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Schauspiegel Winter 2019/20

Hallo liebe Leser*innen, wir freuen uns, Ihnen den ersten Schauspiegel in seiner Online-Ausgabe zu präsentieren. Der Schauspiegel ist das Magazin für die Schauspielbranche und erscheint ab sofort quartalsweise. Jedes Heft hat einen eigenen Themenschwerpunkt. Für unsere Premiere haben wir das Thema Diversität gewählt – ein Thema, das momentan überall für Schlagzeilen sorgt und in aller Munde ist.

Hallo liebe Leser*innen,
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Für unsere Premiere haben wir das Thema Diversität gewählt – ein Thema, das momentan überall für Schlagzeilen sorgt und in aller Munde ist.

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Bühne<br />

Das andere Publikum liest kein Programmbuch<br />

mehr. Die entscheiden sich wahrscheinlich<br />

um 19 Uhr, ob sie um 19.30 Uhr nochmal ins<br />

Theater gehen wollen.<br />

Das sind andere Entscheidungsprozesse und das<br />

sind auch andere Kommunikationswege. Das kann<br />

über Instagram sein, das kann über Flyer sein, die<br />

man überhaupt nicht mehr erwartet. Da sind unterschiedliche<br />

Interessen und man muss sich da reinarbeiten,<br />

um zu verstehen, wie andere Personen und<br />

Gruppen kommunizieren.<br />

K. F.: Was können Sie bewegen und wie nachhaltig<br />

sind die Ergebnisse Ihrer Arbeit? Gibt es dazu Untersuchungen?<br />

Können Sie Erfolge vorweisen?<br />

I. B.: Als Beispiel: Das Stadtarchiv in Oberhausen<br />

ist ein kleines Archiv, hat immer super funktioniert<br />

und hat sich gedacht: „Okay, wir sind da für<br />

die Stadt Oberhausen und unsere Arbeit ist gut<br />

und schön“, aber sie haben sich mit der theoretischen<br />

Frage von Diversität nie richtig auseinandergesetzt.<br />

In dem Moment, in dem sie sich im<br />

gemeinsamen Prozess mit der ZAK NRW damit<br />

aktiv auseinandergesetzt haben, haben sie auch für<br />

sich festgestellt: „Die Oberhausener Bevölkerung<br />

hat sich in den letzten dreißig, vierzig Jahren sehr<br />

verändert. Unser Auftrag als Stadtarchiv ist es, alles<br />

zu archivieren, aber wir haben auch öffentliche<br />

Veranstaltungen und Aktivitäten und diese sind<br />

immer auf das traditionelle Publikum ausgerichtet,<br />

das wir immer versorgt haben. Wenn Oberhausen<br />

z. B. eine Bevölkerung mit vielleicht 40 Prozent bis<br />

50 Prozent diversem Hintergrund hat (ohne die genaue<br />

Zahl zu kennen), müssen wir vielleicht auch<br />

unser Programm ändern, wenn wir dieses Publikum<br />

auch erreichen wollen.“ Und das Stadtarchiv<br />

hat das getan.<br />

Ich finde auch das Schauspielhaus Bochum spannend.<br />

Das hat im letzten Jahr einiges ausprobiert,<br />

z.B. bei den Akteur*innen, das Ensemble hat sich<br />

verändert, die Art und Weise der Kommunikation<br />

hat sich verändert, man versucht auch im Personalbereich<br />

etwas zu verändern und nicht alle neuen<br />

Angebote sind gut angekommen. In der Presse<br />

waren sehr unterschiedliche Reaktionen darauf. Das<br />

muss man dann natürlich aushalten können. Auch<br />

die Politik muss das aushalten können, denn die<br />

Politik bestimmt teilweise die Förderung am Schauspielhaus.<br />

Es gibt leider kein Erfolgsrezept. Auch in<br />

der Wirtschaft ist das so, man probiert einiges aus,<br />

manches gelingt oder es gelingt ein bisschen, aber<br />

das nächste Mal dann nicht mehr. Wir müssen gemeinsam<br />

Mut haben, etwas auszuprobieren.<br />

K. F.: Jeden Tag stellt sich uns als Kulturinstitution<br />

die Frage: Wie können wir Menschen in der Zukunft<br />

noch an uns binden, die jünger sind, die keine<br />

biodeutschen Wurzeln haben, die meistens auch<br />

unter dem Radar von Kultureinrichtungen segeln,<br />

die vielleicht Nachwuchs suchen, aber an den falschen<br />

Stellen? Die Frage ist wirklich: Wie kommt<br />

man zusammen?<br />

I. B.: Ja, wie gesagt, viel ausprobieren und vor allem<br />

auch Fragen zulassen. Wir hatten vor einigen Wochen<br />

als Zukunftsakademie NRW eine informelle<br />

Runde mit Jugendlichen im Alter zwischen 17 und<br />

25 Jahren, die wir zusammengeführt haben. Diese<br />

kamen aus unterschiedlichen Bereichen. Einige sind<br />

noch in der Schule, andere sind schon in der Ausbildung<br />

als Theatermacher*innen und einige sind<br />

als Musiker*innen unterwegs. Die Veranstaltung<br />

dauerte nur zwei Stunden, in denen wir uns austauschen<br />

konnten, sie fragen konnten, wie sie kommunizieren,<br />

was ihnen wichtig ist, welche Themen<br />

sie beschäftigen. Und daraus konnten wir sehr interessante<br />

Schlussfolgerungen ziehen, wie man das<br />

Programm anders gestalten kann. Manchmal haben<br />

wir, auch ich persönlich, Angst: Das sind ja Jugendliche,<br />

die eine andere Perspektive haben, die wir<br />

nicht sofort verstehen. Einfach ein Gespräch zu führen<br />

und Fragen zu stellen, bringt schon eine Menge.<br />

Das fängt für die großen Häuser z.B. damit an:<br />

Wieso gründet man keinen Jugendbeirat, der<br />

viermal im Jahr zusammenkommt und gemeinsam<br />

auf das Programm schaut und Feedback<br />

dazu gibt?<br />

Das ist ziemlich harmlos, aber sehr direkt. Wie<br />

sieht es mit Jurys aus? In Nordrhein-Westfalen<br />

werden viele Fördergelder auf unterschiedlichen<br />

Ebenen über sogenannte Jurys weitervermittelt<br />

und -verteilt. Man stellt einen Antrag und es gibt<br />

eine Jury, die darüber diskutiert. Man kann auch<br />

schon dort anfangen, andere Jurymitglieder einzustellen,<br />

die nicht unbedingt nur sogenannte<br />

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