschiedlicher Arten<br />

so zahlreich, dass Sammler nicht lange<br />

suchen mussten, um ihre Körbe zu füllen.<br />

Grund für die Massenentwicklung<br />

waren ideale Wetterbedingungen mit<br />

ausreichenden Niederschlägen bei relativ<br />

milden Temperaturen. Aber auch die<br />

extrem schlechten Bedingungen des Vorjahres,<br />

als von den meisten Arten kaum<br />

Fruchtkörper gebildet wurden, mögen<br />

dabei eine Rolle gespielt haben – die Organismen<br />

hatten vielleicht »etwas nachzuholen«.<br />

Sehr beruhigend ist jedenfalls,<br />

dass die Myzelien (das unterirdische<br />

Pilzgeflecht, das den eigentlichen Pilzorganismus<br />

darstellt) die zurückliegenden<br />

Dürreperioden offenbar unbeschadet<br />

überstanden haben. Eine weniger optimistische<br />

Erklärung wäre allerdings<br />

auch möglich: Ähnlich einem absterbenden<br />

Baum,<br />

der kurz bevor er<br />

eingeht noch einmal<br />

alle Kraft in<br />

die Produktion von<br />

Samen steckt, wäre<br />

es denkbar, dass die Myzelien sehr wohl<br />

durch die Dürre beeinträchtigt wurden<br />

und nur deshalb so viele Fruchtkörper<br />

ausbildeten, weil das Fortbestehen des<br />

Elternorganismus ungewiss ist.<br />

FUNDE IN NRW<br />

Neben der erfreulichen Pilzvielfalt<br />

brachte der hinter uns liegende Herbst<br />

auch wieder eine Vielzahl an besonderen<br />

Tierbeobachtungen. Unter den<br />

Insekten erscheinen mir zwei aktuelle<br />

Neunachweise der Steppenrasen-Spannereule<br />

(Polypogon plumigeralis) aus<br />

Nordrhein-Westfalen besonders erwähnenswert.<br />

Die Art ist nämlich eigentlich<br />

ein mediterranes Faunenelement, das<br />

nördlich der Alpen erst seit wenigen<br />

Jahren vermehrt nachgewiesen wird.<br />

Während sie in der Oberrheinebene<br />

Baden-Württembergs bereits seit 2017<br />

mehrfach gefunden wurde, sind 2019<br />

auf <strong>naturgucker</strong>.de erstmals Funde aus<br />

Köln und Düsseldorf dokumentiert<br />

worden. In den benachbarten Niederlanden<br />

ist die Art mittlerweile relativ<br />

weit verbreitet, sodass die Besiedlung<br />

des Rheinlandes vielleicht von dort<br />

aus erfolgt ist. Möglicherweise werden<br />

Entwicklungsstadien der Art aber auch<br />

über den Handel mit Gartenpflanzen<br />

NATUR-SAISON<br />

verschleppt. Auffällig ist, dass bisher alle<br />

deutschen Meldungen aus dem besiedelten<br />

Bereich stammen, was einerseits<br />

für die Gartenpflanzentheorie spricht,<br />

andererseits aber auch mit der Wärmebedürftigkeit<br />

der Art zusammenhängen<br />

könnte. Jedenfalls darf man gespannt<br />

sein, wie es mit der Art bei uns weitergeht,<br />

und ich möchte dazu aufrufen, ein<br />

besonderes Augenmerk auf diesen Falter<br />

zu richten, der oberflächlich betrachtet<br />

– hinsichtlich des Flügelschnitts und<br />

der lang vorstehenden Palpen – unserer<br />

häufigen Nessel-Schnabeleule (Hypena<br />

proboscidalis) nicht unähnlich ist.<br />

Besondere Beobachtungen müssen<br />

aber nicht unbedingt seltene Arten betreffen:<br />

So bot sich mir am 12. Oktober<br />

ein ungewöhnlicher Anblick, als ich bei<br />

sehr milden Temperaturen auf den blühenden<br />

Herbstastern in meinem Garten<br />

ein Waldbrettspiel<br />

09


NATUR-SAISON<br />

10<br />

(Pararge aegeria) entdeckte, das dort fast<br />

eine Viertelstunde lang intensiv rüsselte.<br />

Nie zuvor in mehreren Jahrzehnten Falterbeobachtung<br />

hatte ich ein Waldbrettspiel<br />

bei einem solchen Blütenbesuch<br />

beobachtet: Zwar sitzen die Falter schon<br />

mal eher zufällig an einer Blüte, aber der<br />

Rüssel bleibt dann in der Regel eingerollt,<br />

und der Aufenthalt ist oft nur kurz.<br />

Saugende Tiere konnte ich bisher immer<br />

nur an feuchten Bodenstellen oder an<br />

heruntergefallenen überreifen Früchten<br />

(etwa Brombeeren) beobachten. Insgesamt<br />

scheinen die Individuen dieser Art<br />

nur wenig Nahrung aufzunehmen. Nun<br />

ereignete sich diese besondere Beobachtung<br />

zu einem Zeitpunkt, an dem die Art<br />

eigentlich gar nicht mehr fliegen sollte,<br />

denn normalerweise sterben die letzten<br />

Individuen der Saison bereits im Laufe<br />

des Septembers. Entsprechend alt und<br />

abgeflogen präsentierte sich das Tier, das<br />

nach einer längeren Periode kalten Wetters<br />

noch einmal »zum Leben erwacht«<br />

war und nun kurz vor seinem endgültigen<br />

Tod dieses ungewöhnliche Verhalten<br />

des Blütenbesuchs zeigte.<br />

SELTENER ANBLICK<br />

Aus der Vogelwelt wurden in den vergangenen<br />

Wochen ungewöhnlich viele<br />

Seltenheiten gemeldet, weshalb ich hier<br />

die zahlreichen Beobachtungen von<br />

Helgoland mal ganz außer Acht lassen<br />

möchte. Besonders bemerkenswert ist<br />

die seltene und durch mehrere Fotos gut<br />

belegte Beobachtung eines Schelladlers<br />

vom 10. Oktober bei Gochsheim in Unterfranken.<br />

Wie wir spätestens durch<br />

den seit 2008 in Estland besenderten<br />

Schelladler »Tönn« wissen, überfliegen<br />

osteuropäische Tiere dieser Art auf dem<br />

Zug zur Iberischen Halbinsel regelmäßig<br />

und alljährlich Deutschland, werden aber<br />

merkwürdigerweise so gut wie nie dabei<br />

beobachtet. Viel leichter zu beobachten,<br />

sind da doch die Entenvögel, die sich zur<br />

Rast auf unseren Gewässern präsentieren.<br />

Und diese aufmerksam durchzumustern,<br />

kann so manche unerwartete<br />

Beobachtung bescheren. So konnten beispielsweise<br />

auf dem Altmühlsee am 13.<br />

Oktober drei Marmelenten entdeckt<br />

werden, die sich mindestens bis zum 15.<br />

November dort aufhielten. Wenn man<br />

auch davon ausgehen muss, dass es sich<br />

bei den Tieren um Gefangenschaftsflüchtlinge<br />

handelte, so sind Beobachtungen<br />

der Art bei uns in Mitteleuropa<br />

doch immer etwas Besonderes. Seit der<br />

Trockenlegung ihres Hauptbrutgebietes<br />

im Irak gibt es von der kleinen Ente nur<br />

noch wenige zerstreute Wildvorkommen<br />

rund um das Mittelmeer, etwa in der Camargue,<br />

in Andalusien, auf Mallorca und<br />

in Nordafrika. Daneben existieren weitere<br />

kleinere Bestände in Zentralasien.<br />

Anders als bei den allermeisten anderen<br />

Entenarten sehen bei der Marmelente<br />

Männchen und Weibchen übrigens<br />

gleich aus.<br />

Eine weitere seltene Beobachtung<br />

gelang dann am 20. Oktober im Dahner<br />

Felsenland (Pfälzerwald), wo an diesem<br />

Tag ein Mauerläufer beobachtet werden<br />

konnte. Diese eigentlich im Hochgebirge<br />

lebenden Vögel verlassen im Winterhalbjahr<br />

ihre Brutgebiete und können dann<br />

zuweilen an Felsformationen der Mittelgebirge<br />

oder auch an den Mauern historischer<br />

Bauten (Schlösser, Burgen und<br />

Kirchen) gefunden werden. Ungleich<br />

größere Felsenbewohner konnten dann<br />

am letzten Oktobertag in der Nähe von<br />

Husum (Nordfriesland) gesichtet werden:<br />

Drei mächtige Gänsegeier hatte<br />

es fernab jeglicher Felsen mal wieder<br />

ins norddeutsche Flachland verschlagen.<br />

Dort an der Küste kann man an<br />

bestimmten Stellen auch alljährlich zur<br />

Zugzeit die hochnordischen Thors- und<br />

Odinshühnchen bei der Rast beobachten.<br />

GAST AN DER OSTSEE<br />

Dass sich aber einmal eines der seltenen<br />

Thorshühnchen im Binnenland<br />

blicken lässt, stellt doch etwas sehr Außergewöhnliches<br />

dar. So geschehen ab<br />

dem 10. November am Bucher Stausee<br />

südlich von Ellwangen, wo sich ein diesjähriger<br />

Jungvogel über mehrere Tage<br />

aufhielt und dabei ausgiebig beobachtet<br />

und dokumentiert werden konnte. Eine<br />

weitere hochnordische Art wurde am 17.<br />

November auf der Ostsee bei Kappeln<br />

entdeckt – eine Prachteiderente, deren<br />

06 Der Milchweiße Bindenspanner<br />

gehört zu den Arten, die im Ei-Stadium<br />

überwintern. / Michael Benteler<br />

07 In manchen Wintern kann man hierzulande<br />

Scharen von Bergfinken beobachten.<br />

/ Tomi Muukkonen, Agami


angestammte Überwinterungsgebiete<br />

eigentlich an den Atlantikküsten Skandinaviens<br />

und Islands liegen. Und ebenfalls<br />

am 17. November wurde in Niedersachsen<br />

bei Wathlingen ein Gleitaar entdeckt,<br />

der sich dort über mehrere Tage aufhielt.<br />

Nun dürfen wir gespannt sein, welche<br />

Naturbeobachtungen die bevorstehenden<br />

Wintermonate für uns bereit<br />

halten werden. Werden in diesem Winter<br />

viele Seidenschwänze einfliegen? Werden<br />

wir wieder Millionenscharen von<br />

Bergfinken sehen oder gar Schneeeulen?<br />

Ganz bestimmt werden wir jedenfalls<br />

unsere heimischen und zugereisten<br />

Wintervögel ausgiebig beobachten können<br />

– sei es an den Futterstellen oder in<br />

der freien Landschaft. Bei hinreichender<br />

Schneelage können wir uns mit Tierspuren<br />

beschäftigen, und man kann sich<br />

daran versuchen, Bäume und Sträucher<br />

anhand ihrer Knospenmerkmale zu<br />

bestimmen. Und obwohl das Osterfest<br />

noch weit weg ist, können wir uns bereits<br />

jetzt auf Eiersuche begeben: Denn einige<br />

unserer gehölzbewohnenden Schmetterlingsarten<br />

überwintern im Ei-Stadium,<br />

und ihre in charakteristischer Weise<br />

abgelegten Eier kann man mit etwas<br />

Übung an Hecken und Waldrändern gut<br />

entdecken. So legt beispielsweise der<br />

Nierenfleck-Zipfelfalter (Thecla betulae)<br />

sein kalkweißes, mit einer wabenartigen<br />

Struktur versehenes Ei recht auffällig in<br />

die Astgabeln von Schlehenbüschen. Die<br />

flachen, mit einem hellen Ring umgebenen<br />

Eier des Ulmen-Zipfelfalters (Satyrium<br />

w-album) findet man im Bereich der<br />

Blütenknospen verschiedener Ulmenarten<br />

und die an einen winzigen Seeigel<br />

erinnernden Eier des Blauen Eichenzipfelfalters<br />

(Favonius quercus) muss man<br />

an den Endknospen unserer Eichenarten<br />

suchen. Schließlich kann man auch noch<br />

die auffälligen Eier des Milchweißen<br />

Bindenspanners (Plemyria rubiginata)<br />

finden, dessen ovale, flachgedrückte Eier<br />

meist zu mehreren in den Astgabeln von<br />

Schlehen zu finden sind. Vergleichsbilder<br />

zu diesen Schmetterlingseiern finden Sie<br />

auf <strong>naturgucker</strong>.de oder bei lepiforum.de.<br />

NATUR-SAISON<br />

WINTERZEIT, RUHEZEIT<br />

Diejenigen Insektenarten, die den Winter<br />

als erwachsene Tiere überdauern,<br />

können an besonders warmen Tagen<br />

zwar aktiv werden, doch ist der Winter<br />

im Großen und Ganzen für sie eine<br />

Ruhezeit. Ganz im Gegenteil dazu gibt<br />

es aber auch eine Handvoll Insektenarten,<br />

manchmal als »Schneeinsekten«<br />

bezeichnet, die ihre Hauptaktivitätszeit<br />

im Hochwinter haben und bereits bei<br />

Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt<br />

aktiv werden. Dann kann man<br />

solche Tiere gelegentlich auf der geschlossenen<br />

Schneedecke finden, wo sie<br />

dann natürlich auffällig hervorstechen,<br />

während man sie ohne Schnee mit großer<br />

Sicherheit gar nicht bemerkt hätte.<br />

Recht bekannte Vertreter solcher winteraktiven<br />

Insekten sind die als Schneeflöhe<br />

bekannten Winterhaften (Boreidae), eine<br />

Familie der Schnabelfliegen und somit<br />

nahe mit den bekannten Skorpionsfliegen<br />

verwandt. Die zwei in Deutschland<br />

vorkommenden Arten sind flügellos<br />

(Weibchen) oder mit fluguntauglichen<br />

Flügelstummeln (Männchen) versehen,<br />

die eine Funktion bei der Paarung zu<br />

haben scheinen. Zur Fortbewegung sind<br />

die Tiere somit allein auf ihre Beine angewiesen.<br />

Die besonders lang ausgebildeten<br />

Hinterbeine ermöglichen dabei ihre<br />

typisch hüpfende Fortbewegung, die sie<br />

mit einem Sprung bis zu 30 Zentimetern<br />

vorwärtsbringen kann. Die Tiere ernähren<br />

sich von toten Insekten und Moos<br />

und brauchen zwei Jahre, bis sie vollständig<br />

entwickelt sind.<br />

Frag<br />

Kosmos<br />

011<br />

DERETWASANDERE<br />

—VOGELFÜHRER<br />

— Von Meise bis Mäusebussard:<br />

In doppelseitigen Artporträts erfahren<br />

Sie alles Wissenswerte zu 70 Vogelarten<br />

— Vogelstimmen erkennen und spielerisch<br />

einprägen – anhören über die kostenlose<br />

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Arten gezielt helfen kann<br />

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NATURSCHUTZ<br />

Bei Wasseramsel,<br />

WASCHBÄR UND<br />

FEUERSALAMANDER<br />

Ungezähmt fließt die Bode durch eine der spektakulärsten Schluchten im Harz:<br />

Das Bodetal ist nicht nur ein beliebtes Wanderrevier, es bietet auch Lebensraum für eine<br />

Vielzahl an Tieren und Pflanzen. Von Anke Benstem (Text) und Jürgen Borris (Fotos)<br />

12<br />

In der Ferne hämmert ein Specht,<br />

Sonnenlicht fällt flirrend durch<br />

hellgrünes Buchenlaub. Die Luft ist<br />

erfüllt vom Rauschen der Bode. Stromschnellen<br />

und kleine Wasserfälle lassen<br />

den Fluss mal laut tosen, dann wieder<br />

murmelt das Wasser kaum hörbar, um<br />

schon wenige Meter weiter über Steine<br />

zu glucksen. Nicht ohne Grund gilt das<br />

Bodetal als der Grand Canyon des Harzes.<br />

In einer engen Schlucht hat sich der<br />

Gebirgsfluss tief in den Untergrund gegraben<br />

und rauscht in engen Schleifen<br />

talabwärts. Steil ragen die Granitfelsen<br />

rechts und links auf. Wildromantisch<br />

und ein echtes Natur-Kleinod ist das<br />

Bodetal, von dem schon Harz-Wanderer<br />

Goethe begeistert als dem »gewaltigsten<br />

Felsental nördlich der Alpen« berichtete.<br />

vereinzelten Birken und Eichen bewachsen.<br />

Feucht ist es, oft dunkel, denn die<br />

Sonne vermag jeden Tag nur während<br />

eines kurzen Zeitfensters in das tiefe Tal<br />

zu scheinen – sofern dann nicht gerade<br />

Wolken den Himmel bedecken. Moos<br />

überzieht an vielen Stellen wie ein grüner<br />

Pelz den Fels, Farne und Bärlappe klammern<br />

sich in enge Spalten. Urwaldähnlicher<br />

Buchen-Mischwald, wie er früher<br />

mit Ausnahme der Höhenlagen nahezu<br />

im ganzen Harz wuchs, steht hier noch<br />

EIN DUNKLES TAL<br />

Als hätte ein Riese einen großen Eimer<br />

Gestein ausgekippt: Steile Felsklippen<br />

und Blockschutthalden, die nach<br />

Erd- und Steinrutschen liegen geblieben<br />

sind, dominieren die Landschaft im<br />

Bodetal. Manche sind nun mit lichten<br />

Buchen-Blockschuttwäldern oder mit


NATURSCHUTZ<br />

01 Das Scharbockskraut sorgt für<br />

gelbe Farbtupfer in der Landschaft.<br />

‣ 02 Feuersalamander leben in toten<br />

Gehölzen und sind vor allem nachts<br />

und bei Regen aktiv.<br />

03 Die Gebirgsstelze fühlt sich in<br />

Wassernähe wohl. Dort findet sie<br />

Insekten und Larven.<br />

04 Wanderfalken schätzen enge<br />

Felsspalten als Brutplatz, die sich an<br />

den Hängen der Bode finden.<br />

05 Wasseramseln tauchen an den<br />

klaren Gewässern im Harz nach ihrer<br />

Nahrung. Mit etwas Glück kann man<br />

sie dort entdecken.<br />

‣ 06 Stromschnellen und bemooste<br />

Felsen – das Bodetal wird aus<br />

gutem Grund auch »Grand Canyon<br />

des Harzes« genannt.<br />

immer. Bemerkenswert sind die vielen<br />

immergrünen Eiben im Gebiet. Ihr Bestand<br />

im Bodetal gilt als größter in ganz<br />

Norddeutschland. Immer wieder liegen<br />

abgebrochene Bäume quer über dem<br />

Weg oder sind mehrere Meter den Hang<br />

hinabgestürzt, bis ein anderer Baum oder<br />

ein Felsen sie abgefangen hat. Dieses Totholz<br />

ist wichtiger Lebensraum für viele<br />

Insekten und kleine Tiere wie den Feuersalamander:<br />

Die etwa 15 Zentimeter lange,<br />

meist gelb-schwarze Amphibienart<br />

lebt bevorzugt in Bach- und Flusstälern<br />

und ist vor allem bei Regen und nachts<br />

aktiv. Anders als es Lurche sonst tun, legt<br />

der Feuersalamander keine Eier, sondern<br />

setzt Kiemen tragende Larven ins Wasser<br />

ab. Aus Drüsen unterhalb der Rückenmitte<br />

und am Hinterkopf kann der<br />

Salamander ein starkes Hautgift absondern,<br />

das ihn vor Fressfeinden schützt.<br />

13


NATURSCHUTZ<br />

Er selbst ernährt sich von Nacktschnecken,<br />

Spinnen, Insekten und Regenwürmern.<br />

Ihre Verstecke in Totholz, Bauen<br />

von Kleinsäugern und natürlichen Erdhöhlen<br />

verlassen Feuersalamander vor<br />

allem bei Regen und erst bei Temperaturen<br />

über acht Grad Celsius – die Chance,<br />

einen zu sehen, ist also an einem milden<br />

Regentag am größten.<br />

KEINE ABKÜRZUNG<br />

Der Wanderweg entlang der Bode verläuft<br />

in der Mitte des Tals immer wieder<br />

abrupt einige Meter bergauf und bergab<br />

über den felsigen Untergrund. Manch<br />

ausgesetzte Stelle sichert nun ein Metallgeländer.<br />

Gute Wanderschuhe und<br />

wetterfeste Kleidung sind ein Muss auf<br />

dieser Tour – auch wenn immer wieder<br />

Spaziergänger sie in Turnschuhen oder<br />

gar Sandalen in Angriff nehmen. Keine<br />

gute Idee, zudem eine Abkürzung oder<br />

der Abbruch der Tour mittendrin kaum<br />

möglich ist – es gibt keine leicht begehbare<br />

seitliche Zuwegung ins Tal. Auf der<br />

einen Seite des Weges steigt der Hang<br />

steil an, auf der anderen fällt er ab bis<br />

07 Mönchsgrasmücken imitieren<br />

gern andere Vögel und sprechen sogar<br />

verschiedene »Dialekte«.<br />

‣ 08 Auch Waschbären sind im Bodetal<br />

zuhause – sie sind scheu und<br />

verstecken sich vor Menschen.<br />

09 Buntspechte picken an Baumstämmen<br />

nach Insekten, um ihren<br />

Nachwuchs zu füttern.<br />

zum Fluss. Obwohl es nur wenige Kilometer<br />

bis zum touristischen Harz-Städtchen<br />

Thale sind, scheint die Zivilisation<br />

meilenweit entfernt zu sein. Das Mobilfunknetz<br />

verschwindet manchmal ganz.<br />

Hier regiert die Natur: Schon seit 1937<br />

steht das Bodetal zwischen Thale und<br />

Treseburg unter Naturschutz. Später<br />

erweiterte man das Schutzgebiet auf<br />

heute 474 Hektar. Vor allem in den kleinen<br />

Seitentälern der urwüchsigen Landschaft<br />

– die Schlucht ist im oberen Teil<br />

bei Treseburg 140 Meter und unten nahe<br />

Thale sogar fast doppelt so tief – konnten<br />

sich Flora und Fauna ungestört erhalten<br />

und entwickeln. In den dunklen, immer<br />

feuchten Seitenschluchten haben sich<br />

Schattenpflanzen wie Wurmfarn, Silberblatt<br />

und Hirschzunge angesiedelt.<br />

Türkenbundlilie und mehrere Orchideenarten<br />

sind hier heimisch, und sagenhafte<br />

500 Flechtenarten wurden gezählt. Der<br />

Eingriff des Menschen in dem erodierten<br />

Kerbtal war und ist bis heute gering.<br />

Im Wesentlichen beschränkt er sich darauf,<br />

die Wanderwege freizuhalten und<br />

zu sichern. Auch das mit Steinen und<br />

14


Steinblöcken strukturierte Flussbett und<br />

der Verlauf der Bode sind weitestgehend<br />

natürlich. Im Frühling, der im Harz stets<br />

ein wenig später einzieht als im Umland,<br />

überziehen Buschwindröschen wie ein<br />

weißer Teppich den Waldboden. Scharbockskraut<br />

und Sumpfdotterblume<br />

tupfen gelbe Highlights, Waldsauerklee<br />

entfaltet quietschgrün seine Blätter.<br />

Nicht nur Rot-, Reh- und Schwarzwild<br />

lebt im Bodetal, seit wenigen Jahrzehnten<br />

breitet sich auch das Mufflon<br />

hier aus. Die Wildkatze schleicht hier<br />

ebenso durch den Wald wie der Waschbär,<br />

ein nicht von allen gern gesehenes<br />

Neozoon. Ihren Namen haben die possierlichen,<br />

aus Nordamerika vor hundert<br />

Jahren als Pelzlieferant eingeführten<br />

Kleinbären, weil sie Steine und anderes<br />

Substrat im Bach oder flachen Fluss<br />

auf der Suche nach Fischen, Krebsen<br />

und Fröschen emsig untersuchen und<br />

so scheinbar ihre Pfoten waschen. Die<br />

scheuen Gesellen mit dem grauen Fell,<br />

dem schwarz-grau geringelten Schwanz<br />

und der charakteristischen schwarzen<br />

Gesichtsmaske lassen sich allerdings<br />

kaum blicken, sondern verstecken sich,<br />

sobald sie Menschen bemerken. Überhaupt<br />

sind sie tagsüber selten unterwegs<br />

und verlassen oft erst in der Dämmerung<br />

ihre Unterschlüpfe in alten Fuchsbauten<br />

oder Baumhöhlen. Nicht nur im Fluss,<br />

auch an Land findet der Waschbär reichlich<br />

Nahrung, hier stehen Salamander,<br />

Echsen, Mäuse und kleine Vögel auf seinem<br />

Speiseplan. Pflanzliche Nahrung<br />

verschmäht er ebenfalls nicht, etwa Fallobst<br />

oder Nüsse.<br />

HEIMAT VIELER VÖGEL<br />

Wer leise und aufmerksam durch das<br />

vom Brausen der Bode erfüllte Tal wandert,<br />

hat gute Chancen, Vögel zu sehen.<br />

Der Wanderfalke brütet in den engen<br />

Felsspalten, auch Mäuse- und Wespenbussard<br />

sowie Rotmilan leben hier. Im<br />

Wald fühlen sich Waldkauz, Meisen und<br />

das Rotkehlchen wohl, das den ganzen<br />

Tag über mit seinen sehr variablen Gesängen<br />

oder typischen »Tschicker-Lauten«<br />

als Alarm- und Störungsruf auf<br />

sich aufmerksam macht. In der Nähe<br />

des Wassers hält sich die Gebirgsstelze<br />

mit ihrem markant langen Schwanz auf.<br />

Hier holt sie sich Fliegen und Libellenlarven,<br />

frisst aber auch kleine Krebse und<br />

Weichtiere. Mit ihrem flötenden Gesang,<br />

der an Lautstärke zunimmt und in<br />

dem sie auch andere Vögel imitiert, gibt<br />

sich die Mönchsgrasmücke zu erkennen.<br />

Kenner hören bei Mönchsgrasmücken<br />

sogar ortsgebundene Dialekte. Durch<br />

ihr Hämmern an Baumstämmen machen<br />

Schwarz-, Bunt- und Mittelspecht<br />

auf sich aufmerksam. Sie picken so nach<br />

Insekten und zimmern ihre Nisthöhlen.<br />

Mit etwas Glück und Geduld sehen<br />

Wanderer im Bodetal auch Wasseramseln,<br />

eine typische Art in den Bach- und<br />

Flusstälern im Harz mit schnell fließendem,<br />

klaren Wasser. Nach ihrer Nahrung,<br />

kleinen Insekten, tauchen die Vögel mit<br />

der markant weißen Brust. Auch die langen<br />

Krallen an den kräftigen Füßen sind<br />

hell, oft fast weiß.<br />

BRODELNDES WASSER<br />

Nach gut der halben Wanderstrecke<br />

durch das Bodetal ragt eine schroffe<br />

Felswand in der Ferne auf: die Rosstrappe.<br />

Ameisenklein zeichnen sich Besucher<br />

dort oben gegen den Himmel ab, die<br />

ihrerseits von dem beliebten Aussichtspunkt<br />

einen Blick ins wildromantische<br />

Bodetal werfen. Steil windet sich der<br />

Wanderweg nun kurvenreich den Hang<br />

hinab, bis er wieder Flussniveau erreicht<br />

hat. Hier ist Trittsicherheit gefragt, fast<br />

alpin sind manche Abschnitte, und rutschig<br />

bei Regen. Bei der bald folgenden,<br />

sagenumrankten Teufelsbrücke zieht<br />

der Bodekessel den Blick auf sich. Das<br />

Flusswasser scheint hier fast zu kochen,<br />

es brodelt wild einen Meter im Kreis und<br />

über Stromschnellen. Fein gischtet Nebel<br />

über der Oberfläche, und fällt Sonnenlicht<br />

hinein, glitzert es. Um den Bodekessel<br />

ranken sich viele Mythen, wie die von<br />

der Goldkrone der Prinzessin Brunhilde,<br />

die der in einen schwarzen Höllenhund<br />

verwandelte Ritter Bodo bis heute am<br />

Grunde des Kessels bewacht. Die knorrigen<br />

Wurzeln, von Wind und Wetter verformten<br />

Bäume und die wundersamen<br />

Felsformationen im Bodetal machen es<br />

aber auch leicht, Wanderer in eine Fantasie-<br />

und manchmal düstere Sagenwelt zu<br />

entführen. Vor allem in der Dämmerung<br />

oder bei Nebel macht der Harz seinem<br />

Ruf als mystischer Ort wahrlich alle Ehre.<br />

Vorbei an einem weiteren Bergsturz<br />

bei der »Schurre« und dem Gasthaus<br />

Königsruhe mit der steinernen Jungfernbrücke<br />

führt der Weg nun im Talgrund<br />

weiter, rechterhand begleitet von<br />

der Bode: Die letzte Chance, noch einen<br />

Vogel am hier gut zugänglichen, munter<br />

plätschernden Wasser zu sehen, bevor<br />

der Wald endet und der Touristenmagnet<br />

Thale erreicht ist.<br />

Auf www.<strong>naturgucker</strong>.de können Sie<br />

sich über das Suchfeld »gebiete« auch<br />

Beobachtungen in einer bestimmten<br />

Region anzeigen lassen.<br />

NATURSCHUTZ<br />

Wandern im Bodetal<br />

Die Wanderarena Bodetal in Sachsen-Anhalt<br />

umschließt ein über<br />

500 Kilometer langes Wanderwegenetz.<br />

Übernachtungsgäste<br />

nutzen ein kostenloses Busticket.<br />

Der Harzer Hexen-Stieg führt in<br />

seiner letzten und von vielen als<br />

schönsten empfundenen Etappe<br />

etwa zehn Kilometer durchs Bodetal<br />

und durchquert zuvor als Fernwanderweg<br />

auf knapp hundert<br />

Kilometern den Harz von Osterode<br />

nach Thale. Der Weg führt auch<br />

über den Brocken und durch den<br />

Nationalpark Harz.<br />

Bodetal Tourismus,<br />

Walpurgisstraße 37, 06502 Thale,<br />

Telefon 03947 776800<br />

E-Mail info@bodetal.de,<br />

www.bodetal.de<br />

15


NATURSCHUTZ<br />

16<br />

WESHALB<br />

WIR DIE<br />

VÖGEL<br />

BRAUCHEN<br />

Sie singen, düngen und verbreiten Pflanzen,<br />

beseitigen Aas und vertilgen Insekten, die uns<br />

unliebsam sind.<br />

Von Stefan Bosch


NATURSCHUTZ<br />

Gelegentlich lohnt es sich, grundsätzliche<br />

Fragen zu stellen und<br />

zu überdenken. BirdLife International<br />

hat unlängst die Frage aufgeworfen,<br />

weshalb wir die Vögel denn<br />

überhaupt brauchen – und mit sieben<br />

aufschlussreichen Statements beantwortet.<br />

Und das scheint nötiger denn<br />

je: So ist binnen weniger Jahrzehnte<br />

der Vogelbestand Nordamerikas einer<br />

Studie zufolge um fast drei Milliarden<br />

Vögel geschrumpft. Die Populationen<br />

in den Vereinigten Staaten und Kanada<br />

sind demnach seit 1970 um insgesamt<br />

29 Prozent zurückgegangen, berichten<br />

Forscher im Fachmagazin »Science«.<br />

Mehr als 90 Prozent des Rückgangs<br />

entfallen dabei auf zwölf weit verbreitete<br />

Vogelgruppen wie Sperlinge, Finken<br />

und Schwalben. Auch in Europa gibt<br />

es alarmierende Zahlen: Anfang 2019<br />

hatte der Nabu unter Verweis auf eine<br />

Zählung des European Bird Census<br />

Council vermeldet, dass die Bestände<br />

von Feldvögeln in den Jahren 1980 bis<br />

2017 europaweit um 56 Prozent zurückgegangen<br />

sind. Obendrein ist<br />

die Zahl der von Insekten<br />

lebenden Vögel in<br />

den vergangenen 25<br />

Jahren europaweit<br />

deutlich gesunken<br />

– durchschnittlich<br />

um ca.<br />

13 Prozent,<br />

laut einer im Fachjournal »Conservation<br />

Biology« veröffentlichten Studie.<br />

Von den Pinguinen in der Antarktis<br />

bis zum Kondor hoch droben in den<br />

Anden – Vögel sind fast überall auf der<br />

Welt zu Hause, und ohne sie wäre unser<br />

Planet nur schwer vorstellbar. Mit ihrem<br />

attraktiven Gefieder, Gesang und<br />

Verhalten berühren sie nicht nur unsere<br />

Seelen und beeinflussen auf vielfältigste<br />

Weise unsere Kultur. Vögel spielen auch<br />

als Dienstleister zentrale Rollen in nahezu<br />

allen Ökosystemen, auch zum Vorteil<br />

für unsere Gesundheit, Wirtschaft und<br />

Nahrungsmittelproduktion und zugunsten<br />

von Millionen anderer Arten. Kurzum:<br />

Wir brauchen Vögel dringend und<br />

viel mehr als sie uns!<br />

SCHÄDLINGE DEZIMIEREN<br />

Kohlmeise, Rauchschwalbe, Mönchsgrasmücke<br />

oder Mauersegler: Viele<br />

Vogelarten ernähren sich und ihre Brut<br />

mit Insekten und halten damit wirbellose<br />

Tiere in Schach. Man schätzt die<br />

von Vögeln weltweit vertilgte Menge<br />

an Insekten auf unvorstellbare 400 bis<br />

500 Millionen Tonnen pro Jahr. Ohne<br />

Vögel stünden wir – so mutmaßen<br />

die Vogelexperten – womöglich knöcheltief<br />

in Insekten, wie auch zwei Beispiele<br />

verdeutlichen: Zwei Drittel der<br />

Nahrung des Malaienseglers besteht<br />

aus Landwirtschafts-»Schädlingen«, und<br />

in amerikanischen Wäldern sorgt der<br />

Abendkernbeißer bei Ausbrüchen des<br />

Fichtenwurms (einer Raupe) für effektive<br />

Bekämpfung. Seine Leistung als biologischer<br />

Schädlingsbekämpfer wird<br />

mit über 1.800 Dollar pro Quadratkilometer<br />

beziffert. Auch<br />

in europäischen Wäldern<br />

nutzt man seit Jahrhunderten<br />

Nistkästen<br />

zur Ansiedlung<br />

von Insektenfressern<br />

wie<br />

17


NATURSCHUTZ<br />

Meisen, Fliegenschnäppern oder Kleibern<br />

zur gezielten Dezimierung von<br />

Forst-»Schädlingen«.<br />

EFFEKTIVE BESTÄUBER<br />

Meistens denken wir beim Blütenbestäuben<br />

an Bienen, Hummeln und andere<br />

Insekten. Aber auch viele Vogelarten<br />

leisten einen wichtigen Beitrag zur Bestäubung,<br />

zum Beispiel in Regionen in<br />

großen Höhen oder mit heißem Klima.<br />

Vor allem Kolibris und Honigfressern<br />

kommt dort große Bedeutung zu.<br />

In Afrika werden fast ein Viertel aller<br />

Salbeiarten von Vögeln bestäubt. Diese<br />

Pflanzen duften nicht, da sich Vögel<br />

an ihren Farben orientieren. Etwa fünf<br />

Prozent aller von Menschen für die Ernährung<br />

oder als Heilmittel genutzten<br />

Pflanzen verdanken Vögeln die Bestäubung.<br />

Drastisch verdeutlicht folgendes<br />

Beispiel die Zusammenhänge: 31 Arten<br />

von hawaiianischen Lobelioiden, einer<br />

auf diesen Inseln endemischen Pflanzengruppe,<br />

sind mit ihren bestäubenden<br />

Vogelarten ausgestorben.<br />

18<br />

ABRÄUMER-TRUPPE<br />

Vögel sind überaus nützliche Abräumer<br />

und Recycler. Kreisende Geier haben<br />

etwas Symbolisches und Sprichwörtliches.<br />

Nicht zu Unrecht, denn schon eine<br />

Stunde nach Eintritt des Todes sind sie<br />

als Gesundheitspolizei zur Stelle und<br />

räumen gründlich auf. Eine unschätzbare<br />

Dienstleistung, denn werden Kadaver<br />

langsam abgebaut, drohen Krankheitsausbrüche<br />

wie Tollwut oder Tuberkulose.<br />

Als in Asien die Geierpopulationen<br />

zusammenbrachen, nahm die Zahl an<br />

Wildhunden zu, und es breitete sich Tollwut<br />

aus, die auch unter Menschen schätzungsweise<br />

47.300 Todesopfer forderte.<br />

Die Lebensleistung eines Geiers als<br />

»Tatortreiniger« beläuft sich auf 11.600<br />

Dollar. In unseren Breiten stellen neben<br />

dem Bartgeier in den Alpen die Rabenvögel<br />

wie Rabenkrähen, Kolkraben und<br />

Elstern die Abräumer-Truppe, indem sie<br />

tote Kleintiere wie Mäuse, Igel, Schnecken<br />

und andere beseitigen.<br />

GEFIEDERTE SÄMÄNNER<br />

Vögel säen und pflanzen aktiv, indem sie<br />

Samen verbreiten. Aufgrund ihrer Mobilität<br />

tragen sie zur Ausbreitung von<br />

Samen bei, die sie fressen und mit dem<br />

Kot an anderer Stelle wieder absetzen.<br />

Manche Samen sind sogar erst nach der<br />

Passage eines Vogeldarmes keimfähig.<br />

Dieser Samentransport auf Schwingen<br />

kann helfen, Pflanzen in verwaiste oder<br />

in neue Gebiete zu verbringen. Vögel ha-


NATURSCHUTZ<br />

03 Der Tannenhäher verbreitet die<br />

Samen von verschiedenen Pflanzen.<br />

Alexandra Egli<br />

04 Die Nebelkrähe ernährt sich auch<br />

von Kadavern und ist quasi ein »Tatortreiniger«.<br />

/ Melvin Grey, Arco<br />

05 Austernfischer fressen Schnecken,<br />

die sonst dem Ökosystem schaden<br />

würden. / Matthias Entelmann<br />

ben damit weltweit erheblichen Anteil an<br />

der Gestaltung der Pflanzenwelt. In den<br />

Wäldern Neuseelands verbreiten Vögel<br />

die Samen von 70 Prozent der Pflanzen.<br />

Auf dem Palau-Archipel im Pazifik ist der<br />

Tui, eine Honigfresser-Art, nicht nur einer<br />

der größten Vögel, sondern zugleich<br />

der wichtigste Samenverbreiter auf der<br />

gesamten Inselkette. In unseren Breiten<br />

betätigen sich Drosseln, Rotkehlchen<br />

oder Eichel- und Tannenhäher als gefiederte<br />

Landschaftsgärtner, die mit der<br />

Verbreitung von Samen sich ihren und<br />

unseren Lebensraum mitgestalten.<br />

LANDSCHAFTSGESTALTER<br />

Entlegene großflächige Naturräume<br />

wie Wälder, Sümpfe, Wiesen oder Weideland<br />

nützen selbst weit entfernt davon<br />

lebenden Menschen, indem sie Kohlenstoff<br />

speichern, das Klima stabilisieren,<br />

Sauerstoff produzieren und Schadstoffe<br />

in Nährstoffe umwandeln. Ohne Vögel<br />

gäbe es viele dieser Ökosysteme nicht,<br />

denn Vögel unterhalten das anfällige<br />

Gleichgewicht zwischen Pflanzen und<br />

Pflanzenfressern, zwischen Beutegreifern<br />

und Beute. Als Beispiel für die oft<br />

komplexen und nicht auf den ersten Blick<br />

nahe liegenden Zusammenhänge gelten<br />

die südostamerikanischen Salzsümpfe.<br />

Dort wächst Schlickgras, das als Wasserfilter<br />

fungiert und die Küste vor Erosion<br />

schützt. Meeresschnecken würden das<br />

Schlickgras weitgehend abfressen, wenn<br />

Austernfischer, Brachvögel und Regenpfeifer<br />

sie nicht in Schach halten würden.<br />

NÄHRSTOFF-TRANSPORTER<br />

Seevögeln kommt eine Schlüsselrolle<br />

im Nährstoffkreislauf und der Düngung<br />

von Meeresökosystemen zu. Teils<br />

Hunderte Kilometern fliegen sie hinaus<br />

auf den Ozean, fangen dort Nahrung,<br />

und wenn sie zurückkehren, lagern sie<br />

den stark riechenden Guano (Kot) in<br />

ihren Kolonien ab. Dieser Vogelkot<br />

gelangt zurück ins Meer und düngt<br />

küstennahe Lebensgemeinschaften<br />

wie Korallenriffe mit Nährstoffen, die<br />

dort niemals hingelangen würden. Ein<br />

Negativbeispiel macht deutlich, was<br />

passiert, wenn dieser Nährstofffluss<br />

vom offenen Meer in die küstennahen<br />

Riffe unterbrochen wird: Auf jenen Inseln<br />

der Chagos-Archipel im Indischen<br />

Ozean, die frei von Beutegreifern sind,<br />

leben viele Seevögel und die Korallenriffe<br />

und Fische gedeihen, im Gegensatz<br />

zu jenen Inseln auf denen Ratten<br />

leben, die die Seevögel dezimieren.<br />

IDEEN FÜR FORSCHER<br />

Vögel regen seit Jahrhunderten Wissenschaftler<br />

zum Denken und zu neuen<br />

Ideen an. Die Galapagosfinken und<br />

Charles Darwins Evolutionstheorie<br />

sind ein Paradebeispiel dafür. Oder die<br />

Vogelberingung und moderne Telemetrie<br />

haben unsere Vorstellungen über<br />

Tierwanderungen revolutioniert. Auch<br />

die Bionik profitiert von der Vogelwelt<br />

und ihren über Millionen Jahre bewährten<br />

Techniken, seien es flugtechnische<br />

Aspekte in der Luftfahrt oder<br />

Reißverschlüsse, die nach dem Prinzip<br />

der Federn funktionieren. Techniker<br />

nutzen den Trick der Schleiereulen für<br />

geräuschloses Fliegen und haben nach<br />

dem Vorbild ihrer Federn geräuscharme<br />

Ventilatoren entwickelt. In der ökologischen<br />

Forschung sind Vögel ein perfektes<br />

Frühwarnsystem, um uns über den<br />

Zustand unseres Planeten und negative<br />

Veränderungen zu informieren. Ihr großer<br />

Vorteil ist, dass sie weit verbreitet<br />

und leicht zu beobachten sind und sehr<br />

rasch auf Umweltveränderungen reagieren.<br />

Vögel machen als »sensible Wächter«<br />

mit ihrem Rückgang auf Folgen von<br />

Umweltgiften, Landschaftsveränderungen<br />

oder den Klimawandel aufmerksam.<br />

TÜRÖFFNER ZUR NATUR<br />

BirdLife belässt es bei diesen sieben wesentlichen<br />

Punkten. Als leidenschaftlicher<br />

Vogelfreund könnte ich noch viele<br />

weitere Pluspunkte hinzufügen, die für<br />

den konsequenten Schutz gefiederter<br />

Biodiversität sprechen. Am wichtigsten<br />

wären vielleicht vor allem diese: Vögel<br />

schaffen Verständnis für die Umwelt. Sie<br />

sind Organismen, zu denen wir einen<br />

Bezug haben, die uns ansprechen, die<br />

wir leicht beobachten und ein Stück weit<br />

verstehen können. Fast täglich erhalte<br />

ich Anfragen, in denen sich Menschen<br />

nur aufgrund von Vogelbeobachtungen<br />

Gedanken über die Umwelt machen.<br />

Anhand von Vögeln kann man Zugang<br />

zur Natur finden und Zusammenhänge<br />

leichter verstehen lernen. Und die Vielfalt<br />

an Vogelarten, Körperbau und Lebensweisen<br />

lässt uns staunen, wie viele<br />

Antworten die Natur auf die Herausforderungen<br />

des Lebens gefunden hat.<br />

Unschätzbar ist der ästhetische<br />

Wert der Vögel! Mit Form, Gefiederfarbe,<br />

Gesang und Verhalten sprechen sie<br />

uns oft weit mehr an als fast alle anderen<br />

Tierarten – sei es das Abendlied der<br />

Amsel auf dem Dachfirst, ein kreisender<br />

Steinadler über schneebedeckten Gipfeln<br />

oder stoßtauchende Basstölpel im Atlantik:<br />

Vögel sind einfach atemberaubend,<br />

schön – und absolut unersetzlich!<br />

Nutzen Sie die Internet-Plattform<br />

www.<strong>naturgucker</strong>.de, um aktuelle<br />

Beobachtungen einzusehen oder selbst<br />

welche einzutragen!<br />

19


NATUR-BESTIMMUNG<br />

Verborgene<br />

SCHÖNHEITEN<br />

Die geheimnisvolle Welt der Zipfelfalter<br />

hat Andreas Kolossa gefesselt. Hier<br />

stellt er sieben heimische Arten vor.<br />

Text und Fotos von Andreas Kolossa<br />

42


NATUR-BESTIMMUNG<br />

ls Falter sind sie sehr selten zu se-<br />

da sich ihr Leben haupt-<br />

Ahen,<br />

sächlich in den Baumkronen abspielt.<br />

An heißen, schwülwarmen Tagen<br />

kommen sie gelegentlich auf den Boden,<br />

um Mineralien aufzunehmen. Selten<br />

kann man sie bei der Nektaraufnahme<br />

auf Blüten beobachten. Alle Zipfelfalter,<br />

außer dem Grünen Zipfelfalter, überwintern<br />

als Ei. Auf ihren Wirtsgehölzen<br />

lassen sie sich am besten im Winter als<br />

Eier nachweisen. Sieben Zipfelfalter-Arten<br />

kommen in der Eifel vor.<br />

BLAUER EICHEN-ZIPFEL-<br />

FALTER (Favonius quercus)<br />

Die Flügelspannweite der Falter beträgt<br />

20 bis 30 Millimeter. Meist halten sich<br />

die Tiere in den Baumkronen auf und<br />

sind daher schwer zu beobachten. Der<br />

Falter fliegt nur in einer Generation, die<br />

von Ende Juni bis Ende August erscheint.<br />

Er legt seine Eier an exponierten Eichen<br />

an den Blütenknospen ab. Die Eichen<br />

müssen sonnenbeschienen sein.<br />

KREUZDORN-ZIPFELFALTER<br />

(Satyrium spini)<br />

Er fliegt in einer Generation, die ab Ende<br />

Mai zu sehen ist, oft noch bis in den<br />

August hinein. Seine Eier findet man<br />

an krüppeligen Kreuzdornbüschen, die<br />

nicht höher als einen Meter sind und auf<br />

steinigem Untergrund stehen. Dadurch<br />

bekommen die Eier viel Wärme ab. Bevorzugter<br />

Ablageplatz sind die Astgabeln<br />

der jungen Triebe. Die Eier werden oft in<br />

großer Anzahl nebeneinander abgelegt,<br />

manchmal sind es sogar mehr als zehn<br />

Stück. Achten Sie draußen doch einmal<br />

bewusst auf diese Ei-Ansammlungen.<br />

NIERENFLECK-ZIPFELFAL-<br />

TER (Thecla betulae)<br />

Die Falter haben eine Flügelspannweite<br />

von 30 bis 40 Millimeter. Der Nierenfleck<br />

bringt nur eine Generation hervor,<br />

die von Ende Juli bis in den Oktober<br />

fliegt. Das Weibchen legt die Eier an jungen<br />

Schlehenbüschen oder anderen Prunus-Arten<br />

ab, meistens in einer Astgabel<br />

an frischen Trieben. Die Wirtsgehölze<br />

müssen zur Sonnenseite ausgerichtet<br />

sein. Die Eier sind sehr leicht zu finden,<br />

denn sie sind leuchtend weiß. Sie werden<br />

einzeln oder auch manchmal paarweise<br />

abgelegt.<br />

PFLAUMEN-ZIPFELFALTER<br />

(Satyrium pruni)<br />

Die Falter fliegen in einer Generation<br />

von Mitte Mai bis Ende Juli und legen<br />

ihre Eier auf windgeschützten, warmen<br />

Schlehenhecken und anderen Prunusarten<br />

ab, bevorzugt an älteren Zweigen.<br />

Die Raupe frisst die Blüten, seltener<br />

auch Blätter. Die Falter saugen gerne an<br />

Brombeeren und Holunder. An heißen,<br />

schwülen Tagen kommen sie auch, wie<br />

viele andere Zipfelfalter-Arten, auf den<br />

Boden, um Mineralien aufzunehmen.<br />

KLEINER SCHLEHEN-ZIPFEL-<br />

FALTER (Satyrium acaciae)<br />

Die Falter fliegen in einer Generation<br />

von Juni bis Juli. Von ihnen findet man<br />

die Eier auf kleinen Krüppel-Schlehen,<br />

die zur Sonnenseite ausgerichtet sind.<br />

Die Standorte der Krüppelschlehen<br />

müssen trocken oder sehr trocken sein.<br />

Die Weibchen bedecken die Eier nach<br />

der Ablage mit Afterwolle, die auf dem<br />

Foto gut zu sehen ist.<br />

ULMEN-ZIPFELFALTER<br />

(Satyrium w-album)<br />

Die Falter haben eine Flügelspannweite<br />

von 30 bis 40 Millimeter. Ihre Eier sind<br />

unverwechselbar, sehr flach und besitzen<br />

einen hellen, weißen, verzahnten Rand.<br />

Die Eier werden an blühfähigen Ulmen<br />

abgelegt, wie an Flatterulme, Bergulme<br />

und Feldulme. Er bringt nur eine Generation<br />

hervor, die von Mitte Juni bis<br />

Ende Juli/August fliegt.<br />

GRÜNER ZIPFELFALTER<br />

(Callophrys rubi)<br />

Die Flügelspannweite der Falter beträgt<br />

etwa 25 Millimeter. Der Grüne Zipfelfalter<br />

ist wegen seiner grünen Färbung<br />

mit keiner anderen Zipfelfalter-Art zu<br />

verwechseln. Die Eier werden unter<br />

anderem an Flügel und Färberginster<br />

abgelegt. Als einziger Zipfelfalter überwintert<br />

er nicht als Ei, sondern als Raupe.<br />

Diese frisst vor allem die Blüten und<br />

jungen Hülsen des Ginsters. Der Grüne<br />

Zipfelfalter bringt nur eine Generation<br />

hervor, die von März bis Juni/Juli fliegt.<br />

Links auf www.<strong>naturgucker</strong>.de<br />

Dies ist ein Typoblindtext. An ihm<br />

kann man sehen, ob alle Buchstaben da<br />

sind und wie sie aussehen<br />

Dies ist ein Typoblindtext. An ihm<br />

kann man sehen, ob alle Buchstben<br />

01 Der Grüne Zipfelfalter kann dank<br />

seiner auffälligen Farbe kaum mit<br />

anderen Arten verwechselt werden.<br />

‣ 02 Auf Blumenwiesen sind Zipfelfalter<br />

nur sehr selten anzutreffen. Sie<br />

bevorzugen das Leben in Baumkronen.<br />

Adobe Stock<br />

43


Blauer Eichen-Zipfelfalter<br />

44<br />

Kreuzdorn-Zipfelfalter<br />

Nierenfleck-Zipfelfalter


Pflaumen-Zipfelfalter<br />

45<br />

Ulmen-Zipfelfalter


NATURGUCKER.DE<br />

<strong>46</strong><br />

DIAGRAMME<br />

AUF NATURGUCKER.DE<br />

Diagramme zum jahreszeitlichen Auftreten und zur Höhenverbreitung<br />

von Arten sind jetzt abrufbar. Auch Wetterdaten<br />

lassen sich einblenden. Von Gaby Schulemann-Maier<br />

In den Artporträts auf <strong>naturgucker</strong>.<br />

de sowie in den Porträts unter Reich,<br />

Stamm, Klasse, Ordnung, Familie<br />

und Gattung lassen sich seit kurzem<br />

Diagramme zur Phänologie (Kunde der<br />

im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden<br />

Wachstums- und Entwicklungserscheinungen<br />

in der Natur) aufrufen.<br />

Damit ist nun eine Funktion wieder verfügbar,<br />

die es früher bereits gegeben hat,<br />

die dann aber infolge einer Aktualisierung<br />

erst einmal außen vor blieb.<br />

DATEN AUF EINEN BLICK<br />

Sie hat sehr viel zu bieten. Dem Nutzer<br />

stehen fünf unterschiedliche Darstellungsvarianten<br />

für die Beobachtungen<br />

zur Auswahl: Individuen tage- oder wochenweise,<br />

Individuen sowie Beobachtungen<br />

tage- oder wochenweise und die<br />

Höhenverbreitung. Letztere gibt Auskunft<br />

darüber, in welcher Höhe über<br />

dem Meeresspiegel die Beobachtungen<br />

gemacht wurden. Auf der Seite sind zwei<br />

Diagramme übereinander abgebildet, die<br />

einen Vergleich erlauben, wenn beispielsweise<br />

die Darstellungsvariante oder andere<br />

Parameter wie die Zeit mittels der<br />

zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten<br />

variiert werden. Die Filterfunktionen<br />

sind jeweils separat steuerbar, und<br />

es gibt hierfür je eine Bedienleiste pro<br />

Diagramm. Um Details aus den Säulendiagrammen<br />

abzulesen, fährt der Nutzer<br />

mit der Maus über einzelne Säulen.<br />

Dadurch erscheinen kleine Info-Fenster,<br />

in denen beispielsweise die Individuenzahl<br />

für einen bestimmten Tag vermerkt<br />

ist. Per Klick auf eine Säule lassen sich<br />

außerdem die dazugehörigen Beobachtungsdaten<br />

in Listenform unten auf der<br />

Seite anzeigen.<br />

TEMPERATUR UND<br />

NIEDERSCHLAG<br />

In die Diagramme können Wetterdaten<br />

eingeblendet werden. Abrufbar<br />

sind entweder Temperatur- oder Niederschlagsdaten,<br />

die als blaue Kurve in<br />

den Phänologiediagrammen erscheinen.<br />

Diese Kurven sind interaktiv, und<br />

per Mausklick außerdem Detailinformationen<br />

abrufbar. Meteostat.net stellt<br />

die Wetterdaten bereit, betrieben durch<br />

Christian Lamprecht. Durch die Kooperation<br />

zwischen ihm und <strong>naturgucker</strong>.de<br />

wird der Informationsgehalt der Beobachtungsdaten<br />

nun zusätzlich gesteigert.<br />

Ausführliche Beschreibungen der<br />

neuen Funktionen finden sich unter:<br />

<strong>naturgucker</strong>.info/<strong>naturgucker</strong>-tipps/<br />

hilfe-zu-artportraets/phaenologie.


LESERSEITE<br />

Unsere ExpertenTipps<br />

werden gesponsert von:<br />

RAUPE AUF BLUTWEIDERICH<br />

Sehr geehrte Naturfreunde, ich habe kürzlich<br />

bemerkt, dass sich eine sehr schöne<br />

Raupe auf meinem Blutweiderich auf dem<br />

Balkon eingenistet hat. Sie zeigt einen großen<br />

Appetit, aber weil sie so schön ist, wird<br />

sie geduldet. Können Sie mir bitte sagen, welcher<br />

Schmetterlingsart diese Raupe<br />

zugeordnet wird?<br />

Brigitta Alkins, München<br />

Dieter Schneider, NG-Fachbeirat:<br />

Es handelt sich um die Raupe der<br />

Ampfereule (Acronicta rumicis).<br />

Sie ist in der Tat eine unserer<br />

schönsten Raupen. Der Falter,<br />

der sich aus ihr entwickelt, ist<br />

hingegen absolut unscheinbar.<br />

Die Art ist weit verbreitet und<br />

nicht selten, was sicherlich auch<br />

daran liegt, dass sie hinsichtlich<br />

ihrer Lebensräume und Raupenpflanzen<br />

nur wenig spezialisiert<br />

ist, also ein weites Spektrum<br />

an Habitaten und Pflanzenarten<br />

nutzen kann. Zum Beispiel<br />

auch angepflanzten Blutweiderich<br />

im Balkonkasten. Sie bildet<br />

zwei Generationen im Jahr aus, die erste<br />

fliegt im Frühsommer und die zweite im<br />

Spätsommer. Überwinterungsstadium ist<br />

die Puppe.<br />

MYTERIÖSER PILZ<br />

Ich habe einen mir unbekannten Pilz auf<br />

einer Pflanze entdeckt. Er scheint nicht<br />

mit dem Untergrund verwachsen. Worum<br />

könnte es sich hier handeln?<br />

Ingrid Malsch<br />

Rita Lüder, NG-Fachbeirätin:<br />

Vermutlich handelt es sich um Hexenbutter<br />

(Fuligo septica), einen Schleimpilz,<br />

der auch Lohblüte genannt wird. Dafür<br />

spricht auch, dass er nicht mit dem Untergrund<br />

verwachsen ist. Er »kriecht« auf<br />

dem Substrat entlang, bis die Nahrung<br />

ausgeht oder es zu trocken wird, dann<br />

verwandelt er sich und bildet Sporen –<br />

wie alle Schleimpilze.<br />

MOSELTAL-ENTDECKUNG<br />

Wir sind begeisterte Leser Ihrer Zeitschrift<br />

und freuen uns schon auf die nächste Ausgabe.<br />

Auch<br />

die Seite »Ihre Briefe, Fragen und Mails« gefällt<br />

uns sehr. Nun haben wir selbst ein paar<br />

Fotos von Schmetterlingen, die uns auf unseren<br />

Wanderungen im Juni 2019 im Moseltal<br />

begegnet sind und deren Bestimmung uns<br />

Kopfzerbrechen bereitet. Können Sie uns verraten,<br />

was wir fotografiert haben?<br />

Franz-Hubert und Hildegard Esser<br />

Dieter Schneider, NG-Fachbeirat:<br />

Das erste Foto zeigt einen Malvendickkopffalter<br />

(Carcharodus alceae). Diese<br />

äußerst wärmeliebende Art ist in ihrem<br />

Vorkommen in Deutschland auf besonders<br />

wärmebegünstigte Gegenden beschränkt<br />

und passt somit gut ins Moseltal.<br />

Man findet die Falter vor allem an warmen,<br />

blütenreichen Hängen mit Trockenrasen,<br />

aber auch im Bereich sekundärer Lebensräume<br />

wie Kiesgruben oder Steinbrüchen<br />

kann die Art ein Auskommen finden. Sie<br />

bildet in Mitteleuropa zwei Generationen<br />

pro Jahr, die erste fliegt im Mai und Juni,<br />

die zweite folgt dann ab Mitte Juli und<br />

fliegt bis in den September. Wie der deutsche<br />

Name andeutet, entwickeln<br />

sich die Raupen der<br />

Art an Pflanzen aus der Familie<br />

der Malvengewächse,<br />

etwa der Moschusmalve<br />

oder der Wegmalve.<br />

Bei dem Falter auf<br />

dem zweiten Bild handelt<br />

es sich um einen bereits<br />

deutlich abgeflogenen<br />

Breitgebänderten Labkrautspanner<br />

(Epirrhoe<br />

galiata). Wie der Malvendickkopf<br />

ist auch dieser<br />

Blattspanner sehr wärmeliebend<br />

und deshalb<br />

nur in klimatisch besonders<br />

begünstigten<br />

Gegenden anzutreffen,<br />

auch wenn seine Raupennahrungspflanzen<br />

(Labkrautarten) viel<br />

weiter verbreitet sind.<br />

Auch er bildet zwei Faltergenerationen<br />

pro Saison, die man zwischen Juni<br />

und Oktober beobachten kann.<br />

47


NATUR-KIND<br />

Eine Aufgabe<br />

für die ganze Welt<br />

Das Stichwort »Klimawandel« hast du bestimmt schon oft gehört.<br />

Was bedeutet das eigentlich genau? Hier erklären wir, was mit<br />

unserem Planeten passiert.<br />

Von Thea Wittmann<br />

48<br />

Was ist Klima überhaupt?<br />

Dass das Klima sich verändert, ist<br />

nicht ungewöhnlich. Es gab Eiszeiten,<br />

in denen sich Gletscher bildeten und<br />

warme Perioden. Klima ist das Wetter<br />

über einen längeren Zeitraum hinweg.<br />

Und wenn sich das Wetter auf<br />

der Erde innerhalb eines sehr langen<br />

Zeitraums verändert, spricht man von<br />

einem Klimawandel.<br />

Warum ist<br />

Klimawandel schlecht?<br />

Normalerweise vollzieht sich der<br />

Wandel so langsam, dass man die Veränderungen<br />

nicht innerhalb einer Generation<br />

bemerkt. Pflanzen und Tiere<br />

haben genügend Zeit, sich anzupassen.<br />

Aber bei dem, was wir gerade<br />

erleben, ist das anders. Klimaforscher<br />

warnen: Das Klima auf der Erde verändert<br />

sich ziemlich schnell. In den<br />

letzten 100 Jahren ist es ungefähr<br />

0,8 Grad wärmer geworden. Bis zum<br />

Jahr 2100 rechnen die Experten damit,<br />

dass die Durchschnittstemperatur<br />

um bis zu 6,5 Grad steigt – wenn<br />

nichts dagegen getan wird. Aber<br />

schon ab zwei Grad wird es ungemütlich<br />

auf unserem Planeten.<br />

01 Für den Eisbären könnte es eng werden auf seiner Scholle. / AdobeStock


02 Wenn es wärmer wird, trocknen<br />

manche Gegenden aus. / AdobeStock<br />

Was sind die Folgen?<br />

Die Erwärmung sorgt nicht einfach dafür,<br />

dass es überall wärmer wird. Sie<br />

ist die Ursache für Wetterextreme.<br />

Jahrhundertfluten, Dürren und gigantische<br />

Wirbelstürme erwarten uns. Die<br />

ersten Auswirkungen können wir alle<br />

schon spüren. Die Jahre 2015 bis 2018<br />

waren die vier wärmsten seit Beginn<br />

der Messungen im 19. Jahrhundert. In<br />

Grönland, in der Arktis und Antarktis<br />

schmilzt das Eis, und dadurch steigt<br />

der Meeresspiegel, weil mehr flüssiges<br />

Wasser in die Ozeane gelangt.<br />

Wo liegt die Ursache?<br />

Schuld an der globalen Erwärmung ist<br />

nicht die Sonne, sondern vor allem wir<br />

Menschen. Denn wir produzieren sogenannte<br />

Treibhausgase. Das sind zum<br />

Beispiel Kohlendioxid (CO2), Methan<br />

(CH4), Ozon (O3) und Wasserdampf. Die<br />

Gase entstehen durch Abgase aus Autos,<br />

Stromkraftwerken, auftauende bisher<br />

gefrorene Böden in Sibirien und – ja,<br />

es stimmt – pupsende Rinder. Gase legen<br />

sich wie ein Mantel um die Erde,<br />

sie bilden unsere Atmosphäre. Wäre<br />

diese Schicht nicht da, dann wäre es<br />

eisig kalt und die Erde wäre ein einziger<br />

großer Schneeball. Das Problem ist<br />

aber, dass dieser Mantel die Sonnenstrahlen<br />

zwar rein-, aber nur zu einem<br />

kleinen Teil wieder hinaus ins Weltall<br />

lässt. Du kannst dir das vorstellen, als<br />

hättest du ein durchsichtiges Regencape<br />

an. Die Sonne scheint, du schwitzt<br />

– aber dein Cape lässt nur wenig Hitze<br />

wieder entweichen. So heizt sich die<br />

Erde immer mehr auf. Und alles, was<br />

CO2 erzeugt, zum Beispiel Fabriken,<br />

Heizungen, Autos und Flugzeuge, treibt<br />

die Erwärmung noch zusätzlich an, als<br />

ob du in ein Lagerfeuer hinein pustest.<br />

Methan ist ebenfalls so ein Treibhausgas.<br />

Das entsteht wie gesagt zum<br />

Beispiel bei der Viehhaltung durch das,<br />

was hinten aus der Kuh herauskommt …<br />

NATUR-KIND<br />

Sorgen um das Weltklima machen sich<br />

Forscher schon seit 40 Jahren. Passiert<br />

ist seitdem nur sehr wenig. Erst<br />

2015 wurde das Pariser Klimaabkommen<br />

getroffen. Diesen Vertrag haben<br />

195 Staaten der Welt unterzeichnet. Alle<br />

haben sich verpflichtet, den Temperaturanstieg<br />

deutlich unter zwei Grad<br />

zu begrenzen. Der Ausstoß an Treibhausgasen<br />

muss weniger werden. In den nächsten<br />

30 Jahren dürfen wir höchstens noch halb<br />

so viel Treibhausgase produzieren, bis zum Jahr<br />

2100 Schritt für Schritt gar keine mehr. Das<br />

wird nicht einfach. Strom muss umweltfreundlicher<br />

gewonnen werden, durch Windräder, Solarparks<br />

und Wasserkraft. Wir müssen Geothermik<br />

nutzen, Wärme aus tieferen Erdschichten. Fossile<br />

Brennstoffe wie Kohle, Erdöl und Benzin dürfen<br />

nicht mehr verheizt werden. Und wir brauchen<br />

völlig neue Technologien für Energie und Transport,<br />

an denen Forscher jetzt tüfteln.<br />

Allen ist klar: Es muss Regeln und einen klaren<br />

Zeitplan geben. Und auch unser Lebensstil muss<br />

sich verändern –<br />

zum Beispiel so:<br />

• Energie sparen.<br />

• Saisonales Obst und Gemüse<br />

aus der Region essen. Das<br />

muss nicht beheizt, bewässert<br />

und weit transportiert werden.<br />

• Weniger Fleisch essen – damit<br />

keine Wälder für große Viehweiden<br />

abgeholzt werden.<br />

• Mehr mit dem Fahrrad oder mit<br />

Bus und Bahn fahren.<br />

• Weniger Flugreisen unternehmen.<br />

• Elektrische Geräte wie Wäschetrockner<br />

möglichst wenig nutzen.<br />

49<br />

Das Zwei-Grad-Ziel


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50


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Dramatisch klingende Namen wie<br />

Liebeswurz, Geilwurz, Ständel, Narrenhoden<br />

und Pfaffenhödlein prägte<br />

der Volksmund für die blühenden<br />

Kleinode, die Orchideen, die im<br />

Frühjahr Griechenlands Strauchheide<br />

auf dem Peleponnes zum Leuchten<br />

bringen. Viele sehen von Weitem aus<br />

wie eine auf der Blüte sitzende Biene.<br />

Das ist auch Sinn der Sache, denn die<br />

Orchidee lockt mit diesem Trugbild<br />

Sandbienenmännchen an. Diese fallen<br />

auf die Täuschung herein, zumal<br />

die Blüte auch noch einen Duftstoff<br />

verströmt, der signalisiert: Hier sitzt<br />

ein Weibchen! Das Männchen landet<br />

und versucht eine Paarung.<br />

DIE SCHÖNE HALLIG<br />

Weit draußen im schleswig-holsteinischen<br />

Wattenmeer, am Rand zur offenen<br />

Nordsee, liegt ein zehn Hektar<br />

kleines Eiland: die Hallig Norderoog.<br />

Sie gehört ganz den Vögeln. Der Verein<br />

Jordsand schützt die kleine Insel<br />

mit ihrem riesigen Brutbestand von<br />

Brandseeschwalben.<br />

Weitere bedeutende<br />

Brutvögel auf der<br />

Hallig sind Austernfischer<br />

und Rotschenkel<br />

sowie Eiderenten<br />

und Brandgänse. Insgesamt<br />

kommen jedes<br />

Jahr bis zu 4.000 Küstenvogelpaare,<br />

um hier zu brüten.<br />

DIE WÜSTE LEBT !<br />

Wüsten sind für die meisten Tiere<br />

und Pflanzen Todeszonen. Doch es<br />

gibt dort im wahrsten Sinne des Wortes<br />

Oasen, in denen das Leben blüht.<br />

Auf der Erde sind etwa ein Fünftel<br />

der Landflächen Wüsten. Die Arabische<br />

Halbinsel besteht sogar zu 90<br />

Prozent daraus. Trotzdem beherbergen<br />

Wüsten nicht nur zu den Zugzeiten<br />

eine enorme Artenvielfalt an<br />

Vögeln. Inmitten der Wüsten und an<br />

ihren Rändern gibt es wahre Vogelmagnete:<br />

Oasen, Quellen und Wadis.<br />

Die geografische Lage der Halbinsel<br />

zwischen Europa, Afrika und Asien<br />

bedingt, dass hier Vogelarten aus<br />

drei verschiedenen zoogeografischen<br />

Regionen vorkommen.<br />

51


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