02.01.2020 Aufrufe

Inge Becher | Lautlose Stufen

Deutschland, 1939. Hella Arnold ist 10 Jahre alt, als sie eine rätselhafte Krankheit bekommt. Immer wieder muss sie für lange Zeit ins Krankenhaus, sie fehlt in der Schule und kann auch nicht, wie ihre Freundinnen, den Jungmädeln beitreten. Hella wird zur Außenseiterin, immer stärker wird ihre Lebenswelt eingeschränkt. Dabei möchte sie doch nur eines: dazugehören wie alle anderen. Mit 14 erfährt Hella von speziellen Kliniken, in denen schwerkranken Kindern wie ihr geholfen werden kann. Sie bittet den Chef­arzt des Krankenhauses um eine Überweisung dorthin. Als ihr Hausarzt und ihre Eltern davon hören, sind sie entsetzt: Denn aus diesen Kinderfachkliniken kam noch kein Kind lebendig zurück …

Deutschland, 1939. Hella Arnold ist 10 Jahre alt, als sie eine rätselhafte Krankheit bekommt. Immer wieder muss sie für lange Zeit ins Krankenhaus, sie fehlt in der Schule und kann auch nicht, wie ihre Freundinnen, den Jungmädeln beitreten. Hella wird zur Außenseiterin, immer stärker wird ihre Lebenswelt eingeschränkt. Dabei möchte sie doch nur eines: dazugehören wie alle anderen.
Mit 14 erfährt Hella von speziellen Kliniken, in denen schwerkranken Kindern wie ihr geholfen werden kann. Sie bittet den Chef­arzt des Krankenhauses um eine Überweisung dorthin. Als ihr Hausarzt und ihre Eltern davon hören, sind sie entsetzt: Denn aus diesen Kinderfachkliniken kam noch kein Kind lebendig zurück …

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Blusen, die sie auch unter der Woche anziehen dürfen.<br />

Hella freut sich auf den Jungmädeldienst. Sie nimmt sich<br />

einen von den Keksen, die die Mutter für den Besuch am<br />

Nachmittag gebacken hat. Zu ihrem Geburtstag kommen<br />

Tante Frieda und Onkel Peter aus Kapsberg herüber.<br />

Auf den lautlosen <strong>Stufen</strong> schleicht sie nach oben.<br />

»Viel Glück und viel Segen auf all deinen Wegen …»<br />

Hella ist noch einmal eingeschlafen, doch als unten gesungen<br />

wird, ist sie hellwach. Die Eltern und die Brüder<br />

singen ihr ein Ständchen. Hella läuft die Treppe hinunter.<br />

»Zehn, endlich zehn!«, jubelt sie und will gleich die<br />

Päckchen im Wohnzimmer auspacken.<br />

»Erst wird gefrühstückt.«<br />

Darauf besteht Hellas Mutter. Wenn jemand in der<br />

Familie Geburtstag hat, dann gibt es am Morgen schon<br />

Kuchen.<br />

Dann darf sie endlich die Geschenke auspacken. Sie<br />

greift nach dem weichen Päckchen, in dem sie ihre Uniform<br />

für die Jungmädel vermutet. Eigentlich war sie nur<br />

deshalb nach unten geschlichen, um zu sehen, ob es dabei<br />

ist. Sie reißt das dünne Papier ab. Aber es ist keine<br />

Uniform, es ist ein warmer Pullover. Hella ist enttäuscht.<br />

»Es ist ja noch kalt im März«, sagt Hellas Vater, der ihr<br />

die Enttäuschung ansieht.<br />

Hans schenkt ihr sein altes Taschenmesser. Er ist schon<br />

17, bald 18; er will das Abitur machen und geht in Osnabrück<br />

aufs Gymnasium. Weil er bei der Hitler-Jugend ist,<br />

hat er jetzt ein langes Fahrtenmesser. Unpraktisch zum<br />

Brotschneiden am Lagerfeuer, aber sehr beeindruckend.<br />

Jetzt darf Hella sein altes Messer haben. Von Karl be-<br />

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